Wireless-Hart: Einfache Integration in bestehende Feldger¤te

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2 Heft S1/2012 Industrial Automation : Herr Hilz, Softing [1] hat sein Feldbus- bzw. Ethernet-Know- how nun bis in den Wireless-Hart- Bereich ausgeweitet. Wie beurteilen Sie die Verbreitung und Akzeptanz dieser noch relativ jungen drahtlosen Übertragungstechnik? T. Hilz:  Es ist richtig, wir sind seit über 30 Jahren in der drahtgestützten industriellen Kommunikation zuhau- se. Auf Basis dieses Know-hows ha- ben wir uns entschlossen, unser Port- folio um den Bereich Wireless zu er- weitern, weil wir für unsere Kunden sehr große Vorteile sehen. Nach einem etwas zögerlichen Start und anfänglicher Verunsicherung, zum Beispiel wegen konkurrierender Wireless-Standards und Zweifel an der Sicherheit und Zuverlässigkeit von Wireless-Geräten, ist derzeit eine starke Zunahme bei der Akzeptanz von drahtloser Datenübertragung spürbar. In der Zwischenzeit hat sich Wireless-Hart als Standard etabliert. Es entstehen mehr und mehr Anwen- dungsfälle damit und Anlagenbetrei- ber weltweit erkennen die Vorteile dieser Technologie, was sich auch auf die Nachfrage bei uns auswirkt. Laut einer ARC-Studie aus dem letzten Herbst nimmt Wireless-Hart eine füh- rende Stellung ein, was standardisier- te Wireless-Protokolle in der Verfah- renstechnik angeht. Regionale Schwerpunkte in Europa und Nordamerika sind zwar momen- tan erkennbar, aber auch unsere Ver- triebsniederlassung in Japan bei- spielsweise berichtet von zunehmen- den Anfragen in Bezug auf Wireless- Hart. Hier lässt sich allerdings noch ergänzend feststellen, dass die Ver- breitung von Hart traditionell in Ja- pan eher schwach ist, und hier bei den teils in die Jahre gekommenen Anla- gen, ein wachsender Bedarf an digita- len Geräten besteht. : Welche Produkte bieten Sie derzeit zum Thema Wireless-Hart an? T. Hilz:  Das Kerngeschäft von Sof- ting ist seit jeher die Integration von industrieller Kommunikationstechno- logie für Geräte- und Systemher- steller. Konsequenterweise bieten wir mit dem WD-H nun ein Kommunika- tionsmodul für die Integration von Wireless-Hart in Feldgeräte für die Verfahrenstechnik an. Das WD-H zeichnet sich unter anderem durch seine umfassenden Zertifizierungen und die hohe Qualität des Stacks aus, der auf dem bekannten „WiTECK“- Stack basiert. Als eines der Grün- dungsmitglieder des „WiTECK“-Kon- sortiums [1] konnten wir aus erster Hand erfahren, welche Anforderun- gen an den Stack gestellt werden. Daneben war es für uns entschei- dend, bei der Entwicklung des Funkmoduls Standardkompo- nenten zu verwenden und bei der Übertragung von Daten eine größt- mögliche Reich- weite zu ge- währleis- ten. Wir bieten darüber hinaus ein Wireless-Hart- Starter-Kit an, das Ein- steigern eine Evaluierung von Wireless-Hart ermöglicht und die Integration unseres Moduls in die Kundenapplikation unterstützt. Hier- bei haben wir neben der Benutzer- freundlichkeit großen Wert auf die Praxistauglichkeit gelegt. : Vor welchem Hintergrund er- folgte dieser Produktfokus und wie ist die bisherige Kundenresonanz, zum einen auf das Starter-Kit und zum anderen auf das Modul? T. Hilz:  Softing stellt passgenaue Kommunikationslösungen zur Verfü- gung. Das gibt dem Kunden die Mög- lichkeit, sich auf seine Kernkompe- tenz, zum Beispiel die Sensorik, zu konzentrieren. In einem ersten Schritt haben wir uns ganz bewusst auf die Entwick- Bild 1. Das Wireless-Hart- Modul WD-H von Softing ermöglicht Anwendern die einfache Integration von drahtloser Daten- übertragung in existierende Feldgeräte und erfüllt dabei alle Anforderungen der modernen Prozessautomatisierung Wireless-Hart: Einfache Integration in bestehende Feldgeräte Nach einigen Anlaufschwierigkeiten etabliert sich die Funk- technologie, zum Beispiel Wireless-Hart, in der Prozess- industrie immer weiter. Um Anwendern die Integration dieser Funktechnologie in existierende Feldgeräte zu erleichtern, haben die Kommunikationsspezialisten von Softing ein Wireless-Hart-Modul auf den Markt gebracht. Über Details und Hintergründe dazu informiert Produktmanager Thomas Hilz im Interview. Darüber hinaus gibt er Einblicke in den Wireless-Hart-Markt und -Standard. Inge Hübner

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Industrial Automation

: Herr Hilz, Softing [1] hat sein Feldbus- bzw. Ethernet-Know-how nun bis in den Wireless-Hart-Bereich ausgeweitet. Wie beurteilen Sie die Verbreitung und Akzeptanz dieser noch relativ jungen drahtlosen Übertragungstechnik?

T. Hilz: Es ist richtig, wir sind seit über 30 Jahren in der drahtgestützten industriellen Kommunikation zuhau-se. Auf Basis dieses Know-hows ha-ben wir uns entschlossen, unser Port-folio um den Bereich Wireless zu er-weitern, weil wir für unsere Kunden sehr große Vorteile sehen.

Nach einem etwas zögerlichen Start und anfänglicher Verunsicherung, zum Beispiel wegen konkurrierender Wireless-Standards und Zweifel an der Sicherheit und Zuverlässigkeit von Wireless-Geräten, ist derzeit eine starke Zunahme bei der Akzeptanz von drahtloser Datenübertragung spürbar. In der Zwischenzeit hat sich Wireless-Hart als Standard etabliert. Es entstehen mehr und mehr Anwen-dungsfälle damit und Anlagenbetrei-ber weltweit erkennen die Vorteile dieser Technologie, was sich auch auf die Nachfrage bei uns auswirkt. Laut einer ARC-Studie aus dem letzten Herbst nimmt Wireless-Hart eine füh-rende Stellung ein, was standardisier-te Wireless-Protokolle in der Verfah-renstechnik angeht.

Regionale Schwerpunkte in Europa und Nordamerika sind zwar momen-tan erkennbar, aber auch unsere Ver-triebsniederlassung in Japan bei-spielsweise berichtet von zunehmen-

den Anfragen in Bezug auf Wireless-Hart. Hier lässt sich allerdings noch ergänzend feststellen, dass die Ver-breitung von Hart traditionell in Ja-pan eher schwach ist, und hier bei den teils in die Jahre gekommenen Anla-gen, ein wachsender Bedarf an digita-len Geräten besteht.

: Welche Produkte bieten Sie derzeit zum Thema Wireless-Hart an?

T. Hilz: Das Kerngeschäft von Sof-ting ist seit jeher die Integration von industrieller Kommunikationstechno-logie für Geräte- und Systemher-steller. Konsequenterweise bieten wir mit dem WD-H nun ein Kommunika-tionsmodul für die Integration von Wireless-Hart in Feldgeräte für die

Verfahrenstechnik an. Das WD-H zeichnet sich unter anderem durch seine umfassenden Zertifizierungen und die hohe Qualität des Stacks aus, der auf dem bekannten „WiTECK“-Stack basiert. Als eines der Grün-dungsmitglieder des „WiTECK“-Kon-sortiums [1] konnten wir aus erster Hand erfahren, welche Anforderun-gen an den Stack gestellt werden. Daneben war es für uns entschei-dend, bei der Entwicklung des

Funkmoduls Standardkompo-nenten zu verwenden und

bei der Übertragung von Daten eine größt-

mögliche Reich-weite zu ge-

währleis-ten.

Wir bieten darüber hinaus

ein Wire less-Hart-Starter-Kit an, das Ein-

steigern e ine Evaluierung von Wire less-Hart ermöglicht und

die Integra tion unseres Moduls in die Kundenapplikation unterstützt. Hier-bei haben wir neben der Benutzer-freundlichkeit großen Wert auf die Praxistauglichkeit gelegt.

: Vor welchem Hintergrund er-folgte dieser Produktfokus und wie ist die bisherige Kundenresonanz, zum einen auf das Starter-Kit und zum anderen auf das Modul?

T. Hilz:  Softing stellt passgenaue Kommunikationslösungen zur Verfü-gung. Das gibt dem Kunden die Mög-lichkeit, sich auf seine Kernkompe-tenz, zum Beispiel die Sensorik, zu konzentrieren.

In einem ersten Schritt haben wir uns ganz bewusst auf die Entwick -

Bild 1. Das Wireless-Hart-Modul WD-H von Softing

ermöglicht Anwendern die einfache Integration von drahtloser Daten-übertragung in existierende Feldgeräte und erfüllt dabei alle Anforderungen der modernen Prozessautomatisierung

Wireless-Hart: Einfache Integration in bestehende Feldgeräte

Nach einigen Anlaufschwierigkeiten etabliert sich die Funk­technologie, zum Beispiel Wireless­Hart, in der Prozess­industrie immer weiter. Um Anwendern die Integration dieser Funktechnologie in existierende Feldgeräte zu erleichtern, haben die Kommunikationsspezialisten von Softing ein Wireless­Hart­Modul auf den Markt gebracht. Über Details und Hintergründe dazu informiert Produktmanager Thomas Hilz im Interview. Darüber hinaus gibt er Einblicke in den Wireless­Hart­Markt und ­Standard.

Inge Hübner

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lung eines Embedded-Wireless-Hart-Moduls konzentriert, da das Angebot der Modulanbieter momentan eher überschaubar ist. Unsere Erfahrung und Expertise, beispielsweise bei der Integration der Module in die Feld-geräte, erleichtert den Kunden die Entwicklung kompletter Wireless-Hart-Feldgeräte. Wir wollen unseren Kunden eine auf Praxiserfahrung basierende, leistungsstarke Alterna-tive bieten.

Wir haben im Winter letzten Jahres offiziell unsere Wireless-Hart-Pro-dukte am Markt eingeführt und ver-zeichnen nun schon im ersten Quartal 2012 ein starkes Interesse am WD-H und am Starter Kit. Für Letztgenann-tes konnten wir bereits einige inte-ressante, zum Teil internationale Kun-den gewinnen. Das Feedback ist durchweg positiv und bestärkt uns darin, den beschrittenen Weg weiter-zugehen.

: Werden weitere Entwicklun-gen zur Hannover Messe vorgestellt?

T. Hilz:  Nach meiner Kenntnis ist Softing weltweit der einzige Anbieter, der sowohl in der Prozess- als auch in der Fertigungsautomatisierung zu Hause ist.

Daher zeigen wir auf der Hannover Messe neben unseren Produkten aus dem Bereich Wireless-Hart auch Pro-dukte, die auf anderen Technologien basieren. Dies umfasst neben Profibus und Profinet beispielsweise auch OPC, Foundation Fieldbus und verschiede-ne Realtime-Ethernet-Protokolle. Be-sonders hervorzuheben ist unser FBK-2, das gleichzeitig neben der In-tegration von Foundation Fieldbus auch die Integration von Profibus PA in das Feldgerät umfasst und somit dem Kunden größtmögliche Flexibili-tät gewährt. Weiterhin möchte ich da-rauf hinweisen, dass wir kürzlich mit dem RTEM ein äußerst leistungsstar-kes Realtime-Ethernet-Modul am Markt eingeführt haben, das unseren Kunden durch seine universelle Hard-ware eine größtmögliche Investitions-sicherheit bietet.

: Welchen Fokus setzen Sie bei weiteren Entwicklungen zum Thema Wireless-Hart?

T. Hilz: Softing setzt seit jeher auf den Einsatz und die Entwicklung von Standards, was bei unseren Kun-den zu größtmöglicher In-teroperabilität führt. Dies zeigt sich

unter anderem darin, dass wir alle Stacks im eigenen Haus haben, was meiner Einschätzung nach einzigartig ist. Für uns steht der Mehrwert des Kunden stets im Mittelpunkt. Deshalb versuchen wir, unser Know-how für zukunftssichere Produkte einzusetzen, die funktionelle Vorteile bereithalten. In diesem Zusammenhang haben wir uns zum Ziel gesetzt, den Umständen entsprechend leicht zu verstehende Produkte zu entwickeln, die darüber

hinaus einfach zu integrieren und zu bedienen sind.

: Sie erwähnten bereits, dass Sie Mitglied im „WiTECK“-Konsor-tium sind. Bitte geben Sie einen kurzen Einblick in den aktuellen Tä-tigkeitsstand. Welchen Part nimmt Softing innerhalb des Konsortiums ein?

T. Hilz:  „WiTECK“ steht für Wire-less Industrial Technology Konsor-tium. Dabei handelt es sich um eine offene Non-Profit-Organisation zur hersteller- und plattformunabhängi-gen Implementierung von drahtlosen Standards für die Prozess- und Fabrik-automation. Hier haben sich führende Firmen der Verfahrenstechnik zusam-mengeschlossen, deren Ziel es ist, eine zuverlässige, kostengünstige und qua-litativ hochwertige Alternative zu bis-her etablierten Wireless-Standards zu entwickeln und seinen Mitgliedern zur Verfügung zu stellen.

Softing nimmt als offizieller Licen-sing Agent eine Sonderrolle ein. Zum

einen erledigen wir die ei-gentliche Entwicklungs-

und Programmierar-beit, wofür uns

„WiTECK“ die Erlaubnis

gewährt, die ursprüngliche Soft-

ware zu modifizieren, zu portieren, zu erweitern

und eigenständig zu vermarkten. Zum anderen fungieren wir damit als eine Art Zwischenhändler oder Makler, der Lizenzen an Nicht-Mit-glieder verkaufen darf.

Literatur[1] Softing Industrial Automation GmbH, Haar:

www.softing-ia.de[2] WiTECK (Wireless Industrial Technology

Konsortium): witeck.org

Halle 9, Stand C33

Bild 3. Ein weiteres Highlight aus der Softing-Produkt- palette: das FBK-2. Es bietet eine schnelle Lösung zur Integration von Foundation Fieldbus H1 und Profibus PA in Feldgeräte

Bild 2. Thomas Hilz ist als Produktmana-ger bei der Softing Industrial Automation GmbH in Haar beschäftigt. Er ist für die Entwicklung und die internationale Markt-einführung von Produkten in den Berei-chen Wireless-Hart und HART verantwort-lich. Darüber hinaus ist T. Hilz aktives Mitglied in verschiedenen Arbeitsgruppen der Feldbusorganisationen