Wirkungen von KULAP-Maßnahmen auf den … · Bayern: über 90% des Trinkwassers aus Grundwasser...
Transcript of Wirkungen von KULAP-Maßnahmen auf den … · Bayern: über 90% des Trinkwassers aus Grundwasser...
Biogastag Triesdorf, 16. Januar 2018
Philipp Mennig
Wirkungen von KULAP-Maßnahmen auf den Grundwasserschutz
Technische Universität München | Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie landw. Betriebe | WZW
Stand der Wissenschaft
Indikator: Nitrat im Grundwasser
KULAP-Maßnahmen zum Wasserschutz und deren Bewertung (2000-2016)
Einflussfaktoren außerhalb der Landnutzung
Fazit
2
Wirkungen von KULAP-Maßnahmen auf den Grundwasserschutz
Philipp Mennig (TUM) | Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie landw. Betriebe | WZW
Zusammenhang zwischen (intensiver) landwirtschaftlicher Nutzung und Grundwasserbelastung mit Nitrat und
Rückständen von Pflanzenschutzmitteln wissenschaftlich belegt:
Gölz-Huwe et al. (1989), Deutschland
Oenema et al. (1998), Niederlande
Burt et al. (1993), Großbritannien
Kronvang et al. (1995), Dänemark
Dubrovsky et al. (2010), USA
Fisher et al. (2018), USA
Aber: kein klarer 1:1-Zusammenhang, da zusätzliche Einflussfaktoren berücksichtigt werden müssen
4
Stand der Wissenschaft
Philipp Mennig (TUM) | Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie landw. Betriebe | WZW
Seit 1991: EU Nitratrichtlinie (91/676/EWG)
Ziel: Verbesserung der Wasserqualität durch Verringerung von Nitrateinträgen => Düngeverordnung
Für Grundwasser: Grenzwert 50 mg Nitrat (NO3-) je Liter
Seit 2000: EU Wasserrahmenrichtlinie (WRRL, 2000/60/EG)
Ziel: „guter Zustand" aller Wasserkörper bis 2015 (mit Ausnahmen bis 2027) => Wasserhaushaltsgesetz
Für Grundwasser: guter chemischer (Schadstoffkonzentrationen) und mengenmäßiger Zustand
Seit 2006: EU Grundwasserrichtlinie (GWRL, 2006/118/EG)
Ziel: u.a. Definition von Grundwasserqualitätsstandards => Grundwasserverordnung
Für Grundwasser: guter chemischer (Schadstoffkonzentrationen)
5
Indikator: Nitrat im Grundwasser
Philipp Mennig (TUM) | Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie landw. Betriebe | WZW
6
Indikator: Nitrat im Grundwasser
Philipp Mennig (TUM) | Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie landw. Betriebe | WZW
Bayern: über 90% des Trinkwassers aus Grundwasser gewonnen
Gefahr: schlechter chemischer Zustand
=> Stickstoffverbindungen (im Wesentlichen Nitrat) und Pflanzenschutzmittel im Fokus
Nitrat (NO3-) wird als Stickstoffverbindung in Form von organischen und mineralischen
Düngemitteln ausgebracht oder durch Nitrifikation gebildet (z.B. Umwandlung von Ammonium in
Gärresten)
Anteil, den Pflanzen nicht verbrauchen und der im Boden nicht durch Denitrifikation abgebaut wird,
gelangt als Nitrat ins Grundwasser
Nitrat kann im Körper in Nitrosamine umgewandelt werden; bei Säuglingen kann es dadurch zu
einer Störung des Sauerstofftransports kommen (Methämoglobinämie)
7
Indikator: Nitrat im Grundwasser
Philipp Mennig (TUM) | Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie landw. Betriebe | WZW
In Folge natürlicher Mineralisierungsprozesse und Einträge aus der Atmosphäre (Deposition)
findet auch bei nicht bewirtschafteten Flächen ein gewisser Nitrateintrag in das Grundwasser statt
=> Nitratgehalte von bis zu 10 mg/l durch natürliche Prozesse (Panno et al. 2006, LfU 2017)
Neben atmosphärischen Stickstoffeinträgen, die v.a. aus Verkehr, Industrie und Landwirtschaft
stammen, sind auch punktuelle Einträge möglich
Auch bei guter Düngepraxis sind Austräge aus landwirtschaftlich genutzten Böden
unvermeidbar. Sie müssen aber auf ein verträgliches Maß begrenzt werden.
8
Indikator: Nitrat im Grundwasser
Philipp Mennig (TUM) | Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie landw. Betriebe | WZW
Höhe der Nitratkonzentration hängt von
mehreren Faktoren ab:
Belastung durch die Landnutzung im
Einzugsgebiet einer Messstelle
regionale hydrogeologische
Bedingungen (z.B.
Grundwasserflurabstand und
Fließgeschwindigkeit)
Niederschlag
Art der Grundwasserüberdeckung und
hydrochem. Bedingungen: bei
Untergrundpassage kann Nitrat bei
geeigneten Bedingungen abgebaut
werden (Denitrifikation)
Schutzfunktion der
Grundwasserüberdeckung (Bodenart)
9
Indikator: Nitrat im Grundwasser
Philipp Mennig (TUM) | Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie landw. Betriebe | WZW
Ausgewählte Ergebnisse der Förderperioden 2000-2006, 2007-2013, 2014-2020
10
KULAP-Maßnahmen zum Wasserschutz und deren Bewertung (2000-2016)
Philipp Mennig (TUM) | Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie landw. Betriebe | WZW
Förderperiode
2000-2006
Förderperiode
2007-2013
Förderperiode
2014-2020
Fördermittel (€) 910.284.378* 959.093.515** 55.392.142***
Geförderte Fläche (ha) 869.443* 1.174.775** 56.620***
Einbezogene
Maßnahmen
Ökologischer Landbau,
Extensive/Mehrgliedrige
Fruchtfolge, Grünlandprämie
Stufe B, Extensive
Weidenutzung, Verzicht auf
jegliche Düngung
und chemische PSM,
Umwandlung von Ackerland
in Grünland, Mulchsaat,
Winterbegrünung,…
Ökologischer Landbau,
Grünlandextensivierung,
Extensive/Vielfältige
Fruchtfolge,
Winterbegrünung, Mulchsaat,
Emissionsarme Ausbringung
von Wirtschaftsdünger,
Grünstreifen zum Gewässer-
und Bodenschutz,…
Extensive Grünlandnutzung
entlang von Gewässern und
sonstigen sensiblen Gebieten,
Grünstreifen zum Gewässer-
und Bodenschutz, Extensive
Teichwirtschaft, Verzicht auf
Intensivfrüchte in
wasserwirtschaftlich sensiblen
Gebieten
*ohne
Altmaßnahmen
aus der
vorangegangenen
Förderperiode,
Stand Dez. 2008
**inkl.
Altmaßnahmen
aus der
vorangegangenen
Förderperiode,
Stand Oktober
2015
***inkl.
Altmaßnahmen
aus der
vorangegangenen
Förderperiode,
Stand Oktober
2017
Förderschwerpunkte für KULAP-Maßnahmen mit Primäreffekt Wasserschutz 2016 in EUR je ha LF
11
KULAP-Maßnahmen zum Wasserschutz und deren Bewertung (2000-2016)
Philipp Mennig (TUM) | Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie landw. Betriebe | WZW
Quelle: InVeKoS, eigene Darstellung
Stickstoffsalden auf Hoftorbasis in untersuchten Betrieben 2005 (links), Aufwendungen für Düngemittel (rechts)
12
KULAP-Maßnahmen zum Wasserschutz und deren Bewertung (2000-2016)
Philipp Mennig (TUM) | Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie landw. Betriebe | WZW
K33: Grünlandprämie Stufe A, K34: Grünlandprämie Stufe B,
K31: Extensive Fruchtfolge, K14: Ökologischer Landbau
Quelle: Eigene Berechnungen
Schwerpunktregionen von Acker- und Grünlandmaßnahmen anhand der Auszahlungsbeträge auf Gemeindeebene 2012 (links, Mitte) und
Nitratkonzentration im Grundwasser 2012 (rechts)
13
KULAP-Maßnahmen zum Wasserschutz und deren Bewertung (2000-2016)
Philipp Mennig (TUM) | Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie landw. Betriebe | WZW
Quelle: InVeKoS, eigene Darstellung
Quelle:
LfU (2014)
N-Flächenbilanz (kg N ha-1 a-1) im Durchschnitt der Jahre 2009-2011 (links), Viehbesatz auf Gemeindeebene 2016 (Mitte), Nitratbelastung des
Grundwassers 2016 (rechts)
14
KULAP-Maßnahmen zum Wasserschutz und deren Bewertung (2000-2016)
Philipp Mennig (TUM) | Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie landw. Betriebe | WZW
Quelle: InVeKoS, eigene Darstellung Quelle: Daten des WRRL-Messnetzes, eigene DarstellungQuelle: Daten Bach (2010), Grafik
Umweltbundesamt (2014)
Wie kann der Beitrag von KULAP-Maßnahmen also bewertet werden?
Konkrete Aussagen sind ohne enormen Aufwand schwer bis unmöglich zu treffen, denn:
Datenverfügbarkeit begrenzt (Grundwassereinzugsgebiete, Flächennutzung,…)
Verunreinigungen sind Verursacher nicht eindeutig zuordenbar, da Wasser im Grundwasserleiter
fließt
Bei gleichzeitiger Intensivierung andernorts tritt trotz KULAP keine Verbesserung der
Grundwasserqualität ein
Geförderte Fläche allein kein ausreichender Indikator für Wirkung der Maßnahme
Geochemische und geophysikalische Prozesse in der Grundwasserüberdeckung nicht
beobachtbar und vom Landwirt nicht beeinflussbar
Regionale Unterschiede in Grundwasserqualität nicht einzig und allein auf Art der
landwirtschaftlichen Nutzung zurückzuführen.
15
KULAP-Maßnahmen zum Wasserschutz und deren Bewertung (2000-2016)
Beispiel eines Grundwasserleiters (Quartär: Talschotter/Schotterflächen)
16
Einflussfaktoren außerhalb der Landnutzung
Philipp Mennig (TUM) | Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie landw. Betriebe | WZW
Quelle: LfU (2017)
Grundwasserflurabstand:
Grundwasser in
unterschiedlicher
Bodentiefe beeinflusst
Dauer bis
Sickerwasser ins
Grundwasser gelangt
=> Auswirkungen
heutiger Nutzung evtl.
erst Jahre später
bemerkbar
Bodenart und Art der
Grundwasserüberdeckung:
z.B. höherer Nitrateintrag bei
durchlässigen, gering mächtigen
Böden
bestimmte Untergrundarten (Zehrung
von Sauerstoff sowie Vorhandensein von
organischen Anteilen oder sulfidhaltigen
Mineralien) bauen Nitrat bei
Untergrundpassage ab => Sättigung
über die Jahre
Fließgeschwindigkeit
Mittlere jährliche Niederschlagssumme im Zeitraum 1971–2000 (links) und Schutzfunktion der Grundwasserüberdeckung (rechts)
17
Einflussfaktoren außerhalb der Landnutzung
Philipp Mennig (TUM) | Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie landw. Betriebe | WZW
Quelle: LfU (2017)Quelle: DWD (2017)
Bei geringer
Niederschlags-
menge wird
nitrathaltiges
Bodenwasser nur
wenig verdünnt
=> höhere
Nitratgehalte
Wasser als öffentliches Gut => besondere Verpflichtung des Landwirts bei Wasserschutz
Nitrateinträge müssen durch gute Düngepraxis auf verträgliches Maß reduziert werden
KULAP-Maßnahmen dienen der Verringerung des Betriebsmitteleinsatzes und verringern somit die
Möglichkeit von Auswaschungen
Tatsächliche Wirkung von KULAP-Maßnahmen aufgrund Vielzahl unbeobachtbarer Faktoren
schwer zu ermitteln
Regionale Unterschiede in Grundwasserqualität sind auch unterschiedlichen Standortbedingungen
geschuldet
18
Fazit
Philipp Mennig (TUM) | Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie landw. Betriebe | WZW
19
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Philipp Mennig (TUM) | Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie landw. Betriebe | WZW
ART (2008). Ex post-Bewertung von Programmen des Plans zur Entwicklung des ländlichen Raums in Bayern im Zeitraum 2000 bis 2006. Triesdorf: ART.
ART (2016). Ex post-Bewertung des Bayerischen Zukunftsprogramms Agrarwirtschaft und Ländlicher Raum 2007-2013 (BayZAL). Triesdorf: ART.
ART (2017). Beitrag zum Durchführungsbericht 2016. Bewertung des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum in Bayern 2014-2020 (EPLR Bayern 2020). Maßnahmenspezifische
Bewertung. Triesdorf: ART.
Biogas Forum Bayern (2012). Biogasgärreste. Einsatz von Gärresten aus der Biogasproduktion als Düngemittel. Freising: LfL.
Europäische Kommission (2010). Die Nitrat-Richtlinie der EU. Brüssel: Europäische Kommission.
Gölz-Huwe, H., Simon, W., Huwe, B. & R. van Der Ploeg (1989). „Zum jahreszeitlichen Nitratgehalt and zur Nitratauswaschung von landwirtschaftlich genutzten Böden in Baden-
Württemberg.“ Journal of Plant Nutrition and Soil Science. 152. 273-280.
Lawniczak, A., Zbierska, J., Nowak, B., Achtenberg, K., Grzeskowiak, A. & K. Kanas (2016). „Impact of agriculture and land use on nitrate contamination in groundwater and running waters in
central-west Poland.“ Environ. Monit. Assess. 188. 172.
LfU (2017). Nitrat im Grundwasser. URL: https://www.lfu.bayern.de/umweltdaten/indikatoren/umwelt_gesundheit/nitrat_im_grundwasser/index.htm, aufgerufen am 30.12.2017.
LfU (2017). Grundwasser für die öffentliche Wasserversorgung: Nitrat und Pflanzenschutzmittel – Berichtsjahre 2013 bis 2015. Augsburg: LfU.
Umweltbundesamt (2011). Stickstoff – Zuviel des Guten? Überlastung des Stickstoffkreislaufs zum Nutzen von Umwelt und Mensch wirksam reduzieren. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt.
Umweltbundesamt (2017). Quantifizierung der landwirtschaftlich verursachten Kosten zur Sicherung der Trinkwasserbereitstellung. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt.
20
Ausgewählte Quellen
Philipp Mennig (TUM) | Lehrstuhl für Produktions- und Ressourcenökonomie landw. Betriebe | WZW