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    Infektionen:

    Erkennen, behandeln, verhindern

    vom 25. bis 27. April 2014in Bad Kissingen

    Symposiumder Deutschen Gesellschaftfr Kleintiermedizin

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    Deutsche Veterinrmedizinische Gesellschaft e.V.German Veterinary Medical Society

    ______________________________________

    Symposium der

    Deutschen Gesellschaft fr

    KleintiermedizinFachgruppe der Deutschen Veterinrmedizinischen

    Gesellschaft

    Deutsche Gruppe der WSAVA

    ich E. Rcken, SchleswigProf. Dr. Andreas Moritz, GieenVorsitzende Prof. Dr. Katrin Hartmann, MnchenStellvertretende Vorsitzende Prof. Dr. Susanne Medl, Babenhausen

    Wissenschaftliche Leitung Dr. Elisabeth Mllerund Organisation Dr. Gerhard Loesenbeck

    LABOKLIN GmbH & Co. KGSteubenstr. 497688 Bad Kissingen

    und

    CSM, Congress & Seminar ManagementIndustriestr. 3582194 Grbenzell

    Bad Kissingen, 25. bis 27. April 2014___________________________________________________________________

    Verlag derDVG Service GmbH

    Friedrichstr. 17 35392 GieenTel.: 0641 24466 Fax: 0641 25375

    E-Mail: [email protected] Homepage: www.dvg.de

    Prsident Dr. Friedr Vizeprsident

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    Bitte beachten Sie:Fr die Erstellung des Tagungsbandes wurden die von den Referenten/inneneingesandten Manuskripte verwendet.

    Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der DeutschenNationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet berhttp://dnb.ddb.de abrufbar.

    ISBN 978-3-86345-202-51. Auflage Gieen, 2014

    Foto Titelseite:Bayerisches Staatsbad Bad Kissingen GmbH

    Verlag:Verlag der DVG Service GmbH Friedrichstrae 17 35392 GieenTel.: +49 (0)641 24466 Fax: +49 (0)641 25375E-Mail: [email protected] Homepage: www.dvg.de

    Druck und Bindung:Druckerei Schrder Schuppertsgasse 2 35083 WetterTel: +49 (0)6423 92133 Fax: +49 (0)6423 92135E-Mail: [email protected] Homepage: www.druckerei-schroeder.de

    Gesamtherstellung:DVG Service GmbH Friedrichstrae 17 35392 GieenTel.: +49 (0)641 24466 Fax: +49 (0)641 25375E-Mail: [email protected] Homepage: www.dvg.de

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    INHALTSVERZEICHNIS

    SEITE

    VORTRGE

    Samstag, 26.04.2014

    J.GUTHARDT (Berlin): ................................................................................................. 1Infektionen des Respirationstraktes Von Katzenschnupfen bis Zwingerhusten

    B.KOHN(Berlin): ........................................................................................................ 7Chronischer Husten bei einem Hund

    G.V.SAMSON-HIMMELSTJERNA(Berlin): .................................................................... 10Filarien / Emerging diseases bei Hund und Katze

    B.KOHN(Berlin): ...................................................................................................... 14Canine Anaplasmose Eine vektorbertragene Erkrankung

    G.V.SAMSON-HIMMELSTJERNA(Berlin): .................................................................... 19Endoparasiten / Zoonosen

    R.WAGNER(Raabs/Thaya, sterreich): ................................................................... 23Klinik und Diagnostik von Hautinfektionen bei Hunden, Katzenund Heimtieren

    M.KIETZMANN(Hannover): ....................................................................................... 43Topische Therapie bei Infektionen

    P.BTTCHER(Leipzig) : ............................................................................................ 45Bakterielle Infektionen im OP Versorgung infizierter Wunden

    K.O.HECKERS(Bad Kissingen): .............................................................................. 46Infektionen bei Reptilien

    M.KOTSCH,M.FRANK,C.SIMON,E.MLLER,A.HEUSINGER(Bad Kissingen): ...................................................................................................... 54MRSA & Co. in der Tierarztpraxis Was kann die Hygiene leisten?

    M.KIETZMANN(Hannover): ....................................................................................... 59

    Gezielte Antibiose

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    SEITE

    Sonntag, 27.04.2014

    B.KOHN,S.KNPFLER,A.MAYER-SCHOLL,K.NCKLER(Berlin): ............................... 61Aktuelles zur Leptospirose beim Hund

    T.W.VAHLENKAMP(Leipzig): .................................................................................... 67Virusinfektionen beim Hund Impfmanagement und Prophylaxe

    H.EGBERINK(Utrecht, Niederlande): ........................................................................ 70Neues zur Diagnose und Therapie der

    Felinen Infektisen Peritonitis

    H.EGBERINK(Utrecht, Niederlande): ........................................................................ 77Viruserkrankungen bei der Katze Impfmanagement und Prophylaxe

    M.KIETZMANN(Hannover): ....................................................................................... 81Immunmodulatoren, Therapie bei Virusinfektionen,

    Alternativen zur Antibiose

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    Laboklin, Labor fr klinische Diagnostik

    INFEKTIONEN DES RESPIRATIONSTRAKTES

    VON KATZENSCHNUPFEN BIS ZWINGERHUSTEN

    J. Guthardt

    Katzenschnupfen

    Katzenschnupfen ist zunchst einmal eine Sammelbezeichnung fr ansteckende

    Erkrankungen der Atemwege und der Schleimhute der Katze. Es handelt sich

    hierbei also um einen Symptomkomplex, der durch unterschiedliche Erreger

    hervorgerufen wird und Nase, Maulhhle und Augen betrifft. Beteiligte Erreger sind

    verschiedene Viren sowie Bakterien und Pilze. Die Erreger begnstigen sich

    gegenseitig und knnen damit parallel auftreten. Die Behandlung und Bekmpfung

    dieser Erkrankungen weisen etliche Gemeinsamkeiten auf. Es sollte aber immer

    abgeklrt werden, inwieweit Fremdkrper, wie verschluckte Grashalme, felines

    Asthma oder Allergien sowie Tumorerkrankungen in Frage kommen. Atemwegs-

    erkrankungen bei der Katze stellen also immer ein multifaktorielles Geschehen dar.

    Auch die Symptome sind beim Katzenschnupfen sehr vielschichtig und deshalb

    auch meist nicht dem ein oder anderen Erreger klar zuzuordnen. Sie reichen von

    mildem, nur wssrigem Nasenausfu bis zu tdlich verlaufenden Allgemein-

    erkrankungen. Es kommt zu Schnupfen und Konjunktivitis, Lsionen in der Maul-

    hhle, Fieber und Pneumonie. Besitzer berichten von Heiserkeit oder Geruschen

    beim Ein- (hier eher eine Beteiligung der oberen Atemwege) oder beim Ausatmen,

    da eher eine Beteiligung er unteren Atemwege. Hufig ist eine Virusinfektion der

    Auslser. Sie verursachen Lsionen, Schwellungen der Schleimhute und begnsti-

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    gen Entzndungsmediatoren. Die Oberflche der Nasenmuschel wird geschdigt

    und bakterielle Sekundrinfektionen werden begnstigt.

    Meist liegen zunchst Virusinfektionen vor. Hier sind neben unspezifischen

    Adenoviren, Rhinoviren oder Pneumoviren natrlich die Haupterreger wie das

    Felines Herpes Virus (FHV) und das Feline Calici Virus (FCV) die Verant-

    wortlichen.

    Felines Herpesvirus

    Feline Herpesviren sind Viren mit nur geringer Umweltstabilitt. Sie sind also in

    ihrer genetischen Varianz sehr stabil und deshalb mittels molekularbiologischen

    Methoden (PCR) sehr viel einfacher nachzuweisen, als Caliciviren. Bei FHV stehen

    eher respiratorische Symptome wie Schnupfen und Nasennebenhhlenentzndun-

    gen mit Augen- und Nasenausfluss im Vordergrund. Es kommt zu Bindehaut-

    entzndung und hufig zu Hornhautgeschwren. Die Katze bleibt aber lebenslang

    Virustrger und die Infektion kann unter Stre jederzeit wieder aktiviert werden. Bei

    sehr jungen Ktzchen kann es zu sehr hohem Fieber und allgemeiner Schwche zu

    Todesfllen kommen (Fading Kitten Sydrome).

    Felines Calici Virus

    Beim Felinen Calici Virus (FCV) gibt es zahlreiche Stmme was dazu fhrt, dass

    eine groe genetische Vielfalt zu finden ist. In der Praxis bedeutet dies, dass auch

    geimpfte Katzen mit Viren in Berhrung kommen, gegen die sie nur unzureichende

    oder sogar gar keine Immunitt besitzen. Aufgrund einer unterschiedlichen Virulenz,

    reichen die Symptome bei FCV von Appetitlosigkeit und Fieber zu Gelenk- und

    Muskelschmerzen. Seltener treten Lungenentzndungen auf. Die typischen Ge-

    schwre in der Maulhhle und am Zahnfleisch werden hufig durch bakterielle

    Begleitinfektionen verschlimmert.

    Chlamydophila felis

    Chlamydien sind intrazellulre Erreger, die sich nicht selbstndig vermehren

    sondern auf die Enzymaktivitt einer entsprechenden Wirtszelle angewiesen sind. Er

    wird vielfach im Zusammenhang mit Bindehautentzndungen der Katze angetroffen.

    Chlamydophila felis macht whrend seiner Entwicklung eine intrazellulre und eine

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    extrazellulre Phase durch. Whrend der infektisen extrazellulren Phase haben sie

    bei Zimmertemperatur nur eine berlebenszeit von wenigen Tagen, bei 4C knnen

    sie jedoch bis zu einem Monat berleben.

    Mycoplasma felis

    Mycoplasmen sind auerhalb des Organismus sehr instabil. Sie sind auf Schleim-

    huten des Atmungs-, des Harn- und Genitaltraktes zu finden, wo sie sich sehr lange

    der Immunantwort des infzierten Tieres entziehen knnen. Seltener treten Erkran-

    kungen der oberen Luftwege auf. Klinisch uert sie sich meist in Bindehaut-

    entzndung und Schnupfen. Die Infektion kann spontan nach zwei bis vier Wochen

    ausheilen. Nicht ganz geklrt ist bislang, ob Mykoplasmen als Primr- oder nur als

    Sekundrerreger fungieren.

    Bartonella henselae

    Bartonellen sind intrazellulre Bakterien, die durch Flhe und auch Zecken

    bertragen werden. Sie gelten als Erreger der Katzenkratzkrankheit (cat-scratch

    disease) des Menschen. Hier treten Pusteln und Schwellungen auf, in schweren

    Fllen kommt es zu generalisierten Lymphknotenschwellungen. Bei Katzen fhren

    Infektionen in der Regel nicht zu einer Erkrankung; es kann zu Fieber, Muskel-

    schmerzen, lokaler Lymphknotenvergrerung und selten zu neurologischen

    Symptomen, kommen, welche bereits nach wenigen Tagen , selten Wochen, wieder

    verschwinden. Eine Beteiligung von Bartonella henselaebei der Maulschleimhaut-

    entzndung der Katze wird diskutiert.

    Beim Hund als Komponente des Zwingerhustens hufiger gesehen ist die

    Bordetella bronchiseptica-Infektion der Katze seltener. Meist treten nur milde

    Symptome aus, die nach etwa 10 Tagen von selbst verschwinden. Bei jungen

    Katzenwelpen knnen sich dagegen jedoch lebensbedrohliche Pneumonien ent-

    wickeln. Bordetellen berlebt in der Regel nicht gut auerhalb des Tiers. Die ber-

    tragung erfolgt durch direkten Kontakt oder ber Aerosole. Katzen die mit Hunden in

    einem Haushalt leben sind eher von der Infektion betroffen als andere Tiere.

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    Zwingerhusten

    Wie beim Katzenschnupfen ist auch die Bezeichnung Zwingerhusten die Zusam-

    menfassung eines multifaktoriellen Geschehens. Prdisponierend sind auch hier

    hohe Populationsdichten.

    Im Vordergrund stehen virale Komponenten wie das canine Adenovirusund das

    canine Parainfluenzavirus. Selten sind das canine Staupevirus und das canine

    Herpesvirus sowie Influenzaviren beteiligt. Zu den primren bakteriellen Erregern

    zhlt Bordetella bronchiseptica.

    Canines Parainfluenzavirus

    Das canine Parainfluenzavirus gehrt in die Familie der Paramyxoviren. Es

    repliziert nicht in Makrophagen und ist deshalb auf den oberen Respirationstrakt

    beschrnkt. Monoinfektionen verlaufen eher inapparent. Treten Begleitinfektionen auf

    kommt es zu es respiratorische Symptome wie Nasenausfluss und deutlichem

    Husten. Eine Virusausscheidung erfolgt nach etwa 6-8 Tage p.i., hufig noch vor

    dem Auftreten von Symptome, welches die Verbreitung in greren Hundehaltungen

    frdert.

    Canines Adenovirus

    Adenoviren sind DNA-Viren, die eine relativ hohe Tenazitt aufweisen, aber streng

    wirtsspezifisch sind. CAV-1 und CAV-2 sind genetisch und antigenetisch eng

    verwandt; so besteht eine Kreuzimmunitt ihrer Antikrper, was fr die Impfung

    genutzt wird. Ein Unterschied ist aber im Organtropismus zu sehen. CAV-2 weist

    eine Affinitt fr den Respirationstrakt auf: das Virus repliziert im zilientragendem

    Epithel der Atemwege. Bei CAV-1 kommt es nicht zu einer Generalisation der

    Infektion. Die klinischen Symptome sind milder

    Canines Staupevirus

    Das canine distemper virus (CDV) ist hochkontagise und hat ein sehr breites

    Wirtsspektrum, da neben Hunden auch Fchse sowie Waschbren, Frettchen,und

    Lwen einschliet. Je fitter das Immunsystem ist, desto schwcher ist die klinische

    Ausprgung der Symptomatik. Virusreservoir sind klinisch inapparent infizierte Tiere.

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    Die bertragung erfolgt durch direkten Kontakt oder ber Aerosole. Die Virus-

    replikation findet in den lokalen Lymphknoten und Tonsillen statt; es kommt zu einer

    Virmie und Infektion der Organe. Neben neurologischen Symptomen treten auch

    Atemwegserkrankungen wie Husten, Nasenausflu und Rachenentzndungen auf.

    Canines Herpesvirus

    Das canine Herpesvirus ist der Erreger des oft perakut verlaufenden "Infektisen

    Welpensterbens. Bei lebend geborenen Welpen treten respiratorische Symptome

    wie Rhinitis und Konjunktivitis auf; es kommt zu einer Infektion der Lunge. Um eine

    weitere Ausprgung der Infektion zu verhindern, sollte die Krpertemperatur der

    Welpen nicht unter 37,5 C fallen.

    Bordetella bronchiseptica

    Bordetella bronchiseptica ist einer der Haupterreger des Zwingerhustens. Zilien-

    tragenden Zellen werden durch von ihnen abgegebene Toxine geschdigt. Sie

    knnen von infizierten Hunden bis zu drei Monate lang ausgeschieden werden und

    knnen lngere Zeit in der Schleimhaut persistieren. Sie sind keine tierartspezifi-

    schen Erreger, und knnen daher auch andere Tiere wie Katzen, Meerschweine und

    auch auf den Menschen infizieren.

    Diagnose und Therapie

    Der Nachweis von Virusinfektionen sowie Chlamydien, Bartonellen, Bordetellen

    und Mycoplasmen wird mittels Polymerase Kettenreaktion (PCR) erstellt. Dabei sollte

    mit einem trockenen Tupfer oder cytobrush (Brstchentupfer) ein Bindehaut- oder

    Rachenabstrich genommen werden, der dann ohne Medium eingeschickt werden

    kann. Dabei sollte vorher Schleim oder Eiter von der betroffenen Stelle entfernt

    werden und krftigt getupfert werden. Dies ist wichtig, da nur so eine ausreichende

    Zellen an den Tupfer gelangt.

    Labordiagnostisch lassen sich zudem Bakterien ber einen klassischen Rachen-

    oder Augentupfer nachweisen. Ein Antibiogram sollte bezglich einer Therapie

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    eingeleitet werden. Hiermit lassen sich die auftretenden Begleitinfektionen gezielt

    behandeln.

    Bei der Therapieder respiratorischen Erkrankungen von Katze und Hund ist fr

    eine saubere, warme und gut belftete Umgebung zu sorgen. Sie erfordert eine

    intensive Behandlung und gute Hygiene.

    Eine lokale Therapie mit antibiotischen Augensalben, zum Beispiel mit Tetrazyclin

    oder Gentamycin, die so oft wie mglich tglich ber einen Zeitraum von mindestens

    drei Wochen verabreicht werden sollten, ist Voraussetzung. Eine antivirale Therapie

    stellt sich wegen der hufig starken Nebenwirkungen und relativ hohen Kosten als

    schwieriger da. Bei einer Infektion mit FHV kann mit Ganciclovir Augentropfen

    (Virgan) direkt am Auge behandelt werden. Als systemisches Prparat eignet sich

    der Wirkstoff Famciclovir (Famvir) in einer Dosierung von 125mg Tablette fr

    5kg Katze, 1-2x tglich. Wirkstoffe wie Aciclovir oder Ribavirin sollten bei der Katze

    auf keinen Fall eingesetzt werde. Als weiteres Therapeutikum bei den

    Virusinfektionen kann Lysin oral (500mg/Katze/BID) gegeben werden. Dies reduziert

    die Bioverfgbarkeit von Arginin und hemmt damit die Virusreplikation. Rezidive

    treten weniger stark auf.

    Da beim Hund eher von respiratorischen Symptomen aus zu gehen ist, stehen

    hier eher schleimlsende Prparate sowie ein vorsichtiger Einsatz von Antitussiva im

    Vordergrund:

    Impfungen gegen Katzenschnupfen und Zwingerhusten sollten nach den

    Leitlinien der Stndige Impfkommission Vet. (StIKo Vet.) des BpT durchgefhrt

    werden um eine weitgehende Vorbeugung zu ermglichen.

    Korrespondenzadresse

    Dr. Janine Guthardt

    Laboklin, Labor fr klinische Diagnostik

    E-Mail: [email protected]

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    Klinik fr kleine Haustiere, Fachbereich Veterinrmedizin, Freie Universitt Berlin

    CHRONISCHER HUSTEN BEI EINEM HUND

    B. Kohn

    Husten ist eine pltzliche, kraftvolle Exspiration durch die Glottis und beruht meist

    auf Erkrankungen des Respirationstraktes oder des Herz-Kreislaufsystems. Husten

    stellt auch einen wichtigen protektiven Reflex des Atmungstraktes vor mechanischen

    oder chemischen Insulten dar.

    Die Differentialdiagnosenliste bei Husten ist sehr lang; Erkrankungen von Larynx,

    Tracheobronchialbaum und Lungenparenchym aber auch pathologische Prozesse

    der Pleura, des Perikards, des Diaphragmas, der Nasen- und Stirnhhlen, desMediastinums und insbesondere auch Herzerkrankungen knnen urschlich sein.

    Die Ursachen lassen sich in entzndliche und nicht-entzndliche Ursachen einteilen.

    Bei den entzndlichen Ursachen wiederum unterscheidet man zwischen infektisen

    (z.B. Zwingerhustenkomplex, Bordetella-Infektion, Staupe, Tuberkulose, Lungen-

    wurmbefall (Angiostrongylus vasorum, Crenosoma vulpis, Filaroides osleri, Capillaria

    aerophila, Pneumocystis carinii), Dirofilariose, Leptospirose mit Lungenblutungen,

    Aspergillose und nicht-erregerbedingten (Trachealkollaps, Bronchialkollaps,

    eosinophile Bronchopneumopathie, chronische Bronchitis, Bronchiektasien,

    Lungenfibrose, Ziliendyskinesie) Erkrankungen. An nicht-entzndlichen Ursachen

    kommen in Frage: Tumore (primre Lungentumore, Lymphknotenvergrsserung,

    Tumore von Larynx, Trachea, Mediastinum, Rippen oder Sternum, Lungenmetasta-

    sen, systemische Neoplasien wie Lymphom), kardiovaskulre Erkrankungen (Links-

    herzinsuffizienz, Stammbronchienkompression durch Herzvergrsserung, Lungen-

    thrombembolie, Lungendem), Lungenblutungen (traumatisch, Leptospiral

    Pulmonary Hemorrhage Syndrom, Neoplasien, Hmostasestrungen) und

    mechanische / chemisch-reizende Grnde (z.B. Fremdkrper, Neoplasien, Gase,

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    Aspiration von Flssigkeiten, Trauma, Tracheal-/Bronchialkollaps, Hepatomegalie,

    Pankreatitis) und evtl. Thoraxerguss. Nicht selten ist Husten auch multifaktoriell (z.B.

    chronische Bronchitis, Trachealkollaps und Herzinsuffizienz).

    Alter und Rasse des Patienten knnen Hinweise auf die zugrunde liegende

    Ursache geben. Infektionen der Atemwege (viral, bakteriell) und Lungenwurmbefall

    kommen hufiger bei jngeren Tieren vor. Kleine Hunderassen neigen zu

    Trachealkollaps und evtl. Bronchomalazie. Neoplasien der Atemwege und des

    Lungenparenchyms sowie Metastasierung in die Lungen sind eher bei lteren

    Hunden zu erwarten. Husten kann vom Besitzer unter Umstnden mit Wrgen,

    Reverse Sneezing, Regurgitieren und Erbrechen verwechselt werden.

    Anamnestisch sind Hufigkeit und Intensitt des Hustens, Klangcharakter, zeitliches

    Auftreten sowie Qualitt (produktiv / nicht-produktiv) zu erfragen.

    Schwaches Hsteln ist eher bei Erkrankungen des Lungenparenchyms

    (Pneumonie) zu finden, whrend obere Atemwegserkrankungen meist mit krftigem

    Husten einhergehen. Produktiver Husten tritt bei chronischer Bronchitis, Pneumonie,

    Dysphagie und bei Lungenblutungen auf. Nichtproduktiver Husten findet sich in der

    Frhphase akuter Bronchitiden, Tracheitis, Trachealkollaps, hilrer Lymphadeno-pathie und bei Kompression der Stammbronchen. Hunde mit Herzproblemen knnen

    zumindest in der Frhphase vorwiegend nchtlichen Husten zeigen. Weitere Fragen

    betreffen Haltungsbedingungen (z.B. Kontakt zu anderen Tieren, Staubbelastung im

    Haushalt, Passivrauchen, Impfstatus, Parasitenprophylaxe, Herzwurmstatus), bereits

    durchgefhrte Diagnostik und Therapie.

    Neben einer vollstndigen klinischen Untersuchung liegt das Augenmerk auf dem

    Respirationstrakt und Herz-Kreislaufsystem. Der diagnostische Plan umfasst neben

    Laboruntersuchungen (Hmatologie, Differentialblutbild, Blutchemie, evtl. Gerin-

    nungstests) immer Rntgenaufnahmen des Thorax in mindestens 2 Ebenen, der

    Halstrachea und evtl. oberen Halsgegend (seitliche Aufnahmen). Lungenmuster

    knnen bei der Diagnostik bedingt weiterhelfen, so kann zwischen diffusen und

    lokalisierten sowie bronchialen, interstitiellen (nodulr / verschwommen) und

    alveolren Vernderungen unterschieden werden. Parasitologische Untersuchungen

    dreier aufeinanderfolgender Kotproben (Flotation, Larvenauswanderungsverfahren)

    sind meist indiziert; frAngiostrongylus vasorumstehen auch serologische Tests zur

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    Verfgung. Bei Aufenthalt in Endemiegebieten ist auf Dirofilaria immitis zu testen.

    Spezielle Untersuchungen sind Laryngo- und Tracheobronchoskopie, Tracheal-

    splprobe (evtl. auch transtracheal) und Bronchoalveolarlavage zur Gewinnung von

    Material fr zytologische und mikrobiologische Untersuchungen, transthorakale

    Feinnadelaspiration, Lungenfunktionstests, Computertomographie (z. B. Verdacht

    Lungenmetastasen), Herzsonographie und EKG. Invasivere Methoden

    (Thorakoskopie, Thorakotomie) zur definitiven Diagnosestellung sind gelegentlich

    erforderlich.

    Die Therapie zielt, soweit mglich, auf die Behandlung / Beseitigung der

    Primrursache oder Milderung der damit verbundenen Konsequenzen ab. So sind

    bakterielle Infektionen mit entsprechenden Antibiotika (vorzugsweise nach Anti-

    biogramm) zu behandeln, chronische Bronchitiden und eosinophile Broncho-

    pneumopathien mit (inhalativen) Glukokortikoiden. Bei Lungenwurmbefall werden

    Avermectine oder Fenbendazol eingesetzt. Die symptomatische Therapie von

    Husten umfasst die Verabreichung von Sekretolytika (z.B. N-Acetylcystein,

    Ambroxol, Bisolvon), Inhalation mit Verneblern (15 min 3x/d), Bronchodilatatoren

    (z.B. Theophyllin) und in therapieresistenten Fllen ohne erkennbare Ursache die

    Gabe von Antitussiva (z.B. Codein). Antitussiva sind bei Verdacht auf Infektionenoder bei stark produktivem Husten kontraindiziert.

    Korrespondenzadresse

    Prof. Dr. Barbara Kohn

    Klinik fr kleine Haustiere

    Fachbereich Veterinrmedizin

    Freie Universitt Berlin

    Oertzenweg 19b

    14163 Berlin

    E-Mail: [email protected]

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    Institut fr Parasitologie und Tropenveterinrmedizin, Freie Universitt Berlin

    FILARIEN / EMERGING DISEASES BEI HUND UND KATZE

    G. v. Samson-Himmelstjerna

    Die einzige in Deutschland gegenwrtige bei Hunden und Katzen relevante

    Filariengattung ist Dirofilaria zu der die Erreger der kardiovaskulren Dirofilariose

    Dirofilaria immitisund der kutanten Dirofilariose Dirofilaria repenszhlen. Beide Arten

    stellen Zoonoseerreger dar und werden durch Stechmcken bertragen. Zahlreiche

    Stechmckenarten z.B. der Gattungen Aedesoder Culex knnen als Zwischenwirte

    fungieren und hierzu zhlen auch einige der in Deutschland vorkommenden Spezies

    wie z.B. Culex pipiensoder Aedes maculipennis. Bisher wurde angenommen, dass

    die Filarien fr Hunde und Katzen in Deutschland keine unmittelbare Bedrohung oder

    Infektionsgefahr darstellen, denn grundstzlich galten die hier vorhandenen

    Mckenpopulationen als nicht mit Dirofilarien befallen. Neuere Untersuchungen

    haben jedoch ergeben, dass sowohl D. immitisals auch D. repensin den heimischen

    Mckenpopulationen nachzuweisen sind (1). Allerdings gibt es bisher nur sehr

    wenige Nachweise zu vermutlich in Deutschland erworbenen bzw. autochthonen

    Dirofilaria-Infektionen. Dies betrifft bisher lediglich D. repens mit Hinweisen fr im

    Inland erworbenen Infektionen aus Baden-Wrttemberg und Brandenburg (2; 3; 4; 5).

    Die Infektion mit dem auch als Hundehautwurm bezeichneten D. repens fhrt beim

    Hund in der Regel lediglich zu Juckreiz, Alopezie, Schwellungen und manchmal

    Abzessen an den Stellen an denen der Wurm sich gerade in der Unterhaut befindet.

    Beim Menschen kann es ebenfalls zur kutanen, teilweise auch zur okularen oder

    viszeralen Dirofilariose kommen. Entgegen frheren Annahmen wird heute davon

    ausgegangen, dass es sich bei der Mehrzahl der in Sdeuropa befundeten Flle

    vorwiegend von D. repens und nicht von D. immitisverursacht wurde (6). Die Zahl

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    humaner Dirofilarioseflle hat in Sdeuropa in den letzten Jahren offenbar deutlich

    zugenommen (7).

    In Europa tritt die Infektion mit D. immitisbei Hunden und Katzen vor allem in den

    Mittelmeeranrainerstaaten auf und fhrt unbehandelt vor allem bei Hunden oft zu

    schwerwiegenden, teilweise tdlich verlaufenden Erkrankungen. Katzen sind fr D.

    immitis deutlich weniger gute Wirte und es entwickeln sich meistens maximal 1-2

    Wrmer pro Tier, wobei in der Regel keine Mikrofilarien produziert werden. Beim

    Hund entstehen Krankheitssymptome frhestens ca. 6 Monate und oft sogar erst

    Jahre nach der Infektion. Bei dem in drei Stadien unterteilten klinischen Verlauf

    werden erst ab dem zweiten Stadium klinische Symptome wie Husten oder Dyspnoe

    bei Anstrengung beobachtet. Im dritten Stadium treten, im Zusammenhang mit

    Thrombenbildung, Embolien und Immunkomplexablagerungen, schwerwiegende, auf

    Strungen der Durchblutung und Blutzirkulation zurckzufhrende, Lungen-, Leber-

    und Nierenfunktionsstrungen ein. Bei der Katze kann die Herzwurminfektion zu

    Schdigung der Lungenarterien und der Lunge, sowie damit einhergehend zu

    Inappetenz, Erbrechen, Husten und Atembeschwerden fhren. Zum Nachweis von D.

    immitis-Infektionen wird die Kombination aus Mikrofilariennachweis (z.B. modifizierter

    Knott-Test) sowie der Detektion von Antigen empfohlen. Patente Infektionen mit D.

    repens lassen sich ebenfalls anhand des Mikrofilariennachweises diagnostizieren,

    wobei die Differenzierung zu D. immitisdurch histochemischen Nachweis von saurer

    Phosphatase, PCR oder morphometrische Messung der Mikrofilarien erfolgen kann

    (8). Die Therapie manifester Herzwurminfektionen stellt aufgrund der je nach

    vorliegendem Krankheitsstadium teilweise erheblichen Nebenwirkungen sowie der

    teilweise ausgeprgten Toxizitt der wirksamen Substanzen weiterhin eine

    Herausforderung dar. Melarsamin wirkt gegen pradulte und adulte Stadien, jedoch

    nicht gegen Mikrofilarien und hat lediglich einen Sicherheitsindex von 2. Seit einigen

    Jahren wird auch die Kombination von makrozyklischen Laktonen wie Ivermectin und

    dem gegen Wolbachien, den Endosymbionten der Herzwrmer, wirksamen

    Doxycyclin als adultizide Therapie verwendet. Aufgrund der damit einhergehenden

    Reduzierung klinischer Nebenwirkungen wird von der amerikanischen Herzwurm-

    gesellschaft entsprechend eine Kombination aus vierwchiger Doxycyclin-Gabe,

    monatlicher Gabe eines makrozyklischen Laktons und im Abstand von einem Monat

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    dem Beginn einer Melarsamin-Therapie, empfohlen (http://www.heartwormsociety.

    org/veterinary-resources/canine-guidelines.html).

    Sowohl zur Elimination von bestehenden Infektionen mit frhen Larvenstadien

    sowie von Mirkofilarien sind makrozyklische Laktone (Ivermectin; Moxidectin) hoch

    wirksam. Die monatliche Applikation stellt eine zuverlssige und in endemischen

    Gebieten unverzichtbare Prophylaxemanahme dar. Sie sollte jedoch aufgrund von

    mglichen Nebenwirkungen durch das Abtten von Mirkofilarien und Larven nicht,

    bzw. nur unter besondere berwachung, bei Dirofilaria-positiven Hunden durch-

    gefhrt werden. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass in den USA

    krzlich ber eine verminderte Wirkung von Ivermectin gegenber bestimmten

    Herzwurmpopulationen berichtet wurde (9). Sowohl fr die Prophylaxe als auch fr

    die Elimination der Mikrofilarien bei einer D. repens-Infektion ist Moxidectin in

    Deutschland krzlich zugelassen worden.

    Literaturverzeichnis

    1. KRONEFELD M, KAMPEN H, SASSNAU R, WERNER D (2014)Molecular detection of Dirofilaria immitis, Dirofilaria repens and Setaria tundrain mosquitoes from Germany. Parasites and Vectors, 7:30

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    6. GENCHI C, KRAMER LH, RIVASI F (2011)Dirofilarial infections in Europe. Vector Borne Zoonotic Diseases 10:1307-1317

    7. PAMPIGLIONE S, RIVASI F, GUSTINELLI A (2009)

    Dirofilarial human cases in the Old World, attributed to Dirofilaria immitis: acritical analysis. Histopathology 54:192-204

    8. MAGNIS J, LORENTZ S, GUARDONE L, GRIMM F, MAGI M, NAUCKE TJ,DEPLAZES P (2013)Morphometric analyses of canine blood microfilariae isolated by the Knott'stest enables Dirofilaria immitis and D. repens species-specific and

    Acanthocheilonema (syn. Dipetalonema) genus-specific diagnosis. Parasiteand Vectors 6:48

    9. BOURGUINAT C, KELLER K, BLAGBURN B, SCHENKER R, GEARY TG,

    PRICHARD RK (2011)Correlation between loss of efficacy of macrocyclic lactone heartwormanthelmintics and P-glycoprotein genotype. Veterinary Parasitology 176:374-381

    Korrespondenzadresse

    Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna

    Institut fr Parasitologie und Tropenveterinrmedizin

    Robert-von-Ostertag-Str. 7-13

    14163 Berlin

    E-Mail: [email protected]

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    Klinik fr kleine Haustiere, Fachbereich Veterinrmedizin, Freie Universitt Berlin

    CANINE ANAPLASMOSE

    EINE VEKTORBERTRAGENE ERKRANKUNG

    B. Kohn

    Der Erreger der weltweit vorkommenden Anaplasmose ist Anaplasma

    phagocytophilum, eine Spezies, zu der mehrere, frher als Ehrlichia klassifizierte

    Arten zusammengefasst sind. Zur Gattung Anaplasma gehren weitere Arten: A.

    platys infiziert Thrombozyten und kann bei Hunden die sog. infektise zyklische

    Thrombozytopenie (thrombozytotrope Anaplasmose) hervorrufen. In Deutschland

    kommt dieser Erreger nicht vor, es handelt sich um eine Reisekrankheit, die nach

    Aufenthalt in Mittelmeerlndern differentialdiagnostisch zu bercksichtigen ist.

    A. phagocytophilum ist ein gram-negatives, obligat intrazellulres Bakterium.

    Zielzellen sind vor allem neutrophile Granulozyten, selten auch eosinophile

    Granulozyten. In den Zellen vermehrt sich das Bakterium in zytoplasmatischen

    Vakuolen und bildet dort Einschlusskrper, die sog. Morulae.

    Die bertragung erfolgt vor allem durch Zecken der Gattung Ixodes, in Europa vor

    allem Ixodes ricinus. In den Zecken vermehrt sich der Erreger und wird transstadial

    bertragen. ber den Speichel der Zecken wird A. phagocytophilum innerhalb von

    etwa 24 bis 48 Stunden nach dem Stich bertragen und verbreitet sich ber Blut- und

    Lymphgefe im Organismus. Ein weiterer bertragungsweg ist kontaminiertes Blut.

    Dieser Weg wird fr experimentelle Studien genutzt, stellt in Endemiegebieten jedoch

    auch ein Risiko in der Transfusionsmedizin dar. Nach der Vermehrung in den Zellen

    kommt es zur Ruptur der Phagosom- und dann der Wirtszellmembran, weitere

    Erreger werden frei gesetzt und es folgt ein Multiorganbefall (insbes. Milz, Leber,

    Lunge, Nieren und Herz). Die Inkubationszeit betrgt ca. 1 bis 2 Wochen, abhngig

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    vom Immunstatus des Wirtes. An den pathogenen Effekten sind vermutlich nicht nur

    die Anaplasmen selbst, sondern auch eine zytokinmediierte Stimulation der

    Makrophagen und unspezifische Aktivierung des mononukleren phagozytren

    Systems beteiligt.

    In Europa gelten Nagetiere, Wild- und Hauswiederkuer, Fchse sowie

    Wildschweine als Reservoirwirte; Vgel scheinen zumindest bei der Verbreitung eine

    Rolle zu spielen. Neben dem Hund knnen auch Menschen und selten Katzen

    erkranken.

    Da Ixodes auch bertrger anderer Pathogene ist, sind Koinfektionen ins-

    besondere mit Borrelien, evtl. auch Neoehrlichien, Babesien, Bartonellen, Rickettsienund anderen Erregern denkbar, die gegebenenfalls die Ausprgung der verschie-

    denen Krankheitsbilder gegenseitig verstrken knnten.

    In Deutschland sind je nach Region ber 10% der Zecken (I. ricinus) mit A.

    phagocytophilum infiziert. Beim Hund wurden diverse Seroprvalenzstudien in

    verschiedenen europischen Lndern durchgefhrt, die Prvalenz der Infektionen mit

    A. phagocytophilumlag zwischen 3 und 57%, in Deutschland je nach verwendetemTest (IFAT, ELISA) zwischen 19% und 50%. Dabei war kein signifikanter Unterschied

    zwischen klinisch gesunden Hunden und Hunden mit fr Anaplasmose verdchtigen

    klinischen Befunden feststellbar. Die PCR-Prvalenz schwankte in verschiedenen

    Untersuchungen europaweit zwischen 0 und 14%.

    Hunde jeden Alters und jeder Rasse knnen erkranken. Meistens tritt die

    Erkrankung akut auf. In Berlin/Brandenburg kamen Flle insbesondere zwischen Mai

    und August vor, was vermutlich mit der Hauptaktivitt der bertrgerzecken

    zusammenhngt. Allerdings wurden auch in den anderen Monaten gelegentlich

    Hunde mit Anaplasmose diagnostiziert. Hufigste Befunde bei 63 Hunden waren

    Apathie, Fieber, Inappetenz, Splenomegalie und ein angespanntes Abdomen;

    seltener bzw. nur vereinzelt wurden Gelenkschmerzen (aufgrund immunbedingter

    Polyarthritis), Blutungen (z.B. Petechien, Melna), Diarrhoe, Polydipsie,

    Lymphadenopathie, Vomitus, Polyurie, respiratorische bzw. neurologische

    Symptome (evtl. Meningitis) und Uveitis festgestellt. Gliedmassendeme knnen

    vorkommen.

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    Vernderungen des Blutbildes bzw. der klinischen Chemie waren in abfallender

    Hufigkeit Thrombozytopenie, Anmie, Lymphopenie, Monozytose, Leukozytose,

    Linksverschiebung, Leukopenie, Lymphozyose und ALP-Erhhung,

    Hypoalbuminmie, Hyperproteinmie, Hyperglobulinmie, Hyperbilirubinmie und

    Azotmie.

    Die Diagnose einer Anaplasmose kann nur gestellt werden, wenn mehrere

    Befunde kombiniert auftreten: Eine entsprechende Anamnese (Zeckenbefall,

    Bluttransfusion) zusammen mit relevanten klinischen oder Laborbefunden sowie ein

    direkter (Morulae, PCR, Erregerisolierung) oder indirekter (Antikrpertiter-Anstieg

    oder -Abfall) Erregernachweis. Der direkte Erregernachweis mittels PCR aus Blut,

    Synovia, Liquor oder Geweben (z.B. Milz) ist eine sensitive und spezifische Methode.Sehr wichtig ist, dass die Probennahme vor Beginn der Antibiotikumtherapie erfolgt.

    Ein negatives PCR-Ergebnis schliesst eine Infektion nicht aus. In gefrbten Blut-

    oder Buffy Coat-Ausstrichen sind etwa 4 Tage nach der Infektion Morulae im

    Zytoplasma von neutrophilen, selten eosinophilen Granulozyten feststellbar, die 4-8

    Tage persistieren knnen. Interessanterweise knnen sowohl PCR- als auch

    Morulae-positive Hunde klinisch und labordiagnostisch unauffllig sein. Ein

    einmaliger positiver Antikrpernachweis mittels IFAT oder ELISA gibt zwar einenHinweis auf einen stattgefundenen Erregerkontakt, ist aber ungeachtet der Titerhhe

    insbesondere wegen der hohen Seroprvalenz nicht diagnostisch fr eine akute

    Infektion. Zudem kann ein positiver Titer mindestens 6 Monate, vermutlich aber auch

    lnger persistieren. Ein vierfacher Anstieg (oder Abfall) des Titers innerhalb von 4

    Wochen ist jedoch diagnostisch. Akut erkrankte Hunde knnen seronegativ sein, ein

    positiver Antikrpertiter ist meist einige Tage nach dem ersten Auftreten von Morulae

    nachweisbar. Kreuzreaktionen insbesondere mit A. platys (und evtl. anderen

    verwandten Spezies) sind zu bedenken.

    Doxyzyklin (5 mg/kg 2 x/d p.o.) whrend 2-3 Wochen ist das Antbiotikum der

    Wahl. Meist bessern sich die Symptome innerhalb von wenigen Tagen.

    Unerwnschte Nebenwirkungen von Doxyzyklin knnen gastrointestinale Symptome

    und nicht vorhersehbare Leberaffektionen sein. Alternativ kann Chloramphenicol

    (15-25 mg/kg 3 x/d p.o. ber 2-3 Wochen) verwendet werden. Weitere Behandlungen

    hngen von den Symptomen ab und beinhalten Infusionstherapie, fiebersenkende

    Medikamente (z.B. Metamizol), Schmerzmittel (z.B. NSAIDs) bei Polyarthritis und

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    Antiemetika und evtl. Protonenpumpenblocker bei Vomitus. Ausnahmsweise ist bei

    fehlendem Ansprechen auf die Therapie und Verdacht auf immunmediierte

    Symptome (z.B. Thrombozytopenie, Polyarthritis) eine kurzzeitige Prednisolon-

    verabreichung in Erwgung zu ziehen.

    Bei korrekter Diagnose und Therapie ist die Prognose gut. Inwieweit A.

    phagocytophilumchronische Infektionen hervorrufen kann, ist nicht geklrt.

    Das tgliche Absammeln von Zecken und insbesondere die (ganzjhrige)

    Zeckenprophylaxe mit Repellentien kann eine Infektion mitA. phagocytophilumweit-

    gehend verhindern. Da auch subklinische Infektionen mglich sind, ist eine Unter-

    suchung der Blutspender auf Anaplasma-Infektionen mittels PCR in endemischenGebieten ratsam.

    Literaturverzeichnis

    1. CARRADE D, FOLEYJF, BORJESSONDL, ET AL. (2009)Canine Granulocytic Anaplasmosis: A review. J Vet Intern Med 23, 1129-1141

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    6. KOHN B, SILAGHI C, GALKE D, et al. (2011)Infections withAnaplasma phagocytophilum in dogs in Germany. Res Vet Sci91(1):71-76

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    3.

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    7. KOHN B (2012)Anaplasmosis. In: BSAVA Manual of canine and feline haematology andtransfusion medicine. Eds. MJ Day, B Kohn, BSAVA; pp. 166-173

    Korrespondenzadresse

    Prof. Dr. Barbara Kohn

    Klinik fr kleine Haustiere

    Fachbereich Veterinrmedizin

    Freie Universitt Berlin

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    Institut fr Parasitologie und Tropenveterinrmedizin, Freie Universitt Berlin

    ENDOPARASITEN / ZOONOSEN

    G. v. Samson-Himmelstjerna

    Zu den in Deutschland fr Hunde und Katzen aus parasitologischer, klinischer und

    epidemiologischer Sicht relevantesten Endoparasiten zhlen vor allem die

    Spulwrmer Toxocara canis, Toxocara cati und Toxascaris leonina, die Haken-

    wrmer Uncinaria stenocephala, Ancylostoma caninum und Ancylostoma

    tubaeforme, der Peitschenwurm Trichuris vulpis, der Fuchsbandwurm Echinococcus

    multilocularis sowie aus der Gruppe der Protozoen Giardia spp., verschiedene

    Isospora-Arten und bei der Katze Toxoplasma gondii. Hiervon sind als

    Zoonoseerreger in erster Linie T. canis, A. caninum, E. multilocularis, T. gondiiund

    G. duodenalisvon Bedeutung.

    Mit Prvalenzen von teilweise ber 50% besonders bei Welpen stellen Infektionen

    mit Giardien die aktuell am hufigsten auftretenden Endoparasiten bei Hund und

    Katze dar (1;2). Die verschiedenen Genotypen (A-H) von Giardia intestinalis (syn.

    Giardia duodenalis) sind morphologisch nicht zu differenzieren. Bei Hunden treten

    besonders die Genotypen A, C und D sowie bei Katzen A und F auf, wovon

    insbesondere der Genotyp A fr Menschen pathogen ist. Bei Hunden und Katzen

    fhren Giardien-Infektionen zu dnnbreiigem bis wssrigem (selten blutigem) Kot, oft

    mit vermehrtem Schleim, sowie teilweise zu Erbrechen.

    Bei Welpen und jungen Hunden kommt T. canisals hufigste Wurminfektion vor.

    Jngere Untersuchungen zum altersabhngigen Auftreten von Endoparasitenstadien

    im Kot von Hunden (n=2319) und Katzen (n=1206) haben gezeigt, dass T. canisab

    einem Alter von drei und T. catiab fnf Wochen nachzuweisen war (2). Maximale

    Prvalenzraten ergaben sich fr diese beiden Parasitenarten mit 22% fr T. canis

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    und 11,4% fr T. cati in der vierten und achten Lebenswoche. Bei lteren Tieren

    wurden niedrigere Befallsraten festgestellt, allerdings waren auch in ber vier Jahre

    alten Hunden knapp 9% der Proben T. canisund in entsprechend alten Katzen ca.

    4% der Proben T. cati positiv. Insbesondere fr Spulwrmer ist bekannt, dass die

    Eiausscheidung fluktuieren und zeitweise sistieren kann. Daher ist anzunehmen,

    dass die hier festgestellten Befunde die tatschliche Infektionshufigkeit eher noch

    unterschtzen. Aufgrund seiner vielfltigen bertragungswege und langandauernden

    Persistenz in Form von hypobiotischen Larven in erwachsenen Hunden sowie der

    groen Widerstandsfhigkeit der Eier in der Umwelt, gelingt es dem Hundespulwurm

    offensichtlich sich, trotz der seit Jahren in den meisten Hundezuchten und -haltungen

    systematisch durchgefhrten anthelminthischen Behandlungen, auf einigermaen

    konstantem Prvalenzniveau in der Hundepopulation zu halten. Gleichzeitig wird

    eine relativ hohe Seroprvalenz in Menschen, z.B. in Holland im Durchschnitt ca.

    20% und bei ber 45 Jahre alten Personen 30%, beobachtet (zur bersicht: 3).

    Neben den seit langem bei Menschen bekannten Krankheitsbildern der okularen

    Larva Migrans und der viszeralen Larva Migrans weisen jngere Studien darauf hin,

    dass T. canis-Infektionen vor allem bei Kindern auch im Zusammenhang mit

    allergischen Erkrankungen stehen knnten. So wurde in Patienten mit allergischen

    Symptomen (z.B. Asthma, Dermatitis, Rhinitis) hufig gleichzeitig das Vorhandensein

    von T. canis-Antikrpern festgestellt und in der berwiegenden Zahl der

    entsprechend anthelminthisch behandelten Personen ein Verschwinden der

    allergischen Symptome beobachtet (4; 5). Allerdings handelt es sich bei diesen

    Studien eher um klinische und nicht mit entsprechenden Kontrollgruppenunter-

    suchungen begleitete Untersuchungen, so dass keine statistische Auswertung der

    beobachteten Effekte vorliegt. Experimentelle Untersuchungen in Musen zeigten im

    Gegensatz dazu, dass vorhergehende T. canis Infektionen zu einer signifikanten

    Verstrkung allergischer Lungenvernderungen fhren (6). In diesem Zusammen-

    hang stellt sich die Frage nach einem mit Hundehaltung bzw. Hundekontakt

    einhergehenden Gesundheitsrisiko und es ist wichtig zu erwhnen, dass offenbar

    kein relevantes Infektionsrisiko durch den Kontakt mit Hunden besteht. Hierauf

    weisen Untersuchungsbefunde hin, nach denen sich unter den hiesigen Haltungs-

    bedingungen Hundespulwurmeier im Hundefell in der Regel nicht weiterentwickeln

    und somit keine infektisen Larven ausbilden (7).

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    Die Diagnostik des Endoparasitenbefalls geschieht hinsichtlich der Wurm-

    infektionen vorwiegend mittels der koproskopischen Untersuchung. Dabei ist eine

    sachgeme und aussagekrftige koproskopische Befundung nur dann gegeben,

    wenn ber mindestens drei aufeinander folgenden Tagen gesammelter Kot unter-

    sucht wurde. Fr den Nachweis von Giardia-Infektionen eignen sich kommerziell

    erhltliche Kopro-Antigentests die eine im Vergleich zur Koproskopie deutlich hhere

    Sensitivitt besitzen. Zur Therapie und Bekmpfung von gastrointestinalen

    Helminthen stehen Wirkstoffe aus den Gruppen der Benzimidzaole, Tetra-

    hydropyrimidine, makrozyklischen Laktone, das Cyclooctadepsipeptid Emodepsid

    sowie als Mittel der Wahl bei Bandwurminfektionen das Praziquantel zur Verfgung.

    Ob bzw. wie hufig eine parasitologische Untersuchung oder anthelminthische

    Behandlung durchgefhrt wird, kann mittels einer Risikoabschtzung bei der u.a. das

    Auslauf- und Fressverhalten, das Alter und die Nutzung der Tiere sowie die

    Haltungsbedingungen einfliessen sollten, entschieden werden. Hierzu hat eine

    europsiche Expertengruppe Empfehlungen erarbeitet die von deutschen

    Parasitologen und Veterinrmedizinern adaptiert wurden.

    (http://www.esccap.de/tieraerzte/empfehlungen/)

    Literaturverzeichnis

    1. BARUTZKI D, SCHAPER R (2011)Results of parasitological examinations of faecal samples from cats and dogsin Germany between 2003 and 2010. Parasitology Research 109:S45-60

    2. BARUTZKI D, SCHAPER R (2013)Age-dependant prevalence of endoparasites in young dogs and cats up to oneyear of age. Parasitology Research 112:S119-131

    3. OVERGAAUW PA und van KNAPEN F (2013)Veterinary and public health aspects of Toxocara spp. Veterinary Parasitology193:398-403

    4. QUALIZZA R, MEGALI R, INCORVAIA C (2009)Toxocariasis resulting in seeming allergy. Iran Journal Allergy AsthmaImmunology 8:161-164

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    5. QUALIZZA R, INCORVAIA C, GRANDE R, MAKRI E, ALLEGRA L (2011)Seroprevalence of IgG anti-Toxocara species antibodies in a population ofpatients with suspected allergy. International Journal General Medicine 4:783-787

    6. PINELLI E, BRANDES S, DORMANS J, GREMMER E, van LOVEREN H(2008)Infection with the roundworm Toxocara canis leads to exacerbation ofexperimental allergic airway inflammation. Clinical Experimental Allergy38:649-658

    7. KEEGAN JD, HOLLAND CV (2013)A comparison of Toxocara canis embryonation under controlled conditions insoil and hair. Journal of Helminthology 87:78-84

    Korrespondenzadresse

    Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna

    Institut fr Parasitologie und Tropenveterinrmedizin

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    Dr. Regina Wagner, Fachtierrztin fr Dermatologie, Raabs, sterreich

    KLINIK UND DIAGNOSTIK VON HAUTINFEKTIONEN BEI HUNDEN, KATZEN

    UND HEIMTIEREN

    R. Wagner

    1. Bakterielle Infektionen

    Pyodermie bezeichnet eine bakterielle Infektion der Haut. Durch Besiedelung der

    Haarfollikel mit Bakterien wie z.B. Staphylococcus pseudintermedius kommt es zu

    juckenden Hautvernderungen, die mit roten Erhabenheiten (Papeln), Eiter gefllten

    Pusteln, schuppenfrmigen Krnzen (Collarette) und Krusten einhergehen. In

    chronischen Fllen kann die Haut sehr verdickt, borkig und dunkel pigmentiert er-

    scheinen (Lichenifikation). Der Haarverlust (Alopezie) resultiert aus der Entzndung

    des Haarfollikels. Eine bakterielle Infektion der Haut ist oftmals eine Sekundr-

    erkrankung zu vielen verschiedenen Primrerkrankungen. Auerdem kann eine nicht

    juckende Grunderkrankung durch die sekundre bakterielle Infektion zu jucken

    beginnen (z.B. Demodikose).

    Diagnostiziert wird eine bakterielle Infektion der Haut mittels einer zytologischen

    und/oder einer bakteriologischen Untersuchung.

    Hund

    Beim Hund sind bakterielle Infektionen, meist mit Staphylococcus

    pseudintermedius, eine sehr hufig vorkommende Diagnose. In der Regel handelt es

    sich jedoch um eine Sekundrinfektion, d.h. sekundr zu einer Grundkrankheit (z.B.

    einer Allergie). In manchen Fllen ist hingegen auch die bakterielle Infektion

    vordergrndig.

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    Man unterscheidet 3 Arten an bakteriellen Infektionen:

    Oberflchen Pyodermien: Pyotraumatische Dermatitis, Intertrigo

    Oberflchliche Pyodermien: Impetigo, Mukokutane Pyodermie, Bakterielle

    Follikulitis

    Tiefe Pyodermien: Pyotraumatische Follikulitis und Furunkulose, Nasale

    Follikulitis und Furunkulose, Kinnfollikulitis und Furunkulose; Follikulitis,

    Furunkulose und Zellulitis des Deutschen Schferhundes.

    Diagnostiziert wird eine bakterielle Infektion immer mittels Zytologie. Der klinische

    Verdacht einer bakteriellen Infektion wird durch das Vorliegen folgender Kriterien

    besttigt: Nachweis von Bakterien, Entzndungszellen und phagozytierten (intra-

    zellulr liegenden) Bakterien. Im Falle einer tiefen Infektion sieht man hufig weniger

    Erreger, aber dafr liegt ein typisches pyogranulomatses Zellbild vor. Eine

    bakterielle Untersuchung und ein angeschlossenes Antibiogramm sind im Falle von

    Rezidiven, Stbchen in der Zytologie oder schlechtes Ansprechen auf das Erst-

    antibiotikum immer anzuraten, ersetzen jedoch nicht die zytologische Untersuchung.

    Katze:

    Die oberflchliche bakterielle Infektion bei der Katze ist eine eher seltene (oder

    manchmal auch unterdiagnostizierte) Hauterkrankung. In einer Studie von Yu und

    Vogelnest (2012) war die Prvalenz der felinen Pyodermie jedoch 20%.

    Die oberflchliche Pyodermie wird durch eine Vielzahl von Bakterien verursacht,

    hufig sind jedoch Staphylococcus pseudintermedius, St. aureus undSt. simulans

    als Hauptverursacher beschrieben (Yu und Vogelnest, 2012). In der Regel entsteht

    die Erkrankung sekundr. Trauma, Medikamenten- oder Erkrankungsinduzierte-

    Immunsuppression, zugrundeliegende dermatologische Grundkrankheiten, wie Ekto-

    parasiten, Allergien oder Autoimmunerkrankungen knnen als Primrursachen mit

    einer sekundren bakteriellen Infektion einhergehen. Die Diagnose wird durch die

    bereinstimmung von klinischem Bild und zytologischer Untersuchung gestellt.

    Klinisch geht die bakterielle Infektion der Katze meist mit krustigen und nicht

    krustigen Papeln (miliare Dermatitis), Lsionen des eosinophilen Granulom-

    komplexes, hier voran das eosinophile Plaque und Lippenulzera (rodent ulcer)

    24

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    einher. Da eosinophile Plaques und Lippenulzera meist ulzeriert sind, bieten sie

    einen perfekten Nhrboden fr sekundre bakterielle Infektionen. Auch selbst-

    induzierte Ulzera im Kopf-Halsbereich oder auch das lineare Granulom knnen

    bakteriell infiziert sein. Bei Yu und Vogelnest (2012) waren auch 92% der Katzen

    pruritisch und 56% zeigten sogar einen hochgradigen Juckreiz. Bei der zytologischen

    Untersuchung findet man neutrophile Granulozyten mit intrazellulren Bakterien

    (meist Kokken, selten auch Stbchen), welche als Zeichen einer bakteriellen

    Infektion gewertet werden. Zustzlich ist auch das vollstndige Ansprechen auf eine

    alleinige antibakterielle Therapie ein Hinweis auf die Pyodermie der Katze. Hier gilt

    analog zur Pyodermie des Hundes - bei Erstinfektionen und Kokken in der Zytologie

    knnen empirisch Staphylokokken wirksame Antibiotika zum Einsatz kommen,

    handelt es sich jedoch um eine chronisch rezidivierende Pyodermie oder findet man

    in der Zytologie Stbchen, muss unbedingt eine bakterielle Untersuchung und ein

    Antibiogramm durchgefhrt bzw. angeschlossen werden.

    Gleichzeitig muss wie auch beim Hund immer die zugrundeliegende Ursache

    gesucht, und wenn mglich kontrolliert werden, da sonst Rezidive unvermeidbar

    sind.

    2. Dermatophytose

    Eine Dermatophytose wird als eine Infektion von keratinisiertem Gewebe (Krallen,

    Haare, Stratum corneum) verursacht durch die Spezies Microsporum, Trichophyton,

    oder Epidermophyton definiert. Dermatophytosen kommen weltweit vor und sind

    hufige, wenn auch in den meisten Fllen nicht lebensbedrohliche Erkrankungen. Sie

    treten bei Sugetieren, Vgeln und Reptilien auf. Das Risiko, im Verlauf seines

    Lebens an einer Dermatophytose zu erkranken, betrgt beim Menschen etwa 10

    20 %. Damit gehrt die Dermatophytose zu den hufigsten Infektionskrankheiten

    weltweit.

    Die Einteilung der Dermatophytose erfolgt nach ihrem Ursprung. Der geophile

    Dermatophyt Microsporum gypseum ist ein normaler Erdbewohner. In einer

    griechischen Studie wurde bei 32,6% der Bodenproben M. gypseum kultiviert

    25

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    Bourdzi, 1997). Es kann durchaus ein geophiler Dermatophyt auch von einem Tier

    kultiviert werden. Das Tier kann dabei entweder gesund sein, oder an einer anderen

    Hauterkrankung leiden, bei welcher dieser Dermatophyt keine primr-pathogene

    Rolle spielt (besonders bei Tieren, die sich viel im Freien aufhalten).

    Zoophile Dermatophyten wie M. canis, M. distortum oder Trichophyton equinum

    hingegen sind tieradaptiert.

    Zu den anthropophilen Dermatophyten gehren M. audouinii, welcher human-

    adaptiert ist, und nicht in der Erde berlebt und T. rubrum, welcher der Erreger des

    humanen Fupilzes ist.

    Die sylvatische Dermatophytose entsteht vor allem durch Wildtiere (Trichopyhton,

    M. persicolor).

    Bei Hund und Katze spielen die Spezies M. canis, M. gypseum und T.

    mentagrophytes die grte Rolle. M. canis findet hierbei die strkste Verbreitung

    (98% bei Katzen), und muss daher immer aufgrund des zoonotischen Potentials

    behandelt werden.

    Die bertragung erfolgt einerseits durch direkten Kontakt mit infizierten Haaren

    oder Schuppen, andererseits indirekt durch die Umgebung oder auch durch Vektoren

    (z.B. Insekten). M. caniskann auch von Staub- oder Lftungsfiltern kultiviert werden.

    Auch menschliche Besucher knnen Pilzelemente einschleppen.

    Die Quelle einer M. canis Infektion ist gewhnlich eine Katze, whrend

    Trichophyton spp. Infektionen in der Regel vom natrlichen Wirt stammen. T.

    mentagrophytes findet sich an Nagetieren und deren Umgebung. M. gypseum ist

    vorrangig in feuchter Erde, durch welche Hunde und Katzen z.B. beim Graben

    infiziert werden, anzutreffen. M. persicolor kann fr Muse pathogen sein, die

    wiederum unsere Haustiere infizieren knnen.

    Haarschfte, die infektise Arthrosporen enthalten, bleiben im Falle von M. canis

    bis zu 18 Monate infektis.

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    In einer Studie wurden Bodenproben von 50 Veterinrpraxen entnommen, und

    mykologische Kulturen angelegt. Hierbei waren 30% fr M. canis, 22% fr T.

    terrestre, 10% fr M. gypseum und 4% fr T. mentagrophytes positiv (Mancianti,

    1996).

    Symptome:

    Die Dermatophytose ist besonders beim Hund eine hufig berdiagnostizierte

    Erkrankung (0.26 - 3.6% aller Flle), und nur durchschnittlich 15% der Pilzkulturen

    besttigen eine Verdachtsdiagnose. Besonders wichtige Differentialdiagnosen stellen

    Demodikose und Staphylokokken Follikulitis dar, welche beim Hund wesentlich

    hufiger anzutreffen sind!

    Typischerweise sieht man runde Flecken von Alopezie, Schuppen, Papeln,

    Pusteln und Krusten mit geringem Pruritus. Seltener jedoch ist ausgeprgter Pruritus

    anzutreffen, der besonders durch sekundre bakterielle Infektionen begnstigt wird.

    Generell zu sagen ist, dass eine Dermatophytose nicht allein durch das klinische

    Bild diagnostiziert werden kann.

    Beim Hund lsst sich eine symmetrische nasale Follikulitis und Furunkulose,

    (meist verursacht durch T. mentagrophytesoder M. persicolor, Achtung wird hufig

    mit Pemhigus verwechselt!!) beobachten. Es kann sich aber auch um eine Follikulitis

    und Furunkulose der behaarten Haut (Trichophyton) handeln, oder auch nur eine

    Extremitt betroffen sein. Auch eine Seborrhea oleosa (generalisierte Infektion)

    wurde in diesem Zusammenhang beschrieben. Lokal kann es einer Ausbildung eines

    Kerions eine exsudative, gut abgegrenzte, nodulre Furunkulose mit sezernieren-

    den Gngen (M. gypseum, T. mentagrophytes) oder einer Onychomykosis

    kommen.

    In Europa nimmt M. persicolorvermehrt an Bedeutung zu. Typischerweise sieht

    man Lsionen im Gesicht, welche schuppig, papulo-pustulr oder krustig aussehen.

    Zustzlich findet oftmals eine Depigmentation des Planum nasale statt.

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    Katzen zeigen unregelmige oder runde Gebiete mit Alopezie, mit oder ohne

    Schuppen, Komedonenbildung, Alopezie ohne Entzndung, miliare Dermatitis,

    rezidivierende Kinnakne, Onychomykosis, Seborrhea oleosa oder sicca, exfoliatives

    Erythroderma, jedoch eher seltener Kerion oder Otitis externa. Bei Perserkatzen

    findet sich ein gehuftes Auftreten von Pseudomycetomen (subkutane Nodulae, oft

    ulzeriert, besonders am dorsalen Rumpf und an der Schwanzbasis). Auch Katzen

    knnen eine Dermatophytose entwickeln, die einem Pemphigus Foliaceus sehr

    hnelt: schuppig, krustige Vernderungen am Nasenrcken, Pinna und Paronychia.

    Auerdem haben Katzen die Angewohnheit, ihre Hautlsionen intensiv zu belecken,

    was dazu fhrt, dass diese vernderten selbsttraumatisierten Hautstellen

    eosinophilen Plaques hneln.

    Die generalisierte Dermatophytose tritt bei Katzen hufiger auf als bei Hunden.

    Besonders bei Katzen kommt es sehr oft zur Ausbildung von asymptomatischen

    Trgern (6,5-100%; bei Hunden nur 0-10%).

    Diagnostik:

    Die Anamnese gibt meist erste Hinweise. Die Inkubationszeit betrgt durch-

    schnittlich 4 Tage bis 4 Wochen. Eine wichtige Frage ist, ob Hautvernderungen am

    Besitzer oder an anderen im Haushalt lebenden Tieren beobachtet werden knnen?

    Anschlieend sollte das Tier mit der Woodschen Lampe untersucht werden. Da nur

    gewisse Dermatophyten apfelgrn fluoreszieren, schliet eine fehlende Fluoreszenz

    eine Dermatophytose nicht zwangslufig aus. Es kann aber auch durch verschiedene

    Medikamente zu falsch positiven Reaktionen kommen. Weiters knnen Haare und

    Schuppen mikroskopisch auf Sporen und Hyphen untersucht werden (Trichogramm).

    Die Pilzkultur ist jedoch das Diagnostikum der Wahl. Es besteht bei dieser

    Untersuchung auch die Mglichkeit, eine positive Kultur von einem eigentlich klinisch

    unaufflligen Tier zu erhalten. Dieses Tier stellt entweder einen asymptomatischen

    Trger dar, oder aber es liegt eine sekundre Kontamination aus der Umwelt vor.

    Proben von asymptomatischen Katzen werden mit der Brstenmethode (McKenzie)

    gewonnen, in dem man die Katze mit einer sterilen Zahnbrste oder McKenzie-brush

    abbrstet, und diese dann auf eine Kulturplatte presst. Wenn Phenolrot der Indikator

    im Nhrmedium ist, erfolgt der Farbumschlag eines Dermatophyten nach dem

    sichtbaren Koloniewachstum. Dabei ist zu beachten, dass es auch durch die

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    Anwendung alkalischer Desinfektionsmittel vor der Probenentnahme zu einem Farb-

    umschlag kommen kann. Auch sekundre Kontaminationen mit Schimmelpilzen

    rufen einen Farbumschlag hervor. Die verdchtige Kultur muss immer mikroskopisch

    auf das Vorhandensein von Makrokonidien untersucht werden, um die genaue

    Spezies des Dermatophyten zu dokumentieren. Diese Kenntnis wiederum ermglicht

    einen Rckschluss auf die Infektionsquelle.

    Da M. persicolornicht in Haaren sondern Schuppen zu finden ist, muss hier fr

    diagnostische Zwecke oberflchliches Keratin kultiviert werden.

    Zoonoseaspekt:

    30% der Microsporien beim Menschen werden durch M. canis von der Katze

    stammend verursacht. Ca. 50% der Menschen, die mit symptomatischen oder

    asymptomatischen Trgern zu tun haben, erkranken. In einer Studie waren 35% der

    auf einer Katzenausstellung vorgestellten Tiere Pilzkultur-positiv (DeBoer et al.

    1995). Es wurde auch festgestellt, dass Katzen mechanische Trger von human-

    pathogenen Pilzen (T. rubrum, Epidermophyton spp.) sein knnen, bzw. dass sie

    sich an den human-pathogenen Pilzen anstecken. Die bertragung von M. gypseum,

    M. persicolor und T. mentagrophytes auf den Menschen kommt hingegen extrem

    selten vor.

    3. Malassezien

    Malassezien sind Bestandteil der physiologischen Hautflora von Hund und Katze,

    welche sich in einem sehr sensiblen Gleichgewicht befindet. Die Nachweisrate bei

    gesunden Hunden betrgt bis zu 40%, und variiert in Abhngigkeit von der

    Hunderasse und der Krperregion (Cafarchia et al., 2005). In einer Studie von

    Wagner et al. (1999) konnte bereits bei drei Tage alten Rottweiler-Welpen bei 68,2%

    eine Malassezia Kolonisation nachgewiesen werden. Hunde mit Malassezien

    Dermatitis haben eine 100- bis 10.000 fache Anzahl an Malassezien auf der Haut -

    verglichen mit der Anzahl der physiologischen Hautflora (Robson, 2012).

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    Die Krankheit ist meist durch sehr starken Pruritus und eine Seborrhoe oleosa

    gekennzeichnet. Bei chronischen Verlaufsformen kann es zu schweren Haut-

    vernderungen (Hypotrichose/Alopezie, Lichenifikation, Hyperpigmentierung, etc.)

    kommen. Die grte klinische Bedeutung beim Hund von allen bisher identifizierten

    Malassezien-Spezies hat hier eindeutig Malassezia pachydermatis. Malassezien

    besiedeln meist typische Haut-Lokalisationen: Interdigitalbereich, Lefzen

    (mukokutaner bergang), uerer Gehrgang sowie Anal- und Perianalbereich. Bei

    Hauskatzen ist eine Malassezien bedingte Dermatitis eher selten, hier sind v.a.

    Rassen mit genetisch bedingten Haarabnormitten zu nennen: Sphynx-Katze und

    Devon-Rex. Diverse immunsupprimierende Grunderkrankungen begnstigen jedoch

    auch eine Malassezien Infestation bei Katzen (FeLV, FIV, Diabetes mellitus, Herpes-

    Infektion, Neoplasie).

    Malassezien treten meist sekundr zu anderen Hautkrankheiten auf, jedoch gibt

    es auch prdisponierende Faktoren, welche das Malassezien Wachstum, die Ver-

    mehrung und Ausbreitung erst ermglichen bzw. frdern, was mit einer nach-

    folgenden Strung des empfindlichen Gleichgewichtes der physiologischen Hautflora

    verbunden ist: z.B. starke Hautfaltenbildung mit Intertrigo: Gesichts-, Vulva- und

    Schwanzfaltendermatitis bei Mops, Bulldogge, Pekinese, Perser (idiopathische

    faziale Dermatitis der Perser Katze). Bei manchen Rassen z.B. beim Basset kann

    auch eine primre Malassezia Dermatitis vorliegen.

    Klinisch besteht bei der Malassezien-Dermatitis sehr starker meist Glukokortikoid

    resistenter Pruritus mit einem deutlichen Begleit-Erythem. Typische Sekundr-

    effloreszenzen sind Exkoriationen, Lichenifikation, seborrhoeische Plaques (hufig

    fettige, gelbe Schuppen), Mazeration und Intertrigo. Diese knnen anhand des

    klinischen Bildes hufig nicht von einer Staphylokokken-bedingten Pyodermie

    unterschieden werden. Es empfiehlt sich daher immer, eine zytologische Unter-

    suchung durchzufhren (Morris, 2007). Durch den Pruritus bzw. das vermehrte

    Kratzen oder Belecken entstehen meist sekundre Hautvernderungen wie

    Erosionen, Exkoriationen und Krusten. Das generelle Verteilungsmuster einer

    Malassezien-Dermatitis kann sehr variabel sein. Besonders hufig sind Gesicht

    (periokular und perioral), Ohren, Pfoten (Interdigitalbereich, Krallenbett mit braunem

    Exsudat, braunverfrbte Krallen), Hals-, Achsel-, Inguinal- und Perianalbereich

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    betroffen. Die verstrkte Talgproduktion im Zuge einer Malassezien Infestation fhrt

    sehr hufig zu gelblich-schmierigen Belgen (Seborrhoea oleosa). Typisch fr eine

    Malassezien Infektion an den Krallen sind brunliche Verfrbungen an der

    Krallenbasis mit teilweise wachsartigem Exsudat (Paronychia).

    Eine Malassezien Otitis ist sehr selten eine primre Infektion, sondern eher eine

    berwucherung der physiologischen Flora, welche durch Vernderungen der

    Umgebungsbedingungen im Gehrgang zu Stande kommt. Aus diesem Grund muss

    man bedenken, dass es sich bei einer Therapie einer chronisch rekurrierenden

    Malassezien bedingten Otitis nicht nur rein um die Hemmung der Vermehrung und

    die Elimination der Organismen handelt, sondern dass auch prdisponierende

    Faktoren wie anatomische Gegebenheiten (z.B. Stenosierungen, Hngeohren) oder

    zu Grunde liegende Primrerkrankungen (z.B. atopische Dermatitis, Futtermittel-

    hypersensitivitt, Keratinisierungsstrungen, etc.) erkannt und behandelt werden

    mssen.

    Der klassische Nachweis von Malassezien kann anhand von zytologischen

    Abklatschproben mit anschlieender Frbung und mikroskopischer Betrachtung

    erfolgen. Hierbei ist es mglich, mit Objekttrgern, Klebestreifen (besonders geeignet

    fr schmerzhafte Areale z.B. Krallenbettinfektion), Tupfern (besonders bei Otitis

    geeignet) oder oberflchlichen Hautgeschabsel zu arbeiten. Gerade bei der

    Malassezien Otitis ist meist ein dunkel verfrbtes Zerumen prsent, welches

    flschlicherweise zur Verwechslung mit einem Otodectes-Befall fhren kann. Daher

    empfiehlt es sich immer, eine Zytologie des Ohrkanales oder der betroffenen

    Krperregionen (dort vor allem weil eine klinische Unterscheidung zur bakteriellen

    Infektion oft nicht mglich ist) durchzufhren. Die Prparate werden fixiert und im

    Anschluss mit einer Routinefrbung (z.B. Diff Quick) angefrbt. Die mikroskopische

    Untersuchung liefert dann den endgltigen Beweis einer Malassezien bedingten

    Infektion oder Begleitinfektion. Malassezia pachydermatis ist nicht myzelbildend,

    etwa 2-5 m gro, und hat im Mikroskop eine typisch erdnusshnliche, ovale,

    kegelfrmige Gestalt (auch Perrier-flaschenfrmig genannt, wie Barbarella der

    Barbapapas oder wie russische Puppen vorstellbar), die durch die Vermehrung des

    Pilzes in Form von einseitiger Knospung zustande kommt.

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    Bei atopischen Hunden mit Malassezia Dermatitis wurde ein 25kDa Protein

    identifiziert, welchem man klinische Relevanz beimisst. Man geht davon aus, dass M.

    pachydermatis als zustzliches Allergen bei der atopischen Dermatitis fungiert. Die

    Diagnose einer Malassezien Hypersensitivitt kann mittels Intrakutantest oder einer

    serologischen Untersuchung auf das Malassezia Antigen durchgefhrt werden. Ein

    kommerzieller Extrakt fr die allergen-spezifische Immuntherapie ist ebenfalls

    erhltlich.

    4. Ektoparasiten

    Dermanyssus gallinae

    Die rote Vogelmilbe befllt neben Geflgel auch Vgel, Hunde, Katzen und

    Menschen. Die bertragung erfolgt meist nachts, wenn die Parasiten ihre Schlupf-

    winkel verlassen, um zum Blutsaugen auf den Wirt zu gehen. Nach vollendeter

    Nahrungsaufnahme verlassen die Milben den Wirt.

    blicherweise ist die Vogelmilbe schwarz, grau oder wei. Ihre typisch rote

    Frbung bekommt sie nur, wenn sie mit Blut angesogen ist. Die adulte Milbe ist

    1,1mm gro und lebt in Nestern und Spalten von Kfigen oder Hhnerstllen.

    Wildvgel knnen diese Milbenart in ihren Nestern beherbergen. Es ist mglich,

    dass die Milben sich aus jenen Nestern ber offene Fenster ins Haus bewegen, und

    dadurch auf Tiere und Menschen gelangen. Die meisten Flle entstehen jedoch in

    einem anamnestischen Zusammenhang mit Geflgelstallungen.

    Symptome:

    Erythem, Papeln, Pusteln, Pruritus

    Diagnose:

    Hautgeschabsel, Klebebandabklatsch.

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    Der Milbenbefall ist jedoch schwierig festzustellen, da dieser Parasit sich nicht

    dauerhaft auf dem Wirt befindet. Man sollte daher besser an lichtgeschtzten Krper-

    stellen, nachts oder in den Tierstallungen auf Milbensuche gehen.

    Trombicula

    Neotrombicula autumnalis (Herbstgrasmilbe) ist orangefarben und Stecknadelkopf

    gro. Die Eier werden in feuchte Erde abgelegt, und die sich daraus entwickelnden

    6-beinigen Larven ernhren sich von den Wirtstieren.

    Symptome:

    Es sind vornehmlich Krperteile betroffen, die mit dem Boden in Kontakt kommen.

    Es knnen pruritische papulokrustse Effloreszenzen bis hin zu nicht pruritischen

    Papeln, Pusteln und Krusten gesehen werden.

    Diagnose:

    Sie werden vorrangig an den Ohren oder den Kontaktstellen mit dem Boden

    gefunden. Die Herbstgrasmilben unterscheiden sich von Otodectes durch die

    orangene Farbe und die spezielle Adhrenz zur Haut. Auerdem kommt es zu einem

    vermehrt saisonalen Befall in den Sommer- und Herbstmonaten.

    Cheyletiella

    (walking dandruff)

    Die Cheyletiella Dermatitis ist eine durch Cheyletiella spp. (Raubmilben), welche

    auf der Hautoberflche leben, hervorgerufene milde Dermatitis. Cheyletiella-Milben

    sind groe Milben (400m), die Katzen, Hunde, Kaninchen und Menschen befallen:

    Cheyletiella yasguri (Hund), C. blakei (Katze), C. parasitovorax (Kaninchen). Die

    Milben zeigen keine extreme Wirtsspezifitt, und somit knnen auch alle Spezies auf

    den Menschen bergehen.

    Cheyletiellen leben in der Keratinschicht der Epidermis, und sind nicht mit den

    Haarfollikeln assoziiert. Sie graben nicht, sondern bewegen sich in sogenannten

    Pseudotunneln in epidermalen Abfllen fort. Periodisch ernhren sie sich von der

    Lymphe des Wirtes. Die Eier werden mit dem einen Ende durch feine Fibrillen an den

    Haaren befestigt.

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    Der Lebenszyklus dauert 21 Tage (Ei Larve Nymphe Adult), und wird auf

    einem Wirt beendet. Weibliche Milben knnen ohne Wirt 10 Tage berleben,

    mnnliche hingegen nur 48 Stunden. Eier, welche mit Haaren in die Umgebung

    gelangen, sind eine bedeutende Quelle der Reinfestation. In Brsten, Betten und

    Decken knnen Milben gefunden werden, obwohl sie blicherweise sehr anfllig fr

    Austrocknung sind.

    Symptome:

    Klinisch wird kein bis sehr intensiver Pruritus beobachtet. Es kommt zu dorsal

    orientierten, trockenen Schuppen, welche bei Hunden eher diffus und bei Katzen und

    Kaninchen fokal oder multifokal lokalisiert sind. Durch das intensive Putzverhalten

    der Katze, werden Schuppen, Milben und Eier entfernt, welche aber durch die orale

    Aufnahme im Kot nachgewiesen werden knnen. Durch das Ablecken der relevanten

    parasitren Strukturen wird die Erkrankung anfnglich oft bersehen. Mit der Zeit

    jedoch werden die Schuppen aber mehr, und auch der anfnglich geringe Juckreiz

    nimmt an Intensitt zu. Einige Tiere entwickeln wahrscheinlich eine Hyper-

    sensitivittsreaktion, da der Pruritus nicht im direkten Verhltnis zur Milbenanzahl

    steht. In solchen Fllen kommt es zur Ausbildung von massiven Sarcoptes-hnlichen

    Effloreszenzen. Bei Katzen lsst sich auch eine miliare Dermatitis oder eine

    bilaterale symmetrische Alopezie erkennen.

    Diagnose:

    Direkte Untersuchung mit einem Vergrerungsglas, mittels superfiziellem

    Geschabsel, Klebeband-Abklatsch, Schuppen gesammelt mit Flohkamm (bei 15%

    der Hunde und 58% der Katzen negativ) oder Kotproben-Flotation. Falls keine Milben

    trotz Verdachtsdiagnose nachgewiesen werden knnen, ist es immer noch lege artis,

    eine diagnostische Therapie durchzufhren.

    Zoonoseaspekte:

    Die Milben sind hoch kontagis, besonders unter jungen Tieren. Wenn ein neues

    Tier in den Haushalt kommt, berichtet der Besitzer, dass innerhalb von 3-4 Wochen

    Schuppen und Juckreiz in der Gruppe entstehen. Da es auch asymptomatische

    Trger gibt, sollte bei Cheyletiella Verdacht im Zweifelsfall immer behandelt werden.

    Cheyletiella hat wie bereits erwhnt auch ein zoonotisch relevantes Potential, da

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    20% der Menschen infiziert werden. Ohne weitere Infestation verschwinden die

    Effloreszenzen beim Menschen innerhalb von 3 Wochen ohne jegliche Therapie.

    Sarcoptes

    (canine Skabies, Sarcoptesrude)

    Die Hunderude ist eine nicht-saisonale, intensiv pruritische, kontagise

    Infestation der Hundehaut mit der Milbe Sarcoptes scabiei var. canis. Dieser

    Ektoparasit ist auch auf andere Spezies bertragbar (Katzen, Fchse, Mensch).

    Diese Milben gehren - so wie die Verursacher der Katzenrude Notoedres cati -

    zur Familie der Sarcoptidae. Ihr Lebenszyklus betrgt 21 Tage. Die befruchtete

    weibliche Milbe grbt sich durch die verhornte Schicht der Haut mit einer

    Geschwindigkeit von 2-3mm/Tag, und legt in diesen Tunnel ihre Eier ab. Die

    ausgeschlpften Larven begeben sich an die Oberflche, wo sie sich dann auch als

    Nymphen aufhalten. Die Milben bevorzugen sprlich behaarte Hautareale wie Ohren,

    Ellbogen, Sprunggelenk oder Abdomen. Beim Vorliegen von stark pruritischen

    Hautvernderungen an diesen genannten Prdilektionsstellen, sollte immer an die

    Sarcoptes-Rude als mgliche Differentialdiagnose gedacht werden.

    Die berlebenszeit auerhalb des Wirtes ist abhngig von der relativen

    Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Niedrige Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit

    verlngern die berlebensdauer. Bei 10-15oC knnen weibliche Milben 4-21 und bei

    Raumtemperatur 2-6 Tage berleben.

    Symptome: Inkubationszeit: ca. 6-11 Tage

    Typisches Verteilungsmuster ist der ventrale Teil von Abdomen, Brust und

    Extremitten. Ohren (v.a. Ohrrand!) und Ellbogen sind fast immer involviert, und

    somit die besten Stellen fr Hautgeschabsel. Die Erkrankung breitet sich rapide aus,

    wobei jedoch der dorsale Krper meist ausgespart bleibt. In warmer Umgebung

    nimmt der Juckreiz meist zu.

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    Pruritus (Sarcoptes ist eine der juckendsten Erkrankungen!)

    Ventral (Ellbogen, Axilla, Sprunggelenke, Brust, Abdomen)

    Ohrrnder schuppig, krustig

    Alopezie

    Papelngelbe Krusten

    generalisierte Lymphadenopathie

    Der Pruritus beginnt einige Tage nach der Infektion, und verhlt sich proportional

    zur Milbenanzahl, wobei es auch Flle gibt, wo bei einer geringen Milbenanzahl ein

    sehr heftiger Juckreiz vorliegt, die Ursache hierfr ist vermutlich Hypersensitivitt.

    Es kann jedoch auch nur Pruritus ohne Lsion oder Lsionen ohne Pruritus

    (Norwegische Scabies) festgestellt werden.

    In chronischen Fllen kommt es zu Hyperpigmentation und Lichenifikation.

    Sekundre superfizielle Pyodermien sind hufig und auch rezidivierende

    Othmatome ohne offensichtliche Otitis externa knnen beobachtet werden.

    Diagnose:

    Sarcoptes sollte bei allen Hunden in Betracht gezogen werden, welche nicht-

    saisonalen, intensiven Pruritus zeigen. Wenn Sarcoptes eine differentialdiagnosti-

    sche Mglichkeit darstellt, aber keine Milben oder Antikrper gefunden werden, kann

    nur die diagnostische Therapie die Diagnose verifizieren.

    Aus der Anamnese ergibt sich oft ein vorheriger Besuch im Hundesalon, in derHundepension oder bei einem Tierarzt. Aber auch beim Spaziergang knnen

    Sarcoptes befallene Hunde oder Fchse angetroffen werden. In ber 50% der Flle

    sind andere Hunde in der Familie betroffen, und in 10-50% auch der Mensch

    (zoonotisches Potential).

    Eine hilfreiche Methode zur Diagnostik stellt der "Pinnal-Pedal Reflex" (Ohrrand-

    Fu Reflex) dar. Dabei wird der Ohrrand des Hundes zwischen den Fingern

    gerieben. Der Test wird als positiv interpretiert, wenn sich der Hund mit der

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    Hinterextremitt mitkratzen will. Zwischen 75-90% der Hunde mit Sarcoptes zeigen

    einen positiven Reflex, wobei dieser aber auch bei anderen stark juckenden

    Hauterkrankungen (falsch) positiv sein kann.

    Die absolute Diagnose kann nur durch Hautgeschabsel gestellt werden, wobei

    man ein Milbenstadium oder den Milbenkot nachweist. Mehrere groflchige

    oberflchliche Geschabsel sind dazu notwendig. Man sollte Stellen whlen, die nicht

    aufgekratzt sind (bevorzugt rote Papeln mit gelber Kruste): am besten eignen sich

    dazu die Ohrrnder, Ellbogen oder Sprunggelenke. Groe Mengen an Material

    werden mittels eines superfiziellen Geschabsels auf einen Objekttrger mit Paraffinl

    aufgebracht. Milben sind zwar nur in 20% der Flle zu finden, jedoch sind auch

    dunkelbraune, ovale Kotpellets diagnostisch beweisend.

    Antikrper gegen Sarcoptes (IgG):

    Mittels ELISA werden Antikrper der Klasse IgG in einer Serumprobe bestimmt.

    Die Sensitivitt dieses Testes betrgt 85% und die Spezifitt 90%. Die Krankheits-

    symptome sollten schon eine gewisse Zeit bestehen, bevor der Test durchgefhrt

    wird, da es einige Wochen dauert, bis Antikrper nachweisbar werden. D.h. der Test

    kann bis zu 4 Wochen post infectionem falsch negativ ausfallen. Da die Antikrper

    auch nach erfolgreicher Therapie lngere Zeit (bis zu 6 Monate) persistieren knnen,

    sollte dieser ELISA-Test nicht zur Therapiekontrolle herangezogen werden.

    Falls trotz aller Versuche keine definitive Diagnose gestellt werden kann, jedoch

    immer noch der groe Verdacht einer Sarcoptesinfektion vorliegt, kann durch

    promptes Ansprechen auf eine lege artis durchgefhrte diagnostische Therapie, die

    Diagnose gesichert werden.

    Zoonoseaspekte:

    Sarcoptes scabiei var. canis ist hoch kontagis, und befllt neben dem Hund auch

    Katzen, Fchse, Marderartige und Menschen. ber die Hlfte der in Kontakt

    kommenden Hunde und 10-50% der Familienmitglieder entwickeln Krankheits-

    symptome. Menschen zeigen nach kurzem Kontakt mit befallenen Tieren pruritische

    Papeln am Rumpf und den Armen. Der Pruritus zeigt sich im Bett und nach einer

    warmen Dusche vermehrt. Die Milben graben zwar und legen auch ihre Eier am

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    Menschen ab, bleiben aber nur wenige Tage (6 d) am Fehlwirt aktiv. Nach 12-14

    Tagen vergehen die Lsionen des Besitzers wieder von selbst ohne weitere

    Therapie. Bei wiederholtem Kontakt mit dem befallenen Tier, kann sich jedoch auch

    beim Menschen die Krankheit ber eine lange Zeit erstrecken. Falls beim Menschen

    immer wieder Lsionen auftreten, zeugt das entweder von einer inadequaten

    Therapie des Hundes, einer Infestation der Umgebung oder richtiger Humanscabies,

    die auf den Hund bergegangen ist.

    Notoedres

    (feline Skabies)

    Notoedres cati befllt hauptschlich Katzen, aber auch Fchse, Hunde, Kaninchen

    und vorbergehend den Menschen. Auerhalb des Wirtes berleben sie nur einige

    Tage. Es handelt sich um eine hoch kontagise Erkrankung, bei der leicht eine groe

    Anzahl an Milben gefunden wird.

    Die Milbe gehrt zur Familie der Sarcoptidae. N. cati ist jedoch kleiner als

    Sarcoptes canis.

    Symptome:

    Ohrenrand Ohr Gesicht Augenlider Hals Fe Perineum

    (vermutlich kommt es zu dieser Ausbreitung durch das Putz- und Schlafverhalten der

    Katze): klinisch vorherrschend sind intensiver Pruritus, Alopezie, Lymphadenopathie,

    Papeln und gelbe bis graue Krusten.

    Diagnose:

    Verteilungsmuster der Lsionen, intensiver Juckreiz, positives Hautgeschabsel

    Otodectes cynotis

    (Ohrmilbe)

    Diese Psoroptes-Milbe parasitiert an der Hautoberflche. Die sehr groen Milben

    haben einen 3-wchigen Entwicklungszyklus und leben ca. zwei Monate. Sie

    ernhren sich von epidermalen Produkten und Gewebsflssigkeit. Dadurch kommt

    es zu einer Irritation des Ohrkanals und zu einer vermehrten Cerumen-Produktion,

    welches mit Blut und Milbenexsudat vermengt ist.

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    Symptome:

    Klinische Symptome sind variabel. Manche Katzen zeigen massives Ohren-

    exsudat ohne klinische Symptome, andere wiederum haben einen intensiven Ohren-

    Pruritus mit minimaler Exsudatbildung. Hunde zeigen eher Juckreiz ohne viel

    otoskopisch nachweisbares Exsudat.

    braun-brckeliges Ohrenexsudat

    Pruritus

    nur Ohrkanal, oder auch an Hals, Rumpf, Schwanz

    Die Erkrankung ist nicht wirtsspezifisch und hoch kontagis, wobei besonders

    Jungtiere eine hhere Prvalenz aufzeigen. Auch Menschen knnen eine papulre

    Dermatitis oder Ohrenerkrankungen aufweisen.

    Diagnose:

    mikroskopisch

    Pediculose

    (Luse, Haarlinge)

    Luse und Haarlinge sind wirtsspezifisch, und verbringen ihr gesamtes Leben am

    Wirt, da sie auerhalb nur wenige Tage berleben. Sie werden durch direkten

    Kontakt oder kontaminierte Brsten, Decken, etc. bertragen. Die Eier werden quasi

    an die Haare "anzementiert" (DDx Chelyetiella-Eier sind kleiner und haften nicht fest

    am Haar).

    Anoplura: saugende Luse, bei starkem Befall knnen sie eine Anmie

    verursachen.

    Mallophaga: Haarlinge, ernhren sich von epidermalem Abfall. Da sie aktiver

    sind, verursachen sie eine grere Irritation des Wirtstieres, sodass es zu durch

    Juckreiz verursachte Sekundrinfektionen kommen kann. Trichodectes canis ist

    der hufigste Vertreter beim Hund, und Felicola subrostratusbei der Katze.

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    Symptome:

    Pruritus

    Sekundrinfektionen durch den Juckreiz

    asymptomatische Trger

    gehuftes Vorkommen im Winter

    Diagnose:

    Saugende Luse bewegen sich eher langsam, knnen somit leicht gesehen und

    gefangen werden. Haarlinge hingegen knnen eher schwierig zu finden sein.

    Klebebandmethode

    5. Heimtiere

    Cheyletiellose

    Wird verursacht durch Cheyletiella parasitovoraxund uert sich klinisch in kahle

    Stellen im Nacken und zwischen den Schultern. Man findet sehr hufig weiliche,

    kleieartige Schuppenbelge ber den ganzen Rcken verteilt. Juckreiz wird eherkaum bis nur geringgradig berichtet. Die Diagnose erfolgt anhand des typischen

    klinischen Bildes, via oberflchliches Hautgeschabsel oder mittels Tesa-Abklatsches.

    Wichtig anzumerken ist, dass sehr oft kein Befall nachgewiesen werden kann.

    Dennoch sollte aber auch in diesen Fllen eine diagnostische Therapie aufgrund des

    klinischen Verdachtsbildes durchgefhrt werden, da ein negativer Nachweis nicht

    beweisend ist.

    Ohrrude

    Der Erreger der Ohrrude beim Kaninchen ist Psoroptes cuniculi. Diese

    Hauterkrankung wird meist bei Kaninchen in Auenhaltung, weniger bei Heim-

    kaninchen, gesehen. Die Klinik uert sich in Juckreiz, bltterteigartigen Belgen im

    Gehrgang, Kopfschiefhaltung und Ataxie bei bakterieller Sekundrinfektion. Die

    Diagnose erfolgt anhand des klinischen Bildes und der mikroskopischen Unter-

    suchung. Die Gehrgnge knnen durch die Belge vllig zugewachsen sein.

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    Trixacarus caviae

    ist die grabenden Sarcoptesmilbe des Meerschweinchens. Es kann zu so

    massivem Juckreiz kommen, dass der Besitzer epileptische Anflle beschreibt.

    Haare epilieren leicht, durch den Juckreiz kommt es zu Exkoriationen und auch

    Anorexie oder Abort werden wahrgenommen. Hautgeschabsel knnen negativ

    ausfallen, sodass auch hier manchmal eine diagnostische Therapie stattfinden muss.

    Menschen knnen transient davon betroffen sein.

    Vogel- und Rattenmilbe

    Hierbei spielen 2 Milben eine zentrale Rolle: Ornithonyssus bacoti (tropische

    Rattenmilbe) und Dermanyssus gallinae(rote Vogelmilbe). Hamster und Rennmuse

    aus dem Zoofachhandel weisen sehr oft einen Befall mit Ornithonyssus auf. Die rote

    Vogelmilbe ist nicht wirtsspezifisch und parasitiert vor allem nachts. Da der Wirt v.a.

    gegen die Abendstunden aufgesucht wird, kommt es zu nchtlicher Unruhe und

    Juckreiz, Hautrtungen, Kratzwunden und Alopezie. Die Saugmilben vermehren sich

    nicht am Wirt, sondern wie der Floh, in dessen Umgebung. Die Milben knnen als

    rtliche, stecknadelkopfgroe Punkte (grau, wenn ohne Blut) makroskopisch

    gesehen werden. Die Diagnose erfolgt mittels Tesa-Abklatsches (abends, nachts)

    oder dem direkten Nachweis in Einstreu und Einrichtungsgegenstnden.

    Dermatophytose

    Die hufigsten beim Kaninchen anzutreffenden Dermatophyten sind Microsporum

    sp. und Trichophytonsp. Es zeigen sich klinisch umschriebene oder generalisierte

    Fellverluste, Haarbruch, trockene Haut, borkige Auflagerungen, Schuppenbildung

    und evtl. Juckreiz. Man sollte auch bei einem hohen Verfilzungsgrad des Felles

    immer an eine Dermatophytose denken. Die Diagnosestellung erfolgt anhand des

    klinischen Bildes, der mikroskopische Untersuchung der Haare (Trichogramm) und

    der speziellen mykologischen Untersuchung (Pilzkultur). Man erhht die Trefferquote

    deutlich, indem man die McKenzie Brush-Technik verwendet. Dabei wird das ganze

    Kaninchen mit einer steril verpackten Zahnprste in toto abgebrstet. Kani