wissenswert Oktober 2013 - Magazin der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck

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    Versteckte Schtze

    Dank eines Zufallswurden Teile jahrhunder-tealter jdischer Hand-schriften entdeckt.

    Seite 6

    www.uibk.ac.atBeilage zur Tiroler Tageszeitung

    Oktober 2013 sterreichische Post AG, Info.Mail Entgelt bezahlt

    M a g a z i n d e r L e o p o l d - F r a n z e ns - U n i v e r s i t t I n n s b r u c k

    Im Visier

    Eine neue Analyseme-thode kann in Echtzeitsichtbar machen, was wirriechen.

    Seite 12

    Nebenwirkungen

    im BlickSeite 4

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    Dienstag, 8. Oktober 2013 3

    wissenswert Magaz in der Leopold-F ranzens-Univers i tt Innsbruck 8. Oktober 2013

    Herausgeber und Medieninhaber : Unive rs i tt Innsbruck ; Hers te l le r : Inte rgraphik Ges .m.b.H. ; Sonderpubl ikat ionen, Le i tung: F rank Tschoner ; Redakt ione l le Koordinat ion: Eva

    ess le r , Chr is ta Hofe r ; Redakt ion: Me lanie Bartos , Eva Fess le r , Chr is t ian F latz , Nicole Ginz inger , Chr is ta Hofe r , S te fan Hohenwarte r , Susanne E. Rck , Uwe S teger , Chr is t ina

    Vogt ; Covergestal tung: S tephanie Bre j la, Cathar ina Wal l i ; Fotos T i te lse i te : Uni Innsbruck , ThinkStock (2) ; Fotos Se i te 3: Uni Innsbruck , Thinkstock (2) .

    Anschr i f t fr al le : 6020 Innsbruck , Brunecker S t rae 3, Post fach 578, Te l . 53 54-0, Be i lagen-Fax 53 54-3797.

    m p r e s s u m

    e d i t o r i a l

    Univ.-Prof. Dr. Tilmann MrkRektor der Universitt Innsbruck

    Foto:www.mariorabensteiner.com

    Liebe Leserin, lieber Leser!

    Derzeit startet das neue Studienjahr und viele junge

    Menschen kommen zu uns, um einen neuen Lebensab-

    schnitt zu beginnen. Die neuen Anmeldekriterien ha-

    ben dazu gefhrt, dass unserer Einschtzung nach die

    Auswahl eines Studienfaches noch bewusster getroffen

    wurde als bisher. Darber hinaus arbeiten wir zurzeit

    zusammen mit dem Senat Stichwort Bologna revisi-

    ted sehr engagiert daran, die Studienplne flexibler,

    durchlssiger und noch praxisorientierter zu gestalten

    und somit fr unsere Studierenden die Mglichkeiten

    auszubauen, sich optimal auf einen Beruf hin vorzube-

    reiten.

    Einen wesentlichen Bestandteil erfolgreicher universi-

    trer Lehre bildet die exzellente Forschung, da deren Er-kenntnisse permanent in den Unterricht einflieen und

    dazu beitragen, unsere Studierenden optimal auf die

    Zukunft vorzubereiten. In diesem Zusammenhang freut

    es mich ganz besonders, dass die Geschftsfhrerin von

    MED-EL, Univ.-Doz. Dr. Ingeborg Hochmair, mit einem

    der wichtigsten internationalen Medizinforschungs-

    preise in den USA ausgezeichnet wurde. Die Erfolgsge-

    schichte von MED-EL, ein Spin-off der Uni Innsbruck, ist

    ein hervorragendes Beispiel dafr, wie wissenschaftliche

    Exzellenz in neue Methoden und Gerte mndet und

    letztlich zu einem weltweit erfolgreichen Unternehmen

    sowie vielen hochqualifizierten Arbeitspltzen fhrt.

    Besser kann man den Wert einer Universitt fr die Ge-

    sellschaft kaum illustrieren. Eine kleine Auswahl unsererspannenden und erfolgreichen Forschungsttigkeit, die

    genau diesen Grundstein fr eine hochwertige Ausbil-

    dung auf internationalem Niveau liefert, haben wir Ih-

    nen auf den kommenden Seiten zusammengestellt.

    O K T O B E R 2 0 1 3

    4 Wirkung und Nebenwirkung

    Mit computerbas ie r ten Mode l len wird d ieWirkung chemischer Verb indungen unte rsucht .

    6 Versteckte Schtze

    Dank e ines Zufa l ls wurden Te i le jahrhunder tea l te rjd is cher Hand sch r i f ten en td eck t .

    8 Einf lussnahme

    Der Tasts inn bee inf lusst uns mehr , a ls wir denken.E in Fakt , das F i rmen auch im Market ing nutzen.

    10 Unsichere Startbedingungen

    Traumat ische E r lebn isse in der K indhe it knnenFolgen auch auf d ie K inder der Bet rof fenen haben.

    12 Atemluft im Vis ier

    Mit e iner neuen Ana lysemethode kann inEchtze i t s ichtbar gemacht werden, was wir r iechen.

    14 Werkanalyse

    Das Brenner -Arch iv kmmert s ich um den Vor lassdes Autors und Male rs Georg Pau lmich l .

    16 Berggeister und raue Si tten

    Schon in der f rhen Neuze i t suchten d ie Menschen

    in T i ro l und Vorar lberg nach E rzen.

    18 Fremdsprachenmatura Die Uni i s t magebl ich bete i l ig t an der Entwick lungder Aufgabenste l lung der Zent ra lmatura .

    20 Leistungstransfer

    Spez ie l le E in r ich tungen verwer ten Forschungs- ergebnisse der Uni . Sie sind Nahtstel len zur Wirtschaft .

    i n h a l t

    8

    6

    10

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    Dienstag, 8. Oktober 20134

    Daniela Schuster ldt die

    dreidimensionale Darstel-

    ung eines Molekls auf den

    Bildschirm. Gelbe Kugeln

    markieren jene Bereiche

    der chemischen Verbin-dung, die besonders kon-

    taktfreudig sind. An diesen

    Stellen kann das Molekl

    Mit computerbasierten Modellen versucht die Pharmazeutin Daniela

    Schuster die Wirkungen und Nebenwirkungen von chemischen Verbin-

    dungen vorherzusagen. Das knnte helfen, die Sicherheit

    hunderttausender Chemikalien rascher zu berprfen.

    Nebenwirkungen suchen

    Die Pharmazeutin Daniela Schuster sucht am Computer nach Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten und Naturstoffen. Foto: Uni Innsbruck

    mit anderen Teilchen wech-

    selwirken. Die Pharmazeu-

    tin sagt so am Computer

    die Wirkungsweise von be-

    stimmten chemischen Ver-

    bindung vorher.

    Das ist wichtig, weil wir heu-te hunderttausende Chemikalienverwenden, ohne dass wir ber

    ihre Wirkungen auf Mensch undUmwelt genau Bescheid wissen,sagt Daniela Schuster. Seit derREACH-Verordnung der Europ-ischen Union drfen nur nochchemische Stoffe in Verkehr ge-

    bracht werden, die vorher regist-riert worden sind. Dazu sind invielen Fllen Sicherheitsberichteerforderlich. Ein Weg, aus denzahllosen Verbindungen jene aus-

    zuwhlen, die fr den mensch-lichen Organismus gefhrlich wer-den knnten, sind die Computer-modelle von Daniela Schuster.

    Sie kann an ihrem Arbeitsplatzam Institut fr Pharmazie der Uni-

    versitt Innsbruck inzwischen ber300 verschiedene Mechanismenim menschlichen Krper simulie-ren und so abschtzen, welcheChemikalien das Immunsystem

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    Die gelben und roten Kugeln deuten jene Bereiche an, in denen sich kontakt-

    freudige Regionen zweier Moleklstrukturen berlappen. Grafik: Daniela Schuster

    D ie 1978 in Innsbruck ge-borene Daniela Schusterstudierte an der UniversittInnsbruck Pharmazie. Ih-re Diplomarbeit verfasste sie

    bei Prof. Thierry Langer imArbeitsbereich Pharmazeu-tische Chemie, wo sie 2006auch ihre Doktorarbeit ab-schloss. Danach war sie alsPostdoc beim Spin-off-Unter-nehmen Inte:Ligand sowie anden Universitten Innsbruckund Erlangen ttig. Fr ihreForschungen wurde DanielaSchuster 2006 mit dem Preisder Dr. Maria Schaumayer-Stiftung, 2007 mit dem Ge-org und Christine Sosnovsky-Preis und 2011 mit dem Prof.

    Ernst Brandl-Preis ausgezeich-net. 2009 erhielt sie das Erika-Cremer-Habilitationsstipendi-um der Uni Innsbruck.

    zur person

    beeinflussen, den Hormonhaus-halt stren oder Herz und Kreislaufbelasten. Wir haben zum Beispieleine Verbindung identifiziert, dien der Gummiproduktion zum

    Einsatz kommt und beim Men-schen den Blutdruck beeinflussenkann, erzhlt Schuster. Nun istes fr Otto Normalverbraucherkein Problem, wenn er mit die-sem Stoff in Kontakt kommt. JenePersonen aber, die bei der Pro-duktion von Gummiproduktenaufend damit konfrontiert sind,sollten regelmig auf Bluthoch-druck untersucht werden.

    Nachbau am Computer

    Um solche Aussagen treffen zu

    knnen, muss Daniela Schusteram Computer die Wirkmechanis-men unterschiedlicher Moleklem Krper genau nachbauen. Da-zu berechnet sie die dreidimensi-onale Struktur einer Verbindungund identifiziert jene Bereiche, dieaktiv und nicht aktiv sind. Weiledes Molekl in seiner Form fle-xibel ist, mssen wir fr jede Ver-bindung bis zu 250 Modelle rech-nen, sagt die Pharmazeutin. Erstdann knnen wir mgliche Reak-tionen mit anderen chemischenVerbindungen untersuchen.

    Jene Verbindungen, die inSchusters Modellen Wirkungenzeigen, werden von Kooperati-onspartnern an verschiedenenUniversitten weltweit biologisch

    getestet. Wenn die von uns vor-hergesagten Wirkungen in denZellkulturen nachgewiesen sind,waren wir erfolgreich, sagt Schus-ter. Allerdings bedarf es auch

    nach den biologischen Tests nochdetaillierter Untersuchungen, wiedie Stoffe im menschlichen Kr-per aufgenommen werden, wel-che Konzentrationen gefhrlichsind und zu welchen Wechselwir-kungen es kommen kann.

    Arznei- und Naturstoffe

    Getestet werden von Schusterund ihrem Team derzeit Che-mikalien, die bei uns besondershufig verwendet werden oderdie unserem Krper besonders

    nahe kommen: Lippenstift zumBeispiel essen wir ja buchstb-lich, sagt Schuster schmunzelnd.Auch darin knnen Stoffe ver-borgen sein, die unseren Hor-monhaushalt oder das Immunsys-tem beeinflussen. Dabei arbeitetdie Forscherin auch mit jenen Un-ternehmen zusammen, die diesechemischen Verbindungen her-stellen.

    Gemeinsam mit ihrer KolleginJudith Rollinger untersucht Dani-ela Schuster auch Wirkungen vonNaturstoffen, die als Arzneimittel

    oder Nahrungsergnzungsmittelin Gebrauch sind. Diese erzielenihre positive Wirkung oft durchmehrere pharmakologische An-griffspunkte, die aber auch Neben-wirkungen verursachen knnen.Die beiden Wissenschaftlerinnensind deshalb auf der Suche nachbisher unbekannten Angriffspunk-ten viel verwendeter Arzneistoffeund weit verbreiteter Naturstoffe.So haben sie zum Beispiel festge-stellt, dass ein in der Tiermedizinhufig verwendetes Beruhigungs-

    mittel und im Menschen wirk-sames Antiallergikum Herzrhyth-musstrungen auslsen kann.

    Grundlagenforschung

    Langfristig will Daniela Schustereine Plattform etablieren, auf derchemische Verbindungen syste-matisch auf ihre Nebenwirkungenhin untersucht werden knnen.Wir leisten hier Grundlagenar-beit und knnen nur einige we-nige Chemikalien gezielt untersu-chen, sagt die Wissenschaftlerin.Um die groe Zahl von mg-

    lichen Kandidaten wirklich analy-sieren zu knnen, muss das Gan-ze finanziell auf eine breitere Basisgestellt werden.

    [email protected]

    HhythmtgDer Iboga-Strauch ist im Unterholz tropischer Wlder Afrikas heimisch undwird in vielen Gebieten Westafrikas angebaut. Die Rinde enthlt psychoak-

    tive Wirkstoffe und wird von Schamanen verwendet. Wie Innsbrucker Phar-mazeuten nun anhand von Computermodellen festgestellt haben, kann derInhaltsstoff Voacangin beim Menschen Herzrhythmusstrungen verursa-chen. Foto: Marco Schmidt (cc-by-sa-2.5)

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    Die Bibelwissenschaftlerin

    und Philologin Univ.-Doz.

    Dr. Ursula Schattner-Rie-

    ser setzt sich in ihrer For-

    schungsarbeit am Institut

    fr Bibelwissenschaften und

    Historische Theologie mit

    der Auswertung hebrischer

    und aramischer Fragmente

    aus dem Mittelalter ausei-

    nander. Die Manuskriptreste

    geben Aufschluss ber dieLebensumstnde im Tirol

    des Mittelalters.

    Die Erfindung des Buchdruckesstellte die Menschen im Mittelaltervor vielfltige Herausforderungen,die keineswegs nur die Frage nachdem Bedrucken von Papierseiten,sondern auch die mglichst sta-bile Gestaltung der Bucheinbn-de umfasste. Nachdem fr unsheute selbstverstndliche Materi-alien wie beispielsweise Karton im

    15. Jahrhundert noch nicht vor-handen waren, machten sich dieBuchbinder auf die Suche nachanderen Mglichkeiten, um dieEinbnde der Bcher widerstands-

    fhiger zu machen, sagt Schatt-ner-Rieser. Mit dem Vorlufer desPapiers, dem Pergament, war einesolche Verstrkung bald gefun-den: Das aus Tierhaut bestehen-de Material galt aufgrund seinerFestigkeit und langen Haltbarkeitals uerst wertvoll und war be-liebtes Handelsgut.

    Pergament-RecyclingDa die Herstellung von neuem

    Pergament fr diese Zwecke vielzu aufwndig gewesen wre, be-dienten sich die Buchbinder be-

    Dank eines Zufalls wurden Teile jahrhundertealter jdischer Handschriften

    n sterreichischen Archiven entdeckt zerschnitten und eingearbeitet in

    den Einband mittelalterl icher Bcher. Eine Innsbrucker Forscherin ist den

    Zeitzeugen aus Pergament in Tirol auf der Spur.

    Verloren geglaubteSchtze im Buchumschlag

    Die ot sehr kunstvoll verarbeiteten hebrischen Schritrollen wurden konfsziert und r den Buchdruck verwendet.

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    terreich noch Aufholbedarf, ganzbesonders was den Tiroler Raumbetrifft. Eine systematische Auf-arbeitung der alten Bibliotheksbe-stnde hat in Tirol bis jetzt nicht

    stattgefunden, erklrt Schattner-Rieser. In der Tiroler Universitts-und Landesbibliothek wurden bis-her 19 hebrische Fragmente ausden Einbnden herausgelst, we-sentlich mehr wird aber tirolweitvermutet.

    Neue Perspektive

    Heute ist bekannt, dass etwaab dem 13. Jahrhundert Juden inNord- und Sdtirol ansssig wa-ren. Historiker haben bezglichder Aufarbeitung der Geschichte

    der jdischen Bevlkerung in Tirolauch schon sehr wertvolle Arbeitgeleistet, allerdings nur unter Be-rcksichtigung externer Quellen,so Schattner-Rieser. Um von denzerschnittenen Resten dieser heb-rischen Schriften auch inhaltlichprofitieren zu knnen, bedarfes ausgezeichneter Kenntnisseder hebrischen Sprache, der j-dischen Religion sowie der dama-ligen historischen Begebenheiten.

    Ich mchte mit der systema-tischen Analyse dieser Fragmentedie jdische Geschichte in Tirolkomplettieren, indem ich ihre Ge-schichte aus einer neuen Perspek-tive heraus aufrolle, nmlich aus

    interner, jdischer Perspektive,betont Schattner-Rieser. Denngerade der Tiroler Raum weist imHinblick auf die Erfassung der j-dischen Geschichte eine Beson-derheit auf. Aufgrund der geo-graphischen Lage trafen hier zweijdische Traditionen aufeinander,aus denen sich eine Mischformergab, die einzigartig ist. Im j-dischen Glauben gibt es mit demaschkenasischen und dem sephar-dischen Ritus zwei groe Traditi-onen, und das Besondere im Tiro-

    ler Raum ist nun, dass sich dieseRiten in Norditalien und Sdtirolzu einem so genannten italie-nischen Ritus vermischt haben,erklrt Schattner-Rieser. ber die-se spezielle jdische Traditionliegen bisher wenige Informati-onen vor. Die zumindest noch inTeilen durch die Einarbeitung indie Bucheinbnde erhaltenen j-dischen Handschriften liefern so-mit wertvolle Informationen berdie Lebensweise der Juden Tirols.Wenn wir es mit einer aufwn-dig gearbeiteten Handschrift zu

    tun haben, die in einer sehr ge-hobenen Sprache formuliert istund auf hochwertigem Perga-ment verfasst wurde, lsst dasRckschlsse auf Bildungsgrad

    und wirtschaftliche Situation derbetreffenden Personen zu, ver-deutlicht die Wissenschaftlerin.

    Tiroler Geschichte

    Aber nicht nur die jdische Ge-

    schichte erfhrt durch die Aus-einandersetzung mit den heb-rischen Fragmenten wichtigeErgnzungen, sondern auch dieGeschichte des Landes Tirol kanndadurch teilweise in neuem Lichterscheinen. Denn die sowohl welt-lichen als auch religisen Textres-te liefern Informationen ber dieJudenpolitik der mittelalterlichenLandesherren aus der Sichtweiseder Betroffenen. Auerdem ge-ben sie Aufschluss ber die Bezie-hungen der Juden zu anderen Tei-

    len der weitgehend christlichenBevlkerung. Somit kann ich un-sere Geschichte um eine weitereSichtweise ergnzen und zu einer

    Vervollstndigung der Historiebeitragen, erklrt Schattner-Rie-ser eines ihrer Ziele. In Tirol zei-gen sich bezglich der jdischenGeschichte noch viele weitereinteressante Aspekte, einer da-von betrifft das Wahrzeichen derStadt Innsbruck: Warum KaiserMaximilian die Balkonreliefs desGoldenen Dachl an manchenStellen mit hebrischen Schriftzei-

    chen verzieren lie, mchte ichgerne noch klren, deutet die Bi-belwissenschaftlerin ein weiteresForschungsvorhaben an.

    [email protected]

    Die Schriftrollen wurden zerschnitten und in den Einband geklebt. Hier ein

    hebrisches Fragment in einer lateinischen Handschrift, das aus Innichen/

    San Candido, Sdtirol stammt. Fotos: Bettina Schlorhaufer, Karim Siari, Uni Innsbruck

    U rsula Schattner-Rieserstudierte Judaistik, Reli-gions- und Bibelwissenschaft,

    Altorientalistik, Semitistik undEthnologie in Wien, Paris undJerusalem. Sie ist Mitglied der

    Akademie der WissenschaftenFrankreichs und Forschungs-mitglied sowie Co-Autorinder franzsisch-hebrischen

    Ausgabe der Qumrantexte.Schattner-Rieser arbeitet alsForschungsbeauftragte imRahmen von www.hebraica.atzur Erfassung der mittelalter-lichen hebrischen und ara-mischen Fragmente in denBibliotheken Tirols und West-

    sterreichs des Instituts fr J-dische Geschichte. Seit 2012ist sie an der Universitt Inns-bruck ttig.

    zur person

    ursula schattner-rieser

    reits vorhandenen Materials. Sieverarbeiteten lateinische, mittel-hochdeutsche und vor allem heb-rische bzw. aramische Hand-schriften. Dass diese Schriftrol-

    en oder Manuskripte berhauptgreifbar waren, erklrt sich ausden damaligen historischen Um-stnden. Der weitaus grte Teilder verwendeten hebrischenHandschriften, also Manuskriptedischen Ursprungs, stammenaus konfisziertem oder geraubtemGut, dessen Eigentmer aus religi-sen oder wirtschaftlichen Grn-den vertrieben oder ermordetwurden, erklrt Schattner-Rieser.Vom 13. bis zum 16. Jahrhun-dert waren Menschen jdischen

    Glaubens Verfolgungen ausge-setzt, die Verbrennungen oderKonfiszierungen ihrer Schriftenmit sich brachten. Die Buchbin-der verwendeten diese oft vieleMeter langen Schriftrollen fr ih-re Bucheinbnde, indem sie siezerschnitten und die Buchdeckeldamit beklebten: Manchmalauch in mehreren Schichten, na-trlich ohne Rcksicht auf Inhaltoder knstlerische Verarbeitung,es ging rein um die Stabilisierungdes Bucheinbandes, so Schatt-ner-Rieser. Dabei handelt es sich

    keineswegs um Einzelflle, dasPergament wurde in der Buch-binderei bis ins 17. Jahrhundert inEuropa flchendeckend fr dieseZwecke verwendet.

    Historischer Wert

    Dass von den beraus wert-vollen hebrischen Manuskriptenzumindest noch Fragmente vor-handen sind, blieb ber mehrereahrhunderte hinweg unbeachtet.Erst im Zuge von Restaurierungenunter anderem in sterreichischen

    Archiven und Bibliotheken wurdenAnfang des 20. Jahrhunderts dieBuchdeckel zahlreicher mittelal-terlicher Frhdrucke geffnet unddas Pergament zufllig entdeckt.Zunchst wurde diesem Fundnoch keine groe Bedeutung bei-gemessen. Erst als sich einigeTheologen und Philologen in den90er-Jahren an die bersetzungdes Inhalts der Fragmente mach-ten, wurde schnell klar, dass derenhistorische Bedeutung gar nichthoch genug eingeschtzt werdenkann, erklrt die Wissenschaftle-

    rin. Whrend in anderen europ-schen Lndern wie etwa Italien,Frankreich und Deutschland diemittelalterlichen Schriften bereitsuntersucht wurden, gibt es in s-

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    Der Tastsinn beeinflusst uns mehr, als wir denken. Ein Fakt,

    das sich Firmen auch im Marketing zunutze machen knnen, wie

    ein Innsbrucker Forscher nun feststellt .

    Marketing, das unterdie Haut geht

    Bei der Einkaufsentscheidung ist auch der Tastsinn wichtig. Foto: ThinkStock/Noel Hendrickson

    Wir sind stark von unserem

    Tastsinn abhngig. Wie

    stark, daran forscht unter

    anderem der Innsbrucker

    Wirtschaftswissenschaft-

    er Mathias Streicher, der

    n Experimenten Erstaun-

    iches belegt.

    Druck, Berhrung, Temperatur:Die Haut ist unser flchenmig

    grtes Sinnesorgan. Der Tast-sinn ist sehr prgend, ist er dochder einzige Sinn, der uns direktmit Gegenstnden in Verbindungbringt, sagt Dipl.-Kfm. MathiasStreicher vom Institut fr Strate-gisches Management, Marketingund Tourismus. Umso berra-schender ist, dass die Haptik zu-gleich der in der Sozialforschungam wenigsten erforschte Sinn ist.Mathias Streicher setzt genau hieran: Er untersucht in Experimenten

    den Zusammenhang von Sinnes-wahrnehmungen und Kognition insbesondere, wie haptische

    Wahrnehmungen (Konsum-)Ent-scheidungen beeinflussen kn-nen. Manche Firmen haben esgeschafft, ihre Marke auch fhl-bar zu machen, sagt Streicher.Das wohl prominenteste Beispielist die Coca-Cola-Flasche: Ineinem Test haben ber achtzigProzent der Versuchspersonenmit verbundenen Augen die Glas-

    flasche auch tatschlich dem Ge-trnkekonzern zugeordnet. DieMarke wird nicht nur durch dasLogo verkrpert man kann sie inForm der bekannten Glasflaschebuchstblich anfassen.

    Konsumsituationen

    Neben dem Einsatz fr Marke-ting-Zwecke kann Anfassen auchnoch andere Qualitten entfalten:Eine unaufdringliche Berhrungdes Kunden durch Serviceper-

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    Geschlossene Schauksten fhren laut Mathias Streicher oft zu Frustration

    bei Kufern. Foto: ThinkStock

    D ipl.-Kfm. Mathias Strei-cher (geboren 1975 inEsslingen am Neckar) hatKonsumentenverhaltensfor-

    schung, Innovationsmanage-ment und Rechnungswesenan der LMU Mnchen und amSalt Lake Community Collegein den USA studiert. Nach Er-langung seines Diploms 2005hat er fr eine Werbeagenturgearbeitet. Seit 2010 ist Strei-cher Forschungsassistent amInstitut fr Strategisches Ma-nagement, Marketing undTourismus in Innsbruck undMitglied des Sensory Mar-keting Lab der UniversittMichigan (USA). Fr seine Ar-

    beit zu haptischen Eigenschaf-ten von Marken war er 2013fr den Preis der DeutschenMarktforschung nominiert.

    zur person

    mathias streicher

    m F b gff, mk flb .Mathias Streicher

    sonal fhrt nachweislich zu h-herem Trinkgeld, erlutert derMarktforscher. Auch eine Art Kon-taminationseffekt ist nachweisbar:Kommen etwa Nahrungsmittel

    mit anderen als unangenehmoder ekelhaft assoziierten Gegen-stnden in Berhrung etwa mitHygieneartikeln , werden sie da-nach auch negativer bewertet.Bei diesem Effekt gengt es,wenn verpackte Produkte im Ein-kaufswagen andere berhren.Umgekehrt ist die Macht desphysischen Kontaktes auch zurBeeinflussung von Kaufabsichtennutzbar: Bereits das bloe Anfas-sen von Produkten kann Besitzge-

    hle entstehen lassen. Gar nichtnur das tatschliche Anfassen,sondern auch bereits die Vorstel-ung, ein Produkt in der Hand zuhalten und zu benutzen, reichtaus, um dieses Besitzgefhl ent-stehen zu lassen, erklrt Mathias

    Streicher. Marketing-Zustndigen Unternehmen knnten dieseErkenntnisse auch nutzen, indemsie mit ihrer Werbung genau die-se Vorstellung provozieren. Kannein Konsument in einer Kaufsitu-ation ein Produkt beispielswei-se aufgrund von geschlossenenSchauksten nicht mit den Hn-den erkunden, kann das Frustra-tion auslsen und die Kaufent-scheidung erheblich erschweren.Deswegen bin ich davon ber-zeugt, dass es immer physische

    Lden geben wird diesen Vorteilbietet das Internet einfach nicht,sagt Streicher.

    Haptische Verpackungseigen-schaften knnen sich auch aufProdukte bertragen: Ein unddasselbe Mineralwasser wird vonTestpersonen als besser bewer-tet, wenn es aus einem stabilenanstatt aus einem weichen Plas-tikbecher konsumiert wird, er-utert der Wissenschaftler. Die-ser Einfluss von Haptik auf dasQualittsempfinden geht sogarso weit, dass in einem Experi-

    ment PersonalverantwortlicheBewerber, deren Bewerbungsun-terlagen sie auf einem schwerenKlemmbrett zu lesen bekamen,als hher qualifiziert einschtzten

    als solche, deren Unterlagen sieauf einem leichten Klemmbrettlasen. Auch Unternehmen versu-chen durch Haptik Qualittsattri-bute gezielt zu kommunizieren:

    Ein Hersteller von hochwertigerUnterhaltungselektronik hat zumBeispiel die Wertigkeit der Pro-dukte dadurch zum Ausdruck ge-bracht, dass Bedienelemente wieFernbedienungen etwas schwerergemacht wurden.

    Mit dem Wissen um den Ein-fluss von Haptik auf Konsumentenlassen sich Kaufentscheidungenaber auch gezielt manipulieren.Wir haben das in einem Expe-riment nachgewiesen: Testper-sonen wurde gesagt, sie sollen mit

    verbundenen Augen das Gewichteines Gegenstandes schtzen. Ei-ne Gruppe bekam eine kleine Co-ca-Cola-Glasflasche, eine andereeine Red-Bull-Dose und eine dritteKontrollgruppe eine kleine Rmer-quelle-Glasflasche fr jeweils zweiSekunden in die Hand. Danachdurften sich die Probanden fr dieTeilnahme am Test ein Getrnkals Belohnung aussuchen: entwe-der eine Coca-Cola oder ein RedBull, erklrt Mathias Streicher.Das Ergebnis war signifikant understaunlich: Jene Probanden, die

    davor die Coca-Cola in die Hn-de bekamen, whlten deutlichhufiger die Marke Coca-Cola alsBelohnung, umgekehrt war dasGleiche bei Red Bull zu beobach-ten. Nur fr die Rmerquelle-Gruppe war die Wahl zwischenden beiden Marken in etwa gleichverteilt. Und das, obwohl denProbanden weder die Produktenoch der Manipulationsversuchbewusst waren.

    Manche Marken entwickelndaher bewusst eine fr ihre Mar-

    ke typische Produkt- oder Ver-packungshaptik. Eine niederln-dische Biermarke hat krzlichneue, taktile Bierdosen mit fhl-barem Aufdruck auf den Marktgebracht: Stellen Sie sich vor,Sie bekommen auf einer Party ei-ne solche Bierdose in die Hand.Das nchste Mal, wenn Sie imSupermarkt diese Dose zuflligwieder in der Hand halten, ist die

    Wahrscheinlichkeit hoch, dassdie spezielle Dosentextur ein Ver-trautheitsgefhl erzeugt und die

    Wahl des Produktes begnstigt.

    So knnte man im Supermarktetwa auch Khlfach-Trgriffe mitder Textur einer Coca-Cola-Fla-sche versehen: Vermutlich wrdeab dann mehr Coca-Cola gekauft

    als davor, weil die Wahrnehmungder Coca-Cola-typischen Haptikdie Marke unter den entschei-

    dungsrelevanten Alternativen ge-danklich leichter zugnglich ma-chen wrde.

    Moralische Frage

    Alles das wirft natrlich auchmoralische Fragen auf. Wir ge-hen an unsere Forschung abermglichst vorurteilsfrei und ohnewirtschaftliche Interessen heran,betont Mathias Streicher. Die Er-kenntnisse aus Streichers Versu-chen knnten genauso gut dem

    Verbraucherschutz dienen wie

    den Interessen von Marketing-Abteilungen. Letzten Endes be-treiben wir auch Grundlagenfor-schung: Wir erforschen beispiels-weise auch das Zusammenspielvon mehreren Sinnen und konn-ten zeigen, dass die Geschwin-digkeit, mit der Produkte kognitivverarbeitet werden, am hchs-ten ist, wenn die Konsumentendas Produkt und darauf befind-liche Markenlogos nicht nur se-hen, sondern das Produkt auchzustzlich anfassen. Die bisherinsgesamt fnf Experimente von

    Mathias Streicher wurden unteranderem aus Mitteln der Nach-wuchsfrderung der Universitt

    [email protected]

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    Dienstag, 8. Oktober 201310

    Univ.-Prof. Dr. Anna Buch-

    heim vom Institut fr Psy-

    chologie der Uni Innsbruck

    beschftigt sich mit den ge-nerationenbergreifenden

    Effekten psychologischer

    Strungen.

    Angststrungen, Verlusterfahrungen und traumatische Erlebnisse in der

    Kindheit erschweren nicht nur das Leben der Betroffenen sie knnen

    auch Auswirkungen auf ihre Kinder haben.

    Unsichere

    Startbedingungen

    Die Bindungssicherheit eines Kindes bildet sich bereits im ersten Lebensjahr. Fotos: ThinkStock

    Die eigenen Erfahrungen spie-len in der Kindererziehung einegroe Rolle, erklrt Univ.-Prof.Dr. Anna Buchheim vom Institut

    fr Psychologie der UniversittInnsbruck. Die Psychologin, diesich auf Bindungsforschung spe-zialisiert hat, untersuchte bereitsim Jahr 2007 die generations-

    bergreifenden Auswirkungenvon Angststrungen. Die sensi-belste Phase, in der ein Kind seinBindungsmuster bildet, ist das ers-

    te Lebensjahr. Um mglichst frhprventiv eingreifen zu knnen,wenn in der Beziehung zwischenEltern und Kind etwas schiefluft,ist es wichtig, den Einfluss psy-

    chologischer Probleme auf dieweitere Entwicklung zu kennen,betont Buchheim. Im Rahmeneiner Pilotstudie untersuchte sie

    gemeinsam mit Kollegen von derUniversittsklinik Ulm die Zusam-menhnge zwischen Angstst-rungen bei Mttern und mg-lichen Verhaltensaufflligkeiten

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    Ob der Weg eines Kindes bereits durch die Kindheit der Eltern geprgt ist,

    untersuchen Forscher aus Ulm in Kooperation mit Anna Buchheim am Institut

    fr Psychologie der Universitt Innsbruck im Rahmen einer Langzeitstudie.

    Es gibt mittlerweile sehrviele Sprechstunden fr

    Eltern, wo bereits in we-nigen Sitzungen sehr vielerreicht werden kann.Anna Buchheim Foto: Buchheim

    bei Kindern. Ihre Probandinnensuchten die Wissenschaftler anKindertagessttten und Kinder-grten, wo sie mit Flyern mg-iche Teilnehmerinnen anspra-

    chen. Wir suchten gezielt nachMttern, die Fragen wie ,SorgenSie sich stndig um Ihr Kind? undHaben Sie Angst, alleine einzu-kaufen? mit Ja beantworten kn-nen, beschreibt Anna Buchheim.Auch wenn sich viele Frauen mel-deten, konnten nur wenige ber-zeugt werden, an der Studie teil-zunehmen: Angststrungen sind anders als zum Beispiel Burnout gesellschaftlich nicht besondersanerkannt. Die Hemmschwellewar hier sehr gro.

    Verlust als AuslserDie Teilnehmerinnen, bei de-

    nen sich nach einer ausfhrlichenklinischen Erstanamnese eineAngststrung zeigte, wurden inder Folge mittels verschiedenerdiagnostischer Verfahren unter-sucht. Gleichzeitig wurden auchhre Kinder verschiedenen Testsunterzogen. Die Ergebnissezeigten, dass die Mtter mit einerdiagnostizierten Angststrunghre ngste, die meist auf einerunverarbeiteten Trauer oder Ver-

    usterfahrung basierten, weiter-gegeben haben, berichtet diePsychologin Anna Buchheim. Dieuntersuchten Kinder zeigten zumGroteil ein unsicheres Bindungs-muster, manche zeigten auch eindesorganisiertes Bindungsver-halten. Fr die Entwicklung vonBindungssicherheit ist es wichtig,dass die Eltern in Situationen, dieBindungsverhalten auslsen alsonegative Situationen wie Hunger,Angst oder Dunkelheit , feinfh-ig reagieren, das heit, das Be-

    drfnis ohne Verzerrung durch ih-re eigenen Bedrfnisse wahrneh-men und adquat und mglichstprompt reagieren. Durch dieseFeinfhligkeit bildet sich ein bin-dungssicheres Beziehungsverhal-ten, erklrt die Bindungsforsche-rin. Ein unsicher gebundenesKind hat im Lauf seines Lebensnicht gelernt, wie es das Verhal-ten seiner Bezugsperson einscht-zen kann, da diese fr das Kindnicht zuverlssig, nachvollziehbaroder vorhersagbar reagiert. Somitst es stndig damit beschftigt,

    herauszufinden, in welcher Stim-mung die Bezugsperson geradest, und kann nur schwer zumBeispiel mit einer kurzen Tren-nung von der Bezugsperson um-

    gehen, beschreibt Anna Buch-heim. Die Folgen einer Bindungs-unsicherheit sind bis heute nichtumfassend erforscht, da dazu um-fassende Lngsschnittstudien not-

    wendig sind. Man geht davonaus, dass Bindungsunsicherheitallein noch kein Risikofaktor freine sptere psychische Strungist, es gilt aber als vielfach belegt,dass eine sichere Bindung einenSchutzfaktor dagegen darstellt.

    In den Interviews mit den be-troffenen Mttern zeigte sich,dass ihre Angststrungen meistdurch eine Verlusterfahrung oderunverarbeitete Trauer ausgelstwurden sie also selbst eine Bin-dungsunsicherheit haben. Man

    geht in der Bindungsforschungdavon aus, dass bei einer Mut-ter in einer Bindungssituation mitihrem Kind eigene Erfahrungenaktiviert werden. Da dies meistunbewusst abluft, kann dies zuProblemen im Mutter-Kind-Ver-hltnis fhren, beschreibt AnnaBuchheim. So kann beispielswei-se das Fttern eines Kindes unter-schiedliche Reaktionen hervorru-fen. Lehnt ein Kind die Nahrung,die die Mutter ihm geben will, ab,so sieht beispielsweise eine sichergebundene Mutter dies als Zei-

    chen dafr, dass das Kind geradenicht hungrig ist oder nicht es-sen mchte, schildert Buchheim.Eine unsicher gebundene Mutterknnte dieses Verhalten aber als

    Ablehnung ihr gegenber emp-finden. Diese Projektionen kn-nen relativ frh dazu fhren, dasskleine Verzerrungen der Wahr-nehmungen entstehen und sichBindungsunsicherheiten aufbau-en, weil das Kind dieses Verhaltennicht verstehen kann. Auch wenn

    die Ergebnisse der Studie zeigten,dass sich die Angststrungen derMtter negativ auf die Bindungs-entwicklung der Kinder auswir-ken knnen, heit das aber nicht,

    dass dem nicht entgegengesteu-ert werden kann: Es gibt mittler-weile sehr viele Sprechstunden frEltern, wo bereits in wenigen Sit-zungen sehr viel erreicht werden

    kann, wei Buchheim. So kn-nen beispielsweise Videoanalysender Interaktion zwischen Mutterund Kind sehr gut aufzeigen, woSchwierigkeiten in der Interakti-on vorliegen. Aus diesem Grundhlt Anna Buchheim es auch frbesonders wichtig, in diesem Be-reich Aufklrungsarbeit zu leistenund Eltern dazu zu motivieren,sich Hilfe zu suchen.

    Langzeitstudie

    In einer krzlich begonnenen

    Langzeitstudie gehen die Psy-chologen nun noch einen Schrittweiter: In dem gemeinsam mitdem Universittsklinikum Ulmdurchgefhrten Projekt MeineKindheit Deine Kindheit willdas groe Forscherteam in Koo-peration mit Anna Buchheim nunherausfinden, welchen EinflussKindheitserfahrungen auf Mtterund deren neugeborene Kinderhaben. In dieser Studie bauenwir auf die gute Zusammenar-beit zwischen Kinderpsychiatrieund Psychosomatik am Univer-

    sittsklinikum Ulm auf. Ziel istes hier, Mtter und ihre Kinderber einen Zeitraum von mehre-ren Jahren zu begleiten und dieEntwicklung des Kindes und dieBindung zwischen den Mtternund ihren Kindern systematischzu untersuchen, beschreibt diePsychologin. Neben zahlreichenpsychologischen Messverfahrenwie Interviews oder Videoanaly-sen werden auch biologische Pa-rameter miteinbezogen. Im Laufder Studie soll untersucht wer-

    den, inwieweit einschneidendetraumatische Lebensereignisse ei-ne Rolle auf die Entwicklung derKinder haben knnten, wie dieseverndert werden knnten undwo die Schutzfaktoren liegen,so Buchheim. Auch wenn die Er-gebnisse der Langzeitstudie nochnicht vorliegen, ist Anna Buch-heim davon berzeugt, dass einefrhe Zusammenarbeit zwischenKlinischer Psychologie, Psycho-somatik und Kinderpsychiatriein Bezug auf Prventionsmodellegroe Vorteile fr alle Beteiligten

    haben kann. Frhes Reagierenermglicht relativ rasch groe

    Vernderungen sowohl fr dieKinder wie auch fr die Mtter.

    [email protected]

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    Ein Mensch atmet tglich

    etwa 23.000 Mal. Mit derrichtigen Atemtechnik be-

    schftigen sich Yogis, mit

    dem physischen Aspekt

    Mediziner. Was sich in der

    Atemluft befindet, interes-

    siert Chemiker, Mediziner

    und Ionenphysiker.

    Unsere Luft besteht zu 78 Pro-

    zent aus Stickstoff, zu 21 Prozentaus Sauerstoff, Wasserdampf undverschiedenen Edelgasen sowiezu 0,04 Prozent aus Kohlenstoff-dioxid all das lernt man in derSchule. Aber das ist noch nicht al-les. In unserer Luft schweben nochandere Stoffe, so genannte VOCs,Volatile Organic Compounds, zuDeutsch: flchtige organische Ver-

    bindungen. Der Begriff VOC um-

    fasst ein groes Spektrum an che-mischen Verbindungen. Darunterfallen zum Beispiel alle Gerche,die wir wahrnehmen Fauligesebenso wie angenehm Duftendes.Im Grunde alles, was Pflanzen,Menschen und Tiere emittieren,erklrt Dr. Ralf Schnitzhofer, AHS-Lehrer und Ionenphysiker an derUniversitt Innsbruck.

    Flchtige organische Verbin-dungen sind nicht zuletzt deshalbvon groer Bedeutung, weil siebei der Bildung von bodennah-em Ozon und Aerosolen eine ent-

    scheidende Rolle spielen, betontder Physiker. Einzelne VOCs habenaber auch direkt Einfluss auf unse-re Gesundheit. Benzol etwa, dasin Benzin vorkommt, ist krebserre-gend. Auch Formaldehyd, das un-ter anderem von Holzmbeln emit-tiert wird, ist ab einer bestimmtenKonzentration giftig.

    Ein Tag aus der VOC-Sicht

    Da Menschen in westlichenLndern den Groteil ihrer Zeit

    (90 Prozent) in Innenrumen ver-

    bringen, hat sich Schnitzhofereinen Tag lang als Versuchsper-son zur Verfgung gestellt undgemessen, welchen flchtigenorganischen Verbindungen einMensch an einem typischen Tagausgesetzt ist. Mit dem an derUni Innsbruck entwickelten Pro-ton-Transfer-Reaction-Time-of-Flight-Mass-Spectrometer (PTR-TOF-MS) kann innerhalb vonSekundenbruchteilen ein ganzesMassenspektrum aufgenommenwerden und organische Spuren-gase knnen im niedrigsten Kon-

    zentrationen nachgewiesen wer-den, erklrt Schnitzhofer.

    Fr den Versuch konstruierte ereinen Apparat, der am Kopf befes-tigt wird und eine direkte Proben-nahme in der Atemzone ermg-licht. Die Luft wurde durch einenzehn Meter langen beheizten Tef-lonschlauch zum PTR-TOF-MSgesaugt, der gewhrleistete, dassdie VOCs ohne Verluste am Mess-gert ankamen und mit dessenHilfe er sich frei in der Wohnungbewegen konnte. Gemessen hat

    Schnitzhofer insgesamt 130 ver-schiedene Verbindungen, die wirtglich in Innenrumen einatmen,wobei das Ergebnis natrlich auchvon der Raumausstattung undvom Lftungsverhalten abhngt.Generell ist die VOC-Konzentra-tion in Innenrumen wesentlichhher als in der Auenluft und in-nerhalb der Atemzone noch ein-mal hher. Die Konzentrationschwankt natrlich auch extremmit der gerade ausgefhrten T-tigkeit beim Kochen, Essen oderbei der Krperpflege zum Beispiel

    steigt die VOC-Konzentration,nach dem Lften verringerte sichdie VOC-Konzentration dage-gen auf rund ein Viertel, erklrtSchnitzhofer. Die Dichtheit mo-

    Mit der an der Uni Innsbruck entwickelten Analysemethode PTR-MS kann in

    Echtzeit sichtbar gemacht werden, was wir riechen und noch mehr. Ionen-

    physiker Ralf Schnitzhofer hat sich seinem Geruchsalltag gestellt.

    Die Lut, die wiratmen, im Visier

    Mit einer Spezialvorrichtung konnte die Lut direkt aus der Atemzone vonRal Schnitzhoer (r.) abgesaugt und ber einen beheizten Tefonschlauchzum PTR-TOF-Massenspektrometer (l.) transportiert werden.Fotos: Schnitzhofer

    Die Summe der detektierten fchtigen organischen Verbindungen (VOCs) im Tagesverlau: Die verschiede-nen Aktivitten sind in arbigen Balken dargestellt und zeigen auch deutlich, wie sich die VOC-Konzentra-ion whrenddessen verndert. Durch Lten etwa wird die VOC-Konzentration im Raum au ca. ein Viertel

    gesenkt. Im Detailausschnitt kann man die einzelnen Atemzyklen und die jeweilige Konzentration von ver-schiedenen VOCs erkennen. Grafik: Schnitzhofer

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    derner Gebudehllen spielt hier

    eine groe Rolle, weil praktischkein Luftaustausch mehr stattfin-det.

    Ozonreaktion

    Mit einer zentralen Wohnraum-belftung knnte man bedenk-iche VOCs reduzieren, die Luft-euchtigkeit kontrollieren, aber

    auch Ozon und andere Schad-stoffe aus der zugefhrten Luftiltern. Vor allem auf das Ozon

    sollte hier groes Augenmerk ge-egt werden.

    Denn Ozon ist in greren

    Mengen nicht nur per se ge-sundheitsgefhrdend. Trifft Ozonauf eine Oberflche, etwa unsereHaut, finden zudem diverse che-mische Reaktionen statt, die wie-

    derum sekundre Stoffe freisetzen.

    Diese so genannten ORPHS (Ozo-ne reaction products associatedwith human surfaces) sind sehr re-aktiv und entstehen erst innerhalbder Atemzone. Nur dort knnensie daher gemessen werden, wasden verwendeten Versuchsaufbauerklrt.

    Geplant war, den Versuch imSommer zu wiederholen, da imSommer hhere Ozonwerte er-wartet werden. Leider wurdennur 15 Prozent der beantrag-ten Frdersumme genehmigt.

    Die Messkampagne im Sommermussten wir deshalb streichen,erklrt der Ionenphysiker. Den-noch wren vergleichbare Mess-werte wnschenswert, um denEinfluss von Ozon auf die Spuren-gaszusammensetzung noch ge-nauer bestimmen zu knnen. Undum herauszufinden, ob das Ozonselbst oder die ORPHS unsere Ge-sundheit beeinflussen. Das ausden Mitteln des vom Land Tiroleingerichteten Wissenschaftsfondgefrderte Projekt war ein erfolg-reicher Test fr die angewandte

    Messmethode. Nachfolgeprojektemit einer reprsentativen Anzahlvon Personen und Gebuden, mitund ohne Ozon, werden ange-strebt. [email protected]

    Das, was uns tglich in die Nase steigt, ob rische Rstaromen oder Faulgase, wird physikalisch fchtige organische Verbindung genannt.Diese organischen Spurengase werden von der Atmosphre oxidiert und ormen dabei unter anderem sekundre Aerosole das sind Gemischeaus esten oder fssigen Schwebeteilchen in der Atmosphre, die man unter anderem aus der Feinstaubdebatte kennt. Foto: ThinkStock

    ErfolgreicheIonenphysik

    D ie Analysemethode Pro-tonen-Tausch-Reaktions-Massen-Spektrometrie (PTR-MS)wurde vor ber 15 Jahren vonIonenphysikerInnen der Uni Inns-bruck entwickelt und wird seithererfolgreich eingesetzt. Was mannormalerweise riecht, kann manmit unserer Technik auch in Echt-zeit sichtbar machen, erklrt Prof.

    Armin Hansel vom Institut fr Io-nenphysik die Arbeitsweise derAroma- und Schadstoff-Nase,die nicht nur in der Umweltfor-schung Anwendung findet, son-dern auch bei der Qualittskont-rolle von Lebensmitteln, in derMedizin und Biotechnologie.

    2013 wurde das Team rund umProf. Armin Hansel fr die Ent-wicklung des PTR-MS gemeinsammit der Ionicon Analytik GmbH,einem Spin-off-Unternehmen derUniversitt Innsbruck, welches

    das Gert weltweit vertreibt, mitdem mit 120.000 Euro dotiertenHouska-Preis prmiert.

    Am CERN bei Genf untersu-chen Wissenschaftler, wie Aero-

    solpartikel in der Erdatmosph-re genau entstehen. Fr dieseForschungen wurde am CERNeine Aerosolkammer entwickelt.Ein Team von Prof. Hansel ber-wacht mithilfe des PTR-TOF-MS,einer Weiterentwicklung des PTR-MS, zum einen die Reinheit derAerosolkammer und hat zudemein neues Gert zur Messung vonAmmoniak in der Spezialkammerentwickelt.

    Ein weiterer Schwerpunkt derInnsbrucker Ionenphysiker ist dieMessung der VOCs, die Wiesenund Wlder emittieren. Unbe-waldete Grasflchen in Gebirgenbedecken zusammen mit tropi-schen Savannen und der subpo-laren Tundra ein Viertel unseresPlaneten.

    D r. Thomas Karl, Absolventdes Instituts fr Ionenphysik,ist nach einigen Jahren im Auslandseit Jnner 2013 Professor fr At-mosphrenphysik an der Uni Inns-bruck und forscht unter anderemdaran, die Zusammensetzung

    der Atmosphre und die Wechsel-wirkungen zwischen Atmosph-re und Boden genauer zu ver-stehen.

    VOCs habenEinfluss aufdie Bildung

    von Ozon undvon Aerosolenund damit aufunser Klima.

    Ralf Schnitzhofer Foto: Schnitzhofer

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    Einem besonderen Teil von

    Sdtirols Kulturlandschaft

    widmet sich ein Kooperati-

    onsprojekt von Brenner-Ar-

    chiv, Lebenshilfe Tirol und

    Sdtiroler Knstlerbund.

    Ein Knstler sein ist feiner alsein Depp, lie der weit ber dieGrenzen Sdtirols hinaus bekann-te und mehrfach ausgezeichneteDichter und Maler Georg Paul-michl anlsslich einer Ausstellungs-erffnung verlauten. Eben dieseFhigkeit, die eigene Situation,aber auch alltgliche, tagespoli-tische und gesellschaftliche Beob-achtungen in eine unverkenn-

    bare und mitunter berraschendeKurzprosa zu fassen, hat ihm un-ter anderem die Anerkennungund Beachtung von Literaturkriti-kerinnen und -kritikern im gesam-

    Das Innsbrucker Brenner-Archiv kmmert sich um den Vorlass des

    Autors und Malers Georg Paulmichl. Aufgearbeitet werden sowohl die

    Werke des Knstlers mit Behinderung als auch ihre Rezeption.

    Lieber Knstler als Deppten deutschsprachigen Raum unddie Bewunderung prominenterKollegen wie Felix Mitterer einge-bracht. Paulmichls Knstlerkarrie-

    re begann in den 1980er-Jahren inder Behindertenwerksttte in Pradam Stilfser Joch, die er noch heutebesucht. Damals entdeckte seinBetreuer Dietmar Raffeiner Paul-michls knstlerisches und sprach-liches Talent und frderte ihn.1987 erschien strammgefegt,das erste von sechs erfolgreichenBchern. Das Brenner-Archiv hatin Kooperation mit der LebenshilfeTirol und dem Sdtiroler Knstler-bund vor rund einem Jahr damitbegonnen, Paulmichls Vorlass zusichern. Darber hinaus wird die

    Entstehung seiner Bcher ebensowie deren Rezeption beleuchtet.

    Wie immer, wenn ein Bestand indas Archiv aufgenommen wird die Sammlung Paulmichl ist im

    brigen einer von vielen hochka-rtigen Neuzugngen der letztenJahre wurden die Kernbestndezunchst geordnet, katalogisiert

    und digitalisiert, um sie fr eineweitere wissenschaftliche Bear-beitung berhaupt zugnglich zumachen.

    Einfluss des Betreuers

    Paulmichl ist ein Musterbei-spiel dafr, wie viel Menschenmit so genannten Behinderungenzu sagen haben. Darber hinausist es faszinierend, dass jemand,der gemeinhin als geistig behin-dert gilt, sechs Bcher verffentli-chen und in den Mittelpunkt derganzen Literaturlandschaft gera-

    ten kann, sagt Projektleiter Ao.Univ.-Prof. Johann Holzner. Den-noch oder gerade deshalb tauchtwohl im Zusammenhang mit Ge-org Paulmichl immer wieder die

    Frage auf, welche Rolle sein Be-treuer und Freund Dietmar Raf-feiner bei der Entstehung derTexte spielte. Das hat sich laut

    Projekt-Mitarbeiterin Mag. IreneZanol insbesondere bei der Aus-wertung der Rezeptionszeug-nisse gezeigt. Die Germanistinhat sich im vergangenen Jahr derwissenschaftlichen Erschlieungder Sammlung gewidmet, zuder auch Rezeptionsdokumentezhlen. Man kann durchaus be-haupten, dass Dietmar RaffeinerMitverfasser der Texte ist, dennsie htten ohne Assistenz alleinschon aufgrund der motorischenEinschrnkungen Georg Paul-michls nicht entstehen knnen.

    Auch der Ansto, durch ein Fra-ge-Antwort-Spiel berhaupt Texteentstehen zu lassen, kam von sei-nen Betreuern, legt Zanol ihreEinschtzung ber das Ausma

    Die Sammlung Paulmichl vereint unterschiedlichste Materialien aus dem Leben und Schaffen des Knstlers. Paulmichl liest aus strammgefegt, Typoskript

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    Kulturelles

    Gedchtnis Tirols

    D as Brenner-Archiv ist einesvon sechs Forschungsinsti-tuten der Universitt Innsbruckund zugleich das Tiroler Literatur-archiv. Es wurde 1964 durch ei-nen Vertrag zwischen der Repub-lik sterreich und Ludwig von

    Ficker grndet. Seinen Namenverdankt es der KulturzeitschriftDer Brenner, die von 1910 bis1954 von Ludwig von Ficker he-

    rausgegeben wurde. Es zhlt zuden renommiertesten und zuver-lssigsten Literaturforschungsins-titutionen in sterreich, weshalbviele prominente Knstler demBrenner-Archiv bereits ihren Vor-lass anvertrauen.

    H eute verwahrt das Brenner-Archiv rund 220 Nachlsse,Teilnachlsse und Sammlungen

    vor allem von Schriftstellerinnenund Schriftstellern, aber auch vonPhilosophen, Musikern und Knst-lern. In den letzten Jahren wurde

    der Sammlungsschwerpunkt zu-nehmend auch auf Sdtirol aus-gedehnt. Ein Anliegen des Archivsund seiner Mitarbeiterinnen undMitarbeiter ist es, auch die nicht-akademische ffentlichkeit frliteraturhistorische Zusammen-hnge zu interessieren. Leiter desBrenner-Archivs war in den letz-ten zwlf Jahren Ao. Univ.-Prof.Mag. Dr. Johann Holzner; seit En-

    de September ist er in Pension.Weitere In format ionen unterhttp:/www.uibk.ac.at/brenner-archiv/

    von Behinderte Menschen, ein Bild Paulmichls (Ausschnitt) , Paulmichl und Dietmar Raffeiner. Fotos: Brenner-Archiv/Sammlung Paulmichl, http://www.georgpaulmichl.com

    der Mitwirkung Raffeiners an denTexten dar. Inwieweit die vonPaulmichl diktierten Stze bear-beitet oder verndert wurden,

    kann nicht mehr nachvollzogenwerden. Das gilt aber auch frdie Arbeit der meisten Lektorenund sollte keinesfalls mageb-iches Kriterium der Beurteilungdes literarischen Werts der Textesein, gibt die Wissenschaftlerinzu bedenken. Sie glaubt auch,dass Raffeiners Engagement zukeiner Zeit den Interessen desKunst- und Literaturbetriebs,sondern Paulmichl selbst dienensollte: Er hat es seinem Freundund Schtzling ermglicht, mit

    seiner Umwelt in Kontakt zu tre-

    ten. Dadurch kam und kommtes zu einer Auseinandersetzungzwischen Menschen mit undohne Behinderung, die auer-

    halb der Literatur vielleicht nichtstattgefunden htte.

    Kritik an der Kritik

    Wie der Literaturbetrieb mitPaulmichls Werk umgehe, mssebesonders genau hinterfragt wer-den, meint Johann Holzner. Dieszhle zu den wesentlichen Auf-gaben des Forschungsinstituts imZusammenhang mit der Samm-lung. In vielen Fllen ist diekognitive Beeintrchtigung Paul-michls ein Bonus, in manchen

    aber auch ein Malus, betont

    Holzner. Im Diskurs ber Paul-michls Bcher sind auerdemkaum begrndete Werturteile,dafr aber immer wieder die

    gleichen Stehstze anzutreffen.Ein mglicher Grund dafr liegtnach Einschtzung von Irene Za-nol darin, dass Kritikerinnen undKritiker, aber auch Literaturwis-senschaftlerinnen und -wissen-schaftler sich schwertun, mit demumzugehen, was einer vermeint-lichen Norm nicht entspricht. Andie Stelle einer sachlichen Ausei-nandersetzung mit dem Werkeines Menschen mit geistigerBehinderung werden auerlitera-rische Fragen gerckt, so Zanol,

    die in den nchsten Monaten am

    Abschluss des Projektes arbeitenwird. Noch ausstndig sind u. a.die Ergebnisse ihrer Analyse vonunverffentlichen Texten, die in

    der Sammlung enthalten sind.Diese stammen so vermutendie Wissenschaftler aufgrund dergewhlten Themen aus den

    frhen Jahren von PaulmichlsSchaffen. Sie in den Kontext sei-nes gesamten Werkes einzuord-nen und mgliche Unterschiedeund Entwicklungen zu den sp-teren Texten herzustellen, ist Zielder letzten Projektphase. Eine

    Verffentlichung mit einem aus-fhrlichen Nachwort kann sichJohann Holzner vorstellen.

    [email protected]

    Archiv-Bestand. Foto: Uni Innsbruck

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    Die Sitten waren rau, die

    Mnner wenig zimperlich.

    n den Urkunden des Lan-

    desarchivs finden sich teils

    wilde Geschichten rund um

    den Erzabbau.

    Den frhneuzeitlichen Beam-ten haben wir es zu verdanken,dass wir ber den Bergbau im

    Schon in der frhen Neuzeit suchten die Menschen in Tirol und Vorarlberg

    nach Erzen. Um den begehrten Rohstoff zu finden, bedienten sie sich aller-

    ei wundersamer Methoden.

    Von Berggeistern

    und rauen Sitten

    Die Berggerichtsstadt Rattenberg im Jahr 1556. Im Hintergrund sind die Stollenmundlcher an den Bergfanken gut erkennbar. Das Bild stammtaus dem Schwazer Bergbuch. Foto: Bartels 2006

    15. und 16. Jahrhundert so gutBescheid wissen. Whrend unsder Alltag und seine Geschichtenvergangener Jahrhunderte wei-terhin im Dunkel der Geschichteverborgen bleiben, geben uns die

    zahlreichen Schriftstcke der Ver-waltung lebhaft Auskunft ber dieGeschehnisse. Der Historiker Ge-org Neuhauser hat sich im Zugeeines Projekts unter dem Dach

    des Forschungszentrums HiMATin die schriftlichen Quellen zumBergbau in Tirol und Vorarlbergvertieft und neben vielen wissen-schaftlich relevanten Informati-onen auch persnliche Dramen

    ans Tageslicht befrdert.

    Anfnge des Bergbaus

    Im sdlichen Vorarlberg mitseinen drei grten Talschaften

    Montafon, Klostertal und Walgaugibt es Spuren von Siedlungst-tigkeit bereits aus der ersten Hlf-te des 2. Jahrtausends vor Chris-tus. Doch whrend in Nord- undSdtirol durchaus schon nach

    edelmetallhaltigen Erzen gesuchtwurde, finden sich hier keinerleiHinweise auf irgendeine Abbaut-tigkeit ein Sachverhalt, der Fra-gen aufwirft: Warum blieben die

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    Erzlagersttten in der Bronzezeitunberhrt? Die Frage lsst sichheute nicht beantworten, erklrtGeorg Neuhauser. Mglicherwei-se bezweifelten die Menschen

    damals die Ergiebigkeit der Vor-kommen. Vielleicht bezog mandas Metall fr die Herstellung vonWaffen, Alltagsgegenstnden undSchmuck aber auch aus anderenLagersttten oder importierte

    gleich das fertige Produkt. VieleSpekulationen, die aber keine ge-sicherte Aussage zulassen.

    Erst viele Jahrhunderte sp-ter begann der Mensch mit dem

    Abbau der silber- und kupferhal-tigen Erze in dieser Region. ErsteSpuren fhren ins 9. bzw. 11./12.Jahrhundert nach Christus. DieBedeutung des Abbaus in den fol-genden Jahrhunderten lsst sichan der Einrichtung eines eigenenBerggerichtsbezirks Montafon imausgehenden 15. Jahrhundert er-messen.

    Lebendige Geschichte

    Dieser rege Bergwerksbe-trieb, der zwar zu keiner Zeit mit

    den Ausmaen des Bergbaus inSchwaz im Tiroler Unterland kon-kurrieren konnte, ist anhand his-torischer und archologischerQuellen nachweisbar. Nebenbeiverraten sie viel ber das Leben,die Sitten und die Kriminalitt inder damaligen Zeit. So berichtendie Quellen ber den MontafonerBergrichter, der vollkommen aus-geraubt wurde. Sogar vor seinemPferd und seinem guten Mantelmachten die Diebe nicht Halt. Erbeklagte nun, dass er nicht ein-mal mehr seinen Lebensunterhalt

    bestreiten knnte.ber die etwas zweifelhafte

    Gerichtsbarkeit gibt eine weitereGeschichte Aufschluss: Ein Streit-fall in der Gerichtsstube Schrunsartete derart aus, dass der eineKontrahent nach vorheriger Ab-sprache mit dem Richter demanderen auf den Schdel schlug.Der Richter dazu: Schlag ihm ei-ne auf den Kopf, ich habs nichtgesehen!

    Ein wahres Drama spielte sich

    rund um einen Ehebruch einesBerggerichtsgeschworenen ab:Zweimal versuchte der gehrnteEhemann den Gegenspieler umzu-bringen erfolglos. Was die Ehe-

    frau dann tat, ist nicht bekannt.

    Privater Berggeist

    Bekannt ist hingegen, dass dieMenschen schon in der Lage wa-ren, przise Prospektionen anzu-stellen, um Erzlagersttten auf dieSpur zu kommen. Sie beobach-teten bei Gelndebegehungendie anstehenden Gesteine undsuchten nach verrterischen blau-en und grnen Verfrbungen.

    Auch verfrbtes Lockermaterialkonnte Aufschluss geben, wenn

    man nur weit genug hinaufstieg,um zu sehen, ab welcher Hhe esnicht mehr vorkam. So war klar,dass die Erzader unterhalb diesesPunktes liegen musste. GewissePflanzen, die sulfidischen Bodenbevorzugen, konnten ebenfalls

    Aufschluss ber ein Erzvorkommengeben und selbst Missbildungenvon Bumen und Struchern lie-ferten wertvolle Hinweise.

    Auch heute nicht mehr als se-ris eingestufte Praktiken, wie derEinsatz der Wnschelrute zum

    Aufspren einer Erzader, waren

    gngige Praxis.Doch einer verlie sich der

    berlieferung nach lieber auf sei-nen privaten Berggeist: Hanns

    Aufinnger aus Schwoich im Tiro-ler Unterland behauptete stets,mit Hilfe seines kleinen Berg-geistes Erzvorkommen aufsprenzu knnen. Dabei war er so er-folgreich, dass er einen Exklusiv-arbeitsvertrag mit der Tiroler Lan-desregierung abschloss. GeorgNeuhauser vermutet hinter dem

    Die Wnchelrute, meit ein Y-frmiger Gegentnd u Holz, benutzteder Erzucher, um Lgerttten ufzupren. Stich: Heinrich Grding, 1598

    Das Berggericht eine Besonderheit

    Im Frh- und Hochmittelalterwurde der Bergbau in Tirolund Vorarlberg von der Lan-desregierung recht vernachls-sigt. Bis auf einige Klster undkleinere Grundherrschaften,die schon Abbaurechte besa-en, stand der Bergbau nichtim Fokus. Das nderte sich un-ter Erzherzog Friedrich IV., derhier eine Chance auf groe Ein-nahmen sah. Um den Abbaugeordnet anzugehen und zuberwachen, brauchte er einenBeamtenstaat. An der Spitzedieses Staats stand der Landes-frstliche Bergrichter.

    Die Berggerichte waren fr allebergrechtlichen Angelegenhei-ten wie z. B. Abbaukonzessio-nen, Grubenvermessungen undWaldnutzung in den jeweiligenRevieren zustndig und ver-traten die Interessen des Lan-desfrsten. Vom Adel wurdendie Berggerichte kritisch gese-hen, da sie ihre eigene Machtbeschnitten, die sie durch dieLandgerichte innehatten.

    D er promovierte Histo-riker Georg Neuhauserstudierte an der Uni Inns-bruck und ist Projektmitarbei-

    ter und Lehrbeauftragter amInstitut fr Ur- und Frhge-schichte sowie am Institut frGeschichte. Er ist Co-Ausstel-lungskoordinator des Silber-taler Bergbaumuseums undlangjhriger Mitarbeiter imForschungszentrum HiMAT. Inseiner Dissertation beschftig-te er sich mit der Geschichtedes Berggerichts Montafon inder frhen Neuzeit.

    zur pErson

    GEorG nEuHausEr

    Die Buernzeche bei st. Gertrudi, Tirol, mit bronzezeitlichen abbu-puren, wie ie durch die Feueretzung enttnden. Foto: Neuhauser

    geisterhaften Treiben aber ehereine ausgeklgelte Publicity undsolides Handwerk: Ich vermute,dass Hanns Aufinnger selbst Berg-mann war und die Zeichen gut zu

    deuten wusste. Mit der Geschich-te von seinem Berggeist wollte ersein Wissen wohl etwas exklusiververkaufen.

    [email protected]

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    Kompetenz ist das Schlag-

    wort zur neuen Zentral-

    matura. Die Uni Innsbruck

    arbeitet bei der Entwick-

    ung mit.

    Frau Spttl, wie kam es dazu,dass die Uni Innsbruck die Zentral-matura fr die lebenden Fremd-sprachen mitentwickelte?

    Spttl: Die Universitt Inns-bruck wurde vom Bundesminis-terium fr Unterricht, Kunst und

    Kultur (BMUKK) und vom Bun-desinstitut fr Bildungsforschung,nnovation und Entwicklung (Bi-ie) mit der Entwicklung der stan-dardisierten Reifeprfung in denebenden Fremdsprachen im Jahr2007 beauftragt. Dieser Auftragresultierte aus einem Prozess, derbereits viel frher eingesetzt hat-te. Die damalige Unterrichtsminis-terin Elisabeth Gehrer hat bereits2004 ein Gesetz auf dem Weg ge-bracht, das sterreich verpflich-tete, ein kompetenzorientiertes

    Lernmodell in den Schulen um-zusetzen. Leider hat man damalsvergessen, auch die Prfungsfor-mate umzustellen. Ihre Nach-olgerin Claudia Schmied wolltedies nachholen und suchte nacheinem wissenschaftlichen Partner.

    Was heit kompetenzorien-tiert?

    Spttl: Der Fremdsprachen-unterricht war immer stark aufdie Vermittlung von Grammatikkonzentriert und das Sprech- undHrvermgen wurden weitge-hend auer Acht gelassen. Das

    hrte dazu, dass man sich imAusland trotz Sprachkenntnissennicht allein zurechtfand. Das solltesich mit dem kompetenzbasiertenModell ndern.

    Die Uni Innsbruck ist mageblich beteil igt an der Entwicklung der Aufgaben-

    stellung der Zentralmatura im Fremdsprachenbereich . Im Interview erklren

    die Forscherin Carol Spt tl und die Lehrerin Gabriele Rathgeb, wie die Zent-

    ralmatura aufgebaut ist und was Schler und Lehrer knftig er wartet.

    Uni entwickelt Testsfr Zentralmatura

    Die Prfungen der Zentralmatura wurden an der Uni Innsbruck mitentwickelt. Foto: BhmWarum fiel die Wahl auf die Uni-

    versitt Innsbruck?Spttl: Wir waren damals die

    Einzigen, die in ihrer Projekt-vorstellung darauf hingewiesenhaben, dass man so ein Modellnicht allein entwickeln kann, son-dern europische Partner mit insBoot holen muss. Man kann allesmessen, aber fr einen validen

    Test braucht man den EU-weitenVergleich. Unser Team wurde mitCharles Alderson durch einen in-ternationalen Consultant und mitRita Green durch eine internati-

    onale Trainerin ergnzt. DiesesModell hat berzeugt.

    International vergleichbar

    Warum ist eine standardisierteReifeprfung so wichtig?

    Spttl: Es geht darum, Ver-gleichbarkeit zu schaffen. DieIdee geht auf eine europischeRegierungsentscheidung zurck.

    Mit dem GER (Gemeinsamereuropischer Referenzrahmen)wollte man Transparenz hinsicht-lich der Beherrschung von Fremd-sprachen herstellen, um die Mo-

    bilitt von Arbeitnehmern in derEuropischen Union zu vereinfa-chen. Jeder Angestellte sollte sodie Mglichkeit haben, sich eingenaues Bild von seinen Fremd-sprachenkenntnissen zu machen.Dazu wurden sechs verschiedeneNiveaus von A1 bis C2 beschrie-ben. Die Maturanten sollen nunauf B2-Niveau sein, um die Pr-

    fung zu bestehen.Frau Rathgeb, als Deutschlehrerin

    sehen Sie die Prfungen aus einemanderen Blickwinkel. Wie stehen Siein Ihrem Fach zur Zentralmatura?

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    Rathgeb: Jede Neuorientie-ung bringt auch eine Verunsi-

    cherung mit sich: Ist das, was wirbisher gemacht haben, nun nichtmehr gltig? Ich finde, dass es bei

    einer so wichtigen Prfung wieder Matura sinnvoll ist, bundes-weit allgemeine Standards undKriterien festzulegen. Auerdemerhofft man sich von der Umge-taltung der Prfung ja auch eine

    Vernderung des Unterrichts: Eseicht nicht mehr aus, etwas nurdurchgemacht zu haben, son-

    dern die Frage ist, was die Sch-er am Ende wirklich knnen undverstanden haben. Auch sozialenund methodischen Kompetenzenkommt nun mehr Bedeutung zu.

    Anhand der nun formuliertenStandards wissen die Schler,was von ihnen formell erwartetwird. Whrend es frher vielleichtchwieriger war, die Notenge-

    bung nachzuvollziehen, wird dasnun transparent.

    Mehrstufiges System

    Frau Spttl, warum sind Sie so si-cher, dass die Schler die Aufgabensen knnen?

    Spttl: Wir haben ein umfas-endes System der Aufgabener-tellung und -berprfung entwi-

    ckelt. ber drei Jahre lang wurden35 Lehrer als Aufgaben-Entwick-

    er ausgebildet. Sie whlen dieTexte und Hrbeispiele aus understellen anhand der Kernaussa-gen der Texte die Aufgaben. Dannwerden die Aufgaben von ande-en Teammitgliedern begutachtet

    und zu ca. 120 AHS-Schlern in

    den Feldversuch geschickt. Die

    Schler fllen auch einen Bewer-tungsbogen aus. Zum Abschlussgibt es eine statistische Auswer-tung. Sie bercksichtigt, wie vieleSchler eine Aufgabe richtig l-sen und wie stark sich starke undschwache Schler voneinanderunterscheiden. Sind die Aufgabenzu schwer, fliegen sie raus. Eini-ge Aufgaben werden auch nocheinmal berarbeitet und erneutin die Testphase geschickt. Erstdann wird der Schwierigkeits-

    grad von Spezialisten aus Schu-len, Ministerium und Universittbestimmt. Am Ende werden dieTesthefte nach Rcksprache mitden internationalen Experten zu-sammengestellt.

    Und wie schaut es dann am Tag

    der Prfung aus?Spttl: Das ist fr uns ein

    Wahnsinnstag. Wir bieten an die-sem Tag eine Hotline und einenHelpdesk mit Muttersprachlern in

    jeder geprften Fremdsprache an.

    Wir sitzen an diesen Prfungsta-gen bis tief in die Nacht und be-antworten Fragen, damit wirklichjeder Schler gerecht behandeltwird.

    Frau Rathgeb, wie laufen diePrfungen aus Sicht der Lehrper-sonen ab?

    Rathgeb: Im Sommer 2015werden alle Schler die Maturanach den neuen Richtlinien ab-solvieren. Allerdings haben sichbereits heuer einige Klassen undLehrer fr die neue Form ent-

    schieden und gute Erfahrungengemacht. Ich bin sehr gespannt,wie die Aufgabenstellungen frdie schriftliche Prfung aussehenwerden. Aus Gesprchen mit Kol-legen wei ich, dass es fr vieleeine gewisse Entlastung ist, die

    Verantwortung fr die Prfungs-aufgaben abgeben zu knnen.Die Korrekturarbeit bleibt leiderweiterhin Aufgabe der Lehrper-sonen, aber es gibt genaue Krite-rien, nach denen die Bewertungerfolgen muss.

    Vorteile fr SchlerSehen Sie in der Zentralmatura

    auch Vorteile fr die Schler?Rathgeb: Ja. Anhand der nun

    formulierten Standards wird fr

    Die Schler mssen sich au die Zentralmatura anders vorbereiten.Dazu erhalten sie Hilestellungen vom Bife. Foto: iStockphoto

    DieForscherin

    C arol Spttl studierte inEdinburgh Englisch, Ge-schichte und Pdagogik. Sieist langjhrige Lektorin amInstitut fr Anglistik und im

    Arbeitsbereich Didaktik derSprachen an der Uni Inns-bruck und Komitee-Mitgliedder Testing, Evaluation and

    Assessment Special Interest

    Group. In den vergangenenJahren entwickelte sie auchPrfungsformate fr die Zent-ralmatura.

    Zur perSon

    die Lernenden klar, was von ih-nen erwartet wird. Sie wissen nunziemlich genau, worauf sie sichvorbereiten mssen. Viele Schul-bcher sind inzwischen auf die

    neuen Anforderungen ausgerich-tet, aber auch die Website des Bi-fie bietet eine Flle an Materialienund Hilfestellungen fr Lehrendeund Lernende. Und das Systemfhrt sicher zu mehr Transparenzund vor allem Vergleichbarkeit inder Bewertung.

    Haben Sie auch Kritikpunkte?Rathgeb: Ich sehe eine Gefahr

    darin, dass nun zu stark auf dasPrfungsformat hin gelernt undgebt wird. Auch hinsichtlichdes Glaubens an die Machbar-

    keit des Lernens scheint mir einegewisse Skepsis angebracht. Nurweil wir transparente Prfungenmit festgelegten Standards ha-ben, heit das noch nicht, dassdadurch die Schler mehr und

    besser lernen. Darber hinaussind Kompetenzen nur ein Teil-aspekt von Bildung, die auf Wer-te wie Mndigkeit und Solidari-tt zielt. In der Schule sollte alsoweiterhin vieles gelernt werden,was ber das berprfbare hi-nausgeht.

    [email protected]

    Mit dm alt Lhmdllfad ma sich ttz Sach-ktiss im Asladkam alli zcht.Carol Spttl

    DieLehrerin

    G abriele Rathgeb ist AHS-Lehrerin am Akademi-schen Gymnasium in Inns-bruck und Lehrperson inMitverwendung am Institutfr LehrerInnenbildung undSchulforschung. Als Lehrbe-auftragte engagiert sie sicham Institut fr Germanistik(Lese- und Literaturdidaktik).

    Auerdem ist sie Mitarbeiterinim Forschungsprojekt Perso-nale Bildungsprozesse in hete-rogenen Gruppen.

    Zur perSon

    Wi sllt sh vsichtigsi, was s Glaba di Machbakit dsLs aght.Gabriele Rathgeb

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    MED-EL i st eines der erfolgreichsten Spin- off-Unternehmen der Universitt

    nnsbruck. Das Grnderehepaar Hochmair ist der Universitt nach wie vor

    eng verbunden. Davon profitieren beide Seiten.

    Gehrt zusammen

    Dies Academicus 2013: Die Universitt Innsbruck ernannte Ingeborg Hochmair in Wrdigung ihrer ideellen und

    materiellen Verdienste um die Universitt zur Ehrensenatorin. Krzlich erhielt sie mit dem Lasker-DeBakey Clinical

    Medical Research Award eine der hchsten medizinisch-wissenschaftlichen Auszeichnungen in den USA. Im Bild von

    inks: Rektor Tilmann Mrk, Ehrensenatorin Ingeborg Hochmair und Vizerektorin Anke Bockreis. Foto: Uni Innsbruck

    Ende der 1980er-Jahre grn-

    deten Ingeborg Hochmair-

    Desoyer und Erwin Hoch-

    mair basierend auf ihren

    ahrelangen Forschungenzu implantierbaren Hr-

    systemen das mittlerweile

    1500 Mitarbeiter zhlende

    Medizintechnik-Unterneh-

    men MED-EL.

    Das Forscherehepaar Hochmairhat sich schon sehr frh dem Zielverschrieben, Hrverlust mit im-plantierbarer Medizintechnik zuberwinden. Sowohl Ingeborgals auch Erwin Hochmair studier-

    ten Elektrotechnik und begannen

    An der kontinuierlichen Ver-besserung bestehender Gertesowie an der Entwicklung neuerLsungen forscht MED-EL nichtnur im eigenen Unternehmen,

    sondern auch in enger Koopera-tion mit Forscherinnen und For-schern der Universitt Innsbruck.Der Austausch von Know-howerfolgte seit der Grndung vonMED-EL nicht nur im Rahmengemeinsamer Projekte und zahl-reicher Diplom- und Doktorar-beiten, sondern zeigt sich auchauf organisatorischer, finanziellerund infrastruktureller Ebene. Sowurde 2005 an der UniversittInnsbruck ein Christian-Doppler-Forschungslabor fr Aktive Im-plantierbare Systeme eingerichtet,

    das unter der Leitung von Univer-sittsprofessor Clemens Zierhoferam Institut fr Ionenphysik und

    Angewandte Physik angesiedeltist und mit Untersttzung des

    Wirtschaftspartners MED-EL dieanwendungsorientierte Grund-lagenforschung vorantreibt undHerausforderungen wie dem bes-seren Verstndnis von Musik oderMandarin-Chinesisch begegnet.Im vergangenen Jahr entschlosssich MED-EL, die Einrichtung ei-ner Stiftungsprofessur an der Uni-

    versitt Innsbruck mit insgesamt1,2 Millionen Euro zu unterstt-zen. Der Stiftungsvertrag siehtdie Einrichtung einer Stiftungs-professur und die Frderung derForschung und Lehre im BereichMikroelektronik und implantier-bare Systeme an der Fakultt

    fr Technische Wissenschaftenvor. Sie wird ein integraler Be-standteil des neuen FachbereichsMechatronik an der Fakultt frTechnische Wissenschaften. DasEngagement von MED-EL-Ge-schftsfhrerin Ingeborg Hoch-

    mair fr die Universitt Innsbruckfreut mich sehr. Gerade in Krisen-zeiten wie diesen sind Drittmittel,insbesondere aber starke Partnerunverzichtbar, so Mrk.

    bereits 1975 an der TechnischenUniversitt Wien mit der Entwick-lung von Cochlea-Implantaten.1977 wurde der ersten Patientinein von Erwin Hochmair und sei-

    nem Team entwickeltes mikro-elektronisches Mehrkanal-Coch-lea-Implantat eingesetzt. Daraufaufbauend entwickelte er eine aufanalogen Stimulationssignalenbasierende Strategie, die 1980erstmals zu einem verwertbarenSprachverstndnis fhrte. 1985wurde Erwin Hochmair als Pro-

    fessor fr Angewandte Physik andie Universitt Innsbruck berufen,wo er mit seiner Forschungsgrup-pe seine Arbeiten auf dem Ge-biet der implantierbaren Hrsys-teme bis zu seiner Emeritierung

    2009 fortsetzte. Die Ergebnisse

    dieser fokussierten Forschungenfhrten 1989 zur Grndung desUnternehmens MED-EL, das In-geborg Hochmair seit damals alsgeschftsfhrende Gesellschaf-

    terin fhrt. Heute knnen taubeoder schwerhrige Menschen mitsolchen Implantaten wieder h-ren, taub geborenen Kindern ver-helfen die Technologien zu einerpraktisch normalen Entwicklung.Wir knnen stolz auf eine Reihevon erfolgreichen Spin-offs bli-cken. MED-EL ist aber mit Sicher-heit ein besonders schnes underfolgreiches Beispiel dafr, wiestark Gesellschaft und Wirtschaftvon universitrer Forschung pro-

    fitieren knnen, sagt Rektor Til-mann Mrk, dem Forschungs-

    transfer ein erklrtes Anliegen ist.

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    Tirols jngsterTransfer-Cluster

    Zahlreiche Arbeitsbereichean der Universitt Innsbruck

    haben in den letzten Jahren aufdem Gebiet der Material- undOberflchentechnologie anwen-dungsnah geforscht. Das neu

    gegrndete, im August 2013 inAlpbach unter groem politi-schem Beifall prsentierte Ma-terial Center Tyrol (MCT) ist

    an der Universitt Innsbruckbeheimatet und wird dazu bei-tragen, dass die in universitrerForschung entwickelten Techno-logien knftig von Unternehmen,insbesondere auch von kleinerenund mittleren Betrieben, gentztwerden knnen. Es verfgt berExpertise in Themenbereichenwie Modellbildung und Simula-

    tion, Dnnschichttechnologienund Analytik. Ein Kompetenz-Mix, der in sterreich einzig-artig ist.

    Eine gezielte gesellschaftliche

    und wirtschaftliche Verwertungvon Forschungsergebnissen ausunterschiedlichsten Bereichenund eine ffnung der Universittnnsbruck zur Wirtschaft erfolgtan mageschneiderten Einrich-tungen, die an den Nahtstellenzwischen Wirtschaft und Univer-sitt angesiedelt sind. Die Uni-versitt geht dabei verschiedeneWege: Forschungstransfer erfolgtber die Beteiligung an Kompe-tenzzentren und Technologie-transfereinrichtungen.

    TechnologietransferCAST (Center for Academic

    Spin-offs Tyrol) ist das Grndungs-zentrum der Universitten, Fach-hochschulen und aueruniversi-tren ForschungseinrichtungenTirols. Zentrale Aufgabe ist dieStimulierung, intensive Beratung,Begleitung und Frderung vonwissensbasierten Unternehmens-grndungen aus den genanntenEinrichtungen.

    transidee ist eine Wissens- undTechnologietransfer-Einrichtung

    der Uni Innsbruck, des Manage-ment Center Innsbruck und derTiroler Zukunftsstiftung. Als Ser-vicezentrum fr Wissenschaft undWirtschaft untersttzt transidee

    Zwischen Forschung und Wirtschaft

    Zwischen Forschung und praktischer Umsetzung arbeiten in Tirol zahlreiche Transfereinrichtungen. Fotos: Uni Innsbruck/Eva Fessler

    die Zusammenarbeit im Bereich

    der angewandten Forschung.Uni-Holding: Um dem verstrk-

    ten Wissenstransfer der Uni Inns-bruck in die Wirtschaft zu frdernund daraus resultierende Rckfls-se an die Universitt zu ermg-lichen, wurde 2008 die Beteili-gungsgesellschaft der UniversittInnsbruck gegrndet. Sie ist anfolgenden Unternehmen beteiligt:Laserdata, Bio4Gas, superTEX, Co-lors of Nature, hydro-IT, AirborneHydro Mapping, QE LaB BS.

    Kompetenzzentren

    ACIB Austrian Centre ofIndustrial Biotechnology: ACIB

    bndelt die Expertise der besten

    Wissenschaftlerinnen und Wis-senschaftler aus sieben sterrei-chischen Universitten auf demGebiet der industriellen Biotech-nologie und integriert namhaftenationale und internationale Bio-technologiefirmen und For-schungsinstitutionen als Projekt-partner.

    ADSI Austrian Drug Scree-ning Institute: ADSI ist For-schungsunternehmen der Uni-versitt Innsbruck und bietet Auf-tragsforschung fr Unternehmen

    und Forschungsinstitute. Es wid-met sich der systematischen Su-che nach neuen Wirkstoffen zur

    schonenden Behandlung u.a. von

    Krebs, Entzndungen und Stoff-wechsel-Erkrankungen.

    alpS Zentrum fr Natur-gefahrenmanagment: alpS er-forscht Chancen und Risiken desKlimawandels fr regionale undlokale Mensch-Umwelt-Systeme.Es entwickelt konkrete Lsungs-anstze fr die Anpassung an denKlimawandel und bert Entschei-dungstrger, Institutionen undUnternehmen auf Basis seiner wis-senschaftlichen Expertise.

    ONCOTYROL Center for

    Personalized Cancer Medicine:Die Forschungsgesellschaft amAngelpunkt zwischen universitrerForschung, Klinik und Indust-rie hat sich eine beschleunigteEntwicklung und Beurteilung per-sonalisierter Krebstherapien, Di-agnostika und IT-Lsungen zumZiel gemacht.

    Technologiezentrum Ski- undAlpinsport: Mit Untersttzung derTiroler Zukunftsstiftung eingerich-tet, fhrt das TechnologiezentrumSki- und Alpinsport Forschungsar-beiten fr die Winter- und Som-

    mersportwirtschaft durch. Die(Weiter-)Entwicklung von Sport-gerten, Sportanlagen und Sport-textilien zhlt zu den Schwerpunk-ten. [email protected]

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    Die beiden wirtschaftswissen-

    schaftlichen Fakultten der Uninnsbruck zeichnen jedes Jahrgemeinsam mit der Bank Austriaeinen Student of the Year in Ma-nagement and Economics aus.m Juli wurde Florian Silberber-ger aus Auffach mit diesem Titelbedacht. Fr den mit 2000 Eurodotierten Preis der Bank-Austria-Frderstiftung knnen sich Stu-dierende der Wirtschaftswissen-schaften bewerben, die nebensehr guten Studienleistungenauch gesellschaftliches und sozi-

    ales Engagement zeigen. Aner-kennungspreise gingen an HaraldFoidl aus St. Johann in Tirol undBettina Sohm aus Lustenau.

    SoWi-Studentdes Jahres gekrt

    Dekan Matthias Bank, Bank-Aust-

    ia-Direktor Martin Anker, FlorianSilberberger und Dekanin Hannelore

    Weck-Hannemann. Foto: Uni Innsbruck

    Das Institut fr Erziehungswis-senschaft der Uni Innsbruck suchtr zwei Forschungsprojekte zurHeimgeschichte in Tirol undVorarlberg von 1945 bis 1990

    ZeitzeugInnen, die in diesen Jah-ren in Landeserziehungsheimenn Tirol und Vorarlberg unterge-bracht oder beschftigt waren unddie ber ihre Zeit im Heim und ih-ren Kontakt zur Jugendwohlfahrtberichten mchten. EhemaligeHeimkinder, ErzieherInnen oderFrsorgerInnen knnen sich perPost, telefonisch oder per E-Mailbei den ForscherInnen melden.Alle Informationen werden strengvertraulich behandelt.

    Kontakt: Forschungsprojektezur Geschichte der Heimerzieh-

    ung, Institut fr Erziehungswis-senschaft, Uni Innsbruck, Lieben-eggstrae 8, 6020 Innsbruck; Tel.+43/(0)512/507-40 53; E-Mail:[email protected]

    ZeitzeugInnengesucht

    Im Juni feierte die Universi-

    tt Innsbruck die Grndung

    des wissenschaftlichen For-

    schungsnetzwerkes Austria-

    Israel Academic Network

    Innsbruck (AIANI).

    Neben VertreterInnen derUniversitt Innsbruck sprachen

    im Rahmen des Festaktes auchAviv Shir-On, Botschafter Isra-els in sterreich, Brgermeiste-rin Christine Oppitz-Plrer sowie

    Wissenschaftsminister KarlheinzTchterle mittels VideobotschaftErffnungsworte. Den Festvortraghielt der renommierte Biochemi-ker und Chemie-NobelpreistrgerProf. Aaron Ciechanover (Techni-on in Haifa).

    Das erklrte Ziel des neu ge-grndeten Forschungsnetzwer-kes, das als Koordinations- und

    Dienstleistungsstelle allen Fakul-tten und Fachgebieten offensteht, ist die wissenschaftlicheZusammenarbeit und den akade-mischen Austausch zwischen derUniversitt Innsbruck und For-schenden und Studierenden, diean israelischen Universitten oderForschungseinrichtungen ttigsind, zu frdern. So umfassen die

    Leistungen von AIANI die Finan-zierung von bis zu zweimona-tigen Forschungsaufenthalten vonGuest Scientists aus israelischenUniversitten oder Forschungs-einrichtungen, die logistischeund finanzielle Untersttzung beiKooperationen mit israelischenUniversitten und Forschungsein-richtungen sowie die praktischeUntersttzung von Forschenden,die an israelischen Universittenoder Forschungseinrichtungenttig sind.

    Forschungsnetzwerk

    AIANI erffnet

    Chemie-Nobelpreistrger Prof.Aaron Ciechanover hielt denFestvortrag im Rahmen der Erff-nungsfeier. Foto: Uni Innsbruck

    11. Kinder-Sommer-UniBereits zum elften Mal fand in den Sommerferien die Kinder-Sommer-Unider Universitt Innsbruck statt. Eine groe Vielfalt an unterschiedlichen Kur-sen ermglichte es Kindern und Jugendlichen, in die spannende Welt derWissenschaft und Forschung einzutauchen. Foto: Junge Uni

    Der katalanische Physiker OriolRomero-Isart verstrkt ab Oktoberdie Innsbrucker Quantenphysik.Kurz nach seiner Berufung erhielter eine der begehrtesten europ-ischen Frderungen: den ERC Star-ting Grant. Der Theoretiker wirdsich in Innsbruck mit der Kontrolleund Adressierung von Quantensys-

    temen durch magnetische Felderund Supraleiter beschftigen. Ne-ben dem ExperimentalphysikerGerhard Kirchmair ist Romero-Isartder zweite Professor, der ber einvom Quantenphysiker Peter Zollerinitiiertes Tenure-Track-hnliches

    Verfahren nach Innsbruck beru-fen wurde. Diese Professuren sindauf fnf Jahre befristet und sollenjungen Wissenschaftlern besse-re Mglichkeiten an den ster-reichischen Universitten geben.Die Professur in Innsbruck undder ERC Starting Grant geben

    mir die optimalen Bedingungenfr die aufregende und herausfor-dernde Aufgabe, eine unabhn-gige Forschungsgruppe aufzubau-en, freut sich Romero-Isart.

    ERC-Preis frQuantenphysiker

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    Deutscher Freundeskreisstiftet DekaneketteRektor Mrk freut sich ber die vom Deutschen Freundeskreis der Univer-sitt Innsbruck gestiftete Dekanekette fr die 2012 neu gegrndete 16. Fa-kultt der Universitt Innsbruck, die School of Education. bergeben wur-de die Kette vom Vorsitzenden des Deutschen Freundeskreises, Dr. YorckSchmidt. Foto: Uni Innsbruck

    Die deutsche Wirtschaftstages-

    zeitung Handelsblatt hat AnfangSeptember das neueste Rankingaller Volkswirte im deutschspra-chigen Raum und aller deutsch-sprachigen Volkswirte im Auslandverffentlicht. Unter rund 2500erfassten Forschern belegt Prof.Matthias Sutter vom Institut frFinanzwissenschaft der UniversittInnsbruck den herausragendenzweiten Platz im Ranking der pro-duktivsten Forscher seit 2009.Basis fr das Ranking sind inter-national referierte Publikationen

    in ber 1500 Zeitschriften, wobeiPublikationen entsprechend derReputation der Zeitschrift und ali-quot zur Anzahl der Autoren ge-wichtet werden. Matthias Sutterhat seit 2009 sechs Publikationenin den top gerankten Zeitschriftenvorzuweisen.

    Erfolgreicherkonom

    Sara Matt-Leubner. Foto: Matt-Leubner

    Priv.-Doz. Dr. Sara Matt-Leub-ner, die Leiterin des Transferzent-rums der Universitt Innsbrucktransidee, wurde im Mai 2013zur Prsidentin der grten eu-ropischen Technologietransfer-vereinigung ASTP (Association ofEuropean science and technolo-gy transfer professionals) bestellt.Matt-Leubner ist die erste s-terreicherin, die je im Board der

    ASTP vertreten war. Nach ihrerdreijhrigen Board-Mitgliedschaftals Vizeprsidentin freut sie sichauf die Herausforderungen, diedas neue Amt mit sich bringt.

    ASTP-Prsidentinaus Innsbruck

    Die Rechtswissenschaftliche

    Fakultt der Universitt Inns-

    bruck war erstmalig Gastge-

    berin des sterreichischen

    Grundrechtstages.

    Der Grundrechtstag wird imZweijahresrhythmus von der Ver-einigung der sterreichischenRichterinnen und Richter-Fach-gruppe Grundrechte initiiert.Mitte September wurde diesererstmals von der Rechtswissen-schaftlichen Fakultt der Univer-sitt Innsbruck mitveranstaltet.Rund 170 Personen aus Wissen-schaft, Justiz und justiznahen Be-rufen nahmen an der Tagung, dien diesem Jahr unter dem Gene-ralthema Zukunft der Geschlech-

    ter stand, teil.Diskutiert wurden Fragen zur

    Verankerung der Geschlechter-gleichstellung im sterreichischenVerfassungsrecht sowie der tat-

    schlichen Gleichstellung aus Sichtder Praxis, Problemstellungen imBereich von Gewalt und Miss-brauch im Geschlechterverhlt-nis, die Geschlechtsabhngigkeitberuflicher Laufbahnen im ffent-

    lichen und privaten Bereich, dieBedeutung von Geschlechterrollen

    und Familienkonzepten sowie derAuflsung der Geschlechtergren-zen diskutiert. Die intensiven, teilsstark kontroversen Diskussionenbelegten die hohe rechtspolitischeBrisanz dieser Themen, die, worin

    Einigkeit bestand, komplexe recht-liche Lsungen erfordern.

    Zukunft derGeschlechter im Fokus

    Vertreter aus Polit ik, Justi z und Wissenschaft bei der Tagung. Foto: Uni Innsbruck

    Mit der Unterschrift untereinem Rahmenabkommen zwi-schen den Universitten Trient,Bozen und Innsbruck haben dieVertreterInnen der drei Euregio-Universitten am 18. August imRahmen des Tiroltages beimEuropischen Forum Alpbacheinen entscheidenden weiterenSchritt zur verstrkten Zusam-menarbeit gesetzt.

    Mit ihrer Unterschrift mar-

    kierten die Verantwortlichender jeweiligen Hochschulen denAbschluss der ersten Etappe ei-ner strukturierten und nachhal-tigen Zusammenarbeit der dreiUniversitten.

    Ziel der Kooperation ist es,die Krfte und das Know-howzu bndeln und dadurch imWettbewerb um internationaleDrittmittel noch erfolgreicherzu sein.

    VerstrkteZusammenarbeit

    der Europaregion

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    Bis 31. Oktober, Dienstag bisDonnerstag, 11 bis 17 Uhr,

    Freitag, 11 bis 13 UhrBauten Clemens HolzmeistersDie Ausstellung im Archiv rBaukunst zeigt Architekturo-tograen bedeutender BautenClemens Holzmeisters aus sechsahrzehnten. Die Originalabzgestammen u. a. von prominentenFotograen wie Julius Scherb,Peter Paul Atzwanger, MartinGerlach, Bruno Reienstein undCarl Pospesch.Ort: Archiv r Baukunst imAdambru, Ebene 6, Lois-Wel-zenbacher-Platz 1

    8. Oktober, 18 UhrDie Krise verstehen und poli-tisch handelnVortrag von Heiner Flassbeckmit anschlieender Podiumsdis-kussion. Es diskutieren ChristineBaur, Anton Kern, Otto Leist,Hannes Tratter, Erwin Zangerl.Autaktveranstaltung einer Reihe,organisiert vom Bro r Gleich-stellung und Gender Studies inKooperation mit der AK Tirol,dem GB Tirol und dem AMS

    Tirol. Ort: Groer Saal der Arbei-terkammer, Maximilianstrae 7

    Bis 1. November,tglich 10 bis 17 UhrGegenweltenn der Ausstellung werdenverschiedene Gegenwelten von

    insgesamt 35 KnstlerInnen,darunter Valie Export, Franz West

    oder Lois Weinberger, anhandknstlerischer und kulturellerGegenstnde thematisiert undinszeniert. Sie wird kuratiertvon Christoph Bertsch und

    Viola Vahrson und bespielt dasgesamte Schloss Ambras.Ort: Schloss Ambras, Schlossstra-e 20, Innsbruck

    23. Oktober,17.15 bis 18.45 UhrDer neuzeitliche DeutscheOrden in der Historiographieund Geschichtswissenschat

    Heinz Nofatscher hlt dieAutaktvorlesung zur Ringvorle-sungsreihe Herrschat, Religionund Kommunikation: Der Deut-sche Orden als Testall r neueForschungsperspektiven. DieReihe wird von Ellinor Forster,Niels Grne und Mark Mersiows-ky vom Institut r Geschichts-wissenschaten und EuropischeEthnologie veranstaltet.Ort: Campus Innrain, Seminar-raum 40718 im Geiwi-Turm, 7.Stock, Innrain 52

    28. Oktober, 9 bis 11 Uhr@kulturjournalismus. Zur Lagevon Kunst und Kultur in denMedienBeim Montagsrhstck diskutie-ren der Literaturkritiker, berset-zer und Essayist Cornelius Hell

    sowie Michaela Monschein, ORFKrnten Kulturredaktion, ber

    die Frage, was (Kultur)Journa-lismus in einer Zeit bedeutet,wo viele qualittsvolle Printme-dien unter massivem Druck derMedienverlage stehen und sichnanziell kaum mehr halten kn-nen. Eine Kooperation zwischenLiteraturhaus und der Abteilungr Vergleichende Literaturwis-senschat.Ort: Literaturhaus am Inn, 10.Stock, Jose-Hirn-Strae 5

    14. November, 19.30 UhrPinkstinks: Der Kamp gegenrosa MdchentrumeDie Grnderin von PinkstinksGermany, Stevie Schmiedel,reeriert au Einladung desForschungsschwerpunktes Ge-schlechterorschung ber gender-spezisches Marketing: Mdchendren mit allem spielen, was mitBeauty und Mode zu tun hat undpink ist; Jungen kommen aus denBaller-Spielen und blauen Pullisgar nicht mehr raus. Was sind die

    Auswirkungen?Ort: Campus SoWi, Hrsaal 3,

    Universittsstrae 15, Innsbruck

    20. November,14 bis 21 UhrAnker, Schleusen, Netze Medien in der DatenfutDas Forum Innsbruck Media Stu-dies widmet seinen alljhrlichen

    Medientag mit Vortrgen undWorkshops der Verbreitung und

    Speicherung von Daten. Vortr-ge u. a. von Stean Krempl, EmilBobi und Sophie Karmasin.Ort: Aula im Universittshaupt-gebude, 1. Stock, Innrain 52

    28. November, 19.30 UhrZivilcourage: Was uns in dieGnge bringt?Impuls und Diskussion von undmit Susanne Scholl: Der BegriZivilcourage geistert durch diemedialen und wissenschatlichenDiskurse. Scholl wird mit Ver-treterinnen und Vertretern vonzivilgesellschatlichen Initiativendiskutieren. Moderiert wird die

    Veranstaltung von NataschaZeitel-Bank.Ort: Campus SoWi, Hrsaal 1,Universittsstrae 15, Innsbruck

    8. Dezember, 19.30 UhrGeorg Friedrich Hndel: Co-ronation Anthem Zadok thePriest Dettingen Te DeumHndel Zyklus III der UniversittInnsbruck: Der Universittschorinterpretiert Werke von Georg

    Friedrich Hndel. Eintrittskartenin allen Studia-Filialen und ander Abendkassa.Ort: Jesuitenkirche Innsbruck

    Weitere Informationen gibt es imOnline-Veranstaltungskalenderunter www.uibk.ac.at/events

    veransta l tungst ipps