Wo die Sprache zuhause ist - ku-eichstaett.de · DIPS: Graz 2008 • Aus: Fink, A ... Proceedings...

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Prof. Dr. Gabriele Gien & Prof. Dr. Heiner Böttger Wo die Sprache zuhause ist Ein veränderter Blick auf die kognitiven Verarbeitungswege von Mutter- und Fremdsprache (… und was das für das Lesen bedeutet)

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Prof. Dr. Gabriele Gien & Prof. Dr. Heiner Böttger

Wo die Sprache zuhause ist

Ein veränderter Blick auf die kognitiven Verarbeitungswege von

Mutter- und Fremdsprache (… und was das für das Lesen bedeutet)

„Wäre unser Gehirn so einfach,

dass wir es uns erklären könnten,

dann wäre es wahrscheinlich nicht

in der Lage, genau dieses zu tun!“

Emerson Pugh Trost. In: Caspary, R.: Lernen und Gehirn. Freiburg 2007, S.99

• Aus: Fink, A.: Neurowissenschaftliche Grundlagen von Begabung unter besonderer Berücksichtigung von Intelligenz und

Kreativität. DIPS: Graz 2008

• Aus: Fink, A.: Neurowissenschaftliche Grundlagen von Begabung unter besonderer Berücksichtigung von Intelligenz und

Kreativität. DIPS: Graz 2008

• Berlit, P. (Hrsg.): Klinische Neurologie. Berlin 2005.

• Burman, D. et al.: Sex Differences in Neural Processing of Language Among Children. In: Neuropsychologia 3/2008.

• Friederici, A.: Sprachverarbeitung: Der Lauser im Kopf. In: Gehirn und Geist 2/2003.

• Hickok, G., & Poeppel, D.: The cortical organization of speech processing. In: Nat.Rev. Neuroscience 8/2007.

• Pena, M. et al.: Sounds and silence. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 9/2003.

• Szaflarski, J.: Shift in Brain's Language. Cincinnati 2005.

• Berlit, P. (Hrsg.): Klinische Neurologie. Berlin 2005.

• Burman, D. et al.: Sex Differences in Neural Processing of Language Among Children. In: Neuropsychologia 3/2008.

• Friederici, A.: Sprachverarbeitung: Der Lauser im Kopf. In: Gehirn und Geist 2/2003.

• Hickok, G., & Poeppel, D.: The cortical organization of speech processing. In: Nat.Rev. Neuroscience 8/2007.

• Pena, M. et al.: Sounds and silence. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 9/2003.

• Szaflarski, J.: Shift in Brain's Language. Cincinnati 2005.

• Berlit, P. (Hrsg.): Klinische Neurologie. Berlin 2005.

• Draganski, B.: Neuroplasticity: Changes in grey matter induced by training. In: Nature 1/2004.

• Kraft, U.: Altern mit Köpfchen. In: MaxPlanckForschung 1/2007.

Mandelkern

Anmerkung:

Der lerntheoretische Kognitionsbegriff für das Fremdsprachenlernen bezieht sich auf den Auf- und Ausbauprozess bewusst wahr-

genommener und verstandener Sprachstrukturen. (Vgl. Tönshoff, W. 1992; Edelmann, W. 1996)

• Begriffsverwendung: - Frühe Bilingualität: Zwei Erstsprachen werden nahezu simultan erworben.

- Später Bilingualismus: Sukzessiver Erwerb von mehreren Sprachen

Drei ausgewählte Befunde

neurophysiologischer Forschung:

Bilinguale Kleinkinder sind

schnelle(re) Sprachentscheider

Früher Bilingualismus befördert

Mehrsprachigkeit

Kognition beim Spracherwerb nicht

ohne Emotionen

• Isanski, B.: Baby talk: The roots of the early vocabulary in infants' learning from speech. In: Current Directions in

Psychological Science 10/08.

• Wermke, K. et al.: Newborns’ cry melody is shaped by their native language. In: Current Biology 11/09.

• Babytalk Research Project, Indiana University/Purdue University Indianapolis & Riley Hospital for Children. Previously

unreleased.

Säuglinge erkennen im letzten Drittel der

Schwangerschaft die Stimme der Mutter und

unterscheiden die Muttersprache von einer Fremdsprache.

Säuglinge schreien in ihrer Muttersprache (Muster

typisch für Muttersprache)

Säuglinge üben aufgenommene Sprachstrukturen aktiv:

„Bedroom talk“

• Begriffsverwendung:

- Frühe Bilingualität: Zwei Erstsprachen werden nahezu simultan erworben.

- Später Bilingualismus: Sukzessiver Erwerb von mehreren Sprachen.

• Kovacs, A., & Mehler, J.: Cognitive gains in 7-month-old bilingual infants. In: Proceedings of the National Academy of

Sciences1/2009.

Studie mit 40 vorsprachlichen, 7 Monate alten

Kleinkindern in Triest.

Fragen:

Was geht im bilingualen Kleinkinderhirn vor?

Wie beeinflusst die zweite Sprache sein

Denken?

Unter welchen Umstände ist Bilingualität

günstig?

Befunde:

1. Enge bilinguale Settings tragen dazu bei, sprachliche

Entscheidungsfunktionen im Hirn besser entwickeln zu

können.

2. Späteres Erlernen einer zweiten Sprache erfordert

mehr Energie.

• Edmondson, W. J.: Transfer beim Erlernen einer weiteren Fremdsprache: die L1-Transfer-Vermeidungsstrategie. In:

Aguado, K et al.: Wege und Ziele: … Hohengehren 2001.

•Nitsch, C.: Mehrsprachigkeit: eine neurowissenschaftliche Perspektive. In: Mehrsprachigkeit bei Kindern und

Erwachsenen. Tübingen 2007.

• Hickok, G., & Poeppel, D.: The cortical organization of speech processing. In: Nat.Rev. Neuroscience 8/2007.

• Wattendorf, E. et al.: Different languages activate different subfields in Broca's area. In: NeuroImage, 2001, 13.

Bekannte Befunde:

1. Entwicklung synaptischer Netzwerke abhängig vom

Sprach(en)erwerb.

2. Age DOES matter!

Neuere Befunde:

1. Bei frühen Bilingualen wird jede weitere Sprache integriert.

2. Frühe Bilingualität führt leichter zu Mehrsprachigkeit.

Überraschend:

Späte Lerner einer Fremdsprache vermeiden bei weiteren

Fremdsprachen den Vergleich mit der Muttersprache.

• Roozendaal, B. et al.: Glucocorticoid Effects on Memory Retrieval Require Concurrent Noradrenergic Activity in the

Hippocampus and Basolateral Amygdala. In: Journal of Neuroscience 2004, 24.

• McGaugh, J.L.: The amygdala modulates the consolidation of memories of emotionally

arousing experiences. In: Annual Review of Neuroscience 2004, 78.

Befunde:

1. Der Mandelkern markiert emotional negativ.

2. Der Hippocampus speichert in positiver Stimmung Gelerntes.

1. Kinder nicht unterschätzen:

Potenziale

2. Sprachenlernen in der Vorschule

3. Kommunikation im Fokus: Reden

übers Lesen

4. Erfolg vermitteln

5. Ausgewogen-heit von

Instruktion und Konstruktion

6. Progressionen

überdenken

Wir haben

durch die Erkenntnisse der Neurodidaktik und

Mehrsprachigkeitsforschung generell endgültig die

didaktische Position,

mit deren Hilfe Sprachlernprozesse begründet

werden,

verändert.

Prof. Dr. Gabriele Gien & Prof. Dr. Heiner Böttger

Wo die Sprache zuhause ist

Ein veränderter Blick auf die kognitiven Verarbeitungswege von

Mutter- und Fremdsprache