Wohnen N° 1/06 Zuhause sein - domicilwohnen.ch · Selbst ein loser Kontakt macht es leich-ter,...

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Bitte frankieren Domicil Kanzleistrasse 80 8004 Zürich Die Wohnungssuchenden Domicil steht für Liebe Leserin, lieber Leser Es sieht nach einem Rekordjahr aus! Nie war die Liste der Wohnungssuchenden länger. Nie haben wir mehr Anmeldungen bearbeitet. Nie kamen mehr Männer, Frauen und Kinder auf die Geschäftsstelle, um Wohnungsangebote abzuholen oder sich in Wohnungsfragen beraten zu lassen. Aber auch: Noch nie haben wir so viele Mietverträge vermittelt wie im ersten Trimester dieses Jahres. Menschen aus allen Teilen der Welt treffen sich auf unserer Geschäftsstelle. Wir unterstützen sie bei der Wohnungs- suche, unterzeichnen mit ihnen den Mietvertrag; wir sind bei der Wohnungs- übernahme dabei, erklären die Haus- ordnung und die Abfallorganisation. Je reibungsloser der Start am neuen Wohnort ist, desto rascher fühlen sich die neuen Mieter und Mieterinnen zu- hause. Wenn es gelingt, die Nachbarn kennen zu lernen, ist ein wichtiger Schritt geschafft. Selbst ein loser Kontakt macht es leich- ter, ungewohnte Verhaltensweisen zu verstehen, eine Bitte anzubringen oder eine Reklamation zu akzeptieren. Sefa Dänzer-Agyeman ist in Ghana aufgewachsen und hat dort studiert. Seit 24 Jahren lebt sie in der Schweiz. Als Mitarbeiterin von Infodona, einer städtischen Beratungsstelle für Migran- tinnen und Migranten, ist sie immer wieder mit der Wohnungsnot von Fa- milien aus Afrika konfrontiert. Lassen Sie sich von ihren Gedanken anregen, die sie sich auf Grund ihrer Erfahrungen als Afrikanerin in der Schweiz macht. Als Mitglied oder Spender/in helfen Sie mit, dass es bei Domicil auch finan- ziell rund läuft. Ihre Beiträge und Ihr Vertrauen in unsere Organisation er- mutigen uns, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und Lösungen zu suchen, wie wir auf die grosse Nach- frage reagieren können. Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung! Annalies Dürr und Maya Käser Geschäftsleiterinnen Eine sichere Umgebung für unsere Kinder Leben und lebenlassen Editorial Wohnen N° 1/06 Domicil, Kanzleistrasse 80, 8004 Zürich. Telefon 044 245 90 25 PC 87-309442-7 , [email protected], www.domicilwohnen.ch Wohnungsvermittlung und Wohnintegration – Domicil ebnet den Zugang zu günstigem Wohnraum für Menschen, die aus wirtschaft- lichen, sozialen oder kulturellen Gründen keine angemessene Wohnung finden. – Die Stiftung übernimmt bei allen Mietverhältnissen die Solidarhaftung. – Domicil unterstützt Mieterinnen und Mieter bei der Integration in ihr neues Umfeld und berät sie bei finanziellen und sozialen Problemen. Weitere Angebote: – Konfliktberatung in Wohnhäusern und Siedlungen für Vermieter und Mieter/-innen. – Einführungsprogramme für neue Mieterinnen und Mieter. – Stabilisierung und Imageaufwertung von sozial belasteten Siedlungen. – Schulung von Hauswartinnen und Hauswarten in Konfliktmanagement und interkultureller Kommunikation. Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern. Sprichwort aus Südafrika Zitat Die Familie Sebastião Nsungi lebt an einer der meist befahrenen Stras- sen der Schweiz. Die Eltern und ihre drei Kinder haben 3 Zimmer und ertragen jeden Tag unsäglichen Lärm. Ihr grösster Wunsch ist es, eine 4-Zimmerwohnung in einer kinderfreundlichen Umgebung zu finden. Manuel Sebastião erzählt. Lastwagen, Motorräder, Autos, Schmutz und Lärm tagein, tagaus: Bei uns an der Weststrasse ist es nie ruhig. Und wir hören auch die Birmensdorferstrasse noch. Vor zwei Jahren sind wir mit unseren drei Kindern aus einer 2-Zimmer- wohnung hierher gezogen. Wir brauchten einfach mehr Platz. Mehr als ein Jahr haben wir vergeblich eine besser gelegene Wohnung gesucht. Wir konnten uns nicht vorstellen, wie schrecklich diese Umgebung sein würde – vor allem für die Kinder. Teresa, unsere älteste Tochter geht ganz in der Nähe zur Schule. Noah ist fünf und Deborah drei Jahre alt; für sie haben wir zum Glück eine Krippe gefunden, wo sie auch draussen spielen können. Wir haben jetzt drei Zimmer mit einer offenen Küchenecke und einem kleinen Badezimmer und bezahlen dafür 1700 Franken Miete. Meine Frau und ich sind in Angola aufgewachsen. Vor vierzehn Jahren haben wir in Luanda geheiratet. Ich habe im Hafen gearbeitet, meine Frau in einem Hotel. In Angola tobte während 27 Jahren ein schrecklicher Bürgerkrieg. Auch wenn in der Hauptstadt direkt nicht gekämpft wurde, gab es keine Sicherheit und viele Menschen hatten Hunger. Mehr als einmal habe ich gesehen, wie jemand auf offener Strasse erschossen wurde. Ich selbst wurde verhaftet und kam ins Gefängnis. Bis heute weiss ich nicht warum. Ich wurde geschlagen und angekettet. Nach acht Monaten konnte ich flüchten. Es war eine gefährliche Situation, und ich wusste nicht, wo ich meine Frau und die kleine Tochter finden könnte. Um mein Leben zu retten, musste ich so rasch als möglich Angola ver- lassen. Durch eine private Hilfsorganisation kam ich in die Schweiz. Allein! Die Sorgen um meine Familie brachten mich fast um. Es gab keine Möglichkeit, sie zu kontaktieren und ihr zu sagen, wo ich war. Ich fand rasch Arbeit in einem Gastrobetrieb und konnte meinen Lebensunterhalt selbst finanzieren. Dann geschah ein Wunder: Auch meiner Frau gelang es, mit Teresa in die Schweiz zu kommen. Damals war meine Tochter sieben Jahre alt. Ich kann nicht be- schreiben, wie glücklich ich war, als wir wieder zusammen waren. Mein kleiner Lohn reichte nun nicht mehr. Darum meldete ich mich bei der Asylorganisation. Sie unterstützte uns nicht nur mit Geld, sondern half uns auch bei der Integration. Ich habe einen Kurs gemacht und gelernt, wie die Schweiz organisiert ist und welche Regeln hier gelten. Es war uns sehr wichtig, rasch Deutsch zu lernen. Das ist gar nicht so einfach, weil wir nicht viel Gelegenheit haben, mit Einheimischen zu sprechen. In unserem Haus wohnen gar keine Schweizer, und bei der Arbeit spreche ich auch eher französisch, weil es dort Menschen aus vielen verschiedenen Nationen gibt. Seit sieben Jahren arbeite ich in einem Betrieb der Compass Group als Hilfskoch. Die Arbeit gefällt mir gut, und ich bin froh, dass ich im Monatslohn angestellt bin. Auf meinem Konto habe ich jeden Monat 3260 Franken. Die Asylorganisation unterstützt uns zusätzlich mit einem kleinen Betrag. Meine Frau macht ein Praktikum als Hilfsköchin in einem Schülertreff. Sie sucht eine 50%-Stelle, damit wir finanziell unabhängig werden. Das wollen wir unbedingt! Die Schweiz hat uns vorübergehend aufgenommen, d.h. wir haben die Bewilligung F und können jederzeit ausgewiesen werden. Angola ist nach dem langen Krieg immer noch in einem sehr schlechten Zustand. Es gibt keine Infrastruktur und schon gar keine Arbeit. Wir hoffen sehr, dass wir hier bleiben können. Unsere Kinder sprechen alle Zürideutsch. In unserem Heimatland haben wir keine nahen Verwandten mehr. Einige wurden umgebracht, die andern sind geflüchtet. Unser grösster Wunsch ist, eine 4-Zimmerwohnung an einem Ort zu finden, wo es andere Kinder hat und wo sie draussen spielen können. Aufgezeichnet von Maya Käser, Stiftung Domicil In Harmonie mit Menschen aus verschiedenen Kulturen zu leben ist nicht einfach. Wir verstehen einander nicht immer, sprachlich oder kulturell. In der Schweiz sind Zugezogene mit vielen Regeln konfrontiert, die sie oft nicht verstehen, so sind zum Beispiel viele mit der Hausordnung völlig überfordert. von Sefa-Dänzer-Agyeman, aufgewachsen in Ghana, seit 24 Jahren in der Schweiz. Meine persönliche Erfahrung in der Schweiz zeigt mir, dass es einfacher ist, wenn man uns von Anfang an alles erklärt. Ich hatte das Glück, eine super Nachbarin zu finden, als ich in die Schweiz kam. Weil sie selbst lange im Ausland gelebt hatte ver- stand sie, was es bedeutet, sich in einer fremden Gesellschaft zurechtfinden zu müssen. Sie hat für mich die Hausordnung auf Englisch übersetzt, hat mir gezeigt wie die Waschmaschine geputzt werden soll (nach Schweizernorm bis es glänzt!) Einige Regeln habe ich lächerlich gefunden. Zum Beispiel: Nach 22 Uhr müssen die Männer die Toilette sitzend benützen und es darf nicht mehr geduscht werden. Man denkt dann, dass die Freiheit, die man immer genossen hat, gefährdet ist. Viele Ausländer möchten mit ihren Schweizer Nachbarn eine gute Beziehung pflegen. Oft fühlen sie sich aber zurückge- stossen. Wenn man seine Nachbarn kennt, ist es einfacher, ungewohnte Verhaltensweisen zu verstehen, eine Bitte anzu- bringen oder eine Reklamation zu akzeptieren. Wir Afrikaner zum Beispiel sind nicht gewohnt, leise zu reden und merken nicht, wenn wir die anderen stören. Wir verstehen nicht, wieso Schweizer im Tram miteinander flüstern anstatt deutlich zu reden. Wenn die Nachbarn nur mit uns sprechen, um sich über etwas zu beklagen, fühlen wir uns angegriffen. Gegenseitige Toleranz und Respekt sind Voraussetzungen für eine geglückte Integration. Integration heisst Anpassung an eine fremde Kultur. Das ist kein einfacher Prozess und wir sind dank- bar für ein verständnisvolles Miteinander. Sefa Dänzer-Agyeman Infodona, Zürich Zuhause sein sicher und geborgen

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DomicilKanzleistrasse 80 8004 Zürich

Die Wohnungssuchenden

Domicil steht für

Liebe Leserin, lieber Leser

Es sieht nach einem Rekordjahraus! – Nie war die Liste der

Wohnungssuchenden länger.– Nie haben wir mehr

Anmeldungen bearbeitet.– Nie kamen mehr Männer,

Frauen und Kinder auf die Geschäftsstelle, um Wohnungsangebote abzuholen oder sich in Wohnungsfragen beraten zu lassen.

– Aber auch: Noch nie haben wir so viele Mietverträge vermittelt wie im ersten Trimester diesesJahres.

Menschen aus allen Teilen der Welttreffen sich auf unserer Geschäftsstelle.Wir unterstützen sie bei der Wohnungs-suche, unterzeichnen mit ihnen denMietvertrag; wir sind bei der Wohnungs-übernahme dabei, erklären die Haus-ordnung und die Abfallorganisation. Jereibungsloser der Start am neuenWohnort ist, desto rascher fühlen sichdie neuen Mieter und Mieterinnen zu-hause. Wenn es gelingt, die Nachbarnkennen zu lernen, ist ein wichtigerSchritt geschafft.

Selbst ein loser Kontakt macht es leich-ter, ungewohnte Verhaltensweisen zuverstehen, eine Bitte anzubringen odereine Reklamation zu akzeptieren.

Sefa Dänzer-Agyeman ist in Ghanaaufgewachsen und hat dort studiert.Seit 24 Jahren lebt sie in der Schweiz.Als Mitarbeiterin von Infodona, einerstädtischen Beratungsstelle für Migran-tinnen und Migranten, ist sie immerwieder mit der Wohnungsnot von Fa-milien aus Afrika konfrontiert. LassenSie sich von ihren Gedanken anregen,die sie sich auf Grund ihrer Erfahrungenals Afrikanerin in der Schweiz macht.

Als Mitglied oder Spender/in helfen Sie mit, dass es bei Domicil auch finan-ziell rund läuft. Ihre Beiträge und Ihr Vertrauen in unsere Organisation er-mutigen uns, den eingeschlagenenWeg weiterzugehen und Lösungen zusuchen, wie wir auf die grosse Nach-frage reagieren können. HerzlichenDank für Ihre Unterstützung!

Annalies Dürr undMaya KäserGeschäftsleiterinnen

Eine sichere Umgebung für unsere Kinder

Leben und lebenlassen

Editorial

Wohnen N°1/06Domicil, Kanzleistrasse 80, 8004 Zürich. Telefon 044 245 90 25

PC 87-309442-7, [email protected], www.domicilwohnen.ch

Wohnungsvermittlung und Wohnintegration– Domicil ebnet den Zugang zu günstigem Wohnraum für Menschen, die aus wirtschaft-

lichen, sozialen oder kulturellen Gründen keine angemessene Wohnung finden.

– Die Stiftung übernimmt bei allen Mietverhältnissen die Solidarhaftung.

– Domicil unterstützt Mieterinnen und Mieter bei der Integration in ihr neues Umfeld

und berät sie bei finanziellen und sozialen Problemen.

Weitere Angebote:– Konfliktberatung in Wohnhäusern und Siedlungen für Vermieter und Mieter/-innen.

– Einführungsprogramme für neue Mieterinnen und Mieter.

– Stabilisierung und Imageaufwertung von sozial belasteten Siedlungen.

– Schulung von Hauswartinnen und Hauswarten in Konfliktmanagement

und interkultureller Kommunikation.

Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können dasGesicht der Welt verändern. Sprichwort aus Südafrika

Zitat

Die Familie Sebastião Nsungi lebt an einer der meist befahrenen Stras-sen der Schweiz. Die Eltern und ihre drei Kinder haben 3 Zimmer undertragen jeden Tag unsäglichen Lärm. Ihr grösster Wunsch ist es, eine 4-Zimmerwohnung in einer kinderfreundlichen Umgebung zu finden.Manuel Sebastião erzählt.

Lastwagen, Motorräder, Autos, Schmutz und Lärm tagein, tagaus: Bei uns ander Weststrasse ist es nie ruhig. Und wir hören auch die Birmensdorferstrassenoch. Vor zwei Jahren sind wir mit unseren drei Kindern aus einer 2-Zimmer-wohnung hierher gezogen. Wir brauchten einfach mehr Platz. Mehr als ein Jahrhaben wir vergeblich eine besser gelegene Wohnung gesucht. Wir konnten unsnicht vorstellen, wie schrecklich diese Umgebung sein würde – vor allem für dieKinder. Teresa, unsere älteste Tochter geht ganz in der Nähe zur Schule. Noahist fünf und Deborah drei Jahre alt; für sie haben wir zum Glück eine Krippegefunden, wo sie auch draussen spielen können. Wir haben jetzt drei Zimmermit einer offenen Küchenecke und einem kleinen Badezimmer und bezahlendafür 1700 Franken Miete.

Meine Frau und ich sind in Angola aufgewachsen. Vor vierzehn Jahren habenwir in Luanda geheiratet. Ich habe im Hafen gearbeitet, meine Frau in einemHotel. In Angola tobte während 27 Jahren ein schrecklicher Bürgerkrieg. Auchwenn in der Hauptstadt direkt nicht gekämpft wurde, gab es keine Sicherheitund viele Menschen hatten Hunger. Mehr als einmal habe ich gesehen, wiejemand auf offener Strasse erschossen wurde. Ich selbst wurde verhaftet undkam ins Gefängnis. Bis heute weiss ich nicht warum. Ich wurde geschlagen undangekettet. Nach acht Monaten konnte ich flüchten. Es war eine gefährlicheSituation, und ich wusste nicht, wo ich meine Frau und die kleine Tochter findenkönnte. Um mein Leben zu retten, musste ich so rasch als möglich Angola ver-lassen. Durch eine private Hilfsorganisation kam ich in die Schweiz. Allein! DieSorgen um meine Familie brachten mich fast um. Es gab keine Möglichkeit, siezu kontaktieren und ihr zu sagen, wo ich war. Ich fand rasch Arbeit in einemGastrobetrieb und konnte meinen Lebensunterhalt selbst finanzieren. Danngeschah ein Wunder: Auch meiner Frau gelang es, mit Teresa in die Schweiz zu kommen. Damals war meine Tochter sieben Jahre alt. Ich kann nicht be-schreiben, wie glücklich ich war, als wir wieder zusammen waren.

Mein kleiner Lohn reichte nun nicht mehr. Darum meldete ich mich bei derAsylorganisation. Sie unterstützte uns nicht nur mit Geld, sondern half uns auch bei der Integration. Ich habe einen Kurs gemacht und gelernt, wie die Schweizorganisiert ist und welche Regeln hier gelten. Es war uns sehr wichtig, raschDeutsch zu lernen. Das ist gar nicht so einfach, weil wir nicht viel Gelegenheit

haben, mit Einheimischen zu sprechen. In unserem Haus wohnen gar keineSchweizer, und bei der Arbeit spreche ich auch eher französisch, weil es dortMenschen aus vielen verschiedenen Nationen gibt.

Seit sieben Jahren arbeite ich in einem Betrieb der Compass Group alsHilfskoch. Die Arbeit gefällt mir gut, und ich bin froh, dass ich im Monatslohnangestellt bin. Auf meinem Konto habe ich jeden Monat 3260 Franken. DieAsylorganisation unterstützt uns zusätzlich mit einem kleinen Betrag. MeineFrau macht ein Praktikum als Hilfsköchin in einem Schülertreff. Sie sucht eine50%-Stelle, damit wir finanziell unabhängig werden. Das wollen wir unbedingt!

Die Schweiz hat uns vorübergehend aufgenommen, d.h. wir haben dieBewilligung F und können jederzeit ausgewiesen werden. Angola ist nach demlangen Krieg immer noch in einem sehr schlechten Zustand. Es gibt keineInfrastruktur und schon gar keine Arbeit. Wir hoffen sehr, dass wir hier bleibenkönnen. Unsere Kinder sprechen alle Zürideutsch. In unserem Heimatlandhaben wir keine nahen Verwandten mehr. Einige wurden umgebracht, dieandern sind geflüchtet.

Unser grösster Wunsch ist, eine 4-Zimmerwohnung an einem Ort zu finden, wo es andere Kinder hat und wo sie draussen spielen können.

Aufgezeichnet von Maya Käser, Stiftung Domicil

In Harmonie mit Menschen aus verschiedenen Kulturenzu leben ist nicht einfach. Wir verstehen einander nichtimmer, sprachlich oder kulturell. In der Schweiz sindZugezogene mit vielen Regeln konfrontiert, die sie oftnicht verstehen, so sind zum Beispiel viele mit derHausordnung völlig überfordert. von Sefa-Dänzer-Agyeman, aufgewachsen in Ghana, seit 24Jahren in der Schweiz.

Meine persönliche Erfahrung in der Schweiz zeigt mir, dass eseinfacher ist, wenn man uns von Anfang an alles erklärt. Ichhatte das Glück, eine super Nachbarin zu finden, als ich in dieSchweiz kam. Weil sie selbst lange im Ausland gelebt hatte ver-stand sie, was es bedeutet, sich in einer fremden Gesellschaftzurechtfinden zu müssen. Sie hat für mich die Hausordnung aufEnglisch übersetzt, hat mir gezeigt wie die Waschmaschinegeputzt werden soll (nach Schweizernorm bis es glänzt!) Einige Regeln habe ich lächerlich gefunden. Zum Beispiel:Nach 22 Uhr müssen die Männer die Toilette sitzend benützenund es darf nicht mehr geduscht werden. Man denkt dann,dass die Freiheit, die man immer genossen hat, gefährdet ist.

Viele Ausländer möchten mit ihren Schweizer Nachbarn einegute Beziehung pflegen. Oft fühlen sie sich aber zurückge-stossen. Wenn man seine Nachbarn kennt, ist es einfacher,ungewohnte Verhaltensweisen zu verstehen, eine Bitte anzu-bringen oder eine Reklamation zu akzeptieren. Wir Afrikanerzum Beispiel sind nicht gewohnt, leise zu reden und merkennicht, wenn wir die anderen stören. Wir verstehen nicht, wiesoSchweizer im Tram miteinander flüstern anstatt deutlich zureden. Wenn die Nachbarn nur mit uns sprechen, um sich überetwas zu beklagen, fühlen wir uns angegriffen.

Gegenseitige Toleranz und Respekt sind Voraussetzungen füreine geglückte Integration. Integration heisst Anpassung an einefremde Kultur. Das ist kein einfacher Prozess und wir sind dank-bar für ein verständnisvolles Miteinander.

Sefa Dänzer-AgyemanInfodona, Zürich

Zuhause sein –sicher und geborgen

Talon

Ich werde Mitglied bei Domicil. (Beitrag für Private Fr. 100.–; für Firmen Fr. 250.–)

Ich spende Domicil Fr. …….. .

Bitte schicken Sie mir das Domicil-Portrait.

Bitte schicken Sie mir den Tätigkeitsbericht 2005.

Bitte schicken Sie mir Unterlagen über die Hauswartkurse.

Bitte schicken Sie mir Unterlagen über die Angebote für Liegenschaftsverwaltungen.

Bitte streichen Sie meine Adresse.

Vorname/Name

Firma:

Strasse/Nr:

PLZ/Ort:

Telefon:

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Bitte einsenden an: Domicil, Kanzleistrasse 80, 8004 Zürich oder Kontakt aufnehmen: Telefon 044 245 90 25, PC 87-309442-7, [email protected] !

Der Hauswart – Feldweibel oder Dienstleister?

«Für mich ist es ganz klar: Ich sehemeine Aufgabe darin, dafür zu sorgen,dass sich die Mieter und Mieterinnenin und um das Haus, in dem sie woh-nen, wohl fühlen». sagt Angelo Riso(46). Er betreut als Hauswart verschiede-ne Liegenschaften in der Stadt Zürich undin der Agglomeration.

Seit fünf Jahren bin ich Hauswart. Ichmache alles: Elektro- und Sanitärrepa-raturen, Malerarbeiten, Böden abschleifen,Wohnungs- und Treppenhausreinigungen,Garten- und Umgebungsarbeiten. Auch fürWohnungsab- und übergaben werde icheingesetzt. Ich und meine zwei Mitarbeitersind richtige Allrounder. Bis ich sechsJahre alt war, lebte ich mit meinen Eltern inder Schweiz. Die Schule besuchte ich inItalien. Schon mit 12 Jahren arbeitete ichab und zu auf dem Bau und lernte dort viel.Wenn ich einmal sehe, wie etwas gemachtwird, kann ich es nachher. Ich habe mirfast alles selbst beigebracht. Mit 17Jahren kam ich zurück in die Schweiz undarbeitete zuerst in einer Migros-Metzgerei.Das war schwer! Ich verstand kein Wortund vom Metzgen hatte ich keine Ahnung!Danach habe ich noch einige Zeit alsChauffeur in einer Getränkefirma gearbei-tet und als Lagerist.

Schon immer übernahm ich kleinereHauswartaufgaben im Haus, in dem ichwohnte. Mit der Zeit kamen immer mehrAnfragen. 2001 habe ich mich selbständiggemacht und eine kleine Firma gegründet.Meine zwei Mitarbeiter kommen ausSüdamerika und dem Iran. Für die Eigen-tümer ist es interessant, wenn jemand alleLeistungen anbietet, die es braucht, damiteine Liegenschaft im Schuss bleibt. Dieabwechslungsreiche Arbeit macht mirFreude und ein guter Kontakt mit denMieterinnen und Mietern auch. Ich kannnicht in jedem Haus nach Schema F vor-gehen. An der Langstrasse hat es zumBeispiel an einem Ort viele 1-Zimmer-wohnungen, in denen praktisch nur aus-ländische Mieter wohnen. Da kann mansich vorstellen, dass es anders zu und her-geht als in Thalwil in der Liegenschaft mitSeeblick! Aber ich komme mit allen gutzurecht. Wie man in den Wald hinein ruft,so tönt es zurück! Die Organisation derWaschküchenbenützung passe ich denBedürfnissen an: In einer Liegenschaft mitvielen ausländischen Familien ist es illuso-risch, einen Waschplan vorzuschreiben.Dort können alle waschen, wenn eineMaschine frei ist. Das geht problemlos.Wohl auch, weil ich ab und zu etwas auf-räume und putze, obwohl das eigentlich

die MieterInnen übernehmen müssten. Inandern Häusern haben die Leute liebereinen Waschplan. So sind alle zufrieden.

Es ist mir wichtig, dass es in «meinen»Häusern sauber ist. Ich räume alles, dasirgendwo entsorgt wird, immer rasch weg.Dann gibt es keine Abfalldeponie. Im Kreis4 in Zürich gehen wir jeden Tag vorbei undkontrollieren auch den Hof. UnserePräsenz ist wichtig. Darum habe ich mireinen Trick ausgedacht: Ich gebe einen feinen Duft ins Wischwasser so merkendie Mieter: Aha der Hauswart war hier!

Meine Arbeit ist streng, aber ich liebe dieAbwechslung und Selbständigkeit undmöchte nichts anderes mehr machen.

aufgezeichnet von Maya Käser, StiftungDomicil

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