Wohnheim Schanzacker Wohnfenster 41

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fenste r Wohn fenste r AUSGABE NR. 41 I NOVEMBER 2015 EIN EINBLICK INS WOHNHEIM SCHANZACKER – EIN ZUHAUSE FÜR FRAUEN MIT EINER GEISTIGEN BEHINDERUNG Als Kind verbrachte ich mit meiner Familie viele Ferien im Berner Oberland bei einer der zahlreichen Tanten meiner Mutter. Da meine Mutter in diesem Ort aufgewachsen war, kannte sie jede Ecke und sie gab uns vieles aus ihrer Kindheit und Jugendzeit weiter: Wir lernten jeden Berggipfel und Bergbach mit Namen kennen, wussten, zu welcher Jahres- zeit welche Bergblumen blühten, und sam- melten Kräuter und Pilze, die wir im Winter als Hustentee oder Bratenbeilage genossen. Ich erlebte meine Mutter selten so glücklich wie in diesen Ferien. Die Grosstante empfand ich als einschüchternd und gefühllos, obschon meine Mutter meiner Schwester und mir immer wieder erfolglos zu erklären versuchte, dass das schon seine Rich- tigkeit habe. Sie entschuldigte die Härte der Tante mit der Tatsache, dass sie einen behin- derten Sohn habe, den sie nun schon mehr als 30 Jahre betreue wie ein kleines Kind, welches nie grösser werde: Sie müsse ihn waschen, ra- sieren, füttern und wickeln, und das jeden Tag, ohne Ferien machen zu können wie wir. Ich verstand zwar, dass die Betreuung eine grosse Belastung sein musste, aber ich ver- stand die Art und Weise nicht, wie sie geleistet wurde, und empfand sie als lieb- und respekt- los. Ich hatte grosses Mitleid mit Christoph, der in meinen Augen herumgeschubst und mit dem nicht gesprochen wurde, weil er angeblich sowieso nichts verstand. Zudem musste er meistens den ganzen Tag ohne Beschäftigung in der düsteren Küche verbringen. Auf der Suche nach Lösungen, wagte ich ein- mal zu fragen, ob es noch andere behinderte Menschen im Ort gebe, und erhielt zur Ant- wort, dass man darüber nicht spreche. Da begann ich zu verstehen, dass es wohl nicht die Pflege des behinderten Sohnes war, die so kräftefordernd und aufreibend war, sondern wohl vielmehr die Tatsache, dass man diese im Versteckten und ganz ohne Unterstützung leisten musste. An einem Sonntag wanderte meine Mutter mit uns Kindern zum Gletscherbach, während Onkel und Vater Christoph ins Auto packten und mit ihm zum Bach fuhren. Dort halfen wir alle ihm dabei, es sich auf einem Stein bequem zu machen. Wir picknickten, bauten Staudäm- me im Bach, warfen Steine und brachten auch Christoph welche, die er ins Wasser warf und jauchzte, wenn es so richtig weit spritzte. Wir genossen das unbeschwerte Zusammensein sehr und ich glaube, wir gaben das Bild einer glücklichen und harmonischen Familie ab. Und ich glaube auch, dass dies wohl das erste Mal in meinem Leben war, dass ich einen Ein- druck davon erhielt, was «Teilhabe» ist, auch wenn mir dieses Wort damals, vor mehr als 50 Jahren, noch nicht geläufig war. Zurück bleibt die Erinnerung an einen sonni- gen Nachmittag in den Bergen, an dem ein- fach alles stimmte und wir gemeinsam das Leben unbesorgt genossen, ohne viel dabei zu überlegen. Vielleicht müssen wir im Zu- sammenleben mit allen Menschen generell weniger überlegen – sondern bloss sein. Marlies Anstaett, Gesamtleitung Editorial Interviews mit Bewohnerinnen Regina Ich han ganz e schöni Chindheit gha. Mir händ viel unternoh zämä, sind in Wald go brötlä oder sind go Pilz sueche. Mir händ im ene schöne Hus gwohnt. Mis Mami häd mini Hoor früener immer züpflet. Speziell isch mir min Schuelschatz Kandi bliebe… Brigitte Graf Wenn ich Angst hatte in der Nacht, durfte ich zum Mami ins Bett. Elisabeth Ich han buuret und Chüe gmolche und gmischtet. Gheuet und grächet hani au. Das stimmt. Holz hani au gsammlet und gsaaget und gschnitte. Ja, chasch d’Jutta fröge. Go wandere bini au. Ich han langi Haar zumene Zopf gflochte gha. Ich han am Mami viel ghulfe. Id Schuel bini in St. Galle gange, stimmt, wo s’Mami no gläbt hät. In Wiifälde bini imene Heim xsi. Im Chindergarte bini au xsi, weiss aber nümme wo?! Obfelde? Eutsch bi Frankental? Ich weiss nümme. Im Spital hani mis Mami bsuechet, kasch mini Schwöschter fröge! Ich kännä viiiiel Lüt. Am Limmatplatz bin ich go wäsche. Marianne Ich weiss nüt meh… Ich han früener Schoppe trunke und Windle treit. Evelyne Ich bin mit vieri bi de Frau Fäh in Chindergarte, und bi de Frau Stiefel id Schuel. Ich bin soooo chli xsi. (zeigt mit den Händen ca. 30 cm) Im Chinzgi hani gsändelet und gritiseilet. I de Schuel hani glärnt rächne und schriibe und Boim ahmale. Zu dere Ziit hani no mis Grosi gha. Ich bin mängisch äs Lusmeitli xsi. Mis Mami hät inere Bäckerei gschaffet und hät Brot verchauft. Im Sprüngli. Im Lindt und Sprüngli. Ich bin vo de Schuel abgholt worde. Nicole Mir chunnt nüt in Sinn. Gäll mir chunnt nüt in Sinn! Doch, doch – ich han e Schwöschter! (und lacht dabei) Mignon Ich han als Chlini ganz viel Chruseli gha… und mir händ amigs Versteckis im Wald gspielt. Gabi Mir händ en rote Opel gha und ich ha dörfe mit em Pappi Auto fahre. Min Pappi hätt Musik gmacht und ich ha mit em Mammi tanzet. Janine Mein Bruder und ich wurden oft an den jüdischen Feiertagen krank. Der Fussweg zum jüdischen Gemeindehaus wäre ja noch gegangen, aber die Anfangsrede war immer sehr lang und ebenso die zwei Kapitel aus der Thora. Mir und meinem Bruder war es kaum möglich, so lange still zu sitzen. Die Gebete sind ebenfalls sehr lang gewesen. Wir mussten immer recht lange stehen und ich habe immer einen Krampf bekommen. (Das hat sie unter Kichern verraten) Anni Ich bin es Lusmeitli xsi und han vieli Streich gschpielt. Unser Thema in dieser Wohnfenster-Ausgabe: K indheitserinnerungen

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fensterWohnfensterAUSGABE NR. 41 I NOVEMBER 2015

EIN EINBLICK INS WOHNHEIM SCHANZACKE R – E IN ZUHAUSE FÜR FRAUEN MIT E INE R GEISTIGEN BEH INDE RU NG

Als Kind verbrachte ich mit meiner Familie viele Ferien im Berner Oberland bei einer der zahlreichen Tanten meiner Mutter. Da meine Mutter in diesem Ort aufgewachsen war, kannte sie jede Ecke und sie gab uns vieles aus ihrer Kindheit und Jugendzeit weiter: Wir lernten jeden Berggipfel und Bergbach mit Namen kennen, wussten, zu welcher Jahres-zeit welche Bergblumen blühten, und sam-melten Kräuter und Pilze, die wir im Winter als Hustentee oder Bratenbeilage genossen. Ich erlebte meine Mutter selten so glücklich wie in diesen Ferien.

Die Grosstante empfand ich als einschüchternd und gefühllos, obschon meine Mutter meiner Schwester und mir immer wieder erfolglos zu erklären versuchte, dass das schon seine Rich-tigkeit habe. Sie entschuldigte die Härte der Tante mit der Tatsache, dass sie einen behin-derten Sohn habe, den sie nun schon mehr als 30 Jahre betreue wie ein kleines Kind, welches nie grösser werde: Sie müsse ihn waschen, ra-sieren, füttern und wickeln, und das jeden Tag, ohne Ferien machen zu können wie wir.

Ich verstand zwar, dass die Betreuung eine grosse Belastung sein musste, aber ich ver-stand die Art und Weise nicht, wie sie geleistet wurde, und empfand sie als lieb- und respekt-los. Ich hatte grosses Mitleid mit Christoph, der in meinen Augen herumgeschubst und mit dem nicht gesprochen wurde, weil er angeblich sowieso nichts verstand. Zudem musste er meistens den ganzen Tag ohne Beschäftigung in der düsteren Küche verbringen.

Auf der Suche nach Lösungen, wagte ich ein-mal zu fragen, ob es noch andere behinderte Menschen im Ort gebe, und erhielt zur Ant-wort, dass man darüber nicht spreche. Da begann ich zu verstehen, dass es wohl nicht die Pfl ege des behinderten Sohnes war, die so kräftefordernd und aufreibend war, sondern wohl vielmehr die Tatsache, dass man diese im Versteckten und ganz ohne Unterstützung leisten musste.

An einem Sonntag wanderte meine Mutter mit uns Kindern zum Gletscherbach, während Onkel und Vater Christoph ins Auto packten und mit ihm zum Bach fuhren. Dort halfen wir alle ihm dabei, es sich auf einem Stein bequem zu machen. Wir picknickten, bauten Staudäm-me im Bach, warfen Steine und brachten auch Christoph welche, die er ins Wasser warf und jauchzte, wenn es so richtig weit spritzte. Wir genossen das unbeschwerte Zusammensein sehr und ich glaube, wir gaben das Bild einer glücklichen und harmonischen Familie ab. Und ich glaube auch, dass dies wohl das erste Mal in meinem Leben war, dass ich einen Ein-druck davon erhielt, was «Teilhabe» ist, auch wenn mir dieses Wort damals, vor mehr als 50 Jahren, noch nicht geläufi g war.

Zurück bleibt die Erinnerung an einen sonni-gen Nachmittag in den Bergen, an dem ein-fach alles stimmte und wir gemeinsam das Leben unbesorgt genossen, ohne viel dabei zu überlegen. Vielleicht müssen wir im Zu-sammenleben mit allen Menschen generell weniger überlegen – sondern bloss sein.

Marlies Anstaett, Gesamtleitung

Editorial

Interviews mit Bewohnerinnen

ReginaIch han ganz e schöni Chindheit gha. Mir händ viel unternoh zämä, sind in Wald go brötlä oder sind go Pilz sueche. Mir händ im ene schöne Hus gwohnt.Mis Mami häd mini Hoor früener immer züpfl et.Speziell isch mir min Schuelschatz Kandi bliebe…

Brigitte GrafWenn ich Angst hatte in der Nacht, durfte ich zum Mami ins Bett.

ElisabethIch han buuret und Chüe gmolche und gmischtet. Gheuet und grächet hani au. Das stimmt. Holz hani au gsammlet und gsaaget und gschnitte. Ja, chasch d’Jutta fröge. Go wandere bini au.Ich han langi Haar zumene Zopf gfl ochte gha.Ich han am Mami viel ghulfe.Id Schuel bini in St. Galle gange, stimmt, wo s’Mami no gläbt hät. In Wiifälde bini imene Heim xsi.Im Chindergarte bini au xsi, weiss aber nümme wo?! Obfelde? Eutsch bi Frankental? Ich weiss nümme.Im Spital hani mis Mami bsuechet, kasch mini Schwöschter fröge!Ich kännä viiiiel Lüt. Am Limmatplatz bin ich go wäsche.

MarianneIch weiss nüt meh… Ich han früener Schoppe trunke und Windle treit.

Evelyne Ich bin mit vieri bi de Frau Fäh in Chindergarte, und bi de Frau Stiefel id Schuel. Ich bin soooo chli xsi. (zeigt mit den Händen ca. 30 cm)Im Chinzgi hani gsändelet und gritiseilet.I de Schuel hani glärnt rächne und schriibe und Boim ahmale. Zu dere Ziit hani no mis Grosi gha.Ich bin mängisch äs Lusmeitli xsi.Mis Mami hät inere Bäckerei gschaffet und hät Brot verchauft. Im Sprüngli. Im Lindt und Sprüngli.Ich bin vo de Schuel abgholt worde.

NicoleMir chunnt nüt in Sinn. Gäll mir chunnt nüt in Sinn! Doch, doch – ich han e Schwöschter! (und lacht dabei)

MignonIch han als Chlini ganz viel Chruseli gha… und mir händ amigs Versteckis im Wald gspielt.

GabiMir händ en rote Opel gha und ich ha dörfe mit em Pappi Auto fahre.Min Pappi hätt Musik gmacht und ich ha mit em Mammi tanzet.

JanineMein Bruder und ich wurden oft an den jüdischen Feiertagen krank. Der Fussweg zum jüdischen Gemeindehaus wäre ja noch gegangen, aber die Anfangsrede war immer sehr lang und ebenso die zwei Kapitel aus der Thora. Mir und meinem Bruder war es kaum möglich, so lange still zu sitzen. Die Gebete sind ebenfalls sehr lang gewesen. Wir mussten immer recht lange stehen und ich habe immer einen Krampf bekommen. (Das hat sie unter Kichern verraten)

AnniIch bin es Lusmeitli xsi und han vieli Streich gschpielt.

Unser Thema in dieser Wohnfenster-Ausgabe:Kindheitserinnerungen

Erinnerungen an längst vergangene TageEin Blick ins Fotoalbum

Erinnerungen an längst vergangene Tage

Vorankündigung

Kindheitserinnerungen der TAS-Frauen

Für viele Frauen gehören vertraute Lieder wie «Es Buurebüebli» und «Roti Röösli im Garte» zu ihren Kindheitserinnerungen. Nicht nur Klänge erinnern uns an die Kindertage, sondern auch Gerüche wie derjenige eines frischgebackenen Kuchens, Farben, bestimmte Gegenstände oder Tätigkeiten. Die Frauen können auf Jahrzehnte zurückblicken, die reich an prägenden Momenten waren.

Wir wollten es etwas genauer wissen und erkundigten uns bei den TAS- Frauen, woran sie sich aus ihren Kindheitstagen noch erinnern können. Bis heute blieb ihnen dabei die Freude an verschie-denen Sachen erhalten.

Für Heidi Frischknecht zum Beispiel ist Malen eine sehr wichtige Beschäftigung, und dies war auch schon früher so. Wie auch das Spiel auf der Flöte, auf welcher sie viele bekannte Kindermelodien beherrscht, die sie an unseren Musik- und Bewegungsnachmittagen zum Besten gibt.

Rita Frei reagiert mit einem nachdenklichen Blick auf unsere Frage. «Ja, ich weiss es nüme so ganz…» Und dann plötzlich: «Ja, spaziere mit em Mami Marieli, aso wo si no gläbt hät. Ja was söll ich no säge?!», und lacht herzlich. Auch Ritas Freude am TAS-Wägeli rührt nicht von ungefähr. «Äs Wägeli han ich gha, aber nöd so es schöns wie s’TAS-Mobil.» Es folgt ein übermütiges, fröhliches Lachen.

Eine Beschäftigung aus der Kindheit von Erika Arber ist auch heute noch sehr präsent. «Spiili mache, meh weiss ich nöd.» Ob es auch damals schon die Pippi-Langstrumpf-Karten waren? Zeigt man Erika eine Auswahl des Tagesangebotes in der TAS, fällt die Wahl fast jedes Mal auf die Pippi-Karten.

Marianne Lagger bleiben bis heute «d’Gschänkli zum Geburi» in freudiger Erinnerung. Dieses gedankliche Souvenir aus der Kindheit teilen bestimmt einige Menschen mit ihr. Auch an etwas anderes erinnert sie sich: «Lisme han ich i de Schuel glernt.» Diese Fähigkeit setzt sie zurzeit an einem Pullover um, den sie für sich selbst strickt.

Ketten aufzuziehen war Charlotte Pfenninger bereits während ihrer Kindheit eine Freude. Auch in der Tagesstätte geht sie diesem Hobby mit grosser Geduld und Fingerfertigkeit nach.

Alice Mathez hat noch Erinnerungen an die Tramfahrt zur Rudolf Steiner Schule, die bei der Tramstation Platte in Zürich liegt. Mit dem Tram von Seebach «dur d’Stadt dur» zu fahren, fand sie äusserst spannend. Ihre Erinnerungen sind vorwiegend positiv, ging sie doch gerne zur Schule. Diese war aber schon sehr gross, «aso mindeschtens zäh Klasse!», beteuert Alice.Auf die Frage nach ihren Lieblingsfächern, beginnt sie nach einigem Überlegen aufzuzählen: «Ja Läse und Rächne händ mer gfalle, Singe isch ganz o.k. gsi, aber Theater han ich weniger gern gha.» Ausserdem erinnert sich Alice an ihre zu Zöpfen gefl ochtenen Haare und die kleine Bäbistube.

Auch Margrit Meier trug damals die Haare zu Zöpfen gefl ochten und sie ist auch heute noch immer vollkommen angetan von langen gefl ochtenen Haaren. Diese nimmt sie dann in Augenschein, ob auch ja jedes Härchen an seinem Platz sitzt, und riecht an ihnen.Margrits Schule war in Zürich und gefallen hat ihr vor allem die Singstunde. Die Erinnerungen an ihre Bäbistube sind auch noch lebendig.

Eveline Ruch weiss im ersten Moment nichts mehr über früher, doch dann sprudeln die Erinnerun-gen förmlich aus ihr heraus.Sie hatte bei sich zu Hause ein Bäbihus mit Kinderzimmer, Leiterli, rotem Dach, Schlafzimmer, Estrich, Chuchi, Stube, Keller und Badezimmer.Die Schule besuchte sie im Gotthelf-Schulhaus in Zürich. Ihr Vater arbeitete dort in der Behinder-tenwerkstatt. Um dorthin zu gelangen, stieg sie in das Tram oder den Bus bis Schmiede Wiedikon. Der Franzli Meier blieb Eveline als nicht so freundlicher Zeitgenosse in deutlicher Erinnerung. In Wädenswil, einer weiteren Lebensstation von Eveline, putzte und bügelte sie Stofftaschen-tücher. In dieser Zeit lernte sie Käthi Wyss in der Mädchengruppe kennen und traf diese wieder in der Tagesstätte im Schanzacker.

Brigitte Graf erinnert sich, dass sie bereits als Kind gerne schöne Kleidung hatte und die Haare kurz getragen hatte. So verwundert ihr gutes Gespür für eine geschmackvolle Garderobe keines-wegs, da Brigitte sich dieses bereits in ihrer Kindheit angeeignet hatte. Auch die kurzen Haare, welche sie noch heute trägt, sind ein Merkmal von Brigitte.Weiter fällt Brigitte noch ein: «Es Bäbi han i gha und es Wägeli defür.» «Im Chindergarte hämer Spili gmacht und i de Schuel hät mer Rächne guet gfalle.»

Es ist sehr interessant zu sehen, wie jede Frau ihre Erinnerungen hat und diese zum Teil immer noch im gegenwärtigen Alltag verankert sind.

Laura Büeler, Praktikantin TAS

Am Sonntag, 6. März 2016, fi ndet um 17 Uhr in der Kirche Oberstrass ein Benefi zkonzert

zugunsten des Wohnheims Schanzacker statt.

Eva Szabo und Richard Justin Fields spielen zwei- und vierhändige

Klaviermusik aus vier Jahrhunderten.

Es werden keine Tickets verkauft, sondern es fi ndet im

Anschluss an das Konzert eine Kollekte statt.

Rezept

Bestimmt haben Sie als Kind auch schon mal Kerzen ge-zogen. Vielleicht, weil Sie es gerne machten, vielleicht aber auch, weil Ihre Mutter meinte, eine Kerze sei ein schönes Weihnachts geschenk fürs Grosi oder für den Götti.

Und fast sicher haben Sie dabei auch mal den Finger ins warme Wachs getaucht, wenn gerade niemand schaute.Im Schanzi hat Kerzenziehen Tradition. Schwelgen Sie zusammen mit uns in dieser Kindheitserinnerung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Kerzenziehen und Seifengiessen im Schanzi, Kindheitserinnerungen inklusive:

Mittwoch, 18. November, 14 Uhr bis 20 Uhr(ab 18 Uhr Grillwürste und Musik der Zéphyr Combo)

Samstag, 21. November, 14 Uhr bis 20 UhrMittwoch, 25. November, 14 Uhr bis 20 UhrSamstag, 28. November, 14 Uhr bis 20 Uhr

Geschmortes Kalbsherz

Adventsumtrunk im Schanzi

AdventsumtrunkHerzliche Einladung zum

Zu meinem Geburtstag durfte ich mir immer ein Mittagessen wün-schen. Jedes Jahr las ich das gleiche Menü aus: Kalbsherz! Zusam-men mit Spätzli war das für mich das Beste und ich war selig, wenn der gute Bratenduft durchs Haus zog und wir uns zum Geburtstags-schmaus hinsetzen konnten. Darum verrate ich Ihnen das Rezept meiner Mutter.

Zutaten für 4 Personen700 g Kalbsherz, geputzt und vom Fett befreit, halbiert1 – 2 Scheiben Schwarzbrot1 Zwiebel3 RüebliBouillon und RotweinSalz und Pfeffer1 – 2 dl Sauerrahm

Das Herz mit Salz und Pfeffer einreiben, in heissem Bratöl anbraten, das Brot und das Gemüse unzerkleinert dazugeben und auch gut anbraten. Das Ganze mit Rotwein und Bouillon gut bedecken und ca. 2 Stunden schmoren lassen. Danach das Herz aus der Sauce heben und die Flüssigkeit mit dem Brot und dem Gemüse zu einer sämigen Sauce pürieren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit dem Sauerrahm verfeinern.

Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit. Dorothea Simmler, Köchin

Geniessen Sie mit uns den schönen, mit Lichtern geschmückten winterlichen Garten. Wärmende Suppe und heisse Getränke stehen bereit und der Kinderchor Musikschule Konservatorium Zürich Waidberg singt wieder für uns.

Am Freitag, 11. DezemberIm Wohnheim SchanzackerAb 17 Uhr

Wir freuen uns sehr auf Ihren Besuch.

Alle Jahre wieder...

Kerzenziehen seifengiessen

Kerzenziehen und Seifengiessen

Advents-umtrunk

Bazar Oberstrass

14 bis 20 Uhr

ab 17 Uhr

Agenda 2015

10.

NOVEMBER

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www.schanzacker.ch

Herausgeber Wohnheim Schanzacker für Frauen mit geistiger Behinderung Schanzackerstrasse 17/21, 8006 Zürich Tel. 043 300 57 11, Fax 043 300 57 19 [email protected], www.schanzacker.ch Postkonto 80-27257-1 Verantwortlich Marlies Anstaett, Gesamtleitung Fotos Fotoalben der Bewohnerinnen Gestaltung werbeformat gmbh, 3014 Bern Druck SuterKeller Druck AG, 5036 Oberentfelden

ZEWO-Gütesiegel für gemeinnützige Institutionen

Ich heisse Bettina Vital. An meine Kind-heit denke ich gerne zurück. Manche Kindheitserinnerungen haben mein Le-ben geprägt. Zwei davon besonders.

Als ich fünf Jahre alt war, lebte ich zu-sammen mit meiner Schwester und meinen Eltern zwei Jahre in Westafrika. Es war für mich eine ganz besondere Zeit. Ich erinnere mich noch sehr genau an die Menschen, das Meer, die üppige Vegetation, die Gerüche und das Klima.

Geprägt hat mich diese besondere Zeit insofern, als ich offen für Andersartiges und Neues bin.

Dass ich sehr gerne in den Bergen bin und die Lebendigkeit der Grossstadt nicht missen möchte, liegt wohl an den folgenden Kindheitserinnerungen.

Die meisten Ferien und Feiertage ver-brachte ich als Kind bei meinen Gross-eltern in den Bergen. Im Engadin in einem schönen Engadinerhaus. Es sah aus wie das Haus des Schellen-Ursli. Oder bei den andern Grosseltern in der Nähe von Sargans. Auch sie bewohn-ten ein grosses, altes Haus mit einem grünen Kachelofen in der Stube.

Nebst den zwei Jahren in Afrika wuchs ich in der Nähe von Basel und Baden auf.

Als junge Frau zog ich für längere Zeit in die Berge ins Bündnerland. 20 Jahre lebte ich in einem kleinen Bergdorf auf knapp 1600 m ü. M. Als Landwirtin, Bäuerin, Mutter und Älplerin verging diese Zeit wie im Flug.

Nach diesen Jahren im Bergbauerndorf zog ich hinunter ins Tal. In einem Heim mit Menschen mit einer Behinderung wagte ich einen berufl ichen Neustart. Die Arbeit gefi el mir von Anfang an sehr gut. Berufsbegleitend machte ich die Ausbildung zur Sozialpädagogin und später die Weiterbildung Leiten von Teams. An verschiedenen Stellen durfte ich Erfahrungen in diesem interessan-ten Beruf sammeln. An meiner letzten Anstellung war ich für mehrere Jahre in einer Leitungsfunktion tätig.

Jetzt bin 55 Jahre alt und wohne in Chur und Zürich. Seit zwölfeinhalb Jahren ar-beite ich mit Menschen für Menschen. Ab August dieses Jahres mit Frauen für Frauen hier im Wohnheim Schanzacker. Ich leite den Bereich Tagesstätte und wirke mit im Leitungsteam. Die Kombi-nation von Organisation und Leitung so-wie der direkte Kontakt mit den Frauen sind tolle Herausforderungen und eine Bereicherung für mich. Es freut mich sehr, dass ich meine reiche Berufs- und Lebenserfahrung im Wohnheim Schanz-acker einbringen darf. Und ich freue mich über jede neue Erfahrung, die ich an diesem Ort dazugewinnen darf.

Bettina Vital, Leitung Tagesstätte

versetztZurückin eine magische Welt

Kindheitserinnerungen, die sind im Schanz acker allgegenwärtig für mich. Da komm ich nicht darum herum. Das muss wohl daran liegen, dass meine Mutter die beson-dere Neigung hatte, alles Fruchtige oder was die Natur sonst noch von sich gab, einzumachen. Meine Grossmutter übrigens pfl egte die gleichen Gewohnheiten. So muss es wohl mütterlicherseits an die Töchter weitervererbt worden sein. Eine schöne Tradition. Die eben im Schanzacker bei mir unweigerlich Erinnerungen weckt.

Es sind die Düfte und Geschmäcke, die mich schmunzeln lassen und mich in die Ver-gangenheit versetzen. Als wir Kinder gemeinsam am Tisch sassen und die Bohnen fädelten. Danach wurden sie eingefroren, um im Winter wieder zu Tische gebracht zu werden. Oder wenn ich von der Schule nach Hause kam und ein feiner Hauch von Himbeerkonfi türe durch das ganze Haus zog. Wobei mir Himbeeren und Erdbeeren lieb waren, aber Quitten und Holunderbeeren sich in meinem Gedächtnis als ent-setzliche Düfte einnisteten. Was heute weniger der Fall ist, aber das sind halt die Erinnerungen.

Sackgeld verdienten wir uns bei der Grossmutter, indem wir die Beeren des Holunderbaums pfl ückten oder auch Koteletts zum Metzger zurückbringen muss-ten, weil sie der Grossmutter zu wenig schön erschienen! Genauso verhielt es sich mit dem Backen vor Weihnachten. Nein, dem Motto «Weniger ist mehr» ungetreu wurden Nachtschichten geschoben vor lauter Backen. Mit dem Resultat, dass die Totenbeinli ihrem Namen alle Ehre machten, wenn sie im Früh-ling bei der Grossmutter wiederentdeckt wurden.

Das Schöne an diesen Erinnerungen ist, dass sie so stark in uns verankert sind. Sie kommen zum Vorschein, so-bald wir Dinge riechen, sehen und spüren. Bei mir ist das so und es fühlt sich vertraut an. Ich merke, wie unbewusst vieles präsent ist. Wie mich etwas, wie ein Entsafter zum Beispiel, zurückversetzt in eine magische Welt, die wir alle in uns tragen. Wenn ich dies hier so schreibe, steigen so viele Bilder in mir empor.

Stopp, jetzt hat es grad an meiner Haustüre ge-klingelt. Ach, die Nachbarin. Aber das ist wieder eine andere Geschichte und Erinnerung…

Andrea Stocker, Köchin

Neue Leitung Tagesstätte

Nach diesen Jahren im Bergbauerndorf zog ich hinunter ins Tal. In einem Heim mit Menschen mit einer Behinderung wagte ich einen berufl ichen Neustart. Die Arbeit gefi el mir von Anfang an sehr gut. Berufsbegleitend machte ich die Ausbildung zur Sozialpädagogin und später die Weiterbildung Leiten von Teams. An verschiedenen Stellen durfte ich Erfahrungen in diesem interessan-ten Beruf sammeln. An meiner letzten Anstellung war ich für mehrere Jahre in einer Leitungsfunktion tätig.

Jetzt bin und Zürich. Seit zwölfeinhalb Jahren ar-beite ich mit Menschen für Menschen. Ab August dieses Jahres mit Frauen für Frauen hier im Wohnheim Schanzacker.

wurden Nachtschichten geschoben vor lauter Backen. Mit dem Resultat, dass die Totenbeinli ihrem Namen alle Ehre machten, wenn sie im Früh-ling bei der Grossmutter wiederentdeckt wurden.

Das Schöne an diesen Erinnerungen ist, dass sie so stark in uns verankert sind. Sie kommen zum Vorschein, so-bald wir Dinge riechen, sehen und spüren. Bei mir ist das so und es fühlt sich vertraut an. Ich merke, wie unbewusst vieles präsent ist. Wie mich etwas, wie ein Entsafter zum Beispiel, zurückversetzt in eine magische Welt, die wir alle in uns tragen. Wenn ich dies hier so schreibe,

Gedanken von Andrea Stocker