Wohnraumgestaltung für Menschen mit Demenz€¦ · Definition Demenz Abnahme der Urteilsfähigkeit...

Antje Holst Krankenschwester, Erziehungswissenschaftlerin M.A, zertifizierte Wohnberaterin

Kompetenzzentrum Demenz in Schleswig-Holstein

My home is my castle –Wohnraumgestaltung für Menschen mit Demenz

Wohnraumgestaltung für Menschen mit Demenz

Einstieg

Im Alter steht das Wohnen im Mittelpunkt der alltäglichen

Lebenserfahrung weil:

• alte Menschen durchschnittlich 4/5 des Tages in der

eigenen Wohnung/Garten verbringen,

• mit zunehmendem Alter die Bedeutung der Wohnung und

des engeren Wohnumfeldes in dem Maße zunimmt wie der

Bewegungsradius abnimmt.

Alltag im Alter heißt vor allem Wohnalltag!


Einschränkungen und Risiken

Einschränkungen:

Sehfähigkeit

Abnehmende Gedächtnisleistung

Sprachfähigkeit / Kommunikation / Verhalten

Orientierung

Motorische Handlungsfähigkeit

Gangunsicherheit / verminderte Schritthöhe

Mögliche Risiken

Verlust der Orientierung

Abbruch der Kontakte nach außen / soziale Teilhabe

Gefahren rechtzeitig erkennen und adäquat handeln

Eingeschränkte Mobilität


Demenz ist nicht gleich Demenz…


Formen der Demenz

Krankhafte Veränderungen im

Gehirn verursachen

Hirnleistungsstörungen

Hirnleistungsstörungen sind mehr oder

weniger Folge von anderen

körperlichen Veränderungen


Grundsätzliches zum Thema Demenz

Ca. 1,6 Millionen Menschen mit Demenz in

Deutschland (in Schleswig-Holstein ca. 56

Tausend = 2% der Bevölkerung)

Größter Risikofaktor ist das Alter: 6-7 % der

über 65jährigen leiden an einer

mittelschweren oder schweren Demenz; bei

den über 90jährigen bereits jeder 3.

Zunahme bis 2030 durch Verschiebung der

Alterspyramide ca. 40 %

40.000 zusätzliche p.a. / ca. 100 pro Tag!


Man spricht von einer Demenz wenn:

Neu- und Altgedächtnis deutlich beeinträchtigt sind und mindestens

6 Monate eine der folgenden Störungen vorliegt:

Definition Demenz

Abnahme der Urteilsfähigkeit und des Denkvermögens (Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen)

Sprachstörungen (Aphasie)

Störungen von Handlungsabläufen und dem sinnvollen Gebrauch von Gegenständen (Apraxie)

Orientierungsstörungen

Störungen des Erkennens (Agnosie)

Veränderungen von Verhalten und Persönlichkeit


3 Grundbedürfnisse:

Schutz und Sicherheit;

Orientierung, Unabhängigkeit und

Selbstbestimmung / soziale Teilhabe

Wohlbefinden, Behaglichkeit und Vertrautheit


Chancen eines geeigneten Wohnumfeldes

Emotionale Ansprache

Orientierung geben

Defizite kompensieren / Ressourcen unterstützen

Autonomie und Selbstbestimmung so lange wie möglich erhalten

Stimmungen beeinflussen

Sicherheit und Geborgenheit geben

Unterstützung therapeutischer Effekte


Grundsätze

• Fehlwahrnehmungen vermeiden• Raum- und Blickbeziehungen herstellen• Wohnen und Funktionen nicht vermischen


Schauen wir genauer…..

Altersbedingte Seheinschränkungen: Licht…

Normales Sehen

BlendempfindlichkeitGrauer Star

MakuladegenerationGrüner Star


3 Funktionen des Lichts

Visuelle Funktion:

Emotionale Funktion:

Biologische Funktion:

Licht muss in ausreichender Stärke und

Qualität vorhanden sein, um

unterschiedliche Sehaufgaben bewältigen

zu können.

Licht unterstützt bzw. beeinflusst die

Atmosphäre des Raumes und sorgt für

Wohlbefinden oder Missempfinden

Licht beeinflusst die biologischen Abläufe

im menschlichen Körper


Direktes und indirektes Licht

• Direktes Licht: direkt auf einen Bereich

gerichtet, je gebündelter desto dichter

(heller) – „Lichtmuster“ auf Boden und

Wänden; Schlagschattenbildung – Vorsicht

vor Trugbildern; 500 Lux auf Augenhöhe

• Indirektes Licht durch Lichtreflexion der

Raumflächen – gleichmäßige Verteilung mit

diffuser Beleuchtung

Merke: Kombination aus direktem und indirektem

Licht; Ausleuchten von dunklen Ecken;

Kombination unterschiedlicher Lichtquellen


Biodynamisches Licht

Quelle: Herbert Waldmann GmbH & Co KG


• Bad

• Treppen

• Schlafen

Generell: Barrieren reduzieren


Stufen und Treppen


Möblierung

• So viel Veränderung wie

nötig, aber so wenig wie

möglich

• überschaubare, eher

reduzierte Möblierung

• „Sackgassen“ gestalten


„versteckte“ Türen

• Auch über aufklebbare Folien, z.B. Bücherregal, Durchtapezieren oder

Malen

• Eingangssicherung durch Windspiel, „Blitzlampe“,

„Wegläuferschutzsysteme“


Stolperfallen und Sturzrisiko

• Handläufe in verschiedenen

Versionen, ggf. auf beiden Seiten;

Achtung: Aufhängung!

• Rollator: auf die richtige Einstellung

kommt es an; Licht und Spikes für

den Winter

• Teppich als Stolperfalle - ja, aber

soooo gemütlich und voller

Erinnerungen…

• Ecken und Wandkanten im

farblichen Kontrast gestalten


Bodenbeläge

• matt

• hell

• klar

• Holzoptik geht (fast)

immer


Wie man sich bettet, so schläft man…

• Niedrigflurbetten, mit

teilbarem Bettseitenschutz

• Signalmatte aus dem

Fachhandel oder dem

Futterhaus

• „Senioren-Phone“

• Bettwäsche


Kleine Helfer, große Wirkung

• Bewegungsmelder

aus dem Baumarkt

• Windspiel für den

Türeingang

• Nachtlichter für die

Steckdose


Eigener Herd, ist Goldes wert!?

• Offene Schränke und Regale

zur besseren Orientierung

• Automatische

Herdabschaltung: HERTA

• Wasserstandmelder mit

Warnfunktion; Rauch- und

Gasmelder


Orientierung und Sicherheit

• „Kindersicherungen“

• Fotos statt Piktogramm

+ Schrift


Das Auge isst mit: Kontraste

Darf´s auch Porzellan sein - Natürlich!!

Das klingt nach früher, wenn dann auch noch die

Kaffeemaschine blubbert und duftet…


Das Badezimmer

Unterfahrbarer Waschtisch

für mehr Selbstständigkeit


Das Badezimmer: auch hier Kontraste


Das Badezimmer: WC


Das Badezimmer

Pumpensysteme zum

Wasserabfluss

Irgendwie nicht sehr

vertraut…


My home is my castle: Das Wohnzimmer

Vertraute Umgebung…

Orientierung und Sicherheit


My home is my castle: Erinnerungen


Wohnumfeldgestaltung: Farbe


Farbe als Hilfestellung im Alltag

Farbe unterstützt Wohlbefinden:

• Wohnlichkeit und Geborgenheit, raumbildend und schutzgebend

Farbe bietet Anregung:

• Aufforderung zur Hinbewegung, Farbvertraute, wechselnde Raumatmosphäre

Farbe gibt Orientierung:

• räumliche Wahrnehmung, Hervorheben und Kaschieren, Kennzeichnung der Nutzung, unterstützt das Erinnerungsvermögen (Farbe und Formgebung)


Empfehlungen zur Farbegestaltung

• Gesättigte Farben statt Pastell

• Auf Rottöne / Gelb- und Brauntöne zurückgreifen

(Toskana-Farben)

• Vermeidung von reflektierenden / spiegelnden

Oberflächen

• Vorsicht mit großen Mustern und bei der Auswahl

von Fototapeten


Wohnumfeldgestaltung: Akustik


Mehrwert „Ruhe“

Lombard Effekt


Lombard Effekt


Garten / Terasse

• Gärten werden gerne genutzt

• Hochbeete, Kräuter, essbare Pflanzen

• Leichte Gartenarbeit ist für viele Menschen mit Demenz

angenehm

• Rundwege, Sitzmöglichkeiten

• Tiere (Hühner, Kaninchen, etc.)

• Balkone werden i.d.R. wenig genutzt


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Wohnen und

Technik…


Komfort und Entlastung

Haussteuerung / Robotic:

Wer steht vor der Tür?

Welche Lichter sind an, Fenster / Türen auf, Temperaturen?

Steuerung von Garagentoren, Licht, Heizung

Zentrale AUS-Schaltung

Staubsauger, Wischer, Rasenmäher


Wellness, Fitness, Spaß

• Spielekonsolen, Wii

• Fitnessgeräte für Senioren auch im Freien


Ortung und Alarmierung


Sicherheit

Quelle: Fa. Scanvest


Robotic…Hilfestellung von (über)morgen???

Emma im Gustav-Schatz-Hof Kiel


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Tel. 040/609 26 420Fax 040/308 57 986

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