Wolfgang Knipper (1920–2005) : Ein Beitrag aus der Reihe „Der Mann hinter dem Preis“

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Redaktion F. Moll, Köln D. Schultheiss, Gießen Urologe 2012 · 51:719–720 DOI 10.1007/s00120-012-2845-2 Online publiziert: 4. April 2012 © Springer-Verlag 2012 K. Albrecht 1, 2  · M.A. Kuczyk 1 1 Klinik für Urologie und Urologische Onkologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover 2 Arbeitskreis: Geschichte der Urologie, Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V., Düsseldorf Wolfgang Knipper (1920–2005) Ein Beitrag aus der Reihe   „Der Mann hinter dem Preis“ Die individuelle Betreuung des Patienten durch Arzt und Pflegepersonal ist gerade in der Urologie von entscheidender Bedeutung [3]. J. Sökeland, 1972 Preisvergaben für herausragende Leistun- gen im Fachgebiet der Urologie gehören zur guten Tradition innerhalb der Deut- schen Gesellschaft für Urologie e. V. Der „Wolfgang Knipper-Preis“ wird jedes Jahr im Rahmen der Jahrestagung der DGU in Erinnerung an den Hamburger Uro- logen Prof. Dr. med. Wolfgang Knipper an urologisch tätiges Pflegepersonal ver- geben, die sich auf dem Gebiet der Fort- und Weiterbildung im Pflege- und Assis- tenzberuf in besonderem Maß engagiert haben [2]. Wolfgang Knipper wurde am 3. Mai 1920 in Bonn geboren. Er besuchte das Gymnasium in Bensheim/Bergstraße und legte im Kriegsjahr 1939 sein Abitur ab. Bis zum Kriegsende 1945 besuchte er die Mili- tärärztliche Akademie Berlin und studier- te Humanmedizin in Berlin, Innsbruck und Heidelberg. Im Zweiten Weltkrieg wurde er bei Kriegseinsätzen in Polen, Frankreich und Russland verwundet. Er heiratete im Jahr 1944, erlangte 1945 seine Approbation und promovierte in Berlin. Seine chirurgische Ausbildung und urologische Weiterbildung absolvierte der damalig 25-jährige Knipper bis zum Jahr 1948 bei Rudolf Zenker (1903–1984) in Heidelberg-Mannheim, wobei Zenker besonderen Wert auf die Förderung der chirurgischen Spezialgebiete legte. In der Zeit von 1948–1955 war Wolfgang Knipper zunächst als Assistenz-, dann als Oberarzt am AK Heidberg und am AK St. Georg in Hamburg tätig. Nachdem er 1950 zu- nächst Facharzt für Chirurgie wurde, leg- te er im Jahr 1954 seine erfolgreiche Prü- fung zum Urologen ab. Ein Jahr später ließ er sich als Urologe und Belegarzt in Ham- burg-Altona nieder. Nach 11 Jahren Pra- xistätigkeit wurde Knipper im Jahr 1966 Chefarzt der Urologischen Abteilung des Marienkrankenhauses in Hamburg, die er bis 1986 leitete. Seit 1981 leitete er zu- dem für 4 Jahre die Geschicke des Kran- kenhauses als Ärztlicher Direktor und war Lehrbeauftragter der Universität Ham- burg, von der er im Jahr 1984 zum Ho- norarprofessor ernannt wurde. Ab 1987 stand Knipper als kommissarischer Ordi- narius den urologischen Universitätskli- niken, zunächst in Göttingen, dann in Lü- beck vor (. Abb. 1, [1, 5]). Prof. Knipper hat sich neben seiner praktischen Tätigkeit als Urologe, insbe- sondere für die Berufspolitik engagiert. Er hat hohe Verdienste in der Fortbil- dung von urologischem Pflegepersonal. So war Knipper von 1959–1974 Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Uro- logen e. V. (BDU) und bildete 1976 zusam- men mit Prof. Rolf Hubmann (Hamburg) den „Ausschuss urologisches Pflegeper- sonal“. Dieser basierte als institutionali- sierte Fortbildungseinrichtung für nicht- ärztliche Mitarbeiter, insbesondere auf der Notwendigkeit der Schulung des assistie- renden Personals im Umgang mit endo- skopischen Geräten. Aufbauend auf die- ser Initiative, das urologische Pflegeperso- nal zu kompetenten Fachmitarbeitern zu schulen und sie gleichsam an das Fachge- biet der Urologie zu binden, wurde das bewährte Erfolgskonzept ausgebaut und bildet bis heute im Arbeitskreis 17 der DGU („Fort- und Weiterbildung für Uro- logisches Assistenzpersonal“) einen festen Bestandteil in der urologischen Gemein- schaft [1, 3, 5, 6]. Beginnend im Jahr 1961–1967 gab Knipper eine publizierte Information an die Mitglieder des Berufsverbandes Deut- scher Urologen e. V., namentlich „Mittei- lungsblatt des Berufsverbandes der Deut- schen Fachärzte für Urologie e.V.“, heraus. Im Jahr 1970 erschien der Urologe B als Publikationsorgan des BDU, welcher sich die Fortbildung der Urologen nach dem Geschichte der Urologie Abb. 1 8 Prof. Dr. Wolfgang Knipper (1920– 2005). (Repro Albrecht, mit freundl. Genehmi- gung [1]) 719 Der Urologe 5 · 2012|

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Redaktion F. Moll, Köln D. Schultheiss, Gießen

Urologe 2012 · 51:719–720DOI 10.1007/s00120-012-2845-2Online publiziert: 4. April 2012© Springer-Verlag 2012

K. Albrecht1, 2 · M.A. Kuczyk1

1 Klinik für Urologie und Urologische Onkologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover2 Arbeitskreis: Geschichte der Urologie, Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V., Düsseldorf

Wolfgang Knipper (1920–2005)Ein Beitrag aus der Reihe  „Der Mann hinter dem Preis“

Die individuelle Betreuung des Patienten durch Arzt und Pflegepersonal ist gerade in der Urologie von entscheidender Bedeutung [3].J. Sökeland, 1972

Preisvergaben für herausragende Leistun-gen im Fachgebiet der Urologie gehören zur guten Tradition innerhalb der Deut-schen Gesellschaft für Urologie e. V. Der „Wolfgang Knipper-Preis“ wird jedes Jahr im Rahmen der Jahrestagung der DGU in Erinnerung an den Hamburger Uro-logen Prof. Dr. med. Wolfgang Knipper an urologisch tätiges Pflegepersonal ver-geben, die sich auf dem Gebiet der Fort- und Weiterbildung im Pflege- und Assis-tenzberuf in besonderem Maß engagiert haben [2].

Wolfgang Knipper wurde am 3. Mai 1920 in Bonn geboren. Er besuchte das Gymnasium in Bensheim/Bergstraße und legte im Kriegsjahr 1939 sein Abitur ab. Bis zum Kriegsende 1945 besuchte er die Mili-tärärztliche Akademie Berlin und studier-te Humanmedizin in Berlin, Innsbruck und Heidelberg. Im Zweiten Weltkrieg wurde er bei Kriegseinsätzen in Polen, Frankreich und Russland verwundet. Er heiratete im Jahr 1944, erlangte 1945 seine Approbation und promovierte in Berlin.

Seine chirurgische Ausbildung und urologische Weiterbildung absolvierte der damalig 25-jährige Knipper bis zum Jahr 1948 bei Rudolf Zenker (1903–1984) in Heidelberg-Mannheim, wobei Zenker besonderen Wert auf die Förderung der chirurgischen Spezialgebiete legte. In der Zeit von 1948–1955 war Wolfgang Knipper zunächst als Assistenz-, dann als Oberarzt

am AK Heidberg und am AK St. Georg in Hamburg tätig. Nachdem er 1950 zu-nächst Facharzt für Chirurgie wurde, leg-te er im Jahr 1954 seine erfolgreiche Prü-fung zum Urologen ab. Ein Jahr später ließ er sich als Urologe und Belegarzt in Ham-burg-Altona nieder. Nach 11 Jahren Pra-xistätigkeit wurde Knipper im Jahr 1966 Chefarzt der Urologischen Abteilung des Marienkrankenhauses in Hamburg, die er bis 1986 leitete. Seit 1981 leitete er zu-dem für 4 Jahre die Geschicke des Kran-kenhauses als Ärztlicher Direktor und war Lehrbeauftragter der Universität Ham-burg, von der er im Jahr 1984 zum Ho-norarprofessor ernannt wurde. Ab 1987 stand Knipper als kommissarischer Ordi-narius den urologischen Universitätskli-niken, zunächst in Göttingen, dann in Lü-beck vor (. Abb. 1, [1, 5]).

Prof. Knipper hat sich neben seiner praktischen Tätigkeit als Urologe, insbe-sondere für die Berufspolitik engagiert. Er hat hohe Verdienste in der Fortbil-dung von urologischem Pflegepersonal. So war Knipper von 1959–1974 Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Uro-logen e. V. (BDU) und bildete 1976 zusam-men mit Prof. Rolf Hubmann (Hamburg) den „Ausschuss urologisches Pflegeper-sonal“. Dieser basierte als institutionali-sierte Fortbildungseinrichtung für nicht-ärztliche Mitarbeiter, insbesondere auf der Notwendigkeit der Schulung des assistie-renden Personals im Umgang mit endo-skopischen Geräten. Aufbauend auf die-ser Initiative, das urologische Pflegeperso-nal zu kompetenten Fachmitarbeitern zu schulen und sie gleichsam an das Fachge-biet der Urologie zu binden, wurde das

bewährte Erfolgskonzept ausgebaut und bildet bis heute im Arbeitskreis 17 der DGU („Fort- und Weiterbildung für Uro-logisches Assistenzpersonal“) einen festen Bestandteil in der urologischen Gemein-schaft [1, 3, 5, 6].

Beginnend im Jahr 1961–1967 gab Knipper eine publizierte Information an die Mitglieder des Berufsverbandes Deut-scher Urologen e. V., namentlich „Mittei-lungsblatt des Berufsverbandes der Deut-schen Fachärzte für Urologie e.V.“, heraus. Im Jahr 1970 erschien der Urologe B als Publikationsorgan des BDU, welcher sich die Fortbildung der Urologen nach dem

Geschichte der Urologie

Abb. 1 8 Prof. Dr. Wolfgang Knipper (1920–2005). (Repro Albrecht, mit freundl. Genehmi-gung [1])

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neuesten Wissensstand, nebst der Veröf-fentlichung aktueller berufspolitischer In-formationen zum Ziel gesetzt hatte. Knip-per war Mitinitiator des Organs und führ-te die Schriftleitung [4, 5, 6].

Prof. Knipper hat sich in mehr als 4 Jahrzehnten außerordentliche Verdiens-te insbesondere in der Fortbildung des urologischen Assistenzpersonals erwor-ben. Er wurde Präsident und Ehrenprä-sident im „Berufsverband der Deutschen Urologen e.V.“ und Ehrenmitglied in zahl-reichen Fachgesellschaften, einschließ-lich der DGU. Den Jahrestagungen der „Vereinigung Norddeutscher Urologen“ (VNU), stand er in den Jahren 1972 und 1973 als Präsident vor ([1, 6], . Abb. 2).

Prof. Dr. med. Wolfgang Knipper ver-starb am 8. August 2005 im 86. Lebens-jahr als verdienstvoller deutscher Urologe, Ehemann und Vater von vier Kindern [5].

Als Erinnerung an seine Verdiens-te wird auch in Zukunft im Rahmen des Jahreskongresses der Deutschen Gesell-schaft für Urologie e. V. eine Jury über die Vergabe des „Wolfgang Knipper-Prei-ses“ entscheiden und gleichsam der fest in die Tagung integrierte Pflegekongress für urologische Assistenzberufe stattfinden. Der im Jahr 2006 von der Firma Freseni-us Kabi AG, Bad Homburg initiierte und seitdem jährlich gestiftete Preis ist mit

3000 EUR dotiert (mündliche Mitteilung vom 03.02.2012: Herr B. Müller, Fa. Frese-nius Kabi AG, Bad Homburg).

Korrespondenzadresse

PD Dr. K. AlbrechtKlinik für Urologie und Urologische Onkologie, Medizinische Hochschule Hannover,Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 [email protected]

Interessenkonflikt. Der korrespondierende Autor weist auf folgende Beziehung hin: Kontakt mit der Fa. Fresenius Kabi bezüglich der anna C-TRUS-Diagnostik.

Literatur

1. Knipper W (1990) Curriculum vitae. NBP 3:4 2. Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. (2011)

Wolfgang Knipper-Preis. Programmheft zum 63. Kongress der DGU e. V., Hamburg, S 294

3. Hubmann R, Rathert P (2007) Fortbildung für uro-logische Assistenz- und Pflegeberufe. In: Urolo-gie in Deutschland. AK: Geschichte der Urologie. Springer, Berlin Heidelberg New York, S 79–80

4. Jonitz H, Schalkhäuser K, Sökeland J (2000) Lauda-tio – Herrn Prof. Dr. Wolfgang Knipper zum 80. Ge-burtstag. Urologe B 40:177–178

5. Jonitz H, Schalkhäuser K, Sökeland J (2005) Nach-ruf – Wolfgang Knipper im 86. Lebensjahr gestor-ben. Urologe 44:987–988

6. Schalkhäuser K, Sökeland J (2007) Berufsverband der Deutschen Urologen e. V. – 50 Jahre. In: Urolo-gie in Deutschland. AK: Geschichte der Urologie. Springer, Berlin Heidelberg New York, S 303–311

Zusammenfassung · Abstract

Urologe 2012 · 51:719–720DOI 10.1007/s00120-012-2845-2© Springer-Verlag 2012

K. Albrecht · M.A. Kuczyk

Wolfgang Knipper (1920–2005). Ein Beitrag aus der Reihe „Der Mann hinter dem Preis“

ZusammenfassungDer „Wolfgang Knipper-Preis“ wird jedes Jahr im Rahmen der Jahrestagung der DGU in Er-innerung an den Hamburger Urologen Prof. Dr. med. Wolfgang Knipper an urologisch tä-tiges Pflegepersonal vergeben, die sich auf dem Gebiet der Fort- und Weiterbildung im Pflege- und Assistenzberuf in besonderem Maß engagiert haben. Prof. Knipper hat sich in mehr als 4 Jahrzehnten außerordentliche Verdienste insbesondere in der Fortbildung des urologischen Assistenzpersonals erwor-ben. Er wurde Präsident und Ehrenpräsident im „Berufsverband der deutschen Urologen e.V.“ und Ehrenmitglied in zahlreichen Fach-gesellschaften, einschließlich der DGU.

SchlüsselwörterWolfgang Knipper-Preis · Pflegeberuf · Assistenzberuf · Berufsverband der Deutschen Urologen e.V.

Wolfgang Knipper (1920–2005). A contribution to the series on the“Man Behind the Prize”

AbstractEvery year during the annual conference of the German Society of Urology, the Wolf-gang Knipper Prize is awarded in memory of the Hamburg urologist Prof. Dr. med. Wolf-gang Knipper to urological nursing staff who have been particularly active in the field of training and continuing education for nurs-es and medical assistants. Over the course of more than four decades, Professor Knipper achieved considerable recognition particu-larly for his work in continuing education for auxiliary personnel. He became President and Honorary President of the Berufsverband der deutschen Urologen e.V. (Professional Asso-ciation of German Urologists) and an honor-ary member of numerous professional societ-ies, including the German Society of Urology.

KeywordsWolfgang Knipper Prize · Nursing profession · Medical assistant profession · “Berufsverband der Deutschen Urologen e.V.”

Abb. 2 8 Titelseiten der Programmhefte zu den Jahrestagungen: „Vereinigung Norddeutscher Urolo-gen“ e. V., a 14. Tagung 1972 in Hamburg, b 15. Tagung 1973 in Lübeck-Travemünde, (Museum und Archiv, Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V., Repro Albrecht, mit freundl. Genehmigung)

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