(Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok,...

55
ErfahruŶgsďeriĐht UNECON, St. Peterďurg, RusslaŶd WiŶterseŵester ϮϬϭϲ/ϭϳ, Soŵŵerseŵester ϮϬϭϳ Von Jorden Knolle, [email protected] Vorbereitung Englischsprachnachweis Um mich auf den Platz bewerben zu können, hatte ich im September 2015 den TOEFL absolviert. Ich habe aber später erfahren, dass die Teilnahme an einem entsprechenden Wirtschaftsenglisch-Kurs aŶ der UŶi auĐh ausreiĐht. IĐh würde euĐh dazu rateŶ deŶ Kurs ;für ϮϬ€?Ϳ zu ďelegeŶ, aŶstatt Ϯ5Ϭ$ für den TOEFL auszugeben. Die geforderten 83 Punkte sind zwar einfach zu erreichen, aber der Test ist nur zwei Jahre Gültig und Ihr könnt euch vermutlich nicht mehr damit auf einen Masterplatz bewerben (die meisten Masterstudiengänge verlangen außerdem 100 oder mehr Punkte). Russischkenntnisse Ihr solltet euch auf jeden Fall zumindest die Grundkenntnisse aneignen. Nur mit Englisch und Deutsch ist es schwer in Russland zurechtzukommen. Viele Restaurants haben keine Karten auf Englisch, Kellner sprechen meist kein Englisch, genauso wie Bankmitarbeiter und Verkäufer im Supermarkt. Ich hatte die ersten zwei Russisch-Sprachkurse hier an der Uni gemacht, für den dritten haben sich leider nicht genug Leute gefunden. Damit hatte ich zumindest eine Grundlage auf der ich in Russland aufbauen konnte und ich war froh im Restaurant lesen zu können was ich denn da genau bestelle. Kreditkarte Mit eurer Girokarte werdet ihr in Russland nicht weit kommen. Falls ihr tatsächlich einen Automaten finden solltet an dem ihr Geld abheben könnt, werdet ihr eine hohe Gebühr bezahlen müssen. Eine Kreditkarte ist also ein Muss. Ich kann euch die pre-paid Visa-Karte von Comdirect empfehlen. Dafür müsst ihr nur ein kostenloses Girokonto bei comdirect eröffnen. Damit könnt ihr dann ohne Gebühr Geld abheben und bezahlen, es fallen lediglich 1,75% Auslandseinsatz an. Krankenversicherung Ich war mit meiner Versicherung bei ERV sehr zufriedeŶ. Für etwa ϭϭϬ€ giďt es eiŶe gute KraŶkeŶ- und Haftpflichtversicherung ohne Selbstbeteiligung für ein Semester. HIV Test Der HIV Test ist für das Multi-Entry Visum nötig und kann vor Ort gemacht werden. In Deutschland wird ein solcher Test um einiges teurer sein. Solltet ihr in trotzdem in Deutschland machen wollen, bedenkt bitte, dass er nur drei Monate gültig ist. Visum Wenn die Bewerbung bei der Uni eingegangen ist, schicken sie euch die, für das Visum benötigte, Einladung per Post zu. Dies dauert ungefähr 6 Wochen, daher solltet ihr euch möglichst früh bewerben (Nach dem ihr für den Austausch nominiert wurdet müsst ihr euch noch bei UNECON auf der Weďsite ďewerďeŶͿ. Mit der EiŶladuŶg geht ihr daŶŶ zuŵ VisazeŶtruŵ, zahlt 8Ϭ€ uŶd erhaltet eine Woche später euer Visum. Durch den langen Postweg hatte ich mein Visum erst einige Tage vor der Abreise, das ging vielen so. Ich habe aber von Anderen gehört, dass das Visazentrum auch den

Transcript of (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok,...

Page 1: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Erfahru gs eri ht UNECON, St. Peter urg, Russla d Wi terse ester / , So erse ester Von Jorden Knolle, [email protected]

Vorbereitung

Englischsprachnachweis

Um mich auf den Platz bewerben zu können, hatte ich im September 2015 den TOEFL absolviert. Ich

habe aber später erfahren, dass die Teilnahme an einem entsprechenden Wirtschaftsenglisch-Kurs

a der U i au h ausrei ht. I h würde eu h dazu rate de Kurs für €? zu elege , a statt 5 $ für den TOEFL auszugeben. Die geforderten 83 Punkte sind zwar einfach zu erreichen, aber der Test

ist nur zwei Jahre Gültig und Ihr könnt euch vermutlich nicht mehr damit auf einen Masterplatz

bewerben (die meisten Masterstudiengänge verlangen außerdem 100 oder mehr Punkte).

Russischkenntnisse

Ihr solltet euch auf jeden Fall zumindest die Grundkenntnisse aneignen. Nur mit Englisch und

Deutsch ist es schwer in Russland zurechtzukommen. Viele Restaurants haben keine Karten auf

Englisch, Kellner sprechen meist kein Englisch, genauso wie Bankmitarbeiter und Verkäufer im

Supermarkt. Ich hatte die ersten zwei Russisch-Sprachkurse hier an der Uni gemacht, für den dritten

haben sich leider nicht genug Leute gefunden. Damit hatte ich zumindest eine Grundlage auf der ich

in Russland aufbauen konnte und ich war froh im Restaurant lesen zu können was ich denn da genau

bestelle.

Kreditkarte

Mit eurer Girokarte werdet ihr in Russland nicht weit kommen. Falls ihr tatsächlich einen Automaten

finden solltet an dem ihr Geld abheben könnt, werdet ihr eine hohe Gebühr bezahlen müssen. Eine

Kreditkarte ist also ein Muss. Ich kann euch die pre-paid Visa-Karte von Comdirect empfehlen. Dafür

müsst ihr nur ein kostenloses Girokonto bei comdirect eröffnen. Damit könnt ihr dann ohne Gebühr

Geld abheben und bezahlen, es fallen lediglich 1,75% Auslandseinsatz an.

Krankenversicherung

Ich war mit meiner Versicherung bei ERV sehr zufriede . Für etwa € gi t es ei e gute Kra ke -

und Haftpflichtversicherung ohne Selbstbeteiligung für ein Semester.

HIV Test

Der HIV Test ist für das Multi-Entry Visum nötig und kann vor Ort gemacht werden. In Deutschland

wird ein solcher Test um einiges teurer sein. Solltet ihr in trotzdem in Deutschland machen wollen,

bedenkt bitte, dass er nur drei Monate gültig ist.

Visum

Wenn die Bewerbung bei der Uni eingegangen ist, schicken sie euch die, für das Visum benötigte,

Einladung per Post zu. Dies dauert ungefähr 6 Wochen, daher solltet ihr euch möglichst früh

bewerben (Nach dem ihr für den Austausch nominiert wurdet müsst ihr euch noch bei UNECON auf

der We site ewer e . Mit der Ei ladu g geht ihr da zu Visaze tru , zahlt 8 € u d erhaltet eine Woche später euer Visum. Durch den langen Postweg hatte ich mein Visum erst einige Tage vor

der Abreise, das ging vielen so. Ich habe aber von Anderen gehört, dass das Visazentrum auch den

Page 2: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Scan der Einladung, den ihr viel früher schon per Email erhaltet, akzeptiert. Natürlich braucht ihr

auch einen Reisepass!

Noch ein wichtiger Hinweis: Wenn ihr das Multi-Entry Visum erhaltet, checkt bitte ob es auch wirklich

ein Multi-Entry Visum ist. Es gab leider bei einigen Leuten das Problem, dass vergessen wurde „(m)

mnogokratnaya“ auf das Visum zu drucken. Als sie dann gereist sind, z.B. nach Tallin, wurde die

Wiedereinreise verweigert.

Leben in St. Petersburg

Wohnheim

Es gibt zwei unterschiedliche Wohnheime. Beide befinden sich auf dem Campus, also direkt im

Zentrum der Stadt. Das „siebte“ Wohnheim wurde erst vor einigen Jahren renoviert. Es gibt

insgesamt 16 Zimmer pro Stockwerk, davon Zwei Doppelzimmer. Außerdem gibt es noch eine

Gemeinschaftsküche und einen Raum mit Waschmaschine, Trockner und Bügeleisen. Jedes Zimmer

hat ein eigenes Bad mit Dusche (ein Zimmer hat sogar eine Badewanne). Es gibt eine Putzfrau die

einmal täglich wischt und die Küche säubert, Geschirr muss natürlich trotzdem selber gewaschen

werden! Die Putzfrauen waren, wenn man sich denn gut benommen hat, immer sehr freundlich,

sprechen aber natürlich nur Russisch. Ich habe hier gewohnt.

Das „achte“ ist schon etwas älter und hat hauptsächlich Doppelzimmer, allerdings auch einige

Einzelzimmer. Etwa 14 Leute müssen sich hier Küche und Bad teilen. Hier gibt es auch keinen

Trockner, nur eine Wäscheleine. Es ist definitiv weniger komfortabel als das 7. Wohnheim, kostet

allerdings auch weniger. In einem Doppelzimmer bezahlt ihr ca. 8000rub pro Person, im 7.

Wohnheim bezahlt ihr 13000rub für ein Einzelzimmer. Solltet ihr im 8. Wohnheim landen, verzweifelt

nicht gleich. Mit der Zeit gewöhnt man sich sicher an die Umstände und soo schlimm ist es auch

nicht. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass es im 8. einen viel größeren Zusammenhalt und auch

mehr Parties gab, da man sich eben alles teilen muss.

Was auf jeden Fall noch erwähnt werden muss ist die Überwachung der Wohnheime, in jedem Flur

gibt es Kameras, im 7. Wohnheim sogar in der Küche. Die Aufnahmen werden sich auch tatsächlich

täglich angeguckt. Im Eingang beider Wohnheime sitzt rund um die Uhr eine Dame, die die Ausweise

kontrolliert. Besucher müssen sich unter Angabe der Zimmernummer anmelden. Besucher sind

außerdem nur von 10-22 Uhr zugelassen, danach kommt die Dame hoch und bittet die Besucher zu

gehen. Buddies und Bewohner des jeweils anderen Wohnheims dürfen bis 23 Uhr bleiben. Die

Damen sind leider oft recht unfreundlich und lassen auch nicht mit sich reden, die Regeln müssen

eingehalten werden. Das gesagt, im 8. Wohnheim ist die Kontrolle sehr viel lockerer. Nachts, wenn

die diensthabende Dame schläft, ist es oft möglich Jemanden hinein zu schmuggeln. Im 7. Wohnheim

ist das nicht der Fall. Zusätzlich gibt es auch noch eine Kontrolle um überhaupt auf den Campus zu

kommen, dort muss man wieder seinen Ausweis zeigen und Gäste müssen sich anmelden.

Essen und Einkaufen

Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeigen.

Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat eine große Auswahl, ist allerdings auch etwas teurer. Diksi

ist ein klassischer Discounter. Ein paar Stationen mit der U-Bahn entfernt könnt ihr einen Aschan

oder Okey finden. Das sind riesige Supermärkte in denen ihr alles finden könnt, z.B. auch Geschirr für

das Wohnheim. Allgemein sind Lebensmittel hier etwas teurer als in Deutschland, natürlich stark

abhängig vom Wechselkurs.

Page 3: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Ich habe ehrlich gesagt kaum selber gekocht, da man sehr preiswert außerhalb essen kann und es

einfach in einer Gemeinschaftsküche auch nicht so angenehm ist. Besonders zum „Business Lunch“

gibt es sehr gute Angebote. Von Montag bis Freitag, meist von 12-16 Uhr kriegt man ein dreigängiges

Mittagsmenü mit Getränk für 200-300rub. Besonders empfehlenswert sind hier Mickey & Monkey s,

Marketplace, Dizzy und Frikadelki, alle weniger als 5min von der Uni entfernt. Für abenteuerlustige

gibt es noch zwei chinesische Restaurants im Abrakzin Dvor die nicht so aussehen als würde es dort

gutes Essen geben, für 200rub kriegt ihr dort jedoch eine gute Portion authentisches chinesisches

Essen.

Kultur

Ich denke hierzu brauche ich Nichts sagen, auch weil meine Vorgänger hier schon viel erzählt haben.

Es gibt unglaublich viel in der Stadt zu sehen. Man sollte einmal im Leben hier gewesen sein.

Nachtleben

Praktischer weise liegen die Partystraßen Lomonosova und Dumskaya direkt neben der Universität.

Dort findet ihr viele kleine Bars und Clubs. Erwähnenswert sind auch der Konyuschenaya Ploshad ,

ein Platz mit verschiedenen Clubs nahe der Blutskirche und die Rubinschteina Straße, ein paar

hundert Meter den Nevski Prospekt runter. Dort findet ihr alle möglichen Bars.

Und jetzt noch ein echter Geheimtipp für alle Shisha-Freunde: Im Hinterhof der Sadovaya Ulitsa 32,

findet ihr eine kleine, gemütliche Shishabar namens „Pled“. Die Bar funktioniert nach dem Anti-Cafe

Prinzip. Ihr bezahlt also nicht pro Shisha, sondern nach Zeit. Die Preise sind 250rub für die erste

Stunde und danach 2,5rub pro Minute. Dafür bekommt ihr eine Shisha auf drei Personen und so viel

Tee und Kekse wie ihr wollt. Solltet Ihr dort hingehen, grüßt Ilya von mir!

Kurse

Die Kurse werden Blockweise unterrichtet, dadurch dauert ein Kurs in etwas nur ein oder zwei

Wochen. In fast allen Kursen müsst ihr Präsentationen halten, eine willkommene Abwechslung zu

den Vorlesungen in Frankfurt, wie ich finde. Ich habe 18 Kurse (in zwei Semestern) belegt und kann

jetzt nicht auf alle näher eingehen. Wichtig ist aber zu wissen, dass das Programm für die

Austauschstudenten komplett separat von Kursen für die russischen Studenten ist, dadurch kommt

man leider nicht viel in Kontakt mit den heimischen Studenten – schade. Die Qualität der Kurse

variiert recht stark, es gibt viele sehr gute Kurse, allerdings auch viele langweilige mit teils

inkompetenten Dozenten. Solltet ihr Fragen zu eurer Kurswahl haben, könnt ihr mir gerne schreiben.

Generell ist möglich auch Master-Kurse zu wählen, selbst wenn ihr noch im Bachelor seid, fragt dafür

einfach bei eurem Koordinator nach.

Fazit Es war eine echt tolle Zeit und ich kann jedem nur empfehlen nach Sankt-Petersburg zu gehen. Lasst

euch bitte nicht von Vorurteilen oder Politik davon abhalten dieses interessante Land und seine

Menschen kennenzulernen.

Ich hoffe ich konnte euch einen ehrlichen Eindruck von meinen Erlebnissen vermitteln. Gerne könnt

ihr mir schreiben, solltet ihr Fragen haben.

Page 4: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Erfahrungsbericht über ein Auslandssemester an der FINEC in Sankt Petersburg, Russland Wintersemester 2016/17 von Rudi Stooff, [email protected]

Motivation Im Laufe meines Studiums in Frankfurt wurde ziemlich schnell mir bewusst, dass ich ein Auslandssemester absolvieren möchte. Die Wahl fiel auf Russland, da ich schon durch den

Russischunterricht in der Schule ein großes Interesse an dem Land gewinnen konnte und noch gewisse grundlegende Sprachkenntnisse besaß. Von russischstämmigen Freunden wurde mir Sankt Petersburg wärmstens empfohlen. Da unsere Universität mehrere Partnerstandorte in Russland besitzt, habe ich mich letztendlich nach der Empfehlung gerichtet und mich für die Staatliche

Universität für Wirtschaft und Finanzen Sankt Petersburg entschieden.

Visa

Weil ich mich nicht im Besitz eines russischen Passes befinde, musste ich mich relativ früh mit den Visabestimmungen vertraut machen. Zunächst einmal erfolgte die Bewerbung für ein 90-tägiges Visum, was zur einmaligen Einreise nach Russland berechtigt. Im Internet findet man die gewünschten Informationen zu benötigten Dokumenten, Fristen und Kosten. Ich habe alles über das Russische Visazentrum (www.vhs-germany.com/) abgewickelt und war mit der Bearbeitung wirklich

zufrieden. Die auf der Website aufgeführten benötigten Dokumente können auf den ersten Blick abschreckend wirken, jedoch ist der zeitliche Aufwand am Ende eher überschaubar. Der nervenzehrenste Teil war das Warten auf den Brief von der Partneruniversität, welcher eine originale Einladung beinhaltet, die für das Visum vonnöten ist. In meinem Fall befand sich der Brief circa 4 Wochen auf dem Postweg, was aber anscheinend keine Seltenheit darstellt. Wie oben beschrieben

bekam ich damit erst einmal das 90-tägige Visum zur einmaligen Einreise. Falls ich in dieser Zeit Russland verlassen hätte, wäre mir eine erneute Einreise verwehrt gewesen. Während dieser 90 Tage hat sich das International Office der Universität in Sankt Petersburg (genaueres dazu im Teil Betreuung an der Gasthochschule) bezüglich eines Mehrfach-Einreisevisums mit mir in Kontakt

gesetzt und die Bearbeitung nahezu vollständig übernommen. Von mir benötigt wurden nur eine

Gebühr und der, für manche etwas fragwürdige, HIV-Test. Dieser Test hat eine standartisierte Gültigkeitsdauer von 3 Monaten und kann somit entweder kurz vor Abreise in Deutschland, oder aber auch in Russland durchgeführt werden. Ich kann eine Durchführung des Tests in Russland empfehlen, da es grundsätzlich bei weitem kostengünstiger ist und der Arztbesuch nach meiner Erfahrung auch deutschen Standards entspricht. Nach Erhalt des Visums für mehrfache Ein- bzw. Ausreise stand es

mir frei, wann und wie oft ich Russland verlassen und wieder einreisen möchte. Das Visum selbst hat eine Gültigkeitsdauer bis zum Ende des Auslandssemesters, sodass man auch nach Ende der Vorlesungen noch einige Zeit in Russland verbleiben kann.

Page 5: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Anreise Die meisten deutschen Flughäfen bieten Direktflüge nach Sankt Petersburg an. Von einer ehemaligen Russischlehrerin habe ich erfahren, dass es auch möglich sei, mit einem Nachtzug über verschiedene osteuropäische Länder zu reisen. Vor der Anreise konnten wir über das Buddy-Programm der Gasthochschule einen Empfang am Bahnhof/Flughafen vereinbaren und gemeinsam per Metro oder

Taxi zum Campus waren, auf welchem auch die ausländischen Studenten untergebracht waren. Grundsätzlich kann ich das Taxifahren in Sankt Petersburg sehr empfehlen. In Russland haben sich einige Apps etabliert, die Taxifahrten zu äußerst günstigen Preisen vermitteln. Dafür werden keine großen Russischkenntnisse benötigt, obwohl diese für das komplette Semester durchaus von Vorteil sind. Falls ihr alleine anreisen solltet, dann versucht die Taxistände am Flughafen und den Bahnhöfen

zu meiden. Wie in vielen anderen Städten wird dort vermehrt mit unverhältnismäßigen Preisen auf Touristen abgezielt.

Unterbringung

Für alle ausländischen Studenten steht auf dem Campus eine Wohnmöglichkeit zur Verfügung. Bis zu

den Vorlesungen sind es von dort aus nur ein paar wenige Meter. Es handelt sich dabei entweder um Einzel- oder Doppelzimmer in einem von zwei anliegenden Gebäuden. Die Zimmer werden vom International Office zugewiesen, jedoch hat sich in manchen Fällen gezeigt, dass ein Tausch oder ein Umzug in ein anderes Zimmer/Gebäude nicht immer ausgeschlossen sein muss. Im letzten Semester wurde allen Austauschstudenten der Goethe-Universität ein Einzelzimmer im morderneren Gebäude

(“7-ya lestnitsa”) zugewiesen. Falls ihr ein solches Zimmer zugewiesen bekommt, kann ich nur für eine Zusage sprechen. Die Ausstattung ist für russische Verhältnisse durchaus angenehm und die Miete ist im Verhältnis zur guten Lage ausgesprochen niedrig. Außerdem befinden sich Bäder in jedem Zimmer, was bei dem älteren Gebäude (“8-ya lestnitsa”) nicht der Fall ist. Die Küche teilt man sich in beiden Gebäuden mit den anderen Bewohnern des Stockwerkes. Waschmaschinen sind ebenfalls auf

jedem Stockwerk vorhanden und sehr modern. Es gibt Reinigungskräfte in beiden Gebäuden die werktags kommen und teilweise auch die einzelnen Bäder gereinigt haben. Des weiteren arbeiten Personen rund um die Uhr am Empfang eines jeden Hauses. Sie sorgen für Ordnung und Sicherheit und können in vielen Fällen als Ansprechpartner nützlich sein, leider fast ausschließlich auf russisch. Des weitern wird durch sie mehr oder weniger konsequent darauf geachtet, dass sich nach 22 Uhr

keine Gäste mehr in den Häusern befinden. Ebenfalls um diese Zeit wird der Campus geschlossen, sodass der Zugang nur noch für Bewohner möglich ist. Natürlich steht es jedem frei, auch privat nach einer Wohnung in Sankt Petersburg zu suchen. Dazu kann ich nicht viel sagen, da ich diese Option nicht wahrgenommen habe.

Betreuung an der Gasthochschule, Ansprechpartner

Ein Großteil der Betreuung vor und während des Semesters erfolgte über das International Office. Die Mitarbeiter konnte ich entweder direkt auf dem Campus oder auch über Facebook bei allen studienrelevanten Fragen ansprechen. Auch der jeweilige Austauschkoordinator war Teil des Teams. Über ihn wurden mir alle wichtigen Informationen mittgeteilt, die Noten übermittelt und auch das

Multiple-Entry Visa beantragt. Während meiner Zeit in St. Petersburg war die Auslandskoordinatorin meine wichtigste Ansprechpartnerin und es gab selten ein Woche, in der kein Kontakt bestant. Die allgemeine Kommunikation erfolgte (auch schon vor Semesterbeginn) über eine Gruppe bei Facebook. Dort konnte ich mich unter anderem für zusätzliche Kurse eintragen und teilweise auf Vorlesungsunterlagen zugreifen.

Page 6: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Ansprechpartner im Bezug auf das alltägliche Leben in Sankt Petersburg wurden durch das „Buddy-

Programm“ der Gasthochschule geschaffen. Jeder ankommende Student wurde, wie schon beschrieben, von einem Studenten der FINEC empfangen. Die Buddies konnten bei jeglichen Problemen auf und abseits des Campus helfen, organisierten Veranstaltungen und zeigten uns die Stadt.

Informationen zur Studienstruktur an der Gasthochschule

Der Semesterablauf und die Studienstruktur an der Universität in St. Petersburg war sehr verschieden zu meinen bisherigen Erfahrungen an der Goethe-Universität. Einige Wochen vor Semesterbeginn wurde mir ein Kurskatalog übermittelt, aus welchem ich mir nach eigener Präferenz und gewünschtem Semestervolumen einen Stundenplan zusammenstellen konnte. Das Prüfungsamt in Frankfurt konnte

mir in kurzer Zeit bestätigen, welche Kurse angerechnet werden können. Es war ohne Probleme möglich, die gewählten Kurse nochmals an die Anforderungen des Prüfungsamtes anzupassen.

Veranstaltungen erbrachten in der Regel 2-3 ECTS, folglich mussten im Laufe eines Semesters circa

10 Kurse erfolgreich absolviert werden, um die volle Workload zu erbringen. Neben regulären Veranstaltungen wurde Russischunterricht angeboten, welcher nicht obligatorisch war. Auch für das erfolgreiche Abschließen diese Kurses gab es es CP, jedoch glaube ich nicht an eine Anrechnung durch das Prüfungsamt in Frankfurt. Ich kann trotzdem dazu raten, den Kurs zu besuchen, falls es zeitlich möglich ist. Die Länge der Kurse betrug (bis auf Ausnahmen + Sprachkurs) 2 Wochen, wobei

Vorlesungen von Montag bis Samstag stattfanden. Diese für mich ungewöhnliche Dauer resultierte vermutlich daraus, dass alle Veranstaltungen im Katalog ausschließlich für die Austauschstudenten gehalten wurden, wobei die Dozenten oftmals speziell dafür aus dem Ausland eingeladen wurden. Dies führte auch dazu, dass Prüfungsleistungen von Kurs zu Kurs sehr start variiert haben. Oftmals wurden Referate und Präsentationen verlangt, Prüfungen waren eher eine Seltenheit. Vorlesungen

wurden in kleineren Seminarräumen für 5-30 Leute gehalten und hatten eine Länge von 3-4 Zeitstunden. Die geringe Teilnehmerzahl schaffte eine angenehme Atmosphäre und bot nicht selten die Gelegenheit, Diskussionen anzuregen oder mit Dozenten in persönlichen Kontakt zu treten. Durch diese Studienstruktur konnte sich die Belastung von Woche zu Woche stark verändern. Im Bachelorprogramm fanden die Vorlesungen von September bis kurz vor Weihnachten statt. Es

ergaben sich einige Wochen, an denen ich keine Kurse hatte und somit die Zeit nutzen konnte um beispielsweise das Land zu erkunden. Folgend werde ich auf ausgewählte Kurse näher eingehen, die für mich besonders lohnenswert waren:

Key Topics of Pension Finance

Diese Veranstaltung wurde von einer Professorin der Geothe-Universität Frankfurt in Sankt Petersburg angeboten und beschäftigte sich mit den Grundkonzepten der Altersvorsorge. Es wurde durch eine Kombination von technischen Aspekten und Case-Studies sehr interessant dargestellt. Schwerpunkt des Kurses war eine Analyse von verschiedenen Renten auf Grundlage von empirischen Kennzahlen und mathematischen Modellen. Außerdem wurden unterschiedliche Pensionspläne

vorgestellt. Die geringe Kursgröße förderte die Interaktionen mit der Professorin und den Kommilitonen.

International Energy Security

Schwerpunkt des Kurses war die Energieversorgungssicherheit einzelner Länder und

Gemeinschaften. Das besondere an der Vorlesung war die interdisziplinäre Natur, im Kursverlauf vereinte der russische Professor wirtschaftliche Zusammenhänge mit geschichtlichen Entwicklungen

Page 7: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

und aktueller internationaler Politik. Die angebotene Literatur war lehrreich und relevant. Weiterhin war

der Professor bemerkenswert kompetent und wirklich leidenschaftlich in der Präsentation der Themen.

International Trade Logistics

Der Kurs betrachtete internationale Supply-Chains und Supply-Chain-Management, die Modernisierung von Informationssystemen in der Logistik und Nachhaltigkeitsstandards. Von diesem

Standpunkt wurden Auswirkungen auf internationale Handelspolitik analysiert. Im Laufe des Kurses hatten wir die Möglichkeit ein Logistikzentrum in St. Petersburg zu besuchen und die Umsetzung die Umsetzung der Kursinhalte in der Praxis zu erleben. Wirklich spannend war der Blick auf Besonderheiten im Bezug auf den internationalen Transport von Waren nach, aus, und durch Russland.

Informationen zum Standort

Der Campus befindet sich direkt in der Innenstadt. Bis zur Oktoberrevolution 1917 beherbergte das Gebäude die Assignation Bank. Die Greifenbrücke vor dem Eingang ist ein Wahrzeichen der Stadt. Von dort aus kann man schon auf die Kasaner Kathedrale und die Auferstehungskirche blicken. Bis

zum Newski-Prospekt, dem historischen Zentrum St. Petersburgs, sind es nur wenige Gehminuten. Auch viele andere Sehenswürdigkeiten lassen sich bequem zu Fuß erreichen. Falls weitere Wege zurückgelegt werden müssen, bietet sich eine Fahrt mit der Metro an. Es gibt mehrere Stationen in der nähreren Umgebung, unter anderem auf dem Sennaja Ploschad (С áя лóща ) und im Einkaufszentrum Gostiny Dvor ( в ). Nur eine Queerstraße vom Campus entfernt

befinden sich viele Clubs, Bars, Restaurants und kleine Läden.

Abschließende Bemerkungen

Mein Auslandssemester an der FINEC in St. Petersburg hat mich nachhaltig gepräg. Diese kontrastreiche Stadt kann ich als Ziel eines Auslandsaufenthaltes auch für diejenigen empfehlen, die

keinen familiären Bezug zu Russland haben. Russische Sprachkenntnisse sind nicht zwangsläufig erforderlich, jedoch werden sie einige Möglichkeiten schaffen und den Alltag erleichtern.

An dieser Stelle möchte ich mich beim Auslandsbüro und Prüfungsamt des Fachbereich 2 recht

herzlich für diese Möglichkeit und das große Engagement bedanken.

Bei weiteren Fragen könnt ihr mir unter der oben aufgeführten E-Mail-Adresse schreiben.

Erfahrungsbericht Staatliche Universität für Wirtschaft und Finanzen St . Petersburg Wintersemester 16/17

Kieran Farrelly; [email protected]

Page 8: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Im Folgenden werde ich über die letzten 3,5 Monate, die ich an der Staatlichen Universität für

Wirtschaft und Finanzen in St. Petersburg verbracht habe, berichten.

Vorbereitung:

Nachdem von Seiten des Auslandbüros mein Platz in St. Petersburg bestätigt und ich an die Gasthochschule weitervermittelt wurde, kontaktierte mich kurz darauf die zuständige Mitarbeiterin der FINEC per E-Mail. Darin wurden die nächsten Vorbereitungsschritte erklärt. Diese waren hauptsächlich einige Formulare online auf der Seite der FINEC sowie das Learning Agreement, also

die Liste der Kurse die ich plante zu besuchen, auszufüllen. Eine der größeren Hürden für die Vorbereitung des Auslandssemesters war der Antrag auf ein Visum in Russland. Russland ist eines der wenigen Länder in denen man als Deutscher für die Einreise ein Visum benötigt. Glücklicherweise befindet sich eines des wenigen russischen Visazentren (VHS) in Frankfurt (Platz der Republik nähe Hauptbahnhof). Das Visum kann jedoch nicht ohne eine Einladung einer russischen Institution

beantragt werden. Die Einladung wird von der FINEC ausgestellt und zu dir nach Hause geschickt, nachdem man die obig genannten Formulare ausgefüllt hat. Der Zeitraum zwischen dem Ausfüllen des Formulars und dem Versendung der Einladung zieht sich jedoch sehr. In meinem Fall hatte ich das Formular im März ausgefüllt und die Einladung kam Anfang August an. Die zuständige Mitarbeiterin hält die Studenten aber in der Regel über den Prozess auf dem Laufenden und sollten

irgendwelche Fragen offen sein kann man sie einfach fragen. Zusätzlich zur Einladung werden auch ein Nachweis über eine Auslandskrankenversicherung (lässt sich innerhalb kurzer Zeit online abschließen, ich hatte eine Versicherung von HanseMerkur) sowie eine Immatrikulationsbescheinigung, ein Passbild und ein ausgefülltes Antragsformular(wird auf der Seite des Visazentrums ausgefüllt aber musste ausgedruckt mitgebracht werden) für den Visumsantrag

benötigt. Genauere Informationen gibt es auf der Website der russischen Visazentren (http://www.vhs-germany.com/main.php?id=contact4&lang=de), auf der auch Termine vereinbart werden. Das Visum kostet soweit ich mich erinnern kann ca. €30. Nachdem man alle Materialien für den Antrag und seinen Pass eingereicht hat, dauert es ca. eine Woche bis man seinen Pass inklusive beigefügtem Visum abholen kann.

Eine weitere Hürde war die Buchung eines Fluges, da nicht klar war, wann welche Kurse stattfinden würden bzw. wie lange das Semester dauern würde. Das einzige was feststand, war das zwischen kurz vor Weihnachten und Anfang Januar vorlesungsfreie Zeit sein würde und die letzten Vorlesungen

bis zum 31. Januar andauern würden. Aus den Erfahrungsberichten von früheren Austauschsstudenten erfuhr ich, dass es möglich ist alle Kurse bereits vor Weihnachten abgeschlossen zu haben also buchte ich einen Rückflug für den 22.12. und hatte tatsächlich das Glück vor Weihnachten fertig zu sein.

Universität & Wohnheim

Die Universität liegt unmittelbar im Stadtzentrum und liegt in Lauf Nähe zu allen Attraktionen. Das Universitätsgebäude mit der dazugehörigen Bankbrücke ist eine davon. Das Gebäude beherbergte zu

Zeiten als St. Petersburg noch Hauptstadt Russlands war die russische Zentralbank und liegt direkt an einem großen Kanal. Die Wohnheime befinden sich direkt auf dem Universitätsgelände neben dem Hauptgebäude, vergleichbar mit ESG/KHG auf dem Campus Westend. Es gibt insgesamt 2 Wohnheime, das 7er und 8er dorm. Man wird im Verlauf des Vorbereitungsprozesses gefragt, ob man einen Wohnheimplatz haben möchte und ich kann nur empfehlen dieses Angebot anzunehmen. Das

8er dorm ist das Ältere von beiden und wurde schon lange nicht mehr renoviert. Es gibt soweit ich weiß nur Doppelzimmer und Gemeinschaftsbäder. Ich und alle anderen Austauschstudenten der Goethe Universität haben im 7er dorm gewohnt welches das renovierte und besser ausgestattete dorm ist, jedoch auch nicht an die Standards in Deutschland herankommt. Es gibt pro Stockwerk etwa ein Dutzend Einzelzimmer und ein Doppelzimmer die alle mit jeweils einem eigenen Bad ausgestattet

sind. Beide dorms haben pro Stockwerk eine Gemeinschaftsküche jedoch hat man im 8er dorm einen eigenen Kühlschrank auf dem Zimmer und ist in der Küche mit einem Ofen ausgestattet den es im 7er

Page 9: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

nicht gibt (nur Herdplatte). Die Miete ist am höchsten für ein Einzelzimmer im 7er dorm und beläuft

sich auf ca. 12000 Rubel was zum damaligen Wechselkurs etwa €170 entsprach. Die Miete für ein Doppelzimmer im 8er dorm ist mit ca. €120 deutlich niedriger. Am Ende des Semesters wurde jedoch bekanntgegeben, dass sich die Preise um etwa 15€ (ungefähr 1000 Rubel)erhöhen würden. Es besteht auch die Möglichkeit einen Freund oder Familienangehörigen der zu Besuch kommt auf dem Zimmer schlafen zu lassen, jedoch muss er vorher angemeldet werden und es kostet 1100 Rubel

zusätzlich pro Nacht (zu dem Zeitpunkt als ich dort war 500 Rubel). Generell kann man sagen, dass der Rubel und das Preisniveau in Russland großen Schwankungen ausgesetzt ist die sich jährlich ändern und die Lebenshaltungskosten schnell höher bzw. niedriger ausfallen können. Als ich in Russland ankam stand der Wechselkurs bei 70 Rubel/Euro. Als ich nach Hause flog bei 63 Rubel/Euro, also ein relativer Preisanstieg von 10% wenn man nicht schon zu Beginn des Semesters

sein ganzes Geld gewechselt hat. Von anderen Studenten erfuhr ich außerdem, dass er zu Beginn des Jahres bei 90 Rubel/Euro lag.

Die Kurse für Austauschstudenten finden getrennt von den Kursen für Einheimische Studenten statt

was ich schade fand da man weniger Kontakt zu Einheimischen Studenten aufbauen konnte. Es kommen pro Semester etwa 200 Austauschstudenten an die FINEC und in meinem Fall waren es etwa 50 Deutsche. Den intensivsten Kontakt zu Einheimischen Studenten hat man über die zu Beginn des Semesters zugeteilten „Buddys“, die man bei jeglichen Fragen zu jederzeit ansprechen kann und von denen man am Flughafen abgeholt wird.

Sprache

Ich hatte vor meiner Bewerbung für das Auslandssemester überhaupt keine Erfahrungen mit Russisch gemacht. Das kyrillische Alphabet unterscheidet sich deutlich von dem lateinischen und es ist hilfreich wenn man vor dem Aufenthalt einen Russischkurs besucht, da man so bereits ein wenig Sprachverständnis mitbringt. Auch wenn man die Vokabeln nicht kann hilft es schon immens kyrillisch lesen zu können, da im russischen viele Internationalismen verwendet werden die man dann als

Deutscher aus dem Kontext heraus versteht. Die Universität in St. Petersburg bietet Russischkurse auf verschiedenen Niveaus an. Da der Kurs nicht von der Goethe Universität angerechnet wird und er sich teilweise mit den anderen Kursen überschneidet sind bei mir größere Lernlücken entstanden die kaum aufzuholen waren. Dennoch kann ich empfehlen so oft wie möglich den Kurs zu besuchen da sich das Sprachverständnis deutlich verbessert. Die Wirtschaftskurse werden generell auf Englisch

gehalten, wobei ich einen Kurs besucht habe in dem auf Deutsch gelehrt wurde.

St. Petersburg

St. Petersburg ist eine atemberaubend schöne Stadt die sich mit keiner deutschen Stadt vergleichen lässt. Ähnlich wie in Venedig wurde St. Petersburg auf einem Sumpf gebaut und es fließen mehrere Kanäle durch die Stadt. Es gibt unzählige alte Paläste, Kathedralen, Festungen und andere historische Gebäude zu bestaunen die alle noch sehr gut erhalten und von Kriegen unberührt sind. Im Größenvergleich mit deutschen Städten kommt vielleicht Berlin St. Petersburg am nächsten, jedoch ist

St. Petersburg nochmal ein deutliches Stück größer und man muss etwa 8 Stunden laufen um vom einen Ende der Stadt zum anderen zu kommen. Glücklicherweise gibt es ein gut ausgebautes öffentliches Nahverkehrsnetz. Vor allem die Metrostationen sind sehenswert, da sie zu den schönsten und tiefsten der Welt zählen. Eine Einzelfahrt kostete während meines Aufenthaltes 35 Rubel was etwa 50 Cent entsprach.

Da es in St. Petersburg wirklich unzählige sehenswerte Attraktionen gibt und es sehr mühsam wäre hier alle aufzuschreiben werde ich mich auf die konzentrieren die mir besonders gefallen haben.

Newski Prospekt: Der Newski Prospekt ist die wohl berühmteste Straße St. Petersburgs, wenn nicht

sogar Russlands. Sie führt mitten durch das Zentrum St. Petersburgs und ist von prachtvollen Palästen und Gebäuden umgeben. Am Newski Prospekt finden sich dutzende Einzelhandelsketten,

Page 10: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Restaurants, Souvenirläden, Einkaufszentren und andere Geschäfte. Er ist in weniger als 10 min vom

dorm/der Universität zu erreichen.

Isaakskathedrale: Die Isaakskathedrale ist eine der größten Kathedralen der Welt und charakteristisch

für das Stadtbild St. Petersburgs. Auf ihrer Kolonnade hat man bei gutem Wetter einen wunderbaren

Ausblick über die Dächer der Stadt.

Eremitage: Die Eremitage ist eines der berühmtesten und größten Kunstmuseen der Welt und ist im

imposanten Winterpalast beherbergt. Sie ist so große, dass man auf jeden Fall 2 Tage einplanen sollte um sich das gesamte Museum anzuschauen. Als FINEC Student erhält man kostenlosen Eintritt.

Peter Paul Festung: Die Peter Paul Festung ist die Wiege St. Petersburgs und von jeder Seite der

Newa (Hauptfluss St. Petersburgs) durch die auffällige goldene Nadelspitze ihrer Kathedrale zu sehen.

Auferstehungskirche: Die Auferstehungskirche ist eines der wenigen Gebäude in St. Petersburg das

nicht nach westlicher sondern nach russischer Architektur errichtet wurde. Sie ist direkt vom Eingang der Universität sichtbar und Hauptattraktion St. Petersburgs.

Was nicht zu den Hauptattraktionen gehört, ich aber trotzdem sehr empfehlen kann, ist der Park 300-letiya St. Petersburg und die Bezirke außerhalb des historischen Zentrums, die zur Sowjetzeit errichtet wurden. Der Park 300-letiya St. Petersburg ist ein sehr schöner, direkt am Meer gelegener Park zu dem man in etwa 45 Minuten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gelangt. Ich war dort im Dezember,

nachdem Temperaturen längere Zeit unter null Grad waren, wodurch das Meer zugefroren war und man darauf laufen konnte. Die Bezirke außerhalb des historischen Zentrums empfehle ich, wenn man sich ein Bild vom „wahren Russland“ machen möchte, da das Zentrum von St. Petersburg architektonisch weit entfernt vom Rest Russlands ist. Hier kann ich empfehlen mit der Metro bis „Primorskaya“ zu fahren und von dort Richtung Meer zu laufen.

Von Seiten des International Office der Staatlichen Universität für Wirtschaft und Finanzen werden zudem oft Ausflüge zu lokal ansässigen Unternehmen und anderen Städten organisiert. Falls dies jedes Semester angeboten wird kann ich auf jeden Fall den Wochenendtrip nach Moskau und den

Besuch der Hyundai Produktionsstätte in St. Petersburg empfehlen. Nicht sehr empfehlenswert war der Tagestrip nach Wyborg, da die Stadt in meinen Augen kaum etwas Sehenswertes zu bieten hatte.

Kurse

Die angebotenen Kurse haben fast alle 3 Creditpoints (wenige Ausnahmen 2 oder 4) wodurch man anders als in Frankfurt in einem Semester schnell auf 10 Kurse/Vorlesungen kommt. Die Kurse dauern meistens nur 1-2 Wochen wodurch man konstant während des Semesters

Leistungsnachweise in Form von kleineren Klausuren, Präsentationen, Essays, Reports oder auch mündlicher Beteiligung erbringen muss und es nicht so etwas wie eine vorlesungsfreie Lernphase gibt. Jedoch kann man je nachdem wie die gewählten Kurse gelegt sind zwischendurch eine oder zwei Wochen haben in denen man keine Kurse besuchen muss. Insgesamt empfand ich das Niveau niedriger als in Deutschland jedoch ist der Arbeitsaufwand fast derselbe.

Ich habe insgesamt 11 Kurse besucht, da während des Semesters ein Kurs von 3 auf 2 CP herabgestuft wurde. Diese waren:

Stock Exchange Learning Introduction to E-Commerce, E-Business & E-Banking Event Management Competitive Strategies in Russia International Marketing Financial Management of Enterprise Business Processes Financial Institutions and Markets

Page 11: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Russia and the World: Foreign Policy of the Russian Federation Labour Market Policy from a Socio-Economic Perspective International Corporate Finance Internationale Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft Russland Von diesen Kursen haben mir 3 besonders gut gefallen. Diese waren: Competitive Strategies in Russia: Gibt durch viele Fallstudien Einblick in russische Marketingstrategien und Besonderheiten des russischen Markts. Leistungsnachweis in Form einer Analyse eines lokal ansässigen meist ausländischen Unternehmens und eine Klausur. International Corporate Finance: Wurde von einem Gastprofessor der TU Darmstadt gehalten und gibt gute Einblicke in die Abläufe von Börsengängen. Leistungsnachweis in Form eines mehrseitigen Reports über einen größeren Börsengang der letzten 2 Jahre. Russia and the World: Foreign Policy of the Russian Federation: Sehr interessanter Kurs über die Russische Außenpolitik vor allem unter Putin. Der Dozent gibt jedoch extrem viel Lesematerial als Hausaufgabe auf (bis zu 60 Seiten) und der Kurs dauert nur 2 Wochen. Wenn man also parallel noch weitere Kurse hat ist es ungünstig. Leistungsnachweis in Form einer sehr anspruchsvollen Multiple-Choice Klausur und optional wenn man seine Note verbessern möchte ein Essay mit mindestens 4000 Wörtern.

Bei weiteren Fragen zu den Kursen könnt ihr mich gern per E-Mail kontaktieren.

Lebenshaltungskosten

Die Lebenshaltungskosten sind zurzeit in Russland deutlich niedriger als in Deutschland. Das lässt sich durch den generell niedrigen Durchschnittslohn von €450 im Monat (in St. Petersburg €650) erklären. Die niedrigen Löhne spiegeln sich direkt in der Arbeitsmoral der Leute wieder, was man vor allem im Servicebereich in dem alles deutlich langsamer als in Deutschland abläuft selbst erfährt. Wenn man wirklich auf sein Geld guckt kann man für Essen und Verpflegung 5€ oder weniger am Tag ausgeben, aber da man sich relativ zu Deutschland mehr leisten kann, ist man dazu verleitet auch etwas mehr auszugeben. Das einzige was deutlich über deutschen Preisen lag, waren importierte

Produkte aus Europa wie z.B. Käse und Klamotten. Natürlich gibt es, dadurch dass die Oberschicht in Russland sehr ausgeprägt ist und viele Touristen der ganzen Welt nach St. Petersburg kommen auch viele teurere Restaurants und Cafés die man wenn man auf sein Geld achten will meiden sollte.

Dadurch dass es sehr billig ist auswärts, in den sogenannten Stalowajas(= Kantine) zu essen, lohnt es

sich kaum im Dorm viel zu kochen. Hier kann ich Sel poel auf der Sadovaya Straße empfehlen (von 21-23 Uhr -50%) und die Stalowaja an der Ecke auf der nördlichen Seite der Bankbrücke. Weiterhin gibt es viele Uzbekische und Georgische Imbisse die auch oft billig und lecker sind. Market Place ist eine weitere sehr gute Stalowaja die eher auf westlichen Standards aufgebaut ist und daher etwas teurer(d.h. etwa 7€ für eine große Mahlzeit) ist. Wenn man spät abends oder nachts noch Hunger

haben sollte gibt es außerdem zwischen der Uni und dem Newski Prospekt City Grill, wo fast rund um die Uhr Burger angeboten werden und Brynza auf dem Newski Prospekt, eine russische Restaurantkette die mit Käse gefüllte Teigtaschen anbietet. Auffällig an Russland im Vergleich zu Deutschland ist die Menge an Läden die 24/7 geöffnet haben. So kann man zu jeder Tages und Nachtzeit essen oder einkaufen gehen.

Ansonsten empfehle ich mit einer Gruppe von mehreren Wohnheimbewohnern Wasser zu bestellen da das Leitungswasser in Russland ungenießbar ist. Hier besteht die Möglichkeit mehrere 20l Kanister Trinkwasser mit Pumpe für sehr wenig Geld (etwa 2.50€ pro Kanister) zu bestellen und so die ständige Schlepperei von 5-Liter-Kannistern aus dem Supermarkt vermeiden.

Eine direkte Nebenstraße der Uni ist die Lomonosova, Zentrum des Nachtlebens von St. Petersburg. Die Preise hier liegen auch unter denen von Deutschland und besonders ansprechend sind die

kostenfreien oder sehr günstigen Eintrittspreise und die kostenlose Garderobe.

Page 12: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Taxi bzw. Uber ist in Russland extrem günstig (20-30 min Fahrtzeit etwa 5€) jedoch gibt es auch einige betrügerische Taxifahrer die sobald sie merken, dass man Ausländer ist, das Taxameter so umstellen, dass es gefühlt 5x so schnell wie sonst in die Höhe schießt. Ich empfehle über die Apps Yandex Taxi und Uber Taxis zu bestellen, da hier der Preis vor der Fahrt geschätzt und man sich so vor Betrug schützen kann.

Wetter

Die ersten Wochen nach meiner Ankunft im September hatten wir traumhaft schönes Wetter bei

knapp 20 Grad. Da St.Petersburg auf einem Sumpf erbaut wurde gibt es in den warmen Monaten viele Moskitos wie ich direkt in meiner ersten Nacht schmerzlich erfahren musste, da ich gewöhnlich mit offenem Fenster schlafe. Von daher empfiehlt es sich für die ersten vier Wochen Autan oder Ähnliches mitzunehmen. Die warmen Tage sollte man ausnutzen um die Stadt so gut es geht zu Fuß zu erkunden, da es nach dem Kälte/Wintereinbruch kaum noch möglich ist bzw. keinen Spaß macht. Im

Oktober fiel dann der erste Schnee und Anfang November hatten wir zeitweise -18 Grad. Im Durchschnitt lagen die Temperaturen in dieser Zeit aber etwa bei -5 Grad, jedoch werden die Sonnentage mit Einbruch des Winters immer weniger, von daher empfehle ich sie gut zu nutzen.

Reisen

Insgesamt muss man als Deutscher für das Auslandssemester in St. Petersburg 2 Visa beantragen, da sie nur mit einer maximalen Laufzeit von 3 Monaten ausgestellt werden. Das erste wird in

Deutschland wie oben beschrieben beantragt und das zweite während man bereits in St. Petersburg ist. Ich habe bis heute nicht wirklich verstanden warum, aber bei dem ersten Visum handelt es sich um ein One-entry Visum, was dem Visaträger erlaubt einmal in die Russische Föderation einzureisen und als Konsequenz einmal auszureisen. Das bedeutet, dass man bis zur Ausstellung des 2., Multi-entry Visums, Russland nicht verlassen darf bzw. nicht sollte wenn man sein Auslandssemester

abschließen möchte. Zudem wurde uns erklärt, Anfang November mit der Ausgabe der Multi-entry Visa rechnen zu können, jedoch war dies erst Anfang Dezember der Fall, was die Reisepläne vieler Studenten über den Haufen warf, da sie auch während des Visaantrags ihre Pässe abgegeben hatten. So konnte ich leider nur kurz nach Tallinn reisen, was ich auf jeden Fall weiterempfehlen kann. Da es jedem Austauschstudenten offen steht auch nach Abschluss seiner Kurse noch bis 31. Januar im

Wohnheim zu wohnen kann diese Zeit sehr gut zum Reisen genutzt werden. In Murmansk bspw. hat man sehr gute Chancen Polarlichter zu sehen.

Ich habe eine sehr schöne Zeit in St. Petersburg verbracht und kann jedem der mit dieser Stadt/Uni liebäugelt nur empfehlen es zu machen. Ich hatte vorher überhaupt keinen Bezug zu Russland und

bin im Nachhinein sehr froh es gemacht zu haben. Die Mitarbeiter vor Ort sind sehr freundlich und haben echtes Interesse am Wohlergehen der Austauschstudenten.

Page 13: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Bilder:

Park 300 Jahre St. Petersburg

Page 14: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Aussicht von der Bankbrücke mit Blutskirche im

Hintergrund

Kasaner Kathedrale

Page 15: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Newa

Newa mit Peter Paul Festung im Hintergrund

Page 16: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Eremitage (Winterpalast)

Moika

Page 17: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Blutskirche

Aussicht von der Kolonnade der Isaaks Kathedrale

Page 18: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Hauptgebäude der Universität

7. Dorm

Page 19: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Nevski Prospekt

Page 20: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat
Page 21: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Erfahrungsbericht über ein Auslandssemester an der Saint-Petersburg State University of Economics (UNECON) in St. Petersburg, Russland Wintersemester 2016/17 Motivation Ich hatte es während des Bachelors nicht geschafft ein Auslandssemester zu absolvieren und wollte deswegen unbedingt während des Masters noch eins machen. Da ich im Gegensatz zu den meisten Menschen Kälte und Dunkelheit nicht abgeneignet bin und meine Russisch Kenntnisse verbessern wollte, da man an der Goethe nur etwa bis zum B1 Level Kurse machen kann, fiel meine Wahl sofort auf Russland.

Vorbereitung Da ich im Master Wirtschaftsinformatik bin musste ich als Freemover alles selber organisieren, da ich nicht am Nominierungsprozess der Uni teilnehmen durfte. Die Goethe hat für Master Studenten zwei Partneruniversitäten in Russland (3 für Bachelor), eine in Moskau und eine in St. Petersburg. Ich hatte schon vorher beide Universitäten angeschrieben und nach den Kursen gefragt und die in St. Petersburg sagten mir mehr zu, außerdem habe ich dort auch Verwandte und so fiel die Wahl leicht. Alle Informationen für Freemover waren zu dem Zeitpunkt unter diesem Link verfügbar http://en.unecon.ru/admission/freemovers Ich habe dort die entsprechende Koordinatorin kontaktiert und alles weitere der Website entnommen, es dauert nicht sehr lange und als Freemover entfällt der Sprachnachweis der sonst einiges kostet. Beim damaligen Wechselkurs und Gebühren von 85,000 Rubel entsprach das etwa ca. 1200 Euro für 1 Semester (65,000 Ruble damals für Bachelor Studenten). Die Bestätigung erhielt ich etwa 3 Wochen nach Ende der Deadline (31. Mai für Herbstsemester) also in der 3. Juni Woche. Danach muss man sein Visum für Russland beantragen. Man erhält per Email eine gescannte Version der Einladung, aber das Original wird per normaler Post von St. Petersburg aus geschickt was zu einer Nervenprobe werden kann, da es bei einigen fast 2 Monate gedauert hat bis es ankam. Des weiteren benötigt man einen negativen HIV Test, eine gültige Auslandsreisekrankenversicherung für den ganzen Zeitraum und natürlich einen gültigen Reisepass.

Page 22: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Danach kann man das ganze im russischen Konsulat einreichen oder in einem anerkannten Visa Zentrum. Man muss unbedingt beachten, dass das erste Visum nur zur einmaligen Einreise da ist, man erhält das Mehrfachvisum erst nach Ankunft und kann bis dieses ausgestellt wurde nicht ein- und ausreisen!

Ankunft Ich bin von Frankfurt aus am 1. September mit Lufthansa nach St. Petersburg geflogen, völlig unkompliziert und wenn man rechtzeitig bucht (Hin- und Rückflug ende Januar) für unter 300 Euro damals. Nach Ankunft am Flughafen folgt die erste Geduldsprobe bei der Passkontrolle, aber das lief ohne Probleme und das Gepäck war auch da. Ich bin damals am Flughafen von Verwandschaft abgeholt worden, aber für alle anderen wurde vorher via einem Google Docs Dokument gefragt wann sie denn ankommen würden, damit ein russischer Buddy da wäre um einen abzuholen. Danach gehts erstmal via Bus und dann mit der Metro zur Uni, Dauer ca. 50 Minuten. Von der Metro bis zur Uni sind es ca. 5 Minuten Fußweg und man ist mitten in der Innenstadt, direkt am Nevsky Prospekt, der Hauptstraße in St. Petersburg. Dort begleiten einen die Buddies zum International Department, welches sich in einem Nebengebäude befindet. Dort wird erstmal das Administrative erledigt und danach kann man sich im Wohnheim anmelden und sein Zimmer beziehen. Die ersten 10 Tage des Semesters sind damit gefüllt die anderen Studenten kennen zu lernen und sich einzuleben, das Programm wurde vorher rumgeschickt so dass man genau wusste was wann wo stattfand.

Studium Ich habe insgesamt 10 Kurse in Russland absolviert (ca. 3 CP pro Kurs) und abgesehen vom Russisch Sprachkurs alle anerkannt bekommen. Da ich dem Prüfungsamt Informatik unterstehe hatte ich nichts mit dem WiWi Prüfungsamt zu tun, deswegen kann es da abweichende Regelungen geben. Die Kurse finden geblockt statt, d.h. alle Vorlesungen für ein Modul finden meistens innerhalb von 2 Wochen statt. Es gibt also keine gesonderte Prüfungsphase am Ende des Semesters. Die Vorlesungszeiten sind im Gegensatz zu Deutschland Montags bis Samstags von ca. 10 Uhr morgens bis manchmal 21 Uhr am Abend. Vorlesungen waren meistens zwischen 3 und 4 Stunden lang, mit Pausen und Zeit für Mittagessen wenn nötig. Die Kurse fanden alle in einem Nebengebäude der Uni statt, ins Hauptgebäude stößt man wenn dann nur am Anfang und am Ende des Semesters vor. Des weiteren sind dies spezielle Kurse für Austauschstudenten, also hat man leider fast gar keinen Kontakt mit russischen Studenten. Bei den Masterkursen gab es

Page 23: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

2 Kurse die mit Russen gemischt waren, dies bildete aber die Ausnahme. Im Gegensatz zu Frankfurt sind die Kursgrößen sehr klein, in den Master Kursen saßen fast nie mehr als 15 Personen und mein kleinster Kurs bestand aus nur 7 Leuten. Die Benotung wird vorab im Syllabus geklärt, jedoch muss man sich darauf einstellen, dass zwischen dem alten Syllabus und dem tatsächlichen Ablauf des Kurses erhebliche Unterschiede auftun können. So wurde am Anfang des Kurses mitgeteilt, dass es anstatt einer Klausur ein Essay oder vice versa geben würde. Außerdem passierte es oft, dass Vorlesungen verschoben wurden und man dann mit Überschneidungen zu kämpfen hatte, also muss man ein gewisses Maß an Flexibilität besitzen. Mitarbeit spielt eine zentrale Rolle, rege Beteiligung wird sehr erwünscht und Präsentationen sind zentraler Bestandteil der Notenbildung. Ich habe nur 2 Finance Kurse gewählt, aber diese waren im Gegensatz zu Frankfurt viel mehr auf Verständnis und Qualität ausgerichtet und grundsätzlich war die Herangehensweise deutlich weniger quantitativ als an der Goethe. Das Sprachniveau der Dozenten rangierte von perfekt bis passabel, in meinen Kursen stellte das aber nie ein Problem da. Von den 10 Kursen habe ich nur einen bereut, jedoch kann ich es nur jedem Empfehlen eine Vorlesung bei Dr. Kostin oder Prof. Lomagin gehört zu haben, beides sehr fähige Dozenten bei denen man wirklich was lernt. Die Auswahl an Masterkursen ist relativ klein, ca. 14 Kurse standen bei mir zur Auswahl (ca. 22 im Bachelor), so dass man nicht sehr wählerisch sein darf.

Die Stadt St.Petersburg ist eine unglaubliche Stadt, die vom ersten Moment an begeistert sobald man am Nevsky Prospect aus der Metro steigt. Alles ist größer und prunkvoller als man es gewohnt ist und selbst nach 5 Monaten entdeckt man immer wieder neue Details die einen verzücken. Nicht umsonst ist sie die Kulturhauptstadt Russlands, die Auswahl an Theatern und anderen Sehenswürdigkeiten ist unübertroffen und das bei jeder Jahreszeit. Es gibt unzählige Museen die für Studenten oftmals kostenlos sind und eine große Auswahl an Restaurants, Kinos, Bars und Cafes die begeistern. Die öffentlichen Verkehrsmittel laufen zwischen 6 Uhr morgens und kurz nach Mitternacht, aber mit einem Taxi kommt man dazwischen auch überall hin und es ist bei weitem nicht so teuer wie in Frankfurt. Neben der Uni gibt es auch etliche Cafes und auch ein Postamt, verschiedene Supermärkte und Bücher- und Zeitschriftenläden.

Page 24: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Außerdem ist man mit dem Schnellzug innerhalb von 4 Stunden in Moskau was auch während des Semesters von vielen Studenten genutzt wurde.

Wohnen Direkt bei der Bewerbung für das Auslandssemester kann man auswählen ob man ein Zimmer im Wohnheim haben will oder sich selbst eins organisieren will. Ca. 95% der Studierenden haben sich für ein Zimmer im Wohnheim entschieden, da es ohne entsprechende Russisch Kenntnisse fast unmöglich ist eins in der Stadt zu finden. Es gibt 2 Wohnheim für Studierende, das 7er und das 8er. Das 8er ist seit längeren nicht mehr renoviert worden und die meisten Zimmer sind 2er Zimmer worin sich ein Kühlschrank befindet, aber keine Dusche oder Toilette. Diese sind auf den Gängen zu finden und für alle im Stockwerk. Außerdem gibt es pro Stock eine Küche für alle, allerdings ist das mit etwas Organisation kein Problem. Pfannen und Töpfe gibt es dort, wie auch Besteck und Geschirr. Im 7er Wohnheim sind die meisten Zimmer Einzelzimmer mit eigener Dusche und Toilette, es gibt hier auch eine Küche pro Stockwerk. Als Freemover zahlte ich ca. 200 Euro pro Monat für mein Einzelzimmer im 7er Wohnheim und erhielt auch weil ich 1000 Rubel (höhere Mieten für Freemover) mehr zahlte Priorität bei der Zimmervergabe. Dort gibt es auch eine kostenlose Waschmaschine und einen Trockner. Die Küche ist mit Herd und Mikrowelle aber keinem Ofen ausgestattet. Es herrschen strikte Regeln was Besuch, Rauchen, Lautstärke und Alkoholkonsum angehen und diese werden durch Videokameras auch überwacht. Ein Verstoß dagegen wird mit Verwarnung, Bußgeld und im schlimmsten Fall Rauswurf geahndet. Jedoch gibt es in der Nähe der Uni genug Bars und Clubs, dass dies nie ein Problem sein sollte. Außerdem gibt es genug Banken und Supermärkte in der Nähe damit es nie an etwas mangelt.

Fazit: Es war eine unglaubliche Zeit die ich jetzt schon sehr vermisse, vor allem die Zeit mit russischen Studenten. Ich kann es jedem Empfehlen ein Semester dort zu verbringen und so Lust am Land, der Kultur und vor allem den Menschen zu gewinnen.

Page 25: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Erfahrungsbericht über das Auslandsstudium an der UNECON in St. Petersburg, Russland Wintersemester 2015/16

Von Regina Potomkina, [email protected]

Als es um die Entscheidung ging, sich für ein Zielland für ein Auslandsstudium zu entscheiden, stand für mich sehr schnell fest, dass ich nach Russland wollte. Durch meinen russischsprachigen

Hintergrund war es für mich schon immer ein Wunsch, für längere Zeit in Russland zu leben und dort zu studieren. St. Petersburg war dabei für mich klarer Erstwunsch, da diese Stadt eine kulturelle Metropole ist, die meiner Meinung nach an Schönheit kaum zu überbieten ist. Jeder Kunst-, Theater- und Kulturinteressierte wird dort voll auf seine Kosten kommen.

Die Gasthochschule, die St. Petersburg State University of Economics, genießt in Russland einen sehr guten Ruf und der Campus liegt mitten im Herzen der Stadt. Der imposante Winterpalast, die Auferstehungskirche oder das russische Nationalmuseum sind keine dreißig Gehminuten vom Campus entfernt und bieten neben den zahllosen anderen kulturellen und architektonischen Monumenten der Stadt eine Vielzahl an Freizeitmöglichkeiten.

Einer der für mich angenehmsten Punkte, nachdem ich die Zusage für einen Auslandsaufenthalt an der UNECON erhalten habe, war, dass man automatisch einen Wohnheimsplatz im Studentenwohnheim auf dem Campus erhalten konnte. Dabei hat man die Möglichkeit eine Präferenz

abzugeben, ob man in einem Einzel- oder Doppelzimmer leben möchte. Ich habe den Wunsch nach einem Einzelzimmer abgegeben und dieses zu meiner Freude auch erhalten, habe aber vor Ort auch von Fällen gehört, in denen diesen Wünschen leider nicht nachgegangen werden konnte und Studenten in Doppelzimmer zugeteilt wurden. Dies gestaltete sich aber in den meisten Fällen absolut problemlos und die Zimmergenossen kamen meistens sehr gut miteinander zurecht, wenn sie gute

Kompromisse schließen konnten.

Auf dem Campus gibt es zwei Wohnheime: ein neueres und ein älteres. Im neueren gibt es in den Zimmern eigene Bäder, die Küchen werden im Stockwerk geteilt. Im älteren, wo auch ich gewohnt

habe, gibt es neben den Gemeinschaftsküchen auch Gemeinschaftsbäder. Die Zimmer sind vollkommen ausreichend eingerichtet, auch wenn sie natürlich etwas anders aussehen als man es vielleicht vom Studentenwerk gewohnt ist. Ganz anders als man es in deutschen Wohnheimen gewohnt ist, gibt es an den russischen sehr strenge Regeln, an die man sich erstmal gewöhnen muss. Es gibt rund um die Uhr „Überwachung“ durch Kameras in den Fluren (im neuen Wohnheim auch in

den Küchen) und es ist stets eine „Pförtnerin“ anwesend, die auch im Wohnheim übernachtet. Außerdem gibt es Regeln bezüglich der Besuchszeiten. Bewohner der zwei Wohnheime durften sich untereinander nur bis 23 Uhr besuchen, was dadurch kontrolliert wird, dass man seinen Wohnheimspass bei der Pförtnerin lässt, die durch die Kameras natürlich nachverfolgen kann wo man sich als Besucher aufhält und gerne auch mal persönlich vorbeikommt, um einen zum Gehen zu

bewegen, wenn man die Zeiten überschritten hat. Komplett Auswärtige, wie etwa Verwandte, durften nur bis 22 Uhr zu Besuch kommen. Auch nachts heißt es eigentlich, dass man nach 23 Uhr generell nicht mehr rausgehen soll, allerdings gibt es nicht weit vom Haupteingang zum Campus einen Nebeneingang, der ebenfalls durch einen Wächter bewacht wird, wo man nachts aber durchaus noch frei nach Hause kommen kann. Auch innerhalb des Wohnheims gibt es strikte Vorschriften: Alkohol ist

untersagt und es dürfen keine lauten Parties in den Küchen gefeiert werden. Allerdings wurde auch da

Page 26: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

während meines Aufenthalts die ein oder andere Ausnahme gemacht, worauf man sich jedoch nicht

verlassen sollte.

Was ich außerdem unbedingt zu den Wohnheimen anmerken möchte, ist die Situation im Winter. Man unterschätzt leicht den russischen Winter, da man derartige Kälteeinbrüche aus Deutschland einfach nicht kennt. So ging es auch mir, als ich mich plötzlich mit -26°C konfrontiert sah. Mit warmer Kleidung kann und muss man natürlich vorbeugen, doch das, was ich hervorheben möchte, ist die Heizsituation in den Wohnheimen. In St. Petersburg wird zentral geheizt, das heißt man kann die Heizung nicht einfach mal nach eigenem Belieben einstellen, wie man es hier kennt,- dementsprechend wird es gerade nachts sehr, sehr kalt. In meinem Flur im älteren Wohnheim gab es drei tragbare Heizkörper, die man sich abwechselnd teilen sollte, außerdem wurde von den Hausdamen empfohlen, die Fenster mit Klebeband abzukleben. Jeder, der ein Auslandssemester in Russland absolvieren möchte und auf dem Campus leben wird, sollte deshalb nicht ganz unvorbereitet auf den bevorstehenden Winter sein und sich womöglich auf ein paar Nächte einstellen, in denen man durchaus vor Kältezittern aufwacht. Doch auch dies ist selbstverständlich zu überstehen und sollte einen auf keinen Fall abschrecken! Meine Ansprechperson an der Universität war Natalja Dorofeewa, mit der ich bereits E-Mail-Kontakt vor meiner Anreise hatte. Sie hat mir die meisten Fragen beantworten können und ich hatte auch sonst viel Glück, nicht mit viel Bürokratie konfrontiert worden zu sein. Da ich die ukrainische Staatsbürgerschaft habe, musste ich kein Visum für Russland beatragen und konnte problemlos einfach anreisen. Von anderen deutschen Studierenden weiß bloß ich, dass man das Visum für den gesamten Aufenthalt in zwei Etappen erwerben musste, da das erste vor Ort noch einmal verlängert werden musste. Außerdem war wohl ein HIV-Test notwendig, doch viel Genaues kann ich zu dem Prozess leider nicht sagen. Noch längere Zeit vor der Reise nach Russland habe ich das Learning Agreement ausgefüllt und vom WiWi-Prüfungsamt absegnen lassen. Man bekam eine Liste der angebotenen Kurse der UNECON und sollte maximal 30 CP abdecken. Durch meine Management Schwerpunkt wählte ich zum einen das gesamte Marketing Modul, das aus drei Kursen zu je 3 CP bestand: International Marketing, Development and Marketing of Services und Competitive Strategies in Russia. Besonders International Marketing von Prof. Kostin kann ich sehr empfehlen, da es zum einen sehr interessant war und zum anderen auch sehr gut bewertet wurde. Doch auch die anderen Kurse waren lehrreich und sehr gut zu bewältigen. Außerdem wählte ich Kurse aus dem gegenüberliegenden Economics Modul, darunter Green Economics and Policy und Internationale Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft Russland. Letzterer wurde vom russischen Prof. Feygin auf Deutsch gehalten und war sehr umfangreich. Im Allgemeinen ist zu nennen, dass die Kurse alle als Blockveranstaltungen angeboten werden. Die meisten fanden vier Stunden täglich statt, Samstag eingeschlossen. Einige wurden auch jeden zweiten Tag angeboten und waren somit zweiwöchig. Je nach dem wie viele Kurse man wählt, hat man natürlich Freizeit in St. Petersburg. Am Ende einer jeden Einheit mussten die Leistungen erbracht werden, die in der Kursbeschreibung genannt wurden. Die Note setzte sich am Ende aus Anwesenheit, meistens einer Gruppen-PowerPoint Präsentation oder einer sehr kurzen Klausur zusammen. Manchmal wurde auch ein längeres Paper gefordert. Da ich 10 CP für das Marketing Modul erwerben musste und jeder Teilkurs nur 3 CP umfasste, musste ich für den letzten CP noch ein etwa 20-seitiges Paper schreiben. Insgesamt waren alle Kurse sehr gut machbar und auch der Lernaufwand war überschaubar, da man nicht die gewohnte Klausurenphase am Ende des Semesters hatte, sondern die Leistungen schon während der Kurseinheit erbringen konnte. So war es manchen meiner Kommilitonen auch möglich bereits früher aus Russland abzureisen, da sie entsprechend die Kurse am Semesteranfang gewählt haben. Zum Leben in St. Petersburg ließe sich natürlich sehr, sehr viel erzählen, aber der beste Rat ist natürlich, es mit eigenen Augen zu sehen und in die doch sehr anderen gesellschaftlichen und kulturellen Strukturen einzutauchen. Für mich war es von großem Vorteil Russisch sprechen zu können, da ich somit nicht sofort als Touristin erkannt wurde. In vielen kulturellen Einrichtungen zahlt man als „Ausländer“ mehr und auch viele alltägliche Dinge, wie die Regelung einer Postsendung, lassen sich auf Russisch natürlich bei weitem problemloser regeln.

Page 27: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

St. Petersburg bietet unendlich viele Möglichkeiten in Bezug auf das Nachtleben und gleich neben dem Campus befindet sich die berüchtigte „Dumskaya“-Straße, die im Prinzip nur aus Clubs und Bars besteht, die sieben Tage die Woche besucht werden können. Doch nicht nur Feierngehen bietet sich nachts an, sondern im September vor allem ein Besuch der Neva, wo nach festem Zeitplan nacheinander die Brücken der Stadt geöffnet werden, damit die Frachter passieren können. Dabei gilt es natürlich auch zu beachten, dass man sich nicht auf der anderen Flussseite als der Campus befinden sollte, wenn die benötigte Brücke geöffnet wird, da man so stundenlang nicht zurück nach Hause kommt. Außerdem wird gerade zu Anfang ein Programm der Buddies der UNECON angeboten, bei dem man in Gruppen eingeteilt wurde und sich so auch noch besser kennenlernen konnte. Mein Buddy war ein sehr nettes Mädchen, die einem immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden hätte, sodass man sich wirklich keine Sorgen machen muss, auf sich allein gestellt sein zu müssen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch positiv hervorheben, dass man sich auch keineswegs Sorgen machen muss, bei Anreise nicht vom Flughafen zur Uni zu finden, da man auch da sehr zuvorkommenderweise abgeholt wird und problemlos mit dem Taxi hinkommt. Generell möchte ich anmerken, dass Taxis in St. Petersburg im Gegensatz zu Deutschland sehr erschwinglich sind, wenn man sich vor dem Fahrer nicht gleich als unwissend „outet“ und gut verhandelt. Somit würde ich auch zum Thema Lebenshaltungskosten überleiten, die natürlich sehr anhängig vom Wechselkurs sein werden. Als ich an der UNECON war, hatte ich das Glück, dass der Euro zu der Zeit sehr viel wert war und man so auch von einem Tag auf den anderen tatsächlich gute Gewinne machen konnte, gerade in Bezug auf Technik, da die Preise nicht schnell genug an den Kurs angepasst wurden. Für Russen ist das Leben in St.Petersburg mit ihrem vergleichsweise geringen Einkommen relativ teuer, doch ich hatte „nur“ Auslands-Bafög zur Verfügung und kam damit mehr als zufriedenstellend zurecht, zumal auch die Miete der Wohnheime nicht mehr als zu damaligem Kurs umgerechnet 200 Euro betrug. Auch das Reisen innerhalb Russlands ist relativ billig und es gibt eine sehr günstige Zugverbindung nach Moskau, falls man auch diese Stadt besuchen möchte. Vom Buddy Programm wurden ebenfalls immer wieder Fahrten zu naheliegenden Orten rund um St.Petersburg angeboten, sei es nach Velikij Novgorod, Pushkin oder Pavlovsk, wo sich atemberaubend schöne Paläste befinden. Vor allem im September würde ich jedem eine Fahrt zum Peterhof nahelegen, solange die Wasserspiele noch arbeiten und sich diesen Anblick nicht entgehen zu lassen. Kulturell kommt man in St. Petersburg wirklich voll auf seine Kosten. Nicht nur, dass die Stadt selbst wie ein einziges Museum aussieht, auch gibt es immer wieder kostenlose Konzerte, Feste und Nationalfeiertage, die gebührlich mit Feuerwerk und Paraden gefeiert werden. Insbesondere ist mir Silvester in St. Petersburg in absolut toller Erinnerung geblieben, da die ganze Stadt einfach draußen auf dem Platz vor dem Winterpalast feiert und alles voller Leben ist. Es gibt hunderte Museen in der Stadt und das non-plus-ultra ist natürlich das staatliche Eremitage, dem ein einziger Besuch auf keinen Fall den gebührenden Zoll bringen wird. Allein im zweiten Stock des Hauptgebäudes lassen sich mindestens fünf Stunden verbringen, in denen man die mit herausragendsten Kunstwerke der Menschheit betrachten kann. Von Da Vinci, über Rembrandt bis Rubens gibt es wirklich alles zu sehen und jeder Kunstliebhaber muss diese einzigartige Kunstsammlung gesehen haben. Außerdem sind natürlich auch alle bedeutenden Kirchenbauten einen Besuch wert, vor allem die Auferstehungskirche mit ihrem atemberaubenden Mosaik oder die Isaaks-Kathedrale, die einen tollen Aussichtspunkt bietet, von dem man große Teile der gesamten Stadt überblicken kann. Abschließend kann ich bloß sagen, dass ich mit meiner Auslandserfahrung mehr als zufrieden bin und es nie auch nur im Geringsten bereut habe, nach St. Petersburg gegangen zu sein. Es mag vielleicht ein paar administrative Herausforderungen geben und auch die Arbeitsweise der Russen unterscheidet sich in manchen Bereichen etwas von der deutschen, doch man wird sich auf jeden Fall zurechtfinden und ein ausgeprägtes kulturelles Verständnis entwickeln, wenn man dafür aufgeschlossen und kompromissbereit ist. Die Studienanforderungen sind sehr gut zu bewältigen und man gewinnt einen unersetzbaren Teil an Lebenserfahrung. Wenn man also die Möglichkeit hat, mehrere Monate in das Leben in St. Petersburg eintauchen zu können, würde ich einem jeden den Rat geben, diese Chance auf jeden Fall wahrzunehmen und sich darauf einzulassen, was einem vor Ort begegnet. Man wird auf jeden Fall sehr interessante Menschen

Page 28: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

treffen, viel Kultur und Geschichte erleben sowie seinen eigenen Horizont erweitern. Ich bin sehr dankbar für die dargebotene Chance und würde mich immer wieder zu einem Aufenthalt an der UNECON entscheiden!

Erfahrungsbericht über ein Auslandssemester an der staatlichen Universität St. Petersburg, Russland

Wintersemester 2014/15

Liebe Studenten,

da ihr jetzt auch kurz vor der Wahl eines Ortes für euer Auslandssemester steht, will ich mit euch meine Erfahrungen teilen, die ich während der vier Monate, die ich in Sankt Petersburg verbracht habe, gesammelt habe.

1) Motivation

Als ich vor knapp einem Jahr vor der Frage stand, wo ich mein Auslandssemester verbringen werde, fiel meine Wahl relativ schnell auf die UNECON in Sankt Petersburg. Sankt Petersburg, aus dem

Grund, dass ich bis zu meinem 9. Lebensjahr dort gelebt habe und die russische Sprache beherrsche. Durch das Auslandssemester wollte ich meine Russischkenntnisse noch weiter perfektionieren und die Sicht auf die russische Kultur und Mentalität erweitern.

Des Weiteren zählt die UNECON zu den renommiertesten Wirtschaftsuniversitäten Russlands und

wird von Studenten, die ihretwegen aus dem ganzen Land nach Sankt Petersburg ziehen, besucht.

2) Vorbereitung

Da ich, wie bereits oben erwähnt, die ersten Jahre meines Lebens in Russland verbracht habe, besitze ich einen russischen Pass und musste mich weder um ein Visum, noch um Sprachkurse kümmern, weswegen die Vorbereitung auf das Auslandssemester mir relativ einfach fiel.

Ich würde euch aber sehr ans Herz legen sich frühzeitig um die Visumsbeantragung zu kümmern, da das russische Konsulat - der russischen Mentalität entsprechend - manchmal etwas länger benötigt um in die Gänge zu kommen.

Das Visum, das ihr anfangs erhaltet, gilt, meines Wissens nach, für 90 Tage. In Sankt Petersburg könnt ihr dieses aber einfach vom International Office verlängern lassen. Hier jedoch auch der Rat meinerseits: kümmert euch so schnell wie möglich um die Verlängerung, da viele meiner Kommilitonen eine lange Zeit nicht reisen konnten, da ihr Pass noch beim International Office war.

3) Anreise

Es gibt mehrere Airlines, die Direktflüge von verschiedenen deutschen Flughäfen nach Sankt Petersburg anbieten. Schaut so früh wie möglich nach passenden Flügen, da sich der Flugpreis mit

der Zeit natürlich steigert. Ich persönlich bin mit Germanwings von Düsseldorf geflogen und habe für den Hinflug 120 Euro gezahlt. Beachtet aber bitte, dass in diesem Ticket nur 23 kg Gepäck innbegriffen sind, sodass weitere Gebühren für euch anfallen, wenn ihr mehr mitnehmen wollt. Außerdem ist es wichtig zu wissen, (vor allem für den weiblichen Teil der Studenten), dass in Russland nicht mehr als 50 kg zollfrei eingeführt werden können. Da ich das im Vorhinein nicht

wusste, verbrachte ich zwei weniger angenehme Stunden beim Zoll im Flughafen, bis die Zollbeamtem mir erst eine Summe nennen konnten, die ich zu zahlen habe.

Page 29: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Bei der Ankunft in Petersburg werdet ihr von einem euch zugeteilten Buddy (andere Studenten der

UNECON) abgeholt und zur Universität bzw. zum Wohnheim begleitet.

Außerdem kann ich euch raten den Rückflug erst später zu buchen, da es sein kann, dass ihr im Januar keine Kurse mehr haben werdet und schon vor Weihnachten nach Hause fliegen könnt.

4) Universität

Die UNECON befindet sich mitten im Herzen Sankt Petersburgs. Der Newskii Prospekt, die

sogenannte „Hauptstraße“ der Stadt, befindet sich nur in 250 m Entfernung. Dort findet man alles was das Studenten- und Touristenherz begehrt: von allen möglichen Einkaufsmöglichkeiten über Kathedralen bis hin zu Bars und Cafés.

Auf der anderen Seite findet man die Ulitsa Sadowaya und Ulitsa Lomonosowa, wo man wiederum viele Einkaufs- und Ausgehmöglichkeiten hat, hier aber zu studentenfreundlicheren Preisen.

Das heutige Hauptgebäude der Universität diente früher als erste Währungsbank Russlands, was man heute noch an der eher prunkvoll gestalteten Außenfassade erkennen kann. Doch sowohl dieses, als

auch die anderen Gebäude, die sich auf dem Campus befinden, entsprechen von innen nur gering unseren europäischen Standards.

Die meisten Räume, in denen die Vorlesungen gehalten werden, erinnern eher an Klassenzimmer, als

an Vorlesungssäle, wie wir sie kennen. In einen Großteil passen nur 20-25 Personen rein, wobei es aber auch etwas größere Säle, die Platz für bis zu 80 Studenten bieten, gibt. Auch die technische Ausstattung ist nicht mit der an unserer Universität zu vergleichen. Zwar ist mittlerweile jeder Raum mit einem Beamer und einem Laptop ausgestaltet, jedoch sind diese oft nicht betriebsbereit, sodass am Anfang einer Vorlesung nicht selten 10-15 Minuten vergingen bis die Technik einwandfrei lief. Vor

allem ältere Professoren sind oft mit den neuen Hilfsmitteln noch nicht vertraut und auf Hilfe von Studenten oder anderen Universitätsmitarbeitern angewiesen.

Ein Großteil der Vorlesungen für ausländische Studenten wird in zwei Räumen eines kleinen

Nebengebäudes gehalten, in dem sich auch das International Office befindet und das nur einige Meter von den Wohnheimen entfernt liegt. Einige finden jedoch auch im Hauptgebäude statt, in welches man, aus Sicherheitsgründen, nur reinkommt, wenn man seinen Studentenausweis oder seine Wohnheimkarte vorzeigt.

Außerdem solltet ihr beachten, dass es keine gut ausgestattete Mensa gibt. Es gibt zwar eine kleine Cafeteria und eine sogenannte Kantine, die jedoch nicht mit unserer Mensa zu vergleichen sind und nur selten von Studenten besucht werden.

5) Kurse

Einige Monate vor dem Beginn des Auslandssemesters werdet ihr aus Sankt Petersburg eine Liste mit den angebotenen Kursen und ein Learning Agreement bekommen, in welches in eintragen müsst,

welche Kurse ihr während des Semesters belegen wollt. Keine Sorge, das muss nicht eure endgültige Wahl sein, da ihr vor Ort nochmals alles umstellen und ändern könnt. In vielen Fällen war das auch erforderlich, da zum Beispiel ein Kurs komplett ausgefallen ist und neue hinzugefügt wurden.

Ich persönlich hatte das Glück, dass alle meine Kurse stattgefunden haben und ich somit nur einen

Kurs weggelassen habe, da ich nach der ersten Vorlesung merkte, dass dieser nicht meiner Interessenlage entsprach.

Alle Vorlesungen, an denen ihr teilnehmen könnt, sind Kurse, die extra für Auslandsstudenten

konzipiert worden sind und auch nur von diesen besucht werden. Die Vorlesungen der russischen Studenten finden separat statt, sodass ihr mit diesen – zumindest während der Kurse – kaum in Berührung kommen werdet. In meinem Fall war es so, dass einer der Kurse von sechs russischen Studentinnen besucht worden ist, was aber wohl eine Ausnahme von der Regel war.

Page 30: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Was den Stundenplan betrifft, sei gesagt, dass man sich auf ein komplett neues System einstellen

muss, alleine schon, da die Vorlesungswoche nicht fünf- sondern sechstägig ist und man oft auch samstags Vorlesungen hat. Außerdem finden viele der Kurse als Blöcke statt, das heißt, dass man von Montag - Samstag jeden Tag vier Stunden lang dasselbe Fach hat. Grundsätzlich finden alle Vorlesungen entweder vormittags von 10-14 Uhr oder nachmittags von 16-20 Uhr statt. In einzelnen Fällen wurden Kurse jedoch verschoben. Hinzu kommt, dass keine

einheitliche Pausenregelung existiert, sodass manch ein Professor diese teilweise gänzlich vergaß oder fünf Mal (!) eine Pause von 10 Minuten einlegte.

Das Blocksystem hat den Vorteil, dass es gut sein kann, dass ihr zwischendurch mal eine komplett

vorlesungsfreie Woche habt, die ihr natürlich zum Reisen nutzen könnt. Bei mir war es vor allem im September und Oktober der Fall, sodass ich die letzten warmen Tage entspannt genießen konnte. Wiederum kann es aber auch sein, dass bei euch zwei Kurse auf eine Woche fallen, sodass ihr sechs Tage am Stück jeweils 8 Stunden Vorlesungen habt, was nicht zu unterschätzen ist.

Zum generellen Niveau der Vorlesungen ist es sehr schwer etwas Allgemeines zu sagen, da sich die einzelnen Kurse sehr stark voneinander unterschieden. Vorteilig ist natürlich, dass ihr nicht wie gewohnt mit über 200 Stundenten in einem Saal sitzt, sondern, dass die Kursgröße von 40 Teilnehmern nie überschritten wird. Die meisten Kurse bestehen aus 15-20 Studenten, was einen persönlichen Dialog und Austausch mit den Lehrkräften ermöglicht.

Ihr solltet nicht die Zeit unterschätzen, die ihr für die Kurse aufbringen müsst. Die Note für einen Großteil der Fächer setzt sich immer zu einem bestimmten Prozentsatz aus eurer Anwesenheit und mündlichen Mitarbeit und einigen schriftlich einzureichenden Präsentationen und Arbeiten zusammen.

Nur wenige Kurse mussten mit einer Abschlussklausur abgeschlossen werden, was den Aufwand jedoch nicht verringerte.

Die meisten Professoren, die ihre Vorlesung auf Englisch halten, beherrschen die Sprache sehr gut,

was für mich anfangs eine große Überraschung war. Natürlich gibt es den einen oder anderen, dessen Sprachniveau nicht mit dem von uns gewohnten vergleichbar ist. Außerdem, sei anzumerken, dass zwei Kurse in deutscher Sprache angeboten wurden, die von einem Professor gehalten wurden, der in Deutschland seinen Master gemacht und promoviert hat. Trotz eines russischen Akzentes war sein Sprachniveau sehr hoch.

Zudem wird ein russischer Sprachkurs angeboten, in den ihr zu Beginn des Semesters, entsprechend eurer Russischkenntnisse, eingeteilt werdet. Dieser findet mehrmals pro Woche in kleinen Gruppen statt, sodass der Unterricht sehr intensiv verläuft und man viel lernen kann. Leider ist es oftmals so gewesen, dass sich der Russischkurs mit den regulären Vorlesungen überschnitten hat, sodass man

nicht jede einzelne Stunde besuchen konnte.

Ihr solltet beachten, dass alle angebotenen Kurse nur 3 CPs haben, sodass 10 Kurse zu belegen sind, wenn die volle Workload erreicht werden soll.

Hier ein Überblick über die von mir belegten Kurse und eine kurze Erläuterung:

Competitive Strategies in Russia:

Ein interessanter Kurs über den russischen Markt und dessen Wettbewerb. Sehr kompetente Professorin, die oft mit europäischen Firmen und Universitäten zusammenarbeitet und sehr gut Englisch spricht. Die Abschlussnote setzte sich zusammen aus mündlicher Mitarbeit, einer

Gruppenarbeit mit Präsentation und einer kurzen Abschlussklausur.

Financial Institutions and Markets

Page 31: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Eindeutig einer meiner Lieblingskurse, da der Dozent sehr kompetent ist und viel Erfahrung aus der

Praxis mitbringt. Es gibt kein einheitliches Skript bei ihm, da er immer gerne auf Fragen der Studenten eingeht und viel erzählt. Einer der zeitaufwendigsten Kurse, da die Note sich aus mündlicher Mitarbeit, einer Gruppenpräsentation und einem Gruppenessay zusammensetzt. Ich habe das Essay verlängert (5 Seiten pro Person erforderlich) und habe in diesem Fach meine Seminararbeit zu dem Thema „Financial Institutions of Scandinavia“ verfasst. Normalerweise kommt noch eine Abschlussklausur

hinzu, die bei uns aber durch eine Podiumsdiskussion ersetzt wurde.

Sustainable Finance

Sehr kompetente Dozentin, die jedoch einen sehr trockenen Vorlesungsstil pflegt, sodass sich die Vorlesung, trotz interessanten Inhaltes, sehr zog und als langweilig herausstellte. Endnote: mündliche Mitarbeit, Gruppenpräsentation, kurzes Essay

International Energy Security: Key Elements

Die Vorlesung wurde von einem 27-Jährigen Dozenten gehalten, der bis dato nicht viel Erfahrung im Bereich Lehre mitbrachte und es sich schnell anmerken ließ. Obwohl das Thema des Kurses sehr

interessant war, waren die Vorlesungen teilweise chaotisch und langweilig. Der Dozent hatte uns eine Abschlussarbeit aufgegeben, wobei er aber die Aufgabenstellung nicht richtig formulierte und alle Teilnehmer umsonst ca. 15 Seiten in einem Gruppenessay verfassten. Die Bewertungen am Ende schienen auch wahllos zu sein, da er sich nicht mal die Namen der Teilnehmer notierte. Endnote: mündliche Mitarbeit, 2 Gruppenpräsentationen, Gruppenessay

Corporate Social Responsibility and Sustainable Development

Insgesamt ein guter Kurs mit viel Praxisbezug. Am Ende des Blockes stand ein Unternehmensbesuch

an, der sehr informativ und interessant war. Endnote: mündliche Mitarbeit, kurze Online-Aufgaben nach jeder Vorlesung, Gruppenpräsentation, Abschlussklausur

Internationale Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft Russlands

Globalisierung als neue Phase in der Entwicklung der Weltwirtschaft

Beide Kurse werden von einem sehr kompetenten Dozenten gehalten und knüpfen in einigen Punkten

aneinander an. Während der erste Kurse sehr auf die russische Wirtschaft eingeht und vor allem die heutige Lage analysiert, handelt der zweite eher von der Weltwirtschaft im Allgemeinen. Beide Kurse sind zu bestehen durch mündliche Mitarbeit, eine Präsentation (alleine oder mit einem Partner) und eine mündlichen Prüfung am Ende.

Private Equity and Other Innovative Sources of Financing

Dieser Kurs war mein absoluter Lieblingskurs, in dem ich auch am meisten gelernt habe. Der Dozent ist ein renommierter Wirtschaftswissenschaftler aus München, der an einigen deutschen Universitäten

lehrt und auch in der Praxis aktiv ist. Vieles bereits an der Goethe Universität Erlernte (vor allem in Finance 1, 2 und 3) wird hier nochmal aufgegriffen und angewendet. Endnote: mündliche Mitarbeit, mehrere Gruppenpräsentationen

Future Tourism and Global Travelling

Die Vorlesung ist für das Allgemeinwissen vielleicht nützlich, nicht jedoch aus fachlicher Sicht. Der Kurs setzt sich zusammen aus 2 Blöcken trockener Vorlesung seitens der Dozentin und die restlichen

Blöcke bestehen aus den Referaten der teilnehmenden Studenten. Durch bloße Anwesenheit und halbwegs sinnvolle Referate ist eine gute Note leicht zu erreichen. Endnote: mündliche Mitarbeit, eine Präsentation mit einem Partner und eine Präsentation alleine

6) Betreuung vor Ort

Page 32: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Schon vor der Anreise wird man von den Mitarbeitern des International Office in eine Facebookgruppe

eingeladen, die auch während des Semesters der Dreh- und Angelpunkt bleibt. Dort werden immer aktualisierte Stundenpläne, teilweise Skripte und Informationen über Vorlesungen hochgeladen. Zudem findet man dort meist Einladungen zu Exkursionen, Partys und anderen Veranstaltungen die vom International Office oder den Buddys organisiert werden.

Wie bereits oben erwähnt, bekommt man bei der Anreise am Flughafen einen Buddy (meist eine weibliche Studentin) zur Seite gestellt. Da ich früher anreiste und auch nicht im Wohnheim wohnte, kann ich über dieses Programm nicht allzu viel erzählen. Ich weiß jedoch von meinen Kommilitonen, dass sich die Buddys sehr voneinander unterschieden, da man die einen nur auf der

Willkommensparty zu Gesicht bekam und die anderen sich zu einer sehr guten Freundin und Stütze entwickelten.

Für alle Fragen, Probleme etc. vor Ort ist das International Office zuständig. Dort kriegt man jederzeit Hilfe von der Mitarbeiterin, der man zugeordnet ist. Das International Office kümmert sich um alle

Angelegenheiten, vom Learning Agreement bis hin zur Verlängerung des Visums.

7) Wohnheim

Beide Wohnheime befinden sich direkt auf dem Campus, sodass der Weg zu jeglichen Vorlesungsräumen sehr kurz ist. Ich selber habe keins der beiden Wohnheime bewohnt, da ich bei meiner Familie untergekommen bin. Aus diesem Grund kann ich euch über das Zusammenleben dort nicht allzu viel erzählen. Zu der Zusammensetzung der Studenten lässt sich jedoch sagen, dass die

größten drei Gruppen aus Deutschland, Finnland und Frankreich kamen, wobei Deutschland mit Abstand am häufigsten vertreten war.

Ich kann euch raten mit nicht allzu hohen Erwartungen anzureisen, da selbst im neuen Wohnheim die Bedingungen nicht den westlichen Standards entsprechen.

Im alten Wohnheim (8aya lestniza) gibt es meist kleine Doppelzimmer, die mit zwei Betten, zwei Tischen, zwei Stühlen, einem Spiegel, einem Schrank und einem Kühlschrank ausgestattet sind. Außerdem steht eine Gemeinschaftsküche, ein kleines Wohnzimmer mit Fernseher, zwei Toiletten,

eine Dusche und eine Waschmaschine zur Verfügung, die man sich mit ca. 12 Personen, die den Flur bewohnen, teilt.

Im neuen Wohnheim (7aya lestniza) sind die meisten Zimmer Einzelzimmer mit eigener Dusche und

Toilette. Die die Möblierung der Zimmer und der Küche ist deutlich moderner, jedoch steht einem hier kein weiterer Gemeinschaftsraum zur Verfügung.

8) Sankt Petersburg

Das Kulturangebot in Petersburg ist riesig. Ob man sich eher für Museen, Kathedralen, Paläste oder

lange Spaziergänge in Parks interessiert – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Mit eurem Studentenausweis, den ihr von der UNECON erhaltet, habt ihr einen kostenlosen Eintritt in einige Museen und andere Sehenswürdigkeiten oder zumindest eine deutliche Vergünstigung des Eintrittspreises.

Zu empfehlen sind auf jeden Fall die zahlreichen Vororte Sankt Petersburgs mit ihren Palästen, Parks und Fontänen. Das solltet ihr auf jeden Fall so schnell wie möglich nach Ankunft erledigen, da sich ein Besuch bei schönem Wetter als deutlich angenehmer gestaltet und man außerdem teilweise deutlich über eine Stunde mit mehrmaligem Umsteigen unterwegs ist bis man den Zielort erreicht hat. Außerdem solltet ihr beachten, dass zum Beispiel Peterhof (Petersburger Versaille) seinen

Fontänenbetrieb Anfang/Mitte Oktober einstellt und es sehr schade wäre dieses Schauspiel zu verpassen.

Page 33: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Aber auch die Stadt selbst bietet viele Möglichkeiten sich kulturell zu bilden. Besonders ans Herz

legen möchte ich euch einen Besuch der Ermitage und des Mariinsky Theaters.

9) Reisen

Wie bereits oben erwähnt, werdet ihr sehr wahrscheinlich genug Zeit haben das nähere Umland und eventuell auch weitere Teile des Landes oder Osteuropas zu erkunden.

Da ich schon oft in Russland und in der Baltik war, habe ich diese Möglichkeit nicht so aktiv genutzt wie vieler meiner Kommilitonen. Ich kann euch jedoch trotzdem einen Wochenendtrip mit dem Zug nach Moskau und eine Rundreise durch die baltischen Staaten (Lettland, Litauen und Estland)

empfehlen. Auch Finnland ist von Petersburg leicht zu erreichen, sodass ihr diese Möglichkeit auch wahrnehmen solltet.

10) Fazit

Ich kann jedem sehr empfehlen sein Auslandssemester in Sankt Petersburg zu verbringen. Ihr könnt

eine euch fremde Kultur mit all ihren Vor- und Nachteilen kennenlernen und somit euren Horizont erweitern. Außerdem lernt ihr sehr viele unterschiedliche Menschen aus den verschiedensten Ländern kennen und könnt neue Freundschaften schließen.

Ich hoffe ich konnte euch einen Einblick in die wunderschöne Zeit in Petersburg geben und wünsche

euch viel Erfolg bei der Bewerbung!

Erfahrungsbericht über ein Auslandssemester an der staatlichen Universität St. Petersburg, Russland

Wintersemester 2014/15

St. Petersburg, die nördlichste Millionen Stadt des Erdballs und vor über 300 Jahren von Peter dem Großen als „Fenster, durch das Russland auf Europa blickt“ gegründet, hat in den letzten Jahrzehnten eine rasante Entwicklung gemacht und gilt völlig zu Recht als das beliebteste russische Reiseziel.

Die wohl einzigartige Historie der Stadt, von der Gründung 1703 im sumpfigen Delta der Newa, welche auch als politische Absage an das rückständige, von der orthodoxen Kirche geprägte Herrschaftssystem verstanden werden kann über den Sturm des Winterpalais im Zuge der Oktoberrevolution 1917 durch die von Lenin und Trotzki angeführten Bolschewiki und der damit einhergehenden, fast 75 Jahre andauernden kommunistischen Herrschaft hin zu dem

Zusammenbruch der Sowjetunion und der Liberalisierung des Marktes, ist auch heute noch in jedem Winkel der Stadt allgegenwärtig und hat das Erscheinungsbild der Stadt nachhaltig geprägt.

Das Stadtbild ist ebenso facettenreich wie dessen Geschichte. So schmücken zahlreiche Prunkbauten das Ufer der Newa und erinnern an die aristokratische Blütezeit der Stadt, während die luxuriösen

Page 34: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Boutiquen und ewig leuchtenden Neonreklamen der kapitalistischen Konzerne auf dem Newskij-

Prospekt, der Flaniermeile und Hauptschlagader der Stadt, diese konterkarieren.

Und genau dort, etwa fünf Minuten fußläufig entfernt, befindet sich die Staatliche Universität für Wirtschaft und Finanzen (UNECON). Die Universität befindet sich in einem alten, historischen

Gebäude und zählt mit circa 38.000 Studenten und Professoren zu den größten und renommiertesten Wirtschaftsuniversitäten Russlands.

Um im nachfolgenden Redundanzen zu vermeiden, werde ich versuchen, die Informationen aus vorrausgegangen Berichten durch meine persönlichen Erfahrungen und Eindrücke zu ergänzen.

Universität

Wie von meinen Kommilitonen bereits berichtet, findet der Unterricht blockweise statt. Im Normalfall heißt das, der Kurs wird von Montag bis Freitag bzw. Samstag täglich vier Stunden in Anspruch nehmen und am Ende der Woche werden dem Studenten drei zusätzliche CP auf dem Konto

gutgeschrieben.

Auch wenn die technische Ausstattung sicherlich nicht mit der einer Goethe Universität vergleichbar ist, so ist diese dennoch völlig ausreichend. Laptop und Beamer sind in den meisten Räumen

vorhanden und die klassischen Kreidetafeln dürften so manchen nostalgisch veranlagten Studenten sogar ganz gut gefallen und fügen sich obendrein sehr gut in das Bild dieses alten Universitätsgebäudes.

Meiner Meinung nach benötigt eine Wirtschaftsuniversität auch gar kein hochmodernes technisches Equipment, sondern vielmehr erfahrene und kompetente Lehrkräfte. Diesbezüglich gab es sowohl Licht als auch Schatten, wobei man den Dozenten zugutehalten muss, dass diese, bis auf wenige Ausnahmen, doch durchweg ambitioniert und motiviert waren, uns etwas von ihrem Wissen mitzugeben.

Auch wenn der akademische Anspruch eindeutig hinter dem deutschen liegt, so kann man, vorausgesetzt man ist gewillt und lässt sich auf das russische Lehrsystem ein, eine Menge aus den Kursen mitnehmen. Insbesondere das Präsentieren vor Publikum und das Schreiben von wissenschaftlichen Artikeln kommt an der Goethe Universität sehr kurz, ganz im Gegenteil dazu steht die UNECON, bei der PowerPoint Präsentationen auf der Tagesordnung stehen und meiner Meinung

nach einen enormen Mehrwert, insbesondere auch für den späteren beruflichen Werdegang, bringen.

Prinzipiell setzt sich die Endnote der meisten Kurse anteilig aus Anwesenheit, mündlicher Beteiligung, einer Präsentation und eher selten noch aus einer Abschlussklausur, welche nach deutschen

Standards wohl eher einem Abschlusstest gleicht, zusammen. Die Benotung ist aufgrund der mündlichen Beteiligung und der Präsentationen naturgemäß sehr subjektiv, insgesamt aber doch fair. Man kann mit entsprechendem Einsatz sehr gute Noten erzielen.

Eine detaillierte Erläuterung der Kursinhalte macht an dieser Stelle kaum Sinn, da die Auswahl der Kurse von Semester zu Semester doch sehr unterschiedlich ist. Sobald ihr aber einen konkreten

Überblick über die euch zur Verfügung stehenden Kurse habt, könnt ihr mich gerne kontaktieren und wir können eure Kurswahl im Einzelnen durchsprechen.

Russischkurs

Page 35: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Zu Beginn des Semesters wird man, je nach seinen Russisch-Kenntnissen, in verschiedene

Sprachkurse eingeteilt. Dieser wird allerdings nicht als Kurs von der Goethe Universität angerechnet, nimmt viel Zeit in Anspruch und überschneidet sich des Öfteren mit den anderen Kursen. Deshalb würde ich jedem empfehlen, sich vor Antritt des Auslandssemesters im Klaren zu sein, ob der Fokus auf dem erlernen oder verbessern der russischen Sprache liegen soll oder auf dem Erzielen der obligatorischen 28 CP. Beides miteinander zu vereinbaren dürfte sich als schwierig erweisen.

Unterkunft

Ich würde euch empfehlen, das Angebot der Universität anzunehmen und kostengünstig, direkt auf dem Campus der Universität im Zentrum der Stadt im Studentenwohnheim unterzukommen. Die Wohnheime sind fast ausschließlich für internationale Studenten und man schließt binnen kürzester

Zeit Kontakt zu den anderen Studenten. Es gibt ein etwas in die Jahre gekommenes Wohnheim und ein relativ neu errichtetes. Die Meinungen, welches nun zu bevorzugen ist, gehen weit auseinander.

Zum einen gibt es im alten Wohnheim nur Gemeinschaftsbäder, dafür ist dort wohl der Zusammenhalt

der Studenten besser, unter anderem aufgrund eines Gemeinschaftsraumes. Diesen gibt es in dem neuen Gebäude, in dem ich gewohnt habe, nicht. Dafür ist dort alles etwas moderner und komfortabler eingerichtet. Wir haben die Küche einfach als Gemeinschaftsraum umfunktioniert und haben dort viele nette Abende verbracht. Ich habe mich alles in allem dort sehr wohl gefühlt und das Wohnheim kann durchaus mit dem Standard deutscher Wohnheime mithalten. WLAN stand einem ebenso kostenlos

zur Verfügung.

Nachtleben

Die Partymeile St. Petersburgs befindet sich direkt neben der Universität. Hier befinden sich zahlreiche Clubs und Bars. Das Publikum ist gemischten Alters und meistens ist der Eintritt frei, dafür

sind die Getränke für russische Verhältnisse doch relativ teuer. Wer gut Essen und sich auf ein gemütliches Bier treffen will, der sollte wohl eher eines der zahlreichen Irish Pubs auf dem Nevskij-Prospekt aufsuchen. Das Publikum ist dort tendenziell auch etwas gehobener.

Sicherheit

Noch ein paar kurze Anmerkungen zur Sicherheit, da diese in den vorangegangen Berichten oftmals angesprochen wurde. Dass es in St. Petersburg gefährlich sein soll, kann ich so überhaupt nicht bestätigen. Die einzigen Vorkommnisse die ich in fast sechs Monaten miterlebt habe, waren zwei Taschendiebstähle. Insgesamt habe ich mich in St. Petersburg doch sehr sicher gefühlt und ich denke, dass es nicht mehr und weniger gefährlich dort ist als in jeder anderen Großstadt auf der Welt

auch. Solange man sich nicht nachts alleine in die verlassensten Gassen begibt und beim U-Bahn fahren auf seine Wertsachen acht gibt, sollte einem nichts passieren.

Mentalität

Page 36: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Die Menschen in St. Petersburg waren prinzipiell sehr aufgeschlossen und sehr daran interessiert,

fremde Menschen und dessen Kultur kennenzulernen. Insbesondere mit jungen russischen Studenten ist man doch sehr schnell ins Gespräch gekommen und hat Freundschaften geschlossen, auch ohne Russischsprachkenntnisse. Unsere russischen Kommilitonen haben regelmäßig Ausflüge und Partys veranstaltet und waren sehr darauf bedacht, dass wir eine gute Zeit in St. Petersburg verbringen. Alles in allem kann ich die Vorurteile, dass die Menschen in Russland eher unfreundlich gegenüber

Ausländern sind, nicht bestätigen.

Abschließend möchte ich insbesondere noch einmal meine nicht russischsprachigen Kommilitonen ermutigen, dass Auslandssemester in St. Petersburg zu absolvieren. Besonders groß war nämlich der Anteil derjenigen Studenten, welche russische Vorfahren haben oder selbst in Russland geboren wurden und daher die Sprache perfekt sprechen. Auch wenn man die Sprache nicht beherrscht kann man sich meist gut mit Englisch durchschlagen und man hat meist jemanden zur Seite, der sehr gut

russisch spricht und einem bei schwierigeren Angelegenheiten behilflich ist.

Erfahrungsbericht über ein Auslandssemester an der staatlichen Universität St. Petersburg, Russland

Wintersemester 2014/15

Vor Ort

Bei der Ankunft in Sankt Petersburg am Flughafen Pulkovo, wird man von Tutoren empfangen, die die Austauschstudenten in das Wohnheim begleiten und in den ersten paar Tagen helfen sich in der

neuen Umgebung zurechtzufinden. Das Tutorensystem ist gut organisiert und erweist sich als sehr hilfreich, da auf den ersten Blick die öffentlichen Transportmittel und das sehr schnelle Leben in Sankt Petersburg chaotisch und gewöhnungsbedürftig erscheinen können.

Die Universität für Wirtschaft und Finanzen stellt zwei Wohnheime für Austauschstudenten zur

Verfügung, die sich direkt neben dem Hauptgebäude der Universität befinden. Es gibt ein älteres (8 Lestniza) und ein neueres Wohnheim (7 Lestniza). In dem älteren gibt es überwiegend Doppelzimmer und einen geringen Anteil an Einzelzimmern, in dem neueren Wohnheim ist es umgekehrt. Natürlich verrät der Name schon, dass das „neuere“ Wohnheim erst vor kurzen gebaut wurde und daher sauberer und komfortabeler ist (es gibt einen Aufzug). Das ältere Wohnheim ist jedoch ebenfalls in

einem sehr guten Zustand und viel gemütlicher als das neue (es gibt Sitzecken und Fernseher). In Sankt Petersburg kommt es öfters vor, dass heißes Wasser oder die Elektrizität abgeschaltet wird und dann macht es keinen Unterschied, ob man sich in dem älteren oder dem neuen Wohnheim befindet.

Die Verteilung der Räume wird zwei Wochen vor Beginn des Semesters bekanntgegeben, sodass man vom Flughafen direkt in das zugewiesene Zimmer einziehen kann. Falls man in einem Doppelzimmer nicht mit dem Zimmernachbarn klarkommt, ist die Leitung der Studentenwohnheime sehr entgegenkommend und man bekommt die Möglichkeit umzuziehen. Je nach Wohnheim und Zimmerart variiert die Miete zwischen 9000 und 15000 Rubel. Um die Miete zu überweisen, bekommt

Page 37: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

man Anfang jeden Monats eine Art Quittung, mit der man zur Bank „Sberbank“ geht. Beim ersten

Besuch der Bank lohnt es sich von den Tutoren begleiten zu lassen.

Das Studium

Das Studium an der Universität für Wirtschaft und Finanzen findet für Austauschstudenten in Form

von Workshop-ähnlichen Kursen statt. Bereits bei der Planung des Austauschsemesters bekommt man eine Liste der zur Verfügung stehender Kurse. Diese Liste ist recht umfangreich und beinhaltet neben Kursen in Englischer Sprache auch ein paar Kurse auf Deutsch. Aus dieser Liste wählt man im Voraus, die benötigten Fächer aus und erstellt ein Learning Agreement. Auf der Basis des Learning Agreements bekommt man kurz vor Semesterbeginn den Stundenplan.

Die Kurse an der Universität für Wirtschaft und Finanzen umfassen in den meisten Fällen eine Woche. Sodass man eine Woche lang jeden Tag vier Stunden das jeweilige Fach studiert. Die Klausuren werden entweder am letzen Unterrichtstag oder ein paar Wochen später an einem vorher

abgemachten Termin geschrieben. In manchen Kursen kann die Klausur durch eine Präsentation ersetzt werden. Diese Form von Unterricht wird extra für Austauschstudenten angeboten und hat den Vorteil, dass man ab und zu eine ganze Woche frei hat und diese Zeit zum kulturellen Austausch und zum Reisen nutzen kann.

Sehenswürdigkeiten und Freizeitakktivitaten

Sankt Petersburg ist zweifellos eine der schönsten Städte der Welt. Das erste was einem ins Auge fällt ist die besondere Architektur, beinahe jedes Gebäude der Innenstadt hat eine historische Bedeutung und steht unter staatlichem Denkmalschutz. Das Hauptgebäude der Universität für Wirtschaft und Finanzen ist keine Ausnahme. Es wurde 1782 erbaut und wurde als Bank und

Schatzkammer genutzt. Die Griffons an der Brücke vor dem Haupteingang sollten einer griechischen Sage nach, das in der Bank gelagerte Gold schützen. Erst seit 1930 wird das Gebäude von der Universität genutzt.

Das kulturelle Leben in Sankt Petersburg ist ebenfalls sehr vielfältig und spannend. Es gibt eine

riesige Anzahl von Museen und Theatern. Die berühmtesten Museen sind das Eremitage, das Russische Museum, das Historische Museum des Militärs und das Zentrale Museum der

Page 38: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Seekriegsflotte. In Hinsicht auf Theater lohnt sich auf jeden Fall der Besuch des weltberühmten

Mariinsky Balletts und des Alexandrinski-Theater.

Weitere Sehenswürdigkeiten liegen in den Vororten von Sankt Petersburg. Da die Stadt historisch als Hauptstadt konstruiert wurde, ist es im Zentrum von Sankt Petersburg recht eng und es gibt nur

kleinere Parks. Außerhalb der Stadtmitte jedoch (ca. 20 Min mit dem Zug) befinden sich die Sommerresidenzen der früheren Zaren. Die prunkvollen Paläste dienen heutzutage als Museen und werden von großen Parks, Seen und Fontänen umgeben. Unter den Vororten von Sankt Petersburg sind die bekanntesten: Schloss Peterhof, Zarskoje Selo und die Residenz in Pawlowsk.

Das International Office der Universität für Wirtschaft und Finanzen organisiert gemeinsam mit den Tutoren Ausflüge in die größten Museen und in die bekanntesten Vororte von Sank Petersburg. Dazu kann ich aus persönlicher Erfahrung jedoch sagen, dass bei solchen Veranstaltungen eine sehr große Anzahl von Studenten zusammenkommt und eine organisierte Fortbewegung dadurch beeinträchtigt wird. Es lohnt sich deshalb durchaus Sankt Petersburg in kleineren Gruppen auf eigene Faust zu

erkunden.

Neben den kulturellen Sehenswürdigkeiten bietet Sankt Petersburg wie jede Großstadt ein turbulentes Nachtleben. Es gibt eine große Anzahl an Bars, Clubs, Pubs und Konzerten. Und da sich die

Wohnheime direkt in der Stadtmitte befinden, kann man überall zu Fuß hin gelangen (die Metro fährt Nachts nicht).

Page 39: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Erfahrungsbericht über ein Auslandssemester an der staatlichen Universität St. Petersburg, Russland

Wintersemester 2013/14

Liebe Studenten,

da ihr jetzt vor der gleichen Frage steht wie ich vor einem Jahr, wo ihr denn euer Semester verbringen wollt, versuche ich im Folgenden möglichst genau die Erfahrungen von knapp 4,5 Monaten zusammenfassen.

Vorbereitung

Als ich überlegte, wo ich mein Auslandssemester verbringen möchte, stand entweder Asien oder Russland zur Auswahl. Russland aus dem Grund, dass ich selber da geboren wurde und die ersten

Jahre meines Lebens dort verbracht habe und nun gerne noch einmal für eine längere Zeit zurück wollte, um mehr von der Kultur mitzubekommen und möglicherweise ein noch besseres Verständnis für deren Traditionen, Mentalität und Lebensumstände zu bekommen. Insbesondere da ich doch den Großteil meines Lebens in der deutschen Kultur mit ihren Wertvorstellungen aufgewachsen bin. Gleichzeitig wollte ich meine Russischkenntnisse im mündlichen Verbessern und die russische

Grammatik erlernen.

Da ich Zweisprachig aufgewachsen bin und beide Pässe besitze, viel mir die Vorbereitung auf das Auslandssemester relativ einfach, wodurch ich euch leider auch nicht viele Informationen bezüglich

Visumsbeantragung und vorbereitende Sprachkurse geben kann.

Universität

Die FINEC gilt als die renommierteste Finanz- und Wirtschaftsuniversität im ganzen Land. Der exzellente Ruf führt zu vielen Studenten, die extra aus Irkutsk oder gar von der Kamtschatka zum Studium angereist kommen.

Die Lage der Universität könnte kaum besser sein. Man befindet sich 250 m weg vom Nevskii Prospekt, der Haupteinkaufsmeile St. Petersburg, in einem der besten Viertel der Stadt. Das Gebäude ist das alte Hauptgebäude der ersten Bank Russlands. Wenn das Gebäude von außen auch relativ repräsentativ erscheint, kann es von innen kaum mit westlichen Standards mithalten. Der Großteil der Universitätsräume ist auf Klassengrößen von 15 bis 20 Studenten ausgelegt, wobei es auch

Ausnahmen gibt und sogar bis zu 70 Personen Platz finden würden.

Insbesondere muss man in Kauf nehmen, dass gewisse technische Mittel nicht regulär zur Benutzung steht, wie man es aus deutschen Vorlesungen gewohnt ist. Zwar waren die meisten Räume mit einem Overhead-Projektor ausgestattet, der Beamer und die Laptops mussten dann von den Professoren

beziehungsweise von den Studenten der Gruppe für jede Unterrichtsstunde organisiert werden. Jedoch sei hervorgehoben, dass man als ausländischer Studierender nur in seltenen Fällen in diesen Räumen sich aufhalten wird.

Weiterhin befindet sich auf dem sehr beschaulichen „Campus“ neben dem Universitätsgebäude noch das Verwaltungsgebäude, kleinere zusätzliche Gebäude für Lehrveranstaltungen der Master-

Page 40: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Studiengänge und auch die Wohnheime für ausländische Studenten. Leider ist es selten, dass

russische Studenten in den gleichen Gebäuden wohnen, da die meisten in Außenbezirken wohnen und sich die Miete in der Innenstadt nicht leisten können.

Ihr solltet euch bewusst sein, dass ihr auf den Vorteil einer gut ausgebauten Mensa dort leider

verzichten müsst, denn diese ist nur rudimentär vorhanden und wird kaum von Studenten genutzt.

Kurse

Zwar hatte ich vor dem Abflug nach St. Petersburg mein Learning Agreement abgegeben, habe es dann vor Ort vollkommen über den Haufen geworfen. Das lag einerseits daran, dass vor Ort teilweise Kurse, die angeboten wurden, ausfielen oder neue hinzugefügt wurden und andererseits daran, dass mir bei manchen Kursen bewusst wurde, dass es in keinster Weise meiner Interessenlage entspricht oder die Qualität der Lehrveranstaltungen nicht meinen Vorstellungen entsprach.

Allgemein sei gesagt, dass die Veranstaltungen für die ausländischen Studenten separat von den russischen Studenten angeboten werden. Diese finden dann immer blockweise meist von Montag bis Samstag statt und gehen pro Tag zwischen drei und fünf Stunden. Teilweise wurden auch zwei

Blockkurse pro Woche angeboten, wobei der eine Kurs am Vormittag und der andere am Nachmittag stattfindet. Das bedeutet dann aber auch, dass man eine gesamte Woche mindestens 8 Stunden pro Tag in der Universität verbringt.

Der Aufwand sollte nicht unterschätzt werden, da zum Bestehen des Kurses nicht nur eine Endklausur

zu schreiben war, sondern meist noch eine (Gruppen-)Präsentation und ein Essay einzubringen waren. Weiterhin wurde die Anwesenheit der Studenten in der Vorlesung vermerkt und ging in die Endbenotung mit ein. Ob man die Art der Benotung mag, hängt vom persönlichen Lernstil ab.

Aufgrund der hohen Studentenanzahl aus Deutschland wurden die Vorlesungen nicht nur in Englisch angeboten, sondern es wurden sogar deutsche Vorlesungen angeboten. Größtenteils war das Sprachniveau verständlich, wenn auch nicht unbedingt mit europäischen Standards vergleichbar.

Das Niveau der Dozenten und die Qualität der Vorlesungen haben stark geschwankt, wobei der FINEC hoch angerechnet werden muss, dass extra für die ausländischen Studenten und das MBA-Programm (!) Professoren eingeflogen wurden. Darunter war ein Professor der Universität Berkeley und Dozenten, die Führungsposten in der deutschen Wirtschaft einnehmen.

Positiv anmerken möchte ich, dass ihr an der FINEC einen Luxus vorfindet, von dem ihr in Frankfurt meist nur träumen könnt- pro Vorlesung werden nur in seltenen Fällen mehr als 30 Personen im Raum sitzen. Ich hatte einige Vorlesungen, bei denen nur 15 Studenten teilgenommen haben.

Russischkurse

Zu Beginn des Semesters werdet ihr entsprechend euren Russischkenntnissen in eine Gruppe eingeteilt. Je nach Niveau habt ihr drei bis fünf Mal die Woche Unterricht. Dort wird Grammatik

behandelt, viel geschrieben und insbesondere das Sprechen geübt und die Aussprache verbessert.

In meiner Gruppe waren wir sogar nur vier Personen und konnten uns, da alles Muttersprachler waren, auf das Verbessern der Grammatik konzentrieren.

Leider haben sich diese Kurse bei mir meistens mit den Blockveranstaltungen überschnitten.

Betreuung

Schon vor unserer Abreise wurden wir alle in eine Facebookgruppe eingeladen, die von den Leitern

des Austauschprogramms ins Leben gerufen wurde. Dort wurden regelmäßig Updates gepostet,

Page 41: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Lehrpläne bekannt gegeben und Exkursionen, die für die nächste Zeit geplant wurden, offiziell

gemacht.

Das Buddy-Programm, bei dem jedem ausländischem Studenten ein russischer, meist weiblicher, Student zugeordnet wird, war ebenso von der Universität initiiert. Diese waren dann dafür

verantwortlich, dass jeder vom Flughafen abgeholt wird und ins Studentenwohnheim gebracht wird.

Dabei hing es stark vom Buddy ab, ob man sich nur bei einer Party sieht oder ob man Führungen durch die Stadt bekommt, zusammen kocht und Geheimtips erhält. Ich hatte sehr großes Glück, da mir Marina zugeordnet war, die selber mehrere Jahre in Deutschland gelebt hatte und deshalb wusste

auf was für Leute sie sich dort einlässt. Sie ist mit ein paar von uns in Museen, mit zu Ausflügen und war ein gern gesehener Gast beim Abendessen.

Wohnheim

Das Wohnheim war Dreh-und Angelpunkt unseres täglichen Lebens. Eins vorweg- wer mit zu hohen Ansprüchen an den Lebensstandard anreist, wird vermutlich schnell an seine Grenzen stoßen.

Die erste Zeit habe ich in dem älteren Wohnheim gewohnt, wo man zu zweit in ein ungefähr 15 m² Zimmer einquartiert wird. Dort teilt man sich den Schrank, Kühlschrank und Spiegel. Weiterhin ist das Zimmer mit zwei Betten, zwei Tischen und zwei Stühlen ausgestattet.

Die Küche, die von Montag bis Samstag von einer Putzfrau aufgeräumt wird, teilt man sich mit 13 Personen. Ebenso die zwei Toiletten und eine Dusche. Die große Annehmlichkeit war die kostenlose Waschmaschine, die man sich mit dem Flur geteilt hat.

Auch wenn das im ersten Moment sehr befremdlich anhört- man arrangiert sich damit relativ schnell.

Ab November konnte ich dann in das neue Wohnheim umziehen, was bedeutet, dass jeder sein eigenes Zimmer mit Dusche, Toilette und Waschbecken hat. Die Küche wird sich dann weiterhin mit allen Personen auf dem Flur geteilt. Bis zu unserem Auszug gab es im neuen Wohnheim nur die

Möglichkeit über eine LAN-Verbindung Internet zu bekommen.

Unschlagbar ist die Lage. Man muss lediglich aus dem Bett fallen, 150 m zum Vorlesungsgebäude laufen und schon ist man da.

Sicherheit

Leider hörten wir einige Berichte, wo ausländische Studenten bedroht und ausgeraubt wurden.

Auch wenn ihr tagsüber problemlos in St. Petersburg bewegen könnt, solltet ihr gesunden Menschenverstand bei Nacht walten lassen. Das heißt dann am besten nachts nicht mehr alleine auf die Straße gehen, pöbelnden Menschen aus dem Weg gehen und dunkle Gassen meiden.

Wann immer möglich, solltet ihr euren Personalausweis zu Hause lassen und nur mit einer Kopie draußen aufhalten. Und beim Feiern nur begrenzte Summen von Geld mit euch nehmen und auf Kreditkarten gänzlich verzichten.

St. Petersburg

St. Petersburg ist eine unglaublich schöne Stadt. Man kann stundenlang durch die Stadt spazieren

und immer wieder auf hinreisende Fassaden und architektonisch einzigartige Gebäude stoßen.

Meine Empfehlung ist die Stadt beim joggen zu entdecken. Man kann von dem Wohnhaus relativ einfach zur Neva gelangen, vorbei an der Isaaks-Kathedrale, und auf der anderen Seite die Museen

hinter einem lassen, hin zur Peter und Paul Festung, um dann über eine der unzähligen Brücken wieder über den Nevskii-Prospekt zur Universität zu gelangen.

Page 42: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Nicht ungenutzt lassen, sollte man die über 1000 Museen, die mit Studentenausweis meist kostenlos

sind. Ans Herz würde ich euch natürlich das Ermitage legen, aber auch das russische Museum, die Kunstkammer und der Kreuzer Aurora sind einen Besuch wert.

Zum „Denkmal der heldenhaften Verteidiger Leningrads“ gelangt man relativ schnell mit der U-Bahn

und sollte man sich definitiv nicht entgehen lassen. Es ist ein Museum, was inmitten einer achtspurigen Schnellstraße am Eingang zur Stadt steht und unter der Erde über die grauenhafte Belagerung von Leningrad erzählt.

Von den Theatern kann ich euch folgende empfehlen:

Mariinskiy Theater (bietet auf der Internetseite Preise ab 20 Euro an)

Alexandrinskii-Theater (in der Universität gibt es manchmal Kartenvorverkäufe mit Preisen

von 3 Euro pro Vorstellung)

Mikhailovskii-Theater (Preise sind für deutsche Verhältnisse auch sehr niedrig)

Weiterhin lohnt es sich definitiv bei den unterschiedlichen Theaterkassen zu schauen, da man am Abend vor der Vorstellung wirkliche Schnäppchen machen kann.

Vororte von St. Petersburg

Wir haben mit Freunden jeden größeren bekannten Vorort besucht und können euch auch jeden einzelnen empfehlen, auch wenn es bedeutet, dass man manchmal 1.5 Stunden mit drei

verschiedenen Transportmitteln unterwegs ist.

Ihr solltet im Blick behalten, dass der Peterhof Ende Oktober schließt und das mit einer Schließungszeremonie mit einstündigem Lichtspiel, Orchester und großen Menschenmengen feiert.

Ihr werdet euch aber bestimmt schnell mit den anderen Studenten in Gruppen organisieren und damit unweigerlich alles Wichtige schon nicht verpassen

Kosten

Nach einer gewissen Zeit weiß man, wo man einkauft und wo was günstiger und besser ist.

Für Obst und Gemüse würde ich euch den Markt an der Sennaya empfehlen, dort bekommt man frische Zutaten meist für 50 % des Marktpreises. Ansonsten lohnt sich bei größeren Einkäufen auch eine Fahrt zum „Aschan“, wo die Preise den in Deutschland entsprechen. Sonst hatte ich das Gefühl, dass insbesondere Fleisch, Milch und Teile des Gemüses deutlich über den gewohnten

Lebensmittelpreisen lagen.

Bei Verkehrsmitteln kann man davon ausgehen, dass es deutlich günstiger ist als in Europa. Für eine Metrofahrt zahlt man 28 Rubel, was derzeit ungefähr 0.50 € entspricht. Leider ist dort der Erwerb einer Monatskarte nicht vorgesehen, was aber aufgrund der Lage des Wohnheims auch nicht weiter

tragisch ist.

Bars und Clubs werdet ihr im Umkreis der Universität zu genüge finden. Preise sind mit denen in Deutschland vergleichbar.

Reisen

Während meines 4.5 monatigen Aufenthalts in St. Petersburg hatte ich die Möglichkeit für 4 Tage mit

Freunden nach Moskau zu fahren, was ich euch definitiv empfehlen würde.

Ebenso habe ich in der vorlesungsfreien Woche mit einem Kumpel eine einwöchige Reise durch die baltischen Staaten gemacht. Hierfür würde ich euch insbesondere die Busangebote und die

rechtzeitige Buchung von Bussen empfehlen.

Page 43: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Ich hoffe, ich habe euch einen Einblick gegeben in das unglaublich spannende und interessante

Auslandssemester gegeben.

Erfahrungsbericht über ein Auslandssemester an der staatlichen Universität St. Petersburg, Russland

Wintersemester 2013/14

Motivation Für ein Auslandssemester in Russland habe ich mich entschieden, da ich dort geboren wurde und es mich interessiert hat, einen längeren Zeitraum in dem Land zu leben, das ich bis dahin nur durch ein paar Urlaube gekannt habe. So kam es, dass ich mich für einen Studienplatz in Sankt Petersburg als Erstwahl und Moskau als Zweitwahl beworben hatte und da sich letztendlich nur noch zwei meiner Kommilitonen auch für Sankt Petersburg beworben hatten, wurde bei uns allen die Erstwahl berücksichtigt. Da ich auch einen russischen Pass habe, kann ich euch nichts darüber erzählen, wie der Ablauf mit der Visa Beantragung ist. Anreise /Ankunft Zusammen mit einem Kommilitonen bin ich von Frankfurt aus, über Berlin, nach Sankt Petersburg geflogen. Für ca. 300 Euro (hin und zurück) hatten wir schon im April (Abflug war Anfang September) unsere Tickets gebucht. Im Nachhinein erwies es sich als Fehler, dass wir auch schon unser Rückflugticket für Ende Januar gebucht hatten, da wir schon pünktlich zu Weihnachten mit unseren Kursen durch waren und nach Hause konnten. Besser wäre es gewesen, nur den einfachen Flug zu buchen und dann gegen Ende den Heimflug.

Page 44: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

In Sankt Petersburg am Flughafen angekommen, erwarteten uns zwei Studenten der Finec, um uns zum Wohnheim zu bringen. Am Flughafen ging es etwas hektisch zu, da wir noch auf andere ankommende Studenten warten mussten und es zwei Wohnheime gab, auf die wir aufgeteilt wurden. Nach einer ca. 40 minütigen Busfahrt kamen wir im Herzen der Stadt an und wurden an der Haltestelle von einer Mitarbeiterin des International Office abgeholt und zum Wohnheim gebracht. Im Wohnheim angekommen, unterschrieben wir die Hausordnung,bekamen unseren Zugangsausweis und die Schlüssel. Unterkunft - Wohnheim Als ich mein Auslandssemster an der Finec absolvierte, wurde gerade ein neues Wohnheim fertiggestellt, das sich genauso wie das alte, auch auf dem Campus befindet und somit in absolut zentraler Lage befindet. Als Notlösung, da das neue Wohnheim noch nicht fertiggestellt war, wurden einige Studenten im Wohnheim einer anderen Universität untergebracht und durften später erst umziehen. Ich hatte das Glück, direkt auf dem Campus, in dem älteren Wohnheim, untergebraucht zu werden. Die Monatsmiete betrug 7.500 Rubel. Das Wohnheim hat vier Stockwerke (nach russischer Zählweise fünf). Jedes der Stockwerke hat zwei Flure mit jeweils sechs Doppelzimmern und einem Einzelzimmer. Jeder Flur hat ein Wohnzimmer, ein Badezimmer und eine Küche und auf jeder Etage befindet sich eine Waschmaschine und ein Bügelbrett mit Bügeleisen. Die Gemeinschaftsräume sehen von Flur zu Flur unterschiedliche aus, da die Möbel eher zusammengewürfelt sind. Außerdem ist für jede Etage eine anderen Hausdame zuständig. Sie kommt meistens jeden Tag von Montag bis Freitag und putzt die Gemeinschaftsräume und wischt den Boden. Um das eigene Zimmer muss man sich jedoch selbst kümmern, was manchmal gar nicht so leicht ist, da die nötigen Utensilien wie Staubsauger und Lappen fehlen oder irgendwo im Wohnheim verstreut sind. Wohnzimmer: Im Wohnzimmer stehen Couch und Sessel, ein kleiner Tisch und ein Fernseher. Außerdem ist in der Ecke jedes Wohnzimmers eine Kamera angebracht, von der aus die Hausdamen einen beobachten können. Küche:

Page 45: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

In der Küche findet sich ein Gasherd, eine Mikrowelle, ein Wasserkocher, ein Kühlschrank, Tisch und Stühle. Der Kühlschrank in unserer Küche war abgeschaltet, da jeder in seinem eigenen Zimmer einen Kühlschrank hatte. Ein Backofen war zwar vorhanden, aber aus Sicherheitsgründen abgestellt. Einige Töpfe, Pfannen und Besteck waren in unserer Küche bereits vorhanden (wahrscheinlich von den vorherigen Bewohnern) - das ist jedoch nicht selbstverständlich. Viele haben sich auch selbst solche Sachen zulegen müssen! Eine Spülmaschine gab es auf der Küche nicht, dass hieß nach jedem Essen spülen! Außerdem wurde es manchmal recht eng, wenn mehrere Leute zur selben Zeit kochen wollten. Badezimmer: Im Badezimmer gab es zwei Toiletten und eine Dusche. Das klingt natürlich wenig für ca. 13 Leute, aber irgendwie haben wir uns arrangiert. Manchmal kam es zu kleinen Wartezeiten, aber es war auszuhalten. Ich empfehle euch dringend Flip Flops mitzunehmen, da es im Bad die ein oder andere Überschwemmung gab, da die Dusche nicht immer einwandfrei funktionierte.

Eigene Zimmer: Die Doppelzimmer sind mit zwei Betten, Kommoden, Schreibtischen, einem Kleiderschrank und einem Kühlschrank ausgestattet. Die Bettwäsche konnte man alle zwei Wochen wechseln lassen und auch Handtücher waren vorhanden. Auf den ersten Blick machte das Zimmer einen ordentlichen Eindruck, jedoch sammelte sich viel Staub hinter der Heizung und unter den Betten an. Mit meiner Mitbewohnerin kam ich gut klar und so haben wir das Semester überlebt, ohne uns in die Haare zu kriegen.

Page 46: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Zu den Nationalitäten der anderen Studenten lässt sich sagen, dass mit Abstand am meisten Deutsche dort waren, gefolgt von Franzosen und Finnen. Zum Betreten des Wohnheims bekommt man eine Magnetkarte. Außerdem muss man vorne seinen Wohnheim Ausweis vorzeigen, da immer jemand „Wache hält“. Der Zaun, der das Uni Gelände umschließt, wird um 22. Uhr zu gemacht und man kommt nur noch durch einen kleinen Ausgang heraus, an dem ein Wächter sitzt. Besucht darf nur von 15.00 bis 20.00 mitgebracht werden. Das neue Wohnheim, in das bereits Studenten gezogen sind, als ich noch da war, ist eine ganz andere Liga! Hier gibt es hauptsächlich Einzelzimmer und nur ein Doppelzimmer pro Etage. Es gibt sogar einen Fahrstuhl und das Beste ist, dass jedes Zimmer sein eigenes kleines Badezimmer mit WC und Dusche hat. Die Küchen sind modern ausgestattet - zwei große Kühlschränke, ein Ceranfeld, Mikrowelle, Wasserkocher und ein großer Tisch. Der Nachteil für die, die frisch dort eingezogen waren, war dass sie sich selbst Küchenutensilien kaufen mussten, denn es war nichts vorhanden. Mittlerweile dürfte sich aber ein kleiner Bestand angesammelt haben, sodass die nachkommenden Studenten nicht die komplette Küchenausstattung kaufen müssen. Außerdem gibt es dort einen großen, gut ausgestatteten Waschraum. Der Nachteil dieses Wohnheims ist, dass es kein Wohnzimmer gibt - nur im Flur stehen ein paar Sitzmöbel rum. Trotz der Eröffnung des neuen Wohnheims muss ich sagen, dass ich mit dem alten recht zufrieden war. Es gab zwar die ein oder anderen Mängel, jedoch hatte das Wohnheim einen gewissen Flair im Gegensatz zum sterilen Ambiente des neuen Wohnheims. Lasst euch also von den Bildern nicht abschrecken, ich denke, dass die meisten der zukünftigen Studenten in dem neuen Wohnheim untergebracht werden.

Page 47: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Kurse Ich habe, zusammen mit dem obligatorischen Russisch Kurs, folgende zehn Kurse während meines Aufenthaltes belegt: 1. Russian Language 2. Event Management 3. Logistics up to date and Supply Chain Management 4. Sustainable Finance 5. Internationale Wettbewerbsfähigkeit der russischen Volkswirtschaft 6. Competitive Strategies in Russia 7. Doing Business in Russia: Social Networks in the Russian Economy 8. Put your English to Work: Reducing Gaps in Business Communication Skills 9. Green Economics and Policy 10. The Economic System of the Natural World Alle dieser Kurse sind speziell für ausländisch Studierende konzipiert worden und wurden auf Englisch (bzw. Deutsch) gehalten. Die meisten Kurse wurden in einem Block von einer Woche abgehalten - So hatte man montags bis samstags (manchmal auch sonntags) vier Stunden täglich einen Kurs. In fast jedem Kurs stand am Ende eine Präsentation, die wir in Gruppen halten mussten. Vereinzelt kam eine Klausur, ein Multiple Choice Test oder eine mündliche Abfrage hinzu. Dank dieses Blocksystems konnte man sich immer gut auf ein Fach konzentrieren und hatte es relativ schnell hinter sich - das erspart einem, dass man am Ende alle Fächer zusammen wiederholen muss. Außerdem hatte man dadurch manchmal mehrere Wochen Freizeit, in denen man reisen konnte. Die Qualität der Kurse hing stark von den Erfahrungen und Englischkenntnissen der Dozenten und bis auf ein paar Ausnahmen, war ich recht zufrieden mit meiner Wahl. Übrigens ist es kein Problem, noch während des Semesters Kurse zu tauschen oder extra zu belegen. Empfehlen kann ich euch vor allem die Kurse 4, 6, 9 und 10. Die Stadt Sankt Petersburg Sankt Petersburg wird als Venedig des Ostens bezeichnet und tut diesem Ruf alle Ehre! Die Stadt ist übersät mit Kanälen, Brücken und Denkmälern. Es gibt hier viel zu sehen und mit einer Unterbringung im Wohnheim seid ihr in absolut zentraler Lage und könnt bestens alles erkunden. Nur drei Gehminuten von der Uni entfernt, ist Russlands berühmteste Einkaufsstrasse, der Nevski Prospekt. Unweit ist auch das Hermitage, die Blutskirche (die kann man sogar schon von der Uni aus sehen), das Russische Staatsmuseum und die Isaaks Kirche. Außerdem kann ich euch unbedingt empfehlen, einen Ausflug nach Puschkin zu unternehmen. Dort steht unter anderem der Katharinen Palast mit dem berühmten Bernsteinzimmer. Auch der Peterhof ist sehenswert - er wird das Versailles Russlands genannt. In der Stadt selbst, solltet ihr unbedingt mal auf die Kuppel der Isaaks Kathedrale steigen - von dort aus hat man einen atemberaubenden Blick auf die ganze Stadt. Für die meisten Museen in der Stadt bekommt ihr vergünstigte Eintrittspreise bei Vorlage eures russischen Studentenausweises. Überall in Sankt Petersburg werden Bootstouren angeboten, bei denen ihr einen guten Überblick bekommt (ich muss sagen, dass ich noch nie so viele Bootstouren in solch einem kurzen Zeitraum gemacht habe).

Page 48: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Allgemeines Öffentliche Verkehrsmittel Dank der zentralen Lage des Wohnheims, ist man nicht wirklich auf Bus oder Metro angewiesen. Soweit ich weiß, konnte man eine Monatsfahrkarte erwerben - das hatte sich bei mir aber nicht gelohnt, da ich Bus und Metro nur ca. zwei Mal in der Woche benutzt habe. Eine Fahrt mit der Metro kostet ca. 30 Rubel - egal wohin ihr fahrt. Ihr werft den Jeton bei Eintritt in die Metro ein und passiert ein Drehkreuz. Hier sei gesagt, dass Sankt Petersburg das tiefste U-Bahn Netz der Welt hat.

Dass heißt, dass ihr schon mal fünf Minuten auf den

Rolltreppen stehen müsst und insgesamt lange braucht, bis ihr das richtige Gleiß gefunden habt.

Für eine Busfahrt muss man 25 Rubel zahlen und

die nächste Bushaltestelle ist unweit der Uni, am Nevski

Page 49: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Prospekt. Auch Taxis sind, je nach eurem Verhandlungsgeschick, sehr günstig. Supermarkt/ Essen Der am nächsten gelegene Supermarkt ist Dixi - das ist eine Kette ähnlich Lidl, in der ihr alles für den täglichen Gebrauch finden werdet. Für ein wenig mehr Auswahl müsst ihr den Bus nehmen und entlang des Nevski Prospekts fahren, dort findet ihr zwei große Einkaufszentren (Stockmann und Galeria), in denen sich auch Supermärkte befinden. Die Preise für Lebensmittel in Sankt Petersburg liegen über denen in Deutschland. Außerdem schwanken die Preise auch stärker. Wenn ihr mittags oder abends essen gehen wollt, gibt es eine große Auswahl an Lokalen unweit der Uni. Die Stalowajas, die man überall findet, sind eine Art Kantine, in der ihr günstig, typisch russische Gerichte bekommt. Des Weiteren kann ich euch folgende Lokale empfehlen, die sich alle in der

Page 50: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

nähren Umgebung befinden: Market Place (Nevski Prospekt neben Dom Knigi), Tscheburechnaja Brinsa, City Grill (auf der selben Straße wie die Uni) und Piragowij Dvorik (auch auf der Straße). Freizeit und sonstige Ausflüge Die Uni liegt nur eine Straße entfernt von einer berühmten Partystraße, auf der viele Bars und Discos zu finden sind und mit den günstigen Taxis kommt ihr abends auch gut an entferntere Locations. Wenn ihr schon einmal in Russland seid, solltet ihr auf jeden Fall Moskau besuchen. Mit dem Nachtzug kommt ihr in ca. 7 Stunden für 50 Euro hin und zurück. Auch Städte wie Tallinn, Helsinki und Stockholm sind gut mit Zug, Bus oder Schiff zu erreichen. Was das Sportangebot betrifft, wurden uns von der Uni vergünstigte Tarife für zwei Fitnessstudios angeboten. Ich war in dem, das nur zwei Gehminuten von der Uni entfernt ist (FitFashion). Angebot und Ausstattung waren super und ich kann es nur weiterempfehlen. Fazit Alle dem nach war das Auslandssemester eine tolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte und auf jeden Fall weiterempfehlen kann! Man lernt viele Leute kennen, kommt viel rum und lernt mit Situationen umzugehen, von denen man vielleicht gedacht hätte, dass man sie nicht bewältigen kann.

Erfahrungsbericht über ein Auslandssemester an der staatlichen Universität St. Petersburg, Russland

Wintersemester 2013/14

Liebe Studenten, gerne will ich Euch mit meinen Erfahrungen weiterhelfen, die ich im Auslandssemester an der FINEC in Sankt Petersburg gesammelt habe, bei der Frage, ob Ihr es mir gleich tun wollt. 1) Im Vorhinein Die erste Überlegung, die erste Entscheidung müsst Ihr schon spätestens ca. ein halbes Jahr im Vorhinein treffen, nämlich ob Ihr einen Sprachkurs besuchen wollt. Es wird Euch auf keinen Fall schaden und ich kann die Russischkurse bei uns an der Universität nur empfehlen. Mehr dazu aber im zweiten Abschnitt. Der wichtigste Punkt für Euch (nachdem Ihr eine Zusage für das Studium in Sankt Petersburg bekommen habt) ist die Beantragung des Visums. Man hört ja so einiges über Russland und Visaprobleme, aber ich fand es relativ unproblematisch. Alle benötigten Unterlagen bekommt Ihr entweder rechtzeitig von der Universität aus Sankt Petersburg zugeschickt oder Ihr habt sie selbst. Geht dann mit den Unterlagen gleich zum VHS (Visa Handling Service) der Russischen Föderation in der Nähe des Hauptbahnhofs und nicht zum Konsulat. Beim VHS sind die Leute meiner Erfahrung nach sehr freundlich und hilfsbereit und ihr bekommt das Studentenvisum umsonst ausgestellt (Achtung: nur bei rechtzeitiger Beantragung; macht Ihr es zu kurzfristig, kann es Euch fast 100 Euro kosten). 2) Die Uni und die Betreuung Bei der FINEC handelt es sich um die renommierteste Universität für Wirtschaft und Finanzen in Russland. Sie genießt dort einen ausgezeichneten Ruf.

Page 51: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Die Universität ist im Gebäude der ersten Bank Russlands untergebracht und befindet sich sehr zentral in der Stadt. Auf dem Campus sind zugleich sowohl die Wohnheime der Gaststudenten als auch der russischen Studenten untergebracht und das Gebäude, in dem fast alle Vorlesungen für die internationalen Studenten stattfanden. Die beiden Hauptgebäude waren entsprechend ihres Alters nicht mehr auf dem modernsten Stand; Beamer und Laptop standen aber trotzdem immer für die Dozenten bereit. Für die internationalen Studenten wurden Kurse auf Englisch und sogar zwei auf Deutsch angeboten. Wer auf Russisch studieren möchte, kann natürlich auch die russischen Vorlesungen besuchen. Ich habe eine deutsche und sonst nur englische Vorlesungen besucht. Die Vorlesungen für die Gaststudenten wurden fast alle in Wochenblöcken von Montag bis Samstag angeboten und gaben somit auch nur drei ECTS. Der Vorteil davon ist, dass man auch mal weitere Ausflüge wie z.B. nach Moskau unternehmen kann, wenn man mal ein Fach nicht hat, da man damit gleich eine ganze Woche frei hatte. Ich kann aber nur davor warnen, jetzt von einem geringen Arbeitsaufwand auszugehen. Zum Teil setzte sich eine Note aus Anwesenheit und Mitarbeit, einer Klausur, einer Präsentation und einem Essay zusammen. Meist konnte man erst gar keine Prüfung ohne Anwesenheit in mehr als der Hälfte der Vorlesungen des Fachs ablegen. Gerade die Vielzahl von Essays und Präsentationen (in ungefähr 80 Prozent meiner Kurse bestand die Pflicht, ein Essay zu schreiben oder eine Präsentation zu halten) dürfte für viele eine Umstellung gegenüber dem Studium in Frankfurt sein. Die Qualität der Vorlesungen und der Dozenten schwankte relativ stark, größtenteils war ich aber zufrieden. Der FINEC ist es dabei auch gelungen, Professoren zu finden, die gefragte Experten in der russischen Öffentlichkeit sind. Auch das Englisch der Dozenten war überwiegend sehr fließend, so dass man ihren Vorlesungen gut folgen konnte. Die teilweise sehr kreativen Lehrmethoden haben mich aber manchmal mehr an Schule als an Studium erinnert; dies könnte von meiner Seite aus gerne reduziert werden. Positiv vermerken möchte ich aber die kleinen Lerngruppen. Abgesehen von einem Kurs, in dem gefühlt alle Gaststudenten waren, waren die Gruppen selten größer als 30 Studenten. Generell sollte man sich nicht zu große Sorgen machen, was die Vorlesungen angeht; mit dem Studium an der Goethe ist man sehr gut auf das Auslandssemester vorbereitet - das gilt im Vergleich zu den anderen deutschen als auch zu den ausländischen Studenten. Zu Beginn des Semesters gab es zudem einen kleinen Einstufungstest für den Russischunterricht. Danach wurde man den Gruppen zugeordnet von absolutem Anfänger bis zu Muttersprachler. Der Unterricht fand dreimal pro Woche mit 3:20 Stunden inkl. Pause statt. Je nach Lehrer lernte man mehr oder weniger, es sind aber meist ganz lustige Runden mit unter 10 Leuten. Leider war der Unterricht aber – so habe ich es auch aus anderen Gruppen gehört – meist sehr unstrukturiert und hat es deshalb gerade für die, die ohne Vorkenntnisse dorthin gekommen sind, nicht leichter gemacht. Ich habe schon in Frankfurt an der Uni ein Semester Russisch im Vorhinein gehabt. Dadurch konnte ich wenigstens schon die Schrift und hatte einen gewissen Grundwortschatz. Das würde ich jedem empfehlen. Es ist zwar nicht schlimm, wenn man ohne Russischkenntnisse ankommt, aber es macht die erste Zeit doch erheblich leichter (nicht nur im Unterricht, auch beim Einkaufen oder Essen gehen, eine gute Mensa gibt es dort nämlich nicht). Die Betreuung durch die FINEC ist sehr positiv hervorzuheben. Im International Office bekam man eine Verantwortliche zugewiesen, die immer als Ansprechpartnerin zur Seite stand und sich auch um die Beantragung des Multivisums gekümmert hat. Generell war eigentlich fast immer auf die Leute im International Office Verlass. Darüber hinaus gab es noch ein Tutorenprogramm (russische Studenten wurden den ausländischen zur Seite gestellt), vergleichbar mit dem Buddy-Programm an unserer Universität. Auch hier gab es allerdings große Unterschiede von Tutor zu Tutor. Einige Studenten hatten eher Pech und haben ihre Tutoren maximal auf der Willkommensfeier gesehen, während andere sich glücklich schätzen konnten, da es auch Tutoren gab, die Stadtführungen gemacht haben oder auch noch während des Semesters ihren Studenten immer wieder Geheimtipps von Sankt Petersburg gezeigt haben. Fast alle standen aber zumindest am Flughafen bereit, um einen abzuholen und zum Wohnheim zu bringen, da das Bussystem nicht gerade einfach zu verstehen war. Außerdem haben sie beim „Einchecken“ am Wohnheim geholfen, da fast alle Formulare auf Russisch waren und die Frauen in der Wohnheimsverwaltung nur Russisch sprachen. 3) Das Wohnheim Während meines Semesters wurde auf dem Campus ein neues Wohnheim fertiggestellt, welches (fast) nur noch Einzelzimmer bereitstellt, wohingegen es im alten Wohnheim (fast) nur Doppelzimmer gibt.

Page 52: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Ich habe mir im alten Wohnheim ein Zimmer mit einem anderen Deutschen geteilt. Nach aktuellem Umrechnungskurs habe ich dafür etwa 170 Euro im Monat gezahlt. Die Einzelzimmer sind natürlich etwas teurer, haben aber auch alle ein eigenes WC und eine Dusche. Zugleich gab es dort immer wieder Probleme mit Internet und Warmwasser, wobei man sich gerade auf Probleme mit dem Warmwasser – manchmal kommt auch gar kein Wasser aus der Dusche oder dem Hahn – einstellen sollte. Man hat zwei Schreibtische und einen Kühlschrank auf dem Zimmer. Küche, Dusche und zwei WCs teilt man sich zu 13 Leuten auf dem Flur. Pro Woche kommt sechs Mal eine Putzfrau. Es ist - beschönigend gesagt - alles nicht im allerneuesten Zustand, für ein halbes oder auch ganzes Jahr aber mehr als ausreichend. Es ist halt Russland, das sollte man immer im Hinterkopf behalten, da sollte man nicht mit zu hohen Ansprüchen hinfahren. Es gibt übrigens pro Stockwerk auch eine Waschmaschine deren Nutzung kostenlos ist. Ich hatte wirklich großes Glück mit meinem Zimmernachbarn. Wir haben uns super verstanden und haben uns deswegen – wie einige der Anderen auch – trotz der Möglichkeit auf ein Einzelzimmer für den Verbleib im Doppelzimmer entschieden. Das Wohnheim ist auf dem Uni-Campus, so dass man innerhalb von 3 Minuten bei der Vorlesung ist. Außerdem ist es sehr zentral gelegen. Von der Lage her kann ich es mir eigentlich kaum besser vorstellen. (Die Kneipenstraße und der Nevskiy Prospekt sind nur ein paar Minuten entfernt). Zugleich sollte man in Sankt Petersburg – und insbesondere in der Gegend um die Uni herum – gerade bei Nacht und in den dunklen Wintermonaten vorsichtig sein. Es kam in den Straßen bei der Uni in der Zeit meines Aufenthalts zu mehreren Schießereien und es sind auch einige internationale Studenten ausgeraubt worden auf der Straße. 4) Die anderen Studenten Wir waren in Sankt Petersburg an der FINEC ungefähr 150 ausländische Studenten und die meisten davon waren super. Ich konnte dort viele neue Freunde finden. Die größten Gruppen bildeten Finnen, Franzosen und Deutsche, es waren aber auch viele andere Nationalitäten vertreten (von China bis nach Amerika). Man kann mit den meisten Spaß haben; und sowieso findet man unter so vielen Leuten genug, mit denen man die Zeit hier bestens nutzen kann. Zusammen haben wir immer viel unternommen. Die meisten Veranstaltungen wurden über die Facebook-Gruppe organisiert, in der wir alle waren. Zusammen sind wir bspw. zum Eishockey gegangen (kann ich jedem nur empfehlen, ist auf jeden Fall einen Besuch wert bei SKA), ins Fußballstadion oder zum Peterhof gefahren. Mir ist aufgefallen, dass man sehr schnell als Gruppe zusammenwächst und gemeinsam viel erlebt und übersteht. Die Gemeinschaft war ein ganz tolles Erlebnis während meines Auslandssemesters. 5) Die Stadt Sankt Petersburg ist - wenn auch verhältnismäßig westlich – für uns Deutsche eine sehr besondere Stadt. Das Stadtbild ist ein ganz anderes mit den vielen alten Gebäuden, dem großen Nevskiy Prospekt, den Kanälen und Flüssen und den vielen Brücken, wovon in der Nacht viele offen und beleuchtet sind. Das bietet einen unglaublich schönen Anblick, den jeder Besucher der Stadt sich nicht entgehen lassen sollte. Dass Sankt Petersburg zudem sehr viele Sehenswürdigkeiten hat, werdet Ihr ja wahrscheinlich wissen. Selbst jetzt nach dem Auslandssemester weiß ich noch viele Orte, die ich noch nicht gesehen habe, aber allemal einen Besuch wert wären. Langweilig wird Euch hier also bestimmt nicht. Besonders hervorheben will ich dabei den eben schon erwähnten Peterhof. zu dem man zwar mit der Metro und dem Bus einige Zeit unterwegs ist, aber wo man dann mit einem beeindruckendem Anblick von vielen Fontänen, einem tollen Schloss und einem großartigen Garten belohnt wird. Wichtig ist hier, dass ihr die Reise früh genug unternehmt, da die Fontänen nur bis Oktober laufen, danach geht viel von der Schönheit des Gartens verloren. Außerdem müsst Ihr auch auf der Kuppel der Isaaks Kathedrale gewesen sein. Von dort hat man einen perfekten Blick über die ganze Stadt, soweit denn das Wetter mitspielt. Wenn man dann schon da ist, sollte man auch hereingehen, denn von innen ist die Kuppel wesentlich beeindruckender. Grundsätzlich solltet Ihr auch immer Euren russischen Studentenausweis dabei haben. Mit dem habt Ihr bei vielen Museen und anderen Orten zumindest einen reduzierten Eintrittspreis zu zahlen, mit ein wenig Russisch kommt Ihr oft auch umsonst herein. Das gilt v.a. für die Eremitage, wo Ihr so oft umsonst Eintritt habt, wie Ihr wollt. Die Eremitage hat aber auch so viele Bereiche, da braucht man viele Tage, um auch nur einen kleinen Teil des Museums gesehen zu haben.

Page 53: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Vom Preisniveau her ist Sankt Petersburg vergleichbar mit Frankfurt. Dies gilt für fast alle Lebensbereiche. Die öffentlichen Verkehrsmittel, ob Busse, Metro oder auch die Fernzüge sind wesentlich billiger als bei uns in Deutschland. Wichtig ist das für Euch, weil Ihr dort nicht das Semesterticket habt. Das ist aber wegen der zentralen Lage des Wohnheims und der Preise des ÖPNV kein Problem. Lebensmittel im Supermarkt und auch das Essen im Restaurant sind genauso billig oder teuer, wie gewohnt. Allerdings schwanken die Preise im Supermarkt wesentlich stärker als man es aus Deutschland gewohnt ist. Die Tendenz zeigt dabei bei einer Inflationsrate von über 6% natürlich nach oben. Auch das Nachtleben hat viele Bars und Clubs zu bieten. Ich weiß ja nicht, ob Ihr gerne feiern geht, aber dort habt Ihr auf jeden Fall die Gelegenheit dazu und solltest dies auch am Anfang auf jeden Fall machen. Auf den Partys der ersten beiden Wochen habe ich die meisten Studenten kennengelernt. Somit hatte ich schon gleich am Anfang Kontakt zu anderen Studenten und habe Freunde gefunden, was den Aufenthalt wesentlich verschönert hat. So, ich hoffe, ich konnte Euch alle offenen Fragen beantworten. Ich würde mich übrigens wieder für Sankt Petersburg und die FINEC entscheiden. Aber wie gesagt, man muss bei allem immer daran denken, dass Russland halt nicht mit westeuropäischen Standards vergleichbar ist und sollte die Erwartungen deshalb vor der Reise nicht zu hoch schrauben und vor Ort alles mitmachen, sich auf alles einlassen und so viel wie möglich von mitnehmen. Jetzt bleibt mir nur noch, Euch viel Erfolg bei der Bewerbung für das Auslandssemester in Sankt Petersburg zu wünschen und hoffentlich habt Ihr dann auch einen tollen Aufenthalt mit vielen spannenden Erfahrungen.

Erfahrungsbericht über ein Auslandssemester an der staatlichen Universität St.Petersburg, Russland

WS 2011/12

von A.M.

Die Universität: Die Staatliche Universität für Wirtschaft und Finanzen in Sankt Petersburg, kurz FinEc, steht mitten im Zentrum von Sankt Petersburg nur wenige Gehminuten entfernt von zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten, Bars, Clubs und Sehenswürdigkeiten wie der Blutskirche oder dem Kasanski Sabor. Sie gilt als eine der besten, je nach Meinung auch als die beste, Universität für Wirtschaft in Russland und hat eine lange Geschichte. Sie war früher die Zentralbank Russlands und beherbergt nun die verschiedensten wirtschaftlichen Fakultäten. Das Hauptgebäude ist von außen ein wahres Schmuckstück und wirkt mit der Löwenbrücke davor wie ein Palast. Allerdings ist auch zu sagen, dass sie von innen nicht ganz das bietet, was man von außen noch erwarten würde. Die Räume sind meist karg, die Fenster kaputt und die technischen Geräte veraltet oder kaputt. Nichtsdestotrotz wissen die Dozenten damit umzugehen und es fällt nur am Anfang auf. Es auch gibt eine Vielzahl an Cafe’s und eine Mensa, zu der ich euch allerdings nicht raten würde. Die Kurse: An der Uni gibt es eine Vielzahl an Kursen, sowohl in englischer als auch in russischer Sprache. Da ich selbst nur englische Kurse belegt habe, kann ich euch zu den russischen Kursen leider nur wenig erzählen. Die russischen Kurse finden jedoch ein bis zwei Mal die Woche statt und starten ab dem

Page 54: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

01.09. und dauern bis Mitte Dezember. Sie geben im Schnitt 2 – 5 CP’s und es findet in der Regel eine Klausur oder in Absprache mit dem Dozenten eine Präsentation statt. Nun zu den englischen Kursen. Hier gibt es eine große Auswahl aller möglichen Bereiche von Marketing Management bis hin zu Financial Analysis. Diese Kurse geben alle 5 CP’s und finden im Block statt. D.h. ein Kurs geht 6 Tage a‘ 4 Stunden und es folgt je nach Kurs eine Präsentation, Klausur oder Hausarbeit. Das Schöne an diesen Kursen ist, dass man sehr viel Zeit im Semester übrig hat, um sich die Stadt anzuschauen oder Ausflüge zu machen. Das weniger Gute ist allerdings, dass die russische Sprache dabei ein wenig zu kurz kommt, da es oft Überschneidungen mit den Sprachkursen gibt. Der Sprachkurs: Zu Beginn des Semesters wird ein mündlicher Test in einer Gruppe gemacht, bei der herausgefunden wird, wie hoch das russische Sprachniveau ist. Danach ergibt sich in welcher Gruppe, bestehend aus maximal 15 Studenten, man für den Rest des Semesters russisch lernt. Der Test sowie der Kurs sind verbindlich und soweit es keine Überschneidungen mit anderen Kursen gibt zu besuchen. Dies sind dann 12 Stunden pro Woche, die man mit Leuten aus aller Welt verbringt um dem Russischen mächtig zu werden. Ein Wechsel des Kurses auf ein anderes Niveau ist jederzeit möglich. Unterbringung. Die Unterbringung erfolgt direkt auf dem Campus, sodass man in nur 2 Minuten bei seinem jeweiligen Kurs erscheinen kann. Das Wohnheim ist komplett international und hat 4 Stöcke. Zu Beginn der Anreise wird man von einigen Damen, den Administratoren, begrüßt und eingewiesen. Man erhält einen Wohnpass und eine weiße Chipkarte, mit der man durch eine elektronisch gesicherte Tür in das Wohnheim gelangt. Es ist nur den Bewohnern dieses Studentenwohnheims gestattet dieses zu betreten, was auch Tag und Nacht streng kontrolliert wird. Gäste können in Begleitung mitgebracht werden, dürfen allerdings nur von 15:00 bis 22:00 Uhr bleiben. Auf jedem Stockwerk gibt es 2 Flurgemeinschaften. Jeder Flur besteht aus 6 Doppelzimmern, einem Einzelzimmer, einem „Wohnzimmer“ auf dem Gang, einer großen Küche, 2 Toiletten und einer Dusche. Es mag jetzt erschreckend klingen, dass sich 13 Leute somit eine Dusche und 2 Toiletten teilen, doch es funktioniert erstaunlich gut und wirkt nur anfangs schwierig. Ein täglicher Putzdienst sorgt nämlich für die nötige Sauberkeit und füllt meistens Toilettenpapier und Handtücher nach. Einmal die Woche hat man auch die Gelegenheit die Bettwäsche waschen zu lassen und neue Handtücher zu bekommen. Ansonsten gibt es auch pro Stockwerk eine Waschmaschine und ein Bügeleisen. Ausstattung: Die Ausstattung der Zimmer und der Küche wirkt am Anfang sehr mager. In den Zimmern hat jeder der zwei Bewohner ein Bett, ein Schreibtisch und einen Stuhl. Der Kühlschrank und der Kleiderschrank werden sich geteilt. In der Küche gibt es allerdings keinen Backofen, sodass man für ein halbes Jahr auf die gute Tiefkühlpizza verzichten muss. Ansonsten sollte es aber eigentlich an nichts Essenziellem fehlen, da es pro Stockwerk auch eine Mikrowelle und einen Toaster gibt. Eigentlich ist es sogar ganz lustig, dass man manchmal durch das halbe Wohnheim rennen muss um einen passenden Topf zu finden, da man dabei oft ins Gespräch mit anderen kommt. Organisation: Sobald man mit dem Flieger in Sankt Petersburg ankommt, wird man von sehr netten Tutorinnen empfangen die einen wundervollen Job machen. Das sind Studenten, meist Studentinnen, die einem das ganze Semester über bei allen Fragen mit Rat und Tat zur Seite stehen und einem wichtige Hilfestellungen und gute Freundschaft bieten. Wenn man dann gemeinsam mit dem Bus zum Wohnheim fährt wird man wie gesagt von den Administratorinnen empfangen und auf das Zimmer gebracht. Danach fängt allerdings eine bürokratische Odyssee an. Für die Registration an der Uni sollte man nämlich sehr viel Zeit mitbringen, da dies einige Stunden in Anspruch nehmen wird. Generell lässt sich sagen, dass man in Russland, wenn es um bürokratische Angelegenheiten geht immer eine Ewigkeit warten muss. Die Stadt: Sankt Petersburg ist definitiv eine der schönsten Städte auf der Welt, mit einer langen Geschichte. Durch die vielen Kanäle, Paläste, Kirchen, Parkanlagen und schönen Flaniermeilen wird die Stadt zu einem wahren Kulturerlebnis. Da der Campus wie bereits erwähnt direkt im Zentrum liegt, ist man quasi ständig von all dem Prunk umgeben und kann vieles zu Fuß erreichen. Mehrere U-Bahnstationen sind im unmittelbaren Radius verteilt, sodass sich auch fernere Ziele bequem und günstig erreichen lassen. Einige Sehenswürdigkeiten möchte ich vorab vorstellen: Blutskirche Die berühmte bunte Kirche in Sankt Petersburg mit den Zwiebeltürmen

Page 55: (Z µvP ] Z h E KEU^ XW µ PUZ µ ov · Nahe der Universität gibt einen Diksi und Perekrjostok, euer Buddy wird sie euch sicher zeig en. Perekrjostok ähnelt einem Edeka und hat

Hermitage Die größte Kunstsammlung der Welt von Picasso, Monet, und Rembrandt über Van Gogh und Matisse Isaaks Kathedrale Eines der größten Kuppelbauten der Welt Peter- und Paulfestung Ehemalige Festung auf einer künstlich angelegten Insel auf der Neva Abendprogramm: Auch für den leichten Spaß hat die Stadt mehr als ausreichend zu bieten. Clubs, Bars und Partymeilen sind in direkter Nähe des Campus. Zu empfehlen sind hierbei Rossi´s Club, Radio Baby, Fidel, Quarengi, aber auch viele andere. Preise: Zimmerpreis: 3000 Rubel (etwa 75 €) pro Monat Eintrittspreise: Meist kostenlos mit russischem Studentenausweis Essen und Trinken: Ähnlich teuer wie bei uns, Fleisch und Bioprodukte allerdings teurer, Wodka aber ab 3 € erhältlich Kleidung: Etwa 30% teurer als bei uns Clubs, Bars: Die Preise eines großen Bieres schwanken zwischen 2€ und 5,50€, Eintritt oft kostenlos Fazit: Dieses Auslandssemester war eine unvergleichliche und unvergessliche Erfahrung, die ich jedem ans Herz legen möchte.