Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins · erst 1310 erstmals erwähnt: Das Geschlecht der...
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18. Jahrgang, 2013/1, März 2013
Inhalt / Sommaire
1 Stefan Lehmann, Turm und Wüstung
von Redde TI
15 Kurzberichte
18 Publikationen
22 Vereinsmitteilungen
24 Veranstaltungen
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Umschlagbild/Couverture:
Capriasca (-Vaglio) TI, Torre di Redde, Ansicht von Südost.
(Foto: Stefan Lehmann)
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Turm und Wüstung von Redde TI
von Stefan Lehmann
alters gehörte Redde, wie andere Güter im Capriasca-
Tal (vom Ceneri-Pass hin zu Lugano), zur Comasker
Strategie einer Nord-Süd-Achse. Der nördlichste Punkt
dieses Machtanspruches bildete die Burg Montebello ob
Bellinzona. Como befand sich damit im direkten Wett-
streit um die Vorherrschaft im südlichen Voralpen-
gebiet mit anderen Potentaten jener Zeit, in primis Mai-
land. Como war ein strategisch wichtiger Verbünde-
ter der deutschen Kaiser. Bei der Siedlung handelte es
sich jedenfalls um einen durchaus nennenswerten Ort,
der 1335 sogar eigene Gewichte und Masseinheiten be-
sessen haben soll.5
Seit Virgilio Gilardoni wird angenommen, dass Redde
wegen eines Pestausbruches im 16. Jh. verlassen wurde;
diese These wurde mehrmals unkommentiert übernom-
men.6 In jüngerer Zeit, weil im hiesigen Fall (noch) nicht
begründbar, wurden auch weitere Ursachen wie Klima-
oder Bodenverschlechterung genannt.7
Werner Meyer bezeichnet 1998 Redde als «Ödung».8
Er versteht darunter im Unterschied zur «Wüstung» das
aufgelassene Wirtschaftsland.9 In dem erwähnten Text
Südlich des Monte Ceneri im Kanton Tessin, in den Wäl-
dern bei der Ortschaft Vaglio (Gemeinde Capriasca), befin-
det sich die einst zwei Dutzend Behausungen umfassende
hoch- bis spätmittelalterliche Wüstung Redde. In deren
Zentrum ragt ein vor kurzem konservierter Wohnturm.
Die bislang kurzen Berichte vermitteln den Eindruck
einer schmalen Informationslage. Bekannt sind ein ver-
einfachter Gesamtplan der Wüstung, Beschreibungen des
Turmes und die sehr übersichtliche Quellenlage.
Ziel dieses Beitrages ist die Vervollständigung des Wis-
sensstandes und die Interpretation des zum Teil seit
Jahrzenten unveröffentlichten Materials. Unter ande-
rem geht es um die topografische Aufnahme von 1991,
die Beobachtungen zu den archäologischen Ausgrabun-
gen und den Konservierungsarbeiten beim und um den
Wohnturm und die steingerechten Zeichnungen des noch
stehenden Mauerwerks vor der Konservierung. Da-
raus ergeben sich neue Ansätze für eine baugeschicht-
liche Analyse des Wohnturms und des näheren Umfeldes
und einer Interpretation der Benutzungsarten im Ver-
laufe der Zeit.1
Der historische Forschungsstand
Als Erster nahm Paul Schäfer die Quellenlage zu Redde
(auch Rede und Retre) detailliert auf.2 Zuletzt fasste
Werner Meyer diesen Wissensstand nochmals zusammen
und ergänzte ihn mit archäologischen Gesichtspunk-
ten.3 Diese letzte Zusammenstellung dient noch heute
als Grundlage für die anschliessend nur summarisch
um rissene Quellenlage. Vereinzelt, mit entsprechendem
Nachweis, wird diese Grundlage ergänzt.
Die älteste Erwähnung der Siedlung Redde stammt aus
dem Jahre 1270. Zu jener Zeit unterstand das Gebiet
dem Bischof von Como. Der Wohnturm wird hingegen
erst 1310 erstmals erwähnt: Das Geschlecht der Rusca
aus Como erhielt den Turm zu Lehen. Das lokale Ge-
schlecht der Canonica von Criviascha (alter Name für
das Gebiet des Capriasca-Tals) besass weitere Besitz-
ansprüche.4 Im politischen Gefüge des Spätmittel-
1 LK 1333 Tesserete, 717.816 / 101.217. Für den vorliegenden Beitrag bedanke ich mich namentlich bei
folgenden Personen, Vertretern von Institutionen und Gremien: Thomas Bitterli (Schweizerischer Burgenverein, Basel), Rudolf Glutz (ehemals Denkmalpflegeinstitut ETH Zürich), Sandro Quat-trini (Präsident Associazione Redde Vive, welche eine Förderung des Areals unterstützen, Tesserete), Pietro Ferrari (Präsident der «Fonda-zione Torre di Redde», gegründet März 1998, Vaglio), Ivo Trümpy (leitender Architekt der Konservierung des Turmes, Riva San Vitale), Rossana Cardani Vergani (Kantonsarchäologin des Kantons Tessin, Bellinzona) und Ely Riva (Fotograf, Vaglio).
2 Paul Schäfer, Das Sottocenere im Mittelalter (Aarau 1931), vgl. die Absätze zu Redde (s. Ortsverzeichnis).
3 Werner Meyer, Die Ödung Redde TI, In: Werner Meyer et al., «Heidenhüttli», Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters 23/24 (Basel 1998) 297–299.
4 Werner Meyer, Redde. In: Historisches Lexikon der Schweiz (2010).
5 Informationstafel bei der Burg, erstellt durch die Tessiner Denkmal-pflege.
6 Virgilio gilardoni, Il Romanico (Bellinzona 1967) 577.7 Meyer Redde (wie Anm. 4).8 Meyer 1998 (wie Anm. 3).9 Meyer Redde (wie Anm. 4).
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von 1998 werden aber vorwiegend Gebäudereste (Sied-
lungswüstung) beschrieben; das Wirtschaftsland, das er
als Ödung bezeichnet, wird gemäss seinen eigenen An-
gaben bis ins 20. Jh. vom nahen Vaglio aus bewirtschaf-
tet. Die bisher bekannten Fakten sprechen also für eine
Siedlungswüstung und nicht primär für eine Flurwüs-
tung (Ödung). Doch lässt sich dies letztlich nur durch
eingehende archäologische Untersuchungen entscheiden.
Der Wohnturm und dessen Umfeld
Der Wohnturm von Redde befindet sich auf etwa 620 m
ü.M. in einer von einem kleinen Bach nach Westen ent-
wässerten Senke, welche auf zwei Seiten von felsigen
Anhöhen und teils dichtem Wald umrandet ist.
Noch etwa 13 Meter hoch, ist sein Grundriss leicht
rechteckig (ca. 6,30 x 7,30 m). Die etwa einen Meter
dicken Mauern aus zumeist einfach gebrochenen Stei-
nen sind lagerhaft gemauert und verjüngen sich stufen-
weise bei zunehmender Höhe. Als Baumaterial diente
vorzugsweise ein lokaler, rötlicher Stein. Der wider-
standsfähigere Granit wurde eher den (Eck-)Quadern,
den Schwellen und den Fenster- und Türsturzen vorbe-
halten.
Architektonisch fallen insbesondere im 2. Obergeschoss
der mehrteilige Torbogen des Hocheingangs im Süden
und der Halbbogen des Fensters im Osten auf (Abb. 1).
Der Hocheingang besitzt an der Innenseite noch zwei
Paar Türkloben einer sich nach innen öffnenden zwei-
flügligen Türe. Diese verschloss der Turmherr mit einem
einfachen Balken, wie Rast und Lager in der Mauer be-
legen. Auf dem gleichen Stockwerk zählen eine Küchen-
nische und der dazugehörige Schüttstein ebenfalls zu den
bemerkenswertesten innenarchitektonischen Merkma-
len. Eine heute fehlende Innenverschalung (Speckstein?)
links und rechts wird durch die hervorgehobene letzte
Steinlage mit Stufe suggeriert (Abb. 3). Mehrere Schar-
tenfenster (acht im 3. Obergeschoss, je eines im 2. und
1: Der Wohnturm von Süden, mit Hocheingang im 2. Geschoss.
2: Der Wohnturm von Westen, mit monolithischem Fenster gewände und Sturz.
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1. Obergeschoss) runden das Bild ab. Auf der Aussen-
seite haftet noch an verschiedenen Stellen ein Rasa-
Pietra-Verputz mit einem breiten horizontalen Fugen-
strich (Abb. 4). An der Innenseite ist über weite Teile
der unteren Südwand ein nun grünlich verfärbter Rasa-
Pietra-Verputz mit deutlichen Kellenspuren erhalten
(Abb. 5). Die Eckquader weisen in der Regel Buckel und
Kantenschlag auf. Stellenweise wurde der Buckel nach-
träglich abgeschlagen. Der Gesamteindruck legt nahe,
dass die Erbauer den Turm in einem Zug errichteten.
Der Wohnturm, nach der Konservierung von 1999 mit
einem angedeuteten Satteldach, besitzt kein Dach, und
die Mauerkronen sind mit Steinplatten abgeschlossen.
Im Innern befinden sich Zementplatten zum Schutz des
darunterliegenden archäologischen Substrats. Verwir-
rend für den Besucher weist der Turm nach der Konser-
vierung nun vier Eingänge auf: zwei im Erdgeschoss und
je einen im 1. und 2. Obergeschoss. Jene zwei im Erd-
geschoss (Ost- und Südwand) und der eine im 1. Ober-
geschoss (Ostwand) sind mit Eisengittern versehen.
Um den Wohnturm (Abb. 6) befinden sich im Umkreis
von 150 Metern mehrere, mehr oder weniger deutlich
erkennbare Mauerzüge und Gruben von Behausungen
unterschiedlicher Zeitstellung sowie bis 400 Meter Ent-
fernung Trockenmauern und Terrassen für die landwirt-
schaftliche Nutzung. Zur Siedlung gehören eine Tränk-
stelle und ein vermutetes Wässerungsbecken früherer
Flachsverarbeitung.10 Etwa 400 Meter östlich des Tur-
mes befindet sich die Kirche San Clemente. Der aktuelle
barocke Bau ist neueren Datums. Er liegt aber vermut-
lich auf einem Vorgängerbau. Nicht näher lokalisiert ist
der Fund von (mittelalterlichen) Plattengräbern sowie
die Lage weiterer Gräber des mittelalterlichen Fried-
hofs.11
Der archäologische Forschungsstand
Werner Meyer legte 1998 erstmals einen Übersichtsplan
zur Situation in Redde vor.12 Der stark vereinfachte Plan
stützte sich auf eine topografische Aufnahme von Gior-
gio Nogara (Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich)
von 1991 (vgl. Abb. 6). Eine chronologische Interpreta-
tion von möglichen Bauphasen/Benutzungsphasen des
Turmes und der Siedlung blieb aus, wobei darauf hin-
3: Detailansicht des Schuttsteins und der Nische.
4: Rasa-Pietra-Verputz mit Fugenstrich an der westlichen Aussenseite.
5: Rasa-Pietra-Verputz an der südlichen Innenseite.
10 Meyer 1998 (wie Anm. 3) Fussnote 490.11 gilardoni 1967 (wie Anm. 6) 578.12 Meyer 1998 (wie Anm. 3) Fig. 360.
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gewiesen wurde, dass die Güter von Redde noch zu Beginn
des 20. Jh. Verwendung fanden.13 Im Zuge einer Be-
gehung barg Meyer zudem noch Lesefunde.14
Zwischen 1998 und 1999 wurde durch die neugegrün-
dete Stiftung «Fondazione Torre di Redde» der Turm
von Redde unter der Leitung von Architekt Ivo Trümpy
und der Aufsicht der kantonalen Behörden konserviert.
Die Arbeiten wurden von der Kantonsarchäologie be-
gleitet.15 Vom 13. bis 15. Mai 1998 wurden durch einen
6: Vaglio TI / Torre di Redde, Topografischer Übersichtsplan 1991.
13 Meyer 1998 (wie Anm. 3) 298.14 Meyer 1998 (wie Anm. 3) Fussnote 492. Die Lesefunde von Werner
Meyer (leider ohne jegliche Angabe zur Fundlage) bestätigen, ohne besondere Überraschung, eine spätmittelalterliche Zeitstellung. Für die Überlassung der Funde bedanke ich mich beim Schweizerischen Burgenverein. Die Funde befinden sich heute im Archiv der Kan- tonsarchäologie Tessin.
15 Für die stets freundliche und unproblematische Einsicht in die Doku-mentation geht mein Dank an die Kantonsarchäologie Tessin. Die folgenden Informationen stützen sich weitgehend auf die vorliegende Dokumentation und die Informationstafel beim Wohnturm.
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7: Vaglio TI / Torre di Redde, Befundzeichnung der belegten Mauerabschnitte und Quoten um den Wohnturm während der drei tätigen Ausgrabungen von 1998.
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einzelnen Bauarbeiter nahe Mauerabschnitte freigelegt.
Diese Arbeiten wurden in und um den Turm angelegt:
Die genauen Grabungsgrenzen sind aber nicht mehr klar
zu fassen und es fehlen auch Profilzeichnungen. Klein-
funde fehlten ebenfalls ausdrücklich.16
Die Resultate beschränkten sich im Wesentlichen auf
folgende Punkte:
– die Fassung eines Mörtelbodens im Inneren des
Turmes;
– der Nachweis eines Schwellenansatzes eines eben-
erdigen Einganges in der Südmauer;
– an der Ostmauer anliegend ein Steinsockel für eine
Steintreppe zum Eingang im 1. Obergeschoss;
– das Anstossen an die Turmmauern einzelner Mau-
ern (eine davon die vermeintliche Umfassungsmauer)
westlich und nördlich des Turmes;
– Mauerzüge von zwei weiteren, nicht an den Turm
anstossenden Gebäuden (Abb. 7).
Auf der Basis der gesammelten Dokumentation ent-
stand um die Jahrtausendwende eine durch die Kantons-
archäologie Tessin zusammengestellte Informationstafel
(Abb. 8). Diese legt eine der Fachwelt ansonsten nicht
greifbare Interpretation der Benutzungsphasen des
Turmes und der umliegenden Strukturen vor. Die vor-
geschlagenen Benutzungsphasen des Turmes erscheinen
auf den ersten Blick als nicht nachvollziehbar. So soll der
Originalbau einen ebenerdigen (!) Eingang gehabt und
der typische Hocheingang als zugemauertes Fenster ge-
dient haben.
Neuer Vorschlag zu den Umbauphasen
des Wohnturms
Im Jahre 1975/1976 entstanden unter der Leitung von
Architekt Giancarlo Durisch aus Riva San Vitale und
seiner 4. Klasse der Sezione edilizia della Scuola tecnica
cantonale superiore in Trevano steingerechte Ansichten
des Turmes.17 Diese acht Pläne halten sowohl die Aussen-
als auch die Innenfassade mit hohem Detailgrad fest.
Detailpläne oder Beschreibungen der Öffnungen wur-
den hingegen nicht erstellt oder sind zumindest nicht
erhalten. Diese Zeichnungen dienen noch heute als
Grundlage für die Arbeit der Kantonsarchäologie
8: Ausschnitt aus der Informationstafel an der Ostseite des Wohnturms.
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(Abb. 9 und 10). Im Verbund mit der ältesten erhalte-
nen Fotografie (1921, Abb. 11) scheint der Zustand
des Turmes, auch vor der Konservierung, seit mehreren
Jahrzehnten weitgehend stabil. Nur im Bereich der
beschädigten Öffnungen ist ein fortschreitender Zerfall
zu vermuten.
Diese steingerechten Ansichten ergeben den besten An-
satz für eine neue Interpretation der Umbauphasen des
Wohnturmes, da damit die Analyse der hölzernen Innen-
architektur und der Abfolge der Eingänge erstmals
möglich wird.
Chronologischer Rahmen
Ähnlich wie bei anderen Burgen mit Buckelquadern
dienen die vorliegenden Eckquader mit Buckeln der
Datierung des Baubeginns des Turmes. Der allgemein
gültige Ansatz um die Mitte des 13. Jh., wie im Falle der
Burg Griglioni in Ascona, gilt bis heute als unbestritten.18
Diese Datierung ist bedeutend älter als die Ersterwäh-
nung des Turmes (1310), deckt sich aber relativ gut mit
der Ersterwähnung des Dorfes (1270). Die geäusserte
Vermutung, dass es sich bei Redde um eine Siedlung des
Landesausbaus handelt, erhärtet sich daher.19 Weitere
Eckwerte fehlen. Somit wird auf eine Datierung der
vorgeschlagenen Phasen verzichtet.
Phase 1a
Die Analyse der notwendigen hölzernen Innenstruktur
im Verbund mit dem vorliegenden Balkenlager offen-
bart ein regelmässiges Muster. Ein jeweils etwa 40 cm
dicker, im Querschnitt annähernd quadratischer Haupt-
balken stützt fünf quergelegte, mit 15 bis 20 cm deutlich
dünnere Querbalken, auf denen dann wie der Haupt-
balken orientiert eine Reihe von Brettern den (gemörtel-
ten) Boden bis zum an der Innenmauer jeweils deutlich
sichtbaren Bodenlager schlossen. Wo solche Balkenlager
in den Zeichnungen fehlen, entstanden genau die spä-
teren Öffnungen. Diese hölzerne Innenarchitektur folgt
zudem auch in der vertikalen Abfolge einem bekann-
ten Muster: Der Hauptbalken des Bodens des 1. Ober-
geschosses liegt auf der W–E-Achse, im 2. Obergeschoss
ist er S–N ausgerichtet; im 3. Obergeschoss liegt er wie-
der W–E (vgl. Abb. 10.1–10.4). Diesem Muster folgend
kann von den vier Eingängen – zwei auf der Südseite
(Erdgeschoss und 2. Obergeschoss) und zwei auf der
Ostseite (Erdgeschoss und 1. Obergeschoss) – eigentlich
nur der südliche Hocheingang als Originaleingang ge-
wertet werden (vgl. Abb. 10.3).
Der Südeingang im Erdgeschoss, welcher sich nicht
durch Balkenlager und Innenarchitektur relativ datieren
lässt, entstand gemäss Grabungsdokumentation nach
der Turmmauer, d.h., er wurde eingeschlagen (vgl. Abb.
10.3) Trotzdem: Da die Höhe der Schwelle dem Niveau
des Mörtelbodens des Erdgeschosses entspricht, darf ein
zeitlicher Zusammenhang vermutet werden. Die Errich-
tung in der 2. Phase (Umbauphase) scheint naheliegend
(vgl. Phase 2). Der Rasa-Pietra-Verputz auf allen Aus-
senseiten legt nahe, dass der Turm, zumindest in einem
ersten Moment, keine Anbauten besass und freistehend
war.
Phase 1b
Auf der Westseite befindet sich ein rechteckiges Gebäude
(Gesamtmasse ca. 15 x 6 m). Dieser Anbau, im Vergleich
zur Turmwandmitte leicht nach Süden versetzt, hinter-
lässt an der westlichen Aussenseite des Turmes eine deut-
liche Spur: Auf der Höhe des 1. Obergeschosses, rechts
der Fensterscharte, befindet sich ein etwa 40 cm breiter
nachträglicher Ausbruch (vgl. Abb. 9.4). Dieser liegt mit-
tig zum neuen Gebäude und nahm wahrscheinlich einen
Firstbalken für das Satteldach des Gebäudes auf.
Auf der Nordseite befinden sich vier ebenfalls nachträg-
lich eingehauene Balkenlager, welche offenbar einem
weiteren Annexbau (aus Holz?) angehörten, der im
Boden nicht mehr näher zu erkennen ist (vgl. Abb. 9.1).
Dieser wurde relativ früh wieder abgebrochen. Dies weil
die nachgewiesene Ringmauer hier durchläuft und der
(Holz-)Bau wohl störte. Die Ringmauer gehört wohl der
Blütezeit der Burg an und wurde wahrscheinlich sogar
16 Vgl. Anm. 14. Auf Grund der Lesefunde bei der Prospektion über-rascht das Fehlen von Kleinfunden bei der Ausgrabung.
17 Die Originalpläne sind bei der Kantonsarchäologie einsehbar.18 udo lieSSeM/Stefan lehMann, Ascona: Castello dei Griglioni –
Beobachtungen zur Baugeschichte – Eine Skizze. In: Mittelalter 16, 2011, H.1.
19 Meyer 1998 (wie Anm. 3) Fussnote 494.
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8 Mittelalter 18, 2013 / 1
9: Steingerechte Ansichten der Aussenfassaden.
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10: Steingerechte Ansichten der Innenfassade.
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10 Mittelalter 18, 2013 / 1
mit einem Graben verstärkt. Dieser wird zumindest für
das Jahr 1310 belegt.20
Phase 2
Mit der Öffnung an der Ostseite (die Abbruchkante ist
deutlich erkennbar) des Eingangs im 1. Obergeschoss,
genau passend auf den Boden der Phase 1, wurden zwei
Querbalken des Bodens des 2. Obergeschosses abgetra-
gen (vgl. Abb. 9.2). Ob dieser Boden schon beschädigt
war oder erst danach unbrauchbar wurde, ist unklar.
Wahrscheinlicher ist Ersteres, denn es entsteht der Ein-
druck einer Neuverwendung des Baues, evtl. im Zusam-
menhang mit einer vorangegangenen Aufgabe. Erstaun-
licherweise wird der abgebrochene Originalboden des
2. Geschosses durch einen neuen Boden ersetzt. So wird
gegenüber des Originaleingangs, rechts der Fenster-
scharte, ein neues Balkenlager für einen Hauptbalken in
11: Historisches Bild mit der Situation der beiden Eingänge um 1921.
13: Situation östlicher Eingang im Erdgeschoss, um 1970.
12: Ausbruch in der Nordmauer für das neue Lager für den Hauptbalken des Geschossbodens der zweiten Phase.
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die Nordwand ausgebrochen (Abb. 12). Das Lager auf
der Südwand bildet der Haupteingang selber, der teil-
weise zugemauert wurde, damit eine passende Höhe
erreicht wurde. Diese Lösung zeugt von einem ausge-
prägten Pragmatismus: Der neue massive Hauptbalken
konnte durch den Hocheingang relativ leicht eingescho-
ben werden. Analog dazu werden auf der Ost- und West-
seite für die notwendigen Querbalken ebenfalls Lager
herausgehauen. Das alte Muster von fünf Querbalken
bleibt erhalten und bestehende Öffnungen werden eben-
falls sehr pragmatisch verwendet, z.B. die Nische ober-
halb des steinernen Schüttbeckens auf der Westseite.
Der südliche Eingang im Erdgeschoss stammt vermutlich
von dieser Phase. Zu diesem Zeitpunkt ist noch damit
zu rechnen, dass das Satteldach vorhanden war und das
innere Gehniveau im Erdgeschoss noch identisch mit
jenem aus dem Originalbau war.
Phase 3 – Notreparatur
Mit der zweiten Öffnung auf der Ostseite, dieses Mal
im Bereich des Erdgeschosses, verliert der Turm nun den
Boden des 1. Obergeschosses (vgl. Abb. 9.2). Das ver-
meintlich östliche Lager des Hauptbalkens liegt genau
in der Mitte der Öffnung. Die Bilder, datierend aus der
20 Eine Beschreibung des Jahres 1310 (Abschrift aus Schäfer 1931 [wie Anm. 2] 105, Fussnote 182) schildert zum Graben: Item de sedimine uno cum tribus domibus et cum canegiis et cum curte et pero uno et cum petia una terre et cum plantibus duabus nuchuum et duabus pomorum supra simultenente jacente in scripto loco de Rede cui coh. a mane turris et domus turris, a meridie pischarius communis inter dictum heredem et dictos fratres […] iusta clodendam et fossatum.
14: Ansicht Gewändesteine östlicher Eingang im Erdgeschoss, um 1970.
15: Innenansicht Türleibung östlicher Eingang im EG, um 1970.
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Zeit um 1970 (Abb. 13 bis 17), stützen den Verdacht,
dass es sich bei dieser Öffnung um eine notdürftige Re-
paratur nach einem Teileinsturz der Ostmauer handelt.
Die Art und Struktur dieses Einganges entspricht neu-
zeitlichen Behausungen in den umliegenden Dörfern.
Zudem erstaunt das komplett versetzte Gehniveau der
angedeuteten Schwelle, welche über einen Meter über
dem Mörtelboden liegt. Im Gegenzug wird deutlich auf
das Schuttniveau Rücksicht genommen.21 Auf der Innen-
seite sieht man deutlich eine gutbearbeitete Kante (vgl.
Abb. 17). Dieses Element könnte darauf hindeuten, dass
hier eine grössere Nische in der Wand vorlag. Im Zu-
sammenhang mit dem Druck des auf der gleichen Seite
stossenden Hauptbalkens und der Schwächung mit dem
Eingang im 1. Erdgeschoss könnte sich hier eine bau-
liche Schwachstelle bemerkbar gemacht haben. Bei fort-
schreitendem Einsturz des Daches (dies scheint nota-
bene in den vorherigen Phasen noch bestanden zu haben)
und der anderen Geschosse hielt diese Wand dem Druck
nicht mehr stand. Anschliessend muss hier wohl eine
rasche Reparatur stattgefunden haben.
Interpretation und Aussehen des Turmes und
der Burganlage nach Phasen
Phase 1
Der alleinstehende Wohnturm der 1. Phase entspricht
den bekannten Mustern. Der zweiflüglige Hocheingang
im 2. Obergeschoss weist ein gedecktes Einstiegspodest
auf. Dies belegen die drei Kragsteine, welche das Dach
einer Wehrlaube über die praktisch gesamte Südseite
tragen, und die mindestens im Eingangsbereich beson-
ders mächtigen Balkenlager unterhalb der Türschwelle.
Auf der gleichen Höhe liegen auch noch drei Gerüst-
löcher, welche zweckdienlich nach dem Bau wohl wei-
terverwendet wurden. Im Inneren des 2. Obergeschosses
befand sich auf Bodenniveau ein Schüttstein mit Nische.
In den Mauern befinden sich zwei Fenster und eine Fens-
terscharte. Damit drang genug Licht in die Wohnräum-
lichkeiten hinein.
Das 1. Obergeschoss, mit einer einzigen Lichtscharte,
musste zwingend durch eine Innentreppe erreicht wer-
den. Die Lage dieser ist unklar. Erstaunlicherweise, und
bedenklicherweise in keiner Dokumentation bislang fest-
gehalten, befindet sich an der Innenseite der Fenster-
scharte noch rosa gemalter Mörtelverputz (Abb. 18 und
19). Ähnliche Reste finden sich auch bei der oberen In-
nenkante über dem Schüttstein (vgl. Abb. 3). Eine In-
16: Innenansicht östlicher Eingang im EG, um 1970.
17: Innenansicht östlicher Eingang im EG, um 1970.
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nenbemalung dieses und des 2. Geschosses scheint daher
wahrscheinlich.
Auch das Erdgeschoss erreichte man durch eine Innen-
treppe. Deren Lage verrät uns vielleicht eine Wandnische
an der Nordseite: eine mögliche Ablage für ein Licht.
Das 3. Obergeschoss, ebenfalls durch eine Innentreppe
zu erreichen, wirkt mit seinen acht Scharten, zwei pro
Seite, besonders wehrhaft. Trotzdem muss auf Grund der
relativ kleinen Höhe der Scharten und der Mauer dicke,
welche einen guten Schusswinkel mit jeglicher Fernwaffe
verunmöglicht, die Wirksamkeit hinterfragt werden.
Ein Satteldach muss angenommen werden, da bei der
Konservierung keine anderslautenden Elemente beob-
achtet wurden.
Phase 2
Nach einer Auflassung wurde der Turm, wohl auch
wegen eines beschädigten Bodens im 2. Obergeschoss
und im Zuge einer Neuverwendung, massiv umgebaut.
Der neue, durch eine steinerne Treppe von aussen her
leicht erreichbare Eingang auf der Ostseite im 1. Ober-
geschoss belegt das Fehlen eines Wehrgedankens. Glei-
ches gilt für den ebenerdigen Eingang im Süden.
Diese Art von Bau entspricht den typischen Tessiner Bau-
ernhaustypen (casa-torre / Turmhaus), wo ein Eingang
im ersten Stock durch Steintreppen erreicht und im un-
teren Bereich ein Stall/Keller vorlag.22 Der Einbau eines
neuen Bodens im zweiten Obergeschoss spricht für eine
Wiederverwendung auch der oberen Etagen.23
Phase 3
Mit der postulierten notdürftigen Reparatur des Turmes
nach einem Teileinsturz könnte der Versuch einer weite-
ren Benutzung belegt werden. Diese konnte aber nicht
mehr im gleichen Rahmen der Phase 2 weitergetrieben
werden, da nun wohl das Dach fehlte. Noch zu Beginn
des 20. Jh. brachten die Hirten ihre Tiere aber hierhin
und verwendeten den Turm als Pferch.24
18: Rosa gefärbter Mörtelverputz in einer Scharte.
19: Rosa gefärbter Mörtelverputz in der Scharte, Detail.
21 In der Dokumentation der Kantonsarchäologie geht man davon aus, dass es sich um den Originaleingang handelt.
22 Werner BlaSer, Bauernhaus der Schweiz (Basel 1983) insbesondere 184.
23 Zu den Turmhäusern im Tessin ein Fallbeispiel: chriStian Saladin/thoMaS Bitterli: Torre di Riazzino – Mittelalterlicher Wehrturm oder bäuerliches Turmhaus? In: Mittelalter 9, 2004, H. 3, 66–73.
24 Freundliche Mitteilung eines Gastes an einem öffentlichen Vortrag, welcher sich noch an die Gewohnheiten seines Grossvaters erinnerte.
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Abschliessende Bemerkungen
Ohne archäologische Ausgrabung bleiben die Aussagen
zu Redde aber beschränkt gültig. Diese zukünftigen
Untersuchungen sollten sich jedoch nicht nur auf die
offensichtlichen Spuren des Turmes und der Wüstung
beschränken. So erstaunt es, dass der Wohnturm in der
Senke entstand. Mauerreste mit Mörtelresten auf der
südlich gelegenen Anhöhe lassen eine Überraschung ver-
muten. Stand hier eine weitaus grössere Anlage?
Auch das Gräberfeld zur Siedlung sollte aktiv gesucht
werden. Die Lage bei der heutigen Kirche S. Clemente
gilt als wahrscheinlich. Ausdehnung und Anzahl der Be-
stattungen im Verlaufe der Zeit könnten vieles über die
Siedlung verraten und möglicherweise auch das Rätsel
des Auflassungszeitpunktes lüften helfen.
In diesem Sinne sollten vermehrt auch die Kirche und die
Wüstung als eine Einheit wahrgenommen und eine ge-
meinsame, schrittweise Erforschung langfristig geplant
werden. Das Potenzial der Siedlungswüstung erscheint
jedenfalls mindestens so hoch wie in Tremona-Castello
in Mendrisio.25
RésuméLa tour d’habitation de Redde, érigée dans le cadre de l’aménagement du territoire entrepris vers le milieu du 13e siècle, a subi par la suite plusieurs modifications. Des dessins précis, ignorés jusqu’ici, et des observations archéologiques réalisées pendant les travaux de restauration, permettent désormais de présenter une nouvelle interprétation du développement du bâtiment. À la fin du Moyen Age, le château a été agrandi par l’ajout d’annexes et d’un mur d’enceinte (avec fossé). Cet-te expansion a été suivie d’une longue période d’abandon. A l’époque moderne, la population locale a transformé la tour en «casa-torre» (bâtiment d’habitation typiquement tessinois ayant la forme d’une tour). L’importance de l’édifice a subsisté au fil du temps et des inconnus se sont régulièrement appliqués à réparer les parties endommagées. Jusqu’au début du 20e siècle, la tour servait encore de bergerie.
Sandrine Wasem, Thoune
RiassuntoLa torre abitativa di Redde, eretta durante i dissodamenti a me-tà del XIII secolo, fu soggetta in epoche successive a numerosi interventi. Con l’ausilio di disegni tecnici finora poco noti e osservazioni archeologiche durante i lavori di restauro si pre-senta una nuova interpretazione dello sviluppo architettonico. Nel tardo Medioevo la superficie del castello si ampliò grazie a edifici annessi e a un muro di cinta (con fossato). A questo ampliamento seguì un prolungato periodo di abbandono. In età moderna essa fu modificata in una tipica casa-torre conta-
dina ticinese. Mantenne la sua importanza anche in seguito e sconosciuti ripararono più volte le parti danneggiate. Ancora all’inizio del XX secolo la torre era adibita a stalla.
Stefan Lehmann, Contone
ResumaziunLa tur d’abitar da Redde erigida durant la colonisaziun interna enturn la mesadad dal 13avel tschientaner vegn transfurmada pliras giadas en las epocas sequentas. Da dissegns tecnics fin ussa pauc resguardads e d’observaziuns archeologicas durant las lavurs da restauraziun sa resulta ina nova interpretaziun dal svilup architectonic. En il temp medieval tardiv s’engrondescha la surfatscha dal cumplex fortifitgà grazia ad edifizis annexs ed in mir da tschinta (cun foss). A questa amplificaziun suonda ina perioda pli lunga da desertificaziun. En il temp modern transfurma la populaziun locala la tur d’abitar en ina tipica chasa-tur tessinaisa. L’edifizi mantegna però sia impurtanza era pli tard e persunas nunenconuschentas repareschan adina da-novamain parts donnegiadas. Anc enfin l’entschatta dal 20avel tschientaner serva la tur sco stalla.
Lia Rumantscha, Cuira
Adresse des Autors:Dr. phil. des. Stefan LehmannOberwilerstrasse 23253 Schnottwil
Abbildungshinweis:1, 2, 4, 5, 8, 18, 19: Stefan Lehmann3, 12: Ely Riva6: Giorgio Nogara (IDB ETHZ) / UBC Bellinzona7: UBC Bellinzona9, 10: Giancarlo Durisch (Riva San Vitale) / UBC Bellinzona11, 13–17: Giovanni Buzzi
25 Meyer (wie Anm. 3) 299. Vgl. alfio Martinelli/Stefan leh-Mann, Tremona-Castello – Vorläufiger Bericht zu den Untersuchun-gen in einem mittelalterlichen Dorf des Südtessins von 1988 bis 2007. In: Mittelalter 12, 2007, H. 4, 121–142.
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Kurzberichte
Kurzberichte
Höfen BE - Jagdburg
Die Gründung der Stiftung «Jagdburg – Burg Stocken» ist erfolgt
Hoch über dem Stockental thront seit Jahrhunderten die Burg Stocken, auch Jagdburg genannt. Sie ist eines der mittelalterlichen Kulturdenkmale des Oberlandes und von grosser Bedeutung für die regionale Geschichte. Die Burg, welche um 1300 entstand, ist seit Langem eine Ruine, kaum mehr sichtbar und hinter der wuchernden Vegetation versteckt. Sie ist in einem erbärmlichen Zustand und akut vom Einsturz bedroht. Dies hat der Archäologische Dienst des Kantons Bern, der von Gesetzes wegen für die Erhaltung und Pflege von Burgruinen zuständig ist, vor einiger Zeit erkannt und Notsicherungen vorgenommen. Darüber hinaus hat er gemeinsam mit der Besitzerin, Frau Dr. med. Hegnervon Stockar, nach Lösungen gesucht. Dank ihrem grosszügigen Entgegenkommen war es nun möglich, Ende 2012 die Stiftung «Jagdburg – Burg Stocken» zu gründen, diese mit einem Grundkapital auszustatten und die Ruine samt zugehöriger Parzelle in den Stiftungsbesitz überzuführen. Der Stiftungsrat ist mit Personen mit Wurzeln oder enger Beziehung zum Stockental besetzt, dazu kommt ein Fachvertreter:
Matthias Schär, Stiftungsratspräsident, HöfenMargrit Aeschlimann, NiederstockenDr. Armand Baeriswyl, Archäologischer Dienst des Kantons Bern, BernHans Jörg Baur, ReutigenStephan Paul Kernen, Reutigen
Die Stiftung verfolgt den Zweck, die Burgruine nachhaltig zu sanieren. Sie soll wieder an das Berner Wanderwegnetz angeschlossen und mit einer Feuerstelle ausgestattet werden – eine grosse Aufgabe! Wir sind jetzt in der Startphase und verfolgen erst einmal zwei Ziele: Zum einen sind wir damit beschäftigt, ein Sanierungskonzept zu erarbeiten, das in Etappen umgesetzt werden kann. Hierbei können wir auf das Knowhow und die Hilfe des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern zählen, der in den letzten Jahren mehrere Burgruinen saniert und grosse Erfahrung in der technischen und organisatorischen Durchführung bzw. Überwachung solcher Arbeiten hat (u.a. Melchnau Grünenberg, Meiringen, Restiturm, Ringgenberg, Zweisimmen, Mannenberg).Zum Zweiten haben wir begonnen, ein Finanzierungskonzept zu erarbeiten, denn eine solche Sanierung kostet viel Geld, auch wenn mit bedeutenden Subventionen vom Bund, vom Kanton und
vom Lotteriefonds gerechnet werden kann. Und es ist eine der zentralen Aufgaben der Stiftung, diese Summe in Form von Geldspenden, zinslosen Darlehen und Sachleistungen aller Art aufzutreiben. Hier ist die Hilfe von möglichst vielen Interessierten ganz wichtig. Deshalb möchte die Stiftung so rasch wie möglich – sobald die beiden Konzepte stehen – an einem öffentlichen Anlass über das Vorhaben informieren. Thema wird dabei auch die geschichtliche Bedeutung der Burg Stocken nach dem heutigen Stand der Forschung sein.Im Namen des Stiftungsrates: Armand Baeriswyl, Bern, 24.02.2013
Adressen:Stiftung «Burg Stocken – Jagdburg»c/o Matthias SchärHüslimaad 27, 3631 Höfen033 222 16 [email protected]
oderc/o Archäologischer Dienst des Kantons Bernz. H. v. Dr. Armand BaeriswylBrünenstrasse 66, Postfach 52333001 Bern031 633 98 [email protected]
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Kurzberichte
Das Schwert – Symbol und Waffe
Tagungsbericht 19.–20.10.2012, Freiburg im Breisgau
Am 19. und 20. Oktober 2012 fand an der AlbertLudwigsUniversität Freiburg die interdisziplinäre Nachwuchs tagung «Das Schwert – Symbol und Waffe» statt. Die Organisation erfolgte durch Lisa Deutscher, Mirjam Kaiser und Marius Miche vom Freiburger Institut für Ur und Frühgeschichte sowie Sixt Wetzler von der Tübinger Abteilung für Skandinavistik. Die Tagung griff eine Position des Wissenschaftsrates auf, der in seinen «Empfehlungen zu den wissenschaftlichen Sammlungen als Forschungsinfrastrukturen» (Januar 2011) formuliert hatte: «Die Anreicherung der sichtbaren Beschaffenheit des Objektes mit Wissen über seine nicht sichtbaren Eigenschaften, die Verbindung inhärenter und externer Attribute, führen zu einem erheblichen Bedeutungszuwachs. Ein Objekt ist durch diese angelagerten Eigenschaften nicht nur ein Faszinosum, sondern es kann die Bedeutung eines Kulturguts erlangen, der Selbstvergewisserung und Identitätsbildung in der Gesellschaft dienen, als materielles Zeugnis fungieren, es vermag Antworten zu geben auf verschiedenste Fragen und es kann zu weitergehenden Fragen anregen.»
Am Schwert als herausragendem Objekt menschlicher Kultur galt es zu demonstrieren, wie die Perspektive des material turn konkret entfaltet und die «Sprache der Objekte» (BMBF) entschlüsselt werden kann. Die Themen der Vorträge reichten von der Bronzezeit bis ins 21. Jahrhundert und stiessen auf grosses Interesse: Neben dem akademischen Nachwuchs kamen bekannte Autoren des Themenfeldes nach Freiburg; auch Schmiede, Waffensammler und historische Fechter waren vertreten. Das Programm war thematisch in vier Panels geordnet, hinzu kam ein öffentlicher Abendvortrag.
I. Vom Erz zur Klinge – Herstellung und Technologie
MICHAEL SIEDLACZEK (Berlin) eröffnete die Tagung und referierte For
schungsergebnisse auf Grundlage von über 430 untersuchten Artefakten und rezenten Nachgüssen. Besonders bemerkenswert war die Veranschaulichung der Widerstandsfähigkeit bronzener Schwertklingen, die auch in der Fachliteratur häufig unterschätzt wird.
JANHEINRICH BUNNEFELD (Göttingen) stellte technische Details der nordischen Vollgriffschwerter und der südlicheren Achtkantschwerter vor und diskutierte mögliche Technologietransfers und Adaptionen zwischen den beiden Fertigungsräumen. Dabei machte er eine tendenziell grössere Homogenität der südlichen Schwerter im Vergleich zu individuelleren Gestaltungen im Norden aus, bei mutmasslicher gegenseitiger Beeinflussung in beide Richtungen.
MAREK VERCIK (Halle) erweiterte den Horizont in Richtung des antiken Mittelmeerraumes. Am Beispiel des Kopis stellte er dar, wie sich eine Klingenform sowohl durch kulturellen Austausch als auch durch militärische Auseinandersetzungen mit aussergriechischen Völkern vom Opfermesser hin zur einer Kriegswaffe entwickelte, die vor allem als Seitbewaffnung der Phalanxen von Bedeutung war.
ULRICH LEHMANN (Münster) zeigte, wie sich durch aktuelle Analysemethoden neue Erkenntnisse über die Fertigungsweise erhaltener Spathaklingen gewinnen lassen. So macht die Computertomografie nicht nur Korrosion und Restaurierungsarbeiten deutlich, die mit bisherigen Röntgenuntersuchungen kaum nachzuvollziehen waren. Sie zwingt auch dazu, die Vorstellung zu überdenken, Spathakerne bestünden zumeist aus drei Bahnen Torsionsdamast. Nach Lehmanns Ergebnissen muss meist von einer Dopplung der Stränge ausgegangen werden, also einer Sechszahl.
GUNNAR GRANSCHE (Bamberg) betrachtete frühmittelalterliche Klingen aus der Perspektive zeitgenössischer Schmiedepraxis. Anhand der von ihm präsentierten Reparaturen, Um und Neubearbeitungen zeigte er mögliche wirtschaftliche Hintergründe («Recycling»), persönliche Ansprüche eines Be
nutzers und ein breites Spektrum handwerklichen Könnens auf.
ROLAND WARZECHA (Hamburg) und INGO PETRI (Kiel) wiesen in Ihrer gemeinsam gehaltenen Präsentation darauf hin, wie entscheidend es ist, mittelalterliche Fechtweisen zu verstehen, um die Formgebung der entsprechenden Waffen nachvollziehen zu können. Konkret führten sie die Verlängerung der Parierstange im Wandel vom früh zum hochmittelalterlichen Schwert auf eine Veränderung der Kampftaktik, speziell des Schildeinsatzes, zurück. Eine These, die sie durch praktisches «Nachfechten», Bildquellen und Sichtung der relevanten Schwertfunde untermauern konnten.
II. Das Schwert als Bildträger – Symbole und Verzierung
DANIEL BERGER (Halle) hinterfragte gängige Vorstellungen zur Durchführbarkeit von Tauschierungen in Bronzeklingen. In vielen Fällen liessen sie sich ihm zufolge einfacher anbringen als von der Forschung angenommen. An modernen Repliken wurde allerdings deutlich, wie gering die Farbwirkung der meisten Tauschierungen gewesen sein dürfte, sofern die Klingen nicht nachbehandelt wurden, was von Berger mit vergorenem Urin vorgenommen worden war. Allerdings lässt sich ein solcher Vorgang für die urgeschichtliche Zeit nicht nachweisen.
MIRJAM KAISER (Freiburg) verfolgte die Verzierungen auf spätbronzezeitlichen Schwertern über typologische und chronologische Aspekte hinaus anhand der Vogelbarken auf urnenfelderzeitlichen Vollgriffschwertern. Sie verdeutlichte die individuelle Gestaltung des ziselierten Motivs als Teil eines Ornamentkanons und sein Zusammenspiel mit der Dreidimensionalität der Waffen. Darüber hinaus diskutierte sie mögliche symbolische Bedeutungen, die sich aber im schriftlosen Kontext nur schwierig belegen liessen.
LISA DEUTSCHER (Freiburg) arbeitete das Bildprogramm der Stempelmar
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Kurzberichte
ken auf latènezeitlichen Schwertern auf, verdeutlichte ihre Ausrichtung auf den Schwertern und beschrieb ihre eigenen, praktischen Versuche zur Anbringung solcher Marken. Zusammenfassend vertrat sie die Ansicht, dass es sich bei den sich im Motiv oft wiederholenden Stempelmarken nicht um Fabrikationszeichen einzelner Werkstätten oder Besitzermarken handelt, sondern wahrscheinlich um apotropäische und siegbringende Signaturen.
INES KLENNER (Hamburg) präsentierte das Kuriosum eines Theaterschwertes aus dem hervorragend erhaltenen Mithräum von Güglingen, also einer Klinge, die von einem halbreifförmigen Bügel unterbrochen wird und bei Befestigung um den Oberkörper den Eindruck einer Durchbohrung erweckt.Gestützt auf weitere Funde und schriftliche Quellen zum Mithraskult konnte sie darstellen, wie solche Theaterschwerter im Kultspiel genutzt wurden, um die symbolische Tötung eines Teilnehmers zu vollziehen.
MARIUS MICHE (Freiburg) überprüfte die bisherige archäologische Typeneinteilung der Goldgriffspathas der Merowingerzeit, insbesondere in eine fränkische und eine alamannische Gruppe. Dies geschah durch eine Merkmalsanalyse der Spathae selbst, in einem zweiten Schritt durch eine Kontextualisierung mit den übrigen Funden aus den jeweiligen Gräbern.
III. Das Schwert als Waffe – Gebrauch und Kampf
PETER EMBERGER (Salzburg) referierte über die Bedeutung des Schwertes als Symbol der Macht, als Kriegswaffe und als Propagandamotiv zur Zeit Cäsars. Obwohl im militärischen Einsatz nur eine von mehreren Waffen, dominierte das Schwert den symbolischen Diskurs über die Gewalt und fungierte gleichzeitig als Zeichen für das Imperium.
MATTHIAS TEICHERT (Göttingen) ließ seinen Beitrag ebenfalls in der römischen Antike beginnen und ging der
Frage nach, inwieweit sich die heterogenen SchwerttanzZeugnisse, die sich im germanischen Raum (und darüber hinaus) finden, als Nachweise einer Kontinuität vorchristlicher germanischer Ritualpraxis deuten lassen. Aus der Zusammenschau schriftlicher und ikonografischer Quellen deduzierte er allerdings eher eine «Konstante der Lust an der Bewegung mit der Waffe» und betonte die Brüche zwischen den einzelnen Phänomenen.
TILMAN WANKE (Bamberg) gab einen kondensierten Überblick über die Typologien des Schwertes in den europäischen Fechtbüchern seit circa 1300. Dabei machte er deutlich, dass sich die vorliegende Formenvielfalt nicht als lineare Evolution hin zu einer «perfekten Waffe» beschreiben lässt, sondern als Feld ständiger Überlappungen und Beeinflussungen begriffen werden muss, das nur unter Einbeziehung der jeweils zugrundeliegenden Fechtweisen richtig gedeutet werden kann.
Eine solche Fechtweise beschrieb HERBERT SCHMIDT (Dornbirn). Der Buckler, der kleine Faustschild, war seit der römischen Antike und bis in die frühe Neuzeit in Europa verbreitet. Bedeutendstes Zeugnis seiner Beliebtheit ist das sogenannte Towerfechtbuch MS I.33 von ca. 1300 n. Chr., das sich ausschliess lich der Fechtweise mit Schwert und Buckler widmet. In der praktischen Darstellung einiger Fechttechniken konnte Schmidt diesen rüstungstechnologischen Kontext des Schwertes verdeutlichen.
Auch MATTHIAS JOHANNES BAUER (HS Niederrhein) rückte die verschriftlichten Fechtanleitungen in den Mittelpunkt. Aus germanistischer Perspektive wies er auf die Schwierigkeiten hin, die sich aus der geschlossenen Fachsprache der Fechtbücher in der Tradition des deutschen Fechtmeisters Johann Liechtenauers ergeben. In ihrer Doppelnatur als Gedächtnisstützen und Geheimtexte zwangen die Liechtenauerschen Merkverse, zusätzlich durch dialektale Umdeutungen erschwert, zu einer Textexegese, die die Fechtkunst in den Bereich einer esoterischen Geheimwissenschaft rückte.
CHRISTIAN JASER (Dresden) verdeutlichte, wo die zuvor genannten Kampfweisen der Fechtbücher ihren ‹Sitz im Leben› haben konnten: in der Selbstdarstellung eines städtischen Bürgertums, das sich vor allem durch seine Zuwendung zur Waffe, seine Beherrschung derselben und seine Bereitschaft zu ihrem Einsatz auszeichnete. Örtlich und zeitlich kulminiert diese Faszination für das Schwert in den städtischen Fechtschulen. Fechten wurde hier zum gesellschaftlichen Identifikations und Distinktionsmerkmal, indem es dominante Konzepte von Status, angemessenem sozialen Handeln und körperlicher Virilität öffentlichinszenierte.
IV. Das Schwert im kulturellen Diskurs: Bedeutung und Rezeption [1]
FABIAN WITTENBORN (Heidelberg) ging der Frage nach, inwieweit sich Geschlecht und sozialer Stand aus Schwertern als Grabbeigaben der Bronzezeit herauslesen lassen. Eine ausschliesslich geschlechtsspezifische Verteilung von Waffenbeigaben lässt sich ihm zufolge kaum feststellen. Ebenso konnte er für die Urnenfelder und Hallstattzeit zeigen, dass die höchste soziale Schicht mit den reichsten Grabbeigaben gerade nicht mit Waffen bestattet wurde, im Gegensatz zu der an Reichtum der Ausstattung folgenden Gruppe. Die Vorstellung eines ‹Schwertadels› muss anscheinend hinter das differenziertere Bild einer administrativen Elite mit untergebener Kriegerkaste zurücktreten.
GÜNTER KRÜGER (Mannheim) diskutierte die Bedeutung des Schwertträgeramtes im deutschen Kaiserreich. Zu öffentlichen Anlässen wurde das Schwert des Herrschers als Zeichen seiner rechtmässigen Gewalt von einem hochrangigen Untergebenen präsentiert; ein Amt, dessen Wahrnehmung sich, so Krüger, im Laufe des Mittelalters wandelte. Während er das Vorantragen des Schwertes im frühen 11. Jahrhundert als Geste der Unterwerfung deutete, wies er umgekehrt auf die Mühe Kaiser Barbarossas hin, die Auseinandersetzung seiner Fürsten um die Ehre des Schwertträgeramtes zu schlichten.
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Kurzberichte / Publikationen
Publikationen
Markus Bamert, Markus RiekHerrenhäuser in Schwyz
Schweizer Kulturschätze im Fokus – erste ausführliche Publikation über die Schwyzer Herrenhäuser.Benteli Verlag Sulgen 2012 – 272 Seiten Seiten, 347 farbige Abbildungen, 25 x 30 cm, Leinenband mit Schutzumschlag.ISBN 978-3-7165-1717-8
Die Geschichte des Schwyzer Herrenhauses lässt sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Die Hofstätten sind Ausdruck einer herrschaftlichländlichen Wohn und Lebensform des Landpatriziats, das sich seitdem gebildet und entwickelt hat. Die Herrenhäuser von
Schwyz stellen aber auch ein bedeutendes Stück Kultur des Kantons Schwyz und der ganzen Zentralschweiz dar. Neben den steinernen, städtisch anmutenden Wohntürmen entstanden zwischen 1170 und 1340 Blockbauten, die von hoher Zimmermannskunst zeugen. Aus diesen beiden Grundformen entwickelten sich ab dem 16. Jahrhundert repräsentative herrschaftliche Anwesen. Die Architektur und die Inneneinrichtungen sind vielfach von hoher Qualität und grosser Eigenständigkeit. Bisher fehlte eine repräsentative Zusammenfassung über diese herrschaftlichen Hofstätten. Die Publikation schliesst diese Lücke und stellt zahlreiche neu gewonnene Einsichten in Texten von insgesamt 17 Autoren umfassend dar.
Inhalt:Walter Stählin: Geleitwort. Markus Ba-mert: Vorwort und Dank. Erwin Ho-rat: Kontinuität und Wandel – Die Herrenhäuser und ihre Bewohner. Markus Bamert: Ein Ring rund um den Flecken Schwyz – Die Herrenhäuser in der Siedlungsstruktur. Heinz Horat: Selbstversorger und Reisläufer – Die Herrenhäuser in ihren landwirtschaftlichen Liegenschaften. Oliver Landolt: Christoph Schorno (1505–1592) un das SchornoHaus im Oberen Feldli. Georges Descœudres: Die Anfänge – Die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Herrenhäuser. Kaspar Michel: Diedrich In der Halden (1512–1583) und das Haus Bethlehem. Mar-kus Bamert: Macht und Repräsen tation – Die Hofstätten des frühen 17. Jahr
DANIEL LIZIUS (Vechta) beschrieb die Entwicklungslinien von Schwertleite und Ritterschlag. Er verstand diese Formen ritualisierter Ritterpromotion nicht als Erben vorchristlichgermanischer Mannbarkeitsriten, sondern als höfische Analogiebildungen zu kirchlichen Ritualen, in denen das Schwert (der Vorstellung nach) nicht als handelnder Akteur, sondern als wirkmächtiges Medium von Bedeutung war. Daran änderte auch die Verdrängung der Schwertleite durch den später aufkommenden Ritterschlag nichts. Anhand der Darstellung der unterschiedlichen Funktionen der Rituale, ihrer Terminologien und der klassischen Textstellen zeichnete Lizius ein differenziertes Bild des Themas.
In den letzten Jahren erfreut sich die Historische Europäische Kampfkunst (Historical European Martial Arts, kurz: HEMA) wachsender Beliebtheit, eine wissenschaftliche Aufarbeitung blieb bisher aus.
SEBASTIAN KELLER (Regensburg) stellte sein Projekt vor, in dem er einerseits Lehrbücher der Szene untersucht, andererseits durch teilnehmende Beobachtung und eine Fragebogenstudie unter HEMATrainern ein Bild davon ge
winnen möchte, welche Motivationen und Faszinationen Menschen auch heute noch dazu bringt, sich praktisch mit dem europäischen Schwert zu beschäftigen.
Der öffentliche Abendvortrag wurde vom schwedischen Schwertschmied PETER JOHNSSON (Uppsala) gehalten, der weltweit als eine der wichtigsten Autoritäten in Fragen der Gestaltung und des Nachbaus hoch und spätmittelalterlicher Schwerter gilt. Nach einem Einblick in den Schmiedevorgang und die Physik des Schwertes präsentierte der Schwede seine These, die Proportionierung europäischer Schwerter liesse sich ab dem Hochmittelalter auf die gleichen geometrischen Grundlagen zurückführen, die zum Beispiel auch in der Architektur Anwendung fanden. Unterfüttert durch Textstellen mittelalterlicher Autoren über die Bedeutung der Geometrie, führte er seine Gedanken an den Massen von Originalstücken aus. Auf die Gefahr einer Überinterpretation wies er selbst ausdrücklich hin, konnte in der Diskussion aber auch auf kritische Fragen überzeugende Argumente für seine These liefern.
Die Abschlussdiskussion brachte zum Ausdruck, wie wertvoll die Betrachtung
des gemeinsamen Themas über die Fachgrenzen hinweg für alle Beteiligten gewesen war. Das Schwert ist in so vielfältiger Hinsicht Bedeutungsträger, dass eine monodisziplinäre Perspektive immer unzulänglich bleiben muss. Erst aus der Zusammenschau der unterschiedlichen akademischen Zugriffe, aber auch handwerklicher, künstle rischer und fechtpraktischer Ansätze kann ein fundiertes Verständnis dieses zentralen Objektes der europäischen Kultur erwachsen. Folglich wurde von den Diskutierenden dazu angeregt, die semantische Polyvalenz des Schwertes in der wissenschaftlichen Arbeit auch innerhalb der Grenzen einer einzelnen Disziplin stets mit zu berücksichtigen. Die Teilnehmenden äusserten in der Abschlussdiskussion die Hoffnung, die Tagung möge Auftakt für weitere Zusammenarbeit gewesen sein und regten eine Fortsetzung an.
Sixt Wetzler, Tübingen; Lisa Deutscher/Mirjam Kaiser, Institut für Ur und Frühgeschichte, AlbertLudwigsUniversität Freiburg
Quelle: http://hsozkult.geschichte. huberlin.de/tagungsberichte/id=4640
Mittelalter 18, 2013 / 1 19
Publikationen
hunderts. Kaspar Michel: Jost Schilter (1547–1627) und die Sagenmatt. Markus Bamert: Nach dem Tode sind alle gleich … Grabmäler des Schwyzer Patriziats. Thomas Brunner: Höfische Eleganz – Die Herrenhäuser des 18. Jahrhunderts. Valentin Kessler: Heinrich Fridolin Reding (1624–1698) und das Ital RedingHaus. Michael Toma-schett: Alpthaler Gläser in der Waldegg. Markus Bamert: Zugeständnisse an die Bequemlichkeit – Bauliche Massnahmen im 19. Jahrhundert. Oliver Landolt: Johann Dominik Betschart (1645–1736) und das Immenfeld. Valentin Kessler: Siedlungsentwicklung und Heimatstil – Schwyz zwischen 1850 und 1930. Va-lentin Kessler: Georg Franz Ab Yberg (1673–1753) und das Haus Ab Yberg im Mittleren Feldli. Markus Bamert: Der Garten als Burghof – Die HerrenhausGärten. Oliver Landolt: Jost Rudolf von Nideröst (1686–1770) und der Maihof. Markus Bamert: Die FeldliHäuser. Ein Gemälde von Jost Rudolf von Nideröst aus dem Jahr 1759. Matthias Oberli: Vom Herrgottswinkel zur Hauskapelle – Sakrale Installationen und Räume. Va-lentin Kessler: Johann Carl Hedlingen (1691–1771) und das Steinstöckli. Mar-kus Bamert: Bewusste Stilverspätung – Steinmetzarbeiten zwischen Spätgotik und Barock. Erwin Horat: Felix Ludwig von Weber (1717–1773) und der Friedberg. Markus Bamert: Zweck oder Prestige? – die Treppenhäuser und Gänge. Ralf Jacober: Joseph Thomas Fassbind (1755–1824) und das Haus Meinrad Inglin. Gabi Meier: Keller, Küche und Klosett – Ihre Entwicklung vom 13. bis ins 18. Jahrhundert. Kaspar Michel: Alois von Reding (1765–1818) und das RedingHaus an der Schmiedgasse. Markus Bamert: Degen, Gurt und Spazierstock Theodor Redings. Heinz Horat: Versuch der Nobilitierung – Garten und Festsäle. Ralf Jacober: Franz Xaver von Weber (1766–1843) und die Kappelmatt. Markus Bamert: Von der Täfermalerei zur Ledertapete. Walter Abegglen: Umgesetzte Italianità – Täferzimmer. Ralf Jaco-ber: Heinrich Wyss (1786–1869) und der Brüelhof. Matthias Oberli: Formen der Illusion – Die malerische Ausstattung. Erwin Horat: Theodor Ab Yberg (1795–1869) und das Haus Ab Yberg im Grund. Georg Carlen: Fremde Herrscher hoch
zu Ross. Die Reiterporträts des Johannes Brandenberg. Michael Tomaschett: Zwischen Zierde und Repräsentation – Stuckaturen in Herrenhäusern und Hauskapellen. Ralf Jacober: Hans Beat Wieland (1867–1945) und der Acherhof. Michael Tomaschett: Zeichen des Wohlstandes – Kachelöfen und Cheminées. Erwin Ho-rat: Georg von Reding (1874–1958) und die Waldegg. Daniel Annen: «Alles und jedes hatte seinen Wert» – Schwyzer Herrenhäuser in der Literatur. Hanspeter Lanz: Das Rasierzeug von General Josef Nazar Reding. Erwin Horat: Aushängeschilder von Schwyz – Herrenhäuser und ihre bildliche Popularisierung. Mar-kus Bamert/Michael Tomaschett: Katalog und Situationsplan der Herrenhäuser und frei stehenden Hauskapellen.
Franco CardiniDas Mittelalter
Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2012 – 288 Seiten mit 495 farbigen Abb., 21,5 x 27 cm, gebunden mit Schutz-umschlag. ISBN 978-3-8062-2690-4
In einem grossartigen Panorama zeichnet Franco Cardini, einer der bedeutendsten europäischen MittelalterHistoriker, die ganze Vielfalt der mittelalterlichen Welt nach. In 25 Kapiteln beschreibt er die Entwicklung von der Völkerwanderung bis zum Humanismus und schildert die Lebenswelten der Bauern und Bettler, der Ritter und Herrscher, der Kaufleute und Kleriker. Cardini führt den Leser in die Städte, Kirchen und Universitäten, an herrschaftliche Höfe und auf Ritterburgen. Dabei beleuchtet er Kunst, Kultur und Architektur, das Aufblühen der Wissenschaften, wie z.B. der Alchemie, und die Entdeckung des Fremden in Skandinavien, Asien sowie im Mittelmeerraum. Reich bebildert, kann die Farbigkeit des Mittelalters nicht schöner präsentiert werden.
Andreas KülzerByzanz
Reihe Theiss WissenKompakt, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2012 – 180 Seiten mit rund 80 Abb. und 1 Karte, 16 x 22 cm, Klappenbroschur. ISBN 978-3-8062-2417-7
Byzanz: Das andere Mittelalter Während das Weströmische Reich im 5. Jh. n. Chr. von wandernden Völkern überrannt wurde, stand das oströmische Imperium noch am Anfang seiner Blüte: Unter Kaiser Justinian stieg das Byzantinische Reich zu einer wahren Weltmacht auf. Zu seinen Glanzzeiten beherrschte es sogar weite Teile des Mittel und Schwarzmeerraums. Doch Byzanz musste sich in seiner mehr als 1000jährigen Geschichte auch einiger mächtiger Gegner erwehren, bis es 1453 – schon längst reduziert auf das Stadtgebiet Konstantinopels – letztlich von den Osmanen eingenommen wurde. Der ByzanzExperte Andreas Külzer beleuchtet kompetent und unterhaltsam die wechselvolle Geschichte des Reichs. Sein Blick auf Gesellschaft und Alltag, Verwaltung und Kirche, Kunst und Architektur hilft dem Leser, das Klischee eines dekadenten Reichs zu hinterfragen und ein faszinierendes Phänomen der Geschichte näher kennenzulernen.
Inhalt: 1) Byzanz, die unbekannte Schönheit:Das Byzantinische Reich: Grundlegendes zur Terminologie / Zur Periodisierung der byzantinischen Geschichte / Geografische Grundlagen
2) Das andere Mittelalter: 1100 Jahre byzantinische GeschichteDas frühe Byzanz: Von Konstantin dem Grossen zu Herakleios (4.–7. Jahrhundert) / Die mittelbyzantinische Zeit: Dunkle Jahrhunderte und Grossmachtpolitik (7. bis frühes 13. Jahrhundert) / Lateinerherrschaft und Palaiologenzeit: Das lange Sterben (13.–15. Jahrhundert)
3) Ein Panorama des byzantinischen Reiches:Das byzantinische Kaisertum: von Kaisern und Kaiserinnen, Usurpatoren und dem Wert der Reichshauptstadt Konstantinopel / Die byzantinische Kaiserin / Vom Beamtentum, der Reichsverwaltung und der Heeresorganisation / Zum Niedergang der byzantinischen Flotte / Die byzantinische Gesellschaft: von Reich und Arm, Stadt und Land, von Römern, Ausländern und Aussenseitern / Städte in Byzanz / Kirche und Mönchtum / Reisen
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Publikationen
in Byzanz / Von Handel und Handwerk / Alltagskultur / Der Hippodrom und seine Vergnügungen / Kunst und Architektur / Mosaiken / Sprache und Literatur / Das byzantinische Weltbild: Kugel oder Kasten? / Das Byzanzbild der Moderne: mehr als Eunuchen, Weihrauch und Ikonen? / Byzantinisches Weltbild und antike Autoren. Mit Bibliografie und Register.
Erik Beck / Eva-Maria Butz / Martin Strotz / Alfons Zettler / Thomas Zotz (Hg.) Burgen im Breisgau
Aspekte von Burg und Herrschaft im überregionalen Vergleich Archäologie und Geschichte. Mit Bei-trägen von Erik Beck, Boris Bigott, Eva-Maria Butz, Lukas Clemens, Luisa Galioto, Holger Grönwald, Bert-ram Jenisch, Thilo Jordan, Stefan King, Jacky Koch, Heinz Krieg, Jürgen Krüger, Wendy Landewé, Cord Meck- seper, Bernhard Metz, Hans Ulrich Nuber, Matthias Reinauer, Volker Rödel, Sigrid Schmitt, Heiko Steuer, Matthew Strickland, Martin Strotz, Olaf Wagener, Tobie Walther, Werner Wild, Alfons Zettler, Thomas Zotz. Freiburger Forschungen zum ersten Jahrtausend in Südwestdeutschland, Band 18. Jan Thorbecke Verlag Ost-fildern 2012 – 448 Seiten mit etwa 250 Abbildungen, Format 19 x 27,5 cm, Leinenband mit Schutzumschlag O 69.– (D) / O 71.– (A) / sFr. 89.–ISBN 978-3-7995-7368-9
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus mehreren Nationen und Disziplinen fanden sich vom 10. bis 13. März 2009 im ehemaligen Cluniazenserpriorat St. Ulrich bei Bollschweil ein, um über Aspekte der mittelalterlichen Adelsburg zu diskutieren. Eingeladen hatte die Projektgruppe «Die Burgen im mittelalterlichen Breisgau» an der Universität Freiburg i.Br. und an der TU Dortmund, welche das Ziel verfolgt, die oberrheinischen Burgen zu erfassen, zu beschreiben und in ihren landesgeschichtlichen Kontext zu stellen. Dabei wurden erstmals die Ergebnisse der langjährigen Forschungen in fünf thematischen Blöcken zusammengefasst und überregional verglichen.
NIKE / BAK / ICOMOS (Hrsg.)Netzwerk KulturlandschaftAuch eine Aufgabe für Archäologie und Denkmalpflege
Schriftenreihe zur Kulturgüter-Erhal-tung (SKE) 1, Schwabe Verlag Basel, 2012 – 132 Seiten, 90 Abbildungen.Broschiert. Ca. sFr. 42.– / O (D) 35.50 / O (A) 36.50. ISBN 978-3-7965-2874-3
Die Wirtschafts und Lebensformen früherer Gesellschaften, ihre kulturellen Leistungen, haben sich sichtbar ins Territorium eingeschrieben, das dadurch zum Bedeutungsträger wird. Diese «Gebrauchsspuren der Erdoberfläche» können nicht der Wirtschafts und Tou rismusförderung oder dem Natur und Landschaftsschutz allein überlassen werden. Als materielle Geschichtszeugnisse stehen historische Kulturlandschaften in engem Zusammenhang mit den Baudenkmalen und müssen wie diese dokumentiert und so weit als möglich erhalten werden. Jedoch: Für Kulturlandschaft als Ganzes scheint niemand zuständig zu sein – das begünstigt ihr lautloses Verschwinden. Nur in der Vernetzung von Geografie, Geschichte, Landschaftsarchitektur, Ökologie, Archäologie und nicht zuletzt der Denkmalpflege kann man ihrer Komplexität gerecht werden und ihr Entwicklungspotenzial bestimmen.
Die Publikation vereinigt 13 Beiträge einer an der Universität Freiburg i. Üe. abgehaltenen Tagung, die das Thema in seiner ganzen Breite ausloten, von den Definitionen von Kulturlandschaft über deren Erfassung, Bewertung und Nutzung bis hin zu praktischen Beispielen ihrer Inwertsetzung. Ziel ist es, den Dialog zwischen den verschiedenen involvierten Fachrichtungen in Gang zu setzen und die Bedeutung historischer Kulturlandschaften im Bewusstsein von Fachleuten und Laien zu verankern.Die Publikation bildet den Auftakt einer neuen «Schriftenreihe zur KulturgüterErhaltung», die den interdisziplinären Dialog im Bereich der Erhaltung des kulturellen Erbes verstärken und ausweiten soll.
Die 2010 gegründete formation continue NIKE / BAK / ICOMOS ging aus ei
ner Arbeitsgruppe hervor, die sich schon seit fast 20 Jahren in der interdisziplinären Weiterbildung im Bereich der Kulturguterhaltung engagiert hatte. Ihr Grundsatz war und ist, regelmässige Fachtagungen zu organisieren und damit den Dialog unter allen an der KulturgüterErhaltung Beteiligten auch über die jeweiligen Fachgrenzen hinaus zu fördern. In ihrer heutigen Form wird die Gruppe gebildet von der Nationalen Informationsstelle für KulturgüterErhaltung NIKE, der Sektion Heimatschutz und Denkmalpflege des Bundesamtes für Kultur BAK und der Schweizer Landesgruppe des International Council on Monuments and Sites ICOMOS (Internationaler Rat für Denkmalpflege).
Zwischen Kreuz und Zinne Festschrift für Barbara Schock-Werner zum 65. Geburtstag
Hrsg. von der Deutschen Burgenvereini-gung e.V. Reihe A: Forschungen Band 15, Braubach 2012 – 208 S., 228 Abb. ISBN 978-3-927558-35-9
Zum 65. Geburtstag von Frau Professor Barbara SchockWerner widmet die Deutsche Burgenvereinigung e.V. ihrer Vizepräsidentin und langjährigen Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirats eine Festschrift mit 20 Beiträgen von Kollegen und Kolleginnen aus dem Wissenschaftlichen Beirat.
Inhaltsverzeichnis:Alexander Fürst zu Sayn-Wittgen-stein-Sayn: Grusswort. Joachim Zeune: Grusswort. Walther-Gerd Fleck: Reminiszenz 1: WaltherGerd Fleck erinnert. Cord Meckseper: Reminiszenz 2: Die Ludwigsburger Garnisonskirche und erstes fachliches Auffallen der Jubilarin. Dieter Barz: Im Schatten vom Trifels: Burgenbau im Umkreis der «Reichsfeste». Horst Wolfgang Böhme: Der Kruseler des 14./15. Jahrhunderts. Zum Wandel eines modischen Kopfputzes nach spätmittelalterlichen Bildnisgrabmälern. Peter Ettel: «Ungarnburgen – Ungarnrefugien – Ungarnwälle». Zum Stand der Forschung. István Feld: Die Schauplätze grossadligen Lebens in Ungarn in der Zeit von König Matthias Corvinus (1458 bis 1490). Jens Friedhoff:
Mittelalter 18, 2013 / 1 21
Publikationen
Bau und Nutzungsgeschichte des Schlosses Philippsburg zu Braubach im Spiegel der Schrift und Bildquellen. Rein-hard Friedrich: Von Motten auf der Höhe und Gipfelburgen im Tal. Auswertungsbeispiele der Burgendatenbank EBIDAT. Hans-Wilhelm Heine: Der Burgwall am Burgberg bei Dassel (Ldkr. Northeim) – Stammsitz der Grafen von Dassel. Hart-mut Hofrichter: Im Zeichen des Kreuzes: Anmerkungen zu Gradualismus und Superposition in armenischer Sakralarchitektur. Udo Liessem: Prato – Castello dell’Imperatore. Neue Überlegun gen und Beobachtungen. Michael Losse: Die katholische Pfarrkirche St. Peter zu Sinzig im Kontext der Rezeption der Aachener Pfalzkapelle im 13. Jahrhundert – eine These. Daniel Mascher: Renitente Gräfinnen: Zur verfassungsmässigen Auseinandersetzung um die Burg Arco im Jahre 1634. Werner Meyer: Gründungszeit und Ersterwähnung. Bemerkungen zur Entstehung der Adelsburg. Ieva Ose: Ludsen – im 14. Jahrhundert gebaute Grenzburg des Deutschen Ordens in Livland. Stefan Uhl: Später Burgenbau – Hochmittelalterliche Bauformen und Bauelemente im spätmittelalterlichen Burgenbau, dargestellt an Beispielen der Schwäbischen Alb. Joachim Zeune: Burgruine Hopfen am See, Ostallgäu: vom geschichtsarmen Burgstall zur ältesten Steinburg im Allgäu. Die-ter Wunderlich: Barbara SchockWerner. Schriftenverzeichnis.
Thomas Bitterli / Michael LosseBurgen und Schlösser am Hochrhein
Regionalia Verlag Rheinbach / Erleb-nisraum Hochrhein, Lörrach, 2012 – 96 Seiten, 11,6 x 15,9 cm, kartoniert (TB). ISBN 978-3-9397-2276-2 Entdecken Sie die kulturelle Landschaft des Hochrheins von Stein am Rhein bis Basel. Mehr als 50 Orte, Burgen und Schlösser in einem optimalen Überblick. Hintergrundinformationen zur Geschichte und Typologie der bedeutendsten historischen Stätten. Detaillierte Informationen zur Anfahrt und zu Erlebnisangeboten wie Führungen und Aktivitäten. Praktisches Taschenformat für unterwegs.
Charles BowlusDie Schlacht auf dem Lechfeld
Mit einem Vorwort von Stefan Wein-furter. Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2012 – 280 Seiten, mit Grafiken und Karten, Format 13 x 21 cm, Hardcover.O 26.99 [D] / O 27.80 [A] / sFr. 36.90ISBN 978-3-7995-0765-3
Die Schlacht auf dem Lechfeld im August 955 ist in Deutschland eine Legende: Otto der Grosse besiegte die ungarischen Reiterhorden vernichtend und beendete ihre Beutezüge in deutsches Gebiet. Otto erreichte so eine entscheidende Konsolidierung seiner Herrschaft, für die Deutschen wurde vom «Beginn der deutschen Nation» gesprochen.Doch die ungarischen Reiterkrieger hätten sich selbst nach einer solchen Niederlage neu ordnen und ihre Raubzüge wieder aufnehmen können; warum dies nicht geschah, ist bisher ungeklärt. Dieses Buch gibt die erste befriedigende Erklärung, warum Ottos Sieg so entscheidend war. In einer genauen Analyse der zeit genössischen, oft widersprüchlichen Quellen rekonstruiert der Autor die Schlacht in ihren einzelnen Phasen. Dabei geht er auch auf den historischen Hintergrund, die administrativen und militärischen Reformen im deutschfränkischen Reich sowie die Stärken und Schwächen der nomadischen Kriegsführung ein. Wegweisend ist seine Einführung in die Umweltfaktoren, die nicht nur das Nomadenleben in Europa begrenzten, sondern auch lokal den Ausgang der Schlacht beeinflussten.
Corinne Charles / Claude Veuillet Coffres et coffrets du Moyen Age
Dans les collections du Musée d’histoire du Valais, Valère, Série Art & His- toire 3, 2 volumes, sous la direction de Marie Claude Morand. 184 et 244 pages, 93 et 156 illustrations, format 22°–24 cm, broché. Fr. 59.–.ISBN 978-3-03919-251-9
Menée conjointement par Corinne Charles et Claude Veuillet, cette étude s’intéresse à une collection de mobilier médiéval d’une grande diversité typologique, allant du coffre liturgique à la
table domestique, en passant par de magnifiques coffrets peints. Les pièces les plus prestigieuses sont sans aucun doute les coffres sculptés de l’église de Valère, un des rares ensembles du XIIIe siècle conservés en Europe et qui se trouve encore sur le lieu pour lequel il fut réalisé.De façon inédite, études et interventions matérielles ont été organisées en parallèle à la recherche historique avec appui réciproque pour nourrir l’une et l’autre phase. Un éclairage à deux voix qui démontre la nécessaire et fructueuse complémentarité de recherches et d’analyses distinctes pour donner sens aux objets et les éclairer!
Vol. 1: Etude historique et stylistique. Nourri par des recherches effectuées à travers toute l’Europe, l’ouvrage, richement illustré, expose le contexte culturel de fabrication de ces meubles, notamment à travers l’étude de leur usage et de leurs décors. L’aspect technique et matériel n’est pas en reste: l’examen de la chaîne opératoire de l’arbre au coffre et la reconstitution de l’outillage à disposition des artisans d’alors constitue un autre point fort cet ouvrage.
Vol. 2: Catalogue raisonné. Augmenté d’une abondante documentation photographique, le catalogue raisonné comprend, pour chacune des pièces de cet important corpus mobilier, une notice détaillant les éléments techniques et de conservationrestauration ainsi que les aspects historiques et stylistiques. Certaines pièces sont publiées pour la première fois.
22 Mittelalter 18, 2013 / 1
Vereinsmitteilungen
Vereinsmitteilungen
Auf den Spuren von Kaiser Maximilian
7. bis 11. August 2013Eine Reise des Schweizerischen Burgenvereins und der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich
Mit Kaiser Maximilian stiegen die Habsburger endgültig zu einer führenden europäischen Dynastie auf und schufen sich ein Weltreich, in dem die Sonne buchstäblich nie unterging. Maximilian zählt zu den schillerndsten Figuren des ausgehenden Mittelalters: Er war «letzter Ritter» und «erster Artillerist», Machtpolitiker und Förderer der schönen Künste. Kriege wie Kunstwerke be ruhen nicht zuletzt auf der wirtschaftlichen Kraft Tirols, um 1500 das Rückgrat der Macht Maximilians. Innsbruck war die Residenz mit Zeughaus und Plattnerei, wo Harnische gefertigt wurden. In der Umgebung vergnügte sich Maximilian auf Bergjagden, während die Saline und die Münzprägestelle in Hall sowie das Silberbergwerk in Schwaz dem Kaiser die nötigen Ressourcen lieferten. Im Übergang von der Gotik zur Renaissance setzte Maximilian alles daran, der Nachwelt ein eindrückliches – und geschöntes – Bild seiner Leistungen zu hinterlassen. Höhepunkt dieser Bemühungen stellt das berühmte Grabmal dar, das heute in der Hofkirche Innsbruck zu bestaunen ist, ursprünglich aber vielleicht auf dem Falkenstein oberhalb des Wolfgangsees geplant war. Die Reise führt von diesem Felsen bei Salzburg ins Tirol und stellt den Kaiser und seine habsburgischen Ländereien näher vor.
Programm1. Tag Mittwoch, 7. AugustBahnfahrt Zürich–Salzburg (ZH ab 8.40 Uhr, Salzburg an 13.58 Uhr); Hotelbezug. Spaziergang in die Altstadt und Führung durch die bischöfliche Festung Hohensalzburg; Abendessen im Hotel.
2. Tag Donnerstag, 8. AugustFahrt an den Wolfgangsee nach St. Wolfgang mit dem PacherAltar und nach St. Gilgen. Empfang im Museum und Einführungsvortrag von Dr. Brigitta Lauro über das MaximilianGrabmal. Anschliessend Wanderung auf den bereits frühgeschichtlich besiedelten Falkenstein, wo Maximilian möglicherweise seinen letzten Ruheort vorgesehen hatte. Übernachtung in Salzburg.
3. Tag Freitag, 9. AugustFahrt nach Kufstein, Besuch der Festung, die Maximilian 1504 mit Hilfe der Artillerie eroberte und anschliessend zu einer eindrücklichen Sperranlage ausbauen liess. Weiterfahrt nach Hall im Tirol. Nach einem Mittagshalt lernen wir das geschlossene spätgotische Stadtbild mit der Pfarrkirche St. Nikolaus sowie der Burg Hasegg mit der Münzpräge kennen. Weiterfahrt nach Innsbruck und Besuch der Hofkirche mit dem einzigartigen MaximilianGrabmal. Spaziergang durch die gut erhaltene Altstadt zum Hotel. Übernachtung in Innsbruck.
4. Tag, Samstag, 10. AugustOhne Silber keine Weltpolitik – erst der Bergbau verschaffte dem Tirol jene Bedeutung, die im ausgehenden Mittelalter mit einer ungewöhnlichen Prunkentfaltung einherging. Die Silberstadt Schwaz gehörte um 1500 zu den grössten Ortschaften Österreichs und war Stützpunkt des Handelshauses der Fugger. Wir besuchen den Ort mit der zweiteiligen Pfarrkirche und fahren in das spätmittelalterliche Schaubergwerk. Der Besuch von Schloss Tratzberg vermittelt dann einen nachhaltigen Eindruck des Reichtums von Bergbaufamilien. Die mittelalterliche Burg wurde nach 1500 von den Brüdern Tänzl zu einem palastähn
lichen Schloss umgebaut, deren Räume samt dem riesigen HabsburgerStammbaum weitgehend erhalten sind.
5. Tag, Sonntag, 11. AugustWir lernen mit dem von Maximilian errichteten Zeughaus in Innsbruck, der Stiftskirche Wilten und dem Schloss Ambras mit seinen RenaissancePrunkräumen, der Waffenkammer und der Porträtsammlung nochmals Orte habsburgischer Kultur kennen. Besuch der Zisterze Stams mit der Grablege der Grafen von Tirol sowie der Herzöge Friedrich IV. und Sigmund.Rückfahrt mit Bus über den Arlberg nach Zürich (Ankunft ca. 18.30 Uhr).
ReiseleitungPeter Niederhäuser (Winterthur), Vorstandsmitglied des Schweizer Burgenvereins. ReisekostenCHF 1150.– pro Person in Doppelzimmer,CHF 1270.– pro Person in Einzelzimmer. Inbegriffen sind Bahn und Busfahrten ab Zürich, je zwei Hotelübernachtungen in Salzburg und in Innsbruck, je ein Abendessen in Salzburg und Innsbruck, je ein Mittagessen in St. Gilgen und Hall i.T., alle Eintritte und Führungen; Reisedokumentation. Die Teilnehmerzahl ist beschränkt; bitte melden Sie sich so rasch als möglich bei der Geschäftsstelle des Burgenvereins an.Schloss Tratzberg.
Innsbruck, Hofkirche, Grabmal von Kaiser Maximilian.
Mittelalter 18, 2013 / 1 23
Vereinsmitteilungen
Visite de Neuchâtel / Exkursion nach NeuenburgSamedi 15 juin 2013 /Samstag, 15. Juni 20139.30–18.00
Aller / Anreise:von Basel ab 7.03 / 7.31Neuchâtel arr. 8.45 / 9.27 (mit Umsteigen)von Zürich HB ab 7.04 / 7.30Neuchâtel arr. 8.32 / 9.23 (mit Umsteigen)vorn Bern ab 8.13 / 9.23 ande Lausanne dep. 8.45/ arr. 9.25
Rendez-vous / Treffpunkt: 9.30 à la Gare / am Bahnhof
Programme:Matin: Une acropole médiévale9.45 Accueil sur l’esplanade de la collégiale.10.00 Visite commentée du chantier de restauration de l’ancienne collégiale NotreDame de Neuchâtel (12e–19e s.).11.00 Visite commentée des vestiges romans (12e s.) et de la salle des Etats (15e–19e s.) du château de Neuchâtel.12.00 Visite commentée de la tour des Prisons (10e–15e s.).
Programm: Vormittag: eine mittelalterliche «Akropolis»9.45 Begrüssung auf der Esplanade der Stiftskirche.10.00 Führung zur aktuellen Restaurierung der ehemaligen Stiftskirche NotreDame de Neuchâtel (12.–19. Jh.).11.00 Führung durch das Schloss Neuenburg (romanische Bauteile des 12. Jh. und Salle des Etats, 15.–19. Jh.).12.00 Führung durch den Gefängnisturm (10.–15. Jh.).
Pausedéjeuner / Mittagspause:12.30–14.15 Libre / frei Aprèsmidi: Entre Paris et Berlin au 18e siècle14.30 Déambulation commentée le long des faubourgs «aristocratiques» en direction du Musée d’Art et d’Histoire.15.15 Accueil au Musée d’Art et d’Histoire par Chantal Lafontant, conservatrice.
15.30 Visite de l’exposition au Musée d’art et d’histoire de Neuchâtel «Sa Majesté en Suisse. Neuchâtel et ses princes prussiens».16.30 Déplacement en direction de l’Hôtel DuPeyrou.16.45 Présentation et visite de l’Hôtel DuPeyrou.
Apéritif de clôture:17.30 Apéritif dans les jardins du palais DuPeyrou et mot de conclusion par Jacques Bujard, Conservateur cantonal.
Nachmittag: Zwischen Paris und Berlin, das preussische Neuenburg im 18. Jh. 14.30 Spaziergang durch den patrizischen Faubourg de l’Hôpital, mit Führung.15.15 Begrüssung im Musée d’Art et d’Histoire durch Chantal Lafontant, Konservatorin.15.30 Besichtigung der Ausstellung «Seine Majestät in der Schweiz. König von Preussen und Fürst von Neuenburg».16.30 Spaziergang zum Hôtel DuPeyrou.16.45 Besichtigung des Hôtel DuPeyrou.
Abschlussapéro:17.30 Apéritif in den Gärten des Palais DuPeyrou, mit einem Schlusswort von Jacques Bujard, kantonaler Denkmalpfleger.
Retour / Rückreise:nach Basel 18.24 ab / 19.53 annach Zürich 18.27 ab / 19.56 annach Bern ab 18.33 / 19.07 anvers Lausanne 18.34 dép. / arr. 19.15
Sous la diréction de / Leitung:Christian de Reynier, Elisabeth CrettazStürzel, membres du comité de l’Association Suisse Châteaux forts / Vorstandsmitglieder des Schweizerischen Burgenvereins.
Prix / Kosten:Fr. 48.– pour visites guidées et billets d’entrées / für Führungen und Eintritte; Les frais de voyage sont à la charge des participants / Anreise auf eigene Kosten.
Delai d’inscription / Anmeldung:Samedi 8 juin 2013 / Samstag 8. Juni
2013 an Geschäftsstelle des Schweizerischen Burgenverein, Blochmonterstr. 22, 4054 Basel.Le nombre des participants est limité / Die Teilnehmerzahl ist beschränkt.
Du Moyen Age aux Lumières, la vie de château à NeuchâtelNeuchâtel présente une structure topographique et architecturale qui permet de mettre en évidence les modalités de développement de la ville au Moyen Age depuis le castrum rodolphien des 10e–11e siècles (Novum Castellum en 1011) jusqu’au cheflieu aristocratique de la Principauté prussienne du 18e siècle.
La première partie de la journée sera consacrée à la découverte des vestiges de l’«Acropole» médiévale de Neuchâtel, réunissant palais seigneurial, église collégiale et fortifications. Nous profi terons en particulier d’un accès excep tionnel aux échafaudages actuellement en place sur la collégiale NotreDame pour appréhender dans le détail les modalités d’un chantier médiéval d’envergure (1190–1276), comme les questions soulevées par un projet de restauration au 21e siècle. Juste à côté, les vestiges du palais des premiers seigneurs de Neuchâtel constituent un rare ensemble architectural du milieu du 12e siècle, dont nous découvrirons des éléments habituellement inaccessibles au public. Enfin la récente redécouverte du «Libellus penarum» de Benedetto da Piglio, secrétaire du cardinal Pietro Stefaneschi et détenu huit mois en 1415 dans la Tour des Prisons de Neuchâtel, permet, chose rare, de confronter les analyses de l’archéologue aux observations d’un contemporain.
La seconde partie de la journée sera consacrée à la découverte des derniers «châteaux» neuchâtelois, les hôtels particuliers de la grande architecture classique du 18e siècle. En 1707, le Pays de Neuchâtel devient principauté prussienne et reste durant près de 150 ans, jusqu’en 1857, une propriété personnelle de six rois de Prusse, dont le célèbre Frédéric II de Hohenzollern, ami de Voltaire, de Rousseau et de Catherine II de Russie. Situées entre la France et la Suisse et jouissant d’une position à la fois
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Vereinsmitteilungen / Veranstaltungen
Veranstaltungen
Basel
Zeitstrasse1.–2. Juni 2013Erleben Sie 2000 Jahre Geschichte!Auf dem Bruderholz um die Batterie und Wasserturm zeigen zwölf Gruppen aus der ganzen Schweiz den interessierten Besucherinnen und Besuchern erlebbare Geschichte von den Römern bis ins 19. Jahrhundert. Der Schweizerische Burgenverein wird mit einem Informationsstand anwesend sein. Dort können Sie unsere Publikationen wie Burgenkarte und Jahresbücher kaufen, Schnittbogen von Burgmodellen erwerben oder am Spieltisch mittelalterliche Spiele kennen lernen.
Öffnungszeiten:Samstag, 1. Juni 2013: 10–20 UhrSonntag, 2. Juni 2013: 10–17 Uhr
Ort: Basel, Bruderholz (um die Batterie und den Wasserturm)
Eintritt frei.
Wir empfehlen die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.Tram ab Bahnhof SBB / Ausgang Güterstrasse: Nr. 15 und 16 bis Bruderholzoder Bus Nr. 37 ab Aeschenplatz / St. Jakob / Dreispitz in Richtung Bottmingen bis Spitzacker
Weitere Infos: www.zeitstrasse.ch
Veranstaltungen 2013
Samstag, 6. April 2013Exkursion nach Brugg/Königsfelden (Peter Niederhäuser)
Samstag, 1. / Sonntag, 2. Juni 2013Zeitreise Basel (Bruderholz)
Samstag, 15. Juni 2013Neuenburg Ausstellungsbesuch «Sa Majesté … / Preussenfürst …» und Collégiale de Neuchâtel
Mittwoch, 7.–Sonntag, 11. August 2013HabsburgMaximilianReise (Peter Niederhäuser)
Samstag, 31. August:Jahresversammlung in Genf*
Sonntag, 1. Sept. 2013Exkursion im Raum Genf*
*Einladungen und genauere Angaben folgen in Heft 2/2013.
périphérique et centrale en Europe, les élites neuchâteloises s’enrichissent, voyagent et jonglent entre les centres politiques et culturels européens, entretenant des relations avec Paris, Berlin, Rome, Lisbonne et Londres. A ce sujet, nous visiterons en particulier l’exposition «Sa Majesté en Suisse. Neuchâtel et ses princes prussiens» au Musée d’art et d’histoire de la ville, qui situe cet essor dans son contexte politique, économique et culturel et le palais DuPeyrou, qui le materialise plus que tout autre bâtiment.
Neuenburg vom Mittelalter zur Aufklärung, von der Stadtburg zu den Palais der AristokratieDie topographische und architektonische Struktur von Neuenburg zeigt in gut erklärbarer Weise die Entwicklung der Stadt von der hochmittelalterlichen Burg (novum castellum 1011) zum adligen Zentrum des preussischen Fürstentums im 18. Jh.
Am Vormittag folgen wir den Spuren des mittelalterlichen Zentrums mit dem Grafenhaus, der Stiftskirche und den Stadtbefestigungen. Wir benutzen die Gelegenheit, vom Gerüst aus die Restaurierungsarbeiten an der Stiftkirche zu verfolgen und erhalten dabei Einblicke in eine mittelalterliche Baustelle und eine moderne Restaurierung. Gleich nebenan befinden sich Teile des Palas der Grafen von Neuchâtel, einem der wenigen Architekturensembles des 12. Jh. Wir werden die Gelegenheit haben, Räume zu besichtigen, die sonst für das Publikum nicht zugänglich sind. Schliesslich erlaubt uns das erst kürzlich wiederentdeckte «libellus penarum» (Büchlein der Strafen) von Benedetto da Piglio, dem Sekretär des Kardinals Sant’Angello, der hier acht Monate im Gefängnis war, die Befunde der Archäologie mit den zeitgenössischen Beobachtungen zu vergleichen.
Am Nachmittag besuchen wir die jüngeren «Schlösser» von Neuenburg, insbesondere die Bauten der klassischen Architektur des 18. Jh. 1707 wurde die Herrschaft Neuenburg ein preussisches Fürstentum und blieb während 150 Jahren bis 1857 persönlicher Besitz der sechs preussischen Könige, darunter dem bekannten Friedrich II. von Hohenzollern, Freund von Voltaire, Rousseau und der russischen Zarin Katharina II. Zwischen der Eidgenossenschaft und Frankreich gelegen, gelangten Neuenburger Familien zu Reichtum und in Kontakt mit den politischen und kulturellen Zentren Europas. Diesem Themenbereich ist die Ausstellung «Seine Majestät in der Schweiz. König von Preussen und Fürst von Neuenburg» im Musée d’Art et d’Histoire gewidmet. Die Führung im Museum wird bei Bedarf auch in Deutsch angeboten.
Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters (SBKAM)
PUBLIKATIONEN DES SCHWEIZERISCHEN BURGENVEREINS
Band 1, 1974Werner Meyer, Alt-Wartburg im Kanton Aargau.
Band 2, 1975 (vergriffen)Jürg Ewald (u. a.), Die Burgruine Scheidegg bei Gelterkinden.
Band 3, 1976 (vergriffen)Werner Meyer (u. a.), Das Castel Grande in Bellinzona.
Band 4, 1977 (vergriffen)Maria-Letizia Boscardin, Werner Meyer, Burgenforschung in Graubünden, Die Grottenburg Fracstein und ihre Ritz-zeichnungen. Die Ausgrabungen der Burg Schiedberg.
Band 5, 1978 (vergriffen)Burgen aus Holz und Stein, Burgenkund-liches Kolloquium Basel 1977 − 50 Jahre Schweizerischer Burgenverein. Beiträge von Walter Janssen, Werner Meyer, Olaf Olsen, Jacques Renaud, Hugo Schneider, Karl W. Struwe.
Band 6, 1979 (vergriffen)Hugo Schneider, Die Burgruine Alt- Regensberg im Kanton Zürich.
Band 7, 1980 (vergriffen)Jürg Tauber, Herd und Ofen im Mittel-alter. Untersuchungen zur Kultur-geschichte am archäologischen Material vornehmlich der Nordwestschweiz (9.−14. Jahrhundert).
Band 8, 1981 (vergriffen)Die Grafen von Kyburg. Kyburger Tagung 1980 in Winterthur.
Band 9/10, 1982Jürg Schneider (u. a.), Der Münsterhof in Zürich. Bericht über die vom städtischen Büro für Archäologie durch-geführten Stadtkernforschungen 1977/78.
Band 11, 1984Werner Meyer (u. a.), Die bösen Türnli. Archäologische Beiträge zur Burgen-forschung in der Urschweiz.
Band 12, 1986 (vergriffen)Lukas Högl (u. a.), Burgen im Fels. Eine Untersuchung der mittelalterlichen Höhlen-, Grotten- und Balmburgen in der Schweiz.
Band 13, 1987Dorothee Rippmann (u. a.), Basel Bar-füsserkirche. Grabungen 1975−1977.
Band 14/15, 1988Peter Degen (u. a.), Die Grottenburg Riedfluh Eptingen BL.
Band 16, 1989 (vergriffen)Werner Meyer (u. a.), Die Frohburg. Ausgrabungen 1973−1977.
Band 17, 1991Pfostenbau und Grubenhaus − Zwei frühe Burgplätze in der Schweiz. Hugo Schneider, Stammheimerberg ZH. Bericht über die Forschungen 1974−1977. Werner Meyer, Salbüel LU. Bericht über die Forschungen von 1982.
Band 18/19, 1992Jürg Manser (u. a.), Richtstätte und Wasen- platz in Emmenbrücke (16.−19. Jahr- hundert). Archäologische und historische Untersuchungen zur Geschichte von Straf-rechtspflege und Tierhaltung in Luzern.
Band 20/21, 1993/94Georges Descoeudres (u. a.), Sterben in Schwyz. Berharrung und Wandel im Totenbrauchtum einer ländlichen Siedlung vom Spätmittelalter bis in die Neuzeit. Geschichte − Archäologie − Anthropologie.
Band 22, 1995Daniel Reicke, «von starken und grossen flüejen». Eine Untersuchung zu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtür-men im Gebiet zwischen Alpen und Rhein.
Band 23/24, 1996/97Werner Meyer (u. a.), Heidenhüttli. 25 Jahre archäologische Wüstungsfor-schung im schweizerischen Alpenraum.
Band 25, 1998Christian Bader, Burgruine Wulp bei Küsnacht ZH.
Band 26, 1999Bernd Zimmermann, Mittelalterliche Geschossspitzen. Typologie − Chrono- logie − Metallurgie.
Band 27, 2000Thomas Bitterli, Daniel Grütter, Burg Alt-Wädenswil. Vom Freiherrenturm zur Ordensburg.
Band 28, 2001Burg Zug. Archäologie – Baugeschichte – Restaurierung.
Band 29, 2002Wider das «finstere Mittelalter» – Fest-schrift Werner Meyer zum 65. Geburtstag.
Band 30, 2003Armand Baeriswyl, Stadt, Vorstadt und Stadterweiterung im Mittelalter. Archäo-logische und historische Studien zum Wachstum der drei Zähringerstädte Burgdorf, Bern und Freiburg im Breisgau.
Band 31, 2004 Gesicherte Ruine oder ruinierte Burg?Erhalten – Instandstellen – Nutzen.
Band 32, 2005Jakob Obrecht, Christoph Reding, Achilles Weishaupt, Burgen in Appenzell. Ein historischer Überblick und Berichte zu den archäologischen Ausgrabungen auf Schönenbühl und Clanx.
Band 33, 2006Reto Dubler, Christine Keller, Markus Stromer, Renata Windler, Vom Dübelstein zur Waldmannsburg. Adelssitz, Gedächtnis ort und Forschungsprojekt.
Band 34, 2007Georges Descoeudres, Herrenhäuser aus Holz. Eine mittel alterliche Wohnbau-gruppe in der Innerschweiz.
Band 35, 2008 Thomas Reitmaier, Vorindustrielle Lastsegelschiffe in der Schweiz.
Band 36, 2009Armand Baeriswyl / Georges Descœudres /Martina Stercken / Dölf Wild (Hrsg.), Die mittlelalterliche Stadt erforschen – Archäologie und Geschichte im Dialog.
Band 37, 2010 Lukas Högl, Der Spaniolaturm zu Pontresina.
Band 38, 2011 Felicia Schmaedecke, Kloster Mariazell auf dem Beerenberg bei Winterthur. Neuauswertung der Ausgrabungen 1970–1972 im ehemaligen Augustiner-Chorherrenstift.
Band 39, 2012 (Sonderband) Ofenkeramik und Kachelofen – Typologie, Terminologie und Rekonstruktion im deutschsprachigen Raum (CH, D, A, FL) mit einem Glossar in siebzehn Sprachen.Von Eva Roth Heege mit Beiträgen von Monika Dittmar, Julia Hallenkamp-Lumpe, Andreas Heege, Matthias Henkel, Klaus Hufnagel, Uwe Lamke, Katja Lesny, Margret Ribbert, Harald Rosmanitz und Günther Unteidig.
ISSN 1420-6994
Mittelalter · Moyen Age · Medioevo · Temp medieval, die Zeitschrift des Schweize-rischen Burgenvereins, veröffentlicht Ergebnisse aktueller Forschungen zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters in der Schweiz. Schwer-punkte bilden die Burgen-forschung, Siedlungsarchäo-logie sowie Untersuchungen zur mittelalterlichen Sach-kultur.
Mittelalter · Moyen Age · Medioevo · Temp medieval. La revue de l’Association Suisse Châteaux forts publie les résultats d’études menées en Suisse dans le domaine de l’archéologie et de l’histoire médiévales. Les travaux de castellologie et d’archéologie des habitats, ainsi que les études relatives à la culture matérielle, constituent ses principaux domaines d’intérêt.
Mittelalter · Moyen Age · Medioevo · Temp medieval, la rivista dell’Associazione Svizzera dei Castelli, pub-blica i risultati delle ricerche attuali in Svizzera nel campo della storia della cultura e dell’archeologia del medio-evo. I punti focali sono la ricerca concernente i castelli, le indagini archeologiche degli insediamenti come anche lo studio della cultura medioevale.
Mittelalter · Moyen Age · Medioevo · Temp medieval, la revista da l’Associaziun Svizra da Chastels, publi-tgescha ils resultats da perscrutaziuns actualas davart l’istorgia culturala e l’archeologia dal temp medieval en Svizra. Ils accents da la revista èn la perscrutaziun da chastels, l’archeologia d’abitadis e las retschertgas davart la cultura materiala dal temp medieval.
SchweizerischerAssociation Suisse
Associazione SvizzeraAssociaziun Svizra
BurgenvereinChâteaux fortsdei Castellida Chastels