Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins · erst 1310 erstmals erwähnt: Das Geschlecht der...

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18. Jahrgang – 2013/1 Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins

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18. Jahrgang – 2013/1

Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins

18. Jahrgang, 2013/1, März 2013

Inhalt / Sommaire

1 Stefan Lehmann, Turm und Wüstung

von Redde TI

15 Kurzberichte

18 Publikationen

22 Vereinsmitteilungen

24 Veranstaltungen

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L’Association Suisse Châteaux forts

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tion im Schweizer Buch, der schweizerischen Nationalbibliografie;

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Umschlagbild/Couverture:

Capriasca (-Vaglio) TI, Torre di Redde, Ansicht von Südost.

(Foto: Stefan Lehmann)

Mittelalter 18, 2013 / 1 1

Turm und Wüstung von Redde TI

von Stefan Lehmann

alters gehörte Redde, wie andere Güter im Capriasca-

Tal (vom Ceneri-Pass hin zu Lugano), zur Comasker

Strategie einer Nord-Süd-Achse. Der nördlichste Punkt

dieses Machtanspruches bildete die Burg Montebello ob

Bellinzona. Como befand sich damit im direkten Wett-

streit um die Vorherrschaft im südlichen Voralpen-

gebiet mit anderen Potentaten jener Zeit, in primis Mai-

land. Como war ein strategisch wichtiger Verbünde-

ter der deutschen Kaiser. Bei der Siedlung handelte es

sich jedenfalls um einen durchaus nennenswerten Ort,

der 1335 sogar eigene Gewichte und Masseinheiten be-

sessen haben soll.5

Seit Virgilio Gilardoni wird angenommen, dass Redde

wegen eines Pestausbruches im 16. Jh. verlassen wurde;

diese These wurde mehrmals unkommentiert übernom-

men.6 In jüngerer Zeit, weil im hiesigen Fall (noch) nicht

begründbar, wurden auch weitere Ursachen wie Klima-

oder Bodenverschlechterung genannt.7

Werner Meyer bezeichnet 1998 Redde als «Ödung».8

Er versteht darunter im Unterschied zur «Wüstung» das

aufgelassene Wirtschaftsland.9 In dem erwähnten Text

Südlich des Monte Ceneri im Kanton Tessin, in den Wäl-

dern bei der Ortschaft Vaglio (Gemeinde Capriasca), befin-

det sich die einst zwei Dutzend Behausungen umfassende

hoch- bis spätmittelalterliche Wüstung Redde. In deren

Zentrum ragt ein vor kurzem konservierter Wohnturm.

Die bislang kurzen Berichte vermitteln den Eindruck

einer schmalen Informationslage. Bekannt sind ein ver-

einfachter Gesamtplan der Wüstung, Beschreibungen des

Turmes und die sehr übersichtliche Quellenlage.

Ziel dieses Beitrages ist die Vervollständigung des Wis-

sensstandes und die Interpretation des zum Teil seit

Jahrzenten unveröffentlichten Materials. Unter ande-

rem geht es um die topografische Aufnahme von 1991,

die Beobachtungen zu den archäologischen Ausgrabun-

gen und den Konservierungsarbeiten beim und um den

Wohnturm und die steingerechten Zeichnungen des noch

stehenden Mauerwerks vor der Konservierung. Da-

raus ergeben sich neue Ansätze für eine baugeschicht-

liche Analyse des Wohnturms und des näheren Umfeldes

und einer Interpretation der Benutzungsarten im Ver-

laufe der Zeit.1

Der historische Forschungsstand

Als Erster nahm Paul Schäfer die Quellenlage zu Redde

(auch Rede und Retre) detailliert auf.2 Zuletzt fasste

Werner Meyer diesen Wissensstand nochmals zusammen

und ergänzte ihn mit archäologischen Gesichtspunk-

ten.3 Diese letzte Zusammenstellung dient noch heute

als Grundlage für die anschliessend nur summarisch

um rissene Quellenlage. Vereinzelt, mit entsprechendem

Nachweis, wird diese Grundlage ergänzt.

Die älteste Erwähnung der Siedlung Redde stammt aus

dem Jahre 1270. Zu jener Zeit unterstand das Gebiet

dem Bischof von Como. Der Wohnturm wird hingegen

erst 1310 erstmals erwähnt: Das Geschlecht der Rusca

aus Como erhielt den Turm zu Lehen. Das lokale Ge-

schlecht der Canonica von Criviascha (alter Name für

das Gebiet des Capriasca-Tals) besass weitere Besitz-

ansprüche.4 Im politischen Gefüge des Spätmittel-

1 LK 1333 Tesserete, 717.816 / 101.217. Für den vorliegenden Beitrag bedanke ich mich namentlich bei

folgenden Personen, Vertretern von Institutionen und Gremien: Thomas Bitterli (Schweizerischer Burgenverein, Basel), Rudolf Glutz (ehemals Denkmalpflegeinstitut ETH Zürich), Sandro Quat-trini (Präsident Associazione Redde Vive, welche eine Förderung des Areals unterstützen, Tesserete), Pietro Ferrari (Präsident der «Fonda-zione Torre di Redde», gegründet März 1998, Vaglio), Ivo Trümpy (leitender Architekt der Konservierung des Turmes, Riva San Vitale), Rossana Cardani Vergani (Kantonsarchäologin des Kantons Tessin, Bellinzona) und Ely Riva (Fotograf, Vaglio).

2 Paul Schäfer, Das Sottocenere im Mittelalter (Aarau 1931), vgl. die Absätze zu Redde (s. Ortsverzeichnis).

3 Werner Meyer, Die Ödung Redde TI, In: Werner Meyer et al., «Heidenhüttli», Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters 23/24 (Basel 1998) 297–299.

4 Werner Meyer, Redde. In: Historisches Lexikon der Schweiz (2010).

5 Informationstafel bei der Burg, erstellt durch die Tessiner Denkmal-pflege.

6 Virgilio gilardoni, Il Romanico (Bellinzona 1967) 577.7 Meyer Redde (wie Anm. 4).8 Meyer 1998 (wie Anm. 3).9 Meyer Redde (wie Anm. 4).

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von 1998 werden aber vorwiegend Gebäudereste (Sied-

lungswüstung) beschrieben; das Wirtschaftsland, das er

als Ödung bezeichnet, wird gemäss seinen eigenen An-

gaben bis ins 20. Jh. vom nahen Vaglio aus bewirtschaf-

tet. Die bisher bekannten Fakten sprechen also für eine

Siedlungswüstung und nicht primär für eine Flurwüs-

tung (Ödung). Doch lässt sich dies letztlich nur durch

eingehende archäologische Untersuchungen entscheiden.

Der Wohnturm und dessen Umfeld

Der Wohnturm von Redde befindet sich auf etwa 620 m

ü.M. in einer von einem kleinen Bach nach Westen ent-

wässerten Senke, welche auf zwei Seiten von felsigen

Anhöhen und teils dichtem Wald umrandet ist.

Noch etwa 13 Meter hoch, ist sein Grundriss leicht

rechteckig (ca. 6,30 x 7,30 m). Die etwa einen Meter

dicken Mauern aus zumeist einfach gebrochenen Stei-

nen sind lagerhaft gemauert und verjüngen sich stufen-

weise bei zunehmender Höhe. Als Baumaterial diente

vorzugsweise ein lokaler, rötlicher Stein. Der wider-

standsfähigere Granit wurde eher den (Eck-)Quadern,

den Schwellen und den Fenster- und Türsturzen vorbe-

halten.

Architektonisch fallen insbesondere im 2. Obergeschoss

der mehrteilige Torbogen des Hocheingangs im Süden

und der Halbbogen des Fensters im Osten auf (Abb. 1).

Der Hocheingang besitzt an der Innenseite noch zwei

Paar Türkloben einer sich nach innen öffnenden zwei-

flügligen Türe. Diese verschloss der Turmherr mit einem

einfachen Balken, wie Rast und Lager in der Mauer be-

legen. Auf dem gleichen Stockwerk zählen eine Küchen-

nische und der dazugehörige Schüttstein ebenfalls zu den

bemerkenswertesten innenarchitektonischen Merkma-

len. Eine heute fehlende Innenverschalung (Speckstein?)

links und rechts wird durch die hervorgehobene letzte

Steinlage mit Stufe suggeriert (Abb. 3). Mehrere Schar-

tenfenster (acht im 3. Obergeschoss, je eines im 2. und

1: Der Wohnturm von Süden, mit Hocheingang im 2. Geschoss.

2: Der Wohnturm von Westen, mit monolithischem Fenster gewände und Sturz.

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1. Obergeschoss) runden das Bild ab. Auf der Aussen-

seite haftet noch an verschiedenen Stellen ein Rasa-

Pietra-Verputz mit einem breiten horizontalen Fugen-

strich (Abb. 4). An der Innenseite ist über weite Teile

der unteren Südwand ein nun grünlich verfärbter Rasa-

Pietra-Verputz mit deutlichen Kellenspuren erhalten

(Abb. 5). Die Eckquader weisen in der Regel Buckel und

Kantenschlag auf. Stellenweise wurde der Buckel nach-

träglich abgeschlagen. Der Gesamteindruck legt nahe,

dass die Erbauer den Turm in einem Zug errichteten.

Der Wohnturm, nach der Konservierung von 1999 mit

einem angedeuteten Satteldach, besitzt kein Dach, und

die Mauerkronen sind mit Steinplatten abgeschlossen.

Im Innern befinden sich Zementplatten zum Schutz des

darunterliegenden archäologischen Substrats. Verwir-

rend für den Besucher weist der Turm nach der Konser-

vierung nun vier Eingänge auf: zwei im Erdgeschoss und

je einen im 1. und 2. Obergeschoss. Jene zwei im Erd-

geschoss (Ost- und Südwand) und der eine im 1. Ober-

geschoss (Ostwand) sind mit Eisengittern versehen.

Um den Wohnturm (Abb. 6) befinden sich im Umkreis

von 150 Metern mehrere, mehr oder weniger deutlich

erkennbare Mauerzüge und Gruben von Behausungen

unterschiedlicher Zeitstellung sowie bis 400 Meter Ent-

fernung Trockenmauern und Terrassen für die landwirt-

schaftliche Nutzung. Zur Siedlung gehören eine Tränk-

stelle und ein vermutetes Wässerungsbecken früherer

Flachsverarbeitung.10 Etwa 400 Meter östlich des Tur-

mes befindet sich die Kirche San Clemente. Der aktuelle

barocke Bau ist neueren Datums. Er liegt aber vermut-

lich auf einem Vorgängerbau. Nicht näher lokalisiert ist

der Fund von (mittelalterlichen) Plattengräbern sowie

die Lage weiterer Gräber des mittelalterlichen Fried-

hofs.11

Der archäologische Forschungsstand

Werner Meyer legte 1998 erstmals einen Übersichtsplan

zur Situation in Redde vor.12 Der stark vereinfachte Plan

stützte sich auf eine topografische Aufnahme von Gior-

gio Nogara (Institut für Denkmalpflege der ETH Zürich)

von 1991 (vgl. Abb. 6). Eine chronologische Interpreta-

tion von möglichen Bauphasen/Benutzungsphasen des

Turmes und der Siedlung blieb aus, wobei darauf hin-

3: Detailansicht des Schuttsteins und der Nische.

4: Rasa-Pietra-Verputz mit Fugenstrich an der westlichen Aussenseite.

5: Rasa-Pietra-Verputz an der südlichen Innenseite.

10 Meyer 1998 (wie Anm. 3) Fussnote 490.11 gilardoni 1967 (wie Anm. 6) 578.12 Meyer 1998 (wie Anm. 3) Fig. 360.

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gewiesen wurde, dass die Güter von Redde noch zu Beginn

des 20. Jh. Verwendung fanden.13 Im Zuge einer Be-

gehung barg Meyer zudem noch Lesefunde.14

Zwischen 1998 und 1999 wurde durch die neugegrün-

dete Stiftung «Fondazione Torre di Redde» der Turm

von Redde unter der Leitung von Architekt Ivo Trümpy

und der Aufsicht der kantonalen Behörden konserviert.

Die Arbeiten wurden von der Kantonsarchäologie be-

gleitet.15 Vom 13. bis 15. Mai 1998 wurden durch einen

6: Vaglio TI / Torre di Redde, Topografischer Übersichtsplan 1991.

13 Meyer 1998 (wie Anm. 3) 298.14 Meyer 1998 (wie Anm. 3) Fussnote 492. Die Lesefunde von Werner

Meyer (leider ohne jegliche Angabe zur Fundlage) bestätigen, ohne besondere Überraschung, eine spätmittelalterliche Zeitstellung. Für die Überlassung der Funde bedanke ich mich beim Schweizerischen Burgenverein. Die Funde befinden sich heute im Archiv der Kan- tonsarchäologie Tessin.

15 Für die stets freundliche und unproblematische Einsicht in die Doku-mentation geht mein Dank an die Kantonsarchäologie Tessin. Die folgenden Informationen stützen sich weitgehend auf die vorliegende Dokumentation und die Informationstafel beim Wohnturm.

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7: Vaglio TI / Torre di Redde, Befundzeichnung der belegten Mauerabschnitte und Quoten um den Wohnturm während der drei tätigen Ausgrabungen von 1998.

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einzelnen Bauarbeiter nahe Mauerabschnitte freigelegt.

Diese Arbeiten wurden in und um den Turm angelegt:

Die genauen Grabungsgrenzen sind aber nicht mehr klar

zu fassen und es fehlen auch Profilzeichnungen. Klein-

funde fehlten ebenfalls ausdrücklich.16

Die Resultate beschränkten sich im Wesentlichen auf

folgende Punkte:

– die Fassung eines Mörtelbodens im Inneren des

Turmes;

– der Nachweis eines Schwellenansatzes eines eben-

erdigen Einganges in der Südmauer;

– an der Ostmauer anliegend ein Steinsockel für eine

Steintreppe zum Eingang im 1. Obergeschoss;

– das Anstossen an die Turmmauern einzelner Mau-

ern (eine davon die vermeintliche Umfassungsmauer)

westlich und nördlich des Turmes;

– Mauerzüge von zwei weiteren, nicht an den Turm

anstossenden Gebäuden (Abb. 7).

Auf der Basis der gesammelten Dokumentation ent-

stand um die Jahrtausendwende eine durch die Kantons-

archäologie Tessin zusammengestellte Informationstafel

(Abb. 8). Diese legt eine der Fachwelt ansonsten nicht

greifbare Interpretation der Benutzungsphasen des

Turmes und der umliegenden Strukturen vor. Die vor-

geschlagenen Benutzungsphasen des Turmes erscheinen

auf den ersten Blick als nicht nachvollziehbar. So soll der

Originalbau einen ebenerdigen (!) Eingang gehabt und

der typische Hocheingang als zugemauertes Fenster ge-

dient haben.

Neuer Vorschlag zu den Umbauphasen

des Wohnturms

Im Jahre 1975/1976 entstanden unter der Leitung von

Architekt Giancarlo Durisch aus Riva San Vitale und

seiner 4. Klasse der Sezione edilizia della Scuola tecnica

cantonale superiore in Trevano steingerechte Ansichten

des Turmes.17 Diese acht Pläne halten sowohl die Aussen-

als auch die Innenfassade mit hohem Detailgrad fest.

Detailpläne oder Beschreibungen der Öffnungen wur-

den hingegen nicht erstellt oder sind zumindest nicht

erhalten. Diese Zeichnungen dienen noch heute als

Grundlage für die Arbeit der Kantonsarchäologie

8: Ausschnitt aus der Informationstafel an der Ostseite des Wohnturms.

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(Abb. 9 und 10). Im Verbund mit der ältesten erhalte-

nen Fotografie (1921, Abb. 11) scheint der Zustand

des Turmes, auch vor der Konservierung, seit mehreren

Jahrzehnten weitgehend stabil. Nur im Bereich der

beschädigten Öffnungen ist ein fortschreitender Zerfall

zu vermuten.

Diese steingerechten Ansichten ergeben den besten An-

satz für eine neue Interpretation der Umbauphasen des

Wohnturmes, da damit die Analyse der hölzernen Innen-

architektur und der Abfolge der Eingänge erstmals

möglich wird.

Chronologischer Rahmen

Ähnlich wie bei anderen Burgen mit Buckelquadern

dienen die vorliegenden Eckquader mit Buckeln der

Datierung des Baubeginns des Turmes. Der allgemein

gültige Ansatz um die Mitte des 13. Jh., wie im Falle der

Burg Griglioni in Ascona, gilt bis heute als unbestritten.18

Diese Datierung ist bedeutend älter als die Ersterwäh-

nung des Turmes (1310), deckt sich aber relativ gut mit

der Ersterwähnung des Dorfes (1270). Die geäusserte

Vermutung, dass es sich bei Redde um eine Siedlung des

Landesausbaus handelt, erhärtet sich daher.19 Weitere

Eckwerte fehlen. Somit wird auf eine Datierung der

vorgeschlagenen Phasen verzichtet.

Phase 1a

Die Analyse der notwendigen hölzernen Innenstruktur

im Verbund mit dem vorliegenden Balkenlager offen-

bart ein regelmässiges Muster. Ein jeweils etwa 40 cm

dicker, im Querschnitt annähernd quadratischer Haupt-

balken stützt fünf quergelegte, mit 15 bis 20 cm deutlich

dünnere Querbalken, auf denen dann wie der Haupt-

balken orientiert eine Reihe von Brettern den (gemörtel-

ten) Boden bis zum an der Innenmauer jeweils deutlich

sichtbaren Bodenlager schlossen. Wo solche Balkenlager

in den Zeichnungen fehlen, entstanden genau die spä-

teren Öffnungen. Diese hölzerne Innenarchitektur folgt

zudem auch in der vertikalen Abfolge einem bekann-

ten Muster: Der Hauptbalken des Bodens des 1. Ober-

geschosses liegt auf der W–E-Achse, im 2. Obergeschoss

ist er S–N ausgerichtet; im 3. Obergeschoss liegt er wie-

der W–E (vgl. Abb. 10.1–10.4). Diesem Muster folgend

kann von den vier Eingängen – zwei auf der Südseite

(Erdgeschoss und 2. Obergeschoss) und zwei auf der

Ostseite (Erdgeschoss und 1. Obergeschoss) – eigentlich

nur der südliche Hocheingang als Originaleingang ge-

wertet werden (vgl. Abb. 10.3).

Der Südeingang im Erdgeschoss, welcher sich nicht

durch Balkenlager und Innenarchitektur relativ datieren

lässt, entstand gemäss Grabungsdokumentation nach

der Turmmauer, d.h., er wurde eingeschlagen (vgl. Abb.

10.3) Trotzdem: Da die Höhe der Schwelle dem Niveau

des Mörtelbodens des Erdgeschosses entspricht, darf ein

zeitlicher Zusammenhang vermutet werden. Die Errich-

tung in der 2. Phase (Umbauphase) scheint naheliegend

(vgl. Phase 2). Der Rasa-Pietra-Verputz auf allen Aus-

senseiten legt nahe, dass der Turm, zumindest in einem

ersten Moment, keine Anbauten besass und freistehend

war.

Phase 1b

Auf der Westseite befindet sich ein rechteckiges Gebäude

(Gesamtmasse ca. 15 x 6 m). Dieser Anbau, im Vergleich

zur Turmwandmitte leicht nach Süden versetzt, hinter-

lässt an der westlichen Aussenseite des Turmes eine deut-

liche Spur: Auf der Höhe des 1. Obergeschosses, rechts

der Fensterscharte, befindet sich ein etwa 40 cm breiter

nachträglicher Ausbruch (vgl. Abb. 9.4). Dieser liegt mit-

tig zum neuen Gebäude und nahm wahrscheinlich einen

Firstbalken für das Satteldach des Gebäudes auf.

Auf der Nordseite befinden sich vier ebenfalls nachträg-

lich eingehauene Balkenlager, welche offenbar einem

weiteren Annexbau (aus Holz?) angehörten, der im

Boden nicht mehr näher zu erkennen ist (vgl. Abb. 9.1).

Dieser wurde relativ früh wieder abgebrochen. Dies weil

die nachgewiesene Ringmauer hier durchläuft und der

(Holz-)Bau wohl störte. Die Ringmauer gehört wohl der

Blütezeit der Burg an und wurde wahrscheinlich sogar

16 Vgl. Anm. 14. Auf Grund der Lesefunde bei der Prospektion über-rascht das Fehlen von Kleinfunden bei der Ausgrabung.

17 Die Originalpläne sind bei der Kantonsarchäologie einsehbar.18 udo lieSSeM/Stefan lehMann, Ascona: Castello dei Griglioni –

Beobachtungen zur Baugeschichte – Eine Skizze. In: Mittelalter 16, 2011, H.1.

19 Meyer 1998 (wie Anm. 3) Fussnote 494.

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9: Steingerechte Ansichten der Aussenfassaden.

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10: Steingerechte Ansichten der Innenfassade.

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mit einem Graben verstärkt. Dieser wird zumindest für

das Jahr 1310 belegt.20

Phase 2

Mit der Öffnung an der Ostseite (die Abbruchkante ist

deutlich erkennbar) des Eingangs im 1. Obergeschoss,

genau passend auf den Boden der Phase 1, wurden zwei

Querbalken des Bodens des 2. Obergeschosses abgetra-

gen (vgl. Abb. 9.2). Ob dieser Boden schon beschädigt

war oder erst danach unbrauchbar wurde, ist unklar.

Wahrscheinlicher ist Ersteres, denn es entsteht der Ein-

druck einer Neuverwendung des Baues, evtl. im Zusam-

menhang mit einer vorangegangenen Aufgabe. Erstaun-

licherweise wird der abgebrochene Originalboden des

2. Geschosses durch einen neuen Boden ersetzt. So wird

gegenüber des Originaleingangs, rechts der Fenster-

scharte, ein neues Balkenlager für einen Hauptbalken in

11: Historisches Bild mit der Situation der beiden Eingänge um 1921.

13: Situation östlicher Eingang im Erdgeschoss, um 1970.

12: Ausbruch in der Nordmauer für das neue Lager für den Hauptbalken des Geschossbodens der zweiten Phase.

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die Nordwand ausgebrochen (Abb. 12). Das Lager auf

der Südwand bildet der Haupteingang selber, der teil-

weise zugemauert wurde, damit eine passende Höhe

erreicht wurde. Diese Lösung zeugt von einem ausge-

prägten Pragmatismus: Der neue massive Hauptbalken

konnte durch den Hocheingang relativ leicht eingescho-

ben werden. Analog dazu werden auf der Ost- und West-

seite für die notwendigen Querbalken ebenfalls Lager

herausgehauen. Das alte Muster von fünf Querbalken

bleibt erhalten und bestehende Öffnungen werden eben-

falls sehr pragmatisch verwendet, z.B. die Nische ober-

halb des steinernen Schüttbeckens auf der Westseite.

Der südliche Eingang im Erdgeschoss stammt vermutlich

von dieser Phase. Zu diesem Zeitpunkt ist noch damit

zu rechnen, dass das Satteldach vorhanden war und das

innere Gehniveau im Erdgeschoss noch identisch mit

jenem aus dem Originalbau war.

Phase 3 – Notreparatur

Mit der zweiten Öffnung auf der Ostseite, dieses Mal

im Bereich des Erdgeschosses, verliert der Turm nun den

Boden des 1. Obergeschosses (vgl. Abb. 9.2). Das ver-

meintlich östliche Lager des Hauptbalkens liegt genau

in der Mitte der Öffnung. Die Bilder, datierend aus der

20 Eine Beschreibung des Jahres 1310 (Abschrift aus Schäfer 1931 [wie Anm. 2] 105, Fussnote 182) schildert zum Graben: Item de sedimine uno cum tribus domibus et cum canegiis et cum curte et pero uno et cum petia una terre et cum plantibus duabus nuchuum et duabus pomorum supra simultenente jacente in scripto loco de Rede cui coh. a mane turris et domus turris, a meridie pischarius communis inter dictum heredem et dictos fratres […] iusta clodendam et fossatum.

14: Ansicht Gewändesteine östlicher Eingang im Erdgeschoss, um 1970.

15: Innenansicht Türleibung östlicher Eingang im EG, um 1970.

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12 Mittelalter 18, 2013 / 1

Zeit um 1970 (Abb. 13 bis 17), stützen den Verdacht,

dass es sich bei dieser Öffnung um eine notdürftige Re-

paratur nach einem Teileinsturz der Ostmauer handelt.

Die Art und Struktur dieses Einganges entspricht neu-

zeitlichen Behausungen in den umliegenden Dörfern.

Zudem erstaunt das komplett versetzte Gehniveau der

angedeuteten Schwelle, welche über einen Meter über

dem Mörtelboden liegt. Im Gegenzug wird deutlich auf

das Schuttniveau Rücksicht genommen.21 Auf der Innen-

seite sieht man deutlich eine gutbearbeitete Kante (vgl.

Abb. 17). Dieses Element könnte darauf hindeuten, dass

hier eine grössere Nische in der Wand vorlag. Im Zu-

sammenhang mit dem Druck des auf der gleichen Seite

stossenden Hauptbalkens und der Schwächung mit dem

Eingang im 1. Erdgeschoss könnte sich hier eine bau-

liche Schwachstelle bemerkbar gemacht haben. Bei fort-

schreitendem Einsturz des Daches (dies scheint nota-

bene in den vorherigen Phasen noch bestanden zu haben)

und der anderen Geschosse hielt diese Wand dem Druck

nicht mehr stand. Anschliessend muss hier wohl eine

rasche Reparatur stattgefunden haben.

Interpretation und Aussehen des Turmes und

der Burganlage nach Phasen

Phase 1

Der alleinstehende Wohnturm der 1. Phase entspricht

den bekannten Mustern. Der zweiflüglige Hocheingang

im 2. Obergeschoss weist ein gedecktes Einstiegspodest

auf. Dies belegen die drei Kragsteine, welche das Dach

einer Wehrlaube über die praktisch gesamte Südseite

tragen, und die mindestens im Eingangsbereich beson-

ders mächtigen Balkenlager unterhalb der Türschwelle.

Auf der gleichen Höhe liegen auch noch drei Gerüst-

löcher, welche zweckdienlich nach dem Bau wohl wei-

terverwendet wurden. Im Inneren des 2. Obergeschosses

befand sich auf Bodenniveau ein Schüttstein mit Nische.

In den Mauern befinden sich zwei Fenster und eine Fens-

terscharte. Damit drang genug Licht in die Wohnräum-

lichkeiten hinein.

Das 1. Obergeschoss, mit einer einzigen Lichtscharte,

musste zwingend durch eine Innentreppe erreicht wer-

den. Die Lage dieser ist unklar. Erstaunlicherweise, und

bedenklicherweise in keiner Dokumentation bislang fest-

gehalten, befindet sich an der Innenseite der Fenster-

scharte noch rosa gemalter Mörtelverputz (Abb. 18 und

19). Ähnliche Reste finden sich auch bei der oberen In-

nenkante über dem Schüttstein (vgl. Abb. 3). Eine In-

16: Innenansicht östlicher Eingang im EG, um 1970.

17: Innenansicht östlicher Eingang im EG, um 1970.

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nenbemalung dieses und des 2. Geschosses scheint daher

wahrscheinlich.

Auch das Erdgeschoss erreichte man durch eine Innen-

treppe. Deren Lage verrät uns vielleicht eine Wandnische

an der Nordseite: eine mögliche Ablage für ein Licht.

Das 3. Obergeschoss, ebenfalls durch eine Innentreppe

zu erreichen, wirkt mit seinen acht Scharten, zwei pro

Seite, besonders wehrhaft. Trotzdem muss auf Grund der

relativ kleinen Höhe der Scharten und der Mauer dicke,

welche einen guten Schusswinkel mit jeglicher Fernwaffe

verunmöglicht, die Wirksamkeit hinterfragt werden.

Ein Satteldach muss angenommen werden, da bei der

Konservierung keine anderslautenden Elemente beob-

achtet wurden.

Phase 2

Nach einer Auflassung wurde der Turm, wohl auch

wegen eines beschädigten Bodens im 2. Obergeschoss

und im Zuge einer Neuverwendung, massiv umgebaut.

Der neue, durch eine steinerne Treppe von aussen her

leicht erreichbare Eingang auf der Ostseite im 1. Ober-

geschoss belegt das Fehlen eines Wehrgedankens. Glei-

ches gilt für den ebenerdigen Eingang im Süden.

Diese Art von Bau entspricht den typischen Tessiner Bau-

ernhaustypen (casa-torre / Turmhaus), wo ein Eingang

im ersten Stock durch Steintreppen erreicht und im un-

teren Bereich ein Stall/Keller vorlag.22 Der Einbau eines

neuen Bodens im zweiten Obergeschoss spricht für eine

Wiederverwendung auch der oberen Etagen.23

Phase 3

Mit der postulierten notdürftigen Reparatur des Turmes

nach einem Teileinsturz könnte der Versuch einer weite-

ren Benutzung belegt werden. Diese konnte aber nicht

mehr im gleichen Rahmen der Phase 2 weitergetrieben

werden, da nun wohl das Dach fehlte. Noch zu Beginn

des 20. Jh. brachten die Hirten ihre Tiere aber hierhin

und verwendeten den Turm als Pferch.24

18: Rosa gefärbter Mörtelverputz in einer Scharte.

19: Rosa gefärbter Mörtelverputz in der Scharte, Detail.

21 In der Dokumentation der Kantonsarchäologie geht man davon aus, dass es sich um den Originaleingang handelt.

22 Werner BlaSer, Bauernhaus der Schweiz (Basel 1983) insbesondere 184.

23 Zu den Turmhäusern im Tessin ein Fallbeispiel: chriStian Saladin/thoMaS Bitterli: Torre di Riazzino – Mittelalterlicher Wehrturm oder bäuerliches Turmhaus? In: Mittelalter 9, 2004, H. 3, 66–73.

24 Freundliche Mitteilung eines Gastes an einem öffentlichen Vortrag, welcher sich noch an die Gewohnheiten seines Grossvaters erinnerte.

Stefan Lehmann – Turm und Wüstung von Redde TI

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Abschliessende Bemerkungen

Ohne archäologische Ausgrabung bleiben die Aussagen

zu Redde aber beschränkt gültig. Diese zukünftigen

Untersuchungen sollten sich jedoch nicht nur auf die

offensichtlichen Spuren des Turmes und der Wüstung

beschränken. So erstaunt es, dass der Wohnturm in der

Senke entstand. Mauerreste mit Mörtelresten auf der

südlich gelegenen Anhöhe lassen eine Überraschung ver-

muten. Stand hier eine weitaus grössere Anlage?

Auch das Gräberfeld zur Siedlung sollte aktiv gesucht

werden. Die Lage bei der heutigen Kirche S. Clemente

gilt als wahrscheinlich. Ausdehnung und Anzahl der Be-

stattungen im Verlaufe der Zeit könnten vieles über die

Siedlung verraten und möglicherweise auch das Rätsel

des Auflassungszeitpunktes lüften helfen.

In diesem Sinne sollten vermehrt auch die Kirche und die

Wüstung als eine Einheit wahrgenommen und eine ge-

meinsame, schrittweise Erforschung langfristig geplant

werden. Das Potenzial der Siedlungswüstung erscheint

jedenfalls mindestens so hoch wie in Tremona-Castello

in Mendrisio.25

RésuméLa tour d’habitation de Redde, érigée dans le cadre de l’aménagement du territoire entrepris vers le milieu du 13e siècle, a subi par la suite plusieurs modifications. Des dessins précis, ignorés jusqu’ici, et des observations archéologiques réalisées pendant les travaux de restauration, permettent désormais de présenter une nouvelle interprétation du développement du bâtiment. À la fin du Moyen Age, le château a été agrandi par l’ajout d’annexes et d’un mur d’enceinte (avec fossé). Cet-te expansion a été suivie d’une longue période d’abandon. A l’époque moderne, la population locale a transformé la tour en «casa-torre» (bâtiment d’habitation typiquement tessinois ayant la forme d’une tour). L’importance de l’édifice a subsisté au fil du temps et des inconnus se sont régulièrement appliqués à réparer les parties endommagées. Jusqu’au début du 20e siècle, la tour servait encore de bergerie.

Sandrine Wasem, Thoune

RiassuntoLa torre abitativa di Redde, eretta durante i dissodamenti a me-tà del XIII secolo, fu soggetta in epoche successive a numerosi interventi. Con l’ausilio di disegni tecnici finora poco noti e osservazioni archeologiche durante i lavori di restauro si pre-senta una nuova interpretazione dello sviluppo architettonico. Nel tardo Medioevo la superficie del castello si ampliò grazie a edifici annessi e a un muro di cinta (con fossato). A questo ampliamento seguì un prolungato periodo di abbandono. In età moderna essa fu modificata in una tipica casa-torre conta-

dina ticinese. Mantenne la sua importanza anche in seguito e sconosciuti ripararono più volte le parti danneggiate. Ancora all’inizio del XX secolo la torre era adibita a stalla.

Stefan Lehmann, Contone

ResumaziunLa tur d’abitar da Redde erigida durant la colonisaziun interna enturn la mesadad dal 13avel tschientaner vegn transfurmada pliras giadas en las epocas sequentas. Da dissegns tecnics fin ussa pauc resguardads e d’observaziuns archeologicas durant las lavurs da restauraziun sa resulta ina nova interpretaziun dal svilup architectonic. En il temp medieval tardiv s’engrondescha la surfatscha dal cumplex fortifitgà grazia ad edifizis annexs ed in mir da tschinta (cun foss). A questa amplificaziun suonda ina perioda pli lunga da desertificaziun. En il temp modern transfurma la populaziun locala la tur d’abitar en ina tipica chasa-tur tessinaisa. L’edifizi mantegna però sia impurtanza era pli tard e persunas nunenconuschentas repareschan adina da-novamain parts donnegiadas. Anc enfin l’entschatta dal 20avel tschientaner serva la tur sco stalla.

Lia Rumantscha, Cuira

Adresse des Autors:Dr. phil. des. Stefan LehmannOberwilerstrasse 23253 Schnottwil

Abbildungshinweis:1, 2, 4, 5, 8, 18, 19: Stefan Lehmann3, 12: Ely Riva6: Giorgio Nogara (IDB ETHZ) / UBC Bellinzona7: UBC Bellinzona9, 10: Giancarlo Durisch (Riva San Vitale) / UBC Bellinzona11, 13–17: Giovanni Buzzi

25 Meyer (wie Anm. 3) 299. Vgl. alfio Martinelli/Stefan leh-Mann, Tremona-Castello – Vorläufiger Bericht zu den Untersuchun-gen in einem mittelalterlichen Dorf des Südtessins von 1988 bis 2007. In: Mittelalter 12, 2007, H. 4, 121–142.

Mittelalter 18, 2013 / 1 15

Kurzberichte

Kurzberichte

Höfen BE - Jagdburg

Die Gründung der Stiftung «Jagdburg – Burg Stocken» ist erfolgt

Hoch über dem Stockental thront seit Jahrhunderten die Burg Stocken, auch Jagdburg genannt. Sie ist eines der mit­telalterlichen Kulturdenkmale des Ober­landes und von grosser Bedeutung für die regionale Geschichte. Die Burg, wel­che um 1300 entstand, ist seit Langem eine Ruine, kaum mehr sichtbar und hinter der wuchernden Vegetation ver­steckt. Sie ist in einem erbärmlichen Zu­stand und akut vom Einsturz bedroht. Dies hat der Archäologische Dienst des Kantons Bern, der von Gesetzes wegen für die Erhaltung und Pflege von Burg­ruinen zuständig ist, vor einiger Zeit er­kannt und Notsicherungen vorgenom­men. Darüber hinaus hat er gemeinsam mit der Besitzerin, Frau Dr. med. Heg­ner­von Stockar, nach Lösungen gesucht. Dank ihrem grosszügigen Entgegenkom­men war es nun möglich, Ende 2012 die Stiftung «Jagdburg – Burg Stocken» zu gründen, diese mit einem Grund­kapital auszustatten und die Ruine samt zugehöriger Parzelle in den Stiftungs­besitz überzuführen. Der Stiftungsrat ist mit Personen mit Wurzeln oder enger Beziehung zum Stockental besetzt, dazu kommt ein Fachvertreter:

Matthias Schär, Stiftungsratspräsident, HöfenMargrit Aeschlimann, NiederstockenDr. Armand Baeriswyl, Archäologischer Dienst des Kantons Bern, BernHans Jörg Baur, ReutigenStephan Paul Kernen, Reutigen

Die Stiftung verfolgt den Zweck, die Burgruine nachhaltig zu sanieren. Sie soll wieder an das Berner Wanderweg­netz angeschlossen und mit einer Feuer­stelle ausgestattet werden – eine grosse Aufgabe! Wir sind jetzt in der Start­phase und verfolgen erst einmal zwei Ziele: Zum einen sind wir damit be­schäftigt, ein Sanierungskonzept zu er­arbeiten, das in Etappen umgesetzt wer­den kann. Hierbei können wir auf das Know­how und die Hilfe des Archäo­logischen Dienstes des Kantons Bern zählen, der in den letzten Jahren mehrere Burgruinen saniert und grosse Erfahrung in der technischen und organisatorischen Durchführung bzw. Überwachung sol­cher Arbeiten hat (u.a. Melchnau Grü­nenberg, Meiringen, Restiturm, Ring­genberg, Zweisimmen, Mannenberg).Zum Zweiten haben wir begonnen, ein Finanzierungskonzept zu erarbeiten, denn eine solche Sanierung kostet viel Geld, auch wenn mit bedeutenden Sub­ventionen vom Bund, vom Kanton und

vom Lotteriefonds gerechnet werden kann. Und es ist eine der zentralen Auf­gaben der Stiftung, diese Summe in Form von Geldspenden, zinslosen Darlehen und Sachleistungen aller Art aufzu­treiben. Hier ist die Hilfe von möglichst vielen Interessierten ganz wichtig. Des­halb möchte die Stiftung so rasch wie möglich – sobald die beiden Konzepte stehen – an einem öffentlichen Anlass über das Vorhaben informieren. Thema wird dabei auch die geschichtliche Be­deutung der Burg Stocken nach dem heutigen Stand der Forschung sein.Im Namen des Stiftungsrates: Armand Baeriswyl, Bern, 24.02.2013

Adressen:Stiftung «Burg Stocken – Jagdburg»c/o Matthias SchärHüslimaad 27, 3631 Höfen033 222 16 [email protected]

oderc/o Archäologischer Dienst des Kantons Bernz. H. v. Dr. Armand BaeriswylBrünenstrasse 66, Postfach 52333001 Bern031 633 98 [email protected]

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Kurzberichte

Das Schwert – Symbol und Waffe

Tagungsbericht 19.–20.10.2012, Freiburg im Breisgau

Am 19. und 20. Oktober 2012 fand an der Albert­Ludwigs­Universität Freiburg die interdisziplinäre Nachwuchs tagung «Das Schwert – Symbol und Waffe» statt. Die Organisation erfolgte durch Lisa Deutscher, Mirjam Kaiser und Ma­rius Miche vom Freiburger Institut für Ur­ und Frühgeschichte sowie Sixt Wetz­ler von der Tübinger Abteilung für Skan­dinavistik. Die Tagung griff eine Position des Wissenschaftsrates auf, der in seinen «Empfehlungen zu den wissenschaftli­chen Sammlungen als Forschungsinfra­strukturen» (Januar 2011) formuliert hatte: «Die Anreicherung der sichtbaren Beschaffenheit des Objektes mit Wissen über seine nicht sichtbaren Eigenschaf­ten, die Verbindung inhärenter und ex­terner Attribute, führen zu einem erheb­lichen Bedeutungszuwachs. Ein Objekt ist durch diese angelagerten Eigenschaf­ten nicht nur ein Faszinosum, sondern es kann die Bedeutung eines Kultur­guts erlangen, der Selbstvergewisserung und Identitätsbildung in der Gesellschaft dienen, als materielles Zeugnis fungie­ren, es vermag Antworten zu geben auf verschiedenste Fragen und es kann zu weitergehenden Fragen anregen.»

Am Schwert als herausragendem Objekt menschlicher Kultur galt es zu demons­trieren, wie die Perspektive des material turn konkret entfaltet und die «Spra­che der Objekte» (BMBF) entschlüs­selt werden kann. Die Themen der Vor­träge reichten von der Bronzezeit bis ins 21. Jahrhundert und stiessen auf grosses Interesse: Neben dem akademi­schen Nachwuchs kamen bekannte Au­toren des Themenfeldes nach Freiburg; auch Schmiede, Waffensammler und his­torische Fechter waren vertreten. Das Programm war thematisch in vier Pa­nels geordnet, hinzu kam ein öffentlicher Abendvortrag.

I. Vom Erz zur Klinge – Herstellung und Technologie

MICHAEL SIEDLACZEK (Berlin) er­öffnete die Tagung und referierte For­

schungsergebnisse auf Grundlage von über 430 untersuchten Artefakten und rezenten Nachgüssen. Besonders bemer­kenswert war die Veranschaulichung der Widerstandsfähigkeit bronzener Schwertklingen, die auch in der Fach­literatur häufig unterschätzt wird.

JAN­HEINRICH BUNNEFELD (Göt­tingen) stellte technische Details der nor­dischen Vollgriffschwerter und der süd­licheren Achtkantschwerter vor und diskutierte mögliche Technologietrans­fers und Adaptionen zwischen den bei­den Fertigungsräumen. Dabei machte er eine tendenziell grössere Homogenität der südlichen Schwerter im Vergleich zu individuelleren Gestaltungen im Norden aus, bei mutmasslicher gegenseitiger Be­einflussung in beide Richtungen.

MAREK VERCIK (Halle) erweiterte den Horizont in Richtung des antiken Mit­telmeerraumes. Am Beispiel des Kopis stellte er dar, wie sich eine Klingenform sowohl durch kulturellen Austausch als auch durch militärische Auseinander­setzungen mit aussergriechischen Völ­kern vom Opfermesser hin zur einer Kriegswaffe entwickelte, die vor allem als Seitbewaffnung der Phalanxen von Bedeutung war.

ULRICH LEHMANN (Münster) zeigte, wie sich durch aktuelle Analysemetho­den neue Erkenntnisse über die Fer­tigungsweise erhaltener Spathaklingen gewinnen lassen. So macht die Com­putertomografie nicht nur Korrosion und Restaurierungsarbeiten deutlich, die mit bisherigen Röntgenuntersuchun­gen kaum nachzuvollziehen waren. Sie zwingt auch dazu, die Vorstellung zu überdenken, Spathakerne bestünden zu­meist aus drei Bahnen Torsionsdamast. Nach Lehmanns Ergebnissen muss meist von einer Dopplung der Stränge aus­gegangen werden, also einer Sechszahl.

GUNNAR GRANSCHE (Bamberg) be­trachtete frühmittelalterliche Klingen aus der Perspektive zeitgenössischer Schmiedepraxis. Anhand der von ihm präsentierten Reparaturen, Um­ und Neubearbeitungen zeigte er mögliche wirtschaftliche Hintergründe («Recyc­ling»), persönliche Ansprüche eines Be­

nutzers und ein breites Spektrum hand­werklichen Könnens auf.

ROLAND WARZECHA (Hamburg) und INGO PETRI (Kiel) wiesen in Ih­rer gemeinsam gehaltenen Präsentation darauf hin, wie entscheidend es ist, mit­telalterliche Fechtweisen zu verstehen, um die Formgebung der entsprechenden Waffen nachvollziehen zu können. Kon­kret führten sie die Verlängerung der Parierstange im Wandel vom früh­ zum hochmittelalterlichen Schwert auf eine Veränderung der Kampftaktik, speziell des Schildeinsatzes, zurück. Eine These, die sie durch praktisches «Nachfech­ten», Bildquellen und Sichtung der re­levanten Schwertfunde untermauern konnten.

II. Das Schwert als Bildträger – Symbole und Verzierung

DANIEL BERGER (Halle) hinterfragte gängige Vorstellungen zur Durchführ­barkeit von Tauschierungen in Bron­zeklingen. In vielen Fällen liessen sie sich ihm zufolge einfacher anbringen als von der Forschung angenommen. An modernen Repliken wurde aller­dings deutlich, wie gering die Farbwir­kung der meisten Tauschierungen ge­wesen sein dürfte, sofern die Klingen nicht nachbehandelt wurden, was von Berger mit vergorenem Urin vorge­nommen worden war. Allerdings lässt sich ein solcher Vorgang für die ur­geschichtliche Zeit nicht nachweisen.

MIRJAM KAISER (Freiburg) verfolgte die Verzierungen auf spätbronzezeit­lichen Schwertern über typologische und chronologische Aspekte hinaus anhand der Vogelbarken auf urnenfelderzeit­lichen Vollgriffschwertern. Sie verdeut­lichte die individuelle Gestaltung des ziselierten Motivs als Teil eines Orna­mentkanons und sein Zusammenspiel mit der Dreidimensionalität der Waffen. Darüber hinaus diskutierte sie mögliche symbolische Bedeutungen, die sich aber im schriftlosen Kontext nur schwierig belegen liessen.

LISA DEUTSCHER (Freiburg) arbei­tete das Bildprogramm der Stempelmar­

Mittelalter 18, 2013 / 1 17

Kurzberichte

ken auf latènezeitlichen Schwertern auf, verdeutlichte ihre Ausrichtung auf den Schwertern und beschrieb ihre eigenen, praktischen Versuche zur Anbringung solcher Marken. Zusammenfassend ver­trat sie die Ansicht, dass es sich bei den sich im Motiv oft wiederholenden Stem­pelmarken nicht um Fabrikationszeichen einzelner Werkstätten oder Besitzermar­ken handelt, sondern wahrscheinlich um apotropäische und siegbringende Signa­turen.

INES KLENNER (Hamburg) prä­sentierte das Kuriosum eines Theater­schwertes aus dem hervorragend erhalte­nen Mithräum von Güglingen, also einer Klinge, die von einem halbreifförmigen Bügel unterbrochen wird und bei Befes­tigung um den Oberkörper den Eindruck einer Durchbohrung erweckt.Gestützt auf weitere Funde und schrift­liche Quellen zum Mithraskult konnte sie darstellen, wie solche Theaterschwer­ter im Kultspiel genutzt wurden, um die symbolische Tötung eines Teilnehmers zu vollziehen.

MARIUS MICHE (Freiburg) überprüfte die bisherige archäologische Typenein­teilung der Goldgriffspathas der Mero­wingerzeit, insbesondere in eine frän­kische und eine alamannische Gruppe. Dies geschah durch eine Merkmalsana­lyse der Spathae selbst, in einem zwei­ten Schritt durch eine Kontextualisie­rung mit den übrigen Funden aus den jeweiligen Gräbern.

III. Das Schwert als Waffe – Gebrauch und Kampf

PETER EMBERGER (Salzburg) refe­rierte über die Bedeutung des Schwer­tes als Symbol der Macht, als Kriegs­waffe und als Propagandamotiv zur Zeit Cäsars. Obwohl im militärischen Einsatz nur eine von mehreren Waffen, dominierte das Schwert den symboli­schen Diskurs über die Gewalt und fun­gierte gleichzeitig als Zeichen für das Imperium.

MATTHIAS TEICHERT (Göttingen) ließ seinen Beitrag ebenfalls in der rö­mischen Antike beginnen und ging der

Frage nach, inwieweit sich die hetero­genen Schwerttanz­Zeugnisse, die sich im germanischen Raum (und darü­ber hinaus) finden, als Nachweise ei­ner Kontinuität vorchristlicher germa­nischer Ritualpraxis deuten lassen. Aus der Zusammenschau schriftlicher und ikonografischer Quellen deduzierte er allerdings eher eine «Konstante der Lust an der Bewegung mit der Waffe» und be­tonte die Brüche zwischen den einzelnen Phänomenen.

TILMAN WANKE (Bamberg) gab ei­nen kondensierten Überblick über die Typologien des Schwertes in den euro­päischen Fechtbüchern seit circa 1300. Dabei machte er deutlich, dass sich die vorliegende Formenvielfalt nicht als lineare Evolution hin zu einer «perfek­ten Waffe» beschreiben lässt, sondern als Feld ständiger Überlappungen und Beeinflussungen begriffen werden muss, das nur unter Einbeziehung der jeweils zugrundeliegenden Fechtweisen richtig gedeutet werden kann.

Eine solche Fechtweise beschrieb HER­BERT SCHMIDT (Dornbirn). Der Buck­ler, der kleine Faustschild, war seit der römischen Antike und bis in die frühe Neuzeit in Europa verbreitet. Bedeu­tendstes Zeugnis seiner Beliebtheit ist das sogenannte Towerfechtbuch MS I.33 von ca. 1300 n. Chr., das sich ausschliess­ lich der Fechtweise mit Schwert und Buckler widmet. In der praktischen Dar­stellung einiger Fechttechniken konnte Schmidt diesen rüstungstechnologischen Kontext des Schwertes verdeutlichen.

Auch MATTHIAS JOHANNES BAUER (HS Niederrhein) rückte die verschrift­lichten Fechtanleitungen in den Mittel­punkt. Aus germanistischer Perspektive wies er auf die Schwierigkeiten hin, die sich aus der geschlossenen Fachsprache der Fechtbücher in der Tradition des deutschen Fechtmeisters Johann Liech­tenauers ergeben. In ihrer Doppelnatur als Gedächtnisstützen und Geheimtexte zwangen die Liechtenauerschen Merk­verse, zusätzlich durch dialektale Um­deutungen erschwert, zu einer Textexe­gese, die die Fechtkunst in den Bereich einer esoterischen Geheimwissenschaft rückte.

CHRISTIAN JASER (Dresden) verdeut­lichte, wo die zuvor genannten Kampf­weisen der Fechtbücher ihren ‹Sitz im Leben› haben konnten: in der Selbstdar­stellung eines städtischen Bürgertums, das sich vor allem durch seine Zuwen­dung zur Waffe, seine Beherrschung der­selben und seine Bereitschaft zu ihrem Einsatz auszeichnete. Örtlich und zeit­lich kulminiert diese Faszination für das Schwert in den städtischen Fechtschulen. Fechten wurde hier zum gesellschaft­lichen Identifikations­ und Distinktions­merkmal, indem es dominante Konzepte von Status, angemessenem sozialen Han­deln und körperlicher Virilität öffentlichinszenierte.

IV. Das Schwert im kulturellen Diskurs: Bedeutung und Rezeption [1]

FABIAN WITTENBORN (Heidelberg) ging der Frage nach, inwieweit sich Ge­schlecht und sozialer Stand aus Schwer­tern als Grabbeigaben der Bronzezeit herauslesen lassen. Eine ausschliesslich geschlechtsspezifische Verteilung von Waffenbeigaben lässt sich ihm zufolge kaum feststellen. Ebenso konnte er für die Urnenfelder­ und Hallstattzeit zei­gen, dass die höchste soziale Schicht mit den reichsten Grabbeigaben gerade nicht mit Waffen bestattet wurde, im Gegen­satz zu der an Reichtum der Ausstattung folgenden Gruppe. Die Vorstellung eines ‹Schwertadels› muss anscheinend hinter das differenziertere Bild einer adminis­trativen Elite mit untergebener Krieger­kaste zurücktreten.

GÜNTER KRÜGER (Mannheim) dis­kutierte die Bedeutung des Schwert­trägeramtes im deutschen Kaiserreich. Zu öffentlichen Anlässen wurde das Schwert des Herrschers als Zeichen sei­ner rechtmässigen Gewalt von einem hochrangigen Untergebenen präsentiert; ein Amt, dessen Wahrnehmung sich, so Krüger, im Laufe des Mittelalters wan­delte. Während er das Vorantragen des Schwertes im frühen 11. Jahrhundert als Geste der Unterwerfung deutete, wies er umgekehrt auf die Mühe Kaiser Barba­rossas hin, die Auseinandersetzung sei­ner Fürsten um die Ehre des Schwertträ­geramtes zu schlichten.

18 Mittelalter 18, 2013 / 1

Kurzberichte / Publikationen

Publikationen

Markus Bamert, Markus RiekHerrenhäuser in Schwyz

Schweizer Kulturschätze im Fokus – erste ausführliche Publikation über die Schwyzer Herrenhäuser.Benteli Verlag Sulgen 2012 – 272 Seiten Seiten, 347 farbige Abbildungen, 25 x 30 cm, Leinenband mit Schutzumschlag.ISBN 978-3-7165-1717-8

Die Geschichte des Schwyzer Herren­hauses lässt sich bis ins Mittelalter zu­rückverfolgen. Die Hofstätten sind Aus­druck einer herrschaftlich­ländlichen Wohn­ und Lebensform des Landpa­triziats, das sich seitdem gebildet und entwickelt hat. Die Herrenhäuser von

Schwyz stellen aber auch ein bedeuten­des Stück Kultur des Kantons Schwyz und der ganzen Zentralschweiz dar. Ne­ben den steinernen, städtisch anmuten­den Wohntürmen entstanden zwischen 1170 und 1340 Blockbauten, die von hoher Zimmermannskunst zeugen. Aus diesen beiden Grundformen entwickel­ten sich ab dem 16. Jahrhundert reprä­sentative herrschaftliche Anwesen. Die Architektur und die Inneneinrichtungen sind vielfach von hoher Qualität und grosser Eigenständigkeit. Bisher fehlte eine repräsentative Zusammenfassung über diese herrschaftlichen Hofstätten. Die Publikation schliesst diese Lücke und stellt zahlreiche neu gewonnene Ein­sichten in Texten von insgesamt 17 Au­toren umfassend dar.

Inhalt:Walter Stählin: Geleitwort. Markus Ba-mert: Vorwort und Dank. Erwin Ho-rat: Kontinuität und Wandel – Die Her­renhäuser und ihre Bewohner. Markus Bamert: Ein Ring rund um den Flecken Schwyz – Die Herrenhäuser in der Sied­lungsstruktur. Heinz Horat: Selbstversor­ger und Reisläufer – Die Herrenhäuser in ihren landwirtschaftlichen Liegenschaf­ten. Oliver Landolt: Christoph Schorno (1505–1592) un das Schorno­Haus im Oberen Feldli. Georges Descœudres: Die Anfänge – Die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Herrenhäuser. Kaspar Michel: Diedrich In der Halden (1512–1583) und das Haus Bethlehem. Mar-kus Bamert: Macht und Repräsen tation – Die Hofstätten des frühen 17. Jahr­

DANIEL LIZIUS (Vechta) beschrieb die Entwicklungslinien von Schwertleite und Ritterschlag. Er verstand diese Formen ritualisierter Ritterpromotion nicht als Erben vorchristlich­germanischer Mann­barkeitsriten, sondern als höfische Ana­logiebildungen zu kirchlichen Ritualen, in denen das Schwert (der Vorstellung nach) nicht als handelnder Akteur, son­dern als wirkmächtiges Medium von Be­deutung war. Daran änderte auch die Verdrängung der Schwertleite durch den später aufkommenden Ritterschlag nichts. Anhand der Darstellung der un­terschiedlichen Funktionen der Rituale, ihrer Terminologien und der klassischen Textstellen zeichnete Lizius ein differen­ziertes Bild des Themas.

In den letzten Jahren erfreut sich die Historische Europäische Kampfkunst (Historical European Martial Arts, kurz: HEMA) wachsender Beliebtheit, eine wissenschaftliche Aufarbeitung blieb bisher aus.

SEBASTIAN KELLER (Regensburg) stellte sein Projekt vor, in dem er einer­seits Lehrbücher der Szene untersucht, andererseits durch teilnehmende Beob­achtung und eine Fragebogenstudie un­ter HEMA­Trainern ein Bild davon ge­

winnen möchte, welche Motivationen und Faszinationen Menschen auch heute noch dazu bringt, sich praktisch mit dem europäischen Schwert zu beschäftigen.

Der öffentliche Abendvortrag wurde vom schwedischen Schwertschmied PETER JOHNSSON (Uppsala) gehal­ten, der weltweit als eine der wichtigs­ten Autoritäten in Fragen der Gestaltung und des Nachbaus hoch­ und spätmit­telalterlicher Schwerter gilt. Nach einem Einblick in den Schmiedevorgang und die Physik des Schwertes präsentierte der Schwede seine These, die Proportionie­rung europäischer Schwerter liesse sich ab dem Hochmittelalter auf die gleichen geometrischen Grundlagen zurückfüh­ren, die zum Beispiel auch in der Archi­tektur Anwendung fanden. Unterfüttert durch Textstellen mittelalterlicher Auto­ren über die Bedeutung der Geometrie, führte er seine Gedanken an den Mas­sen von Originalstücken aus. Auf die Gefahr einer Überinterpretation wies er selbst ausdrücklich hin, konnte in der Diskussion aber auch auf kritische Fra­gen überzeugende Argumente für seine These liefern.

Die Abschlussdiskussion brachte zum Ausdruck, wie wertvoll die Betrachtung

des gemeinsamen Themas über die Fach­grenzen hinweg für alle Beteiligten ge­wesen war. Das Schwert ist in so viel­fältiger Hinsicht Bedeutungsträger, dass eine monodisziplinäre Perspektive im­mer unzulänglich bleiben muss. Erst aus der Zusammenschau der unterschied­lichen akademischen Zugriffe, aber auch handwerklicher, künstle rischer und fechtpraktischer Ansätze kann ein fundiertes Verständnis dieses zentralen Objektes der europäischen Kultur er­wachsen. Folglich wurde von den Disku­tierenden dazu angeregt, die semantische Polyvalenz des Schwertes in der wissen­schaftlichen Arbeit auch innerhalb der Grenzen einer einzelnen Disziplin stets mit zu berücksichtigen. Die Teilnehmen­den äusserten in der Abschlussdiskus­sion die Hoffnung, die Tagung möge Auftakt für weitere Zusammenarbeit ge­wesen sein und regten eine Fortsetzung an.

Sixt Wetzler, Tübingen; Lisa Deutscher/Mirjam Kaiser, Institut für Ur­ und Frühgeschichte, Albert­Ludwigs­Universität Freiburg

Quelle: http://hsozkult.geschichte. hu­berlin.de/tagungsberichte/id=4640

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Publikationen

hunderts. Kaspar Michel: Jost Schil­ter (1547–1627) und die Sagenmatt. Markus Bamert: Nach dem Tode sind alle gleich … Grabmäler des Schwy­zer Patriziats. Thomas Brunner: Höfi­sche Eleganz – Die Herrenhäuser des 18. Jahrhunderts. Valentin Kessler: Hein­rich Fridolin Reding (1624–1698) und das Ital Reding­Haus. Michael Toma-schett: Alpthaler Gläser in der Waldegg. Markus Bamert: Zugeständnisse an die Bequemlichkeit – Bauliche Massnah­men im 19. Jahrhundert. Oliver Landolt: Johann Dominik Betschart (1645–1736) und das Immenfeld. Valentin Kessler: Siedlungsentwicklung und Heimatstil – Schwyz zwischen 1850 und 1930. Va-lentin Kessler: Georg Franz Ab Yberg (1673–1753) und das Haus Ab Yberg im Mittleren Feldli. Markus Bamert: Der Garten als Burghof – Die Herrenhaus­Gärten. Oliver Landolt: Jost Rudolf von Nideröst (1686–1770) und der Maihof. Markus Bamert: Die Feldli­Häuser. Ein Gemälde von Jost Rudolf von Nideröst aus dem Jahr 1759. Matthias Oberli: Vom Herrgottswinkel zur Hauskapelle – Sakrale Installationen und Räume. Va-lentin Kessler: Johann Carl Hedlingen (1691–1771) und das Steinstöckli. Mar-kus Bamert: Bewusste Stilverspätung – Steinmetzarbeiten zwischen Spätgotik und Barock. Erwin Horat: Felix Ludwig von Weber (1717–1773) und der Fried­berg. Markus Bamert: Zweck oder Pres­tige? – die Treppenhäuser und Gänge. Ralf Jacober: Joseph Thomas Fassbind (1755–1824) und das Haus Meinrad Ing­lin. Gabi Meier: Keller, Küche und Klo­sett – Ihre Entwicklung vom 13. bis ins 18. Jahrhundert. Kaspar Michel: Alois von Reding (1765–1818) und das Re­ding­Haus an der Schmiedgasse. Markus Bamert: Degen, Gurt und Spazierstock Theodor Redings. Heinz Horat: Versuch der Nobilitierung – Garten­ und Fest­säle. Ralf Jacober: Franz Xaver von We­ber (1766–1843) und die Kappelmatt. Markus Bamert: Von der Täfermalerei zur Ledertapete. Walter Abegglen: Umge­setzte Italianità – Täferzimmer. Ralf Jaco-ber: Heinrich Wyss (1786–1869) und der Brüelhof. Matthias Oberli: Formen der Illusion – Die malerische Ausstattung. Erwin Horat: Theodor Ab Yberg (1795–1869) und das Haus Ab Yberg im Grund. Georg Carlen: Fremde Herrscher hoch

zu Ross. Die Reiterporträts des Johannes Brandenberg. Michael Tomaschett: Zwi­schen Zierde und Repräsentation – Stu­ckaturen in Herrenhäusern und Hauska­pellen. Ralf Jacober: Hans Beat Wieland (1867–1945) und der Acherhof. Michael Tomaschett: Zeichen des Wohlstandes – Kachelöfen und Cheminées. Erwin Ho-rat: Georg von Reding (1874–1958) und die Waldegg. Daniel Annen: «Alles und jedes hatte seinen Wert» – Schwyzer Her­renhäuser in der Literatur. Hanspeter Lanz: Das Rasierzeug von General Jo­sef Nazar Reding. Erwin Horat: Aushän­geschilder von Schwyz – Herrenhäuser und ihre bildliche Popularisierung. Mar-kus Bamert/Michael Tomaschett: Kata­log und Situationsplan der Herrenhäuser und frei stehenden Hauskapellen.

Franco CardiniDas Mittelalter

Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2012 – 288 Seiten mit 495 farbigen Abb., 21,5 x 27 cm, gebunden mit Schutz-umschlag. ISBN 978-3-8062-2690-4

In einem grossartigen Panorama zeichnet Franco Cardini, einer der bedeutendsten europäischen Mittelalter­Historiker, die ganze Vielfalt der mittelalterlichen Welt nach. In 25 Kapiteln beschreibt er die Entwicklung von der Völkerwanderung bis zum Humanismus und schildert die Lebenswelten der Bauern und Bettler, der Ritter und Herrscher, der Kaufleute und Kleriker. Cardini führt den Leser in die Städte, Kirchen und Universitä­ten, an herrschaftliche Höfe und auf Rit­terburgen. Dabei beleuchtet er Kunst, Kultur und Architektur, das Aufblühen der Wissenschaften, wie z.B. der Alche­mie, und die Entdeckung des Fremden in Skandinavien, Asien sowie im Mit­telmeerraum. Reich bebildert, kann die Farbigkeit des Mittelalters nicht schöner präsentiert werden.

Andreas KülzerByzanz

Reihe Theiss WissenKompakt, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2012 – 180 Seiten mit rund 80 Abb. und 1 Karte, 16 x 22 cm, Klappenbroschur. ISBN 978-3-8062-2417-7

Byzanz: Das andere Mittelalter Während das Weströmische Reich im 5. Jh. n. Chr. von wandernden Völ­kern überrannt wurde, stand das oströ­mische Imperium noch am Anfang sei­ner Blüte: Unter Kaiser Justinian stieg das Byzantinische Reich zu einer wah­ren Weltmacht auf. Zu seinen Glanz­zeiten beherrschte es sogar weite Teile des Mittel­ und Schwarzmeerraums. Doch Byzanz musste sich in seiner mehr als 1000­jährigen Geschichte auch einiger mächtiger Gegner erwehren, bis es 1453 – schon längst reduziert auf das Stadt­gebiet Konstantinopels – letztlich von den Osmanen eingenommen wurde. Der Byzanz­Experte Andreas Külzer be­leuchtet kompetent und unterhaltsam die wechselvolle Geschichte des Reichs. Sein Blick auf Gesellschaft und Alltag, Ver­waltung und Kirche, Kunst und Archi­tektur hilft dem Leser, das Klischee ei­nes dekadenten Reichs zu hinterfragen und ein faszinierendes Phänomen der Ge­schichte näher kennenzulernen.

Inhalt: 1) Byzanz, die unbekannte Schönheit:Das Byzantinische Reich: Grundlegendes zur Terminologie / Zur Periodisierung der byzantinischen Geschichte / Geografische Grundlagen

2) Das andere Mittelalter: 1100 Jahre byzantinische GeschichteDas frühe Byzanz: Von Konstantin dem Grossen zu Herakleios (4.–7. Jahrhun­dert) / Die mittelbyzantinische Zeit: Dunkle Jahrhunderte und Grossmacht­politik (7. bis frühes 13. Jahrhundert) / Lateinerherrschaft und Palaiologenzeit: Das lange Sterben (13.–15. Jahrhundert)

3) Ein Panorama des byzantinischen Reiches:Das byzantinische Kaisertum: von Kai­sern und Kaiserinnen, Usurpatoren und dem Wert der Reichshauptstadt Kons­tantinopel / Die byzantinische Kaiserin / Vom Beamtentum, der Reichsverwaltung und der Heeresorganisation / Zum Nie­dergang der byzantinischen Flotte / Die byzantinische Gesellschaft: von Reich und Arm, Stadt und Land, von Römern, Ausländern und Aussenseitern / Städte in Byzanz / Kirche und Mönchtum / Reisen

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Publikationen

in Byzanz / Von Handel und Handwerk / Alltagskultur / Der Hippodrom und seine Vergnügungen / Kunst und Architektur / Mosaiken / Sprache und Literatur / Das byzantinische Weltbild: Kugel oder Kas­ten? / Das Byzanzbild der Moderne: mehr als Eunuchen, Weihrauch und Ikonen? / Byzantinisches Weltbild und antike Auto­ren. Mit Bibliografie und Register.

Erik Beck / Eva-Maria Butz / Martin Strotz / Alfons Zettler / Thomas Zotz (Hg.) Burgen im Breisgau

Aspekte von Burg und Herrschaft im überregionalen Vergleich Archäologie und Geschichte. Mit Bei-trägen von Erik Beck, Boris Bigott, Eva-Maria Butz, Lukas Clemens, Luisa Galioto, Holger Grönwald, Bert-ram Jenisch, Thilo Jordan, Stefan King, Jacky Koch, Heinz Krieg, Jürgen Krüger, Wendy Landewé, Cord Meck- seper, Bernhard Metz, Hans Ulrich Nuber, Matthias Reinauer, Volker Rödel, Sigrid Schmitt, Heiko Steuer, Matthew Strickland, Martin Strotz, Olaf Wagener, Tobie Walther, Werner Wild, Alfons Zettler, Thomas Zotz. Freiburger Forschungen zum ersten Jahrtausend in Südwestdeutschland, Band 18. Jan Thorbecke Verlag Ost-fildern 2012 – 448 Seiten mit etwa 250 Abbildungen, Format 19 x 27,5 cm, Leinenband mit Schutzumschlag O 69.– (D) / O 71.– (A) / sFr. 89.–ISBN 978-3-7995-7368-9

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft­ler aus mehreren Nationen und Diszi­plinen fanden sich vom 10. bis 13. März 2009 im ehemaligen Cluniazenserpriorat St. Ulrich bei Bollschweil ein, um über Aspekte der mittelalterlichen Adelsburg zu diskutieren. Eingeladen hatte die Pro­jektgruppe «Die Burgen im mittelalterli­chen Breisgau» an der Universität Frei­burg i.Br. und an der TU Dortmund, welche das Ziel verfolgt, die oberrhei­nischen Burgen zu erfassen, zu beschrei­ben und in ihren landesgeschichtlichen Kontext zu stellen. Dabei wurden erst­mals die Ergebnisse der langjährigen Forschungen in fünf thematischen Blö­cken zusammengefasst und überregio­nal verglichen.

NIKE / BAK / ICOMOS (Hrsg.)Netzwerk KulturlandschaftAuch eine Aufgabe für Archäologie und Denkmalpflege

Schriftenreihe zur Kulturgüter-Erhal-tung (SKE) 1, Schwabe Verlag Basel, 2012 – 132 Seiten, 90 Abbildungen.Broschiert. Ca. sFr. 42.– / O (D) 35.50 / O (A) 36.50. ISBN 978-3-7965-2874-3

Die Wirtschafts­ und Lebensformen frü­herer Gesellschaften, ihre kulturellen Leistungen, haben sich sichtbar ins Ter­ritorium eingeschrieben, das dadurch zum Bedeutungsträger wird. Diese «Ge­brauchsspuren der Erdoberfläche» kön­nen nicht der Wirtschafts­ und Tou­ rismusförderung oder dem Natur­ und Landschaftsschutz allein überlassen wer­den. Als materielle Geschichtszeugnisse stehen historische Kulturlandschaften in engem Zusammenhang mit den Bau­denkmalen und müssen wie diese doku­mentiert und so weit als möglich erhalten werden. Jedoch: Für Kulturlandschaft als Ganzes scheint niemand zuständig zu sein – das begünstigt ihr lautloses Ver­schwinden. Nur in der Vernetzung von Geografie, Geschichte, Landschaftsarchi­tektur, Ökologie, Archäologie und nicht zuletzt der Denkmalpflege kann man ihrer Komplexität gerecht werden und ihr Entwicklungspotenzial bestimmen.

Die Publikation vereinigt 13 Beiträge einer an der Universität Freiburg i. Üe. abgehaltenen Tagung, die das Thema in seiner ganzen Breite ausloten, von den Definitionen von Kulturlandschaft über deren Erfassung, Bewertung und Nut­zung bis hin zu praktischen Beispielen ih­rer Inwertsetzung. Ziel ist es, den Dialog zwischen den verschiedenen involvierten Fachrichtungen in Gang zu setzen und die Bedeutung historischer Kulturland­schaften im Bewusstsein von Fachleuten und Laien zu verankern.Die Publikation bildet den Auftakt ei­ner neuen «Schriftenreihe zur Kultur­güter­Erhaltung», die den interdiszipli­nären Dialog im Bereich der Erhaltung des kulturellen Erbes verstärken und aus­weiten soll.

Die 2010 gegründete formation conti­nue NIKE / BAK / ICOMOS ging aus ei­

ner Arbeitsgruppe hervor, die sich schon seit fast 20 Jahren in der interdiszipli­nären Weiterbildung im Bereich der Kulturguterhaltung engagiert hatte. Ihr Grundsatz war und ist, regelmässige Fachtagungen zu organisieren und da­mit den Dialog unter allen an der Kul­turgüter­Erhaltung Beteiligten auch über die jeweiligen Fachgrenzen hinaus zu för­dern. In ihrer heutigen Form wird die Gruppe gebildet von der Nationalen In­formationsstelle für Kulturgüter­Erhal­tung NIKE, der Sektion Heimatschutz und Denkmalpflege des Bundesamtes für Kultur BAK und der Schweizer Landes­gruppe des International Council on Mo­numents and Sites ICOMOS (Internatio­naler Rat für Denkmalpflege).

Zwischen Kreuz und Zinne Festschrift für Barbara Schock-Werner zum 65. Geburtstag

Hrsg. von der Deutschen Burgenvereini-gung e.V. Reihe A: Forschungen Band 15, Braubach 2012 – 208 S., 228 Abb. ISBN 978-3-927558-35-9

Zum 65. Geburtstag von Frau Profes­sor Barbara Schock­Werner widmet die Deutsche Burgenvereinigung e.V. ihrer Vizepräsidentin und langjährigen Vor­sitzenden des Wissenschaftlichen Beirats eine Festschrift mit 20 Beiträgen von Kollegen und Kolleginnen aus dem Wis­senschaftlichen Beirat.

Inhaltsverzeichnis:Alexander Fürst zu Sayn-Wittgen-stein-Sayn: Grusswort. Joachim Zeune: Grusswort. Walther-Gerd Fleck: Remi­niszenz 1: Walther­Gerd Fleck erinnert. Cord Meckseper: Reminiszenz 2: Die Ludwigsburger Garnisonskirche und erstes fachliches Auffallen der Jubila­rin. Dieter Barz: Im Schatten vom Tri­fels: Burgenbau im Umkreis der «Reichs­feste». Horst Wolfgang Böhme: Der Kruseler des 14./15. Jahrhunderts. Zum Wandel eines modischen Kopfputzes nach spätmittelalterlichen Bildnisgrab­mälern. Peter Ettel: «Ungarnburgen – Ungarnrefugien – Ungarnwälle». Zum Stand der Forschung. István Feld: Die Schauplätze grossadligen Lebens in Un­garn in der Zeit von König Matthias Corvinus (1458 bis 1490). Jens Friedhoff:

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Publikationen

Bau­ und Nutzungsgeschichte des Schlos­ses Philippsburg zu Braubach im Spie­gel der Schrift­ und Bildquellen. Rein-hard Friedrich: Von Motten auf der Höhe und Gipfelburgen im Tal. Auswertungs­beispiele der Burgendatenbank EBIDAT. Hans-Wilhelm Heine: Der Burgwall am Burgberg bei Dassel (Ldkr. Northeim) – Stammsitz der Grafen von Dassel. Hart-mut Hofrichter: Im Zeichen des Kreu­zes: Anmerkungen zu Gradualismus und Superposition in armenischer Sakral­architektur. Udo Liessem: Prato – Cas­tello dell’Imperatore. Neue Überlegun­ gen und Beobachtungen. Michael Losse: Die katholische Pfarrkirche St. Peter zu Sinzig im Kontext der Rezeption der Aachener Pfalzkapelle im 13. Jahrhun­dert – eine These. Daniel Mascher: Re­nitente Gräfinnen: Zur verfassungs­mässigen Auseinandersetzung um die Burg Arco im Jahre 1634. Werner Meyer: Gründungszeit und Ersterwähnung. Be­merkungen zur Entstehung der Adels­burg. Ieva Ose: Ludsen – im 14. Jahrhun­dert gebaute Grenzburg des Deutschen Ordens in Livland. Stefan Uhl: Später Burgenbau – Hochmittelalterliche Bau­formen und Bauelemente im spätmittel­alterlichen Burgenbau, dargestellt an Bei­spielen der Schwäbischen Alb. Joachim Zeune: Burgruine Hopfen am See, Ost­allgäu: vom geschichtsarmen Burgstall zur ältesten Steinburg im Allgäu. Die-ter Wunderlich: Barbara Schock­Werner. Schriftenverzeichnis.

Thomas Bitterli / Michael LosseBurgen und Schlösser am Hochrhein

Regionalia Verlag Rheinbach / Erleb-nisraum Hochrhein, Lörrach, 2012 – 96 Seiten, 11,6 x 15,9 cm, kartoniert (TB). ISBN 978-3-9397-2276-2 Entdecken Sie die kulturelle Landschaft des Hochrheins von Stein am Rhein bis Basel. Mehr als 50 Orte, Burgen und Schlösser in einem optimalen Über­blick. Hintergrundinformationen zur Geschichte und Typologie der bedeu­tendsten historischen Stätten. Detaillierte Informationen zur Anfahrt und zu Erleb­nisangeboten wie Führungen und Aktivi­täten. Praktisches Taschenformat für un­terwegs.

Charles BowlusDie Schlacht auf dem Lechfeld

Mit einem Vorwort von Stefan Wein-furter. Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2012 – 280 Seiten, mit Grafiken und Karten, Format 13 x 21 cm, Hardcover.O 26.99 [D] / O 27.80 [A] / sFr. 36.90ISBN 978-3-7995-0765-3

Die Schlacht auf dem Lechfeld im Au­gust 955 ist in Deutschland eine Legende: Otto der Grosse besiegte die ungarischen Reiterhorden vernichtend und beendete ihre Beutezüge in deutsches Gebiet. Otto erreichte so eine entscheidende Konsoli­dierung seiner Herrschaft, für die Deut­schen wurde vom «Beginn der deutschen Nation» gesprochen.Doch die ungarischen Reiterkrieger hät­ten sich selbst nach einer solchen Nie­derlage neu ordnen und ihre Raubzüge wieder aufnehmen können; warum dies nicht geschah, ist bisher ungeklärt. Die­ses Buch gibt die erste befriedigende Er­klärung, warum Ottos Sieg so entschei­dend war. In einer genauen Analyse der zeit genössischen, oft widersprüchlichen Quellen rekonstruiert der Autor die Schlacht in ihren einzelnen Phasen. Dabei geht er auch auf den historischen Hin­tergrund, die administrativen und mi­litärischen Reformen im deutsch­frän­kischen Reich sowie die Stärken und Schwächen der nomadischen Kriegsfüh­rung ein. Wegweisend ist seine Einfüh­rung in die Umweltfaktoren, die nicht nur das Nomadenleben in Europa be­grenzten, sondern auch lokal den Aus­gang der Schlacht beeinflussten.

Corinne Charles / Claude Veuillet Coffres et coffrets du Moyen Age

Dans les collections du Musée d’histoire du Valais, Valère, Série Art & His- toire 3, 2 volumes, sous la direction de Marie Claude Morand. 184 et 244 pages, 93 et 156 illustrations, format 22°–24 cm, broché. Fr. 59.–.ISBN 978-3-03919-251-9

Menée conjointement par Corinne Charles et Claude Veuillet, cette étude s’intéresse à une collection de mobilier médiéval d’une grande diversité typo­logique, allant du coffre liturgique à la

table domestique, en passant par de ma­gnifiques coffrets peints. Les pièces les plus prestigieuses sont sans aucun doute les coffres sculptés de l’église de Valère, un des rares ensembles du XIIIe siècle conservés en Europe et qui se trouve en­core sur le lieu pour lequel il fut réalisé.De façon inédite, études et interventions matérielles ont été organisées en paral­lèle à la recherche historique avec appui réciproque pour nourrir l’une et l’autre phase. Un éclairage à deux voix qui dé­montre la nécessaire et fructueuse com­plémentarité de recherches et d’analyses distinctes pour donner sens aux objets et les éclairer!

Vol. 1: Etude historique et stylistique. Nourri par des recherches effectuées à travers toute l’Europe, l’ouvrage, riche­ment illustré, expose le contexte cultu­rel de fabrication de ces meubles, notam­ment à travers l’étude de leur usage et de leurs décors. L’aspect technique et ma­tériel n’est pas en reste: l’examen de la chaîne opératoire de l’arbre au coffre et la reconstitution de l’outillage à dispo­sition des artisans d’alors constitue un autre point fort cet ouvrage.

Vol. 2: Catalogue raisonné. Augmenté d’une abondante documentation photo­graphique, le catalogue raisonné com­prend, pour chacune des pièces de cet important corpus mobilier, une notice dé­taillant les éléments techniques et de con­servation­restauration ainsi que les as­pects historiques et stylistiques. Certaines pièces sont publiées pour la première fois.

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Vereinsmitteilungen

Vereinsmitteilungen

Auf den Spuren von Kaiser Maximilian

7. bis 11. August 2013Eine Reise des Schweizerischen Burgenvereins und der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich

Mit Kaiser Maximilian stiegen die Habs­burger endgültig zu einer führenden europäischen Dynastie auf und schu­fen sich ein Weltreich, in dem die Sonne buchstäblich nie unterging. Maximi­lian zählt zu den schillerndsten Figuren des ausgehenden Mittelalters: Er war «letzter Ritter» und «erster Artillerist», Machtpolitiker und Förderer der schö­nen Künste. Kriege wie Kunstwerke be­ ruhen nicht zuletzt auf der wirtschaft­lichen Kraft Tirols, um 1500 das Rück­grat der Macht Maximilians. Innsbruck war die Residenz mit Zeughaus und Plattnerei, wo Harnische gefertigt wur­den. In der Umgebung vergnügte sich Maximilian auf Bergjagden, während die Saline und die Münzprägestelle in Hall sowie das Silberbergwerk in Schwaz dem Kaiser die nötigen Ressourcen lieferten. Im Übergang von der Gotik zur Renais­sance setzte Maximilian alles daran, der Nachwelt ein eindrückliches – und ge­schöntes – Bild seiner Leistungen zu hin­terlassen. Höhepunkt dieser Bemühun­gen stellt das berühmte Grabmal dar, das heute in der Hofkirche Innsbruck zu be­staunen ist, ursprünglich aber vielleicht auf dem Falkenstein oberhalb des Wolf­gangsees geplant war. Die Reise führt von diesem Felsen bei Salzburg ins Tirol und stellt den Kaiser und seine habsbur­gischen Ländereien näher vor.

Programm1. Tag Mittwoch, 7. AugustBahnfahrt Zürich–Salzburg (ZH ab 8.40 Uhr, Salzburg an 13.58 Uhr); Hotel­bezug. Spaziergang in die Altstadt und Führung durch die bischöfliche Festung Hohensalzburg; Abendessen im Hotel.

2. Tag Donnerstag, 8. AugustFahrt an den Wolfgangsee nach St. Wolf­gang mit dem Pacher­Altar und nach St. Gilgen. Empfang im Museum und Einführungsvortrag von Dr. Brigitta Lauro über das Maximilian­Grabmal. Anschliessend Wanderung auf den be­reits frühgeschichtlich besiedelten Fal­kenstein, wo Maximilian möglicher­weise seinen letzten Ruheort vorgesehen hatte. Übernachtung in Salzburg.

3. Tag Freitag, 9. AugustFahrt nach Kufstein, Besuch der Fes­tung, die Maximilian 1504 mit Hilfe der Artillerie eroberte und anschliessend zu einer eindrücklichen Sperranlage aus­bauen liess. Weiterfahrt nach Hall im Tirol. Nach einem Mittagshalt lernen wir das geschlossene spätgotische Stadt­bild mit der Pfarrkirche St. Nikolaus so­wie der Burg Hasegg mit der Münzpräge kennen. Weiterfahrt nach Innsbruck und Besuch der Hofkirche mit dem einzig­artigen Maximilian­Grabmal. Spazier­gang durch die gut erhaltene Altstadt zum Hotel. Übernachtung in Innsbruck.

4. Tag, Samstag, 10. AugustOhne Silber keine Weltpolitik – erst der Bergbau verschaffte dem Tirol jene Be­deutung, die im ausgehenden Mittelalter mit einer ungewöhnlichen Prunkentfal­tung einherging. Die Silberstadt Schwaz gehörte um 1500 zu den grössten Ort­schaften Österreichs und war Stützpunkt des Handelshauses der Fugger. Wir be­suchen den Ort mit der zweiteiligen Pfarrkirche und fahren in das spätmit­telalterliche Schaubergwerk. Der Besuch von Schloss Tratzberg vermittelt dann einen nachhaltigen Eindruck des Reich­tums von Bergbaufamilien. Die mittel­alterliche Burg wurde nach 1500 von den Brüdern Tänzl zu einem palastähn­

lichen Schloss umgebaut, deren Räume samt dem riesigen Habsburger­Stamm­baum weitgehend erhalten sind.

5. Tag, Sonntag, 11. AugustWir lernen mit dem von Maximilian er­richteten Zeughaus in Innsbruck, der Stiftskirche Wilten und dem Schloss Ambras mit seinen Renaissance­Prunk­räumen, der Waffenkammer und der Porträtsammlung nochmals Orte habs­burgischer Kultur kennen. Besuch der Zisterze Stams mit der Grablege der Grafen von Tirol sowie der Herzöge Friedrich IV. und Sigmund.Rückfahrt mit Bus über den Arlberg nach Zürich (Ankunft ca. 18.30 Uhr).

ReiseleitungPeter Niederhäuser (Winterthur), Vor­standsmitglied des Schweizer Burgenver­eins. ReisekostenCHF 1150.– pro Person in Doppelzimmer,CHF 1270.– pro Person in Einzelzimmer. Inbegriffen sind Bahn­ und Busfahrten ab Zürich, je zwei Hotelübernachtun­gen in Salzburg und in Innsbruck, je ein Abendessen in Salzburg und Innsbruck, je ein Mittagessen in St. Gilgen und Hall i.T., alle Eintritte und Führungen; Reise­dokumentation. Die Teilnehmerzahl ist beschränkt; bitte melden Sie sich so rasch als möglich bei der Geschäftsstelle des Burgenvereins an.Schloss Tratzberg.

Innsbruck, Hofkirche, Grabmal von Kaiser Maximilian.

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Vereinsmitteilungen

Visite de Neuchâtel / Exkursion nach NeuenburgSamedi 15 juin 2013 /Samstag, 15. Juni 20139.30–18.00

Aller / Anreise:von Basel ab 7.03 / 7.31Neuchâtel arr. 8.45 / 9.27 (mit Umsteigen)von Zürich HB ab 7.04 / 7.30Neuchâtel arr. 8.32 / 9.23 (mit Umsteigen)vorn Bern ab 8.13 / 9.23 ande Lausanne dep. 8.45/ arr. 9.25

Rendez-vous / Treffpunkt: 9.30 à la Gare / am Bahnhof

Programme:Matin: Une acropole médiévale9.45 Accueil sur l’esplanade de la collégiale.10.00 Visite commentée du chantier de restauration de l’ancienne collégiale Notre­Dame de Neuchâtel (12e–19e s.).11.00 Visite commentée des vestiges romans (12e s.) et de la salle des Etats (15e–19e s.) du château de Neuchâtel.12.00 Visite commentée de la tour des Prisons (10e–15e s.).

Programm: Vormittag: eine mittelalterliche «Akropolis»9.45 Begrüssung auf der Esplanade der Stiftskirche.10.00 Führung zur aktuellen Restaurie­rung der ehemaligen Stiftskirche Notre­Dame de Neuchâtel (12.–19. Jh.).11.00 Führung durch das Schloss Neu­enburg (romanische Bauteile des 12. Jh. und Salle des Etats, 15.–19. Jh.).12.00 Führung durch den Gefängnis­turm (10.–15. Jh.).

Pause­déjeuner / Mittagspause:12.30–14.15 Libre / frei Après­midi: Entre Paris et Berlin au 18e siècle14.30 Déambulation commentée le long des faubourgs «aristocratiques» en di­rection du Musée d’Art et d’Histoire.15.15 Accueil au Musée d’Art et d’Histoire par Chantal Lafontant, con­servatrice.

15.30 Visite de l’exposition au Musée d’art et d’histoire de Neuchâtel «Sa Ma­jesté en Suisse. Neuchâtel et ses princes prussiens».16.30 Déplacement en direction de l’Hôtel DuPeyrou.16.45 Présentation et visite de l’Hôtel DuPeyrou.

Apéritif de clôture:17.30 Apéritif dans les jardins du palais DuPeyrou et mot de conclusion par Jac­ques Bujard, Conservateur cantonal.

Nachmittag: Zwischen Paris und Berlin, das preussische Neuenburg im 18. Jh. 14.30 Spaziergang durch den patrizi­schen Faubourg de l’Hôpital, mit Füh­rung.15.15 Begrüssung im Musée d’Art et d’Histoire durch Chantal Lafontant, Konservatorin.15.30 Besichtigung der Ausstellung «Seine Majestät in der Schweiz. Kö­nig von Preussen und Fürst von Neuen­burg».16.30 Spaziergang zum Hôtel DuPey­rou.16.45 Besichtigung des Hôtel DuPeyrou.

Abschlussapéro:17.30 Apéritif in den Gärten des Palais DuPeyrou, mit einem Schlusswort von Jacques Bujard, kantonaler Denkmal­pfleger.

Retour / Rückreise:nach Basel 18.24 ab / 19.53 annach Zürich 18.27 ab / 19.56 annach Bern ab 18.33 / 19.07 anvers Lausanne 18.34 dép. / arr. 19.15

Sous la diréction de / Leitung:Christian de Reynier, Elisabeth Cret­taz­Stürzel, membres du comité de l’Association Suisse Châteaux forts / Vorstandsmitglieder des Schweizerischen Burgenvereins.

Prix / Kosten:Fr. 48.– pour visites guidées et billets d’entrées / für Führungen und Eintritte; Les frais de voyage sont à la charge des participants / Anreise auf eigene Kosten.

Delai d’inscription / Anmeldung:Samedi 8 juin 2013 / Samstag 8. Juni

2013 an Geschäftsstelle des Schweizeri­schen Burgenverein, Blochmonterstr. 22, 4054 Basel.Le nombre des participants est limité / Die Teilnehmerzahl ist beschränkt.

Du Moyen Age aux Lumières, la vie de château à NeuchâtelNeuchâtel présente une structure topo­graphique et architecturale qui permet de mettre en évidence les modalités de développement de la ville au Moyen Age depuis le castrum rodolphien des 10e–11e siècles (Novum Castellum en 1011) jusqu’au chef­lieu aristocratique de la Principauté prussienne du 18e siècle.

La première partie de la journée sera consacrée à la découverte des vestiges de l’«Acropole» médiévale de Neuchâ­tel, réunissant palais seigneurial, église collégiale et fortifications. Nous profi­ terons en particulier d’un accès excep­ tionnel aux échafaudages actuellement en place sur la collégiale Notre­Dame pour appréhender dans le détail les modali­tés d’un chantier médiéval d’envergure (1190–1276), comme les questions sou­levées par un projet de restauration au 21e siècle. Juste à côté, les vestiges du pa­lais des premiers seigneurs de Neuchâtel constituent un rare ensemble architectu­ral du milieu du 12e siècle, dont nous dé­couvrirons des éléments habituellement inaccessibles au public. Enfin la récente redécouverte du «Libellus penarum» de Benedetto da Piglio, secrétaire du car­dinal Pietro Stefaneschi et détenu huit mois en 1415 dans la Tour des Prisons de Neuchâtel, permet, chose rare, de con­fronter les analyses de l’archéologue aux observations d’un contemporain.

La seconde partie de la journée sera consacrée à la découverte des derniers «châteaux» neuchâtelois, les hôtels par­ticuliers de la grande architecture clas­sique du 18e siècle. En 1707, le Pays de Neuchâtel devient principauté prus­sienne et reste durant près de 150 ans, jusqu’en 1857, une propriété person­nelle de six rois de Prusse, dont le cé­lèbre Frédéric II de Hohenzollern, ami de Voltaire, de Rousseau et de Catherine II de Russie. Situées entre la France et la Suisse et jouissant d’une position à la fois

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Vereinsmitteilungen / Veranstaltungen

Veranstaltungen

Basel

Zeitstrasse1.–2. Juni 2013Erleben Sie 2000 Jahre Geschichte!Auf dem Bruderholz um die Batterie und Wasserturm zeigen zwölf Gruppen aus der ganzen Schweiz den interessier­ten Besucherinnen und Besuchern erleb­bare Geschichte von den Römern bis ins 19. Jahrhundert. Der Schweizerische Burgenverein wird mit einem Informa­tionsstand anwesend sein. Dort können Sie unsere Publikationen wie Burgen­karte und Jahresbücher kaufen, Schnitt­bogen von Burgmodellen erwerben oder am Spieltisch mittelalterliche Spiele kennen lernen.

Öffnungszeiten:Samstag, 1. Juni 2013: 10–20 UhrSonntag, 2. Juni 2013: 10–17 Uhr

Ort: Basel, Bruderholz (um die Batterie und den Wasserturm)

Eintritt frei.

Wir empfehlen die Anreise mit den öf­fentlichen Verkehrsmitteln.Tram ab Bahnhof SBB / Ausgang Gü­terstrasse: Nr. 15 und 16 bis Bruderholzoder Bus Nr. 37 ab Aeschenplatz / St. Jakob / Dreispitz in Richtung Bott­mingen bis Spitzacker

Weitere Infos: www.zeitstrasse.ch

Veranstaltungen 2013

Samstag, 6. April 2013Exkursion nach Brugg/Königsfelden (Peter Niederhäuser)

Samstag, 1. / Sonntag, 2. Juni 2013Zeitreise Basel (Bruderholz)

Samstag, 15. Juni 2013Neuenburg Ausstellungsbesuch «Sa Majesté … / Preussenfürst …» und Collégiale de Neuchâtel

Mittwoch, 7.–Sonntag, 11. August 2013Habsburg­Maximilian­Reise (Peter Niederhäuser)

Samstag, 31. August:Jahresversammlung in Genf*

Sonntag, 1. Sept. 2013Exkursion im Raum Genf*

*Einladungen und genauere Angaben folgen in Heft 2/2013.

périphérique et centrale en Europe, les élites neuchâteloises s’enrichissent, voya­gent et jonglent entre les centres poli­tiques et culturels européens, entretenant des relations avec Paris, Berlin, Rome, Lisbonne et Londres. A ce sujet, nous visiterons en particulier l’exposition «Sa Majesté en Suisse. Neuchâtel et ses princes prussiens» au Musée d’art et d’histoire de la ville, qui situe cet essor dans son contexte politique, économique et culturel et le palais DuPeyrou, qui le materialise plus que tout autre bâtiment.

Neuenburg vom Mittelalter zur Auf­klärung, von der Stadtburg zu den Palais der AristokratieDie topographische und architektoni­sche Struktur von Neuenburg zeigt in gut erklärbarer Weise die Entwicklung der Stadt von der hochmittelalterlichen Burg (novum castellum 1011) zum adli­gen Zentrum des preussischen Fürsten­tums im 18. Jh.

Am Vormittag folgen wir den Spuren des mittelalterlichen Zentrums mit dem Grafenhaus, der Stiftskirche und den Stadtbefestigungen. Wir benutzen die Gelegenheit, vom Gerüst aus die Res­taurierungsarbeiten an der Stiftkirche zu verfolgen und erhalten dabei Einblicke in eine mittelalterliche Baustelle und eine moderne Restaurierung. Gleich nebenan befinden sich Teile des Palas der Gra­fen von Neuchâtel, einem der wenigen Architekturensembles des 12. Jh. Wir werden die Gelegenheit haben, Räume zu besichtigen, die sonst für das Publi­kum nicht zugänglich sind. Schliesslich erlaubt uns das erst kürzlich wiederent­deckte «libellus penarum» (Büchlein der Strafen) von Benedetto da Piglio, dem Sekretär des Kardinals Sant’Angello, der hier acht Monate im Gefängnis war, die Befunde der Archäologie mit den zeit­genössischen Beobachtungen zu verglei­chen.

Am Nachmittag besuchen wir die jün­geren «Schlösser» von Neuenburg, ins­besondere die Bauten der klassischen Architektur des 18. Jh. 1707 wurde die Herrschaft Neuenburg ein preussisches Fürstentum und blieb während 150 Jah­ren bis 1857 persönlicher Besitz der sechs preussischen Könige, darunter dem bekannten Friedrich II. von Hohenzol­lern, Freund von Voltaire, Rousseau und der russischen Zarin Katharina II. Zwi­schen der Eidgenossenschaft und Frank­reich gelegen, gelangten Neuenburger Familien zu Reichtum und in Kontakt mit den politischen und kulturellen Zen­tren Europas. Diesem Themenbereich ist die Ausstellung «Seine Majestät in der Schweiz. König von Preussen und Fürst von Neuenburg» im Musée d’Art et d’Histoire gewidmet. Die Führung im Museum wird bei Bedarf auch in Deutsch angeboten.

Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters (SBKAM)

PUBLIKATIONEN DES SCHWEIZERISCHEN BURGENVEREINS

Band 1, 1974Werner Meyer, Alt-Wartburg im Kanton Aargau.

Band 2, 1975 (vergriffen)Jürg Ewald (u. a.), Die Burgruine Scheidegg bei Gelterkinden.

Band 3, 1976 (vergriffen)Werner Meyer (u. a.), Das Castel Grande in Bellinzona.

Band 4, 1977 (vergriffen)Maria-Letizia Boscardin, Werner Meyer, Burgenforschung in Graubünden, Die Grottenburg Fracstein und ihre Ritz-zeichnungen. Die Ausgrabungen der Burg Schiedberg.

Band 5, 1978 (vergriffen)Burgen aus Holz und Stein, Burgenkund-liches Kolloquium Basel 1977 − 50 Jahre Schweizerischer Burgenverein. Beiträge von Walter Janssen, Werner Meyer, Olaf Olsen, Jacques Renaud, Hugo Schneider, Karl W. Struwe.

Band 6, 1979 (vergriffen)Hugo Schneider, Die Burgruine Alt- Regensberg im Kanton Zürich.

Band 7, 1980 (vergriffen)Jürg Tauber, Herd und Ofen im Mittel-alter. Untersuchungen zur Kultur-geschichte am archäologischen Material vornehmlich der Nordwestschweiz (9.−14. Jahrhundert).

Band 8, 1981 (vergriffen)Die Grafen von Kyburg. Kyburger Tagung 1980 in Winterthur.

Band 9/10, 1982Jürg Schneider (u. a.), Der Münsterhof in Zürich. Bericht über die vom städtischen Büro für Archäologie durch-geführten Stadtkernforschungen 1977/78.

Band 11, 1984Werner Meyer (u. a.), Die bösen Türnli. Archäologische Beiträge zur Burgen-forschung in der Urschweiz.

Band 12, 1986 (vergriffen)Lukas Högl (u. a.), Burgen im Fels. Eine Untersuchung der mittelalterlichen Höhlen-, Grotten- und Balmburgen in der Schweiz.

Band 13, 1987Dorothee Rippmann (u. a.), Basel Bar-füsserkirche. Grabungen 1975−1977.

Band 14/15, 1988Peter Degen (u. a.), Die Grottenburg Riedfluh Eptingen BL.

Band 16, 1989 (vergriffen)Werner Meyer (u. a.), Die Frohburg. Ausgrabungen 1973−1977.

Band 17, 1991Pfostenbau und Grubenhaus − Zwei frühe Burgplätze in der Schweiz. Hugo Schneider, Stammheimerberg ZH. Bericht über die Forschungen 1974−1977. Werner Meyer, Salbüel LU. Bericht über die Forschungen von 1982.

Band 18/19, 1992Jürg Manser (u. a.), Richtstätte und Wasen- platz in Emmenbrücke (16.−19. Jahr- hundert). Archäologische und historische Untersuchungen zur Geschichte von Straf-rechtspflege und Tierhaltung in Luzern.

Band 20/21, 1993/94Georges Descoeudres (u. a.), Sterben in Schwyz. Berharrung und Wandel im Totenbrauchtum einer ländlichen Siedlung vom Spätmittelalter bis in die Neuzeit. Geschichte − Archäologie − Anthropologie.

Band 22, 1995Daniel Reicke, «von starken und grossen flüejen». Eine Untersuchung zu Megalith- und Buckelquader-Mauerwerk an Burgtür-men im Gebiet zwischen Alpen und Rhein.

Band 23/24, 1996/97Werner Meyer (u. a.), Heidenhüttli. 25 Jahre archäologische Wüstungsfor-schung im schweizerischen Alpenraum.

Band 25, 1998Christian Bader, Burgruine Wulp bei Küsnacht ZH.

Band 26, 1999Bernd Zimmermann, Mittelalterliche Geschossspitzen. Typologie − Chrono- logie − Metallurgie.

Band 27, 2000Thomas Bitterli, Daniel Grütter, Burg Alt-Wädenswil. Vom Freiherrenturm zur Ordensburg.

Band 28, 2001Burg Zug. Archäologie – Baugeschichte – Restaurierung.

Band 29, 2002Wider das «finstere Mittelalter» – Fest-schrift Werner Meyer zum 65. Geburtstag.

Band 30, 2003Armand Baeriswyl, Stadt, Vorstadt und Stadterweiterung im Mittelalter. Archäo-logische und historische Studien zum Wachstum der drei Zähringerstädte Burgdorf, Bern und Freiburg im Breisgau.

Band 31, 2004 Gesicherte Ruine oder ruinierte Burg?Erhalten – Instandstellen – Nutzen.

Band 32, 2005Jakob Obrecht, Christoph Reding, Achilles Weishaupt, Burgen in Appenzell. Ein historischer Überblick und Berichte zu den archäologischen Ausgrabungen auf Schönenbühl und Clanx.

Band 33, 2006Reto Dubler, Christine Keller, Markus Stromer, Renata Windler, Vom Dübelstein zur Waldmannsburg. Adelssitz, Gedächtnis ort und Forschungsprojekt.

Band 34, 2007Georges Descoeudres, Herrenhäuser aus Holz. Eine mittel alterliche Wohnbau-gruppe in der Innerschweiz.

Band 35, 2008 Thomas Reitmaier, Vorindustrielle Lastsegelschiffe in der Schweiz.

Band 36, 2009Armand Baeriswyl / Georges Descœudres /Martina Stercken / Dölf Wild (Hrsg.), Die mittlelalterliche Stadt erforschen – Archäologie und Geschichte im Dialog.

Band 37, 2010 Lukas Högl, Der Spaniolaturm zu Pontresina.

Band 38, 2011 Felicia Schmaedecke, Kloster Mariazell auf dem Beerenberg bei Winterthur. Neuauswertung der Ausgrabungen 1970–1972 im ehemaligen Augustiner-Chorherrenstift.

Band 39, 2012 (Sonderband) Ofenkeramik und Kachelofen – Typologie, Terminologie und Rekonstruktion im deutschsprachigen Raum (CH, D, A, FL) mit einem Glossar in siebzehn Sprachen.Von Eva Roth Heege mit Beiträgen von Monika Dittmar, Julia Hallenkamp-Lumpe, Andreas Heege, Matthias Henkel, Klaus Hufnagel, Uwe Lamke, Katja Lesny, Margret Ribbert, Harald Rosmanitz und Günther Unteidig.

ISSN 1420-6994

Mittelalter · Moyen Age · Medioevo · Temp medieval, die Zeitschrift des Schweize-rischen Burgenvereins, veröffentlicht Ergebnisse aktueller Forschungen zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters in der Schweiz. Schwer-punkte bilden die Burgen-forschung, Siedlungsarchäo-logie sowie Untersuchungen zur mittelalterlichen Sach-kultur.

Mittelalter · Moyen Age · Medioevo · Temp medieval. La revue de l’Association Suisse Châteaux forts publie les résultats d’études menées en Suisse dans le domaine de l’archéologie et de l’histoire médiévales. Les travaux de castellologie et d’archéologie des habitats, ainsi que les études relatives à la culture matérielle, constituent ses principaux domaines d’intérêt.

Mittelalter · Moyen Age · Medioevo · Temp medieval, la rivista dell’Associazione Svizzera dei Castelli, pub-blica i risultati delle ricerche attuali in Svizzera nel campo della storia della cultura e dell’archeologia del medio-evo. I punti focali sono la ricerca concernente i castelli, le indagini archeologiche degli insediamenti come anche lo studio della cultura medioevale.

Mittelalter · Moyen Age · Medioevo · Temp medieval, la revista da l’Associaziun Svizra da Chastels, publi-tgescha ils resultats da perscrutaziuns actualas davart l’istorgia culturala e l’archeologia dal temp medieval en Svizra. Ils accents da la revista èn la perscrutaziun da chastels, l’archeologia d’abitadis e las retschertgas davart la cultura materiala dal temp medieval.

SchweizerischerAssociation Suisse

Associazione SvizzeraAssociaziun Svizra

BurgenvereinChâteaux fortsdei Castellida Chastels