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Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. • Quartal Zeitschrift www.ditib.de ZEITSCHRIFT Ausgabe Quartal IV - 2009 Verschwendung und maßvolles Ausgeben aus Sicht des Islam Über das maßvolle Handeln Verschwendung und Sparsamkeit aus islamischer Sicht Sparsamkeit und bedachtes Handeln im Islam Wer zwei aufeinander folgende Tage auf die selbe Art verbringt, ist schon im Verlust Beim Nachmittag! Und der Mensch wird nur empfangen, worum er sich bemüht Der Stellenwert der Frau im Islam Überlegungen zur Stellung der Frau aus Anlass des Weltfrauntags am 5. Dezember

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Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. • Quartal Zeitschrift

www.ditib.de

ZEITSCHRIFTAusgabe Quartal IV - 2009

Verschwendung und maßvolles Ausgeben aus Sicht des Islam

Über das maßvolle Handeln

Verschwendung und Sparsamkeit aus islamischer Sicht

Sparsamkeit und bedachtes Handeln im Islam

Wer zwei aufeinander folgende Tage auf die selbe Art verbringt, ist schon im Verlust

Beim Nachmittag!

Und der Mensch wird nur empfangen, worum er sich bemüht

Der Stellenwert der Frau im Islam

Überlegungen zur Stellung der Frau aus Anlass des Weltfrauntags am 5. Dezember

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Verschwendung und maßvolles Ausgeben aus Sicht des IslamSadi Arslan / DITIB-Vorstandsvorsitzender

Über das maßvolle HandelnHasan Sancar / Religionsbeauftragter der DITIB-Selimiye- Moschee in Horn-Bad-Meinberg

Verschwendung und Sparsamkeit aus islamischer SichtFurat Akdemir / Religionsbeauftragter der DITIB-Moschee in Köln-Leverkusen

Sparsamkeit und bedachtes Handeln im IslamAhmet ÖNAL / Religionsbeauftragter der Junus-Emre-Moschee in Achern

Wer zwei aufeinander folgende Tage auf die selbe Art verbringt, ist schon im VerlustSadi Arslan / DITIB-Vorstandsvorsitzender

Beim Nachmittag!Dr. Ali Ünal / Theologe, München

Und der Mensch wird nur empfangen, worum er sich bemühtDr. Yaşar Seracettin Baytar / Theologe, Frankfurt

Der Stellenwert der Frau im IslamSadi Arslan / DITIB-Vorsitzender

Überlegungen zur Stellung der Frau aus Anlass des Weltfrauntags am 5. DezemberDr. İlhami Ayrancı / Theologe, Düsseldorf

Feierliche Grundsteinlegung für Kölner-Zentralmoschee

Türkisch Islamische Union hält ihre 12. Mitgliederversammlung ab

Feierliche Übergabe der Deutsch-Zertifikate bei der DITIB

Integrationskurs-Teilnehmer in Niederkassel erhalten ihre Zertifikate

Zertifikat-Übergabe für ProDialog-Teilnehmer aus Hannover

„ProDialog“ läuft weiter

Weitere ehrenamtliche Dialogbeauftragte im Rahmen von ProDialog

Auftaktveranstaltung für Deutschkurs-Projekt für Imame in Köln

ZEITSCHRIFTAusgabe April / Mai / Juni

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Sadi ArslanDITIB-Vorsitzender

Allah schuf die Erde für die Menschen. Da jedes Lebewesen ein Recht auf Leben hat, muss ein jeder auch gleichermaßen in den Genuss der Gaben kommen kön-nen, die uns Allah geschenkt hat und von diesen auch genügend Gebrauch ma-chen können.Eine Einstellung nach der Devise: “Ich habe genug Geld, ich kann mir alles leisten und alles so verbrauchen und ausgeben wie ich will”, ist dem Islam nicht nur fremd, sondern er lehnt ihn auch definitiv ab. Wenn im Teilen nicht auf diese Gleichheit geachtet wird, ist Chaos und Anarchie unter den Menschen vorprogrammiert. Gott gebietet uns klar und deutlich, Verschwendung und Über-maß zu vermeiden, wenn Er uns in einem Koranvers verkündet: “Eßt und trinkt, aber verschwendet nicht. Denn Allah liebt die-jenigen nicht, die verschwenden.” [Araf, 31] Schauen wir uns diesen Vers genauer an, erkennen wir, dass ein maßvolles Han-deln und ein gerechtes, weil maßvolles Ausgeben den Menschen Glück beschert und dafür sorgt, dass ein jeder von diesen im selben Maß Gebrauch machen kann.

Zu der größten Verschwendung unse-rer Zeit gehört die Verschwendung von Lebensmitteln. So werden auf der einen Seite zu viele Lebensmittel gekauft - und hier allen voran Brot -, die dann in den Müll kommen, weil sie keine Verwen-dung finden. Und auf der anderen Seite sterben Menschen vor hunger. Ein jeder von uns sollte nun ernsthaft über sein Verhalten nachdenken und sein Leben dementsprechend umgestalten.

Es ist aber nicht nur das Essen und Trinken, mit dem wir sparsam umgehen sollten. Um in Wissenschaft und Technik voran kommen zu können, müssen wir auch sparsam mit unserer Zeit umgehen. Eine Gesellschaft, die ihre Zeit vergeudet und sie für unnütze Sachen verschwen-det, ist dazu verurteilt, im Wettlauf der Zi-vilisationen zu verlieren. Denn die Zeit ist das kostbarste Kapital des Menschen. Sie gleicht einem scharfen Schwert. Setzen wir dieses gut ein, erreichen wir damit viel. Gelingt uns das aber nicht, kann es uns aber auch vernichten. Hören wir, was der Islamgelehrte Razi dazu sagt: “Die Zeit ist vergleichbar mit Eis, das auf dem Markt feilgeboten wird. Genauso, wie

das Eis, das der Verkäufer nicht schnell genug verkaufen kann, unter der Sonne davonschmilzt, rinnt auch die Lebenszeit des Menschen davon. Vergeudet er die-se Zeit, kann er sich damit ins Verderben stürzen.”Wir sind daher dazu verpflichtet, unsere Lebenszeit gut einzuteilen und dabei die Maße einzuhalten, die uns Allah gesetzt hat. Denn, wer die Gabe seiner Lebenszeit nicht zu respektieren weiß, mit dem hat Allah kein Mitleid.

Verschwendung liegt aber auch dann vor, wenn der Mensch seine Gesundheit nicht zu schätzen weiß und diese für sinnlose Sachen vergeudet. Denn Energie und Kraft sind vergänglich. Nach Ablauf der hierfür vorgesehenen Zeit werden uns diese verlassen und wir werden dafür zur Rechenschaft gezogen.

Wahrhaft gläubige Menschen jedoch wissen, dass sie eines Tages für alles Re-chenschaft ablegen müssen und verwen-den daher ihre Energie und ihre jugendli-che Kraft nur für gute Zwecke.

Wie sehr gibt uns hier folgender Pro-phetenspruch zu denken: “Niemand ver-lässt beim Jüngsten Gericht den Platz der Rechenschaft, bevor er folgende 4 Fra-gen nicht beantwortet hat: 1. Wie hast du dein Leben verbracht? 2. Wie hast du mit deinem Wissen gehandelt? 3. Wie hast du deinen Lebenserwerb verdient und wofür hast du ihn wieder ausgegeben 4. Wofür und auf welchen Wegen hast du deinen Körper gemüht?”

Zu denken geben uns auch folgende Ermahnungen, mit denen ich dann mei-ne Worte beende:

“Und diejenigen (sind Diener des Er-barmers), welche beim Ausgeben weder verschwenden noch geizig sind, sondern die richtige Mitte dazwischen einhalten.” [Furkan, 25/67]

“Es gibt zwei Arten von Menschen, auf die man einen wohlwollenden Neid verspüren kann. Zur ersten Gruppe ge-hörendie, denen Allah Wissen über und um den Islam schenkt und die dann mit diesem Wissen handeln. Die anderen sind die, denen Allah Reichtum schenkt und die diesen dann im Dienste Allahs verwenden, um damit Sein Wohlgefal-len zu erlangen.”

Verschwendung und maßvolles Ausgeben aus Sicht des Islam

„Die Zeit ist vergleichbar mit Eis,das auf dem Markt feilgeboten wird.Genauso, wie das Eis, das der Verkäufer nicht schnell genug verkaufen kann,unter der Sonne davonschmilzt,rinnt auch die Lebenszeit desMenschen davon. Vergeudet erdiese Zeit, kann er sich damit insVerderben stürzen.“

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Hasan SancarReligionsbeauftragter der DITIB-Selimiye-Moschee in Horn-Bad-Meinberg

Die niedrigste Stufe im Verbrauch und im Ausgeben nennen wir Geiz. Ihm folgt auf dem mittleren Rang das maßvolle Wirtschaften und schließlich, an der Spit-ze, die Vergeudung oder die Verschwen-dung. Allah verbietet sowohl den Geiz, als auch die Verschwendung. Denn im Koran heißt es hierzu: “Verschränke dei-ne Hände nicht um deinen Hals (sei nicht geizig). Öffne sie aber auch nicht ganz (verschwende nicht), so dass du dastehst getadelt und dich sehnend nach dem, was du verloren hast.” [Isra 17/29]

Der Islam befiehlt uns nämlich Maß zu halten und gut zu wirtschaften,d.h. soviel auszugeben wie notwendig, nicht mehr,aber auch nicht weniger. Denn das maßvolle Ausgeben als Antonym zur Verschwendung, gehört zu den hevor-stechendsten Merkmalen des Gläubigen. So lässt uns Allah, der Erhabene, im Ko-ran wissen: “Und diejenigen (sind Diener des Erbarmers), welche beim Ausgeben weder verschwenden noch geizig sind, sondern die richtige Mitte dazwischen einhalten.” [Furkan, 25/67]

Nach dem Koran zeichnet sich auch die muslimische Gemeinschaft dadurch aus, dass sie sich von allen möglichen über-mäßigen und überschwenglichen Hand-lungen fern hält und vielmehr nach Aus-geglichenheit trachtet. Demnach fordert der Islam Einklang und Ausgeglichenheit sowohl in der Natur, als auch in der Ge-sellschaftsordnung und in den Handlun-gen dereinzelnen Individuen hierdrin. Er lehnt jede Form der Maßlosigkeit, des Überschwangs und der Überschreitung ab.

So gemahnt uns Allah: “Seid nicht ver-schwenderich!” [Enam, 6/141]. Und an einer anderen Stelle im Koran spricht Er zu uns wie folgt: “Und streut nicht ver-schwenderich um euch.” [Isra, 17/26] Wenn wir nun die Gaben, mit denen Er uns beschenkt hat, achtlos verschwen-den, heißt das nichts anderes, als dass wir diesen Gaben, oder gar deren und unse-

rem Herrn Undank entgegen bringen. Mit den Gaben verschwenderich umgehen heißt aber auch, keinen Respekt und kein Mitleid mit den Menschen und auch allen anderen Lebewesen zu haben, die diese Gaben auch bedürfen aber ihrer nicht habhaft werden können. So gemahnte uns dereinst unser Prophet mit folgen-den Worten: “Seid barmherzig zu den Er-denbewohnern, so dass der Himmel auch Mitleid hat mit euch.” [Buhari, Edeb, 90]

In Vers 141 der Sure Enam heißt es: “Er ist derjenige, der Gärten mit und ohne Weintraubendächern schuf, sowie unter-schiedlichste Dattelpalmen und die Kör-ner, und Oliven und Granatäpfel einander gleich und ungleich. Eßt von ihrer Frucht, sobald sie Frucht tragen. Und am Tag der Ernte gebt davon mit Gebühr (entrichtet die Pflichtabgabe sowie das Almosen). Und seid nicht verschwenderich, denn Allah liebt die

Verschwender nicht.” [Enam, 6/141] Verschwendung liegt auch dann vor, wenn der Mensch sich selbst, seine Wer-te, sowie seine Gaben schonungslos ver-ausgabt. Allah liebt diejenigen nicht, die Seine Maßgaben missachten und diese überschreiten.

In Vers 29 Sure Bakara lässt Er uns wis-sen: „Er ist derjenige, der Alles auf Erden für euch erschuf.“ Strom und Wasser sind

nur für uns erschaffen. Das Brot ist nur für den Menschen erschaffen.Alles was wir essen und trinken, alles was wir an-ziehen oder gebrauchen, ist für den Men-schen geschaffen. Wir sollten nun von diesen genügend Gebrauch machen aber auch gleichzeitig darauf achten, diese da-bei nicht zu verschwenden: „Und gib den Verwandten und den dir nahe stehenden, was ihnen zusteht sowie den Bedürftigen und den Reisenden; doch verschwende nicht wie ein Verschwender. Denn Ver-schwender sind Brüder des Teufels und der Teufel ist sehr undankbar gegenüber seinem Herrn.“ [Isra 17/26-27]

Glück mehrt sich, je mehr man es teilt. Das Glück, das wir in der Familie erleben und leben sollten wir weiter geben und

damit wellenartig verbreiten. Unseren Verwandten sollten wir Liebe, Respekt sowie unsere Hilfe und Unterstützung erweisen und den Bedürftigen und Rei-senden in einer Notlage helfen. Wir soll-ten nicht vergessen, dass sie Geschöpfe Gottes und Kinder Adams sind und daher die Kinder des Propheten Muhammed (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) nicht in einer Notlage im Stich lassen. Die Menschen - und unter ihnen natürlich auch die Muslime - kaufen sich Luxus-güter, teure Möbel, sowie Elektrogeräte zu schwindelerregenden Preisen, um mit alledem ihre 250 m2- Wohnungen auszustatten. Ganze Wagenladungen an Nahrungsmitteln tragen sie aus den Supermärkten hierhin. Und wo bleibt da unser Prinzip “mit Maß zu handeln”? Hat unser Prophet nicht gesagt: “Wer maßvoll ausgibt, gerät nicht in eine Notlage.”

Und erinnerte uns Allah nicht daran, dass diejenigen, die allzu verschwen-derich ausgeben, sich damit nur ins seelisch-moralische Abseits begeben können, als Er sagte: „Denn Verschwen-der sind Brüder des Teufels.“ [Isra 17/27] In dieser Welt der Prüfung gehört die Zeit zu unserem wertvollsten Kapital. Wir mer-ken selbst, wie schnell die Zeit vergeht, wenn wir gerade an etwas arbeiten. Die Islamgelehrten vergleichen die Zeit mit einem scharfen Schwert. Gehen wir gut damit um, ist es auch nutzbringend. Glei-tet es uns aber aus den Händen, weil wir es nicht gut halten können, schneiden wir uns und gehen zu Grunde. Die Zeit wurde uns als anvertrautes Gut aber auch als Gelegenheit gegeben, um in ihr den Islam zu leben und unser Leben nach ihm auszurichten. So heißt es bei dem Islam-gelehrten Razi: “Einer, der auf dem Markt Eis verkaufte, schrie wie folgt: ’Habt Mit-leid mit einem Menschen, dessen Kapi-tal davonschmilzt.’ Als ich dies vernahm, dachte ich, genau das ist die Bedeutung der Sure ‘Asr’.” Das Leben des Menschen schmilzt davon wie Eis. Wenn er sein Le-ben vergeudet oder auf falschen Pfaden verbraucht, führt ihn dies ins Verderben.

Über das maßvolle Handeln

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[Mevdudi, Tefhimül Kur’an] Wir sollten unser Leben, unser kostbarstes Kapital, daher im Dienste Allahs verbringen und versuchen, sein Wohlwollen zu erlangen. Wir sollten immer an folgende Ermah-nung unseres Schöpfers denken: “An die-sem Tage werdet ihr dann bezüglich der Gaben (von denen ihr auf Erden reichlich hattet) befragt.”

[Tekasur 102/8] Wir werden auch über die Zeit befragt, die ebenfalls eine Gabe ist. So sagte unser Prophet: “Beim Jüngs-ten Gericht endet die Befragung der Die-ner Gottes in der Gegenwart ihres Herrn nicht eher, als bis sie Rechenschaft darü-ber abgegeben haben, wie sie ihr Leben verbracht, wie sie mit ihrem Wissen um-gegangen und wo und wie sie ihren Le-bensunterhalt verdient und dann wieder ausgegeben haben.” - “Zwei Gaben gibt es, die die meisten Menschen unterschät-zen. Die eine ist die Gesundheit und die andere die Zeit.” [Buhari, Rikak1; Tirmizi, Zuhd 1; Ibni Mace, Zuhd 15]

Nicht vergessen sollten wir auch folgen-de Ermahnung unseres Propheten, der uns damit nur in Erinnerung rufen wollte, nicht zu verschwenden, sonderen viel- mehr sparsam zu sein und bedacht zu handeln: Eines Tages sah er Sa’d die ritu- elle Waschung vornehmen. Er ging zu ihm und sagte: “Was ist das für eine Ver-schwendung?” Sa’d fragte zurück: “Ja kann man den verschwenderisch sein, wenn es um die rituelle Waschung geht?”

Der Prophet antwortete darauf hin: “Ja, kann man! Selbst wenn du dich an einem fließenden Fluss waschen solltest, musst du Verschwendung vermeiden.”

Um uns von der Verschwendungssucht zu befreien, sollten wir unser Leben nach dem Koran und nach der Sunna ausrich-ten. Von den Gaben, die uns Allah ge-schenkt hat, sollten wir wierderum nach den Maßen Gebrauch machen, die Er uns gesetzt hat und Ihm stets danken hierfür. Vor allen Dingen dürfen wir niemals das Maß überschreiten und uns Allah und sei-nem Willen widersetzen. “... Wahrlich, Al-lah rechtleitet keine Maßlosen und keine Lügner.” [Mü’min, 40/28]

Das arabische Wort für Verschwen-dung „israf“ leitet sich ab vom arabischen Verbstamm „sa-ra-fa“. Das Verbalsubstan-tiv da raus, „saraf“, bedeutet in etwa „bei irgendetwas das verhält nismäßige Maß überschreiten“. In seiner lexikalischen Bedeu tung umschreibt es die Verschwen-dung, die sich im sinnlosen Einsatz eines Gegenstands äußert, oder aber auch im Verbrauch, mit dem man über den tat-sächlichen Bedarf hinausgeht. Ein an-deres Verbalsubstantiv daraus, nämlich „israf“ umschreibt den Verbrauch eines Gutes für etwas Sinnloses und Falsches. „In der Verschwendung ist kein Heil!“ be- schreiben Islamgelehrte die Angelegen-heit kurz und prägnant. Das Wort „israf“ kommt im Koran als solches zwei mal vor. In 21 weiteren Koranversen haben wir jedoch dessen Verbformen, sowie weitere Ableitun gen. So beschreibt der Koran „diejenigen, die das legitime Maß überschreiten“ an vielen Stellen mit der Partizipform, näm lich „musrif“. Mit „israf“ wiederum umschreibt der Koran ein Ab- driften oder Abirren vom wahren Glau-ben, ein Tun und Han deln, mit dem man das zulässige Maß verlässt, sowie ein Ab-irren von moralischen Werten in Zügel-losigkeit. Wenn hier in den Ver sen von „israf“ die Rede ist, dann in zwei Bedeu-tungen: einmal, wenn es darum geht, die-jenigen zu umschreiben, die „die Grenze und das Maß überschreiten“. Und dies ist gleichzeitig eine Charaktereigenschaft der Leugner. Denn sie anerkennen nicht die Gebote Allahs, sowie Sein Maß für das Erlaubte und das Verbotene. Vielmehr su-chen sie diese Maße nach ihrem ei genen Interesse zu verbiegen. Da, wo sie sich eigentlich ihrer Dienerschaft bewusst sein und Allah dienen sollten, übertre-ten sie Seine Maße und wahren nicht das Gleichgewicht zwischen dem Menschen und dem Herrn: „(Salih sagte zu ihnen: ‚Und so habt Ehrfurcht vor Allah und ge-horcht mir. Und gehorcht nicht dem Be-fehl der Maßlosen (musrif ). Die auf Erden statt Heil nur Unheil stiften.’“ [Schuara,

26/150-152] Die zweite Be deutung von „israf“ lautet „Verschwendung“. Allah, der Erha bene, schenkte dem Menschen zahlreiche Gaben. Von diesen Gebrauch zu machen, sei es durch Essen und Trin-ken, oder sei es durch den Gebrauch dieser, ist sowohl sein Recht, als auch ein Vorwand und Anlass, um seinen Dank auszusprechen. So soll der Mensch von diesen Gaben essen und trinken, gleich-zeitig sich aber darüber bewusst sein, von wem es kommt. Ver schwendung zu unterbinden, trägt auch gleichzeitig zum öko nomischen Gleichgewicht bei. Geizen hingegen bedeutet, nicht im erforderli-chen Maße auszugeben, obwohl man die Mittel dazu hat. Verschwendung und Geiz greifen also in dieses Gleichgewicht im selben Maße ein. Der Koran toleriert nun weder das eine noch das andere, son-dern gemahnt hier zum mittleren Weg: “Verschränke deine Hände nicht um dei-nen Hals (sei nicht geizig). Öffne sie aber auch nicht ganz (ver schwende nicht), so dass du dastehst getadelt und dich seh-nend nach dem, was du verloren hast.” [Isra 17/29] Und unser Prophet gemahnte uns dereinst mit folgenden Worten: „Esst und trinkt und entrichtet die Pflichtabga-be auf überschüssi ges Vermögen. Aber seid nicht hochmütig und verschwendet nicht. Allah möchte ohne Zweifel das Re-sultat seiner Gaben an seinen Dienern se-hen.“ [Buhari, Libas 1; Ibn Mace, Libas 23, Hadis no: 3605; Nesai, Zekât 66]

Abgesehen davon kommen im Koran in selber Bedeutung auch die Wörter „bezr“ und „tebzir“, sowie ihre verschiedenen Ableitungen vor. Auch „bezr“ wird hier wie „israf“ auch, im Sinne von „mit dem Hab und Gut um sich werfen“ verwendet. So lautet die lexikalische Bedeutung von „bezr“, Saatgut aus werfen, überschwäng-lich verteilen. Und ableitend hieraus be-deutet eine andere Form des Wortes, nämlich “tebzir”, soviel wie “das Saatgut nicht dorthin auswerfen, wohin es ge-hört und damit zu seinem Verlust beitra-

Furat AkdemirReligionsbeauftragter der DITIB-Moschee in Köln-Leverkusen

Verschwendung und Sparsamkeit aus islamischer Sicht

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gen, sowie keine Gegen leistung dafür be-kommen”. Und „bezr“ bedeutet „mit dem Hab und Gut um sich zu werfen“, „nicht am richtigen Ort und nicht zum richtigen Zweck zu verwenden“, sowie „nicht sach-gemäß zu verwenden, sondern dort, wo es dazu verurteilt ist, verlus tig zu gehen“ So heißt es im Koran: „Und gib den Ver-wandten und den dir nahe stehenden, was ihnen zusteht sowie den Be dürftigen und den Reisenden; doch verschwende nicht wie ein Verschwender [wa la tubziru tabziran]. Denn Verschwen der sind Brü-der des Teufels und der Teufel ist sehr un-dankbar gegenüber seinem Herrn.“ [Isra, 17/26-27]

Nach dem Islam hat jede Schöpfung und jedes Geschöpf einen Sinn und Zweck. Es ist nun die Pflicht des Men-schen, alles Geschaffene, sei es materiel-ler oder immaterieller Art, Wohl brin gend und seinem Sinn und Zweck entspre-chend einzusetzen. Denn alles Leben-dige wie Unlebendige wird gegen den Men schen beim Jüngsten Gericht aussa-gen. So sagte unser Prophet: „Kein Diener Gottes wird beim Jüngsten Gericht den Ort sei ner Befragung verlassen können, bevor er nicht Rechenschaft ablegt darü-ber, wo und wie er sein Leben verbracht hat, wie er seinen Körper gemüht hat, wie er seinen Lebensunterhalt verdient und wie er sein Wissen eingesetzt hat.“ [Tirmi-zi, Kiya met, 1, IV, 612]

Betrachten wir eine Episode aus dem Leben des Propheten, in der anschau-lich gezeigt wird, wie sehr er Wert legt auf Spar samkeit, verstehen wir vielleicht besser: “Eines Tages kam der Prophet bei Sa’d vorbei als dieser gerade seine rituel-le Wa schung vollzog. Als der Gottesge-sandte sah, dass dieser dabei mit dem Wasser verschwenderisch umging, sagte er ‘Was ist das für eine Verschwendung?’ Und Sa’d fragte zurück: ‘Kann man denn verschwenderisch sein, wenn es um die rituelle Waschung geht?’Woraufhin der Prophet antwortete: ‘Aber ja! Selbst, wenn du die Waschung an einem fließenden Wasser vornimmst.’” [Ebu Davud, Cihad, 21, c.III, s 27] Und mit folgender Ermah-nung ruft uns der Prophet eindringlich in Erinnerung, dass Verschwen dung alle Bereiche des Lebens betreffen kann, ma-terielle wie immaterielle: „Ihr solltet fünf Dinge zu schätzen wissen, bevor fünf Dinge kommen. Das Leben, bevor der

Tod kommt. Die Gesundheit, bevor die Krankheit kommt. Die freie Zeit, bevor die Beschäftigung kommt. Und die Jugend, bevor das Alter kommt.”

Der Koran schreibt uns dies vor, weil er dadurch Menschen und Gesellschaf-ten formen will, die in allen Lebenslagen maß voll handeln, gerecht sind sowie eine Vorreiterfunktion über nehmen und bei alle dem nicht von der Wahrheit, d.h. von Seinem Pfad abweichen. So heißt es im Koran: “Und so machten wir euch zu einem Volk der Mitte, auf dass ihr Zeugen seid für die Menschen. Und der Gesand-te wird für euch ein Zeuge (und Vorbild) sein.” [Bakara, 2/143]

Der Islam, dessen Ziel es ist, den Men-schen zum Glück im Dies und im Jenseits zu verhelfen, legt den Menschen nahe, nicht nur an sich, sondern auch an das Gemeinwohl zu denken. Aus diesem Grund verbietet er ihnen die Verschwen-dung, und die sinnlose Ver geudung. Er gebietet ihnen vielmehr, sparsam umzu-gehen und maßvoll zu handeln indem sie jede Gabe für den Zweck gebrauc hen, für den sie bestimmt ist. Kein Mensch sollte sich folgender Ge dankenwelt hingeben: “Es ist doch mein Eigentum! Wer könnte sich hier schon einmischen? Alles Mate-rielle wie Immaterielle, das ich besitze, kann ich ausgeben wie ich will!”

Denn eigentlich ist es Allah, dem alle Gaben gehören. Der Mensch hingegen hat hier nur ein Nutzrecht und trägt da-her auch die Verantwortung für den Ge-brauch dieser Gaben. Auf diese Tat sache werden wir im Koran hingewiesen, wenn es hier heißt: “An diesem Tage werdet ihr dann gefragt werden, was ihr aus den Gaben des Lebens gemacht habt” [Te-kasur 8] So sind alle Gaben, die Er uns geschenkt hat, nur anvertraut. Wir soll-ten daher nicht aus den Augen verlieren, dass wir im Jenseits Rechenschaft able-gen müssen darüber, ob wir dabei spar-

sam, bzw. verhältnismäßig waren, wie wir diese Gaben eingesetzt und auf welchen Wegen wir sie verbraucht haben. Und wenn wir hier von Sparsamkeit, bzw. Ver-hältnismäßigkeit reden, dann meinen wir damit, dass wir bedacht umgehen müs-sen im Ge- und Verbrauch der Gaben, die den Mensc hen zum Lebenserhalt dienen und die für sie unabdingbar sind. Dies äu-ßert sich u.a. dadurch, dass wir von diesen nur soviel verb rauchen, wie notwendig. In diesem Sinne ist jeder Mensch dazu an gehalten sein Einkommen und seine Ausgaben gegenüberzustellen und für sich einen Verbrauchsplan aufzustellen, mit dem er sein Ver halten diszipliniert und nicht über seinen tatsächlichen Be-darf hi nausgeht.

Im Islam ist Sparsamkeit eine erlaub-te Handlung, Verschwendung hingegen eine verbotene. So lässt uns der Koran hierzu wissen: “... Esst und trinkt, aber ver-schwendet nicht. Denn Allah liebt nicht die, die verschwenden.” [Araf, 31] Zeigt uns dieser Koranvers ansc haulich, dass das Verschwenden und die Sparsam-keit ein Maß für die Liebe Allahs sind, so zählt ein anderer Koranvers die Eigensc-haften von wahren Gläubigen wie folgt

Ahmet ÖNALReligionsbeauftragter der Junus-Emre-Moschee in Achern

Sparsamkeit und bedachtes Handeln im Islam

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auf: “Und diejenigen (sind Diener des Er-barmers), welche beim Ausgeben weder versch wenden noch geizig sind, sondern die richtige Mitte dazwischen einhalten.” [Furkan, 25/67]

Und unser Prophet Muhammed, Al-lah segne ihn und schenke ihm Heil, der schließlich stets das Notleiden der Men-schen vermei den wollte, sagte dazu: “Ein sparsames Ausgeben ist die Hälfte des Auskommens.” [Miskatul Mesabih Bd. 3, S. 1406] Und in einem an deren Hadis erin-nerte er uns wie folgt an die Bedeutung des spar samen und maßvollen Handelns, als er sagte: “Wer sparsam und bedacht umgeht, den erreicht keine Armut.” [Fey-zul Kadir Bd. 5, S. 454] Unsere Vorfahren brachten diese Einstellung lehrreich in ei-nem Sprichwort zu Worte. So heißt es im Türkischen: “Tropfen um Trop fen ergibt einen See.” Muslime sollten also stets so handeln, wie soeben in den Koraversen und in den Hadisen beschrieben, nämlich ausgeglichen, bedacht und sparsam.

Werfen wir einen Blick auf unsere heu-tige Gesellschaft, so sehen wir, dass hier Luxus und Verschwendung an der Tages-ordnung sind.

Dabei gibt es doch so viele Menschen auf der Welt, die das Stück Brot und den Teller Suppe, die wir acht- und respektlos wegwerfen so dringend brauchen würden. Ähnlich wie die Wassertropfen, die aus unseren undichten Hähnen tropfen und die für uns zu gering und unbedeutend sind, als dass wir sie beachten würden, oder der verschwendete Strom. So gibt es in Afrika Menschen, die im Rama dan bei 50º C fasten und dabei nicht einmal einen Tropfen Wasser finden zum trinken, geschweige denn welches zum gebrau-chen oder gar verschwenden. Diese Men-schen fasten und finden ansch ließend nicht mal Wasser zum trinken! Was für eine Sünde ... So soll ten wir alle unser Wasser zu schätzen wissen und es nicht mehr als notwendig gebrauchen, wie z.B. bei der rituellen Waschung, beim Zäh-ne putzen oder auch sonst im Haushalt. Unser Prophet ge mahnte uns schließlich selbst dann sparsam mit dem Wasser um-zugehen, wenn wir zum Gottesdienst unsere rituelle Waschung an einem flie-ßenden Wasser vornehmen. Und hierdrin äußerst sich nichts anderes, als die Dis-ziplinierung der Einstellung zum Leben, sowie zu den Gaben. Es geziemt sich für

Muslime nicht, sich in Verschwendung zu üben, statt Menschen in Not zu helfen.

Wir sollten als Individuen aber auch als Gesellschaft etwas darü ber nachdenken, wozu unser unbedachtes Handeln und unser acht loser Verbrauch führen und in welche Notlagen es uns bringen kann. Es gibt ca. 5-6 Milliarden Menschen auf der Welt. Stellt euch vor, was passieren würde, wenn ein jeder von diesen auch nur ein mal aus Lust einen Baum fällen, oder ein Tier töten würde. 6 Milli arden Bäume oder Tiere wären dahin! Ähnlich sieht es aus mit verschwendetem Was-ser und Strom, sowie mit weggeforfe-nen Le bensmitteln. Wir alle wissen, dass selbst kleinste Bewegungen zu großen Ergebnissen führen können. Mal ganz abgesehen davon, dass ein beachtlicher Teil der Ressourcen, die wir verbrauchen, nicht erneuerbar sind und andererseits alle Gaben der Welt ein Ende haben. Wir erkennen also, dass wir alle keine andere Möglichkeit haben, als sparsam zu sein.

So lasst uns alle gemeinsam Verschwen-dung vermeiden und sparsam sein. Dies ist uns allen als Mensch eine Pflicht. Selbst wenn wir, bevor wir es wegwer-fen, nur daran denken, wieviel Arbeit von Menschenhand in einem einzigen Reis-korn steckt, werden wir wohl davon Ab-stand nehmen und in Zukunft noch mehr Maßnahmen treffen, um sparam zu sein. Dabei ist es garnicht schwer im Haus halt, oder auch am Arbeitsplatz Sparmaßnah-men zu treffen und der Verschwendung vorzubeugen...

Dazu gehört auch, dass wir uns selbst hierfür sensibilisieren und dann unsere Nächsten. Wir sollten unseren Kindern als Verbraucher mit gutem Beispiel vor-angehen und ihnen beibringen, was sie alles zu beachten haben als bewusste Verbraucher; z.B., dass alle Gaben Gottes, die Er uns beschert hat an Essbarem, oder Brauchbarem, ein Anrecht an uns haben und wir hierüber Rechenschaft ableghen müssen. Dass ein übermäßiger Verbrauch sich nicht mit dem Islam deckt, bzw. dass wir vielmehr die Gebote unserer Religion, sowie die Gesetzte des Landes, in dem wir leben, beachten, und in Allem, sei es das Essen oder Trinken, sei es die Klei-dung, oder seien es die Gottesdienste, nicht über die Stränge schlagen und bei allem maß voll handeln müssen.

Ich beende meine Worte mit einem Hadis, der unser ständiger Wegbeglei-ter sein und uns in unseren Handlungen bestimmen sollte: “Der Mensch verlässt beim Jüngsten Gericht den Platz der Re-chenschaft nicht bevor er auf folgende Fragen geantwortet hat: Wofür er sein Le-ben verbraucht hat, in welcher Absicht er bei seinen Handlungen gehandelt hat, wo und wie er seinen Leben sunterhalt ver-dient und wie er dies wieder verbraucht hat und wofür er seine Gesundheit ein-gesetzt und seinen Körper gemüht hat.” [Tirmizi, Kiyamet;1]

„Und diejenigen (sind Diener desErbarmers), welche beim Ausgebenweder verschwenden noch geizig sind, sondern die richtige Mittedazwischen einhalten.”

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Sadi ArslanDITIB-Vorsitzender

Die Zeit ist ein unschätzbares Gut. Der Mensch wächst nicht nur auf und entwi-ckelt sich in der Zeit, er braucht sie auch, um sich hierdrin Wissen anzueignen und sich mit diesem zu wappnen. Sie schaut niemals zurück, wenn sie eilenden Schrit-tes auf das Ende der ihr eingeräumten Frist zugeht. Und jeder Moment stellt für sich selbt eine solche Zeitspanne dar.

Alles, was das Leben des Menschen bestimmt, alle positiven wie negativen Ereignisse wie z.B. Glück, Erfolg, Trauer und Versäumnisse usw. brauchen eben-falls ihre Zeit und sind daher in diesem Gut verborgen.

Unser Prophet wies uns auf die immen-se Bedeutung der Zeit hin, als er dereinst sagte: “Wer zwei aufeinander folgende Tage auf die selbe Art und Weise ver-bringt, der ist damit schon im Verlust!” [Deylemi: Firdevs: 3/611]. Wir sollten alle etwas dafür tun, damit jeder neue Tag besser und nützlicher wird, als der vor-ausgegangene und uns, aber auch der ganzen enschheit mehr Glück und Zu-friedenheit beschert. Menschen, die ihre Zeit gut einteilen, schaffen dies auch. Diejenigen jedoch, die dies nicht tun, ver-säumen eine wichtige Gelegenheit.

Menschen, die ihre Zeit nicht gut ein-planen, beklagen sich stets darüber, dass ihre Zeit nicht ausreicht. Dabei tragen sie selbst die Verantwortung hierfür, wenn sie ihre Zeit, von der sie genau wissen, dass diese ihnen davonrinnt und nicht zurückkehren wird, verprassen. Wenn der Koran an nicht wenigen Stellen von der Zeit und von ähnlichen Begriffen spricht, dann nur, um uns dadurch an die Bedeu-tung dieser zu gemahnen. Denn das Le-ben ist nicht unendlich und damit an den Zeitfaktor gebunden. So hält der Koran unsere Erinnerung an diesen Zeitfaktor wach, wenn er hier von Zeitabschnitten wie den Tag, die Woche, das Jahr, das Jahrhundert, die Stunde oder die Zeit selbst spricht. Allein das arabische Wort für “Tag”, “yawm” kommt 475 mal vor, was uns allen etwas sagen will.

Unser erhabener Herr bestimmt einen beachtlichen Teil der gottesdienstlichen Handlungen, die Er uns auferlegt, über

die Zeit, bzw. will diese in einer bestimm-ten Zeitspanne verrichtet sehen, womit Er uns nur dazu anhält, den Tag wohl ein-zuteilen und programmiert vorzugehen. Andererseits hat uns Gott einige beson-dere Monate und Stunden gegeben, die Er als besondere Zeitabschnitte über die restlichen stellt, damit wir uns des Lebens gewahr werden. Diese besonderen Zeit-abschnitte heben sich zwar von den üb-rigen ab, sind aber nicht genau definiert, so dass der Mensch dazu angehalten ist, einen jeden Moment in seinem Leben wohl zu nutzen, als wäre er eben zu ei-nem dieser Zeitabschnitte gehörig. Dank dieser besonderen Monate und Tage wird der Mensch daran erinnert, dass eine jede Stunde sowohl für das Dies-, aber auch für das Jenseits von gravierender Bedeutung ist und wir später hierüber beim Jüngsten Gericht Rechenschaft ablegen müssen.

Islamgelehrte vertreten in dieser Ange-legenheit einstimmig folgende Position: “Die vergangene Zeit ist passe und die Zukunft ist ungewiss. Was du in der Hand hast, ist die jetzige Zeit.”

Daher sollten wir stets darauf bedacht sein, jeden Moment wohl zu nutzen.

Wer zwei aufeinander folgende Tage auf die selbe Art verbringt, ist schon im Verlust

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Dr. Ali Ünal,Theologe, München

“Beim Nachmittag (und der Epoche)! Der Mensch ist fürwahr im Verderben. Außer diejenigen, die glauben und Gutes tun und sich gegenseitig zum Rechten anhalten und sich gegenseitig anhalten zur Geduld.”

[Sure Asr, Vers 1-3] Die Zeit ist zweifelsohne eines der

höchsten und der wichtigsten Güter, die uns Allah geschenkt hat. Auch der Ko-ran betont an nicht wenigen Stellen die Zeit und Allah schwört sogar bei der Zeit. Wenn z.B. in der Sure “Asr” bei der Zeit geschworen wird, dann nur, um damit “auf die Bedeutung hinzuweisen, die die Zeit im Leben des Menschen spielt. Denn die Zeit ist nicht nur eine Dimension, in der Allah, der Erhabene, erschafft, leitet, vernichtet, Lebensunterhalt gewährt, er-niedrigt und erhöht im Rang und damit Seine Existenz und Seine unendliche Macht manifestiert, sondern auch eine Gelegenheit für die Menschen, in der sie ihr Leben gestalten und alles mögliche unternehmen können. Indem Allah nun auf so ein wichtiges Kapital wie die Zeit schwört, führt Er uns deren Bedeutung vor Augen und gemahnt uns, dass dieje-nigen, die sie nicht Nutz bringend einset-zen, zum Niedergang verurteilt sind.” (1) Dass der Niedergang, oder der Verderb des Menschen hier in Relation gebracht wird mit der Zeit und man andererseits das Los des Verderbs nur umgehen kann durch den Glauben und durch gute Ta-ten, wofür man wiederum seine Zeit gut einplanen muss, ist bezeichnend.

An einer anderen Stelle weist der Koran auf den Sinn und den Zweck der Erschaf-fung von Tag und Nacht und damit ein-hergehend auf die Erleichterung für den Menschen hin, wenn es hier heißt: “Und Wir machten die Nacht und den Tag zu zwei Zeichen. Und wir löschen das Zei-chen der Nacht und machen somit das Zeichen des Tages sichtbar, damit ihr nach der Gnade eures Herrn trachtet und die Zahl der Jahre und die Berechnung (der Zeit) kennt.” (2)

Dass der Koran darüberhinaus die Zei-ten für Arbeit, Erholung, Gottesdienste und Bittgebete genau einteilt, führt eben-falls dazu, dass Muslime ihr Leben diszip-liniert und geordnet angehen müssen.

(3) Daher ist es an uns, die Gabe der Zeit wohl zu schätzen und sie gut einzusetzen. Und dafür ist es notwendig, sie zunächst einzuteilen und planmäßig vorzugehen. Ein Muslim, der ein geordnetes Leben führt und dieses im Griff hat, darf seine Zeit nicht für sinnlose Sachen verschwen-den und damit vergeuden. Nur wer seine Zeit wohl einteilt und diese dann effektiv nutzt, kann sein irdisches Leben, das zeit-lich begrenzt ist, sowohl für den Erfolg im Diesseits nutzen, als auch sich vorbe-reiten auf das Jenseits und damit auf die zahlreichen Belohnungen Gottes.

So wies uns auch unser Prophet Mu-hammad (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) auf die Bedeutung der Zeit hin und gemahnte uns, diese Wert zu schät-zen, als er dereinst sagte: “Zwei Dinge gibt es im Leben, bezüglich dessen sich die Menschen irren. Das eine ist die Ge-sundheit und das andere die freie Zeit.” (4) Die Zeit gehört zu einem der Güter, die der Mensch zunächst unachtsam vergeu-det und ihr dann hinterher trauert, wenn er merkt, was er damit verpasst hat.

Wie bei vielen anderen Dingen, ist uns unser Prophet auch im Bezug auf den richtigen und Nutz bringenden Einsatz der Zeit ein Vorbild. So schloss er jeden neuen Tag mit mehr Erfolg ab, als der vorausgegangene gebracht hatte, war stets im Einsatz und plante seine Zeit gut ein, um diese effektiv einzusetzen. “Wer zwei aufeinander folgende Tage auf die selbe Art und Weise verbringt, ist damit schon im Nachteil” (5), gemahnte er uns in knappen Worten und spornte uns da-mit an, mit jedem neuen Tag, der uns geschenkt wird, Mehr zu erreichen, als am vorherigen, d.h. mehr Wissen, mehr Erfahrung und mehr Fortschritte. Nach dieser seiner Definition sind diejenigen, die es nicht schaffen, jeden Tag etwas zu erringen, im Verlust.

Hören wir, was Mehmet Akif Ersoy sagt über diejenigen, die träge herumsitzen und sich in Müßiggang üben, während alles andere im Universum unaufhörlich in Bewegung ist und sich erneuert:

Wo doch der Schöpfer: “Und dass der Mensch nur empfangen wird, worum er sich bemüht.” lässt wissen,

Unverständlich für mich, dass du da noch

träge kannst rumsitzen!Schreite endlich zur Tat, tritt hervor,Verlierst du auch nur eine Minute, steht

dir der Niedergang bevor!Selbt die, die weniger Kraft haben als du,

haben ihr Ziel erklommen,Vielleicht, nein sogar bestimmt taten

sie’s! Wieso warst du nur so benommen?Alles auf Erden und in den Himmeln ar-

beitet, bleib du nur sitzen wenn du dich nicht schämst,

Und selbst wenn du einen Vorwand dafür hättest! Dass du dich da nicht grämst?

Was sind schon die Menschen, nicht ein-mal der Schöpfer ist tatenlos

am gucken,Siehe, er manifestiert sich jeden Tag aufs

Neue mit tausend Werken!O du, der du auf der faulen Haut liegst,

während alles auf Erden sich bewegt,Schäm dich doch wenigstens vor Gott!

Bist denn du schon tot, dass du dich nicht erhebst? (6)

Und an ein anderes Mal tadelt der selbe Dichter diejenigen, die als Vorwand für ihre Faulheit auch noch Gottvertrauen anführen,

wie folgt:Du bliebst tatenlos, je mehr der Koran

das Arbeiten hat befohlen,Um so mehr Irrglauben hast du in sei-

nem Namen aufgeboten!Zuletzt nanntest du dies auch noch

Gottvertrauen,Und damit die arme Religion gemacht

zum Clown! (7)So darf ein Muslim in der heutigen Zeit

die Arbeit von heute niemals verschieben auf den morgigen Tag. Und mit jedem neuen Tag sollte er einen Hinzugewinn verbuchen und in Wissen,Technik, Kunst usw. forwärts kommen. Jeden abend wenn er sich schlafen legt, sollte er sich selbst, wie seinerzeit der Prophetenge-fährte Omar es tat, zur Rechenschaft zie-hen und sich fragen: “Was habe ich heute für Allah getan?”

1 Kuran Yolu, 5. Bd.2 Isra, 17/12.3 Yunus 10/67; Insan 76/25f; Furkan 25/47.4 Buhari, Rikak, 1.5 Acluni, Keşfu’l-Hafa, 2/ 323 (2406).6 Safahat, I/63.7 Safahat, I/494

Beim Nachmittag!

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Dr. Yaşar Seracettin BaytarTheologe, Frankfurt

Der Mensch wurde auf die Erde herab-gesandt, damit er sich seines Schöpfers bewusst wird, Ihm gebührend dient und das Leben, das Er ihm für eine bestimm-te Zeit anvertraut hat, Wohl bringend einsetzt, um dadurch das ewige Leben zu verdienen [Zariyat, 51/56]. Das irdi-sche Leben ist zeitlich begrenzt und kein Mensch weiß, wie lange es währt. Und der einzige Weg, Glück im Dies-, wie im Jenseits zu erlangen, führt über gute Taten und Handlungen solange wir das Leben nocht nicht ausgehaucht haben. In diesem Sinne können wir sehr viel tun, die Zeit hierfür ist demgegenüber jedoch

knapp. Ob dieses letztendlich gelingt oder nicht, hängt vollends von den Be-mühungen des Einzelnen ab. So heißt es hierzu im Koran: “Und der Mensch wird nur empfangen, worum er sich bemüht.” [Nedschm, 53/39]

Der Koran, das Buch gewordene Gotteswort, lässt uns wissen, dass man hierfür einen außerordenti-chen Einsatz leisten muss. So for-dert Gott diejenigen, denen Er als

Ziel Seine Vergebung und Sein Pa-radies vorgibt, mit Verben wie “wett-

eifern um etwas”, dazu auf, sich Mühe zu geben: “Wetteifert miteinander um

die Verzeihung eures Herrn und das Para-dies, dessen Weite der Weite der Himmel und der Erde entspricht, bereitet für die-jenigen, die an Allah und Seinem Gesand-ten glauben” [Hadid, 57/21]. Andererseits wies uns unser Prophet in folgendem Ha-dith darauf hin, dass Gläubige, die in jeder Hinsicht stark, sowie strebsam und fleißig sind, vor Gott höher sind im Rang und dass die Menschen sich vor Faulheit und Unvermögen hüten müssen: “Der starke Gläubige ist vor Allah höher im Rang. Er ist besser als der schwache. Eigentlich ha-ben beide etwas an sich und von beiden geht Wohl aus. Mühe dich um Nützliches. Bitte Allah um Seine Hilfe und zeige keine Schwäche.” [Müslim, Kader 34]

Der Islam duldet weder Faulheit noch Müßiggang. So gebietet uns unser Herr und Schöpfer unsere Zeit gut zu nutzen, diese Nutz bringend einzusetzen und uns

stets um etwas zu mühen, wenn Er uns im Koran ermahnt: “Und wenn du (mit etwas) fertig bist, dann bemühe dich weiter.” [In-schirah 94/7] Nach unserem Glauben ist es sogar unangebracht zwei aufeinander folgende Tage auf die selbe Art und Wei-se zu verbringen; denn selbst damit hat man schon etwas verpasst.

Wenn der Koran uns in einem Vers dar-an erinnert, dass das nächste Leben noch schöner und noch besser wird als das jetzige [Duha, 93/4], spornt er uns auch dazu an, uns stets um Fortschritt und Erfolg zu mühen. Dass, angefangen von den Atomen, über die Sterne, bis hin zu den Fischen, den Insekten und dem sons-tigen Getier, dass alles im Universum in Bewegung ist, sollte uns ein Hinweis da-rauf sein, dass auch der Mensch schon al-leine durch seine Veranlagung, aber auch wegen der Notwendigkeit dessen, stets an etwas arbeiten sollte.

“Wer rastet, der rostet!” heißt es in ei-nem Sprichwort. Und so sollten wir stets arbeitsam sein, damit wir selbst, unsere Herzen, aber auch unser dies-, wie jen-seitiges Leben nicht Gefahr laufen abzu-stumpfen und Rost anzusetzen, sondern stets funkeln wie blank geputzter Stahl. Denn Faulheit und Müßiggang führen nur dazu, dass wir unsere Herzen ab-stumpfen lassen und noch viel wichtiger, unsere Zukunft - vor allen Dingen diejeni-ge im Jenseits – riskieren.

Und der Mensch wird nur empfangen, worum er sich bemüht

DİTİB · Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V.

Monatliche Zeitschrift · Ausgabe 36Herausgeber: DİTİB · Sadi Arslan (Vorstandsvorsitzender)

V.i.S.D.P.: Ekrem Ceşen

Redaktion: Mehmet Yıldırım, Ekrem Ceşen, Nuri Bilici, Işık Uğurlu, Dr. Hasan Karaca, Alaattin Salçık, Kemalettin Oruç, Ercüment Aydın

Übersetzerin: Türkan BekiBeiträge & Fotos: Ercüment AydınSatz und Layout: Taner Gündüz

Adresse: Subbelrather Str. 17 50823 Köln

Tel.: 0221 / 57 98 213 - 42 Fax.: 0221 / 57 98 [email protected] · www.ditib.de

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Sadi ArslanDITIB-Vorsitzender

Gott schuf den Menschen auf die schönste Art und Weise. Und der Koran lässt uns wissen, dass die Überlegenheit ei-nes Menschen nicht in seinem Geschlecht liegt, sondern in seiner Frömmigkeit und in seinem Gehorsam. So heißt es z.B. in Sure Hudschurat, Vers 13: “O ihr Men-schen! Wir erschufen euch aus einem Mann und einer Frau ... Doch der vor Al-lah am meisten Geehrte von euch ist der Gottesfürchtigste unter euch ...” Oder in Vers 195, Sure Al-i Imran: “Siehe, Ich lasse keine Tat von euch verloren gehen, sei es von einem Mann oder einer Frau.”

Sowohl der Mann als auch die Frau wur-den demnach auf die Erde gesandt, um hier ihre Aufgabe zu erfüllen und diese Aufgabe liegt darin, die Erde zu evölkern und bewohnbar zu machen, sowie Gott zu dienen. Männer und Frauen, die sich sowohl in ihrer Anatomie voneinander unterscheiden, als auch in ihrer Psyche, werden im Islam nicht unter dem Ge-sichtspunkt der Überlegenheit eines der beiden Geschlechter über das andere betrachtet. Es ist auch nicht die Gleich-heit zwischen den beiden Geschlechtern, nach der der Islam trachtet. Er erachtet vielmehr das eine Geschlecht als ergän-zenden Teil des anderen. So heißt es in Vers 21, Sure Rum: “Zu Seinen Zeichen gehört auch, dass Er euch Gattinnen aus euch selbst schuf, damit ihr bei ihnen ruht.”

Ein Blick in die Weltgeschichte offenbart uns, dass die Frauen hier zweifelsohne mehr Entbehrungen und Benachteiligun-gen zu beklagen hatten, als die Männer. Heute führen einige Fehlentwicklungen in der islamischen Welt dazu, dass der Eindruck entsteht, der Islam würde die Frauen unterdrücken. Diesem verzerrten Islam-Bild liegen jedoch zu Grunde lokale Bedingungen, Traditionen und Bräuche, die sich in manchen Gesellschaften einen Platz noch vor der Religion geschaffen haben oder sogar als Gebote der Religion empfunden werden.

Welche Rechte der Islam den Frauen gebracht hat und welchen Wert er ihnen beiräumt verstehen wir nur, wenn wir einen Blick werfen in die vorislamische Zeit der Dschahiliyya. Die Gesellschaft der Dschahiliyya stellte nicht nur in Fra-ge und diskutierte darüber, ob die Frau überhaupt ein Mensch sei und eine See-le habe, sie betrachtete die Frau regel-recht als Sklavin des Mannes. Die Frau lebte hier in ständiger Unterdrückung und Väter, wenn sie Töchter bekamen,

weinten tagelang und trauten sich vor Scham nicht auf die Straße: “Wenn ei-nem von ihnen die Kunde einer Tochter überbracht wird, so erfüllt ihn Zorn und Wut, dass sein Gesicht schwarz anläuft. Die schlechte Nachricht, die ihn damit er-eilt, ringt ihn dazu, dass er sich vor dem Volk versteckt.” [Nahl: 58-59] Über solch eine Gesellschaft, die sogar neugeborene Töchter bei lebendigem Leibe begraben konnte, brach nun diese erhabene Religi-on herein und ließ verkünden, dass auch die Frau ein Mensch ist, dass es keiner-lei Unterschied zwischen ihr und einem Mann gibt und dass sie ein Recht auf ei-nen Erbanteil hat. Mit einem mal wurde die Frau vom Befehlsempfänger zu einer Person, die bei Bedarf selbst Befehle er-teilte. Der Islam spricht alle Grundrechte der Männer auch den Frauen zu. Somit ist es das Recht auf Leben, auf Eigentum, die Gleichheit vor dem Gesetz, die Unan-tastbarkeit der Wohnung und der Würde, die Religions- und Meinungsfreiheit, das Recht auf Eheschließung und auf die Gründung einer Familie, sowie der Schutz des Privatlebens, das ihr mit dem Islam gewährt wurde und sie auf den Rang empor hob, der ihrer würdig ist. Ganz ab-gesehen davon, dass sich die Menschen nicht aussuchen können, ob sie als Mann auf die Welt kommen wollen, oder als Frau. Dass die Menschen hierdrin keine Auswahl haben, sondern einzig Gottes Wille ntscheidet, ob sie als Junge auf die Welt kommen, oder alsMädchen, teilt uns der Koran mit in Sure Schura, Vers 49-50, wenn es hier heißt: „Gottes ist die Gewalt über die Erde wie über die Himmel. Er er-schafft das, was Er will. Wem Er will, gibt Er Töchter und wem Er will gibt Er Söh-ne. Oder aber Er gibt sie als Jungen oder Mädchen doppelt… Wahrlich, Er weiß alles besser.“

Die Stellung und der Rang, den die Frau mit dem Islam erlangt hat, davon künden sowohl Koranverse, als auch die Hadise unseres Prophen. So heißt es in Vers 23, Sure Isra: “Dein Herr hat bestimmt, dass ihr Ihn alleine anbeten sollt und dass ihr gegen eure Eltern gütig seid, auch wenn der eine von ihnen oder beide bei dir ins hohe Alter kommen. Sag daher nicht (aus Überdruss) “owei!” zu ihnen, und schelte sie nicht, sondern rede in ehrerbietiger Weise mit ihnen. Und bedecke sie demü-tig mit den Flügeln der Barmherzigkeit und bitte: ‘O mein Herr! Erbarme dich beider so barmherzig, wie sie mich auf-zogen, als ich klein war.’” Eines Tages kam ein Mann zu Muhammed (Allah Segne ihn und schenke ihm Heil), und fragte ihn:

“Wer ist es, den ich am besten behandeln muss?”- “Deine Mutter”, antwortete der Prophet. “Und wer ist es, den ich dann am besten behandeln muss?” – “Deine Mut-ter”, erwiderte der Prophet erneut. “Und wer ist es, denn ich danach am besten be-handeln muss?” fragte der Mann weiter. “Deine Mutter”, antwortete der Prophet auch hier. “Und wen behandle ich dann am besten?” fragte der Mann. “Deinen Vater”, sagte der Prophet. [Buhari, Edeb 2; Muslim, Birr 1]

Denjenigen, der eine Tochter wohl er-zieht, verhieß der Prophet seine Nachbar-schaft im Jenseits: “Wer auch immer eine Tochter aufzieht und sie dabei wohl er-zieht, mit dem werde ich beim Jüngsten Gericht Seite an Seite stehen.” [Muslim, Birr, 149]

Bekannt ist auch, dass die Frauen in den Anfangsjahren des Islam sich stets am Sozialleben aktiv beteiligt haben. Sie suchten hier nicht nur die Moscheen auf, sondern setzten sich zum Propheten und stellten ihm Fragen zu frauenspe-zifischen Themen, die zu stellen selbst heute die Frauen sich nur schwer trauen würden. Folgende Begebenheit zeigt uns anschaulich, welche Rechte der Islam den Frauen gebracht hat: Der Prophetenge-fährte Omar, möge Allah Wohlgefallen an ihm haben, brachte in einer Predigt zur Sprache, dass die Brautgabe, die den Frauen gegeben wird, zu hoch sei und diese runter korrigiert werden müsse. Eine der Frauen in der Moschee stand da-raufhin auf und sagte: “Du kannst uns das Recht nicht nehmen, das uns Allah gege-ben hat. Denn dies sieht der Koran so vor.” Von Omar wird in den Quellen überliefert, dass er daraufhin gesagt haben soll: “Lob und Dank sei Allah, dass Er meiner Ge-meinde solche Frauen beschert hat, die meine Fehler korrigieren können.”

Des Weiteren waren die Frauen zu Lebzei-ten des Propheten auch als Hadis-Über-lieferer tätig, womit sie auch der Wissen-schaft große Dienste erwiesen haben. Zu ihnen gehören: Fatima, die Tochter des Propheten, Ummu Habiba binti Abi Sufy-an, Ummu Abd, Esma binti Abi Bakr, Zay-nab binti Dschahs, Meymuna binti Haris, Fatima binti Kays, Durre binti Abi Leheb, Ummu Haram binti Milhan’e.

Der Stellenwert der Frau im Islam

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Dr. İlhami AyrancıTheologe, Düsseldorf

Jahrhundertelang hat die Welt das The-ma Frauen und ihre Stellung in der Ge-sellschaft vernachlässigt. In den letzten Jahren wird dieses nun umso häufiger diskutiert. Betrachten wir die Diskussio-nen unserer Tage, müssen wir davon aus-gehen, dass damit das Augenmerk auch genau hierhin gelenkt werden soll. Nur, auf der Suche nach den verlorenen Rech-ten der Frau sollten wir sie diesmal nicht in einen Wettlauf mit den Männern stür-zen und damit einen Fehler durch einen anderen wett machen. Auf eins muss an dieser Stelle hingewiesen werden: unsere Weltsicht erlaubt es uns nicht, dieses The-ma als eine Frage des Geschlechts, der Rasse oder der Klasse zu abhandeln. Denn nach unseren traditionellen und religiösen Wertvorstellungen kann die Frau nicht einzig über ihr Geschlecht definiert wer-den. Und das Wichtigste dabei ist, dass ein jeder von uns, Mann wie Frau, das Kind einer Frau ist. Die Fau ist uns eine Mutter und “Das Paradies liegt unter den Füßen der Mütter.”

Die Frau hat eine besondere Stellung in unserer Religion. So war es z.B. eine Frau, die als erste dem Propheten und sei-ner Botschaft geglaubt hat. Der erste Mensch, der für den Glauben den Märty-rertod starb, war ebenfalls eine Frau. Und kein einziges Wort kam über die Lippen des Popheten, mit dem er die Frau ernie- drigt hätte. Ganz im Gegenteil. Von ihm sind vielmehr folgende Aussprüche über-liefert: “Drei Dinge wurden mir im irdi- schen Leben lieb gemacht: das Gebet, das mir mein Augenlicht ist, die Frau und die schönen Düfte. [Nesei, 28/2, 36/1; Ah-med b. Hanbel, III. 128, 285; Ibn Sa’d 1/2, S. 112.]

Gebote und Verbote gelten im Islam für Männer wie für Frauen gleicherma-ßen. Frauen und Männer müssen sich demnach auf die selbe Art und Weise ver-antworten für das, was sie machen. Sure Nisa, Vers 32 und Sure Ahzab, Vers 35 weisen uns ausdrücklich darauf hin: “Den Männern kommt ein Anteil von dem zu, was sie verdient haben und den Frauen kommt ein Anteil von dem zu, was sie verdient haben.” – “Wahrlich, Allah hat den Gott ergebenen Männern und den

Gott ergebenen Frauen, den gläubigen Männern und den gläubigen Frauen, den gehorsamen Männern und den gehorsa-men Frauen, den getreuen Männern und den getreuen Frauen, den geduldigen Männern und den geduldigen Frauen, den gottesfürchtigen Männern und den gottesfürchtigen Frauen, den Almosen spendenden Männern und den Almo-sen spendenden Frauen, den fastenden Männern und den fastenden Frauen, den keuschen Männern und den keuschen Frauen, den Gott gedenkenden Männern und den Gott gedenkenden Frauen Ver-gebung und gewaltigen Lohn vorberei-tet.”

Und bei dieser Gelegenheit möchte ich darauf hinweisen, dass die o.g. Stelle in Sure Ahzab, Vers 35: “... den keuschen Männern und den keuschen Frauen ...” eine großartige Mahnung und Antwort für diejenigen ist, die denken, dass, wenn Männer sich von ihrer Keuschheit tren-nen, sie ihre Hände danach wieder rein waschen und sich damit aus der Affäre ziehen können, während dies bei Frau-en als Schuld und Zügellosigkeit gilt. Keuchheit ist im Islam vielmehr beiden Geschlechtern als Pflicht auferlegt!

Andererseits lehnt der Islam, entgegen der weit verbreiteten Meinung, die Ab-hängigkeit der Frau vom Mann ab. Unse-re Religion erachtet Männer und Frauen vielmehr als individuelle Personen.

Muslime und Musliminnen sind hier auch keine Konkurrenten, sondern einan-der Freund und Helfer. Sie gemahnen

sich gegenseitig zum Guten und halten einander vom Schlechten ab. So heißt es in Sure Tevbe, Vers 71: “Gläubige Män-ner und gläubige Frauen sind einander Freund. Sie befehlen

das Gute und verbieten das Schlechte. Sie verrichten das Gebet und entrichten die reinigende Abgabe und leisten Allah und seinem Gesandten Gehorsamkeit. Sie sind es, mit denen Allah barmherzig sein wird ...” Über die Rolle des Mannes als Familienoberhaupt können wir erst reden, wenn wir uns ein genaues Bild darüber gemacht haben, wie der Koran diese Rolle beschreibt. Denn in Sure Hu-dschurat, Vers 13 wird uns nicht nur ver-kündet, dass der Mensch als Mann und Frau erschaffen ist, sondern und vor allen

Dingen, dass die Überlegenheit des Men-schen bei Gott “in seiner Frömmigkeit” liegt. Nach dem Koran haben die Männer Rechte an den Frauen und umgekehrt die Frauen Rechte an den Männern. Ein Um-stand, auf den auch der Prophet in seiner Abschiedspredigt eingegangen ist.

Auch wenn das Problem nicht aus un-serer Weltsicht resultiert: auf Grund der Tatsache, dass wir auf dem selben Plane-ten leben, tangiert dieses Problem auch uns und daher haben wir versucht die-ses hier kurz anzureißen. Abschließend möchte ich noch Folgendes zu über-denken geben: es ist unser aller Pflicht, Probleme anzusprechen und zu lösen, die die ganze Gesellschaft angehen und die, wenn hierdrin unüberlegt gehandelt wird, tiefe Wunden verursachen können. Solche Probleme, wenn sie nicht genü-gend angesprochen, sondern unter den Teppich gekehrt werden ohne ihre Grün-de hinreichend zu erörtern, werden uns manchmal unverhofft auf dem silbernen Tablett vorgeführt. Vergleichbar mit ei-nem Sturm, der ein mit Erde zugeschüt-tetes Erz vorzeitig in Erscheinung treten lässt. Denn, wenn wir das Wasser daran hindern aus dem Wasserhahn zu fließen, werden die Menschen ihren Bedarf mit Sicherheit über die nächst gelegene aber verschlammte Wasserstelle decken.

Wenn diese Probleme dann auf die Tagesordnung kommen, wird immer die Religion, hier der Islam, verantwortlich gemacht für diese Fehlentwicklungen in der Gesellschaft. Dabei hat unsere Reli-gion den Frauen wirklich viel gebracht und ihr die größte Wertschätzung gege-ben. Abgesehen davon gab es in der Ge-schichte des Islam niemals so etwas wie ein “Frauen-Problem”, bzw. eine “Unter-drückung der Frau”. In der Welt der Musli-me gibt es es so etwas auch heute nicht.

Überlegungen zur Stellung der Frau aus Anlass des Weltfrauntags am 5. Dezember

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Die Türkisch Islamische Union (DITIB) legte in einer feierlichen Zeremonie den Grundstein für die neue DITIB Zentralmo-schee von Köln und damit den Grund-stein für die modernste Moschee mit Kulturzentrum nicht nur in Köln, sondern in ganz Europa. An der Grundsteinle-gung nahmen teil der Staatsminister im Auswärtigen Amt Dr. Werner Hoyer, der türkische Staatsminister Faruk Çelik, der Präsident des Amts für Religiöse Ange-legenheiten der Republik Türkei Prof. Dr. Ali Bardakoğlu, der türkische General-konsul in Köln Mustafa Kemal Basa, der türkische Generalkonsul in Düsseldorf Fırat Sunel, die Generalkonsulin der USA in Düsseldorf Janice Weiner, der Ober-bürgermeister von Köln Jürgen Roters, der Integrationsbeauftragte im Ministe-rium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen Thomas Kufen, der Stellvertre-tende Präsident des Amtes für Religiöse Angelegenheiten Prof. Dr. Mehmet Gör-mez, der Abteilungsleiter für Auswärtige Beziehungen im Präsidium für Religiöse Angelegenheiten Prof. Dr. Ali Dere, der Vorstandsvorsitzende der DITIB Sadi Ars-lan, der Alt-Oberbürgermeister von Köln Fritz Schramma, der Beirat der DITIB, ihre Mitglieder, der Bezirksbürgermeister von Ehrenfeld Josef Wirges, sowie andere Be-zirksbürgermeister von Köln, Vertreter von Zivilorganisationen, die Religions-

beauftragten der DITIB-Ortsgemeinden, sowie ihre Vorstände, der Stellvertre-tende Stadtdechant Monsignore Rainer Fischer (in Vertretung für das Erzbistum von Köln), Stadtsuperintendent Pfarrer Rolf Domning (stellvertretend für die Evangelische Kirche im Rheinland), sowie tausende andere Gäste.

Eingeleitet wurde das Programm zur Grundsteinlegung mit einer Koranrezi-tation von Şaban Kondi, Vorbeter und Prediger der DITIB-Zentralmoschee Köln. Anschließend gab Herr Kondi die Bedeu-tung der von ihm vorgetragenen Koran-verse in Deutsch wieder. Bei seiner darauf folgenden Eröffnungsrede sagte der DI-

TIB-Vorsitzende Sadi Arslan: „Ich begrü-ße Sie heute zu einem Ereignis, das weit über die Grenzen unserer Gemeinde und wohl auch über die Grenzen Kölns hin-aus bedeutend ist. Wir legen heute den Grundstein für ein weiteres Zeichen fried-lichen Zusammenlebens, für ein Zeichen der Zusammengehörigkeit, der Eintracht, des Beieinander- und Füreinanderseins. Der Komplex, dessen Grundstein wir hier legen, umfasst bei weitem mehr als die Moschee. Hier entstehen Orte des Zu-sammenkommens, der Begegnung, des Gesprächs, des gemeinsamen Handelns, der Akzeptanz und der Vielfalt. Orte, die für alle offen sind und die von allen mit Leben gefüllt, gar zum Leben erweckt

Feierliche Grundsteinlegung fürKölner-Zentralmoschee

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werden sollen. Denn nur wenn wir in diesen Räumen zusammenkommen und ihnen Leben einhauchen, lohnt es sich der Mühen. Ich danke an dieser Stelle dem ehemaligen Oberbürgermeister von Köln, Herrn Fritz Schramma, unserem neuen Oberbürgermeister, Herrn Jürgen Roters, dem Bezirksbürgermeister von Ehrenfeld, Herrn Josef Wirges, natürlich unserem Moscheebaubeirat und nicht zuletzt dem Integrationsminister des Landes, Herrn Armin Laschet. Ohne die Unterstützung der Öffentlichkeit und der Politik wäre die Verwirklichung des Pro-jektes kaum denkbar.“

Der Architekt der Kölner Zentralmo-schee, Paul Böhm, sagte in seinem Gruß-wort, in dem er auch auf die Besonder-heiten des Bauvorhabens einging, dass er sich nur seinem Vorredner, dem DITIB-Vorsitzenden Sadi Arslan anschließen könne und im Bauprojekt ebenfalls mehr sehe als nur eine Moschee, nämlich ein Kulturzentrum und einen Ort der Begeg-

nung.

Die beiden Vertreter der katholischen, sowie der evangelischen Kirche, der Stell-vertretende Stadtdechant Monsignore Rainer Fischer und Stadtsuperintendent Pfarrer Rolf Domning, hielten eine ge-meinsame Rede, bei der sie die Bedeu-tung der Moschee betonten und darauf hinwiesen, dass sie sich auf ihren Bau freuen.

Prof. Dr. Ali Bardakoğlu, der Präsident des Amtes für Religiöse Angelegenhei-ten, sagte in seinem Grußwort: „Dass Köln demnächst eine solche Moschee ha-ben wird, ist nicht das Verdienst der hier lebenden Türken und Muslime, sondern das Verdienst von Deutschland. Die gan-ze Welt sollte sich ein Beispiel nehmen an dieser Einstellung der Deutschen zur Re-ligionsfreiheit. Diese Moschee wird nicht nur eine Gebetsstätte, sondern auch ein Kulturzentrum, ein Ort der Begegnung und des Dialogs und in dieser Form ein

Wahrzeichen für die Religionsfreiheit. Das arabisch-türkische Wort für Moschee, „cami“, steht für den, der versammelt und den, der eint und zusammen hält. Die Tü-ren der Moscheen stehen daher jedem offen, ganz gleich ob sie nun Gläubige sind oder nicht. In unseren Herzen ist kein Platz für Diskriminierung. Wir haben Res-pekt vor jeder Religion und jeder Art des Glaubens. Und die Liebe ist uns ein Gebot Gottes. Diese Moschee mit Kulturzentrum wird zur gleichen Zeit auch einen wichti-gen Beitrag leisten für die Partizipation unserer Frauen und Jugendlichen. Der moderne Mensch ist einsam und allein. Dies wird ein Ort, der ihn mit der Gesell-schaft zusammen bringt.“

Prof. Dr. Bardakoğlu ging in seiner Rede auch auf die Moscheegegner ein, die zur gleichen Zeit gegen den Bau der Mo-schee protestierten. Er gratulierte ihnen, weil diese von ihrem Demonstrations-recht Gebrauch machen und sich dabei innerhalb der Grenzen bewegen würden, die ihnen die Gesetze setzten. Er betonte weiter, dass es wichtig sei, diesen Wider-stand zu sehen und zu erleben, da es nur dadurch möglich sei, alles richtig zu ma-chen und damit auch diese Menschen zu gewinnen.

Herr Thomas Kufen, Integrationsbe-auftragter des Landes NRW, überbrachte die Grüße des NRW-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers und sagte, dass die Mo-schee ein Symbol für den Dialog, die To-leranz sowie das Miteinander sei.

Der Oberbürgermeister von Köln, Jür-gen Roters, wies in seiner Rede darauf hin, dass dies ein bedeutender Tag für das Zusammenleben sei.

Der türkische Generalkonsul von Köln Mustafa Kemal Basa, sah in der Ermögli

Fritz SchrammaSadi ArslanFaruk ÇelikProf. Ali Bardakoğlu

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chung der neuen DITIB-Zentalmoschee den Versuch, die Türken, im 50. Jahr ihrer Einwanderung nach Deutschland erneut willkommen zu heißen und bezeichnete die Moschee als Ort des Dialogs und des Friedens.

Josef Wirges, der Bezirksbürgermeister von Köln-Ehrenfeld sagte in seinem Gruß-wort: „Diese Moschee ist auch unsere Mo-schee. Wir legen hier und heute nicht nur den Grundstein für eine Moschee, son-dern auch für einen dauerhaften Dialog. Touristen, die Köln besuchen, werden zunächst den Kölner Dom sehen und fo-tografieren wollen, doch gleich danach werden sie sich nach Ehrenfeld begeben, um hier unsere Moschee zu fotografieren und zu erleben.“

Als er die Bühne betrat, um seine Rede zu halten, erhielt der ehemalige Ober-bürgermeister von Köln, Fritz Schramma, zunächst minutenlange Ovationen von den tausenden Gästen. Er betonte in seiner Rede, dass er auch weiterhin im Moscheebaubeirat aktiv sei und hier den Bau weiterhin begleiten werde.

Bundeskanzlerin Angela Merkel schick-te zur Grundsteinlegung mit ihrem Sch-reiben auch eine Grußbotschaft, in der sie mitteilte: „Die Integration der nach Deutschland zugewanderten Muslime ist der Bundesregierung ein wichtiges An-liegen. Der Bau neuer Moscheen in un-serem Land ist Ausdruck dafür, dass viele Muslime hier ihre Heimat gefunden ha-ben. Dies ist ein bedeutender Schritt für die Integration.“

Der türkische Staatsminister, Faruk Çe-lik, sagte in seiner Rede: “So offen und

transparent die Außenfassade der Mo schee auch ist, das Innere und die Akti vitäten hier werden umso transparenter sein. Dies wird ein Ort werden, an dem sich die Menschen begegnen. Das 20. Jahrhundert war für die ganze Mensch-heit geprägt von Intoleranz und hieraus resultierendem Leid. Dass heute und hier die Angehörigen verschiedener Religi-onen zusammen kommen, ist ein sehr schönes Bild. Die Unterschiedlichkeit der Menschen kehren wir nicht unter den Teppich. Wer auch immer versucht, diese auszumerzen, begeht einen Fehler. Denn unsere Unterschiede sind wie Teppich-muster: ein jedes dieser Muster hat sei-ne Funktion und gehört daher gewahrt. Und eins sollten wir nicht vergessen: wir alle, die ganze Menschheit sitzt im selben Boot! Muslime, Juden und Christen erho

ben heute ihre Stimme und sagten wie aus einem Mund: „Lasst uns Streitigkeiten beiseite legen!“

Nach einer Aufführung des DITIB-Sufi-musik-Ensembles erfolgte dann die ge-meinsame Grundsteinlegung. Der Vorbe-ter und Prediger der Zentralmoschee von Köln, Şaban Kondi, hielt während dessen ein Gebet.

Die feierliche Grundsteinlegung für die neue Zentralmoschee von Köln schloss ab mit Tanzaufführungen der DITIB-Fol-kloretanzgruppe, sowie einem Konzert von und mit dem türkischen Sänger Uğur Işılak. Parallel dazu fand in einem wei-teren Veranstaltungszelt, ganztätig ein Wohltätigkeitsbasar statt, auf dem türki-sche Spezialitäten, sowie Handarbeiten feilgeboten wurden. Der Erlös dieses Ba-sars kommt der Zentralmoschee zu Gute.

Josef WirgesPaul BöhmMustafa Kemal BasaJürgen Roters

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Die Türkisch Islamische Union hat ihre 12. Mitgliederversammlung abgehalten. Der DITIB-Vorsitzende Sadi Arslan wies in seiner Rede auf der Mitgliederversamm-lung auf die Stellung hin, die die DITIB heute in Deutschland einnehme. Er sagte desweiteren, dass DITIB einen positiven Beitrag dazu leiste, dass die muslimische Minderheit

in Deutschland ihre religiöse und kultu-relle Identität wahrt und sich gleichzeitig in die Gesellschaft integriert. Er wies auch darauf hin, dass DITIB aktiver Teilnehmer sowohl des Nationalen Integrationsgip-fels als auch der Deutschen Islamkonfe-renz und als solcher inzwischen ein aner-kannter Ansprechpartner sei.

Die Mitgliederversammlung, die in ei-ner freundlichen Atmosphäre statt fand, wählte zum nächsten Vorstand:

Prof. Dr. Ali Dere (Theologe)Sadi Arslan (Theologe)Dr. Ali Ihsan Ünlü (Arzt)Dr. Fuat Kurt (Dipl.-Bauingenieur)Şinasi Akyürek (Dipl.-Ing.)Erdinç Altuntaş (Dipl.-Ing.)Orhan Bilen (Dipl.-Ing.)

Die Mitglieder der Vollversammlung lobten die Dienste, die DITIB seit der letz-ten Vollversammlung bot, sowie die Stel-lung, die sie heute inne hat und äußerten ihre Zufriedenheit hierüber. In seiner ers-ten Sitzung verteilte der neue Vorstand die Aufgaben wie folgt:

Sadi Arslan, VorstandsvorsitzenderProf. Dr. Ali Dere, Stellvertretender Vor-

standsvorsitzenderDr. Ali İhsan Ünlü, GeneralsekretärDr. Fuat Kurt, Stellvertretender Gene-

ralsekretärŞinasi Akyürek, KassenwartErdinç Altuntaş, Stellvertretender Kas-

senwart Orhan Bilen, Vorstandsmitglied

Nach der Wahl des 12. DITIB-Vorstands bedankte sich Sadi Arslan, der zum zwei-ten Mal zum Vorsitzenden gewählt wur-de, für das Vertrauen, das man ihm, sowie den neuen Vorstandsmitgliedern mit der Wahl entgegen gebracht habe und versi-cherte, dass er alles in seiner Macht ste-hende machen werde, um dieses Vertrau-en nicht zu enttäuschen. Abschließend dankte er den Mitgliedern des nunmehr ehemaligen Vorstands für die bisherige Zusammenarbeit.

Türkisch Islamische Union hält ihre12. Mitgliederversammlung ab

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Die erfolgreichen Teilnehmer der Inte-grationskurse, die die Bildungs- und Kul-turabteilung der DITIB, sowie das DITIB-Bildungswerk gemeinsam organisieren, erhielten in einer feierlichen Übergabe ihre Deutsch-Zertifikate.

An der fünften Zertifikats-Übergabe in diesem Jahr nahmen teil, der Vorsitzen-de der Türkisch Islamischen Union, Sadi Arslan, der DITIB-Geschäftsführer Meh-met Yıldırım, Şaban Kondi, der Vorbeter und Prediger der DITIB-Zentralmoschee Köln, der Leiter der Bildungs- und Kul-turabteilung Işık Uğurlu, der Leiter des DITIB-Bildungswerks Kamil Polat, die Ab-teilungsleiter der DITIB und die Dozenten der Integrationskurse sowie die Kursteil-nehmer selbst und ihre Angehörigen. Nach der Eröffnungsrede von Kamil Polat hielt Işık Uğurlu eine Ansprache, bei der er sagte: „DITIB leistet einen enormen Beitrag zur Bildung und Weiterbildung. Seit 24 Jahren bieten wir Deutsch-Kurse an, die im Laufe der Zeit unterschiedlich benannt wurden und heute als Integ-rationskurse weiter laufen. Diese Kurse werden vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und der DITIB gemeinsam koordiniert und schließen mit einer Zertifikatsprüfung ab. Von 18

Teilnehmern haben 6 Teilnehmer die Stu-fe „A2“ und 11 Teilnehmer die Stufe „B1“ (Mittelstufe Deutsch) erreicht. Dies ist eine sehr hohe Erfolgsquote und erfreut uns sehr.

Der Vorsitzende der DITIB, Sadi Arslan, betonte in seiner Rede, dass das Erlernen der Landessprache eigentlich auch etwas sei, das uns der Islam vorgebe. In seiner Rede sagte er weiterhin: „Die Sprache der Gesellschaft zu beherrschen, in der man lebt, ist auch die Empfehlung unseres Propheten. Je mehr Sprachen man er-lernt, desto mehr kann man kommunizie-ren und Beziehungen aufbauen. Die DI-TIB bietet nicht nur Sprachkurse, sondern auch Korankurse, religiöse Unterweisung für Kinder und Jugendliche, aber auch

Kurse im Bereich Kunst und Kultur. Dies ist den Menschen ein Bedürfnis. Einer-seits pflegen wir die türkische Kultur und Identität, auf der anderen Seite müssen wir uns aber auch in die hiesige Gesell-schaft integrieren und brauchen daher Integrationskurse. Der Erfolg der Teilneh-mer an den Integrationskursen erfreut uns sehr. Ich bedanke mich bei der Gele-genheit bei all denjenigen, die zu diesem Erfolg beigetragen haben, allen voran der Bildungsund Kulturabteilung der DI-TIB, dem Leiter des DITIB-Bildungswerks, den Dozenten der Kurse sowie den Teil-nehmern selbst.“ Die Veranstaltung ende-te mit der Übergabe der Zertifikate durch den DITIB Vorstandsvorsitzenden Sadi Arslan.

16 erfolgreiche Teilnehmer der Integra-tionskurse der DITIB Selimiye Moschee in Niederkassel erhielten in einer feierlichen Veranstaltung ihre Deutsch-Zertifikate. An der feierlichen Übergabe nahmen Teil Sadi Arslan, der Vorstandsvorsitzende der Türkisch Islamischen Union, Kamil Polat, der Leiter des Bildungswerks der DITIB, Recep Açıkgöz, der Imam der Selimiye Moschee in Niederkassel, Ramazan Elmas der Vorstandsvorsitzende der Moschee in Niederkassel, sowie die Kursteilnehmer und ihre Angehörigen. In seinem Gruß-wort sagte Kamil Polat:

„Die Türkisch Islamische Union leistet einen wichtigen Beitrag zur Bildung und unterstützt im selben Maß kulturelle Ak-tivitäten. Dies hat sich nun einmal mehr gezeigt am erfolgreichen Abschluss der Integrationskurse, die durchgeführt wer-den in Zusammenarbeit mit dem Bun-desamt für Migration und Flüchtlinge. 16 Teilnehmer konnten hier die Integrati-onskurse erfolgreich beenden. Ihr Erfolg erfreut uns sehr. Ich wünsche ihnen auch

weiterhin viel Er-folg.“

Sadi Arslan, der Vorsitzende der DI-TIB sagte in seiner Rede, dass wir in- zwischen unseren L e b e n s m i t t e l -punkt hier in die- ser Gesellschaft haben und daher die Sprache des Landes sehr gut beherrschen müssen. Er führte seine Rede fort mit den Worten: „Die Sprache ist ein wichtiges Mittel, um mit den Men-schen zu kommunizieren. Daher müssen wir die Sprache des Landes, in dem wir leben, gut beherrschen. Und aus diesem Grund bieten wir Integrationskurse nicht nur hier bei uns in Köln an, sondern auch und gerade in den Ortsgemeinden.

So bieten wir hier nicht nur Korankur-se, Angebote im Bereich Bildung, Kultur, Sport oder Beratung, sondern auch

Integrationskurse an. Denn dies ist ein Bedürfnis und unser Anliegen ist es, die Menschen vorwärts zu bringen und ih-nen eine Bildungsmöglichkeit zu bieten. Daher bedanke ich mich bei allen Betei-ligten des Bildungswerks, die hier zum Erfolg der Integrationskursteilnehmer beigetragen haben, aber auch bei den Teilnehmern selbst. Ich wünsche Ihnen auch weiterhin viel Erfolg.“ Zum Ab-schluss übergab der Vorsitzende der DI-TIB, Sadi Arslan, den Kursteilnehmern

Feierliche Übergabe der Deutsch-Zertifikate bei der DITIB

Integrationskurs-Teilnehmer in Niederkassel erhalten ihre Zertifikate

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In einem 10-wöchigen Seminar haben sich 43 weitere Teilnehmer aus Hannover und Umgebung über das DITIB-Projekt „ProDialog“ als Dialogbeauftragte und Moscheeführer qualifiziert und entspre-chend ihre Zertifikate erhalten. „ProDi-alog“ wird durchgeführt in Zusammen-arbeit und mit der Unterstützung des Europäischen Integrationsfonds (EIF) und des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF).

An der feierlichen Zertifikatsübergabe, die statt fand in der DITIB Moschee von Stadthagen, nahmen teil der Vorstands-vorsitzende der DITIB, Sadi Arslan, der türkische Konsularattache für Religiö-se Angelegenheiten in Hannover Seyfi Bozkuş, der Generalsekretär der DITIB, Dr. Ali Ihsan Ünlü, der Referatsleiter der DITIB für interreligiöse und interkultu-relle Zusammenarbeit, Bekir Alboğa, der Vorstand des DITIB Landesverbands Niedersachsen Bezirk Bremen, sowie die Multiplikatoren und ihre Familienange-hörigen.

Bekir Alboğa sagte in seiner Rede: “43 junge Menschen haben sich in einem beispielhaften, selbstlosen Einsatz über ein 10-wöchiges Seminar qualifiziert und erhalten nun ihre wohl verdienten Zerti-fikate. DITIB hat in jeder Region neue An-sätze und Fortschritte. Somit werden wir hoffentlich bis Ende 2010 in jeder DITIB-Moschee mindestens 3 ehrenamtliche Dialogbeauftragte haben, die uns hier in unserer Arbeit unterstützen. Ich gratulie-re allen Kursteilnehmern und wünsche ihnen noch viel Erfolg.“

Der Generalsekretär der DITIB, Dr. Ali Ihsan Ünlü, sagte in seinem Grußwort: „Wir müssen den Islam noch besser er-klären und über den Islam noch besser informieren können. Dieses Projekt ist daher von enormer Bedeutung, da wir hierüber unsere Moscheen und unsere Kultur noch besser darstellen können. Die ehrenamtlichen Dialogbeauftragten werden mit ihrer Arbeit, die sie in Koor-dination mit den Religionsbeauftragten und den Vorsitzenden der Ortsgemein-den durchführen werden, diese erheblich unterstützen. Ich gratuliere unseren Mul-tiplikatoren und wünsche ihnen weiter-hin viel Erfolg.“

Seyfi Bozkuş, der Konsularattache für Religiöse Angelegenheiten sagte in sei-ner Rede: “Wir erhoffen uns sehr viel von

diesem Projekt. Den Teilnehmern gratu-liere ich an dieser Stelle für ihren Erfolg und ihren Einsatz. Sie werden alle einen wichtigen Dienst leisten. Und sie sind gleichzeitig unsere Schaufenster nach Draußen. Jeder, der sie sieht, wird uns sehen. Wir werden alle hin und wieder zusammen kommen und unsere Erfah-rungen austauschen. Denn ihr werdet es sein, die die Besucher unserer Moscheen zuerst sehen werden.“

Sadi Arslan, der Vorsitzende der DI-TIB, betonte in seiner Rede, dass unsere Moscheen von Angehörigen der unter-schiedlichsten Religionen und Kulturen besucht werden und sagte des weiteren: „Direkt, nachdem der Islam in Europa zum Hauptthema wurde und somit den Tagesordnungspunkt bestimmte, sind Besucher unterschiedlichster Religionen und Kulturen in unsere Moscheen ge-strömt. Wir waren auf Anhieb nicht in der Lage, ihren Informationsbedarf zu stillen und sie sowohl über den Islam, als auch über die Moschee, ihre Funktionen und Bestandteile zu informieren. Wir konnten ihnen unsere Religion nicht in dem Maße erklären, wie es erforderlich war. Heutzu-tage haben wir es mit einem anderen In-teressentenkreis und einem anderen Pu-blikum zu tun. Und genau dafür wurdet ihr ausgebildet. Ihr seid der zweite Schritt

in unserem Projekt. Dieses Projekt, das auf drei Jahre angelegt ist, bildet professi-onelle Multiplikatoren aus, die wiederum selbst in ihren Bezirken zum Ausbilder werden und hier fast für jede Gemeinde mindestens 3 Moscheeführer und Dialog-beauftragte ausbilden werden. Wir führen dieses Projekt durch in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, sowie mit dem Europäischen Sozialfonds. Es ist uns also ein Projekt, auf das wir besonders viel Wert legen. Wir sind felsenfest davon überzeugt, dass ihr in Zukunft im Namen des Dialogs und als ehrenamtliche Botschafter, die ihr seid, noch viele gute Dienste leisten werdet. Wir erwarten viel von euch und werden auch von Zeit zu Zeit mit euch zum Erfah-rungsaustausch zusammen kommen.“

Die Veranstaltung endete mit der Über-gabe der Zertifikate an die 43 Teilnehmer aus Hannover und Umgebung, die damit zu ehrenamtlichen Dialogbeauftragten und Moscheeführern geworden sind.

Zertifikat-Übergabe für ProDialog-Teilnehmer aus Hannover

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63 weitere Teilnehmer aus Köln und Düsseldorf haben im Rahmen des „ProDialog“-Projektes an einem 10-wö-chigen Seminar teilgenommen und sich hierdurch als ehrenamtliche Mo-scheeführer qualifiziert. Das Projekt wird durchgeführt in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Integrationsfonds (EIF) und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).

Ihre Zertifikate wurden den Teilneh-mern übergeben in einer feierlichen Veranstaltung in der DITIB-Moschee in Duisburg-Pollmann. An der Übergabe der Zertifikate nahmen teil der Vorsit-zende der DITIB, Sadi Arslan, der Gene-ralkonsul von Düsseldorf, Fırat Sunel, der Konsularattache für religiöse Angelegen-heiten am Generalkonsulat in Düsseldorf, Dr. İlhami Ayrancı, der Geschäftsführer der DITIB, Mehmet Yıldırım, der DITIB-Re-feratsleiter für Interreligiöse und Interkul-turelle Zusammenarbeit, Bekir Alboğa, der Vorstandsvorsitzende der DITIB- Zen-tralmoschee von Duisburg-Pollmann, Muhammed Al, der Projektkoordinator von „ProDialog“, Faruk Şahin, die Multipli-katoren des Projekts sowie ihre Familien-angehörigen.

Bekir Alboğa sagte in seinem Gruß-wort: „63 Schwestern und Brüder haben in einem selbstlosen Beitrag an den 10-wöchigen Seminaren teilgenommen und erhalten nun heute hierfür ihre wohl verdienten Zertifikate. DITIB hat in jeder Region neue Ansätze. Bis Ende 2010 ha-ben wir hoffentlich deutschlandweit in jeder DITIB-Gemeinde mindestens 3 eh-renamtliche Mitarbeiter, die für interre-ligiöse und interkulturelle Beziehungen von Nöten sind und hierfür zur Verfügung stehen können. Diese ehrenamtlichen Mitarbeiter werden in den Regionen den Polizeibehörden, den städtischen Stellen, der Verwaltung und den Vertretern der anderen Religionen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, sowie Moschee-führungen durchführen können. Ich gra-tuliere allen Teilnehmern und wünsche ihnen weiterhin viel Erfolg.“

Dr. İlhami Ayrancı, der Konsularattache für Religiöse Angelegenheiten am Gene-ralkonsulat in Düsseldorf sagte in seinem Grußwort: “In den zwischenmenschlichen und den interreligiösen Beziehungen muss man konstruktiv sein. Ihr werdet die ersten sein, auf die die Moscheebesucher treffen. Ihr seid also unsere Schaufenster.

Wer euch sieht, wird uns sehen. Ich gratu-liere euch und wünsche euch viel Erfolg.“

Der DITIB-Vorsitzende Sadi Arslan sag-te in seiner Rede: „Direkt, nachdem der Islam in Europa zum Hauptthema wurde und somit den Tagesordnungspunkt be-stimmte, sind Besucher unterschiedlichs-ter Religionen und Kulturen in unsere Moscheen geströmt. Wir waren nicht in der Lage, ihren Informationsbedarf zu stillen und sie sowohl über den Islam, als auch über die Moschee, deren Funktio-nen und ihre Bestandteile zu informieren. Wir konnten ihnen unsere Religion nicht in dem Maße erklären, wie es erforderlich war. Heutzutage haben wir es mit einem anderen Interessentenkreis und einem anderen Publikum zu tun. Und genau dafür wurdet ihr ausgebildet. Ihr seid der zweite Schritt in unserem Projekt. Dieses Projekt, das auf drei Jahre angelegt ist, bildet professionelle Multiplikatoren aus, die wiederum selbst in ihren Bezirken zum Ausbilder werden und hier fast für jede Gemeinde mindestens 3 Moschee-führer ausbilden werden. Wir führen dieses Projekt durch in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, sowie mit dem Europäischen Sozialfonds. Es ist uns also ein Projekt, auf das wir besonders viel Wert legen. Wir

sind felsenfest davon überzeugt, dass ihr in Zukunft im Namen des Dialogs und als ehrenamtliche Botschafter, die ihr seid, noch viele gute Dienste leisten werdet.“

Fırat Sunel, der türkische Generalkonsul von Düsseldorf betonte in seiner Rede, dass es ihn sehr erfreue, an dieser Zertifi-katsübergabe teilzunehmen und dass es ihn ebenso erfreue aus eben diesem An-lass, zum ersten Mal die DITIB-Zentralmo-schee von Duisburg zu besuchen. Ferner sagte er: „Je schöner und einladender ein Schaufenster ist, umso mehr wird es die Blicke und damit das Interesse auf sich lenken. Ihr seid das Schaufenster der Tür-ken in Deutschland und als solches wer-det ihr mit solchen Projekten eine Vor-bildfunktion übernehmen. Ich gratuliere euch allen herzlich hierzu.“

Zum Abschluss der Veranstaltung er-hielten die Seminar-Teilnehmer ihre Zer-tifikate.

„ProDialog“ läuft weiter

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In einem 10-wöchigen Seminar haben sich 35 weitere Teilnehmer des Projek-tes „ProDialog“, das in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Sozialfonds (EIF) und dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ehrenamtliche Dia-logbeauftragte und Moscheeführer aus-bildet, für diesen Einsatz qualifiziert und ihre Zertifikate erhalten.

An der feierlichen Übergabe, die statt fand im Türkischen Haus in Berlin, nah-men Teil der Vorstandsvorsitzende der Türkisch Islamischen Union Sadi Arslan, der türkische Vizekonsul in Berlin Mert Doğan, der Integrationsbeauftragte von Berlin Günter Piening, die Sonderbeauf-tragte für den Dialog zwischen den Kultu-ren im Auswärtigen Amt Heidrun Tempel, der Referatsleiter der DITIB für interreli-giöse und –kulturelle Zusammenarbeit Bekir Alboğa, der Vorsitzende des DITIB Landesverbands Berlin Fatih Eroğlu, der Projektkoordinator von „ProDialog“ Faruk Şahin, sowie die Seminarteilnehmerin-nen und Seminarteilnehmer und ihre An-gehörigen.

In seinem Grußwort sagte der Projekt-leiter Faruk Şahin: „Unser Ziel ist es, die so-ziale und politische Partizipation unserer türkischen Mitbürger zu fördern, sowie die interreligiöse und -kulturelle Zusam-menarbeit. Wir werden die Teilnehmer über drei Jahre lang begleiten.“

Bekir Alboğa, der Referatsleiter der DITIB für interkulturelle und –religiöse Zusammenarbeit, sagte in seinem Gruß-wort: “Wir freuen uns, heute und hier 35 weiteren jungen Menschen ihr Zertifikat aushändigen zu können. Durch ihren Ein-satz und ihren Fleiß werden wir das Image unserer Moscheen und das Islam-Bild in der Gesellschaft weiterentwickeln kön-

nen. Wir danken an dieser Stelle dem Eu-ropäischen Integrationsfonds sowie dem Bundesamt für Migration und Flüchtlin-ge, weil sie uns Vertrauen geschenkt und unterstützt haben. Somit werden wir hof-fentlich bis Ende 2010 deutschlandweit in jeder DITIB-Moschee mindestens 3 ehrenamtliche Mitarbeiter haben, die für den interkulturellen und –religiösen Dia-log zur Verfügung stehen. Ich gratuliere allen Teilnehmern und wünsche ihnen viel Erfolg.“

Günter Piening, der Integrationsbeauf-tragte von Berlin sagte in seiner Rede: „Dialog und Transparenz sind in einer Demokratie unverzichtbar. Diese Veran-staltung von heute ist die beste Antwort auf den Volksentscheid in der Schweiz und auf die ausländerfeindlichen Aussa-gen von Thilo Sarrazin. Wir müssen der Islamophobie mit mehr Dialog und mehr Transparenz antworten. Der Senat sowie die Stadt Berlin stehen dabei immer an Ihrer Seite.“

Heidrun Tempel, Sonderbeauftragte im Auswärtigen Amt und hier zuständig für den Dialog zwischen den Kulturen, sagte in ihrer Rede: „Wir haben sehr vie-le Besucher aus dem Ausland, denen wir gerne eine Rundfahrt durch Berlin bieten, sowie ihnen das muslimische Leben hier vorstellen würden. Ich denke, dass uns

die zukünftigen ehrenamtlichen Dialog-beauftragten hier sehr hilfreich sein wer-den. Ich gratuliere ihnen und wünsche ihnen viel Erfolg.“

Der türkische Vizekonsul in Berlin, Mert Doğan, betonte in seinem Grußwort, dass es ihn sehr erfreue an dieser Zer-tifikatsübergabe teilzunehmen. Ferner sagte er: “In den letzten Jahren und hier insbesondere nach dem 11. September, hat sich in der Öffentlichkeit ein Islam-Bild etabliert, das fern ist von dem, was der Islam, diese Religion des Friedens, der Brüderlichkeit und der Liebe wirklich ist. ProDialog ist hier daher von enormer Bedeutung. Ich bin mir sicher, dass die-se jungen Menschen, die sich alle über dieses Projekt qualifiziert haben, in dem Land, in dem sie geboren sind und in dem sie leben, den Islam auf die beste Art und Weise darstellen und erklären werden. Ich beglückwünsche sie daher zu ihren Zertifikaten.“

Der Vorsitzende der Türkisch Islami-schen Union, Sadi Arslan, sagte in seiner Rede: “Der interreligiöse Dialog ist mir ein wichtiges Anliegen.

Die engagierten jungen Menschen opferten ihre freie Zeit an 10 Sonntagen, manchmal auch das gesamte Wochen-ende, um die Qualifikation für die inter-religiöse und interkulturelle Kompetenz zu erwerben. Ab heute werden sie ihren Ortsgemeinden als ehrenamtliche Di-alogbeauftragte zur Verfügung stehen können. Auch die Berliner Schulen und Hochschulen finden nun in unseren Mo-scheen Ansprechpartner, die sie über den Islam und das muslimische Leben in Berlin informieren können. Ich bedanke mich für das ehrenamtliches Engage-ment der zukünftigen Dialogbeauftrag-ten und wünsche ihnen auch weiterhin viel Erfolg.“

Die Veranstaltung endete mit der Über-gabe der Zertifikate.

Weitere ehrenamtliche Dialogbeauftragte im Rahmen von ProDialog

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In Köln wurde mit einer Auftaktveran-staltung das Deutschkurs-Projekt vor-gestellt, mit dem bundesweit über 100 Imame erreicht werden sollen und das die Türkisch Islamische Union, das Bun-desamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sowie das Goethe-Institut in Zu-sammenarbeit durchführen. Köln ist nach Nürnberg nunmehr die zweite Region, in der das gemeinsame Projekt anläuft.

An der Pressekonferenz anlässlich der Auftaktveranstaltung nahmen teil Erwin Schindler, Gruppenleiter im BAMF für Grundsatzfragen der Integration, Angela Kaya, Leiterin der Region Deutschland des Goethe-Instituts, Mustafa Kemal Basa, der türkische Generalkonsul in Köln, Sadi Arslan, der Vorstandsvorsitzende der Tür-kisch Islamischen Union, Werner Bartsch, Bürgermeister der Stadt Köln, Stefan Brunner, Leiter des Goethe-Instituts in Düsseldorf, die teilnehmenden Imame aus Köln und Umgebung, Mitarbeiter der DITIB Köln, sowie weitere Gäste.

Erwin Schindler, der Gruppenleiter im BAMF für Grundsatzfragen der Integ-ration, betonte in seiner Rede, dass die-ses Projekt in Zusammenarbeit mit der Türkisch Islamischen Union, sowie mit

dem Goethe-Institut entstanden sei. Im Unterschied zur Türkei hätten Imame in Deutschland weitreichendere Aufgaben. Sie würden hier neben Fragen der Re-ligion auch für solche aus anderen Be-reichen konsultiert. Schindler sagte des Weiteren: „Imame werden insbesondere konsultiert, wenn es um Fragen und Pro-bleme der Gemeindemitglieder in Schule und Behörden geht. Auch im Bereich des Dialogs sind sie unentbehrlich. Wenn sie neben ihrer theologischen Qualifikation auch die Sprache, das Land und die Struk-turen in Deutschland besser kennen ler-nen, werden sie sicherlich für vielfältigere Bereiche zur Verfügung stehen können. Abgesehen davon haben Imame eine Schlüsselrolle, was die Kommunikation mit Jugendlichen und jungen Menschen mit Migrationshintergrund anbelangt. Auch in der Selbstdarstellung ist die Spra-che von besonderer Bedeutung. Imame, die Deutsch können, werden sicherlich eine große Stütze sein für ihre Gemeinde. Ihr Potential und ihre Brückenfunktion

müssen daher unterstütz werden.“ Angela Kaya, die Projektkoordinato-

rin des Goethe-Instituts sagte in ihrer

Rede, dass es mit Köln nun einen zweiten Standort gebe, in dem das Projekt läuft und dass das Projekt finanziell unterstützt wird vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und von der Türkisch Islami-schen Union. Kaya sagte ferner: „Seit 2002 läuft bereits ein Programm in Zusammen-arbeit mit dem Präsidium für Religiöse Angelegenheiten in der Türkei, mit dem die Imame vor Ort in der Türkei einen 400-stündigen Deutschkurs erhalten, be-vor sie nach Deutschland kommen. Wir haben jedoch festgestellt, dass diese 400 Stunden nicht ganz ausreichend sind. Denn die Imame haben eine wichtige Funktion in der hiesigen Gesellschaft und in ihrer Gemeinde. Insbesondere, weil sie in zwei Welten leben: Erstens müssen sie als Theologen für die Gemeindearbeit zur Verfügung stehen und zweitens für die Fragen der Mehrheitsgesellschaft. Daher ist es unentbehrlich, dass sie die Sprache des Landes kennen, aber auch das soziale Leben und die Unterschiede. Denn dies ist besonders wichtig für die Integration. Und im Bereich der Integration fällt ihnen eine wichtige Aufgabe zu. Dieses Projekt wird ihnen zu Gute kommen, da sie da-durch die Bedürfnisse in der Gesellschaft sehen, diesen entgegen kommen und Lösungsansätze finden können.

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Auftaktveranstaltung für Deutschkurs-Projekt für Imame in Köln

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Der türkische Generalkonsul in Köln, Mustafa Kemal Basa, betonte in seiner Rede, dass das gemeinsame Projekt von BAMF, DITIB und dem Goethe-Institut, das den Imamen in Deutschland die deutsche Sprache, aber auch die Landes-kunde näher bringen wird, ein positiver Schritt sei. Ferner sagte er: „Wir alle wis-sen, wie wichtig es ist, dass unsere türki-schen Landsleute, die hier aufwachsen, Deutsch lernen, um in Schule und Beruf Erfolg zu haben und Chancengleichheit am Arbeitsmarkt zu erlangen. Daher ist es inzwischen eine Notwendigkeit, dass die Imame, die in der hiesigen Gesellschaft eine bedeutende Rolle spielen, die Spra-che und das Land besser kennen. Dieses Projekt sollte aber nicht begrenzt blei-ben auf unsere Religionsbediensteten. Es wäre auch sinnvoll, wenn es ausgeweitet wird, auf die Türkischlehrer, die aus der Türkei kommen. Ich möchte an dieser Stelle noch einmal betonen, dass es für

die Türkei wichtig ist, dass unsere Lands-leute in Deutschland eine gute Bildung und Ausbildung genießen, um dadurch Chancengleichheit zu erlangen und dass sie sich in die hiesige Gesellschaft integ-rieren, wobei sie ihre kulturelle Identität bewahren. Wir werden alle Schritte in die-se Richtung unterstützen. Daher bedanke ich mich für diese schöne Initiative und wünsche unseren Religionsbediensteten viel Erfolg beim Lernen.“

Der Vorsitzende der Türkisch Islami-schen Union, Sadi Arslan, sagte in seiner Rede: „Wir können damit auf Menschen zugehen, in sie hineinfühlen. Wir kön-

nen uns aber auch zu Wort bringen. Wir streben nach dem Erlernen einer Sprache und öffnen uns damit Tore für eine gan-ze Welt. Umso bedeutender ist uns diese Öffnung, weil wir hier sind und sein wol-len, weil Deutschland der Lebensmittel-punkt hiesiger Muslime ist und weil der Islam Teil Deutschlands ist. Nicht zuletzt auch aus einer religiösen Motivation he-raus ist uns das Lernen wichtig. Denn unsere Religion gebietet uns das Lernen in jedem Alter und fordert uns auf, nach Wissen zu streben, selbst wenn wir dafür lange Wege und Mühen auf uns nehmen müssten. ‚Holt euch das Wissen, selbst wenn es in China liegt!’ lautet z.B. ein Ausspruch des Propheten. Und es ist er-freulich, dass durch diese flächendecken-de Fortbildung, die in dieser Form neu ist, nach Nürnberg nun auch die Imame von Köln und Umgebung die Möglich-keit einer Fortbildung finden. Lassen sie mich also denjenigen danken, die diesen Menschen Vertrauen entgegenbringen. Zunächst unserer Gemeinde, dann aber auch dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und nicht zuletzt dem Goe-the-Institut. Ich freue mich, dass wir in diesem Projekt unsere jeweiligen Stärken zusammenbringen und diese Zusam-menarbeit realisieren konnten.“

Hans-Werner Bartsch, der Bürgermeis-ter der Stadt Köln, sagte in seiner Rede: „Die ersten Moscheen in Köln entstan-den in den 60’er Jahren. Muslime sind also ein Teil von Köln. Die Imame spielen hier eine große Rolle für die Integration. Gegenseitige Toleranz, Respekt und die Achtung der Würde des Menschen sind unverzichtbare Elemente für ein Zusam-menleben unterschiedlicher Kulturen. Eine pluralistische Gesellschaft, in der Menschen unterschiedlichster Religions-zugehörigkeit zusammenleben und sich gegenseitig respektieren, ist nur möglich, wenn hier Verständnis oder vielmehr Ak-

zeptanz herrschen. Die Unterschiede und die Unterschiedlichkeit zu akzeptieren ist hier das Wichtigste für ein friedliches Zusammenleben. Dies wird uns dazu ver-helfen, einander näher zu kommen. Und alle großen Reisen fangen an mit einem ersten Schritt. Daher danke ich der DITIB, dem BAMF aber auch dem Goethe-Insti-tut für dieses Projekt.

Das Programm der Deutsch-Kurse wur-de vorgestellt vom Leiter des Goethe-Instituts in Düsseldorf, Stefan Brunner. Danach umfasse das 10-monatige Pro-gramm 500 Stunden, die sich auf vier mal vier Stunden in der Woche verteilen. Das Programm bestehe ferner aus 3 Modulen: Sprachkurs, Landeskunde und Regional-treffen. Die Imame würden mit diesem Programm die Stufe „B2“ nach dem eu-ropäischen Referenzrahmen erreichen und das dementsprechende Zertifikat erhalten.

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Wir freuen uns, wenn auch Sie uns finanziell unterstützen wollen. Hierfür haben wir eigens ein Spendenkonto für den Neubau des Gemeindezentrums eingerichtet.

UNSER SPENDENKONTOBegünstigter: Türkisch Islamische UnionKonto: 505566000BLZ: 37040044Bank: COMMERZBANK KÖLN

Moschee • Bildungswerk • Jugend- und Sportzentrum • Frauenbegegnungszentrum • Forschungszentrum • Wissenschaftliche Bibliothek • Interreligiöse Dialogzentrum • Seminarbereich • Kongress- und Tagungsräume •

Gewerbebüros • Tiefgarage • Einkaufzentrum • Pressezentrum • Kinderbeträuungsstätte

Türkisch İslamische Union der Anstalt für Religion e.V. Subbelrather Str. 17 • 50823 KölnTel.: 0221 / 57 98 213 - 42 • Fax.: 0221 / 57 98 [email protected]