Zeitschrift für historische Landtechnik ISSN 1439-3212

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Zeitschrift für historische Landtechnik ISSN 1439-3212 Nummer 102 November 2015 Nordhorn 2015 Mit DEUTZ und FAHR durchs ganze Jahr PDF-Version. Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung. Kontakt: www.busf.de

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Zeitschrift für historische Landtechnik ISSN 1439-3212

Nummer 102

November 2015

Nordhorn 2015

Mit DEUTZ und FAHR

durchs ganze Jahr

PDF-Version. Nachdruck nur mit ausdrück licher

Genehmigung. Kontakt: www.busf.de

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„Der Schlepperfreund” wird vom Verein der „Bulldog- und Schlepperfreunde Württemberg e.V.” heraus ge ge ben und ist die offizielle Vereinszeitschrift. Sie er scheint vierteljährlich und wird an die Mitglieder kos tenlos abgegeben.

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Mit DEUTZ und FAHR ...Bericht und Fotos:

Etienne Gentil und Helmut Heller

... durchs ganze Jahr – so lautete

einst die einpräg same Werbebotschaft

der Kölner Klöckner Humbold Deutz AG

mit ihrem breiten Schlepperangebot in

der be kannt grünen Hausfarbe und

der in den Jahren 1968 bis 1970 ins

Un ternehmen eingebundenen Maschi-

nenfabrik Fahr mit Sitz im badischen

Gottmadingen, deren Landmaschinen

in leuchtendem Rot das Werk ver-

ließen.

Heutzutage würde man solch

einen Fir men zusammenschluss als

besten Weg zu einem Full-Liner

bewerten, einem Unternehmen, das

seinen Kunden nahezu alle Geräte,

die er in seinem Betrieb einsetzen

will, direkt aus einer Hand anbietet.

Dass die Traktoren von DEUTZ und

FAHR und ihre Anbaugeräte perfekt

aufeinander abgestimmt waren,

konnten die Besucher des Histo rischen

Feld tags in Nordhorn auf dem

„Veteranenacker“ am Heseper Weg

bei den vielseitigen Vorführungen

genauestens beobachten.

Dort trafen sich auch in diesem

Jahr unsere Autoren wieder: Etienne

Gentil, der hier über DEUTZ berichtet,

und Helmut Heller, der sich in seinem

Beitrag der Marke FAHR aber auch

Raritäten und anderen Besonderheiten

des Feldtags widmet.

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Für die Fans historischer Land tech -nik ist das Datum des His torischenFeld tags alljährlich im Kalender ganzdick unterstrichen. Dort findet AnfangAugust die große Wallfahrt zu jeweilseiner oder zwei bekannten Markenstatt, welche die Entwicklung derLandtechnik in Deutschland, Europaaber auch weltweit geprägt haben.Nach John Deere, Güldner und Holderim vergangenen Jahr standen diesmalDeutz und Fahr auf dem Podest.

Perfekt organisiert

Wer den Feldtag in Nordhorn kennt,weiß es: Die Ver an staltung ist inDeutschland einmalig und in Europaspielt sie in der Champions League.Auf etwa 20 Hektar Fläche waren die-ses Mal nicht weniger als 2.400 histo-rische Traktoren, Landmaschinen undStationärmotoren ausgestellt, ein Teildavon im Einsatz auf den 12 Hektarbewirtschafteter Flächen. Für die Or -ga nisatoren um Johann Hood, AlwinEkkel, Henning Smous und HeinerStenten bach, dem ersten Vorsitzendendes Treckerclub Nordhorn e.V., ist eseine alljährliche Mammutaufgabe.Nichts wird dabei dem Zufall überlas-sen und inzwischen ist eine gewisseRoutine bei den Mitwirkenden festzu-stellen, man organisiert bereits den 23.Feld tag und sobald dieser über dieBühne gegangen ist, laufen bereits dieVor bereitungen für das kommendeJahr. Nach dem Feldtag ist vor demFeldtag!

Kontakte mit Markenklubs undSammlern werden geknüpft, um zuerfahren, wo sich besondere Raritätenbefinden. Es gehört schon viel Fein -gefühl und jede Menge Wissen dazu,die Ei gen tümer davon zu überzeugen,

In Nordhorn gibt es reichlich Mög-lichkeiten sich auszutoben und dasnutzen viele Teilnehmer zur großenFreude der Feldtag-Besucher.

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ihre Schätze in Nordhorn zu präsentie-ren, denn dazu ist nicht jeder bereit.Die Besucher können sich aber jetztschon ziemlich sicher sein, dass sie imkommenden Jahr bestimmte Modelleeiner Marke oder Prototypen antreffenwerden, die sie sonst nur aus Fach -büchern kennen.

Es „deutzt“ kräftig

Mit der Marke „Deutz“ wurde jetzteiner der ältesten deutschen Trak to -renhersteller präsentiert, denn die G e -schichte des Kölner Unternehmens ausdem Stadtteil Deutz begann bereits im

Die ersten Deutz-Motoren werden mitGas betrieben, daher der Firmenname„Gasmotoren-Fabrik Deutz“. Der Gasmotor Typ C (Mitte) aus dem Jahr1885 leistet 4 PS bei 300 U/min. DerDeutz-Gasmotor (rechts) E3/4 hat be-reits eine Niederspannungszündung.

Er ähnelt dem Lanz HL 12, aber derDeutz MTH 222 ist mit einem Deutz-ViertaktDieselmotor ausgestattet.

Jahr 1864 mit der Gründung der N. A.Otto & Cie. Mit der Entwicklung desViertakt-Ver brennungsmotors schufenNicolaus August Otto und EugenLangen 1876 die Voraussetzung fürden Beginn der weltweiten Moto ri sie -rung. Den Besuchern wurde diese ein-drucksvolle Ent wick lungsgeschichte inei nem Pavillon präsentiert. Das Tech -nikum der Deutz AG hatte dazu wert-volle Stücke aus der Sammlung inKöln-Porz nach Nordhorn mitgebrachtund ausgestellt. Der älteste Deutz-Motor stammte aus dem Jahr 1885,außerdem wurden weitere Deutz-Motoren von Spe zi alis ten aus dennahen Niederlanden zur Schau gestelltund in Betrieb genommen. An er ken -nend war immer wieder zu hören, dassdie holländischen Kollegen jedenMotor, egal wie alt er ist, zum Laufenbringen – und davon konnte man sichnun überzeugen.

Die Erfolgsgeschichte der „DeutzerTraktoren“ in der Landtechnik begannim Jahr 1925 mit dem MTH. Zuvorwaren Versuche mit dem „DeutzerAutomobilpflug“ 1907 sowie dem„Deutzer Trekker“, einer umgebautenArtilleriezugmaschine aus dem erstenWeltkrieg, gescheitert. Ein Exemplaraus dem Jahr 1918 wurde zur Überra-schung der Besucher von Nico Wil -cken hertransportiert. Bis zur Fertig -stel lung bleibt dem Eigentümer abernoch viel Arbeit.

MTH und MTZ

Der erste ab 1925 in Serie gebauteDeutz, der MTH 222, ist ein bewährterStationär-Dieselmotor mit 14 PS Leis -

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Er durfte in Nordhorn natürlich nichtfehlen, der Deutzer-Trekker aus demJahr 1918. Erste Spuren der Restaurie-rung sind sichtbar. Der Kühler ist aufge-baut und einige Blechteile wurden bear-beitet, es bleibt aber noch viel zu tun.

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Links mit Patina im Originalzustand,rechts fachgerecht restauriert – beideMTZ haben ihren eigenen Charme.

Ein Mann und seine MTZ: Cordt Lehnhoff hat eine Schwäche für Vorkriegs-Deutz

Einer der ältesten F2M 315 trägt die Aufschrift „DEUTZ Cologne“, ver mutlich wurde er nach Frankreichexpor tiert. Rechts daneben eine echte Rari tät: der F2M 416 entstand1940 als Prototyp und ist eine ver -einfachte Version des F2M 315.

Dieser F3M 417 ist Baujahr 1948 undverfügt über Windschutzscheibe undDach.

tung. Auf ein Fahrgestell montiert,diente er mehr oder weniger als Kraft -quelle. Um Ortswechsel einfacher zumachen, war er mit zwei Vor wärts -gängen ausgestattet und konnte mitflotten 6,3 km/h bewegt werden. Einsolches Fahrzeug stand in Nordhornauf einem Podest und war natürlich derMittelpunkt.

Gegen Ende der 1920er Jahre wurdedie MTZ-Baureihe eingeführt. Das

Konzept ist ähnlich wie beim MTH,aber der Dieselmotor ist ein Zwei -zylinder mit Umlaufkühlung und wirdmit einem Schwungradanlasser gestar-tet. Die MTZ-Baureihe, ab 1926gebaut, besteht aus dem MTZ 120 mit27 PS, dem MTZ 220 mit 30 PS unddem MTZ 320 mit 36 PS. Das Getriebehat drei Vorwärtsgänge und die Kraftwird über Rollenketten auf die Räderübertragen. Die MTZ wurden in ver-schiedenen Versionen angeboten, fürden Acker mit Greifern, für die Straßemit Hartgummireifen. Auf dem Feld -tag konnten die Besucher 24 MTZ inverschiedenen Ver sionen bestaunenund man muss sich fragen, woher allediese Raritäten kom men. Tatsächlichgibt es in Deutschland einen MTZ-Spezialisten, Cordt Lehnhoff, Gärtnerin Hildes heim, der zwei davon seinEigen nennt und auch weiß, wo sichweitere MTZ befinden.

„Stahl-Deutz“ & „Elfer“

Mit den „Stahl-Deutz“ – das Ge trie -be gehäuse be steht aus einer ge -schweiß ten Stahl kon s truktion – gelangder „Humboldt-Deutz-Motoren AG“der Durchbruch auf dem Weg zu einemder größeren Traktorenhersteller imDeutschland der 1930er Jahre. Dakamen die Deutz-Fans voll auf ihreKosten, nicht weniger als 30 Ex em -plare der Typen F2M 315/417 undF3M 317/417 in verschiedenen Ver sio -nen aus Deutschland und den Nach bar -ländern waren sauber aufgereiht, viele

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davon im Originalzu stand. Nicht weni-ger populär sind die F1M 414 – derberühmte „Elfer“. In Nordhorn waren24 Exemplare mit Stahl- und Gummi -rädern zu bewundern.

Deutz kühlt mit Luft

Mit der Luftkühlung hatten Deutz-Ingenieure während des ZweitenWeltkriegs sowohl in Russland alsauch in Afrika reichlich Erfahrunggesammelt. Zu Beginn der 1950erJahre startete Deutz die Produktion

von Dieselmotoren von einem bis achtZylindern mit Luftkühlung nach einemBaukasten sys tem. Dabei war die Ein -zel-Zy linderleistung auf 15 PS ausge-legt. Mit dem Modell F1L 514 stelltendie „Nordhorner“ einen einmaligenRekord auf: 98 restaurierte Exemplarewurden in einer Reihe aufgestellt prä-sentiert.

Daneben fanden sich 28 unverwüst-liche F2L 514 der Serien 50 bis 54 ein,wobei – wie bei den F1L 514 – vieledeutsche aber auch niederländischeSammler dem Ruf des Trecker-Clubsgefolgt waren und ihre Schätze nachNordhorn gebracht hatten. Mit den

F3L 514 (11 Stück) sowie F4L 514 (8Stück) waren die ersten luftgekühltenSerien der Nachkriegszeit komplett.

Die erfolgreichen Serien 612 und 712

Um der Deutz-Serie der Ein- bisVier zylinder mit 15, 30, 45 und 60 PSParoli zu bieten, setzten Konkurrentenauf die Leistungsklasse 20 bis 25 PS.Nur so gelang es ihnen, größere Stück -zahlen und Umsätze zu erreichen. Umdiese Lücke zu schließen, entwickelteDeutz deshalb die Baureihen 612 und712 von luftgekühlten Motoren mit120 mm Hub gegenüber 140 mm beider Baureihe 514. Damit standenZylin derleistungen von 11 PS (612)bzw. 13 PS (712) zur Verfügung, sodass der Leistungsabstand zwischenden Modellen nur 8 oder 10 PS beträgt.Die Typen F1L 612 (11 PS), F1L 712(13 PS) und F2L 612 (18, 22 und 24PS) von denen viele restauriert waren,reihten sich zahlreich aneinander.

Die Serie D

Im Jahr 1959 änderte Deutz die bis-herige Typenkennung und benannte dieTraktoren nicht mehr nach dem Motor,sondern mit dem Buchstaben D undder Motorleistung. Es sind die Typen D 15, D 25, D 30, D 40, D 50 und D 50S mit Motorleistungen von 15 bis

Die FxL 514 Baureihe bringt Deutz in eine Erfolgspur, die sich über lange Jahre fortsetzt. Oben links ein F1L 514 und rechts ein Zweizylinder 53 I, darunter links ein Dreizylinder F3L 514/51, rechts die Vierzylinder-Version.

Die F1L 514-Reihe ist rekordverdächtig.

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52 PS. Die Besucher des Feldtageskonnten 94 Exemplare in verschiede-nen Varianten dieser sehr erfolgreichenSerie bei Deutz bewundern. Mit derMarkteinführung des D 80 (75 PS) imJahr 1964 wurde Deutz auch Mitgliedim Klub der Sechszylinder, drei dieserSpezies waren in Nordhorn und konn-ten auf dem Feld beweisen, was nochin ihnen steckte.

Deutz Serien 05 und 06/07

Mit der 1965 eingeführten Serie 05hatte Deutz nun ein lückenloses Fahr -zeugpro gramm von 22 (D 2505) bis 95PS (D 9005). Die D 8005 und D 9005erhielten den neuen Sechszylinder -Direkteinspritzer der Baureihe 812 D.Nicht weniger als 65 Exemplare darun-ter acht D 8005 bzw. D 9005 waren inNordhorn ausgestellt.

1968 wurde die Serie 05 durch dieSerie 06 abgelöst und alle Traktorenmit Direkteinspritzer-Dieselmotorenausgestattet. Die Formgebung derSchlepper wurde kantiger und somit

dem damaligen Zeitgeist angepasst.Das stärkste Modell dieser Baureihe istder D 13006, der erste Deutz, dessenSechszylindermotor zusätzlich mit ei -nem Turbo lader ausgestattet war. Mitdieser erfolgreichen Serie wurde DeutzMarkt führer in Deutschland.

1982 wurde die Serie 07 eingeführt,die die Serie 06 ablöste. Sie diente so -zusagen der Überbrückung bis zurVorstellung der DX-Serie zwei Jahrespäter. Neben wenigen Änderungen

Oben: Ein Zweizylinder F2L 612/5 UK, Baujahr 1958, stand für die Serie 612.Mit dem D 80 der D-Serie warteteDeutz zum ersten Mal mit einemSechszylinder motor auf (unten).

In der Serie 05 konnten die Typen ab dem D5005 auch mit Allradachseausgerüstet werden.

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wurde die Farbgebung von Rumpf undBlechteilen verändert, was den Trak -toren ein modernes Erscheinungsbildverlieh.

In Anbetracht der Tatsache, dass sehrviele Deutz der Serien 05 und 06 nochzum großen Teil als Zweit- bzw.Hobbyschlepper im Einsatz sind,waren sie in Nordhorn sehr stark ver-

treten. Die Serie 05 war mit 65 und dieSerie 06 mit 89 Exemplaren, in allenLeistungsklassen, darunter acht D13006, vertreten.

Der Ausflug in der 150 PS-Klasse

In den 1960er-Jahren hatten alleeuropäischen Hersteller mit Rang undNamen versucht, leistungsstarke Trak -toren mit über 100 PS zu entwickelnund zu vermarkten. Auch Deutz konn-te dieser Versuchung nicht wiederste-hen und entwickelt auf der Basis einesRadladers einen Traktor mit Knick -lenkung.

Als Hintergrund sei erwähnt, dassKHD darauf verzichtete, sich stärkerim Baumaschinensektor zu engagie-ren, denn Deutz belieferte zu dieserZeit fast alle deutschen und europäi-schen Bau ma schinenhersteller mitluftge kühl ten Motoren. Man wollte

nicht als Konkurrent zu den eigenenKunden dastehen.

Der Radlader ist mit dem 160 PSstarken V8-Motor F8L 413 ausgestat-tet, das Twin Disc Getriebe mit Dreh -momentwandler verfügt – wie bei allenRadladern – über 4 Vorwärts- und 4Rückwärtsgänge. Das Gewicht beträgt9.000 kg. Um dieses Fahrzeug in einenTraktor zu verwandeln, sind einigeÄnderungen notwendig: die Fahrer -kabine bzw. Führerstand muss umge-dreht werden, ein hydraulischer Kraft -heber ist anzubauen.

Mit dem Knicklenker hatte Deutzvor allem Kunden in Frankreich undden USA im Visier, wo gerade Knick -lenker stark im Kommen waren. Der D 16006 wurde 1970 auf der SIMA inParis offiziell vorgestellt. Insgesamtwurden davon 30 Exem pla re gebaut.Inzwischen gelten sie als Ikonen undsind alle in Sammlerhand. Es war ein-fach ein tolles Erlebnis, vier dieserGiganten in Natura zu sehen. Zwei sei-ner D 16006 hatte Hermann Florissennach Nordhorn gebracht.

Die INTRAC-Saga

Gegen Ende der 1960er Jahre wollteDeutz nicht nur mit leistungsstarkenTraktoren, sondern auch mit Inno -vationen glänzen. Schließlich gab esnoch Lücken zu füllen, so z. B. bei denAllzweck-Traktoren oder Geräte trä -gern, die bereits von einigen Herstellerangeboten wurden. Es gab Kon zepte indenen Geräte nur vorn angebaut wur-den aber auch zwei oder drei An bau -räume vorhanden waren. 1970 wurdebei KHD der Ingenieur Lothar Fritzmit der Entwicklung eines solchenKonzepts beauftragt.

Der D 16006 wurde 1970 auf der SIMAin Paris offiziell vorgestellt. Von den ins-gesamt gebauten 30 Exem pla ren warenvier nach Nordhorn gekommen.

Mit dem 160 PS starken Knicklenkerhatte Deutz vor allem Kunden in Frank reich und den USA im Visier. Der Radlader ist mit dem V8-Motor F8L 413 ausgestattet, das Twin Disc-Getriebe mit Dreh momentwandler verfügt über 4 Vorwärts- und 4 Rückwärtsgänge.

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Auf der DLG 1972 in Hannoverwurde erstmals der INTRAC 2000 vor-gestellt. Der Geräteträger basiert aufdem konventionellen Deutz D 5006(50 PS) und wurde als preiswerter„Trac“ für Gemüsebauern oder auchKom mu nal betriebe entwickelt. DieKabine sitzt ganz vorne mit guter Sichtauf die Geräteeinheit. Eine weitereKonstruktion war der INTRAC 2005(80 PS), der von vier gleich großenRädern angetrieben wird. Er bietet dreiAnbauräume, die Sicher heits kabine istebenfalls vorne über der Geräte auf nah -

me angebracht. Auf den INTRAC2005, von dem nur fünf Exemplaregebaut wurden, folgte der INTRAC2006. Er ist mit dem 116 PS starkenSechs zy linder F6L 913 ausgestattet,der An trieb zu den beiden Achsenerfolgt stufen los über das hydrostati-sche Ge triebe. Die Vorder achse erhielteine Luft federung, Front- und Heck -zapf wel le sowie Front kraft hebergehörten zur Standard-Ausrüstung.

Für die neuen Fahrzeuge entwickel-ten verschiedene deutsche Land -technik hersteller Geräte für den Heck-und Frontanbau sowie zum Aufsatteln(Behälter, Bunker) auf der Lade prit -sche hinter der Kabine. Hier war DeutzVorreiter, konnte sich aber nicht ent-scheidend am Markt durchsetzen, weilMercedes-Benz mit dem MB-trac alsMitbewerber auftrat. Letzt endlich wur-den nur die kleinen IN TRAC 2002,2003 und später 2004 verkauft. Die

Weiter ent wick lung wur de nicht ver-folgt, das Konzept aber 1984 erneutaufgegriffen und ein neuer Versuch zurVermarktung gestartet.

Auf der Agritechnica 1985 präsen-tierte Deutz den INTRAC 6.60 mit viergleichgroßen Rädern und kippbarerFahrerkabine. Gleichzeitig arbeiteteMercedes-Benz an einer Nach folge -gene ration des MB-trac und so ent-stand eine Kooperation zwischen demDaimler-Benz-Konzern und KHD zurgemeinsamen Entwicklung von Tracs.Zwei Gesellschaften wurden gegrün-det, eine für den gemeinsamen Vertriebin Gaggenau (TTVG), die zweitezuständig für die Entwicklung unterFederführung von Deutz in Köln

Der INTRAC ist ein genial kon stru -ierter Geräteträger, mit drei Anbau -räumen, der sich am Markt aber nicht durchsetzen konnte.

Die INTRAC 2002, 2003 und 2004 warenin erster Linie bei Grünlandlandwirtensowie bei den Kommunen im Einsatz.

1986 wagte Deutz einen erneuten Versuch mit dem INTRAC, dieses Mal in der 100-PS-Klasse und zusammen mit dem Daimler-Benz Konzern.

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(TTEG). Die vielversprechende Ko -ope ration endete nach nur zwei Jahrenund Daim ler-Benz kündigte gleichzei-tig das Ende der MB-trac-Pro duk tionan. Da mit endete auch die Pro duktion des IN TRAC mit den Modellen 6.30(115 PS) und 6.60 (150 PS), von denenca. 100 Stück in Lauingen gebaut wur-den. In Nord horn waren 15 Modellevom 2002 (Baujahr 1973) bis zum 6.60(Baujahr 1990), ausgestellt.

Die Deutz-Fahr DX-Serie

Mit der DX-Baureihe wurde Deutz,jetzt zusammen mit Fahr, 1978 erneutMarktführer. Die Baureihe deckte dieLeistungsklassen von 30 PS (DX 36 V)

bis 250 PS (DX 250) ab. 1984 änderteDeutz die Typen- bzw. Modell be -zeichnungen in DX 3 (DX 3.10 – DX3.90), DX 4 (DX 4.10 – DX 4.70), DX6 (DX 6.05 – DX 6.50), DX 7.10 undDX 8.30. 1991 wurde die BaureiheAgroXtra mit nach vorn abfallendenMotorhaube eingeführt. 1992 feierteDeutz-Fahr mit dem DX AgroXtra4.57 seinen millionsten Traktor, dervon Lauingen extra für den Feldtagnach Nordhorn transportiert wurde.

Exoten in Nordhorn – Prototyp DX 430und Tandem D5505

Wie schon in den Vorjahren gab esbeim diesjährigen Feldtag auch wiedereinige Highlights und Exoten zu ent-decken, so z.B. den Prototyp DX 430den Josef Eder in letzter Mi nute vordem sicheren Ende unter dem Schneid -brenner bewahren konnte.

Obwohl die Entwicklungs abteilungin Köln voll ausgelastet war, wollteDeutz die DX-Baureihe gegen Endeder 1970er Jahre um einem leis tungs -starken Traktor nach oben ergänzen.Das Projekt wurde Schlüter in Freisinganvertraut, der als Mit bewerber künf-tig die Super-Trac-Baureihe entwickel-te. Der Prototyp DX 430 basiert folg-lich auf dem Schlüter Super Trac1800/1900 mit dem er das ZF-GetriebeT 3550 teilt, der Motor stammt vonDeutz, ein luftgekühlter BF6L 413.

Als in den 1960er Jahren in den USAund Kanada, Frankreich, Schwedenund Großbritannien leistungsstärkereTrak to ren von Landwirten mit größe-ren Flächen, verlangt wur den, konntendie Hersteller nicht schnell genug rea-gieren. Im Grunde waren zwar alle mitder Konstruktion solcher Maschinen

be schäftigt, aber die Entwicklung fürdie Serie brauchte seine Zeit. Mit soge-nannten „Feld lösungen“ – schnellenUmsetz un gen, quasi praxisnah in derScheune entwickelt – wollten deshalbmanche Händler der Nachfrage begeg-nen, und da gab es bereits so mancheIdee.

In den USA waren erste Erfahrungenmit Knicklenkern (Stei ger, Versatile)gemacht worden, andere versuchtenzwei gleiche Traktoren zusammen zukoppeln, um so auf die doppelteLeistung zu kommen. Solche Tan demsentstanden meist aus handwerklicherArbeit bei Land maschi nenhändlern,wie bei Doe (Fordson) in Groß bri tan -nien oder Lhermite mit dem Bisomtracin Frankreich. Auch andere Herstellerin Europa verfolgten solche Konzepte,so z.B. BM-Vol vo. In Deutschland ver-suchte Deutz Tandem-Traktoren mitzwei D 5505 zu bauen, welche zumin-dest in zwei Exemplaren – laut Werks -bildern – in Norddeutschland getestetwurden. Deutz verfolgte jedoch dasProjekt nicht weiter, stattdessen kam1967 der D 9005 mit 85 PS auf denMarkt, denn ein Tandem-Traktor bringtzwar mit zwei angetriebenen Achsendie doppelte Leis tung, aber doch nurdie Zapf wellenleistung und die Hub -kraft des hinteren Traktors.

Mit dem DX 8.30 wagte Deutz endgül-tig den Sprung in der 200-PS-Klasse.

1978 wurden die Modelle DX 85, DX 90, DX 110, DX 140, DX 160 undDX 230 als Nachfolger der D 06-Reihemit Deutz-Fahr-Schriftzug vorgestellt.

Außen Deutz, innen Schlüter: 1979vertraute das Kölner Unternehmender Freisinger Traktorenschmiede an,einen Traktor der 200-PS-Klasse zubauen. Man kann heute nur über dieKonsequenzen spekulieren, wenn die-ser Prototyp DX 430 in Serie gegan-gen wäre.

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2010 stellten zwei junge Männer dieFrage: Was machen mit einem restau-rierten Deutz D5505 mit defekterVorderachse? Ganz einfach wir hängeneinen anderen vorn an und fertig ist derTandem-Deutz. Doch so einfach war eseben nicht. Die beiden Cousins ver-suchten zuerst vergeblich die Pläne zubekommen, diese existierten aber nichtmehr. Auch die noch verbliebenenArchiv bilder vom Test waren wenigaufschlussreich und offenbarten kaumDetails. So hatten die „Rekon struk -teure“ frei Hand und starten 2011 dasProjekt auf einem weißen Blatt Papier.

Das Verbindungsstück zwischen vor-derem und hinterem Traktor wurde alsEinzelteil mit 20 mm starken Flach -eisen gefertigt, die Seitenteile wurden

an den vorgesehenen Befestigungs -punkten für den Frontlader ver-schraubt. Beim Knickgelenk ließensich die junge Konstrukteure einerseitsvon der Artikulation eines Knick len -ker-Trak tors, anderseits vom senkrechtmontierten Drehkranz eines Anhängersinspirieren. Zwei doppeltwirkendeZylinder erlauben einen Lenkwinkelvon 30 Grad. Der Tan dem-Deutz ver-fügt über zwei Hy drau liksysteme, dashintere für die Len kung und das vorde-re für die Hub hydraulik. Das größteProblem war wohl die Syn chro ni sie -rung der Getrie be schaltungen, denndie Gang- bzw. Gruppenschaltungerfolgt vom hinteren auf das vordereGetriebe über vier Bowdenzüge. DieBetätigung der Kupplung sowie derBremsen des hinteren Traktors erfolgtüber Pedale, die gleichzeitig mit denvorderen über Geber- und Nehmer zy -linder hydraulisch verbunden sind. Um

Oben: Über Bowdenzüge werden Gänge und Gruppen des vorderenTraktors von hinten geschaltet. Unten: Ein Blick auf die Verbindungdes hinteren mit dem vorderen Traktor:Von einem Radlader wurde das Lenksystem nachempfunden.

Überzeugende Feldprobe, der Tandem-Deutz schafft es locker, den Schwer-grubber über das Feld zu ziehen.

Deutz Tandem D5505 2 Deutz F4L 812S-Motoren mit je 52 PS, Kupplung Fichtel & Sachs DO 280/250K, Getriebe F A 216 (8 + 4), Reifen 18.4 - R30, Spur 1740 mm, Maße 6429 x 2240 x 1800 mm (l x b x h), Maximale Geschwindigkeit 20 km/h

eine leichte „Voreilung“ des vorderenTraktors zu erreichen, dreht dessenMotor einige Umdrehungen schnellerals der hintere. Die Realisierung desProjekts Deutz-Tandem dauerte einJahr und im Herbst 2011 erfolgte derRoll Out. Axel und Veith Nordmannführten ihr einmaliges Fahrzeug, andem ein für einen 100-PS-Traktor vor-gesehener Schwergrubber angehängtwar, über das Feld. Etienne Gentil

Hut ab vor dem Werk von Axel undVeith Nordmann. Sie haben geschafft,was Deutz nicht zu Ende gebracht hat.

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Nordhorn 2015, Zweiter Teil

Die Geschichte der Firma Fahrbeginnt bereits im vorletzten Jahr hun -dert, genauer 1870, als Johann GeorgFahr (1836 – 1916) den Grundstein fürsein Unternehmen legt, das zunächstmit dem Bau von Futter schneide -maschinen beginnt und sich für dama-lige Verhältnisse rasant vergrößerte.

Für den Firmengründer war es sichernicht vorstellbar, dass sich 145 Jahrespäter einmal eine Vielzahl von land -wirtschaft lichen Geräten, Schleppern,Mähdreschern und Maschinen, die sei-nen Namen tragen, einige hundertKilometer nordwestlich vom Firmen -standort entfernt einem begeistertenPublikum präsentiert werden.

Möglich werden konnte das nurdurch die zahllosen Sammler die sichin den letzten vier Jahrzehnten für dieErhaltung von möglichst großen Men -

gen an Erzeugnissen welche unter derMarke Fahr verkauft wurden, einge-setzt haben. Vorneweg sind dabei dieFahr-Schlepper-Freunde zu nennen,die sich 1988 zum Ziel gesetzt habendie Errungenschaften der Landtechnik -firma für die nachfolgenden Gene ra tio -nen zu bewahren. Dazu wurde nichtnur der Verein gegründet, es entstandaußerdem in Gottmadingen eine ver-einseigene Ausstellungshalle, die sichsehen lassen kann.

Dem Verein gehören zwischenzeit-lich über 2000 Mitglieder an. Für dieSonderausstellung in Nordhorn warengerade die guten Kontakte zu vielenvon ihnen von hohem Wert. Mit fürAußenstehende nicht vorstellbarenlogistischen Glanzleistungen warenunzählige Ausstellungsstücke, zumTeil über beträchtliche Strecken, in dieGrafschaft gebracht worden. Nichtumsonst, wie sich herausstellen sollte.

Bei wunderbarem trockenem Sommer -wetter bestaunten um die zwanzigtau-send Besucher die teils echten Rari -täten, welche einen wunderbaren rotenKontrast auf den grünen Flächen Nord -horns ergaben.

Wer der Werbung für den His to ri -schen Feldtag schon einmal seineAufmerksamkeit geschenkt hat weißes: Die Plakate und Handzettel, die zuTausenden verteilt werden, sind jedes

Oben links: Der erste Fahr-Schlepperwurde als Typ F22 1940 gebaut undmusste nach Protesten von Fendt in T22umgetauft werden. Rechts: Ein D 30 Wschmückt sich mit fremder Haube.

Dieter Rath von den Fahr-FreundenGottmadingen fährt mit dem D 135 Hmit dem Kennzeichen KN-AW 509 vor,der 1958 für Fahr vor der RheinkulisseDiessenhofen (CH) warb.

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Mal aufs neue sehr aufwändig grafischgestaltet. Für 2015 gab es zwei Motive,für Deutz einen D 5005 mit gezoge-nem Fahr-Mähdrescher TS 66, sowiefür Fahr die originale Prospekt ab -bildung eines Ackerschleppers TypD135 H. Die Überraschung war per-fekt, als eben dieser Fahr D135H mitder Fahrgestellnummer 1 und demamtlichen Kennzeichen KN-AW 509,in frisch aufgearbeitetem Zustand nach

rund 970 Kilometer Anfahrt auf eige-ner Achse, dem staunenden Publikumbei der Eröffnung des Feldtags vorge-führt wurde.

Das war jedoch nicht die einzigeBesonderheit aus dem Hause Fahr. Vonden in Gottmadingen gebauten Trak -toren konnte man sich anhand der vorOrt befindlichen Exemplare einen erst-klassigen Überblick über die Fahr-Produkt palette verschaffen und sichüber die Entwicklung der technischenInnovationen des Unternehmens infor-mieren, das nach über 100.000 Exem -plaren 1961 den Schlepperbau einstell-te und die Zusammenarbeit mit Deutzbegann.

Zugmaschinen, Anbaugeräte, Einachser

Aus den Anfangsjahren der eigenenProduktion gab es ein Modell F22Baujahr 40 zu sehen, das übrigens nach

Einwand von Fendt, die das F in derTypenbezeichnung für sich in An -spruch nahmen, umbenannt werdenmusste. Der Typ war fortan als T 22erhältlich und in Nordhorn durch zweiExemplare vertreten. Dazu ein selte-ner, betriebsbereiter HolzgasschlepperHG 25 von 1942, der seine Rundenüber den Platz drehte. Aus den Zeitender aufstrebenden Vollmotorisierungder Land wirt schaft stammten eineganze Reihe von Einachsern, die mitMotoren unter schied licher Hersteller,dem bäuer lichen Kleinbetrieb für deneine Vier radzugmaschine als uner-

Sechs Jahre nach dem Produktionsendebei Fahr wurde bei Deca, einer Deutz-Tochterfirma in Argentinien, der Schleppertyp Deutz Deca A 110 gebaut.55 Exemplare davon wurden mit einerFahr-typischen Frontmaske und anderenKotflügeln als Fahr D 800 vermarktet.

Auch ein Holzgas-Fahr HG 25 fand den Weg vom Südschwarzwald an dieholländische Grenze.

Der Fahr D 88 in Schmal spur aus - führung lässt die Verwandtschaft zum A2K S, der Schmalspurversion von Güldner erkennen.

Vom Fahr Geräteträger GT 130 wurdennur 14 Stück in Gottmadingen gebaut.

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schwinglich galt, den Zugang zurmotorisierten Feldarbeit erschließensollten. Für diese in aller Regel 10 PSstarken Maschinen gab es eine breitePalette von Anbaugeräten wie Pflüge,Fräsen, Eggen, Sämaschinen, Mä h -balken, um nur einige zu nennen, dieauf der Scholle Nordhorns ausgiebigim Einsatz zu sehen waren.

Alle auf dem Aus stel lungs geländevertretenen Fahr-Schlepper-Typen ein-gehend zu beschreiben, würde denRahmen sprengen, deshalb sollen hier

nur gezielt einige auf dem Feldtaggezeigte Besonderheiten er wähnt wer-den, dazu zählen mit Si cher heit einFahr D 88 in Schmal spur aus führung,ein D 400 A der 1960 mit einerMotorleistung von 45 PS schon zu denGroßen gerechnet werden durfte,sowie ein D 800 mit satten 100 PS. DerLetztgenannte entstand 1968 unddamit erst nach dem Ende des Trak -torenbaus bei Fahr.

Mit ihm wollte Deutz den guten Rufder Marke Fahr wieder auf leben lassenund den Namen für die internationaleVer marktung nutzen. Obwohl weder in

Deutschland gebaut noch angeboten,hat der Traktor seinen Weg dennochvon Argentinien hierher gefunden undgilt mit seinem imposanten Er schei -nungsbild als Exot.

Erwähnenswert ist auch ein GT 130,mit dem Fahr sich seinen Teil amGeräteträgermarkt sichern wollte. Für

Das Farmobil ist ein geländegängigesStraßenfahrzeug, das sowohl für schnel-le Transporte als auch für leichte land-wirtschaftliche Arbeiten verwendet wer-den konnte. Das Modell F 700 war miteinem 32 PS-Benzinmotor und Schalt -getriebe von BMW ausgerüstet. Von 1960 bis 1961 wurden bei FAHR 15Fahrzeuge des Modells F 700 gefertigt.

Dass Fahr jede Menge robuster Einachs-Traktoren produzierte ist bekannt, imUnternehmen war man aber immer auf-der Suche nach innovativen Produkten,wozu auch das flexible Fahr-Container-system gehörte.

Bereits 1911 hatte sich Fahr auf die Produktion von Erntemaschinen spezialisiert.1930 begann die Fließbandproduktion von Bindemähern, ab 1938 die Entwick-lung von Mähdreschern und Schleppern. 1939 wurden 29.380 Grasmäher und12.500 Bindemäher in Gottmadingen hergestellt. 1951 zeigte Fahr die ersten Feldhäcksler sowie den ersten in Deutschland gebauten Selbstfahr-Mähdrescherauf der DLG-Ausstellung in Hamburg. 1966 wurde mit 66.270 Stück die höchsteJahresproduktion von Kreiselheuern erreicht.

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den Betrachter mutet diese Varianteeines Geräteträgers mit dem vor derLadefläche aufgebauten Motor schonetwas seltsam an. Diesem Modell bliebwohl nicht nur deshalb der großeDurchbruch verwehrt. Nach lediglich14 Einheiten stellte man die Pro -duktion bereits wieder ein. Ganz ähn-lich erging es dem „Farmobil“, der um -gesetzten Idee eines vielseitigen All - zweckfahrzeugs, das nicht nur für dieLandwirtschaft einsetzbar sein sollte –am Heseper Weg zweimal vertreten.

In der Sparte Landmaschinen gelanges Fahr schon früh, sich einen gutenNamen zu machen. Fahr stand für aus-

gereifte Technik, die vor allem beiMaschinen zur Grünfutterernte, selbstbei geringer Pflege, als nahezu unver-wüstlich galt. Die Vielseitigkeit derinnovativen Firma aus Baden war inallen Produktbereichen beim Histo -rischen Feldtag in Nordhorn zu sehenund wurde in vielen Fällen sogar prak-tisch demonstriert.

Spezialist für Erntemaschinen

Beginnend mit der Grasernte mitMähbalken, Kreisel mäh werken imFront- und/oder Heck an bau, mitMaschinen, die das frisch gemähteGras wenden und später zum Schwadrechen, Heuauflader, Lade wagen,Ballenpressen und so weiter, immertrugen die Geräte die bekannten vierBuchstaben. Das Gleiche bei der Ge -trei de ernte, ob Bindemäher aus denAn fangszeiten der mechanisierten Ge -

trei debergung, von Traktoren gezogeneoder selbstfahrende Mähdrescher – dasUnternehmen hielt für jede Aufgabeeine Antwort bereit.

Die Aktiven in Nordhorn ruhtenjedenfalls nicht, um die ganze Paletteimmer und immer wieder den staunen-den Beobachtern zu präsentieren. Aufder weitläufigen Fahr-Sonder aus stel -lungs fläche gab es immer wiederNeues zu entdecken. Sehr auffällig wardie schon aufgrund ihrer Größe undForm ungewöhnliche Apparatur, dieinmitten der anderen Exponate unüber-sehbar war. Stand doch da tatsächlichdas wohl letzte erhaltene Feldfutter -trock nungssystem mit der Bezeich -nung FTS 3000. Diese komplexenTechnikgiganten entstanden in denausgehenden 1960er Jahren nach däni-schem Vorbild. Der Grundgedanke wardie Grünfutterernte von der Witterungunabhängig zu machen. Mit der Öl -

Das FuttertrocknungtrocknungssystemFTS 3000 wurde kurz vor der Ölkrise1973 entwickelt und konnte, wie auchdie Systeme anderer Hersteller, nach den gestiegenen Ölpreisen nicht mehrvermarktet werden.

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krise 1973, die zu einer satten Stei -gerung der Erdölpreise führte, kamwegen Unwirtschaftlichkeit das Ausfür diese zunächst vielversprechendenAnlagen.

Weitere Meilensteine der Unter neh -mens geschichte waren ebenfalls vorOrt, beispielsweise das innovativeFahr-Containersystem, mit dem dieMöglichkeit geschaffen wurde, miteinem vom Traktor gezogenen Fahr -gestell durch Austausch der Aufbautenunterschiedliche Arbeiten zu bewälti-gen.

Kleine Sensationen am Rande

Der Historische Feldtag in Nordhornnimmt nicht nur wegen seiner Größeeine besondere Stellung unter denVeranstaltungen in Deutschland ein.Wie es den Organisatoren jedes Jahraufs Neue gelingt ein derart breitesSpektrum an Attraktionen punktgenauan einen Ort zu bringen, mag ihrGeheimnis bleiben. Sich entspanntzurücklehnen und auf den Lorbeerenausruhen, geht nicht. Die Aktivenscheuen dabei keine Mühen, um dieAnziehungs kraft nicht nur zu erhalten,sondern um sie immer wieder aufs

Neue zu steigern. Besucher, die erst-mals auf dem Feldtag waren, bestätig-ten noch Wochen danach ihre nahezuunbeschreiblichen Eindrücke, die sichauf einmal gar nicht verarbeiten lassen.Mit dazu tragen im wesentlichen Aus -stellungsbestandteile bei, die es sonstso an keinem anderen Ort gibt.

RMW? Noch nie gehört! DieseAbkürzung steht für RotenburgerMetallwerke und diese haben sich um1955 für kurze Zeit mit dem Bau vonTraktoren beschäftigt. Inter es san ter -weise tragen die Modelle Namen deut-scher Flüs se, vielleicht weil Roten burgan der Fulda liegt? Und genau solcheRMW – den meisten Besuchern völligunbekannte Schlepper – hat Nordhornaufgeboten. Darunter ein Typ „Lippe“von dem lediglich fünf Exemplaregefertigt worden sind.

Für den Beobachter wird bald klar,das größte Problem ist die Zeit. Für die

zahllosen Vorführungen, die plan-mäßig ablaufen, kommt man auf demweitläufigen Gelände einfach nichthinterher, um alles anschauen zu kön-nen. Ein weiteres Handicap ist dieVielfalt. Immer wieder findet manSehenswertes, das bei oberflächlicherBetrachtung schlicht und einfachuntergeht.

Nordhorn macht Dampf

Thema Dampf: Wie bereits voreinem Jahren hatten fleißige Helfereine bis ins Detail nachempfundenehistorische Straßenbaustelle eingerich-

Nordhorn ist immer für eine Über -raschung gut: Weser, Werra, Fulda,Lippe – das Trak torenprogramm derRotenburger Metallwerke liest sich wie eine Geo grafiestunde über deutsche Flüsse.

Achtung Baustelle! Selbstverständlichmit historischer Dampfwalze.

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tet für die eifrig Steine und Bauschuttmit einem uralten Brecher zerkleinertwurden, um sie im Anschluss mit derDampf walze festzufahren.

Gleich nebenan wurde von holländi-schen Teilnehmern unermüdlich Ge -trei de gedroschen, der Antrieb hierzu:eine Dampfmaschine. In Sichtweitedie beliebte Kartoffeldämpfanlage,deren ursprünglicher Zweck das Halt -bar machen der Erdäpfel als Win ter -futter beim Treckerclub keine Rollespielt, jedoch einen wichtigen Beitragzur Verköstigung der Gäste leistet. Esschmeckt schon herrlich – so einedampfende Kartoffel mit einer PriseSalz. Nebenan singt das riesige Blatteiner Kreissäge, deren Betreiber nichtmüde werden ganze Stämme in Balkenund handliche Bretter zu schneiden.Gleich dahinter wird ein Eicher-Geräteträger zur Kartoffelernte heran-gezogen, während auf dem Nach -barfeld zwei Generationen von Fendt-Schleppern dem hochgewachsenenMais zu Leibe rücken.

Die nächste Vorführung zieht eben-falls Menschentrauben an, ein Feldsteht für die Bearbeitung mit schwerenKaltblutpferden bereit. Dem Zu schau -er entgeht dabei nicht, dass die Arbeitmit den Vierbeinern eine Menge anGefühl und Geschick erfordert. AmFeldrand steht ein Laufband für diePferde. Auf das Band gestellt, treibensie es in eher gemütlichem, jedochgleichmäßigem Schritt an, um für Vor -führzwecke eine Holzkreissäge anzu-treiben. Dabei lassen sich die Tiere vonden hinter der Hecke zur Boden -bearbeitung eingesetzten Schleppernaus amerikanischer Produktion nichtim Geringsten stören. Besagte Old -timer entpuppen sich als John Deere

und McCormick, die mit dem sonorenBrummen ihrer großvolumigen Ben -zin motoren durchaus etwas für dieOhren bieten.

Vorbei an nicht endend scheinendenTraktorenreihen, die aus der bunt ge -mischten Vielzahl aller bekannten Her -steller bestehen, erreicht man denTeilemarkt, der seinem Namen durch-aus gerecht wird. Für die selbst schrau-bende Gemeinde gibt es ein breitgefächertes Angebot an Teilen, Zu -behör und Fanartikeln, bei dem kaumWünsche offen bleiben. Wer nun müdeund hungrig geworden ist, den ladenauf dem ganzen Gelände verteiltImbissstände zur Stärkung und zumVerweilen ein. Auch so manch lang-währende Bekanntschaft soll beimFeldtag zwischen zwei gemütlich zusich genommenen Getränken entstan-den sein.

Ringsumher herrscht reges Treiben,viele fleißige Helfer sind pausenlos imEinsatz, um den reibungslosen Ablaufzu ermöglichen und alle Gäste zufrie-den zustellen. Trotz aller Hektik erhältman neben einem Lächeln, am Info -container im Zentrum des Areals, aufnahezu jede Frage eine freundlicheAntwort. Manche Aufgabe stelltgewiss eine nicht zu unterschätzendeHerausforderung dar, die sei jedochgenau das, was Spaß macht, so wurdejedenfalls aus Veranstalterkreisenglaub haft versichert.

Als Fazit bleibt festzuhalten: Alleswas der Treckerclub Nordhorn bei sei-nen Historischen Feldtagen auf dieBeine stellt, ist und bleibt inDeutschland einzigartig. Und so darfman sich bereits jetzt auf den nächstenFeldtag freuen: dann mit dem Schwer -punkt „Schlüter“. Helmut Heller

Bei der Vorführung der historischenGeräte und Maschinen dürfen natürlichauch Gespanne mit Pferden nicht fehlen.

Dampftechnik ist vielseitig verwendbar,beim Dreschen genauso wie beim Kartoffeln dämpfen.

Sie freuen sich schon auf den nächstenFeldtag – Britta, Gerlinde, Jens und Johann mit den Mitgliedern desTreckerclub Nordhorn.