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Zeitschrift fr Strafvollzug und StrafflligenhilfeHeft 3 . Mai/Juni/Juli 2015 . 64. Jahrgang
ISSN 1865-1534 PVST Entgelt bezahlt 6979
In dieser Ausgabe:
Sport und Freizeit im Vollzug
Forum Strafvollzug
FS 3/2015 133
Liebe Leserinnen und Leser,
der Gesetzgeber ist beim StVollzG im Jahre 1977 noch davon ausgegangen, dass Sport eine von vielen Unterkatego-rien der Freizeit ist (vgl. 67 StVollzG). Die heutige Realitt in den Anstalten sieht anders aus. Dort hat der Sport in-zwischen erhebliche Bedeutung. Dabei bedeutet Sport heute keineswegs mehr nur Wettkampfsport. Sport ist inzwi-schen wesentlicher Teil des sog. Ge-sundheitsmanagements geworden. Der Sport stellt ein wichtiges bungs-feld fr Sozialverhalten - zumal bei der Ausbung von Mannschaftssportarten - dar.
Wir wollen aber das neue Heft nicht allein unter das Motto Sport stellen. Dies wrde dem Sinn und Zweck der Freizeitgestaltung nmlich nicht gerecht. Freizeit ist insgesamt ein Feld sozialen Lernens. Viele Gefangene - vor allem auch Jugendliche - haben nicht gelernt, mit ihrer Freizeit auch etwas Sinnvolles anzustellen. Deshalb ist es fr eine gelungene Resozialisierung eminent wichtig, sinnvolle Freizeitbe-schftigungen aufzuzeigen. Das vor-liegende Heft enthlt hier eine Flle von Anregungen, die von unseren Redakteuren Gesa Lren und Gerd Koop zusammengestellt worden sind. Ich verweise auf ihre Einfhrung in den Heftschwerpunkt.
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Im Mai fand auch die 121. Tagung des Strafvollzugsausschusses der Lnder statt. Auf den Bericht des Vor-sitzenden Ministerialdirigent Jrg Jesse nehme ich Bezug. Besonders hervor-heben mchte ich, dass es nunmehr gelungen ist, die bernahme der Kos-ten fr Suchtentwhnungstherapien Strafgefangener durch die Rentenver-sicherung sicherzustellen. Eine vom Strafvollzugsausschuss entworfene Kooperationsvereinbarung zwischen den Landesjustizverwaltungen und der Deutschen Rentenversicherung soll auf
der Konferenz der Justizministerinnen und Justizminister, die im Juni und da-mit leider erst nach Redaktionsschluss tagt, zur Unterzeichnung beschlossen werden.
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Ferner enthlt das Heft einen Bericht von Wolfgang Heinz ber die inzwi-schen 25-jhrige Arbeit des Anit-Folter-Ausschuss des Europarates - besser be-kannt unter der englischen Abkrzung CPT (S. 175). Wolfgang Heinz ist haupt-beruflich beim Deutschen Institut fr Menschenrechte beschftigt, kann aber als Mitglied und stellvertretender Vorsit-zender des CPT aus erster Hand ber die Ttigkeit dieses Gremiums berichten, das sich in diesen 25 Jahren Autoritt und Anerkennung erworben hat und die Vollzugsgestaltung in Europa und Deutschland nachhaltig geprgt hat. In diesem Jahr werden wieder Inspek-tionsbesuche des CPT in Deutschland stattfinden.
Darber hinaus mchte ich auf die Beitrge von Irene Sagel-Grande zur kommunikativen Situation von Auslndern in Haft (S. 179), von Torge von Schellenbeck ber die noch neue Herausforderung fr den Justizvollzug durch Drohnenberflge (S. 186) sowie auf den Bericht von Yvonne Radetzki ber die diesjhrige Tagung der An-staltsletierinnen und Anstaltsleiter im Justizvollzug hinweisen (S. 187).
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Die folgende Ausgabe von Forum Strafvollzug Heft 4 wird erst-mals in unserem neuen Erscheinungs-turnus herauskommen und Ende Sep-tember (statt bisher August) erscheinen. Den inhaltliche Schwerpunkt wollen wir dann auf Europa richten und Beispiele fr eine vorbildliche und interessante Vollzugspraxis in den Nachbarlndern vorstellen. Verantwortlich fr diesen Schwerpunkt ist Wolfgang Wirth.
Ein letzter Hinweis gilt der groen Praktikertagung, die unser Redak-tionsmitglied Gerd Koop, Leiter der JVA Oldenburg, in diesem Jahr wieder in Stapelfeld veranstaltet. Anknpfend an die letzte Tagung stellt er die Frage, ob die Weichen fr den Justizgvollzug richtig gestellt worden sind. Sie knnen eine hochkartige Besetzung, spannen-de Vortrge und einen anregenden Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen erwarten (vom kulturellen Bei-programm ganz zu schweigen). Einen ersten Hinweis finden Sie in diesem Heft. Es wre schn, Sie zahlreich dort anzutreffen.
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Die gesamte Redaktion wnscht eine interessante Lektre. Bleiben Sie uns verbunden!
Ihr Frank Arloth
Editorial
134 FS 3/2015 Inhalt
135 Magazin
Titel139 Einleitung Gerd Koop, Gesa Lren 140 Sport im Justizvollzug:
Grundstzliche berlegun-gen und Empfehlungen
Prof. Dr. Jrgen Schrder
146 Ansto fr ein neues Le-ben - Mit Fuball zurck in die Gesellschaft
Tobias Wrzesinski
150 Ansto fr ein neues Leben - Wie gelingt das Projekt in der Praxis?
Christoph Rohr
153 Boxen im Jugend-strafvollzug?
Marco Bauer
154 Kraftsport im Strafvoll-zug in der JVA Bremen
Oliver Nass
155 Viel Sport fr Viele und warum es in der JVA Olden-burg keinen Kraftsport gibt
Wilfried Dannebaum
157 Freizeitgestaltung unter Vollzugsbedingungen
Kriminologisch aufbe-reitete Impulse aus der Freizeitwissenschaft
Alina Pge, Nora Haertel
166 Bcher brechen Mauer - Eine Justizvollzugsan-stalt sucht neue Wege.
Anke Hartmann 168 Klappern gehrt zum
Handwerk - in der Justiz-vollzugsanstalt Tonna auch mit Stricknadeln
Julia Noll, Jens U., Ines Drechsler
168 Vogelvoliere - Pro-jektvorstellung
Frank Sieland, Ines Drechsler
169 Es piept im Haftraum! Steffen U., Frank Sieland
170 Theaterprojekt in der JVA Rohrbach
Jrg Brauer
Aus den Lndern 172 Baden-Wrttemberg Todesfall in der JVA Bruchsal Gutachten der StA liegt vor
Expertenkommission stellt Zwischenbericht vor
173 Hessen Netzwerk gegen Salafismus
im Vollzug
173 Nordrhein-Westfalen Anne Frank Wanderausstel-
lung Lasst mich ich selbst sein
173 Schleswig-Holstein Best Practice Modell in
der JVA Lbeck
174 Strafvollzugsausschuss der Lnder
121. Tagung im Ostseebad Sellin
Jrg Jesse
Theorie und Praxis175 Der Europische Antifol-
terausschuss des Euro-parats nach 25 Jahren
Wolfgang S. Heinz
179 Auslnder in Gefngnis-sen: Kommunikations-beschrnkungen und ihre Folgen
Irene Sagel-Grande
186 Drohnen als neue Heraus-forderung im Justizvollzug
Torge van Schellenbeck
187 41. Tagung der Bundes-vereinigung der Anstalts-leiter und Anstaltsleite-rinnen im Justizvollzug
Yvonne Radetzki
189 Kunst und Kultur ein Bei-trag zur Resozialisierung
Leon G. Erler
Internationales190 Das Massachusetts-
Projekt Zur Reform der Jugendanstalten in den USA 1969-2013
Christopher Wein
Medien195 Sarah Watts: Die kol-
lektive Insassenbeteili-gung im Strafvollzug
Prof. Dr. Johannes Feest
196 Barbara Kamp (Hrsg): Papa ist im Gefngnis Fnf Kinder erzhlen
Dr. Klaus Roggenthin
197 Bernd Maelicke: Das Knast-Dilemma
Dr. Gernot Steinhilper
198 Ingeborg-Drewitz-Literatur preis fr Ge-fangene: Gemeinsam einsam. Literatur aus dem deutschen Strafvollzug
Karin Roth
200 Rechtsprechung
Steckbriefe203 Justizvollzugsanstalt Saarbrcken
204 Vorschau/Impressum
FS 3/2015 139
Einleitung Der Sport- und Freizeitbereich nimmt einen mageblichen Teil des struk-turierten Tagesablaufs ein und kann enorme Sinnerfllung, Kompetenzen und Wertschtzung vermitteln. Aber viele Verurteilte beschreiben vor der Inhaftierung wie auch im Vollzug ihr Freizeitverhalten mit geringer Eigen-initiative, Langeweile, Drogenkonsum und Glckspiel, Abhngen mit der Peer-group und passiver Mediennutzung. Straftaten entstehen hufig in der freien Zeit.
Theorie und Praxis sind sich einig, dass eine sinnvolle Freizeitgestaltung fr die Inhaftierten und ihre Wiedereingliede-rung uerst wichtig ist. Aber was ist eine sinnvolle Freizeitgestaltung und welche Sportarten eignen sich im Voll-zug? Zudem sind im Tagesablauf jeder JVA die Zeitrume fr bestimmte Frei-zeitmanahmen festgelegt und auch die Angebotsbreite ist abhngig von den personellen, organisatorischen und finanziellen Ressourcen sowie den kre-ativen Ideen, diese Hrden zu meistern.
In seinem wissenschaftlichen Beitrag Grundstzliche berlegungen und Empfehlungen fr den Sport im Justizvollzug differenziert Prof. Dr. Jrgen Schrder sehr przise und nachvollziehbar zwischen dem Freizeit-, Gesundheits- und Behandlungssport und beleuchtet die ganze Bandbreite der Sportorganisation.Tobias Wrzesin-ski beschreibt die Resozialisierungsin-itiative Ansto fr ein neues Leben Mit Fuball zurck in die Gesell-schaft, die von der Sepp-Herberger-Stiftung ins Leben gerufen wurde und uerst erfolgreich in 17 Haftanstalten aus neun Bundeslndern praktiziert wird. Mit seinem Beitrag Wie gelingt das Projekt in der Praxis ergnzt Christoph Rohr die Umsetzung dieser Initiative sowohl fr junge mnnliche als auch junge weibliche Gefangene. Mit dem Beitrag Boxen im Jugendstraf-vollzug? provoziert Marco Bauer die Frage, ob Gewaltstraftter da nicht erst
recht lernen richtig draufzuschlagen. Aber das Gegenteil ist in der Jugendan-stalt eingetreten und die Erfahrungen sind durchweg positiv. hnlich um-stritten ist auch das Thema Kraftsport im Justizvollzug. Lesen Sie dazu das Pro von Oliver Nass mit dem Beitrag zum Kraftsport in der JVA Bremen und Contra von Wilfried Dannebaum mit dem Artikel Viel Sport fr Viele und warum es in der JVA Oldenburg keinen Kraftsport gibt. Die beiden Beitrge legen spannend dar, wie sich ein Wandel im Sportbereich mit und ohne Kraftsport vollziehen kann.
Eine aktuelle kriminologische Be-wertung zur Freizeit im Justizvollzug geben Alina Pge und Nora Haer-tel mit ihrem Grundsatzbeitrag Der Wert sinnvoller Freizeitgestaltung. Sie beschreiben sehr anschaulich, was Freizeit in unserer Gesellschaft bedeu-tet, welche Funktionen sie erfllt und welches Potential in