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Autor: fg

Haftentlassene als Arbeitnehmer?!

49. Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug

Hamburg, 22.05.2006

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Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug 2006

S. 222.05.2006 Autor: fg

Annäherung an das Thema

1. Eingrenzung auf Strafvollzug und Arbeitswelt; nicht: Elternhaus, Schulsystem und Gesellschaft

2. CV-Handicap in einem engen und wettbewerbsorientierten Arbeitsmarkt

3. Wenig Daten und Fakten zum Thema

4. Experten als Auditorium

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Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug 2006

S. 322.05.2006 Autor: fg

Gliederungspunkte

I. Analyse: Integration durch Arbeit

II. Integrationsorientierter Strafvollzug – ein (realistischer?) Ansatz

III. Fakten Handwerk Hamburg

IV. Empfehlungen – Thesen aus der Sicht des

Handwerks

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Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug 2006

S. 422.05.2006 Autor: fg

Integration durch Arbeit I

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Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug 2006

S. 522.05.2006 Autor: fg

Integration durch Arbeit II

Marcus Dittrich / Gunther Markwardt: „Arbeitslosigkeit und Kriminalität: Eine mögliche „Doppelte Dividende der

Arbeitsmarktpolitik“ ifo Institut Dresden 2004:

„Eine erfolgreiche aktive und passive Arbeitsmarktpolitik kann nicht nur die unerwünscht hohen Arbeitslosenquoten verringern, sondern wirkt gleichzeitig wie eine erhöhte Kriminalitätsprävention. Insofern kann von einer „Doppelten Dividende“ der Arbeitmarktpolitik gesprochen werden.“

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Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug 2006

S. 622.05.2006 Autor: fg

Integration durch Arbeit III

Strafgefangene in Hamburg: - 3.178 Gefangene oder Verwahrte aus dem geschlossen oder offenen Vollzug

- 585 Gefangene im Alter von 14 bis 21 Jahre im geschlossenen oder offenen Vollzug Quelle: Statis. Bundesamt, Stand 31. März 2006:

- 70% der unter 30 Jahre alten Straftäter waren zum Zeitpunkt der Inhaftierung arbeitslos

- 85% hatten keine Ausbildung

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Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug 2006

S. 722.05.2006 Autor: fg

Integration durch Arbeit IV

These:

Arbeit ist

die beste Prävention und

der beste Integrationsfaktor in Bezug auf

Kriminalitätsvermeidung

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Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug 2006

S. 822.05.2006 Autor: fg

Integration durch Arbeit V

Schlussfolgerung für den Strafvollzug: Ausrichtung aller Maßnahmen auf die

Integration in Arbeit und damit auf die Tatsache:

Integration eines Häftlings in Arbeit setzt die bewusste Einstellungsentscheidung

eines Arbeitgebers voraus!bzw.

Die Beantwortung der Frage: Warum gerade diese Person?

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Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug 2006

S. 922.05.2006 Autor: fg

Integrationsorientierter Strafvollzug I

1. Ziel:a. Motivationssteigerung durch Zielorientierungb. Verbesserung der Allgemeinbildung (Schulabschlüsse)

und der fachlichen Kenntnisse und Fertigkeitenc. Training der sozialen Kompetenzen d. Ggf. Haltungsänderung zur Arbeitswelt

2. Assessments für alle Häftlinge bei Eintritt in den Strafvollzuga. Feststellung der Arbeitsmarktnäheb. Festlegung individueller Qualifizierungs-

und Integrationswege

3. Ausrichtung der Maßnahmen am „Markt“, d.h. an der Realität

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Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug 2006

S. 1022.05.2006 Autor: fg

Integrationsorientierter Strafvollzug II

1. Brückenbau zum Arbeitsmarkt a. Kennen lernen von potenziellen Arbeitgebernb. Einbindung in Betriebsabläufe schon während der

Haft

2. Coaching für Arbeitgeber und künftigen Arbeitnehmer während und nach der Hafta. Sicherheit bei Vorbehalten geben: „Nicht allein

lassen“ b. ggf. Lösen von auftretenden Problemen.

3. Schaffung von finanziellen Anreizen für Betriebe

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Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug 2006

S. 1122.05.2006 Autor: fg

Integrationsorientierter Strafvollzug III

Beispiele für finanzielle Anreizsysteme:

- Modell BBS Hamburg: 150 € monatl. für haftentlassenen Azubi, 750 € Prämie bei Ausbildungsabschluss „in time“.

- Einbindung Haftentlassene in Programm „Arbeitslose mit Vermittlungshemmnissen“ (bisher nur „kann“): Zahlung bis 50 % Arbeitsentgelt sowie pauschalierter AG-Anteil Gesamtversicherung. 12 Monate. Bei über 50-jährigen 36 Monate.

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Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug 2006

S. 1222.05.2006 Autor: fg

Integrationsorientierter Strafvollzug IV

Aufbau einer Vermittlungsdatenbank

- Qualifikationsprofile der Häftlinge

- Art der gesuchten Beschäftigung im Betrieb:

- Berufsausbildung

- Praktikum

- Beschäftigung als Freigänger

- Festanstellung

- Förderungsmöglichkeiten

- Kontakt, Beratung

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Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug 2006

S. 1322.05.2006 Autor: fg

Fakten Handwerk Hamburg I

Handwerk wichtiger Wirtschaftszweig und Ausbilder der Nation

1. Bundesweita. 887.000 Betriebeb. 4,96 Mio. Beschäftigte (=13% aller Erwerbstätigen)c. 489.000 Lehrlinge (= 32% aller Lehrlinge)d. Umsatz: 462 Mrd. Euro

2. Hamburga. 13.600 Betriebeb. 127.000 Beschäftigtec. 7.00 Lehrlinged. Umsatz: 12,3 Mrd. Euro

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Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug 2006

S. 1422.05.2006 Autor: fg

Fakten Handwerk Hamburg II

Schwierige Rahmenbedingungen

1. Stagnation nach fünfjährigen Umsatzrückgang

2. Anpassung an Strukturwandel

3. Ungleiche Wettbewerbsbedingungen infolge der EU-Osterweiterung

4. Gesetzliche Belastungen von Mittelständlern: von der HWO-Novelle bis zur MwSt-Erhöhung

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Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug 2006

S. 1522.05.2006 Autor: fg

Fakten Handwerk Hamburg III

Novelle Handwerksordnung:

• Anlage A: Befähigungsnachweis „Meister“ erforderlich (Tischler, Klempner).• Anlage B 1: Zulassungsfreie Berufe (Uhrmacher, Parkettleger). • Anlage B 2: handwerksähnliches Gewerbe (Bodenleger, Gerber).

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Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug 2006

S. 1622.05.2006 Autor: fg

Fakten Handwerk Hamburg IV

Auswirkung Novelle HwO in Hamburg:

2002 2005 +/-Betriebe: 12.749 13.559 + 6,4%Anlage A: 8.089 7.986 - 1,3% Anlag B1: 1.350 2.672 + 97,9%

Umsatz: 12,88 Mrd. 12,30 Mrd. - 4,5%MA: 134.000 126.200 - 5,8%Lehrlinge: 7.398 6.956 - 6,0%

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Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug 2006

S. 1722.05.2006 Autor: fg

Fakten Handwerk Hamburg V

Ausblick:

1. MwSt-Erhöhung: Handwerkerleistung wird teurer, Umsatzeinbruch. Forderung: Reduzierung Lohnnebenkosten.

2. Schätzerkreis Rentenversicherung: Anhebung Renten Beitrag 20.0 bis 20.2 Prozentpunkte.

3. Übergangsfristen Arbeitnehmer EU-Beitrittsstaaten: Wettbewerbsnachteil für HW aufgrund ungleicher Bedingungen.

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Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug 2006

S. 1822.05.2006 Autor: fg

Fakten Handwerk Hamburg VI

Betriebe sind zunehmend überfordert durch wachsende Nachfrage nach Praktika und Lehrstellen bei sinkenden Umsätzen!

1. Praktika-Nachfrage kontinuierlich steigenda. Schüler/innenb. Student/innenc. Lehrer/innen und außerbetriebl. Ausbilder/innend. Arbeitslose und „Ein-Euro-Jobber“

2. Wachsender Wettbewerb bei Lehrstellena. Ausbildungsanforderungen vs. Ausbildungsreifeb. Umland

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Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug 2006

S. 1922.05.2006 Autor: fg

Fakten Handwerk Hamburg VII

Entscheidungskriterien bei Einstellung – im HW stark persönlichkeitsbezogen!

1. Fachliche Kenntnissea. Deutschb. Mathematik

2. Soziale Kompetenzen („soft skills“)a. Sekundärtugendenb. Teamfähigkeit, Verantwortungsbereitschaft,

Verlässlichkeit

3. Persönlichkeit (rel. Starke Bindung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer)

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Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug 2006

S. 2022.05.2006 Autor: fg

Empfehlung I - Potenzialanalyse

Kenntnisse über die IST-Situation sind die Voraussetzung für zielführendes Handeln!

1. Systematische Datenerhebung übera. Altersstrukturb. Schulabschlussc. Berufsausbildungd. Berufserfahrung e. Zusatzqualifikationen (Weiterbildung)

2. Verbleibsanalysea. 6 Monateb. 2 Jahre

3. Evaluierung der (Einzel)Projekte

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Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug 2006

S. 2122.05.2006 Autor: fg

Empfehlung II - Qualifizierung

Strafvollzug gezielt für arbeitsmarktbezogene Qualifizierung nutzen!

1. Schulabschlüsse nachholen

2. Berufsabschluss nachholen

3. Weiterbildung

4. „Soft Skills“ trainieren!!!

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Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug 2006

S. 2222.05.2006 Autor: fg

Empfehlung III - Arbeitsmarktnähe

Je mehr Arbeitsmarkt während des Strafvoll-zugs je größer die Integrationschancen!

1. Qualifizierung soweit wie möglich betriebsbezogen gestalten

2. Betriebliche Praktika während des Strafvollzugs

3. Betriebliche Praktika für die Lehrkräfte und Ausbilder

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Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug 2006

S. 2322.05.2006 Autor: fg

Empfehlung IV - Integrationsanreize

Betriebsbezogene Integrationsanreize sind nicht hinreichend, aber evtl. entscheidend!

1. Gezielte Ansprache und Information von Betriebe über die Beschäftigung von Haftentlassenen

2. „Brückenbau“: Zusammenführung von späterem Arbeitnehmer / Arbeitgeber vor Haftentlassung

3. Finanzielle Anreize für Betriebe, die Haftentlassene ausbilden bzw. beschäftigen

4. Professionelle Begleitung und Betreuung des (Re)Integrationsprozesses

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Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug 2006

S. 2422.05.2006 Autor: fg

Empfehlung V - Steuerung

Steuerung unter den Zielsetzung: Effizienz, Effektivität und kontinuierliche Verbesserung (KVP)!

1. Optimierung des „Matchingprozesses“ (Assessment, Datenbank)

2. Netzwerk aller am Integrationsprozess Beteiligten (einschl. Projekte)

3. KVP durch systematische Evaluierung

4. Marktbeobachtung: Konzentration auf aufnahme-fähige und aufnahmewillige Branchen

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Bundesarbeitstagung der Lehrer im Strafvollzug 2006

S. 2522.05.2006 Autor: fg

Vielen Dank für Ihre

Aufmerksamkeit!