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Zentrum für Psychosoziale Medizin Institut für Medizin-Soziologie Gesellschaftliche und gesundheitspolitische Trends Herausforderungen für die Selbsthilfe Alf Trojan, Christopher Kofahl Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf Institut für Medizin-Soziologie Martinistr. 52 D-20246 Hamburg [email protected] , [email protected]

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Gesellschaftliche und gesundheitspolitische Trends

Herausforderungen für die

Selbsthilfe

Alf Trojan, Christopher KofahlUniversitätsklinikum Hamburg Eppendorf

Institut für Medizin-Soziologie Martinistr. 52

D-20246 [email protected], [email protected]

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Gliederung

Gesellschaft im Wandel -> Gesundheitswesen im Wandel -> Ökonomisierung und Privatisierung des Gesundheitswesens, Entwicklung zur Gesundheitswirtschaft

Gesellschaftliche Trends Altersstrukturentwicklung Familienstrukturentwicklung Multikulturelle Gesellschaft Wandel des Krankheitsspektrums: Demenzen, seltene und psychische Krankheiten Spaltung der Gesellschaft in Arme und Reiche

Trends in der medizinischen Versorgung und Gesundheitspolitik

Negative Trends Entsolidarisierung, Individualisierung, Kommerzialisierung Steigende Eigenbeteiligung und RationalisierungPositive Trends geregelte Qualitätsentwicklung im Gesundheitswesen unter Beteiligung von Patienten systematischer Ausbau von Patientenorientierung und Patientenbeteiligung

im Gesundheitswesen gesetzliche Forderungen nach Aufbau eines geregelten Qualitätsmanagements

in stationären und ambulanten Einrichtungen des Gesundheitswesens

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Teil 1

Gesellschaftliche Trends

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Altersstrukturentwicklung

Steigende Zahl älterer Bürgerinnen und Bürger

Steigende Lebenserwartung (alte Alte)

steigender Altersquotient (Bevölkerung 65+ / Bevölkerung 15-64)

Mehr Menschen mit Zeit für Eigenarbeit und gesellschaftliches Engagement

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Familienstrukturentwicklung

Steigende Zahl Kinderloser

Steigende Scheidungsquoten

Steigende Zahl von Single-Haushalten

Abnahme der Familienpotenziale (quantitativ)

Zunahme der Frauenerwerbstätigenquote

steigende Belastungen der mittleren Generationen mit Kindern

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Herausforderungen für die SH-Aktivierung zur Unterstützung von Familien

Stärkere Verdeutlichung der Entlastungs- und Ergänzungsfunktion von Selbsthilfe

Brücken zwischen explizit familienbezogenen Strukturen, Selbsthilfe-Unterstützung und Engagement-Förderung

Sozialpolitische Verankerung, z.B. „runde Tische“, lokale Bündnisse

Veranstaltungen zu Themen mit Familien- und Alltagsrelevanz

Agenda gemeinsamer Ziele familienbezogener Selbsthilfegruppen

„sorgende Netze“ aufbauen als Ergänzung der formellen Hilfen und der Selbsthilfe in Gruppen

z.B. „In-Gang-Setzer“ Projekte zur Nutzung des ehrenamtlichen Engagements

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Ansätze und erste Schritte

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Entwicklung zur multikulturellen Gesellschaft

Steigende Zahl von Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund in der bereits bestehenden Bevölkerung

Steigender Bedarf an Zuwanderern (Wanderungssaldo von mind. 200.000/Jahr)

steigender Bedarf an integrationsfördernden Maßnahmen

steigender Bedarf nach interkultureller Öffnung

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Herausforderungen für migrantensensible Selbsthilfe

Identifikation von Zielgruppen mit größtem BedarfIdentifikation innovativer Zugangswege und ArbeitsansätzeIdentifikation und Einbeziehung geeigneter Kooperationspartner und -modelle,Entwicklung geeigneter Transferaktivitäten für positive Modelle (Fachtagungen, Multiplikatoren-Schulungen, Publikationen etc.).

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„migrantensensibel“ heißt Wörter mit ihrem kulturellen Hintergrund verstehen

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Ansätze und erste Schritte

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Selbsthilfegruppe der Ford-Werke, Köln, „Diabetes kennt keine Grenzen“ gestartet 2004 mit Hilfe von Fr. Evinc Güngör, Diabetesberaterin DDG in Zusammenarbeit mit dem DDB und dem Gesundheitsdienst des Unternehmens

Selbsthilfegruppe türkischsprachiger Diabetiker e. V., Berlin, Hr. Ismail Yasar

Quelle: Erika Helfrich-Brand, 2007, DDG-Tagung Hamburg

Zum Beispiel:

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Wandel des Krankheitsspektrums

Zunahme chronischer Krankheiten und DemenzZunahme von Betreuungs- und PflegebedürftigkeitZunehmende Belastung der Angehörigen: Isolation und Burn-out-Syndrom

Zunahme seltener KrankheitenZunahme psychischer Störungen

“Kompression der Morbidität“

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Herausforderungen für die Selbsthilfe

Stärkere Unterstützung der Älteren Wertschätzende praktische und emotionelle Unterstützung der pflegenden AngehörigenEntwicklung von Angeboten für von Demenz BedrohteSoziale Integration von pflegebedürftigen Älteren und ihren AngehörigenGegenseitige Hilfe bei seltenen ErkrankungenLobbyarbeit von Gruppen seltener Erkrankungen unterstützenÜberprüfung der Angebote im Bereich psychischer Störungen

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Ansätze und erste Schritte

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Spaltung der Gesellschaft

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Spaltung der Gesellschaft

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Sozial Benachteiligte werden Zielgruppen für Selbsthilfe:

Erfolge der Selbsthilfe-Unterstützung bei der Aktivierung sozial benachteiligter Menschen für Selbsthilfegruppen?

(Angaben in %; N=95)

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31

60

JaJa

NeinNein

Nicht gut genugNicht gut genug

Noch keine Gedanken gemacht

Noch keine Gedanken gemacht

Quelle: [2]

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Teil 2

Negative und positive Trends in der medizinischen

Versorgung und Gesundheitspolitik

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Entsolidarisierung, Kommerzialisierung

Entlastung der Arbeitgeber seit 2004 (Zusatzbeitrag für Mitglieder der GKV von 0,9% zum 01.07.05)Zusatzprämie für Versicherte, falls KK mit ihrem Budget nicht auskommenPrämien für Nicht-Inanspruchnahme von LeistungenPrivatisierung von KrankenhäusernKonzentrierung von Arztpraxen in MVZsKrankheit als Ware, Patient als KundeÖkonomische Ziele als SteuerungsgrößenVeränderte Arzt-Patienten-Beziehung

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steigende Eigenbeteiligung und Rationierung

IGeL

Steigende Zuzahlungen bei Medikamenten, Hilfsmitteln, Therapien, Zahnersatz

Kürzungen im Leistungskatalog der GKV (und der PKV!) Therapeutische Maßnahmen wie Physio-, Ergotherapie,

Logopädie Bewilligung von Reha-Maßnahmen Dauer von Reha-Behandlungen

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Wichtigste Gründe für Betroffene und Angehörige, die Mitgliedschaft in einer Selbsthilfeorganisation

zu beenden (N=148 SHO)

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%

Internetangebote

Konkurrenz durch andere SHO

Hartz 4

Zeitmangel

Verdrängung der Krankheit

Informationssättigung

Alter

Interne Probleme

Thema nicht mehr relevant

Unzufriedenheit

Tod des Mitglieds oder des Angehörigen

Heilung, Genesung

Finanzielle Gründe, Geldmangel

Quellen: [6,8]

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Positiver Trend 1:geregelte Qualitätsentwicklung im

Gesundheitswesenunter Beteiligung von Patienten

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geregelte Qualitätsverbesserung (I)

Evidenzbasierung der Behandlungspfade

Partizipative Entscheidungsfindung

Qualitätsmanagement und Qualitätsberichte für Krankenhäuser

steigende Nutzung von Patientenbefragungen zur Qualitätskontrolle

Erste Schritte der Patientenbeteiligung in Qualitätszirkeln von niedergelassenen Ärzten

Mitwirkung von Patienten in Disease Management Programmen (bes. Brustkrebs)

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Herausforderungen für die Selbsthilfe

mehr Kooperationen zwischen Professionellen und Betroffenen

Notwendigkeit der strukturellen Koppelung zwischen den Systemen „Betroffene“ und „Experten“, d.h.

„Betroffene“ werden fachkundig

„Experten“ werden selbsthilfekundig

möglich durch Dialog-Konsensus-Verfahren, Mentorenschaften, Schulung und Fortbildung Betroffener

mehr Information und Beratung über Kooperation

Interessenvertretung, politische Arbeit

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Positiver Trend 2:

systematischer Ausbau von Patientenorientierung und Patientenbeteiligung

im Gesundheitswesen

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Nationale Gesetzgebung : das Sozialgesetzbuch (SGB V)

§ 140f Beteiligung (keine Entscheidungsrechte) der Patienten im „Gemeinsamem Bundesausschuss“*, – ein Meilenstein!

§ 140h nationale Ombudsperson für Patienten, um den Einfluss von Patienten bei politischen Entscheidungen zu erhöhen* Verbindungskomitee zweier selbstverwalteter Systeme: Krankenkassen und Ärztevereinigungen

weitere Beispiele in RKI-Broschüre (Heft 32):

“Bürger- und Patientenorientierung im Gesundheitswesen”

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Positiver Trend 3:

gesetzliche Forderungen nach Aufbau eines geregelten Qualitätsmanagements

in stationären und ambulanten Einrichtungen des Gesundheitswesens

Sozialgesetzbuch V:

§§135a – 137b

fordern einrichtungsinternes Qualitätsmanagement in allen Einrichtungen der Versorgung,

Qualitätsmanagement-Richtlinie

„Vertragsärztliche Versorgung“

des G-BA von 18.10.2005

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Krankenhaus Selbsthilfegruppen

Selbsthilfe-Unterstützungsstelle

Kooperationspartner

Projektbeirat

Zugrunde liegendes Arbeitsprinzip im Modellprojekt

Quellen: [3,4]

Alle Beteiligten an den Tisch

Selbsthilfefreundliches Krankenhaus

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Selbsthilfefreundliche Arzt-Praxis

SHG werden von Ärzten prinzipiell sehr positiv bewertet

SHG sind sinnvoll: (95% / 97%)

SHG können Ärzte entlasten: (77% / 91%)

Neue Ansätze zur Patientenorientierung wichtig: (73%)

Interesse an „SH-freundlicher Praxis“ (66% / 69%)

Dennoch: Deutliche Zurückhaltung in der Praxis

Bereitschaft, ohne Honorar SHG zu beraten: (33% / 47%)

Thematisierung von SHG in der Praxis: (28% / 35%)

Vermittlung von > 10 Pat./Quartal zu SHG: (10% / 23%)

Quelle: Dr. Peter Scholze, November 2007 Fax-Befragung in Bayern 2007: 30% von 500 Allgemein-, +500 Fachärzten + 100 Psychotherapeuten (Einzelpraxen / Praxisnetze)

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Herausforderung für die Selbsthilfe:

Herausforderung für die Selbsthilfeforschung:

> Selbsthilfefreundlichkeit als Qualitätsmerkmal in Qualitätsmanagementsystemen für Krankenhäuser und Einrichtungen der ambulanten Versorgung verankern!

> sich als Kooperationpartner bekannt machen

„Selbsthilfefreundlichkeit“ bzw. „selbsthilfebezogene Patientenorientierung“ als Konzept präzisieren, erproben und etablieren helfen!

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Warum Integration von Selbsthilfefreundlichkeit (SHF) in QM-Systeme medizinischer Einrichtungen?

• ist ein Gewinn für die Qualität der Versorgung,

• ist ein Gewinn für die Patienten in Selbsthilfegruppen,

• ist ein Gewinn für die QM-Systeme selbst

• ist in der Checkliste „gute Arztpraxis“ des Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin ohnehin schon enthalten (s. www.patienten-information.de)

• ist der Weg, um die (unzureichende) Kooperation mit SHZ zu verbessern

wissenschaftliche Anmerkung zu Qualitätsberichten von Krankenhäusern:

„Nutzerorientierte Weiterentwicklung durch Einbeziehen der Zielgruppen

bei der Festlegung der Inhalte nötig“

Quelle: (Geraedts, M: Qualitätsberichte aus der Nutzerperspektive, Bielefeld 10.04. 2008)

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Kooperation mit niedergelassenen ÄrztenN = 148 befragte Selbsthilfeorganisationen, Angaben in %

56,3

43,7

0

10

20

30

40

50

60

unkooperativ kooperativ

Kooperation mit Ärzten

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Kooperation mit Krankenhäusern N = 148 befragte Selbsthilfeorganisationen, Angaben in %

46,4

53,6

0

10

20

30

40

50

60

unkooperativ kooperativ

Kooperation mit Krankenhäusern

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1. Verfügungsstellung von Räumen, Infrastruktur und Präsentationsmöglichkeiten

2. Regelhafte Information der Patienten über Selbsthilfe

3. Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit von Selbsthilfegruppen

4. Benennung eines Selbsthilfebeauftragten

5. Regelmäßiger Erfahrungs- und Informationsaustausch zwischen Selbsthilfe und Krankenhäusern

6. Einbeziehung von Selbsthilfegruppen in die Fort- und Weiterbildung von Mitarbeitern im Krankenhaus

7. Mitwirkung der Selbsthilfegruppen in Qualitätszirkeln, Ethikkommissionen u.ä.

8. Kooperation ist formal beschlossen und dokumentiert

8 Qualitätskriterien„Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“

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Kriterien mit SH-Bezug im Qualitätsmanagementsystem KTQ

Manual 2009

1 Patientenorientierung 1.1.3 Information und Beteiligung des Patienten1.1.4 Service, Essen und Trinken1.1.5 Kooperation1.4.2 Therapeutische Prozesse1.4.5 Teilstationär, Prästationär, Poststationär1.5.1 Entlassung1.5.2 Kontinuierliche Weiterbetreuung

2 Mitarbeiterorientierung2.2.4 Fort- und Weiterbildung

4 Informations- und Kommunikationswesen4.3.2 Informationsweitergabe (intern/extern)

5 Führung5.1.3 Ethische und kulturelle Aufgaben.…5.2.2 Gesellschaftliche Verantwortung, Partnerschaften und

Kooperationen5.4.1 externe Kommunikation

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5 Muss-Kriterien „Selbsthilfefreundliche Praxis“

Zusammenfassung des KOSA-Arbeitskreises, 30.09.2008

Praxis kennt KOSA / regionale Kontaktstelle

Auslage von Informationsmaterialien zur Selbsthilfe (Plakat, Flyer)

Praxisbeauftragte(r) zum Bereich Selbsthilfe

Eine Selbsthilfegruppe persönlich kennen (lernen)

Praxis informiert im persönlichen Gespräch über Möglichkeiten der Selbsthilfe

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Gesundheitspolitischer Kontext: leistungsorientierte Honorierung von Vertragsärzten

(P4P = Pay for Performance)

Ökonomische Steuerung der Qualität in der ambulanten Versorgung

muss über gesetzliche Anforderungen für alle (G-BA-Richtlinien) hinausgehen!

Option 1: (freiwillige) Zertifizierung der Qualität

Option 2: Nachweis anhand von Indikatoren> KBV: Projekt AQUIK> EPA: Europäisches Indikatoren-System> AOK: Indikatoren (=EPA) für bestimmte neue Versorgungsformen

(Misch-) Option 3: „Deutsches Gesundheitssiegel (DGS)“> Zertifizierung nach anerkanntem QM-Verfahren> zusätzliche DGS-Anforderungen, überprüft anhand von Indikatoren ¹

¹Quelle: Jürgen Asmuth, KBV: Vertragsfolien

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Neuer Trend:Arztbewertungen im Internet, nutzbar als Qualitätsnachweis

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Die Herausforderung für die Selbsthilfe:

die positiven Trends der gesundheitspolitischen Entwicklungen

nutzen, um die Zusammenarbeit von Selbsthilfezusammenschlüssen

und professionellen Einrichtungen der Gesundheitsversorgung nachhaltig abzusichern!

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MüssendieKontakt-stellennunvölligneuerfundenwerden?

MeineAntwort:Nein,aber die altenAufgabenbrauchenneueAkzenteund Heran-gehens-weisen!

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VIELEN DANK !

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Projektpublikationen, die den Hintergrund meines Referates bilden:

[1] Alf Trojan, Astrid Estorff-Klee: „25 Jahre Selbsthilfeunterstützung“ LIT Verlag Münster 2004

[2] Stefan Nickel, Silke Werner, Christopher Kofahl, Alf Trojan: „Aktivierung zur Selbsthilfe“ BKK Gesundheitsförderung und Selbsthilfe Band Nr. 15, 2006

[3] Silke Werner, Monika Bobzien, Stefan Nickel, Alf Trojan: „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“

BKK Gesundheitsförderung und Selbsthilfe Band Nr. 16, 2006[4] Monika Bobzien: „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus – auf dem Weg zu mehr Patientenorientierung“ BKK Bundesverband, 2008[5] Uwe Koch, Alf Trojan (Hg.): „Selbsthilfegruppen im Gesundheitswesen“

Bundesgesundheitsblatt 1, Springer Medizin 2009[6] Susanne Kohler, Christopher Kofahl, Alf Trojan: “Selbsthilfepotenziale entwickeln. Erfahrungen und Praxisbeispiele der Aktivierung von Selbsthilfe“

BKK BV Reihe Gesundheitsförderung und Selbsthilfe 2009[7] Susanne Kohler, Christopher Kofahl: „Selbsthilfeunterstützung mit Migrantinnen und Migranten. Praxishilfe für Selbsthilfekontaktstellen und Selbsthilfe-Unterstützungseinrichtungen“NAKOS 2009[8] Christopher Kofahl, Maren Böhmert, Susanne Kohler: „Praxishilfe für Selbsthilfeorganisationen: "Mitglieder gewinnen, Mitglieder aktivieren, Mitglieder halten" BKK BV Reihe Praxishilfen 2009