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Zum Beispiel und Spiegel hingestellt … von San Damiano über die Alpen Klarissen in Österreich Sr. Helmtrude Klara Aschauer osc

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Zum Beispiel

und Spiegel

hingestellt …

von San Damiano über die Alpen Klarissen in Österreich

Sr. Helmtrude Klara Aschauer osc

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Inhaltsverzeichnis

Gruß Br. Paul Zahner 5 Vorwort 7

Klarissen in Österreich: Ursprung in Assisi 9 Brixen 10 Judenburg 11

Klöster in Bedrängnis: Dürnstein 13 Wien – St. Klara 13 St. Veit 13

Aufhebungen durch Josef II. im Jahre 1782: Valduna 14 Königinkloster Wien 15 St. Peter zu Wiener Neustadt 15 St. Nikolaus Wien 16 Graz 17 Hall 18 Meran 19

Wien – Gartengasse 20 Maria Enzersdorf 21 Pupping 22 Klaraschwestern - Vorarlberg 23 Schachendorf 24 Taisten 24

Verwendete Literatur 26 Bildnachweis 27

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Liebe Schwestern, liebe Brüder, ein Blick in die Geschichte der Klarissen in Öster-reich hat mir Welten einer ausgefalteten Berufung vor Augen geführt, die hier gelebt worden sind. Das Kloster Judenburg, das um das Todesjahr Klaras die Lebensform der Schwestern von San Damiano be-wusst annahm und ihr altes Dokument zur Exemp-tion des Klosters San Damiano, zeigten mir deut-lich, welche alte Tradition die Klarissen in Öster-reich hatten und haben. Doch kaum jemand kennt sie mehr. Diese Zusammenstellung dient Schwes-tern, Brüdern und Laien diese alte Tradition wahr-zunehmen und im Wechsel der Situationen immer tiefer die bleibende Begeisterung Klaras entdecken zu können. Ich wünsche den Schwestern und allen Lesenden, dass das Wissen Zeugnis einer Begeiste-rung für die Lebensart Klaras werden kann, die die Jahrhunderte durch alle Abgründe hindurch immer zu überwinden vermochte. Brüderliche Grüße sendet

Br. Paul Zahner ofm, Graz

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Vorwort

Beim Schreiben ihrer Ordensregel (KlReg, KQ 42-73) dachte die hl. Klara an die Schwestern aller Zeiten, die ihr Leben daran orientieren. Am Ende ihres Testamen-tes bringt sie das deutlich zum Ausdruck: „Dies will ich euch in geschriebener Form hinterlassen, damit es umso besser eingehalten werde. Ich hinterlasse es euch, meinen liebsten und teuersten Schwestern, den gegenwärtigen und künftigen, als Zeichen des Segens des Herrn und unseres seligen Vaters Franziskus und als Zeichen meines Segens, eurer Mutter und Magd.“ (KlTest 79, KQ 83) Das Wissen um diesen Segen gab den Klarissen bis heute die Kraft, in Treue ihre Berufung zu leben. Die Zeugnisse unserer Schwestern aus der Vergangenheit ermutigen uns, trotz schwieriger Zeiten und Situatio-nen in Zuversicht voran zu schreiten. In einer friedlo-sen Welt wünscht Klara uns den Frieden, den uns die Welt nicht geben, aber auch nicht nehmen kann: „Der Herr gebe euch den Frieden, euch meinen Schwestern und Töchtern, und allen, die zu unserer Gemeinschaft kommen und bei uns bleiben werden, und allen anderen, jetzt und in Zukunft, die in all den übrigen Klöstern der Armen Frauen ausharren in Standhaftigkeit bis zum En-de.“ (KlSeg 4 -5, KQ 85) Heilige Mutter Klara, bitte für uns! Sr. Veronika osc

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Klarissen in Österreich Ursprung in Assisi Vision von Franziskus in San Damiano Die 1193/94 in Assisi geborene Klara begann mit ganz wenigen Gefährtinnen 1211 in San Damiano und lebte dort mit der stetig wachsenden Gemein-schaft bis zu ihrem Tod am 11. August 1253. Die Ursprungsvision schrieb sie dem hl. Franziskus zu: „Als Franziskus damals weder Brüder noch Gefähr-ten hatte und gleich nach seiner eigenen Bekehrung die Kirche von San Damiano wieder aufbaute, da redete er prophetisch in großer Freude von uns: Kommt und helft mir beim Bau des Klosters San Damiano, denn dort werden bald Frauen ein heili-ges Ordensleben führen.“ Die Verbindung mit Franziskus und seinen Brüdern war der hl. Klara für ihre Gemeinschaft für alle Zei-ten wichtig und dafür kämpfte sie. „Schaut nicht auf das Leben draußen“, bestärkte Franziskus noch am Ende seines Lebens Klara und ihre Schwestern. Als „Pilger und Fremdling in die-ser Welt“ hinterließ Franziskus vielfältige Spuren einer geistlichen Geographie. Im Unterschied dazu reichte die Wanderschaft Klaras nicht über den en-gen Halbkreis um ihre Heimatstadt Assisi hinaus. Der konsequente Wille Klaras, sich zu verbergen, der zu ihrem starken Charakter gehört und zur

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Grundoption ihres Lebens geworden ist, macht es schwer, sich dieser Frau zu nähern. Sie lebte viele Jahre länger als Franziskus und überragte ihn an literarischer Bildung. Anzahl und Anspruch ihres schriftlichen Nachlasses kommen dennoch nicht an das beachtliche Programm des „unwissenden und ungebildeten“ Kaufmannssohns heran, der sich be-wusst war, durch seine Schriften die Worte des Herrn, die Geist und Leben sind, mitzuteilen. Die innere Wahrheit ihres Lebens hätte Klara als mysti-sche Biographie selbst schreiben müssen, aber wie es Franziskus lehrte, zog sie es vor, „die Geheimnis-se ihres Herrn in ihrem Herzen zu bewahren“. Schon zu Klaras Lebzeiten bildeten sich in immer weiterer Umgebung von Assisi Gemeinschaften, die sich das Leben in San Damiano zum Vorbild nah-men oder denen Klara Schwestern zur Hilfe sandte.

Brixen –

erstes deutschsprachiges Kloster Die älteste und nie aufgehobene Gründung auf deutschsprachigem Boden ist Brixen in Südtirol. Die älteste Urkunde von 1235, ein Freiheitsbrief, weist sie als bestehendes Kloster aus, dessen Schwestern im Geist der hl. Klara unter der Urban-regel lebten und leben. Die älteste Papstbulle bezog sich auf die Kirche, die als erste der hl. Elisabeth von Thüringen, ein Jahr nach ihrer Heiligspre-chung, 1236 geweiht wurde.

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1 Der Überlieferung nach sandte Klara den Schwes-tern den Zweig eines Birnbaumes, der aufgepfropft wurde und dessen Nachfahre immer noch Früchte trägt. Ableger wurden in andere Klarissenklöster gegeben, um auch dort Früchte zu tragen.

Judenburg – Bitte um Aufnahme in den Orden Eine in Judenburg in der Steiermark seit 1222 le-bende Gemeinschaft von armen Frauen, bitten im April 1253 um die Aufnahme in den Orden der Ar-men Frauen von San Damiano und erhalten diese im Juni 1253. Zu diesem Zeitpunkt besaß das Klos-ter bereits das Patrozinium „Sancta Maria in Paradi-so“. Die Abgeschiedenheit des klösterlichen Lebens

1 Klarissenkloster Brixen

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dient dem Schutz der Jungfräulichkeit und somit der Brautschaft mit Christus, um mit ihm im Para-dies auf ewig vereint zu werden. Neben der leibli-chen Dimension bietet die Klausur auch eine geisti-ge: von säkularer Zerstreuung getrennt, entsteht ein Raum, der eine enge Gottesbeziehung (Brautschaft) ermöglicht. Die klösterliche Klausur wird dement-sprechend nicht als Ausschluss von der Welt emp-funden, vielmehr werden die Exklusivität und das Potenzial des Lebensraumes eines Klosters hervor-gehoben. Eine Novität: Ein Papstschreiben, das auf uns unbekannten Wegen wohl ins Kloster Juden-burg gelangt ist, nennt als einziges bisher bekanntes Dokument die Bestimmung von Papst Gregor IX. am 22. November 1229, dass das Kloster San Dami-ano direkt dem Papst unterstellt wird und damit ein exemtes Kloster ist. Von Judenburg aus wurden öfters Schwestern in andere Klöster gerufen. So

nach St. Klara, in das Königinklos-ter und nach St. Nikolaus in Wien. Kaiser Joseph II. hob das Kloster in Judenburg 1782 auf. 2

2 P. F. Placidum Herzog; Ansicht Kloster Judenburg

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Klöster in Bedrängnis: Dürnstein, Wien, St. Veit Dürnstein, in Niederösterreich an der Donau, wurde 1289 gegründet. Die ersten Schwestern ka-men von Judenburg. Als 1485 die Ungarn in Dürnstein einfielen, ging das Klarissenkloster neben anderen Bauwerken in Flammen auf. Infolge der Wirren und Wirkungen der Reformation starb 1571 mit der letzten Äbtissin Ursula Walch das Kloster aus. Das Klarissenkloster St. Klara in Wien wurde 1305 von Herzog Rudolf III. und seiner Gemahlin Blan-che von Valois gestiftet. Während des Türken-sturms 1529 mussten die Schwestern fliehen. Nach ihrer Rückkehr übersiedelten sie 1531 nach St. Anna im 1. Wiener Bezirk. Dort löste sich das Kloster 1573 auf.

3 1323-26 stiftete Konrad von Auf-fenstein in St. Veit an der Glan, Kärnten,

3 Alter Stich von St. Veit mit Kloster

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ein Klarissenkloster. Vermutet wird, dass die ersten Schwestern aus Judenburg oder Meran, dem heuti-gen Südtirol, kamen. Die letzte Äbtissin wird 1539 genannt. Das Klarissenkloster ging durch das Lu-thertum unter; abgefallen sind die Schwestern je-denfalls nicht, aber ausgestorben.

Aufhebungen durch Josef II. im Jahre 1782

4 1394 nahmen die Schwestern von Val-duna, in der Pfarre Rankweil, Vorarlberg, gelegen, die Klararegel an. Die Schwestern ka-men1391 aus Grimmen-stein im Schweizer Kanton Appenzell. Weil das Kloster immer einen ausgezeichneten Ordensgeist besaß, wurden immer wieder

Schwestern in andere Klöster gesandt, z.B. nach Vil-lingen im Schwarzwald, Wittichen in Schwaben, Speyer und Regensburg. Kaiser Josef II. hob 1782 auch dieses Kloster auf.

4 Klarissenkloster Valduna

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Das Königinkloster, eigentlich Klarissen-Kloster St. Maria, Königin der Engel, wurde von Elisabeth von Österreich 1580 in Wien gestiftet. Die ersten Schwestern kamen aus dem Klarissenkloster Anger in München. Die Besonderheit dieses Klosters ist, dass es direkt dem Generalminister der Franziska-ner unterstand (Breve von Clemens VIII. vom 4. Juni 1597).

5 Schwestern dieses Klos-ters halfen auch anderen Klöstern aus, so besonders 1607, um die Klarissen in Bratislava zu unterstützen. Nach der Aufhebung des Königinklosters 1781 kauften die Wiener lutherische und reformierte Gemeinde 1783 jeweils einen Teil des ehemaligen Klosters. Das Kloster St. Peter zu Wiener Neustadt: Ein ver-lassenes Dominikanerkloster wurde 1530 den vor den Türken aus Tyrnau in Ungarn geflüchteten Kla-rissen überlassen. Es wurde 1574 aufgehoben. Die letzten Schwestern wurden bei den Augustinerchor-

5 Herzog; Königinkloster in Wien

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frauen „an der Himmelpforte“ in Wien I. aufge-nommen.

Das Kloster zum hl. Nikolaus in Wien I. Singer-

straße 15, ein ehemaliges Kloster der Zisterziense-

rinnen wurde 1623 den Klarissen von Preßburg

(Bratislava) übergeben, die vor den Türken geflüch-

tet waren. Seit 1624 gehörte dieses Kloster zur öster-

reichischen Provinz der Franziskaner. Weil an-

fangs viele Schwestern starben, wurden 1644 zwei

Schwestern

aus Juden-

burg geru-

fen. Bei der

Aufhebung,

am 24. Jän-

ner 1782

lebten 33

Schwestern

und eine

Novizin im

Kloster.

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Nach Bratislava selbst waren die Klarissen 1297 ge-

kommen. Mit Unterstützung des Königs errichteten

6 Herzog; Klarissenkloster zum hl. Nikolaus in Wien

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sie an Stelle des zerstörten Zisterzienserklosters im

14. Jahrhundert eine Kirche und ein Kloster. 1782

wurde das Klarissenkloster aufgelöst.

Graz – Gepflegte Liturgie – 2010 auf CD

7 In Graz wurde 1602 mit Schwestern aus dem Münchner Kloster St. Jakob am Anger das Klarissen-

kloster „Zu den Allerheiligen im Paradies“ ge-gründet. Erhalten geblieben sind mehrere zum Sin-gen verwendete liturgische Bücher. Es sind äußerst gepflegte und feierlich geschriebene Antiphonale, Graduale und Processionale. Das zeigt deutlich, welche Liturgie diese Gemeinschaft in Graz gefei-ert hat. Eine Choralschola des Instituts für Kir-chenmusik und Orgel der Kunstuniversität Graz hat 2010 anlässlich eines Klara-Symposiums Offizium und Messe zum Klarafest auf eine CD aufgenom-

7 Herzog; Klarissenkloster Graz

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men und liegt so vielleicht erstmals auch gesungen vor. Unter Josef II. wurde das Klarissenkloster Graz 1782 ebenfalls aufgehoben. Zur Zeit der Auflösung hatte das Kloster 26 Chorfrauen und 10 Laien-schwestern. Am 21. Juni 1782 mussten alle Schwes-tern das Kloster verlassen.

Hall – in wenigen Jahren 90 Schwestern Im Jahre 1720 kamen sechs Schwestern aus dem Klarissenkloster Brixen nach Hall, um eine Neu-gründung vorzunehmen. Mit Hilfe von Stiftungen wohltätiger Haller Bürger erwarben die Klarissen die Kirche, die den heiligen Pestpatronen Sebastian, Rochus, Pirmin und Christoph geweiht war, und ein angrenzendes Wohnhaus. Das Kloster entwi-ckelte sich sehr gut, sodass während der kurzen Zeit seines Bestandes etwa neunzig Schwestern in Hall lebten. Die Klosteraufhebungen unter Josef II. trafen aber auch die Haller Klarissen. 1782 mussten die Schwestern ihr Kloster verlassen.

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8 Provinzarchiv der Franziskaner; Klarissenkloster Hall

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Die meisten Schwestern blieben in Hall und lebten in Gemeinschaft in Privathäusern, einige fanden Aufnahme in anderen Klöstern. 1837 starb die letzte Haller Klarisse – Apollonia Mayr – im Alter von 87 Jahren in Pradl bei Innsbruck.

Meran – Plünderung und neue Blüte Ein weiteres Klarissenkloster mit Bezug zu Öster-reich gab es in Meran, Südtirol: Die 1290 aus Dürnstein und Brixen gerufenen Klarissen konnten 1310 ein von Herzogin Euphemia von Breslau er-richtetes Kloster beziehen.

9 Das Kloster hatte gute Zucht, überstand deshalb auch die Zeit der Reformation. Während der Bau-ernkriege wurde das Kloster 1525 geplündert und Schwestern misshandelt. Bald kam das Kloster aber wieder zu neuer Blüte. Im Zuge der Josephinischen

9 Kupferstich von B. Auer; Alte Ansicht von Meran mit Kloster

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Reform wurde auch dieses Kloster 1782 aufgeho-ben.

Ewige Anbetung – von Lemberg nach Wien Die Klarissen von der Ewigen Anbetung in Wien,

Gartengasse, sind ein relativ junger Zweig im II. Orden der Franziskanischen Familie. Er wurde 1854 in Paris von Mutter Maria Clara Bouillevaux ge-gründet. 1871 verließ Mutter Maria vom Kreuz Mo-rawska Frankreich und führte in ihrer Heimat den Orden ein. Mit ihr kamen von Lemberg (damals im österreichischen Galizien – heute in der Ukraine) sieben Schwestern am 12. Juli 1898 nach Wien.

10 Nach einer ersten Blütezeit des Ordens konnten 1921 Schwestern nach Cleveland/USA zu einer Neugründung geschickt werden. Von dort aus gin-gen die Schwestern nach Indien und Bangladesch. 1925 wurde von Wien aus auch das Kloster Bautzen

10 Wien-Gartengasse: Eucharistische Anbetung in der Kloster-kirche

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gegründet, das die schwierige Zeit der DDR über-stand. Heute leben in der Gartengasse noch fünf Schwestern den Dienst der Anbetung.

Neuanfang

nach Aufhebungen vor 200 Jahren In einem gewissen Sinn einen Neuanfang bedeutet das Klarissenkloster „Maria, Mutter der Kirche“ in

Maria Enzersdorf. Auf Initiative des Säkularinstitu-tes der Kleinen Franziskanischen Familie und der Franziskaner kamen 1964 mit ausdrücklicher Gut-heißung von Kardinal Dr. Franz König Schwestern aus dem Klarissenkloster Münster-Scharnhorst-Straße in Westfalen. Seit den Kloster-aufhebungen durch Josef II. gab es in Ös-terreich kein Kloster, das der Klararegel folgte.

11 Offizieller Gründungstag ist der 11. August 1964. Die Klosterkirche wurde am 22. November 1964 „Maria, Mutter der Kirche“ geweiht. Am Tag davor proklamierte Papst Paul VI. am Schluss der III. Sit-

11 Erinnerungstafel an der Außenfassade des Klosters

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zungsperiode des II. Vatikanums feierlich diesen Titel der Muttergottes. Heute leben im Klarissen-kloster Maria Enzersdorf sieben Schwestern. Von den Gründungsschwestern sind noch Sr. M. Anto-nia und Sr. M. Margareta dabei. Die Gründungsin-tention war das Gebet um den Fall des „Eisernen Vorhangs“. Wenn es ihn sichtbar seit 1989 nicht mehr gibt, bleibt sie dennoch aufrecht, denn viele unsichtbare „eiserne Vorhänge“ trennen den heuti-gen Menschen von Gott, vom Mitmenschen und vom Zentrum der eigenen Person.

Pupping – von Senden nach Oberösterreich

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Auf Bitten der Franziskaner kamen 1968 in ihr Klos-ter Pupping in Oberösterreich Schwestern aus dem

12 Kupferstich von Georg Matthäus Vischer 1674

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Kloster der Kapuzinerklarissen von Senden in Deutschland zur Unterstützung der Brüder durch das kontemplative Leben in Gebet und Klausur. Sr. Pia, eine gebürtige Oberösterreicherin, war 1954 in Senden eingetreten. Als Gründungsäbtissin führte sie die Schwestern in das alte Franziskanerkloster an der Sterbestätte des hl. Wolfgang. Das Kloster unterstand fortan dem Provinzial der Tiroler Pro-vinz und schloss sich so dem Zweig der Klarissen an. Aus Mangel an Berufungen und nach dem plötzli-chen Tod einer jungen tatkräftigen Schwester muss-ten sich die Schwestern 1996 zur Aufgabe des Klos-ters entschließen.

Klaraschwestern – ein neuer Spross in Vorarlberg 1983 begannen die sogen. „Klaraschwestern“ in Vorarlberg als ein neuer Zweig,. Die ersten Schwes-tern kamen aus dem Klarissenkloster Brixen. Sie lebten zunächst in kontemplativer Zurückgezogen-heit und orientierten sich anfänglich an der Regel für die Einsiedeleien des hl. Franziskus. Die Ge-meinschaft gehört heute dem 3. Orden an und hat Niederlassungen in Österreich und Deutschland.

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Schachendorf – von Zagreb ins Burgenland Das jüngste Klarissenkloster Österreichs befindet sich heute im Burgenland. Am 13. Oktober 2003 gründeten kroa-tische Klarissen aus Zagreb in Schachendorf ein kleines Klos-ter. Heute leben in Schachendorf 4 Schwestern und 2 Novizin-nen.

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Taisten – von Nocera Umbra nach Südtirol

Ein weiteres deutschsprachiges Klarissenkloster wurde 1906 in Taisten/Südtirol von Nocera Umbra aus in der Heimat der 1863 verstorbenen Sr. Agnes Klara Steiner gegründet. Sie war in das Kloster San-ta Croce der Bayrischen Schwestern in Assisi 1838 eingetreten. Sr. Agnes Klara Steiner hatte auf Ersu-chen des dortigen Bischofs u.a. das Kloster San Gio-vanni Battista in Perugia sowie das Klarissenkloster

13 Die Gemeinschaft in Schachendorf mit Gästen anlässlich einer Professfeier

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Nocera reformiert und wurde dessen erste Äbtissin. Die Schwestern in Taisten hielten das Charisma von Sr. Agnes Klara in ihrer Heimat lebendig. Auch mehrere Österreicherinnen waren dort eingetreten.

1956 wurde das alte meist aus Holz gebaute Kloster durch einen Neubau ersetzt.

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Aufgrund von

ausbleibenden

Eintritten schlossen sich die Schwestern 1998 dem

Klarissenkloster Brixen an. Nach Umbauarbeiten

durch die Diözese Brixen-Bozen übernahmen die

Schwestern des Säkularinstitutes St. Josef das Klos-

ter und führen ein heute sehr beliebtes Ferienhaus

für geistliche Einkehr, Stille und Erholung.15

14 Ehem. Klarissenkloster Taisten, heute Ferienhaus eines Sä-kularinstitutes. 15 Text lt. mündlicher Auskunft der letzten Taistner Äbtissin Sr. Klara Maria

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Verwendete Literatur:

Andergasse, Leo (Hg.): Icones Clarae; Kunst aus dem Brixner

Klarissenkloster; Ausstellungskatalog; Brixen 1999

Dompfarre St. Stefan: Pfarrblatt „Für Gott und die Men-

schen“; 60. Jahrgang/Nr. 3; Ostern 2005

Evangelische Pfarrgemeinde A.B. Wien: 225 Jahre lutheri-

sche Stadtkirche 1783-2008

Harmuth, Karin: Funktion und Gestaltung des Klarissen-

klosters Sankt Maria in Paradeis in Judenburg im 13. Jahr-

hundert, Diplomarbeit, Wien 2013:

http://othes.univie.ac.at/24900/1/2013-01-10_0306479.pdf

Herzog, P. F. Placidum: Cosmographia Austriaco – Francis-

cana, seu exacta Descriptio Provinciæ Austriæ; Köln 1740

Kurz, mag. Christiane Ulrike: „Ubi et est habitation sororum

et mansio tratrum“, Doppelklöster und ähnliche Klosterge-

meinschaften im mittelalterlichen Österreich, Dissertation,

Wien 2010:

http://othes.univie.ac.at/9392/1/2010-01-10_9701586.pdf

Nothegger, Oberstudienrat P. Dr. Florentin: Klarissen in Ös-

terreich; maschinschriftliche unveröffentlichte Arbeit; 1970

Ratheiser, Denise: Die ehemalige Kirche des

Klarissinnenklosters in Dürnstein an der Donau; Diplomar-

beit, Wien 2013:

http://othes.univie.ac.at/24896/1/2013-01-08_0502191.pdf

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Volgger, Siegfried: Das Klarissen- und Franziskanerkloster

in Brixen; Bozen 1991

Zahner, Paul (Hg.): Lebendiger Spiegel des Lichtes: Klara

von Assisi; Beiträge zum Grazer Symposium vom 12.-13.

November 2010; Norderstedt 2013

Bildnachweis: Titel: P. Georg Tauderer ofm Seite 11 https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Brixen_Klarissenkloster_zur_hl._Elisabeth_(14209).jpg Seite 12, 15, 16, 17 P. F. Placidum Herzog ofm Seite 13 http://mapire.eu/oesterreichischer-staedteatlas/st-veit-glan/view/st_velt_glan_01.ecw/ Seite 14 https://www.vorarlberg.at/jpg/valduna1676scheel1925.jpg Seite 18 Provinzarchiv Franziskaner Seite 19 https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Klarissenkloster_Meran_Kupferstich_Benedikt_Auer_um_1750.jpg Seite 20 Klarissenkloster Wien, Gartengasse Seite 21 Archiv Klarissen Maria Enzersdorf Seite 22 https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Pupping.jpg Seite 24 Klarissenkloster Schachendorf Seite 25 Villa San Giuseppe

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Klarissenkloster „Maria, Mutter der Kirche“ 2344 Maria Enzersdorf, Zipsgasse 4