ZumGedenken

anKarl

MichaelKomma

Foto (privat): Karl Michael Komma am 24. Dezember 2011

Die Aufnahmen dieser unverkäuflichen CDwiederholen das Programm einer Veranstaltungvom Bund der Köngener am 10. Februar 2014im Haus der Stuttgarter Tempelgesellschaft.

Initiator, Organisator und Moderator war Prof.Dr. Ulrich Prinz, der auch eine Auswahl vonAquarellbildern aus dem Nachlass des Uni-versal-Genies Karl Michael Komma zeigenkonnte (siehe 4 Beispiele in diesem Heft).

Ausübende Künstlerinnen des Abends warendie Sprecherin Renate Hausmann und diePianistin Angela-Charlott Linckelmann,der Werke des Komponisten persönlich ge-widmet sind, u.a. das hier aufgenommene.

Diese Produktion wurde möglich dank großzü-giger Unterstützung von Frank Goltermann.Öffentliche Wiedergabe der Titel Nr. 1 bis 17ist ausdrücklich erwünscht. Nr. 18 ist ein Mit-schnitt des Bayerischen Rundfunks aus demJahr 2003 und ausschließlich dem privatenGebrauch vorbehalten.

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ZumGedenken

anKarl

MichaelKomma

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Karl Michael Komma GeDiCHte

1913–2012

Was blieb von schlanker Abendflöte Klingen?(aus: Logorhythmen, 1993)Gedichte sind gemalte Fensterscheiben(unveröffentlicht, 2005)Requiem für Karl Marx(aus: Gib Deine Hand, 2000)Schwäbische Alb(aus: Orte und Zeiten, 1959-1980)

Karl Michael Komma VieR KLAVieRStüCKe (1997)nach Gedanken der Bettina Brentano

1. … was mir der Tag gewährte, das verträumte ich, und inder Nacht weckte mich der Traum, Weltbegebenheiten mit zu erleben mühelos in der Nacht …2. Die Pause in der Musik, wer kann sie fassen?Heimlicher Kräfte voll, harrt sie der Begeisterung3. … einmal sagte Hölderlin, alles sei Rhythmus, das ganzeSchicksal des Menschen sei ein himmlischer Rhythmus …4. … denn Gott ist die Leidenschaft …

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Karl Michael Komma Mozart! Name!(handschriftliche Notiz, 2006?)

Wolfgang A. Mozart RoNDo FüR KLAVieR a-Moll KV 511 (1787)1756–1791 Andante

Karl Michael Komma GeDiCHte

Marsyas (Antikisch)Venedig (Epigrammatisch)Schüttelreime und Limericks(aus: Logorhythmen, 1993)Uralt sein, das ist doch wirklich Gnade(handschriftlich)

Robert Schumann RoMANze b-Moll op. 28/1 (1839)1810–1856 Sehr markiert

RoMANze Fis-Dur op. 28/2 (1839)Einfach

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Renate Hausmann, Sprecherin

Geboren in Dresden, Studium der Sprecherziehung und Vortragskunst beiProf. Marga Muff-Stenz an der Staatlichen Hochschule für Musik undDarstellende Kunst Stuttgart. Studium im Spezialgebiet Märchenerzählen beiProf. Vilma Mönckeberg-Kollmar, Hamburg.Rezitationen in Deutschland und in der Schweiz. Mitwirkung als Sprecherinin Konzerten des Schwäbischen Sinfonieorchesters bzw. WürttembergischePhilharmonie Reutlingen. Plattenaufnahmen von Die Bremer Stadtmusi-kanten von Franz Hirtler mit dem Urban-Quartett.Eigene Gedichte. Übersetzungen aus dem Niederländischen. Lehrtätigkeit alsSprecherzieherin an den Pädagogischen Hochschulen Reutlingen undSchwäbisch Gmünd und an der Staatlichen Hochschule für Musik undDarstellende Kunst Stuttgart. Seit 1971 Mitglied der GEDOK Reutlingen.

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Angela-Charlott Linckelmann, Klavier

Geboren in München, studierte die Pianistin dort bei Jürgen von Oppen,in Salzburg bei Alfons Kontarsky und in Basel bei Rudolf Buchbinder. Meisterkurse besuchte sie bei Rudolf Buchbinder, Hans Leygraf und DetlefKraus. 1983 errang die Stipendiatin des bayerischen Musikrates den 1. Preisbeim Bundeswettbewerb der deutschen Musikakademien. Sie lebt undarbeitet heute freiberuflich in Reutlingen. Seit 1994 ist sie Mitglied derGEDOK.Karl Michael Komma hat der Künstlerin Werke gewidmet. Seit 2009 leitetsie die Solistenklasse (künstlerische Sonderklasse) im Fach Klavier an derMusikschule Pliezhausen/Neckar. Außerhalb der solistischen Tätigkeit, die die Wiedergabe von Werkensämtlicher Epochen bis hin zur neuesten Musik umfasst, widmet sie sich mitgroßer Leidenschaft der Kammermusik in verschiedenen Besetzungen.Eine besonders intensive Zusammenarbeit besteht mit dem Geiger MichaelDinnebier. Mit ihm ist sie regelmäßig zu Gast in Konzerten und Produktionenbeim SWR Freiburg (u.a. gab es im Dezember 2012 eine Live-Direkt-übertragung auf SWR2 mit Werken von Mozart, Poulenc, Debussy undBeethoven). CDs sind bei MELISMA, tacet und GENUIN erschienen.

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Prof. Dr. Ulrich Prinz, Musikwissenschaft – Moderation

Geboren in Esslingen 1937, Abitur 1956. Studiert Schulmusik an der Staatl.Hochschule für Musik Stuttgart, Künstlerische und Pädagogische Prüfungfür das Lehramt an Gymnasien. Zweitstudium an der Universität Tübingen,Promotion 1974 mit der Dissertation Studien zu J.S. Bachs Instrumentarium.Stipendiat der DFG, Assistent an der PH Reutlingen, Prof. an der PHLudwigsburg.Wissenschaftlicher Leiter der Internationalen Bachakademie Stuttgart von1986 bis 2002, anschließend deren wissenschaftlicher Berater. ZahlreichePublikationen, insbesondere zum barocken Instrumentarium und zur Auf-führungspraxis. Ausübender Violoncellist in Orchester und Kammermusik.Verantwortet eine Reihe von Ausstellungen und ist in mehreren Ehrenämterntätig.

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Karl Michael Komma wird am Heiligen Abend 1913 in Asch (Böhmen) ge-boren. Von seinem Großvater Eduard Adler erhält er mit fünf Jahren – ebensowie seine älteren Geschwister, regelmäßig Klavierunterricht, u.a. nach demMotto: »Du musst mit den kleinen Fingern singen!« – später auch Violin-unterricht. Mit acht Jahren beginnt er, kleinere Stücke zu komponieren undmit zehn Jahren entdeckt er die Orgel für sich. In der Familie wird sehr vielKammermusik gemacht.Nach der Schulzeit in Eger und Asch und dem Abitur, studiert Komma von1932 bis 1934 in Prag an der Deutschen Akademie für Musik und Dar-stellende Kunst Komposition bei Fidelio F. Finke, Klavier bei Franz Langerund Dirigieren bei Georg Szell, außerdem an der Deutschen Universität PragMusikwissenschaft bei Gustav Becking sowie Anglistik. 1934 setzt er seinemusikwissenschaftlichen Studien bei Heinrich Besseler an der UniversitätHeidelberg fort und wird 1936 mit der Dissertation Johann Zach und dietschechischen Musiker im deutschen Umbruch des 18. Jahrhunderts promo-viert. Bis 1939 ist er als Assistent von Besseler am musikwissenschaftlichenInstitut der Universität Heidelberg tätig, er nimmt bei Wolfgang FortnerKompositionsunterricht.Wegen schwerer gesundheitlicher Probleme und einer Operation wird er vomWehrdienst befreit, übernimmt 1940 die Leitung der Franz-Schubert-Musik-schule von Reichenberg und heiratet die Studienfreundin seiner Schwester,Dr. Lotte Scholze. Nach der Vertreibung findet die junge Familie mit denTöchtern Sibylle und Barbara bei seinem Onkel Hans Adler in Waller-stein bei Nördlingen Unterschlupf, wo Sohn Michael geboren wird.

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Ein Lehrauftrag für Musik am Progymnasium von Bopfingen, Arbeit imMusikarchiv des Fürsten zu Oettingen-Wallerstein, viele Vorträge, Konzerteund eine Zusammenarbeit mit dem SDR schließen sich an, bevor Komma1954 an die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst nachStuttgart berufen wird und mit seiner Familie nach Reutlingen übersiedelt.1960 folgt dem Lehrauftrag eine Professur für Komposition, Theorie undMusikgeschichte. Nach der Emeritierung 1978 ist Komma bis 1988 Lehr-beauftragter für Kirchenmusikgeschichte ebendort. Bedeutsam ist dieGründung und Mitherausgabe der Zeitschrift für Musiktheorie (1. Jg. 1970)sowie die Verleihung mehrere Kompositionspreise.Zahlreiche weitere Kompositionen, Veröffentlichungen, Vorträge, künstleri-sche Tätigkeiten als ausübender Pianist, Improvisator, Organist und Kam-mermusiker folgen. Er ist erfolgreicher Initiator, Gründer und Förderermusikalischer Institutionen in seiner zweiten Heimatstadt Reutlingen: Würt-tembergische Philharmonie, Musikschule, Gesellschaft der Musikfreundesowie die Reihe Musica nova, deren Geschicke er zwei Jahrzehnte lenkt.Seine vielseitigen Kompositionen sind inzwischen auf einer großen Anzahlvon CDs dokumentiert. Kommas Begabungen auf den Gebieten der Lyrikund Grafik/Malerei sind leider weniger bekannt geworden.Im Jahr 1999 stirbt seine Frau Lotte nach fast sechzig Jahren glücklicher Ehe,auf ihren Tod schreibt er ein Requiem für Chor und Orgel. Im Jahr 2004heiratet Komma seine zweite Frau Charlotte Epple. Komma verstirbt inMemmingen am 23.9.2012 und wird in Reutlingen am 1.10. unter außer-gewöhnlicher Anteilnahme zu Grabe getragen.

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Das Kulturamt der Stadt Reutlingen und weitere Institutionen habenKarl Michael Komma zum 100. Geburtstag mit vier Konzerten, Rezitation,einem Vortrag und Ausstellungen in der Zeit vom 10. November 2013 bis8. Februar 2014 gebührend gewürdigt.

Ulrich Prinz

KMK-Werkverzeichnis 2006 und weitere Informationen: http://kmkomma.de

Lonsingen, Kirchberg (Feder/Aquarell)

Lonsingen (Aquarell)

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Karl Michael Komma, Zehn Gebote für junge Komponisten

1. Du sollst bedenken, was Musik ist – und dich entscheiden, ob sie dir nochsinnvolle Ordnung der Töne bedeutet oder eine Vielfalt aller möglichenakustischen Ereignisse, die dem Zufall überlassen bleiben …

2. … Ein Hauptkriterium für deine Musik ist, daß du sie innerlich hörst, daßdeine Klangvorstellungen so nahe an die Wirklichkeit heranreichen, daß dubei der ersten Probe sie wieder erkennst und dich im Wesentlichen bestätigtfühlst.

3. Du sollst bedenken, daß deine Musik nicht alleine von dir stammt, sonderndir von einem Höheren verliehen wurde …

4. Du sollst nie vergessen, daß du für Menschen komponierst.

5. Du sollst deine Herkunft nicht verleugnen … weil es keine »Stunde Null«gibt, weil eines aus dem anderen fließen muß, weil das Abreißen desgeistigen Bandes Vernichtung bedeutet …

6. Du sollst dir der Verantwortung bewußt sein, die du als Komponist indieser Gegenwart hast … Lerne von den Großen, die das Aktuelle mit demZeitlosen zu verbinden wußten, die vermochten, Zeitbedingtes durch ihreKunst über die Zeit hinaus gültig zu machen …

7. Du sollst stets daran denken, daß du mit deinem Komponieren auch einenBeitrag für die Musik der Zukunft leistest … Du sollst kein Futurist sein, dermit der Vergangenheit radikal bricht … dein Tun und Streben sollte sich aufdie Hinüberrettung der »musica humana« ins Land hinter den unbekanntenUfern richten …

8. Du sollst nicht glauben, für die Ewigkeit produzieren zu müssen.

9. Du sollst Deine Kunst nicht um ein paar Silberlinge verraten, keinerObrigkeit, Clique, Presse zuliebe anders schreiben, als du mußt …

10. Du sollst ertragen, daß dein Kollege da ist und auch komponiert. Seitolerant, vielleicht kannst du gerade von dem einmal lernen, den du heutenoch nicht leiden magst …

In: »Zehn Gebote für junge Komponisten« (Musik und Musikwissenschaft, Schriften der

Sudetendeutschen Akademie für Wissenschaft und Künste, Band 10, 1989) legte ich nicht nur

mein künstlerisches Bekenntnis ab, sondern zog auch die Quintessenz meiner jahrzehntelangen

Lehrtätigkeit. Hier ein knapper Auszug: [Wiederabdruck in: Karl Michael Komma, Lebenswege.

Autobiographische Skizzen und Werkverzeichnis. CV Stuttgart 1999, S. 33f.]

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Bastia (Feder/Aquarell)

Aubenas (Feder/Aquarell)

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Nachruf auf Prof. Dr. Karl Michael Komma24. Dezember 1913 – 23. September 2012

Am 1.10.2012 haben wir den herausragenden »böhmischen Musikanten« miteiner ungewöhnlich großen Trauergemeinde und einer bedeutsamenAbschiedsrede von Pater Paulus Blum SDS in Reutlingen zur letzten Ruhegeleitet. Der Hochbetagte war Mitglied der Gesellschaft für Musikgeschichtein Baden-Württemberg e.V. von den Anfängen an. Am Christfest 2013,seinem hundertsten Geburtstag, denken wir besonders an ihn.Kommas Leben, Werk und Wirken zeigt den universell begabten Musikermit sehr vielen Facetten: als Komponist, Pianist und Organist, Hochschul-lehrer, Vertrauensdozent, Musikwissenschaftler, Kunstverständiger,Pädagoge, Organisator, Familienvater, sprachbegabter Lyriker und Erfindervon Schüttelreimen, Karikaturist und Aquarellzeichner. Als Mensch ister immer bescheiden, zuvorkommend und hilfsbereit, strahlt Sicherheit ausund ist eine Stütze der Schwachen, gleich welchen Alters. Seine gelebteHumanitas soll hier im Mittelpunkt stehen.Meine Frau und ich kennen ihn seit über 50 Jahren – bald auch seine Familie,als Studierende, als Musiker, als Hörer von Konzerten mit Aufführungenseiner Werke, als Kollegen, als Freund. Nie steckt er hinter einer Fassade,Zynismus ist ein Fremdwort für ihn, Sinn für Humor hat er immer. Respekthat er bei allen, qua Person, Ausstrahlung und Können, seine ganze Persön-lichkeit wirkt immer glaubhaft und ist in seinem gesamten Tun zu spüren.

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In seiner neuen Heimat Reutlingen zeigt er kulturellen Weitblick, fördert denmusikalischen Nachwuchs, regt 1966 maßgeblich die Gründung der Gesell-schaft der Musikfreunde an, ist von 1968 bis 1973 Vorsitzender des Kurato-riums des Schwäbischen Sinfonie-Orchesters (das auf seine Initiative späterin Württembergische Philharmonie umbenannt wird), gründet 1969 dieReihe Musica nova, deren künstlerischer Leiter er zwanzig Jahre ist, initiiert1970 die Gründung der Musikschule, ruft 1981 die Reutlinger Musiktage insLeben, hält unzählige Vorträge und Einführungen. Sein beispielhafter,ehrenamtlicher Einsatz gilt nicht nur für die Region, durch sein haupt-amtliches Wirken als Hochschullehrer über Dezennien ist er für mehr alseine Generation Vorbild und wird zum kreativen Multiplikator, mit Preisenmehrfach ausgezeichnet.Unvergessen sind seine musikgeschichtlichen »Vorlesungen«, ein stupendesFeuerwerk von zumeist in freier Rede vorgetragenen Gedanken, kunst- undkulturgeschichtlichen Zusammenhängen. Ebenso unvergessen ist eine Ex-kursion zur Holbein-Ausstellung in Basel, in der uns Komma beeindruckenddie Augen öffnet, was der Maler wohl im Sinn gehabt haben könnte. Einebesondere Tat ist in dieser Hinsicht die Veröffentlichung seiner Musikge-schichte in Bildern (Kröner 1961). Gewürzt sind seine Veranstaltungen miteindrucksvollen Klangbeispielen am Flügel, auch unter Einbeziehung seinerStudierenden, die er immer wieder begleitet. Anfang der 60er Jahre liester über die Musik der Romantik, von Schumann spielen wir Fünf Stückeim Volkston für Violoncello und Klavier op. 102, darauf sagt Komma:

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»Nächste Woche spielen wir die g-Moll-Sonate von Chopin«. Mein Einwand,»das Werk habe ich noch nie gespielt« fruchtet überhaupt nicht, »das machtnichts, ich begleite Sie trotzdem« lautet Kommas lapidare Antwort, also habeich geübt und ein neues Stück ge- und begriffen. Durch sein Angebot einesmusikwissenschaftlichen Seminars lernen wir kritisches Problembewußtsein,selbständiges Arbeiten und die sinnvolle Benutzung von Bibliotheken.Komma ist nicht nur ein überaus gewandter Pianist, Vom-Blatt-Spieler undBegleiter, sondern auch ein selten begabter Improvisator auf Tasteninstru-menten. 1972 findet ein Konzert in der Aula der Pädagogischen HochschuleReutlingen statt. Zusammen mit dem Musiker-Kollegen Prof. Dr. FranzHirtler erklärt sich Komma bereit, Improvisationen über ein Thema aus demPublikum als Duo an Flügel, Cembalo und Orgel zu spielen, stilistisch vomBarock bis zum Jazz und Pop, der Erfolg ist durchschlagend bei so begnade-ten Musikern.Vielen Menschen ist er als Wegbegleiter und Freund in Kümmernis und Notbeigestanden, hat sie liebevoll getröstet, sei es durch einen persönlichenBesuch oder durchs Klavierspiel übers Telefon. Nach der Wende gelingt es,die Dissertation seiner Gattin Lotte über André Gide (maschinenschriftlichin Prag erhalten) entliehen zu bekommen und zu digitalisieren, damit sie Neu-erkenntnisse einarbeiten kann. Sie stirbt am 12.9.1999 nach fast 60 Jahrenglücklicher Ehe.Noch in hohem Alter ist Komma um das Wohl seiner (älteren) SchwesterHelene, die auch in Reutlingen wohnt, sehr besorgt. Da er kein Auto besitzt,

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fährt er mit öffentlichen Verkehrsmitteln sogar nach Urach, um sie im dortigenKrankenhaus zu besuchen. Der nahezu 90-jährige Komma wird um einenFestvortrag zum 100. Geburtstag seines verstorbenen Kollegen und FreundesProf. Hans Grischkat in Reutlingen gebeten. Im Rathaus hält er am 19.10.2003nicht nur den Vortrag Hans Grischkats Wirken in Reutlingen, sondern spieltzu Beginn Bachs Präludium und Fuge E-Dur BWV 878 und danach HändelsKlaviersuite Nr. 2 F-Dur HWV 427 – und das mit einer geschwollenen Hand,zugezogen durch einen Sturz kurz zuvor.Ein Beispiel für seine extreme Gewandtheit im Vom-Blatt-Spiel dürfen wirim April 2011 erleben, als meine Frau und ich ihn in der Heimat seiner zwei-ten Gattin, Charlotte Epple-Komma, in Memmingen besuchen. Sein Kurzzeit-Gedächtnis zeigt nicht mehr die gewohnte Form, aber am Flügel ist er ganzder Alte. Wir spielen Klaviertrio, u.a. Schuberts Notturno Es-Dur D 897, daser zu unserem großen Erstaunen nicht kennt, er bewältigt den wirklichschweren Klavierpart ohne zu stocken.Nicht verschwiegen werden sollen Schwierigkeiten im Umgang mit der Ver-gangenheit. Die Mehrheit der Generation unserer Eltern wird durch üble Pro-paganda geblendet und leider z.T. auch mißbraucht. Der im böhmischen»Ausland« in einer deutschen Minderheit aufgewachsene Komma hat in Pragstudiert, kommt als Zwanzigjähriger im Sommersemester 1934 an die Uni-versität Heidelberg, Hoffnungen werden geweckt, denen später bittereEnttäuschungen folgen. Auch er wird zu »Jugendsünden« (linientreuen Vokal -werken) verführt, die er nach Jahren bereut, von denen er sich distanziert,

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indem er sie nicht in sein Werkverzeichnis aufnimmt. Er und seine Familieverlieren die Heimat und müssen bei der Vertreibung Schlimmes erleiden.Komma hat 1999, in: Lebenswege. Autobiographische Skizzen und Werkver-zeichnis (Carus-Verlag Stuttgart) zu seiner Vergangenheit eindeutig Stellungbezogen. Wenige journalistische Eiferer, auch aktualitätsbeflissene Kollegen– mit der Gnade der späten Geburt versehen – meinen, nachträglich KommasRuf schädigen zu müssen. Das ist bedauerlich und wird längst nicht nur beiallen, die Komma kennenlernen durften, auf Unverständnis stoßen.In der eingangs genannten Abschiedsrede wird Karl Michael Komma tref-fend als »Sämann und zugleich Saatkorn« bezeichnet. Dieses Korn ist nichtnur bei uns, sondern mehrfach aufgegangen, als Vorbild lebt er und seinbesonderer Geist in vielen Herzen weiter.

Ulrich Prinz

In: MUSIK IN BADEN-WÜRTTEMBERG, Jahrbuch 2013, Band 20. Im Auftrag der Gesellschaft

für Musikgeschichte in Baden-Württemberg herausgegeben von Ann-Katrin Zimmermann.

Strube Verlag München Oktober 2013, S. 219-221.

© 2014 Musik&Wort

Stöffelburgstr. 272770 Reutlingen

www.thomas-felder.deLC 08844

Nr. 1-4 :

Nr. 5-8 :

Nr. 9 :

Nr. 10 :

Nr. 11-15 :

Nr. 16-17 :

Nr. 18 :

Gesamtproduktion: Thomas Felder. Die Rechte für öffentliche Wiedergabe des letzten TitelsNr. 18 liegen beim Bayerischen Rundfunk. Alle anderen Aufnahmen dieser unverkäuflichenCD stehen unter dem Labelcode 08844 für Rundfunksendungen zur Verfügung.KMK-Werkverzeichnis 2006 und weitere Informationen: http://kmkomma.de

GeDiCHte VoN KARL MiCHAeL KoMMA

VieR KLAVieRStüCKe VoN KARL MiCHAeL KoMMA

nach Gedanken der Bettina Brentano (1997) 11’34’’

MozARt! NAMe! handschriftliche Notiz von KMK (2006?)

RoNDo FüR KLAVieR VoN WoLFGANG A. MozARt

a-Moll KV 511 Andante (1787) 09’56’’

GeDiCHte VoN KARL MiCHAeL KoMMA (aus d. J. 1993 - 2005)

RoMANzeN VoN RoBeRt SCHUMANN

b-Moll op. 28/1 Sehr markiert (1839) 03’53’’

Fis-Dur op. 28/2 Einfach (1839) 03’32’’

»PAN UND DAS CHRoMA« Komponistenportrait BR (2003)