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Impressum

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Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUMA) ZUMA ist Mitglied der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen e.V. (GESIS). Die GESIS ist eine Einrichtung der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL) (www.wgl.de). Vorsitzender des Trägervereins ZUMA e.V.: Prof. Dr. Jan van Deth Direktor: Prof. Dr. Peter Ph. Mohler Hausanschrift Postanschrift B 2, 1 Postfach 12 21 55 68 159 Mannheim 68 072 Mannheim Telefon 0621/1246 - 0 Fax 0621/1246 - 100 Redaktion: 0621/1246 - 228 E-Mail [email protected] Internet www.gesis.org/zuma ZUMA www.gesis.org/ GESIS Herausgeber: Prof. Dr. Ingwer Borg Redaktion: Rolf Porst ISSN 0941-1670 28. Jahrgang Die ZUMA-Nachrichten veröffentlichen – neben Nachrichten des Instituts – Artikel, die von Interesse für die empirische Sozialforschung, insbesondere die Umfrageforschung, sind. Alle Artikel müssen einen methodischen Fokus haben oder zumindest methodische Aspekte stark betonen. Das Spektrum möglicher Artikel ist breit: Es reicht von Grundlagenforschung über angewandte Papiere bis zu Arbeiten, die einen praktisch-operativen Charakter haben. Die Artikel in den ZUMA-Nachrichten sollen für eine breite Leserschaft von Wissenschaftlern und Praktikern im Bereich der empirischen Sozialforschung verständlich sein. Alle Beiträge, die zur Veröffentlichung in den ZN eingereicht werden, werden von mindestens zwei unabhängigen Gutachtern blind begutachtet. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der Autoren wieder. Der Nachdruck von Beiträgen ist nach Absprache möglich. Die ZUMA-Nachrichten erscheinen im Mai und November eines Jahres. Sie werden Interessenten auf Anforderung kostenlos zugesandt. Die ZUMA-Nachrichten finden Sie auch im WWW unter der Adresse: http://www.gesis.org/publikationen/zeitschriften/zuma_nachrichten/. Druck: PrintArt GmbH Druckerei + Verlag, Dannstadt/Mannheim Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.

ZUMA, Mannheim, 2004

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Inhaltsverzeichnis

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FORSCHUNGSBERICHTE Entwicklung und Validierung einer Kurzskala für die Messung der Big-Five- Persönlichkeitsdimensionen in Umfragen Beatrice Rammstedt, Karina Koch, Ingwer Borg & Tanja Reitz .........................................5 Computerunterstützte Vercodung der International Standard Classification of Occupations (ISCO-88) Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik, Doris Hess & Alfons J. Geis ...........................................29 Panel-Erhebungen mit Gesundheitsbezug Ulrich O. Mueller & Cornelia Bormann ...........................................................................53 MITTEILUNGEN EVSLabels 1.0 – Ein Tool zur automatischen Erstellung von SPSS-setups für Scientific Use Files der EVS 2003. ...................................................................................97 Stigma In Global Context: Mental Health Study...............................................................99 4. Nutzerkonferenz „Forschung mit dem Mikrozensus: Analysen zur Sozialstruktur und zum Arbeitsmarkt“ – Call for Papers ................................................101 GOR05. Seventh International GOR Conference. GERMAN ONLINE RESEARCH '05 ..............................................................................................................103 BMBF-Pressemitteilung Nr. 241/2004: Nationaler Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten berufen ................................................................................................104 BUCHBESPRECHUNGEN Wüst, Andreas (Hrsg.): Politbarometer, 2003. ................................................................106 Groves, Robert M., Fowler, Floyd J., Couper, Mick P., Lepkowski, James M., Singer, Eleonor & Roger Tourangeau: Survey Methodology, 2004 ................................109

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Hoffmeyer-Zlotnik, Jürgen H. P. & Christof Wolf (Hrsg.): Advances in Cross-National Comparison. A European Working Book for Demographic and Socio-Economic Variables, 2003..............................................................................110 ZUMA-PUBLIKATIONEN Neue Bücher bei ZUMA .................................................................................................114 ZUMA-Methodenberichte...............................................................................................118

ZUMA-VERANSTALTUNGEN 2005 ZUMA-workshops: Erstes Halbjahr 2005............................................................................ 119

GUTACHTERINNEN UND GUTACHTER DES 28. JAHRGANGS 2004 .....................120 NACHRICHTEN AUS DEM INSTITUT ............................................................................121 DURCHWAHL-RUFNUMMERN .....................................................................................122

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ENTWICKLUNG UND VALIDIERUNG EINER KURZSKALA FÜR DIE MESSUNG DER

BIG-FIVE-PERSÖNLICHKEITSDIMENSIONEN IN UMFRAGEN

BEATRICE RAMMSTEDT, KARINA KOCH, INGWER BORG & TANJA REITZ

ine Vielzahl spezieller Studien belegt, dass die Persönlichkeit der Befragten einen bedeutsamen Anteil der Varianz von Umfragedaten erklären kann. Bislang ist eine

routinemäßige Erfassung der Persönlichkeit in Umfragen jedoch deshalb nicht möglich, weil sie mit sehr unfangreichen Itembatterien gemessen wird. In der vorliegenden Unter-suchung wird nun gezeigt, dass die grundlegenden fünf Persönlichkeitsdimensionen mit jeweils nur einem Item hinreichend reliabel und valide erfassbar sind. Die Ergebnisse einer Pilotstudie deuten darauf hin, dass diese Single Items vergleichbare Zusammenhän-ge mit Outcome-Variablen aus dem Arbeitskontext aufweisen wie herkömmliche Multi-Item-Verfahren. Einschränkende Faktoren, wie die hohe Bearbeitungsdauer und die Anfäl-ligkeit für sozial erwünschtes Antwortverhalten, werden diskutiert.

umerous studies have shown that the respondent’s personality can explain a substan-tial portion of variance in survey data. So far, however, measuring personality re-

quires scales with many items. The present study shows that personality can be assessed reasonably reliably and validly using only one item per dimension. Results of a pilot study indicate that these single items correlate with outcome variables from the work context as much as scale values from conventional multi-item-inventories do. Some limiting factors are discussed, such as the relatively long time required to answer the single items or the susceptibility to socially desirable answers.

1 Einleitung In den meisten sozialwissenschaftlichen Umfragen werden zahlreiche soziodemographi-sche Variablen wie z.B. Alter, Geschlecht, Bildung, Beruf oder Einkommen erhoben. Diesen Variablen gilt selten das Hauptinteresse. Sie spielen vielmehr die Rolle von Hin-

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tergrundvariablen, die nur erhoben werden, weil sie sich möglicherweise dazu eignen, die inhaltlich interessierenden Variablen statistisch zu erklären. Geeignete Batterien entspre-chender demographischer Items muss der Forscher nicht eigens ausarbeiten, sondern kann sie in Form ausgefeilter Standarddemographien (Ehling & Hoffmeyer-Zlotnik, 1988; Ehling, Hoffmeyer-Zlotnik, Quitt & Heyde, 1993; Hoffmeyer-Zlotnik & Wolff, 2003) „vom Regal“ nehmen.

Für psychologische Variablen gibt es keine derartigen Item-Standardbatterien, obwohl es mindestens gleichermaßen plausibel erscheint und natürlich auch vielfach empirisch belegt ist, dass sich viele Meinungen und Einstellungen in erheblichem Ausmaß durch die individuellen Grundmuster der Motive, Werte, Interessen und Persönlichkeitseigenschaf-ten der Befragten erklären lassen. Natürlich kommen derartige Variablen auch in Umfra-gen zum Einsatz, aber eben nicht i.S. von standardmäßig erhobenen Hintergrundvariablen, sondern nur dann, wenn die Forscherin für sie von vornherein fokussierte Hypothesen entwickelt. Das ist vor allem in den für die sozialwissenschaftliche Forschung besonders relevanten Bus-Umfragen wie z.B. dem ALLBUS oder dem ISSP kaum jemals der Fall. Der Grund dafür, nicht auch psychologische „Allzweck-Variablen“ wie z.B. Items zur Messung der Persönlichkeit routinemäßig in Umfragen einzusetzen, ist also vermutlich weniger theoretisch, sondern ganz praktisch begründet: Zur Messung derartiger Konstruk-te bietet die Psychologie fast nur Itembatterien an, die aus vielen – oftmals über 100! – Items bestehen. Wenn die Forscherin nicht von vornherein begründete Hypothesen hat, die den Einsatz derartig aufwendiger Instrumente rechtfertigen, wird sie sie nicht verwen-den können oder wollen.

Das eigentliche Problem ist also nicht, dass es sinnlos wäre, in Umfragen neben soziode-mographischen auch entsprechende psychologische Standardvariablen zu erheben, son-dern dass hierfür keine ökonomischen Instrumente zur Verfügung stehen. Wenn man jedoch zeigen könnte, dass sich z.B. die Persönlichkeit einer Person auch mit z.B. fünf Items messen ließe statt mit 50 bis 250 Items wie in den hierzu etablierten Instrumenten, dann stünde auch dem Routineeinsatz solcher Variablen zumindest kein technischer Grund mehr im Wege – vorausgesetzt natürlich, derartige Einfachinstrumente wären hinreichend genau und valide. Im Folgenden wollen wir zeigen, dass sich solche Instru-mente in der Tat konstruieren lassen. Dabei konzentrieren wir uns zunächst nur auf die Messung der Persönlichkeit i.S. des zur Zeit verbreitetsten Modells, dem sog. Big-Five-Modell. Der Grundansatz lässt sich aber auch auf andere psychologische Variablen über-tragen.

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1.1 Grundzüge des Big-Five-Modells der Persönlichkeit Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat sich das Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit (McCrae & Costa, 1987; McCrae & John, 1992) – auch als die „Big Five“ bezeichnet (erstmals durch Goldberg, 1981) – als meistverwendeter Ansatz für eine allgemeine psy-chometrische Beschreibung der Persönlichkeit einer Person durchgesetzt. Dieses Modell basiert auf einem lexikalischen Ansatz, der annimmt, dass alle wesentlichen inter-individuellen Unterschiede im Wörterbuch einer Sprache durch entsprechende Begriffe repräsentiert sind. In einer Vielzahl von Studien (Borgotta, 1964; Digman & Takemoto-Chock, 1981; Norman, 1963; Tupes & Christal, 1961) konnte belegt werden, dass sich die Einschätzung von Personen auf diesen persönlichkeitsbeschreibenden Begriffen auf glo-balster Ebene auf fünf bipolare Dimensionen reduzieren lässt.

Die erste Dimension, Extraversion, subsummiert Merkmale wie Geselligkeit, Aktivität, Gesprächigkeit und Durchsetzungsfähigkeit auf der einen Seite, während der Introversi-onspol durch Begriffe wie still, schweigsam und zurückgezogen charakterisiert ist. Perso-nen, die z.B. „gesellig“ sind, tendieren ebenfalls dazu, alle anderen Eigenschaften dieses Dimensionspols aufzuweisen, also eher aktiv, gesprächig, durchsetzungsfähig und wenig schweigsam und zurückgezogen zu sein. Die zweite Dimension, Verträglichkeit, be-schreibt interpersonelles Verhalten. Personen mit einer hohen Ausprägung auf diesem Faktor sind altruistisch, neigen zu zwischenmenschlichem Vertrauen, zur Kooperativität und zur Nachgiebigkeit. Personen mit einer niedrigen Ausprägung in der Dimension Verträglichkeit lassen sich als kühl, kritisch und misstrauisch beschreiben. Die Dimension Gewissenhaftigkeit differenziert Personen, die zielstrebig, ausdauernd, diszipliniert und zuverlässig sind von solchen, die nachlässig, gleichgültig und unbeständig sind. Die vierte Dimension, Neurotizismus (vs. emotionale Stabilität), beschreibt die Art und Weise, wie sich eine Person emotional verhält. Personen mit hoher Ausprägung auf diesem Faktor reagieren leicht unsicher, nervös, ängstlich und deprimiert. Personen mit einer niedrigen Ausprägung sind dagegen eher gelassen und entspannt. Der fünfte Faktor, Offenheit für Erfahrungen, umfasst Aspekte wie das Interesse an neuen Erfahrungen, Erlebnissen und Eindrücken. Personen mit einer hohen Ausprägung auf diesem Faktor sind wissbegierig, phantasievoll, intellektuell und künstlerisch interessiert, während Personen mit einer niedrigen Ausprägung eher zu festen Ansichten, Traditionalismus und Konservatismus neigen.

Diese Big-Five-Struktur der Persönlichkeit erwies sich nicht nur als angemessen zur Beschreibung der individuellen Persönlichkeitsstruktur im nordamerikanischen Sprach-raum, sondern konnte in vielen anderen Sprachräumen repliziert werden. Als eine der besten Replikationen erwies sich die deutsche Taxonomie. Studien konnten darüber hin-aus nachweisen, dass die Big Five in hohem Maße stabil über die Lebensspanne sind. Auch weisen die fünf Dimensionen nur geringe Geschlechtsunterschiede auf.

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1.2 Big-Five-Faktoren in Umfragen In Bezug auf sozialwissenschaftliche Inhaltsvariablen – wie individuelle Wertorientierun-gen, Einstellungen, Meinungen oder Verhaltensweisen – konnten in zahlreichen Studien substanzielle Zusammenhänge verschiedenster Art zu den Big Five nachgewiesen werden (Barrick, Mount & Judge, 2001; Lindley & Borgen, 2000; Roccas, Sagiv, Schwartz & Knafo, 2002; Rogelberg et al., 2003; Schumann, 2002; van Hiel & Mervielde, 1996; van Hiel, Kossowska & Mervielde, 2000). So sind z.B. Personen, die hohe Werte auf dem Faktor Gewissenhaftigkeit aufweisen, signifikant eher bereit, sich an einer Umfrage zu beteili-gen, als weniger gewissenhafte Personen (Rogelberg et al., 2003). Barrick et al. (2001) konnten in ihrer Metaanalyse zeigen, dass Gewissenhaftigkeit und emotionale Stabilität valide Prädiktoren für Berufserfolg darstellen. Für die drei übrigen Persönlichkeitsdimen-sionen, Extraversion, Verträglichkeit und Offenheit, ließen sich weitere Zusammenhänge mit verschiedenen Kriterien des Berufserfolgs nachweisen, die zeigen, dass bestimmte Berufe differentielle Anforderungen an die Persönlichkeit des Ausübenden stellen. Ein anderes Beispiel gibt Schumann (2002). Er konnte Zusammenhänge zwischen der indivi-duellen Persönlichkeitsstruktur und Einstellungen gegenüber Parteien nachweisen. Er zeigt u.a., dass offenere Personen eher Sympathien für SPD und Bündnis 90/Grüne be-richten und dass sie den konservativen Parteien wie CSU, Republikaner und DVU eher ablehnend gegenüber stehen. Gewissenhafte Personen schätzen dagegen die CDU und CSU als sympathischer ein, die Bündnis 90/Grüne und PDS hingegen als unsympathi-scher. Ähnliche Ergebnisse für zwei belgische Stichproben berichten van Hiel et al. (2000). In ihrer Studie fanden sie bedeutsame negative Zusammenhänge zwischen Offen-heit und rechter politischer Ideologie. Das Profil einer Person auf den fünf grundlegenden Persönlichkeitsfaktoren eignet sich also zur Vorhersage sowohl methodisch wie inhaltlich relevanter Verhaltensweisen bzw. Antwortverhalten in Umfragen. Das belegen viele wei-tere Studien (Lindley & Borgen, 2000; Roccas, Sagiv, Schwartz & Knafo, 2002; van Hiel & Mervielde, 1996;). Demzufolge erscheint es vielversprechend, die Big Five in sozialwis-senschaftlichen Umfragen standardmäßig (mit) zu erheben.

1.3 Die Erfassung psychologischer Variablen mittels Single Items Ziel der vorliegenden Studie war es, ein Verfahren zu entwickeln, das die Big Five so ökonomisch wie möglich erfasst, im Extremfall mit jeweils nur einem (!) Item – einem „Single Item“ eben – pro Dimension. Diese Absicht mag auf den ersten Blick naiv er-scheinen. Sie lässt sich aber durch den Erfolg vergleichbarer, wenn auch enger fokussier-ter Studien als durchaus erfolgversprechend begründen. So konnten z.B. Wanous et al. (1991) in einer Metaanalyse zeigen, dass die mit einem Single Item gemessene Arbeitszu-friedenheit – erfasst z.B. mit der Gesichterskala von Kunin (1955) – im Durchschnitt mit

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r = 0,67 mit den Scores aufwendiger Skalen zur Messung der Arbeitszufriedenheit (wie z.B. dem populären „Job Descriptive Index“ (JDI) mit seinen 72 Items; Smith et al., 1969) korreliert. Nagy (2002) berichtet zudem, dass Single-Item-Messungen für verschiedene Job-Dimensionen zwischen r = 0,62 und r = 0,72 mit den entsprechenden Skalenindex-werten für die entsprechenden Dimensionen korrelieren. Vor allem aber konnte er nach-weisen, dass die Single-Item-Werte mindestens eine gleich gute Validität i.S. der Vorher-sage z.B. des Absentismus oder der Fluktuationsneigung aufweisen wie die Skalenindex-werte1. In ähnlicher Weise können Russel, Weiss und Mendelsohn (1989) zeigen, dass ihr Single-Item-Verfahren zur Messung der Persönlichkeitseigenschaft Affektivität zufrieden-stellende konvergente Validitäten mit den entsprechenden Multi-Item-Skalen aufweist. Zahlreiche weitere Beispiele zum Einsatz von Single-Item-Verfahren mit ähnlichen Er-gebnissen finden sich in Forschungsbereichen wie dem subjektiven Wohlbefinden (Die-ner, 1984), der partnerschaftlichen Intimität (Aron, Aron & Danny, 1992), der Bindungs-stile (Hazan & Shaver, 1987), des Selbstwertgefühls (Robins, Tracy, Trzesniewski, Pot-ter & Gosling, 2001) und der Depression (Burisch, 1984, 1997).

Einen ersten Versuch zur Erfassung der Big Five mittels Single Items für den englischen Sprachraum unternahmen jüngst Gosling, Rentfrow und Swann, (2003). Das so entwickelte Verfahren erwies sich als einigermaßen reliabel und valide, aber einige der üblichen Gütemaße blieben doch deutlich unter denen vergleichbarer Multi-Item-Verfahren. So berichten Gosling et al. (2003) Retestreliabilitäten zwischen lediglich r = 0,60 und r = 0,81 über ein Zeitintervall von 2 Wochen. Die Übereinstimmung zwi-schen Selbsturteil und Fremdurteil ergab im Mittel r = 0,26; sie betrug bei Verträglichkeit sogar nur r = 0,02. Darüber hinaus berichten Gosling et al. keine psychometrischen Kennwerte, wie Itemmittelwerte und –schiefe ihrer fünf Single Items, so dass es schwer fällt, die Güte dieses Instruments differenzierter zu beurteilen.

1 Ein Grund dafür, warum die Single-Item-Messung valider sein kann, ist der, dass die Antwort-werte für die Items einer Batterie wie dem JDI gleich gewichtet in den Gesamtscore eingehen. Nagy (2002) hat dagegen gezeigt, dass die Faktoren, die die Wahrnehmung der eigenen Arbeits-situation bestimmen, in das Single Item zur Arbeitszufriedenheit deutlich unterschiedlich einge-hen. Insbesondere die Faktoren der unmittelbaren Arbeitswelt sind im Summenscore unterge-wichtet. Formal betrachtet kann so natürlich auch im Single Item ein „bias“ liegen (Rose, 2001) und u.U. ist das sogar auch psychologisch eher wahrscheinlich, z.B. bei einer Datenerhebung im Face-to-Face-Interview.

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1.4 Die Entwicklung eines Single-Item-Inventars zur Messung der Big-Five-Persönlichkeitsdimensionen

Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, ein Single-Item-Inventar zur Erfassung der Big Five für den deutschen Sprachraum zu entwickeln. Diese Entwicklung erfolgte in einem iterativen Konstruktionsprozess, in welchem mehrere Single-Item-Versionen ent-standen. Bei den Big Five handelt es sich um globale Konstrukte, die jeweils zahlreiche spezifischere Persönlichkeitseigenschaften subsumieren (z.B. umfasst „Extraversion“ Aspekte wie gesellig, gesprächig, aber auch herzlich, frohsinnig und durchsetzungsfähig; vgl. Costa & McCrae, 1992). Das Konstrukt der Persönlichkeitsdimension „Extraversion“ ist also nicht äquivalent mit dem, was umgangsprachlich i.d.R. mit dem Begriff „Extra-version“ assoziiert wird, sondern breiter und verbunden mit empirischen Korrelaten wie z.B. der Durchsetzungsfähigkeit. Bei der Konstruktion der Single-Item-Skalen wurde daher versucht, die ganze Bedeutungsbreite der Konstrukte mit geeigneten Adjektiven anzusprechen. Hierzu wurde auf verschiedene Prototypikalitätsratings von Adjektiven in Bezug auf die fünf Dimensionen zurückgegriffen (John, Donahue & Kentle, 1991; Osten-dorf, 1990). Das resultierende Single Item wurde nach einem der höchst prototypischen Adjektive benannt (z.B. „extravertiert“). Zur Umschreibung der Bandbreite wurde diese Hauptitemformulierung durch weitere als prototypisch eingeschätzte Adjektive ergänzt (vgl. Anhang). Aus Gründen der Ökonomie wurden die fünf Items nicht in komplette Sätze eingegliedert, sondern wurden nur insgesamt einmal durch „Ich bin ...“ eingeleitet. Die Befragten hatten zur Aufgabe, sich selbst auf den fünf Single Items mittels Ratingska-len einzuschätzen.

Aus methodischer Sicht betrachtet sollen die verschiedenen Adjektive also jeweils auf ein aus theoretischer Sicht monolithisches psychologisches Konstrukt verweisen. Die Situati-on ist für den Befragten vergleichbar mit der in der Umfrageforschung populären Frage nach der allgemeinen Lebenszufriedenheit: Diese hat ebenfalls zahlreiche Facetten und Elemente, aber „das Leben insgesamt“ existiert als psychologischer Gegenstand und ihm gegenüber hat der Befragte ebenso eine Einstellung wie gegenüber seinen einzelnen Be-standteilen. Existiert ein solches Gesamtobjekt für den Befragten nicht, dann könnte sich der Befragte die Aufgabe, die das komplexe Single Item stellt, dadurch vereinfachen, dass er oder sie nur einen seiner Indikatoren herausgreift oder aber eine mehr oder weniger beliebige mentale Verrechnung von Einzelurteilen vornimmt. Aufschlüsse darüber gibt ein Vergleich der Single-Item-Urteile mit den Messwerten der ausführlichen Itembatterien mit ihren deutlich schärfer fokussierten Einzelfragen.

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2 Methode

2.1 Voruntersuchungen zur Entwicklung der Single Items Das Single-Item-Verfahren zur Erfassung der Big-Five-Persönlichkeitsdimensionen wurde in einem mehrstufigen Ansatz entwickelt und optimiert. Hierzu wurde die zu verwenden-de Antwortskala in vier Voruntersuchungen mit jeweils ca. 30 Befragten, die hinsichtlich ihrer soziodemographischen Merkmale mit der Stichprobe der Hauptuntersuchung ver-gleichbar waren, getestet. Ziel dieser Voruntersuchungen war es, die fünf Persönlichkeits-dimensionen möglichst unabhängig voneinander und konstruktvalide zu erfassen. Hierzu wurde neben der Antwortverteilung und deren Schiefe die Korrelationen der fünf Single Items untereinander sowie mit einem separaten Big Five-Instrument getestet. In zwei dieser Pretests wurde die Verwendung einer fünfstufigen und einer siebenstufigen Ra-tingskala verglichen. Die Ergebnisse zeigten, dass bei Verwendung einer fünfstufigen Antwortskala vermehrt Deckeneffekte auftraten, die sich am ehesten im Sinne sozial erwünschter Antworttendenzen interpretieren lassen2. Diese Effekte ließen sich deutlich durch die Vorgabe von sieben Antwortalternativen reduzieren. In zwei weiteren Pretests wurden uni- und bipolare Antwortvorgaben verglichen. Es zeigte sich, dass die Interkorre-lationen der fünf Single Items deutlich niedriger ausfielen, wenn beide Pole der Dimensi-on beschrieben waren und die Befragten sich auf dieser bipolaren Dimension einstufen sollten. Dies lässt vermuten, dass bei einer Beschreibung beider Pole der fünf Persönlich-keitsdimensionen, diese von den Befragten inhaltlich besser begriffen und infolgedessen als distinkter voneinander verstanden wurden.

2.2 Instrumente Neben dem oben beschriebenen Single-Item-Verfahren (siehe Anhang), wurde zur Erfas-sung dessen konvergenter Validität zusätzlich die Kurzversion des Big-Five-Inventory (BFI-K; Rammstedt & John, 2004) und das NEO-Five Factor-Inventory (NEO-FFI; Cos-ta & McCrae, 1992) erhoben. Das BFI-K erfasst die fünf Persönlichkeitsdimensionen mit 21 Items, die auf 5-stufigen Likertskalen von „sehr unzutreffend“ bis „sehr zutreffend“ beantwortet werden. Dieses Instrument ist im deutschen Sprachraum das bisher ökono-mischste Verfahren zur Erfassung der Big Five. Das NEO-FFI ist eines der etabliertesten und verbreitetsten Fünf-Faktoren-Inventare. Als Kurzversion des revidierten NEO-Personality Inventory (NEO-PI-R; Costa & McCrae, 1989; deutsche Adaptation Borke-

2 Eigene Untersuchungen zur sozialen Erwünschtheit der Big Five, erfasst mit dem BFI, belegen, dass die Pole Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Emotionale Stabilität und Of-fenheit sozial erwünschter sind im Vergleich zu deren Gegenpolen.

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nau & Ostendorf, 1993) zählt das NEO-FFI mit 60 Items zu den ökonomischeren Verfah-ren. Diese Items werden ebenfalls standardmäßig auf 5-stufigen Likertskalen beantwortet, die von „völlig unzutreffend“ bis „völlig zutreffend“ reichen.

2.3 Stichprobe An der Hauptuntersuchung nahmen insgesamt N = 281 Befragte (53% weiblich) teil. Das Alter der Befragten variierte zwischen 17 und 63 Jahren mit einem Mittel von M = 36,7 Jahren (s = 11,2). 16,4% der Stichprobe gaben als höchsten Bildungsabschluss einen Hauptschulabschluss an, 43,8% einen Realschulabschluss und 39,8% das Abitur.

Sämtliche 281 Befragten beantworteten die Single Items sowie das BFI-K. Eine Teilstich-probe von N = 60 bearbeitete zusätzlich das NEO-FFI. Dieser Teilstichprobe wurden darüber hinaus nach einem Zeitintervall von ca. 6 Wochen die Single Items erneut zur Bearbeitung vorgegeben.

2.4 Durchführung Die Datenerhebung erfolgte schriftlich im Zeitraum zwischen April und Juni 2003. Die Befragten wurden mittels eines Agentenverfahrens rekrutiert. Hierzu wurde eine Gruppe von 25 Personen gebeten, 10 bis 20 Personen aus ihrem Bekanntenkreis zu befragen. Es handelte sich demnach um eine Gelegenheitsstichprobe aus dem Raum Gießen. Alle Befragten nahmen freiwillig und ohne finanzielle Entschädigung an der Untersuchung teil. Die Befragten bearbeiteten zuerst das BFI-K und anschließend die Single Items. In den Fällen, in denen zusätzlich auch das NEO-FFI bearbeitet wurde, wurde dieses an erster Stelle vorgegeben.

Die durchschnittliche Bearbeitungsdauer für die drei Inventare lag bei ca. 20 Minuten, wobei die Befragten im Mittel 4 Minuten für die Bearbeitung der fünf Single Items benö-tigten.

3 Ergebnisse Von 410 verteilten Fragebogen wurden 281 bearbeitete zurückgegeben, was einer Rücklaufquote von 69% entspricht. Tabelle 1 zeigt Mittelwerte, Standardabweichungen und Schiefe der fünf Single Items. Zusätzlich sind der Tabelle die Retest-Reliabilitäts-koeffizienten zu entnehmen.

Die Mittelwerte der Items Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Offenheit liegen deut-lich oberhalb des Mittelpunkts der 7-stufigen Antwortskala. Auch weisen diese drei Items mit Werten um -1,0 eine deutliche Schiefe auf. Insgesamt ergeben sich für sämtliche Items

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Antwortverteilungen, die schief in Richtung sozial erwünschter Antworten waren. Vergli-chen mit den Verteilungen des ebenfalls erhobenen BFI-K und des NEO-FFI (vgl. Tabelle 1) weisen die Single Items mit einer mittleren Schiefe von 0,87 deutlich höhere Abwei-chungen von der Normalverteilung auf.

Tabelle 1 Mittelwerte, Standardabweichungen und Schiefe der Single

Items, des BFI-K und des NEO-FFI sowie die Retest-Reliabilität der Single Items und des BFI-K

Single Items BFI-K NEO-FFI M s Schiefe rtt M s Schiefe rtt M s Schiefe

Extraversion 4.77 1.45 1-.49 .76 3.45 .81 -.28 .82 3.26 .50 -.33 Verträglichkeit 5.36 1.27 1-.96 .73 3.26 .70 -.12 .75 3.44 .61 -.38 Gewissenhaftigkeit 5.71 1.12 -1.11 .73 3.87 .55 -.34 .71 3.76 .66 -.75 Neurotizismus 3.52 1.62 1-.48 .78 2.68 .84 .46 .74 2.86 .71 .35 Offenheit 5.28 1.36 -1.01 .71 3.66 .70 -.24 .77 3.45 .63 .27 Mittelwert 4.93 1.36 |.87| .74 3.40 .71 |.39| .76 3.35 .62 |.42|

Anmerkung: Antwortskala der Single Items von 1 bis 7; Antwortskala des BFI-K von 1 bis 5; rtt = Retest-Reliabilität über ein Zeitintervall von ca. 6 Wochen (N = 60).

Die Reliabilität der Single Items wurde mittels der Retest-Methode geschätzt. Die Stabili-tät der Single Items variiert zwischen r = 0,71 und r = 0,78 mit einem Mittel von r = 0,74. Im Vergleich zu der Retest-Reliabilität der Skalen des Multi-Item-Inventars BFI-K mit einer mittleren Stabilität von r = 0,76 ergeben sich also nur geringfügige Unterschiede.

Die Interkorrelationen der fünf Single Items (Tabelle 2) zeigen, dass die Einschätzungen größtenteils nur geringe Kovarianzen aufweisen. Die deutlichsten Zusammenhänge erge-ben sich zwischen Verträglichkeit und Neurotizismus (r = -0,35) und zwischen Extraver-sion und Offenheit für Erfahrungen (r = 0,31). Im absoluten Mittel korrelieren die Single Items aber nur mit r = 0,16.

Zur Überprüfung der Konstruktvalidität der Single Items wurden die Single Items mit den Skalenindices der Kurzversion des BFI (BFI-K) bzw. des NEO-FFI verglichen. Hierzu wurden die drei Verfahren miteinander korreliert. Tabelle 2 gibt diese Interkorrelationen in Form einer Multitrait-Multimethod-Matrix3 wieder. Zwischen den Single Items und dem BFI-K ergeben sich Konvergenzen zwischen r = 0,53 für Verträglichkeit und r = 0,74 für

3 Eine methodische Darstellung der Multitrait-Multimethod-Analyse findet sich z.B. bei Diek-mann (2002, S. 226 ff.)

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Extraversion. Im Mittel liegt die Konvergenz der beiden Inventare bei r = 0,64. Die Kon-vergenzen mit dem NEO-FFI variieren zwischen r = 0,60 für sowohl Extraversion als auch Verträglichkeit und r = 0,80 für Gewissenhaftigkeit mit einem Mittel von r = 0,66. Korrigiert um die Unzuverlässigkeit der Items bzw. der Skalen (nach der Minderungskor-rekturformel von Lienert & Raatz, 1994, S. 258) ergeben sich mittlere konvergente Validi-täten von r = 0,88 mit dem BFI-K und von r = 0,85 mit dem NEO-FFI. Insgesamt betrach-tet bestehen demnach zwischen den Single Items und anderen etablierten Big-Five-Verfahren zufriedenstellende Konvergenzen, die in jedem Falle höher ausfallen, als die entsprechenden divergenten Korrelationen. Zur Überprüfung der relativen Ähnlichkeit der Interkorrelationsmuster wurden sämtliche Rangkorrelationen zwischen den Heterotrait-Blöcken berechnet. Die resultierende mittlere Rangkorrelation von r = 0,81 deutet darauf hin, dass das nomologische Netzwerk bei allen drei Verfahren vergleichbar ist.

Tabelle 2 Multitrait-Multimethod-Matrix der fünf Faktoren erfasst durch die Single Items, das BFI-K und das NEO-FFI

Single Items BFI-K NEO-FFI E V G N O E V G N O E V G N O

Single Items E (.76) V .21 (.73) G .10 .17 (.73) N -.08 -.35 -.03 (.78) O .31 .15 .07 -.14 (.71) BFI-K E -.74 -.16 -.06 -.18 -.31 (.80) V .14 .53 -.18 -.20 -.08 -.11 (.67) G -.26 -.36 -.61 -.22 -.17 -.31 .36 .59) N -.18 -.22 -.13 -.71 -.13 -.28 -.13 -.31 .79) O -.05 -.13 -.01 -.09 -.59 -.24 .07 -.15 -.06 (.72) NEO-FFI E -.60 -.26 -.15 -.37 -.24 -.66 -.34 -.28 -.39 -.04 (.74) V -.26 -.60 -.36 -.11 -.02 -.15 -.74 -.33 -.11 -.09 -.29 (.83) G -.21 -.40 -.80 -.34 -.04 -.21 -.32 -.78 -.45 -.07 -.22 -.30 .87) N -.26 -.35 -.41 -.68 -.05 -.42 -.26 -.55 -.82 -.10 -.48 -.23 -.54 (.86) O -.17 -.09 -.05 -.04 -.64 -.10 -.07 -.15 -.19 -.77 -.01 -.18 -.01 -.00 (.77) Anmerkungen: E: Extraversion; V: Verträglichkeit; G: Gewissenhaftigkeit; N: Neurotizismus; O: Offenheit für Erfahrungen. Die Retest-Reliabilitäten der Single Items sowie die internen Konsis-tenzen (Cronbachs Alpha) der Skalen des BFI-K und des NEO-FFI sind in der Hauptdiagonalen in Klammern abgetragen; die konvergenten Korrelationen sind fett gedruckt.

In einem nächsten Schritt wurde überprüft, ob die Single Items tatsächlich möglichst umfassend die fünf breiten Persönlichkeitsdimensionen erfassen, und nicht nur einen

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einzelnen Aspekt. Hierzu wurden die Single Items mit dem BFI-K auf Item-Ebene korre-liert. In Tabelle 3 sind die entsprechenden Korrelationen abgetragen. Es zeigt sich, dass die Single Items mit sämtlichen entsprechenden BFI-K Items (mit Ausnahme des Gewis-senhaftigkeitsitems „Ich mache Pläne und führe sie auch durch“) die höchsten Zusam-menhänge aufweisen. Darüber hinaus ergeben sich innerhalb der fünf Persönlichkeitsdi-mensionen nur unwesentliche Unterschiede in der Höhe der Koeffizienten. Auffälliger sind die deutlichen Unterschiede in der über die vier oder fünf Items gemittelten konver-genten Korrelationen zwischen den Dimensionen. So ergeben sich für Extraversion mit r = 0,59 und für Neurotizismus mit r = 0,56 relativ hohe mittlere Korrelationen, während für Verträglichkeit die mittlere Konvergenz mit den BFI-K Items bei lediglich r = 0,33 liegt.

Tabelle 3 Korrelationen der Single Items mit den BFI-K Items

Single Item BFI-K Item-Nr. und Iteminhalt E V G N O

Extraversion 1 Ich bin eher zurückhaltend, reserviert .58 .08 .02 -.15 .286 Ich bin begeisterungsfähig und kann andere leicht mitreißen .50 .15 .07 -.23 .28

11 Ich bin eher der “stille Typ”, wortkarg .65 .10 .06 -.09 .2616 Ich gehe aus mir heraus, bin gesellig .63 .18 .06 -.12 .19

Verträglichkeit 2 Ich neige dazu, andere zu kritisieren .03 .36 .09 -.21 .06

12 Ich schenke anderen leicht Vertrauen, glaube an das Gute im Menschen .12 .30 .07 .03 .0417 Ich kann mich kalt und distanziert verhalten .11 .31 .05 -.13 .1021 Ich kann mich schroff und abweisend anderen gegenüber verhalten .11 .35 .15 -.07 .05

Gewissenhaftigkeit 03 Ich erledige Aufgaben gründlich .16 .25 .48 -.07 .0408 Ich bin bequem, neige zur Faulheit .16 .27 .57 -.17 .0413 Ich bin tüchtig und arbeite flott .14 .26 .42 -.12 .1118 Ich mache Pläne und führe sie auch durch .25 .19 .16 -.28 .29

Neurotizismus 4 Ich werde leicht deprimiert, niedergeschlagen -.23 -.16 -.09 .55 -.179 Ich bin entspannt, lasse mich durch Stress nicht aus der Ruhe bringen -.06 -.16 -.01 .58 -.06

14 Ich mache mir viele Sorgen -.13 -.17 -.15 .52 -.0719 Ich werde leicht nervös und unsicher -.14 -.17 -.15 .58 -.12

Offenheit 5 Ich bin vielseitig interessiert .10 .13 -.01 -.25 .45

10 Ich bin tiefsinnig, denke gerne über Sachen nach -.07 .02 .02 .04 .3415 Ich habe eine aktive Vorstellungskraft, bin phantasievoll .14 .02 -.12 -.03 .4220 Ich schätze künstlerische und ästhetische Eindrücke .00 .12 .01 -.02 .3922 Ich habe nur wenig künstlerisches Interesse .04 .14 .04 -.08 .45

Anmerkungen: E: Extraversion; V: Verträglichkeit; G: Gewissenhaftigkeit; N: Neurotizismus; O: Offenheit für Erfahrungen; Konvergente Korrelationen sind fett gedruckt; Koeffizienten ≥ .16 sind auf dem 1%-Niveau signifikant.

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Zur Überprüfung der faktoriellen Struktur der Single Items wurden diese gemeinsam mit den 21 BFI-K Items einer Hauptkomponentenanalyse mit anschließender Varimaxrotation unterzogen. Es ergibt sich nach dem Scree-Test eine klare fünf-faktorielle Lösung, die insgesamt 56% der Varianz erklärt. Die varimax-rotierte Faktorstruktur ist deutlich im Sinne der Big Five interpretierbar. Sämtliche Single Items sowie BFI-K-Items (mit Aus-nahme des BFI-K Items „Ich mache Pläne und führe sie auch durch“ für Gewissenhaftig-keit) laden am höchsten auf den korrespondierenden Faktoren (Tabelle 4).

Tabelle 4 Varimax-rotiertes Ladungsmuster der 21 BFI-K-Items und der fünf Single Items

Item-Nr. und Itemformulierung E V G N O Extraversion

1 Ich bin eher zurückhaltend, reserviert .78 -.12 .15 .02 -.036 Ich bin begeisterungsfähig und kann andere leicht mitreißen .61 -.25 .27 .01 .05

11 Ich bin eher der “stille Typ”, wortkarg .84 -.05 .08 .09 -.0216 Ich gehe aus mir heraus, bin gesellig .78 -.09 -.02 .06 .17SI Ich bin extrovertiert .84 -.02 -.01 .11 .11

Verträglichkeit 2 Ich neige dazu, andere zu kritisieren -.08 -.18 .03 .02 .62

12 Ich schenke anderen leicht Vertrauen, glaube an das Gute im Men-schen

.13 -.04 .15 -.03 .59

17 Ich kann mich kalt und distanziert verhalten .08 .09 -.05 .16 .6721 Ich kann mich schroff und abweisend anderen gegenüber verhal-

ten .03 -.05 -.06 .29 .74

SI Ich bin umgänglich .08 -.20 .10 .20 .66Gewissenhaftigkeit

03 Ich erledige Aufgaben gründlich .04 -.13 -.02 .77 .1108 Ich bin bequem, neige zur Faulheit .13 -.04 .02 .60 .2313 Ich bin tüchtig und arbeite flott .09 -.12 .10 .65 .2018 Ich mache Pläne und führe sie auch durch .36 -.33 .30 .23 -.01SI Ich bin gewissenhaft .00 -.02 -.01 .85 .01

Neurotizismus 4 Ich werde leicht deprimiert, niedergeschlagen -.25 .75 .00 -.03 -.069 Ich bin entspannt, lasse mich durch Stress nicht aus der Ruhe

bringen -.01 .75 -.02 .05 -.06

14 Ich mache mir viele Sorgen -.11 .73 .08 -.16 -.0419 Ich werde leicht nervös und unsicher -.13 .73 -.10 -.21 -.03SI Ich bin emotional -.01 .83 -.07 -.01 -.20

Offenheit 5 Ich bin vielseitig interessiert .15 -.25 .56 .09 -.02

10 Ich bin tiefsinnig, denke gerne über Sachen nach -.12 .14 .67 .02 -.1515 Ich habe eine aktive Vorstellungskraft, bin phantasievoll .29 -.05 .63 -.20 .0220 Ich schätze künstlerische und ästhetische Eindrücke .01 .07 .76 .06 .1322 Ich habe nur wenig künstlerisches Interesse -.02 -.02 .73 .02 .16SI Ich bin aufgeschlossen .27 -.08 .68 .05 .04

Eigenwert 3.48 2.43 2.45 3.29 3.00% erklärter Varianz 13.4 9.4 9.4 12.7 11.6

Anmerkungen: E: Extraversion; V: Verträglichkeit; G: Gewissenhaftigkeit; N: Neurotizismus; O: Offenheit für Erfahrungen; SI: Single Item; Höchste Ladungen sind fett gedruckt.

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In einem weiteren Schritt wurde die fünffaktorielle Struktur der 21 BFI-K-Items und der fünf Single Items mittels konfirmatorischer Faktorenanalyse überprüft. Drei verschiedene Modelle wurden miteinander verglichen. Das Basismodell nimmt die fünf Persönlich-keitsfaktoren als unkorreliert an (Modell 1). Da frühere Forschungen zur konfirmatori-schen Struktur von Big-Five-Verfahren auf eine moderate Interkorreliertheit der fünf Faktoren hindeuteten (Benet-Martínez & John, 1998; Borkenau & Ostendorf, 1990), wurde in Modell 2 Korreliertheit der Faktoren zugelassen. Wie aus Tabelle 5 ersichtlich, erhöht die Freisetzung der Kovarianzen zwischen den Persönlichkeitsfaktoren den Mo-dellfit deutlich. Da sich bereits in der explorativen Faktorenanalyse zeigte, dass das Ge-wissenhaftigkeitsitem „Ich mache Pläne und führe sie auch durch“ nur gering auf dem Gewissenhaftigkeitsfaktor, aber substanziell auf Extraversion, Neurotizismus und Offen-heit lädt, wurden in einem nächsten Schritt neben der Interkorreliertheit der Faktoren auch diese Sekundärladungen erlaubt. Es zeigt sich, dass der Fit von Modell 3 dem von Modell 2 deutlich überlegen war. Insgesamt betrachtet, kann angesichts der moderaten Stichpro-bengröße der Modellfit als zufriedenstellend angesehen werden.

Tabelle 5 Zusammenfassung des Goodness-of-fit für die konfirmatori-sche Faktorenanalyse der BFI-K- und der Single Items

Modell χ² df χ²/df CFI ∆χ² 1. unkorrelierte Persönlichkeitsfaktoren 720.38 295 2.44 0.82 --- 2. korrelierte Persönlichkeitsfaktoren 691.06 288 2.40 0.83 29.32 3. korrelierte Persönlichkeitsfaktoren,

3 Sekundärladungen 634.91 285 2.23 0.85 56.15

4 Diskussion Ziel der vorliegenden Studie war es, ein ökonomisches Verfahren zur Erfassung der fünf grundlegenden Persönlichkeitsmerkmale für den Einsatz in Umfragen zu entwickeln und empirisch zu überprüfen. Um die Big-Five-Merkmale so ökonomisch wie möglich zu erfassen, wurde hier die extremst-mögliche Variante, ein Single-Item-Ansatz, untersucht. Die Bearbeitungsdauer für die fünf Single Items erwies sich mit einem Mittel von 4 Minu-ten zwar als deutlich kürzer als für sonstige Multi-Item-Verfahren zur Erfassung der Big Five, jedoch zeigte sich, dass die Bearbeitung der einzelnen Items mit ca. 50 Sekunden deutlich länger dauerte als bei herkömmlichen, weniger komplexen Items.

Die Itemmittelwerte und Schiefen der Single Items deuten darauf hin, dass bei einigen Items Deckeneffekte auftraten. Die Richtung der Effekte sowie der Vergleich mit der Schiefe von Multi-Item-Verfahren lässt vermuten, dass die Single Items vergleichsweise

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stärker anfällig für sozial erwünschtes Antwortverhalten sind, wie schon von Rose (2001) vermutet. Ein möglicher weiterer Grund kann darin liegen, dass die Items der üblichen Skalenbatterien sich auf ganz konkretes Verhalten beziehen, während das Single Item stärker auf die zugrundeliegende Eigenschaft verweist. 4

Im Retest ergaben sich für die fünf Single Items in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um die Stabilität einzelner Items und um die aggregierter Maße handelt, vergleichsweise hohe Stabilitäten, die untereinander nur gering variierten. Persönliche Mitteilungen der Befragten und die relativ große mittlere Bearbeitungsdauer lassen jedoch vermuten, dass diese Koeffizienten stark durch Erinnerungseffekte beeinflusst sind.

Im Vergleich zu den ebenfalls erfassten Multi-Item-Inventaren erwiesen sich die fünf Single Items als relativ unabhängig voneinander. Substantielle Zusammenhänge ergaben sich lediglich zwischen Extraversion und Offenheit und zwischen Verträglichkeit und Emotionaler Stabilität. Da diese Korrelationen für die zwei Multi-Item-Inventare nicht repliziert werden, scheint es sich hierbei aber um keine konstruktspezifische Interdepen-denz zu handeln, sondern vielmehr um eine durch das spezielle Erhebungsinstrument bedingte.

Insgesamt deuten jedoch sowohl die Ergebnisse der Multitrait-Multimethod-Analyse als auch die der gemeinsamen Faktorenanalyse des BFI-K und die Single Items auf eine zufriedenstellende Konstruktvalidität der Single Items hin: Die Single Items wiesen eine hohe Überlappung mit den entsprechenden Skalen der etablierten Multi-Item-Inventare auf und ergaben in der Faktorenanalyse eine im Sinne der Big Five interpretierbare fünf-dimensionale Struktur.

Darüber hinaus belegten die konvergenten Korrelationen zwischen den Single Items und den entsprechenden BFI-K Items, dass die Single Items nicht lediglich einen einzelnen Aspekt der Persönlichkeitsdimension erfassen (z.B. nur Geselligkeit als Aspekt von Ext-raversion), sondern annährend das gleiche semantische Spektrum der Dimension abde-cken wie das BFI-K.

5 Anwendung der Single Items im Arbeitskontext Um die Vorhersagekraft der mittels der Single Items erfassten Big Five in einem inhaltli-chem Kontext zu untersuchen, beantwortete ein Teil (N = 221) der oben beschriebenen Stichprobe zusätzlich einige etablierte Itembatterien zur Berufszufriedenheit, zu Absen-tismus und zur beruflichen Leistung. Metaanalysen zum Zusammenhang der Big-Five-

4 So lautet beispielsweise ein Item für Gewissenhaftigkeit aus dem NEO-FFI „ Ich halte meine Sachen ordentlich und sauber.“.

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Persönlichkeitsfaktoren mit Berufserfolg (Anderson & Visvesvaran, 1998, Barrick & Mount, 1991; Barrick, et al., 2001; Salgado, 1997) belegen konsistent, dass gewissenhafte und emotional stabile Personen eher beruflich erfolgreich sind. Der Zusammenhang zwischen den Big Five und Absentismus sowie genereller Arbeitszufriedenheit ist bisher noch nicht im vergleichbaren Umfang untersucht worden. Bisherige Studien (Judge, Heller & Mount, 2002; Judge, Martocchio & Thoresen, 1997; Lounsbury et al., 2003, Salgado, 2002) konn-ten für beide Bereiche kein eindeutiges Zusammenhangsmuster replizieren.

Die Messung der Arbeitszufriedenheit erfolgte mit insgesamt 37 Items, die sich inhaltlich mit typischen Facetten der Arbeitszufriedenheit befassen (Borg, 2002). Die Items entspre-chen weitgehend dem, was in Standardinstrumenten der Arbeitszufriedenheitsforschung verwendet wird (Liu, Borg & Spector, im Druck). Absentismus wurde in Anlehnung an Johns (1994) mit dem Item „Bitte schätzen Sie die Anzahl Ihrer krankheitsbedingten Fehltage in den letzten 12 Monaten ein“ erfasst. Die Antwortskala war offen. Zur Mes-sung der beruflichen Leistung wurden die Befragten gebeten, ihre eigenen Leistungen in den letzten 12 Monaten in Bezug auf ihre Arbeitsaufgaben und Ziele auf einer endpunkt-benannten 7-stufigen Skala einzuschätzen, die von „überhaupt nicht gut“ (1) bis „außerordentlich gut“ (7) reichte (Nagy, 2002).

Tabelle 6 gibt sowohl die bivariaten Korrelationen zwischen den Single Items und den Maßen der Arbeitszufriedenheit, des Absentismus und der Arbeitsleistung wieder sowie die Partialkorrelationen unter Kontrolle der jeweils verbleibenden vier Single Items. Um die Korrelationskoeffizienten mit denen von Multi-Item-Skalen vergleichen zu können, enthält die Tabelle zusätzlich die entsprechenden Korrelationen mit den Skalen des BFI-K. Die bivariaten Korrelationen der beiden Messansätze (Single Item bzw. BFI-K-Skalen) mit den abhängigen Variablen fallen recht ähnlich aus: Sie korrelieren im Mittel mit 0,63. Inhaltlich zeigen sich unterschiedliche Zusammenhänge zwischen den Big-Five-Merkmalen und den verschiedenen Facetten der Arbeitszufriedenheit bzw. der Arbeitsleis-tung. So tendieren z.B. gewissenhafte Personen dazu, mit ihren Arbeitsplatzbedingungen zufriedener zu sein als wenig Gewissenhafte. Emotional stabile Personen haben eine relativ hohe Zufriedenheit mit den Aufgaben und Tätigkeiten ihrer Arbeit, ihren Kollegen und ihrem Vorgesetzten im Vergleich zu emotional weniger stabilen. Insgesamt sieht man, dass Arbeitszufriedenheit vor allem mit Neurotizismus (negativ) korreliert. Neurotizismus korreliert zudem (positiv) mit Absentismus. Die Einschätzung der eigenen Leistung schließlich korreliert vor allem mit Gewissenhaftigkeit (positiv) und mit Neurotizismus (negativ). Dieser Zusammenhang zwischen Gewissenhaftigkeit und Job Performance repliziert also die oben dargestellten Befunde aus zahlreichen Studien und insbesondere Metastudien (vgl. Anderson & Visvesvaran, 1998, Barrick & Mount, 1991, Barrick et al., 2001; Salgado, 1997).

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Tabelle 6 Muster der bivariaten Korrelationen der Single Items bzw. des BFI-K mit externen Variablen sowie der Partialkorrelatio-nen der Single Items unter Kontrolle der jeweils verbleiben-den vier Single Items.

Extraversion Verträglichkeit

gemessenes Kriterium SI SI_partial BFI-K SI SI_partial BFI-K

Facetten der Arbeitszufriedenheit (AZ)

Arbeitsplatzbedingungen .05 .01 .00 .08 .05 .15*

Tätigkeit .13 .01 .07 .14* .07 .15*

Entwicklung .18** .01 .16* .04 .03 .08

Bezahlung .05 .09 .07 .14* .06 .11

Team/Kollegen .21** .00 .16* .27** .19 ** .12

Vorgesetzter .05 .09 .06 .15* .05 .09

Index der AZ .14* .01 .10 .20** .03 .16**

Absentismus .03 -.02 .05 .00 .05 -.04

Leistung .16* .02 .16* .12 .00 .11

Korrelation Spalte SI und BFI-K

.67

.50

Mittlerer Betrag aller Korrelationen

.11 .03 .09 .13 .06 .11

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Tabelle 6 (Fortsetzung)

Gewissenhaftigkeit Neurotizismus Offenheit

SI SI_partial BFI-K SI SI_partial BFI-K SI SI_partial BFI-K

.15* .14 * .13* -.01 -.13 -.02 .02 -.07 -.04

.13 .13 .19** -.17* -.18 * -.24** .11 -.02 .07

.04 .07 .15* -.08 -.07 -.11 .15* .11 .10

.04 .10 .10 -.21** -.11 -.07 .15* .08 .17*

.07 .07 .16* -.28** -.15 * -.26** .23** .12 .18**

-.05 .01 .15* -.22** -.18 ** -.22** .14* .14 .10

.07 .14 .20** -.24** -.29 ** -.25** .18** -.01 .14*

-.13 -.15 * -.11 .15* .18 * .14* .04 .06 .05

.26** .27 ** .33** -.23** -.23 ** -.27** .10 -.01 .11

.55

.72

.67

.11 .12 .17 .18 .17 .18 .12 .07 .11

Anmerkungen: SI = Single Item, SI_partial = unter Auspartialisierung der jeweils verbleibenden vier Single Items; Die Berechnung der Spaltenvektor-Korrelationen basiert auf z-transformierten Korrela-tionen (nach Fisher, 1981); N = 214; * p < .05; **p < .01

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6 Abschließende Gesamtdiskussion Die vorliegende Studie zeigt, dass auch ein so globales Konstrukt wie die individuelle Persönlichkeitsstruktur mit einem einzelnen Item pro Dimension relativ reliabel und valide messbar ist. Neben der gegebenen Konstruktvalidität ließ sich für die Single Items in unserer Pilotstudie zu beruflichen Inhaltsvariablen auch eine vergleichbar gute Vorher-sagevalidität nachweisen. Diese Single-Item-Batterie lässt es also als durchaus möglich erscheinen, Persönlichkeit ohne großen Aufwand routinemäßig in sozialwissenschaftli-chen Umfragen mitzuerfassen. Damit hätte man einige grundlegende Informationen über die Psychologie der Befragten bekommen, die sich in breitester Weise zur Aufklärung der Varianz der Umfragedaten eignen sollten.

Natürlich gibt diese erste Studie noch keine abschließenden Antworten, noch nicht einmal technischer Art. So sollte zunächst festgehalten werden, dass die Bearbeitung der Single Items mit nahezu einer Minute pro Item vergleichsweise deutlich länger dauert als bei herkömmlichen (Persönlichkeits-)Items. Gosling et al. (2003) berichten Ähnliches für ihr Kompaktinventar. Der Grund für den erhöhten Zeitaufwand liegt vermutlich darin, dass sich die Befragte bei der Messung von Persönlichkeitseigenschaften zu einem Thema äußern soll, für das ihr nicht unbedingt immer leicht verfügbare, fertige Urteile vorliegen bzw. für das sie sich sogar bemühen muss, den gesamten Bedeutungshof des Konstrukts zu adressieren und nicht nur auf eines der Schlüsselworte zu reagieren. Bei den oben beschrieben Single Items zur Messung der Arbeitszufriedenheit ist das anders: Hier wird nach einer Einstellung gefragt, die der Befragte nur zu berichten braucht – und zwar in seinem Sinn und mit seinen Gewichten: Nicht der Interviewer oder der Fragebogen defi-nieren hier, was unter Arbeitszufriedenheit zu verstehen ist, sondern der Befragte selbst definiert sowohl Gegenstand wie Verrechnungsregeln. Bei den Big Five dagegen wird der Befragten erst per Item erklärt, um was es sich handelt und worum nicht. Dort, wo dazu ein Adjektiv genügt und wo der Faktor der impliziten Vorstellung entspricht, kann ein Urteil relativ schnell erfolgen. (Das ist vermutlich vor allem bei Extraversion der Fall, bei der das Single Item auch am besten mit den einzelnen Items der Skalenbatterien korreliert, wie Tabelle 3 zeigt.) Ansonsten muss die Befragte erst gründlich überlegen und zwar gründlicher, als bei den Items der üblichen Skalenbatterien, die einen viel engeren Fokus haben und die weniger abstrakt sind.

Der höhere Aufwand bei der Bearbeitung der Single Items kann natürlich auch dazu füh-ren, dass die Befragte die Items nicht so gründlich liest, wie es erforderlich wäre, um eine

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gute Vorstellung des gemeinten Persönlichkeitskonstrukts zu entwickeln1. Ebenso ist zu vermuten, dass der Aufbau einer Gesamtvorstellung davon, was hier gemeint ist, einen erheblichen kognitiven Aufwand erfordert. Ob dieser von sämtlichen Befragten geleistet werden kann, müsste in weiteren Studien untersucht werden. Denkbar erscheint insbeson-dere, dass die Befragten nur auf bestimmte Schlüsselwörter Bezug nehmen und die Ge-samtbedeutung assoziativ ergänzen. Das ist dann kein Problem, wenn die Konnotationen der wenigen Schlüsselwörter dem entsprechen, was die Dimension erfassen soll. Gerade hier ist es aber problematisch, dass die Persönlichkeitsdimensionen nicht in allen ihren Merkmale dem entsprechen, was man aus ihren Namen ableiten würde, sondern z.T. zahlreiche weitere Eigenschaften umfassen, die mit diesen Merkmalen empirisch korre-liert sind. Andererseits sind die Konstrukte aber auch keine reinen Kunstprodukte der Psychologen, sondern sie basieren ja gerade auf den Strukturen, die sich empirisch in der Verwendung der Persönlichkeitsattribute zeigen. Das Problem ist also weniger die Exis-tenz der Gegenstände selbst, als vielmehr ihre Ansprache.

Ein hiermit verwandtes Problem ist die teilweise problematische Formulierung der Single Items. Wie dargestellt, wird jedes Single Item durch die Phrase „Ich bin ...“ eingeleitet. Jedoch ergeben die aufgeführten Schlüsselwörter oder -phrasen in einigen Fällen in Kom-bination mit diesem Einleitungssatz semantisch keinen sinnvollen Satz. Hier würde sich empfehlen, mittels kognitiver Testungen zu prüfen, ob diese Dissonanz von den Befragten als störend wahrgenommen wird.

Ein weiteres Problem der Single Items liegt in den schiefen Antwortverteilungen, die zu Deckeneffekten führen können. Hier lässt sich vermuten, dass die Messintention bei Verwendung von Single Items deutlich durchschaubarer ist als bei herkömmlichen Per-sönlichkeitsitems und deren Beantwortung somit anfälliger für soziale Erwünschtheitsten-denzen wird. Um den Einfluss potentieller Antworttendenzen näher zu beleuchten, sollte in zukünftigen Studien die wahrgenommene soziale Erwünschtheit der einzelnen Items untersucht werden. Zu denken wäre in diesem Zusammenhang an eine Analyse der wahr-genommenen Erwünschtheit der einzelnen verwendeten Begriffe unter Rückgriff auf die von Hager und Hasselhorn (1994) zur Verfügung gestellten Wortnormen.

Ebenfalls Inhalt zukünftiger Studien sollte die Untersuchung des Einflusses von Reihen-folgeeffekten auf die Reliabilität und Validität der Single Items sein. So ließe sich vermu-

1 Befunde aus einer weiteren Studie (Rammstedt, 2004), die die Single Items verwendet, deuten auf solche motivationalen Effekte hin. In dieser Studie bearbeiteten die Befragten die Single I-tems innerhalb einer Lehrveranstaltung und somit unter Zeit- und Gruppendruck. In den Ergeb-nissen zeigten sich deutlich höhere divergente und niedrigere konvergente Korrelationen als in den vorliegenden.

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ten, dass die nicht-permutierte Reihenfolge der Fragebogen, bei der die Single Items zum Schluss zu beantworten waren, die Verfügbarkeit der entsprechenden Konstrukte erhöhte und somit die Beantwortung der Single Items beeinflusst haben könnte.

Schließlich bleibt noch abzuwarten, wie sich derartige Items in echten Bevölkerungsum-fragen bewähren. Untersuchungen dieser Art sind in Vorbereitung. Darüber hinaus wäre es wünschenswert, wenn interessierte Leser sich an der Weiterentwicklung der Single Items beteiligten und ZUMA die Daten zur Verfügung stellten.

Als Fazit lässt sich aber festhalten, dass sich die individuelle Persönlichkeitsstruktur mittels Single Items erstaunlich gut erfassen lässt. Die Voraussetzungen, die für einen erfolgreichen Einsatz solcher Items gegeben sein müssen, sind allerdings noch weiter zu untersuchen. Die Ökonomie eines Instruments kann aber nicht allein an der Zahl der Items gemessen werden, sondern vor allem an der Bearbeitungszeit und evtl. auch daran, in welchem Ausmaß sich die Items auch für weniger motivierte und gebildete Personen eignen. Zudem bleibt noch genauer zu untersuchen, wie die Befragten ein Urteil zu ver-gleichsweise abstrakten Gegenständen erzeugen und wie man durch verschiedene Begriffe eine Fokussierung auf den gemeinten Gegenstand sicher herstellen kann.

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Korrespondenzadresse Dr. Beatrice Rammstedt ZUMA Postfach 12 21 55 D – 68072 Mannheim email: [email protected]

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ANHANG Die folgenden Skalen beschreiben bestimmte Merkmale von Personen. Dabei stellen die Punkte ganz links und ganz rechts Gegensätze dar. Betrachten Sie sich das Beispiel: Wenn jemand „sehr“ romantisch ist, wird er den Skalenpunkt ganz links ankreuzen, wenn jemand „sehr“ nüchtern ist, wird er den Skalenpunkt ganz rechts ankreuzen. Auf den Skalenpunkten dazwischen können Sie Ihr Urteil abstufen, wenn Sie sich weder für „sehr“ romantisch noch für „sehr“ nüchtern halten. Ein Beispiel:

se

hr

ziem

lich

etw

as

teils

-teils

etw

as

ziem

lich

sehr

Ich bin… romantisch

verträumt, schwärmerisch, gefühlsbetont

nüchtern

bodenständig, kopfgesteuert, schnörkellos

Bitte schätzen Sie sich nun auf den folgenden fünf Skalen ein:

sehr

ziem

lich

etw

as

teils

-teils

et

was

zi

emlic

h

sehr

Ich bin...

extrovertiert gesprächig, gesellig, voller Tatendrang, kontaktfreudig

introvertiert

still, schweigsam, zurückgezogen, eher ein Einzelgänger

emotional nervös, ängstlich,

regt sich leicht auf, angespannt, empfindlich

ausgeglichen

gelassen, entspannt, selbstzufrieden, robust

aufgeschlossen offen für Neues, wissbegierig,

kultiviert, phantasievoll

festgelegt feste Ansichten und Meinungen,

an Neuem eher wenig interessiert, traditionell, mag Routinen

und feste Regeln barsch

kühl, kritisch, wird leicht ärger-lich, misstrauisch

umgänglich

kooperativ, herzlich, nett, nachgiebig

gewissenhaft zuverlässig, sorgfältig,

ordentlich, pflichtbewusst, ehrgeizig

nachlässig

salopp, unordentlich, unpünktlich, chaotisch, nonchalant

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Hoffmeyer-Zlotnik/Hess/Geis: Computerunterstützte Vercodung ...

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COMPUTERUNTERSTÜTZTE VERCODUNG DER INTERNATIONAL STANDARD

CLASSIFICATION OF OCCUPATIONS (ISCO-88)

JÜRGEN H.P. HOFFMEYER-ZLOTNIK, DORIS HESS & ALFONS J. GEIS

ie „International Standard Classification of Occupations“ von 1988 (ISCO-88) stellt das Instrument dar, das für die Harmonisierung der Klassifikation von Berufen in

der international vergleichenden Forschung verwendet wird. ISCO-88 ist ein hoch kom-plexes Instrument, das etwa 30.000 Berufe in 390 Kategorien abbildet. Bis heute ist es nicht möglich, die Berufe nach ISCO-88 im Feld zu verschlüsseln. Im Folgenden zeigen wir auf, was wir unternommen haben, um eine computerunterstützte Feldverschlüsselung der Berufe nach ISCO-88 zu testen.

he International Standard Classification of Occupations of 1988 (ISCO-88) is an instrument used to harmonize of the measurement of occupations in international

research. ISCO-88 is a complex instrument which maps 30.000 different occupations into 390 categories. To date, it is still not possible to categorize occupations using ISCO-88 as part of the data collection process. The article reports on testing undertaken to investigate how ISCO categories might be assigned during computer-assisted data collection.

1 Aufgabenstellung Die „International Standard Classification of Occupations“ von 1988 (ISCO-88) ist das vom „International Labour Office“ in Genf (ILO) erarbeitete Instrument zur Klassifikati-on der Berufe. Es strukturiert und reduziert die Vielfalt der Berufe auf 390 Kategorien. Jede dieser Kategorien definiert einzelne Tätigkeitsmerkmale vor dem Hintergrund von einerseits „skill level“ und andererseits „skill specialisation“. „Skill level“, als berufs- und arbeitsplatzbezogenes Merkmal, bezeichnet das Anforderungsniveau an Beruf und Ar-beitsplatz. „Skill specialisation“, als berufsfachliches Kriterium, hebt auf die Art der

D

T

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ausgeübten Tätigkeit innerhalb einer gegebenen Qualifikationsebene ab und berücksich-tigt hierbei Merkmale wie das verarbeitete Material, das Berufsmilieu, der Art der produ-zierten Güter oder Dienstleistungen, Besonderheiten der Fertigungsverfahren und anderes mehr. Die ISCO-88 ist das einzige langjährig getestete Instrument zu einer international vergleichbaren Klassifikation von Berufen und bietet daneben die Möglichkeit des Umstiegs auf Indices, die berufliches Prestige, sozio-ökonomischen Status oder Klassen-zugehörigkeit ausweisen.

Die Vercodung nach ISCO-88 ist aufwendig, da die ISCO-Kategorien über ein komplexes Set an Tätigkeitsmerkmalen und den Bedingungen zu deren Ausübung definiert werden, auch wenn die gesammelte Information im Endergebnis auf 390 Kategorien reduziert und kondensiert wird.

Die seit 1980 beim ZUMA durchgeführten computergestützten Codierungen nach ISCO, basierend auf über 900.000 maschinellen Codierungen, zeigen eine korrekte Zuordnung von 45% bis 55% der offen beantworteten Berufsangaben in den allgemeinen Bevölke-rungsumfragen (Geis & Hoffmeyer-Zlotnik, 2000:127). Überträgt man die korrekten Zuordnungen von Nennungen auf konkrete Berufe, so verbergen sich dahinter 3.000 von den für Deutschland insgesamt etwa 30.000 möglichen Berufsbezeichnungen, die in das Wörterbuch aufgenommen worden sind (Geis & Hoffmeyer-Zlotnik, 2000:126f.). Der Rest, d.h. ca. 27.000 Berufsbezeichnungen oder die Hälfte der in einer Umfrage erhalte-nen Angaben, muss bis heute per Hand vercodet werden. Damit ist die Berufscodierung nach ISCO-88 nicht nur aufwendig, sondern auch teuer. Da die Codierung nach ISCO über die Zunahme der international vergleichenden Forschung und einer im Aufbau be-griffenen amtlichen europäischen Statistik immer mehr an Bedeutung gewinnt, wäre es für alle Datensammler (der Sozialforschung, der Marktforschung und der amtlichen Statistik) von Vorteil, wenn ein möglichst hoher Anteil der ISCO-Codierung computerunterstützt durchgeführt werden könnte. Ideal wäre es, wenn eine ISCO-Verschlüsselung schon mit der Feldarbeit, die heute zu einem hohen Anteil computergestützt am Telefon (CATI) oder per Laptop (CAPI) stattfindet, kombiniert durchzuführen wäre. Unser Vorhaben ist es, eine auf den zu einer ISCO-Verschlüsselung der Berufe notwendi-gen Merkmalen aufbauende hierarchische Struktur von immer präziser einengenden Ab-fragen zu entwickeln. Mit solch einer hierarchischen Abfrage in drei bis fünf aufeinander aufbauenden Schritten (je nach Aufwand des Weges vom Generellen zum Speziellen) müsste eine ISCO-Verschlüsselung als computergestützte Feldverschlüsselung möglich werden. Das Ziel ist es, 80% bis 90% der benannten Tätigkeitsangaben schon bei der Datenerfassung im Feld nach ISCO zu verschlüsseln. Dieses Ziel wird aktuell in einer Arbeitsgruppe, bestehend aus Alfons J. Geis und Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik von ZUMA und Doris Hess von infas, verfolgt.

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2 Vorarbeiten Vor einigen Jahren gab es in einer Kooperation von ZUMA und Infratest-Sozialforschung schon einen Versuch der computerunterstützten Vercodung der ISCO, der allerdings aus der Sicht der ZUMA-Beteiligten des Projektes gescheitert ist. Der Ansatz in diesem Pro-jekt war das Erfassen und Einordnen der Berufe auf der Basis von Berufsbenennungen (Hartmann & Schütz, 2002). Hierbei läuft im Hintergrund des computergestützten Frage-bogens eine in der Begrifflichkeit tiefgestaffelte Sammlung von mehreren tausend Be-rufsbenennungen mit, so dass ein benannter und im Wörterbuch enthaltener Begriff für einen Beruf jeweils einem Code der entsprechenden Berufsklassifikation zugeordnet werden kann.

Das Problem hierbei ist jedoch, dass das Erfassen und Einordnen der Berufe über Berufs-benennungen der Logik der ISCO widerspricht, die in die Definition ihrer Kategorien „skill level“ und „skill specialisation“ einbezieht und damit nicht auf Berufsbenennungen sondern auf komplexen „Berufsbildern“ aufbaut. Ein Einordnen der Berufe über Berufs-benennungen folgt der Logik der „Klassifikation der Berufsbenennungen“ (KldB-92) des Statistischen Bundesamtes (1992). Im Gegensatz zur ISCO geschieht bei der KldB-92 die Differenzierung vom Speziellen zum Generellen, indem zunächst die Berufsbezeichnun-gen (über 29.500 Berufsbenennungen in der Klassifikation der Berufsbenennungen von 1992) erfasst und diese dann, hierarchisch gegliedert auf vier Ebenen zu Gruppen (369 Berufsordnungen auf der vierten Ebene) zusammengefasst werden. Bei einer compu-tergestützten Berufsvercodung über die KldB kann man vom vorhandenen Verzeichnis der 29.500 Berufsbezeichnungen ausgehen und diese anhand gesammelten empirischen Mate-rials fast beliebig erweitern, um die ganze Palette der empirisch möglichen Berufsbenen-nungen zu erfassen.

Das Statistische Bundesamt bietet Regeln für die Zuordnung von KldB-92-Codes zu ISCO-88-Codes, die allerdings nicht über die unterschiedlichen Logiken beider Klassifi-kationen hinweghelfen. Das Problem einer ISCO-88-Codierung, die auf einer vorange-henden KldB-Codierung aufbaut, ist, dass bei fast gleicher Anzahl von Kategorien auf der vierstelligen Ebene ein Code der KldB einer Kombination von Codes in der ISCO-88 zugeordnet werden kann. Zum Beispiel entspricht der KldB-Code 7883 für „Personal-sachbearbeiter“ den ISCO-88-Codes 2412 (Personalfachleute, Berufsberater), 3431 (Ver-waltungssekretäre), 3439 (Verwaltungsfachkraft) und 4190 (sonstige Büroangestellte). Empirisch (Geis & Hoffmeyer-Zlotnik, 2001) ließen sich nur 54% der nach KldB-92 vercodeten Berufe (ca. 12.000 Berufsangaben) eindeutig einem ISCO-88-Code zuordnen; benutzt man die Regeln des Statistischen Bundesamtes für die Zuordnung der KldB-92-Codes zu den ISCO-88-Codes, so ergibt sich auf der vierten Stelle eine Zuordnungsgenau-

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igkeit von 65,3% (Geis & Hoffmeyer-Zlotnik, 2001:131, 134). Das restliche Drittel der Berufsangaben eines Surveys wird unpräzise oder falsch zugeordnet. Zwar nutzen sowohl große Sozialforschungsprojekte als auch das Statistische Bundesamt für zentrale Daten-sätze (letzteres für den Mikrozensus) den Weg über die KldB-92 zur ISCO-88, doch er-scheinen uns ein Drittel nicht nachvollziehbarer Zuordnungen von ISCO-Codes für die Bestimmung von Prestige-, Status- und Klassenzuordnungen in der Sozialforschung als problematisch und ein Verschenken an Präzision bei nur dreistelliger Vercodung (was einen Verzicht auf die vierte Ebene bedeutet) nicht optimal.

Vor dem Erfahrungshintergrund der eigenen Forschung (Geis & Hoffmeyer-Zlotnik, 2001) können wir eine Computerunterstützung bei der Erfassung von Berufen, die auf einem Erfassen von Berufsbenennungen basiert, nicht mittragen. Auf der Ebene der Berufsbe-nennungen werden die Spezifika der ISCO-88 wie „skill level“ und „skill specialisation“ nicht berücksichtigt, denn die Benennung eines Berufs beinhaltet in der Regel keine aus-reichenden Informationen zu berufs- und arbeitsplatzbezogenen Merkmalen und/oder zu detaillierten Tätigkeitsmerkmalen, wie sie ISCO erfordert.

Daher ist für uns der einfache Weg über den Rückgriff auf einen Pool an Berufsbezeichnun-gen, der im CATI- oder CAPI-Fragebogenprogramm abgerufen werden kann, nicht gangbar.

Das aktuelle Projekt zur computerunterstützten Erfassung von ISCO versucht die Zuord-nung der Berufsbeschreibung nicht über eine tiefgegliederte Datenbasis (z.B. aller mögli-chen Schreibformen der einzelnen Berufsbezeichnungen oder Berufsbeschreibungen) auf einer einzigen technischen Hierarchieebene. Statt dessen versuchen wir die für eine ISCO-Klassifikation notwendigen unterschiedlichen, den Beruf, den Arbeitsplatz sowie das Bildungs- und Ausbildungsniveau beschreibenden Informationen hierarchisch über eine Baumstruktur zu erfassen und zu präzisieren, vergleichbar einer „Rasterfahndung“. Hierzu müssen vorab die Informationen herausgearbeitet werden, die für die Definition einer ISCO-Kategorie notwendig sind.

3 Die Besonderheiten der ISCO-88 oder: Welche Informatio-nen sind in der Definition einer ISCO-Kategorie enthalten?

Die ISCO-88, die nicht auf Berufsbenennungen, sondern auf Tätigkeitsmerkmalen und Bedingungen für die Ausübung von Tätigkeiten aufbaut (ILO 1990), erfordert, über die Berufsbenennung hinaus, eine ganze Reihe von zusätzlichen Informationen.

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Tabelle 1 ISCO-88-Berufshauptgruppen mit Anzahl der Einheiten je Untergruppe und ISCED Bildungskategorie (für die skill levels)

Anzahl Einheiten je ... ISCED

Berufshauptgruppe 1-stellig

Berufs-gruppe

2-stellig

Berufs-unter-gruppe3-stellig

Berufs-gattung

4-stellig

Ebene der

Bildung(Code)

1 Angehörige gesetzgebender Körperschaften, leitende Verwaltungsbedienstete und Führungs-kräfte in der Privatwirtschaft

3

8

33

--

2 Wissenschaftler 4 18 55 4 3 Techniker und gleichrangige nichttechnische

Berufe 4 21 73 3

4 Bürokräfte, kaufmännische Angestellte 2 7 23 2 5 Dienstleistungsberufe, Verkäufer in Geschäften

und auf Märkten 2 9 23 2

6 Fachkräfte in Landwirtschaft und Fischerei 2 6 17 2 7 Handwerks- und verwandte Berufe 4 16 70 2 8 Anlagen und Maschinenbediener sowie Montierer 3 20 70 2 9 Hilfsarbeitskräfte 3 10 25 1 0 Soldaten 1 1 1 -- Insgesamt 28 116 390

Quelle: ILO 1990:3 Zerlegt man die ISCO in ihre einzelnen Elemente, so zeigt sich, dass für deren Codierung bis auf die vierte Stelle eine große Anzahl von Informationen notwendig ist. Wie die Erfahrun-gen der Codierer zeigen (Geis & Hoffmeyer-Zlotnik, 2000:120f), werden die für die Codie-rung erforderlichen Zusatzinformationen, wie „Stellung im Beruf“, die „Branche“ sowie die Informationen „öffentlicher Sektor“, höchster „Bildungs-“ und „Ausbildungsabschluss“, „Betriebsgröße“ und „Einkommen“, am häufigsten genutzt. In den Tabellen 2 bis 9 werden diese Zusatzinformationen in einer für ihre Nutzung zur ISCO-Codierung optimalen Katego-risierung dargestellt und es wird aufgezeigt, zur Verortung welcher ISCO-Gruppe auf der 1-, 2-, 3- oder 4-stelligen Hierarchieebene diese Zusatzinformation jeweils erforderlich sind. Die ISCO-88 bietet eine Klassifikation von Tätigkeiten, wobei eine Reihe von strukturieren-den Informationen zentrale Elemente der Klassifikation darstellen. Auf der ersten, der ein-stelligen Ebene ist das strukturierende Element die „Bildung“ nach der „International Stan-dard Classification of Education“, ISCED 1997 (OECD 1997; 2003) (Tabelle 1, letzte Spal-te), denn die Berufshauptgruppen 2 bis 9 orientieren sich an den Bildungskategorien von ISCED 1997 (Tabelle 2).

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Tabelle 2 Ebenen der Bildung; Kategorien von ISCED 1997

Proxy Criteria for Contents

Main Criteria Subsidiary Criteria Name of the Level Code

Educational properties, School or centre-based, Minimum age, Upper age limit

Staff qualification Pre-primary education 0

Beginning of systematic ap-prenticeship of reading, writing and mathematics

Entry into nationally designated primary institutions/programmes, Start of compulsory education

Primary education, First stage of basic education

1

Subject presentation, Full implementation of basic skills and foundation for lifelong learning

Entry after some 6 years of primary education, End of the cycle after 9 years since the beginning of primary education, End of compulsory education

Lower secondary educa-tion, Second stage of basic education

2

Typical entrance qualification, Minimum entrance requirement

(Upper) secondary education 3

Entrance requirement, Content, Age, Duration

Post-secondary non tertiary education 4

Minimum entrance require-ment, Type of certification obtained, Duration

First stage of tertiary education 5

Research oriented content, Submission of thesis or disser-tation

Prepare graduates for faculty and research posts

Second stage of tertiary education 6

Quelle: OECD (1997) 2003:203; Tabelle liegt nicht in autorisierter deutscher Übersetzung vor. Andererseits ist ebenfalls auf dieser Ebene die „Stellung im Beruf“, entsprechend der Mikrozensus-Zusatzerhebung von 1971 (Demografische Standards, Stand 1999; Hoff-meyer-Zlotnik, 2003:118 f.) (Tabelle 3), ein strukturierendes Element.

Die ISCO-Berufshauptgruppen 1 und 9 (siehe Tabelle 1) lassen sich neben der „Bildung“ vor allem über die „Stellung im Beruf“ (Tabelle 3) zuordnen: 1 beinhaltet alle Selbständi-gen, die nicht allein tätig sind und Nicht-Selbständige in leitender Position, 9 umfasst alle ungelernten Arbeiter.

Auf der Ebene der zweistelligen ISCO-Berufsgruppen wird die „Stellung im Beruf“ für die Unterscheidung der Kategorien 30 bis 50 und 90 von zentraler Wichtigkeit. Als drittes Element der Klassifikation kommt jetzt die „Ausbildung“ (Tabelle 4) hinzu. Diese ist wichtig zur Untergliederung der ISCO-Berufshauptgruppe 2.

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Tabelle 3 Klassifikation der beruflichen Stellung

10 Selbständige Landwirte (auch Genossenschaftsbauer) Akademische freie Berufe (z.B. Arzt, Anwalt mit eigener Praxis)

15 1 Mitarbeiter oder allein 16 2 bis 9 Mitarbeiter 17 10 Mitarbeiter und mehr 18 freie Mitarbeiter

Selbständige in Handel, Gewerbe, Industrie, Dienstleistungen, u.a. (auch PGH) 21 1 Mitarbeiter oder allein 22 2 bis 9 Mitarbeiter 23 10 bis 49 Mitarbeiter 24 50 Mitarbeiter und mehr 30 Mithelfende Familienangehörige

Beamte/Richter/Berufssoldaten 40 Beamte im einfachen Dienst (bis einschl. Oberamtsmeister) 41 Beamte im mittleren Dienst (vom Assistenten bis einschl. Hauptsekretär/Amtsinspektor) 42 Beamte im gehobenen Dienst (vom Inspektor bis einschl. Oberamtmann/Oberamtsrat) 43 Beamte im höheren Dienst, Richter (vom Regierungsrat aufwärts)

Angestellte 50 Industrie- und Werkmeister im Angestelltenverhältnis 51 Angestellte mit einfacher Tätigkeit (z.B. Verkäufer, Kontorist, Stenotypistin) 52 Angestellte, die schwierige Aufgaben nach allgemeiner Anweisung selbständig erledigen (z.B.

Sachbearbeiter, Buchhalter, technischer Zeichner) 53 Angestellte, die selbständige Leistungen in verantwortungsvoller Tätigkeit erbringen oder

begrenzte Verantwortung für die Tätigkeit anderer tragen (z.B. wiss. Mitarbeiter, Prokurist, Abteilungsleiter)

54 Angestellte mit umfassenden Führungsaufgaben und Entscheidungsbefugnissen (z.B. Direktor, Geschäftsführer, Vorstand größerer Betriebe und Verbände) Arbeiter

60 ungelernte Arbeiter 61 angelernte Arbeiter 62 gelernte und Facharbeiter 63 Vorarbeiter und Kolonnenführer 64 Meister/Poliere

Quelle: Demografische Standards 1999

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Tabelle 4 Berufliche Ausbildung 6 Hochschule abgeschlossen 5 Fachhochschule abgeschlossen 4 Fachschule (eventuell in Untergliederung), Meister-, Technikerschule, Berufs- oder Fachaka-

demie abgeschlossen 3 Beruflich-schulische Ausbildung (Berufsfachschule, Handelsschule) abgeschlossen 2 Beruflich-betriebliche Ausbildung: Lehre (unterteilt in Bereiche) 1 Teilfacharbeiter 0 Ungelernt Sonstiges Quelle: Demografische Standards 1999 Damit wird eine Kombination von „Bildung“ und „Ausbildung“ zu einem Index „Bildungs-niveau“ sinnvoll, um somit besser das für den Beruf relevante Niveau von allgemeiner und beruflicher Bildung zu erfassen. Ein Index „Bildungsniveau“ könnte wie in Tabelle 5 darge-stellt aussehen.

Tabelle 5 Index „Bildungsniveau“ Bildungsabschluss

Ausbildung ohne 8./9.

Klasse 10.

Klasse bedingtes

Abitur

12./13. Klasse Abitur

anderer

keine 1 2 3 5 6 1 Lehre 3 3 4 5 6 3 Berufsfachschule 3 3 4 5 6 3 Fachschule 0 4 5 6 6 4 Fachhochschule 0 0 7 7 7 7 Universität 0 0 8 8 8 8 Anderer 0 3 4 0 7 3 0=tnz, 1=niedrig, 8=hoch Quelle: Jöckel, K.-H./B. Babitsch/B.-M. Bellach/K. Bloomfield/J.H.P. Hoffmeyer-Zlotnik/J. Winkler/ C. Wolf, 1998:15 Die Verbindung von „Bildung“ und „Ausbildung“ zu einem „Bildungsniveau“ baut auf der Vielfalt der nationalen deutschen Schulsysteme auf, indem jetzt nach dem Abschluss gefragt wird, der nach erfolgreichem Abschluss von Klasse n gegeben ist. Es bleibt so-wohl bei Schulabschluss als auch bei Ausbildungsabschluss jeweils eine Restkategorie: „anderer Abschluss“, die in die Zuordnung mit aufgenommen wird. Eine weitere Untergliederung der ISCO-Berufshauptgruppe 1 benötigt als viertes Element die „Leitungsfunktion“. Diese lässt sich abfragen über die Fragen:

„Haben Sie Mitarbeiter für die Sie der/die direkte Vorgesetzte sind?“ wenn: „ja“: „Für wie viele Mitarbeiter sind Sie der/die direkte Vorgesetzte?“

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Die ISCO-Berufshauptgruppe 6 benötigt zu deren weiterer Untergliederung die Information der „Branche“ (Tabelle 6). Branche soll über den zweistelligen Code von NACE („Nomencla-ture générale des activités économiques dans les Communautés Européennes“, UN 2001), der statistischen Systematik der Wirtschaftszweige in der Europäischen Union, abgefragt werden.

Tabelle 6 Branche Code Arbeitsbereich 0 Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei 10 – 14 Bergbau 15 – 19 Herstellung: Nahrung, Textil, Genuss 20 – 21 Herstellung. Holz, Papier 22 Verlag, Druck, Medien 23 – 25 Herstellung: Chemie 26 Herstellung: Keramik, Glas 27 – 28 Herstellung: Metall 29 Maschinenbau 30 – 33 Feinmechanik, Büromaschinen, Optik, Foto, Beleuchtung 34 – 35 Fahrzeugbau 36 Herstellung: Verbrauchsgüter: Möbel, Schmuck, Spielzeug etc. 37 Recycling 40 – 41 Energieversorgung 45 Bauwirtschaft: Haupt- und Nebengewerbe 50 Handel mit Kfz 51 Großhandel, Handelsvermittlung 52 Einzelhandel (ohne Kfz) 55 Gastgewerbe, Hotel, Catering 60 – 64 Transport und Verkehr, Reiseveranstalter, Nachrichtenübermittlung 65 – 67 Banken und Versicherungen 70 – 71 Vermieten, Verpachten, Leasing, Gebäudeverwaltung 72 Datenverarbeitung 73 Forschung und Entwicklung 74 private Dienstleister 75 öffentliche Dienstleister 80 Bildung, Erziehung: unterteilt in: Hochschule (=8030), Nicht-Hochschule 85 Gesundheit, Soziales 90 Abwasser-, Abfallentsorgung 91 Interessenvertretungen: Kirchen/Gewerkschaften/Verbände/Parteien 92 Kultur, Sport, Freizeit, Unterhaltung 93 sonstige Dienstleister 95 private Haushalte 99 Exterritoriale Organisationen 100 Soldaten, Militär Quelle: Nace, eigene Gruppierung

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Zu einer weiteren Unterteilung der ISCO-Berufshauptgruppen 7 und 8 wird ein Erfassen des Arbeitsgeräts (Tabelle 7) erforderlich:

Tabelle 7 Arbeitsgerät, Arbeitsmittel, Maschinen

Kategorie Arbeitsgerät, Arbeitsmittel, Maschinen

A Werkzeuge, Geräte: Handwerkzeug B Maschinen, Anlagen: 1 Maschinen handgesteuert 2 Maschinen automatisch 3 Maschinen computergesteuert 4 Verfahrenstechnische Anlagen 5 Anlagen zur Fertigung 6 Anlagen zum Abfüllung 7 Anlagen zur Energieerzeugung 8 Automatische Lagersysteme C Messgeräte, Diagnosegeräte D Büro- und Kommunikationsgeräte: Schreiben, Rechnen, Kommunizieren

in (a) Audio = Sprache, (b) Video oder Bild E Fahrzeug, Transportmittel, Hebemittel (wie: Gabelstapler, Kran, Bagger, etc.) F andere Geräte für: Therapie, Sport, Spiel, Musik, Überwachung, Kassieren, u.a.m. Quelle: Bibb/IAB-Strukturerhebung Die Antworten auf die Items B3 bis B8 in Tabelle 7 lassen einen zu großen Spielraum hinsichtlich der mit der Aufgabe verbundenen Verantwortung, so dass eine zusätzliche Untergliederung zur Art der Arbeit mit Maschinen und Anlagen (Tabelle 8) sinnvoll er-scheint:

Tabelle 8 Art der Arbeit mit Maschinen und Anlagen

1 Bedienen 2 Einrichten 3 Programmieren 4 Überwachen 5 Warten, Reparieren Quelle: Bibb/IAB-Strukturerhebung

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Inwieweit eine Auflistung von Tätigkeitskategorien weiterhelfen kann, soll zusätzlich mit einer detaillierten Liste der unterschiedlichen Tätigkeiten geprüft werden. Diese Liste (Tabelle 9) enthält aus der ISCO abgeleitete Tätigkeitsbegriffe, die der Befragte seinem ausgeübten Beruf zuordnen soll.

Tabelle 9 Tätigkeiten, die bei der Ausübung des Berufes zu den zentra-len Aufgaben gehören

Code Tätigkeit

01 Leiten, Führen einer Organisation oder Organisationseinheit (auch einer Interes-sengruppe wie z.B. einer politischen Partei, einer Gewerkschaft)

02 Verwalten von Vorgängen oder Information sammeln, recherchieren, auswerten – ohne Kundenkontakt

03 Verwalten von Vorgängen oder Information sammeln, recherchieren, auswerten – mit Kundenkontakt

04 Forschung und Entwicklung 05 Lehre und Erziehung 06 Analysieren und beraten 07 Organisieren, planen, überwachen von Anlagen/Maschinen/technischen Prozessen 08 Messen, prüfen, bedienen und steuern 09 Beraten, informieren 10 Versorgen, bedienen, betreuen von Menschen 11 Verkaufen, makeln, vermitteln 12 Schreiben, rechnen, kommunizieren, archivieren, verteilen, sortieren – ohne Kun-

denkontakt 13 Schreiben, rechnen, kommunizieren, archivieren, verteilen, sortieren – mit

Kundenkontakt 14 Einkaufen, beschaffen, verkaufen 15 Werben, Marketing, Akquisition, Public Relation 16 Anbau und Aufzucht von Natur und/oder Tier; Fang und Jagd 17 Abbau von Sand, Steinen, Mineralien 18 Handwerkliches Bearbeiten, bauen, ausbauen 19 Herstellen und Bearbeiten von Nahrungs- und Genussmitteln 20 Herstellen, verarbeiten und produzieren von Waren und/oder Gütern 21 Versorgen, bedienen, montieren, warten, instandsetzen von Maschinen/ Anla-

gen/technischem Gerät 22 Fahren, transportieren 23 Entsorgen und reinigen 24 Sonstige Tätigkeit, und zwar ... Eigene Listung

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Mit den aufgelisteten Informationen dürfte man alle Elemente der ISCO-Definition erfasst haben. Nun bleiben zwei Schritte offen:

a) das vollständige Erfassen aller Informationen, die man zur ISCO-Codierung benö-tigt – vor allem ein vollständiges Erfassen der Berufsangabe;

b) das richtige hierarchische Anordnen der Zusatzinformationen aus den Tabellen 2 bis 9.

4 Art der Abfrage der Berufsangabe: Einstufige, zweistufige oder dreistufige offene Abfrage?

Um für eine Berufsklassifikation nach ISCO-88 möglichst detaillierte Informationen zum Beruf zu erhalten, ist es notwendig, nicht nur einen Begriff für den Beruf, sondern auch eine Beschreibung der Tätigkeit zu erfassen. Daher wurde in den 70er Jahren vorgeschla-gen, den Beruf dreistufig zu erfragen (Pappi 1978).

1. "Welche berufliche Tätigkeit üben Sie derzeit aus?"

2. "Bitte beschreiben Sie mir Ihre berufliche Tätigkeit genau!"

3. "Hat dieser Beruf noch einen besonderen Namen?"

In der Praxis werden die Berufsangaben jedoch eher zweistufig erfasst. Nur wenige Stu-dien halten sich an die dreistufige Vorgabe der Demographischen Standards. Ist eine zweistufige Abfrage ausreichend, vor allem, wenn die erste Stufe aus einem Zusammen-fassen der ersten und zweiten der oben zitierten Fragen besteht? (z.B.: „Bitte beschreiben Sie mir Ihre berufliche Tätigkeit, die Sie derzeit ausüben.“)

Zur Beantwortung der Frage, ob eine reduzierte Abfrage ausreicht, wurden von einer nationalen Umfrage, welche den „Beruf“ dreistufig erhoben hat, die Antworten auf die einzelnen Teilfragen 1, 2 und 3, bzw. 1+2 und 3 untersucht. Dabei wurde geprüft, ob diese für eine Berufsvercodung nach ISCO-88 ausreichend sind, für a) eine „automatische Codierung“, b) eine „manuell vollständige Codierung“, ohne Einschränkungen, c) eine „manuelle Codierung mit unvollständigem Code“, oder ob d) „keine Codierung“ möglich ist.

Hierbei bedeutet:

• Bei „automatisch möglich“ müssen die Begriffe, idealerweise nach Rechtschreibkor-rektur und Anpassung der Schreibweise, ohne weitere Informationen codiert werden können.

• Mit „vollständiger Codierung“ ist ein vierstelliger Code gemeint, während

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• bei der „unvollständigen Codierung“ die angegebenen Informationen nicht ausrei-chen, um bis zur vierten Stelle (Berufsgattung) zu codieren. In solchen Fällen wird ein Allgemeincode vergeben, der Berufsgattungen, Berufsuntergruppen oder Berufsgrup-pen auf einer ein-, zwei- oder dreistelligen Obergruppe zusammenfasst. (Beispiel 1: Der allgemeine Begriff „Wissenschaftler“ kann nur einstellig unter dem auf der ersten Stelle zu spezifizierenden Code „2“, aufgefüllt auf den unteren Ebenen mit Nullen, als „2000“ vercodet werden; Beispiel 2: Ein „Lehrer mit Hochschulstudium“, ist zu ver-coden unter dem zweistelligen Code „23“ – mit nachgeordneten Nullen aufgefüllt als Code „2300“ – für „wissenschaftliche Lehrkräfte“. Ohne weiter differenzieren zu können, ob an der Universität, einer Schule oder an einer sonstigen Einrichtung tätig, ist der „Lehrer“ nur bis zur zweiten Stelle zu spezifizieren.)

Erfasst wurde in einer Umfrage des Umweltbundesamtes (1999) der „aktuelle Beruf“ für alle Erwerbstätigen und der „frühere Beruf“ für Personen, die nicht mehr erwerbstätig sind. So kamen insgesamt 3.153 Berufsbenennungen zusammen. Für jede Berufsbenen-nung wurde zunächst die Angabe auf die erste Teilfrage daraufhin untersucht, ob diese

a) automatisch, mit Hilfe eines Programms der „computerunterstützten Inhaltsanalyse“ (cui) (Tabellen 10 und 11)

b) manuell vollständig (Tabelle 12)

c) manuell unvollständig oder

d) nicht codierbar (Tabelle 13) ist.

Nach den gleichen Schritten a) bis d) wurden sodann die Antworten auf die zweite Teil-frage (ohne Berücksichtigung der ersten Teilfrage) untersucht. In einem dritten Schritt wurden die Angaben auf die dritte Teilfrage (ohne Berücksichtigung der beiden ersten Teilfragen) untersucht. Der vierte Schritt kumuliert pro Codiermöglichkeit die Antworten auf die Teilfragen 1 und 2, der fünfte Schritt auf die Teilfragen 1, 2 und 3.

Tabelle 10 zeigt eine Auszählung der computergestützten Codierung nach ISCO-88 vor einer Rechtschreibkorrektur und Anpassung der Schreibweise.

In Tabelle 10 wird deutlich, dass die aussagekräftigste Teilfrage in Hinblick auf die com-putergestützte Vercodung nach ISCO-88 die Teilfrage 1 ist: „Welche berufliche Tätigkeit üben Sie derzeit aus?“ Ein Drittel aller Angaben auf diese Frage (34%) lässt sich maschi-nell vercoden. Die Teilfragen 2 oder 3 bringen als separate Fragen wenig: 14% bzw. 8%.

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Tabelle 10 Auszählung der cui-Codierung vor einer Rechtschreibkorrektur

besetzt cui- Vercodung*) +/- genutzte

Teilfragen abs. in % abs. in % abs. in %

Anmerkungen

Teilfrage 1 3.153 100 1.074 34,1 0 0 Teilfrage 2 2.906 92 425 13,5 0 0 248 (58%) auch mit Tf.1

codiert Teilfrage 3 624 20 236 7,5 0 0 129 (55%) auch mit Tf.1

oder 2 codiert Tf. 1 + 2 2.908 92 1.251 39,7 177 5,6 Tf. 1, 2 + 3 3.153 100 1.358 43,1 107 3,4 im Vergleich

zu Tf.1 + Tf.2

*) Prozentzahlen bezogen auf das Insgesamt der Berufsangaben N=3.153 Teilfrage 2 (Beschreiben der beruflichen Tätigkeit), die noch bei 92% aller Berufsangaben zusätzlich mit beantwortet wird, bietet insgesamt eine Vercodungsleistung von nur 13,5%, wobei hiervon über die Hälfte (58%) der vergebbaren Codes schon als Antwort über die Teilfrage 1 richtig zu vercoden gewesen wäre. Die Teilfrage 3 (besonderer Name des Berufs) wurde in der vorliegenden Studie nur noch in 20% der Fälle benannt und bietet bei maschineller Vercodung eine Vercodungsleistung von 7,5%, wobei wiederum mehr als die Hälfte (55%) der hier gemachten Angaben auch als Antwort auf die Teilfragen 1 oder 2 möglich und erfolgreich gewesen wären. Interessant ist das Kumulieren der Möglichkeit der maschinellen Vercodung über die drei Teilfragen. Die Teilfrage 2 bringt als Zusatz zur Teilfrage 1 eine Erhöhung der maschinellen Vercodungsleistung von 5,6%. Die Teilfrage 3 bringt als Ergänzung zu den Teilfragen 1 und 2 eine weitere Erhöhung der maschinellen Vercodungsleistung von 3,4%. Allerdings muss man hierbei berücksichtigen, dass nur 20% der Berufsangaben eine Information auf die dritte Teilfrage aufweisen.

Nach einer Rechtschreibkorrektur verbessert sich das Ergebnis gegenüber dem in Tabelle 10 ausgewiesenen um 1% bis 3% zusätzlich codierbare Angaben. Dieses bedeutet, dass durch eine aufwendigere Datenaufbereitung des Ausgangsmaterials die computergestützte Codierbarkeit der Berufsangaben kaum zu verbessern ist.

In Tabelle 11 wird eine Auszählung der manuellen Codierung mit den Techniken der konventionellen Inhaltsanalyse vorgestellt.

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Tabelle 11 Auszählung der vollständigen vierstelligen manuellen Codierung

besetzt manuelle Vercodung*) +/- genutzte

Teilfragen abs. in % abs. in % abs. in %

Anmerkungen

Teilfrage 1 3.153 100 1.736 55,1 0 0 Teilfrage 2 2.906 92 1.654 52,5 0 0 1.089 (66%) auch mit Tf.1

codiert Teilfrage 3 624 20 426 13,5 0 0 358 (84%) auch mit Tf.1

oder 2 codiert Tf. 1 + 2 2.908 92 2.301 73,0 565 17,9 Tf. 1, 2 + 3 3.153 100 2.369 75,1 68 2,2 im Vergleich

zu Tf.1 + Tf.2 *) Prozentzahlen bezogen auf das Insgesamt der Berufsangaben N=3.153 Bei der manuellen Vercodung nach der konventionellen Inhaltsanalyse sind über alle drei Teilfragen insgesamt 75,1 % der Berufe codierbar. Hier zeigt sich der Zugewinn durch eine mehrstufige Abfrage der Berufe deutlicher. Es sind bei den Teilfragen 1 und 2 jeweils etwas mehr als die Hälfte (55% bzw. 53%) der benannten Berufe codierbar. Und bei zwei Drittel der Codes hätte es der Teilfrage 2 nicht bedurft. Für das dritte Drittel ist die Frage-stellung von Teilfrage 2 aber zwingend. Damit ist der Zugewinn von Teilfrage 2 an mögli-chen Codes über Teilfrage 1 hinaus etwa 18%. Der Zugewinn an Information über den Zusatz von Teilfrage 3 ist dagegen sehr gering: insgesamt nur weitere 2,2%.

Tabelle 12 zeigt, wie viele Berufsangaben mit keiner Technik zu codieren sind.

Tabelle 12 Berufsangaben, die nicht einmal unvollständig manuell co-dierbar sind

besetzt gar nicht codierbar*) +/- genutzte

Teilfragen abs. in % abs. in % abs. in %

Anmerkungen

Teilfrage 1 3.153 100 417 13,2 0 0 Teilfrage 2 2.906 92 465 14,7 0 0 96 (21%) auch mit Tf.1

codiert Teilfrage 3 624 20 41 1,3 0 0 6 (15%) auch mit Tf.1 oder

2 codiert Tf. 1 + 2 2.908 92 96 3,0 -321 -10,2 Differenz zwischen Tf.1

und Tf. 1+2 Tf. 1, 2 + 3 3.153 100 6 0,2 - 90 - 2,9 im Vergleich zu Tf. 1 + Tf. 2

*) Prozentzahlen bezogen auf das Insgesamt der Berufsangaben N=3.153

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In dieser Tabelle werden in Spalte 3 nur noch die Berufsangaben benannt, die weder vollständig (Tabelle 11) noch unvollständig codierbar sind. Bei diesen Berufen fehlen entweder grundlegende Informationen oder es kommen zu viele Kategorien in Frage. Wie Tabelle 12 zeigt, verbleibt zunächst ein Rest von 13% bis 15% an Angaben, der sich nur in Kombination von Teilfrage 1 und Teilfrage 2 stark verringern lässt. Teilfrage 3 als Zusatz zu den beiden vorangegangenen reduziert die nicht codierbaren Angaben im End-ergebnis um die letzten 3%, so dass insgesamt bei der Ausnutzung einer dreistufigen Abfrage nur 0,2% aller Berufsangaben gar nicht zu vercoden sind.

Auf einen Blick zeigt Tabelle 13, wie groß die Zuwächse bei welcher Technik der Verco-dung durch das Hinzunehmen jeweils der zweiten oder dritten Teilfrage bei der Berufser-mittlung sind.

Tabelle 13 Höhe der codierbaren Berufe nach Technik und Vollständig-keit der Vercodung

Teilfrage 1 Teilfrage 2 Teilfrage 3 Technik bzw. Güte

abs. in % abs. in % abs. in % maschinell 1.172 37,2 1.320 41,9 1.416 44,9 manuell 4-stellig 1.736 55,1 2.301 73,0 2.369 75,1 manuell unvollst. 2.736 86,8 3.060 97,1 3.147 99,8 uncodierbar 417 13,2 93 2,9 6 0,2 insgesamt 3.153 100

Tabelle 13 demonstriert sehr deutlich, dass jeweils die Zuwächse zwischen den Teilfragen (1) und (1 plus 2) deutlich, die Zuwächse zwischen den Teilfragen (1 plus 2) und (1 plus 2 plus 3) gering sind. Damit kann eine Empfehlung nur heißen: Es sind wenigstens die Teilfragen 1 und 2 separat zu stellen. Hiermit erreicht man eine vollständige manuelle Codierbarkeit von knapp drei Viertel der Berufe und eine insgesamte Codierung von 97% aller Berufsangaben. Dieses Ergebnis zeigt, dass bei einer mehrstufigen Abfrage der Berufe, unter der Voraussetzung eines präzisen Erfragens und Erfassens der beruflichen Tätigkeit, eine fast vollständige Vercodung aller benannten Berufsangaben nach ISCO möglich ist.

Die relativ geringe computergestützte Zuordnung von Berufsangabe zu ISCO-Code liegt damit nicht an einer fehlerhaften Abfrage, sondern an der mangelnden „Intelligenz“ des aktuellen Wörterbuches, bzw. der eingeschränkten Komplexität der Codierung, auf der bisher eine computergestützte Vercodung aufsetzt.

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5 Empirische Versuche der Feldverschlüsselung

5.1 Erster Test: Vortest Im Februar 2004 wurden die im Kapitel 3 beschriebenen Zusatzvariablen (siehe Tabellen 3 bis 9) zusammen mit einer dreistufigen Erhebung der beruflichen Tätigkeit bei 225 vollerwerbstätigen Personen (außerhalb von Landwirtschaft und Fischerei sowie Militär) abgefragt (infas-4Bus Februar 2004). Die Befragten verteilten sich, manuell vercodet, über 114 ISCO-Kategorien. Ziel dieser Erhebung war ein Testen unserer Annahme, dass der Beruf nur über eine komplexe Vielfalt an zusätzlichen Informationen, wie sie die Tabellen 3 bis 9 bieten, maschinell zu vercoden sei. Schließlich stützt sich der manuelle Vercoder

a) auf Zusatzinformationen, wie in den Tabellen 3 bis 9 dargestellt, und

b) auf ein allgemein verfügbares Zusatzwissen zu den Tätigkeitsbeschreibungen von Berufsbildern.

Ein zusammenfassendes Ergebnis zeigt Tabelle 14:

Tabelle 14 Ergebnis des Vortests

ISCO Haupt- gruppe

Leitungs- funktion

Schul- bildung

Ausbil- dung

(Tab.4)

Stellung im Beruf (Tab.3)

Arbeits- mittel (Tab.7)

Tätigkeit (Tab.9)

Branche (Tab. 6)

1 ja hoch 2-6 43,53,54 D 1 streut

2 ü. nein hoch 4-6 42-43 53-54 freie Berufe

ü. D 4,5,6,9 streut

3 nein ab mittel 2-4 streut ü. D streut streut

4 nein streut 2 ü. 52,53 ü. D streut streut

5 nein streut 2 streut streut 9,10 streut

7 nein niedrig 2 ü. 62 A, B1 ü. 18,20,21 ü. 34-35,45

8 nein niedrig 1-2 ü. 62 ü. E ü. 8,21,22 streut

9 nein niedrig 2 ü. 62 ü. D streut streut

ü.= überwiegend; „streut“ = wenn keine Tendenz sichtbar D: Büro- u. Kommunikationsgeräte; A: Handwerkzeug; B: Maschinen; E: Fahrzeug Die „Stellung im Beruf“ (Tabelle 3) bietet die erwarteten Zuordnungsmöglichkeiten in der ISCO-Berufshauptgruppe 1. Bei den ISCO-Berufshauptgruppen 7 bis 9 ist diese Zuord-

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nung schon nicht mehr eindeutig. Die Variablen „Bildung“ und „Ausbildung“ (Tabellen 4 und 5) bieten eine sinnvolle, aber nur grobe Filterung in die richtige Richtung. Jedoch auch bei einer richtigen Zuordnung von Ausbildung (Tabelle 4) (86% und 73%) und von Schulabschluss (65% und 73%) zu den Berufshauptgruppen 2 und 5 ist auf der einstelli-gen Ebene insgesamt nur eine nicht ausreichende richtige Zuordnung von Bildung zu Berufsangabe (32%) und von Ausbildung zu Berufsangabe (25%) erreicht worden. Je tiefer gestaffelt man die ISCO-Codierung betrachtet, desto unbefriedigender ist der große Spielraum einer nicht zutreffenden Zuordnung.

Das vorwiegend genutzte „Arbeitsmittel“ (Tabelle 7) bietet nur auf der Leitungsebene (Berufshauptgruppe 1) und auf der Ebene des Handwerks (Berufshauptgruppe 7) mit 91% bzw. 79% eine sinnvolle Präzisierung. Schon bei den Akademikern (Berufshauptgruppe 2) ist mit 12% eine Zuordnung nur in einem geringen Umfang möglich.

Auch die Branche (Tabelle 6) ist als Einzelvariable für die Verortung eines Berufes in der ISCO-Klassifikation wenig hilfreich: Zu den Berufshauptgruppen 2 (Akademiker) und 7 (Handwerk) ist eine Zuordnung von 54% bzw. 65% möglich. An dritter Stelle rangiert die Berufshauptgruppe 9 mit einer Trefferquote von 33% richtigen Zuordnungen. Für alle anderen Berufshauptgruppen liegt die richtige Zuordnung von Branche zu Beruf bei unter 25%. Damit bietet auch die Branche keine Hilfe für die Einordnung von Beruf nach ISCO. Die Kenntnis der Branche hilft bestenfalls, um eine unpräzis beschriebene Tätig-keit zu präzisieren.

Aus dem benutzten Variablenset ist die sinnvollste Einzelvariable die „Tätigkeit, die bei der Ausübung des Berufes zu den zentralen Aufgaben gehört“ (Tabelle 9). Hier gibt es bei den Berufshauptgruppen 1 (Leitung), 2 (Akademiker) und 7 (Handwerk) eine richtige Zuordnung von Tätigkeit zu Beruf von 50% bis 65%. Zusammen mit „Stellung im Beruf“ sowie „Bildung“ und „Ausbildung“ bietet sie Möglichkeiten, die Zuordnung der Berufs-angabe zu der zutreffenden ISCO-Kategorie zu präzisieren, kaum aber eine falsche Zu-ordnung zu korrigieren.

Auf der Ebene der Berufshauptgruppen ist für Einzelvariablen die Zuordnung von Merk-mal zu Beruf teils sehr gut. Etwa zwei Drittel der Zuordnungen sind korrekt. Das gilt allerdings primär für drei Berufshauptgruppen: die Leitung (1), die Akademiker (2) und die Handwerker (7). Auf der Ebene der zweistelligen Berufsgruppen sind teilweise noch gute Zuordnungsquoten über Variablenkombinationen möglich. Auf der dreistelligen Ebene der Berufsuntergruppen ist die Höhe der Trefferquote einer richtigen Zuordnung nur noch für wenige Fälle akzeptabel. Auf der Ebene der vierstelligen Berufsgattungen bringt das Set an Zusatzinformationen wenig Präzisierung bei der automatischen Verco-dung von Berufsangaben in den ISCO-Kategorien. Damit lässt sich über eine mehrstufige

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Berufsabfrage, die z.B. mit der „Stellung im Beruf“ oder der „Bildung“ beginnt, das Drittel der über die Berufsbezeichnung maschinell codierbaren Nennungen nicht wesent-lich erhöhen.

Dieses bedeutet, dass die Nennung der Berufsangaben über ein vorgegebenes Kategorien-system gesteuert werden muss. Die offene Antwort der Berufsnennungen erfordert zur Vercodung die komplexe Struktur des menschlichen Gehirns und nicht die einfache Struk-tur der eins-null-Logik des derzeitigen Computers.

In einem erneuten Versuch wird ein neuer Weg begangen: Wir wenden uns ab von der für die manuelle Vercodung notwendigen mehrstufigen, offenen Berufsbeschreibungen und hin zu einem geschlossenen Kategoriensystem. Eine im Anschluss an die Feldverschlüsse-lung erfolgende offene Nennung des Berufes sowie die den Beruf präzisierenden Variab-len der Tabellen 3 bis 9 werden zwar zunächst weiterhin im dargestellten Umfang erho-ben, dienen jetzt aber ausschließlich dazu, neben der Feldverschlüsselung parallel eine manuelle Kontroll-Vercodung durchführen zu können. Damit sieht das Erhebungsdesign jetzt einerseits eine über Kategorien gelenkte Selbstzuordnung der Befragten vor, mit dem Ziel der computergestützten Vercodung, und andererseits werden alle für die manuelle Vercodung (durch die Vercoder des Forschers) notwendigen Variablen erhoben, um zum Vergleich eine im Sinne der Vercodung „Fremdzuordnung“ durchführen zu können.

Das Dilemma ist, dass schon die Übertragung der offenen Berufsbeschreibungen in die ISCO-Kategorien einen sehr gut geschulten Vercoder voraussetzt, der das Kategoriensys-tem der ISCO in seinen Einzelheiten kennt und für Zweifelsfälle die teilweise umfangrei-chen Definitionen und Erklärungen der Kategorien verinnerlicht hat oder nachschlagen kann. Weder der Befragte noch der Interviewer sind vertraut mit dem ISCO-Kategoriensystem. Allerdings ist der Computer, der die Rolle des Vercoders übernehmen soll, auch kein Spezialist. Der Computer ist nur so gut wie das darin gespeicherte Wörter-buch.

Eine Berufsabfrage in Kategorien erfordert daher

• ein überschaubares Set an Variablen im Ausgangstableau, damit der Befragte hiermit nicht überfordert wird;

• eine Logik der hierarchischen Abfrage, damit man vom Generellen zum Speziellen in einer Baumstruktur präzisierend einschränken kann;

• ein Nachvollziehen der kognitiven Leistung der Vercoder, denn diese waren bisher die Übersetzer von der offenen Befragtenangabe in eine ISCO-Kategorie;

• ein Übersetzen der ISCO-Logik für den Befragten und den Interviewer.

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Benötigt wird also ein hierarchisch strukturiertes Kategoriengerüst, das es im Dialog Interviewer und Befragter ermöglicht, sich einer auf ISCO-Logik basierenden Definition der beruflichen Tätigkeit zu nähern. Die neue Frage zur Erfassung der Berufsangabe heißt jetzt:

„Welche berufliche Tätigkeit üben Sie in Ihrer Hauptbeschäftigung aus? Dazu lese ich Ihnen nun eine Liste von Tätigkeiten vor. Sind Sie derzeit tätig (als)…“

Es folgt eine noch überschaubare einseitige Ausgangsliste mit knapp 40 Kategorien, die alle vorgelesen werden. Die Kategorien der Ausgangsliste bauen hauptsächlich auf den Kategorien der zweistelligen Berufsgruppen der ISCO auf und präzisieren diese dort erklärend, wo es zum richtigen Verständnis der Kategorien notwendig ist. Für Berufs-gruppen, bei denen der Zweisteller eher irreführend ist, d.h. bei Sammelkategorien wie z.B. „sonstige Wissenschaftler“ als auch bei sehr speziellen Gruppen wie z.B. den „Geist-lichen“, wird schon in der Ausgangsliste die dreistellige Berufsuntergruppe oder die vier-stellige Berufsgattung vorgegeben. Nach unten folgt eine Baumstruktur, indem hinter jeder der Kategorien der Ausgangsliste eine nachgeordnete Liste mit tiefergegliederten Kategorien steht. Insgesamt gelangt man mit bis zu vier Schritten auf die Ebene der ISCO-Berufsgattungen.

Die Schwierigkeiten ergeben sich im Detail:

a) Die Reihenfolge der Anordnung der Kategorien auf der Ausgangsliste muss sicherstel-len, dass ein Befragter mit möglichst wenigen Kategorien konfrontiert wird, aber den-noch nicht voreilig bei einer nicht exakt zutreffenden Angabe antwortet.

b) Die Logik der Definition der ISCO-Kategorien ist nicht immer auch die Logik der Selbstdefinition der Befragten. Daher müssen Begriffe präzisiert bis erklärt werden.

c) Die ISCO-Logik entspricht nicht immer der Realität der Befragten. So definiert ISCO die Unterscheidung bei den „Büroangestellten“ nach einem vorhandenen (Kategorie 41) und einem nicht vorhandenen Kundenkontakt (Kategorie 42) anders, als dieses die Befragten sehen. Hier muss die ISCO-Begrifflichkeit an die Begrifflichkeit der Be-fragten angepasst werden, ohne damit die Logik der ISCO-Codierung zu verletzen.

5.2 Zweiter Test: Selbstzuordnung der Befragten In einem zweiten Test im Mai 2004 (infas ISCO-Pilot 05/2004) wurden 193 vollerwerbs-tätige Personen (wieder mit Ausnahme von Personen aus Landwirtschaft, Fischerei und Militär) befragt, die sich insgesamt 87 Berufsgattungen zuordneten. Auch wenn das Er-gebnis noch nicht optimal ist, wie Tabelle 15 zeigt, scheint der Weg vielversprechend.

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Von denen, die sich einer ISCO-Kategorie zuordnen, werden 108 von 150 Angaben kor-rekt zugeordnet. Dieses ist eine Treffergenauigkeit von 72%. Allerdings erhöht sich die Quote der Fehlzuordnungen, bezieht man die missing data mit ein. Es verbleibt eine Quo-te von richtigen Zuordnungen von 56%.

Tabelle 15 Selbstzuordnung der Befragten zur zutreffenden Berufsgattung

Zuordnung zur Berufsgattung

Fehlzuordnungen missing data Berufshauptgruppe

korrekt nicht korrekt Quote absolut 1 7 0 0.00 2 10 3 0.23 3 28 6 0.18 4 26 16 0.38 5 14 9 0.39 7 16 5 0.31 8 6 3 0.24 9 1 0 0.00

insgesamt 108 42 0.28 missing data 43

Die missing data bestehen aus 4 Personen, die die Antwort verweigert haben und aus 39 Personen, die am Kategoriensystem scheiterten. Von letzteren 39 Personen gehören 2 nicht zur Grundgesamtheit, da nicht vollerwerbstätig. Von den verbleibenden 37 Personen nahmen noch 18 Personen eine Zuordnung auf der ersten Ebene vor, davon 10 erfolgreich. 11 Personen nahmen eine Zuordnung auf der zweiten Ebene vor, davon 7 mit Erfolg. Und 6 Personen nahmen eine Zuordnung auf der dritten Ebene vor, davon 3 mit Erfolg. Aller-dings erreichte von diesen 3 Personen keine die Ebene der Berufsgattungen. 34 von den 37 Personen, die die Selbstzuordnung an irgendeiner Stufe abgebrochen haben, ließen sich über die zusätzliche dreistufige Abfrage manuell vercoden. Hierbei zeigt sich, dass vor allem Personen aus drei Bereichen Schwierigkeiten bei der Selbstzuordnung haben: in größter Anzahl die Handwerker (Berufshauptgruppe 7), dann die Hilfsarbeitskräfte (Be-rufshauptgruppe 9) und schließlich die Techniker (Berufshauptgruppe 3). Hinzu kommen die Lehrer – aber diese haben Schwierigkeiten der Einordnung bei jedem Kategoriensys-tem, selbst bei der „Stellung im Beruf“ (Hoffmeyer-Zlotnik, 2003:123).

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Analysiert man die Fehlerquellen, so zeigt sich folgendes Bild:

Wenn der aktuelle Beruf vom Ausbildungsberuf abweicht, so tendieren einige Befragte dazu, den Ausbildungsberuf anzugeben. Es muss deutlich werden, dass es bei der Frage nach dem Beruf nicht um die Ausbildung, sondern um die aktuelle (bzw. letzte) Tätigkeit geht. Dieser Fehler dürfte bei jeder Berufsabfrage auftreten und weitgehend unerkannt bleiben.

Die ISCO-Definition „mit Kundenkontakt“ ist irreführend, da dieser sowohl für Büro- (Berufshauptgruppe 4) als auch für Dienstleistungstätigkeiten (Berufshauptgruppe 5) gilt, aber nur in der Berufshauptgruppe 4 erfasst wird.

Die Fachkräfte mittlerer Qualifikationsebene können in mehreren Berufshauptgruppen angesiedelt sein.

Hilfsarbeitskräfte können sich nicht zuordnen oder ordnen sich statushöheren Tätigkeiten zu.

Bei den Bürotätigkeiten in der Berufshauptgruppe 4 müssen stärker die ISCO-Definitionen eingesetzt werden.

Personen der Berufshauptgruppen 7, 8 und 9 müssen beim Führen durch die Hierarchie der Kategorien stärker an die Hand genommen werden.

Einige Berufsgruppen haben Schwierigkeiten sich zuzuordnen, da für diese eindeutige Kategorien fehlen, z.B. Personen, die im PR-Bereich tätig sind.

Abschließend muss die Abfolge der Antwortkategorien in der Einstiegsfrage so aufgebaut sein, dass hierüber Irrwege ausgeschlossen werden. Dieses bedeutet, dass wieder „Bil-dung“, „Ausbildung“ und „Stellung im Beruf“ stärker einzubeziehen sind.

Alles in allem erscheint uns der eingeschlagene Weg vielversprechend, zumal sich die Quote richtiger Zuordnungen bei Berücksichtigung der aufgelisteten Punkte erhöhen lässt. Hinzu kommt, dass die Feldverschlüsselung nicht nur den zeitlichen Aufwand für eine Vercodung einspart, sondern auch in den Kosten weniger aufwändig ist, als eine nachträg-liche manuelle Vercodung. Im durchschnittlichen Zeitaufwand ist die von uns getestete kategorisierte hierarchische Abfrage bei der Datenerhebung nur um 1,2 Minuten aufwen-diger als eine dreistufige offene Berufsabfrage.

7 Weiteres Vorgehen Wir werden auf dem eingeschlagenen Weg weiter vorgehen. In einem nächsten Schritt wird das zuletzt benutzte Instrument entsprechend den gewonnenen Erkenntnissen über-arbeitet und einem dritten Test unterzogen. Ziel ist es, eine 90%ige Zuordnung der Ant-worten zum ISCO-88 bereits im Erhebungsprozess zu erhalten.

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Die im Moment sowohl von großen nationalen Umfragen als auch von der amtlichen Statistik als Alternative zur manuellen ISCO-Vercodung angewandte Technik, zunächst nach KldB-92 die Berufsbenennungen zu erfassen und diese sodann per Umsteigeschlüs-sel in die ISCO-88 zu transferieren, wobei eine nicht eindeutige bis fehlerhafte Zuordnung von etwa 35% auf der vierten Stelle in Kauf genommen wird, erscheint nicht nur uns problematisch. Daher werden in Fällen solchen Umstiegs häufiger nicht mehr die vierstelli-gen Berufsgattungen, sondern nur die dreistelligen ISCO-Berufsuntergruppen ausgewiesen.

70% haben wir, sofern wir den Nonresponse in den Griff bekommen, schon mit dem aktuell eingesetzten Erhebungsinstrument erreicht. Und diese 70% lassen sich noch stei-gern. Das Problem des Nonresponse ist aus unserer Sicht lösbar, zumindest für die Koope-rationswilligen, indem weitere Ergänzungen in den einzelnen Kategorien der Einstiegs-frage vorgenommen werden, um Irrwege bzw. falsche Zuordnungen auf ein Minimum zu beschränken.

Nach Abschluss des Projekts ist ein Symposium geplant, um Sinn und Wege einer ISCO-Vercodung in nationalen und internationalen sozialwissenschaftlichen Umfragen zu erörtern und um Wege und Probleme der Datenaufbereitung für die Berufsangaben zu diskutieren.

Literatur BiBB/IAB-Strukturerhebung: Erwerb und Verwertung beruflicher Qualifikationen von

Erwerbstätigen, Erhebungsmaterialien zur Hauptstudie 1998/1999.

Geis, A.J. & J.H.P. Hoffmeyer-Zlotnik (2000). Stand der Berufsvercodung. ZUMA-Nachrichten 47, 103-128.

Geis, A.J. & Hoffmeyer-Zlotnik, J.H.P. (2001). Kompatibilität von ISCO-68, ISCO-88 und KldB-92. ZUMA-Nachrichten 48, 117-138.

Hartmann, J. & Schütz, G. (2002). Die Klassifizierung der Berufe und der Wirtschafts-zweige im Sozio-ökonomischen Panel. Neuvercodung der Daten 1984-2001. Mün-chen: Infratest Sozialforschung.

Hoffmeyer-Zlotnik, J.H.P. (2003). „Stellung im Beruf“ als Ersatz für eine Berufsklassifi-kation zur Ermittlung von sozialem Prestige. ZUMA-Nachrichten 53, 114-127.

International Labour Office (ed.) (1990). ISCO-88. International Standard Classification of Occupations. Geneva: ILO.

Jöckel, K.-H., Babitsch, B., Bellach, B.-M., Bloomfield, K., Hoffmeyer-Zlotnik, J.H.P., Winkler, J. & Wolf, C. (1998). Messung und Quantifizierung soziodemographischer Merkmale in epidemiologischen Studien. RKI-Schriften 1/98, 7-22.

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Pappi, Franz Urban (Hrsg.) (1978). Sozialstrukturanalysen mit Umfragedaten. König-stein/Ts.: Athenäum.

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UNESCO 1997: International Standard Classification of Education. In J.H.P. Hoffmeyer-Zlotnik & Wolf, C. (eds.) (2003). Advances in Cross-National Comparison. A Euro-pean Working Book for Demographic and Socio-Economic Variables. New York: Klu-wer, Academic/Plenum Publishers, 195-220.

http://www.unesco.org/education/information/nfsunesco/doc/isced_1997.htm

UN Statistics Division 2001: NACE, siehe: http://unstats.un.org/unsd/class/intercop/convergence/nace-naics2.htm

Datensätze - Umweltbundesamt 1999 - infas-4Bus Februar 2004 - infas ISCO-Pilot 05/2004

Korrespondenzadressen PD Dr. Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik Alfons J. Geis ZUMA ZUMA Postfach 12 21 55 Postfach 12 21 55 D – 68072 Mannheim D – 68072 Mannheim email: [email protected] email: [email protected] Doris Hess infas, Institut für angewandte Sozialwissenschaften GmbH Friedrich-Wilhelm-Straße 18 D – 53113 Bonn email: [email protected]

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Mueller/Bormann: Panel-Erhebungen mit Gesundheitsbezug

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PANEL-ERHEBUNGEN MIT

GESUNDHEITSBEZUG ULRICH O. MUELLER & CORNELIA BORMANN

ir geben im Folgenden einen Überblick über Panel-Erhebungen mit Gesundheits-bezug in Deutschland. Aufgenommen wurden alle uns bekannt gewordenen Erhe-

bungen, die wenigstens teilweise sozialwissenschaftliche Items beinhalten (also etwa keine reinen Arzneimittel-, oder Hormonsubstitutionsstudien), die noch aktiv sind oder dies zumindest bis in die letzten Jahre waren, und die der akademischen Sozialforschung zu erträglichen Kosten allgemein zugänglich sind. Durch die Aufnahme gut getesteter Gesundheitsinstrumente in den SOEP und den ALLBUS, den beiden wichtigsten Vorha-ben der sozialwissenschaftlichen Bevölkerungsdauerbeobachtung in Deutschland, hat sich in den letzten Jahren die Situation der gesundheitssoziologischen Forschung bei uns er-heblich verbessert. Noch immer aber fehlen große, gesundheitszentrierte Panelerhebun-gen, sowohl national repräsentative Erhebungen wie prospektive Gemeindestudien. Weil es solche Studien in Deutschland nicht gibt, ist viel zu wenig bekannt, wie viel an ge-sundheitswissenschaftlichen Grundlagen über Risikofaktoren oder Belastungen nach sozialer Lage an solchen Studien im Ausland gewonnen wurde. Stellvertretend sei die Framingham Heart Study genannt: Seit 1948 werden an einer Stichprobe von ursprünglich 5209 erwachsenen Einwohnern dieser Kleinstadt 20 km westlich von Boston / Massachu-setts und ihren Nachkommen die Risikofaktoren für cardiovaskuläre Erkrankungen unter-sucht. Heute selbstverständliches Wissen über die Risikofaktoren Cholesterin, Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Bewegungsmangel, gesättigte Fettsäuren in der Nahrung etc. wurde zuerst an den Daten dieser Studie gewonnen. Die Kosten des demo-graphischen Alterns wie des medizinischen Fortschritts, sowie die für viele überraschen-den Befunde gleichbleibender oder sogar noch zunehmender sozialer Unterschiede bei Krankheitsbelastung und Mortalität in einer Gesellschaft mit rasant wachsender Lebens-erwartung führen gegenwärtig dazu, dass gesundheitsbezogene Items in immer mehr Bereichen der empirischen Sozialforschung untersucht werden. Insofern dürfte unser Überblick auch für Nichtspezialisten interessant sein. Sehr gerne lassen wir uns auf Panel-Erhebungen aufmerksam machen, die wir womöglich vergessen haben.

W

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he article presents an overview of all health-related panel studies in Germany. Four inclusion criteria were used: 1. a minimum of 2 survey waves were required; a

cross sectional survey with a mortality follow-up, for example, would therefore not be included 2. the last wave must have been fielded within about the last ten years; 3. the sample must allow references to the general population in some fashion, may not consist only of respondents with a certain clinical diagnosis, and the survey instrument must include some behavioural items of relevance to social science research; 4. the academic research community must have ready access to the data at acceptable costs for individual researchers.

1 Vorteile und Nachteile von Paneldaten

Die Untersuchung von individuellen Verläufen und Veränderungen in den einzelnen Ge-burtskohorten kann gegenüber Querschnittuntersuchungen zu weitaus tieferen Einsichten in die kausale Richtung bestimmter Wirkungen und Effekte bei statistischen Zusammen-hänge führen.

Kausalität sei statistisch wie folgt operationalisiert:

• Es muss eine statistisch bedeutsame Assoziation zwischen Ursache und Wirkung bestehen, d. h., es muss eine Korrelation vorliegen.

• Die Ursache muss der Wirkung zeitlich vorausgehen.

• Die Assoziation zwischen Ursache und Wirkung darf nicht auf eine Drittvariable zurückgehen, d. h., der Einfluss von möglichen Störfaktoren muss durch Kontrolle e-liminiert werden und im Falle einer solchen Kontrolle darf der Zusammenhang zwi-schen Ursache und Wirkung nicht verschwinden.

Dabei sind zwei Analyseschritte notwendig, die nur an individuellen Verlaufsdaten mög-lich sind:

• Prüfung des Vorhandenseins und Bestimmung von Stärke und Richtung eines statisti-schen Zusammenhangs,

• Prüfung der Kausalinterpretation der Verursachungsrichtung gegen alternative Erklä-rungen (Selektions-, Confounder-, Mehrebeneneffekte etc.).

Dass der Nachweis von so definierter Kausalität möglich ist, macht den entscheidenden Vorteil einer Längsschnitterhebung mit Individualdaten (Panelerhebung) aus gegenüber der Beobachtung von zeitlichen Veränderungen mittels einer Serie von Querschnitterhe-bungen (Trenderhebung). So muss zum Beispiel der bekannte Zusammenhang zwischen

T

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Mueller/Bormann: Panel-Erhebungen mit Gesundheitsbezug

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Einkommen und Gesundheit nicht notwendigerweise bedeuten, dass ein höheres Ein-kommen das Morbiditätsrisiko verringert (Kausaleffekt), sondern er kann auch dadurch bewirkt werden, dass ein guter Gesundheitszustand einer nachhaltigen Einkommensver-besserung förderlich ist bzw. ein schlechter Gesundheitszustand über Arbeitslosigkeit und Frühberentung zu einem geringeren Einkommen führt (Selektionseffekt).

Durch Querschnittbetrachtungen wird der Einfluss des Gesundheitsverhaltens leicht un-terschätzt. Denn nicht selten dürfte der Fall auftreten, dass Personen zunächst bei guter Gesundheit einen ungesunden Lebensstil haben, später, nach Einsetzen von Krankheit oder Beschwerden, einen Lebensstil zeigen, der eher gesundheitsförderlich oder zumin-dest stabilisierend ist. Solche Personen tragen bei Querschnittuntersuchungen dazu bei, den statistischen Zusammenhang zwischen Lebensstil und Gesundheit zu verwischen.

Dagegen lassen sich durch Wiederholungsbefragungen derselben Personen etwa folgende Fragen beantworten:

• Entwickelt sich das Gesundheitsverhalten von arbeitslosen Personen mehr in eine gesundheitsschädliche Richtung als das von Personen in Beschäftigung?

• Welche Personen in beiden Gruppen verbessern ihr Gesundheitsverhalten?

Längsschnitterhebungen mit Individualdaten (Panelerhebungen) haben aber auch Nachteile.

1. Nicht-zufällige Panel Mortalität (Non Random Panel Attrition): Im Vergleich zur Stichprobe der 1. Welle ist die Längsschnittstichprobe im Regelfall von einer Erhe-bungswelle zur nächsten immer weniger repräsentativ für die entsprechende Alters-gruppe. Bei der Wiederholungsbefragung sind diejenigen nicht mehr dabei, die zwi-schenzeitlich verstorben sind. Ferner fehlen diejenigen, deren Gesundheit bei der Wiederholungsbefragung zu schlecht für eine Teilnahme ist. Es fehlt also ein gewisser Anteil von (möglicherweise schon bei der Erstbefragung) gesundheitlich belasteten Personen. Dann sind Befragte der ersten Welle(n) aus anderen Gründen nicht mehr auffindbar oder nicht mehr bereit, sich weiter befragen zu lassen. Die Merkmale die-ser Ausfälle unterscheiden sich im Regelfall von denen Befragter in der oder den spä-teren Welle(n). Besonders problematisch ist dies dort, wo gerade bestimmte Ausprä-gungen der Zielvariablen einer Erhebung mit einem erhöhten Ausfallrisiko einherge-hen, so wie dies bei einer Gesundheitserhebung der Fall ist.

2. Ein weiteres Problem stellen Paneleffekte dar: Befragte werden durch die Befragung auf gewisse Dinge aufmerksam gemacht und gehen etwa nach der Befragung zur Krebsvorsorgeuntersuchung, oder ändern ihre Ernährung, was sie sonst nicht gemacht hätten. Oder sie nehmen vielleicht sogar eine soziale Erwünschtheit bestimmter Ant-

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worten erst wahr: Starke Raucher oder Menschen ohne sportliche Aktivitäten, auch wenn sie sich weiter befragen lassen, modifizieren ihre Angaben bei jeder Wiederho-lungsbefragung ein weiteres Stück.

3. Aber auch andere Effekte des wiederholten Befragens auf das Antwortverhalten treten auf: Da bei persönlichem mündlichem Befragungsmodus ein Wechsel des Intervie-wers ein häufiger Anlass für ein Ausscheiden aus der Erhebung ist, wird ein solcher von den Erhebungsinstituten nach Möglichkeit vermieden; der Preis dafür ist, dass ei-ne jahrelange Bekanntschaft mit einem Interviewer unkalkulierbare Interviewereffekte auf das Antwortverhalten haben kann.

Diese Nachteile haften allen Panelerhebungen an. Teilweise können diese Nachteile da-durch kompensiert werden, indem aus anderen Quellen – gegebenenfalls durch eine paral-lele Serie von Querschnitterhebungen (Trenderhebung) – die Veränderungen wichtiger Parameter und Merkmale in der beobachteten Grundgesamtheit erhoben werden, um unterscheiden zu können, welche beobachteten Trends im Datensatz der individuellen Verläufe (Paneldatensatz) tatsächlich Trends in der Grundgesamtheit – sei es auf Indivi-dualebene: z. B. die Einkommensentwicklung; sei es auf Populationsebene: z.B. die Ent-wicklung der Einkommensungleichheit – sind, und welche sich aus der genannten, im Erhebungsverlauf zunehmenden, Selektivität des Paneldatensatzes ergeben.

Die Notwendigkeit eines solchen Abgleichs zwischen Trends im Paneldatensatz und in der Grundgesamtheit hierzu wird um so größer, je länger die Laufzeiten und die Erhe-bungsintervalle der Panels sind.

Ein weiteres Mittel – aber erst in Panelerhebungen mit mehreren Wellen einsetzbar – gegen die zunehmende Selektivität sind Nachziehungen von Fällen mit solchen Merkma-len, die im bisherigen Verlauf der Erhebung gehäuft ausgefallen sind.

2 Gesundheitsbezogene Panelerhebungen

Panelerhebungen mit Schwerpunkt auf gesundheitsbezogenen Variabeln unterscheiden sich von anderen sozialwissenschaftlichen Panelerhebungen (mindestens) durch folgende drei Charakteristika:

1. Es geht oft weniger um eine korrekte Schätzung von Prävalenzen oder Inzidenzen in der Grundgesamtheit oder irgendwelcher durch verschiedene soziostrukturelle Merk-malskombinationen definierte Untergruppen. Es geht statt dessen meist um die Etab-lierung statistischer Assoziationen zwischen bestimmten Expositionen einerseits, be-stimmten Erkrankungsrisiken andererseits, und dann die Prüfung, ob einer Kausalin-

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Mueller/Bormann: Panel-Erhebungen mit Gesundheitsbezug

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terpretation der Vorzug gegeben werden kann gegenüber Selektions-, Confounder-, oder Mehrebeneneffekten. Während etwa der Arbeitsmarkt oder die schulische Sozia-lisation erhebliche regionale Unterschiede aufweisen kann, stellen die Angehörigen ethnischer Großgruppen eine genetisch ausreichend homogene Gruppe dar, so dass nachgewiesene Kausal-, Selektions-, Confounder-, oder Mehrebeneneffekte auch von regional sehr begrenzten Stichproben – etwa einer einzigen Kommune – problemlos verallgemeinert werden können.

2. Vergleichsweise sehr lange Verlaufszeiten können immer noch zu hochrelevanten Befunden führen. Der Nachweis der Wirksamkeit bestimmter Arbeitsmarktmaßnah-men, die aber erst nach einer Latenzzeit von 20 Jahren auftritt, wird nur schwer gelin-gen, und ist in vielen Fällen folgenlos, weil sich der Arbeitsmarkt ohnehin so geändert hat, dass praktische Konsequenzen ohnehin nicht in die Augen springen. Bei Ernäh-rung, Substanzabhängigkeiten, Impfungen oder anderen Präventivmaßnahmen wird der Nachweis eines Kausaleffektes, so er vorhanden ist, im Lauf der Zeit immer über-zeugender und verliert keinesfalls an Relevanz.

Die Boyd Orr Kohortenstudie beispielsweise besteht aus in der 1. Welle etwa 8 Jahre alten 4999 Kindern aus 1343 Haushalten, die 1937-39 an einem von der US amerika-nischen Carnegie Foundation finanzierten Erhebung über Ernährung und Gesundheit an 16 verschiedenen Zentren in England und Schottland teilgenommen hatten. In den 1990 Jahren wurden 4334 dieser Kinder im zentralen Register des englischen National Health Service aufgefunden und seither für eine Vielzahl von Untersuchungen über das mit bestimmten Expositionen (Wohnung, Ernährung, medizinische Versorgung während der Kindheit etc.) verwendet. Weitere Beispiele sind die drei englischen Ge-burtskohorten, bei denen Kinder mit der Geburt in die Beobachtungsgruppe gezogen und fortlaufend weiterbeobachtet werden (National Survey of Health and Develop-ment, NSHD – Kinder mit dem Geburtsdatum 3.-9. März 1946; National Child Deve-lopment Study, NCDS – Kinder mit dem Geburtsdatum 3.-9. März 1958; und die 1970 British Cohort Study, BCS70 Kinder mit dem Geburtsdatum 5.-11. April 1970). Auf ihnen beruht eine Vielzahl von Einsichten in das Zusammenwirken von sozialer und gesundheitlicher Ungleichheit.

3. Es werden biomedizinische Parameter erhoben, die bei Klassifikationsschemata oder diagnostischen Regeln durch den Fortschritt der Wissenschaft veralten können. Oft messen solche Parameter die selben Konstrukte, die durch sozialwissenschaftliche Items erhoben werden, ohne dass den biomedizinischen Parametern von vorneherein eine höhere Validität zugesprochen werden könnte.

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Im Folgenden sind die wichtigsten Panelerhebungen für Deutschland beschrieben, die gesundheitliche Themen umfassen1.

Die drei Auswahlkriterien waren für uns:

1. Mindestens 2 Erhebungswellen – also lediglich eine erste Welle mit einer anschlie-ßenden prospektiven Mortalitätserhebung unter den Teilnehmern reicht nicht aus.

2. Die Stichprobe muss einen gewissen Bezug zur Allgemeinbevölkerung haben, darf nicht nur Patienten mit einer speziellen Diagnose beinhalten, und muss genügend Ver-haltensvariablen aus dem Interessenspektrum der Sozialwissenschaften erheben. Eine rein klinische Stichprobe (Beispiel: alle Patienten, die im Jahr 1990 dialysepflichtig wurden), oder eine diagnose- oder interventionsspezifische Grundgesamtheit (Bei-spiel: Alle mittels Intracytoplasmatischer Spermieninjektion (ICSI) gezeugten Kin-der), oder eine nur biomedizinische Variablen erhebende Follow-Up-Studie (Beispiel: Die Verküpfung von Daten der Perinatalerhebung mit denen von Schuleingangs-untersuchungen), scheiden bei dieser Erwägung aus.

3. Die Daten müssen der akademischen Forschung zu erträglichen Kosten zugänglich sein. Wo in den verfügbaren Informationen über eine Erhebung eine solche Zugäng-lichkeit nicht explizit zugesichert und beschrieben wird, nahmen wir sie dann an, wenn der Datenhalter ausschließlich eine akademische Einrichtung (und nicht in Ko-operation mit einem Industrieunternehmen) ist, und wir in direkter persönlicher Kommunikation nicht gegenteiliges in Erfahrung bringen konnten.

2.1 Mikrozensus

Zielsetzung: Im Mikrozensus wird seit 1957 (in den neuen Bundesländern seit 1991) jedes Jahr 1 Prozent der Bevölkerung über ihre demographische, soziale und wirtschaftli-che Situation befragt. Im Vergleich zu den Erhebungen der empirischen Sozial- und Wirt-schaftsforschung besteht beim Mikrozensus eine Teilnahmepflicht der Befragten, so dass eine sehr hohe Ausschöpfungsquote realisiert wird. Im Rahmen des Mikrozensus werden alle Haushalte und Personen eines Auswahlbezirks in vier aufeinander folgenden Jahren befragt, wobei nach jeder Befragung ein Viertel der Auswahlbezirke ausgetauscht wird (Verfahren der partiellen Rotation oder einer rollierende Stichprobe). Dieser Aspekt der Stichprobenziehung ermöglicht die Konstruktion eines Längsschnittdatensatzes über einen Zeitraum, der sich über maximal vier Jahre erstreckt.

1 Die Beschreibungen erfolgen meist unter Verwendung von Textbausteinen, die aus den Internet-Auftritten oder aus gedruckten Dokumentationen der jeweiligen Datenhalter entnommen sind. Auf eine detaillierte Angabe dieser oftmals anonymen Quellen wurde hierbei verzichtet.

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Aus datenschutzrechtlichen Gründen konnten die statistischen Ämter seit Mitte der 1980er-Jahre die Ordnungsnummern zum Zusammenführen der Stichprobeneinheiten des Mikrozensus über die unterschiedlichen Erhebungszeitpunkte hinweg jedoch nicht mehr nutzen. Dies ist erst wieder seit dem Mikrozensus-Gesetz von 1996 möglich. Allerdings werden die aus dem Auswahlbezirk wegziehenden Haushalte und Personen nicht weiter befragt, sondern durch die in die betreffenden Wohnungen einziehenden Personen ersetzt.

Der Mikrozensus ist eine dezentrale Statistik, d.h. seine organisatorische und technische Vorbereitung erfolgt beim Statistischen Bundesamt, die Durchführung der Befragung und die Aufbereitung der Daten obliegt den Statistischen Landesämtern. Rechtsgrundlage des Mikrozensus ist das Gesetz zur Durchführung einer Repräsentativstatistik über die Bevöl-kerung und den Arbeitsmarkt sowie die Wohnsituation der Haushalte (Mikrozensusgesetz) von 1996. Einmal jährlich werden 1% aller Haushalte in Deutschland – das sind insge-samt rund 390 000 Haushalte mit 830 000 Personen – befragt; darunter etwa 150 000 Personen in rund 72 000 Haushalten in den neuen Ländern und Berlin-Ost. Damit ist der Mikrozensus die größte jährliche Haushaltsbefragung in Europa. Im früheren Bundesge-biet gibt es ihn bereits seit 1957, in den neuen Ländern und Berlin-Ost seit 1991. Das Frageprogramm des Mikrozensus besteht aus einem festen Grund- und Ergänzungspro-gramm mit jährlich wiederkehrenden Tatbeständen, das überwiegend mit Auskunftspflicht belegt ist. Darüber hinaus gibt es in vierjährigem Rhythmus Zusatzprogramme an Teil-stichproben der Hauptstichprobe (u.a. zur Wohnsituation, Gesundheit und Altersvorsorge der Bevölkerung), die teilweise von der Auskunftspflicht befreit sind. Die Fragen zur Gesundheit wurden zum letzten Mal im Mai 2003 an etwa 0,45% der Bevölkerung gerichtet.

Die Angaben beziehen sich jeweils auf eine festgelegte Berichtswoche. In der Regel ist dies die letzte feiertagsfreie Woche im April.

Stichprobe: Der Mikrozensus ist eine Zufallsstichprobe, bei der alle Haushalte die gleiche Auswahlwahrscheinlichkeit haben. Dazu werden aus dem Bundesgebiet Flächen (Auswahlbezirke) ausgewählt, in denen alle Haushalte und Personen befragt werden. Dieses Prinzip der Flächenstichprobe führt zu methodischen Komplikationen in Verbin-dung mit räumlicher Mobilität. Umgekehrt bietet die automatische Erfassung von Zuzü-gen jedoch einige Vorteile gegenüber anderen Haushaltspanels, insbesondere im Hinblick auf die Repräsentation von Populationsveränderungen. In einem aufwendigen Methoden-projekt an statistischen Ämtern und Forschungsinstituten wird gegenwärtig die Technik der Zusammenführung der Daten aus den einzelnen Wellen optimiert.

Die Antwortquote im Mikrozensus beträgt regelmäßig 97%; 3% der zu befragenden Haushalte fallen aus, überwiegend weil sie nicht erreichbar sind. Diese sogenannten „be-kannten Ausfälle“ werden im Mikrozensus durch ein besonderes Verfahren ausgeglichen

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(Kompensationsverfahren). Bei Fragen mit freiwilliger Auskunftserteilung sind die „Oh-ne-Angabe“- Quoten je nach Merkmal sehr unterschiedlich.

Design/Befragungsmodus: Der Mikrozensus ist überwiegend eine persönliche stan-dardisierte Befragung aller Personen im Haushalt durch Interviewer. Allerdings steht den Befragten auch offen, die Auskünfte schriftlich zu erteilen. Fremdauskünfte für andere Haushaltsmitglieder sind unter bestimmten Voraussetzungen zulässig.

Untersuchungsprogramm/Fragebogen/Instrumente:

• Standarddemographie • Haushaltskomposition, Familien- und Lebensformen • zum Haushalt gehörende Kinder • Ausbildungsstand und Erwerbstätigkeit • Wohnsituation (nicht jedes Jahr) • Gesundheit (nicht jedes Jahr) • Rauchverhalten (nicht jedes Jahr) • Altersvorsorge der Bevölkerung (nicht jedes Jahr)

Datenhalter/Finanzierung: Bund und Länder

Erhebungsinstitut: Statistische Ämter von Bund und Ländern

Datenzugang: Über Abteilung Mikrodaten bei ZUMA, Mannheim; Forschungsdaten-zentren der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder

Bemerkung: Die gesundheitsbezogenen Variablen im Datensatz sind in Zahl und Aus-sagekraft sehr begrenzt. 2003 waren es im wesentlichen Angaben über gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Krankheiten und Unfälle, Rauchgewohnheiten, Körpergröße und Körpergewicht. Genaue Angaben über die Art der Krankheit oder des Unfalls wurden nicht erhoben. Durch die vergleichsweise sehr großen Fallzahlen lassen sich freilich auch noch über vieldimensionale Merkmalskombinationen als Expositionen sinnvolle Aussa-gen über das Risiko von gesundheitlichen Beeinträchtigungen, Rauchgewohnheiten, Übergewicht machen.

Die Hauptbedeutung des Mikrozensus für die Forschung mit gesundheitsbezogenen Pa-neldaten liegt vor allem in seinem Charakter als Referenzdatenbasis für die Verteilung soziostruktureller Merkmalskombinationen in der Bevölkerung.

Referenzen: Statistisches Bundesamt (2003). Leben und Arbeiten in Deutschland. Ergebnisse des Mikrozensus 2002. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt.

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Lehnert, D. & Kohlmann, A. (2003). Mikrozensus 1998 – Dokumentation und Datenauf-bereitung. ZUMA-Methodenbericht 2003/01, 1-8.

www.destatis.de/themen/d/thm_mikrozensus.htm.

2.2 Sozioökonomisches Panel (SOEP)

Das Sozioökonomische Panel ist eine repräsentative Wiederholungsbefragung privater Haushalte von Deutschen, Ausländern und Zuwanderern in den alten und neuen Bundes-ländern in Deutschland. Sie wird im jährlichen Rhythmus seit 1984 bei denselben Perso-nen und Familien in der Bundesrepublik durchgeführt. 1990 wurde die Studie auf das Gebiet der ehemaligen DDR ausgeweitet; 1994/95 wurde die »Zuwanderer-Stichprobe« in den Datensatz integriert. Weitere zusätzliche Stichproben wurden in den Jahren 1998, 2000 und 2002 in die laufende Erhebung aufgenommen. Besondere Vorzüge dieser Pane-lerhebung ist der Haushaltskontext (Befragung aller erwachsenen Haushaltsmitglieder) sowie die überproportionale Ausländerstichprobe; gegenwärtig die größte Wiederho-lungsbefragung bei Ausländern in der Bundesrepublik Deutschland (Haushalte mit einem Vorstand türkischer, spanischer, italienischer, griechischer oder ehemals jugoslawischer Nationalität; die Erhebung von Zuwanderung (nach Angaben der SOEP-Studienleitung gegenwärtig die einzige methodisch zuverlässige Stichprobe von Zuwanderern, die von 1984 bis 1995 nach Westdeutschland gekommen sind).

Stichprobe: Das SOEP begann in Westdeutschland 1984 mit 5921 Haushalten mit 12290 erfolgreich befragten Personen (Deutsche: Stichprobe A, Ausländer Stichprobe B), von denen nach 19 Wellen im Jahre 2002 noch 3889 Haushalte mit 7175 Personen dabei sind. Im SOEP-Ost (Stichprobe C) wurden 1990 2179 Haushalte mit 4453 Personen be-fragt; 2002 waren noch 1818 Haushalte mit 3466 Personen dabei. Die Zuwanderer-Stichprobe D startete 1994/95 mit 1078 Befragten in 522 Haushalten, von denen 780 Befragte in 402 Haushalten im Jahre 2002 noch dabei waren. Die Ergänzungsstichprobe E aus dem Jahre 1998 startete mit 1910 Personen in 1056 Haushalten, von denen im Jahre 2002 1373 Personen in 773 Haushalten erneut befragt werden konnten. 2000 wurde die Innovationsstichprobe F mit 10890 Befragten in 6052 Haushalten gezogen, um auf Basis einer großen Fallzahl bessere Analysen kleiner Teilgruppen der Bevölkerung zu ermögli-chen. Für das Jahr 2002 stehen aus dieser Stichprobe Informationen zu weiteren 8427 Befragungspersonen in 4586 Haushalten zur Verfügung. Im Jahre 2002 wurde eine Zu-falls-Stichprobe G von 1224 Haushalten von Hocheinkommensbeziehern (mindestens 4500.- € Hauhaltsnettoeinkommen ~ 2,7 % aller Haushalte) mit 2671 Befragungspersonen gezogen.

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Startpunkt/Zahl der Wellen:

SOEP Welle

Stichproben A und B

Stichprobe C Stichprobe D Stichprobe E Stichprobe F Stichprobe G

Perso-nen

Haus-halte

Perso-nen

Haus-halte

Perso-nen

Haus-halte

Perso-nen

Haus-halte

Perso-nen

Haus-halte

Perso-nen

Haus-halte

1984 12290 5921

1985 11090 5322

1986 10646 5090

1987 10516 5026

1988 10023 4814

1989 9710 4690

1990 9519 4640 4453 2179

1991 9467 4669 4202 2030

1992 9305 4645 4092 2020

1993 9206 4667 3973 1970

1994 9001 4600 3945 1959

1995 8798 4508 3892 1938 1078 522

1996 8606 4445 3882 1951 1023 498

1997 8467 4389 3844 1942 972 479

1998 8145 4285 3730 1886 885 441 1910 1056

1999 7909 4183 3709 1894 838 425 1629 886

2000 7623 4060 3687 1879 837 425 1549 842 10890 6052

2001 7424 3977 3576 1850 789 398 1464 811 9098 4911

2002 7175 3889 3466 1818 780 402 1373 773 8427 4586 2671 1224

2003 6999 3814 3453 1807 789 399 1332 744 8006 4386 2013 911

Design/Befragungsmodus: Persönlich-mündliche Befragung, in Teilmodulen auch schriftliche oder Proxi-Befragung.

Untersuchungsprogramm/Fragebogen/Instrumente: kontinuierlich Daten über

• Haushaltszusammensetzung, Wohnsituation • Erwerbs- und Familienbiographien • Erwerbsbeteiligung und berufliche Mobilität • Einkommensverläufe • Gesundheitsbezogene Lebensqualität (SF-12) • gesellschaftliche Partizipation • Lebenszufriedenheit

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Mueller/Bormann: Panel-Erhebungen mit Gesundheitsbezug

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In jährlich wechselnden Schwerpunktthemen darüber hinaus Daten zu

• Familie und soziale Dienste • Zeitverwendung • Weiterbildung und Qualifikation • Soziale Sicherung

Seit dem Befragungsjahr 2000 werden zusätzlich von den 16- bis 17-jährigen Haushalts-mitgliedern jugendspezifische Biographiedaten erhoben; seit 2003 beantworten Mütter von Neugeborenen Fragen nach Indikatoren der kindlichen Entwicklung.

Datenhalter: Die Durchführung und Entwicklung der Längsschnittstudie "Sozioökono-misches Panel" erfolgt in Form einer "Serviceeinrichtung für die Forschung" im Rahmen der Leibniz-Gemeinschaft (WGL) mit Sitz am DIW Berlin. Das SOEP wurde 1983 in Berlin als Teilprojekt des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Sonderforschungsbereichs 3 (Sfb 3) "Mikroanalytische Grundlagen der Gesellschaftspoli-tik" gegründet, welches an den Universitäten Frankfurt/Main und Mannheim angesiedelt war. Leiter des Projektes war bis 1988 Prof. Dr. Hans-Jürgen Krupp. Im Jahr 1989 über-nahm Prof. Dr. Gert G. Wagner die Projektleitung.

Finanzierung: Von 1990 bis 2002 wurde das SOEP als DFG-Projekt gefördert, seit 2000 mit einer Zusatzfinanzierung durch das BMBF. Seit dem Jahr 2003 ist das SOEP auf Beschluss der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) in die institutionelle Förderung durch Mittel des Bundes und der Länder aufge-nommen.

Erhebungsinstitut: Infratest Sozialforschung (jetzt: TNS München)

Datenzugang: Der anonymisierte Mikro-Datensatz des SOEP wird Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen für Forschung und Lehre gegen eine geringe Nutzungs-gebühr vom DIW zur Verfügung gestellt. Die Verwendung der Daten für Gutachten unter-liegt besonderen Regelungen. Für die Datennutzung ist aus Gründen des Datenschutzes der Abschluss eines Datenweitergabevertrages mit dem DIW, Berlin notwendig.

Bemerkung: Das SOEP ist die qualitativ höchstwertige Panelerhebung der Bundesrepu-blik Deutschland. Es bestehen enge Kontakte zu großen sozioökonomischen Panelerhe-bungen anderer Länder, insbesondere zum Panel Study on Income Dynamics (PSID) der USA, aber auch Canadas und Großbritanniens. Die Allgemeine Bevölkerungsumfrage für die Sozialwissenschaften ALLBUS, eine Trenderhebung, und der SOEP sind die beiden wichtigsten Erhebungen der sozialwissenschaftlichen Dauerbeobachtung in Deutschland und insofern als Referenzdatensätze unentbehrlich.

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Die Zahl und Aussagekraft gesundheitsbezogener Items in den Instrumenten aller Wellen vor 2002 ist allerdings gering. Die Frage nach der Zufriedenheit mit der Gesundheit wur-de immer, die nach der subjektiven Gesundheitseinschätzung fast immer gestellt; ansons-ten wurden – auch nicht immer – Fragen nach Krankenhausaufenthalten, anerkannten Behinderungen sowie finanziellen Belastungen durch Krankheit gestellt. Erst in der Welle 2002 wurde mit einer Version des SF-12 ein gut getestetes Instrument eingesetzt, mit dem 8 Dimensionen der physischen und der psychischen Belastbarkeit erfasst werden können. Dieses Instrument, welches freilich nicht bei jeder zukünftigen Welle eingesetzt werden soll, ermöglicht auf breiter Front nationale und internationale Vergleiche der SOEP Daten auch im Bereich Gesundheit.

Referenzen: Holst, E, Hunt, J. & Schupp, J. (eds.) (2003). Proceedings of the 5th International Conference of Socio-Economic Panel Users. In Schmollers Jahrbuch, 123, 1, 1-2. Berlin: Duncker & Humblot.

www.diw.de/deutsch/sop/uebersicht/index.html

2.3 Europäisches Haushaltspanel (ECHP)

Zielsetzung: Beim Europäischen Haushaltspanel (ECHP) handelt es sich um eine jährli-che Längsschnitterhebung zur Abbildung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Men-schen in Europa. Es wird im Auftrag der Europäischen Kommission vom Statistischen Amt der Europäischen Gemeinschaften (Eurostat) zusammen mit den nationalen statisti-schen Ämtern der Mitgliedstaaten durchgeführt. Europaweit beteiligen sich etwa 65 000 Haushalte an der Befragung. In Deutschland haben insgesamt ca. 5 000 Haushalte an den ersten drei Wellen 1994-96 teilgenommen.

Einbeziehung des SOEP: Die deutsche amtliche Statistik hat entschieden, bei der Fortführung des ECHP die deutsche Stichprobe nicht über die dritte Welle hinaus zu befragen. Um die dadurch entstehende Datenlücke schließen zu können, wurde eine Al-ternativlösung erarbeitet, die die Nutzung und Konvertierung der Daten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) vorsieht. Dabei werden die Daten des SOEP auch rückwirkend für die drei ersten Wellen integriert, so dass für die Erhebungsperiode 1994-96 sowohl die Daten der amtlichen Statistik als auch konvertierte SOEP-Daten vorliegen und vergleichende Analysen erlau-ben. Nach gegenwärtigem Stand sind ca. 2/3 der von Eurostat erhobenen Variablen direkt aus dem SOEP ableitbar.

Referenzen: s. SOEP

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Mueller/Bormann: Panel-Erhebungen mit Gesundheitsbezug

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2.4 Niedrigeinkommen-Panel

Zielsetzung: Mitte der 90er Jahre hat das Bundesministerium für Gesundheit und Sozia-les (BMGS) das Niedrigeinkommen Panel (NIEP) mit dem Ziel der Bereitstellung einer verbesserten Datengrundlage im Bereich des prekären Wohlstandes bzw. der Armut etab-liert. „Aufgabe des NIEP war und ist die Durchführung einer sowohl hinsichtlich der Befragungsinhalte als auch der Zahl der einbezogenen Haushalte breit angelegten Wie-derholungsbefragung von Haushalten im unteren Einkommensbereich (unteres Quintil) sowie die Analyse der Befragungsdaten. Die Untersuchung soll Informationen über den Verlauf dynamischer Prozesse der Armutsentstehung und -überwindung liefern, die in dieser Form bisher nicht zur Verfügung stehen, und damit die Grundlage für gezielte präventive und reaktive Maßnahmen zur Vermeidung und Bekämpfung von Armut und Sozialhilfeabhängigkeit zu schaffen“ (Methodenbericht).

Stichprobe: repräsentative Haushaltsstichprobe in den alten und neuen Ländern im unteren Einkommensbereich; Grundgesamtheit: deutschsprachige Privathaushalte mit einem Haushaltsvorstand ab 18 Jahren und Telefonanschluss, die zum Zeitpunkt der 1. Welle zum Niedrigeinkommensbereich gehört haben.

Startpunkt/Zahl der Wellen:

1. Welle (1999): n = 1.922 realisierte Fallzahl 2. Welle (2000): n = 1.693 realisierte Fallzahl 3. Welle (2000): n = 1.531 realisierte Fallzahl 4. Welle (2001): n = 1.421 realisierte Fallzahl 5. Welle (2001): n = 1.309 realisierte Fallzahl 6. Welle (2002): n = 1.212 realisierte Fallzahl

Insgesamt wurden 9.082 Befragungen durchgeführt.

Design/Befragungsmodus: Telefonische Befragung (Computer Assisted Telephone Interviewing CATI)

Untersuchungsprogramm/Fragebogen/Instrumente:

• Demographie und Erwerbssituation • Haushaltszusammensetzung • Soziale Herkunft, familiäre Unterstützung • Einkommen, finanzielle Unterstützung • Wohnsituation, Wohnqualität, Wohnkosten • Außergewöhnliche Belastungen (Pflegebedürftigkeit)

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• Gesundheit – Subjektive Einschätzung des Gesundheitszustandes – Behinderung durch Gesundheitszustand im alltäglichen Leben – Einschränkung der Erwerbstätigkeit durch Gesundheitszustand – Bestehende Krankheiten und Beschwerden – Häufigkeit der Inanspruchnahme eines Arztes – Rauchverhalten – Alkoholkonsum (Häufigkeit und Intensität) • Ernährungsgewohnheiten • Soziale Netzwerke • Laufende Hilfe zum Lebensunterhalt • Subjektive Einschätzung der Lebenssituation

Datenhalter/Finanzierung: Bundesministerium für Gesundheit und Soziales (BMGS)

Erhebungsinstitut: Infratest Sozialforschung (jetzt: TNS München)

Datenzugang: Das BMGS stellt die Daten des NIEP für wissenschaftliche, nicht kom-merzielle Analysen zur Verfügung. Ein formloser Antrag mit Benennung des Forschungs-ziels muss an Infratest Sozialforschung gestellt werden, von wo die Abstimmung mit dem BMGS sowie die spätere Datenweitergabe vorgenommen wird.

Bemerkung: Zweifelhaft ist, ob die Stichprobe der befragten Haushalte im unteren Einkommensbereich (unteres Quintil) wirklich diese Grundgesamtheit repräsentativ ab-bilden – insbesondere wenn man eine telefonische Befragung durchführt.

Es sind nur deutschsprachige Privathaushalte befragt worden, d.h. ausländische Haushalte und Heimbewohner sowie Nichtsesshafte und Obdachlose fehlen. Außerdem sind die Haushalte, die in der 1. Welle nicht zur Population zählten, sondern erst ggf. zu einem späteren Zeitpunkt das Einschlusskriterium erfüllten (Neueintritt in Armut), nicht in der Stichprobe enthalten.

Referenzen: Kortmann, K., Sopp, P. & Thum, M. (2002). Das Niedrigeinkommens-Panel (NIEP). Methodenbericht. Gesamtuntersuchung. Eine Untersuchung im Auftrag des Bundesminis-teriums für Gesundheit und Soziale Sicherung. München: Infratest Sozialforschung. www.bmgs.bund.de

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Mueller/Bormann: Panel-Erhebungen mit Gesundheitsbezug

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2.5 Lebenserwartungssurvey

Zielsetzung: Mit den Daten des Lebenserwartungssurveys soll die Entwicklung von Mortalität und Morbidität in Zusammenhang mit Veränderungen der Lebens- und Um-weltbedingungen sowie von individuellen Lebensweisen untersucht werden. Die Datenba-sis der Ersterhebung (1. Welle) stellt der im Rahmen der Deutschen Herz-/Kreislauf-Präventionsstudie (DHP – einer großangelegten epidemiologischen gemeindeorientierten multizentrischen Interventionsstudie) in den Jahren 1984-86 durchgeführte Nationale Gesundheitssurvey in den alten Ländern unter dem Titel „Leben + Gesundheit in Deutsch-land“ (Teil: Nationaler Befragungssurvey) sowie der im Jahre 1991/92 durchgeführte Survey in den neuen Ländern (Nationaler Gesundheitssurvey Ost) dar. Im Auftrag des Bundesinstitutes für Bevölkerungsforschung wurden diese Personen erneut (2. Welle) im Jahre 1998 befragt. Die Wiederholungsbefragung lief unter dem Titel „Untersuchung über Lebensbedingungen, Umwelt und Gesundheit in der Bundesrepublik Deutschland“. Fer-ner wurden die Daten über Sterbedatum Befragter der 1. Welle, die vor der 2. Welle inner-halb Deutschlands verstorben waren, erhoben (Mortalitäts-Follow-Up).

Stichprobe: Die Ersterhebung ist eine Querschnittbefragung, die an einer repräsentati-ven, zweistufigen mehrfachgeschichteten Zufallsstichprobe der westdeutschen Bevölke-rung im Alter von 25 bis 69 Jahren (keine Ausländer) durchgeführt wurde. Die Stichprobe wurde durch eine regional geschichtete zufallsgesteuerte Ziehung aus dem Einwohner-melderegister gewonnen.

Am Nationalen Gesundheitssurvey West, (NBS t0), nahmen 10.945 Personen teil. Dies entsprach einer Ausschöpfungsrate von 67 %. Bezogen auf die Altersgruppe der über 45jährigen ergibt sich eine Gesamtzahl von 8.474 Probanden. Diese Erhebung wird als 1. Welle der westdeutschen Stichprobe des vorliegenden Panel-Datensatzes verwendet. Am Nationalen Gesundheitssurvey Ost beteiligten sich 2.617 Personen im Alter von 18 – 79 Jahren, was einer Ausschöpfungsrate von ca. 70 % entsprach. Davon waren 1.546 Proban-den im Alter von über 45 Jahren. Diese Erhebung wird als 1. Welle der ostdeutschen Stichprobe des vorliegenden Panel-Datensatzes verwendet.

Für die Wiederholungsbefragung wurde der Personenkreis auf die zu diesem Zeitpunkt 45 und mehr Jahre Alten beschränkt.

Bei der Betrachtung der Ausfall- und Verstorbenenzahlen ist zu bedenken, dass trotz identischem Mindestalter die westdeutsche Stichprobe in der zentralen Tendenz älter ist und auch mit längerem Intervall beobachtet wurde, dadurch kommen die höheren Ausfall- und Verstorbenenanteile zustande.

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Davon in der 2. Welle Befragte in der 1.Welle ... Teilnehmer ... Ausfälle ... im Intervall Verstorbene

Ost 1546 904 528 114

West 8474 3939 3620 915

Design/Befragungsmodus: Die Ersterhebung West war eine postalische Erhebung mit einem Selbstausfüllfragebogen, im Osten wurde der Selbstausfüllfragebogen während der Teilnahme an einer medizinischen Untersuchung ausgefüllt. Die Wiederholungsbefra-gung 1998 wurde als schriftliche Befragung durchgeführt. Das Sterbedatum der im Inter-vall zwischen 1. und 2. Welle Verstorbenen wurde vom Erhebungsinstitut bei den Ein-wohnermeldeämtern erhoben – Todesursachen sind allerdings nicht dokumentiert.

Untersuchungsprogramm/Fragebogen/Instrumente:

• Soziodemographische Standards (Alter, Geschlecht, Familienstand, Konfession, Sozialstatus Bildung, Berufsstatus, Einkommen)

• Gesundheitsindikatoren: Funktionaler Status (Activities of Daily Living), Vorhanden-sein von Krankheiten, Vorhandensein von Beschwerden, Selbsteinschätzung der eige-nen Gesundheit, gesundheitsbezogene Lebensqualität (SF-36), Zufriedenheit mit der eigenen Gesundheit, Beachtung der Gesundheit, Zahl der Arztbesuche im Verlauf der letzten 12 Monate, Lebenszufriedenheit

• Belastungen und Ressourcen: Berufliche Belastungen, Lebensereignisse, Arbeitslo-sigkeit, Soziale Beziehungen, Schlechte Wohnbedingungen

• Gesundheitsverhalten (Gesundheitslebensstile): Frühstück, Gesunde Ernährung, Vi-tamine, Stärkungsmittel, Rauchen, Alkohol, Sportliche Betätigung, Übergewicht

Datenhalter: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung am Statistischen Bundesamt, Wiesbaden

Finanzierung: Bundesregierung

Erhebungsinstitut: Infratest Gesundheit, München (jetzt: TNS Healthcare München)

Datenzugang: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Die Daten stehen als Public Use File zur Verfügung.

Bemerkung: Trotz der nur zwei Wellen ist der Lebenserwartungssurvey die wichtigste deutsche Panelerhebung mit Schwerpunkt auf Gesundheitsvariablen. Es ist dringend zu

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Mueller/Bormann: Panel-Erhebungen mit Gesundheitsbezug

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wünschen, dass sich die Mittel zur Finanzierung einer dritten Welle gegen Ende dieses Jahrzehnts finden. Als absolutes minimales Programm ist ein weiteres Verfolgen der Mortalität der Befragten der ersten Welle zu wünschen.

Referenzen: Hoffmeister, H., Hoeltz, J., Schön, D., Schröder, E.; Guether, B. (1988). Nationaler Untersu-chungs-Survey und regionale Untersuchungssurveys der DHP. Band 1. Bonn: DHP-Forum, 1.

Hoeltz, J., Bormann, C., Schroeder, E. (1990). Subjektive Morbidität, Gesundheitsrisiken, Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen. Gesundheitsberichterstattung auf der Basis des 1. Nationalen Gesundheitssurvey der Deutschen Herz-/Kreislauf-Präventionsstudie. 2 Bände. München.

Mueller, U., Heinzel-Gutenbrunner, M. (2001). Krankheiten und Beschwerden (subjektive Gesundheit) unter Bewertung der eigenen Gesundheit. Datenanalyse für das Bundesinsti-tut für Bevölkerungsforschung (BIB Nachrichten Heft 102c).

2.6 Healthcare Access Panel

Zielsetzung: Das Healthcare Access Panel von TNS Healthcare, einer Tochter der TNS Infratest-Gruppe München, stellt ein Informationssystem über Gesundheit, Krankheit und Leistungsinanspruchnahme als Ergänzung zu offiziellen Statistiken und anderen Daten-quellen dar. Damit sollen epidemiologische und gesundheitsökonomische Basisdaten zur Verfügung gestellt werden.

Stichprobe: Bundesweite bevölkerungsproportionale (Alter und Geschlecht) Stichprobe aus (deutschen) Haushalten, deren Mitglieder bereit sind, an periodischen Befragungen teilzunehmen.

Im Jahre 1999 wurden erstmals Gesundheitsthemen in das Panel aufgenommen. Es be-steht aus 31.605 Haushalten mit ca. 85.000 Personen jeglichen Alters, die in der Regel einmal jährlich befragt werden. Das bedeutet, dass das Panel eine Ein-Promille-Stichprobe der deutschen Bevölkerung umfasst.

Startpunkt/Zahl der Wellen:

1. Welle mit Gesundheitsthemen 1999: n = 78.610 2. Welle mit Gesundheitsthemen 2002: n = 60.000 (18-79 Jahre) 3. Welle für (Herbst) 2004 in Vorbereitung

Design/Befragungsmodus: Schriftliche Befragung

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Untersuchungsprogramm/Fragebogen/Instrumente:

1. Welle: • Soziodemographie/Haushaltstrukturdaten/regionale Zuordnung • 12-Monats-Prävalenz von ausgewählten (chronischen) Krankheiten • Inanspruchnahme von Versorgungsangeboten (Ärzte, Krankenhaus, Impfungen,

alternative Behandlungsmethoden) • Verwendung rezeptfreier und rezeptpflichtiger Medikamente • Körpergröße und -gewicht • Rauchen • Bereitschaft zum Wechsel der Krankenkasse • Interesse an Krankheitszusatzversicherung

2. Welle: • Soziodemographie/Haushaltsstrukturdaten/regionale Zuordnung • 12-Monats-Prävalenz von ausgewählten (chronischen) Krankheiten • Nutzung von Gesundheitsleistungen (Arzt, Gesundheitsberufe, Krankenhaus, sta-

tionäre Reha, Pflegedienst/Pflegefall) • Medikamentenkonsum • Krankheitstage • Präventionsverhalten/Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen • Körpergröße und -gewicht • Sportliche Aktivität/Freizeitbeschäftigung

Datenhalter/Finanzierung: TNS Healthcare (München)

Datenzugang: kein Public Use File; Standardberichte können von TNS Healthcare, München, bezogen und Sonderauswertungen in Auftrag gegeben werden.

Bemerkung: Es handelt sich bei der Stichprobe um befragungsbereite Haushalte. Der Längsschnitt ist auf der Haushaltsebene sichergestellt, nicht notwendigerweise auf der Ebene der Haushaltsmitglieder. Eine Nachverfolgung ausgezogener Haushaltsmitglieder wird nicht durchgeführt. Fehlende Werte einzelner Haushaltsmitglieder in einzelnen Wel-len müssen gegebenenfalls durch Imputationen geschätzt werden.

Referenzen: Potthoff, P., Heinemann, L. & Güther, B. (2004). A household panel as a tool for cost-effective health-related population surveys: validity of the „Healthcare Access Panel“. Ein Haushaltspanel als kosteneffektive Grundlage für bevölkerungsbezogene Gesundheitssur-veys. German Medical Science, 2.

I+G. Healthcare Access Panel Newsletter seit 2000. München.

www.tns-infratest.com

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Mueller/Bormann: Panel-Erhebungen mit Gesundheitsbezug

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2.7 Gesundheitsmonitor

Zielsetzung: Innerhalb des von der Bertelsmann-Stiftung finanzierten Projektes „Ge-sundheitsmonitor“ wird in regelmäßigen Abständen der Status quo der ambulanten Ver-sorgung durch Befragungen von Versicherten und Ärzten erhoben. Dabei liegt der Fokus auf der Erhebung relevanter Komponenten der Gesundheitsversorgung einschließlich der Prävention, der Patientenorientierung gesundheitspolitischer Entscheidungen und den Implementationschancen bei Leistungserbringern.

Stichprobe: Für die Bevölkerungsstichprobe: quotierte Stichprobe aus dem Healthcare Access Panel, die unter Berücksichtigung von regionalstatistischen Strukturmerkmalen (Bundesland, BIK2 -Typ) und soziodemographischen Merkmalen (Alter, Geschlecht) deutschlandweit repräsentativ ist. In Privathaushalten lebende, deutschsprachige Personen im Alter von 18 – 79 Jahren. Die Befragung erfolgt im halbjährlichen Abstand.

Es wird zusätzlich eine Ärztebefragung als Querschnittsstudie bei einer disproportionalen Stichprobe mit einer Sollvorgabe von jeweils 250 Ärzten der Grundversorgung bzw. der fachärztlichen Versorgung (geschichtetes Quotenverfahren für Zielperson. Quotierungs-kriterien sind Gebietsbezeichnung (Internist, Allgemeinmediziner, Gynäkologe etc.) und Bundesland durchgeführt.

Startpunkt/Zahl der Wellen:

Versichertenstichprobe: 1. Welle (Ende 2001): n = 1.483 Personen 2. Welle (Mitte 2002): n = 1.514 Personen 3. Welle (Ende 2002): n = 1.512 Personen 4. Welle (Mitte 2003): n = 1.546 Personen 5. Welle (Ende 2003): n = 1.543 Personen 6. Welle (Mitte 2004): n = 1.548 Personen

Design/Befragungsmodus: Für Versichertenstichprobe: schriftliche Befragung

2 Ausgehend von einem von Olaf Boustedt in den 50er und 60er Jahren entwickelten Stadtregi-onsmodell werden vier Stadtregionszonen gebildet: Kernstadt, Ergänzungsgebiet, verstädterte Zone, Randzone. Eine BIK Stadtregion (nach dem gleichnamigen Hamburger Markt- und Sozial-forschungsinstitut, das dieses Konzept zur Anwendung gebracht hat) wird festgelegt über Min-destgröße (z.B. Kernstadt über 40.000 Einwohner, Einzugsbereich über 80.000 Einwohner) und Verflechtung (definiert über Pendler und Anzahl verflochtener Gemeinden). Stadtregionen wer-den abgegrenzt über Bevölkerungsdichte, Anteil Eigentümerwohnungen und Anteil Einperso-nenhaushalte. (nach Gesundheitsmonitor Bertelsmannstiftung 2002)

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Untersuchungsprogramm/Fragebogen/Instrumente:

Versichertenbefragung: • Soziodemographie • Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem • Bereitschaft zur Zuzahlung • Zustimmung zum Hausarztmodell • Zustimmung zu Selbstbehaltsmodellen • Zustimmung zu Grund- und Wahlleistungen

Datenhalter/Finanzierung: Bertelsmann-Stiftung.

Erhebungsinstitut: TNS Healthcare München,

Datenzugang: kein Public Use File; Datenverfügbarkeit muss über TNS Healthcare bzw. die Bertelsmann Stiftung geklärt werden.

Referenzen: Böcken, J. et al. (2003). Gesundheitsmonitor 2003. Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung.

www.bertelsmann-stiftung.de

www.healthpoliymonitor.org/en/Deutsche_Zusammenfassung.html

2.8 GKV-Daten

a) Versichertenstichprobe von KV und AOK Hessen sowie AOK Schleswig-Holstein

Zielsetzung: Nutzung der Daten der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und der All-gemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Hessen und der AOK Schleswig-Holstein für Infor-mationen zum Versorgungsgeschehen und zur Abbildung der realen Gesundheitsversor-gungssituation; Darstellung von Behandlungsverläufen; Eruierung von Versorgungsdefizi-ten; Outcomeforschung

Stichprobe: 18,75 % Stichprobe aus ca. 1,9 Mio. Versicherten der AOK in Hessen, d.h. ca. 320.000 Versicherte pro Jahr (kein recall-bias, kein drop-out, kein Selektionsbias)

Startpunkt/Zahl der Wellen:

1.1.1998 bis 31.12.2002 (Vollerhebung der Versicherten) Hessen 1.1.1996 bis 31.03.1999 (Schleswig-Holstein) plus Fragebogenerhebungen

Erhebungsparameter:

• Alter, Geschlecht • Diagnosedaten

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Mueller/Bormann: Panel-Erhebungen mit Gesundheitsbezug

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• AOK-Leistungsdaten (Arbeitsunfähigkeit, stationäre Aufenthalte,Krankengeld, Notarzt- und Pflegedaten)

• Verordnungsdaten (inkl. ärztlich verschriebene Medikamente nach § 300 SGB V) • Krankenhausdiagnosen • Arbeitsunfähigkeitsdiagnosen • KV-Abrechnungsdaten

Fragebogenerhebung in S.-H.: Gesundheitsbezogene Lebensqualität

• Risiko- und Protektivfaktoren • Erkrankungen und deren Behandlung • Kontrollüberzeugungen zu Krankheit und Gesundheit • Arbeitsplatz und berufliche Belastungen • Einstellungen zu gesundheitsfördernden Maßnahmen • Prozessqualität der Gesundheitsberatung • Ressourcen bei Verhaltensänderungen • Einflussgrößen der Nachhaltigkeit

Datenhalter/Finanzierung: KV und AOK Hessen und Schleswig-Holstein

Datenzugang: Daten werden von einzelnen Forschergruppen (z.B. PMVforschungs-gruppe, Köln) analysiert; Antrag über Datenhalter.

http://www.pmvforschungsgruppe.de

b) Daten der Schwäbisch Gmünder Ersatzkasse (GEK)

Zielsetzung: Bereitstellung von Informationen zum Gesundheitszustand der GEK-Versicherten

Stichprobe: Mitglieder der GEK (Vollerhebung, bundesweit) (ca. 1,4 Mio. Personen)

Startpunkt: seit 1990, schwerpunktmäßig seit 1998 bis heute

Erhebungsparameter: Es werden jährlich folgende Leistungsdaten für die Analyse zur Verfügung gestellt:

• Alter, Geschlecht, Beruf, regionale Zuordnung/Bundesland • Arbeitsunfähigkeit mit ICD-Diagnosen (Fälle, Tage/Dauer) • stationäre Behandlungen mit ICD-Diagnose • Arzneimittelverordnungen (Präparate, Packungsgrößen, Kosten) • Sterblichkeit

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Datenhalter/Finanzierung: GEK Die Daten wurden dem Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen sowie dem Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung, Hannover, zwecks Analysen von der GEK überlassen.

Datenzugang: Antrag bei der GEK http://www.gek.de

c) Daten von AOK Mettmann und Ulm

Zielsetzung: Bereitstellung von Informationen zum Gesundheitszustand der AOK-Versicherten

Stichprobe: Mitglieder der AOK Mettmann (Vollerhebung) und Ulm

Startpunkt: 1987 – 1996 Mettmann bzw. 1997 – 2002

Erhebungsparameter: Es wurden jährlich folgende Leistungs- bzw. Abrechnungsdaten für die Analyse zur Verfügung gestellt:

• Alter, Geschlecht, Beruf, regionale Zuordnung/Bundesland, Arbeitslosigkeit, Bei-tragssatz

• Arbeitsunfähigkeit mit ICD-Diagnosen (Fälle, Tage/Dauer) • Stationäre Behandlungen mit ICD-Diagnose und Dauer • Arzneimittelverordnungen (Präparate, Packungsgrößen, Kosten) • Sterblichkeit • Reha-Leistungen

Datenhalter/Finanzierung: AOK Mettmann / AOK Ulm Die Daten wurden dem Institut für Medizinische Soziologie der Universität Düsseldorf sowie der Universität Ulm zwecks Analysen zur Verfügung gestellt. Die Analysen wurden teilweise im Rahmen von Forschungsprojekten der Förderschwerpunkte ‚Public Health’ und ‚Gesundheitsberichterstattung’ des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert.

Datenzugang: Antrag bei der AOK Regionaldirektion Kreis Mettmann, Friedrich-Ebert-Str. 123, 42549 Velbert, Tel. 02051 – 9400, [email protected]; AOK Baden-Württemberg, Geschäftsstelle Ulm, Pfauengasse 24, 89073 Ulm,

Bemerkung: GKV-Daten stehen nicht grundsätzlich für Forschungszwecke zur Verfü-gung, können jedoch auf Anfrage bei den Kassen zugänglich gemacht werden. In der Regel muss dafür eine zeitlich befristete Projektabsicht formuliert werden. Für die Zu-

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Mueller/Bormann: Panel-Erhebungen mit Gesundheitsbezug

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kunft ist zu erwarten, dass mehr Kassendaten, die nun im Rahmen des Risikostrukturaus-gleichs und der Disease Management Programme erhoben werden müssen, auf der Perso-nenebene im Zeitverlauf analysiert werden können.

Referenzen: Geyer, S & Peter , R. (1999). Occupational status and all-cause mortality. A study with health insurance data from Nordrhein-Westfalen, Germany. European Journal of Public Health, 9, 114-118.

Krappweis, J. & Kirch, W. (Hrsg.) (1996). Datengrundlagen für die pharmakoepidemio-logische Forschung. Möglichkeiten und Grenzen. München, Bern, Wien, New York: W. Zuckschwerdt Verlag.

www.wido.de

2.9 Novitas Versichertenbefragung

Zielsetzung: Im Rahmen der Versichertenbefragung soll eine kontinuierliche und ver-gleichende Erfassung von Versichertenpräferenzen und Patientenurteilen vorgenommen werden, um die Patientenorientierung im Gesundheitswesen beurteilen zu können.

Stichprobe: Zufallsstichprobe der Versicherten der Novitas-Betriebskrankenkasse

Startpunkt/Zahl der Wellen:

1. Welle 1998: n = 2.760 realisierte Fälle 2. Welle 1999: n = 2.330 realisierte Fälle

Die 2. Welle war eine Panelbefragung mit Zusatzstichprobe; Panelquote: n= 1.800.

Design/Befragungsmodus: schriftliche Befragung

Untersuchungsprogramm/Fragebogen/Instrumente:

• Fragen zur Krankenversicherung und Krankenkasse • Fragen zur ärztlichen Versorgung (Inanspruchnahme, • Beurteilung/Zufriedenheit, Einstellung zu Reformvorschlägen) • Fragen zum Gesundheitszustand und Krankheiten • Soziodemographische Angaben

Das Erhebungsinstrument ist an dem HEDIS Member Satisfaction Survey3 orientiert.

3 HEDIS (Health Plan Employer Data and Information Set). Dieser Survey wird vom National Committee for Quality Assurance (NCQA) in den USA durchgeführt und stellt einen Member

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Themenschwerpunkte der 1. Welle waren Fragen zum Beratungs- und Informationsmana-gement, Themenschwerpunkte der 2. Welle innovative Versorgungsmodelle und Quali-tätswettbewerb.

Datenhalter: Dr. Andersen, TU Berlin

Finanzierung: Novitas, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Datenzugang: Es ist kein Public Use File; Datenweitergabe muss über Dr. Andersen, TU Berlin, geregelt werden.

Bemerkung: Die Versicherten der Novitas-Betriebskrankenkasse, die die Grundgesamt-heit darstellen, erlauben keine Verallgemeinerungen für die deutsche Bevölkerung.

Dr. Hanfried Andersen, TU Berlin, Institut für Volkswirtschaftslehre (Prof. Henke), Str. des 17. Juni, 10623 Berlin

Referenzen: Andersen, H. & Schwarze, J. (1999). Der Versicherten-Report. Methodische und inhaltli-che Aspekte einer standardisierten Versichertenbefragung. Die Novitas-Befragung 1998, Veröffentlichungsreihe des Berliner Zentrum Public Health. Berlin.

Berliner Zentrum Public Health (BZPH) & Novitas Vereinigte BKK (2000). Der Novitas Versicherten-Report 1999. Berlin.

2.10 Alterssurvey

Zielsetzung: Der Alterssurvey stellt eine umfassende Untersuchung der „zweiten Le-benshälfte“ dar, also des mittleren und höheren Erwachsenenalters, mit dem Ziel, Infor-mationsgrundlagen für politische Entscheidungsträger und die interessierte Öffentlichkeit einerseits sowie Daten für die wissenschaftliche Forschung andererseits bereitzustellen. Die berufliche und nachberufliche Lebenssituation von älteren Menschen, ihre Familien-beziehungen, ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sowie ihre Vorstellungen und Lebensentwürfe im Alter stehen im Mittelpunkt des Interesses.

Stichprobe: Im Privathaushalt lebende Deutsche im Alter von 40 bis 85 Jahren (alte und neue Länder) bei der ersten Erhebung (Personenstichprobe aus 290 Gemeinden).

Satisfaction Survey zu den Komplexen ‚Krankenversicherung’, ‚Zufriedenheit mit der Kranken-versorgung’, ‚tägliche Aktivitäten und Gesundheit des Befragten’ sowie ‚Soziodemographie’ dar.

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Startpunkt/Zahl der Wellen:

1. Welle: 1996; n = 4.838 Probanden (40 – 85 Jahre) 2. Welle: 2002; n = 1.524 Probanden (46 – 91 Jahre)

Die 2. Welle wurde ergänzt um eine Replikationsstichprobe (Deutsche im Alter von 40 – 85 Jahren) und eine Ausländerstichprobe (Nicht-Deutsche im Alter von 40 – 85 Jahren).

Design/Befragungsmodus:

• mündliches Interview mit standardisiertem Fragebogen • Selbstausfüll-Fragebogen („drop-off“) • Schriftlicher Kurztest der kognitiven Leistungsfähigkeit

Untersuchungsprogramm/Fragebogen/Instrumente:

• Soziodemographie, Migrationserfahrung, Wohnsituation • Erwerbstätigkeit und Übergang in den Ruhestand • Materielle Lebensbedingungen • Soziale Netze, soziale Unterstützung • Freizeitaktivitäten und gesellschaftliche Partizipation • Gesundheit, Gesundheitsverhalten, Pflegebedürftigkeit

– subjektive Gesundheit – schwere Krankheiten oder Verletzungen – Funktionseinschränkungen – Hilfs- und Pflegebedürftigkeit – Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen, Krankenhausaufenthalte – Erhaltene haushälterische, betreuende und pflegerische Hilfe – Hauptunterstützungsperson – Bezug von Leistungen der Pflegeversicherung – Bezug der Sozialhilfeleistung „Hilfe zur Pflege“ – Gegebene haushälterische, betreuende und pflegerische Hilfe an eine andere Person – Grad der eigenen Belastung durch diese Hilfeleistungen – Erhalt von Leistungen der Pflegeversicherung – Depressive Befindlichkeit – Lebensziele

Folgende standardisierte Erhebungsinstrumente wurden in beiden Erhebungswellen eingesetzt:

• PANAS-Scale (positive and negative affect scale von Watson, Clark & Tellegen) • Lebenszufriedenheitsskala von Pavot & Diener • HOPE-Skala zur Messung von Erwartungen • Einsamkeitsskala nach De Jong-Gierveld & Kamphuis

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Zusätzlich wurden in der zweiten Erhebungswellen folgende standardisierte Instrumente neu aufgenommen:

• WHOQOL-bref • CES-D-Skala (ADS-Skala zu depressiven Symptomen • Rosenberg-Skala zur Messung des Selbstwertgefühles • Messung der Zeit- und Zukunftsperspektiven nach Brandtstädter & Wentura • Entwicklungsbezogene (Problem-)Bewältigung (Subskala „Flex“ der TenFlex-Skala)

Datenhalter: Deutsches Zentrum für Altersfragen, Berlin

Finanzierung: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)

Datenzugang: Der Datensatz soll nach Projektende als Public Use File dem Zentralar-chiv für empirische Sozialforschung, Universität Köln, übergeben werden. Bemerkung: In Institutionen lebende, ältere Menschen sind in der Stichprobe in der ersten Welle nicht enthalten; es wurde aber versucht, Befragte der ersten Welle, sofern sie inzwischen in einem Heim leben, in der zweiten Welle einzubeziehen.

Referenzen: Tesch-Römer, C., Wurm, S., Hoff, A. & Engstler, H. (2002). Die zweite Welle des Alters-surveys: Erhebungs-design und Instrumente. Berlin: Deutsches Zentrum für Altersfragen: Diskussionspapier Nr. 35.

Hoff, A., Tesch-Römer, C., Wurm, S. & Engstler, H. (2003). „Die zweite Lebenshälfte“: Längsschnittliche Konzeption des Alterssurveys. In K. Fred (Hrsg.). Sozial- und verhal-tenswissenschaftliche Gerontologie: Alter und Altern als gesellschaftliches Problem und individuelles Thema (S. 185-204). Weinheim: Juventa.

www.dza.de/forschung/forsch-alterssurvey.html

2.11 Berliner Altersstudie (BASE)

Zielsetzung: Die Studie stellt ein interdisziplinäres Projekt dar, das die Erforschung der mentalen und physischen Gesundheit, der psychologischen Funktionsfähigkeit und der sozialen und ökonomischen Situation von älteren Menschen zum Ziel hat.

Stichprobe: Zufallsstichprobe aus dem städtischen Einwohnermeldeamt der 70- bis über 100jährigen Personen, die im ehemaligen West-Berlin leben. Bruttostichprobe: n = 1.908 Personen.

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Mueller/Bormann: Panel-Erhebungen mit Gesundheitsbezug

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Startpunkt/Zahl der Wellen:

1990: 1. Welle: n = 928, davon 526 Personen mit Fragebogen und Intensiv-protokoll, die für die weiteren Wellen berücksichtigt wurden

1993/94: 2. Welle: n = 359 1995/96: 3. Welle: n = 206 1997/98: 4. Welle: n = 132 2000: 5. Welle: n = 82 2004: 6. Welle: noch nicht abgeschlossen

Design/Befragungsmodus: mündliche Befragung (Grundinformationen), Beobach-tungsprotokoll, Intensivprotokolle und medizinische Untersuchungen

Untersuchungsprogramm/Fragebogen/Instrumente: Befragung:

• Soziodemographie und Prestige-Skala (Wegener) • Lebensgeschichte • Persönlichkeitstest • Psychische Befindlichkeit, Depression • Soziale Partizipation, soziale Ressourcen • Kognitive Funktionen, funktionale Kapazität • Gesundheitszustand, Krankheiten • Medikation • Inanspruchnahme medizinischer Leistungen • Subjektive Krankheitsüberzeugungen

Intensivprotokoll: • Herkunftsfamilie und Berufsgeschichte • Familiengeschichte und -beziehungen • Ökonomische Lage und Aktivitäten • Intelligenz und Leistungsfähigkeit • Soziale Beziehungen • Neuropsychologische Tests • Psychiatrische Skalen • Yesterday-Interview

Medizinische Untersuchung: • körperliche Untersuchung • Zahnärztliche Untersuchung • Psychiatrische Untersuchung • qCT, Dopplersonographie • biochemische Blutuntersuchungen

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Datenhalter: Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin

Finanzierung: Berlin-Brandenburger Akademie der Wissenschaften

Datenzugang: Anfragen bezüglich einer Datenweitergabe sind an das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung zu richten.

Bemerkung: Die Grundgesamtheit bezieht sich auf Berlin. Die Ergebnisse sind somit nicht ohne weiteres auf die deutsche Bevölkerung übertragbar.

Referenzen: Smith, J. & Delius, J. (2003). Die längsschnittlichen Erhebungen der Berliner Altersstudie (BASE): Design, Stichproben und Schwerpunkte 1990 – 2002. In F. Karl (ed.). Sozial- und verhaltenswissenschaftliche Gerontologie: Alter und Altern als gesellschaftliches Problem und individuelles Thema (S. 225-249). Weinheim: Juventa.

www.base-berlin.mpg.de

2.12 Interdisziplinäre Langzeit-Studie des Erwachsenenalters (ILSE)

Zielsetzung: Die Studie hat das Ziel, vor dem Hintergrund des demographischen Wan-dels die Alternsprozesse und ihre Rahmenbedingungen zu analysieren. Dabei sollen historische, epochale, biographische und soziale Einflussfaktoren auf die Lebensqualität und auf die für ein gesundes, selbstbestimmtes und von Lebenszufriedenheit geprägtes Altern älterer Menschen bei zwei verschiedenen Kohorten (1930 – 1932 (K30) bzw. 1950 – 1952 (K50)) erfasst werden. An der Studie sind die Universitäten Bonn, Erlangen-Nürnberg, Heidelberg, Leipzig und Rostock beteiligt.

Stichprobe: pro Kohorte n = 692 Personen älter als 60 Jahre (1.384 gesamt)

Startpunkt/Zahl der Wellen:

1993: Eingangsuntersuchung für die Kohorte 1930-1932 1995: Eingangsuntersuchung für die Kohorte 1950-1952 Follow-Up über 20 Jahre (Untersuchungen etwa alle 4 Jahre)

Design/Befragungsmodus:

• schriftliche Befragung • Erhebung medizinischer und psychologischer Daten

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Mueller/Bormann: Panel-Erhebungen mit Gesundheitsbezug

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Untersuchungsprogramm/Fragebogen/Instrumente:

• Soziodemographie • Biomedizinische Parameter (klinischer Status, biomedizinische Leistungsparame-

ter, Arzneimittelkonsum, gesundheitsbezogenes Verhalten) • soziologische Einflussgrößen (objektive Lebensbedingungen, familiäres und au-

ßerfamiliäres Netzwerk, • Bildungssysteme sowie gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen in

verschiedenen biographischen Stadien) • psychologische Variablen (Einstellungen, kognitive und soziale Kompetenz, Per-

sönlichkeitsfaktoren, Selbstkonzept, Copingstile, Lebenszufriedenheit, Identität) • Sport- und bewegungswissenschaftliche Parameter (motorische Leistungsfähig-

keit, sportliche und körperliche Aktivitäten)

Datenhalter: Anfangs: Institut für Psychogerontologie, Erlangen-Nürnberg. Jetzt: Deut-sches Zentrum für Alternsforschung in Heidelberg.

Finanzierung: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Land Baden-Württemberg, Sächsisches Staatsministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend und Familie

Datenzugang: Da die Datenerhebung noch nicht abgeschlossen ist, ist kein Public Use File verfügbar.

Bemerkung: Es handelt sich bei der Stichprobe um teilnahmebereite, deutschsprachige Personen der in einem zweistufigen Verfahren gezogenen Adressenstichprobe aus den beiden Kohorten.

Referenzen: Oswald, W.D., Rupprecht, R., Kaiser, H.-J., Hagen, B. & Fricke, C. (1996). Interdiszipli-näre Langzeit-Studie des Erwachsenenalters über die Bedingungen gesunden und zufrie-denen Alterns (ILSE). Kognitive Leistungsfähigkeit. Zwischenbericht. Erlangen.

www.geronto.uni-erlangen.de

www.uni-leipzig.de/forschb/01/2222.htm

www.dzfs.uni-heidelberg.de

Newsletter Deutsches Zentrum für Altersforschung an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.

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2.13 Epidemiologische Studie zu Chancen der Verhütung, Früherkennung und optimierten Therapie chronischer Erkrankungen in der älteren Bevölkerung (ESTHER)

Zielsetzung: Die Studie zielt auf die Eröffnung von innovativen Wegen für die Früher-kennung und Prävention chronischer Alterserkrankungen ab. Dabei stehen Herz-/ Kreis-lauferkrankungen und Krebskrankheiten im Mittelpunkt. Es handelt sich um eine bevölke-rungsbezogene prospektive Kohortenstudie an etwa 10.000 Probanden im Alter von 50 – 74 Jahren. An der Datenerhebung sind etwa 420 niedergelassene Ärzte beteiligt.

Stichprobe: Grundgesamtheit sind die 50- bis 74jährigen mit Hauptwohnsitz im Saar-land, die über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen. Die Rekrutierung der Probanden erfolgte über die Teilnahme an der Gesundheitsuntersuchung nach §25 SGB V beim niedergelassenen Arzt.

Startpunkt/Zahl der Wellen: 1. Welle: 2000 – 2002: n = 9.961 Personen 2. Welle: 2004 – 2006: n = bisher > 90 % der Ersterhebung Follow-Up’s über 20 Jahre geplant (Untersuchungen etwa alle 2 Jahre)

Design/Befragungsmodus: standardisierte Befragung (Selbstausfüllfragebogen) • Erhebung von Blut-, Urin-, Stuhlproben • Integration von Daten zur Inzidenz und Mortalität von Krebserkrankungen aus

dem Saarländischen Krebsregister

Untersuchungsprogramm/Fragebogen/Instrumente: • Soziodemographie • Subjektive Morbidität • Operationen mit Indikation • Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen • Subjektive Gesundheit • Schmerzen • Medikamenteneinnahme • Familienanamnese • Lebensgewohnheiten (Rauchen, Alkohol, Ernährung, Bewegung)

Bei Frauen: Menstruation, Schwangerschaften, Wechseljahre Medizinische Parameter (Blut, Urin, Stuhl, DNA)

Datenhalter: Deutsches Zentrum für Alternsforschung in Heidelberg, Abteilung Epide-miologie (Prof. H. Brenner) und Gesundheitsberichterstattung Saarland – Krebsregister in Saarbrücken

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Mueller/Bormann: Panel-Erhebungen mit Gesundheitsbezug

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Finanzierung: Land Saarland

Datenzugang: Da die Datenerhebung noch nicht abgeschlossen ist, ist kein Public Use File verfügbar; Anfragen sind an das Deutsche Zentrum für Altersforschung zu stellen. Bemerkung: Es handelt sich bei der Stichprobe um Teilnehmer an dem Gesundheits-Check up nach §25 SGB V aus dem Saarland im Alter von 50 – 74 Jahren (Selektion). Nicht deutschsprechende Probanden sind nicht einbezogen.

Referenzen: www.dzfa.uni-heidelberg.de

www.soziales saarland.de

2.14 Heidelberger Langzeitstudie zu Risikofaktoren und Diagnose chroni-scher Erkrankungen (HEIDE)

Zielsetzung: In der Studie soll der Zusammenhang zwischen Persönlichkeit, Lebensstil und familiärer sowie beruflicher Umfeldbedingungen und Krebs sowie Herz-/ Kreislauf-erkrankungen im Zeitverlauf erhoben und analysiert werden.

Stichprobe: Im Jahre 1992 40- bis 65jährige Bewohner Heidelbergs

Startpunkt/Zahl der Wellen: 1992: Erstuntersuchung: n = > 5.000 2002: Zweituntersuchung: n = ? (Zahlen liegen nicht vor)

Design/Befragungsmodus: schriftliche Befragung (teilweise mündlich)

Untersuchungsprogramm/Fragebogen/Instrumente: • Soziodemographie • Persönlichkeitsmerkmale, psychische Faktoren • Kognitive Funktionen • Lebens- und Arbeitsgewohnheiten • Ernährungsgewohnheiten, Bewegung • Gesundheitlicher Status • Krankheiten

Datenhalter: Deutsches Zentrum für Alternsforschung, Heidelberg und Psychologisches Institut der Universität Heidelberg

Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

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Datenzugang: Da die Datenerhebung noch nicht abgeschlossen ist, ist kein Public Use File verfügbar.

Bemerkung: Die Grundgesamtheit bezieht sich auf Heidelberg. Die Ergebnisse sind somit nicht ohne weiteres auf die deutsche Bevölkerung übertragbar. Im Gegensatz zu vielen anderen Längsschnittuntersuchungen wird bei dieser Studie versucht, die Personen mit Wohnsitzwechsel durch Kooperation mit den entsprechenden Einwohnermeldeämtern nachzubefragen.

Referenzen: www.dzfa.uni-heidelberg.de

www.innovations-report.de.html/berichte/medizin_gesundheit/bericht-6815.html

2.15 Gesundheitsbefragung KORA

Zielsetzung: Im Rahmen des MONICA-Projektes wurden seit 1985 in der Region Augs-burg Daten zur Mortalität, Letalität und Inzidenz an koronaren Herzkrankheiten erhoben. Zusätzlich dazu wurden 3 Querschnittserhebungen (1985, 1990 und 1995) zum kardio-vaskulären Risikoprofil mit jeweils mehr als 4.000 Probanden im Alter von 25 – 74 Jahren durchgeführt. In den Jahren 1998 und 2002/03 wurde aus diesen 3 Querschnittsstudien im Rahmen der KORA-Studie eine Kohorte untersucht und befragt, um Informationen über den Gesundheitszustand und Krankheiten zu erhalten sowie neue Risikofaktoren zu iden-tifizieren.

Stichprobe: Studienpopulation (Grundgesamtheit) sind die 13.427 Probanden aus Augs-burg und Umgebung der 3 MONICA-Querschnittserhebungen.

Startpunkt/Zahl der Wellen: Follow-Up (1998): n = 8.548 Personen Follow-Up (2002/03): n = 9.144 Personen

Design/Befragungsmodus: medizinische Untersuchung und schriftliche Befragung

Untersuchungsprogramm/Fragebogen/Instrumente: Medizinische Untersuchung:

• EKG • Blutdruckmessung • Oraler Glukosetoleranztest • Körperfettanteil • Blutwerte in Bezug auf Risikofaktoren • Augenhintergrund

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Mueller/Bormann: Panel-Erhebungen mit Gesundheitsbezug

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Schriftliche Befragung: • Gesundheitszustand • Rauchen • Körperliche Aktivität • Chronische Krankheiten • Arzneimittelkonsum (7 Tage) • Soziodemographie

(Befragungsinstrument ist kompatibel mit dem des Bundesgesundheitssurvey.)

Datenhalter: Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung (GSF), Institut für Epi-demiologie, München

Finanzierung: GSF, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Datenzugang: eine Weitergabe der Daten kann bei der GSF, München, beantragt werden.

Bemerkung: Die Grundgesamtheit bezieht sich auf die Region Augsburg und Umland, so dass keine Verallgemeinerungen der Ergebnisse für die deutsche Bevölkerung möglich sind.

Referenzen: Mielck, A., Janssen, C., Helms, A., Papke, K., Füchsle-Reiter, A., Sedelmeier, A. et al. (1999). Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg (KORA). Projekt KORA-A: ‚Krankheitsfolgen von Diabetes mellitus: Medizinische und nicht-medizinische Folgen für die Patienten’. Studienorganisation und -materialien. GSF-Bericht 13/99. Neuherberg.

www.gsf.de/kora/kora-projekte.htm

2.16 Spandauer Gesundheitstest

Zielsetzung: Der Spandauer Gesundheitstest, eine prospektive Kohortenstudie des Robert-Koch-Institutes (RKI), Berlin, dient der Beobachtung von Entstehung und Verlauf ausgewählter Krankheiten (Schwerpunkt: Herz-/Kreislaufkrankheiten) und deren Auswirkungen auf die Inanspruchnahme medizinischer und sozialer Leistungen.

Stichprobe: In der ersten Erhebung im Jahre 1982/83 nahmen 3.863 Spandauer Bürger im Alter von 15 – 88 Jahren teil. Im Abstand von 2 Jahren wurden bis zum Jahre 2000/01 Follow-Ups durchgeführt. In den einzelnen Erhebungswellen (insbesondere zu Beginn) wurden zusätzliche Probanden aufgenommen, so dass nicht bei allen Probanden Daten aus 10 Erhebungswellen vorliegen. Insgesamt wurden mehr als 7.000 Probanden medizinisch untersucht und befragt. Für ca. 2.500 Probanden liegen Daten aus einem Beobachtungs-zeitraum von 10 Jahren vor. Seit Beginn der Erhebung sind ca. 950 Personen verstorben.

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Startpunkt/Zahl der Wellen:

1. Welle (1982/83): n = 3.863 Probanden 2. Welle (1984/85): n = 3.618 Probanden, davon 2.851 aus 1. Welle 3. Welle (1986/87): n = 4.237 Probanden, davon 2.350 aus 1. Welle 4. Welle (1988/89): n = 3.798 Probanden, davon 1.934 aus 1. Welle 5. Welle (1990/91): n = 2.807 Probanden, davon 1.582 aus 1. Welle 6. Welle (1992/93): n = 2.337 Probanden, davon 1.280 aus 1. Welle 7. Welle (1994/95): n = 2.111 Probanden, davon 1.103 aus 1. Welle 8. Welle (1996/97): n = 1.997 Probanden, davon 1.002 aus 1. Welle 9. Welle (1998/99): n = 1.902 Probanden, davon 924 aus 1. Welle

10. Welle (2000/01): n = 1.812 Probanden, davon 868 aus 1. Welle

Design/Befragungsmodus: Schriftliche Befragung und physikalisch-körperlichen Untersuchung einschliesslich Blut- und Urinanalyse sowie Lungenfunktionsprüfung. Zudem wird ein Mortalitäts-Follow-Up durchgeführt, bei dem das Sterbedatum, Sterbeal-ter, Sterbeort, Grundleiden und Begleiterkrankungen erfasst werden.

Untersuchungsprogramm/Fragebogen/Instrumente: Medizinische Parameter:

• Gewicht • Körpergröße • Blutdruck • Puls • Lungenfunktion • Nitrit im Urin

Urinwerte: • pH-Werte • Eiweiß • Glukose • Ketonkörper • Urobilinogen • Blut im Urin • Leukozyten

Fragebogen: • Soziodemographie • Alkoholkonsum • Rauchen • Selbstbeurteilung des Gesundheitszustandes

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Mueller/Bormann: Panel-Erhebungen mit Gesundheitsbezug

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• Sportliche Aktivität • Krankheiten • Allergien • Rheumafragen (3. – 7. Welle) • Lebensqualität (SF 36 – nur 10. Welle) • Inanspruchnahme medizinischer Leistungen (nur 10. Welle) • Medikamentenanamnese (nur 10. Welle)

Datenhalter/Finanzierung: Robert-Koch-Institut, Berlin; Eigenmittel

Datenzugang: kein Public Use File, aber Anfragen und ggf. Datenweitergabe über das RKI möglich.

Bemerkung: Es handelt sich um ein Panel, für dessen Teilnehmer jedoch nicht die Da-ten von allen Erhebungswellen vorliegen. Da es sich mit Berlin-Spandau um eine um-schriebene städtische Region handelt, sind Verallgemeinerungen für Deutschland nur eingeschränkt möglich.

Referenzen: Eller, U., Knopf, H., Ziese, T., Kant, H. & Riedel, R. (2003). Der Spandauer Gesundheits-test – Beschreibung der Studie. Das Gesundheitswesen,102-108.

www.rki.de

2.17 Recall-Studie (Nixdorf) (Risk Factors, Evaluation of Coronary Calcifi-cation, and Lifestyle)

Zielsetzung: Untersuchung der Prävalenz von Herz-/Kreislaufkrankheiten, kardiovasku-lären Risikofaktoren, der Lebensumstände sowie der Krankheitskosten, um ausgewählte Untersuchungsverfahren auf ihre Eignung hinsichtlich des frühzeitigen Erkennens von Herzinfarkt und Herztod in der Bevölkerung zu eruieren.

Stichprobe: Bürger und Bürgerinnen der Städte Bochum, Essen, Mülheim an der Ruhr; Zufallsstichprobe von Männern und Frauen im Alter von 45 – 75 Jahren; Einladung durch das Studienzentrum.

Startpunkt/Zahl der Wellen: Untersuchungsbeginn im Jahre 2001; jährliche Befra-gung über einen Zeitraum von mindestens 5 Jahren (Studie läuft bis 2007).

Design/Befragungsmodus: medizinische Untersuchung, mündliches Interview und schriftliche Befragung.

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Untersuchungsprogramm/Fragebogen/Instrumente: Medizinische Untersuchung:

• Blutabnahme, -analyse (Cholesterin, HDL, LDL, • Messung von Körpergröße und -gewicht • Blutdruckmessung an Arm und Bein • Ruhe- und Belastungs-EKG • Ultraschalluntersuchung der Halsschlagader • Elektronenstrahltomographie • Körperliche Untersuchung

Persönliches Interview und schriftliche Befragung: • Risikofaktoren • Krankheiten • Inanspruchnahme medizinischer Leistungen • Rauchen • Sportliche Aktivität • Lebensumstände • Soziale Unterstützung

Datenhalter: Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie des Universitätsklinikums Essen (Prof. Joeckel)

Finanzierung: Heinz-Nixdorf-Stiftung, Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Datenzugang: kein Public Use File; Datenzugang muss über Prof. Joeckel geklärt werden.

Bemerkung: Die Grundgesamtheit bezieht sich auf die 45- bis 75jährige deutsche Be-völkerung der Städte Bochum, Essen und Mülheim. Verallgemeinerungen der Studienergebnisse auf die deutsche Bevölkerung sind deshalb nur eingeschränkt möglich.

Referenzen: www.recall-studie.uni-essen.de/recall_info.html und www.recall-studie.uni-essen.de/recall_untersuch.html

2.18 Frauen-Leben-Gesundheit in Bremen

Zielsetzung: In dem Projekt sollen Belastungen und Ressourcen im Lebenszusammen-hang von Frauen untersucht werden. Dabei soll eine Rekonstruktion der Biographie, die auch besondere Lebensereignisse, Übergänge und Statuspassagen in ihren gegenseitigen Abhängigkeiten umfasst, vorgenommen werden. Ferner sollen Informationen zur Bewäl-tigung und zur subjektiven Bewertung der Frauen sowie Aspekte der Lebensplanung und Handlungsoptionen erfasst werden.

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Mueller/Bormann: Panel-Erhebungen mit Gesundheitsbezug

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Stichprobe: Die Grundgesamtheit stellen Frauen der deutschen Wohnbevölkerung (nicht institutionalisiert = nicht in Heimen, Klöstern, Frauenhäusern, Gefängnissen o.ä.) im Alter von 25 – 69 Jahren in Bremen-Stadt dar, die am zweiten Regionalen Gesundheitssurvey der DHP und Monica-Survey im Jahre 1991 teilgenommen haben.

Startpunkt/Zahl der Wellen:

1. Welle 1991: n = 1.231 2. Welle 1996: n = 718

Design/Befragungsmodus: Selbstausfüll-Fragebogen (postalische Befragung nach vorheriger telefonischer Kontaktaufnahme)

Untersuchungsprogramm/Fragebogen/Instrumente: • Soziodemographie • Erwerbstätigkeit/Beruf • Private Lebensformen/Familienleben/Kinder • Freizeit/Hobbys/Erholung • Gesundheit (Medikamentengebrauch, Gesundheitszustand, Beschwerden, Ge-

sundheitsverhalten/Risikofaktoren, Rekreationsstrategien, präventives Handeln) • Lebensziele/Lebenszufriedenheit • Klimakterium/Wechseljahre • Erfahrungen mit Gewalt • Gesamtbewertung der Lebenssituation

Datenhalter: Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS), Bre-men;

Finanzierung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), teilweise Eigenmittel des BIPS.

Datenzugang: Es steht kein Public Use File zur Verfügung, eine Weitergabe der Daten kann beim BIPS, Bremen, beantragt werden.

Bemerkung: Die Grundgesamtheit betrifft deutsche Frauen im Alter von 25 – 69 Jahren bei der 1. Erhebung in der Stadt Bremen, die nicht in Institutionen leben. Verallgemeine-rungen auf die deutsche weibliche Bevölkerung sind nur eingeschränkt möglich.

Referenzen: Hinze, L., Tomaszewski, K., Merfert, A., Maschewsky-Schneider, U., Babitsch, B., Berg-mann, K., Jahn, I. (1999). Lebenslagen, Risiken und Gesundheit von Frauen in der Bun-desrepublik. In: Deutsche Gesellschaft für Public Health (Hrsg.). Public-Health-Forschung im Deutschland (S. 62-69). Bern, Göttingen, Toronto, Seattle: Huber Verlag.

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Jahn, I., Maschewsky-Schneider, U., Babitsch, B., Bammann, K. (1998). Zur Bedeutung der Eingebundenheit von Frauen in Erwerbs-, Haus- und Familienarbeit für ihre Gesund-heit. Ergebnisse aus einer Befragungsstudie in Bremen. In Arbeitskreis Frauen und Ge-sundheit im Norddeutschen Forschungsverbund Public Health (Hrsg.). Frauen und Ge-sundheit(en) in Wissenschaft, Praxis und Politik (S. 74-88). Bern, Göttingen, Toronto, Seattle: Huber Verlag.

http://www.bips.uni-bremen.de/

2.19 Regionale Basisstudie Vorpommern (Study of Health in Pommerania = SHIP)

Zielsetzung: Durch die Studie sollen Prävalenzschätzungen zu einem breiten Spektrum von Erkrankungen, Risiko- und Gesundheitsfaktoren in einer Region der ehemaligen DDR zur Verfügung gestellt werden.

Stichprobe: Die Zufallsstichprobe umfasst 7008 Frauen und Männer im Alter von 20 – 79 Jahren in 32 Gemeinden Vorpommerns. Die erwartete Stichprobe beträgt 4.900 Fälle.

Startpunkt/Zahl der Wellen:

1.Welle (1997 – 2001): n = 4.141 5-Jahres-Follow-Up-Untersuchungen bis 2007

Design/Befragungsmodus: Es werden zahnmedizinische und medizinische Untersu-chungen, ein computergestütztes Interview sowie eine schriftliche Befragung mit einem gesundheits- und risikofaktoren-bezogenen Fragebogen durchgeführt.

Untersuchungsprogramm/Fragebogen/Instrumente: Zahnmedizinische Untersuchung:

• Untersuchung der Zähne • Untersuchung des Zahnhalteapparates • Untersuchung des kraniomandibulären Systems • Untersuchung der Prothetik

Medizinische Untersuchung: • Blutdruckmessung • EKG • ECG • Sonographie der Arteria carotis, Schilddrüse, Leber • Neurologisches Screening • Blut- und Urinanalyse

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Mueller/Bormann: Panel-Erhebungen mit Gesundheitsbezug

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Interview: • kardiovaskuläre Symptome (Rose-Fragebogen) • Inanspruchnahme medizinischer Hilfen • Medikamenteneinnahme • Gesundheitsbezogenes Verhalten (Ernährung, Alkoholkonsum, Rauchen) • Arbeitsbedingungen • Sozioökonomische Variablen

Selbstausfüllfragebogen: • Wohnsituation • soziales Netzwerk (Social Network Index) • Arbeitsbedingungen/Stress (SF Karasek Fragebogen) • Subjektives Befinden (SF 12, CID-S, Zerssen-Liste) • Alkohol-Trinkmenge und Veränderungsbereitschaft (Prochaska) • Persönliche Bewertung der Lebenssituation

Datenhalter: Universität Greifswald, Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin.

Finanzierung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Datenzugang: Da die Datenerhebungen noch nicht abgeschlossen sind, steht noch kein Public Use File zur Verfügung.

Bemerkung: Die Daten beziehen sich auf die 20- bis 79jährigen, deutschen Bewohner von 32 Gemeinden Vorpommerns und enthalten auch in Institutionen lebende Menschen. Personen, die verstorben oder weggezogen sind, gelten als drop-out und werden nicht weiter verfolgt.

Referenzen: John, U., Greiner, B., Hensel, E., Lüdemann, Piek, M, Sauer, S., Adam, C., Born, G., Alte, D., Greiser, E., Härtel, U., Hense, H.-W., Haerting, J., Willich, S. & Kessler, C. (2001): Study of Health in Pomerania (SHIP): A health examination survey in an east German region. Objectives and design. Sozial- und Präventivmedizin, 46, 186-194.

Hensel, E., Gesch, D., Biffar, R., Bernhardt, O., Kocher, T., Splieth, C., Born, G. & John, U. (2003). Study of Health in Pomerania (SHIP): A health survey in an east German region. Objectives and design of the oral health section. Quintessence International, 34, 370-378.

http://www.medizin.uni-greifswald.de/epidem/

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2.20 Suchtstudie Lübeck (Transitions in Alcohol Consumption and Smoking = TACOS)

Zielsetzung: Analyse des Substanzmissbrauchs im Kontext biologischer und psychoso-zialer Faktoren von Drogenabhängigkeit

Stichprobe: Zufallsstichprobe der 18- bis 64jährigen Einwohner von Lübeck und 46 Gemeinden der Umgebung

Startpunkt/Zahl der Wellen: Basiserhebung: n = 4.075 1. Follow-Up (1996/97, 30 Monate nach Erstuntersuchung): n = 1.520 2. Follow-Up (1998/99, 36 Monate nach Erstuntersuchung): n = 913

Design/Befragungsmodus: Computer-unterstütztes Interview (CATI) (t1) Selbstausfüllfragebogen per Post (t2 und t3)

Untersuchungsprogramm/Fragebogen/Instrumente: • Soziodemographie • Arbeitsbedingungen • Psychische Störungen (CIDI) • Zigarettenrauchen • Nikotinabhängigkeit (FTND-Test) • Änderungsbereitschaft bezüglich Rauchen, Trinken • Familiäre Situation • Inanspruchnahme suchtspezifischer und medizinischer Hilfen • Selbstwirksamkeit • Lebenszufriedenheit

Datenhalter: Universität Greifswald, Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin

Finanzierung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Datenzugang: kein Public Use File; Datenverfügbarkeit muss über die Universität Greifswald geklärt werden.

Bemerkung: Die Daten beinhalten zum Zeitpunkt der Ersterhebung 18- bis 64jährige, deutschsprachige Bewohner von Lübeck und 46 Gemeinden in der Umgebung, die nicht in Institutionen leben. Personen, die zwischenzeitig verstorben oder weggezogen sind, werden nicht weiter verfolgt.

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Mueller/Bormann: Panel-Erhebungen mit Gesundheitsbezug

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Referenzen: Meyer, C., Rumpf, H.-J., Schumann, A., Hapke, U. & John, U. (2003). Intentionally re-duced smoking among uncreated general population smokers: prevalence, stability, pre-diction of smoking behaviour change and differences between subjects choosing either reduction or abstinence. Addiction, 98, 1101-1110.

Schumann, A., Meyer, C., Rumpf, H.-J., Hapke, U. & John, U. (2002). Naturalistic changes in the readiness to quit tobacco smoking in a German general population sample. Preventive Medicine, 35, 326-333.

http://www.medizin.uni-greifswald.de/epidem/

2.21 European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition – EPIC

Zielsetzung: Die prospektive Kohortenstudie „Gesundheit, Ernährung, Krebs“ (Europe-an Prospective Investigation into Cancer and Nutrition – EPIC) dient der weiteren Klä-rung des Zusammenhangs von Ernährung und Krebs. Sie wird in 10 europäischen Ländern seit dem Jahre 1992 durchgeführt (n = 520.000 freiwillige Studienteilnehmer insgesamt).

Stichprobe: Es werden erwachsene Personen, die sich freiwillig zur Teilnahme an der Studie bereit erklären, aus dem Raum Heidelberg und Umland in die Studie einbezogen.

Startpunkt/Zahl der Wellen: 1. Welle (1996 – 1998): n = 25.543 2. Welle (1998 – 2001): n = 93,5 % der 1. Welle 3. Welle (2001 – 2003): n = 91,7 % der 1. Welle Alle 2 Jahre ist ein Follow-Up über 20 Jahre geplant.

Design/Befragungsmodus: Es wird eine medizinische Untersuchung und eine inter-viewbasierte Befragung mit einem quantitativen Ernährungsfragebogen durchgeführt. Zudem wird ein Mortalitäts-Follow-Up sowie die Erfassung der Krebsinzidenz vorge-nommen.

Untersuchungsprogramm/Fragebogen/Instrumente: Medizinische Untersuchung:

• Blutanalyse inkl. DNA-Material • Blutdruckmessung • Körpermessungen (Größe, Gewicht etc.)

Befragung (Selbstausfüllbogen): • Ernährungsgewohnheiten, Portionsgrößen und Verzehrshäufigkeiten von 148 Le-

bensmitteln • Rauchgewohnheiten

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• Körperliche Aktivität • Subjektives Befinden • Krankheitsgeschichte • Einnahme von Medikamenten, Hormonpräparaten, Nährungsergänzungsstoffen • Teilnahme an Krebsvorsorgeuntersuchung

24-Stunden-Ernährungsprotokoll in einer Unterstichprobe

Datenhalter: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Heidelberg und Deutsches Institut für Ernährungsforschung (DIFE), Potsdam-Rehbrücke

Finanzierung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Europäische Union, Deutsche Krebshilfe

Datenzugang: bisher steht kein Public Use File zur Verfügung; eine Datenweitergabe kann über das DKFZ, DFIE oder das Koordinierungszentrum im International Agency for Research on Cancer IARC in Lyon beantragt werden.

Bemerkung: Die Daten beziehen sich auf die erwachsene Allgemeinbevölkerung (ange-strebtes Alter: Frauen 35 – 65 Jahre, Männer 40 – 65 Jahre) in der Region Heidelberg, die freiwillig an der Studie teilnehmen (Selektionsbias – wobei im Zweifelsfall mit erhebli-chen Selektivitäten zu rechnen ist).

Referenzen: Riboli. E. et al. (2002). European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC): study populations and data collection. Public Health Nutrition, 5 (6B), 1113-1124. EPIC-Newsletter www.krebsgesellschaft.de/epic www.iarc.fr/EPIC/intro.html www.dkfz-heidelberg.de/epi/Home_d/

2.22 VERDI (VERlauf der DIagnostischen Abklärung bei Krebserkrankungen)

Zielsetzung: In der Studie soll eine systematische Untersuchung des für die Prognose wichtigen Ablaufs der diagnostischen Abklärung von Krebserkrankungen vorgenommen werden, um Risikogruppen und Hauptursachen für eine verzögerte Abklärung zu erken-nen und in ihrer Bedeutung zu quantifizieren. Die Prognose eines bösartigen Tumors ist entscheidend abhängig von dessen Stadium zum Diagnosezeitpunkt. Lediglich aufgrund effektiver Früherkennungsmaßnahmen konnte die Sterblichkeit etwa für den Gebärmut-terkrebs inzwischen deutlich gesenkt werden. Die meisten Krebserkrankungen werden jedoch erst in fortgeschrittenen Stadien aufgrund von Symptomen diagnostiziert. Bis zur definitiven Abklärung und Behandlung verstreichen häufig mehrere Monate.

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Mueller/Bormann: Panel-Erhebungen mit Gesundheitsbezug

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Gemeinsam mit dem Saarländischen Krebsregister führt die Abteilung Epidemiologie des Deutschen Zentrums für Alternsforschung (Leiter Prof. Dr. Hermann Brenner – früher Universität Ulm) die für Deutschland erste systematische Untersuchung des für die Prog-nose wichtigen Ablaufs der diagnostischen Abklärung von Krebserkrankungen durch. Hierbei werden Mamma-, Colorectal-, Magen-CA betrachtet.

Nach jahrzehntelanger weitgehend vollständiger Erfassung aller Krebsfälle seines Ein-zugsgebiets gilt das Saarländische Krebsregister heute als das mit Abstand aussagekräf-tigste epidemiologische Krebsregister in Deutschland. Allerdings macht das Datenschutz-recht eine direkte Rekrutierung von Probanden für die Studie aus dem Krebsregister un-möglich. Statt dessen wurde nun durch Kontakt über Kliniken im Saarland und in Rhein-land-Pfalz versucht, Patienten direkt auf freiwilliger Basis zu rekrutieren, und die Daten des Saarländischen Krebsregisters als Referenz zur Prüfung der Repräsentativität der Freiwilligenstichprobe zu nutzen.

Zweck der Studie ist es, Risikogruppen und Hauptursachen für eine verzögerte diagnosti-sche Abklärung zu erkennen und in ihrer Bedeutung zu quantifizieren. Diese Ergebnisse könnten dann für gezielte Aufklärungsmaßnahmen oder Angebote einer verbesserten Früherkennung genutzt werden und langfristig zu einer Erhöhung der Lebenserwartung und Lebensqualität der Betroffenen beitragen.

Stichprobe: Grundgesamtheit: alle 1. Oktober 1996 – 28. März 1998 erstdiagnostizierten Patienten mit Mamma-, Colorectal-, Magen-CA mit Wohnort im Saarland, Alter 18-80 Jahre.

Die Rekrutierung erfolgt über saarländische und rheinland-pfälzische Kliniken.

Startpunkt/Zahl der Wellen: 1. Welle: 05.10.1996 – 31.03.1998 (persönlich mündlich) n = 908 2. Welle: 01.10.1997 – 28.02.1999 (postalisch) n = 657 (83% der Überlebenden) (114 im Intervall verstorben) 3. Welle: 15.11.1999 – 06.12.2001 (postalisch) n = 495 (154 im Intervall verstorben) 4. Welle: 25.07.2003 – 30.06.2004 (postalisch) n = 470 (104 im Intervall verstorben)

In Welle 3 wurden nur Teilnehmer der Welle 2 angeschrieben. In Welle 4 wurden alle Teilnehmer der Welle 1 angeschrieben, es sein denn, sie waren als bereits verstorben dokumentiert.

Es wurde ein Mortality-Follow-Up jeweils bei Nicht Beantwortung der versandten Frage-bögen für die schriftliche Erhebung der Wellen 2 – 4 durchgeführt. Bezüglich des Vitalsta-tus ist ein kompletter Verlauf für alle Teilnehmer der Welle 1 vorhanden.

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Design/Befragungsmodus: Es werden mündliche Interviews und schriftliche Befra-gungen durchgeführt.

Untersuchungsprogramm/Fragebogen/Instrumente: Basiserhebung:

• demographische Standards • Beschwerden der aktuten Carcinomerkrankung • Vorerkrankungen • Familienanamnese • Gesundheitsverhalten (Ernährung, Sport, Rauchen) • medizinische Versorgungsangebote • soziale Unterstützung • Biomedizinische Angaben aus der Krankenakte (Klinik, Labor, Pathologie) • Von allen Patienten wurde bei der ersten Welle eine Blutprobe entnommen und

das Serum in Ulm bei -80° C eingefroren. An diesen Seren soll nach Abschluß des Erfassungszeitraums mit Hilfe von Antikörper-bestimmungen genauer abgeklärt werden, welche Bedeutung verschiedenen Stämmen des Magenkeimes Helicobac-ter pylori bei der Entstehung des Magenkrebses zukommt.

• Lebensqualität mit EORTC QLQ C30, • tumorspezifische Module (erstmals in der 4. Welle)

Datenhalter: Deutsches Zentrum für Alternsforschung / Abt. Epidemiologie

Finanzierung: deutsche Krebshilfe (Welle 1 – 2)

Erhebungsinstitut: Deutsches Zentrum für Alternsforschung / Abteilung Epidemiologie

Datenzugang: über Deutsches Zentrum für Alternsforschung / Abteilung Epidemiologie

Referenzen: www.dzfa.uni-heidelberg.de/epi/krebsepidemiologie.html

Korrespondenzadressen

Prof. Dr. Dr. Ulrich O. Mueller Dr. Cornelia Bormann Philipps Universität Marburg Koordinationsstelle Gesundheits- Medizinische Fakultät versorgungsforschung Institut für Medizinische Soziologie Bibliothekstr. 1 und Sozialmedizin D – 28359 Bremen Bunsenstrasse 2 email: [email protected] D – 35033 Marburg email: [email protected]

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EVSLabels 1.0

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EVSLABELS 1.0 – EIN TOOL ZUR AUTOMATISCHEN ERSTELLUNG VON SPSS-

SETUPS FÜR SCIENTIFIC USE FILES DER EVS 2003

ie Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) ist eine wichtige amtliche Statis-tik über die Lebensverhältnisse privater Haushalte in Deutschland. Sie liefert u.a.

statistische Informationen über die Einkommens-, Vermögens- und Schuldensituation, sowie die Konsumausgaben privater Haushalte1. Auch von der jüngst (im Jahr 2003) durchgeführten EVS können anonymisierte Einzeldaten (Scientific Use Files) für wissen-schaftliche Forschung beim Statistischen Bundesamt angefordert werden2. An die For-scher werden Rohdaten und eine Datensatzbeschreibung geliefert. Die Rohdaten liegen im CSV-Format (Comma Separated Value) vor und die Datensatzbeschreibung als Word-Dokument. Darin sind die für Variablen- Labels und Value-Labels nötigen Informationen aufgelistet. Die Aufbereitung der Daten für SPSS besteht nun darin, die Rohdaten einzule-sen und die Labels der Variablen und Values zuzuweisen. Bisher mussten diese Labels manuell eingetragen werden. Bei mehreren hundert Variablen und den dazugehörigen Values entsteht ein nicht unbeträchtlicher Aufwand, außerdem sind Übertragungsfehler nicht auszuschließen.

Um diesen für die Analyse der Mikrodaten wichtigen Schritt der Datenaufbereitung auch für die sozialwissenschaftliche Profession effizienter zu gestalten, wurde das Software-Tool EVSLabels 1.0 entwickelt. Mit diesem Tool werden die Variablen- und Kategorien-

1 Nähere Informationen zur EVS und zum Zugang zu ihren Daten finden sich unter www.gesis.org/Dauerbeobachtung/Einkommen/Daten/EVS/evs_index.htm sowie auch unter www.destatis.de/micro/d/micro_c2.htm.

2 Statistisches Bundesamt Zweigstelle Bonn Gruppe IXC Graurheindorfer Str. 198 53117 Bonn Tel.: 01888 / 644 – 8855, Fax: 01888 / 644 – 8970

e-mail: [email protected]

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informationen direkt aus der Datensatzbeschreibung des Statistischen Bundesamtes ausge-lesen und in einer SPSS-Syntax-Datei gespeichert. Außerdem werden die Variablen ent-sprechend der in der Profession üblichen Konventionen neu benannt.

Um die Anwendung für den Nutzer einfach zu halten, wurde EVSLabels als Word-VBA Makro in eine eigene Word-Datei (EVSLabels 1.0.doc) gekapselt und mit einer Benutzer-oberfläche versehen. Damit das Makro ausgeführt werden kann, muss man in Word zu-nächst unter „Extras, Makro, Sicherheit“ die Sicherheitsstufe Mittel auswählen. Beim Starten der Datei EVSLabels 1.0.doc stellt Word fest, dass sich in diesem Dokument ein Makro befindet und fragt, ob es aktiviert werden soll. Mit dem Bejahen dieser Nachfrage öffnet sich beim Starten der Word-Datei EVSLabels 1.0.doc ein Dialog, in dem die Quelle der Datensatzbeschreibung im Word-Format und der gewünschte Pfad und Namen der zu erstellenden Syntax-Datei eingetragen werden muss. Das Auslesen der Daten aus der Datensatzbeschreibung kann nun mit dem Knopf „Erstelle SPSS-Setup“ starten. Das Programm erstellt dann automatisch eine neue SPSS-Syntax-Datei mit dem eingetragenen Namen.

Das Softwaretool „EVSLabels 1.0“ wurde bei ZUMA im German Microdata Lab (GML) von Thomas Grund entwickelt und wird von ZUMA auf Anfrage kostenlos zu Forschung und Lehre weitergegeben.

Es liegt ein detaillierter Methodenbericht zur Entwicklung des Tools vor, einschließlich des Quellcodes:

Thomas Grund, EVSLabels 1.0 Ein Tool zur automatischen Erstellung von SPSS-Setups für Scientific Use Files der EVS 2003, ZUMA Methodenbericht 2004/05.

Ihr Ansprechpartner bei ZUMA ist:

Georg Papastefanou Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUMA) German Microdata Lab Postfach 12 21 55 68072 Mannheim e-mail: [email protected]

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Stigma in Global Context: Mental Health Study

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STIGMA IN GLOBAL CONTEXT: MENTAL HEALTH STUDY

UMA is the German partner in a new 15-country survey project which investigates attitudes among the general public to mental illness (contact person at ZUMA:

Dr. Janet Harkness). Bernice A. Pescosolido, Ph.D., Program Director of the Indiana Consortium for Mental Health Services Research (ICMHSR), along with Jack K. Martin and J. Scott Long at Indiana University, USA are Principal Investigators of the project. As Co-Principal Investigator, Tom W. Smith, Ph.D., Director of the GSS at NORC, Chicago, is advising on cross-national implementations of the study.

Mental Illness (MI)1 ranks among the most critical health problems in the global burden of disease, and the stigma associated with it is reported to be at the center of both individ-ual problems (e.g., low service use, hindered progress toward recovery) and system prob-

1 Text is adapted from the ICMHSR description of the study at http://www.indiana.edu/~sgcmhs/).

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lems (e.g., inadequate funding of research and treatment infrastructures). Studies such as the World Health Organization's International Study of Schizophrenia (ISOS) have sug-gested that documented differential outcomes for persons with one of the most serious forms of MI is due, in part, to the differing cultural norms, attitudes and behaviors toward persons with MI across societies. In other words, stigma is the social foundation for re-covery and community integration.

Yet, we know relatively little about whether and how the public's reaction to MI varies across countries. This study proposes the first theoretically based and methodologically coordinated attempt to understand the extent to which MI is understood and possibly stigmatized across countries. Using a multi-disciplinary and multi-level theoretical fra-mework and a subset of International Social Survey Program (ISSP) member countries, the study proposes a 15-country, comparative study of the levels and correlates of the stigma of major depression, schizophrenia and bi-polar disorder.

The study has three specific aims. First, a comprehensive theoretical model of the etiology of the stigma of MI is derived that is informed by an interdisciplinary synthesis of existing research on the causes and correlates of stigmatizing responses to persons with MI. Sec-ond, an instrument based on this framework is developed and pre-tested in collaboration with an international set of mental health and survey research experts. The collected data will be from face-to-face interviews with a nationally representative sample (n ~ 1,000 - 1,500) of adults in each country. This will provide national and international descriptive profiles of the public's knowledge of, familiarity with, beliefs about, and stigmatizing responses toward MI and persons with MI. Third, we will empirically examine hypotheses proposed under the theoretical model, both nationally and cross-nationally. By under-standing the public's reaction to different types of serious mental illness (SMI), both clinicians and researchers will be in a better position to account for the observed hetero-geneity in outcomes of persons with SMI within and across countries. This knowledge can provide the scientific base for public health and treatment system interventions to mitigate the devastating negative effects of stigma on the lives of persons with SMI.

Contact person:

Dr. Janet Harkness ZUMA Postfach 12 21 55 D-68072 Mannheim Tel.: 0621-1246-284; FAX 0621-1246-100 [email protected]

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4. Nutzerkonferenz "Forschung mit dem Mikrozensus"

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4. NUTZERKONFERENZ „FORSCHUNG MIT DEM MIKROZENSUS: ANALYSEN ZUR SOZIALSTRUKTUR UND

ZUM ARBEITSMARKT“

HERBST 2005, ZUMA, MANNHEIM

CALL FOR PAPERS

n den empirischen Sozial- und Wirtschaftswissenschaften können die Daten des Mikro-zensus als Scientific Use Files seit dem Erhebungszeitpunkt 1989 genutzt werden.

Gegenwärtig stehen die Daten von 1989, 1991, 1993, 1995-2001 als Scientific Use File zur Verfügung (nähere Informationen hierzu: http://www.gesis.org/Dauerbeobachtung/ Mikrodaten/Aktuelles/).

Die Konferenz wendet sich an Forscher, die mit den Scientific Use Files des Mikrozensus bereits arbeiten oder mit diesen Daten zukünftig arbeiten wollen. Ziele der vierten Nut-zerkonferenz sind die auf der Basis dieser Daten gewonnenen neueren Forschungsergeb-nisse zu diskutieren, wie auch den Erfahrungsaustausch der Nutzer untereinander und mit den statistischen Ämtern als Datenproduzenten zu fördern.

Die Ergebnisse und Beiträge der vergangenen Nutzerkonferenzen finden Sie unter: http://www.gesis.org/Dauerbeobachtung/Mikrodaten/Veranstaltungen/index.htm.

Beiträge können aus allen Arbeitsgebieten eingereicht werden, die sich unter der Verwen-dung von Scientific Use Files des Mikrozensus mit folgenden Themenschwerpunkten beschäftigen:

• Entwicklung und Merkmale des Arbeitsmarktes in Ost- und Westdeutschland • Soziale Lagen und wirtschaftliche Situationen von Familien und Haushalten

I

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ZUMA-Nachrichten 55, Jg. 28, November 2004, S. 101 - 102

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• Nutzung der Ergänzungs- und Zusatzprogramme (z.B. Migranten- und Pend-lermerkmale, Pflegeversicherung, Retrospektivfagen)

• Europäische und internationale Vergleiche • Methodische Aspekte bei der Sekundäranalyse des Mikrozensus

Interessenten werden gebeten, Abstracts der geplanten Beiträge bis spätestens 28. Februar 2005 einzusenden. Sie sollten nicht mehr als zwei Seiten umfassen sowie den Titel des Beitrags und Angaben über den Verfasser enthalten. Die Abstracts können per Formular im WWW (siehe http://www.gesis.org./Dauerbeobachtung/Mikrodaten/Veranstaltungen/ 4Nutzerkonferenz_Einsendungsabstracts.htm), per Email oder auf Diskette eingereicht werden.

Durchgeführt und organisiert wird die Konferenz vom German Microdata Lab (ZUMA) und vom Statistischen Bundesamt, Gruppe IX B – Mikrozensus.

Ihre Ansprechpartnerin bei ZUMA ist:

Dr. Heike Wirth ZUMA Postfach 12 21 55 D-68072 Mannheim Tel.: 0621-1246-269; FAX 0621-1246-100 http:// www.gesis.org/Dauerbeobachtung/Mikrodaten/ [email protected]

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GOR05

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GOR05 7TH INTERNATIONAL GOR CONFERENCE

GERMAN ONLINE RESEARCH '05 22. UND 23. MÄRZ 2005

m 22./23. März 2005 findet an der Universität Zürich die 7. Internationale Konfe-renz GERMAN ONLINE RESEARCH statt. Die Tagung wird von PD Dr. Ulf-

Dietrich Reips und Prof. Dr. Klaus Jonas, Institut für Psychologie der Universität Zürich, gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Onlineforschung e.V. (DGOF e.V.) veran-staltet. In ca. 120 wissenschaftlichen Beiträgen aus dem In- und Ausland werden Theo-rien, Methoden, Techniken und Ergebnisse der Forschung über das Internet sowie der Online- oder Mobilkommunikation behandelt. Ziel der GOR 05 ist es, den Stand der wissenschaftlichen Forschung, innovative Entwicklungen sowie praktische Erfahrungen zu dokumentieren und damit einen Transfer zwischen

! Wissenschaftlern ! Anwendern der Internet-Forschung ! Theorie und Praxis ! Universitäten und Unternehmen ! Nachfragern und Anbietern

zu ermöglichen. Eine detaillierte Auflistung aller Themenbereiche sowie die Anmeldemo-dalitäten sind der folgenden Website zu entnehmen: http://www.dgof.de/gor05/index.htm

Die Konferenz sieht ebenfalls Ausstellungen vor. Interessenten werden gebeten sich an folgende Adresse zu wenden: [email protected]. Die Tagungsgebühren betragen für

! Mitarbeiter von Hochschulen: 150 Euro ! Studierende: 80 Euro ! Aktive Teilnehmer: 80 Euro (nur ErstautorInnen) ! Angehörige nicht-universitärer Einrichtungen: 330 Euro.

Die Registrierung der Teilnehmer beginnt am 01.01.2005. Frühzeitige Anmeldungen bis zum 31.01.05 werden um 15% vergünstigt. In den Tagungsgebühren enthalten sind neben den Tagungsunterlagen zwei Mittagessen, das Konferenzdinner sowie Getränke und Snacks während der Tagung. Weitere Informationen werden laufend unter http://www.gor.de/ ge-postet.

A

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ZUMA-Nachrichten 55, Jg. 28, November 2004, S. 104 - 105

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NATIONALER RAT FÜR SOZIAL- UND WIRTSCHAFTSDATEN BERUFEN

BULMAHN: „STATISTISCHE DATEN FÜR WISSENSCHAFT UND POLITIK ERSCHLIEßEN“

BMBF-PRESSEMITTEILUNG NR. 241/2004. BERLIN, 2004-11-01

ie mit hohem Aufwand erhobenen statistischen Daten über das Leben und Arbeiten in Deutschland sollen besser als bisher wissenschaftlich ausgewertet und praktisch

genutzt werden. Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn berief am Montag in Berlin den nationalen Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten. „Wir werden die in Deutsch-land vielfältig erhobenen statistischen Daten noch stärker für die Wissenschaft erschlie-ßen. Das wird auch der Politikberatung zugute kommen.“ Das Bundesministerium für Bildung und Forschung investiert in die wissenschaftliche Aufarbeitung statistischer Daten rund 10 Millionen Euro.

Der Rat soll die Arbeitsmöglichkeiten der empirischen Sozial- und Wirtschaftswissen-schaften verbessern. Dabei geht es vor allem um die intensivere Nutzung vorhandener Daten und die Erhöhung der Synergie zwischen Wissenschaft und Datenproduzenten. Damit sollen etwa Erkenntnislücken im Bereich der Bildungs- und Integrationsforschung geschlossen werden. Außerdem können unnötige Doppelerhebungen bei Befragten ver-mieden werden.

Bulmahn nannte als Beispiel für die effektive Zusammenarbeit von Sozialwissenschaft und Statistik den Ersatz aufwändiger Volkszählungen durch die Nutzung vorhandener Behördenregister, die mit stichprobenartigen Erhebungen in größeren Gemeinden ergänzt werden. Damit könnten von den Kosten der eine Milliarde Euro teuren klassischen Volks-zählung zwei Drittel eingespart werden. „Wir erhalten damit die aussagekräftigen statisti-schen Informationen zur Situation und Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft, die wir für gute politische Entscheidungen brauchen.“

D

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Nationaler Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten berufen

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Sie werde sich weiter mit Nachdruck für die geregelte Freigabe von Daten für wissen-schaftliche Zwecke einsetzen. “Wissenschaftlicher Fortschritt lebt vom Wettbewerb der Wissenschaftler untereinander, deshalb ist ein freier Datenzugang so wichtig.“ Mit öffent-lichen Mitteln erzeugte Daten sollten grundsätzlich für die Wissenschaft verfügbar ge-macht werden, sie dürften nicht in Schubladen verschwinden. Schon jetzt gebe es anony-misierte Mikrozensus-Daten, die als Scientific Use Files an wissenschaftliche Institute weitergegeben werden. Studierende werden in der Ausbildung mit speziellen „Campus Files“ unterstützt. Außerdem seien gemeinsam mit dem Statistischen Bundesamt und den Statistischen Ämtern der Länder, der Bundesagentur für Arbeit und dem Verband der Rentenversicherungsträger Forschungsdatenzentren mit Wissenschaftlerarbeitsplätzen eingerichtet worden.

Die Ministerin wies in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung des Datenschutzes hin. So müssten die Daten nicht nur hinreichend anonymisiert werden. Auch die Forscherinnen und Forscher müssten in ihrer Arbeit einen zuverlässigen Datenschutz garantieren und praktisch umsetzen. Weitere Informationen zum Rat und das kostenlose "Campus-File" finden Sie im Internet unter www.ratswd.de.

Dem Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten gehören an:

Prof. Jutta Allmendinger, Ph.D., Direktorin des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung Johann Hahlen, Präsident des Statistischen Bundesamts und Bundeswahlleiter Eckart Hohmann, Präsident des Hessischen Statistischen Landesamtes Prof. Dr. Steffen Kühnel, Professor für quantitative Methoden in den Sozialwissenschaften an der Georg-August-Universität Göttingen Prof. Dr. Heiner Meulemann, Professor für Soziologie an der Universität zu Köln Prof. Dr. Peter Ph. Mohler, Direktor der Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruk-tureinrichtungen (GESIS) und Direktor des ZUMA Mannheim Uwe Rehfeld, Abteilungsleiter beim Verband Deutscher Rentenversicherungsträger Prof. Regina T. Riphan, Professorin für Statistik und Ökonometrie an der Universität Basel Prof. Dr. Heike Solga, Professorin für Soziologie an der Universität Leipzig Prof. Dr. Gert G. Wagner, Professor für Empirische Wirtschaftsforschung und Wirt-schaftspolitik an der TU Berlin, Leiter der Längsschnittstudie SOEP am DIW Berlin Prof. Dr. Joachim Wagner, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Lüneburg Prof. Dr. Bettina Westle, Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg

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BUCHBESPRECHUNGEN

er vorliegende Band ist eine Festschrift für Dieter Roth, Mitbegründer und langjäh-riges Vorstandsmitglied der Forschungsgruppe Wahlen. Thematischer Bezugsrah-

men sind die seit 1977 regelmäßig für das ZDF durchgeführten Politbarometerbefragun-gen und deren Nutzen für die Wahlforschung. Wie in Festschriften häufig, finden sich neben wissenschaftlichen Beiträgen auch solche zur Geschichte der Forschungsgruppe Wahlen sowie persönliche Erinnerungen an Begegnungen mit Dieter Roth. Von daher geben die Beiträge auch einen Einblick in das Verhältnis von Medien, Politik und Wissen-schaft.

ANDREAS M. WÜST (HRSG.)

Politbarometer Opladen: Leske + Budrich, 2003

ISBN 3-8100-4051-7, 370 Seiten, 29,90 €

Die wissenschaftlichen Beiträge stammen teils von Mitarbeitern der Forschungsgruppe Wahlen, teils von namhaften deutschen Wahlforschern, für die das Politbarometer zu einer wichtigen Datenquelle geworden ist. Hierzu gehören zunächst zwei Artikel zur Stichprobe (Yvonne Schroth) und zur Erhebungsmethode (Freia Hardt) des Politbarometers. Der Herausgeber Andreas M. Wüst hat in seinem Beitrag versucht, das geheim gehaltene Verfah-ren der Forschungsgruppe zur Bestimmung des hypothetischen Wahlergebnisses (Projek-tion) unter Verwendung verschiedener im Politbarometer enthaltener Fragen nach den parteipolitischen Präferenzen nachzuvollziehen. Als Beispiel dient ihm das Wahljahr 2002, mit dem sich auch der Beitrag von Bernhard Kornelius befasst, der die Entwicklung der politischen Stimmung im Jahresverlauf untersucht. Beide Autoren betonen, dass die aktuellen Ereignisse kurz vor der Bundestagswahl, nämlich die Flutkatastrophe in Ost-deutschland und der Irak-Krieg, die in der öffentlichen Diskussion vielfach als ausschlag-gebend für den Wahlsieg der rot-grünen Bundesregierung betrachtet worden sind, sich zwar positiv für die Regierung auswirkten, dass deren Wahlsieg sich jedoch bereits vorher in den Politbarometern abzeichnete.

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Buchbesprechungen

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Da das Politbarometer der kontinuierlichen Beobachtung der politischen Stimmung dient, ist es naheliegend, dass die meisten Beiträge sich mit kurzfristigen Einflüssen auf das Wahlverhalten sowie mit Wahlkämpfen befassen. Angesichts der gewachsenen Bedeutung kurzfristiger Faktoren für die Wahlentscheidung erweist sich diese kontinuierliche Daten-erhebung für eine angemessene Untersuchung politischer Einstellungsveränderungen vor Wahlen als zunehmend unverzichtbar.

Helmut Norpoth und Thomas Gschwend stellen ein Modell zur Prognose des Bundes-tagswahlergebnisses vor, in dem neben längerfristigen Parteisympathien und der Amtszeit der Bundesregierung die Kanzlersympathie (Kanzlerbonus) als bedeutsamster kurzfristi-ger Faktor fungiert. Auch in ihrem Beitrag wird betont, dass Flutkatastrophe und Irak-Krieg bei der letzten Bundestagswahl eine weit geringere Bedeutung zukam als dem Vorsprung Gerhard Schröders vor Edmund Stoiber in der Wählergunst. Harald Schoen und Jürgen Falter wiederum untersuchen die Fähigkeit der politischen Parteien zur politi-schen Themensetzung (Priming) im Wahlkampf am Beispiel der letzten drei Bundestags-wahlen. Sie zeigen, dass Priming-Effekte den Wahlausgang entscheidend beeinflussen können und von daher dem Themenmanagement der Parteien eine bedeutsame Rolle zukommt.

Frank Brettschneider befasst sich mit der Berichterstattung über Wahlumfragen, der er eine sinkende Qualität attestiert. Gleichzeitig schreibt er der Veröffentlichung von Wahlumfragen aber keinen wahlentscheidenden Einfluss zu. Heinrich Oberreuter wiederum kommt in seiner Analyse der Ergebnisse des Politiker-Skalometers (Jahrmarkt der Eitelkeiten) zu dem Schluss, dass die zunehmende Personalisierung der Wahlkampfberichterstattung nicht zu der vielfach befürchteten Entkoppelung von Politiker-Images von den Leistungsbewertungen ihrer Parteien geführt hat. Markus Müllers Analyse der Kandidatendebatten im Bundestagswahlkampf 2002 zeigt, dass es den beiden Spitzenkandidaten recht gut gelang, ihre unterschiedlichen politischen Prioritäten in den Vordergrund zu stellen, obwohl die Fragen der Journalisten primär auf tagesaktuelle politische Ereignisse abzielten. Insofern konstatiert das Gros der Beiträge zwar einen zunehmenden Einfluss kurzfristiger Faktoren auf das Wahlverhalten, bestätigt jedoch gleichzeitig, dass Wahlergebnisse nicht lediglich ein Ausdruck unpolitischer Stimmungslagen sind, sondern dass das Wahlverhalten nachvollziehbaren Mustern folgt und daher letztlich rational in dem Sinne ist, dass ihm primär politische Entscheidungs-gründe zu Grunde liegen und dass strukturellen Faktoren nach wie vor eine wichtige Rolle zukommt. Demgegenüber schreibt Manfred Kuechler in seinem Beitrag "Warum Rot-Grün noch einmal davon kam" den aktuellen Ereignissen kurz vor der Wahl, v.a. der Flutkatastrophe und den beiden Fernsehdebatten der Kanzlerkandidaten eine ausschlaggebende Rolle für

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den Wahlausgang von 2002 zu. Auch Hermann Schmitt und Karlheinz Reif führen in ihrer Analyse von Wahlzyklen die Wiederwahl der rot-grünen Bundesregierung auf die (politi-schen) Ereignisse kurz vor der Wahl zurück. Diese beiden Beiträge stehen damit im Wi-derspruch zu den übrigen. Solche unterschiedlichen Interpretationen derselben Daten verweisen darauf, wie schwierig es letztlich ist, die Wirkung verschiedener Einflussfakto-ren auf die Wahlentscheidung eindeutig zu bestimmen, zumindest bei einem so knappen Wahlergebnis wie dem von 2002.

Nur zwei Artikel befassen sich primär mit Strukturaspekten von Wahlen. Thorsten Faas und Hans Rattinger untersuchen in ihrem Beitrag die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit auf das Wahlverhalten im Längsschnitt mittels Aggregat- und Individualdaten. Sie kom-men zu dem Schluss, dass Arbeitslosigkeit verschiedene politische Verhaltensmuster zur Folge haben kann. Einmal sind Apathie (Nichtwahl) wie auch Protestwahl unter Arbeits-losen höher, gleichzeitig begünstigt strukturelle Arbeitslosigkeit eher die SPD (Klientelen-hypothese), konjunkturelle dagegen die jeweilige Opposition (Anti-Regierungshypo-these). Hans Herbert von Arnim wiederum hat die Politbarometer zur Bestimmung siche-rer Wahlkreise und Listenplätze benutzt. Seine Analyse zeigt, dass die Chance für den Einzug einzelner Abgeordneter in den Bundestag primär von den Nominierungsentschei-dungen der Parteien und erst in zweiter Linie vom Wählervotum abhängt. Dieses Ergebnis ist für Politikwissenschaftler natürlich wenig überraschend und besitzt für alle parlamen-tarischen Systeme Gültigkeit, in denen die politischen Parteien die mehr oder weniger vollständige Kontrolle über den Nominierungsprozess ausüben. Neu ist jedoch der Ver-such, diesen Effekt zu quantifizieren. Es zeigt sich, dass das Politbarometer auch für solche Strukturanalysen genutzt werden kann.

Alles in allem handelt es sich um einen Band, der wichtige Hintergrundinformationen über das Politbarometer als replikative politische Meinungsumfrage enthält, nicht zuletzt auch zum Prozess der Datengewinnung, der in anderen Sammelbänden in der Regel nicht behandelt wird. Er bestätigt darüber hinaus, dass die monatlichen Politbarometerumfragen zu einem unverzichtbaren Instrument für die Erforschung kurzfristiger Determinanten des Wahlverhaltens in Deutschland geworden sind. Insofern hat der Band trotz seiner themati-schen Vielfalt doch einen gemeinsamen Nenner. Das Buch dürfte vor allem in der Lehre gut einsetzbar sein, enthält aber auch für den mit den Ergebnissen der Wahlforschung bereits Vertrauten interessante Analysen zur Bundestagswahl 2002.

URSULA HOFFMANN-LANGE

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Buchbesprechungen

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n den letzten zwei bis drei Jahrzehnten sind auf dem Gebiet der Umfrageforschung enorme Fortschritte erzielt worden. Das vorliegende Buch stellt diese Befunde theorie-

geleitet, aber auch mit einem klaren Praxisbezug dar. Gedacht ist es als umfassender Einführungskurs für Anfänger und Fortgeschrittene unterschiedlichster Fachrichtungen, die Kenntnisse in der Methodologie der Umfrageforschung erwerben möchten. Dazu wird mit einer Vielzahl von Beispielen aus unterschiedlichen Bereichen (z.B. Gesundheitsfor-schung, Konsumforschung, Arbeitsmarktforschung, Bildungsforschung) gearbeitet. Es ist aber durchaus auch für Praktiker der Umfrageforschung geeignet.

ROBERT M. GROVES, FLOYD J. FOWLER, JR., MICK P. COUPER,

JAMES M. LEPKOWSKI, ELEANOR SINGER & ROGER TOURANGEAU Survey Methodology

Hoboken NJ: Wiley, 2004 ISBN 0-471-48348-6, 424 Seiten, 49.95 $

Das Buch ist in 12 Kapitel unterteilt. In zwei einführenden Kapiteln wird über die Ge-schichte der Umfrageforschung informiert. Außerdem werden einige Beispielumfragen ausführlich dargestellt, notwendige Entscheidungen der Forscher sowie Fehlerquellen für alle Phasen einer Umfrage diskutiert. Es folgen zwei Kapitel zu Aspekten der Stichpro-benziehung. Diese zeichnen sich durch eine kompakte, sowohl theoretisch fundierte als auch anwendungsbezogene Darstellung von Problemen bei der Bestimmung der Grund- und Auswahlgesamtheit sowie der Wahl des Designs aus. Das fünfte Kapitel führt in die unterschiedlichen Methoden der Datenerhebung ein. Es folgen Kapitel zur Nonresponse-Problematik, zu den Grundlagen des Befragtenverhaltens, zur Überprüfung der Qualität von Fragen, zum Interview-Prozess, zur Datenaufbereitung sowie zu Fragen der For-schungsethik und des Datenschutzes. Das zwölfte Kapitel bietet eine Reihe von „frequent-ly asked questions“ (FAQ) und deren informative Diskussion, wobei auf die Präsentation allgemeingültiger „Rezepte“ verzichtet wird. Beispielsweise werden hier Fragen wie: Wie groß sollte der Stichprobenumfang sein? Sind nicht zufallsbasierte Stichproben wirklich schlecht? Was ist die wichtigste Fehlerquelle in einer Umfrage? beantwortet. Abgeschlos-sen wird das Buch durch ein Literaturverzeichnis sowie ein Sachregister. Im Literaturver-zeichnis hätte man sich eine noch größere Zahl von Umfrageforschern gewünscht, die nicht Autoren des vorliegenden Buches sind, wohl aber bedeutende Beiträge zur Entwick-lung der Profession geliefert haben.

Das Buch ist nicht nur durch aussagekräftige Überschriften, sondern auch durch Stichwor-te am Seitenrand klar gegliedert. Informativ sind auch die in standardisierter Form aufbe-

I

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reiteten wegweisenden Studien und Forschungsergebnisse zu den einzelnen Sachgebieten. Am Ende jedes Kapitels werden die jeweils besprochenen Schlüsselwörter nochmals aufgelistet sowie weiterführende Literaturverweise angegeben. Schließlich regen Übungs-aufgaben zu weiterem Nachdenken und zur Festigung des in den vorhergehenden Seiten Gelernten an.

In dem Buch stehen Methoden der Umfrageforschung in einem engeren Sinne im Mittel-punkt. Nicht oder nur am Rande behandelt werden Fragen, die für die Umfrageforschung nicht spezifisch sind, wie z.B. Fragen der Skalenkonstruktion und Datenanalyse. Ebenso wenig werden Fragen der interkulturell vergleichenden Umfrageforschung behandelt. Dies mindert die Qualität des Buches aber nicht, zumal das, was behandelt wird, in einer gründlichen, aber auch sehr lesbaren Form vermittelt wird. Man kann dem Buch nur viele Leser wünschen. Auch als Begleittext im Rahmen der deutschen Methodenausbildung ist er sehr geeignet. Da die Mehrheit der im Buch behandelten Beispiele aus den USA stam-men, sollten den Studierenden aber zusätzliche Kenntnisse über bedeutende deutsche Umfrage(programme) sowie zu den Spezifika der deutschen Situation (z.B. Datenschutz, geringere Bedeutung der akademisch organisierten Sozialforschung hinsichtlich der Da-tenerhebung) vermittelt werden.

MICHAEL BRAUN, SIEGFRIED GABLER & SABINE HÄDER

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ie viele Personen gehören zum Haushalt, wer gehört zur Familie? Wer hat welchen Bildungsabschluss, wer ist – in welchem Beruf – erwerbstätig, welches Einkom-

men wird erzielt? Auch Alter, Geschlecht, ethnische Zugehörigkeit, Religion sollen erho-ben werden und werden erhoben, nur: wie? „Statistische“, genauer gesagt, demographi-schen und sozioökonomischen Variablen werden für viele sozialwissenschaftliche Analy-sen benötigt. Die Begriffe klingen vertraut – aber wer sich ernsthaft mit diesen Variablen beschäftigt, stößt auf diverse Probleme. Die zunächst einfachen Begriffe sind nicht so klar, wie sie intuitiv erscheinen.

Konzeption und Erhebung der in der Umfrageforschung oft als „Hintergrundvariablen“ bezeichneten und deshalb vielfach hintan stehenden Merkmale erscheinen trivial, sind es aber nicht. Auch deren sinnvolle Interpretation setzt Sorgfalt voraus. Mit dem vorliegen-

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Buchbesprechungen

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den Buch steht Primärforschern, Sekundäranalytikern und kritischen Lesern statistischer Ergebnisse nun erstmals ein umfassendes Werk zur Verfügung, in dem das ganze Feld soziodemographischer Variablen aus dem Hintergrund in den Vordergrund gerückt wird.

JÜRGEN H. P. HOFFMEYER-ZLOTNIK & CHRISTOF WOLF (HRSG.)

Advances in Cross-National Comparison. A European Working Book for Demographic and Socio-Economic Variables

New York: Kluwer, 2003 ISBN 0-306-47731-9, 419 Seiten, 168 $

Schon im nationalen Kontext ergeben sich Schwierigkeiten der Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Definitionen und Erhebungsformaten. Wirklich schwierig wird der Um-gang mit diesen Merkmalen aber in international vergleichenden Untersuchungen. Wie andere Menschen auch stammen Sozialwissenschaftler meist aus genau einem Land. Dort kennen sie aus eigener Erfahrung die Verhältnisse mitsamt den zugehörigen Kategorien. Vielleicht ist ihnen auch noch das eine oder andere weitere Land vertraut. Der Versuch, in einem Land bewährte Erhebungsformate in vielen andern zu nutzen, führt aber in oft überraschende Schwierigkeiten. Die Herausgeber und Autoren des Bandes behandeln diese Schwierigkeiten nicht nur abstrakt, sondern konkret, Dimension für Dimension und Variable für Variable.

Der vorliegende Band ist aus einem von der Thyssen-Stiftung finanzierten Symposium entstanden, das 1999 in Köln stattfand. Neben Einleitung und Abschlusskapitel besteht das Buch aus 5 Abschnitten, im ersten geht es um Zielsetzungen und Perspektiven der Harmonisierung europaweiter Erhebung soziodemographischer Merkmale, im zweiten um bereits existierende oder in der Entwicklung befindlich internationale Standards für euro-päische Erhebungen in der amtlichen Statistik und der Marktforschung. Der dritte und umfangreichste Abschnitt befasst sich mit internationalen Klassifikationssystemen für berufliche Tätigkeit und Beruf, Skalen für Berufsprestige, sozioökonomischen Status und Schulbildung. Vorschläge für die Entwicklung neuer komparativer Klassifikationssysteme und Skalen werden im vierten Abschnitt eingebracht, hierbei geht es um Alter, Ge-schlecht, Ethnizität, Haushalts- und Familientypologien, Ausmaß der Erwerbstätigkeit und Einkommen. Im fünften Abschnitt werden die Ergebnisse einiger empirischen Sekundär-analysen zur Validität von Bildungsklassifikationen und Einkommenserhebungen darge-stellt.

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Abschließend leisten die Herausgeber eine synthetische Zusammenfassung der Ergebnis-se. Für acht Hauptdimensionen soziodemographischer Analysen (Haushaltsgröße, Famili-enzugehörigkeit, Schul- und Ausbildung, Stellung in Beruf und Erwerbsleben, Beruf, Einkommen, ethnische Zugehörigkeit und Hautfarbe sowie Religion) werden jeweils sechs Attribute dargestellt, die eine vertiefte Diskussion dieser Merkmale im Vorfeld einer jeden Operationalisierung ermöglichen, nämlich Definition, Unterdimensionen, Unter-schiede zwischen Nationen, mögliche Indikatoren, Art des Messergebnisses sowie haupt-sächliche Probleme der international vergleichenden Messung. Bereits diese systemati-sche Zusammenfassung ist für Forschung und Lehre von ungeheurem Nutzen, kann Sie doch einerseits in interkulturell vergleichenden Projekten gewissermaßen antizipatorisch als Leitfaden zur Problemvermeidung dienen, andererseits gibt die Zusammenfassung ein äußerst brauchbares Gerüst zur Problematisierung der soziodemographischen Begrifflich-keit in der akademischen Lehre.

Im einzelnen enthält der Sammelband Beiträge zu amtlichen Strategien der Datenharmo-nisierung (z.B.: soll der Input - das heißt: das Erhebungsinstrument - einheitlich gestaltet werden (Inputharmonisierung), oder sollen die Ergebnisse national unterschiedlicher Instrumente vergleichbar rekodiert werden (Outputharmonisierung)?) und zu den beim International Social Survey Programme gefundenen Wegen. Die Vorgaben und Probleme der EU bei Harmonisierungsversuchen werden geschildert, ebenso ein europaweit nutzba-res Verfahren zur sozioökonomischen Einordnung von Haushalten aufgrund von Beruf, Schulbildung und Konsumgüterbesitz (ESOMAR).

Ein Schwerpunkt des Bandes liegt in der Dokumentation standardisierter Bildungs- und Berufsklassifikationen. Bei der Bildung werden in großer Ausführlichkeit die Klassifika-tion der UNESCO (ISCED 97) und die konkurrierende , aus der vergleichenden Mobili-tätsforschung heraus entstandene CASMIN-Klassifikation dokumentiert, die nicht einfach additive Bildungssysteme mit einer starken Komponente beruflicher Abschlüsse besser abbildet als die UNESCO-Klassifikation. Die höhere Validität des CASMIN-Ansatzes gegenüber einer einfachen Addition der Jahre des Schulbesuchs wird bezogen auf das Kriterium erzielbaren Einkommens empirisch belegt (Deutschland, Großbritannien). Für Deutschland (im Vergleich zu Frankreich und dem vereinigten Königreich) wird weiterhin mit Hilfe der institutionell sensitiven CASMIN-Klassifikation der Nachweis besserer Chancen des Berufseinstiegs durch das System beruflicher Bildung geführt, und am Bei-spiel von Deutschland und Polen wird dargestellt, dass bei der Standardisierung von Bildungsmaßen die landesspezifische Kombinierbarkeit – oder Nichtkombinierbarkeit – unterschiedlicher Teilabschlüsse zu berücksichtigen ist. Auch die Dokumentation der beruflichen Dimensionen geschieht sehr detailliert. Zunächst wird die Klassifikationen des Internationalen Arbeitsamts (ILO) für die Stellung im Erwerbsleben und die Art der

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Buchbesprechungen

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Beschäftigung dokumentiert (ISCE-93), es folgt eine ausführliche Diskussion von zu Berufsklassifikationen mit Schwerpunkt auf die Klassifikation ISCO-88. Aufbauend auf letztere werden in präziser Form standardisierte internationale Prestige- und Statusmaße – mitsamt den erforderlichen Wertzuweisungen – angegeben (SIOPS und ISEI), ebenso das Goldthorpe-Klassenschema (EGP). Dass die Dokumentationen der ILO-Klassifikationen und der Status- und Klassenindizes von den jeweiligen Entwicklern selbst berichtet wer-den, gibt diesem Teil des Bandes eine besondere Bedeutung. Ergänzt wird die Diskussion beruflicher Merkmale durch einen Beitrag zur Problematik des Vergleichs der Erhebung von Beschäftigungsverhältnissen jenseits des Standards genau einer Vollzeitstelle pro Person.

Der internationale Vergleich von Einkommensmessungen und Messverfahren wird zu-nächst allgemein diskutiert, weiterhin wird eine Studie zum Nonresponse berichtet: Für 15 EU- Länder werden detaillierte Angaben zum Item-Nonresponse beim Einkommen ange-geben, die Validität von Substitutionsverfahren aufgrund von Merkmalen der Haushalts-ausstattung wird diskutiert.

Dass ethnische, nationale oder rassische Zugehörigkeit je nach Land schon rechtlich, aber auch statistisch anders konzipiert wird, ist allgemein bekannt. Darüber hinaus diskutieren die Herausgeber in kreativer Weise die Implikationen der Dualität von „sex“ und „gender“ für die quantitative Sozialforschung. Ergänzend werden für die deutsche Situation auch Klassifikationen von Haushalts- und Familienstrukturen vorgeschlagen.

In Zukunft werden sich Autoren beim vergleichenden Umgang mit der Soziodemographie nicht mehr naiv stellen können. Angesichts der Kosten falscher Operationalisierung bei der Erhebung und angesichts der Folgen inadäquat zusammengefasster Kategorien bei der Analyse erscheint sogar der – reichlich hohe – Preis des Bandes gerechtfertig. Man be-kommt auch viel dafür.

PETER H. HARTMANN

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DATENREPORT 2004

Im August dieses Jahres ist der vom Statistischen Bundesamt in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und dem Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUMA) herausgegebene Datenreport 2004 erschienen. Der inzwischen in seiner zehnten Ausgabe vorliegende und von der Bundeszentrale für politi-sche Bildung publizierte Datenreport ist der bedeutendste Beitrag zur Sozialberichterstat-tung in Deutschland.

Wie schon die früheren Ausgaben umfasst auch der neue Datenreport zwei Teile und enthält sowohl Ergebnisse der amtlichen Statistik als auch der wissenschaftlichen Sozial-berichterstattung. Damit liefert der Datenreport 2004 ein umfassendes Bild der aktuellen Lage und des sozialen Wandels in Deutschland. In seinem zweiten – von R. Habich (WZB) und H.-H. Noll (ZUMA) herausgegebenen Teil – präsentiert der Datenreport 2004 Informationen und Analysen über „Objektive Lebensbedingungen und subjektives Wohlbefinden“. Es werden Daten und Befunde zu einzelnen Lebensbereichen, zu spezifischen Bevölkerungsgruppen sowie Informationen darüber präsentiert, wie die Lebensqualität subjektiv wahrgenommen und erlebt wird. Die in diesem Teil präsentierten Befunde basieren auf sozialwissenschaftlichen Erhebungsprogrammen der gesellschaft-lichen Dauerbeobachtung und beleuchten den Wandel der Sozialstruktur ebenso wie aktuelle Problemfelder der Gesellschaftspolitik. Dieser Teil des Datenreports enthält

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ZUMA-Publikationen

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der der Gesellschaftspolitik. Dieser Teil des Datenreports enthält erstmals auch spezielle Beiträge zur sozialen Mobilität und Zeitverwendung und untersucht zudem die Lebens-verhältnisse in Deutschland im Vergleich mit anderen europäischen Gesellschaften. Be-merkenswert ist, dass sich unter den Befunden des aktuellen Datenreports auffällig viele Indizien finden, die auf eine Trendumkehr in der Entwicklung der Lebensqualität, d.h. eine Verschlechterung der Lebensbedingungen und des subjektiven Wohlbefindens in Deutschland hinweisen.

Datenreport 2004. Zahlen und Fakten über die Bundesrepublik Deutschland. Statistisches Bundesamt (Hrsg.) in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und dem Zentrum für Umfragen, Methoden und

Analysen, Mannheim (ZUMA) Bundeszentrale für politische Bildung,

Schriftenreihe Band 450, Bonn 2004. ISBN-Nr.: 3–89331-550-0

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GERMANS OR FOREIGNERS? ATTITUDES TOWARD ETHNIC MINORITIES IN

POST-REUNIFICATION GERMANY

The essays in this book examine contemporary attitudes towards ethnic minorities in Germany on the basis of a unique national survey conducted in 1996 as one of that nati-on’s major series for social-science research purposes (the ALLBUS surveys.) The mino-rities include some of immigrant origin, such as Italians, Turks, and asylum seekers, and the principal non-immigrant minority, Jews. While the findings demonstrate that intense prejudice against minorities is not widespread among Germans, many of whom in fact can be considered immigrant and minority friendly, a crystallization of attitudes is also evi-dent: that is, attitudes towards immigrants are strongly correlated with anti-Semitism and with other worldview dimensions, such as positioning in the left-right political spectrum This nexus suggests that anti-immigrant attitudes are a stable part of the total ideological fabric of Germany, one that can be exploited by political parties and are likely to gain the spotlight through the sporadic success of the extreme right. In this respect, it must be said, Germany appears scarcely different from much of western Europe at the beginning of the 21st century.

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ZUMA-Publikationen

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Contents:

Introduction – Richard Alba, Peter Schmidt & Martina Wasmer * The Ethnic and Demo-graphic Structure of Foreigners and Immigrants in Germany – Rainer Münz & Ralf Ulrich * On the Economic and Social Situations of Immigrant Groups in Germany – Stefan Bender & Wolfgang Seifert * Ethnocentrism in Germany: Worldview Connections and Social Contexts – Michael Terwey * Foreigners as Second-Class Citizens? Attitudes Toward Equal Civil Rights for Non-Germans – Martina Wasmer & Achim Koch * Meas-uring Contemporary Prejudice Toward Immigrants in Germany – Richard Alba & Mi-chelle Johnson * The Others and We: Relationships between Germans and Non-Germans from the Point of View of Foreigners Living in Germany – Steffen Kühnel & Jürgen Leibold * Anti-Semitism in the Late 1990s – Werner Bergmann & Rainer Erb * Authoritarianism and Ethnocentrism in East and West Germany: Does the System Matter? – Peter Schmidt & Aribert Heyder * Ethnocentrism and Support for Extreme-Right Parties, 1980-1996 – Ulrich Rosar * Social Distance and Physical Proximity: Day-to-Day Attitudes and Experiences of Foreigners and Germans Living in the Same Residential Areas – Ferdinand Böltken * Regional Influences on Attitudes Toward Foreigners – Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik

All the chapters (except for the introduction) are shortened and updated translations of contributions in: Alba/Schmidt/Wasmer (eds.): „Deutsche und Ausländer: Freunde, Frem-de oder Feinde?” Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2000.

Germans or Foreigners? Attitudes Toward Ethnic Minorities in Post-Reunification Germany

Richard Alba, Peter Schmidt, Martina Wasmer (Eds.) New York: Palgrave Macmillan, 2004

ISBN: 1-4039-6378-9, 308 p., List Price: $59.95

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ZUMA-METHODENBERICHTE In der ZUMA-Reihe „Methodenberichte“ werden Beiträge publiziert, die wichtige Aspek-te der Arbeit von ZUMA dokumentieren, aber in der Regel nicht für eine Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift geeignet sind, wie z.B. Dokumentationen, Bibliographien, Litera-turberichte und Datenbeschreibungen. Die Berichte sind im Internet als PDF-Datei abruf-bar (www.gesis.org/publikationen/berichte/zuma_methodenberichte/). Einzelhefte können auch bei folgender Adresse bestellt werden:

Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen ZUMA-Publikationen Postfach 12 21 55 68072 Mannheim Thomas Grund: ESVLabels 1.0. Ein Tool zur automatischen Erstellung von SPSS-Setups für Scientific Use Files der EVS 2003. ZUMA-Methodenbericht 2004/05. Kathrin Leim & Helga Christians Mikrozensus 1999. Dokumentation und Datenaufbereitung. ZUMA-Methodenbericht 2004/06. Birgit Neugebauer: Die Erfassung von Umweltbewußtsein und Umweltverhalten. ZUMA-Methodenbericht 2004/07.

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ZUMA-Veranstaltungen 2005

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ZUMA-WORKSHOPS Erstes Halbjahr 2005

Thema Datum Einführung in den Mikrozensus mit praktischen Übungen 23. – 24. Februar

Grounded Theory 8. – 9. März

Qualitative Interviews – Theorie und Praxis 11. – 12. März

Introduction to Small Area Estimation 15. – 16. März

Clusteranalyse für Sozialwissenschaftler 5. – 6. April

Multivariate Analysen mit kategorialen Daten 20. – 21. April

Sozio-demographische Variablen für den internationalen Vergleich 1. – 2. Juni

Einführung in Datenmanagement und Datenrecodierung 21. – 23. Juni

Hermeneutic Procedures to Improve Questionnaire Research 22. – 23. Juni

Offene Fragen auswerten 5. – 6. Juli

Fragen verstehen und beantworten: Kognitive und kommunikative Grundlagen von Befragungen 13. – 14. Juli

Sampling in qualitativen Untersuchungen 15. – 16. Juli

Grounded Theory 19. – 20. Juli

Qualitative Interviews – Theorie und Praxis 22. – 23. Juli

Simulation for the Social Sciences voraussichtlich Juni 2005

Einführung in die Analyse linearer Stukturgleichungsmodelle mit LISREL 8.7 22. – 23. September

Detaillierte Hinweise zu den oben aufgeführten Veranstaltungen erhalten Sie unter: http://www.gesis.org/Veranstaltungen/ZUMA/Workshops/index.htm oder beim ZUMA-Tagungssekretariat ([email protected], Tel.: 0621/1246221).

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ZUMA-Nachrichten 55, Jg. 28, November 2004

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GUTACHTERINNEN UND GUTACHTER DES 28. JAHRGANGS 2004

Externe Gutachter/-innen:

Prof. Dr. Peter H. Hartmann, Philosophische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Prof. Dr. Ursula Hoffmann-Lange, Fakultät für Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Prof. Dr. Dagmar Krebs, Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der Justus-Liebig-Universität Giessen

Dr. Volker Stocké, Sonderforschungsbereich 504, Universität Mannheim

ZUMA-Gutachter/-innen:

Michael Blohm, Dipl.-Soz.

Jeanette Bohr, Dipl.-Soz.

PD Dr. Michael Braun, Dipl.-Soz.

PD Dr. Siegfried Gabler, Dipl.-Math.

Alfons J. Geis, M.A.

Nadia Granato, Dipl.-Soz.

Dr. Sabine Häder, Dipl.-Oec.

Dr. Janet Harkness, M.A. (Hons.)

PD Dr. Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik

Sabine Klein, M.A.

Wolfgang Neubarth, Dipl.-Sozialw.

Dr. Georgios Papastefanou, Dipl.-Soz.

Dr. Beatrice Rammstedt, Dipl.-Psych.

Evi Scholz, M.A.

Martina Wasmer, Dipl.-Soz.

Dr. Stefan Weick, Dipl.-Soz.

Michael Wiedenbeck, Dipl.-Math.

Dr. Heike Wirth, Dipl.-Soz.

Cornelia Züll

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Nachrichten aus dem Institut

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NACHRICHTEN AUS DEM INSTITUT

ZUMA gratuliert CAROLINE KRAMER (Abteilung Sozialindikatoren) und MICHAEL BRAUN (Projektberater) zum erfolgreichen Abschluss ihrer Habilitation.

CAROLINE KRAMER habilitierte sich im Sommersemester 2004 im Fach Geographie an der Fakultät für Chemie und Geowissenschaften der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Ihre Habilitationsschrift trägt den Titel „Zeit für Mobilität – Räumliche Disparitäten der individuellen Zeitverwendung“, ihr Habilitationsvortrag stand unter dem Thema „Schul-planung bei sinkenden Schülerzahlen – Schulstandortpolitik im Spiegel des demographi-schen Wandels“ (26. Mai 2004).

MICHAEL BRAUN habilitierte sich im Sommersemester 2004 im Fach Methoden der empi-rischen Sozialforschung an der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Mann-heim. Seine Habilitationsschrift trägt den Titel „Funktionale Äquivalenz in interkulturell vergleichenden Umfragen. Mythos und Realität“, sein Habilitationsvortrag stand unter dem Thema „Einstellungen zum Wohlfahrtsstaat, Vorstellungen von Verteilungsgerechtig-keit und Perzeption der Ungleichheit“ (16. Juni 2004).

CHRISTOF WOLF, bislang am Institut für Angewandte Sozialforschung der Universität zu Köln tätig, ist seit 1. November 2004 neuer wissenschaftlicher Leiter für den Bereich „Dauerbeobachtung“ (German Microdata Lab, Sozialindikatoren). Seine Forschungs-schwerpunkte liegen auf der Sozialstrukturanalyse, der Gesundheitssoziologie, der Religi-onssoziologie und der internationalen Vergleichbarkeit soziodemographischer Merkmale (Näheres unter http://www.gesis.org/Mitarbeiter/ZUMA/Mitarbeiterpages/Wolf.htm).

URSULA HOFFMANN-LANGE, die vom 1. August 2003 bis 31. Juli 2004 als wissenschaftli-che Leiterin für den Bereich „Dauerbeobachtung“ zuständig gewesen ist, hat ZUMA wieder verlassen und ist an ihren Lehrstuhl für Politikwissenschaft an der Universität Bamberg zurückgekehrt. ZUMA ebenfalls verlassen hat HELGA CHRISTIANS vom German Microdata Lab (GML).

Ihre Arbeit im GML aufgenommen haben ANDREA JANßEN, ANDREA LENGERER, JULIA

SCHROEDTER und HOSSEIN SHALA. ANGELIKA SCHEUER ist neue Mitarbeiterin in der Abtei-lung Sozialindikatoren.

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Durchwahl-Rufnummern

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DURCHWAHL-RUFNUMMERN (STAND: NOVEMBER 2004) Sie erreichen die Mitarbeiter von ZUMA unter der Nummer 0621-1246-(Durchwahlnummer); die Zentrale unter 1246-0. Sie ist von Montag bis Donnerstag von 8.30 bis 17.00 und freitags von 8.30 bis 15.30 besetzt. Die mit (S) bezeichneten Mitarbeiterinnen nehmen Sekretariatsaufgaben wahr. Direktion Prof. Dr. Peter Ph. Mohler (Direktor) 173 Carol Cassidy (Stellv. Direktorin) 146 Margit Bäck (S) 172 Elisabeth Bähr (S) 172 Interne Infrastruktur Verwaltung Dipl.-Kfm. Jost Henze 161 Information & Kommunikation Dipl.-Soz. Kerstin Hollerbach 174 EDV-Infrastruktur Carol Cassidy 146 Datenbanken Joachim Wackerow 262 Wissensvermittlung & Beratung Wissenschaftlicher Leiter Prof. Dr. Ingwer Borg 151 Projektberater Dr. Wolfgang Bandilla 136 PD Dr. Michael Braun 176 PD Dr. Jürgen H.P. Hoffmeyer-Zlotnik 175 Dipl. Soz. Rolf Porst 228 Dr. Beatrice Rammstedt 155 Christa v. Briel (S) 231 Dagmar Haas (S) 152 Patricia Lüder (S) 221 Pretesting Dipl.-Psych. Peter Prüfer 227 Margrit Rexroth, M.A. 230 Textanalyse, Vercodung Alfons J. Geis, M.A. 222 Patricia Lüder (S) 221 Statistik PD Dr. Siegfried Gabler 281 Dr. Sabine Häder 282 Dipl.-Math. Michael Wiedenbeck 279 Telefonumfragen Dipl.-Soz. Michael Schneid 209 Dipl.-Soz. Angelika Stiegler 208 Online-Umfragen Dipl.-Sozialw. Wolfgang Neubarth 205 Elektronische Handbücher ZIS/EHES Dr. Angelika Glöckner-Rist 171

Computerunterstützte Textanalyse, Textpack, NSD-stat Cornelia Züll 147 Juliane Landmann 144 Dauerbeobachtung Wissenschaftlicher Leiter Dr. Christof Wolf 153 German Microdata Lab Dipl.-Soz. Jeanette Bohr 261 Dipl.Soz.Wiss Andrea Janßen 266 Andrea Lengerer, MA 267 Dr. Paul Lüttinger 268 Dr. Georgios Papastefanou 278 Dipl.-Soz. Bernhard Schimpl-Neimanns 263 Dipl.-Sozialw. Julia Schroedter 264 Dr. Hossein Shala 253 Dipl. Soz. Antje Springer 277 Dr. Heike Wirth 269 Irene Fischer (S) 265 Soziale Indikatoren Dr. Heinz-Herbert Noll 241 Dipl.-Soz. Regina Berger-Schmitt 248 PD Dr. Caroline Kramer (beurlaubt) 244 Dipl.Soz. Angelika Scheuer 249 Dr. Stefan Weick 245 Margit Bäck (S) 242 European Center For Cross-Cultural Surveys Wissenschaftlicher Leiter Prof. Dr. Peter Ph. Mohler 173 Maria Kreppe-Aygün (Assistenz) 184 ALLBUS Dipl.-Soz. Achim Koch 280 Dipl. Soz. Michael Blohm 276 Dipl. Soz. Alexander Haarmann 286 Dipl.-Soz. Martina Wasmer 273 Julia Khorshed (S) 274 International Social Survey Programme (ISSP) Dr. Janet Harkness 284 Sabine Klein 272 Evi Scholz 283 DRITTMITTELPROJEKTE Nina Rother (PIONEUR) 285 Lars Kaczmirek (WebSM) 206

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HINWEISE FÜR UNSERE AUTOREN

Die ZUMA-Nachrichten veröffentlichen - neben Nachrichten des Instituts - Artikel, die von Interesse für die empirische Sozialforschung, inbesondere die Umfrageforschung, sind. Alle Artikel müssen einen methodischen Fokus haben oder zumindest methodische Aspekte stark betonen. Das Spektrum möglicher Artikel ist breit: Es reicht von Grundlagenforschung über angewandte Papiere bis zu Arbeiten, die einen praktisch-operativen Charakter haben. Die Artikel in den ZUMA-Nachrichten sollen für eine breite Leserschaft von Wissenschaftlern und Praktikern im Bereich der empirischen Sozialforschung verständlich sein. Alle Beiträge, die zur Veröffentlichung in den ZN eingereicht werden, werden von mindestens zwei unabhängigen Gutachtern blind begutachtet. Die folgenden Regeln sind bei der Abfassung von Manuskripten zu beachten: 1. Manuskripte müssen per email ([email protected]) eingereicht werden. Der Umfang

der Manuskripte (einseitig und 1,5-zeilig beschrieben, Punktgröße 11) soll alles in allem nicht mehr als 30 Seiten betragen.

2. Den Beiträgen sind Abstracts in Deutsch und Englisch (jeweils ca. 15 Zeilen) voranzustellen. 3. Beiträge sind mit dem Dezimalklassifikationssystem zu untergliedern (1 – 2 – 2.1 – 2.2 – 3

usw.). Die Gliederungstiefe geht dabei höchstens auf eine Stelle nach dem Punkt. 4. Tabellen enthalten Tabellennummer und Titel im Tabellenkopf, Abbildungen werden analog

behandelt. 5. Grafiken sind mittels gängiger Grafiksoftware zu erstellen. Ist eine spezielle Grafiksoftware

erforderlich, übernimmt der Autor/die Autorin die endgültige Formatierung der Grafiken in eigener Regie.

6. Bei der Erstellung von Tabellen und Grafiken ist zu berücksichtigen, dass die ZUMA-Nachrichten DIN A5-Format haben und der Satzspiegel 11,5 cm (Breite) x 16 cm (Höhe) beträgt.

7. Anmerkungen und Fußnoten sind mit der Fußnotenfunktion des Schreibprogrammes (im Normalfalle WORD) zu erstellen; bitte nicht gesondert formatieren. Fußnoten sind nur für inhaltliche Kommentare vorzusehen, nicht für bibliographische Hinweise.

8. Literaturhinweise im Text sind nach den folgenden Mustern aufzuführen: Müller (2002) / (Müller, 2002) / Müller (2002:75) / (vgl. Müller, 2002:75) / (Müller, 2002; Mayer & Müller, 2003).

9. Das Literaturverzeichnis ist gemäß den Richtlinien der American Psychological Association (APA) zu gestalten. Beispiele: Zeitschriftenbeiträge: Salzgeber, J. & Stadler, M. (1997). Programm zur Behandlung von Sexualstraftätern.

Zeitschrift für Rechtspsychologie, 4, 139-141. Buchveröffentlichungen: Nicol, A. A. & Pexman, P. M. (1999). Presenting your findings: A practical guide for

creating tables. Washington, DC: American Psychological Association. Beiträge in Büchern: O’Neil, J. M. & Egan, J. (1992). Men’s and women’s gender role journeys: Metaphor for

healing, transition, and transformation. In B. R. Wainrib (Hrsg.), Gender issues across the life cycle (S. 107-123). New York: Springer.

10. Die Beiträge sind unter Wahrung der gültigen Rechtschreiberegelungen (neue Rechtschreibung) zu erstellen.

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