Zur Jodzahl der Cacaobutter

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Filsinger: Zur 5odzahl der Cacaobutter. 517 kurze Zwischenleitungen ermSglicht wird. Das Volumen der eingeftillten Absorptionsfliissigkeit wird vor und nach dem Versuche an der graduirten Scala abgelesen, wobei nattirlich das Rohr mit offenen Zu- und Ableitungs- rShren vertical gestellt wird. Die von mir benutzten RShren waren circa 12 mm dick und yon der Biegung bis zum geschlossenen Ende Fig. 19. 80 bis 100 em lang. Wenn sie bis zur Mitte der Scala angeNllt waren fassten sie 150 ee Fliissigkeit. Bei Analysen yon stark kohlens~ure- haltigen Luftgemisehen w~re es vielleicht bequem zwischen der Oeffnung und der Biegung der breiten R6hre eine Kugel anzubringen um das Ueberschiiumen des Barytwassers zu vermciden. Zur Jodzahl der Cacaobutter. Von Dr. F. Filsinger. Die Abhandlung yon A. Strohl im zweiten Heft, Seite 166 und folgende, des laufenden Jahrganges diescr Zeitschrift: ,>Jodzahl und Brechungsindex der Cacaobutter,, gibt mir Anlass, auf die obige Frage unter Darlegung meiner Beobachtungen, welche von denen Str ohl's mehrfach abweichen, an dieser Stelle zurtickzukommen. In der yon mir im Jahre 1889 gemeinschaftlich mit R. Henking aus- geftihrten Arbeit : ,~Die chemische Untersuchung yon Cacaoerzeugnissen auf

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Filsinger: Zur 5odzahl der Cacaobutter. 517

kurze Zwischenleitungen ermSglicht wird. Das Volumen der eingeftillten

Absorptionsfliissigkeit wird vor und nach dem Versuche an der graduirten Scala abgelesen, wobei nattirlich das Rohr mit offenen Zu- und Ableitungs- rShren vertical gestellt wird. Die von mir benutzten RShren waren circa 12 mm dick und yon der Biegung bis zum geschlossenen Ende

Fig. 19.

80 bis 100 em lang. Wenn sie bis zur Mitte der Scala angeNllt waren fassten sie 150 ee Fliissigkeit. Bei Analysen yon stark kohlens~ure- haltigen Luftgemisehen w~re es vielleicht bequem zwischen der Oeffnung und der Biegung der breiten R6hre eine Kugel anzubringen um das Ueberschiiumen des Barytwassers zu vermciden.

Zur Jodzahl der Cacaobutter.

Von

Dr. F. Filsinger.

Die Abhandlung yon A. S t r o h l im zweiten Heft, Seite 166 und folgende, des laufenden Jahrganges diescr Zeitschrift: ,>Jodzahl und Brechungsindex der Cacaobutter,, gibt mir Anlass, auf die obige Frage unter Darlegung meiner Beobachtungen, welche von denen S t r o h l ' s mehrfach abweichen, an dieser Stelle zurtickzukommen.

In der yon mir im Jahre 1889 gemeinschaftlich mit R. H e n k i n g aus- geftihrten Arbeit : ,~Die chemische Untersuchung yon Cacaoerzeugnissen auf

~'18 .Filsinger: Zur Jodzahl der Cacaobutter.

fremde Beimischungen<< batten wir ftir die Ermittelung der Jodzahl re iner

Cacaobutter zuniiehst 3 Sorten Rohcacao: 1. Kauka, 2. Bahia und

3. Porto Plata in's Auge gefasst, und zwar. um gleichzeitig tiber etwaigen

Einfluss der weiteren Verarbeitung Aufschluss zu erhalten, als rohe

Bohnen, Cacaomasse und fertige Chocolade. H e n k i n g arbeitete ausser-

dem noch mit JodlSsung verschiedenen Alters. weil man damals zu festen

~Normen ftir die Art der Ausffihrung tier Bestimmung noeh nicht gelangt

war. Wir fanden:

I. R. H e n k i n g :

1. K a u k a - B o h n e n :

1. Bestimmung

2 . <<

K a u k a - M a s s e :

1. Bestimmung

2 . <<

K a u k a - C h o c o l a d e :

1. Bestimmung

2 . <<

2. B a h i a - B o h n e n :

1., Bestimmung

2. !<

B a h i a - M a s s e :

1. Bestimmung

B a h i a - C h o c o l a d e :

1. Bestimmung

2 . <~

II. F. F i l s i n g e r :

1. Kauka-Bohuen

~ Masse

~, Chocolade

2. Bahia-Bohnen

<~ Masse .

3. Porto Plata-Bohnen (, ~, Masse

<< ~< Chocolade

J o d l S s u n g

7 Monate 1 Monat 8 Tage

34.9 35.1 35.5

34.9 35,0 35.6

34.9 35.2 35.6

34.9 35.1 35.6

34:,8 35.2 35,7

34,8 35.1 35.5

34.9 35,3 36,0

35.0 35,2 35.9

34.8 35.1 35,8

35.0 35.2 36,1

34,8 35,3 35,9

. . 34,8 35~2 35,9

1. Bestimmul~g. 2. Bestimmung. 3. Bestimmung 36,2 36,3 36,3

36,4 36,3 36~4

36,7 36,6 36,7

36 ,9 36,8 37,0

3791 37~0 37~!

36,8 36,7 36~9

36~8 36,9 36,9 36~6 36~7 36,8

Filsinger: Zur Jodzahl der Cacaobutter. 519

Zur Festlegung maassgebender Grenzzahlen ft~r die umfangreichen

Untersuchungen yon Cacaofabrikaten, welche der Verband deutScher

Choeoladefabrikanten veranlasste, erschien es aber nothwendig, ~>alle<~

handelstiblichen Sorten yon Rohcaeao auch beztiglich der Jodzahl kennen

zu lernen und so wurden denn in meinem Laboratorium weiter die nach-

stehend aufgeftihrten Sorten untersucht. Die folgenden Zahlen sind das

Mittel aus mindestens 2, meistens aber 3 gentigend ifl)ereinstimmenden

Einzelbestimmungen. Die Extractionen wurden theils mit Petrol~ther,

theils mit dem officinellen Schwefel~tther ausgeftihrt.

Jodzahl

4. Ariba I . . . . . . . 35,1

5. ~ [I . . . . . . . 36,8

6. Caracas . . . . . . . 34,4

7. Caraqu~z . . . . . . . 33,7

8. Carupano . . . . . . . 35,2

9. Ceylon . . . . . . . . 35,9

10. Grenada " 36,1

11. Haiti 36;7 12. Jamaica . . . . . . . 34,0

13. Machala-Guayaquil . . . . 33,4

14. Puerto Cabello . . . . . 34,1

15. Samana . . . . . . . 3 7 , 5

16. Surinam . . . . . . . 34,0

17. St: Thorn5 . . . . . . 33~5

18. Trinidad . . . . . . . 34,4

In dieser Sammlung yon Rohcacaosorten sind alle diejenigen Marken

vertreten, welehe ftir die deutsche Fabrikat ion yon Belang sind; auf

Grund unserer Prtifungsresultate waren wit dcmnach berechtigt, die Jod-

zahl der Caeaobutter als zwisehen 33 ,5 - -37 ,5 liegend zu fixiren und danach das aus den Prtifungsobjecten extrahirte Fett , nattirlieh _+ tier=

jenigen Abweichungen, welehe yon unvermeidliehen Beobachtungsfehlern

und den kleinen Mengen ~therischer 0ele. und anderer Parftimstoffe der

Chocoladen, die mit ausgezogen werden, herrtihren, zu beurtheilen. Die

Erfahrung vor den Gerichten hat aueh alas Zutreffende unserer Folge-

rungen in allen Fallen. ohne irgend welehe Einschr~nkung, besti~tigt und

damit, sowie durch die gleichzeitige Ermittelung des Schmelzpunktes

naeh vereinbarter Methode, tier Verseifungs- und neuerdings auch noeh

F r e s e n i u s , Zeitschrift L analy~. Cheraie. XXXV. J-ahrgang. 3,9

520 Filsinger: Zur Jodzahl der Cacaobutter.

tier Siiurezahl der Untersuchung der Cacaofabrikate auf fremdes Fe t t

die lang erstrebte Sicherheit gegeben.

Im Jahre 1893 verSffentliehte H. B e c k u r t s 1) eine ausftihrliche und

interessante Arbeit : ~Beitr~ge zur chemischen Kenntniss der Cacaobohnen%

in welcher auch er eingehend auf die Jodzahl der Cacaobutter Bezug nimmt.

B e c k u r t s untersuchte das Fet t aus 20 verschiedenen Bohnensorten, durch

Chloroform extrahirt, und zwar ausser den bereits genannten noch Maracas-

und Gutzko-Cacao, in deren Besitz die Firma W i t t e k o p u. Co. zu

Braunschweig, nach gef~lliger brieflicher Mittheilung an mich, durch Zu-

fall gekommen war. Maracas stellt eine Spielart des brasilianischen

(Bahia) Cacao dar, w~thrend Gutzko (Cuzko) aus einem kleinen peruani-

schen Districte stammt. Beide Marken sind, d a s i e nut ausuahmsweise

angetroffen werden und der Fabr ikant mit anderen welter kommt, fiir

den Cacaomarkt ohne Bedeutung. W~thrend nun die yon B e c k u r t s

publieirten Jodzahlen sich ftir alle fibrigen Sorten innerhalb unserer

Grenzen bewegten~ traten diese beiden Soften mit 38,8 und 40,0 so er-

heblich aus dem allgemeinen Rahmen heraus, dass ich dieserhalb mit

Herrn Professor B e c ku r t s in Correspondenz trat und um UeberlasSung

yon Proben bat. Meine Bitte wurde in dankenswerther Weise erfiillt;

ich stellte aus dem iiberlassenen Materiale die Butter dar, ermittelte

ihre Jod- und ¥erseifungszahl und sandte den Rest meiner Butter an

R. H e n k i n g , welcher die Giite hat te , die niimlichen Bestimmungen

auszuftihren. Da meine Ergebnisse voa den seinigen abwiehen, nahm

B e c k u r t s Nachprtifungen vor und bestiitigte mir durch briefliehe Mit~

theilung vom 1. Mai 1895 die vollstiindige Uebereiustimmung der neuer-

lichen Beobaehtungen mit den meinigen. Die gleichzeitig zugesagte be-

richtigende Publication wurde leider dutch Erkrankung des Herrn Prof.

B e c k u r t s bisher verz5gert, d'~rf aber nach seiner letzten brieflichea

Meldung vom 26. Miirz a. c. in ktirzester Zeit erwartet werden.

Bei solcher Sachlage mu~ste die VerSffentlichung S t r o h l ' s ,

welcher fand: Jodzahl Bahia (1882) . . . . . . 40~3

~, (1893) . . . . . . 41,7 ~< ( 1 8 9 4 ) . . . . . . 41,4 ~< (1895) . . . . . . 39,8

Kamerun (1895) . . . . . 38,1 Madagascar (1890) . . . . 41,4

<< (1895) . . . . 40,4

1) Archly d. Phal"l:~acie 281, Heft 9.

Filsinger: Zur Jodzahl der Cacaobutter. 521

und daraufhin 41,7 als oberste Grenze for die Jodzahl reiner Cacao- butter aunimmt, Aufmerksamkeit und bei mir den Wunsch erregen, diese Rohcacao's aueh aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Leider konnte Herr Dr. S t r o h 1 nach seinem gef~lligen Schreiben vom 7. Mai a. c. meine Bitte um Ueberlassung yon Proben nicht erffilleu, da ihm yon den einzelnen Mustern nur ganz kleine Quantit~ten t~brig geblieben seien. Ist nun dadurch eine Controle der S t r o h l ' s c h e n Ergebnisse bedauerlicherweise nicht m6glieh, so muss doch hier auf wenigstens einen Punkt hingewiesen werden, welcher im Stande seiu k5nnte, die

ErhShung der Jodzahl far die mehrere Jahre alten Muster S t r o h l ' s zu erkl~ren, n~mlich die MSglichkeit einer dureh lunge Aufbewahrung und die damit verbundenen Einflt~sse hervorgerufenen, theilweisen Ver- Stnderung der Cacaobutter un ter Abspaltung freier Fetts~,uren, die ja bekauntlich erheblich mehr Jod addiren als das Neutralfett. Wie ich in einer VerSffentlichung t~ber die Cacaosehalenbutter (sogenannte Hol-

l~ndisehe Secunda-Cacaobutter) zeigen konnte 1) kann die in den Sehalen, Keimen etc. enthaltene, yon anh~ngenden Cotyledonen-Bruchstficken her- rt~hrende Cacaobutter so erheblich durch S~urebildung ver~ndert werdeu, class sie neben einem S~uregehalt yon 56,50 B u r s t y n eine Erh6huug

der Jodzahl his zu 41,2 ergab, die im ents~uerten Materiale aber wieder auf die normale Zahl 37 sank. Die MSglichkeit einer derartigen Ver-

~nderung des Fettes auch in alteren Bohnen kann keinesfaIls als aus- gesehlossen gelteu und deshalb darf die yon S t r o b l vorgeschlagene obere Grenzzahl for die Jodzahl der Cacaobutter als einwandsfrei er- wiesen noch nicht angesehen werden. Eine Erkl~rung ftir die Sorten neueren Datums Bahia, Kamerun und Madagascar 1895 kann zur Zeit nicht gegeben werden. Jedenfalls hat es aber nach den zahlreichen Bestimmungen yon B e e k u r t s , t t e n k i n g und mir zun~ehst ausser- ordentlich wenig Wahrscheinlichkeit, class diese Sorten sich yon allen abrigen so wesentlieh abweichend verhalten sollten.

D r e s d e n, chem. Laboratorium des Verfassers:

1) Forschungsberichte fiber Lebensmittel etc. 1895, S. 421.

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