Zur Kenntnis pflanzlicher Inkrusten. (Mitteilung II.)

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homerisation stnttiindet und daS diese eine Anderung der Assozia- tionsfiihigkeit zur Folge hat.

Wir wollen noch bemerken, daB wir den Mol -Restimmungen deer unverseiften Depolymerisate nicht die hohe Beweiskratt zusprechen, wie den verseiften Priiparaten, trotzdem such diese Werte nicht un- befriedigend sind (Spalte 121, da immerhin geringe Anteile ron Schwefel- saure (von der Acetolyse herriihrend) gelegentlich Veranlassung zu groBeren Differenzen geben kiinnen, z u m d bei hiiherer Temperatur in Naphthalin (Spalte 13).

Wir untersuchen zurzeit die methylierten und Hthylierten Biose- anhydride, die wir inzwischen durch AIkylierung des UnkgEt von u n s aufgefundenen Doppelanhydrids aus Cellulose mit Acetylchlorid (Abhandlung V) erhalten haben.

Wir behalten uns vor, auf SchluBfolgerungen, die sich aus dieser und der vorhergehenden Abhandlung fur den Aufbau der Cellulose ergeben, erst spater zuriickzukomrnen.

8’70. Erich Schmidt und Frans Duyeen: Zur Eenntnifi pflanlicher Inkrueten. (Mitteilung 11.)

(Eingegangen am 2. November 1921.)

Urn aus Pflaozenteilen Inkrusten zu entfernen, kann man sich an Stelle der abwechselnden Behandlung mit Chlprdioxyd und Natrium- sulfitl) vorteilhaft einer Liisung von Chlordioxyd i n Essig- siiure?) bedienen. Diese Methode ist der zuvor erwiihnten insofern uberlegen , als die von Chlordioxyd angegriffenen Inkrusten sich gleichzeitig ‘in der Essigsiiure 1Ssen.

Demnach lfBt sich nach der Einwirkung von Chlordioxyd-Essig- sHure auf Pflanzenteile leicht entscheiden, ob Skelettsubstanzen durch Chlorzink- Jod-LGsusg blaufiirbbars Polysaccharide enthaiten oder nicbt, denn eine eindeutige Reaktion mit Chlorzink-Jod-Losung tritt erst nach dem Entfernen der Inkrusten ein.

Vornehmlich fir mikrochemische Untersuchungen wird Chlor- dioxyd-Emigsiiure infolge seiner einfachen Handhabung und Lager- besthdigkeit yon Bedeutung sein.

Bemerkt sei noch, daS die ZeUwiinde durch die Einwirkung von .Chlordioxyd-Essigsiiure et was quellen. Da die Quellung jedoch voll- komrnen gleichmiifiig stattfindet und der Zellverband nicht gelost

1) E. Schmidt und E. Graumann, B. 54, 1860 [19211 a) Nach gemeinschaftlichen Versuchen mit Hm. Eberhard Geisler.

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wird gleicht das anatomische Bild der rnit Chlordioxyd-Eesigslinre behandelten Pflanzenteile in allen Einzelheiten dem des urspriing- lichen Materials.

Vrrsuehc. H e r s t e l lun g v o n C h lor d i o x y d - E ss ig s iiur e I). Chlordioxyd,

in der beschriebenen Weise 2, aus 40 g Kaliumchlorat entwickelt, wird in etwa 750 ccm 50-proz. Essigsaure anfgelost. Als Vorlage dient eine rnit Eis-Kochsalz gekuhlte braune Flasche. Eine so be- reitete, gesiittigte Chlordioxyd-Liisung ist annghernd 1.3-n., enthiilt im 1 etwa 17.5 g Chlordioxyd und zeigt nach Zusatz von Salpetersiiure und Silbernitrat eine ganz schwache Opalescenz durch Chlorsilber.

ZQr Titration finer so konzentrierten Chlordioxyd-L6sung vesfiihrt man folgendermaSen : 10 ccm Chlordioxyd-Essigsaure werden aus der Burettes) in der beschriebenen Weise3) in einen mit etwa 60 ccm Wasser beechickten MeSkolben von 100 ccm lnhalt eingelassen. Hierauf wird der MeSkolben bis zur Marke mit Wssser aufgefiillt, der Kolbeninhalt durcbgeschiittelt und 10 ccm dieser verdiinnten Chlordioxyd-lJ6sung, wic engegeben a), mit “/l0-Na- triumthiosul~at-LBsung titriert.

Da Chlordioxyd sich mit Essigaiiure erst allmahlich umsetzt, so ist Chlordioxyd-Essigsiiure, in diffusem Tageslicht aufbewahrt, ale- lagerbestlndig zu bezeichnen.

2 ccm Eisossig; 24 Stdo. Angew. ccm “/so- C10: . . . . . 8.57\ 8.56

Gef. * )) . . . . . 8.50\ 8.54

Differonz in o!o . . . . -0.23.

Um i n k r u s t e n f r e i e pf l anz l i che S k e l e t t s u b s t a n z e n i m V e r h a l t e n gegen i ibe r C h l o r z i n k - J o d - L o s u n g zu priifen, iiber- &eat man in einer Flasche rnit Glasstopfen Pflanzenteile, z. B. Schnitte, die zur mikroskopischen Unterguchyng dienen konnen , rnit Chlordioxyd-Essigsiiure. Nach 24 Stdn. werden die Prkparate aus dem Reaktionsgemisch entfernt gewiissert . uad wit Chlorzink-Jod- Losnng behandelt.

Die Skelettsubstanzen nachstehend aufgefuhrter Pflanzenteile, die urspriinglich durch Ohlorzink-Jod-Liisung nicht gefarbt werden, zeigen, rnit Chlordioxyd-Essigsiiure behandelt, auf Zusatz von Chlorzink-Jod- Losuog nachstehende Reaktionen :

8 55

8.58

1) Nach gemeinschaftliehen Versuchen mit Hrn. P a u l I r n d t . 9 B. 54, 1861 [1921]. B. 54, 1S62 f€. [1921).

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Blau- oder Violett-Parbung w i d durch +, Nicht- bzK. durch Jod- Speicherung bedingte Gelb- oder Braun-Fgrbung durch - wiedergegeben. Bemerkt sci noch, daB die durch Phloroglucin-Salzs&ure bewirkte Rotfirbung, die ursprtingliche Pflanzenteile zeigcn khnen, nach Entfernung der Inkrusten durch Chlordioxyd-Essigsaure unterbleibt.

1. Cfm-fophoru fracta: Skelcttsnbst. -; Zellinhalt +. Durch Jod-Jodkalium- L6suog wird der Zellinhalt gleichfalls blau gefiirbt.

2. Chora crinuta! Skelettsubst. -; Zellinhalt f. Durch Jod-Jodkalium wird der Zellinhalt gleichfalls blau gefirbt.

3. Fucus vcaiculosus: Skelettsubst. -. 4. Ratrrrchospermum moniliforrne: Skelettsubst. -. 5. Phragmidium Rubi, Teleutosporen : Skelettsbst. - 6. Merutitis lacrimans, Mycel: Skelettsubst. -. 7 . Fomes jomenhrius, FruchtkBrper: Skelettsubst. -. 8. Claviceps purpurea, Sktemtium: Skelettsubst. - 9. Cladotiia,p,yxida!a: Skelettsubst. -.

10. Cladonia rangiferina: Skelettsubst. - . 11. Sphagnum cuspidntcvt : Skelettsuhst. +. J uogere PHanzenteile erscheinen

erst nach Ihgerer Zeit durch Chlorzink-Jod-Lfisnng schwach violett ge- fiirbt.

12. Po4ytricltum piloswn, junge Pllimzenteile: Skelettsubst. - ; Zellinhalt + Durch Jod-Jodkalium Losuog wird der Zellinhalt nicht blau gefiirbt.

13. Strutiopteris germanica: Skelettsubst. +. 14. Equitetum haernale: Skeletteubst. +. 15. Episelum lirnomom, iltere Pflsnzenteile: Skelettsubst. +. 16. Pinus dvestris, Holz: Skelettsubst. +. 17. Taxodium distichurn, Baumitumpf BUS der Braunkohle von CroB-R&chen

(Nieder-Lausitz): Skelettsubst. +. 18. Juncus efusus, GefLObiindel: Skclettsubst. +. 19. Fagw ailaatica, Holz, Skelettsubst. +. 20. Nuphar luteum, iunere Haare in Stengel und Blatt: Skelettsubst. -

D D , Sternparenchym: Skelettsubst. -

iiul3ere Begrenzungsschicht: Ske- x , Rinde des Rhizoms, 1 lettsubst.: -; darunter liegende

Schichten: Skelettsubst. 4- >> n , BlattspurstrLIgc: Skelettsubst. -.

2 1. Nynphea alha. Das zur Untersuchung dienende Rhizom , durch Humifi- zierung vollkommeu gcschwarzt und hriichig, wirg durch Einwirkung von Chlordioxyd-Essigstre gebleicht uud weich. A ulerc Begrenzunps- schicht der Rinde: Skelettsubst. -. Schwammgewebe: Skelettsubst. +.

21. Cydonia vukpris, Steinzellen in der Frucht: Skelettsubst. -. 23. Ceiha pentawdra, Haare der Prucht: Skclettsubst. +, bis auF einc zartc,

24. L)iospgros Cbenum, Kernholz : Skelettsubst +. 25. Asclepim spec., Samenbaarc: Skelettsubst. +, bis aut eioe zarte, atdere

26. Vimetoxicum oficinale, Samenhaarc: Skelettsubst. '+, bis auf eine zarte,

iiuflere Grenzschicht.

Grenzschicht.

SuBerc Grenzschicht.

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Zum SchluB sei darauf hingewiesen, daB die in der Fruchtschale vieler Kompositen-Fruchte vorkommenden dunkel gefarbten Substauzen, die sogenannten Phgtomelane '), durch Chlordioxyd-Essigsaure gelost werden. Diese Tatsache ist an dem Perikarp von Xanthium spinosumn, Helianthits annuus und Bideus piloscis festgestellt werden.

Die Untersnchungen iiber die Einwirkung von Chlordioxyd auf tierische Gewebe geben sowohl in auatomischer, als auch in physic- logisch-chemischer Binsicht interessante Autschliisse, uber die den.- nachst berichtet wtrden soll.

Be r l in , Chem. Univ.-Labor. und Lands.. Hochschule.

I) Vgl. H. M o l i s c h , Mikrochcniie der Pflanre, S. 319 ff. [lglsj .

Buchdruckerei A. W. S e h ad e , Berliu N., Schulzendorferstr. 26.