Zwei neue kleinasiatische Münzstätten / Otto Mørkholm

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    JAHRBUCH

    FÜR

    NUMISMATIK UND GELDGESCHICHTE

    Herausgegeben von der

    Bayerischen

    Numismatischen Gesellschaft

    14. Jahrgang

    964

    Walter Haertl

    dem langjährigen Vorsitzenden der Gesellschaft

    zum 60. Geburtstag

    gewidmet

    1964

    VERLAG MICHAEL LASSLEBEN KALLA/11 1\1Z OPF.

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    Redaktion

    Prof. Dr. Konrad Kraft

    Seminar für Alte Geschichte

    Frankfurt a. M., Mertonstr. 17 Universität)

    Dr. Hans-Jörg Kellner

    Prähistorische Staatssammlung

    München 22, Prinzregentenstr. 3

    Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft

    Satz und Druck: Buchdruckerei Michael Laßleben, Kallmünz über Regensburg

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    OTTO MORKHOLM

    Zwei neue kleinasiatische ünzstätten

    (Tafel 5, 9-10)

    In der Sammlung von Aulock in Istanbul finden sich die folgenden

    zwei Münzen, die jede für sich von einer bisher unbekannten Münzstätte

    herrühren. Mit tiefem Verständnis der Notwendigkeit, so schnell wie

    möglich die Kenntnis dieser interessanten Stücke zu verbreiten, hat Herr

    von Aulock mir erlaubt, diese Münzen hier zu publizieren. Für seine

    große Freundlichkeit spreche ich ihm hiermit meinen herzlichen

    Dank aus.

    erakleia am Sipylos

    1

    Vs.: Adlerkopf links; Spur von ausradiertem Buchstaben.

    Rs.: Quadratum incusum; HPAK.

    AR 0,38 gr. Hemiobol. Taf. 5, 10 (2 : 1).

    Nur die Rückseiteninschrift unterscheidet diese Münze von den recht

    gewöhnlichen Hemiobolen aus Kyme in Aeolis (Taf. 5, 9)

      . Diese tragen

    im allgemeinen die Inschrift KV auf der Vorderseite und wahrscheinlich

    kann man auch auf unserer Münze noch die Spuren von K sehen. Der

    Vorderseitenstempel gehört also der kymäischen Münzserie an, die ge-

    wöhnlich um die Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. datiert wird. Zu diesem

    Zeitpunkt war die Angabe der Namen von den Münzbeamten noch nicht

    gewöhnlich, und die Rückseiteninschrift HPAK muß deshalb auf eine Lo-

    kalität, Herakleia, hinweisen, die in der Nähe von Kyme zu suchen ist.

    In seinem geographischen Werk erwähnt Strabon ein Herakleia in

    Aeolis ; dieses Dorf (xthp,i) aber lag auf dem Festland Lesbos gegen-

    über, und gehörte zu der Peraia von Mytilene. Es ist ganz unwahrschein-

    lich, daß dieser Flecken überhaupt Münzen geschlagen hat, und ein

    Grund, daß er die Typen von Kyme hätte nachahmen oder übernehmen

    sollen, liegt nicht vor.

    Dagegen erwähnt Stephanus von Byzanz unter Herakleia eine Juilic

    noog ijj Kui,taCct

    to2. Sog

    die mit derjenigen von Strabon gegenüber

    Lesbos erwähnten, nicht identisch ist, da diese unmöglich als in der

    Nähe von Kyme liegend beschrieben werden könnte. übrigens ist darauf

    aufmerksam zu machen, daß der Text des Stephanus von Byzanz doppel-

    sinnig ist, da man nicht sehen kann, ob tilg Atolaelog auf Herakleia und

    Kyme oder nur auf die letzterwähnte Stadt zu beziehen ist. Dank einem

    Inschriftfund kennen wir aber die Existenz eines Herakleia, dessen Lage

    1

    Vgl. BMC Troas, Aeolis, Lesbos S. 105, Nr. 10-13. SNG Cop. 21, Nr. 31-33. SNG

    von Aulock Nr. 1623.

    Strabon XIII, 607. Vgl. RE VIII s. v. Herakleia Nr. 12.

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    Stephani Byzantii, Ethnica, rec. Meineke (Berlin, 1849), S. 304.

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    tto arkholm

    der Notiz des Stephanus von Byzanz entspricht. Dicht südlich des Her-

    mos-Flusses auf dem Nordabhang des Sipylos-Berges ungefähr 6-7 km

    östlich von der modernen Stadt Menemen, wurde ein Grenzstein mit

    der Inschrift `11QaxXsardh gefunden . Dieses Herakleia am Sipylos, das

    in der Luftlinie etwa 20-25 km südöstlich von Kyme lag, ist früher

    als Münzort betrachtet worden, da man dieser Stadt eine Reihe Bronze-

    prägungen der Kaiserzeit zugeschrieben hat . Indes erhob Fr. Imhoof-

    Blumer berechtigte Kritik an dieser Zuteilung mit dem Erfolg, daß He-

    rakleia am Sipylos aus der Liste der münzprägenden Städte Kleinasiens

    verschwand S. Erst die neue Münze der Sammlung von Aulock erlaubt

    uns, die Stadt wieder in die Liste aufzunehmen, dies obendrein mit einer

    Silberprägung des 5. Jahrhunderts v. Chr. Herakleia am Sipylos wurde

    immer dem Distrikt Lydien zugerechnet. Tatsächlich lag die Stadt ge-

    rade in dem Bereich, wo Lydien, Aeolis und Ionien zusammenstießen,

    in einem Gebiet, das bald zu der einen, bald zu der anderen der drei

    Landschaften gehört haben kann. Für das 5. Jahrhundert spricht unsere

    Münze für eine nähere Zugehörigkeit zum aeolischen Gebiet.

    Nisa in Lykien

    2. Vs.: Männlicher Kopf r. im Lorbeerkranz.

    Rs.: Weiblicher Kopf (Artemis?) 1.; NIXE . . .

    AE 1.45

    SNG von Aulock

    Nr. 4373. Taf. 4, 11 (2 : 1).

    Diese kleine Bronzemünze wurde in Gömbe im zentralen Lykien er-

    worben. Etwa 10 km südlich von diesem Ort liegt das antike Nisa

    das

    durch diese Münze unter die münzprägenden Städte in Kleinasien auf-

    genommen werden kann. Der Stil der Prägung weist sie in das 2. oder

    das 1. Jahrhundert v. Chr. Der Typ der Vorderseite ist nicht ganz klar,

    da schwer auszumachen ist, ob der männliche Kopf bärtig ist oder nicht.

    Im ersten Fall, was wohl das wahrscheinlichste ist, stellt er Zeus vor,

    im entgegengesetzten Falle Apollon. Den weiblichen Kopf der Rückseite

    darf man wohl als Artemis ansprechen.

    4

    W. Ramsay, JHS 2 (1881), S. 296-7. Ganz verwirrend ist diese Inschrift RE VIII,

    s. v. Herakleia sowohl unter Nr. 13 als auch unter Nr. 14 erwähnt. Diese beiden

    Städte sind sicher identisch. Vgl. J. Keil, Jahreshefte des österr. Arch. Inst. XVI

    (1913), Beiblatt, Sp. 163-64 und L. Robert, £tudes Anatoliennes (1937), S. 111-118.

    Head, Historia Numorum (1. Ausg. 1887) S. 549.

    ° Fr. Imhoof-Blumer, Lydische Stadtmünzen (1897) S. 73-75. Bei Head, Historia

    Numorum, 2. Ausg. 1911, ist die Stadt dann ausgeschieden.

    7 In RE nicht erwähnt.

    Berichtigung:

    Tafelhinweis nach der Überschrift auf S. 77 lies (Tafel 4, 9-11) statt

    (Tafel 5, 9-10). In der 11. Zeile lies Taf. 4, 10 statt Taf. 5, 10 und in

    der 13. Zeile Taf. 4, 9 statt Taf. 5, 9.

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    Tafel 4

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