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it Publikationen in größeren Tageszei-tungen in Deutschland fing alles an.Am 15. August 1987 publizierte ,,Die

Welt", dass die grünen Eier der Hühner desGrafen Montgelas, Egglkofen, eine Choleste-rin-Sensation darstellen. ,,100 Gramm Eigelbder grünen Eier enthalten nur 244 MilligrammCholesterin", versicherte der Graf. lm Ver-gleich enthält ein übliches weißes Ei

1.600 Milligramm, so der Graf.Damit waren die grünen Eier die Sensation.

Denn zur damaligen Zeit herrschte eine Cho-lesterinhysterie. Verschiedene lndustriebran-chen machten das Cholesterin für die Erhö-hung der Arteriosklerose und das Herzinfarki-bzw. Schlaganfallrisiko verantwortlich. Damitwaren Eier für eine gesunde Ernährung indis-kutabel. Durch die grünen Eier konnte man je-doch wieder Eier essen, ohne zuviel Choleste-rin aufzunehmen. Das Geschäft mit den grü-nen Eiern boomte.

Dass die Cholesterinhysterie falsch war unddas Nahrungscholesterin keinen Einfluss aufArteriosklerose und Herzinfarkt bzw. Schlag-anfall hat, wusste man zwar schon damals,aber aus Profitsucht wurden diese Fakten

Ein Araucana-Ei wurde im Vergleich zu einemSeidenhuhnei (hellbraun) und einem Bergi-

lnzwischen ist auch bekannt, dass einhoher Cholesterinspiegel vor lnfektionenschützt. So haben gerade Tiere, welche in ei-

schen Kräherei (weiß) untersucht. Der Choles-teringehalt beim Araucana-Ei lag bei1.300 mg/100 ml, das Seidenhuhnei bei 1.785und das Kräherei bei 1.815 mg/100 ml. Aller-dings ist eine Analyse von drei Eiern in keinerWeise aussagekräftig.

Heute stellt sich die Frage zur Cholesterin-armut grüner Eier nicht mehr. lnzwischen wur-de die Cholesterinlüge entlarvt, auch wennbestimmte Kreise nach wie vor hartnäckig an-derweitige Fakten gezielt zur Gewinnmaximie-rung geschickt weiter zu verbreiten versu-chen.

lm Gegensatz zur Cholesterinlüge berichteteerst jüngst die bekannte Ernährungsexperlin Ul-rike Gonder, dass derjenige, der seinen Choles-terinspiegel senkt, keinesfalls länger lebt. Durchdie Senkung des Cholesterinspiegels durch ei-ne fettarme Diät, sofern sie gelingt, senkt sichdie Zahl der Herzinfarkte und Schlaganfällekaum und beeinflusst die Lebenserwartungnicht. U. Gonder schließt mit dem Fazit: ,,Wersich Eier und Speck verkneift, lebt nicht einenTag länger."

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nen Winterschlaf verfallen, einen ausgespro-chen hohen Cholesterinspiegel. Das in derVergangenheit zu Unrecht verteufelte, so ge-nannte LDl-Cholesterin inaktivied Gifte ver-schiedener Bakterien. Menschen mit hohemCholesteringehalt sterben seltener an lnfekti-onskrankheiten als Menschen mit keinem ho-hen Cholesteringehalt. U. Gonder führt weiteraus, dass niedrige Cholesteringehalte mit er-höhten Krebsraten einhergehen.

Nach diesen Erkenntnissen sind Eier nichtnur wie schon seit Urzeiten ein erstklassigesNahrungsmittel, sie können auch vor Herzin-farkt und Schlaganfall schützen. Das hängt mitder Fütterung der Hühner zusammen. Rasse-geflügelzüchter verfüttern reichlich Grünfutter"Die dadurch aufgenommenen reichhaltigen Vi-tamine gelangen in die Eier. Sie schützen dieGefäße vor negativen Einflüssen, wodurch einkörpereigenes Reparieren von Gefäßschädenunterbleiben kann. Dadurch wird auch der Ge-fäßverkalkung vorgebeugt, die an Reparatur-stellen ansetzen kann- Eier mit hohem Vitamin-

gehalt können sogar ,,Verkalkungen" inGefäßen auflösen, wenn ihr Vitamin-K,-Gehalt das dafür nötige, körperei-gene Matrix-Gla-Protein vollständigaktiviert.

Nichtsdestotrotz war die Choleste-rinlüge mit dem später einhergehen-den grünen Eierboom gerade für dieAraucana-Rasse, die extrem seltenwar, ein Segen, denn viele Hobby-und Rassegeflügelzüchter wolltendiese südamerikanische Rasse ha-ben. Da Araucanas immer mit Aus-lauf und intensiver Grünfütterunggehalten werden, produzieren sieseit Anbeginn ihrer Züchtung inDeutschland ersiklassige Eier mitwedvollstem Nähr-, Bio- und Mi-neralstoffgehalt. Dadurch sind Ar-aucana-Eier auch ohne niedrigemCholesteringehalt bzw. geradedeswegen zu empfehlen. mvl

gerne verschwiegen oder geleugnet. lnzwi-schen hat u. a. der Arzt U. Ravnskov aufge-deckt, wie durch Manipulationen, statistischeTricksereien und unzulässige lnterpretationendie Cholesterinlüge entstehen konnte, heuteaber nicht mehr haltbar ist.

Letztlich nutzen die Produzenten der grü-nen Eier die geschürte Volksangst vor Choles-terin (oft unwissentlich) aus und verkauften ih-re Eier zu hohen Preisen. ln deutschen Hotelskamen die grünen Eier für 1,20 DM (60 Cent)auf den Tisch. lm Münchener Feinkostge-schäft Käfer wanderten die Eier für 70 Pfennig(35 Cent) über die Ladentheke.

Bald schaltete sich die Wissenschaft einund relativierte einige absatzfördernde Cho-lesterinbehauptungen. Zwar ergab eine Unter-suchung an der Universität Gießen einen 14-prozentig geringeren Cholesteringehalt beimgrünen Ei gegenüber einem weißen (bezogenauf 60-Gramm-Eier), doch Untersuchungenim Jahr 1991 von Prof. S. Scholtyssek, Stutt-gart, und Dr. K. Damme, Grub, ergaben ge-genteilige Aussagen. Die Ergebnisse offenbar-ten, dass die grünen Eier bedeutend mehrCholesterin hatten als brauneoder weiße. Dieses bestätig-ten auch Untersuchungenaus den USA, die bereits in

den 1970er und 1980er Jah-ren gemacht worden waren.Damit ebbte die Nachfragezwar ab, aber bis heute wirdgemeinhin mit der grünen Eier-farbe ein geringerer Choleste-ringehalt gleichgesetzt.

An Rassehühnern wurde le-diglich auf private lnitiative eineEi-Analyse durchgeführt an ei-nem humanmedizinischen Labor.

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10 Geflügel-Börse 15/2oos 126. Jahrgang ffiw