Engagiert
Adina Rom redet Klartext vor der UNO
Motiviert
Marilen Dürr entwirft coole T-Shirts
Talentiert
Guptara-Zwillinge landen einen Bestseller
Traumjob Topmodel?Ein Kurztrip nach New York, ein Fotoshooting in Paris – doch auf dem Laufsteg wird einem nichts geschenkt
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magazin für schule und studium
Finden Sie heraus, was zu Ihnen passt:Am Infotag der Universität St.Gallen.
7. Aprilnächster Infotag
Anmeldung und Programm:www.infotag.unisg.ch
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Universität St.Gallen (HSG) l Dufourstrasse 50 l 9000 St.Gallen, SchweizTel. +41 (0)71 224 37 02 l www.unisg.ch l E-Mail: [email protected]
Sie haben ein Ziel. Hier ist der Start.
Informationstage für Maturandinnen und Maturanden7. April 2009, 10-17h
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Studieren Sie Betriebsökonomie oder Wirtschaftsinformatik! Bachelor in Business Administration (in Luzern oder Zug)Vollzeit oder berufsbegleitend mit den Studienrichtungen: Controlling & Accounting, Finance & Banking, Immobilien, Kommunikation & Marketing, Management & Law, Public Management & Economics, Tourismus & Mobilitätwww.bachelor-wirtschaft.hslu.ch, [email protected]
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Passivrauchen schadet. Die Zukunft ist rauchfrei.
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Nächste Informationsveranstaltungen– mit gymnasialer Matur 16. April 2009, 18.30 h– ohne gymnasiale Matur 13. Mai 2009, 18.30 h
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umzusetzen. »
Adrian Moser, Primarlehrer
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Das Foto stammt vom 28-jährigen Fotokünst-
ler Mladen Penev. In seinen Arbeiten setzt er
sich immer wieder kritisch mit der Konsumge-
sellschaft auseinander. Mehr von Mladen gibts
auf Seite 66.
das fängt ja gut an
4
5
TRENDIGSeit knapp zwei Jahren gibt es «aweebit.ch», ein trendiges
T-Shirt-Label aus Basel. Die sieben kreative Köpfe dahinter
sind zwischen 16 und 23. «Von allem Anfang an war für uns
klar, dass wir nicht nur coole und preiswerte Ware anbieten
wollen, sondern dass unsere Textilien auch umweltgerecht
und zu fairen Bedingungen hergestellt werden müssen»,
sagt Marilen Dürr, kreativer Kopf des Unternehmens.
ENGAGIERT Die 20-jährige Schneiderin Silvia Mettler träumte schon immer ein-
mal davon, in einem Land der Dritten Welt zu leben. Als sie davon
hört, dass in einer Schneiderinnenschule in Togo eine Praktikantin
gesucht wird, bewirbt sie sich. Die Grosszügigkeit der Einwohner,
die selbst kaum etwas besitzen, berührt sie: «Die ganze Dorfbevöl-
kerung begrüsst mich mit Trommeln und Rasseln. Mir wird das kom-
fortabelste Bett im Dorf angeboten.»
topstory 22 GLAMOURÖS Traumjob Topmodel report 19 TRENDIG A wee bit of fashion and fair trade
38 ENGAGIERT Schweizer „Youth Rep“ haben an der UNO etwas zu sagen reportage 45 TOGO Erdnüsschen zum Zmorge, Maisbrot zum Znacht
49 RUMÄNIEN Haus Nummer 11 portrait 52 TALENTIERT Zwei Brüder, eine Geschichte kurzgeschichte 14 AUSGEHEN Eine Party voller Spass
17 TANZEN Wochenende
32 FARBLOS Gelb
36 KINDERSOLDAT Der Feind
56 FÜGUNG Taucher
59 GLÜCKSGEFÜHL Aus der Ferne und doch so nah lyrik 60 MUNDART + Co. Wortspielereien umfrage 12 NUR EINE FRAGE Was musst du unbedingt noch erleben? service 8 planet tango humor 4 DAS FÄNGT JA GUT AN Mladen Penev
66 DAS HÖRT JA GUT AUF Mladen Penev
34 aufruf
10 impressum
inhalt
6
19
45
Die Fragen, die Adina Rom seit langem beschäfti-
gen, haben globale Dimensionen: Welche Antworten
gibt es auf gewaltsame Konflikte, Armut und Hun-
ger oder die Klimaerwärmung? Und was kann man
als junger Mensch dagegen tun? Adina fand einen
vielversprechenden Ansatz: Sie setzt sich als «Youth
Rep» dafür ein, dass die Jugend eine Stimme in der
UNO hat. Die Worte, die die Zürcherin dann an die
UN-Generalversammlung in New York richtete, waren
unmissverständlich: «Fast die Hälfte der Jugendlichen
dieser Welt müssen mit weniger als zwei Doller am Tag
auskommen, sie leiden Not und können ihre Grund-
bedürfnisse wie Essen, Trinken und Schafen nicht
befriedigen, geschweige denn ihre Träume und Wün-
sche verwirklichen.» An einer Kundgebung mit dem
UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon doppelte sie nach:
«Es ist die Verpflichtung von uns allen, Rahmenbedin-
gungen zu schaffen, die eine gerechtere Verteilung der
Ressourcen ermöglicht.» Aber Adina redet nicht nur,
sie handelt auch. Unter anderem gründete sie den
Verein «Together Against Malaria» und versucht in
Workshops, junge Mitstreiter/-innen im Kampf für eine
bessere Welt zu finden. Mehr dazu auf Seite 38.
Wir freuen uns über alle Einsendungen und Zuschriften,
die wir erhalten! In tango darfst du die Themen auf-
greifen, die dich besonders interessieren und betreffen.
Wir brauchen dich. Ob als Geschichtenerzähler/-in, als
Fotograf/-in, als Journalist/-in oder als Cartoonist/-in –
in tango hat vieles Platz, vorausgesetzt, dein Beitrag
ist gut geschrieben und auch für andere Schüler/-innen
spannend. Beachte unseren Aufruf zum Mitmachen in
der Heftmitte. Wir freuen uns auf deinen Beitrag!
Markus Isenrich
Moni Rimensberger gestaltete tango. Gerne schaut sie
sich Filme in Alternativkinos an, geniesst den Spazier-
gang zu oder von der Ar-
beit, um den Kopf zu lüf-
ten, ist ein Nachtmensch
und findet das St.Galler
Klosterbräu eines der
besten Biere.
GLAMOURÖSEin Leben im Luxusloft, ein Kurztrip
nach New York, ein Shooting für die
«Vogue», eine Fashion Show mal
schnell in Mailand oder Paris – wer
wünschte sich nicht ein Leben à la
«Germany’s next Topmodel»? Doch
wer auf dem Laufsteg gross heraus-
kommen will, muss viel Durchhalte-
willen zeigen, erklärt Zineta Blank,
Inhaberin der internationalen Agen-
tur «Visage» in Zürich, die rund 150
weibliche und 70 männliche Models
unter Vertrag. tango hat bei ihr nach-
gefragt und präsentiert einige Shoo-
tingstars.
TALENTIERTZwei Brüder, eine Geschichte: Mit ihrem 720 Seiten starken Fantasy-Epos
«Calaspia. Die Verschwörung» landen die in der Schweiz lebenden 20-Jähri-
gen Zwillinge Suresh und Jyoti Guptara einen Bestseller. Nachdem sie an rund
100 Lesungen das Buch vorgestellt haben, stellen sie nun an der Leipziger
Buchmesse den zweiten Teil ihrer Triologie vor. tango porträtiert die beiden
Schriftsteller.
ciao
722
52
Betrug aufgedecktDie 17-jährige Sabinne Langhart von
der Kantonsschule Rychenberg brachte
es ans Licht: Ein bekanntes Marktfor-
schungsinstitut fälschte Umfragen. Die
Schülerin arbeitete oft abends in einem
Callcenter und erlebte dort Haarsträu-
bendes. War es schwierig, für eine Tele-
fonbefragung genug Personen zu finden,
wurde sie von den Vorgesetzten ange-
wiesen, Interviews zu frisieren oder gar
zu erfinden. Weil sie zudem erkannte,
dass die temporär angestellten Schüler/-
innen ausgebeutet wurden, verlangte
sie bei ihrer Chefin eine Aussprache,
wo sie aber nur abgekanzelt wurde. Die
Gymnasiastin informierte daraufhin die
Medien. Das Callcenter musste die Fäl-
schungen zugeben, die Führungskräfte
wurden entlassen.
GUT ZU wISSEN
warum summen Mücken?Das Geräusch hat einen tieferen Sinn – es geht um
Sex. Das Geräusch der männlichen Mücken liegt bei
einer Frequenz von etwa 600 Hertz. Dagegen kommen
die Weibchen nur auf 550 Hertz, weil sie ein wenig
langsamer mit den Flügeln schlagen und daher ein tief-
eres Geräusch erzeugen. Dieses Zeichen von Weiblich-
keit wirkt auf Mückenmänner unwiderstehlich.
planet tangoplanet tango
service
8
GUT ZU wISSEN
warum wachsen Fussnägel langsamer als Fingernägel?
Ganz einfach, weil die Füsse so weit weg sind vom Zentrum
des Körpers. Nährstoffe brauchen länger, bis sie «da unten»
angekommen sind, deshalb ist die Zellteilung dort langsamer
und damit auch die Verhornung der Haut, aus der die Nägel
entstehen. Fingernägel wachsen bis vier Millimeter im Monat,
Fussnägel nur einen.
Rettung vor Ölkatastrophen?Fliessen grosse Mengen Öl aus einem Tanker ins Meer, kommt es zu einer Umweltkatastrophe. Daniel Duner, 21,
aus Adligenswil, Flavio Wirth, 21, aus Ebikon und Matthias Zurmühle, 20, aus Buchrain haben nach einer Lösung
gesucht und konnten nach rund einem Jahr Arbeit eine interessante Lösung präsentieren: Bei ihren praktischen Ver-
suchen fanden die Jungforscher nämlich heraus, dass Schweröl mittels eines von ihnen entwickelten Vlies aus dem
Wasser gefischt werden kann, denn das Öl klebt wie Honig an dem stoffartigen Gewebe. Am Computer entwickelten
die drei Lehrlinge der Firma Schindler eine Konstruktion, die an Frachtschiffe montiert werden kann und dort das
Öl abschöpft. Damit könnte bei Ölkatastrophen im Meer Soforthilfe geleistet werden, bevor sich das Öl verbreitet
und grosse Schäden an der Umwelt anrichtet. Die Arbeit wurde von «Schweizer Jugend forscht» ausgezeichnet, nun
steckt das Trio in Verhandlungen mit Interessenten.
9
Yes, we canWer zum ersten Mal eine Matura-, Fach- oder
Semesterarbeit schreibt, sitzt oft ratlos am Schreib-
tisch. Greenpeace hat nun einen handlichen
Leitfaden und verschiedene Merkblätter zusam-
mengestellt, um Schwierigkeiten zu meistern.
Zudem gibt es eine praktische Themenliste für
all jene, die sich mit ökologischen und umwelt-
politischen Themen auseinandersetzen möchten.
rubrik planet tango
Verlag, Redaktion, Anzeigen tango magazin für schule und studium Postfach 2133 9001 St. Gallen Telefon 076 513 28 57 Fax 071 310 13 17 [email protected]
MitarbeiterInnen dieser Ausgabe Jeanine Ammann Marilen Dürr Eveline Hanns Christian Hug Markus Isenrich Anik Kohli Thomas Linke Silvia Mettler Rick Noack Mladen Penev Alexandra Preopudis Mirjam Richner Harun Roci Caroline Röhrl Michèle Schenker Veronica Scherrer Sarah Stucki Nadine Zybach
Korrektorat Peter Litscher
Gestaltung Moni Rimensberger
Bild Titelseite Yuri Arcurs istock.com
S.15 Nitrolaus photocase.com
S.16–17 Jan Ulrich photocase.com
S. 36 Jack Simanzik photocase.com
S. 45 Peeter Viisinaa istock.com
S. 56–57 Simon Gurney istock.com
S. 60, 61, 63 monopohl photocase.com
Druck AVD Goldach Sulzstrasse 10 9403 Goldach
Auflage 26‘000 Exemplare
Abonnement Einzelausgabe: Fr. 5.– Jahresabonnement: Fr. 10.–
Erscheinungsweise halbjährlich (15. März / 15. September)
Redaktions- und Anzeigenschluss 15. Februar / 15. August
impressum
10
was lange gärt, wird endlich gutSchon als 13-Jähriger versucht sich der Urstermer Andy
Pfister als Bierbrauer: In Mutters Küche wird Emmer in der
Kaffemühle geschrotet und anschliessend mit dem Bun-
senbrenner zum Kochen gebracht. Um die Flüssigkeit vom
Getreide zu trennen, nimmt er ein feines Baumwolltuch,
durch das er den heissen Brei quetscht. Die Brüher versüsst
er mit einem Kilo Zucker, gibt einen Klumpen Hefe dazu
und füllt das Gebräu in Flaschen. Einige Tage später ist
die Gärung abgeschlossen, Andy öffnet begeistert die ers-
te Flasche: Ein Knall, eine weisse Schaumfontäne und die
Flasche ist leer. Dafür tropft eine vergorene Mehlsuppe von
der Küchendecke. Auch der zweite Versuch endet katastro-
phal, und das Bier überschwemmt die Garage. Enttäuscht
gibt Andy das Brauen für den Moment auf und widmet
sich anderen Hobbys. Doch nachdem er einige Motorräder
revidiert, seine Begeisterung fürs Comiczeichnen entdeckt
und die Schule abgeschlossen hat, zieht es ihn wieder in
die Braustube. Diesmal mit Erfolg. Sein „Ustermer Schloss-
bräu“ verkauft sich bestens und trinkt sich noch besser.
Womit der 17-jährige Polytechniker-Lehrling zum vermut-
lich jüngsten Bierbrauer der Schweiz avanciert ist.
Mutiger Fasnächtler rettet Leben
Fasnacht in Luzern: Um 2 Uhr mor-
gens zieht der eingefleischte Guggenmu-
siker Christian Lüthi mit seinen Kolle-
gen durch die Gassen. Plötzlich hört er
Schreie. Ein 16-Jähriger ist beim Pinkeln
in den Fluss gefallen. Ohne zu zögern,
springt der 22-jährige Automechaniker
in die fünf Grad kalte Reuss. Eine Tem-
peratur, die nach spätestens zehn Minu-
ten lebensgefährlich wird. Lüthi gelingt
es, den Jugendlichen zu packen und ans
Ufer zu bringen. Für seinen beherzten
Sprung ins kalte Wasser wurde er von
der Zeitschrift «Beobachter» für den
Prix Courage nominiert.
Foto
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N u r e i N e F r a g e !
Was musst du unbedingt noch erleben?
Wofür bist du dankbar?
N u r e i N e F r a g e !
Manuel, 17, Luzern: «Den Rest meines Lebens!»
Roman, 19, Ossingen: «Ein AC/DC-Konzert!»
Sonya, 17, Uster: «Ein Date mit Peach Weber.»
Caaroo, 17, Kaiseraugst: «Ein Tag ohne Panne …»
Trööx, 17, Villmergen: «…dass der FC Basel Konkurs geht. »
Aline, 17, Wittenbach: «Für die Erfindung von Schokolade.»
Anja, 17, Zürich: «Für die Entwicklung des Grünzeugs.»
Sandra, 17, Sumvitg/GR: «Für meine Lehrstelle.»
umfrage
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N u r e i N e F r a g e !
Wen Würdest du gerne kennenlernen?
Welches ist das sportlichste tier?
Wann hast du dich zum ersten mal so richtig alt gefühlt?
Vanessa, 17, Winterthur: «Mich selbst in 20 Jahren. Um zu sehen, ob ich Angst vor der Zukunft haben muss.»
Linda, 17, Illnau: «Man ist doch so alt, wie man sich fühlt …»
Andreas Frey, 18: «Die Ente – sie schwimmt, läuft und fliegt.»
Christian Egli, 17: «Also beim Sex die Schildkröte, glaub’ ich …»
Simon, 17, Zürich: «Mike Shiva – den würde ich ganz schön fertigmachen.»
Didi, 18, Rapperswil: «Ich kenne alle, die ich kennen muss.»
Felix, 17, Gossau: «Bei der Geburt.»
Sandro, 19, Wittenbach: «Als ich zum ersten Mal die AHV zahlen musste.»
Nikolina, 17, Zürich-Altstetten: «Als ich das Kind meines Cousins in den Kindergarten brachte.»
Enrico, 17, Baden: «Als ich mich das erste Mal rasiert habe.»
Cyrill Bochsler, 17: «Der Pavian – eindeutig»
Zafer Ünal, 19: «Die Ameise vielleicht?»
Priska Halter, 17: «Der Windhund!»
13
Veronica Schärer
Du wirfst deinen Bleistift absichtlich auf den
Boden. Nun nimmst du auch den unschuldigen
Radiergummi in deine vom Schreiben verkrampf-
ten Hände. Du beisst mit der ganzen Kraft deiner
Zähne in den vom Radieren warmen Gummi,
dann schmeisst du auch den vor deine Füsse und
starrst gebannt auf den Boden. Du siehst das Par-
kett, das deine Eltern für dein Zimmer ausgesucht
haben. Wie viele Stunden hast du wohl schon in
diesem Raum damit verbracht, ein vernünftiger,
fleissiger Mensch zu sein?
Dein einige Jahre älterer Bruder steckt den Kopf
zu dir ins Zimmer. Dein erster Gedanke ist es, ihn
sofort wieder aus dem Raum zu verbannen, doch
da steigt dir ein angenehmer männlicher Duft in
die Nase. «Gehst du noch weg?», murrst du lei-
se, um ihm kein Kompliment machen zu müssen.
«Ja, komm doch mit, du siehst aus, als bräuchtest
du eine Abwechslung», entgegnet dir dein Bruder,
der heute gut aussieht. Du stehst auf, diese Bewe-
gung deutet dein Bruder als Zustimmung. Er ruft
nur noch: «In zehn Minuten in meinem Auto.»
«Toller Typ, der da», flüsterst du kichernd ins Ohr deiner Freundin, die du seit drei
Minuten kennst.
Eine Party voller Spass
«Wie alt?», fragt ein kahler, breitschultriger Mann. «Achtzehn», lügst du, und diese Lüge erweist sich als deine Eintrittskarte.
kurzgeschichte
Mit den Vollzeit- oder Teilzeit-Bachelorstudiengängen können Sie Ihre Ausbildung gezielt auf Ihre berufichen Zukunftspläne ausrich-
ten und Ihr Studium in den gewünschten Richtungen praxisnah abschliessen:
Betriebsökonomie in General Management, International Management oder Wirtschafts informatik
Pflege in Management und Public Health oder Clinical Nursing
Sozial arbeit und Sozialpädagogik
Weitere Informationen und InformationsanlässeFHS St.Gallen, Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Tel. +41 71 274 36 40, [email protected], www.fhsg.ch/bachelor
Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO www.fhsg.ch
Einspuren in meine ZukunftBachelor of Science an der FHS St.Gallen
© F
HS S
t.Gal
len
14
Mit den Vollzeit- oder Teilzeit-Bachelorstudiengängen können Sie Ihre Ausbildung gezielt auf Ihre berufichen Zukunftspläne ausrich-
ten und Ihr Studium in den gewünschten Richtungen praxisnah abschliessen:
Betriebsökonomie in General Management, International Management oder Wirtschafts informatik
Pflege in Management und Public Health oder Clinical Nursing
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Weitere Informationen und InformationsanlässeFHS St.Gallen, Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Tel. +41 71 274 36 40, [email protected], www.fhsg.ch/bachelor
Mitglied der Fachhochschule Ostschweiz FHO www.fhsg.ch
Einspuren in meine ZukunftBachelor of Science an der FHS St.Gallen
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HS S
t.Gal
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Du weisst gar nicht, warum du über-
haupt eingestiegen bist, wahrscheinlich
war es einfach dieses Verlangen, alles
wenigstens für einen Augenblick zu
vergessen, dein Gehirn auf Leerlauf zu
schalten und irgendwo in ein Becken
voller Spass zu springen und darin zu
ertrinken.
«Wie alt?», fragt ein kahler, breit-
schultriger Mann. «Achtzehn», lügst du,
und diese Lüge erweist sich als deine
Eintrittskarte und als dein Zugangscode
für alle beliebigen Suchtmittel. Dein
Blick schweift durch die Menge, als dein
Bruder dich allein stehen lässt, da er ei-
nen seiner Freunde erblickt hat. Viele
fröhliche Menschen. Du fragst dich, ob
«fröhlich» gleich «glücklich» ist. Du ver-
wirfst diese Frage bald wieder, genauso
wie du all die kommenden Fragen nahe-
zu abwürgst, die dir dein Kopf in dieser
Nacht stellt. Alle frohen Menschen in
diesem Raum haben einen Drink in der
Hand, deshalb besorgst du dir auch ei-
nen. So passt du schon viel besser in die
Szene.
Du verlässt die schön geschmückte
Bar und folgst der ohrenbetäubenden
Musik. Vor dir räkelt sich ein riesiger
menschlicher Apparat. Du siehst krei-
sende Arme, schüttelnde Köpfe und
stampfende Beine. Die Neugier befällt
langsam und fast unmerklich deinen
Körper, sodass du dich nur mit kleinen,
zögerlichen Schritten deinem Ziel nä-
herst. Sobald du ein Teil des Apparats ge-
worden bist, dringt die Musik in deinen
Körper ein. Der Beat der rhythmischen
Komposition wird eins mit dem schmer-
zenden Pochen deines nach Spass lech-
zenden Herzens. Dein Kopf beginnt sich
nun auch zu schütteln, deine Arme zu
schwingen und deine Füsse zu stamp-
fen. «Das macht Spass», kreischst du
und winkst deinem Bruder mit breitem
Grinsen zu. Doch ist das wirklich dein
Bruder, der mit ausgestreckten Beinen
auf dem Boden liegt und seine Hände
nach einem imaginären Gegenstand aus-
streckt?
«Toller Drink», gurrst du, und deine
Augen werden glasig. Ein Gefühl von
Unbesiegbarkeit und Mut steigt in dir
hoch. Du fühlst dich unwiderstehlich
und bewegst dich lasziv, weil du weisst,
dass dies Reaktionen beim anderen
Geschlecht auslöst. «Toller Typ, der
da», flüsterst du kichernd ins Ohr dei-
ner Freundin, die du seit drei Minuten
kennst. Ein anderer streift plötzlich mit
seiner rauen Hand über deine schnee-
weissen Beine. Jetzt wird dir zudem klar,
dass du nirgends sonst so leicht einen
Kuss bekommen kannst. «Hier ist es
himmlisch», sagst du zu ihm, um etwas
Abwechslung in die Küsserei zu bringen.
Als du versuchst, seine Augenfarbe zu
erkennen, sagt er in einem eindeutigen
Ton:» Wenn es dir schon hier so gut ge-
fällt, dann bringe ich dich jetzt an einen
Ort, der diese Nacht unvergesslich für
dich machen wird ...» Du stehst auf.
Veronica Schärer, 18, aus Küttigen, besucht die Alte Kantonsschule Aarau und möchte nach
der Matura Medizin studieren. «Ich bin ein äusserst aktiver Mensch und möchte ständig in Be-
wegung sein oder Dinge in Bewegung bringen. Ein Zitat, das ich mir immer vor Augen halte:
‹Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden.›»
Wahrscheinlich war es einfach dieses Verlangen, dein Gehirn auf Leerlauf zu schalten und irgendwo in ein Becken voller Spass zu springen und darin zu ertrinken
eine party voller spass
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Sarah Stucki
Tanze, Kind, tanze. Ich spüre meine Füsse nur noch knapp,
mein Körper bewegt sich wie von allein. Ich bin nicht mehr
ich, ich bin ein Teil der Musik, bin durchtränkt von ihr, atme
und lebe sie. Bildfetzen ziehen an mir
vorbei, Farben vermischen sich. Völ-
liges Loslassen vom Alltag, Vergessen
der Realität. Das ganze Universum ist
ein vibrierendes Etwas, voller Leben
und Energie. Alles ist in einer gött-
lichen Symmetrie angeordnet, alles
hat einen Sinn, nichts ist umsonst. Ich schwinge auf einer hö-
heren Ebene, gehe vollkommen in der Musik auf. Tanze Kind,
tanze weiter. Vergesse alles Unwichtige.
Da steht er plötzlich vor mir: «Hey, schöne Frau …», haucht
er mir ins Ohr. Ich schaue in seine blaugrünen Augen … Blau-
grün. Wie ein See, so tief. Ich verliere mich darin, sehe in das
Labyrinth seiner Seele. Hunderte von Gängen, verwirrend, un-
ergründlich. Er streicht mit seiner weichen, feinen Hand mei-
nen Körper entlang. Ein Kribbeln
auf meiner Haut. Ich spüre, wie
sie sich anschleicht, die Liebe,
sich durch die Rippen schlängelt,
mir ins Herz sticht, während es
im Hinterkopf flüstert: «Er spielt
mit dir, benützt dich, lass es
sein!» Doch ich tauche wieder ein in die Harmonie aus Musik
und seinem Körper an meiner Seite, fliege weit, weit weg an
einen Ort der absoluten Glückseligkeit. Tanze, Kind, tanze …
und träume schon wieder vom nächsten Wochenende.
Sarah Stucki, 19, aus Nussbaumen, besucht die Kantonsschule Wettingen. Sie inter-
essiert sich für Kunstgeschichte, Musik und Literatur und sagt von sich: «Ich bin eine
Querdenkerin, manchmal etwas kompliziert und stur, und mag es, über den Wolken
zu schweben und sich über Gott und die Welt den Kopf zu zerbrechen.»
Tanze Kind, tanze weiter. Vergesse alles Unwichtige.
Bildfetzen ziehen an mir vorbei, Farben vermischen sich. Völliges Loslassen vom Alltag, Vergessen der Realität.
Bildfetzen ziehen an mir vorbei, Farben vermischen sich. Völliges Loslassen vom Alltag, Vergessen der Realität.
Wochenende
17
Ökonomie an der Uni Luzern
TheologieKultur- und SozialwissenschaftenRechtswissenschaftBachelor-Broschüre unter www.unilu.ch/bachelor
Universität Luzern Pfistergasse 20, CH-6003 Luzern | T 041 228 55 10 | www.unilu.ch
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juniorbanking_banner_182x132:juniorbanking_banner_182x132 4.8.2008 7:39 Uhr Seite 1
A wee bit of fAshion And fAir trAdeSeit knapp zwei Jahren gibt eS «aweebit.ch», ein trendigeS t-Shirt-LabeL auS baSeL. die Sieben kreativen köpfe dahinter Sind zwiSchen 16 und 23. «von aLLem anfang an war für unS kLar, daSS wir nicht nur trendige und preiSwerte ware anbieten woLLen, Sondern daSS unSere textiLien auch umweLtge-recht und zu fairen bedingungen hergeSteLLt werden müSSen», Sagt mariLen dürr, kopf deS Jung-unternehmenS.
report
19
a wee bit of fashion and fair trade
20
Von oben links nach unten rechts:
Agnes Schubert, 19, macht nach bestandener Matura erst einmal ein Zwischenjahr.
Sie interessiert sich für Musik und Tanz.
Andreas Siegrist, 23, absolviert ein Bachelorstudium Informatik an der Fachhoch-
schule Nordwestschweiz. Hobbys: Musik, Fotografieren, Astronomie.
Nicolas Schmutz, 21, orientiert sich beruflich gerade neu. Seine Leidenschaft gilt
dem Schlagzeugspielen in verschiedenen Bands.
Frederick Dürr, 16, besucht das Gymnasium Leonhard in Basel.
Ansonsten: Schlagzeuger in der Indie-Rock-Band «Wie like white shoes».
Valentin Schubert, 18, besucht das Lycée Denis-de-Rougemont.
Hobbys: Musik und Design.
Marilen Dürr, 19, absolviert ein Bachelorstudium in Wirtschaft an der Uni Basel.
Hobbys: Sport, Theater, Nähen.
Raoul Dürr, 19, fehlt auf dem Foto, denn er weilt in Berlin. Er liebt Breakdance.
Marilen Dürr
Seit knapp zwei Jahren gibt es «aweebit.ch», ein
trendiges T-Shirt-Label aus Basel. Dahinter stecken
meine Brüder Frederick und Raoul, die Freunde
Agnes Schubert, Nicolas Schmutz und Andreas
Siegrist und ich selbst. Seit wir im Sommer 2007
unsere Ferien zusammen verbrachten und auf die
Idee kamen, ein eigenes T-Shirt-Label zu gründen,
designen wir in unserer Freizeit Shirts, Pullis und
Hoodies.
«A wee bit» ist ein schottischer Ausdruck und
meint «ein ganz kleines bisschen». Der Name ist
gut geeignet als Label für Klamotten mit unter-
schiedlichem Druck. Die ersten Shirts nannten wir
zum Beispiel «a wee bit of music» oder «a wee bit
different».
Wir versuchen, möglichst coole und ausgefal-
lene Motive zu entwerfen. Diese werden jeweils
im ganzen Team diskutiert, verfeinert und für den
Druck bearbeitet. Bis
alle mit einem Motiv
zufrieden sind, kann
es ziemlich dauern,
denn Raoul lebt mitt-
lerweile in Berlin und
Valentin in Neuenburg – aber die Diskussionen
sind wichtig, und die Motive sollen ja auch ein brei-
tes Publikum ansprechen.
Von allem Anfang an war uns klar, dass wir nicht
nur trendige und preiswerte Ware anbieten wollen,
sondern dass unsere Textilien auch umweltgerecht
und zu fairen Bedingungen hergestellt werden müs-
sen. Die Zusammenarbeit mit dem Label «Fruit of
the Loom» ermöglicht dies, ist doch das Label be-
strebt, die höchsten Umwelt- und Ethiknormen in
seinen weltweiten Betrieben um- und durchzuset-
zen. Zudem sind wir selber ganz begeistert von den
stylishen Schnitten und modischen Farben ...
Zunächst waren es nur unsere Freunde und
Bekannte, die unsere Shirts bestellten und sie be-
geistert trugen. Aber der Erfolg kam schnell. Um
unser Label besser bekannt zu machen, schmissen
wir unter anderem eine «New Collection Party», an
der gegen 200 Leute teilnahmen, von denen viele
noch am selben Abend ihr erstes aweebit.ch-Shirt
bestellten. Mit der
Zeit wurden wir von
verschiedensten Sei-
ten immer häufiger
nach neuen Motiven
gefragt, erst recht
seitdem man auf unserer Homepage die neue Kol-
lektion ansehen und mit wenigen Mausklicks be-
quem bestellen kann.
Nebst immer neuen Motiven haben wir in der
Zwischenzeit auch das Sortiment erweitert. Neu
bieten wir nun auch für Frauen Polo-Shirts und für
Männer zweifarbige T-Shirts an, und bereits pla-
nen wir neue Überraschungen. Es gibt viel zu tun,
aber genau deshalb macht uns unsere Arbeit so viel
Spass!
biS aLLe mit einem motiv zufrieden Sind, kann eS
ziemLich dauern.
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«Der Weg zur Vernunft führt über Das herz»
rebekka Martic, 16
Die ruhige und sensible gymnasiastin macht ganz vieles ganz gern: malen zum beispiel
oder Musik hören oder aber auf den flohmarkt gehen oder in alten Vogue-heften
blättern. Klar, dass ihr neben der schule wenig zeit für sich selbst bleibt,
deshalb beneidet sie auch ein wenig ihren Kater alex, «der hat so ein unbeschwertes
Leben». lhr Lebensmotto: «Der Weg zur Vernunft führt über das herz.»
topstory
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ein Leben im Luxusloft , ein Kurztrip nach new York, ein shooting für die «Vogue» – wer wünschte sich nicht ein Leben als topmodel? Doch wer auf dem Laufsteg gross herauskommen will, muss klein anfangen und viel Durchhaltewillen zeigen, erklärt zineta blank, Inhaberin der internationalen agentur «Visage». anja Dällenbach und rebekka Martic erzählen aus ihrem Model-alltag.
Traumjob topmodel?
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TANGO-FACTS
Jedes Jahr wird ein frisches gesicht zum Schweizer ford Supermodel gewählt. während der männliche gewinner einen modelvertrag bekommt, darf die gewin-nerin des wettbewerbs die Schweiz am grossen weltfinale in new York vertreten und hat dabei die chance auf einen kontrakt über 250'000 dollar. Leute wie christy turlington, Jerry hall oder die Schweizerin Jennifer ann gerber began-nen ihre karriere auch mit diesem wett-bewerb. – visage hat rund 150 weibliche und 70 männliche models unter vertrag. interessent(inn)en können sich direkt bewerben: www.visage.ch
vielleicht der Freund Geburtstag hat ...
unD WIe sIeht eIn norMaLer arbeItstag für DIe In-haberIn eIner InternatIonaLen agentur aus?
Ab 9 Uhr bin ich in der Agentur und werde sie nicht vor 21
Uhr verlassen. Hinzu kommen Einladungen an Veranstaltun-
gen oder zum Dinner. Während des Tages empfange ich häufig
Models und Kunden, mache Medienarbeit, Telefone, checke
Mails ... – Ich arbeite durchschnittlich an sechs Tagen in der
Woche.
hört sIch stressIg, aber aufregenD an. PfLegen sIe PersönLIchen KontaKt zu Den MoDeLs, oDer Ist es eIne arbeItsbezIehung?
Ich lege sehr viel Wert auf die persönliche Betreuung mei-
ner Models. Das ist mir sehr, sehr wichtig.
Was Ist Ihr berufLIches zIeL?Ich würde gerne einmal eine Agentur in New York leiten.
New York ist die Stadt der Träume und wo Träume wahr wer-
den. Wenn man den Durchbruch in New York geschafft hat,
hat man es überall geschafft.
Interview: Harun Roci
frau bLanK, sIe begegnen auf Der strasse eIneM WunDerschönen MäDchen. WIe reagIeren sIe?
Es kann schon einmal vorkommen, dass mir ein Mädchen
auf der Strasse auffällt und ich es anspreche. Dann frage ich
gewöhnlich zuerst nach ihrem Alter und ob sie bereits Model
ist. Wenn nicht, biete ich ihr meine Visitenkarte an, sodass sie
sich bei Interesse bei mir melden kann. Sollte sie nicht volljäh-
rig sein, spreche ich mich mit den Eltern ab.
WIe KoMMen sIe sonst zu neuen MoDeLs?Wir bekommen das ganze Jahr hindurch Einsendungen.
Dazu gibt es Empfehlungen von Bekannten.
WeLche ratschLäge geben sIe Ihren nachWuchs-MoDeLs auf Den Weg?
Das Wichtigste ist, dass sie schnell realisieren, dass es sich
beim Modeln um sehr harte Arbeit handelt. Ein Model soll
also nicht nur gut aussehen, es muss auch Charakter und Per-
sönlichkeit mitbringen. Es muss wirklich wollen und bereit
sein, alles dafür zu tun.
bLeIbt Da überhauPt zeIt für Das PrIVatLeben?Nur mit Einschränkungen, denn der Job bringt viel Stress
und Forderungen mit sich. Wenn an einem Sonntag ein Cas-
ting für eine tolle Kampagne ansteht, dann muss das Model
bereit sein, einen privaten Termin abzusagen – auch wenn
Die gebürtige Kroatin Zineta Blank arbeitete
jahrelang als Model. Seit 12 Jahren leitet sie
die Modelagentur Visage in Zürich. Sie hat
rund 150 weibliche und 70 männliche Models
unter Vertrag.
Harun Roci, 18, aus Rorschach,
blickte im Rahmen einer Projekt-
woche seiner Schule hinter die
Kulissen von «Visage». Der Wirt-
schaftsmittelschüler sagt von sich:
«Ich bin eine sehr offene, kreati-
ve, ehrgeizige, und spontane Per-
son, die viel lacht und das Leben
in vollen Zügen geniesst.».
traumjob topmodel?
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«ManchMaL hInKt DIe seeLe etWas hInterher»
Denise rombouts, 22
«blick» jubelte kürzlich: «sie hat das gesicht einer Kate hudson, die beine einer nadja auermann
und die Magie einer Kate Moss: Kein Wunder ist Denise rombouts der kommende stern am
internationalen Modelhimmel.» Die 22-jährige schaffhauserin liebt jedenfalls ihr Leben als Model,
«denn das stadtleben, das abenteuerlustig-freakige, die reisen und die feiern passen zu mir».
obwohl sie auch zugibt: «bei den vielen reisen hinkt meine seele manchmal etwas hinterher.»
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«Ich bIn süchtIg nach KauguMMIs»
anja Dällenbach, 20
«Wende dein gesicht der sonne zu, dann fallen die schatten hinter dich»,
sagt die bernerin, die vor drei Jahren zum schweizer ford supermodel gewählt wurde und am Weltfinale in new York teilnahm. Die Journalistin, die sich als «ein bisschen
schüchtern und total chaotisch, aber mit grossem herz» charakterisiert,
bewundert ihre besten freundinnen, «weil sie aus jeder situation das beste machen und sich
nie unterkriegen lassen».
traumjob topmodel?
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Weil ich total unerfahren war, beglei-
tete mich meine Agentin. Wir fuhren
ganz unglamourös mit dem Zug und ich
versuchte die ganze Reise lang vergeb-
lich zu schlafen. Natürlich war ich viel
zu aufgeregt. Auch die Erklärungen, wie
ich mir meinen knapp zweiwöchigen
Aufenthalt vorstellen musste, halfen
nicht, meine Unruhe zu vertreiben. Im
Gegenteil, ich brannte darauf, endlich
in die fantastische Modewelt einzutau-
chen und eine sensationelle Karriere zu
starten.
Endlich in Mailand angekommen,
schnappten wir uns ein Taxi und fuhren
auf direktem Weg zu einer der renom-
miertesten Agenturen Italiens. Voll be-
packt mit unseren Koffern, kamen wir
in dem sonnendurchfluteten Büro an.
An den Wänden hingen grosse Bilder
von Topmodels, die die Agentur förder-
te, und in der Mitte sassen an mehreren
Tischen eifrig telefonierende Agenten.
Die Agenturchefin begrüsste mich herz-
lich und stellte mich den andern vor, die
mich mit derselben ehrlichen Freude
empfingen. Ich war überglücklich, hat-
te aber gleichzeitig auch unglaubliche
Angst. Die unzähligen Setkarten, die
alphabetisch geordnet in Regalen stan-
den, waren viel besser als meine, vor al-
lem aber schüchterten mich die Models
ein, die im Warteraum auf schwarzen
Ledersofas sassen. Sie unterhielten sich
auf Englisch, blätterten in der neusten
Vogue oder zeigten sich gegenseitig ihre
Fotomappe. Plötzlich hatte ich das Ge-
fühl, am völlig falschen Ort zu sein. Die
Mädchen sahen so toll und erfolgreich
aus, und ich wollte genau so sein wie
sie.
Als ein Agent mich vermessen und
meine Mappe neu
geordnet hatte,
fuhr mich ein extra
dafür angestellter
Fahrer zu einem
zentral gelegenen
Appartement. In der spärlich eingerich-
teten Bleibe wohnten fünf Models. Das
Schlafzimmer teilte ich mit zwei von
ihnen. Als ich endlich eingerichtet war,
lag ich erschöpft auf dem Bett und hätte
am liebsten geschlafen. Aber nichts da:
Draussen wartete der Fahrer, um mich
zurück in die Agentur zu fahren. Dort er-
hielt ich eine Liste mit Castings, die ich
noch am selben Tag erledigen musste.
Erst spätabends kam ich ins Apparte-
ment zurück und fiel todmüde ins Bett.
Jeder der zehn Tage sah nun ähnlich
aus: Mit einem Stadtplan in der Hand,
der Fotomappe und Highheels in der
grossen Tasche hetzte ich von einem
Casting zum anderen, und da Fashion
Week war, gab es zum Teil mehr als
zehn pro Tag ... Und manchmal waren
so viele Models an einem Casting, dass
man eine Stunde warten musste, um
den Designer zu sehen.
Ich beobachtete die Girls, wie sie in
den Gängen standen und sich mit den
verschiedensten Beschäftigungen die
Zeit vertrieben. Zwischen den vielen
jungen und selbstsicheren Frauen kam
ich mir total über-
flüssig vor, und die
vielen Absagen,
die ich erhielt, tru-
gen nicht gerade
zur Stärkung mei-
nes Selbstbewusstseins bei.
Nach den ersten Tagen in Mailand
wurde mir so richtig bewusst, wie
schwer das Modeln wirklich ist. Es gibt
so viele Mädchen da draussen, die ihr
Glück in den Modemetropolen suchen,
und die für den Job eine Menge Opfer
erbringen. Dass jemand einfach so eine
sensationelle Karriere startet, geschieht
äusserst selten und ist eigentlich fast
nicht möglich. Alle fangen unten an, in
einem spärlich eingerichteten Apparte-
ment, und hoffen darauf, den Glamour
zu erleben, den sie alle für die schwere
Arbeit verdienen würden.
PLötzLIch hatte Ich Das gefühL, aM VöLLIg faLschen
ort zu seIn.
Anja Dällenbach: «Ich kam mir total überflüssig vor»
eines meiner prägendsten erlebnisse im Model-business war mein erster ausland-aufenthalt. Ich war damals 17 Jahre alt und ging für die fashion Week nach Mailand.
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«ts Läbä Isch Kes güetzI, aber ...»
eglé Peterson, 18
«ts Läbä isch kes güetzi, aber dri bissä müesch glich», sagt die zielstrebige und selbstbe-
wusste berner oberländerin eglé Peterson, die bald ihre bürolehre abschliessen wird. sie hofft,
dann mehr zeit für ihre hobbys zu haben – denn Mode, Musik, sport und reisen sind ihre wahre
Leidenschaft.
«Lebe JeDen tag so, aLs Wäre es DeIn Letzter!»
anouk Manser, 21
ohne Klamotten, dafür mit tasche: so lässt sich das die schöne baslerin für Valentino ablichten. zuvor hat sie schon
für Labels wie benetton oder armani gearbeitet. als Model muss sie auf vieles verzichten. trotzdem ein
traumberuf? «Ich liebe es, mich oft zu verwandeln und zu reisen. Jeden tag ins büro zu gehen, wäre nichts für mich», sagt die absolventin der schweizerischen textilfachschule,
die sich als «direkt, ehrlich, temperamentvoll und ein bisschen schusselig» bezeichnet.
«Ich habe IMMer zWeI IPoDs beI MIr»
raquel alvarez, 23
Meine Marotte? «Ich habe immer zwei iPods bei mir, damit ich sicher nie ohne sound unterwegs sein muss», grinst die schöne bernerin raquel alvarez, die es in der Model-castingshow «germany’s next topmodel» fast ganz nach oben schaffte. «Mein Leberfleck und das Peace-zeichen gehören zu mir», sagt die wandelbare
studentin, deren Lebensmotto lautet: «Wie man in den Wald hineinruft, so schalllt es heraus.»
traumjob topmodel?
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«eIn tag ohne Lachen Ist eIn VerLorener tag»
Jasmin Ploder, 17
Ihre Lehre musste Jasmin Ploder abbrechen, nachdem sie bereits als 15-Jährige zum schweizer
ford supermodel gekürt worden war und immer häufiger für fotoshootings, Modeschauen oder
Werbespots in new York, Mailand und Paris gebucht wurde. und, Jasmin, welche eigenschaften
musstest du dir aneignen, um in der Modewelt beste-hen zu können? «Disziplin und Durchhaltewillen.
Man ist sehr oft auf sich allein gestellt und muss sich überall in der Welt zurechtfinden. ganz selbstverständ-liche eigenschaften wie Pünktlichkeit und freundlichkeit
gehören natürlich auch dazu. Ich bin jedenfalls immer für einen spass zu haben.»
«MeIn VorbILD? gIseLLe bünDchen»
rayane Wechler, 16
rayane Wechler wagte bereits als 15-Jährige ihre ersten schritte im Modelbusiness. «Ich bin zielstrebig,
kontaktfreudig und geniesse mein Leben in vollen zügen. In meiner freizeit bin ich sehr sportlich, schwimme, snowboarde und tanze sehr gerne. Mein
Vorbild ist das brasilianische topmodel giselle bündchen», sagt die sekundarschülerin.
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traumjob topmodel?
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Ich sprach zuerst mit meinen Eltern
darüber und nahm erst nach etwa einem
Monat Bedenkzeit die Visitenkarte in die
Hand, um mich bei der Agentur zu mel-
den. Wenn ich heute an die Anfänge zu-
rückdenke, erinnere ich mich zuerst an
meinen ersten Auftrag: ein Covershoo-
ting in Genf, das in einer Migros-Filiale
stattfand. Ich stand da in hohen Schu-
hen, gestylt bis in die Haarspitzen. Um
mich herum kichernde Mädchen und
verwirrte Männer ...
Kurze Zeit später lief ich meine ersten
Shows. Bei der Ankleideprobe hatte ich
starke Schmerzen
in meinem Fuss.
Den ganzen Abend
ignorierte ich es,
bis es nicht mehr
auszuhalten war.
Jetzt erst erkann-
te ich, dass mein
Fuss stark blutete, da der Nagel des Ab-
satzes nicht richtig eingesetzt war. Doch
die Show musste weitergehen. Später
am Abend bekamen wir Masken oder
farbigen Brillen aufgesetzt. Mit der Bril-
le konnte ich nur sehr verschwommen
sehen, was nicht weiter schlimm gewe-
sen wäre, hätte ich keine Zwölf-Zenti-
meter-Absätze getragen ...
In diesem Geschäft muss man lan-
ge warten können. Es kann durchaus
passieren, dass die Fotografin eben mal
schnell telefonieren geht und daraus
drei Stunden werden. Oder dass man
einen halben Tag zu früh ans Set bestellt
wird. Das Schlimmste, was ich bisher er-
lebt habe, war, als ich für einen Job vor-
erst nicht gebucht wurde und man mich
am Tag des Shootings anrief, ich solle
sofort kommen.
Was mich am Set
erwartete, war
aber alles andere
als erfreulich: Das
Model, das aus-
gewählt worden
war, stand vor mir
und weinte. Ich wurde in einen Neben-
raum geschickt und man sagte mir, dass
sie ihre Sache nicht gut genug gemacht
habe. Da die Bilder am gleichen Tag noch
im Kasten sein mussten, stand ich ziem-
lich unter Druck, und ich musste immer
wieder an das andere Mädchen denken.
Diesen ganzen Tag hatte ich deswegen
ein seltsames Gefühl, aber ich versuchte
trotzdem professionell zu sein.
Meine letzte Reise führte mich nach
London, ich war gerade 16 geworden.
Das Shooting war eine tolle Erfahrung,
denn ich war so, wie ich bin, ein biss-
chen burschikos und wild, und ver-
suchte nicht, jemand anderes zu sein.
Ich bin der Meinung, man muss sich
in dieser oberflächlichen «Welt» selber
treu bleiben, um Erfolg zu haben, und
nicht immer alles ganz ernst nehmen.
Dies zeigte sich erst recht beim Rück-
flug: Meine Agentin und ich konnten
nicht wie geplant am selben Abend zu-
rückfliegen, weshalb wir in ein Hotel am
anderen Stadtrand verfrachtet wurden.
Als wir nach einigen Stunden dort ange-
kommen waren, mussten wir erkennen,
dass es insgesamt vier Hotels mit die-
sem Namen gab. Also fragten wir einen
Polizisten, der uns erneut auf eine ewig
lange Busfahrt schickte. Endlich im Ho-
tel angekommen, dachten wir beide an
den vergangenen Tag zurück und lach-
ten laut los ...
Man Darf In DIeser oberfLächLIchen WeLt nIcht IMMer aLLes ganz ernst
nehMen.
Rebekka Martic: «am set erwartete mich eine traurige überraschung»
als ich dreizehn Jahre alt war, wurde ich zu-fällig von meiner heutigen agentin zineta blank beim shopping angesprochen, ob ich Model werden möchte. Ich war ziemlich ver-blüfft, weil ich noch ein halbes Kind war und mir das eigentlich noch nie überlegt hatte.
31
Mirjam Richner
Mit dem Zeigefinger malte er verschlungene Muster auf den beschlage-
nen Spiegel. Es faszinierte ihn, wie überall dort, wo er mit dem Finger das
Kondenswasser wegwischte, Teile seines Gesichts zum Vorschein kamen,
bruchstückhaft, von träge herunterrinnenden Wassertropfen zerschnitten.
Dann wischte er kurz und heftig mit der gesamten Handfläche über das
Glas, hielt den Atem an, kniff die Augen zu und wartete, bis seine Lungen
zu bersten drohten. Sparsam sog er nun Luft durch
die Nase, langsam öffnete er die Augen.
«Eigentlich ist es gar nicht so schlimm», wis-
perte er seinem Spiegelbild zu. Der Zeigefinger
fuhr der Narbe entlang, die sich über die Wange
«Wer bist du?», fragte er leise sein
Spiegelbild.
Er würde Marina anrufen. Sofort. Ein-fach darum, weil sein Leben jetzt gelb war. Weil er etwas anderes brauchte als die farblose Iris mit ihrem Gekeife.
Gelbkurzgeschichte
32
zog. Jetzt nach dem Duschen kam sie ihm heller vor als gerade nach dem
Aufstehen, vielleicht täuschte er sich aber, vielleicht lag es einfach nur da-
ran, dass seine Wangen vom heissen Wasser gerötet waren und deshalb
die Narbe, die sich doch sonst wie ein hässlicher, roter Wurm über sein
Gesicht zog, seltsam farblos schien.
«Warum dauert das denn so lange? Die Abmachung war: du zehn Mi-
nuten im Bad, ich zehn Minuten im Bad! Und warum schliesst du immer
ab?» – Heftig polterte Iris mit den Fäusten gegen die Badezimmertüre. Er
stellte sich vor, wie sie draussen stand: dick, ungepflegt, spärlich beklei-
det. Genauso farblos wie seine Narbe nach dem Duschen.
Er drehte den Wasserhahn voll auf und lauschte dem Geräusch des aus
dem Hahn spritzenden Wassers. Beim Abfluss entstand ein kleiner Wir-
bel. «Wer bist du?», fragte er leise sein Spiegelbild. Gerade so, als hätte es
da Antworten bereit, wo er nur Leere fühlte.
«Mach auf, verdammt noch mal!» – Iris’ Schreie schmerzten ihn in den
Ohren. «Ich bin mir fremd», wisperte er. «Mein Leben ist gross, rund
und gelb geworden. Mit orangenfarbenen Streifen an den Rändern.» Er
lächelte über seine eigene Kuriosität und beobachtete dabei neugierig,
wie bei eben diesem Lächeln seine Narbe nach oben zu rutschen schien,
nicht viel, aber doch einige Millimeter. Wie ein eigenständiges Le-
bewesen.
Ob er Marina anrufen sollte? Ein einziges,
winziges Telefonat? Aber konnte nicht
ein winziges Telefonat der
Auftakt zu etwas Gigantischem sein, zu et-
was, was er nicht mehr unter Kontrolle ha-
ben würde, was ihn wegschwemmen wür-
de, fort ins dunkle Abflussrohr?
Iris polterte wieder an die Badezimmer-
tür und er drehte den Wasserhahn zu. Er
würde Marina anrufen. Sofort. Einfach da-
rum, weil sein Leben jetzt gelb war. Weil er
etwas anderes brauchte als die farblose Iris
mit ihrem Gekeife. Vielleicht auch, weil er
jetzt ein anderer war, weil er jetzt einer war,
der auch eine Affäre haben konnte. Haben
durfte.
Er streichelte zärtlich über die Narbe,
schloss die Badezimmertür auf, trat an Iris
vorbei splitternackt auf den Flur hinaus und
bückte sich nach dem Mobiltelefon in der
Tasche seiner am Boden liegenden Hose.
Dreimal klingelte es, bevor sie abhob
und er ihre Stimme hörte. Eine Stimme, die
ganz gut zu seinem gelben Leben zu
passen schien.
Mirjam Richner, 20, aus Unterentfelden, studiert an der Pä-
dagogischen Hochschule Aarau und ist «total schreibsüch-
tig». In ihrer Schublade lagert bereits das Manuskript eines
ersten Kriminalromans. Mirjam: «Ich bin süchtig nach in-
teressanten Menschen, absurden Metaphern, Franz Kafka,
Ohrringen, Erdbeerlikör und M-Budget-Kaugummis.»
Ob er Marina anrufen sollte? Ein einziges, winziges Telefonat?
33
FOTOGRAFIEREN • ZEICHNEN • SCHREIBEN • DICHTEN • INTERVIEWEN • GESTALTEN • EXPERIMENTIEREN • BERICHTEN • FORSCHEN • FRAGEN • SKIZZIEREN • ERZÄHLEN • ENTDECKEN • FABULIEREN • SCHILDERN • KOMPONIEREN • STUDIEREN
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GEDANKEN
Hilfe fü
r Beh
inderte?
SCHULE IN E
CUADOR
SEÑORITA
DARIA
Abenteu
er als
Volunteer
AMANDA
AMMANN
Miss Schweiz und ihr
Promihund
PHILIPP
WEISSENBERGER
Zwischen Studium und
Spitzensport
JOHANNA
NYFFELER
Im Iran an der
Physik-Olympiade
Schule in Simbabwe
Das spielfelD ist nicht eben
Alles spricht von der Euro 08. Wir auch. Aber ganz anders:
CHOR AUF
BEWÄHRUNG
Hinter den
Kulissen der
TV-Doku-Soap
01.2
008
w
ww
.tang
o-on
line.
ch
zeitschrift
von/für berufs- und mitte
lschülerInnen
Auf nach
GuadeloupeWie 12 junge Basler in 37 Tagen
den Atlantik überqueren –
in selbst gebauten Segelschiffen!
02.2
008
w
ww
.tan
go-o
nlin
e.ch
magazin für schule und studium
Auf Erfolgskurs
Bligg, Star-Rapper
Auf Überholspur
Lara Gut,
Ski-Wunderkind
Auf Entzug Thomas,
Heroin-Abhängiger
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tangosucht dich
Caroline Röhrl
Lichter explodierten über den Hausdächern, Lärm zerriss
die Stille, Bomben fielen rauschend und tötend. Verbrannte
Dächer verströmten ihren wohligen Duft, müde Mauerwer-
ke gaben der Erdanziehung langsam nach und zerbröckelten
Stück für Stück, bis sie endlich unter kurzem Tosen erleichtert
zusammenstürzten.
Am Horizont stieg langsam die Sonne empor, das Morgen-
grauen. Durch Lautsprecher erklang triumphale Musik, und
die Nachricht vom Sieg ertönte. Doch Jubel blieb aus. Wer soll-
te auch jubeln?
Der Kleine griff mit seiner verrussten HanD in seine Hosen-tascHe unD umKlammerte einen Harten, KüHlen gegenstanD. sein BlicK war weiterHin starr nacH vorn gericHtet, gleicH-gültigKeit spracH aus seinen augen. er erinnerte sicH Kaum meHr an seine Heimat unD an seine eltern. leBten sie üBer-Haupt nocH?
Der FeinD
kurzgeschichte
36
in seinen Händen gespürt.
Der Kleine griff mit seiner verruss-
ten Hand in seine Hosentasche und
umklammerte einen harten, kühlen
Gegenstand. Sein Blick war weiterhin
starr nach vorn gerichtet, Gleichgültig-
keit sprach aus seinen Augen. Er erinner-
te sich kaum mehr an seine Heimat und
an seine Eltern. Lebten sie überhaupt noch?
Hatte er Geschwister gehabt? Er versuchte,
sich den Grund für diesen Krieg zurück ins Ge-
dächtnis zu rufen, doch es gelang ihm nicht.
Die Gitarre klimperte noch immer. Sie war
seit sehr langer Zeit nicht mehr gestimmt wor-
den, aber die falschen Töne störten niemanden.
Die beiden jungen Soldaten waren vollkommen al-
lein. – Gegen Mittag schickte die Sonne ihre Strahlen
erbarmungslos auf ihre Köpfe herab, der Schweiss lief
ihren Körper hinab, ihre Füsse schmerzten in den zu en-
gen Stiefeln. Doch sie blieben sitzen, ohne sich die Jacken
auszuziehen oder die Schuhe aufzuschnüren. Die beiden ju-
gendlichen Soldaten blickten weiterhin gleichgültig in die vor
ihnen liegende Gasse.
Plötzlich taumelte ein Schatten aus einem Hauseingang,
hielt sich erschöpft an der zersprengten Tür fest und riss sich
dabei die Hand blutig. Er wankte weiter in die Sonne und
schien nicht zu wissen, wohin er lief. Er war ein kleiner Junge,
er mochte sein sein zehntes Lebensjahr bereits erreicht haben,
vielleicht auch nicht. Sein zerrissenes Hemd reichte ihm bis zu
den Knien und erschwerte seinen hilflosen Gang. Auf seinem
blutigen Kopf sass ein übergrosser Militärhelm, seine langen
schwarzen Locken lugten darunter hervor. Er war ein Besieg-
ter, ein Gegner, ein Feind.
Der Jüngere auf dem Sofa zog langsam den harten, kühlen
Gegenstand aus seiner Hosentasche und richtete ihn auf den
Lockenkopf. Seine Finger zitterten nicht,
als er den Auslöser fester umgriff. Er
blickte gleichgültig, sein Kumpan schau-
te nicht vom Gitarrenspiel auf.
Der Lockenkopf fiel ermattet in den
Staub.
In einer
Gasse stand
ein pompöses
Sofa. Es war von
Staub bedeckt, seine
goldenen Verzierungen
hatten den früheren Glanz
vollkommen verloren, und trotz-
dem schien es
seinen Stolz nicht
vergessen zu haben.
Zwei Jungen starrten es
schüchtern an. Der Jüngere
der beiden traute sich zuerst und
liess sich auf das Möbel plumpsen,
der andere folgte ihm.
Still sassen sie nebeneinander und
blickten starr. Der Jüngere war vielleicht
vierzehn Jahre alt, auch sein Kumpan hatte noch nicht das Er-
wachsenenalter erreicht. Beide trugen sie eine verschmutzte
Uniform, die seit Wochen nicht mehr gewaschen worden war.
Ihre Füsse steckten in schweren Militärstiefeln. Der Ältere be-
gann zaghaft an einer Gitarre zu zupfen, welche er aus einem
zerstörten Gebäude erbeutet hatte. Die leisen, traurigen Klän-
ge erfüllten die staubige Luft. Früher einmal hatte er gut zu
spielen gewusst, aber er hatte fast alles verlernt, denn zu lange
schon war er fort von zu Hause und hatte keine Gitarre mehr
Caroline Röhrl, 19, aus Büsserach, hat soeben
die Matura am Gymnasium Laufenthal-Thier-
stein geschafft und will nun an der Universität
St. Gallen «International Affairs» studieren.
Sie liebt Grenzerfahrungen und absolviert
daher Gigathlons, Triathlons und Duathlons.
Caroline beschreibt sich als «zielstrebig, idea-
listisch und loyal».
auf seinem Blutigen Kopf sass ein üBer-
grosser militär-Helm, seine langen
scHwarzenlocKen lugten Dar-
unter Hervor.
37
report
38
Anik Kohli
Jonas Rey fragte sich schon seit Langem, wie
Antworten auf gewaltsame Konflikte, Armut und
Hunger oder die Klimaerwärmung gefunden wer-
den können. «Es ist mir schwer gefallen, mir vor-
zustellen, wie solche komplizierten Themen ange-
gangen werden können, bis ich die UNO und deren
Bedeutung besser verstand. Als mir klar wurde,
dass die UNO einen grossen Beitrag zur Lösung die-
ser Probleme leisten kann, habe ich den Entschluss
gefasst, mich dafür zu engagieren», meint Jonas.
Schliesslich stiess er auf das Projekt «Youth Rep
– Jugenddelegierte der Schweiz an der UNO». Der
Schweizer Jugend an der UNO eine Stimme zu ge-
ben, das war genau das, was Jonas wollte. «Es reiz-
te mich, die UNO hautnah zu erleben, interessante
Kontakte herzustellen und mit anderen engagierten
Wie kann man als junger Mensch die Welt verändern? Welche Ant-worten gibt es auf gewaltsame Konflikte, Armut und Hunger oder die Klimaerwärmung? – Die «Youth Rep» sind die Stimme der Schweizer Jugend an der UNO.
Schweizer «Youth Rep» haben an der UNO etwas zu sagen
39
Adina Rom spricht zusammen mit UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon
TANGO-FACTS
YOUTh REp
ziel des projekts «Youth rep» ist es, Jugendliche stärker in die arbeit der uno einzubeziehen. den Jugendlichen wird ein einblick in die uno gegeben, zudem können sie aktiv ihre interessen auf internationalem niveau vertreten. das pro-gramm wird von der Schweizerischen arbeitsgemeinschaft der Jugendverbände (SaJv) koordiniert und in zusammenarbeit mit dem departement für auswärtige angelegenheiten (eda) durchgeführt. weltweit gibt es in zahlreichen Ländern Jugend-delegierte, mit denen die Schweizer «Youth rep» zusammen-arbeiten.
wenn du mehr über die «Youth rep» wissen oder sie an dei-ne Schule einladen willst, dann besuche die internetseite www.youthrep.ch oder schreibe Jonas rey und adina rom direkt an ([email protected]). wenn du mehr von ihren abenteuern auf dem internationalen parkett erfahren möchtest, so besuche ihren ständig aktualisierten blog youthrep08.wordpress.com.
das Leitthema der «Youth rep» sind die milleniumentwick-lungsziele. diese bilden den rahmen für die verschiedenen Sensibilisierungsaktionen innerhalb der Schweiz. DIE MIllENNIUMSENTwICKlUNGSzIElE
im Jahr 2000 haben sich die uno-mitgliedstaaten auf acht entwicklungsziele geeinigt. 1. anteil der weltbevölkerung, der unter extremer armut und hunger leidet, halbieren 2. allen kindern eine grundschulausbildung ermöglichen 3. gleichstellung der geschlechter fördern 4. kindersterblichkeit verringern 5. gesundheit der mütter verbessern 6. aidS, malaria und andere übertragbare krankheiten bekämpfen 7. Schutz der umwelt verbessern 8. weltweite entwicklungspartnerschaft aufbauen
auch die Schweiz hat sich dazu verpflichtet, 0,7% ihres brut-toinlandprodukts für die entwicklungszusammenarbeit einzu-setzen, was bisher leider nicht geschehen ist. DIE YOUTh REp
Jonas rey, 22, stammt aus dem wallis und stu-diert derzeit an der uni zürich. er ist vizepräsi-dent von JuneS (Jugend-netzwerk Schweiz) und möchte später für eine internationale organisa-tion arbeiten. er mag Sport und kino und sagt von sich: «ich bin immer motiviert!» adina rom, 23, hat in genf politologie studiert und ist derzeit bei der Schweizer mission an der uno in new York tätig. Sie verbringt gerne zeit mit freunden und ihrer familie, reist, foto-grafiert oder schwimmt im See. ihr berufsziel: «eine arbeit, mit der ich gutes tue, die mich erfüllt und mit der ich auch noch ein intensives familien- und Sozialleben haben kann.»
Jugendlichen zusammenzuarbeiten», erklärt Jonas.
Nachdem er das Auswahlverfahren erfolgreich
überstanden hatte, war es so weit: Jonas wurde ei-
ner der drei Schweizer Jugenddelegierten.
Er konnte als Youth Rep im Oktober 2008 an der
63. UNO-Generalversammlung in New York teilneh-
men und dort sogar eine Rede halten. Darin forderte
er die Staaten auf, gezielte und effiziente Massnah-
men gegen die Jugendarbeitslosigkeit zu ergreifen.
Ausserdem organisierte er für die in New York an-
wesenden Jugenddelegierten ein Arbeitsfrühstück
an der Schweizer Mission und konnte hierfür ver-
schiedene hochkarätige Rednerinnen und Redner
gewinnen. «Schliesslich versuchte ich mit anderen
Jugenddelegierten, Einfluss auf eine Resolution zu
nehmen, die das Thema Gewalt gegen Frauen be-
handelte. Wir wollten unbedingt, dass darin auch
die Gewalt gegen Mädchen erwähnt wird, und tra-
fen Delegationen von verschiedenen Ländern, um
sie von unserer Idee zu überzeugen», erklärt er.
Adina Rom konnte 2007 an der 62. UN-Gene-
ralversammlung teilnehmen. «Wir Jugenddelegier-
te aus verschiedenen Ländern haben uns oft auch
spät am Abend noch getroffen, um uns gemeinsa-
me Ziele für die Resolution zu setzen und Strategien
auszuarbeiten, diese zu erreichen», berichtet sie.
Mit Hilfe der Schweizer Mission und den anderen
Jugenddelegierten brachte Adina verschiedene Pa-
ragraphen in die Resolution ein, welche die Staa-
ten dazu auffordern, sich gegen Hunger und Armut
speziell von Jugendlichen einzusetzen und Diskri-
minierung in der Schule und am Arbeitsplatz zu be-
kämpfen. «Fast die Hälfte der Jugendlichen dieser
Welt müssen mit weniger als zwei Dollar am Tag
Es reizte mich, die UNO hautnah zu erleben,
interessante Kontakte her-zustellen und mit anderen engagierten Jugendlichen
zusammenzuarbeiten.
schweizer «youth rep» haben an der uno etwas zu sagen
40
auskommen, sie leiden Not und kön-
nen ihre Grundbedürfnisse, wie Essen,
Trinken und Schlafen, nicht befriedigen,
geschweige denn ihre Träume und Wün-
sche verwirklichen. Deshalb ist es mir
ein grosses Anliegen, dass die interna-
tionale Gemeinschaft dazu aufgefordert
wird, die Armut zu bekämpfen und eine
nachhaltige Entwicklung zu
fördern.»
Beim Aktionstag «Stand
Up and Speak Out Against
Poverty» rief Adina als Ver-
treterin der jungen Generati-
on zusammen mit dem UNO-
Generalsekretär Ban Ki-Moon
und weiteren Persönlichkei-
ten zur Bekämpfung der Armut auf. «Es
ist die Verpflichtung von uns allen, die
Not der Armen zu lindern und Rahmen-
bedingungen zu schaffen, die eine nach-
haltige Entwicklung fördern und eine
gerechtere Verteilung der Ressourcen
ermöglicht», sagt Adina. «Doch Aufrufe
sind nicht genug, sie müssen auch um-
gesetzt werden, und dazu kann jede und
jeder einen Beitrag leisten. Daher habe
ich nach meiner Rückkehr den Verein
«Schweizer Freunde von TAMTAM –
Together Against Malaria» mitbegrün-
det. Mit gerade einmal 6 Franken wird
einer bedürftigen Familie ein Netz ge-
spendet, das vor Malaria schützt. Dieser
Schutz senkt die Kindersterblichkeit um 20%.
Adina fasst zusammen: »Youth Rep bot mir die Gelegen-
heit, einen kleinen Beitrag zu den grossen Zielen der UNO
zu leisten. Es braucht die Mithilfe von ganz vielen Menschen
überall auf der Welt, um zu erreichen, dass Kinder und Jugend-
liche frei von Angst und Schrecken aufwachsen können, dass
sie zur Schule gehen und sich selbst verwirklichen können.»
Auch für Jonas war die Teilnahme an der Generalversamm-
lung nicht das Ende
seines Abenteuers als
Youth Rep. «Nach
meiner Rückkehr»,
meint Jonas, «hat
die wirkliche Haupt-
arbeit erst begonnen.
Mit meinem Kollegen
führen wir verschie-
dene Aktivitäten durch, um Junge für die Themen der UNO zu
sensibilisieren, wir organisieren Workshops, eine Schultour-
nee durch Berufs- und Mittelschulen und und und ...»
Fast die Hälfte aller Jugendlichen
müssen mit weniger als zwei Dollar pro
Tag auskommen.
Anik Kohli, 24, studiert Politologie an der Universität Zürich und
schreibt derzeit an ihrer Lizentiatsarbeit. Sie ist Gründungs- und Vor-
standmitglied des «Model United Nations Team» der Uni. In der Frei-
zeit unterrichtet sie Karate und verbringt viel Zeit mit ihren Freund(inn)
en. «Durch mein Engagement lerne ich viele interessante Leute kennen
und kann mit ihnen unsere gemeinsamen Ideale verfolgen.»
41
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SEJ-09-ann-tango-88x132NB.indd 1 13.2.2009 15:11:42
Silvia Mettler
Mit einem Schlafsack (aus Angst vor kühlen
Nächten), einer Tafel Schokolade und einigen
Getreidestängeln (aus Angst vor Hunger), einem
Schweizerfähnchen (aus Stolz auf meine Heimat),
ein paar anderen (bis anhin) lebensnotwendigen
Dingen im Gepäck und einigen (falschen) Vorstel-
lungen im Kopf steige ich ins Flugzeug. Zielort:
Togo, Westafrika.
Seit zwei Jahren träume ich davon, einmal in ei-
nem Land der Dritten Welt zu leben. Die Lust auf
einen ganz einfachen Lebensstil treibt mich in die-
ses unbekannte Land nach Westafrika. Dank Kon-
takten zum Trägerverein Suisse-Togo kann ich ein
fünfmonatiges Praktikum in einer Schneiderinnen-
schule in Davié absolvieren. Hier lernen ehemalige
Prostituierte, alleinerziehende Mütter, Kinder von
Eltern, die keine Lehre bezahlen können, Arbeits-
Die ganze Dorfbevölkerung begrüsst mich mit Trommeln und Rasseln. Mir wird das komfortabels-
te Bett im Dorf angeboten. Einmal mehr beeindruckt mich die Grosszügigkeit dieser Leute, die selber kaum etwas besitzen.
Erdnüsschen zum Zmorge, Maisbrei zum Znacht
reportage
45
TANGO-FACTS
im westafrikanischen togo leben 6 millionen menschen, etwa die hälfte der bevölkerung ist unter 16 Jahre alt. es gibt eine ausgeprägte wanderungsbewegung vom Land in die Städ-te, dort besteht allerdings eine immer höhere werdende arbeitslosigkeit gerade unter jungen menschen. (aus)bildung hilft menschen, ihren handlungsspielraum zu erweitern und ihren Lebensunterhalt zu verdienen. der trägerverein Suisse-togo strebt mit diversen projekten die Selbständigkeit der involvierten menschen an. mehr infos unter www.suisse-togo.ch
ANGOLA
MALI
BURKINA FASO
GHANA
BENIN
TOGONIGERIA
NIGER
TSCHAD
KAMERUN
GABUN
KONGO (BRAZZAVILLE)
DEMOCRATIC REPUBLIC OF THE CONGO
ELFENBEIN- KüSTE
GUINEA
SENEGAL
MAURETANIEN
davié
möchtest du einen massgeschneiderten und farbenfrohen Jupe aus der Schneiderinnenschu-le von davié? der erlös (fr. 45.–) für das fair produzierte kleidungsstück fliesst als Spende ins projekt. du kannst das bestellformular direkt bei [email protected] anfordern.
lose und Behinderte die gängigen afrikanischen Modelle zu schneidern.
Hinzu kommt Stricken, Sticken, Färben von Stoffen mit Naturfarben und
Batik. Gearbeitet wird an fussbetriebenen oder elektrischen Nähmaschi-
nen und mit Kohlebügeleisen, die zwar museumsreif anmuten, aber ihren
Zweck erfüllen und vor allem reparierbar sind.
Offene Menschen, fremde Kultur, andere Sprache – alles begeistert
mich sofort. Doch als mich nach der ersten Woche eine Grippe befällt
und ich nur den hier üblichen Zitronengrastee trinken kann (der mehr
nach Chlorwasser und Feuer riecht als nach Zitronengras), kommen die
ersten Zweifel. Ich erhalte einen monatlichen Lohn von 100 Franken und
muss kämpfen, damit es für mich reicht. Später bemerke ich, dass ein
Lehrer 75 Franken verdient
und damit die ganze Familie
ernährt ... Schnell begreife
ich, dass dieser Aufenthalt
kein Zuckerschlecken ist,
sondern dass ich alles ge-
ben muss, damit er nützlich
Offene Menschen, fremde Kultur,
andere Sprache – alles begeistert mich
sofort.
erdnüsschen zum zmorge, maisbrot zum znacht
46
wird für die Menschen in Davié.
Das gemeinschaftliche Morgengebet berührt mich so sehr,
dass ich die Tränen nicht zurückhalten kann. Zwar kann ich
die Worte der Schülerinnen nicht verstehen, aber ich verstehe,
dass sie sehr dankbar sind. Diese Ausbildung ist für die jun-
gen Frauen eine grosse Hoffnung, unabhängig zu werden und
sich eine Einkommensquelle
zu schaffen.
Es beeindruckt mich sehr,
wie sich die Leute umeinan-
der kümmern. Eine gelähmte
Schülerin wird bei Regen auf dem Rücken nach Hause getra-
gen. Wenn jemand einen vollen Teller hat, ruft er laut «midu-
nu», was so viel heisst wie «essen wir». Und alle, die in der
Nähe sind, können von Hand mitessen, auch wenn der Teller
nur eine Person sattmachen kann.
Überhaupt muss ständig improvisiert werden. Als die
Schülerinnen wünschen, stricken zu lernen, kaufen wir Wolle
ein. Doch es gibt mehr Interessierte als
Stricknadeln – also schnitzen wir uns
erst einmal unsere Stricknadeln …
Zusammen mit dem Schuldirektor
reise ich in den Norden des Landes. Die
Zustände sind hier noch viel schwieriger
als in Davié und schockieren mich. Die
Sonne brennt auf das flache Land, und
ich frage mich, wovon sich die Menschen
hier ernähren können. Wir übernachten
in kleinen Dörfern und in Städten. Zum
Frühstück gibt es geröstete Erdnüsse, zu-
bereitet von Kindern mit Hungerbäuchen
und knochigen Ärmlein. Die Menschen
in dieser Gegend müssen mit weniger als
einem Dollar pro Tag auskommen. Die
einzige Einkommensquelle ist die Land-
wirtschaft, doch der Boden ist sehr karg.
Wenn alles klappt, wird hier bald eine
zweite Schule errichtet und jungen Frau-
en eine Ausbildung ermöglicht werden.
Eine weitere Woche verbringe ich in
Nygbe und helfe bei der Ernte mit. Auch
dieses Dorf ist ohne Stromanschluss. Die
ganze Dorfbevölkerung freut sich riesig
über meinen Besuch und begrüsst mich
mit einem Willkommenskonzert mit
Trommeln und Rasseln. Mir wird das wahrscheinlich komfor-
tabelste Bett im Dorf angeboten. Auch der Abschied ist über-
wältigend. Jeder bringt mir etwas von seinem Feld. Am Ende
habe ich so viel, dass ich es nicht selber tragen kann. Einmal
mehr beeindruckt mich die Grosszügigkeit dieser Leute, die
selber kaum etwas besitzen.
Silvia Mettler, 20, aus Speicher, hat eine Ausbildung als Schneiderin
abgeschlossen und die BMS absolviert. Ihr Ziel: «etwas bewirken
können für Mensch und Umwelt, möglichst viele verschiedene
Menschen und ihre Lebensstile kennen lernen. Ich bin unkompli-
ziert, abenteuerlustig und anpassungsfähig.»
Die Zustände im Norden Togos sind noch viel schwieriger
und schockieren mich.
47
bei der Stadtpolizei Zürich.
Daniel, 27, Handballer
Polizistin oder Polizistin der grössten Schwei -zer Stadt zu sein, istspannend, vielseitig undanspruchsvoll – sei esim Streifenwagen, aufdem Motorrad, auf demSee, in Uniform oder inZivil. Für diese ausser-gewöhnliche Aufgabebrauchen Sie Einsatz-bereitschaft, Be sonnen-heit und eine gute Aus-bildung.
Aufgeweckte, kontakt-freu dige 20- bis 35-jäh-rige Schweizerinnen undSchwei zer mit Berufs-abschluss, Matur oderanerkanntem Diplom bil-den wir während zweiJahren bei vollem Lohnzu verantwortungsbe-wussten, kompetentenPolizistinnen und Poli-zisten aus. Unsere künfti-gen Mitarbeitenden müs-sen körperlich fit undmental belastbar sein.
Tag für Tag, rund um dieUhr, an vorderster Frontdabei sein! Wenn Sie dieHerausforderung anneh-men möchten, bestellenSie die Bewerbungsun -terlagen bei der Stadt-polizei Zürich: Telefon044 411 92 16/17 oderüber www.stadtpolizei.ch
Ich binPolizist
SP_5002_Anz_Handball_Tango-Mag_210x297_RZ:Anz_Handballer_210x297 12.2.2009 17:41 Uhr Seite 1
Seine Eltern haben ihn in ein rumänisches Kinderdorf gegeben, als er sechs war. Nun hat Dani, 17, eine neue Mutter und einen grossen Traum: Er will Fussballstar werden.
Haus Nummer elfreportage
49
Thomas Linke und Rick Noack
Er ist wieder zurück. Dani steht vor seiner Mutter, schaut
sie an. Er hat seine zwei Brüder mitgebracht. Aber für die Frau
stehen da nur drei Jugendliche. Sie erkennt ihre Söhne nicht
mehr. Vielleicht will sie es auch nicht.
Acht Jahre ist es her, seit Dani ihr zum letzten Mal in die
Augen geschaut hat. Sie hat nie nach ihm gesucht, wollte nie
wissen, was aus ihrem Sohn geworden ist. Der Vater ist ver-
schwunden. Wohin, das weiss Dani nicht. Damals, vor acht
Jahren, da ging alles ganz schnell. «Du musst gehen», hatten
sie gesagt. Dani war sieben
Jahre alt und verstand nicht,
warum er mit dem Auto
weggebracht wurde. Er kam
zusammen mit seinen zwei
jüngeren Brüdern in das Kin-
derdorf in Cisnadie, nahe der
Kulturhauptstadt Sibiu. Es
war das Letzte, was seine Eltern für ihn getan haben.
Zwei Jahre nach dem Treffen mit seiner Mutter sitzt Dani
neben einem Fussballplatz. Die Sonne
geht unter, und das Tal um Cisnadie ver-
sinkt langsam im Dunkeln. Eine schwar-
ze Wolke schiebt sich über den Himmel,
aber sie wird vorbeiziehen. Es hat eine
Woche lang nicht mehr geregnet. Dani
weiss jetzt, dass seine Eltern ihn nicht
einfach bei dem Kinderdorf abgegeben
haben. Sie wollten ihn nicht einfach
schnell loswerden,
sondern haben
lange mit Mitar-
beitern der SOS-
Kinderdörfer über
diesen Schritt dis-
kutiert. Das ändert
nicht viel daran,
dass sie nicht mehr seine Eltern sind.
Dani ist jetzt 17 Jahre alt. Er ist sport-
Dani war sieben Jahre alt und verstand nicht,
warum er mit dem Auto weggebracht wurde.
haus nummer elf
50
lich, geschätzte 1,80 m gross und seine
blauen Augen glänzen und bewegen sich
lebhaft, während er von sich erzählt.
Es ist eine Geschichte vom Fussball,
von seinen Träumen und von seiner Fa-
milie. Der 17-Jährige übt viel für die Zu-
kunft. Zweimal am Tag spielt er in den
Ferien auf dem Fussballplatz, denn der
Sport ist sein Leben. Schon
jetzt verdient er Geld damit.
Dani spielt für eine grosse
Mannschaft in Sibiu und be-
kommt umgerechnet bis zu 30
Euro pro Spiel. Für ihn ist das
viel. Später will er einmal ein
Profi werden. Und er weiss:
Dazu hat er nur eine einzi-
ge Chance. Die darf er nicht
verpassen. An den Wochen-
enden wohnt der Junge noch immer im
Kinderdorf in Cisnadie. Aber während
der Woche lebt er mit seinem 15-jähri-
gen Bruder in Sibiu, wo er auf die Sport-
schule geht. «Eigentlich bin ich in jeder
Sportart gut», erzählt er grinsend. Nur
mit Basketball habe er einige Probleme:
«Ich verstehe einfach nicht, warum man
den Ball mit den Händen trägt. Ich ma-
che das immer mit dem Fuss.» Er lacht.
Vor zehn Jahren kam Dani mit seinen
zwei Brüdern eines Abends in Cisnadje
an. «Sie waren so müde, dass wir nicht
miteinander sprechen konnten», er-
innert sich Joana. Seit dieser Nacht ist
sie die Mutter von den dreien und noch
von drei weiteren Schützlingen. So wie
sie leben auch die anderen zehn Mütter
mit fünf oder sechs Kindern jeweils in
einem eigenen Haus. Der Direktor, Flo-
rin Hariga, lobt das «Prinzip der Fürsor-
ge», denn es sei «einer normalen Fami-
lie sehr ähnlich. Joanas Beispiel beweist
das: Von den Kindern wird sie «Mama»
genannt. Und das, obwohl es ihr Job
ist, Mutter zu sein. Sie bekommt Geld
dafür. Joana ist eine Angestellte, eine,
die Tag und Nacht arbeitet. Sie hat auch
den gesetzlich vorgeschriebenen Urlaub.
Aber die Kinder sind Teil ihres Lebens,
auch dann, wenn das Gesetz es nicht
vorschreibt: Vergangenes Jahr hat sie
Dani im Sommer mit in die Ferien ge-
nommen. Er weiss das zu schätzen. «Ich
liebe meine Mutter, und sie liebt mich.»
Für diesen Satz hätten andere Jungen in dem Alter lange pro-
ben müssen.
Die Familie aus dem Haus Nummer elf hat sich im Wohn-
zimmer versammelt. Im Fernsehen laufen Musikvideos. Joana
versucht, eine gute Mutter zu sein. «Ich möchte alle Wünsche,
die meine Kinder haben, erfüllt sehen», sagt sie. Die 16-jährige
Inge, ein grosses, hübsches, braunhaariges Mädchen, möchte
zum Beispiel auf eine Schauspielschule gehen. Sie singt und
tanzt für ihr Leben gern und
geht täglich in einen Tanz-
club. Aber um aufgenommen
zu werden, muss Inge Prü-
fungen bestehen. Ihre Mut-
ter wird sie dabei so gut wie
möglich unterstützen.
Genauso wie sie vor zwei
Jahren Dani half, auf die
Sportschule zu kommen. Mit
15 Jahren musste er dafür
nach Sibiu umziehen. «Aber er kommt jedes Wochenende zu-
rück nach Cisnadie zu seiner Mutter und zu seinen Freunden.
Er ist ein guter Junge, wie alle hier.»
Wenn Dani das Spielfeld betritt, dann ist er ein ganz ande-
rer Mensch. Er schreit, rennt, und er klopft anderen freund-
schaftlich auf die Schulter. Er liebt seinen Sport. «Der Sport
schafft gute und disziplinierte Menschen», sagt Dani. Und da
ist es wieder: dieses Lachen, das alle mögen. Später wird er
es vielleicht für Geld verkaufen können. Dann wird der Fuss-
baller Dani von Werbeplakaten lächeln, die Milchschachteln
zieren und auf Titelseiten erscheinen.
Aber noch ist das ein Traum. Noch lächelt Dani nicht
von Plakaten, sondern nur aus dem Familienalbum. «Ich bin
glücklich», sagt er und schaut hinüber zu jenen, die alle an
ihn glauben: der Dorfleiter, seine Mutter und die Kinder aus
Haus Nummer elf. Er wird sie nicht enttäuschen, da ist sich
Dani sicher.
Rick Noack, 16, aus Dresden, schreibt als freier
Journalist für verschiedene Medien. Im ver-
gangenen Oktober machte er ein Praktikum
bei einer der grössten Tageszeitungen an der
Westküste der USA. Rick ist ein begeisterter
Ruderer «und kann enorm nervig sein».
Thomas Linke, 18, aus Neugersdorf, besucht
das Gymnasium und möchte danach Ger-
manistik studieren. Seine Hobbys: Kreatives
Schreiben, Lesen und Theaterspielen. «Mich
zu charakterisieren würde mehrere Stunden
in Anspruch nehmen.»
«Ich liebe meine Mutter, und sie liebt mich.» Für diesen
Satz hätten andere Jungen in dem
Alter lange proben müssen.
51
Eine Referenz an Tolkiens «Herr der Ringe» und doch ganz anders: Mit ihrem 720 Seiten starken Fantasy-Epos «Calaspia» landeten die in der Schweiz lebenden 20-jährigen Brüder Suresh und Jyoti Guptara einen Bestseller. Jetzt erscheint der zweite Teil ihrer Trilogie.
zwei Brüder, eine Geschichte
porträt
52
Christian Hug
«Guptara» heisst es schlicht an der Klingel des unscheinba-
ren Einfamilienhauses, das in einem ebenso unauffälligen Ein-
familienhaus-Quartier in Weinfelden steht, wo die Häuser wie
üblich um die begrünte Decke der Tiefgarage stehen, dazwi-
schen ein Kinderspielplatz. Hier, mitten in der mittelständi-
schen Anonymität, leben jene zwei Autoren, die gegenwärtig
die internationalen Beststellerlisten stürmen. Jyoti und Suresh
Guptara. Jyoti Guptara öffnet die Tür und grüsst in perfektem
Schweizerdeutsch: «Sali zäme, chömed ine.» Er tischt Tee und
Biscuits auf. Jyotis Bruder Suresh kommt vom oberen Stock
die Treppe herunter. Suresh und Jyoti sind 19, Zwillingsbrüder
– zweieiige, was ihr unterschiedliches Aussehen erklärt. Das
Wohnzimmer ist unspektakulär eingerichtet, Sofa mit roter
Decke, winziger Fernseher, daneben einige englischsprachi-
ge Videos. Nur das grosse Diplom aus Amerika an der Wand
weist darauf hin, dass die Bewohner dieses Hauses eine Sensa-
tion auf dem Büchermarkt sind, die in Indien und Amerika ge-
nauso zu reden gaben und die
inzwischen auch in Deutsch-
land und in der Schweiz für
Aufsehen sorgen. Die Sensati-
on heisst «Calaspia – die Ver-
schwörung» und ist 720 Sei-
ten dick. Die Guptara-Brüder
waren gerade mal 17, als das
Buch in Indien erstmals auf
Englisch erschien und dort
prompt Platz zwei der Bücher-
Charts erklomm. Seit 2008 ist
«Calaspia» auch auf Deutsch
erhältlich. Der zweite Band des «Calaspia»-Epos ist bereits ge-
schrieben und wird in diesem Frühling präsentiert.
Eines Tages fragten wir uns: Warum spie-len wir Geschichten
nur nach? Wir können ebenso gut
selber eine schreiben.
53
«Calaspia – Die Verschwörung» liest sich am Anfang fast
wie J. R. R. Tolkiens «Herr der Ringe», das erste und grösste
aller Fantasy-Bücher. «Wir haben bewusst einige Parallelen ge-
setzt», antwortet Suresh. «Das ist eine Respektbezeugung und
gleichzeitig auch ein bisschen ironisch gemeint.» Das alleine
ist schon bemerkenswert, da die beiden Brüder bereits mit 11
die erste Fassung ihres Romans zu Papier gebracht haben. 50
A4-Seiten war sie damals lang, sechs Monate haben sie daran
gearbeitet.
Aber mit dem Einstieg in die Geschichte sind die Ähnlich-
keiten zu Tolkien auch schon vorbei. Denn mit 14, als sie an
der vierten Version von «Calaspia» feilten, begannen sie sich
für Dinge zu interessieren, bei denen andere nur Bahnhof
verstehen: parallele Welten, die Multiuniversum-Theorie, die
Zeitverschiebung. «All diese Dinge haben wir in unsere Ge-
schichte eingewoben. Bei uns ist die Zauberei der Helden nicht
einfach mystisch, sondern physikalisch erklärbar.»
Wie kommt es, dass zwei Teenager eine solch komplexe
Weltsicht zu einem Roman verarbeiten? Für Jyoti Guptara kei-
ne Frage: «Unsere Mutter hat uns schon die ersten Buchstaben
beigebracht, als wir drei Jahre alt waren. Und sie las uns immer
tolle Abenteuergeschichten vor. Diese haben Suresh und ich
immer nachgespielt.» Damals wohnte die Familie Guptara in
Farnham, eine gute Autostunde von London entfernt. Su und
Yo, wie sich die beiden heute nennen, sind die jüngsten von
vier Geschwistern. Prabhu, der Vater, ist Inder, er arbeitete als
Management-Trainer und war oft im Ausland unterwegs, aber
er legte Wert darauf, dass seine Kinder ihre indischen Wur-
zeln kennen. Philippa, die Mutter, ist Engländerin und brachte
den Kindern europäische Werte bei. Als der Vater von einer
Schweizer Grossbank ein Jobangebot erhielt, zog die Familie
in den Thurgau. «Das fanden wir am Anfang alles andere als
toll», erinnert sich Suresh, «aber wir haben uns schnell ein-
zwei brüder, eine geschichte
54
gelebt.» Nach einem halben Jahr Intensiv-Deutsch-
kurs war auch die Verständigung auf dem Schulhof
kein Problem mehr. Die Freude am Theaterspie-
len ist den beiden passionierten Fussballfans und
Schachspielern geblieben. «Aber eines Tages frag-
ten wir uns: Warum spielen wir Geschichten nur
nach? Wir können selbst eine schreiben.»
Das war die Initialzün-
dung für «Calaspia». Hartnä-
ckig überarbeiteten sie ihre
Geschichte immer und immer
wieder und bauten sie suk-
zessive aus. Insgesamt neun
Versionen entstanden, und
alle gingen an verschiedene
Verlage, mit der Hoffnung der
Autoren, dass daraus ein Buch
wird. Bei der zehnten Version
biss der indische Verlag Tara an – und landete, wie
die Literaturwelt inzwischen weiss, einen Bestsel-
ler. Der Rowohlt-Verlag, der das Buch in Deutsch
veröffentlicht, rechnet ebenfalls mit einem Gross-
erfolg. Denn die Startauflage von «Calaspia» be-
trägt 100’000 Stück. Das ist eine Auflage, die sonst
nur Stars wie Paulo Coelho zugestanden wird. Es
könnte also sein, dass Bryn Bellyset, der Held des
Planeten Calaspia, eines Tages berühmt wird wie
Harry Potter. «Das würde uns nicht aus der Ruhe
bringen», sagt Jyoti entspannt. «Wir wollen einfach
in Ruhe an unserer Geschichte weiterarbeiten.»
Suresh hat letzten Sommer in einem Londoner
Internat das A-Level abgeschlossen, was unserer
Matura entspricht, und lebt seither wieder zu Hau-
se in Weinfelden. Er hat sich noch nicht entschieden, ob
er nach England zurückkehren und dort ein Physik- und
Philosophiestudium beginnen oder ob er hierbleiben und
schreiben will. Für Jyoti hingegen ist der Fall klar: «Ich bin
Autor.» Tatsächlich gehören die beiden Brüder zu den jüngs-
ten Vollzeitautoren der Welt.
Inzwischen sind sie derart gut eingespielt, dass sie zu-
erst mündlich Szenen diskutieren und
dann aufteilen, wer welche Sequenz
schreibt. Stilistisch und inhaltlich er-
scheint «Calaspia» trotzdem wie aus ei-
ner Feder – beziehungsweise Tastatur.
Im Dachzimmer arbeiten sie Rücken
an Rücken an ihren Computern. Das
Zimmer, ihr «Kinderzimmer», ist voll-
geklebt mit überdimensional grossen
Fantasy-Filmplakaten, die Bücherrega-
le sind voll mit Fantasy-Romanen, die
Betten sehen aus, als wären sie Nebensache. Denn vor allem
wird hier die «Calaspia»-Geschichte weiterentwickelt.
«Unsere Saga ist vorerst auf drei Bücher ausgelegt», sagt
Suresh. «Aber wir haben schon Stoff für sieben Bände im
Kopf. Und daraus könnten dann leicht zwölf werden.»
Christian Hug, aus Stans, ging einst ins Kollegi
Stans. «Davon bleibt mir das intensive, warme
Gefühl, in einer grossen, tollen Familie aufge-
hoben gewesen zu sein». Heute arbeitet er als
freier Journalist. Dieser Text wurde zuerst in
der «Schweizer Familie» abgedruckt.
Fotos: Alex Buschor
Aber wir haben schon Stoff für
sieben Bände im Kopf. Und daraus
könnten dann leicht zwölf werden.
55
Eveline Hanns
Es war ein perfekter Ferientag. Die
Möwen kreisten über dem türkisblau-
en Meer, in dessen Wasser sich die eitle
Sonne spiegelte. Am Himmel war kein
Wölkchen zu sehen, die Touristen tum-
melten sich am Strand, erholten sich
eingepfercht zwischen Liegestühlen, ver-
brannten sich die Haut, in der Hoffnung,
etwas Farbe abzukriegen, und schlugen
sich beim vergeblichen Versuch, im
überfüllten Wasser zu schwimmen, ver-
gnügt die Arme ins Gesicht.
Weit weg von diesem Treiben tucker-
te ein kleines Motorboot durch das küh-
le Nass. An Bord befand sich der Reise-
leiter José mit einem abenteuerlustigen
Grüppchen von Touristen, die sich alle
für einen Tauchkurs angemeldet hatten.
Plötzlich verstummte der Motor. Das
Plätzchen hier sei gut, meinte José. Letz-
te Instruktionen wurden gegeben, und
schliesslich glitten die Taucher in voller
Montur hinab in das klare Blau. Voller
Aufregung, voller Erwartungen.
Es war ein un-
beschreibl iches
Gefühl, als Paul
zwischen den glit-
zernden Wellen
eintauchte. Das
Wasser schmieg-
te sich angenehm
kühl an seinen Körper, glitt an ihm
vorbei, umhüllte ihn wie eine Decke,
gesponnen aus Millionen von funkeln-
den Wassertröpfchen. Er zappelte zuerst
noch etwas unbeholfen mit seinen Flos-
sen, wurde mit der Zeit jedoch immer
geschickter. Staunend betrachtete er die
vielfältige Unterwasserwelt.
Paul war sehr zufrieden mit sich.
Dieser Urlaub war genau das Richtige
für ihn. Er arbeitete als Chef in einer
Firma, die Schnürsenkel herstellte. Als
solcher hatte er stets viel zu tun und aus
diesem Grund auch keine Familie. Und
weil er für keine Familie da sein musste,
so konnte er noch mehr Zeit bei seiner
Arbeit verbringen. Leider vergass er da-
bei manchmal, an sich selbst zu denken,
und verpasste das Leben. Aber nicht
heute. Heute war er ein ganz normaler
Urlauber, der sich entspannte und der
eine völlig neue Welt entdeckte. Es war
schon sehr lange her, dass Paul sich so
etwas gegönnt hatte. Das letzte Mal, als
er einen Tauchkurs besucht hatte, war
mit seinem Studienfreund. Es war ein
eindrückliches Erlebnis gewesen, wohl
eines der schönsten seines Lebens. Lei-
der war der Kontakt inzwischen abge-
brochen, da Paul
ein so viel beschäf-
tigter Mann war.
Er erinnerte sich
nicht einmal mehr
an seinen Namen.
Aber der Tauch-
gang, der hatte sich für immer in sein
Gedächtnis eingebrannt.
Etwas unterhalb von Paul schnellte
Marcel durch das Wasser. Er war hierher
gekommen, um alles zu vergessen.
All die schrecklichen Dinge,
die er getan hatte. Doch
die belebende Frische
des Meeres liess
ihn ungewohnt
klar denken.
Gegen seinen
Willen schos-
sen entsetz-
liche Bilder
durch sei-
nen Kopf,
wirbelten
herum und
quälten ihn. Seine Umgebung nahm er
kaum wahr. Das Wasser schien plötzlich
eine unheimlich erdrückende Last auf
ihm zu sein, und er glaubte, keine Luft
mehr zu bekommen. Wenn nur diese
grauenhaften Erinnerungen verschwin-
den würden. Doch er sah alles wie in
einem Film vor sich. Er sah sich selbst,
wie er maskiert in die Bank eilte, er sah
die Angst in den Gesichtern der andern.
Marcel wusste noch, was für ein gutes
Gefühl es war, so viel Macht auszuüben.
Bis ein Angestellter aufstand und be-
gann, wie wild nach der Polizei zu rufen.
Dumm, so dumm. Dann fiel der Schuss,
ausgelöst durch Marcels Hand. Marcel
wollte schreien, was jedoch nicht mög-
lich war, da ihn das Mundstück des Lun-
genautomaten daran hinderte. Plötzlich
realisierte er wieder, wo er war. Seine
Umgebung nahm wieder Gestalt an,
Leider vergass Paul manchmal, an sich
selbst zu denken und verpasste das Leben.
Es fiel ihr auf, wie viele Blautöne es im Meer gab. Dort unten schienen sie alle
zusammenzutreffen, um geheimnisvolle Muster zu zeichnen und dann ineinander
zu verschwimmen.
Taucherkurzgeschichte
56
gemacht hatte und dass genau so ein Tauchkurs ihr Start in ein neues Le-
ben sein sollte. Ein neues Leben – ohne ihren Mann.
Monika vermisste ihn sehr. Er war viel zu jung gewesen und hätte ei-
gentlich noch nicht sterben müssen. Und tatsächlich hatte ihn sein Beruf
das Leben gekostet. Wie zerbrechlich ein Menschenleben doch ist. Eine
Kugel reicht, um einer Person für immer den Atem auszuhauchen.
Doch auch wenn ihr Mann nicht mehr lebte, sie würde für ihn wei-
terleben. An diesem Tag erkundete sie für ihn die Welt unter den Wel-
len. Es fiel ihr auf, wie viele Blautöne es eigentlich gab. Dort unten
schienen sie alle zusammenzutreffen, um geheimnisvolle Muster
zu zeichnen und dann ineinander zu verschwimmen.
Als José, indem er den Daumen nach oben streckte, das
Zeichen zum Auftauchen gab, waren alle ein wenig ent-
täuscht, dass ihre Tauchzeit schon zu Ende ging. Trotzdem
beeilten sie sich, an die Oberfläche zu gelangen. Kaum auf
dem Boot angekommen, schwärmten sie alle, wie faszi-
nierend die Unterwasserwelt doch sei. José freute sich,
dass er die drei hatte begeistern können, und steuer-
te das Boot wieder in Richtung Ufer.
Da fuhren sie also. Ein Grüppchen von Frem-
den auf einem Motorboot. Sie waren so ver-
schieden, doch in diesem Augenblick
waren sie alle Taucher, miteinander
verbunden durch ein unvergess-
liches Erlebnis.
und er sah alles
ganz klar.
Direkt vor
ihm zeichneten
sich die Kon-
turen Monikas
ab. Der Anblick der vielen farbenfrohen Fische in
der Tiefe des Wassers überwältigte sie. Monika war
hierhergekommen, um neu zu beginnen. Vor einem
Monat war ihr Mann gestorben. Zuerst war sie
furchtbar traurig gewesen und hatte nicht geglaubt,
dass ihr Leben noch irgendwie weitergehen könne.
Aber dann hatte sie den Entschluss gefasst, sich
nicht hängen zu lassen, weil es niemandem nützte,
wenn sie sich in Selbstmitleid suhlte.
Ihr Mann hatte immer viel und gerne von seiner
Studienzeit erzählt. Sie konnte sich genau daran
erinnern, dass er einmal davon geschwärmt hat-
te, wie er mit seinem Freund in den Ferien einen
Tauchkurs gemacht hatte. Monika glaubte, dass
dieses Erlebnis einen prägenden Eindruck auf ihn
Eveline Hanns, 18, aus Widnau,
besucht derzeit die Kantonsschu-
le Heerbrugg. Sie mag Skifahren,
Schwimmen und Lesen und be-
zeichnet sich als begeisterungsfä-
hig und zielstrebig.
Dann fiel der Schuss, ausgelöst durch Marcels Hand.
57
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MEHR INFOS SEITE 34 UND 35
Jeanine Ammann
Eigentlich bin ich noch nie gerne
zur Schule gegangen. Ich gehe eben zur
Schule, weil es sich so gehört, weil es
alle andern auch so machen, vielleicht
auch weil ich nicht weiss, was ich sonst
tun sollte. Deshalb war ich wohl auch
nie ein überaus guter Schüler. Ich wollte
es auch gar nie sein – wozu auch?
Seit kurzem gibt es aber einen Grund,
gerne zur Schule zu gehen. Wenn ich
nämlich Glück habe, dann treffe ich dich
irgendwo auf dem Weg ins Schulzimmer
auf dem Flur. Dieser kurze Blick, ein
schwach angedeu-
tetes Lächeln und
diese Sekunde des
Glücksgefühls –
das ist es, warum
ich jeden Morgen
aufstehe. Das ist
es, was meinem
trostlosen Leben
einen Sinn gibt.
Ich weiss deinen Namen, ja, ich weiss
sogar, wo du wohnst. Wann immer ich
kann, beobachte ich dich. Ich versuche
dir nahe zu sein, obwohl ich es nicht
bin, versuche Dinge über dich heraus-
zufinden, obwohl du mich nicht einmal
kennst. Kenne ich dich denn? Kann man
jemanden kennen, wenn man noch nie
mit ihm gesprochen hat?
Du bist so unnahbar und trotzdem
immer da. Du bist da, wo ich bin, bist
immer um mich herum und doch so
fern. Wie soll ich dich erreichen? Mei-
ne Freunde behaupten, dass du einen
Freund hast, doch wo ist er? Ist er für dich da?
Beobachtet er dich auch so liebevoll wie ich dich?
Kann er dir geben, was ich dir zu geben bereit bin?
Was für ein doofer Tag. Meine Freunde sprechen
einmal mehr nur über die Eroberungen, die sie am
Wochenende gemacht haben. Ich sitze einfach da
und schweige. Mit aufgestütztem Kopf schaue ich
aus dem Fenster, betrachte die Regentropfen, wie
sie langsam und gleichmässig vom Himmel fallen.
An der Tafel steht irgendein Lehrer, redet über
belanglosen Kram, den ich nicht höre. Als die an-
deren aus dem Raum stürmen, packe ich ohne jeg-
liche Hast meine Sachen zusammen, merke, dass
ich mir schon wieder keine Notizen gemacht habe,
obwohl ich es mir doch vorgenommen hatte. Im
Gang drängen sich andere Schüler nahe an mich,
viele verschiedene Gesichter strömen an mir vor-
bei. Doch da, inmitten der Menge erblicke ich eine
kleine Lücke. Dort, dort stehst du. Die Zeit scheint
stehen zu bleiben, wie in Zeitlupe bewege ich mich
gemächlich weiter, immer näher zu dir. Du beach-
test mich nicht, schaust geradeaus. Ich starre dich
an, möchte dich am liebsten in meine Arme neh-
men. Graziös wirfst du dein langes Haar zurück,
schwebst weiter. Ganz langsam drehst du den Kopf
zu mir, deutest ein schwaches Lächeln an, bevor
du dich wieder abwendest. Da ist es wieder, dieses
Gefühl von Glück, das mich alles um mich herum
vergessen lässt.
Jeanine Ammann, 18, aus Kreuz-
lingen, mag Sport, Lesen und
Zeichnen. Nach der Matura will
sie an der ETH Lebensmittelwis-
senschaften studieren.
Meine Freunde sprechen einmal mehr
nur über die Eroberungen, die sie
am Wochenende gemacht haben.
Ich versuche dir nahe zu sein, versuche Dinge über dich herauszufinden, obwohl du mich nicht einmal kennst. Wie soll ich dich erreichen?
Aus der Ferne und doch so nahAus der Ferne und doch so nah
kurzgeschichte
59
Gumpä, göiferä, gruusig, giftelä, giigsä (schlächt gölet), Gygä, magerä Girgu, Gring,
gnietig, Ghöiu, Gorps, Gemschi, Gopfertami, Gäut, Gamaschä, ginä, Gampu, Gauä,
Gwändli, Gschtaut, Geischt, guguus, Guguhopf, Gusto, Granium, Gremium, Gwinn,
Gwicht, gwagt, gsung, gnuä, gimrs, gang ga grännä, Gries, groggy, gäbig, Gfauä,
Gurnigu, Gschpüri, Gschpändli, Gschpängschtli, gschmuech, grümschelä, gänggelä,
gigelä, gröölä, gwaagt, gnau, Gnom, Gsang, Grappa, geschter, gsche, ginggä, gnagä,
ghörä, glüüssle, Gieu, Gwundernasä, gangä, gschafft, Gumpibäuäli, Gumslä Güggu,
Guschti, Gnuusch, im Güegi, Glugsi.
Rittigampfi, Himugüegeli, Höigümper, Miesch, boosgä, abläschälä, schtibitzä,
vertörle, umefiguretlä, für z Läbä gärn, schtüpfä, müpfä, süfzgä, umeniflä, sabere,
strigle, lisme, luege, lose, loufe, tröschtä, trötzelä, zwängä, töipelä, tüümelä, trööle,
trädelä, träie, umerugelä, es Trümeli mache, meiälä, fidlä, fingerlä, schnaagä, ume-
strolche, schliiche, schleglä, zanggä, schmüselä, äuä, änenache. Lulaatsch, Ham-
pumaa, Nachegaageri, Tütschi, Tschaagä, Scheichä, Schnägg, Wäschpi, Büüsssi
,Hueschtä, Höirüümä, Schnouz, Brüue, Schueu, Nuggi, Pijama, Finöggeli, Mockä, ä
nättä Burscht, Schnüggu, Pfüderi, Hagu, Schmierfink, Tscholi, Tüssu, Totsch, Tätsch-
bum, Heiteräfahne, Stäckätööri, Himmuheilandttonner. Fadegrad, a Chopf päfzgerä,
speter, itz chasch iiluegä, im Vergäs, pfitz di furt, i chönnt di wuusche, umeschläng-
ge, stogle, stockbsoffe, bloderä, kömerlä, horte, wunderlig, pfuuse, de nid z gääi,
fäderläsis machä, tifig, reklamierä, schampar blöd, ling, fideu, Rüebli, Buuch, Nuggi,
umätigerä, umäflänzä, möögä, potz tuusig. Ds Preichi, Mäschäli, Hüentschi, Hörnli,
Härdöpfu, Hebammä, Servierdüüse. Item.
MundArt
Nadine Zybach, 18, aus Zollikofen, besuchte das Gymnasium Köniz-Lerbermatt und beginnt nun mit ihrem Jus-Studium an der Uni Bern. Sie spielt
Geige, besucht den Ballettunterricht und lacht gerne. «Mein Tag hat immer zu wenig Stunden.»
Wortspielereien
lyrik
60
Zitronengelb und zuckersüss.
Carminrot. Kirschrot. Knutschrot. Azurblau.
Leidenschaft. Ich. Leide. Gerne.
Von der Sonne geküsst werden.
Sonnenstrahlen auf der Haut. Durch die Haut. Gute Nacht.
Rot. Knutschrot. Blau?
Erst wenn die Leidenschaft nachlässt.
Sind wir gezwungen, im Meer zu ertrinken.
Doch die Sinnlichkeit wird siegen.
Wo finden wir sie?
Überall. Man muss nur bereit sein, sie zu entdecken.
Staat der Sinnlichkeit.
Krasser Widerspruch und Wort-Verbrechen?
Wörter können nichts verbrechen, nur der, der sie in den Mund nimmt.
Wörter im Mund. Zergehen lassen.
Wörter kann man weder schlucken noch verdauen.
Haben Bücher Geschmack?
Hoffentlich, schliesslich müssen sie von sich überzeugt sein.
Wohl eher die Autoren. Papier ist geduldig.
Nur unser Verstand nicht.
In einem fort lechzt er nach Wort und Sinn.
Besser so, als wenn das nicht der Fall wäre.
Was sich jedoch wie eine Seuche unter den Politikern zu verbreiten scheint.
Seuchen des Geistes. Gegenmittel?
Generalamnestie?
General Amnestie – Wer ist das?
Ich kenn ihn nicht.
Ist der Diktator der Geschichte.
Dann möchte ich nicht mit ihm Kaffee trinken.
Kuchen essen auch nicht. Sonst erdrückt er uns noch.
Scheint das Schlaraffenland zu sein. Unbedacht durchs Leben fressen.
Völlerei. Brot und Spiele.
Als Flucht vor der Wirklichkeit.
Scheitern. Glücksverlust.
Schlaraffenland. Land der Affen.
Der Einfachheit halber nicht aufrecht gehen.
Was ist der Mensch denn mehr?
Leidenschaftlich der Sinnlichkeit der Völlerei verfallen.
Wir sind nur grössenwahnsinnig. Mehr nicht.
Assoziationen
Alexandra Preopudis, 19, (links) und Michèle Schenker, 20, beide aus Therwil, besuchen das Gymnasium Oberwil. «Unser Text entstand
in einer etwas langweiligen Schulstunde. Es begann mit einem Wort, wir assoziierten weiter und irgendwie entstand plötzlich ein
fiktives Gespräch.»
61
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Ich stand da, wartete, worauf auch immer. Dann kamst du auf mich zu. Sofort kam dieses
Gefühl in mir auf. Was war es? Was hatte es zu bedeuten? Ich bemerkte dein unwiderstehliches
Lächeln ... Es raubte mir meinen Verstand, ich konnte nicht mehr klar denken. Geblendet von
deinen wunderschönen Augen stand ich da und sah zu, wie du mit meinem Herz an mir vor-
bei liefst. Ich drehte meinen ohnehin schon verdrehten Kopf noch etwas mehr, um dir nach-
blicken zu können und um zu hoffen, dass du meinen Blick erwidern würdest. Jedoch währte
diese Hoffnung nur, bis du um die nächste Ecke gebogen warst. Da stand ich nun, meine Seele
verloren im Spiel der Liebe, mein Herz zertrümmert wie eine zu Boden gefallene Vase.
Das Glück ist wie ein Vogel.
Lässt man ihn hungern, fliegt er davon.
Hält man ihn zu fest, tut man ihm weh.
Öffnet man die Hände, fliegt er davon.
Nimmt man ihm die Freiheit, fühlt er sich eingesperrt.
Lässt man das Fenster offen, fliegt er davon.
Gibt man ihm keine Liebe und Geborgenheit,
fühlt er sich einsam und fliegt davon.
Sorgt man sich um das Glück, so bleibt es,
lässt man es im Stich, so geht es.
Nicht jeder, der es bekommt, hat es verdient,
Nicht jeder bekommt es, der es verdient.
Wie das Leben, wie die Liebe.
Das grosse, wahre und reine Glück
gibt es nur einmal.
Standing There
Das Glück
Deny Ammann, 18, aus Kreuzlingen, mag Schach und Leichtathletik.
Berufs- oder Studienziel? «Hmmm … noch alles offen.»
Monika Stucki, 19, aus Flawil, hat soeben das KV abgeschlossen. Sie
mag Filme und Museen, lernt Dänisch und Holländisch. Sie bezeichnet
sich als «direkt, ehrlich und humorvoll».
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63
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Wir bilden Persönlichkeiten.
Zürcher Fachhochschule
das hört ja gut auf
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Mladen Penev lebt in Wien und beschäftigt sich in seinen vielschichtigen Fotoarbeiten immer wieder mit dem Überschrei-
ten von Grenzen. «Bei diesem Foto habe ich ein Stück Apfelschale und einen eingefärbten Küchenschwamm verwendet»,
schmunzelt der 28-Jährige.
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