aktiv 55+
Gute Arbeit – gut in RenteIG Metall: Die Gewerkschaft fürs Leben
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KurswechselDie Politik ist gefordert 2
IG Metall –Gemeinsam für ein gutes Leben 3
Ein Leben im UnruhestandSieben ausgefüllte Tage mit Karla Stamm 4
Alternsgerecht Arbeiten –Gesund in Rente 6
Günther Kleine:Meine Aktivitäten für die IG Metall halten mich fi t 8
Wegbegleiter für Mitglieder 8
Impressum:
aktiv 55+ – eine Beilage der metallzeitung
Herausgeber:IG Metall Vorstand,Berthold Huber, Detlef Wetzel, Bertin EichlerWilhelm-Leuschner-Straße 7960329 Frankfurt am Main
Redaktion:Roland Feltrini, FB Organisation und PersonalAxel Gerntke,FB SozialpolitikThomas Krischer,FB Sozialpolitik
Konzept und Gestaltung:Werbeagentur Zimmermann GmbHFrankfurt am Main
Druck: apm, 64295 Darmstadt
September 2013
Das Bild des Alters in unserer Gesellschaft könnte widersprüchlicher nicht sein: Unternehmen suchen
angeblich händeringend nach älteren Experten mit Fachwissen. Aber in der Arbeitswelt besteht eine
große Diskrepanz. Das hat abermals eine Umfrage der IG Metall gezeigt: Die altersgerechte Arbeits-
welt ist bislang nur eine Fata Morgana! Auszüge aus den seniorenpolitischen Thesen der IG Metall.
KurswechselDie Politik ist gefordert
• Die Zunahme der Altersarmut droht:
Durch zahlreiche Veränderungen der Ren-
ten- und Rentenanpassungsformel wurde
die Versorgung durch die gesetzliche Rente
deutlich verschlechtert. Das zeigt bereits
ein Vergleich der durchschnittlichen Renten-
zahlbeträge nach 35 Versicherungsjahren
des Jahres 2000 (1021 €) und des Jahres
2011 (953 €). Das Rentenniveau (netto vor
Steuern) wird von heute ungefähr 50 Prozent
bis zum Jahr 2030 massiv auf nahezu 43 Pro-
zent weiter abgesenkt werden.
• Alternativen in der Alterssicherung sind
möglich: Die Anhebung des Rentenniveaus,
fl exible Ausstiegsmöglichkeiten statt Rente
mit 67 und spezielle armutsvermeidende
Maßnahmen sind nötig. Ihre Finanzierung
ist durch eine alternative Beitragssatzge-
staltung, nämlich die moderate schrittweise
Anhebung des Beitragssatzes, eine Erwerbs-
tätigenversicherung und die Abführung von
Rentenversicherungsbeiträgen für Langzeit-
arbeitslose möglich.
• Gesundheit ist keine Ware: Die Alterung der
Gesellschaft kann mit zusätzlichen Belas-
tungen im Gesundheitssystem verbunden
sein. Wir sprechen uns gegen Privatisierun-
gen im Gesundheitswesen aus. Die IG Metall
engagiert sich für eine Bürgerversicherung.
• Pfl ege ist eine gesellschaftliche Aufgabe:
Die Defi nition der Pfl egebedürftigkeit muss
dringend erweitert werden. Wir benötigen
Pfl egegeld für pfl egende Angehörige und
einen „Qualitäts-TÜV“, der Betroffenen und
Angehörigen eine verlässliche Beurteilung
der Qualität von Pfl egeeinrichtungen erlaubt.
• Mobilität ist Bestandteil eines selbstbe-
stimmten Lebens: Ein selbstbestimmtes
Leben im Alter setzt auch ein Mindestmaß
an Mobilität voraus. Dazu gehört eine aus-
reichende und erschwingliche Versorgung
durch den öffentlichen Personennahverkehr
nicht nur in den Ballungsgebieten. Den Pri-
vatisierungstendenzen im Nahverkehr muss
daher entgegengetreten werden.
• Selbstbestimmtes Wohnen im Alter:
Es gibt zurzeit nur 500.000 barrierefreie
Wohnungen in Deutschland. Der Bedarf
nähert sich dem 6-Fachen. Ein „selbst-
bestimmtes Wohnen im Alter“ erfordert
entsprechende Wohnungsangebote. Hier
sind vor allem die Kommunen mit neuen
Stadtentwicklungskonzepten gefordert
unter Einsatz der kommunalen Wohnungs-
unternehmen und der freien Träger.
„Die IG Metall engagiert sich für einen solidarischen Sozial-staat. Für die gerechte Ver-teilung von Einkommen, Ver-mögen und Lebenschancen. Dabei kommt der Senioren-politik eine wichtige Rolle zu.“
Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstands mitglied der IG Metall
„Wir wollen Wahlmöglich-kei ten für jeden – statt Einheitsrente mit 67 für alle! 2013 wird dieses Thema einer unserer Schwerpunkte im Bundestagswahlkampf sein.“
Detlef Wetzel, 2. Vorsitzender der IG Metall
Die gesamten Thesen können bestellt werden über:
www.igm-aktiv55plus.de
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IG Metall – Gemeinsam für ein gutes LebenDrinbleiben in der IG Metall – das
lohnt. Die IG Metall setzt sich auch
für die Belange der Rentnerinnen und
Rentner ein. Deshalb stehen Mitglie-
dern für einen Beitrag von 0,5 Pro-
zent der Rente alle Leistungen der
IG Metall weiterhin zu.
Freizeit-Unfallversicherung
Wer in der Freizeit einen Unfall erlei-
det, erhält bei einem Krankenhaus-
aufenthalt von wenigstens 48 Stun-
den eine einmalige Entschädigung
bis zum 30-Fachen des monatlichen
Mitgliedsbeitrages.
§ 26 der IG Metall-Satzung
Rechtsberatung und Rechtsschutz
Die IG Metall gewährt ihren Mitglie-
dern auf Antrag kostenlos Rechts-
beratung und Rechtsschutz. Im Ru-
hestand gilt das insbesondere für
„2009 musste ich nach einem Sturz ins Kranken-haus. Von meiner IG Metall bekam ich Unfall-Kran-kenhausgeld – damit hatte ich wirklich nicht gerech-net. Gut, dass es eine Solidargemeinschaft gibt, die einen nach den Kürzungen auffängt.“
Günter Nebeling
Die Auseinandersetzungen um gute Aus-
stiegsmöglichkeiten aus dem Erwerbsleben
und eine gute Rente gehen weiter. Wir blei-
ben dran!
Weder ein fl exibles Rentenrecht mit fai-
ren Bedingungen für den Altersausstieg
noch eine auf die demografi schen Her-
ausforderungen abgestimmte Unterneh-
menspolitik sind heute Realität. Nach
wie vor haben Ältere am Arbeitsmarkt
kaum Chancen und die Arbeitsbedingun-
gen lassen bereits heute ein Arbeiten
bis zum gesetzlichen Rentenalter nicht
zu. Arbeits- und Zeitdruck sind allge-
genwärtig, Arbeitszeiten laufen aus dem
Ruder und Schicht- und Nachtarbeit neh-
men zu. In der heutigen Arbeitswelt gibt
es kaum Arbeitsplätze, auf denen man gesund
alt werden kann. Deshalb sagt die IG Metall
Nein zur Rente mit 67 und setzt sich für fl exible
Ausstiegsmöglichkeiten ein.
Politik muss handeln
Statt der Absenkung des Rentenniveaus brau-
chen wir eine Rente, die den Lebensstandard
sichert.
Lebensstandardsicherung und
Ar mutsvermeidung – beides
muss drin sein. Die Entwick-
lung der Renten muss wieder
an die allgemeine Einkom-
mensentwicklung ge koppelt
werden.
Wenn du mehr wissen willst,
klick dich rein:
www.gut-in-rente.de
Streitigkeiten mit der gesetzlichen
Renten-, Kranken und Pfl egeversiche-
rung.
§ 27 der IG Metall-Satzung
Unterstützung in Notfällen
Mitglieder in einer außerordentli-
chen Notlage erhalten auf Antrag
Unterstützung.
§ 28 der IG Metall-Satzung
Unterstützung bei Sterbefällen
Beim Tod eines Mitglieds wird den
Hinterbliebenen mindestens das
15-Fache, höchstens das 31,5-Fache
des Mitgliedsbeitrags ausgezahlt.
Die Höhe der Leistung richtet sich
nach der Dauer der Mitgliedschaft.
Beim Tod der Partnerin/des Partners
beträgt das Sterbegeld die Hälfte
dieser Leistung.
§ 30 der IG Metall-Satzung
Gute Arbeit – gut in Rente
Günter Nebeling
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Dass der Übergang in den Ruhestand noch
lange nicht bedeutet, dass man auch sein En-
gagement in der Gewerkschaft beenden muss,
dafür ist Karla Stamm das beste Beispiel. „Ich
war im Betrieb Gewerkschafterin und werde
immer Gewerkschafterin sein, bis an mein Le-
bensende“, so Karla Stamm. In einer Vielzahl
von Aufgaben ist die ehemalige stellvertreten-
de Betriebsratsvorsitzende heute ehrenamt-
lich unterwegs: „Ich brauche die Begegnung
und den Austausch mit Menschen. Ich helfe
gern. Ich fühle mich wohl dabei.“ Wir haben
Karla Stamm eine Woche lang begleitet.
Montag, 5 Uhr: Wie jeden Morgen ist die Nacht
vorbei, ohne Wecker. Aufstehen, Kater füttern,
streicheln, frühstücken. Schwarzer Kaffee,
O-Saft, Banane. Immer.
Kurz nach 7 Uhr: Karla Stamm verlässt das
Haus. Nach allerlei Besorgungen steht auf dem
Programm: Sitzung des städtischen Arbeits-
kreises „Agenda 21“ für nachhaltige Entwick-
lung. Hier mischt Karla Stamm aktiv für den
DGB mit. Alternativ fi ndet montags die Sitzung
des rein ehrenamtlich besetzten DGB-Ortsvor-
standes statt, in dem sie eine tragende Rolle
hat. Den Weg von zwei Kilometern legt sie, wie
alle Wege in Freising – und keiner ist kürzer als
zwei, mancher sogar fünf Kilometer – zu Fuß
zurück.
Dienstag, 8 – 13 Uhr: Vorbereitung für die Tafel,
Ausgabe von Lebensmitteln für Bedürftige. Sich-
ten, sortieren, putzen, portionieren, verstauen.
„Wir bekommen jede Woche mehrere hundert
Kilo. Das ist auch harte körperliche Arbeit.“
Thesen und Forderungen zur Seniorenpolitik Teilnehmer der senioren po li ti-
schen Tagung und der IG Metall
AGA-Ausschuss beim Vorstand
haben Thesen und Forderun-
gen zur Seniorenpolitik dis-
kutiert.
Die handliche Broschüre
ist zu bestellen über:
www.igm-aktiv55plus.de
Seminar:Ruhestand – das Leben danach?Die Herausforderungen beim Über gang
in die dritte Lebensphase und die
Chancen, die die neue Situation bietet,
sind Themen ei nes Pilotseminars.
Termin 28. – 30. Oktober 2013 in Berlin.
Interesse? Mehr Informationen
zum Seminar können unter
www.igm-aktiv55plus.de
angefordert werden.
Karla Stamm ist seit 1970 verwitwet und hat zwei Töchter allein großgezogen.
Zunächst ernährte sie ihre Familie mit Schreib-tätigkeit in Heimarbeit. Dann war sie arbeitslos. 1975 fasste sie in Freising bei der Anton Steinecker Gmbh Fuß (heute Krones AG), einem weltweit führenden Hersteller von Brauereimaschinen.
In die IG Metall trat sie 1981 während eines Warn-streiks ein. Schon bald wurde sie stellvertretende Betriebsratsvorsitzende. Das blieb sie bis zum Schluss ihres Erwerbs-lebens im Juni 2001.
Für ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben im Alter
Thesen zur Seniorenpolitik der IG Metall
FunktionsbereichSozialpolitik
Vorstand
IG MetallMitglied bei der BAGSOZusammen mit GEW, IG BAU,
EVG und GdP ist die IG Metall
Mitglied in der Bundesarbeits-
gemeinschaft der Senioren-
organisationen (BAGSO), der
größten Lobbyorganisation
für die Interessen älterer
Menschen in Deutschland.
Weitere Info: www.bagso.de
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Ein Leben im Unruhestand Sieben ausgefüllte Tage mit Karla Stamm
Mitmachen Angebote und Informationen
Abends: Sitzung des DGB-Kreisvorstandes Frei-
sing-Erding, in dem sie Frauenbeauftragte ist.
Mittwoch, 6.20 Uhr: Karla Stamm trifft bei der
Tafel ein. Ausgabe ist von 9 – 11.30 Uhr. Jede
Woche holen sich hier 180 bis 200 bedürftige
Menschen Lebensmittel.
Abends: Delegier tenversammlung der
IG Metall, Verwaltungsstelle Landshut, der sie
angehört.
Donnerstag, kurz nach 7 Uhr: Karla Stamm
macht sich auf den Weg zur Beratung von Ren-
tenanträgen. Sie unterstützt vormittags Kolle-
ginnen und Kollegen bei der Antragstellung.
15 – 17.30 Uhr: Sie hält noch eine Rentensprech-
stunde bei der AOK. Weitere Termine auch in
ihrer Wohnung oder bei Kollegen zu Hause.
Freitag: Treffen bei der IGM-Verwaltungsstelle
in Landshut. Karla Stamm ist auch im Frau-
enausschuss und im Seniorenausschuss. Be-
sonders am Herzen liegt ihr die IGM-Kultur-
werkstatt, in der sie seit 1995 mitwirkt und
die jährlich ein Theaterstück zum 8. März ein-
studiert.
Samstag: Kochen in großem Stil. „Samstag-
abend sind alle zum Essen bei mir.“ Alle: Das
ist die ganze Familie, manchmal bringt jemand
von den drei erwachsenen Enkeln auch Freund
oder Freundin mit. So bewirtet sie acht bis
zehn Gäste.
Sonntag: Aktion der Freisinger „Allianz für den
freien Sonntag“, in der Karla Stamm die Ge-
werkschaften vertritt.
Leistungen in Alters teilzeit und RenteAls IG Metall-Rentnerin und
-Rentner hat man bei reduziertem
Beitrag weiterhin Anspruch
auf viele Satzungsleistungen.
Fachkundige Beratung und
Rechtsschutz stehen allen
Mitgliedern zu.
Das Faltblatt „Nutze deine
Mitglieder vorteile“ ist in der örtlichen
Geschäftsstelle oder über das Internet erhältlich:
www.igm-aktiv55plus.de
SOPO INFO Informationen zur Sozialpolitik (Rente, Gesundheit, Arbeits-markt). SOPO INFO enthält wich ti ge Fakten und politische Einschätzungen aus Sicht der IG Metall. Die Ausgabe 12 befass-te sich mit der Rentenanpassung zum 1. Juli 2013. SOPO INFO wird im Extranet der IG Metall veröffentlicht. Wer SOPO INFO per E-Mail beziehen möchte,
melde sich bitte an unter www.igm-aktiv55plus.de
Informationen zur Sozialpolitik Nr. 12 / April 2013
SOPOINFO rente 12Sozialpolitik
Vorstand
Rentenanpassung in Ost und West:
Angleichung nach unten!
Grundlage für Anpassung der Renten ist die EntgeltentwicklungZur Berechnung der Rentenanpassung werden die
rentenversicherungspflichtigen Bruttolöhne und Ge-
hälter aus dem Jahr 2012 denen des Vorjahres ge-
genübergestellt, und zwar getrennt nach alten und
neuen Bundesländern.
Für die alten Bundesländer wird so eine Verände-
rung von plus 1,5 Prozent ermittelt, in den neuen
Bundesländern beträgt die auf dieser Basis ermit-
telte Veränderung der rentenversicherungspflich-
tigen Bruttolöhne plus 4,32 Prozent. Diese relativ
starke Veränderung des rentenversicherungspflich-
tigen Durchschnittsentgelts in Ostdeutschland ist
im Wesentlichen auf die nur dort erfolgte Anhebung
der Beitragsbemessungsgrenze zurückzuführen.
Die so errechneten Prozentsätze werden aber nicht
sofort zur Berechnung der neuen Rentenwerte wirk-
sam. Vielmehr werden vorab noch die sogenannten
Dämpfungsfaktoren abgezogen.
Der „Riesterfaktor“ mindert die Rentenanpassung
um gestiegene Beiträge für die Beschäftigten und
planmäßig höhere Altersvorsorgeaufwendungen. In
diesem Jahr reduziert er die Rentenanpassung um
rund 0,26 Prozentpunkte.
Die jährliche Rentenanpassung steht zum 1. Juli dieses Jahres wieder an. Dies geschieht über eine Verord-
nung der Bundesregierung. Vorab wurden die Zahlen über die Medien bekannt. Im Jahr der Bundestagswahl
wird die Rentenanapassung von 0,25 Prozent in den alten Bundesländern nicht einmal die Inflationsrate von
1,5 Prozent ausgleichen! In Ostdeutschland stellt sich die Lage nur kurzfristig etwas besser dar.
In Ost und West: Rente vom Lohn abgekoppelt
Grafik: IG Metall SOPOINFO Quelle: Portal Sozialpolitik 2013
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung - Vorjahresentgelt (West)
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung - Vorjahresentgelt (Ost)
Renten (West)
Renten (Ost)
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117
113
109
2002 (= 100) 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Entwicklung der Löhne und Renten in Ost- und Westdeutschland
Download
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„Ich hatte Angst vor der Rente. Ich sag‘ das ganz ehrlich. Nicht nur die Arbeit weg, auch noch meine IG Metall weg.
Ich hatte ja das Gefühl, die brauchen mich jetzt nicht mehr. Aber das war doch anders. Zum Glück.“
Zuversichtlich in den Ruhestand – nutze deine Mitgliedervorteile in der IG Metall
Leistungen der IG Metall in Altersteilzeit und Rente
www.igmetall.de
Seniorenarbeit inder IG MetallDie Seniorenarbeit in der
IG Metall fi ndet statt im Rah-
men der „Außerbetrieblichen
Gewerkschaftsarbeit“ (AGA).
Sie wird koordiniert durch
den AGA-Ausschuss beim
Vorstand der IG Metall. Infor-
mationen und Kontakt über
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Ein Leben im Unruhestand Sieben ausgefüllte Tage mit Karla Stamm
Mitmachen Angebote und Informationen
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Verschiedene Studien bele-gen, dass in den Betrieben noch zu wenig geschieht, damit ein größerer Teil der Beschäftigten eine Chance hat, gesund bis zur Rente zu arbeiten.
Alternsgerecht arbei ten – gesund in Rente
Vierzig Jahre schuften, dann verschlissen
ausscheiden und nur eine bescheidene Rente
bekommen: Das ist untragbar! Arbeitgeber
müs sen die Arbeitsbedingungen so gestal ten,
dass gesundes Arbeiten bis zur Rente mög-
lich wird. Deshalb setzt sich die IG Metall mit
ihrer Kampagne „Gute Arbeit – gut in Rente“
für alternsgerechte Arbeits gestaltung ein.
Selbst das Bundesarbeitsministerium hat fest-
gestellt: Noch viel zu wenige Betriebe bieten
älteren Beschäftigten alters- und alternsge-
rechte Arbeitsplätze an.
Deshalb macht die IG Metall die Missstände
in der Arbeitswelt zum Thema und fordert:
• eine alternsgerechte und altersgerechte
Arbeitsgestaltung, die den Beschäftigen die
Chance gibt, gesund in Rente zu gehen,
• eine Einstellungs- und Personalpolitik, die
auch für Ältere Beschäftigungsmöglichkei-
ten schafft.
Gute Arbeit ist machbar!
Wie sich diese Forderungen in der Praxis um-
setzen lassen, zeigen die Aktivitäten von Ver-
trauensleuten und Betriebsräten:
Die IG Metall hat eine Befra-gung zu Maßnahmen einer alters- und alternsgerechten Arbeitsgestaltung durchge-führt. Geantwortet haben mehr als 3700 Betriebsräte.
Gibt es Maßnahmen zur altersgerechten Arbeits-gestaltung?
Quelle: Betriebsrätebefragung der IG Metall 2012, n = 3716.
Nahezu nie51 %
Selten41 %
Häufi g6%
Verbreitung alterns-gerechter Arbeits -gestaltung (50+): Metall- und Elek tro-industrie (2009/2010)
Alternsgerechte Arbeitsplatzgestaltung
Altersgemischte Arbeitsgruppen
Arbeitsorganisation (z. B. Rotation)
Gesundheitsförderung
Gesprächskreise zum Gesundheitsschutz
Arbeitszeitreduzierung
Auszeiten
Quelle: Freidank, Grabbe, Tullius 2011, 223 Betriebe.
50 %
65 %
38 %
26 %
24 %
14 %
9 %
Weiß nicht 2 %
Altersgerechte Arbeitsgestaltung orientiert sich an den Fähigkeiten und Bedürfnissen von Beschäftigten je nach Altersgruppe. Dies kann
beispielsweise einen besonderen Schutz von Jugendlichen umfassen oder von Menschen, die ab einem
bestimmten Alter Einschränkungen in ihrer Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit aufweisen.
Alternsgerechte Arbeitsgestaltung richtet sich an alle Altersgruppen. Sie hat zum Ziel, Einschränkungen in der Leistungs- und Einsatzfähigkeit
zu verhindern. Hierzu sollen Gestaltungsmaßnahmen bereits bei jüngeren Beschäftigten beginnen.
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Alternsgerecht arbei ten – gesund in Rente
„Opa-Tage“ bei Hydro Aluminium
Im Betrieb heißen sie Opa-Tage: Wer 55 Jahre
alt ist und regelmäßig nachts arbeitet, darf
drei Nachtschichten streichen, ab 57 sogar
sechs.
Schwerstarbeit begrenzenBei der Friedrich Wilhelms-Hütte in Mühlheim
arbeiten Beschäftigte, Betriebsräte und die
Geschäftsleitung an Lösungen, wie die körper-
liche Schwerstarbeit der Gussputzer reduziert
werden kann. Dazu soll die Arbeit neu organi-
siert werden.
Mercedes: Investition in der MontageIm Bau 46 des Mercedes-Werks in Sindelfi n-
gen produziert die älteste Belegschaft des
Werkes die S-Klasse. Das funktioniert nur
deshalb, weil die Stückzahl mit rund 330 Au-
tos geringer ist als in den anderen Bereichen
und weil in arbeitsgestalterische Maßnah-
men investiert wurde.
„Arbeit muss so sein, dass die Beschäftigten gesund in Rente gehen können.“Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall
Weshalb wird zu wenig für alternsgerechte Arbeitsgestaltung getan?
• Kurzfristige Kostenziele der Unternehmen stehen Investitionen in die Ergono-mie und die Gesundheit der Beschäftigten entgegen.
• Die Verordnungen im Arbeits- und Gesundheits-schutz sind nicht ausrei-chend.Betriebe haben es zu leicht, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Deshalb fordert die IG Metall eine Anti-Stress-Verordnung.
• Die Wirtschaft zeigt keine Verantwortung gegenüber älteren Beschäftigten.Die IG Metall fordert eine Demografi e-Abgabe für Betriebe, die eine Quote für ältere Beschäftigte unter-schreiten.
• Nicht jede Produktion lässt sich alters- und alterns-gerecht gestalten.Als Lösung kommen arbeitsorganisatorische Maßnahmen infrage, z. B. ein interner Arbeitsplatz-wechsel oder betriebliche Weiterbildung.
In der Arbeitshilfe „Produk-tionssysteme alternsgerecht gestalten“ der IG Metall fi ndest du ausführ liche Infor-mationen und Beispiele aus der Praxis.Die Arbeitshilfe ist zu wbestellen über: www.igm-aktiv55plus.de
Weitere Informationen:www.igmetall.de/gutearbeit
Arbeitsgestaltung und Gesundheitsschutz
VorstandEuropäische Union
Arbeitshilfe für betriebliche Interessenvertretungen
Produktionssysteme alternsgerecht gestalten
Das sind einige aktuelle betriebliche Rege-
lungsbeispiele.
Wir wissen: Ein Patentrezept gibt es nicht.
Eine alternsgerechte Arbeitsgestaltung lässt
sich nicht als langfristig geplantes betrieb-
liches Großprojekt durchsetzen.
Sie ist vielmehr Ergebnis vieler Teilschritte.
Jeder dieser Teilschritte muss im Betrieb
erstritten und ausgehandelt werden. Dafür
macht die IG Metall sich stark!
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Meine Aktivitäten für die IG Metall halten mich fi t
Jeder kann in die Lage kommen, dass er oder sie sel-
ber nicht mehr handeln kann. Hier gilt: Wer rechtzeitig
wichtige Fragen ohne falsche Scham regelt, hilft sich
und seinen Angehörigen.
Dazu gehört, sich einen Überblick über Finanzen, Ver-
sicherungen und Verträge zu verschaffen – aber auch
Vollmachten und Patientenverfügungen zu erstellen.
Der IG Metall-Wegbegleiter kann das Kernstück eines
persönlichen Vorsorgeordners sein, in dem alle wich-
tigen Unterlagen für den Notfall abgelegt sind.
Im Mittelpunkt steht die Patientenverfügung.
Kein leichtes Thema, sicher. Aber die moderne Medi-
zin verschiebt Grenzen stetig aufs Neue. Mit einer
Patientenverfügung entscheidest du, welche medizi-
Wegbegleiter für IG Metall-Mitglieder
Wissenswertes rund um Vermögens- und Vorsorgeangelegenheiten
Wichtige Informationen für mich und meine Familie!
Vor- und Nachname Mitgliedsnummer
Günther, du hast Kfz-Elektriker gelernt,
studiert und als Diplomingenieur bei VW ge-
arbeitet. Du warst Betriebsratsmitglied, rund
15 Jahre Referent für die IG Metall und seit
vielen Jahren Mitglied in der Delegiertenver-
sammlung der IG Metall Hannover. Was war
und ist deine Motivation, dich so stark in die
Gewerkschaftsarbeit ein zubringen?
Ich habe damals gesehen, dass etwas getan
werden muss! Als ich mich noch im Arbeits-
leben befand, hat die zweite Bevollmächtigte
der IG Metall Hannover gefragt, was ich ma-
chen würde, wenn ich demnächst „zu Hau-
se“ bin. Meine Antwort: Dass ich mich um
die arbeitslosen Kolleginnen und Kollegen
in Stadthagen kümmern würde, da die Firma
Otis die Stadt verlassen hatte und es dadurch
rund 500 Arbeitslose mehr gab. Pia Pachauer
hat dann gesagt: Das kannst du auch hier in
Hannover tun! Seitdem mache ich „IG Metall-
Mitgliederpfl ege“ für eine spezielle Gruppe,
die Arbeitsuchenden.
Und was genau tust du da?
Meine zwei Kollegen und ich machen seit Mai
2006 das Projekt „Metaller helfen Metallern“.
Wir schreiben und rufen die Arbeitsuchenden
an und weisen sie auf unser Angebot hin. Je-
den Dienstag zeigen wir, was für eine zeitge-
mäße Bewerbung wichtig ist. Wir geben Tipps,
wie und wo man freie Stellen fi ndet. Wir trai-
nieren Bewerbungsgespräche und coachen
unsere Kolleginnen und Kollegen – wenn eine
Bewerbung erfolgreich war – bis zur Arbeits-
aufnahme. Wir leisten Hilfe zur Selbsthilfe!
Seid ihr erfolgreich?
Etliche habe mit unserer Hilfe Arbeit gefun-
den – wenn teilweise auch nur in Leiharbeit.
Insgesamt ging die Zahl der erwerbslosen
Mitglieder in der IG Metall Hannover, seit wir
aktiv sind, um zwei Drittel zurück. Ich fi nde,
die Arbeitslosen müssen unterstützt und dür-
fen nicht alleingelassen werden! Dabei ist
auch die Politik gefordert. In einem so reichen
Land wie der Bundesrepublik sind auch acht
Prozent Arbeitslose ein Skandal!
Du gibst viel für dein ehrenamtliches
Engagement – was gibt diese Arbeit dir?
Ich fühle mich gut, wenn ich anderen helfen
kann. Außerdem hält ehrenamtliches Enga-
gement fi t. Ich habe mit dem Übergang in die
Rente 60 Stunden pro Woche geschenkt be-
kommen und die fülle ich spielend aus!
Wegbegleiter für Mitgliedernischen Maßnahmen und Behandlungen durchge-
führt werden dürfen.
Eine wichtige Ergänzung ist entweder die Vorsor-
gevollmacht oder die Betreuungsverfügung. In
beiden kannst du regeln, wer in welchem Umfang
Rechtsgeschäfte für dich tätigen darf. Diese beiden
Dokumente sollten im Zentralen Vorsorgeregister
eingetragen werden. Liegt keines von beiden vor,
wird im Fall, dass jemand nicht mehr selber handeln
kann, vom Betreuungsgericht ein/e Betreuer/in
eingesetzt.
Der Wegbegleiter enthält Checklisten und Vor-
schläge für die wichtigsten Vollmachten und
Verfügungen.
ak tiv 55+
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Wegbegleiter für IG Metall-Mitglieder mit Informationen rund um die Mitgliedschaft sowie für Vermögens- und Vor-sorgeangelegenheiten.Zu bestellen auf unserer Internetseite:www.igm-aktiv55plus.de
Günther Kleine (66) aus Hannover unterstützt Arbeitssuchende mit Hilfe zur Selbsthilfe
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