Anwalt in Myanmar Dr. Oliver Massmann: Myanmar als Moeglichkeit zur
auslaendischen Direktinvestition
Die Wirtschaftssanktionen der Europaeischen Union (von 1990) und den USA (von 1989) wurden
erst 2013 bzw. 2016 aufgehoben. Bis dahin flossen die meisten auslaendischen Direktinvestitionen
aus anderen asiatischen Laendern, die keine wirtschaftlichen Sanktionen gegen Myanmar
verhaengten, wie z.B. China oder Thailand. Seit der Aufhebung der Wirtschaftssanktionen
verdreichafte sich jedoch die Zahl der auslaendischen Unternehmen, die im Land registriert sind,
von 2.143 im Jahr 2012 auf 6.223 im Jahr 2016.
Im Jahr 2011, als die Militaerjunta offiziell aufgeloest wurde, verzeichnete Myanmar die groesste
Anzahl auslaendischer Direktinvestitionen. So wurden allein 20 Milliarden US-Dollar fuer
Infrastrukturprojekte ausgegeben. Dabei waren die groessten Kapitalanleger China (15,5 Mrd.
USD), Thailand (9,56 Mrd. USD) und Südkorea (2,92 Mrd. USD).
Die im Jahr 2016 angelegten 9,48 Milliarden US-Dollar, die in das Entwicklungsland flossen,
kamen hauptsaechlich den Wirtschaftsbereichen Oel und Gas (4,82 Milliarden US-Dollar),
Transport und Kommunikation (1,93 Milliarden US-Dollar) und der Produktion (1,07 Milliarden
US-Dollar) zugute.
Die Waehrung Myanmars, der Kyat, wurde 2012 im Rahmen eines Managed-Float-Systems
eingefuehrt, bei dem der Wechselkurs vom Markt bestimmt wird. In der Praxis veroeffentlicht die
Zentralbank jedoch einen taeglichen Referenzwechselkurs, um den Markt zu beeinflussen. Im Jahr
2015 lag der Wechselkurs bei 1.162,62 MMK zu 1,00 US-Dollar.
Nach fuenf Jahrzehnten von wirtschaftlicher und politischer Isolation bietet die juengste
Entwicklung Myanmars dem infrastrukturhungrigen Land die Chance, die dringend benoetigten
Investitionen zu sichern, um eine grundlegende Infrastruktur fuer seine Buerger aufzubauen und
das Wirtschaftswachstum zu erleichtern. Aufgrund der langjaehrigen Wirtschaftssanktionen des
Westens sind bisher nur vier der 15 wichtigsten auslaendischen Direktinvestitionen ausserhalb der
asiatisch-pazifischen Region getaetigt worden. China ist seit 2005 der groesste Investor. Es stellte
dem Land 18 Milliarden US-Dollar zur Verfuegung. Grund dafuer waren die geografische Naehe
und die strategische Lage des Landes zur Bucht von Bengalen.
Zwar scheint Singapur mit 11,64 Milliarden US-Dollar der seit 2005 zweitgroesste Investor zu
sein. Jedoch weisen Duane Morris & Selvam und Experten darauf hin, dass der Kapitalstaat
aufgrund der vormals bestehenden Wirtschaftssanktionen gegen Myanmar lediglich als sicherere
Holding fuer auslaendische Gelder genutzt wird. Nur ein kleiner Teil der Investitionen kamen
tatsaechlich von Unternehmen aus Singapur. Gleiches gilt fuer Hong Kong (8,65 Milliarden US-
Dollar seit 2005). Thailand investierte seitdem 9,19 Milliarden US-Dollar. Im gleichen Zeitraum
investierte Suedkorea einen Betrag in Hoehe von 3,29 Milliarden US-Dollar, groesstenteils in
Myanmars Oel- und Gaswirtschaft sowie der Industrie.
Duane Morris & Selvam erwartet ein starkes Wachstum der Tourismusbranche. Dieser Sektor ist
von 139 Millionen US-Dollar im Jahr 2011 auf 2,12 Milliarden US-Dollar im Jahr 2015
angewachsen.
Aufgrund des Beduerfnisses nach Verbundenheit waechst der Telekommunikationssektor des
Landes. Aktuelle grenzueberschreitende Transaktionen umfassen einerseits Vietnams Joint
Venture Viettel mit der Myanmar National Telecom Holding Public und der Star High Public
Company sowie andererseits Japans KDDI Corp Joint Venture mit Myanmar Posts and
Telecommunications.
Zwischen 2005 und 2016 wurde groesstenteils in Myanmars Oel- und Gassektor investiert (19,95
Mrd. US-Dollar). Genannt werden muss hier die im April 2017 eroeffnete Rohoelpipeline, die die
PetroChina-Raffinerie Kunming ueber Myanmar mit der Bucht von Bengalen verbindet.
Ausserdem konnten in diesem Zeitraum 19,69 Mrd. US-Dollar an auslaendischen
Direktinvestitionen fuer den Stromsektor gewonnen werden. Es bestehen hervoragende
Moeglichkeiten zur Investion in die Erzeugung, Uebertragung und Verteilung von Strom, da die
Regierung bestrebt ist, das gesamte Land mit Elektrizitaet zu versorgen.
Moeglichkeiten in Myanmars Wirtschaft
Die ueberwiegend agrarwirtschaftlich gepraegte Oekonomie ist die treibende Kraft des
Wachstums. Eine aktuelle Analyse der Weltbank zeigt die niedrige landwirtschaftliche Produktion
Myanmars auf. Waehrend an einem Arbeitstag lediglich 23 kg Reis produziert werden, erzielen
die Nachbarstaaten deutlich bessere Werte. Auf Thailands Agarwirtschaft entfallen an einem
Arbeitstag 547 kg Reis, Vietnam kann 429 kg vorweisen. Kambodscha erzeugt immerhin 62kg Reis.
Der Grund fuer das Hinterherhinken Myanmars liegt in der fehlenden Bildung und Technologie.
Auslaendische Direktinvestitionen sind deshalb eine wichtige Quelle von Kapital, Technolgie und
Bildung fuer Entwicklungslaender wie Myanmar. Zwar liegen die Faktoren zur Foerderung
auslaendischer Direktinvestitionen oft ausserhalb des Landes. Jedoch fuehrt die Regierung
Gesetze ein, um Myanmar zu einem attraktiven Investitionsort zu machen.
Ein aus dem Jahr 2013 stammendes Schriftstueck des McKinsey Institutes nennt einen Beitrag von
320 Mrd. US-Dollar fuer den Bau einer Basisinfrastruktur. Der Infrastruktursektor wuerde
daraufhin von 10,5 Mrd US-Dollar im Jahr 2010 auf 48,8 Mrd. US-Dollar im Jahr 2030
anwachsen.
Seit der Oeffnung des Landes, und der damit einhergehenden Aufloesung der Militaerjunta, hat
das Land einen erfolgreichen Uebergang in eine Demokratie erlebt, wie die Wahl des Jahres 2015
gezeigt hat. Die Partei von Aung San Suu Kyi, die Nationale Liga fuer Demokratie, gewann die
erste freie Wahl des Landes seit 25 Jahren.
Falls weitere Fragen zum Thema bestehen, wuerden wir uns ueber Ihren Kontakt freuen. Melden
Sie sich hierzu bitte an Dr. Oliver Massmann ([email protected]).
Vielen Dank.
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