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Page 1: Auw/Sins Nach knapp zwei Monaten Besuchsverbot …...Auch viele Angehörige litten unter dem Besuchsverbot. Seit dem 11. Mai dürfen Besuche in Alters- und Pflege-heimen wieder stattfinden,

Nr. 21 | Freitag, 22. Mai 2020 | Anzeiger für das Oberfreiamt Region 5

Besuche sind unter Auflagen wieder möglichAuw/Sins Nach knapp zwei Monaten Besuchsverbot zeichnet sich in den Alters- und Pflegeheimen eine Ent-spannung ab. Besuche unter kontrollierten Auflagen sind wieder möglich.

PATRICK CAPLAZI

Es war eine schwierige Zeit für viele Bewohnende des Zentrums Aettenbühl in Sins und des Maria-Bernarda-Heims in Auw. Sie durften ihre Angehörigen nicht mehr treffen. Nur Telefonate oder Video-Verbindungen waren möglich. Auch viele Angehörige litten unter dem Besuchsverbot. Seit dem 11. Mai dürfen Besuche in Alters- und Pflege-heimen wieder stattfinden, allerdings nur unter strengen Hygiene- und Dis-tanzregeln. Die ersten Erfahrungen sei-en rundum positiv. «Wir erhielten viele tolle Feedbacks, die Freude und die Emotionen sind überwältigend», freut sich Beatrice Emmenegger, Zentrums-leiterin im Aettenbühl. Auch im Auwer Maria-Bernarda-Heim freuen sich die Bewohner und die Angestellten ab der Lockerung sehr. «Auch wir erlebten schöne Besuchsmomente», so Heimlei-ter Raphael de Riedmatten.

Situation in AuwIm Maria-Bernarda-Heim wurde für Besuche eine Besucherecke eingerich-tet. Diese befindet sich in einem ge-schützten Rahmen beim Haupteingang und besteht aus zwei Stühlen und ei-nem Tisch, auf dem eine Plexiglas-scheibe installiert wurde. Besucher müssen unter anderem eine Gesund-heitsliste ausfüllen und bestätigen, dass sie gesund sind. Zudem müssen sie sich im Voraus telefonisch anmel-den. «Wir führen eine Besucheragenda. Die Besuchszeit ist auf 30 Minuten be-schränkt», erklärt Heimleiter Raphael de Riedmatten. Der Abstand von zwei Metern ist gegeben. Der Besuch muss zuerst an den Tisch sitzen, dann darf der Bewohner oder die Bewohnerin da-zukommen. «Die ersten Erfahrungen sind sehr gut. Pro Tag haben wir etwa vier solche Treffen», so de Riedmatten. Viele Bewohner sind erleichtert, dass sie ihre Angehörige wieder treffen dür-fen, auch wenn die Bedingungen noch alles andere als normal sind. Die Stim-mung im Maria-Bernarda-Heim sei gut. Dies liege aber auch am Angebot, von der Pflege über die Aktivierung bis zu Spaziergängen mit Lernenden. Grund-sätzlich ist das Haus noch immer ge-schlossen. Besuche von Seelsorgern sei noch kein Thema. Drittpersonen dür-fen nicht ins Heim, Handwerker nur im Notfall. Das Maria-Bernarda-Heim hat

zurzeit 46 Bewohnende und rund 60 Angestellte.

Lockerung im AettenbühlAuch im Sinser Zentrum Aettenbühl wurde in der letzten Woche ein Schutz-konzept erstellt, welches jeweils der aktuellen Situation entsprechend an-gepasst wird. «Wir beobachten die Si-tuation und die Fallzahlen genau», sagt Zentrumsleiterin Beatrice Emmeneg-ger. Am 17. März habe man das Zent-rum sehr gewissenhaft geschlossen. Doch schon seit dem ersten Coronafall in der Schweiz – am 25. Februar – wur-den die Hygienemassnahmen ver-schärft. «Seit dem 11. Mai dürfen Ange-hörige auch bei uns ihre Liebsten wieder besuchen», freut sich Emmen-egger. In Sonderfällen habe man je-doch auch während der Schliessung ausnahmsweise Besuche bewilligt. «Wir sind regelmässig brieflich in Kon-takt mit den Angehörigen. Herzens-wünsche nach Besuch wurden bei den Bewohnenden bereits vor dem 11. Mai

abgeholt und entsprechende Massnah-men eingeleitet.»

Seit der Lockerung sind Besuche mit telefonischer Anmeldung wieder mög-lich. Dabei wird im Voraus ein Termin abgemacht. Besuchende werden vor dem geschlossenen Haus in Empfang genommen. Sie werden in der Hände-desinfektion instruiert, erhalten einen Mundschutz und eine dazugehörige Instruktion. Im Anschluss werden die Angehörigen in die Cafeteria geführt, die für Gäste bis auf weiteres noch ge-schlossen bleibt. «Hier haben wir viel Platz.» Die Besucher können sich an einen Tisch setzen, die Bewohner wer-den von einer Fachperson an den Tisch geführt. Wenn es geht, tragen auch die Bewohner eine Schutzmaske. «Der Ab-stand von zwei Metern wird selbstver-ständlich eingehalten.» Im Aettenbühl wurde auf Plexiglasscheiben verzich-tet. Die Besucher müssen einen Selbst-deklarationscheck ausfüllen. «Wir ha-ben die Erfahrung gemacht, dass die Angehörigen von Beginn an sehr

wachsam und aufmerksam sind», so Em men egger weiter. Es bestehe eine grosse Nachfrage nach solchen Besu-chen. In der letzten Woche wurden je-weils zwei am Morgen und zwei am Nachmittag durchgeführt. «Seit die-sem Montag bieten wir pro Tag fünf Treffen an, mit möglichst versetzten Besuchszeiten.» Im Aettenbühl dauert ein Treffen rund eine Stunde. Die Be-wohner wollen ihre Angehörigen se-hen. Vor dem 11. Mai konnten sich die Verwandten mit ihren Liebsten über den Balkon austauschen. «Seit Beginn der Krise steht bei uns nebst den Massnahmen auch die Ethik im Fo-kus», ergänzt Emmenegger. Es gilt sich stets zu fragen, ob beabsichtigte Massnahmen ethisch vertretbar sind. Beatrice Emmenegger wie auch Ra-phael de Riedmatten finden, dass das kontrollierte Besuchsrecht ein grosser Schritt sei. Gleichzeitig hoffen sie, dass sich die Situation weiter ent-schärft und dadurch weitere Lockerun-gen möglich werden.

Bewohnende des Maria-Bernarda-Heims in Auw dürfen unter Auflagen wieder besucht werden.

Auch im Sinser Zentrum Aettenbühl sind Besuche wieder möglich, allerdings ebenfalls mit Einschränkungen. Fotos: pc