AUSGABE 3/2015 NACHRICHTEN AUS DEM BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEIT UND ENTWICKLUNG
…MACHEN.SO GEHTZUKUNFTSIEBEN SCHRITTE NACH VORN
GEMEINSAM. Unser Weg in eine bessere Zukunft.
Editorial von Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller
NACHHALTIG. Die sieben wichtigsten Schwerpunkte
der deutschen Entwicklungspolitik
INSPIRIEREND. Berichte und Erlebnisse aus den
Partnerländern. Von Menschen, die dort leben und arbeiten
ZUKUNFTSWEISEND. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel
über die Ziele der Bundesregierung und der G7-Staaten
BMZeit · Ausgabe 3/2015
DER GEMEINSAME WEG IN EINE BESSERE ZUKUNFT
LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER,
es ist die Zeit der großen Beschleunigung. Alles wächst
rasant: Weltbevölkerung und Lebenserwartung, Städte,
CO-2-Emissionen und Wohlstand, der ökologische Fußabdruck und
die Kilowattstunden der erneuerbaren Energien.
Die Menschheit ist an einem Scheideweg. Noch immer muss eine
Milliarde Menschen die absolute Armut überwinden können. Sie
alle haben ein Recht auf ein Leben in Würde. Gleichzeitig wis-
sen wir, dass wir schon heute drei Planeten bräuchten, wenn alle
Menschen auf der Welt unseren Lebensstil beanspruchen würden.
Und Jahr für Jahr kommen weitere 80 Millionen Menschen hinzu.
Woher sollen die Ressourcen kommen für ein würdiges Leben für
alle – geschweige denn für Wohlstand für alle? Wie kann verhindert
werden, dass die einen auf Kosten der anderen leben? Das sind die
Überlebensfragen der Menschheit. Unser bisheriges Wachstums-
modell werden wir hinterfragen und nachhaltig weiterentwickeln
müssen. Wir müssen aktiv umsteuern – Regierungen, die Privat-
wirtschaft, jede und jeder Einzelne von uns. Wir brauchen ein kom-
plett neues Denken, das uns in eine gute Zukunft führen kann: eine
Art Weltzukunftsvertrag.
Die neuen, nachhaltigen Entwicklungsziele, die die Weltgemein-
schaft im September bei den Vereinten Nationen in New York ver-
einbaren will, können den Paradigmenwechsel bringen. Noch nie
haben Regierungen der Welt so intensiv über den Zusammenhang
von Entwicklung und Nachhaltigkeit gesprochen. Noch nie hat sich
die Weltgemeinschaft so ehrgeizige Ziele gesetzt. Und noch nie uni-
verselle Ziele, die für alle gelten – für Entwicklungsländer wie für
Schwellen- und Industrieländer.
Jeder kann beitragen, Armut und Hunger weltweit zu beenden
und zugleich Entwicklung innerhalb der ökologischen Leitplanken
unseres Planeten zu ermöglichen. Wir werden – als Gastgeber des
G7-Gipfels in Elmau – mit dafür sorgen, dass gerade auch wir als in-
dustrialisierte Nationen weitere konkrete Schritte auf dem Weg zu
mehr globaler Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit gehen. 2015 muss
das Jahr der Lösungen sein! Wir müssen die Globalisierung gerecht
gestalten – ökologisch und sozial fair! Viele Länder etwa besitzen
riesige Bodenschätze, und trotzdem leben die Menschen in bitterer
Armut. Das ist nicht fair: Der Rohstoffreichtum muss bei den Men-
schen ankommen. Aber auch wir tragen Verantwortung. Wir müs-
sen faire Preise zahlen und wissen wollen, wie etwas produziert und
angebaut wird. Wir müssen die globale soziale Frage der Gegenwart
angehen, den Menschen und der Umwelt zu ihrem Recht verhelfen.
Deshalb gehen wir mit dem Textilbündnis in Deutschland voran.
Und wir wollen, dass soziale und ökologische Standards weltweit
durchgesetzt werden und direkt vor Ort zu besseren Bedingungen
für die Menschen beitragen.
Lösungen gibt es unendlich viele. Viele unterstützen wir. Wir inves-
tieren weltweit in klimafreundliche Entwicklung. Wir unterstützen
Länder beim Aufbau einer modernen Infrastruktur. Wir helfen, die
bessere Welt zum guten Geschäftsmodell zu machen und privates
Kapital zu mobilisieren. Wir leisten einen konkreten Beitrag zur Ab-
sicherung der vom Klimawandel bedrohten Menschen in Entwick-
lungsländern. Lösungen entwickeln aber nicht nur die Regierungen,
sondern auch zahlreiche Nichtregierungsorganisationen und enga-
gierte Bürgerinnen und Bürger weltweit. Einige von ihnen wollen
wir auf den folgenden Seiten vorstellen. Sie alle helfen mit – im Gro-
ßen wie im Kleinen – die Geschicke der Menschheit auf einen neuen
Pfad zu lenken.
Dr. Gerd Müller, MdB
Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Berlin und Bonn, im Juni 2015
Auf den kommenden wichtigen internationalen Kon-
ferenzen – dem G7-Gipfel in Deutschland, dem Finan-
zierungsgipfel der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten
Nationen in Äthiopien, dem G20-Gipfel in der Türkei,
der VN-Generalversammlung in den USA und dem Kli-
magipfel in Frankreich – werden entscheidende Weichen
für unsere Zukunft gestellt. In dieser Ausgabe der BMZeit
betrachten wir die Herausforderungen und wie wir damit
umgehen können.
1GUTES LEBEN
DAS LEITMOTIV: Alles politische und persönliche Handeln
muss sich an dem großen gesellschaftlichen Ziel orientie-
ren, ein gutes Leben für alle Menschen und für die zukünf-
tigen Generationen möglich zu machen und nachhaltig zu
sichern. Überall auf der Welt, besonders aber in den Ent-
wicklungsländern. Zugang zu Bildung, Gesundheitsfürsorge
und Arbeit sind Grundvoraussetzungen für ein gutes Leben.
UNSERE VERANTWORTUNG: Aber auch wir Bürgerinnen
und Bürger in Deutschland müssen unser persönliches Ver-
antwortungsbewusstsein schärfen und unser Umwelt- und
Konsumverhalten überprüfen. Dies gilt ebenfalls für die
wachsenden Ober- und Mittelschichten in den Schwellen-
ländern. → Bericht auf Seite 3
2GESUNDHEIT
KRISENBEWÄLTIGUNG: Die Ebola-Krise hat eindrucks-
voll und überdeutlich vor Augen geführt, wie wichtig es ist,
über die akute Hilfe hinaus zur Vermeidung von Epidemien
die Zusammenhänge von Gesundheitsdiensten und sozia-
len Sicherungssystemen zu erkennen und die betroffenen
Länder und Regionen wirkungsvoll und langfristig zu un-
terstützen.
PRIORITÄTEN: Die Bekämpfung von Infektionskrankhei-
ten, die Ausrottung von Polio, die Bekämpfung von Aids,
Tuberkulose, Malaria und von vernachlässigten Tropen-
krankheiten sind wie die Senkung von Mütter- und Kin-
dersterblichkeit Schwerpunkte der deutschen Entwick-
lungszusammenarbeit. → Bericht auf Seite 4
3MENSCHENRECHTE
DIE AUSGANGSLAGE: Jede Frau und jeder Mann, jedes
Kind, jeder junge Mensch und jeder ältere haben das glei-
che Recht auf ein Leben in Würde und Wohlergehen. Die
Achtung der Menschenrechte ist eine Grundbedingung für
jegliche Entwicklung.
DIE VORAUSSETZUNGEN: Gute Regierungsführung und
funktionierende rechtsstaatliche Institutionen sind eine
wichtige Voraussetzung dafür, dass Menschen ihre Rechte
einfordern und verwirklichen können. Auch auf der Flucht.
Diskriminierung und Verletzung von Menschenrechten
sind die Feinde des Friedens. → Bericht auf Seite 5
4GLEICHBERECHTIGUNG
DIE SITUATION: Autoritäre Machtstrukturen sind oft dafür
verantwortlich, dass Frauen und Mädchen, Kinder und Jugend-
liche nicht ausreichend in ihrer Entwicklung und Entfaltung
gestärkt werden. In vielen Ländern unserer Welt – und keines-
wegs nur in den ärmeren Regionen – sind die Diskriminierung
von Frauen und von bestimmten Bevölkerungsgruppen, wie
Menschen mit Behinderungen, leider an der Tagesordnung.
DAS ZIEL: Ein wichtiger Meilenstein in der Überwindung
von Armut ist deshalb die Gleichberechtigung, das Recht
eigene Entscheidungen treffen und sein Leben in die Hand
nehmen zu können. → Bericht auf Seite 6
5ARMUT UND HUNGER
DIE VERHÄLTNISSE: Die von der Weltbank definierte
Grenze zu absoluter Armut ist mit 1,25 US-Dollar pro Tag
errechnet, ein Einkommen, das ein würdiges Leben kaum
möglich macht. Ziel deutscher Entwicklungspolitik ist es
deshalb, extreme Armut bis zum Jahr 2030 zu beseitigen.
EINEWELT OHNE HUNGER: Mit der Initiative „EINEWELT
ohne Hunger“ setzt sich das BMZ dafür ein, dass an Hunger
und Mangelernährung leidende Menschen Zugang zu aus-
reichender, bezahlbarer und gesunder Ernährung erhalten.
→ Bericht auf Seite 7
6KLIMA UND NATUR
DIE HERAUSFORDERUNG: Klimawandel, schwindende
natürliche Lebensgrundlagen und der Rückgang der Bio-
diversität bedrohen uns alle. Eine intakte Natur ist aber die
Grundvoraussetzung für ausreichende und gute Ernäh-
rung und für eine lebenswerte Zukunft der nachwachsen-
den Generationen.
NOTWENDIGE BESCHLÜSSE: Auf der Klimakonferenz der
Vereinten Nationen im Dezember in Paris wird die interna-
tionale Staatengemeinschaft entscheidende Entschlüsse
fassen müssen. → Bericht auf Seite 8
7PARTNERSCHAFTEN
KEINE ALLEINGÄNGE: Nicht nur die internationale Staa-
tengemeinschaft, die G7 und die G20 müssen verlässliche
Partnerschaften eingehen, um die Entwicklung unserer
Erde nachhaltig zu lenken. Auch Wirtschaft und Politik,
Gesellschaften und Generationen, Kulturen und Religionen
müssen zusammenhalten.
DIE ZIVILGESELLSCHAFT: Eine besondere Rolle spielt da-
bei die Zivilgesellschaft. NROs übernehmen nicht nur eine
entscheidende Rolle bei der Durchführung von Entwick-
lungszusammenarbeit und Nothilfe vor Ort. Sie sind auch
der Motor, um die Bürgerinnen und Bürger zu verantwort-
lichem Handeln anzuregen. → Bericht auf Seite 10
2/3
EIN GUTES LEBEN FÜR ALLE MENSCHEN
„Wir sind sehr dankbar, dass esuns so gut geht.“Aisha Ali, Schülerin
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DIE ZUKÜNFTIGE MODEUNTERNEHMERIN
Die junge Äthiopierin Aisha liebt es, sich schön zu kleiden. Erst wollte sie Näherin werden, aber jetzt will sie Mode studieren, um einmal als Unterneh-merin viele Arbeitsplätze schaffen zu können. Am Sonntag geht sie gern ins Internetcafé und schaut sich die Webseiten der internationalen Modedesig-ner an. Ihr Vorbild aber ist ihr Onkel, der mit Stoffen handelt und der schon einmal in Rom und Paris war.
ZIELSTREBIG
WOHLSTAND
SCHAFFEN
Judith Rakers, Tagesschau-Sprecherin und Talk-
showmoderatorin, engagiert sich seit zwölf Jah-
ren als Patin bei World Vision: „Ein Drittel der
Bevölkerung Afrikas sind Jugendliche. Sie alle
brauchen eine Chance auf ein besseres Leben.
Mich beeindruckt die Entschlossenheit, mit
der viele junge Leute ihre Zukunft planen. Dabei
denken sie nicht nur an sich, sondern immer auch
an ihre Familie.“
Aisha ist 17 Jahre alt. Sie hat ein Ziel: Unternehmerin will
sie werden, Modeunternehmerin. Sie hat sich an der Techni-
schen Fachhochschule in Bahir Dar beworben. Dort wurde
mit Hilfe des BMZ ein Studiengang Modedesign und -pro-
duktion aufgebaut. Die Textil- und Bekleidungsbranche
gehört zu den aufstrebenden Wirtschaftszweigen in dem
ostafrikanischen Land und Äthiopien selbst zu den Ländern
mit den höchsten Zuwachsraten auf dem Kontinent.
Eine Tante von Aisha, eine Witwe mit 13 Kindern, ist bei der
großen Hungerkatastrophe 1981 ums Leben gekommen.
Das ist bis heute ein Trauma für die ganze Verwandtschaft.
Aishas Eltern strebten früh nach einem guten Leben. Die Alis
verfügen über einen bescheidenen Wohlstand. Der Vater ist
Automechaniker, die Mutter Buchhalterin. In ihrer Dreizim-
merwohnung gibt es einen Fernseher und viele Arrangements
aus Plastikblumen. Alle vier Kinder gehen auf weiterführende
Schulen, sprechen Englisch und haben ein Mobiltelefon.
www.worldvision.de
BMZeit · Ausgabe 3/2015
LERNEN AUS DER
EBOLA-KRISE
Dr. Klemens Ochel, Tropenarzt am Missionsärztli-
chen Institut in Würzburg, war für Misereor in
Liberia, um die lokalen Partner beim Kampf ge-
gen Ebola zu unterstützen. Hier seine Analyse:
Warum konnte so ein gravierender Ausbruch
von Ebola in Westafrika passieren? Einen Grund
kann ich sicher aus meiner Perspektive benennen:
Die Gesundheitsdienste in den betroffenen Ländern
waren zu schwach und schlecht aufgestellt, um eine solch
gefährliche Epidemie rechtzeitig zu erkennen und diese
einzudämmen. Sie sind es immer noch! 30% der Bevölke-
rung haben erst gar keinen Zugang zu Gesundheitsdiensten!
Wenn es uns egal ist, dass ein Krankenhaus ohne angemes-
sen qualifiziertes Personal arbeitet, dann dürfen wir uns
über Ausbrüche wie Ebola nicht wundern. Wenn die Epide-
mie vorbei ist, muss die Weltgemeinschaft die Gesundheits-
dienste weiter aufbauen. Sonst ist der Job nur halb getan
und der Rückfall vorprogrammiert.
PS: In einem Interview mit dem Straubinger Tagblatt be-
richtet Dr. Ochel wenige Wochen später: „Die internationale
Hilfe kommt an, der Staat ist zunehmend besser organisiert
in Bezug auf Richtlinien und auch bei der Verteilung der
Materialien zum Infektionsschutz. Das macht den Leuten in
Liberia Mut und Hoffnung.“
Außer Akuthilfe beim Ausbruch von Ebola hat die Bun-
desregierung den betroffenen Ländern Westafrikas auch
umfangreiche Unterstützung beim Wiederaufbau nach
Überwindung der Krise zugesagt. Noch sei Ebola nicht
überwunden, sagt der Ebola-Sonderbeauftragte der Bun-
desregierung, Walter Lindner. Aber es sei nun endlich Licht
am Ende des Tunnels, die Zahl der Neuinfektionen in der
Region tatsächlich auf Null zu bekommen.
www.misereor.de
ARBEITEN UNTER EXTREMEN BEDINGUNGEN
Mitten in Westpoint, einem Slum der liberianischen Haupstadt Monrovia, liegt auf einer Halbinsel die Klinik „Star of the Sea“, die der Staat vor einigen Jahren der katholischen Kirche überlassen hat. Seit dem Ausbruch von Ebola arbeiten die medizinischen Helferinnen und Helfer unter extremen Arbeitsbe-dingungen, mangels Ausrüstung und Ausbildung zunächst nach dem Prinzip „kein Körperkontakt“. Ihre Patienten sind Menschen, die geprägt sind vom täglichen Kampf ums Überleben. Ebola hat sie alle noch enger zusammen geschweißt.
DRINGEND: DIE STÄRKUNG DER GESUNDHEITSSYSTEME
4/5
KRISEN, KRIEGE, FLUCHT
UND MENSCHENRECHTE
Rita Süssmuth, Präsidentin des Kuratoriums
von Care International Deutschland, über die
Flüchtlingsproblematik: „Hier ist die Weltge-
meinschaft gefragt. Es kann nicht geduldet
werden, dass die Menschenrechte der Flücht-
linge mit Füssen getreten werden. Die Flücht-
linge in unsere Gesellschaft zu integrieren, ist
Aufgabe und Pflicht von Demokratien.“
56 Millionen Menschen sind zur Zeit auf der Flucht, Opfer
von Krisen und Kriegen, von Terror und Gewalt. Oft leben
sie in rechtsfreiem Raum. Besonders Kinder und Frauen
sind die Leidtragenden. Hoffnungen auf ein besseres Leben
werden im Keim erstickt, der Traum von einer friedlichen
Zukunft wird von den Unbillen des Alltags in den Schatten
gestellt.
Ihre Wünsche sind bescheiden, wie Care in einer Umfrage
erfuhr: Die schwangere Sahab möchte nur eins, dass ihr Kind
nicht auf der Flucht geboren wird. Sihad und Najoob sagen,
dass es ein Wunder ist, dass sie bisher nicht von ihren fünf
Kindern getrennt worden sind. Die 10-jährige Maraa will Foto
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denicht, dass ihr 8-jähriger Bruder so schwer arbeiten
muss. Fatma, Mutter von zwei Kindern, deren
Mann vermisst ist, sagt nur: Ich will keine Angst
mehr haben. Mattahi, dessen drei Enkeltöchter
von Bomben getötet wurden, träumt, dass er
sie aufwachsen sieht. Abdulwahad, 13, der zwölf
Stunden am Tag arbeitet, will wieder zur Schule
gehen.
Mehr als die Hälfte der Kooperationsländer der deutschen
Entwicklungszusammenarbeit sind von Konflikten, Gewalt
und Fragilität betroffen. Weltweit leben neun von zehn
Flüchtlingen in einem Entwicklungsland. Vor diesem Hin-
tergrund hat das BMZ die Sonderinitiative „Fluchtursachen
bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren“ ins Leben gerufen.
Mit der Sonderinitiative will das Ministerium dazu beitra-
gen, dass Konflikte erst gar nicht entstehen, eskalieren und
Menschen zur Flucht zwingen. Gleichzeitig will es helfen,
die negativen Auswirkungen von Flüchtlingsbewegungen
für alle Beteiligten abzumildern.
www.care.de
AUF DER FLUCHTDEN ALLTAG BEWÄLTIGEN
GEGEN DIE SORGEN: SPORT UND SPIEL
Im jordanischen Flüchtlingslager Al-Baqaa leben seit 1968 Flüchtlinge aus Palästina. Jordanien hat zudem auch 600.000 Flüchtlinge aus Syrien auf-genommen. Um Rassismus und Diskriminierung entgegenzuwirken, haben Oxfam und der Al-Baqaa Jugendclub ein Fußballturnier für syrische und palästinensische Flüchtlingskinder und die Jugend des Gastgeberlandes organisiert. www.oxfam.de
BMZeit · Ausgabe 3/2015
IMMER MEHR FRAUEN FORDERN IHRE RECHTE
Chimery ist 14, geht in Lagos zur Schule und hilft nachmittags ihrer Mutter in deren Gemischtwaren-laden. Ihr Vater wollte nicht, dass sie auf eine weiter-führende Schule geht, nach der Scheidung hat er die Söhne zu sich genommen, an dem Mädchen hatte er kein Interesse. Heute sind sie und ihre Mutter erfolg-reicher als alle männlichen Mitglieder der Familie.
ZUKUNFTSFAKTOR GLEICHBERECHTIGUNG
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FORTSCHRITT
BRAUCHT FRAUEN
„Es macht mich geradezu wütend, wie sehr Frau-
en und Mädchen im Alltag diskriminiert wer-
den“, sagt Shary Reeves, TV-Moderatorin
(Wissen macht Ah!), Schauspielerin, Autorin
und ehemalige Bundesliga-Fußballerin mit
Familienwurzeln in Kenia und Tansania. Sie
engagiert sich u.a. für die Kindernothilfe und
erlebt es in ihrer eigenen Verwandtschaft auf
dem afrikani schen Kontinent: „Chancengleichheit,
Selbstbestimmung? Fremdworte. Aber es gibt zum Glück
auch Ausnahmen.“
Joan Okeke ist 34, geschieden und betreibt einen Gemischt-
warenkiosk an einer der Marktstraßen der nigerianischen
Hauptstadt Lagos. Sie verkauft Haushaltswaren, Stoffe,
Kosmetik, Süßigkeiten und Lotterielose. Seit Chimere, ihre
14-jährige Tochter, eine exzellente Schülerin, sie unter-
stützt, gehen die Geschäfte richtig gut. Chimi hat von ihrem
in London lebendem Onkel ein iPad geschenkt bekommen
und ist total fit im Internet. Nach der Schule überprüft sie
Preise, Qualität und Lieferzeiten der Waren, und führt ihrer
Mutter sogar die Buchhaltung.
Die Afrikanische Union hat unter ihrer Vorsitzenden
Dr. Nkosazana Clarice Dlamini-Zuma 2015 eine Offensive
gestartet und die Stärkung von Frauen auf Mädchen in den
Fokus gerückt. Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und
Chancengleichheit sollen in der patriarchalen Machtstruktur
des Kontinents durchgesetzt werden. Keine leichte Aufgabe.
Körperliche und seelische Gewalt, schädliche Traditionen
wie die Verstümmelung der weiblichen Genitalien und die
Zwangsverheiratung sind an der Tagesordnung. Frauen sind
die ärmsten Menschen der Welt. Weil ihnen der Zugang
zum Fortschritt verwehrt wird. Obwohl es Frauen und Mäd-
chen sind, die rund die Hälfte der gesamten landwirtschaft-
lichen Arbeit in Entwicklungsländern leisten, wird ihnen in
der Regel der Landbesitz verwehrt, der Zugang zu Saatgut
und Düngemitteln, zu Krediten und moderner Technologie
massiv erschwert. Frauen in Entwicklungsländern investie-
ren rund 90 Prozent ihres Einkommens in ihre Familien,
Männer behalten in der Regel 60 bis 70 Prozent für ihre ei-
genen Bedürfnisse.
Frauen sind vor allem eines: benachteiligt. In Bildung und
Beruf, in der Gesundheitsversorgung, in der Gesetzgebung, in
der Gesellschaft. Zwei Drittel der 796 Millionen Analphabe-
ten auf der Welt sind Frauen. Das Risiko einer Frau in Sierra
Leone bei der Geburt eines Kindes zu sterben ist 157 Mal
größer ist als bei uns. Mangelernährung und Schwerstarbeit
schwächen besonders Frauen in der Schwangerschaft. Hät-
ten Frauen die gleichen Chancen wie Männer, gäbe es schon
lange keine Armut mehr!
(Die Zahlen sind dem ONE-Bericht „Armut ist sexistisch“ ent-
nommen. www.one.org)
www.kindernothilfe.de
BMZeit · Ausgabe 3/2015
EINE WELT OHNE HUNGER UND ARMUT IST MÖGLICH
DAS WISSEN UM GESUNDE ERNÄHRUNG
Wer den Hunger wirklich bekämpfen will, muss nicht nur für ausreichende, sondern auch für aus-gewogene Ernährung sorgen. Chronischer Vitamin- und Mineralstoffmangel führt zu Mangelernährung, „versteckter“ Hunger genannt, der Kleinkinder in ihrer Entwicklung unumkehrbar schädigt. Die Schulung von Frauen wie sie sich und ihre Familien ausgewogen ernähren und Obst- und Gemüsegärten anlegen können, ist deshalb besonders wichtig.
ARMUT BEKÄMPFEN,
ERNÄHRUNG SICHERN
„Neue Zahlen belegen, dass es kaum Fortschrit-
te in der weltweiten Hungerbekämpfung gab“,
sagt Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welt-
hungerhilfe. „Wenn es uns nicht gelingt, den
Trend zu durchbrechen, rückt unser gemein-
sames Ziel - eine Welt ohne Hunger - in weite
Ferne. Zukünftig müssen vor allem die Klein-
bäuerinnen und Kleinbauern stärker im Fokus
stehen, denn sie produzieren rund drei Viertel aller
Nahrung in Entwicklungsländern. Dazu gehört auch, dass
die Landrechte gestärkt und mehr Einkommensmöglich-
keiten auf dem Land generiert werden müssen. Von den
G7-Staaten erwarten wir, dass sie sich verpflichten, die
staatlichen Mittel zur Hungerbekämpfung kontinuierlich
bis 2030 zu steigern und die bäuerliche Landwirtschaft in
den armen Regionen politisch und finanziell fördern.“
Laut dem neuesten Bericht der Ernährungs- und Landwirt-
schaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zur Lage
der Welternährung hungern weltweit immer noch 795 Mil-
lionen Menschen, davon 750 Millionen in Entwicklungs-
ländern. Zusätzlich sind rund zwei Milliarden Menschen
chronisch mangelernährt. Kein Menschenrecht wird so
häufig verletzt wie das Recht auf Nahrung. Das ist einer der
größten Skandale unserer Zeit.
Die Hauptursache von Hunger und Mangelernährung ist
Armut. Bei Naturkatastrophen, Epidemien und bei politi-
schen Krisen und Konflikten verschärft sich die Situation.
Die BMZ-Sonderinitiative „EINEWELT ohne Hunger“ stellt
die Unterstützung von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in
den Mittelpunkt und widmet sich den Herausforderungen
in sechs Aktionsfeldern: 1. Ernährungssicherung. 2. Vermei-
dung von Hungersnöten und Stärkung der Widerstandsfä-
higkeit. 3. Innovation im Agrar- und Ernährungssektor. 4.
Strukturwandel im ländlichen Raum. 5. Schutz natürlicher
Ressourcen und Bodenrehabilitierung. 6. Sicherer und fairer
Zugang zu Ressourcen und Land.
Das Ziel: 2030 wird kein Mensch mehr an Hunger und Ar-
mut sterben, kann aber nur erreicht werden, wenn Regie-
rungen und Zivilgesellschaft an einem Strang ziehen.
www.welthungerhilfe.de www.fao.org Foto
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SCHÖPFUNG BEWAHREN, NATUR
RESPEKTIEREN, KLIMA SCHÜTZEN
DIE AUSWIRKUNGEN DES KLIMAWANDELS
8/9
Die biologische Vielfalt unserer Erde, Biodiversität ge-
nannt, ist die Grundlage unseres Lebens. Ihr Erhalt spielt
eine zentrale Rolle beim Klimaschutz. Denn intakte
Ökosysteme können das Klima stabilisieren, den Kli-
mawandel bremsen oder zumindest die Folgen des Kli-
mawandels abmildern, zum Beispiel vor Sturmfluten
schützen und einem ansteigenden Meeresspiegel,
Dürren, Missernten und Hunger vorbeugen.
Intakte Ökosysteme erhalten den Wasserkreis-
lauf, stellen sauberes Trinkwasser bereit, sorgen
für fruchtbare Böden und bilden die Nahrungs-
grundlage für unzählige Menschen.
Mit dem Klimawandel gewinnt die Anpassungsfähig-
keit von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen mehr und
mehr an Bedeutung. Nur wenn sie extremen Wetterbedin-
gungen wie Trockenheit und Hitze sowie neuen Schädlin-
gen oder Krankheiten widerstehen können, wird die Wel-
ternährung künftig sicherzustellen sein. Je mehr Vielfalt an
Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen existiert, je größer
ist die Wahrscheinlichkeit, dass dies gelingt.
Seit Jahren unterstützen Deutschland und die anderen
Länder der G7 den Erhalt der biologischen Vielfalt mit er-
heblichen finanziellen Mitteln. Gemeinsam zählen sie zu
den größten Geldgebern für den Schutz der biologischen
Vielfalt und realisieren zusammen mit den Partnerländern
vielfältige Programme.
Individuelles Engagement fordert der u.a. in Berlin
lebende isländisch-dänische Künstler Olafur Eli-
asson, der sich in seinen Werken auch mit Natur-
phänomenen und dem Klimawandel beschäftigt
und sich gegen Energie-Armut engagiert. „Unser
Wissen über den Zusammenhang von Natur, Um-
welt, Klima und Energie ist mittlerweile so detailliert,
dass uns bewusst ist: Wir müssen unser Verhalten ändern.
Es gibt keine Entschuldigung, länger zu warten.“ Sein persön-
licher Beitrag ist die Entwicklung der Solarlaterne Little Sun,
einer alternativen Lichtquelle für die besonders von Ener-
gie-Armut betroffene ländliche Bevölkerung. Mehr als 1,4
Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu elektrischer
Energie und sind deshalb auf die Verwendung klimaschädli-
cher Energiequellen wie Holz angewiesen.
www.littlesun.com
BEDROHUNG VON DÜRRE UND ÜBERFLUTUNGEN
Nomadenfrauen an einer ausgetrockneten Wasser-quelle im Norden Kenias. Die Wasserknappheit in vielen Teilen Afrikas ist eine direkte Auswirkung des Klimawandels. Globale Klimaveränderungen rufen aber nicht nur Dürren, sondern auch Überfl utungen hervor. Anbaufl ächen, Ernten und damit elemen-tare Lebensgrundlagen werden immer wieder neu gefährdet, mühsam erarbeitete Entwicklungsfort-schritte werden zerstört.
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BMZeit · Ausgabe 3/2015
GLOBALE PARTNERSCHAFTEN HALTEN DIE WELT ZUSAMMEN
AUSBILDUNG, KOMPETENZ UND TEAMGEIST
Die Welt ist einen Mausklick entfernt – und so setzt besonders die junge Generation in den Partnerlän-dern auf globale Vernetzung. Das BMZ fördert Aus-bildungsmöglichkeiten, Praktika und den Austausch mit Universitäten, Unternehmen und Verbänden. Deutschland verfügt mit der dualen Ausbildung über ein weltweit nachgefragtes Modell beruflicher Bildung, das der Jugend in den Partnerländern notwendige Perspektiven eröffnet. Kompetenzen wie Teamgeist und soziale Verantwortung werden auch im BMZ-Programm „Sport für Entwicklung“ gefördert.
DIE SÜDPERSPEKTIVE
IM BLICK
„Wir sind der festen Überzeugung, dass ein Weg
nachhaltiger Entwicklung der Mitwirkung der
gesamten Gesellschaft bedarf. Jeder Einzelne
ist gefordert. Ein höheres Maß von Solidarität
für die Armen in den Entwicklungsländern ist
notwendig“, sagt Dr. Bernd Bornhorst, Vorsit-
zender von VENRO, der Dachorganisation von
124 deutschen Nichtregierungsorganisationen,
über die Bedeutung von partnerschaftlicher Entwick-
lungszusammenarbeit.
„Es ist unsere Aufgabe, darauf zu achten, dass die Stimmen
der direkt von Armut und Ungerechtigkeit betroffenen
Menschen Gehör finden. Auch im Hinblick auf die wichti-
gen Gipfeltreffen des Jahres.
Klimawandel, Finanz-, Gesundheits- und Nahrungsmit-
telkrisen – globale Probleme erfordern globale Lösungen.
Die Transformation zu einer nachhaltigen Weltgesellschaft
kann nur transnational gelingen. Eine unserer wichtigsten
Aufgaben ist daher die Zusammenarbeit mit unseren Part-
nern im Süden.
VENRO und seine Mitgliedsorganisationen vertreten die In-
teressen der Entwicklungsländer und armer Bevölkerungs-
gruppen und bringen die Südperspektive in den politischen
Prozess ein. Gemeinsam mit unseren Partnern im Süden
setzen wir uns dafür ein, die Welt von morgen gerechter zu
gestalten.“
www.venro.org Foto
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WIE ARBEITET das BMZ mit seinen Partnern?
Die Grundlage der staatlichen Entwicklungszusammen-
arbeit sind offizielle Vereinbarungen zwischen Deutsch-
land und seinen Kooperationsländern. Sie werden bei
Regierungsverhandlungen getroffen, die in der Regel im
Abstand von etwa zwei Jahren stattfinden. Bei diesen
Verhandlungen werden gemeinsam Strategien für die
Zukunft entwickelt, und es wird der Umfang der finanzi-
ellen und technischen Zusammenarbeit abgestimmt. Die
Ergebnisse der Verhandlungen werden in völkerrechtlich
bindenden Verträgen festgeschrieben.
Die vertraglich abgesprochene Zusammenarbeit zwischen
den Regierungen ist die eine Säule der deutschen Entwick-
lungszusammenarbeit. Die zweite Säule sind die Aktivitäten,
die von nichtstaatlichen Organisationen initiiert und in den
Kooperationsländern umgesetzt werden – zum Beispiel von
den Kirchen, von politischen Stiftungen und von einer sehr
großen Zahl anderer Nichtregierungsorganisationen.
Auch diese Form der deutschen Entwicklungszusammenar-
beit wird vom Staat finanziell unterstützt. Die Verantwor-
tung für die Durchführung der Projekte tragen die nicht-
staatlichen Trägerorganisationen. Sie behalten trotz der
staatlichen Zuschüsse ihre volle Eigenständigkeit.
Die beidseitige – bilaterale – Form der Kooperation mit
Entwicklungsländern ist unmittelbar und für jeden sicht-
bar. Sie wird in der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen
als das deutsche Engagement innerhalb der Europäischen
Union, in den Vereinten Nationen oder in anderen inter-
nationalen Institutionen. Die bilaterale Zusammenarbeit
ist darum im In- und Ausland das „Gesicht“ der deutschen
Entwicklungspolitik.
Die direkte Zusammenarbeit bietet Deutschland die Chan-
ce, andere Länder von deutschen Fähigkeiten profitieren zu
lassen und dabei selbst zu lernen. Diese Kooperation ist aber
nicht nur eine Angelegenheit des Staates, jeder kann sich
daran beteiligen: durch Spenden an die NROs, durch die
Mitarbeit in entwicklungspolitischen Initiativen und Or-
ganisationen, durch die Unterstützung des fairen Handels
und sogar direkt vor Ort, zum Beispiel durch die Teilnahme
am entwicklungspolitischen Freiwilligendienst „weltwärts“
oder über die Arbeit als Entwicklungshelfer.
Wenn also die Bundesrepublik einem Entwicklungsland
einen günstigen Kredit vermittelt, wenn deutsche Experten
die Regierung eines Staates bei der Bekämpfung der Ar-
mut beraten oder wenn eine private deutsche Organisation
eine afrikanische Kleinbauerngenossenschaft fördert, sind
das alles Wege der direkten Entwicklungszusammenarbeit
Deutschlands und seiner Partner.
Die Bündelung entwicklungspolitischer Aktivitäten von
Einzelpersonen, Vereinen, Nichtregierungsorganisationen,
Unternehmen und Kommunen obliegt der von der Bundes-
regierung 2012 gegründeten Organisation Engagement Glo-
bal/Service für Entwicklungsinitiativen. Ihre Aufgabe ist es,
zivilgesellschaftliches und kommunales Engagement in der
Entwicklungszusammenarbeit und der entwicklungspoliti-
schen Bildungsarbeit zu fördern.
www.bmz.de www.weltwaerts.de
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`WICHTIGE TERMINE 2015
07./08.06.2015 G7-GIPFEL IN ELMAU. Höhepunkt der deutschen G7-Präsidentschaft ist das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industrienationen auf Schloss Elmau in Bayern. Neben der Wirtschafts-, Außen- und Sicherheitspolitik verstehen sich die G7/G8 traditio-nell auch in der Entwicklungspolitik als Impulsgeber. Sie stoßen Initiativen an und rücken globale Herausforderungen in den Blick der Öffentlichkeit. Im Rahmen des sogenannten „Sherpa-Prozesses“ hat das Bundeskanzleramt die Schwerpunkte des Gipfels in Absprache mit den Fachressorts gesetzt. Das BMZ arbeitet in enger Kooperation mit anderen Ministerien an der Ausgestaltung der entwicklungspolitischen Schwerpunkte. Dazu gehören die Themen menschenwürdige Arbeit, Klimaschutz, Gesundheitssysteme, Frauen, Ernährung, Rohstoffe, Partnerschaften, Zivilgesellschaft. www.bmz.de/g7
06.2015–06.2016 ZUKUNFTS- TOUR. Der vor über einem Jahr begonnene, breite Dialogprozess der Zukunftscharta wird 2015 und 2016 fortgeführt. In allen Bundes-ländern werden sich Veranstaltungen mit der Umsetzung der Charta-Schwerpunkte befassen und zum Mitmachen und Nachden-ken anregen. Jugendliche werden dabei eine wichtige Rolle spielen. Zudem wird das BMZ die Themen der Zukunftscharta in der eigenen Arbeit aufgreifen und andere einladen, an der Umsetzung mitzuwirken. www.zukunftstour.de
13.–16.07.2015 VN-FINAN-ZIERUNGSKONFERENZ IN ADDIS ABEBA. Bei der Konferenz der Vereinten Nationen (VN) wird die Entwicklungsfinanzierung für die Umsetzung der Post-2015-Agenda entworfen. Hierbei soll sich die gemeinsame Verantwortung aller Staaten der Weltgemein-schaft widerspiegeln. Wichtige Ziele sind ein nachhaltiges Finanzierungskonzept sowie die Stärkung der Eigenverantwortung von Entwicklungs- und Schwellenländern.
25.–28.09.2015 POST-2015 AGENDA IN NEW YORK. Auf der Generalver-sammlung der Vereinten Nationen unter Vor-sitz von Generalsekretär Ban Ki Moon wird die Post 2015-Agenda für nachhaltige Entwicklung beschlossen. In Nachfolge der ausgelaufenen Millenniumsziele werden erstmals Ziele für Entwicklung und Umwelt in einem weltweit geltenden Katalog zusammen gefasst. Eine Arbeitsgruppe der VN hat im Vorfeld 17 Ziele definiert – von der Armutsbekämpfung bis zum Umbau von Volkswirtschaften. www.bmz.de/post-2015
`AKTIONSPLAN TEXTILBÜNDNIS
Zwei Jahre nach dem verheerenden Unglück in der Textilfa-
brik von Rana Plaza haben das BMZ, die Textilwirtschaft,
Gewerkschaften und Zivilgesellschaft den bestehenden
Aktionsplan des Textilbündnisses präzisiert. Dies sei „der
Anfang eines Weges“, sagte Minister Müller, Initiator der
Multi-Stakeholder-Initiative. „Wir setzen in Deutschland ein
wichtiges Zeichen für eine nachhaltige Textilproduktion. Das
Textilbündnis kann zu einem echten Markenzeichen auf dem
Weg zu sozialen und ökologischen Standards in der Textil-
industrie werden.“ Das Textilbündnis hat das Ziel, die Le-
bens-, Arbeits- und Umweltbedingungen der Arbeiterinnen
und Arbeiter in den verschiedenen Fertigungsstufen und
Produktionsländern zu verbessern. Inzwischen wächst das
Textilbündnis beständig. Derzeit sind es bereits mehr als 70
Unternehmen und Organisationen. Der Gesamtverband der
deutschen Textil- und Modeindustrie, der Handelsverband
Deutschland (HDE) sowie der Außenhandelsvereinigung des
Deutschen Einzelhandels (AVE) haben ihren Mitgliedern kon-
kret den Bündnisbeitritt empfohlen. „Nur im Schulterschluss
aller Akteure kann das Bündnis in den Produktionsländern
etwas bewegen“, betonte HDE-Präsident Josef Sanktjohanser.
In Dhaka, der Haupstadt von Bangladesch, nehmen junge Gewerk-schafterinnen und Gewerkschafter an BMZ-Trainingsprogrammen teil.
Bundesminister Müller informiert sich in einer chinesischen Textilfabrik in der Provinz Zhejiang über Fortschritte bei den Arbeitsbedingungen.
BMZeit · Ausgabe 3/2015BMZeit · Ausgabe 3/2015
AN MORGEN DENKEN. GEMEINSAM HANDELN
„Das G7-Treffen in Elmau ist weit mehr
als akute Krisendiplomatie. Die G7 müssen
vor ausschauend handeln und Verantwortung
für die Zukunft übernehmen“, sagte Bundeskanzlerin
Dr. Angela Merkel am 21. Mai 2015 in ihrer Regierungs-
erklärung zum G7-Gipfel. Hier einige Auszüge:
„Wir wollen dazu beitragen, zum G7-Gipfel Frauen zu
stärken. Wenn weltweit mehr Frauen aktiv am Wirtschafts-
leben teilhaben, nutzt das allen. Hier gibt es Defizite in den
Industrieländern genauso wie in den Entwicklungsländern.
Das reduziert Armut und Ungleichheit, das fördert Innova-
tion und Wachstum, und das nützt dem gesellschaftlichen
Zusammenhalt. Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist,
dass mehr Mädchen und Frauen eine berufliche Qualifizie-
rung bekommen. Das gilt nicht nur, aber insbesondere in
den Entwicklungsländern.“ [...]
„Wir wollen den weltweiten Handel stärken. Damit schaf-
fen wir Impulse für die Erholung der Weltwirtschaft, für
nachhaltiges Wachstum und für Beschäftigung.“ [...] „Eine
Stärkung des Freihandels erfordert auch eine bessere Um-
setzung sozialer und ökologischer Standards, insbesondere
in internationalen Lieferketten. Das furchtbare Unglück in
der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch vor zwei Jahren
hat uns dies auf schreckliche Art vor Augen geführt. Ich set-
ze mich dafür ein, dass die Opfer und ihre Familien endlich
vollständig entschädigt werden.“ [...] „Ich halte es für ein
Unding, dass das noch nicht erfolgt ist.“ [...] „Unser Ziel sind
menschenwürdige Arbeitsbedingungen weltweit. Deshalb
machen wir uns für eine bessere Prävention stark, also für
die Stärkung von Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz.“ [...]
„Wir wollen gemeinsam handeln. Das bedeutet für mich
auch, gemeinsam mit der Zivilgesellschaft zu handeln.“ [...]
„Zum Beispiel waren Teilnehmer des Jugendgipfels bei mir
zu Gast, die mehrere Tage hier in Deutschland verbracht ha-
ben: 54 Jugendliche aus 19 Ländern, die uns ihre Vorstellun-
gen für eine Welt der Zukunft deutlich gemacht haben.“ [...]
„In einer sich immer schneller verändernden globalisierten
Welt können wir unsere Werte nur behaupten und unse-
re Interessen nur wirksam vertreten, erfolgreich nur dann
sein, wenn wir für die gemeinsamen Herausforderungen
auch gemeinsame Antworten über Länder und Kontinente
hinweg entwickeln.“
→ Der vollständige Text der Regierungserklärung vom
21. Mai 2015 auf www.bundeskanzlerin.de
DER TRAUM VON DER SELBSTSTÄNDIGKEIT
Marie Alice Uwinema macht eine Ausbildung zur Kfz-Mechanikerin an der vom BMZ geförderten Berufsschule in Kabgayi in Rwanda. Gemeinsam mit anderen Frauen will sie sich mit einer eigenen Werk-statt selbstständig machen. In ihrer Regierungser-klärung sagte die Bundeskanzlerin: „Wir wollen es Frauen leichter machen, den Weg in die unterneh-merische Selbstständigkeit zu gehen. Der Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten [...] und zu Netzwerken ist hierfür besonders wichtig.“
IMPRESSUM
HERAUSGEBERBundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Referat Öffentlichkeitsarbeit, digitale Kommunikation und Besucherdienst
KONZEPTION UND REDAKTIONBeate Wedekind, Berlin und Addis Abeba
GESTALTUNGAtelier Hauer+Dörfler, Berlin
DRUCKbesscom AG, BerlinGedruckt auf PEFZ-zertifiziertem Papier
WEITERFÜHRENDE LINKS
www.bmz.dewww.textilbuendnis.comwww.g7-germany.dewww.un.org
Titelbild: Marc Schmidheiny www.maac.ch
STANDORTE DER BMZ-DIENSTSITZE
BMZ BONNDahlmannstraße 4 · 53113 BonnTel.: +49 228 99 535-0 · Fax: +49 228 99 535-3500
BMZ BERLIN Europahaus · Stresemannstraße 94 · 10963 BerlinTel.: +49 30 18 535-0 · Fax: +49 30 18 535-2501E-Mail: [email protected]
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