7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters
1/21
Chopins Mazurka F moll, op. 68, Nr. 4. "Die letzte Inspiration des Meisters"
Author(s): Wojciech NowikSource: Archiv fr Musikwissenschaft, 30. Jahrg., H. 2. (1973), pp. 109-127Published by: Franz Steiner VerlagStable URL: http://www.jstor.org/stable/930391Accessed: 25/07/2010 23:13
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Musikwissenschaft.
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ChopinsMazurka
moll op.68 Nr.4
,,Die letzte Inspiration
des Meisters"
von
WOJCIECH
NOWIK
Ein Vergleich es
Manuskriptson FryderykChopinsMazurka
moll,op. 68,
Nr. 4 mit den bisher
herausgegebenen
exten zeigt, daS im Autographder
dritte Teil dieses
Werkes nthalten st, der in den Publikationen
ehlt. Die von
den ubrigenManuskripten hopins bweichende
ormder Niederschrift
ieser
Mazurka uggeriert
ie besonderen edingungenhrerEtltstehung
n der etzten
Lebensphasedes
Komponisten.Bei der Untersuchungder
Umstande,unter
denen dieses Werk
entstanden st, sind
wir auf drei verschiedeneAngabenge-
stoSen, die die Entstehungszeitdieser
Kompositionbestimmen.
Die erste stammt
von Julian Fontana,einem FreundChopins,
der die Aus-
gabe der Mazurka
m Jahre 1855 bei
Schlesingermit folgendemKommentar
versah: ,DieseMazurka
st die letzte Inspiration
des Meisters,kurzvor seinem
Tode; er fuhlte sich
bereitszu schwach,
um dieses Stuck aufdem Piano selbst
zu versuchen''l.
Die zweite Information: ,DerniereMazurka
de Chopinc(Jm-
poseea Chaillot" at AugusteFranchomme,
benfalls in Freund
des Komponi-
sten, auf der vonihm angefertigtenKopiedes NVerksotiert.Die dritte sclalieB-
lich stammtaus den Aufzeichnungenon
Chopins chwesterLudwika vdrzeje-
wiczowaund ist in den ,,Inedita" enthalten,
wo am AnfangdieserMazurka ie
Zahl ,,1848"steht.
Diese Illformationen
wollen wir mit
anderenAngaten konfrontieren. on-
tana hielt sich in
den Jahren 1841-1850auBerhalb er Grenzen
Frankreichs
auf3. Er stand nurim Briefwechselmit
Chopiil. n der herausgegebenen
or-
respondenzbeider
Freundefehlt jeglicherHinweis auf diese
Mazurka.Seine
IIlformationhat Fontana wahrscheinlichwahrendder Vorbereitungsarbeiten
1 Oeurres Posthumes pour le piano de Fr.
Chopin. Publies sur manuscrits
origineauz
avec autorisation de
sa familie par J. FONTANA, erlin 1855 (Schlesinger).
2
Das Manuskript der ,,Inedita" befindet
sich in den Sammlungen
der Chopin-
Gesellschaft in Warschau
3 . NIECES,Fr.
Chopin as Man and Musican,
London 1902, Bd. II, S. 24.
7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters
3/21
110
Wojoiech
Nowik
zur
Ausgabe
on
Chopins
achgelassenen
Werken
rzielt,
deren
viertes
Heft
auch
diese
Mazurka
nthalt.
Zu
den
Personen,
die
Fontana
uber
die
Entstehungszeit
dieser
Mazurka
nformiert
aben,
konnte
unter
anderenJaneStirlinggehoren,diedie
Herausgabe
amtlicher
Werke
Chopins
och
zur
Lebenszeit
des
Kompo-
xiisten
und
die
spater
die
Edition
seiner
postumen
ArMerke
nitiiert
hat.
In
Fon-
tanas
Kommentar
wird
die
Mazurka
ls
,,die
letzte
Inspiration",
lso
als
das
letzte
von
Chopin
omponierte
Werk
bezeichnet
nd
auch,
obzwar
wenig
genau,
die
Zeit
seiner
Entstehung
,,kurz
vor
dem
Tode"
-
angegeben.
Zwischen
ontanas
Kommentar
nd
der
Notiz
von
Franchomme
esteht
Ahn-
lichkeit.
Franchomme
tellt
jedoch
fest,
daB
es
die
,,Derniere
Mazurka"
ei.
Indem
er
die
Gattung
der
Komposition
ezeichnet,
aBt
er
es
oSen,
ob
nach
die-
serMazurka ochandereKompositionenntstanden ind.Franchommes otiz
auf
der
Kopie
erlaubt
es,
den
Ort
und
damit
die
Zeit
der
Entstehutlg
dieses
Werkes
u
prazisieren:
ls
Cllopin
an
der
rue
Chaillot
wohnte4.
Konnte
Chopin
in
dieser
Zeit,
im
Hinblick
auf
seinen
Gesundheitszustand
omponieren
Seinen
Briefen
st
zu
entnehmen,
aB
er
dazu
k&um
der
ast
garnicht
ahig
war5.
Fran-
chomme
konnte
Chopins
Manuskript
icht
vollstandig
ntziffern.
Er
begegnete
hier
graphischen
chwierigkeiten
sehr
unleserliche
Notation),
die
Reihenfolge
der
Teile
ieB
sich
schwer
bestimmen
nd
die
Gattung
des
Werkes
aum
klassifi-
zieren.DieHandschriftst tatsachlich ehrundeutlich,dievielenAbkurzungen
sowie
das
tbereiIlander
musikalischer
Einfalle
an
verschiedenen
Stellen
des
Blattes
erschweren
die
eindeutige
EntziSerung
des
Autographs.
Von
diesen
Schwierigkeiten
eugt
die
Tatsache,
daB
Franchomme,
er
doch
Chopins
Noten-
schrift
genau
kannte,
nur
Fragmente
des
Autographs
ntziffert
hat,
die
zwei
Teile
der
Mazurka
umfassen.
Das
erklart
die
Unschlussigkeit
Franchommes
hinsichtlich
er
VeroSentlichung
einer
Version
des
Viterkes.
iese
Unschlussig-
4
Dem
veroffentlichten
Briefwechsel
CHOPINS
st
zu
entnehmen,
daB
der
Eompo-
nist an der rue Chaillot von Mai bis Adang August 1849 wohnte; B.SYDOW,Kore-
spondencja
F.
Chopina
(Chopins
Briefe),
Warschau
1955,
Bd.
II.
6
Hier
Zitate
aus
CHoPINs
Briefen
(rue
Chaillot,
1849)
an
ADOLF
CICHOWSE
(nach
SYDOW,
a.a.O.
S.
297,
298):
Fruhjahr
-
,,...ich
ware
dort
hingefahren....
aber
ich
bewege
mich
noch
wenig;
Sommer
-
,,Ich
wollte
selbst
zu
Dir
fahren,
aber
ich
bin
schwach."
An
WOJCIECH
RZYMALA
SYDOW,
S.
298,
300):
am
18.
Juni
-
,,...bin
jetzt
kraftiger,
huste
und
keuche
aber
immer
noch.
Zu
spielen
habe
ich
noch
nicht
begonnen,
komponieren
kann
ich
nicht";
am
22.Juni
-
,,heute
nacht
hatte
ich
zweimal
Hamorrhagie.
Doch
habe
ich
nichts
getan
und
spucke
Blut,
aber
schon
weit
weniger
.
. .
Ich
schlieSe,
weil
das
Schreiben
eine
Qual
ist.
,,
",
An
LUD-
WIRA
1SDRZEJEWICZOWA
SYDOW,
,
301
):
am
25.
Juni-,,Ich
bin
schwach
und
keine
Arztekonnen mir so wie Ihr helfen". An WOJCIECHRZYMALASYDOW, . 303, 305,
311,
312):
am
2.Juli:
-
,,Seit
vorgestern
spucke
ich
nicht
mehr
Blut,
die
Beine
sind
mir
geschwollen
-
nur
bin
ich
noch
schwach
uud
trage,
das
Gehe}
fallt
mir
schwer
und
ch
keuche";
am
10.
Juli
-
,,Ich
spiele
immer
weniger,
schreiben
kann
ich
nicht";
am
28.Juli
-
,,Mir
geht's
nicht
schlechter,
noch
besser...";
am
3.August
-
,,Ich
keuche,
huste
und
bin
verschlafen;
ich
tue
nichts,
habe
zu
nichts
Lust..."
An
MARIA
E
ROZIERES
SYDOW,
S.
457):
am
14.
August
-
,,Ma
Soeur,
Jendrz.
et
ma
niece
ont
avec
moi
depuis
5
jours.
Je
suis
bien
fatigue...
je
suis
faible
que
jamais."
7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters
4/21
Chopins
Mazurka F moll,
op. 68, Nr. 4
lll
keit Franchommes
rechtfertigt
Jane Stirling in ihrem Brief
an Ludwika
Jvdrzejewiczowa
om 18. V. 1852: ,Ich ubersende
hnen durch
Frau P... das,
was Franchomme us der letztenan der rue ChaillotgeschriebenenMazurka
entziffernkonnte,
die allgemein ls unentziSerbar
alt. Er gab
sie mir zunachst
auf zwei besonderenBlattem,
ohnedie Vereinigung
eiderTeilezu wagen;gibt
man jedoch m BaBeine Note
hinzu,die dem ,h'entspricht entsteht
ein Gan-
zes"6. Franchomme
bezeichnete
anfanglichauf seiner Kopie
die beiden mit-
einander nicht
verbundenenTeile der Mazurka
als ,,VVtalzer"
er schrieb:
,,DerniereValsede Chopincomposee
Chaillot".
Spatersetzte er uber ,,Valse"
das Wort ,Mazurka". us diesen
Tatsachenergeben
ich folgendeSchlusse:
1. Franchomme
war bei derEntstehungdieser
Komposition
nicht anwesend;
2. er hatte keinen genugendenaudiellenKontaktmit dem Werk,um seinen
musikalischenVerlauf m Gedachtnis
u behalten,
und auchkeinen visuellen
Kontakt mit
dem Manuskript
n der Zeit seinerEntstehung;
3. Franchomme
onnte die Mazurkanur gelegentlich
gehort
haben, wenn sie
der Komponist
n seinerWohnung
n der rue Chaillot pielte;
daherdiese Be-
zeichnungdes
Entstehungsortes
uf der Kopie,obwohl anzunehmen
st, daB
Franchomme
ell Versuchen,
ieses Werkzu komponieren, roBeres
nteresse
gewidmethatte, wenn sie ihm
bekanntgewesenwaren.
Im Hinblickauf die groBeVerehrung, ie FranchommeurChopin mpfand,
muBder bewu{3te
erzicht uf
einen Teil derMazurka, nd zwar
als Ausdruck
der subjektiven
Beurteilung
einesasthetisehenWertes,ausgeschlossen
erden.
Gehenwirnun zur Notiz
von LudwikaJvdrzejewiczowa
ber.Worubern-
formiert die Zahl ,,1848" am
Anfarlgder Mazurka
n den ,,Inedita"?Sie be-
zeichnetdas
Jahr, in welchenl
die Arbeitan dieserKomposition
begann,denn
das Autograph
st skizzenhaft,
s erfordext ine Reihevon Korrekturen
nd die
Wahl zwischen alternativen
Losungen der musikalischen
Einfalle. Woher
schopfte L.Jvdrzejewiczowa
iese Information
Sie kam nach Paris, rue
Chaillot,am 9. August 18497,
um ihrenkranken
Bruderzu pflegen.Mandarf
annehmen,
daB sie jeglicheVersuche um KompoIiieren
n dieser
Zeit wahr-
genommen
und um so wenigerdas Entstehungsdatum
er Mazurka
eandert
hatte, wenn
sie Zeugesolcher
Versuche ewesenware.L)ieSehwester
mag wah-
rend ihres
Aufenthalts n Paris Einblick n die
HandschriftenChopins ehabt
haben.Sie konnte auch von
ihm mundlichuber
den Beginilder Arbeitan die-
sem \Merkm
Jahre 1848unterreichtetworden
ein, oderkonnte
zu dieserOber-
zeugung auf
Grund der Nachrichtenuber seinen
schlechten
Gesundheitszu-
stand nachder RuckkehrausEnglandgelangen8.Diese Vermutungenonnen
6
F. GANC,
Dans le souvenir de Fr. C7wopin,
aris 1925, S. 109-145;
L.BRONAR-
SKI, Szkice C7wopinowskie
(::hopin-Skizzen), Krakau
1961, S. 318.
7 Vg]. SYDOW,
S. 457.
8
Die verschwindend kleine
Zahl der Briefe aus
dieser Zeit, sofern alle veroffent-
licht wurden, kann ebenfalls von
CHOPINSchlechtem
Gesundheitszustand zeugen.
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112
Wojoiech
Nowik
jedoch
m
Zusammenhang
mit
dem
zitierten
Brief
von
J.Stfflling
Zweifel
wecken.
Auf
Grund
der
mit
dem
Brief
ubersandten
Kopie
konnte
sie
die
WIa-
zurkadentifizieren.Warum atsiedann hreStellungnahme
um
Entstehungs-
datum
der
Komposition
nicht
geandert
und
die
Jahreszahl
,1848"
belassen,
oder
warum
hat
sie
die
von
J.
Stirling
angegebene
nformation
nicht
richtig-
gestellt
1.
Sie
konnte
den
Ort
mit
der
Zeit
der
Entstehung
des
Werkes
nicht
in
Verbin-
dung
gebracht
haben;
2.
Sie
konnte,
was
aber
wenig
wahrscheinlich
st,
diese
Unstimmigkeit
uber-
sehen
und
die
Verbesserung
ergessen
haben.
Im
Zusammenhang
mit
diesen
Umstanden,
kann
man
folgende
Hypothesen
hinsichtlich erE.ntstehungszeiterMazurka nnehmen:
1.
Die
Arbeit
an
der
Mazurka
at
Chopiil
m
Jahre
1848
beendet,
hr
aber
mit
Rucksicht
uf
seinen
Gesundheitszustand
eine
endgultige
Form
verliehen
der
auch
die
zuruckgelassenen
ezeichnungell
ls
fur
die
richtige
Entzifferung
us-
reichend
ngesehen;
2.
die
erste
Etappe
der
Arbeit
an
der
Mazurka
ntfallt
auf
das
Jahr
1848,
die
weitere
auf
Anfang
1849;
3.
das
Werk
st
im
Jallre
1849
entstanden;
4. das Werkentstandvor der Ankunftvon L.Jvdrzejewiczowan Paris,rue
Chaillot.
Angesichts
der
Durftigkeit
des
Beweismaterials
st
eine
entgultige
Entschei-
dung
uber
das
Entstehungsdatum
er
Mazurka
nmoglich.
Am
wahrscheinlich-
sten
unter
allen
Informationen
rscheint
die
Notiz
von
Jvdrzejewiczowa,
ie
die
Entstehung
der
Mazurka
n
das
Jahr
1848
verlegt9.
Analyse
der
Handschrift
Chopins
In
der
Verteilung
des
Materials
m
Autograph
siehe
die
Abbildung)
st
die
unsparsame
Ausfullung
des
Notenblattes
14
Liniensysteme)
harakteristisch:
manche
gedruckten
Liniensysteme
ind
mit
der
Hand
verlangert
oder
ullvoll-
standig
ausgenutzt.
Die
unsorgfaltige
chrift
zeugt
vos
Nervositat
oder
Schwa-
che
des
Schreibendeil,
ie
Form
der
Abkurzungen
ekundet
Eile.
In
der
linken
oberen
Ecke
des
Blattes
steht
die
Aufschrift
,F
mol
Maz",
was
die
Vorzeich-
nung
erubrigt
und
die
Gattung
des
Werkes
bezeichnet.
Die
Bezeichnung
der
Vom
23.
XI.
Y848
bis
5.
IV.
1849
hat
der
Komponist
nur
einen
Brief
geschrieben
und
erhalten
(vgl.
SYDOW,
.a.O.
S.
291-293).
9
LUDWIEA
1DDRZEJEWICZOWA
tarb
im
Jahre
1855,
d.
h.
im
Erscheinungsjahr
der
postumen
Ausgabe
von
CHOPINS
Werken;
sie
konute
also
die
in
dieser
Ausgabe
angefuhrte
Jahreszahl
nicht
richtigstellen;
vgl.
M.
KARLOWICZ,
ze
wydane
dotyc7w-
czas
pamiaEtki
po
C7wopinie
Bisher
nicht
herausgegebene
Andenken
an
(::hopin),
Warschau
1904,
S.
381.
7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters
6/21
'
"
fff$S00200000000000j0S00000000000j:000'00004$00000SifiSC,0000000000U'SC::
0:':"'
00;0000009000000;,;0002:00,,.
0
00
0;
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75;if
jf
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X
:.
'
'
g
7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters
7/21
Chopins
Mazurka
Fsmoll, op. 68, Nr.
4
113
Tonartmit
Buchstabenst zwar
bequem,
wirdabervon
Chopin
wie wirnoch
sehen
werden
nichtimmerkonsequent
ngewandt.Der
KomponistaBt
n der
lIast
Versetzungszeichen
us
oderschreibt
olche,die schon
n derBezeichnung
derTonartenthaltensind. Chopinsntentiotl st es, denmusikalischen infall
moglichst schnell
zu
notieren,daher
die Kurzungen
oder die
Willkur n der
Notationder
Klange,
die uberflussige
Anhaufung
on Zeichen
owie die
unbe-
stimmbaretl
Fragmente.
Die
graphischenMerkmale
des Manuskripts
eugen
von seinem
skizzenhaften
Charakter.
Die Gruppierung
es musikalischen
ex-
tes auf dem
Blatt erlaubtes,
drei verschiedene
Teile auszusondern.
l'eil A besteht
aus den vier
ersten
Liniensystemen
und den
zusatzlichen
Takten
Liniensystem
6 auf
derrechten
Seite des Blattes).
Der
ersteTakt und
seineVariante
bilden
mit dem zweiten
Takt diegrundsatzliche
inheitder Se-
quenz n den
nachsten echs
Takten
mit nichtschematischer
armonischer
e-
gleitung10.
Der vom
Komponisten
mit dem Zeichen
,X" versehene
5.
Takt ist
kennzeichnend,
r antizipiert
den auf
den Liniensystemen
4
realisiertenEin-
fall.
Der kleineTerzakkord
h-d-f-as)
bildet
durch
seine Vieldeutigkeit
ine
lIinwendung
u anderen
Tonarten
u.a. nach
enharmonischer
erwechslung
u
A-Dur, in welcher
Tonart
das weitere
Fragmentauf
den Linieilsystemen
4
gehalten
st).
Weiter signalisiert
der Komponist
nur die
Variationsfolge
n den Takten
9-13. Er verzichtethierauf dievollstandigeNotationund verlaBt ich auf sein
Gedachtnis,
as imModell Takt
1-5)
eine Stutzefindet,
um umso schneller
ur
Notierung
eines neuen
Einfalls
n A-Dur(Liniensystem
4) uberzugehen.
Ur-
sprunglich
begann
Chopin die
Notierungdieses
Einfalls
mit dem Klang
gis
(=
as enharm.n f-Moll),
durchstrich
berdiese
Note undsetzte
g an ihre
Stelle.
Die bisherige
nterpretation
er harmonischen
egleitung
dieses
Fragmentes
kanneine Reihe
Zweifel
wecken.Die
ersten unf
Takte sind in
A-Durgehalten.
Der
Komponist
erzichtetauf
die Notierung
derAuflosungszeichen
ndschreibt
nur Kreuze,aber auchdieselaBt er spaterweg.Die Ruckkehr um F moll ist
erst
im 19. Takt
angedeutet.
Deshalb
cheint m 14. Takt
in derzweiten
Viertel-
note
der Begleitung
h und nicht
b richtigzu sein
(D1+
und nicht D15>n
A dur).
Zweifel
hinsichtlich
der Art
der Interpretation
konnen
die entsprechenden
Takte
15 und
17 soe 16 und
18 xvecken. ie
opperieren
aarweisemit
dem-
selben
Material, las
man bezeichnen
annals:
1. Abkurzung
er Notation,
ursd
dieKonsequenz
ware
dannder- paarweise
analoge
nhaltder
entsprechenden
Takte;
2. Ergebnis
derhierangewandten
Variationstechnik,
annmuBder
Text
des
Autographesls
endgultige
Form nichtAbkurzung)
I1gesehen erden.
Die
in ChopinsWerken ielfachangewandteVariationstechnikcheiIlt ur dieRich-
tigkeit
der zweiten
Vermutung
u sprechen.
10
Eine formal-haxmonische
Analyse findet sich
bei J. M1KTTA,
Analizy
i obiaS-
nienia
dzie wszystkich
Chopina
(Analysen und
Erlauterungen
samtlicher
Werke
von
Chopin), Erakau
1949, Bd.
I, 23.412.
Archiv fAr Musikwissenschaft
ZX/2, 1973
7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters
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Wojoiech Nowik
Die nachsten funf Takte sind eine Ruckkehrzur grundsatzlichenTonart
F mo]l. Die Notierungweist deutlichdaraufhin, daBder musikalischeAblauf
VOI1
A durzu F moll evolviert,was deutlich n der Reihenfolge er auftretenden
Versetzungszeichenum Ausdruckkommt (von
$
uber
u
zu b). Indem der
Komponist diese Versetzungszeichenusschreibt,bestimmt er eindeutig die
melodisch-harmonischetrukturdes erortertenFragments.Er unterlaBtdie
eindeutigeBestimmutlg ur in denjenigenPartiendes Werkes, ie eine Wieder-
holung bereitsnotierter ind.Die Erganzung erEinfalleund die Selektionund
Auswahlder besten erfolgtwahrendder Verifikation iner groBerenmusikali-
schen Einheit, z.B. Phrase. So gibt Cho)in die ursprungliche eichnungder
Melodielinie l asl al hl (Takt20-21) zugunsten ineranalogen mit Ausnahme
der VerY,ierungen)um Takt 22 auf. Die BaSpartie nthalt auch Streichungen,
die aber nicht entziffertwerdenkonnen.Teil A hat einen alternativenSchluB,
dessenersterTakt sich von seinemGegenstuck Takt 22) in der harmonischen
Begleitungund dessen Ilachster ich in der melodischenEntwicklungunter-
scheidet.DieserSchluB uhrtzumTeil B. Die zweiteVersion es Schlussesbleibt
unklar im Hinblick auf das von Chopinnotierte Zeichen ,X" und die Auf-
schrift ,,F Dur". Beide Vorschlageweisen auf den Akkord f-as-ces(d) hin
(2D9 n As dur), was die zweite Versionmit der Auflosungces in b und g in as
bestatigt, aber der Mangelan anderenElementenzeugt von der funktionellen
Vieldeutigkeit ieserKlange.AndereSuppositionenm Zusammenhang it der
harmonischennterpretation eiderFassungenund des mit der Ziffer ,3" und
den Buchstaben ,ci" oder ,cz"versehenenFragmentswerdenwir bei dem Ver-
such, die Mazurka u ordnen,vorstellen.Das Zeichen ,X" mit der Aufschrift
,,F Dur" bestimmtden Ablauf des in dieserTonart gesetzten Teils; doch ist
unbekannt, n welcherPhase der Arbeit dieses Zeichenaufgetreten st. Das
nachste Fragment Anfangdes 5. Liniensystems) cheint auf einen spateren
zeitlichenZusammenhang er Niederschriftmit dem in F dur gehaltenenTeil
hinzuweisen.TrotzfehlenderVorzeichnungcheintAs dur die entsprechendste
Tonartfur diese Linie zu seinll. Wir erhaltensomit folgendeFortschreitung:
k>,>^ J t tJ
r J1 Ir
t
r r r LL I
Der Verzichtauf diesenEinfall, der nur die Melodielinie mfaBt,wird - wie
sich nochzeigt - nicht vollstandig ein.Es ist moglich,daB die Streichungdie-
ses Fragments ben die Aufschrift ,F Dur"und weiteresSuchenund Versuche
11L.BRONARSKI,Szktce ChopinowskieChopin-Skizzen), Krakau 1961, S. 321,
schlagt fur diese Linie die Tonart Es-dur vor. Nicht ,,es" sondern ,,as" ist hier zen-
traler Klang und bestimmt die Gravitation der ganzen Fortschreitung. Noch wahr-
scheinlicher als BRONARSKISorschlag ware hier die Tonart F dur. Aber der Beginn
mit ,,a" und die Aufhangung der Melodielinie auf die Terz oder Quart schlieBen diese
Moglichkeit aus.
7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters
9/21
in dieserTonartzurFolgehatte.
Daraufweisendie
sechsTaktemitentwickelter
Melodik in, die
mit derAufschrift,F Dur"
versehen ind(8.-9.
Liniensystem):
2
5 6 >
X
r r
P
z 1
}
n JS
191r
:"E:
vX
; ;
ZweiTaktehabenvollstandige
armonische egleitung, n den
ubrigen ind nur
die Grundtoneder wichtigsten
Funktionen
angegeben:+T../D+/ j T....
|
D+....
j
+T....
{
2D....
{ D+.... { Es scheint,daB hier der
Verzicht benso
schnellkam wie
der Einfall selbst - das Ganze
wurdedurchstrichen.
An dieser
Stelle treten
Schwierigkeitenn derBestimmungder
Reihenfolge
auf, in welcherdie nachsten
Fragmente ntstanden ind, und zwar
wegen hrer
uneinheitlichen
Gruppierung ufdem Notenblatt.
Chopinbeginntnamlichdie
Notierungeines
Einfalls am Anfang des Blattes
und bestimmt
ublicherweise
zwei Notenzeilenur die
Aufzeichnung er melodischenLinieund der
harmoni-
schen
Begleitung.Die Einfallesind durch eine freie
Notenzeile, ur
eventuelle
Anderungen
der Verbesserungen,etrennt. In
unseremAutograph
gibt der
Komponist mit
Ausnahmeder
Liniensysteme 4) einen
begonnenenEinfall
auf und beginnt
einen neuen,dabei wird immer
eine Notenzeile
freigelassen.
Deshalb st anzunehmen, aS dieam Anfangder inkenSeite desBlattes notier-
ten Einfalle
fruherals die auf der rechtenSeite
entstanden ind. Im
Hinblick
auf die raumlicheGeschlossenheit
er Niederschriftwollen wir
jedoch zuerst
den Teil B (17
Takte auf der rechtenSeite des
Blattes, 7.-10.
Liniensystem) r-
ortern,obwohl
er im Verhaltnis u dem Fragment,
das einen neuen Versuchn
derTonartF durdarstellt linke
SeitedesBlattes,
11.-14.Liniensystem),ekun-
darenCharakter at.
Ludwik
Bronarski chreibtuber
Teil B: ,,DieserAbschnitt st in
einemWurf
entstanden, was um so groBereBewunderung ur die Subtilitatund auBer-
ordentlicheFinesseder
Ausfuhrungweckt..."12. Das aktuelleBild
diesesTeils
(siehe7.-10. Liniensystem, echte
Blattseite) st
jedochweit von derursprung-
lichenGestalt
entfernt,die man
hypothetisch achbilden ann,wenn
sekundare
Elemente
eliminiertwerden.Zu diesen Elementen
gehorensamtlicherhyth-
mische Unterteilungen,die nur
schwerlichzwischen den weiter
verstreuten
Noten Platzfanden,odersolche
Noten, die eine
Anderunghresursprunglichen
rhythmischenWertesaufweisen.
Wendetman somit
neben dem musikalischen
auch graphische
Kriterienan,
dannerhaltman einetonal
vieldeutigeremelodi-
sche Linie(Beispiel3 = Transkription es 7.Liniensystems):
12 A. o. O. S. 322.
115
hopins Mazurka 1Pmoll, op. 68,
Nr. 4
8*
7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters
10/21
Den Takt 8 hat der Komponist
anfanglich
auf dem 8. Liniensystemnotiert,
spater entschloB
er sich ihn auf den mit der
Hand verlangertenLinien des
7. Systemsunterzubringen. nter den Streichungenm 8. Takt des 7. Linien-
systems verbirgt ich die Fortschreitung
2hl
c2e2 d2 bl, die fur das Motis der
nachstenacht
Takte charakteristischst. Hier
tritt somit eine
Antizipationdes
Eillfallsauf,
den der Autor n der weiterenSequenz
vervirklichthat.
Die neunTakteauf dem 8.-9.
Liniensystemahenanfanglich
benfalls nders
als gegenwartig
aus. Den grundsatzlichen
toWdieser Sequenz
bildet das er-
wahnteMotivdes letztenTaktes
auf dem 7. System,
auf den der Komponist n-
fanglichverzichtet
hat. Er erscheint
rst in den weiterenTakten
der Sequenz.
Nachdem er
sich von der Verwendbarkeit
es erwahnten
Motivs uberzeugt
hatte, wandteer es auch im erstenTakt des 8. Liniensystems n. Vorherhatte
dieserTakt
eine anderemelodisch-harmonische
estalt.DieseJinderung
rfolgte
unter dem
EinfluBder ,,progressiven
Konsequenz" es weiteren
Ablaufs, ns-
besondereder
imitatorischen
Verwertung es Motivs. 57ieaus
dem Autograph
hervorgeht,
rfolgtedie Sext-Erganzungn
Takt 2 und 4 erstspater,denn sie
bedecktdie
schonfruhergeschriebenen oten.
Auch die Hilfstone n den Tak-
ten 6, 7 und
8 hat der Komponistebenfalls
erst spatereingefuhrt.
Anfanglich
bestand das
erste Viertel m
BaB aus Pausen.Auch fur die
Partie der linken
Hand in Takt5 und 8 hatte er neue Konzeptionen.
j
' '
$ b;, : 1-4J-
J _,;(r,; 21gt
$ 5 .sg
Die Anwendungdieser Konzeptionenwurdejedochdie Geschlossenheites
musikalischen
Ablaufsgesprengthaben. Zu
bemerkenware
noch, daB Takt 9
dieses Liniensystems
nfanglich
die Auflosung n D+ in F moll
hatte. Spater
entschloB ich
Chopin, um Eroffnungsmotiv
es Teils A zuruckzukehren,at
aber den endgultigen
harmonischen
Gehaltdieses Taktes (D+
oder T) nicht
prazisiert.
Weiterunten notiertder Komponist
abgekurztdie
Begleitungder
erstenTakte
des Teils A mit dem Orgelpunkt
.
In Anlehnungaxl die graphisch-musikalischen
Iiterienmussen noch die
Zweifelgelost
werden,die mit der vorhinaufgestelltets
hese
von der Entste-
hung diesesTeils in Etappensowie seinerendgultigenonalenBestimmung m
Zusammenhangtehen.Die
melodischeLinie
der erstenacht Takte von Teil
B
ist namlich
tonal zweideutig.
Die Realisierungn F dur oder
in F moll ist
klanglichnaturlich
verschieden,
ber hre nnereGeschlossenheit
aBt n beiden
Fallennichts
zu wunschenubrig Beispiel5).
Die nachstenneunTaktesind eine
modulierende
ortschreitungnd steuernnichts
zur Klarung
des Problemsder
116
Wojoiech Nowik
7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters
11/21
16 ,1'lyl'l-
1
4 '
j
l.:
Dl:4
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21
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1
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F
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jJ
jJ
jJ
jl
f
L
j;
;
Chopins
Mazurka
F
moll,
op.
68,
Nr.
4
117
Tonart
bei.
Die
Akzidenzien
onnen
mangels
iner
Vorzeichnung
nd
angesichts
der
schon
erwahnten
nkonsequenzen
n
Chopins
Notenbild
diese
Zweifel
auch
nicht
behebenl3.
Es
verbleibt
nur
die
Untersuchung
er
harmonischen
eglei-
tung
der
erorterten
Fragmente.
n
den
ersten
acht
Takten
ist
die
Partie
der
linkenHandllurskizzenhaftnotiert.Warumhat sie derKomponistn diesem
Zustand
belassen?
Man
darf
vermuten;
1.
die
gegenwartige
armonische
Be-
gleitung
entsprach
der
ursprunglichen
elodischen
dee,
2.
die
in
dieser
Form
notierte
Begleitung
and
der
Komponist
ls
ausreichend,
ngesichts
der
,Selbst-
verstandlichkeit"
hrer
harmonischen
Auffullung,
die
durch
die
entwickelte
Melodielinie
uggeriert
wird,
und
er
hat
nur
die
Zweifel
weckenden
Stellen
voll
ausgeschrieben.
ie
tonale
Universalitat
dieser
Form
der
Begleitung
owohl
tir
F
dur
als
auch
fur
F
moll
kana
zufallig
und
unbeabsichtigt
ein,
sie
kanrl
aber
aucheineAnderungn derKonzeptiondes Autorsbedeuten.Setzt mandiese
Andeng
voraus,
dann
kann
angenommen
werden,
daB
1.
angesichts
der
miB-
lungenen
Proben
n
der
Tonart
F
dur
der
Teil
B
ein
neuer
Alersuch
n
einer
an-
deren
Tonart
st;
2.
der
Komponist
ich
in
dieserArbeitsphase
ur
eine
eindeu-
tige
onale
Bestimmung
icht
entseblossen
nd
die
Begleitung
nicht
vollstandig
ausgefullt
at;
3.
weil
derAusbau
der
melodischen
Linie
hre
tonale
Zweideutig-
keit
nicllt
eliminiert,
der
Komponist
vermutlich
diesen
Teil
im
weiteren
Ablauf
des
Werkes
n
veranderter
Tonart
vorfuhren
wollte.
Obige
Vermutungen
ilden
den
Alersuch,
ine
Antwort
auf
folgende
rundsatz-lichcFragezugeben:Ist dieseNotation
das
Ergebnis
iner
von
Chopin
bewuBt
vorausgesetzten
ltemativen
tonalen
Realisation
dieses
Teils,
oder
ist
es
eine
Sache
des
Zufalls,
daB
die
Notation
graphische
ormen
enthalt,
die
eine
solche
Realisation
suggerieren?
Anders
ausgedruckt:
st
diese
Niederschrift
eine
Konsequenz
er
Voraussetzungen
der
ind
die
Voraussetzungen
ine
Konsequenz
der
Notation?
Sofern
die
Antwort
auf
das
erste
Glied
dieses
Satzes
nur
eine
Un-
terstellung
er
Absichten
des
Komponisten
ein
kann,
ist
die
positive
Arltwort
auf
das
zweite
Glied
des
Satzes
nur
dann
wahr,
wenn
die
Analyse
eine
Reihe
bestatigendereispielevorlegt.Nur ein Beispielbestatigtdie tonaleKonzep-
tion
F
dur
dieses
Teils
direkt.
Es
ist
die
Zweitaktgruppe
dreimal
wiederholtes
13
Beispiele,
die
fiir
die
Tonart
F
moll
sprechen:
3.
Takt-des,
10.
Takt-es,
11.
Takt
es,
12.
Takt
-
as,
13.
Takt
-
es,
14.
Takt
-
as
und
es,
16.
Takt
-
es;
Beispiele
die
iir
die
Tonart
F-Dur
sprechen:
2.
Takt
-
d,
8.
Takt
-
b,
e,
dis,
d,
cis,
10.
Takt
-
d,
11.
Takt
-
a,
12.
Takt
-
d,
13.
Takt
-
e,
a,
d,
16.
Takt
-
a,
17.
Takt
-
e.
7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters
12/21
118
Wojoiech Nowik
mit zusatzlicherSeptimebl-Liniensystem 3-14, Takt 7-8), die den Teil yl4
mit Teil B verbindet.WeitereBespielebestatigendiese Konzeptionnur mittel-
bar. Zu ihnen zahlendie fur die TonartAs dur/F moll negativenAkzidenzien,
die unveranderteSchreibweise er melodischenLinie mit ihrer Begleituilg n
F dur, die ohne Kontraste n die Sequenzubergeht.Auf Grundder aktuellen
Notation dieses Teils laBt sich schwerlich agen, ob die tonale Zweideutigkeit
F
hier dasErgebnisderEvolutionderIdee desKomponistenAs, oder der gleich-
F f
zeitigenZusammenstellungweierTonartenf ist. Es scheint jedoch, daB der
Einfall allmahlichkam F --Solche Schlusse ind dank der Verflech-
f f
tung von manchmal ntferntenElementen n ChopinsManuskriptmoglich.Die
im Text des Autographs nthaltenen nformationen rlauben ucheine von der
bisherbekanntenabweichendeonale Realisationdieses Fragmentes nd seine
Verbindungmit den ubrigenTeilen n einen flussigenAblauf.
Das Materialdes Teils Y (Faksimileuntere Blatthalfte links), das Fran-
chomme n die Mazurka icht eingegliedert at, reprasentiert im Unterschied
zu dem fruherbeschriebenen keinen raumlichgeschlossenenStoff. Es sind
voneinander solierte, an verschiedenenStellen des Blattes verstreuteFrag-
mente, was die Bestimmung hrerChronologie nd die Einordnung es ganzen
MaterialsauBerordentlichrschwert.Die Analyse dieserFragmentesoll eine
Antwortauf die Fragegeben: Gibt es genugenddeutlicheDeterminante, die
eine Erfassungder einzelnen ,Segmente" n eine Ganzheit rlauben? n dieser
Frage ist die Voraussetzungnthaltell,daB mit Itilfe von Determinanten us
ChopinsHand der Teil Y den Intentionendes Komponisten ntsprechend e-
ordnetwerdenkann.Wennwir auf die obengestellteFragenegativ antworten,
dann kann eine andere ormuliertwerden:Enthaltendie zerstreuten egmente
genugendMaterial,um den Teil Y komplettieren u konnen?Wurdendie in
einen Teil zusammengesetzten egmenteden Anforderungen er melodischen
und harmonischenGesetzmaBigkeit,es Kontrastesoderder architektonischen
Analogie,der Logik der Form entsprechen?Eine positive Antwortauf die so
gestellte Frageware eine Reihe musikalischer blaufe,von welcheneineroder
wenigeder Konzeptiondes Komponisten ntsprechen vurden. ie Konvergenz
seiner ntentionmit einerodereinigenLosungen st - urlterErschopfung amt-
licher moglicherKombinationenmit diesem Material wahrscheinlich, ann
aber eindeutigwohl siichtfestgelegtwerden.
14
Teil Y besteht aus den Fragmenten auf den Liniensystemen ll-12 und 13-14
mit der Aufschrift ,,F-Dur" (ohne die funf Takte auf der Linie 13), sowie den mit
ihnen verbundenen drei Takten auf den Linien 5-6 und den sechs Takten auf den
Linien 6-7.
7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters
13/21
Chopins Mazurka F moll, op.
68, Nr. 4
119
Nach demVerzichtdes
Komponisten uf den in
denLiniensystemen und 9
notierterlEinfall st das
Fragmentauf den Liniensystemen 1 und
12 ein neuer
Versuchn derTonartF dur.DieserVersuuhst eine Verbindungegensatzlicher
zweitaktiger
Motive. Die erstenzwei Takte mit
wenig
entwickelterMelodik
(Ambituseiner Quarte)sind
harmonisch
eichhaltig. hre Gegenuberstellung
bildendie
nachstenzwei Takte, deren
Schwerpunktich von der
Harmonik uf
die Melodik
verlegt(Ambitus inerNone). Die
ganze Periodebildet eine inner-
lich
kontrastierte trukturmit veranderlicher
ewegung,
Harmonik nd inner-
licherDynamik
n den Taktgruppen Beispiel6).
}
J
y
r |
i;
t
' D, Ca po "
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:
i"ie
,,1 1; ;) ;l A2b;t; 2)Sz
J;=3
9
,
|
i r
j 5J r r 3 :
H
r ( l ) S
g J$
Diese Periode st mit den
Zeichen ,X" versehen,deren Sinn
folgendermaBen
interpretiert
werdenkann:
1. als graphischeForm der
Akzeptation, ,Ende"einerneuen
Periode;
2. alsWiederholungszeichenas
spaterdie
Aufschrift ,Da Capo" rsetzt;durch
Wiederholung ieserPeriode
wollte der
Komponistvermutlich in architekto-
nischesGegenstuck um Teil A
schaffen;
3. die Zeichen ,X" gehorenzur
Aufschrift ,
dur"; hier ebenkann die in den
Liniensystemen
3-14 notierteFassungals
weitererAblaufdesTeilsY einsetzen;
4. die Zeichen
,X" in diesem
Teil sindGegenstucke er
analogenZeichen m
Teil A: das erste ,,X"
korrespondiertmit dem
,,X" im 5. Takt desTeils A und
bedeutet den
Einsatz des Teils Y; das zweite
,,X" entsprichtdem ,,X" im
23. Takt des
Teils A und
bedeutetden Einsatzvon Teil B, denn
die mit diesen
Zeichen
versehenenTakte
habeneinen ahnlichenharmonischen
nhalt.
Mankann
somit annehmen,
bwohldies nichtwahrscheinlich
rscheint,daB
die Bedeutung
dieserZeichenmit dem Auftreten
neuer
kompositorischerdeen
Anderungen nterlag.Weilaber
die Universalitat
dieserZeichenZweifelweckt,
kann man
auch annehmen,daB sie ihre
ursprunglicheBedeutung verloren
haben, wennder Komponist
neue Einfalle
notierte.
Unterderhierbehandelten
eriodehat Chopin uf den
Liniensystemen 3-14
ihreVariante otiert.Diese
Variantest, so wie ihr
Urbild,aus kontrastierenden
Zweitaktgruppen ufgebaut.
Ihr Kontrastberuht auf der
Gegenuberstellung
der Akkordfortschreitungur entmickeltenMelodik. Nach den ersten vier
Taktender
57ariante kzeptierteder Komponist
den
harmonischennhalt des
Urbildes,denn
er fuhrte nur eine Anderungauf
der letzten
Viertelnote m 6.
Takt ein, die
er in Achtel mit
zugeordnetenAkkorden
ges-b-des, g-h-d)
trennt.Auch
hat er die
melodischeLinie m 7. Takt mit Sexten
unterbaut Bei-
spiel 7).
7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters
14/21
120
Wojoiech
Nowik
7
,,
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'W'^r2-S"W
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- *
t-
o
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XJ
%
br
r
q"F
>tit
:::
Dem
Takt
mit
den
3
Tonen
cl
cl
cl
(letzterer
mit
H:altebogen)
n
der
Partie
der
inken
H:and
muS
mehr
Aufmerksamkeit
ewidmet
werden,
als
aus
seinem
musikalischennhaltfolgenwurde.Er ist namlicheineVariantedes 8. Taktes
im
Urbild
mit
Dominantfunktion
n
F
dur
und
bildet
mit
dem
7.
Takt,
der
mit
einer
Fermate
auf
el
endet,
ein
Ganzes.
Nur
in
Verbindung
mit
diesem
Takt
ge-
winnt
die
Fermate
hren
eigentlichen
Sinn
der
Verzogerung
es
musikalischen
Ablaufs,
um
dann
in
das
dreimal
wiederholte
l
-
Grundton
er
Dominante
n
F
dur
uberzugehen.
as
mit
Haltebogen
ersehene
etzte
cl
mit
dem
gleichzei-
tig
im
nachsten
Takt
auftretenden
bl
antizipiert
den
Einsatz
des
Teils
B
mit
seinem
ersten
Takt
(c1-bl).
Das
ist
ein
weiteres
Argument,
das
fur
die
Tonart
F durdesTeilsB spricht.AuSerdem atChopin iesenTakt
mittels
einer
angen
Linie
mit
dem
ersten
Takt
des
Teils
B
verbunden,
was
auf
die
direkte
Reihen-
folge
und
die
tonale
Zusammengehorigkeit
er
erwahnten
Teile
hinweist.
Bei
einer
anderen
onalen
Interpretation
es
Teils
B
waren
sowohl
dieser
Takt
als
auch
die
Verbindungslinie
ntbehrlich.
Die
melodische
Fortschreitung
n
der
ersten
und
dritten
Zweitaktgruppe
es
Urbilds
nspiriert
en
Komponisten
u
weiteren
harmonischen
ersuchen.
Des-
halb
fugt
Chopin
ach
dem
erwahnten
Takt
eine
Variante
inzu,
die
den
Takten
5
und
6
im
Urbild
entspricht.
Auf
diese
Weise
wurden
alle
Stellen
des
Urbilds,
wenn
auch
nicht
in ihrerReihenfolge,mit Variantenaufgefullt.Obwohldie
Variante
in
vollstandiges
Gegenstuck
es
Urbildes
st,
obwohl
sie
die
Symme-
trie
des
Abschnitts
unterstreicht
und
obwohl
schliel31ich
as
Wiederholungs-
zeichen
ur
das
Urbild
uberflussig
wird,
st
der
Komponist
mit
seinem
Versuch
nicht
zufrieden;
er
durchstreicht
ie
zweite
Zweitaktgruppe
es
Urbilds
und
seine
Variante.
Die
so
entstandene
Lucke
fullt
er
mit
der
auf
den
LiIliensyste-
men
6-7
notierten
Zweitaktgruppe
vgl.
das
Faksimile).
Nach
dieser
cllreibt
r,
durch
einen
freien
Raum
abgetrennt,
weitere
Zweitaktgruppen,
ie
aber
keine
direkteVerbindungurerstenhaben.DieseZweitaktgruppennthalteneinen
einfachen
harmonischen
nhalt,
ihre
melodische
Zeichnung
st
plastisch
und
rhythmisch
ontrastiert.
pater
etzt
der
Komponist
noch
Terzen
uber
die
ver-
minderten
Quint-
und
Quartschritte
uf
den
schwachen
Taktteilen
Beispiel
8).
Die
entworfenen
vier
neuen
Segmente
zeugen
von
einer
Anderung
n
der
Konzeption
Chopins.
Der
Teil
Y
sollte
aus
einer
Kombination
es
schon
notier-
7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters
15/21
Chopins Mazurka :F moll, op. 68, Nr. 4
121
ten Materialsmit den neuentstandenen egmentenund nicht aus der Zusam-
mensetzungder grundsatzlichenGliedermit ihren Variantenbestehen. Mit
Rucksichtauf die weitereVerteilung er einzelnenFragmentehat der Kompo-
nist ihre Reihenfolge raphischmit Hilfe von Linienangedeutet,die die Takt-
gruppen erbinden.Trotzdem annTeil Y auf zweierleiWeisegeordnetwerden:
1. Als Grundlage ienendie Reihenfolge er Segmellteauf den Liniensystemen
6-7 und die angedeutetenEinsatzstellen, nd zwarabwechselnd egment-Ur-
bild-Segment usw. Auf diese Weiseerhaltenwir - unter Hinweglassung es
Segmentsauf den Liniensystemen -6, das ein Gegenstuck um Urbild st, die
vierzehnTakte des Teils Y1 (Beispiel9). Der erste Takt dieserReihe, ihr Ein-
6
i
g
wli
>; v
:1 illb1 e101 --; F '
r r . r H J rt)i S
7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters
16/21
11
a
b
c
0 y s ,
5
, w ,
6 1 l l a
. e
6 1 l l
.
t
S
1 l s 1 l $
X
X 2 1 e > $
;
J
i 6;J
9 ,'I, '
r ) C
Teil
B
(F moll,
As dur)
und
B1 (F
dur)
haben
zrei
Ausgange: d -
letzter Takt,
Liniensystem
9-10; e -
die
letzten
funf
Takte,
Liniensystem 13,
analog zu den
122
Wojoiech Nowik
Teil Y1,
der
dann
vierzehn
Takte
enthalt.
Es
muBte
somit
der letzte
Doppel-
klang
im BaB
des
TeilsA
gestrichen
werden.
Nach
dieser
MaBnahme
rhalten
wir die Verbindung:T-SchluBdes Teils A-/D/D+-Anfangdes Teils Y. Alle
Klangeder
T
gehen in
einem
Sprungzur
/D/D+ uber,
was eher
auf eine
Zu-
sammenstellung
lsauf
den
tZbergangines
Teils n
einen
anderen
hinweist.Die
Schwierigkeitn der
Auffindung
er
Stelle
furden
Einsatzdes
Teils Y
mit
Auf-
takt
beruht
darauf,daB
sie sich
im
Ablauf
des
TeilsA
befindet.
Diese Stelle
hat
Chopinn
Takt 5
mit
dem
Zeichen
,X"
versehen.Der
Komponist
hat den
me-
lodischen
Ablaufan
dieser
Stelle
zusatzlich
durcheinen
Strichnach
der
zweiten
Aliertelnote
etrennt.
Die
Verbindung
dieser
Zeichen
mit
dem
Auftakt
des
Teils Y
ergibt
die
gesuchte
Losung in
folgendem
harmonischen
Schema:
2DID+/D+.Es ist eine Verschiebung es Akkordsauf einem gemeinsamen
Klang
(:E3eispiel
0). Diese
Verbindung
wird
durch die
funf
Takte
mit
dem
v
bl7W5
j
p
I
0
J p
H
40 >:
tr F
Orgelpunkt
-
Grundton er
Dominante n
F dur-
eingeleitet,
die
der
Kompo-
nist gekurztam SchluBdesTeils B aufdemLiniensystem13 angibt.
Hier
muS
die
Frage
gestellt
werden:
Warumhat
der
Komponistdie
Reihen-
folgeder
Teile
nicht
geordnet?
Als
Antwort
stellt sich
folgende
Vermutung
in:
1) fur
Chopin
war
diese
Reihenfolge
ohne
weiteres
klar,
weil
er den
StoF
der
einzelnen
Teile
notiert
hatte;
2) der
Komponist
wollte
die
notige
zeitliche
Distanz
gewinnen,um
die
endgultige
Korrektur
orzunehmen.
Zur
Form
der
Mazurka
UmdieFormdesWerkes u bestimmenst esnotwendig,nebendemBauder
einzelnen
Teile
auch
samtlichein
der
Skizze
enthaltenen
Verbindungen
u
untersuchen.
Teil A (F
moll)hat
drei
Ausgange: -
10.
Takt,
Liniensystem
-3;
b - vor-
letzter
Takt,
Liniensystem
-6; c -
letzter
Takt,
Liniensystem -6.
DieseAus-
7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters
17/21
Chopins
Mazurka F moll, op.
68, Nr. 4
123
spiel 12).
Xb,["81qcrr dLe
r4har r
r
Cr @
r crZ
[ F CF r 9[ ] F F
17Fl,l (
FH
: 0t t
j .t
1fi)] 2 ; 61,l,l'
Jp; J
r
wmJ
X
1
t4> ,
9 ls;
tp
J;2te'
4Lk
Die TeileY undY1 F dur) 16. bzw. 14. Takt- habendreiAusgange:- 1. Takt
Liniensystem10; g - 8. Takt,
Liniensystem11-12; h - das im
Liniensystem
h
>
B1
(Beispiel13).
1>
lVa Cnpo
j C j } i
_ ) 17 i
C t
-
9
1> i
C t
r
C
Aus obigerZusammenstellung
olgt, daBdie
Ausgangeb, c, g, h jeweilszu B
oderB1fuhren;die Ausgange ,
g, h jeweilszu Y
oderY1;dieAusgange , b, c, f
jeweilszu A.
Mandarf
annehmen,daB derKomponistauf
mancheverzichten
wollte,dennbei
derRealisation llerwurdendie
TeileA, B, Y und
die Varianten
B1, Y1 elf Mal
auftreten.Das
wurdezur Monotonieder Mazurka
uhren.Die
Zahlder Ausgange st im
Verhaltnis urAnzahl
der Teile zu gering,wenn allein
die Einsatzefur
die Form der Mazurka
ntscheidend ein
solltenl6.Analogion
im AufbausindangesichtsderverschiedenartigenormenvonChopinsMazur-
kas in diesem
Fall auch nicht
maBgebend.Desgleichen nthalt der
statistische
Versuch iner
Aufstellungder
typischenFormderMazurka ei
Chopinnur ge-
ringfugigeHinweise ur die
Klarungunseres
Problems.Mankannlediglichdas
Feld der
untersuchtenMazurkas
uf die Opera63und 67
beschranken, ie zeit-
lich dem
Entstehungsdatum es
hier erortertenWerkesam
nachsten iegen17.
Es zeigt sich, daB sowohl die
drei Mazurkas p. 63, als auch Nr.
2 und 4 aus
op. 67 Formen
aufweisen, ie den
untenvorgeschlagenen
eihenfolgen erTeile
unserer
Mazurka ehrnahekommen:
16Man kann
eine Reihe von
CHOPINS
Mazurkas
mit ausgebauter
:Form nennen:
op. 17, Nr. 1, 2,
4; op. 24, Nr. 4;
op. 50, Nr. 3; op. 56, Nr. 1, 3,
schlieBlich auch die
langste
Mazurka: op. 33, Nr. 4. Aber neben den
ausgebauten treten
auch kurze
Mazurkas
auf:op. 6,Nr. 4,op. 24, Nr. 1,op. 30,Nr.
l,op. 3S,Nr.
1,2,op. 33,Nr. 1.
17
D;e
Mazurkas aus dem opus
68 stammen - mit Ausnahme der hier
behandelten
Mazurka-aus
dem Jahren 1827-1830; vgl. J.
MIKETTA, &.&.O. S.
309,
402, 406.
7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters
18/21
124
Wojoiech
owik
I
Aa
-
Y1g
-
Bd
-
Yh
-
Ble
-
A
II.
Ab
_
Bd
-
Yh
-
Ble
-
A
(Variante
I)
Fur eine solche Reihenfolgeder Teile sprechen olgendeArgumante:
Ge-
schlossenheit
er
Form,
Verschiedenartigkeit
er
auftretenden
Teile,
Verwen-
dung
amtlicher
der
fast
aller
Varianten
es
Teils,
sowie
Eliminierung
ersel-
ben
eile
mit
Ausnahme
des
SchluBteils
A.
Den
ersten
Versuch
ur
Entzifferung
on
Chopins
Autograph
unternahm
wie
m
Anfang
erwahnt
Franchomme.
Auf
seine
Kopie
stutzte
sich
Fontana
bei
er
Ausgabe
der
Mazurka
m
Jahre
1855.
Weitere
Versuche
ilden
die
Arbei-
ten
on
Arthur
Hedleyl8,
Ludwik
Bronarski
und
Jan
Ekierl9.
Franchommewarbemuht,
die
Notation
des
Komponisten
indeutig
zu
ent-
ziffern.
m
interpretatorische
ehler
zu
vermeiden,
beschranktersichaufdie
Abschrift
ur
derjenigen
Fragmente,
ie
bei
ihm
keine
Zweifel
weckten.
Er
uberwies
in
,,gestutztes"
Werk,
das
nur
eine
Auswahl
aus
dem
von
Chopin
nt-
worfenen
Material
bildet.
Dank
Franchomme
at
die
Mazurka
F
moll
in
ihrer
gegenwartigen
estalt
die
Billigung
der
Horer
erfahren
nd
wird
VOI1
hnen
als
ein
uthentisches
Werk
Chopins
anerkannt.
Die
von
Ludwik
Bronarski
durchgefuhrten
rbeiten
haben
zur
Aufstellung
des
Teils
Y
gefuhrt,
ohne
jedoch
die
Stelle
anzugeben,
wo
dieser
Teil
in
der
Mazurka
uftretenkonnte. Bei der Bewertungder einzelnenTeile gelangt
Bronarski
u
folgendem
SchluB:
,So,
wie
sie
in
Fontanas
Ausgabe
angegeben
ist,
hat
die
Mazurka
ine
harmonische
nd
vollendete
Gestalt.
Sie
wurde
durch
Hinzufugung
nderer
Teile
llichts
gewinnen"20.
as
endgultige
Ergebnis
der
Arbeit
war
also
die
Ruckkehr
des
Autors
zum
Status
quo
ante.
Jan
Ekier
bringt
in
seiner
Rekonstruktion,
hnlich
wie
Franchomme,
ine
Auswalll
des
Materials
n
Chopins
Autograph.
Zwischen
der
Kopie
von
Fran-
chomme
und
der
Konzeption
Ekiers
besteht
ein
Unterschied
m
Grad
der
Adaptationdes Materials21.
Der
Verfasser
ieses
Artikels
bemuhte
sich,
auf
Grund
des
Autographs
der
Mazurka
hre
einzelnen
Entstehungsphasen
ypothetisch
zu
rekonstruieren.
18
A.HEDLEY
informierte
mich
im
Jahre
1965
uber
seine
Arbeiten
zur
Entziffe-
rung
der
Mazurka
F
moll.
Aus
seinen
Informationen
folgt,
daB
er
dasWerk
1951
re-
konstruiert
hat,
und
drei
Jahre
spater
fuhrte
JOHN
VALIER
diese
Fassung
in
der
BBC
auf.
i'ou
TSOUNG
pielte
die
Mazurka
bei
dem
Konzert
in
der
Royal
Festival
Hall,
fuhrte
aber
gewisse
Anderungen
in
HEDLEYS
Rekonstruktion
ein.
Wahrend
seines
Aufenthalts
inWarschau
verfugte
HEDLEY
eider
nicht
uber
das
Notenmate-
rial seiner Fassung.
19
Eine
umfassende
Polemik
mit
den
Konzeptionen dieser Autoren findet sich in
meiner
Arbeit
Proba
rekonstrukcji
Mazurka
f-moll
op.
68
nr
F.
Choptna
(Versuch
einer
Rekonstruktion
der
Mazurka
F
moll
op.
68
Nr.
4
von
F.
Chopin),
Annales
Chopin,
PWN,
Warschau
1969.
20
L.
BRONARS1TI,
&.
a.
O.
S.
333.
21
J.
ESIER,
Mazurek
f-moll
ostatnz
(Mazurka
:F
moll,
die
letzte),
PWM,
Erakau
1965.
7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters
19/21
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9 t
ht Wt ,
C
s;w X
4;s
Chopins Mazurka
F
moll, op. 68, Nr.
4
125
Das graphische
Bild erlaubt
esnamlich,den
schopferischen rozeBast in
statu
nascendi
zu verfolgen,
von
skizzenhaftenFormenbis
zu vollstandig
ausge-
arbeitetenEinfallen.Durch
Entzifferung er
Notation
Chopinswar er
bemuht,
zu den
Intentionendes Komponisten
vorzudringen, ie
aufeinanderfolgenden
Glieder
desschopferischen
rozesses
u erfassenund die
Beziehungen
wischen
diesen
Gliedern u findell,
um
schlieBlich us den
aufgeschichtetenEinfallen
unterEliminierung
erjenigen, iedurchdie
Einfuhrung
euer, hre
Aktualitat
verlorenhaben,die
Gestaltund
Reihenfolge
ereinzeluenTeile,
wennauch
nur
asymptotisch, u
bestimmen.
In vorliegender
Arbeit
warenwirbemuht,
samtliche
Gewohnheiten u
uber-
winden,
die aus
den bisherigen,
anerkannten
nterpretationen
es im Auto-
graphenthaltenenTextes {lieBen. m Ergebnis der durchgefuhrtenAnalyse
habenwir auch
eine
Reihenfolgedes Teils B in
zweierleiGestalt
erhalteIl.
Wir
haben
auch
Argumente eliefert ur
Bekraftigung nserer
These,
daBderTeilB,
der
bisher
unumstritten lsin As dur
gehalten
galt, auchin F dur
gespieltwer
den
kann. Obwohl
das Autograph
amtliche
GliederdesWerkes
tlthalt, st
der
SchopfungsprozeB
ichtganzlich
abgeschlossen.Es fehlen
namlichHinweise
zur
Bestimmung
der endgultigen
Formdes Werkes.
Das trotz
angewandter
Abkurzungen
komplette Material
erlaubt
jedoch die
hypothetische
Rekon-
struktiollderendgultigenGestaltderMazurka, hne dieNotwerldigkeit,Modi-
fikationenoder
Eliminationenn
ChopinsText
durchzufuhren.
Rekonstruktion
| $ ' S '
I Ef
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7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters
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7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters
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