Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters

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    Chopins Mazurka F moll, op. 68, Nr. 4. "Die letzte Inspiration des Meisters"

    Author(s): Wojciech NowikSource: Archiv fr Musikwissenschaft, 30. Jahrg., H. 2. (1973), pp. 109-127Published by: Franz Steiner VerlagStable URL: http://www.jstor.org/stable/930391Accessed: 25/07/2010 23:13

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    Musikwissenschaft.

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    ChopinsMazurka

    moll op.68 Nr.4

    ,,Die letzte Inspiration

    des Meisters"

    von

    WOJCIECH

    NOWIK

    Ein Vergleich es

    Manuskriptson FryderykChopinsMazurka

    moll,op. 68,

    Nr. 4 mit den bisher

    herausgegebenen

    exten zeigt, daS im Autographder

    dritte Teil dieses

    Werkes nthalten st, der in den Publikationen

    ehlt. Die von

    den ubrigenManuskripten hopins bweichende

    ormder Niederschrift

    ieser

    Mazurka uggeriert

    ie besonderen edingungenhrerEtltstehung

    n der etzten

    Lebensphasedes

    Komponisten.Bei der Untersuchungder

    Umstande,unter

    denen dieses Werk

    entstanden st, sind

    wir auf drei verschiedeneAngabenge-

    stoSen, die die Entstehungszeitdieser

    Kompositionbestimmen.

    Die erste stammt

    von Julian Fontana,einem FreundChopins,

    der die Aus-

    gabe der Mazurka

    m Jahre 1855 bei

    Schlesingermit folgendemKommentar

    versah: ,DieseMazurka

    st die letzte Inspiration

    des Meisters,kurzvor seinem

    Tode; er fuhlte sich

    bereitszu schwach,

    um dieses Stuck aufdem Piano selbst

    zu versuchen''l.

    Die zweite Information: ,DerniereMazurka

    de Chopinc(Jm-

    poseea Chaillot" at AugusteFranchomme,

    benfalls in Freund

    des Komponi-

    sten, auf der vonihm angefertigtenKopiedes NVerksotiert.Die dritte sclalieB-

    lich stammtaus den Aufzeichnungenon

    Chopins chwesterLudwika vdrzeje-

    wiczowaund ist in den ,,Inedita" enthalten,

    wo am AnfangdieserMazurka ie

    Zahl ,,1848"steht.

    Diese Illformationen

    wollen wir mit

    anderenAngaten konfrontieren. on-

    tana hielt sich in

    den Jahren 1841-1850auBerhalb er Grenzen

    Frankreichs

    auf3. Er stand nurim Briefwechselmit

    Chopiil. n der herausgegebenen

    or-

    respondenzbeider

    Freundefehlt jeglicherHinweis auf diese

    Mazurka.Seine

    IIlformationhat Fontana wahrscheinlichwahrendder Vorbereitungsarbeiten

    1 Oeurres Posthumes pour le piano de Fr.

    Chopin. Publies sur manuscrits

    origineauz

    avec autorisation de

    sa familie par J. FONTANA, erlin 1855 (Schlesinger).

    2

    Das Manuskript der ,,Inedita" befindet

    sich in den Sammlungen

    der Chopin-

    Gesellschaft in Warschau

    3 . NIECES,Fr.

    Chopin as Man and Musican,

    London 1902, Bd. II, S. 24.

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    110

    Wojoiech

    Nowik

    zur

    Ausgabe

    on

    Chopins

    achgelassenen

    Werken

    rzielt,

    deren

    viertes

    Heft

    auch

    diese

    Mazurka

    nthalt.

    Zu

    den

    Personen,

    die

    Fontana

    uber

    die

    Entstehungszeit

    dieser

    Mazurka

    nformiert

    aben,

    konnte

    unter

    anderenJaneStirlinggehoren,diedie

    Herausgabe

    amtlicher

    Werke

    Chopins

    och

    zur

    Lebenszeit

    des

    Kompo-

    xiisten

    und

    die

    spater

    die

    Edition

    seiner

    postumen

    ArMerke

    nitiiert

    hat.

    In

    Fon-

    tanas

    Kommentar

    wird

    die

    Mazurka

    ls

    ,,die

    letzte

    Inspiration",

    lso

    als

    das

    letzte

    von

    Chopin

    omponierte

    Werk

    bezeichnet

    nd

    auch,

    obzwar

    wenig

    genau,

    die

    Zeit

    seiner

    Entstehung

    ,,kurz

    vor

    dem

    Tode"

    -

    angegeben.

    Zwischen

    ontanas

    Kommentar

    nd

    der

    Notiz

    von

    Franchomme

    esteht

    Ahn-

    lichkeit.

    Franchomme

    tellt

    jedoch

    fest,

    daB

    es

    die

    ,,Derniere

    Mazurka"

    ei.

    Indem

    er

    die

    Gattung

    der

    Komposition

    ezeichnet,

    aBt

    er

    es

    oSen,

    ob

    nach

    die-

    serMazurka ochandereKompositionenntstanden ind.Franchommes otiz

    auf

    der

    Kopie

    erlaubt

    es,

    den

    Ort

    und

    damit

    die

    Zeit

    der

    Entstehutlg

    dieses

    Werkes

    u

    prazisieren:

    ls

    Cllopin

    an

    der

    rue

    Chaillot

    wohnte4.

    Konnte

    Chopin

    in

    dieser

    Zeit,

    im

    Hinblick

    auf

    seinen

    Gesundheitszustand

    omponieren

    Seinen

    Briefen

    st

    zu

    entnehmen,

    aB

    er

    dazu

    k&um

    der

    ast

    garnicht

    ahig

    war5.

    Fran-

    chomme

    konnte

    Chopins

    Manuskript

    icht

    vollstandig

    ntziffern.

    Er

    begegnete

    hier

    graphischen

    chwierigkeiten

    sehr

    unleserliche

    Notation),

    die

    Reihenfolge

    der

    Teile

    ieB

    sich

    schwer

    bestimmen

    nd

    die

    Gattung

    des

    Werkes

    aum

    klassifi-

    zieren.DieHandschriftst tatsachlich ehrundeutlich,dievielenAbkurzungen

    sowie

    das

    tbereiIlander

    musikalischer

    Einfalle

    an

    verschiedenen

    Stellen

    des

    Blattes

    erschweren

    die

    eindeutige

    EntziSerung

    des

    Autographs.

    Von

    diesen

    Schwierigkeiten

    eugt

    die

    Tatsache,

    daB

    Franchomme,

    er

    doch

    Chopins

    Noten-

    schrift

    genau

    kannte,

    nur

    Fragmente

    des

    Autographs

    ntziffert

    hat,

    die

    zwei

    Teile

    der

    Mazurka

    umfassen.

    Das

    erklart

    die

    Unschlussigkeit

    Franchommes

    hinsichtlich

    er

    VeroSentlichung

    einer

    Version

    des

    Viterkes.

    iese

    Unschlussig-

    4

    Dem

    veroffentlichten

    Briefwechsel

    CHOPINS

    st

    zu

    entnehmen,

    daB

    der

    Eompo-

    nist an der rue Chaillot von Mai bis Adang August 1849 wohnte; B.SYDOW,Kore-

    spondencja

    F.

    Chopina

    (Chopins

    Briefe),

    Warschau

    1955,

    Bd.

    II.

    6

    Hier

    Zitate

    aus

    CHoPINs

    Briefen

    (rue

    Chaillot,

    1849)

    an

    ADOLF

    CICHOWSE

    (nach

    SYDOW,

    a.a.O.

    S.

    297,

    298):

    Fruhjahr

    -

    ,,...ich

    ware

    dort

    hingefahren....

    aber

    ich

    bewege

    mich

    noch

    wenig;

    Sommer

    -

    ,,Ich

    wollte

    selbst

    zu

    Dir

    fahren,

    aber

    ich

    bin

    schwach."

    An

    WOJCIECH

    RZYMALA

    SYDOW,

    S.

    298,

    300):

    am

    18.

    Juni

    -

    ,,...bin

    jetzt

    kraftiger,

    huste

    und

    keuche

    aber

    immer

    noch.

    Zu

    spielen

    habe

    ich

    noch

    nicht

    begonnen,

    komponieren

    kann

    ich

    nicht";

    am

    22.Juni

    -

    ,,heute

    nacht

    hatte

    ich

    zweimal

    Hamorrhagie.

    Doch

    habe

    ich

    nichts

    getan

    und

    spucke

    Blut,

    aber

    schon

    weit

    weniger

    .

    . .

    Ich

    schlieSe,

    weil

    das

    Schreiben

    eine

    Qual

    ist.

    ,,

    ",

    An

    LUD-

    WIRA

    1SDRZEJEWICZOWA

    SYDOW,

    ,

    301

    ):

    am

    25.

    Juni-,,Ich

    bin

    schwach

    und

    keine

    Arztekonnen mir so wie Ihr helfen". An WOJCIECHRZYMALASYDOW, . 303, 305,

    311,

    312):

    am

    2.Juli:

    -

    ,,Seit

    vorgestern

    spucke

    ich

    nicht

    mehr

    Blut,

    die

    Beine

    sind

    mir

    geschwollen

    -

    nur

    bin

    ich

    noch

    schwach

    uud

    trage,

    das

    Gehe}

    fallt

    mir

    schwer

    und

    ch

    keuche";

    am

    10.

    Juli

    -

    ,,Ich

    spiele

    immer

    weniger,

    schreiben

    kann

    ich

    nicht";

    am

    28.Juli

    -

    ,,Mir

    geht's

    nicht

    schlechter,

    noch

    besser...";

    am

    3.August

    -

    ,,Ich

    keuche,

    huste

    und

    bin

    verschlafen;

    ich

    tue

    nichts,

    habe

    zu

    nichts

    Lust..."

    An

    MARIA

    E

    ROZIERES

    SYDOW,

    S.

    457):

    am

    14.

    August

    -

    ,,Ma

    Soeur,

    Jendrz.

    et

    ma

    niece

    ont

    avec

    moi

    depuis

    5

    jours.

    Je

    suis

    bien

    fatigue...

    je

    suis

    faible

    que

    jamais."

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    Chopins

    Mazurka F moll,

    op. 68, Nr. 4

    lll

    keit Franchommes

    rechtfertigt

    Jane Stirling in ihrem Brief

    an Ludwika

    Jvdrzejewiczowa

    om 18. V. 1852: ,Ich ubersende

    hnen durch

    Frau P... das,

    was Franchomme us der letztenan der rue ChaillotgeschriebenenMazurka

    entziffernkonnte,

    die allgemein ls unentziSerbar

    alt. Er gab

    sie mir zunachst

    auf zwei besonderenBlattem,

    ohnedie Vereinigung

    eiderTeilezu wagen;gibt

    man jedoch m BaBeine Note

    hinzu,die dem ,h'entspricht entsteht

    ein Gan-

    zes"6. Franchomme

    bezeichnete

    anfanglichauf seiner Kopie

    die beiden mit-

    einander nicht

    verbundenenTeile der Mazurka

    als ,,VVtalzer"

    er schrieb:

    ,,DerniereValsede Chopincomposee

    Chaillot".

    Spatersetzte er uber ,,Valse"

    das Wort ,Mazurka". us diesen

    Tatsachenergeben

    ich folgendeSchlusse:

    1. Franchomme

    war bei derEntstehungdieser

    Komposition

    nicht anwesend;

    2. er hatte keinen genugendenaudiellenKontaktmit dem Werk,um seinen

    musikalischenVerlauf m Gedachtnis

    u behalten,

    und auchkeinen visuellen

    Kontakt mit

    dem Manuskript

    n der Zeit seinerEntstehung;

    3. Franchomme

    onnte die Mazurkanur gelegentlich

    gehort

    haben, wenn sie

    der Komponist

    n seinerWohnung

    n der rue Chaillot pielte;

    daherdiese Be-

    zeichnungdes

    Entstehungsortes

    uf der Kopie,obwohl anzunehmen

    st, daB

    Franchomme

    ell Versuchen,

    ieses Werkzu komponieren, roBeres

    nteresse

    gewidmethatte, wenn sie ihm

    bekanntgewesenwaren.

    Im Hinblickauf die groBeVerehrung, ie FranchommeurChopin mpfand,

    muBder bewu{3te

    erzicht uf

    einen Teil derMazurka, nd zwar

    als Ausdruck

    der subjektiven

    Beurteilung

    einesasthetisehenWertes,ausgeschlossen

    erden.

    Gehenwirnun zur Notiz

    von LudwikaJvdrzejewiczowa

    ber.Worubern-

    formiert die Zahl ,,1848" am

    Anfarlgder Mazurka

    n den ,,Inedita"?Sie be-

    zeichnetdas

    Jahr, in welchenl

    die Arbeitan dieserKomposition

    begann,denn

    das Autograph

    st skizzenhaft,

    s erfordext ine Reihevon Korrekturen

    nd die

    Wahl zwischen alternativen

    Losungen der musikalischen

    Einfalle. Woher

    schopfte L.Jvdrzejewiczowa

    iese Information

    Sie kam nach Paris, rue

    Chaillot,am 9. August 18497,

    um ihrenkranken

    Bruderzu pflegen.Mandarf

    annehmen,

    daB sie jeglicheVersuche um KompoIiieren

    n dieser

    Zeit wahr-

    genommen

    und um so wenigerdas Entstehungsdatum

    er Mazurka

    eandert

    hatte, wenn

    sie Zeugesolcher

    Versuche ewesenware.L)ieSehwester

    mag wah-

    rend ihres

    Aufenthalts n Paris Einblick n die

    HandschriftenChopins ehabt

    haben.Sie konnte auch von

    ihm mundlichuber

    den Beginilder Arbeitan die-

    sem \Merkm

    Jahre 1848unterreichtetworden

    ein, oderkonnte

    zu dieserOber-

    zeugung auf

    Grund der Nachrichtenuber seinen

    schlechten

    Gesundheitszu-

    stand nachder RuckkehrausEnglandgelangen8.Diese Vermutungenonnen

    6

    F. GANC,

    Dans le souvenir de Fr. C7wopin,

    aris 1925, S. 109-145;

    L.BRONAR-

    SKI, Szkice C7wopinowskie

    (::hopin-Skizzen), Krakau

    1961, S. 318.

    7 Vg]. SYDOW,

    S. 457.

    8

    Die verschwindend kleine

    Zahl der Briefe aus

    dieser Zeit, sofern alle veroffent-

    licht wurden, kann ebenfalls von

    CHOPINSchlechtem

    Gesundheitszustand zeugen.

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    112

    Wojoiech

    Nowik

    jedoch

    m

    Zusammenhang

    mit

    dem

    zitierten

    Brief

    von

    J.Stfflling

    Zweifel

    wecken.

    Auf

    Grund

    der

    mit

    dem

    Brief

    ubersandten

    Kopie

    konnte

    sie

    die

    WIa-

    zurkadentifizieren.Warum atsiedann hreStellungnahme

    um

    Entstehungs-

    datum

    der

    Komposition

    nicht

    geandert

    und

    die

    Jahreszahl

    ,1848"

    belassen,

    oder

    warum

    hat

    sie

    die

    von

    J.

    Stirling

    angegebene

    nformation

    nicht

    richtig-

    gestellt

    1.

    Sie

    konnte

    den

    Ort

    mit

    der

    Zeit

    der

    Entstehung

    des

    Werkes

    nicht

    in

    Verbin-

    dung

    gebracht

    haben;

    2.

    Sie

    konnte,

    was

    aber

    wenig

    wahrscheinlich

    st,

    diese

    Unstimmigkeit

    uber-

    sehen

    und

    die

    Verbesserung

    ergessen

    haben.

    Im

    Zusammenhang

    mit

    diesen

    Umstanden,

    kann

    man

    folgende

    Hypothesen

    hinsichtlich erE.ntstehungszeiterMazurka nnehmen:

    1.

    Die

    Arbeit

    an

    der

    Mazurka

    at

    Chopiil

    m

    Jahre

    1848

    beendet,

    hr

    aber

    mit

    Rucksicht

    uf

    seinen

    Gesundheitszustand

    eine

    endgultige

    Form

    verliehen

    der

    auch

    die

    zuruckgelassenen

    ezeichnungell

    ls

    fur

    die

    richtige

    Entzifferung

    us-

    reichend

    ngesehen;

    2.

    die

    erste

    Etappe

    der

    Arbeit

    an

    der

    Mazurka

    ntfallt

    auf

    das

    Jahr

    1848,

    die

    weitere

    auf

    Anfang

    1849;

    3.

    das

    Werk

    st

    im

    Jallre

    1849

    entstanden;

    4. das Werkentstandvor der Ankunftvon L.Jvdrzejewiczowan Paris,rue

    Chaillot.

    Angesichts

    der

    Durftigkeit

    des

    Beweismaterials

    st

    eine

    entgultige

    Entschei-

    dung

    uber

    das

    Entstehungsdatum

    er

    Mazurka

    nmoglich.

    Am

    wahrscheinlich-

    sten

    unter

    allen

    Informationen

    rscheint

    die

    Notiz

    von

    Jvdrzejewiczowa,

    ie

    die

    Entstehung

    der

    Mazurka

    n

    das

    Jahr

    1848

    verlegt9.

    Analyse

    der

    Handschrift

    Chopins

    In

    der

    Verteilung

    des

    Materials

    m

    Autograph

    siehe

    die

    Abbildung)

    st

    die

    unsparsame

    Ausfullung

    des

    Notenblattes

    14

    Liniensysteme)

    harakteristisch:

    manche

    gedruckten

    Liniensysteme

    ind

    mit

    der

    Hand

    verlangert

    oder

    ullvoll-

    standig

    ausgenutzt.

    Die

    unsorgfaltige

    chrift

    zeugt

    vos

    Nervositat

    oder

    Schwa-

    che

    des

    Schreibendeil,

    ie

    Form

    der

    Abkurzungen

    ekundet

    Eile.

    In

    der

    linken

    oberen

    Ecke

    des

    Blattes

    steht

    die

    Aufschrift

    ,F

    mol

    Maz",

    was

    die

    Vorzeich-

    nung

    erubrigt

    und

    die

    Gattung

    des

    Werkes

    bezeichnet.

    Die

    Bezeichnung

    der

    Vom

    23.

    XI.

    Y848

    bis

    5.

    IV.

    1849

    hat

    der

    Komponist

    nur

    einen

    Brief

    geschrieben

    und

    erhalten

    (vgl.

    SYDOW,

    .a.O.

    S.

    291-293).

    9

    LUDWIEA

    1DDRZEJEWICZOWA

    tarb

    im

    Jahre

    1855,

    d.

    h.

    im

    Erscheinungsjahr

    der

    postumen

    Ausgabe

    von

    CHOPINS

    Werken;

    sie

    konute

    also

    die

    in

    dieser

    Ausgabe

    angefuhrte

    Jahreszahl

    nicht

    richtigstellen;

    vgl.

    M.

    KARLOWICZ,

    ze

    wydane

    dotyc7w-

    czas

    pamiaEtki

    po

    C7wopinie

    Bisher

    nicht

    herausgegebene

    Andenken

    an

    (::hopin),

    Warschau

    1904,

    S.

    381.

  • 7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters

    6/21

    '

    "

    fff$S00200000000000j0S00000000000j:000'00004$00000SifiSC,0000000000U'SC::

    0:':"'

    00;0000009000000;,;0002:00,,.

    0

    00

    0;

    ;;

    75;if

    jf

    ';'

    t;g',':*.

    .20ji,+

    X

    :.

    '

    '

    g

  • 7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters

    7/21

    Chopins

    Mazurka

    Fsmoll, op. 68, Nr.

    4

    113

    Tonartmit

    Buchstabenst zwar

    bequem,

    wirdabervon

    Chopin

    wie wirnoch

    sehen

    werden

    nichtimmerkonsequent

    ngewandt.Der

    KomponistaBt

    n der

    lIast

    Versetzungszeichen

    us

    oderschreibt

    olche,die schon

    n derBezeichnung

    derTonartenthaltensind. Chopinsntentiotl st es, denmusikalischen infall

    moglichst schnell

    zu

    notieren,daher

    die Kurzungen

    oder die

    Willkur n der

    Notationder

    Klange,

    die uberflussige

    Anhaufung

    on Zeichen

    owie die

    unbe-

    stimmbaretl

    Fragmente.

    Die

    graphischenMerkmale

    des Manuskripts

    eugen

    von seinem

    skizzenhaften

    Charakter.

    Die Gruppierung

    es musikalischen

    ex-

    tes auf dem

    Blatt erlaubtes,

    drei verschiedene

    Teile auszusondern.

    l'eil A besteht

    aus den vier

    ersten

    Liniensystemen

    und den

    zusatzlichen

    Takten

    Liniensystem

    6 auf

    derrechten

    Seite des Blattes).

    Der

    ersteTakt und

    seineVariante

    bilden

    mit dem zweiten

    Takt diegrundsatzliche

    inheitder Se-

    quenz n den

    nachsten echs

    Takten

    mit nichtschematischer

    armonischer

    e-

    gleitung10.

    Der vom

    Komponisten

    mit dem Zeichen

    ,X" versehene

    5.

    Takt ist

    kennzeichnend,

    r antizipiert

    den auf

    den Liniensystemen

    4

    realisiertenEin-

    fall.

    Der kleineTerzakkord

    h-d-f-as)

    bildet

    durch

    seine Vieldeutigkeit

    ine

    lIinwendung

    u anderen

    Tonarten

    u.a. nach

    enharmonischer

    erwechslung

    u

    A-Dur, in welcher

    Tonart

    das weitere

    Fragmentauf

    den Linieilsystemen

    4

    gehalten

    st).

    Weiter signalisiert

    der Komponist

    nur die

    Variationsfolge

    n den Takten

    9-13. Er verzichtethierauf dievollstandigeNotationund verlaBt ich auf sein

    Gedachtnis,

    as imModell Takt

    1-5)

    eine Stutzefindet,

    um umso schneller

    ur

    Notierung

    eines neuen

    Einfalls

    n A-Dur(Liniensystem

    4) uberzugehen.

    Ur-

    sprunglich

    begann

    Chopin die

    Notierungdieses

    Einfalls

    mit dem Klang

    gis

    (=

    as enharm.n f-Moll),

    durchstrich

    berdiese

    Note undsetzte

    g an ihre

    Stelle.

    Die bisherige

    nterpretation

    er harmonischen

    egleitung

    dieses

    Fragmentes

    kanneine Reihe

    Zweifel

    wecken.Die

    ersten unf

    Takte sind in

    A-Durgehalten.

    Der

    Komponist

    erzichtetauf

    die Notierung

    derAuflosungszeichen

    ndschreibt

    nur Kreuze,aber auchdieselaBt er spaterweg.Die Ruckkehr um F moll ist

    erst

    im 19. Takt

    angedeutet.

    Deshalb

    cheint m 14. Takt

    in derzweiten

    Viertel-

    note

    der Begleitung

    h und nicht

    b richtigzu sein

    (D1+

    und nicht D15>n

    A dur).

    Zweifel

    hinsichtlich

    der Art

    der Interpretation

    konnen

    die entsprechenden

    Takte

    15 und

    17 soe 16 und

    18 xvecken. ie

    opperieren

    aarweisemit

    dem-

    selben

    Material, las

    man bezeichnen

    annals:

    1. Abkurzung

    er Notation,

    ursd

    dieKonsequenz

    ware

    dannder- paarweise

    analoge

    nhaltder

    entsprechenden

    Takte;

    2. Ergebnis

    derhierangewandten

    Variationstechnik,

    annmuBder

    Text

    des

    Autographesls

    endgultige

    Form nichtAbkurzung)

    I1gesehen erden.

    Die

    in ChopinsWerken ielfachangewandteVariationstechnikcheiIlt ur dieRich-

    tigkeit

    der zweiten

    Vermutung

    u sprechen.

    10

    Eine formal-haxmonische

    Analyse findet sich

    bei J. M1KTTA,

    Analizy

    i obiaS-

    nienia

    dzie wszystkich

    Chopina

    (Analysen und

    Erlauterungen

    samtlicher

    Werke

    von

    Chopin), Erakau

    1949, Bd.

    I, 23.412.

    Archiv fAr Musikwissenschaft

    ZX/2, 1973

  • 7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters

    8/21

    114

    Wojoiech Nowik

    Die nachsten funf Takte sind eine Ruckkehrzur grundsatzlichenTonart

    F mo]l. Die Notierungweist deutlichdaraufhin, daBder musikalischeAblauf

    VOI1

    A durzu F moll evolviert,was deutlich n der Reihenfolge er auftretenden

    Versetzungszeichenum Ausdruckkommt (von

    $

    uber

    u

    zu b). Indem der

    Komponist diese Versetzungszeichenusschreibt,bestimmt er eindeutig die

    melodisch-harmonischetrukturdes erortertenFragments.Er unterlaBtdie

    eindeutigeBestimmutlg ur in denjenigenPartiendes Werkes, ie eine Wieder-

    holung bereitsnotierter ind.Die Erganzung erEinfalleund die Selektionund

    Auswahlder besten erfolgtwahrendder Verifikation iner groBerenmusikali-

    schen Einheit, z.B. Phrase. So gibt Cho)in die ursprungliche eichnungder

    Melodielinie l asl al hl (Takt20-21) zugunsten ineranalogen mit Ausnahme

    der VerY,ierungen)um Takt 22 auf. Die BaSpartie nthalt auch Streichungen,

    die aber nicht entziffertwerdenkonnen.Teil A hat einen alternativenSchluB,

    dessenersterTakt sich von seinemGegenstuck Takt 22) in der harmonischen

    Begleitungund dessen Ilachster ich in der melodischenEntwicklungunter-

    scheidet.DieserSchluB uhrtzumTeil B. Die zweiteVersion es Schlussesbleibt

    unklar im Hinblick auf das von Chopinnotierte Zeichen ,X" und die Auf-

    schrift ,,F Dur". Beide Vorschlageweisen auf den Akkord f-as-ces(d) hin

    (2D9 n As dur), was die zweite Versionmit der Auflosungces in b und g in as

    bestatigt, aber der Mangelan anderenElementenzeugt von der funktionellen

    Vieldeutigkeit ieserKlange.AndereSuppositionenm Zusammenhang it der

    harmonischennterpretation eiderFassungenund des mit der Ziffer ,3" und

    den Buchstaben ,ci" oder ,cz"versehenenFragmentswerdenwir bei dem Ver-

    such, die Mazurka u ordnen,vorstellen.Das Zeichen ,X" mit der Aufschrift

    ,,F Dur" bestimmtden Ablauf des in dieserTonart gesetzten Teils; doch ist

    unbekannt, n welcherPhase der Arbeit dieses Zeichenaufgetreten st. Das

    nachste Fragment Anfangdes 5. Liniensystems) cheint auf einen spateren

    zeitlichenZusammenhang er Niederschriftmit dem in F dur gehaltenenTeil

    hinzuweisen.TrotzfehlenderVorzeichnungcheintAs dur die entsprechendste

    Tonartfur diese Linie zu seinll. Wir erhaltensomit folgendeFortschreitung:

    k>,>^ J t tJ

    r J1 Ir

    t

    r r r LL I

    Der Verzichtauf diesenEinfall, der nur die Melodielinie mfaBt,wird - wie

    sich nochzeigt - nicht vollstandig ein.Es ist moglich,daB die Streichungdie-

    ses Fragments ben die Aufschrift ,F Dur"und weiteresSuchenund Versuche

    11L.BRONARSKI,Szktce ChopinowskieChopin-Skizzen), Krakau 1961, S. 321,

    schlagt fur diese Linie die Tonart Es-dur vor. Nicht ,,es" sondern ,,as" ist hier zen-

    traler Klang und bestimmt die Gravitation der ganzen Fortschreitung. Noch wahr-

    scheinlicher als BRONARSKISorschlag ware hier die Tonart F dur. Aber der Beginn

    mit ,,a" und die Aufhangung der Melodielinie auf die Terz oder Quart schlieBen diese

    Moglichkeit aus.

  • 7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters

    9/21

    in dieserTonartzurFolgehatte.

    Daraufweisendie

    sechsTaktemitentwickelter

    Melodik in, die

    mit derAufschrift,F Dur"

    versehen ind(8.-9.

    Liniensystem):

    2

    5 6 >

    X

    r r

    P

    z 1

    }

    n JS

    191r

    :"E:

    vX

    ; ;

    ZweiTaktehabenvollstandige

    armonische egleitung, n den

    ubrigen ind nur

    die Grundtoneder wichtigsten

    Funktionen

    angegeben:+T../D+/ j T....

    |

    D+....

    j

    +T....

    {

    2D....

    { D+.... { Es scheint,daB hier der

    Verzicht benso

    schnellkam wie

    der Einfall selbst - das Ganze

    wurdedurchstrichen.

    An dieser

    Stelle treten

    Schwierigkeitenn derBestimmungder

    Reihenfolge

    auf, in welcherdie nachsten

    Fragmente ntstanden ind, und zwar

    wegen hrer

    uneinheitlichen

    Gruppierung ufdem Notenblatt.

    Chopinbeginntnamlichdie

    Notierungeines

    Einfalls am Anfang des Blattes

    und bestimmt

    ublicherweise

    zwei Notenzeilenur die

    Aufzeichnung er melodischenLinieund der

    harmoni-

    schen

    Begleitung.Die Einfallesind durch eine freie

    Notenzeile, ur

    eventuelle

    Anderungen

    der Verbesserungen,etrennt. In

    unseremAutograph

    gibt der

    Komponist mit

    Ausnahmeder

    Liniensysteme 4) einen

    begonnenenEinfall

    auf und beginnt

    einen neuen,dabei wird immer

    eine Notenzeile

    freigelassen.

    Deshalb st anzunehmen, aS dieam Anfangder inkenSeite desBlattes notier-

    ten Einfalle

    fruherals die auf der rechtenSeite

    entstanden ind. Im

    Hinblick

    auf die raumlicheGeschlossenheit

    er Niederschriftwollen wir

    jedoch zuerst

    den Teil B (17

    Takte auf der rechtenSeite des

    Blattes, 7.-10.

    Liniensystem) r-

    ortern,obwohl

    er im Verhaltnis u dem Fragment,

    das einen neuen Versuchn

    derTonartF durdarstellt linke

    SeitedesBlattes,

    11.-14.Liniensystem),ekun-

    darenCharakter at.

    Ludwik

    Bronarski chreibtuber

    Teil B: ,,DieserAbschnitt st in

    einemWurf

    entstanden, was um so groBereBewunderung ur die Subtilitatund auBer-

    ordentlicheFinesseder

    Ausfuhrungweckt..."12. Das aktuelleBild

    diesesTeils

    (siehe7.-10. Liniensystem, echte

    Blattseite) st

    jedochweit von derursprung-

    lichenGestalt

    entfernt,die man

    hypothetisch achbilden ann,wenn

    sekundare

    Elemente

    eliminiertwerden.Zu diesen Elementen

    gehorensamtlicherhyth-

    mische Unterteilungen,die nur

    schwerlichzwischen den weiter

    verstreuten

    Noten Platzfanden,odersolche

    Noten, die eine

    Anderunghresursprunglichen

    rhythmischenWertesaufweisen.

    Wendetman somit

    neben dem musikalischen

    auch graphische

    Kriterienan,

    dannerhaltman einetonal

    vieldeutigeremelodi-

    sche Linie(Beispiel3 = Transkription es 7.Liniensystems):

    12 A. o. O. S. 322.

    115

    hopins Mazurka 1Pmoll, op. 68,

    Nr. 4

    8*

  • 7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters

    10/21

    Den Takt 8 hat der Komponist

    anfanglich

    auf dem 8. Liniensystemnotiert,

    spater entschloB

    er sich ihn auf den mit der

    Hand verlangertenLinien des

    7. Systemsunterzubringen. nter den Streichungenm 8. Takt des 7. Linien-

    systems verbirgt ich die Fortschreitung

    2hl

    c2e2 d2 bl, die fur das Motis der

    nachstenacht

    Takte charakteristischst. Hier

    tritt somit eine

    Antizipationdes

    Eillfallsauf,

    den der Autor n der weiterenSequenz

    vervirklichthat.

    Die neunTakteauf dem 8.-9.

    Liniensystemahenanfanglich

    benfalls nders

    als gegenwartig

    aus. Den grundsatzlichen

    toWdieser Sequenz

    bildet das er-

    wahnteMotivdes letztenTaktes

    auf dem 7. System,

    auf den der Komponist n-

    fanglichverzichtet

    hat. Er erscheint

    rst in den weiterenTakten

    der Sequenz.

    Nachdem er

    sich von der Verwendbarkeit

    es erwahnten

    Motivs uberzeugt

    hatte, wandteer es auch im erstenTakt des 8. Liniensystems n. Vorherhatte

    dieserTakt

    eine anderemelodisch-harmonische

    estalt.DieseJinderung

    rfolgte

    unter dem

    EinfluBder ,,progressiven

    Konsequenz" es weiteren

    Ablaufs, ns-

    besondereder

    imitatorischen

    Verwertung es Motivs. 57ieaus

    dem Autograph

    hervorgeht,

    rfolgtedie Sext-Erganzungn

    Takt 2 und 4 erstspater,denn sie

    bedecktdie

    schonfruhergeschriebenen oten.

    Auch die Hilfstone n den Tak-

    ten 6, 7 und

    8 hat der Komponistebenfalls

    erst spatereingefuhrt.

    Anfanglich

    bestand das

    erste Viertel m

    BaB aus Pausen.Auch fur die

    Partie der linken

    Hand in Takt5 und 8 hatte er neue Konzeptionen.

    j

    ' '

    $ b;, : 1-4J-

    J _,;(r,; 21gt

    $ 5 .sg

    Die Anwendungdieser Konzeptionenwurdejedochdie Geschlossenheites

    musikalischen

    Ablaufsgesprengthaben. Zu

    bemerkenware

    noch, daB Takt 9

    dieses Liniensystems

    nfanglich

    die Auflosung n D+ in F moll

    hatte. Spater

    entschloB ich

    Chopin, um Eroffnungsmotiv

    es Teils A zuruckzukehren,at

    aber den endgultigen

    harmonischen

    Gehaltdieses Taktes (D+

    oder T) nicht

    prazisiert.

    Weiterunten notiertder Komponist

    abgekurztdie

    Begleitungder

    erstenTakte

    des Teils A mit dem Orgelpunkt

    .

    In Anlehnungaxl die graphisch-musikalischen

    Iiterienmussen noch die

    Zweifelgelost

    werden,die mit der vorhinaufgestelltets

    hese

    von der Entste-

    hung diesesTeils in Etappensowie seinerendgultigenonalenBestimmung m

    Zusammenhangtehen.Die

    melodischeLinie

    der erstenacht Takte von Teil

    B

    ist namlich

    tonal zweideutig.

    Die Realisierungn F dur oder

    in F moll ist

    klanglichnaturlich

    verschieden,

    ber hre nnereGeschlossenheit

    aBt n beiden

    Fallennichts

    zu wunschenubrig Beispiel5).

    Die nachstenneunTaktesind eine

    modulierende

    ortschreitungnd steuernnichts

    zur Klarung

    des Problemsder

    116

    Wojoiech Nowik

  • 7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters

    11/21

    16 ,1'lyl'l-

    1

    4 '

    j

    l.:

    Dl:4

    [

    f& ,

    ,

    4|

    1:

    SIf

    J

    f

    21

    ;[]

    1

    ;

    F

    ;;4

    jJ

    jJ

    jJ

    jl

    f

    L

    j;

    ;

    Chopins

    Mazurka

    F

    moll,

    op.

    68,

    Nr.

    4

    117

    Tonart

    bei.

    Die

    Akzidenzien

    onnen

    mangels

    iner

    Vorzeichnung

    nd

    angesichts

    der

    schon

    erwahnten

    nkonsequenzen

    n

    Chopins

    Notenbild

    diese

    Zweifel

    auch

    nicht

    behebenl3.

    Es

    verbleibt

    nur

    die

    Untersuchung

    er

    harmonischen

    eglei-

    tung

    der

    erorterten

    Fragmente.

    n

    den

    ersten

    acht

    Takten

    ist

    die

    Partie

    der

    linkenHandllurskizzenhaftnotiert.Warumhat sie derKomponistn diesem

    Zustand

    belassen?

    Man

    darf

    vermuten;

    1.

    die

    gegenwartige

    armonische

    Be-

    gleitung

    entsprach

    der

    ursprunglichen

    elodischen

    dee,

    2.

    die

    in

    dieser

    Form

    notierte

    Begleitung

    and

    der

    Komponist

    ls

    ausreichend,

    ngesichts

    der

    ,Selbst-

    verstandlichkeit"

    hrer

    harmonischen

    Auffullung,

    die

    durch

    die

    entwickelte

    Melodielinie

    uggeriert

    wird,

    und

    er

    hat

    nur

    die

    Zweifel

    weckenden

    Stellen

    voll

    ausgeschrieben.

    ie

    tonale

    Universalitat

    dieser

    Form

    der

    Begleitung

    owohl

    tir

    F

    dur

    als

    auch

    fur

    F

    moll

    kana

    zufallig

    und

    unbeabsichtigt

    ein,

    sie

    kanrl

    aber

    aucheineAnderungn derKonzeptiondes Autorsbedeuten.Setzt mandiese

    Andeng

    voraus,

    dann

    kann

    angenommen

    werden,

    daB

    1.

    angesichts

    der

    miB-

    lungenen

    Proben

    n

    der

    Tonart

    F

    dur

    der

    Teil

    B

    ein

    neuer

    Alersuch

    n

    einer

    an-

    deren

    Tonart

    st;

    2.

    der

    Komponist

    ich

    in

    dieserArbeitsphase

    ur

    eine

    eindeu-

    tige

    onale

    Bestimmung

    icht

    entseblossen

    nd

    die

    Begleitung

    nicht

    vollstandig

    ausgefullt

    at;

    3.

    weil

    derAusbau

    der

    melodischen

    Linie

    hre

    tonale

    Zweideutig-

    keit

    nicllt

    eliminiert,

    der

    Komponist

    vermutlich

    diesen

    Teil

    im

    weiteren

    Ablauf

    des

    Werkes

    n

    veranderter

    Tonart

    vorfuhren

    wollte.

    Obige

    Vermutungen

    ilden

    den

    Alersuch,

    ine

    Antwort

    auf

    folgende

    rundsatz-lichcFragezugeben:Ist dieseNotation

    das

    Ergebnis

    iner

    von

    Chopin

    bewuBt

    vorausgesetzten

    ltemativen

    tonalen

    Realisation

    dieses

    Teils,

    oder

    ist

    es

    eine

    Sache

    des

    Zufalls,

    daB

    die

    Notation

    graphische

    ormen

    enthalt,

    die

    eine

    solche

    Realisation

    suggerieren?

    Anders

    ausgedruckt:

    st

    diese

    Niederschrift

    eine

    Konsequenz

    er

    Voraussetzungen

    der

    ind

    die

    Voraussetzungen

    ine

    Konsequenz

    der

    Notation?

    Sofern

    die

    Antwort

    auf

    das

    erste

    Glied

    dieses

    Satzes

    nur

    eine

    Un-

    terstellung

    er

    Absichten

    des

    Komponisten

    ein

    kann,

    ist

    die

    positive

    Arltwort

    auf

    das

    zweite

    Glied

    des

    Satzes

    nur

    dann

    wahr,

    wenn

    die

    Analyse

    eine

    Reihe

    bestatigendereispielevorlegt.Nur ein Beispielbestatigtdie tonaleKonzep-

    tion

    F

    dur

    dieses

    Teils

    direkt.

    Es

    ist

    die

    Zweitaktgruppe

    dreimal

    wiederholtes

    13

    Beispiele,

    die

    fiir

    die

    Tonart

    F

    moll

    sprechen:

    3.

    Takt-des,

    10.

    Takt-es,

    11.

    Takt

    es,

    12.

    Takt

    -

    as,

    13.

    Takt

    -

    es,

    14.

    Takt

    -

    as

    und

    es,

    16.

    Takt

    -

    es;

    Beispiele

    die

    iir

    die

    Tonart

    F-Dur

    sprechen:

    2.

    Takt

    -

    d,

    8.

    Takt

    -

    b,

    e,

    dis,

    d,

    cis,

    10.

    Takt

    -

    d,

    11.

    Takt

    -

    a,

    12.

    Takt

    -

    d,

    13.

    Takt

    -

    e,

    a,

    d,

    16.

    Takt

    -

    a,

    17.

    Takt

    -

    e.

  • 7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters

    12/21

    118

    Wojoiech Nowik

    mit zusatzlicherSeptimebl-Liniensystem 3-14, Takt 7-8), die den Teil yl4

    mit Teil B verbindet.WeitereBespielebestatigendiese Konzeptionnur mittel-

    bar. Zu ihnen zahlendie fur die TonartAs dur/F moll negativenAkzidenzien,

    die unveranderteSchreibweise er melodischenLinie mit ihrer Begleituilg n

    F dur, die ohne Kontraste n die Sequenzubergeht.Auf Grundder aktuellen

    Notation dieses Teils laBt sich schwerlich agen, ob die tonale Zweideutigkeit

    F

    hier dasErgebnisderEvolutionderIdee desKomponistenAs, oder der gleich-

    F f

    zeitigenZusammenstellungweierTonartenf ist. Es scheint jedoch, daB der

    Einfall allmahlichkam F --Solche Schlusse ind dank der Verflech-

    f f

    tung von manchmal ntferntenElementen n ChopinsManuskriptmoglich.Die

    im Text des Autographs nthaltenen nformationen rlauben ucheine von der

    bisherbekanntenabweichendeonale Realisationdieses Fragmentes nd seine

    Verbindungmit den ubrigenTeilen n einen flussigenAblauf.

    Das Materialdes Teils Y (Faksimileuntere Blatthalfte links), das Fran-

    chomme n die Mazurka icht eingegliedert at, reprasentiert im Unterschied

    zu dem fruherbeschriebenen keinen raumlichgeschlossenenStoff. Es sind

    voneinander solierte, an verschiedenenStellen des Blattes verstreuteFrag-

    mente, was die Bestimmung hrerChronologie nd die Einordnung es ganzen

    MaterialsauBerordentlichrschwert.Die Analyse dieserFragmentesoll eine

    Antwortauf die Fragegeben: Gibt es genugenddeutlicheDeterminante, die

    eine Erfassungder einzelnen ,Segmente" n eine Ganzheit rlauben? n dieser

    Frage ist die Voraussetzungnthaltell,daB mit Itilfe von Determinanten us

    ChopinsHand der Teil Y den Intentionendes Komponisten ntsprechend e-

    ordnetwerdenkann.Wennwir auf die obengestellteFragenegativ antworten,

    dann kann eine andere ormuliertwerden:Enthaltendie zerstreuten egmente

    genugendMaterial,um den Teil Y komplettieren u konnen?Wurdendie in

    einen Teil zusammengesetzten egmenteden Anforderungen er melodischen

    und harmonischenGesetzmaBigkeit,es Kontrastesoderder architektonischen

    Analogie,der Logik der Form entsprechen?Eine positive Antwortauf die so

    gestellte Frageware eine Reihe musikalischer blaufe,von welcheneineroder

    wenigeder Konzeptiondes Komponisten ntsprechen vurden. ie Konvergenz

    seiner ntentionmit einerodereinigenLosungen st - urlterErschopfung amt-

    licher moglicherKombinationenmit diesem Material wahrscheinlich, ann

    aber eindeutigwohl siichtfestgelegtwerden.

    14

    Teil Y besteht aus den Fragmenten auf den Liniensystemen ll-12 und 13-14

    mit der Aufschrift ,,F-Dur" (ohne die funf Takte auf der Linie 13), sowie den mit

    ihnen verbundenen drei Takten auf den Linien 5-6 und den sechs Takten auf den

    Linien 6-7.

  • 7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters

    13/21

    Chopins Mazurka F moll, op.

    68, Nr. 4

    119

    Nach demVerzichtdes

    Komponisten uf den in

    denLiniensystemen und 9

    notierterlEinfall st das

    Fragmentauf den Liniensystemen 1 und

    12 ein neuer

    Versuchn derTonartF dur.DieserVersuuhst eine Verbindungegensatzlicher

    zweitaktiger

    Motive. Die erstenzwei Takte mit

    wenig

    entwickelterMelodik

    (Ambituseiner Quarte)sind

    harmonisch

    eichhaltig. hre Gegenuberstellung

    bildendie

    nachstenzwei Takte, deren

    Schwerpunktich von der

    Harmonik uf

    die Melodik

    verlegt(Ambitus inerNone). Die

    ganze Periodebildet eine inner-

    lich

    kontrastierte trukturmit veranderlicher

    ewegung,

    Harmonik nd inner-

    licherDynamik

    n den Taktgruppen Beispiel6).

    }

    J

    y

    r |

    i;

    t

    ' D, Ca po "

    i

    :

    i"ie

    ,,1 1; ;) ;l A2b;t; 2)Sz

    J;=3

    9

    ,

    |

    i r

    j 5J r r 3 :

    H

    r ( l ) S

    g J$

    Diese Periode st mit den

    Zeichen ,X" versehen,deren Sinn

    folgendermaBen

    interpretiert

    werdenkann:

    1. als graphischeForm der

    Akzeptation, ,Ende"einerneuen

    Periode;

    2. alsWiederholungszeichenas

    spaterdie

    Aufschrift ,Da Capo" rsetzt;durch

    Wiederholung ieserPeriode

    wollte der

    Komponistvermutlich in architekto-

    nischesGegenstuck um Teil A

    schaffen;

    3. die Zeichen ,X" gehorenzur

    Aufschrift ,

    dur"; hier ebenkann die in den

    Liniensystemen

    3-14 notierteFassungals

    weitererAblaufdesTeilsY einsetzen;

    4. die Zeichen

    ,X" in diesem

    Teil sindGegenstucke er

    analogenZeichen m

    Teil A: das erste ,,X"

    korrespondiertmit dem

    ,,X" im 5. Takt desTeils A und

    bedeutet den

    Einsatz des Teils Y; das zweite

    ,,X" entsprichtdem ,,X" im

    23. Takt des

    Teils A und

    bedeutetden Einsatzvon Teil B, denn

    die mit diesen

    Zeichen

    versehenenTakte

    habeneinen ahnlichenharmonischen

    nhalt.

    Mankann

    somit annehmen,

    bwohldies nichtwahrscheinlich

    rscheint,daB

    die Bedeutung

    dieserZeichenmit dem Auftreten

    neuer

    kompositorischerdeen

    Anderungen nterlag.Weilaber

    die Universalitat

    dieserZeichenZweifelweckt,

    kann man

    auch annehmen,daB sie ihre

    ursprunglicheBedeutung verloren

    haben, wennder Komponist

    neue Einfalle

    notierte.

    Unterderhierbehandelten

    eriodehat Chopin uf den

    Liniensystemen 3-14

    ihreVariante otiert.Diese

    Variantest, so wie ihr

    Urbild,aus kontrastierenden

    Zweitaktgruppen ufgebaut.

    Ihr Kontrastberuht auf der

    Gegenuberstellung

    der Akkordfortschreitungur entmickeltenMelodik. Nach den ersten vier

    Taktender

    57ariante kzeptierteder Komponist

    den

    harmonischennhalt des

    Urbildes,denn

    er fuhrte nur eine Anderungauf

    der letzten

    Viertelnote m 6.

    Takt ein, die

    er in Achtel mit

    zugeordnetenAkkorden

    ges-b-des, g-h-d)

    trennt.Auch

    hat er die

    melodischeLinie m 7. Takt mit Sexten

    unterbaut Bei-

    spiel 7).

  • 7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters

    14/21

    120

    Wojoiech

    Nowik

    7

    ,,

    .;1

    ibl

    s,1S1

    W

    stit8;

    'W'^r2-S"W

    z

    z

    - *

    t-

    o

    :"ib3l

    XJ

    %

    br

    r

    q"F

    >tit

    :::

    Dem

    Takt

    mit

    den

    3

    Tonen

    cl

    cl

    cl

    (letzterer

    mit

    H:altebogen)

    n

    der

    Partie

    der

    inken

    H:and

    muS

    mehr

    Aufmerksamkeit

    ewidmet

    werden,

    als

    aus

    seinem

    musikalischennhaltfolgenwurde.Er ist namlicheineVariantedes 8. Taktes

    im

    Urbild

    mit

    Dominantfunktion

    n

    F

    dur

    und

    bildet

    mit

    dem

    7.

    Takt,

    der

    mit

    einer

    Fermate

    auf

    el

    endet,

    ein

    Ganzes.

    Nur

    in

    Verbindung

    mit

    diesem

    Takt

    ge-

    winnt

    die

    Fermate

    hren

    eigentlichen

    Sinn

    der

    Verzogerung

    es

    musikalischen

    Ablaufs,

    um

    dann

    in

    das

    dreimal

    wiederholte

    l

    -

    Grundton

    er

    Dominante

    n

    F

    dur

    uberzugehen.

    as

    mit

    Haltebogen

    ersehene

    etzte

    cl

    mit

    dem

    gleichzei-

    tig

    im

    nachsten

    Takt

    auftretenden

    bl

    antizipiert

    den

    Einsatz

    des

    Teils

    B

    mit

    seinem

    ersten

    Takt

    (c1-bl).

    Das

    ist

    ein

    weiteres

    Argument,

    das

    fur

    die

    Tonart

    F durdesTeilsB spricht.AuSerdem atChopin iesenTakt

    mittels

    einer

    angen

    Linie

    mit

    dem

    ersten

    Takt

    des

    Teils

    B

    verbunden,

    was

    auf

    die

    direkte

    Reihen-

    folge

    und

    die

    tonale

    Zusammengehorigkeit

    er

    erwahnten

    Teile

    hinweist.

    Bei

    einer

    anderen

    onalen

    Interpretation

    es

    Teils

    B

    waren

    sowohl

    dieser

    Takt

    als

    auch

    die

    Verbindungslinie

    ntbehrlich.

    Die

    melodische

    Fortschreitung

    n

    der

    ersten

    und

    dritten

    Zweitaktgruppe

    es

    Urbilds

    nspiriert

    en

    Komponisten

    u

    weiteren

    harmonischen

    ersuchen.

    Des-

    halb

    fugt

    Chopin

    ach

    dem

    erwahnten

    Takt

    eine

    Variante

    inzu,

    die

    den

    Takten

    5

    und

    6

    im

    Urbild

    entspricht.

    Auf

    diese

    Weise

    wurden

    alle

    Stellen

    des

    Urbilds,

    wenn

    auch

    nicht

    in ihrerReihenfolge,mit Variantenaufgefullt.Obwohldie

    Variante

    in

    vollstandiges

    Gegenstuck

    es

    Urbildes

    st,

    obwohl

    sie

    die

    Symme-

    trie

    des

    Abschnitts

    unterstreicht

    und

    obwohl

    schliel31ich

    as

    Wiederholungs-

    zeichen

    ur

    das

    Urbild

    uberflussig

    wird,

    st

    der

    Komponist

    mit

    seinem

    Versuch

    nicht

    zufrieden;

    er

    durchstreicht

    ie

    zweite

    Zweitaktgruppe

    es

    Urbilds

    und

    seine

    Variante.

    Die

    so

    entstandene

    Lucke

    fullt

    er

    mit

    der

    auf

    den

    LiIliensyste-

    men

    6-7

    notierten

    Zweitaktgruppe

    vgl.

    das

    Faksimile).

    Nach

    dieser

    cllreibt

    r,

    durch

    einen

    freien

    Raum

    abgetrennt,

    weitere

    Zweitaktgruppen,

    ie

    aber

    keine

    direkteVerbindungurerstenhaben.DieseZweitaktgruppennthalteneinen

    einfachen

    harmonischen

    nhalt,

    ihre

    melodische

    Zeichnung

    st

    plastisch

    und

    rhythmisch

    ontrastiert.

    pater

    etzt

    der

    Komponist

    noch

    Terzen

    uber

    die

    ver-

    minderten

    Quint-

    und

    Quartschritte

    uf

    den

    schwachen

    Taktteilen

    Beispiel

    8).

    Die

    entworfenen

    vier

    neuen

    Segmente

    zeugen

    von

    einer

    Anderung

    n

    der

    Konzeption

    Chopins.

    Der

    Teil

    Y

    sollte

    aus

    einer

    Kombination

    es

    schon

    notier-

  • 7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters

    15/21

    Chopins Mazurka :F moll, op. 68, Nr. 4

    121

    ten Materialsmit den neuentstandenen egmentenund nicht aus der Zusam-

    mensetzungder grundsatzlichenGliedermit ihren Variantenbestehen. Mit

    Rucksichtauf die weitereVerteilung er einzelnenFragmentehat der Kompo-

    nist ihre Reihenfolge raphischmit Hilfe von Linienangedeutet,die die Takt-

    gruppen erbinden.Trotzdem annTeil Y auf zweierleiWeisegeordnetwerden:

    1. Als Grundlage ienendie Reihenfolge er Segmellteauf den Liniensystemen

    6-7 und die angedeutetenEinsatzstellen, nd zwarabwechselnd egment-Ur-

    bild-Segment usw. Auf diese Weiseerhaltenwir - unter Hinweglassung es

    Segmentsauf den Liniensystemen -6, das ein Gegenstuck um Urbild st, die

    vierzehnTakte des Teils Y1 (Beispiel9). Der erste Takt dieserReihe, ihr Ein-

    6

    i

    g

    wli

    >; v

    :1 illb1 e101 --; F '

    r r . r H J rt)i S

  • 7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters

    16/21

    11

    a

    b

    c

    0 y s ,

    5

    , w ,

    6 1 l l a

    . e

    6 1 l l

    .

    t

    S

    1 l s 1 l $

    X

    X 2 1 e > $

    ;

    J

    i 6;J

    9 ,'I, '

    r ) C

    Teil

    B

    (F moll,

    As dur)

    und

    B1 (F

    dur)

    haben

    zrei

    Ausgange: d -

    letzter Takt,

    Liniensystem

    9-10; e -

    die

    letzten

    funf

    Takte,

    Liniensystem 13,

    analog zu den

    122

    Wojoiech Nowik

    Teil Y1,

    der

    dann

    vierzehn

    Takte

    enthalt.

    Es

    muBte

    somit

    der letzte

    Doppel-

    klang

    im BaB

    des

    TeilsA

    gestrichen

    werden.

    Nach

    dieser

    MaBnahme

    rhalten

    wir die Verbindung:T-SchluBdes Teils A-/D/D+-Anfangdes Teils Y. Alle

    Klangeder

    T

    gehen in

    einem

    Sprungzur

    /D/D+ uber,

    was eher

    auf eine

    Zu-

    sammenstellung

    lsauf

    den

    tZbergangines

    Teils n

    einen

    anderen

    hinweist.Die

    Schwierigkeitn der

    Auffindung

    er

    Stelle

    furden

    Einsatzdes

    Teils Y

    mit

    Auf-

    takt

    beruht

    darauf,daB

    sie sich

    im

    Ablauf

    des

    TeilsA

    befindet.

    Diese Stelle

    hat

    Chopinn

    Takt 5

    mit

    dem

    Zeichen

    ,X"

    versehen.Der

    Komponist

    hat den

    me-

    lodischen

    Ablaufan

    dieser

    Stelle

    zusatzlich

    durcheinen

    Strichnach

    der

    zweiten

    Aliertelnote

    etrennt.

    Die

    Verbindung

    dieser

    Zeichen

    mit

    dem

    Auftakt

    des

    Teils Y

    ergibt

    die

    gesuchte

    Losung in

    folgendem

    harmonischen

    Schema:

    2DID+/D+.Es ist eine Verschiebung es Akkordsauf einem gemeinsamen

    Klang

    (:E3eispiel

    0). Diese

    Verbindung

    wird

    durch die

    funf

    Takte

    mit

    dem

    v

    bl7W5

    j

    p

    I

    0

    J p

    H

    40 >:

    tr F

    Orgelpunkt

    -

    Grundton er

    Dominante n

    F dur-

    eingeleitet,

    die

    der

    Kompo-

    nist gekurztam SchluBdesTeils B aufdemLiniensystem13 angibt.

    Hier

    muS

    die

    Frage

    gestellt

    werden:

    Warumhat

    der

    Komponistdie

    Reihen-

    folgeder

    Teile

    nicht

    geordnet?

    Als

    Antwort

    stellt sich

    folgende

    Vermutung

    in:

    1) fur

    Chopin

    war

    diese

    Reihenfolge

    ohne

    weiteres

    klar,

    weil

    er den

    StoF

    der

    einzelnen

    Teile

    notiert

    hatte;

    2) der

    Komponist

    wollte

    die

    notige

    zeitliche

    Distanz

    gewinnen,um

    die

    endgultige

    Korrektur

    orzunehmen.

    Zur

    Form

    der

    Mazurka

    UmdieFormdesWerkes u bestimmenst esnotwendig,nebendemBauder

    einzelnen

    Teile

    auch

    samtlichein

    der

    Skizze

    enthaltenen

    Verbindungen

    u

    untersuchen.

    Teil A (F

    moll)hat

    drei

    Ausgange: -

    10.

    Takt,

    Liniensystem

    -3;

    b - vor-

    letzter

    Takt,

    Liniensystem

    -6; c -

    letzter

    Takt,

    Liniensystem -6.

    DieseAus-

  • 7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters

    17/21

    Chopins

    Mazurka F moll, op.

    68, Nr. 4

    123

    spiel 12).

    Xb,["81qcrr dLe

    r4har r

    r

    Cr @

    r crZ

    [ F CF r 9[ ] F F

    17Fl,l (

    FH

    : 0t t

    j .t

    1fi)] 2 ; 61,l,l'

    Jp; J

    r

    wmJ

    X

    1

    t4> ,

    9 ls;

    tp

    J;2te'

    4Lk

    Die TeileY undY1 F dur) 16. bzw. 14. Takt- habendreiAusgange:- 1. Takt

    Liniensystem10; g - 8. Takt,

    Liniensystem11-12; h - das im

    Liniensystem

    h

    >

    B1

    (Beispiel13).

    1>

    lVa Cnpo

    j C j } i

    _ ) 17 i

    C t

    -

    9

    1> i

    C t

    r

    C

    Aus obigerZusammenstellung

    olgt, daBdie

    Ausgangeb, c, g, h jeweilszu B

    oderB1fuhren;die Ausgange ,

    g, h jeweilszu Y

    oderY1;dieAusgange , b, c, f

    jeweilszu A.

    Mandarf

    annehmen,daB derKomponistauf

    mancheverzichten

    wollte,dennbei

    derRealisation llerwurdendie

    TeileA, B, Y und

    die Varianten

    B1, Y1 elf Mal

    auftreten.Das

    wurdezur Monotonieder Mazurka

    uhren.Die

    Zahlder Ausgange st im

    Verhaltnis urAnzahl

    der Teile zu gering,wenn allein

    die Einsatzefur

    die Form der Mazurka

    ntscheidend ein

    solltenl6.Analogion

    im AufbausindangesichtsderverschiedenartigenormenvonChopinsMazur-

    kas in diesem

    Fall auch nicht

    maBgebend.Desgleichen nthalt der

    statistische

    Versuch iner

    Aufstellungder

    typischenFormderMazurka ei

    Chopinnur ge-

    ringfugigeHinweise ur die

    Klarungunseres

    Problems.Mankannlediglichdas

    Feld der

    untersuchtenMazurkas

    uf die Opera63und 67

    beschranken, ie zeit-

    lich dem

    Entstehungsdatum es

    hier erortertenWerkesam

    nachsten iegen17.

    Es zeigt sich, daB sowohl die

    drei Mazurkas p. 63, als auch Nr.

    2 und 4 aus

    op. 67 Formen

    aufweisen, ie den

    untenvorgeschlagenen

    eihenfolgen erTeile

    unserer

    Mazurka ehrnahekommen:

    16Man kann

    eine Reihe von

    CHOPINS

    Mazurkas

    mit ausgebauter

    :Form nennen:

    op. 17, Nr. 1, 2,

    4; op. 24, Nr. 4;

    op. 50, Nr. 3; op. 56, Nr. 1, 3,

    schlieBlich auch die

    langste

    Mazurka: op. 33, Nr. 4. Aber neben den

    ausgebauten treten

    auch kurze

    Mazurkas

    auf:op. 6,Nr. 4,op. 24, Nr. 1,op. 30,Nr.

    l,op. 3S,Nr.

    1,2,op. 33,Nr. 1.

    17

    D;e

    Mazurkas aus dem opus

    68 stammen - mit Ausnahme der hier

    behandelten

    Mazurka-aus

    dem Jahren 1827-1830; vgl. J.

    MIKETTA, &.&.O. S.

    309,

    402, 406.

  • 7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters

    18/21

    124

    Wojoiech

    owik

    I

    Aa

    -

    Y1g

    -

    Bd

    -

    Yh

    -

    Ble

    -

    A

    II.

    Ab

    _

    Bd

    -

    Yh

    -

    Ble

    -

    A

    (Variante

    I)

    Fur eine solche Reihenfolgeder Teile sprechen olgendeArgumante:

    Ge-

    schlossenheit

    er

    Form,

    Verschiedenartigkeit

    er

    auftretenden

    Teile,

    Verwen-

    dung

    amtlicher

    der

    fast

    aller

    Varianten

    es

    Teils,

    sowie

    Eliminierung

    ersel-

    ben

    eile

    mit

    Ausnahme

    des

    SchluBteils

    A.

    Den

    ersten

    Versuch

    ur

    Entzifferung

    on

    Chopins

    Autograph

    unternahm

    wie

    m

    Anfang

    erwahnt

    Franchomme.

    Auf

    seine

    Kopie

    stutzte

    sich

    Fontana

    bei

    er

    Ausgabe

    der

    Mazurka

    m

    Jahre

    1855.

    Weitere

    Versuche

    ilden

    die

    Arbei-

    ten

    on

    Arthur

    Hedleyl8,

    Ludwik

    Bronarski

    und

    Jan

    Ekierl9.

    Franchommewarbemuht,

    die

    Notation

    des

    Komponisten

    indeutig

    zu

    ent-

    ziffern.

    m

    interpretatorische

    ehler

    zu

    vermeiden,

    beschranktersichaufdie

    Abschrift

    ur

    derjenigen

    Fragmente,

    ie

    bei

    ihm

    keine

    Zweifel

    weckten.

    Er

    uberwies

    in

    ,,gestutztes"

    Werk,

    das

    nur

    eine

    Auswahl

    aus

    dem

    von

    Chopin

    nt-

    worfenen

    Material

    bildet.

    Dank

    Franchomme

    at

    die

    Mazurka

    F

    moll

    in

    ihrer

    gegenwartigen

    estalt

    die

    Billigung

    der

    Horer

    erfahren

    nd

    wird

    VOI1

    hnen

    als

    ein

    uthentisches

    Werk

    Chopins

    anerkannt.

    Die

    von

    Ludwik

    Bronarski

    durchgefuhrten

    rbeiten

    haben

    zur

    Aufstellung

    des

    Teils

    Y

    gefuhrt,

    ohne

    jedoch

    die

    Stelle

    anzugeben,

    wo

    dieser

    Teil

    in

    der

    Mazurka

    uftretenkonnte. Bei der Bewertungder einzelnenTeile gelangt

    Bronarski

    u

    folgendem

    SchluB:

    ,So,

    wie

    sie

    in

    Fontanas

    Ausgabe

    angegeben

    ist,

    hat

    die

    Mazurka

    ine

    harmonische

    nd

    vollendete

    Gestalt.

    Sie

    wurde

    durch

    Hinzufugung

    nderer

    Teile

    llichts

    gewinnen"20.

    as

    endgultige

    Ergebnis

    der

    Arbeit

    war

    also

    die

    Ruckkehr

    des

    Autors

    zum

    Status

    quo

    ante.

    Jan

    Ekier

    bringt

    in

    seiner

    Rekonstruktion,

    hnlich

    wie

    Franchomme,

    ine

    Auswalll

    des

    Materials

    n

    Chopins

    Autograph.

    Zwischen

    der

    Kopie

    von

    Fran-

    chomme

    und

    der

    Konzeption

    Ekiers

    besteht

    ein

    Unterschied

    m

    Grad

    der

    Adaptationdes Materials21.

    Der

    Verfasser

    ieses

    Artikels

    bemuhte

    sich,

    auf

    Grund

    des

    Autographs

    der

    Mazurka

    hre

    einzelnen

    Entstehungsphasen

    ypothetisch

    zu

    rekonstruieren.

    18

    A.HEDLEY

    informierte

    mich

    im

    Jahre

    1965

    uber

    seine

    Arbeiten

    zur

    Entziffe-

    rung

    der

    Mazurka

    F

    moll.

    Aus

    seinen

    Informationen

    folgt,

    daB

    er

    dasWerk

    1951

    re-

    konstruiert

    hat,

    und

    drei

    Jahre

    spater

    fuhrte

    JOHN

    VALIER

    diese

    Fassung

    in

    der

    BBC

    auf.

    i'ou

    TSOUNG

    pielte

    die

    Mazurka

    bei

    dem

    Konzert

    in

    der

    Royal

    Festival

    Hall,

    fuhrte

    aber

    gewisse

    Anderungen

    in

    HEDLEYS

    Rekonstruktion

    ein.

    Wahrend

    seines

    Aufenthalts

    inWarschau

    verfugte

    HEDLEY

    eider

    nicht

    uber

    das

    Notenmate-

    rial seiner Fassung.

    19

    Eine

    umfassende

    Polemik

    mit

    den

    Konzeptionen dieser Autoren findet sich in

    meiner

    Arbeit

    Proba

    rekonstrukcji

    Mazurka

    f-moll

    op.

    68

    nr

    F.

    Choptna

    (Versuch

    einer

    Rekonstruktion

    der

    Mazurka

    F

    moll

    op.

    68

    Nr.

    4

    von

    F.

    Chopin),

    Annales

    Chopin,

    PWN,

    Warschau

    1969.

    20

    L.

    BRONARS1TI,

    &.

    a.

    O.

    S.

    333.

    21

    J.

    ESIER,

    Mazurek

    f-moll

    ostatnz

    (Mazurka

    :F

    moll,

    die

    letzte),

    PWM,

    Erakau

    1965.

  • 7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters

    19/21

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    9 t

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    C

    s;w X

    4;s

    Chopins Mazurka

    F

    moll, op. 68, Nr.

    4

    125

    Das graphische

    Bild erlaubt

    esnamlich,den

    schopferischen rozeBast in

    statu

    nascendi

    zu verfolgen,

    von

    skizzenhaftenFormenbis

    zu vollstandig

    ausge-

    arbeitetenEinfallen.Durch

    Entzifferung er

    Notation

    Chopinswar er

    bemuht,

    zu den

    Intentionendes Komponisten

    vorzudringen, ie

    aufeinanderfolgenden

    Glieder

    desschopferischen

    rozesses

    u erfassenund die

    Beziehungen

    wischen

    diesen

    Gliedern u findell,

    um

    schlieBlich us den

    aufgeschichtetenEinfallen

    unterEliminierung

    erjenigen, iedurchdie

    Einfuhrung

    euer, hre

    Aktualitat

    verlorenhaben,die

    Gestaltund

    Reihenfolge

    ereinzeluenTeile,

    wennauch

    nur

    asymptotisch, u

    bestimmen.

    In vorliegender

    Arbeit

    warenwirbemuht,

    samtliche

    Gewohnheiten u

    uber-

    winden,

    die aus

    den bisherigen,

    anerkannten

    nterpretationen

    es im Auto-

    graphenthaltenenTextes {lieBen. m Ergebnis der durchgefuhrtenAnalyse

    habenwir auch

    eine

    Reihenfolgedes Teils B in

    zweierleiGestalt

    erhalteIl.

    Wir

    haben

    auch

    Argumente eliefert ur

    Bekraftigung nserer

    These,

    daBderTeilB,

    der

    bisher

    unumstritten lsin As dur

    gehalten

    galt, auchin F dur

    gespieltwer

    den

    kann. Obwohl

    das Autograph

    amtliche

    GliederdesWerkes

    tlthalt, st

    der

    SchopfungsprozeB

    ichtganzlich

    abgeschlossen.Es fehlen

    namlichHinweise

    zur

    Bestimmung

    der endgultigen

    Formdes Werkes.

    Das trotz

    angewandter

    Abkurzungen

    komplette Material

    erlaubt

    jedoch die

    hypothetische

    Rekon-

    struktiollderendgultigenGestaltderMazurka, hne dieNotwerldigkeit,Modi-

    fikationenoder

    Eliminationenn

    ChopinsText

    durchzufuhren.

    Rekonstruktion

    | $ ' S '

    I Ef

    44 :

    ^

    t r ^ r

    z

    h ; :

    _ _

  • 7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters

    20/21

    126

    Wojoiech Nowik

  • 7/23/2019 Chopins Mazurka F Moll, Op. 68, Nr. 4. Die Letzte Inspiration Des Meisters

    21/21

    [

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    E f i J t

    j F ;

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    IJS

    Chopins

    Mazurka F moll, op.

    68, Nr. 4

    _

    127