DIE JUNGFRAU DER GETRIEBE
HAT SICH UNS OFFENBART.
ALS IHRE AUSERWÄHLTEN
FERTIGEN WIR DIE GEFÄSSE
UNSERER UNSTERBLICHKEIT.
WIR MÜSSEN IHR NUN
DEN WEG BEREITEN,
AUF DASS CYRISS GANZ CAEN
ZU IHREM UHRWERK MACHT,
UND ALL JENE VERNICHTEN
DIE DAS GROSSE WERK
GEFÄHRDEN!
—EISENMUTTER DIRECTRIX
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CREDITSWARMACHINE created byMatthew D. Wilson
Lead Designer, WARMACHINEJason Soles
Designer, ConvergenceDavid Carl
Game DesignMatthew D. Wilson
Project DirectorBryan Cutler
Creative DirectorEd Bourelle
Lead WriterDouglas Seacat
Additional WritingSimon BermanDavid CarlDarla KennerudMeg MaplesWilliam Shick
ContinuityDouglas SeacatJason Soles
Editorial ManagerDarla Kennerud
Additional EditingJohn Michael Arnaud
Project ManagerShona Fahland
Graphic Design DirectorJosh Manderville
Graphic Design & LayoutRichard AndersonBryan CutlerShona FahlandMatt FerbracheLaine Garrett
Art DirectorMike Vaillancourt
Cover IllustrationAndrea Uderzo
IllustrationsOscar CafaroLuis GamaNikolai GeorgievRyan GitterRoss GramsAnthony JonesNicholas KayRaphael LübkeSusan LuoJustin OaksfordNéstor OssandónAndrea UderzoBrad WrightNikolay Yeliseyev
Concept IllustrationsRoberto CirilloNate FeymaPeter HanKevin PrangleyAndrea Uderzo
Studio DirectorRon Kruzie
Staff SculptorsSean BulloughBrian DugasDoug HamiltonBen Misenar
Studio ModelerNate Scott
Staff Miniature PaintersMatt DiPietroMeg Maples
Studio Administration AssistantCharles Foster III
Hobby Manager & TerrainStuart Spengler
Hobby Specialist & TerrainLeo Carson
PhotographyMatt FerbracheStuart Spengler
Licensing & Contract ManagerBrent Waldher
PresidentSherry Yeary
Chief Creative OfficerMatthew D. Wilson
Director of Business & Branding DevelopmentWilliam Shick
Marketing ManagerLyle Lowery
Head of IT/Software DevelopmentChris Ross
Retail Support & Development Bill French
Convention CoordinatorMichael Plummer
Community Manager & Staff WriterSimon Berman
Organized Play & Volunteer CoordinatorWilliam Hungerford
Quartermaster AssistantDianne Ferrer
Video ProducerTony Konichek
No Quarter EIC Aeryn Rudel
Roleplaying Game Producer Matt Goetz
Executive AssistantMichelle Horton
Customer ServiceAdam Johnson
Customer SupportMichael SanbegGabe Waluconis
Director of OperationsJason Martin
Production DirectorMark Christensen
Technical DirectorKelly Yeager
Packing/Shipping ManagerJoe Lee
Metal Casting SupervisorMarcus Rodriguez
Lead Quality ControlCody Ellis
Production Mark ArreolaOren AshkenaziRyan BaldonadoNelson BaltzoThomas CawbyJohan CeaHenry ChacAlex ChobotBryan DasallaAlfonso FalcoJoel FalkenhagenMichael HangBryan KlemmMark LawsonChris LesterDavid LimaJared MatternChristopher MatthewsBryan McClaflinCaitlyn McKennaMike McIntoshAaron Milligan-GreenAntonio MoraReese NashPhuong NguyenAntwan PorterErik ReiersenJohn RothRyon SmithJesse SterlandJames ThomasChris TiemeyerBen TracyDara VannMatt Warren
Game DeveloperWilliam Schoonover
Development AssistantJack Coleman
Playtest CoordinationDavid CarlJack Coleman
InfernalsPeter GaublommeJoachim MolkowJohn MorinGilles ReynaudD. Anthony RobinsonDonald Sullivan
Internal PlaytestersEd BourelleDavid CarlJack ColemanBill FrenchWilliam HungerfordErik ReiersonWilliam SchoonoverWilliam ShickJason SolesBrent Waldher
External PlaytestersAndrew HartlandJarred RobitailleOwen RehrauerTim SimpsonRay BaileyJosh SaulterStu LimingJames MorelandTommy GeunsDirk PintjensPeter GaublommeWout Maerschalck
ProofreadingOren AshkenaziSimon BermanDianne FerrerCharles Foster IIIMatt GoetzMichelle HortonWilliam HungerfordWilliam ShickStuart SpenglerJason SolesBrent Waldher
Deutsche Übersetzung & LektoratBenjamin Ade-ThurowErika Elisabeth KeulFelix RauchfußJanine PörschkeKai GroßkordtManuel WagnerMartin Hoffmann
Deutsches LayoutChristian Lonsing
Deutsche RedaktionMichael Mingers
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Besuche: www.ikwarmachine.de Zweite, überarbeitete Aufl age
Privateer Press, Inc. 13434 NE 16th St. Suite 120 • Bellevue, WA 98005 Tel (425) 643-5900 • Fax (425) 643-5902
Bei Fragen: [email protected] Buch wurde unter den Bestimmungen des Urheberrechts der Vereinigten Staaten von Amerika gedruckt. Es gilt jeglicher damit verbundener Rechtsschutz . Alle Rechte vorbehalten. Alle in diesem Werk genannten Warenzeichen, darunter Privateer Press®, Iron Kingdoms, Full Metal Fantasy, Immoren, WARMACHINE®, Forces of WARMACHINE, Steam-Powered Miniatures Combat, Convergence of Cyriss, Convergence, Cygnar, Cryx, Khador, Protectorate of Menoth, Protectorate, Retribution of Scyrah, Retribution, warjack, warcaster, HORDES, Forces of HORDES, Monstrous Miniatures Combat, Circle Orboros, Circle, Legion of Everblight, Legion, Skorne, Trollbloods, Trollblood, warbeast, Formula P3, Formula P3 Hobby Series, und alle Charakternamen, Fraktionen und Entsprechendes sind © und/oder TM 2001-2009 Eigentum von Privateer Press, Inc. Dieses Buch ist reine Fiktion. Ähnlichkeiten mit realen Personen, Orten oder Ereignissen ist purer Zufall. Das Werk darf weder ganz noch in Teilen elektronisch aufb ewahrt oder verbreitet werden, ohne dass ein schriftliches Einverständnis von Privateer Press vorliegt. Weiterhin dürfen keine Teile des Werks vervielfältigt werden, ohne dass dies explizit im Werk erwähnt oder von Privateer Press schriftlich erlaubt wurde. Sollte eine solche Erlaubnis vorliegen, dürfen diese Vervielfältigungen ausschließlich für private und nichtkommerzielle Zwecke genutz t werden und müssen alle Copyright, Trademark oder andere Urheberverweise inklusive der dazugehörigen Zeichen beibehalten werden. Produktinformationen können vom Inhalt abweichen. Stehlt nicht unser geschütz tes Material, sonst werden wir eure Seele in einer unserer vielen Essenzkammern einschließen. Ihr solltet wissen, dass wir Essenzkammern, die Urheberrechtsverletz er enthalten, nicht an fett e Roboter oder Uhrwerkgefäße anschließen. Oh, nein. Urheberrechtsverletz er werden an unsere automatischen Fäkalentsorgungssysteme angeschlossen.
Deutsche Lizenz: ULISSES SPIELE GMBH.
Forces of WARMACHINE: Konvergenz von Cyriss Dt. Version . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ISBN: 978-3-86889-312-0 . . . . . . . . . . . . .PIP 1054D
Forces of WARMACHINE: Konvergenz von Cyriss Dt. Version, PDF . . . . . . . . . . . . . . ISBN: 978-3-95752-762-2 . . . . . . . . . . . . .PIP 1054DPDF
INHALTSVERZEICHNISITERATIONEN DER VERKLÄRTHEIT . . . .4
VERBESSERUNG HIN ZUR PERFEKTION . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22
MASCHINEN DER KONVERGENZ VON CYRISS . . . . . . . . . . . 30
REGELN DER KONVERGENZ . . . . . . . . . . .37
WARCASTER DER KONVERGENZ . . . . . 42
VEKTOREN DER KONVERGENZ . . . . . . .56
TRUPPEN DER KONVERGENZ . . . . . . . . . .72
BEMALANLEITUNG. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .92
MINIATURENGALERIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
FRAKTIONSHINTERGRUNDDie Gläubigen von Cyriss, der Jungfer der Getriebe, haben seit Jahrhunderten unter den Bewohnern West-Immorens gelebt und unauff ällig daran gearbeitet, die Gesetz e des Uni-versums zu entdecken. Sie wurden lange als rätselhafter Kult von Mathematikern, Ingenieuren und Astrologen toleriert, während der innerer Zirkel des Glaubens seine Agenda in ab-gelegenen Tempeln und Anlagen vorantrieb. Dort errichteten sie gewaltige Maschinen, mit denen sie ihr Großes Werk voll-enden und das Antlitz Caens verändert wollen, um ihre Gött in zu manifestieren.
Während die Streitkräfte der Konvergenz in die Phase der Ausrichtung eintreten, ziehen sie gegen die Mächte West-Immorens, um Stätt en geomantischer Macht zu erobern. Die Anführer und Soldaten der Konvergenz haben ihre Körper aus Fleisch und Blut hinter sich gelassen, um in Uhrwerk-Gefäße verwandelt zu werden. Diese Armeen aus Stahl sind immun gegenüber Schmerz und Zweifel und bewaff net mit fortschritt lichen Waff en sowie einer unbeirrbaren Entschlos-senheit. Die Existenz als Uhrwerk-Konstrukt ist ihr ewiges Leben auf Caen und daher fürchten sie den Tod nicht.
Da die neun Oberschwingungen von Cyriss die „falschen Geister“ der Warjacks ächten, führen Warcaster der Konver-genz komplexe Vektoren ins Feld. Diese imposanten Maschi-nen handeln nicht nach ihren eigenen, unvorhersehbaren Vor-gaben, sondern sind eine Erweiterung des enormen Willens ihrer Warcaster. Mit einem seit Jahrhunderten aufgebauten Arsenal ist die Konvergenz bereit, das Große Werk zu vollen-den, koste es was es wolle.
DIE KONVERGENZ SPIELENEine Armee der Konvergenz agiert wie eine Maschine: jedes Teil erfüllt seine Rolle und alle zusammen arbeiten auf ein größeres Ziel hin. Die pragmatische und abschätz ende Natur dieser Fraktion spiegelt sich in ihren vielfältigen Synergien wieder, mit denen sie die eigenen Fähigkeiten stärkt und die ihrer Feinde behindert.
Auf dem Schlachtfeld kombinieren sich die spezialisierten Einheiten miteinander, um eine Maschine der Zerstörung zu erschaff en. Reziprokatoren und Obstruktoren verbinden ihre Schilde, bevor sie vorrücken, nur um sich dann wieder zu trennen, um aggressiven Eradikatoren den Sturmangriff auf die feindlichen Linien zu ermöglichen, während Perforatoren von hinten proteische Wurfspieße schleudern.
Die Warcaster der Konvergenz verändern noch weit stärker als bei anderen Fraktionen die Natur des Spiels. Vektoren übernehmen die Profilwerte ihrer Warcaster und erhalten eine einzigartige Feldmarschall-Fähigkeit. Die gesamte Ar-mee verwandelt sich mit jedem neuen Kommandeur in eine komplett neue Maschinerie, was eine Vielzahl Spielmöglich-keiten ergibt.
Mit so vielen taktischen Möglichkeiten und interessanten Kombinationen der Fähigkeiten erlaubt die Konvergenz von Cyriss jedem Tabletop-General vielschichtige Experimente und ein befriedigendes Spielerlebnis. Starte nun deine Ma-schinen, überprüfe deine Berechnungen und …
Lass niemanden das Große Werk gefährden!
AKZEPTIERE DIE PERFEKTION DER MASCHINE!
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Hunderte hatten sich unter dem Gewölbe der zentralen Emp-fangshalle versammelt – ein gewaltiger, kreisrunder Raum, der von dem beruhigenden Geräusch der Energiefluktuation und dem klickenden Rhythmus zahlloser ineinandergreifender Ein-zelteile erfüllt war. Die Anwesenden hatten sich auf dem gitter-artigen Boden in präzisen Reihen formiert. Die meisten waren mit Uhrwerk-Gefäßen verschmolzen, deren verchromter Stahl im Licht glänzte. Pater Lucant stand auf einem erhöhten Podest, das an der großen Sphäre aus gewaltigen Zahnrädern und rotierenden Metallringen befestigt war, aus denen die Konstellation bestand. Dabei handelte es sich nicht nur um einen simplen Mechanismus, sondern um einen Rat der Geister – ein großes und komplexes Modell des Sonnensystems, in dem hunderte Seelen ihre Bahnen zogen – Heimstatt der Essenzen von Priestern und Denkern, zu einem größeren Bewusstsein verbunden.
Das spinnenartige Konstrukt, welches Lucants Metallkörper dar-stellte, war von glänzendem Schein umgeben, der durch Schlitze im Boden der Plattform heraufleuchtete. Lucant trug ein zere-monielles Gewand, gebührend seiner Position als ältester unter den hier versammelten Priestern und hoch angesehene Figur des Kultes. Auf der anderen Seite der Konstellation stand ein weiterer Augenzeuge, der frühere Eisenvater Isolexus, der nun nach einer neunjährigen Amtszeit von seiner Position zurücktrat. Er war der Konvergenz ein guter Anführer gewesen und würde bald wieder seinen ehemaligen Posten als Aufseher des ausgedehnten Tempel-komplexes übernehmen, der sich unter Caspia befand.
„Höret!“ Die volltönende Stimme der Konstellation glich einem harmonischen Chor und schien aus allen Richtungen zu dringen. „Die Konvergenz hat sich versammelt, um Zeuge zu werden, wie der, der führen soll, emporgehoben wird, und ihm Ehre zu erwei-sen. Höchster Respekt gilt Fluxion Isolexus, dessen Führungszeit zu Ende geht.“ Es gab eine kurze Pause, als die Versammelten ihre Häupter vor ihm verneigten. Die Konstellation fuhr fort: „Die Wahl ist getroffen.“
Lucant hob seinen Stab und sprach: „Lasset alle Erwachten die Jungfer ehren, indem wir das Große Werk fortführen. Gelobt sei die Bringerin der Perfektion. Lasset uns für ihre Leitung und Ins-piration beten, während wir in eine neue Ära eintreten.“ Tausend versilberte Häupter verneigten sich und die Gebete mischten sich unter die Geräusche der übergeordneten Maschinerie.
In der Mitte der Kammer, direkt vor der Konstellation, befanden sich sechs schwebende Säulen, jede einzelne gesondert von oben angestrahlt. Auf diesen warteten die Kandidaten – jene, die als Fähigste erachtet wurden, um die Führung zu übernehmen. Alle waren bedeutende Fluxionen und konnten eine beeindrucken-de Liste von Verdiensten vorweisen. Nach einer Unterbrechung von exakt dreiundzwanzig Sekunden – dreiundzwanzig war die neunte Primzahl – begannen sich alle Säulen bis auf eine langsam abzusenken. Das Licht über ihnen verblasste, während sie zu dem gitterartigen Boden hinunterschwebten. Es überraschte nieman-den, welche Plattform übrig blieb und in zunehmend intensive Helligkeit gebadet wurde. Es war die Uhrwerk-Priesterin Direc-trix, deren majestätische Gestalt im Klingenmantel in dem kon-zentrierten Licht wie ein polierter Spiegel glänzte. Ihr Ehrfurcht gebietendes verchromtes Gefäß war eine meisterhafte Arbeit – so-wohl als Waffe des Krieges, als auch als majestätisches Kunstwerk.
Einige ihrer Anhänger behaupteten, dass ein Blick in Directrix' Antlitz beinahe so war, als schaue man auf Cyriss selbst. Ihre Ri-
ITERATION DER VERKLÄRUNG
valen waren dagegen der Meinung, dass die Form ihres Gefäßes an Blasphemie grenze, denn ihr Kopfschmuck erinnere an das Symbol der Göttin. Lucant konnte zwar ebenfalls einen Hauch von Eitelkeit in ihrer auserwählten Gestalt erkennen, glaubte jedoch, dass die Hingabe überwog. Gründlich konstruierte Per-fektion ließ sich nicht verleugnen. Die Gehäuse ihrer Servitoren, die raffinierte Art, mit der die innenliegende geomantische Gene-ratoren ihren Schwerpunkt so anpassten, dass sie nicht von dem massiven Gehäuse der zahlreichen Arme ihres klingenbewehrten Mantels aus dem Gleichgewicht gebracht wurde – es gab viel Be-wundernswertes an ihrer Gestalt. Für Lucant waren die äußeren Aspekte ihres Gefäßes jedoch weitaus weniger interessant als der Intellekt darin.
Die Konstellation sprach erneut: „Eisenmutter Directrix wurde auserwählt. Möge Cyriss ihr den Weg leuchten. Von nun an ist sie es, die euren Gehorsam befiehlt.“ Reihe um Reihe von Kriegern aus Stahl und Priestern aus Fleisch und Blut knieten nieder und verharrten so in demütiger Anerkennung. Lucant neigte lediglich das Haupt – eine ausreichende Anerkennung ihrer Autorität.
Seine angewandte Optik inspizierte die Reihen und entdeckte un-ter den Maschinenwesen einige Individuen, die immer noch an ihre biologische Form gebunden waren. Dazu gehörten Dutzen-de von lebendigen Priestern – einige davon waren jung, andere hatten sich bereits hervorgetan und strebten nach der endgültigen Transformation. Auf einem Ehrenplatz, nahe bei Directrix' Platt-form, stand eine junge Frau – Aurora, Numen der Aerogenese.
Ihr Gefolge hielt Abstand und stach durch seine gepanzerten und geflügelten Gestalten heraus. Aurora war noch immer an den Kör-per gefesselt, in dem sie auf die Welt gekommen war und der im Moment von ihrer geflügelten Warcasterrüstung eingehüllt wur-de. Sie war sehr jung, hatte aber ihr gesamtes Leben in den Reihen der Konvergenz verbracht, und ihre Errungenschaften waren be-reits beachtlich. Ihr Ausdruck blieb teilnahmslos, während sie hin-auf zu Directrix starrte, und ließ keinen Hinweis darauf erkennen, dass es sich bei der Seele der kürzlich ernannten Anführerin ihres Glaubens um ihre biologische Mutter handelte. Lucant wusste, dass das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter angespannt war, obwohl diese Tatsache keinerlei empathische Reaktion bei ihm hervorrief. Er hatte die meisten Aspekte seiner sterblichen Existenz vergessen. Aurora verneigte sich gemeinsam mit den an-deren, wenn auch mit einer kaum merklichen Verzögerung.
Lucant schaute wieder auf Directrix, die die Ehrerbietung ak-zeptierte und den Knienden bedeutete, sich zu erheben. Sie war jung, gemessen an der ihr anvertrauten Führungsrolle – ihre Transformation lag gerade einmal zwei Dekaden zurück. Eine große Verantwortung ruhte nun auf ihren Schultern. In wenigen Jahren würde die Konvergenz ihr Arsenal entfesseln und mit der Umwandlung Caens beginnen. Die Maschine würde voranschrei-ten und dies würde Krieg und Blutvergießen voraussetzen. Sie brauchten einen Krieger, der sie anführte, jemanden der über Elan und Rücksichtslosigkeit verfügte. Directrix besaß die notwendi-gen Qualitäten.
Sechsundzwanzig Mal hatte Lucant bereits an dieser Stelle gestan-den, den Worten gelauscht, die den neuen Anführer willkommen hießen, und zugesehen, wie die Versammlung ihren Respekt be-zeugte. Er war der Erste gewesen, dem die Führungsrolle zufiel – nur eine Handvoll anderer aus dieser Zeit waren noch übrig. Lu-cant stellte überrascht fest, dass eine seltsame Empfindung in den
TEMPEL DER HÖCHSTEN OBERSCHWINGUNG, NÖRDLICHES DRACHENWALLGEBIRGE, 606 N.R.
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schütz ten, unmöglich zu erkennen. Er nickte und ließ seine rechte Hand sinken. Lucant wandte sich daraufh in den He-beln zu. Zuerst betätigte er denjenigen, der Pelcior mitt els zweier dünner Röhren, die zuvor in seine Handgelenke einge-führt worden waren, mit der sorgfältig abgemessenen Dosis einer tödlichen Substanz versorgen würde. Für einen kurzen Moment zerrte der Körper des Optifex an den Haltegurten, als sich seine Muskeln verkrampften. Lucants Hand ballte sich aus Mitgefühl zur Faust, bis der Priester schließlich still lag. Sein Kopf sackte schlaff zur Seite. Sofort widmete sich Lucant dem Reaktor. Die Leuchten verblassten nach einem kurzen Aufglimmen rasch und die Luft wurde von Rauschen erfüllt, auf das ein schrilleres Knistern und Brummen folgte. Bögen gleißender Elektrizität schossen aus der oberen Ap-paratur hervor und liefen an den glühenden Kabeln entlang, wodurch Pelciors Körper kurzzeitig in bläulich-weißes Licht gehüllt wurde.
Die Geräusche wurden stärker und blendend helles Licht er-füllte die zentrale Apparatur. Ein gewundenes Bündel von Leitungen verband sie mit einem Zylinder aus Glas und Me-tall, der in einer isolierten Aussparung platz iert worden war und von einem detailliert gegossenen Relief des Antlitz es der Gött in gekrönt wurde. Dies war der Prototyp der Essenzkam-mer, dessen kristallines Drahtgefl echt das Noumenon – die Seele selbst – aufnehmen würde. Der Behälter füllte sich mit Licht, das in einem unregelmäßigen Rhythmus pulsierte. Der Fluxion warf einen Blick auf seine Anzeigen und nickte dann der Schmiedemeisterin Lucidia zu, die nur wenige Meter ent-fernt stand. Sie entnahm den Zylinder mithilfe zweier lang-stieliger Zangen schnell und effi zient seinem Gehäuse. Luci-dia war bereits eine ältere Frau, vielleicht in den Siebzigern, aber ihre Hände zitt erten nicht. Ihr schmales Gesicht war von tiefen Falten bedeckt und ihr weißes und dünnes Haar war kurz geschnitt en, um sie bei der Arbeit nicht zu behindern.
Sie ging mit ihrer Last zu dem inaktiven Uhrwerk-Gefäß, das auf der anderen Seite der Platt form bereitstand, und schob den Zylinder durch eine runde Öff nung in dessen Oberkör-per. Als das Behältnis einrastete, verband sich das Antlitz der Gött in auf seiner Oberseite mit dem äußeren gezahnten Ring auf dem mechanischen Körper – beide zusammen ergaben auf diese Weise das Symbol von Cyriss. Das Uhrwerk-Gefäß erwachte und seine Augen leuchteten auf, als der Kopf sich hob und Bewegung in die Gliedmaßen kam. Was gerade noch eine leere Maschine gewesen war, wurde nun von Leben er-füllt. Lucant hatt e dies bereits zuvor beobachtet und es rief jedes Mal die gleiche Ehrfurcht in ihm hervor – aber auch ein banges Gefühl der Ungewissheit.
Für einen kurzen Moment wurden nervöse Worte zwischen den Priestern und Ingenieuren in der Kammer gewechselt, ehe sie ihre Aufmerksamkeit rasch wieder den Dutz enden von technischen Schritt en zuwandten, die notwendig waren, um die Maschine sicher herunterzufahren. Lucant widmete sich
kalten Aussparungen erwachte, wo seine Seele aufb ewahrt wur-de. War es freudige Erregung? Furcht? Beides? Er wusste, dass sie an einem wichtigen Wendepunkt standen. Seine Gedanken schweiften zurück zu den Anfängen vierundzwanzig Dekaden zuvor, zu den Ursprüngen der Dinge, als alles, was er bis dahin kannte, sich verändert hatt e.
STÄTTE DER AUSZÄHLUNG, SÜDLICHES DRACHENWALLGEBIRGE, 360 N.R.Es war eine ähnlich gewölbte Kammer gewesen, erfüllt vom Knistern der Energie, in der Enumerator Ghil Lucant gestan-den und darauf gewartet hatt e, dass das Signal zum Start der Maschinerie, die sich unter seiner Obhut befand, ertönte. Zwar waren viele Techniker zugegen, aber in seiner Verant-wortung lag der kritischste Teil. Die Hebel in seinen Händen waren mit einem Beschleunigungsreaktor verbunden, der präpariert worden war, um geomantische Energie durch ge-waltige isolierte Kabel zu leiten. Diese versorgten die Fusi-onsapparatur, welche von der Decke herabhing. Darunter, auf einer zentralen Platt form, lag ein Freiwilliger festgeschnallt in der Übertragungsstation – eine schwere Metallliege, die so ge-bogen war, dass sie seinen Körper aufnehmen konnte.
Das Gesicht des Mannes zeichnete sich unter den grellen Lich-tern deutlich ab. Seine Augen waren geschlossen und seine Lippen bewegten sich im ununterbrochenen Gebet an die Göt-tin. Er wusste, dass sein Leben im Begriff war, zu enden. Es handelte sich um einen Priester, wie Lucant selbst, jemand, der seine Existenz Cyriss gewidmet hatt e. Die Frömmigkeit des Mannes war nie off enkundiger gewesen als in diesem Mo-ment. Lucant fühlte sich im Vergleich zu ihm unbedeutend und feige. Dieser Glaubensbruder hatt e sein eigenes Leben zur Verfügung gestellt – in der Hoff nung, sie näher an ihr Ziel heranzuführen, sich vom Fleisch zu lösen und eins mit der Maschine zu werden.
Lucant hatt e ein ähnliches Schamgefühl während der drei vo-rangegangen Gelegenheiten verspürt, wo er bei identischen Prozeduren assistiert hatt e. Viele weitere Anläufe waren un-ternommen worden die Dekaden zurückreichten, lange vor seiner Erweckung in die verborgenen Mysterien. Der Prozess des Eintauchens hatt e ihn Demut gelehrt, war er doch weit vom wahrhaftigen Verständnis von Cyriss entfernt gewesen. Nun hatt e er das Gefühl, sich an der richtigen Stelle zu befi n-den und die Gött in wirklich kennen gelernt zu haben. Aber der Mann auf der Bahre ließ ihn erneut bescheiden werden.
Es war unmöglich, keinen Schrecken angesichts der Energie-mengen zu verspüren, die sich unter Lucants Fingerspitz en und den dicken Sohlen seiner isolierten Stiefel sammelten. Der Boden begann zu beben. Er hatt e nichts als Bewunde-rung für Optifex Pelcior übrig und beneidete ihn nicht um die Furcht, die diesen dazu veranlasste, seine Gebete zu beschleu-nigen. Das blasse Gesicht des Priesters war schweißgebadet. Es war eine Sache, in einem abstrakten Denkmodell die Idee von Opfern zugunsten des höheren Wohles zu erwägen, aber eine ganz andere, sich auf jener Bahre zu befi nden und zu spüren, wie sich die Energie der Stätt e der Auszählung sam-melte. Ganz zu schweigen von der Gewissheit, dass diese sich schon bald in den eigenen Körper ergießen würde.
Fluxion Helicratus, der Meister der Stätt e, drehte sich zu Lucant um. Seine Miene war unter dem geschlossenen Me-tallhelm, dessen dicke Linsen seine Augen und sein Gesicht
TEMPEL DER HÖCHSTEN OBERSCHWINGUNG, NÖRDLICHES DRACHENWALLGEBIRGE, 606 N.R.
BÖGEN GLEISSENDER ELEKTRIZITÄT SCHOSSEN AUS DER OBEREN APPARATUR HERVOR UND LIEFEN AN DEN GLÜHENDEN KABELN ENTLANG, WODURCH PELCIORS KÖRPER KURZZEITIG IN BLÄULICH-WEISSES LICHT GEHÜLLT WURDE.
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