REVIER UND JAGDPRAXIS
Das Projekt GroI3 Kreutz
Zurück zur ,,Artenreichen Flur”Seit nunmehr fünfJahren bernühen sich forst-, Jagd- und Naturschutzbehörden bzw. -ver
bande im brandenburgischen Gros Kreutz um die Wiederherstellung der Artenvielfalt in ei
nem ehemals durch Obstanbau ïntensiv genutzten Gebiet — cme Zwischenbïlanz.
“Artenreiche Flur”Gro6 Kreutz
Dr. Manfred Ahrens,<lans Mordhorst
as etwas mehr als 700Hektar umfassende Revier Grol Kreutz ist leil
einer dtirch jahrzehntelangemenschi che Titigkeit geprigtenl<ulturlandschaft. GravierendeEingriffe in das ökologische Gefüge wihrend der letzten ]ahr
zehnte waren vor allem der Anban ii nd clie intensive Bewi rt—schaftung von Obst im Rahmender Erweiterung des Havellindischen Obstanbaus seit Mitteder 70cr Jahre und die umfassencle Roclcing der Anlagen in
jahre 199t).Die Ubernahme dieser
FEichen in die landwirtschaftliche Nutzung sowie sich ab
zeichnende Strukturverzinderungen in der l.andwirtschaft erforderten neue Wege bel derWiederherstellung einer artenreichen fauna und Flora durchdie Zusam menarbeit von 11e-hörden, Verlinclen und Insti—tutionen. Nach grLindlicherVorbereitung wurde am 18. Noveinber 1991 auf Initiative derObersten Behörden für jagd
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WILD UND HUND 23/1996 29
IREVIER- UND JAGDPRAXIS
Renaturierung einesFeuchtgebietes
Nehen der An 1)1 lanzu ug VOH
Plcirgehôlzen und der Gestalt ‘ing von Stillegungsflichen
ugen zahlreiche weitere Mal,nahnwn ztir lrhaltcitig bZW.Verhesserung der ökologischenVielfalt in der Geniarkung GrolKreutz hei. Dazu zihlt die Renaturierung des ,,Deetzer Ptuhls”,ciii durch OberUichenwassergespeistes etwa vier Hektar grog Gewisser. Durch Stoffeintrige in jahrzehntelanger intensiver Landbewirtschaftung 50-wie illegale Müllablagerungenwar das Ende des Pftihls alsFeuchthiotop abzusehen.
Irn Jahr 1994 konnte mit einern dtirch das Landesumweltamt Brandenhurg getragenenKostenaufwand von 150 000DM die Renaturierung vollzogen werden. Dttrch die weitge
hende Belassung natO rlicherUferzonen und die ungleichrniBige Gestaltutig des Gewisserhodens ist ge’.wihrleistet, claRder ,,Deetzer Pfuhl” seine einstïge Bedeutcing vor atlem fOr Amphibien und zahlreiche Vogelarten zurückgewinnt.
Zur Autwertung der Lehensricitne tragen weiterhin der Erwerb, die ErhalWng und Umgestaltung alter Obstanlagen zuStreuobstwiesen, die Anpflanzung von Weiden an wasserführenden Griben, die Anlageund Pfiege von Lesesteinhauten, das Anbringen von Nisthilten fOr verschiedene Arten sowie wei tere MaRnatimen bel.
Aufzucht undWiedereinbürgerungvon RebhühnernIn deti ]ahren 1991 und 1992wurden auf dem Getnde einerehemaligen Fasanerie zehn
Aufztich t — und vier Uberwi iiie—rungsvolieren errichtet. Seit1992 werden mit jeweils zehnBrtttpaaren Rchhcihner u nternaturnahen Bedingungen gezüchtet. 1)1e Volieren sindnatürlich hegrünt, die Rebhüh—nererbrüten unci führen ihr Gesperre selhst. Die Auswilderungerfolgt vorwiegencl in den nachder Rodung der Obstanlagennect entstandenen Lebensriumen. liii Sommer werden dieTiere als Kctlen, liii Frühjahr alsPaarhühner ausgesetzt. Seit 1992wurdeti ari verschiedenen Orten im Revier GroR Kreutz insgesamt 35$ Rebhühner in dieFreiheit entlassen Darüber hinaus wurcien Rebhühner seit1995 auch an zwei atidere Reviere ahgegeben.
Nach dom Verhören rufender FLihne und der Beobachtung führender Altvögel sinderste Erfolge bel der Wiederein
hürgerung der Rehhühner erkennbar.
Fang und Abschutdes RaubwildesFür die Verbesserung der Situation des Niederwildes — eingeschlossen die erfolgreiche Verwirklichung des Artenhi lfsprogramms ,, Rebhuhn” — sind neben den geschilderten MaRnahmen der Biotopgestaltung derFang und AbschuR des Raubwildes wichtige Voraussetzungen.
Irn Revier Gros Kreutz kamen und kommen verschiedeiie Fangsysteme zurn Einsatz.Zctr Vermeidung von Verlustenbei geschützten Arten sowie beisolchen, die gegenwirtig inBrandenburg keinejagdzeit haben (Dachs, Baummarder), werden seit der Fangsaison 1993/94nur noch lebend und unversehrt fangende Fallen eingesetzt.
30 W1CD UND HOND 23/1996
Die Ergehnisse des Rauhwildfanges und -abschcisses seit 1992/93zeigtiheIIe 1.
Insgesamt kamen in den em
bezogenen Fangperioden 235Stück Raubwild zur Strecke. Mit146 Füchsen und 73 Steinmarclern stellten beide Arten dasGrosder Strecke. Acht gefangenel3aummardcr und frmnt Dachsewurden unversehrt in die Freiheitentlassen. Hinsichtlich der Effektivitit der eingesetzten Fangsyslenie 1 iaheii sici die kastei 1 killeund die Betonrohrfalle arn bestenbewihrt. Em ebenfalis sehr gutfangencles System stellt die Eberswalder]ungfuchsfalle dar.
t)as Verhiltnis von 75 Prozentgetangenen zu 25 Prozent erlegten Stücken zeigt sehr cleutlich,daf das üherwiegend nachtaktiveheimische Rauhwikl mit derSchu13waffe allemn nicht im erforderlichen Umfang kontrolliertwerden kann. Der Fallenfang
muR in allen Revieren zur Ver—tii nderung des Beutegreiterdruckes sowie aus seuchenhvgienischen Grtinden zur Anwendung kommen.
Feid base als WeiserartDie Uberprüfung der Wirksamkeit aller MaRnahinen zur Verbesserung der Situation für dasNiederwild und weitere Arten ist
cme wichtige Autgabe im Rahnen des Gesamtkonzeptes ,, Ar—tenreiche Flur”. Anhand der 13e-standesentwicklung bestimmterals Indikatoren geeigneter Tierarten werden die Auswirkungender Biotopgestaltung, des Fangesund des Abschusses von Raubwild ci. a. MaRnahmen überprütt.
Als bedeutsamste lierart mitlndikatorfunktion wird der Feld
hase angesehen. Die Besatzentwicklung des Feldhasen wird mitHilfe der Schei nwerferzihlmethode verfolgt. In Tab. 2 sind dieErgebnisse der Zihlcingen seit[992 enthalten.
Die Frühjahrsbesitze erreichten ‘vVerte zwischen 14 und 2t)Hasen pro lOf) Flektar. Bei denherbstlichen Zihlungen wurden Besitzezwischen 1$ und 28
-
/
ç.
lab. 7: Ergebnisse des Raubwildfanges und -abschusses im Revier GroB Kreutz
FangsystemArensborsterKastenfalle
Art —
— Rohrfalle
92/ 93/ 94) 95/ 92/ 934 94/1 95/93 94 95 96 93 941 95 96
EberswalderBetonrohrfalleJungfuchsfalle
92/93
93/1 94/ 95/ 92/94 95 96 93
RaubwildErlegunginsgesamt
93/94/ 195/94 95
92/193/96 93 94
— — — —
Fuchs 7 7 9 2 2 2 9 4 6 412 98 72111 8 1851333131
Dachs 1 4 1 4
Steinmarder 11 5 9 8 2 3 11 4 7 13 24 12 16 21
Baummarder 2 3 2 1 4 4
Iltis 1 1 1 1 1 1
94/95/ 92/193/i941 95/9596 93:94 95 96
t,REVIER- UND JAGDIRAXIS
Flasen je 100 Hektar testge
steNt. In der Tendenz ist dieEntwicklung positiv einzuschitzen, allerdings sind gesicherte Aussagen zur Besatzentwicklung erst auf der BasisIangjihriger Beobachtungsreihen inöglich.
Tat).2 macht weiterhin deut—lich, da neben den mit wintergrtÏnen IandwirtschaftlichenKultu ren bestandenen Schligen die mit verschiedenen Griser-/Kriutermischungen besteliten Stillegungsfliichen cme holle Anziehungskraft auf die Feldhasen ausüben.
Zur Kontrolle des Verlaufs( der Wiederansiedltmg von Rebhühnern wurden jeweils imMirz rufende Hihne verhört.Irn Jahr 1994 konnte em Mindestbestand you 22 Paaren,1995 ciii soicher von 1$ und1996 von 23 Paaren festgesteHtwerden.
Im Rahtiien einer Diplomar—beit (Hriîse, 1995) wurde für denZeitraum 1994/95 ciiie Artenliste der vorkommenden Vogelarten aufgestelit und durcti zusitzlichc Beohachtungen er—glnzt. l)abei wurden insgesamt106 Vogelarten hcstitigt, darunter als Brutvögel clie Gratugans, Rot- und Schwarzmilan,Kranich, Wendehals, Neuntöter tunci Nachtigail, als Durch—
zügler bzw. Wmntergiste Saatund Blegans, Kornweihe undRaubwûrger.
Öffentlichkeitsarbeitgehört dazu
Eine wesentliche Aufgabe desLehr- und Versuchsreviers istdie öffentlichkeitswirksarne Arbelt. Das Projektgebiet wird seit1992 altjiihrlich von zahlreichen Gruppen und Einzelpersonen besucht, die sich fOr dieProblerne und Praxis der Lehensraumgestaltung, die Aufzucht und Auswilcierung vonRebhtihnern, den Naturschutzauferhalb von Schutzgebietensowie viete andere Fragen interessieren. jillrlicll nutzen zahlreicheGruppenwiez. B.]ungjigerlellrginge, Schulklassen sowie Vertreter von Verbindenund Behôrden aus fast allenBundeskindern das Gebiet alsEx ku rsion sziel.
1)1e Demonstration utiterschiedlichcr Fanggerite fürRaubwild in Theorie und Praxiszur Aus- und Weiterbildurig vonjigern ist cme weitere wichtigeAufgabe des Projekts. Zu diesernZweck wurden mehrere Fangjagdsemmnare mit Teilnehmernaus Berlin und Brancienburgdu rchgefü h rt.
Mehrfach konnte zuun er—reichten Stand, aber auch zu
Problemen irl verschieclenenMedien, vor allem der Fachund Tagespresse, berichtet werden s. Wol-t 7/1992, Seite 28).Die wichtigsten Ergehnisse sindin ciner Wanderausstellung undeinern Faltblatt (auszuleihen hzw.crhltlich in der Geschftsstelledes LJV Brandenbiurg, Stei nstrafe 1, 14482 Potsdarn) zu
sammenfassend dargestellt.
In Anerkennungder geleisteten Arbeiten wurde die,,Artenreiche Flur”GroE Kreutz als Projekt im Rahmen desEuropiscIien Naturschutzjahres 1995ausgewiliIt und ankiflich einer Prisentationsveranstaltung am 10. uni1995 durch Brandenburgs Umweltminister Platzeckmit duet Urkundedes Bundesprüsidenten Roman Herzogausgezeich net.
Waren in der Ver-
gangenheit die Aktivikiten fastausschlielllich auf die Gemarkung G ro6 Kreutz konzentriert,werden sich zukünftig die Arbeiten auf ciii gröeres Ierritoriunierstrecken. Ankiglicli einer Beratung der Interessengemeinschaft,,Artenreiche Flur” ani 21. Juni1996 steilte die Gemeinde Derwïtz den Antrag auf Mitgliedschaft. Wichtig dafür ist die Erarbeitung, Fmnanzierung und Umsetzung eines Landschaftsplanes, dessen Entwurf bereits Ende1993 vorgelegt worden ist.
Auch zukünftig werden dasAufzeigen von Möglichkeitender Landschaftspftege und Lebensraumgestaltung zur Förderung der fauna und Flora ineineni brandenburgischen Beispielsgebiet, die Durchführungvon NaturschutzmagnahmenauerhaIb von Schutzgebieten,die ‘vVeiterbildung von Jgeruiund anderen Naturfreundensowie die Dernonstration dergememnsarnen Arbeit verschiedener Interessengruppen diewichtigsteti Aufgaben im Projekt ,,Artenreiche Flur”darstellen.
Tab. 2: Ergebnisse der HasenScheinwerferzahiungen in GroB Kreutz
Kultur/ Hasen (St/WO ha)Bearbel
tungs- 1992 1993 1994 1995 1996zustand P H F H F H F F1 FWinter
getreide 16,7 66,7 55,6 18,2 23,5 66,7 10,3 21,1 24,7Winter
raps 30,3 — — — — — 26,7 — 50,0Saatgras/
Luzerne — 0 0 33,2 7,4 9,5 8,9 7,7 15,7Grünland 17,8 120,0 15,9 9,5 0 13,3 19,0 57,1 47,6Brache/
Stoppel 8,3 0 6,7 2,6 9,1 0 0 27,3 2,1Mais — — — — — 7,4 26,7 — —
gestaltete
Stillegungs
flchen — 13,7 49,1 66,7 30,0 39,2 35,3 20,8 8,3Saatacker 0 0 — — — — 7,4 0 —
Winter
furche 7,4 26,7 4,0 33,3 8,0 0 0 0 0zus. 14,0 22,2 19,9 27,7 14,5 17,7 17,0 19,7 15,5
P = Frühjahr, I-I” = Herbst
32 WILD UND HUND 23/1996
,,lieben Jungfüchse” habenoffensichtlich mehr Sympathietrger als unsere bedrohten Arten. Wenn wirunsere Singvogelwelt unddie natürliche Nahrungskette erhalten wollen, dannmuR es heiRen: Erhaltetoder schaffi euch mehrNeutralitt in puncto lierliebe, sonst seid ihr bloR emgereiht in die lange Linie derer mit mangeindem Wissen über die kompliziertenGeschehnisse im Naturgefüge.
Die Spezialisten
Im heutigen Zeitalter desvielgepredigten und -gerühmten Spezialistentumssieht gar mancher Spezialistin zahireichen Bereichendes gesellschaftlichen Lebens nur mehr höchst emseitig seinen eigenen Bereich. In der Wirtschaft hatman dies Iângst als sçhâdlich erkannt und predigt jetztdas ,,vernetzte Denken”.Früher sagte man dazu:,,logischer Menschenverstand”. Aber da wir im Zeitalter der Computer und desSchwtzertums leben, muRman neue Worte kreieren,auch wenn’s an der Bedeutung derselben nichts n
O dert.• So kommt es, daR derRehwildjger fast nur überRehwild denkt und spricht,• der Wolfsforscher nut inKategorien von Prdatotenspricht,• der Jungförster nut verbissene Bâume addiert,whrend der andere Kollege im Akkord SchalenwildniederschieRt,• der Gebirgsjger keineoder viel zu wenig FüchseschieRt, die fressen ja keineGams und Rotwild. Ja unddie RaufuRhühnet kannman eh nicht bejagen, auRerdem werden sie sowiesoimmer weniger,• der Niederwildjâger überdie wenigen Hasen jammert, aber trotzdem nichtglaubt, daR Füchse in Uberzahi so viel Hasenbratenschiucken können,
• der Vogelschützer frü herübet die Jger schimpfte,weil sie so viele Krahen undarme Elstern schossen,• der heutige Vogelschutzpraktiker lamentiert, daRihm die Krahen die letztenBrachvogelgelege plündernund die Jager die Krâ hen zuwenig bejagen,• die sogenannten lietschützer vehement, auch
unter Einsatz haarstrubender Unwahrheiten, gegendie Fallenjagd mobil machten. Wohi wissend, daR Autos, Flugzeuge, ja der gesamte sogenannte Fortschritt Millionen von lieten,völlig unselektiv, das Lebenkostet oder diese untergrausemsten Schmetzen intagelangem lodeskampfelend verenden laRt.
Und all dieses einseitige Sehen bedingt, daR Wit unslaufend in die Wolle kriegen,unsere Zeit mit nutzioserStteiterei verbringen undder Sache der Natur nicht sohelfen, wie es bitter nötigware.
Streit um Kompetenzen, derDeutschen liebstes Spiel?Wie viele Tierschützer sieht
man frühmorgens entlangden StraRen mit abgeführten Fahrtenhunden die angefahrenen Opfer der lietwelt im taglichen StraRenwahnsinn nachsuchen undderen Schmerzen mit Hilfeder Jager beenden? Antwort: keinen einzigen inganz Deutschland. Dafütfahrt kein lierschützer emAuto und fliegt natürlich
auch nicht in Urlaub oder zuGeschftsbesprechungen,das ist doch ganz selbstverstndlich — oder doch nicht?Wenn doch nicht, dannschaffi dieser fanatischeTierschützer tollen Lebensraum wenigstens — auf Beton im Tierheim zumindest.
Vermenschlicht
Odet lRt seine Katze samtFlöhen im eigenen Bettschlafen, das ist doch schonwas. Wenn sich der herfteund dann lange genuggekratzt hat, dann verdientwenigstens die Pharmaziedie Millionen mit Flohhalsbândern oder Katzensham00 — so kurbeln echte lietschützet die Wirtschaft an.
Da spielt es keine Rolle, daRin Australien und in denUSA die letzten Wildpferdhetden in die Konservendosen der Tiernahrungskonzerne geschossen wurden,damit Mieze und Krawallo jaauch genug gesundes Futter votgesetzt bekommen.Da ihre Hoheit, die Edelkatze, im Zeitalter der Gourmets natürlich auch mit
dem Auge friRt tVerzeihung, speist) fâtbt mandie hochwertigen DelikatHâppchen, natürlich ausbiologisch kontrotliertenBetrieben, auch noch mitder jeweils gngigen Modefarbe ei auf daR es bessermundet — wohl wissend auflndustrieseite, daR Katzenund Hunden Farben egalsind, abet füt das menschtiche Katzenbesitzerauge verkauft sich’s halt besser.
Derweil die einsame, alleinstehende Stadt-Oma an derLeine eine langhaatig rötliche Wutst mühsam hintetsich herzieht. Bei Nachfrageerfhrt man, daR eine Unwissende Futterterroristineinen ehemaligen Langhaardackel übet den Bür
Wenn Wit alle Chancen nutzen, wieder natürlichen Lebenstaum füt Tier- iii
38 Die Pirsch 26/93
wie es der Natur der Tiereentspricht, ansonsten seidihr Tierquler.Versuchen aber auch wirnicht, draulen in der Natur,die uns anvertrauten Wildtiere nach menschlichenMaf.stben zu messen undmit zuviel Futter zu versorgen, siehe Entenanfütterung oder Saukirrungen,wo sich. die Wanderrattenschneller als die Sauen vermehren. Bemühen wir unsschlichtweg datum, alleChancen zu nutzen, wiederLebensraum für die vieIfltige liet- und Pflanzenwelt zuschaffen. Bringen wit denVersuch, die fehlenden Kettenglieder wiederherzustelen, zu einem guten Ab
schluf.. Biologisch richtig zuhandein heitt auch: jagdliche Fteuden bei der herbstlichen Jagd genielen könnenund auch dürfen.
der Zacharias, meistensmag er s’. Nicht immer, wieder Mensch, gell. Letzte Woche hab ich mir schon solche Sorgen gemacht, weil ereine ganz frisch gekaufteKaibsieber total erbrochenhat. Aber wahrscheinlichhat der Bauer das Klberlgespritzt, das hört man dochso oft, ja und das kennt dasHunderi sofort, der is ja gescheiter wie em Mensch,das sag’ ich Ihnen. Aberjetztmu! ich weiter, sonst vetkauft mir der Metzgeriackldie Leber an iemand anderen. Wo sich der Zacherlschon so darauf freut.”
Whrend die Oma das hundehnIiche Wesen weiterzerrt, sieht der Betrachter,da[. der Bauch des Tieres
So ist es, auch wenn es nichtso sein sollte. Aber der miiliardenschwere Markt fürHaustiere und deren Nahrung hat langst natürliches,rationales Denken und Verstndnis für die Belange derTierwelt annektiert, dage-gen anzukmpfen ist faktisch sinnlos. Hier geht esder Industrie um Milliardenund dem Tierschutz umHunderte von Millionen, mitdenen man politisch EinfluRnehmen kann, aber es sichauch als Funktionr rechtfloif leben lRt.
Die Oma etkennt natürlichnicht, daR sich ihre armeKreatut von Dackel schlichtweg seitJahren zwangsweise überfriRt. Sie erkennt esnicht, well sie ja wirklich
getsteig schleppt. ,,Ja wissen S’, das Viecheri brauchtja Bewegung — sonst kriegtes wieder Verdauungsschwierigkeiten. Wie emMensch, sag ich lhnen, wieem Mensch! Abet gleichham mir’s, gelI, Zacharias,da vom am Eck ist der Metzgerladen, wissen S’, da kauf’ich jeden Dienstag eine frische Kaibsleber, die mag er,
gefâhrlich nahe über diePflastersteine streift. Undzurückblickend meint dieOma: ,,Ja, wenn einmalmein Zacharias nimmer ist,dann mag ich auch nichtmehr leben. Aber was ichhinterlass’, das kriegt derTierschutzverein, dann weiRich, daR alles die Viecherikriegen, damit die es aucheinmal schön haben.”
glaubt, nut das Beste fürdenGefâhrten einsamet lage zuwollen. DaR sie dessenLeben tierlebensunwürdigmacht, wird sie nie einsehen, der Hund wird vermenschlicht. Aber lassenwir der alten Frau ihren Gefhrten.Sagen wirjedoch der Bevölkerung immer wieder: Behandelt eute Haustiere so,
jA
Pflanzenweft zu schaffen..
In der nchsten ,,Pirsch”lesen Sie: Was die Offentlichkeit von uns Jgerndenkt, und warum Witam schlechten Imageschon auch selbst mitschuld sind.
dann können Wit auch wieder mit Freude jagen.
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