Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Beifach: Audiovisuelles Publizieren
Modul: Kommunikationswissenschaftliche Aspekte von audiovisuellen Medien
Veranstaltung: Mediennutzung, Medienrezeption, Medienwirkung
Dozent: Prof. Dr. Karl Nikolaus Renner
Sommersemester 2015
Abgabedatum: 19.10.2015
Ein Überblick und Einblick in die
empirische Framing-Forschung.
Vorgelegt von:
Philipp Neuweiler
Höhenstraße 27
75015 Bretten-Ruit
Tel.: (0049)7252-87056
Email: [email protected]
KF: Filmwissenschaft, B.A. (4. Fachsemester) BF: Audiovisuelles Publizieren, B.A. (4. Fachsemester)
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Inhaltsverzeichnis
1. Eidesstattliche Erklärung S. 01
2. Einleitung S. 02
3. Die Framing-Forschung S. 03
3.1 Zentrale Fragestellung und Einordnung S. 03
3.2 Entwicklung der Framing-Forschung S. 04
3.3 Theoretische Grundlagen S. 06
3.4 Methodologie S. 09
3.5 Einflüsse der Framing-Forschung S. 12
3.6 Kritik und Zukunftsaussichten S. 13
4. Aufsatz: The Content Analysis of Media Frames: Towards Improving Reliability and Validity S. 15
4.1 Begründung der Auswahl S. 15
4.2 Aufbau des Aufsatzes und Vorgehen der Studie S. 16
4.3 Bewertung der Untersuchung S. 19
5. Literaturverzeichnis S. 22
6. Anhang S. 25
1. Eidesstattliche Erklärung
Hiermit versichere ich, Philipp Neuweiler, dass ich die Hausarbeit selbständig, ohne fremde Hilfe
verfasst und keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Die Stellen der Arbeit, die
dem Wortlaut oder dem Sinn nach anderen Werken entnommen wurden, sind unter Angabe der
Quellen der Entlehnung kenntlich gemacht worden. Die Arbeit ist noch nicht veröffentlicht und in
keiner anderen oder gleichen Form in einem anderen Prüfungsverfahren als Prüfungsleistung
vorgelegt worden.
Datum, Ort Unterschrift
_08. September 2015, Bretten-Ruit___ _______________________________
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2. Einleitung
Die Medienwirkungsforschung ist von stetigen Ausdifferenzierungsprozessen geprägt. Zunächst ist
das nicht ungewöhnlich für eine wissenschaftliche Disziplin. Immer mehr Theorien und Methoden
werden zu bestimmten Phasen des Kommunikationsprozesses entwickelt.1 Ein Ansatz, der sich diesem
‘Trend zur Spezialisierung‘ jedoch widersetzt, ist die Framing-Forschung:
„[Sie] ist derzeit zweifellos einer der zentralen Forschungsbereiche der politischen Kommunikationsforschung. Kaum ein anderer Begriff erfreut sich derzeit so großer Beliebtheit und sorgt für einen vergleichbaren Fluss von Forschungsarbeiten sowohl im deutschsprachigen als auch im internationalen Raum.“2
Diese Popularität verdankt der Framing-Ansatz seiner breiten Anwendbarkeit in qualitativen und
quantitativen Studien.3 Er wird auch als ‘Brückenkonzept‘ bezeichnet, da sich zahlreiche Phänomene
aus der politischen Kommunikationswissenschaft damit erläutern lassen.4 Doch welche
Fragestellungen umfasst die Framing-Forschung? Wie sehen exemplarische Studien aus? Und wie
lassen sich ihre Erkenntnisse in der journalistischen Praxis anwenden?
Zielsetzung der vorliegenden Arbeit ist es einen Über- und Einblick in die empirische
Framing-Forschung zu liefern. Entsprechend sind zwei Inhaltsteile zu unterscheiden: Zunächst möchte
ich einen allgemeinen und strukturierten Überblick der Framing-Forschung bieten und anschließend
nähere Einblicke über eine exemplarische Studie liefern. Diese stammt von Matthias Kohring und Jörg
Matthes und besitzt den Titel The Content Analysis of Media Frames. Towards Improving Reliability
and Validity (2008).5 Neben dieser inhaltlichen Zielsetzung soll dieser Aufsatz dafür dienen,
publizistische Studien für die eigene journalistische Arbeit fruchtbar zu machen.
Um eine möglichst strukturierte Darstellung der Framing-Forschung zu liefern, möchte ich
zunächst auf zentrale Fragestellungen eingehen und sie in Abgrenzung zu anderen
kommunikationswissenschaftlichen Theorien einordnen. Anschließend gehe ich auf die historische
Entwicklung ein, erläutere zentrale Begrifflichkeiten und theoretische Grundlagen, Methoden der
empirischen Forschung, Einflüsse bisheriger Studien und möchte zum Schluss noch auf Kritikpunkte
und Zukunftsprognosen des Ansatzes eingehen. Im zweiten Teil beschäftige ich mich mit dem Aufsatz
von Matthes und Kohring. Hierzu möchte ich als erstes meine Auswahl begründen, Aufbau und
Vorgehen ihrer Forschungsarbeit wiedergeben, um abschließend die Ergebnisse kritisch zu bewerten.
1 Vgl. Dahinden 2006, S. 16 2 Matthes 2014, S. 12 3 Vgl. Bonfadelli / Friemel 2015, S. 204 4 Vgl. Matthes 2014, S. 13 5 Vgl. Matthes / Kohring 2008, der Aufsatz wurde im Anhang beigefügt
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3. Die Framing-Forschung
3.1 Zentrale Fragestellung und Einordnung
Viele Themen in der Nachrichten-Berichterstattung sind überaus komplex, weshalb sie uns selektiert
präsentiert werden. Bestimmte Perspektiven und Informationen werden hervorgehoben, andere in den
Hintergrund gestellt – je nachdem von welcher Instanz wir die Themen vermittelt bekommen. Somit
könnte man von einer Art ‘Kampf um die Deutungshoheit‘ sprechen. Gesellschaftliche Akteure
versuchen Blickwinkel auf politische Themen durchzuringen. Unter ihnen befinden sich
Nachrichtenorganisationen, Politiker oder wirtschaftliche Unternehmen.6 Gleichzeitig haben bei dieser
Rahmung auch die Rezipienten ein Wörtchen mitzureden: Sie wählen die gerahmten
Nachrichtenthemen nach individuellen Mustern aus und fügen sie in eigene Interpretationskategorien
ein.7 Die Grundprämisse der Framing-Forschung geht somit davon aus, dass gesellschaftliche Themen
niemals in ihrer gänzlichen Komplexität vermittelt werden, sondern stets durch Blickwinkel normiert
sind.8 Die Framing-Forschung „versucht [also] zu klären, wie die Frames einzelner Akteure entstehen,
wie sie sich ändern sowie gegenseitig beeinflussen.“9
Mithilfe von Frames lässt sich etwa begreifen, weshalb in der westlichen Berichterstattung
häufig Themen wie Islam und Terrorismus kombiniert werden.10 Politische Wahlkämpfe werden im
Journalismus gerne mit Pferderennen verglichen, sodass der Wettkampf-Charakter in den Vordergrund
tritt.11 Ein drittes Frame-Beispiel wäre die David-gegen-Goliath-Metapher, mit der in der
Vergangenheit etwa der Israel-Palästina-Konflikt gerahmt wurde. Damit wurde er auf den Kampf
zweier ungleicher Gegner reduziert, wobei der vermeintlich unterlegenen Partei Sympathie
entgegengebracht wird.12
Die Fragestellung der Framing-Forschung lässt sich allerdings noch weiter ausdifferenzieren.
Immerhin ähneln ihre Ansätze verwandten Theorien der Wirkungsforschung wie dem Agenda-Setting,
Priming und Einstellungs-Konzept. Sie alle untersuchen Phänomene der Selektion, Perspektivierung
und Priorisierung gesellschaftlicher Themen.13 In der Kommunikationswissenschaft herrscht immer
noch große Unklarheit, wie sich etwa Agenda-Setting und Framing-Theorie zueinander verhalten.
Während die einen der Ansicht sind, es gäbe keine Unterschiede14 halten andere Framing für eine
Erweiterungsform von Agenda-Setting.15 Während die Agenda-Forschung die Frage aufwirft, welche
Themen in den Medien ausgewählt werden, befasst sich der Framing-Ansatz damit, wie diese
6 Vgl. Matthes 2014, S. 9f 7 Vgl. Schenk 2002, S. 303 8 Vgl. Donsbach 2009, S. 127 9 Matthes 2014, S. 10 10 Vgl. Bonfadelli / Friemel 2015, S. 203 11 Vgl. das sogenannte „Horse Race Frame“ in Cappella / Jamieson 1997 12 Vgl. Dahinden 2006, S. 14f 13 Vgl. Bonfadelli / Friemel 2015, S. 196 14 Vgl. Eko 1999 15 Vgl. McCombs / Shaw / Weaver 1997
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ausgewählten Themen perspektiviert werden.16 Gerade diese Fragestellung ist auch Gegenstand des
‘Second-Level-Agenda-Settings‘. Daher kann es gut möglich sein, dass sich beide Ansätze in Zukunft
annähern werden.17
Größere Unterschiede zeigen sich beim sogenannten Priming: Hier liegt der Fokus besonders
auf der Wahlforschung und der These, dass soziale Themen an Politiker ‘getaggt‘ bzw. mit ihnen
assoziiert werden können. „Die Konzentration auf bestimmte Themen […] im Wahlkampf bestärkt
vermeintlich die Fähigkeit eines Politikers dieses Problem zu lösen.“18 Framing beschäftigt sich also
mehr mit der Auswahl und Hervorhebung thematischer Informationen, Priming mit der Reaktion, die
vorangehende Informationen (Primes) auf bestimmte Zielreize (Targets) auslösen.19
Noch schwieriger ist es die kommunikationswissenschaftliche Begriffe ‘Frame‘ und
‘Einstellung‘ auseinanderzuhalten. Beide Theorien beschreiben kognitive, affektive und konative
Blickwinkel auf bestimmte Themen und Objekte.20 Andererseits geht es beim Einstellungskonzept
eher um Verhalten, die Individuen durch ihre Denkmuster entwickeln. Framing beschäftigt sich jedoch
verstärkt mit Selektionsmechanismen, die in den Medien und im eigenen Gedächtnis stattfinden.21
Sucht man nach weiteren theoretischen Bezügen, besitzt die Framing-Forschung auch große
Schnittstellen mit der philosophischen Schule des Konstruktivismus.22 Auch hier geht es um die
Konstruktion sozialer Wirklichkeit, die durch Selektion von Erfahrungen und der Etablierung von
Denkkategorien stattfindet. Indem wir die komplexen Informationen aus unserer Umwelt ‘rahmen‘,
konstruieren wir gleichzeitig unsere Alltagsrealität. Framing kann daher auch als ‘gemäßigter
konstruktivistischer Ansatz‘ verstanden werden.23
3.2 Entwicklung der Framing-Forschung
Der Ursprung des wissenschaftlichen ‘Frame‘ Begriffs geht auf den Psychiater Gregory Bateson
zurück, der hiermit 1972 psychologische Phänomene beschrieb: Nämlich die Exklusion und Inklusion
bestimmter Informationen in Nachrichten.24 Als interdisziplinärer Forschungsansatz entwickelte sich
das Framing-Konzept ab den 1970ern parallel in Disziplinen wie der Psychologie, Linguistik,
Politikwissenschaft, Soziologie und Ökonomie.25 Häufig wurden begriffliche Synonyme wie
‘Schema‘, ‘Skript‘ oder ‘Map‘ verwendet.26 Als die drei einflussreichsten Wurzeln möchte ich in aller
Kürze die soziologische, die psychologische und die kommunikationswissenschaftliche Geschichte der
16 Vgl. Bonfadelli / Friemel 2015, S. 196 17 Vgl. Kepplinger 2009, S. 670f 18 Kepplinger 2009, S. 690; vgl. ebenso Berkowitz / Roger 1986 und Price / Tewksbury 1997 19 Vgl. Rüter 2006, S. 287 und Matthes 2014, S. 29f 20 Vgl. Allport 1954 zitiert nach Erwin 2001, S. 5 21 Vgl. Dahinden 2006, S. 96f 22 Vgl. Van Gorp 2007 23 Vgl. Berger / Luckmann 1969, ebenso wie Dahinden 2006, S. 309 24 Vgl. Bateson 1972, ebenso wie Dahinden 2006, S. 29 25 Vgl. Jecker 2014, S. 24 und Dahinden 2006, S. 319 26 Vgl. Bonfadelli / Friemel 2015, S. 196f
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Framing-Forschung27 schildern.
Als Meilenstein in der Soziologie gilt die Frame Analysis (1974) von Erwin Goffman. Dieser
hatte den Frame-Begriff von Bateson übernommen um menschliches Verhalten im Alltag zu
erläutern.28 Nach Goffman sind Frames Definitionen von Situationen,29 die Ereignisse in
Sinnstrukturen wiedergeben. Ihre Funktion für den sozialen Akteur besteht darin, Situationen zu
erkennen und hieraus Verhalten und Handlungsanweisungen abzuleiten.30 Im Gegensatz zur
Kommunikationswissenschaft wurde der Frame-Begriff also nicht für die Massen- sondern die
Alltagskommunikation angewendet.31 Leider fehlt es Goffman noch an empirischen Zugängen.32
In der Kognitionspsychologie hat sich statt ‘Frame‘ der Begriff des ‘Schemas‘ durchgesetzt.
Das Konzept befasst sich weniger mit Phänomenen öffentlicher Kommunikation, sondern
Informationsverarbeitung, Wissenserwerb und Gedächtnisbildung auf der intrapsychischen Ebene.33
Die Unterschiede zwischen ‘Frame‘ und ‘Schema‘ sind nicht klar definiert. Während die einen beide
Begriffe synonym verstehen,34 betrachten andere Frames als Bündel von Schemata.35 Einigung
herrscht insoweit, dass geframte Medieninhalte von Rezipienten schemageleitet verarbeitet werden.36
Susan Fiske und Patricia Linville definieren den Begriff wie folgt:
„The schema concept refers to cognitive structures of organized prior knowledge, abstracted from experience with specific instances; schema guide the processing of new information and the retrieval of stored information.“37
Informationen bzw. Wissen über Ereignisse, Situationen und Objekte werden somit durch Schemata in
ein Netzwerk von Assoziationen eingegliedert. Man geht also davon aus, dass das Gedächtnis ähnlich
wie eine ‘kognitive Landkarte‘ aufgebaut ist38 bzw. Wissen in eine Art ‘flexibles Schubladensystem‘
eingeordnet wird.39 Konkrete Informationen werden innerhalb abstrakter Deutungsmuster gespeichert,
sodass Brosius Schemata auch als „Set von Attributen, Dimensionen und Slots [versteht], das Objekte
einer bestimmten Kategorie teilen.“40 Das Konzept liegt der Vorstellung zu Grunde, dass Menschen
aufgrund der immensen Informationsflut an Umweltreizen zur Komplexitätsreduktion neigen.
Schemas dienen also in erster Linie zur Informationsverarbeitung: Der einströmende Input wird
entweder in bereits vorhandene Wissenskomplexe eingegliedert (top-down Informationsverarbeitung)
oder zu neuen Schemata verknüpft (bottom-up), wodurch der komplexe Informationsfluss auf
27 Vgl. Matthes 2014, S. 24 28 Vgl. Dahinden 2006, S. 38 29 Vgl. Goffman 1974, S. 10 30 Vgl. Ebd., S. 21 31 Vgl. Dahinden 2006, S. 38 32 Vgl. Matthes 2014, S. 24 33 Vgl. Dahinden 2006, S. 92 34 Vgl. D’Angelo 2002 35 Vgl. Scheufele 2003 36 Vgl. Kepplinger 2009, S. 687f 37 Fiske / Linville 1980, S. 543 38 Vgl. Schulz 2009, S. 184 39 Vgl. Matthes 2014, S. 27, 29 40 Brosius 1991, S. 286, vgl. ebenso Bonfadelli / Friemel 2015, S. 197
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abstrakte Sinnzusammenhänge reduziert wird.41 Das Schema-Konzept erklärt somit, wie Menschen
ihrer Umwelt Sinn und Ordnung zuweisen, um sich in ihr zurechtzufinden.
Die Schema-Theorie wurde erst relativ spät in der empirischen Kommunikationswissenschaft
rezipiert, erfuhr aber dafür einen regelrechten Popularitätsboom.42 Doris Graber hatte das Konzept
1984 in die Wirkungsforschung übernommen und Untersuchungen zur Informationsverarbeitung
politischer Themen durchgeführt.43 Maßgeblich für den Erfolg war der Aufsatz Framing: Towards a
Clarification of a Fractured Paradigm (1993) von Robert Entman.44 Wegweisend waren ebenfalls die
Studien von Shanto Iyengar, der zwischen episodischen und thematischen Frames unterschied.45
Durch die kommunikationswissenschaftliche Rezeption der Schema-Theorie wurde das Framing-
Konzept erstmals auf Medieninhalte und (politische) Berichterstattung angewandt.46
Als Abschluss zur interdisziplinären Entwicklung der Framing-Forschung sei angemerkt, dass
das Konzept mittlerweile in weiteren Disziplinen wie der Informatik Fuß fassen konnte: So zielt die
KI-Forschung (Erforschung künstlicher Intelligenz) darauf ab, natürliche Intelligenz zu rekonstruieren.
Ein zentrales Problem hierbei ist jedoch, dass Computer Informationen nur rein logisch und nicht
schemaorientiert verarbeiten. Ein selbstlernender Computer müsste jedoch in der Lage sein, selbst
Schemas zu entwickeln und weiterzubilden, indem aus komplexen Umweltreizen abstrakte
Wissenszusammenhänge gebildet werden.47
3.3 Theoretische Grundlagen
Nach dieser Übersicht zentraler Fragestellungen und Entwicklungen, ist es wichtig sich mit den
allgemeinen Definitionen und Begrifflichkeiten der Framing-Forschung auseinanderzusetzen. Durch
welche theoretischen Überlegungen lassen sich Framing-Phänomene (insbesondere in der
Berichterstattung) erläutern? Vielleicht sollte an dieser Stelle betont werden, dass sowohl das
englische Wort ‘Frame‘ als auch die deutsche Übersetzung ‘(Deutungs-)Rahmen‘ im Grunde
Metaphern ausdrücken. Wie viele andere Bezeichnungen in der Publizistik wurden sie aus der
Alltagssprache transferiert in einen wissenschaftlichen Fachbegriff und sind nun nicht mehr mit ihrer
ursprünglichen Bedeutung identisch.48 Ebenso wenig haben die hier behandelten Frames etwas mit
dem Aufbau von Websites (Frame-Elemente) oder Filmstills (engl. ‘Frames‘) gemeinsam. Doch selbst
in der Publizistik herrscht ein heterogenes Begriffsverständnis. So basiert die Framing-Forschung
weniger auf einem kohärenten Theoriegebilde und vielmehr auf einem Netz theoretischer Aussagen.49
Während die einen Frames in Anlehnung an das Schema-Konzept als kognitive Strukturen, Deutungs-
41 Vgl. Matthes 2014, S. 27f 42 Vgl. Bonfadelli / Friemel 2015, S. 197 43 Vgl. Graber 1984, S. 174, ebenso wie Dahinden 2006, S. 91 und Kepplinger 2009, S. 688 44 Vgl. Entman 1993, ebenso wie Matthes 2014, S. 30 45 Vgl. Iyengar 1991 46 Vgl. Matthes 2014, S. 31ff 47 Vgl. Keil-Slawik 1990, ebenso wie Dahinden 2006, S. 36 48 Vgl. Dahinden 2006, S. 27 49 Vgl. Potthoff 2012, ebenso wie Matthes 2014, S. 10
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und Interpretationsmuster zur Informationsverarbeitung verstehen,50 sprechen andere von
Tiefenstrukturen, die Medientexten zu Grunde liegen.51 Eine der am häufigsten zitierten Definition, an
der ich mich ebenfalls orientiere, stammt von Robert Entman:
„To frame is to select some aspects of a perceived reality and make them more salient in communicating text, in such way as to promote a particular problem definition, causal interpretation, moral evaluation, and/or treatment recommendation for the item described.”52
Entman versteht Frames als Perspektiven und Blickwinkel auf politische Themen – Deutungsmuster,
die in allen Phasen der massenmedialen Kommunikation Informationen selektieren und
strukturieren.53 Die Definition von Entman konkretisiert den Begriff durch vier Frame Elemente:
Somit enthalten die Frames in Medientexten immer eine Problemdefinition, Ursachenzuschreibung,
moralische Bewertung und Handlungsempfehlung. Dies zeigt sich etwa anhand der Irankrieg-
Propaganda nach dem 11. September 2001: Die Anschläge (Ursachenzuschreibung) wurden aufs
schärfste verurteilt (moralische Bewertung) und galten als Grund für ein härteres Durchgreifen
(Handlungsempfehlung) gegenüber islamischer Terroristen (Problemdefinition).54 Je nachdem, ob in
Nachrichten alle vier Elemente eines Frames erkennbar sind oder nur indirekt Erwähnung finden, kann
von expliziten oder impliziten Frames gesprochen werden.55
Die Funktionen von Frames können unterschiedlich zusammengefasst werden: Michael
Schenk spricht etwa von der Exklusion und Inklusion von Interpretationen zu einem Thema.56
Matthias Potthoff meint stattdessen, dass Frames thematische Aspekte einschränken (Selektion),
hervorheben (Salienz) und zusammenhängend darstellen (Kohärenz).57 Doris Graber unterscheidet vier
Funktionen: Schemas bzw. Frames helfen dabei Informationen wahrzunehmen, zu strukturieren, zu
ergänzen und auf Handlungsmöglichkeiten zu verweisen.58 Außerdem betont Iyengar, dass Frames in
der Berichterstattung stets Verantwortungen zuschreiben.59 In seiner Habilitation zum Thema
Alltagsrationalität erklärt Brosius außerdem, dass Frames auch als Heuristiken fungieren: „Heuristiken
sind Entscheidungshilfen oder Faustregeln, die das Abwägen und Bewerten der vorliegenden
Information verkürzen.“60 Gerade in spontanen alltäglichen Entscheidungssituationen greifen
Menschen also auf Frames bzw. Schemata zurück, um Objekte, Personen oder Ereignisse zu
beurteilen.61 Dies erklärt mitunter die Bildung von Vorurteilen, die nicht logisch-rational sondern
schemaorientiert stattfindet.62
50 Vgl. Jecker 2014, S. 25f 51 Vgl. Bonfadelli / Friemel 2015, S. 198 52 Entman 1993, S. 52 53 Vgl. Matthes 2014, S. 12 und Dahinden 2006, S. 308 54 Vgl. Matthes 2014, S. 11 55 Vgl. Jecker 2014, S. 26, ebenso wie Matthes 2007, S. 138, 145 und 259 56 Vgl. Schenk 2002, S. 299 57 Vgl. Potthoff 2012, S. 19 58 Vgl. Graber 1984 59 Vgl. Iyengar 1992, S. 135f, ebenso wie Schenk 2002, S. 300 60 Brosius 1995, S. 107 61 Vgl. Bonfadelli / Friemel 2015, S. 202 und Schenk 2002, S. 485 62 Vgl. Brosius 2005, S. 141
8
Ebenso heterogen wie die Funktionen, gestaltet sich die Definition verschiedener Frame-
Typologien. Während Iyengar von episodischen und thematischen Frames spricht,63 unterscheidet die
Linguistik zwischen Situations- und Textschemata.64 Aufgrund der begrifflichen Vielfalt möchte ich
mich nur auf drei Frame-Unterteilungen beschränken.
Die erste bezieht sich auf das Verhältnis zwischen den Begriffen ‘Thema‘ und ‘Frame‘. Urs
Dahinden versteht Frames eher als langfristige Berichterstattungs- und Wahrnehmungsmuster, die sich
aufgrund ihrer metaphorischen Abstraktion auf verschiedene Themen anwenden lassen.65 Für Jörg
Matthes sind Frames allerdings themenspezifisch und konkret. Potthoff gelingt es beide Ansichten zu
verbinden, indem er zwischen themenabhängigen und -unabhängigen Frames unterscheidet.66
Weitere Frame-Typen, die besonders für die Analyse journalistischer Texte Anwendung
finden, sind Nachrichten-Frames. Sie dienen Journalisten als Arbeitsroutine, indem sie helfen,
Informationen über Nachrichtenereignisse zu identifizieren und kontextualisieren.67 Gleichzeitig
erleichtern sie die Kommunikation zwischen Journalist und Rezipient. Nachrichten-Frames erklären,
weshalb vermeintlich objektive Berichte niemals unabhängig von den thematischen Blickwinkeln der
Journalisten existieren können68 und verdeutlichen zugleich die Verantwortung der Journalisten
Themen nie ‘einseitig‘ darzustellen.
Die letzte Framekategorisierung bezieht sich auf den Aufsatz Framing as a Theory of Media
Effects (1999) von Dietram A. Scheufele. Hierin werden zwei Richtungen der Framing-Forschung
unterschieden: Studien, die sich eher mit Medien-Frames oder Rezipienten-Frames beschäftigen.69
Während man unter Medien-Frames bzw. textuellen Frames eher Tiefenstruktur in der
Berichterstattung versteht, begreift man unter Rezipienten-Frames bzw. kognitiven Frames „internal
structures of the mind“70 – also Tiefenstrukturen im Gedächtnis (vgl. Schema-Theorie).71 Je nach
Forschungsfrage können Medien- und Rezipienten-Frames als abhängige oder unabhängige Variable
untersucht werden.72 Die Wechselwirkung zwischen den beiden Begriffen unterscheidet Scheufele
über zwei Prozesse: Frame-Setting und Frame-Building. Unter Frame-Setting versteht er den Einfluss,
den Medien Frames auf Rezipienten-Frames besitzen – quasi die meinungsbildenden Prozesse, die
über Themenperspektivierung Auswirkung auf das individuelle Gedächtnis haben. Den umgekehrten
Prozess – den Einfluss der Rezipienten-Frames auf die Medien-Frames – bezeichnet er als Frame-
Building. Hierunter fällt der bereits erwähnte ‘Kampf um die Deutungshoheit‘: Gesellschaftliche
Akteure versuchen ihre Perspektiven zu gewissen Themen medial durchzusetzen.73 „Framing Effekte
63 Vgl. Iyengar 1991, S. 67 64 Vgl. Bonfadelli / Friemel 2015, S. 197 65 Vgl. Dahinden 2006, S. 87, 308 66 Vgl. Potthoff 2012, S. 20f 67 Vgl. Schenk 2002, S. 480 68 Vgl. Price / Tewksbury / Powers 1997, ebenso wie Matthes 2014, S. 15 69 Vgl. Scheufele 1999, S. 108ff 70 Kinder / Sanders 1990 71 Vgl. Potthoff 2012, S. 19, ebenso wie Bonfadelli / Friemel 2015, S. 198 und Schenk 2002, S. 480 72 Vgl. Scheufele 1999, S. 109 73 Vgl. Ebd.
9
basieren [somit] immer auf komplexen Interaktionen zwischen Medien-Frames, Rezipienten-Frames
und Kontextfaktoren.“74 Je nachdem welcher Aspekte innerhalb dieser Wechselwirkung untersucht
werden, müssen die unabhängigen und abhängigen Variablen verschieden gewählt werden.
3.4 Methodologie
Wie viele Ansätze in der Publizistik kämpft auch die Framing-Forschung mit dem Problem
Theoriebegriffe zu operationalisieren. Wie lassen sich theoretische Grundlagen methodologisch
übersetzen, um empirische Forschung betreiben zu können? Eine der größten Schwierigkeiten besteht
darin, dass es sich bei ‘Frames‘ um relativ abstrakte Objekte handelt, die sich schwer überprüfen
lassen.75 „[T]here is danger in this kind of lone-scholar analysis that the identification of a set of
possible frames can be arbitrary.“76 Es besteht die Gefahr, dass Wissenschaftler nur subjektive
Forscher-Frames analysieren – also nur die Frames, die sie aus dem Forschungsmaterial herauslesen
möchten. So mangelt es Framing-Studien häufig an eindeutigen Definitionen. Die
Identifikationskriterien bleiben unklar und fallen in eine methodologische ‘Black Box‘.77
Meta-Studien unterscheiden derzeit zwei verschiedene Arten der empirischen Framing-
Forschung: Die erste fokussiert sich auf Medien-Frames und ihre Entstehung (Frame-Building) und
versucht über analytische Verfahren Frames in Medientexten zu identifizieren. Die zweite ist
Rezipienten-Frame-orientiert und untersucht die verschiedenen Wirkungsprozesse, die ‘gerahmte‘
Medientexte auf Rezipienten ausüben (Frame-Setting).78 Da sich der Aufsatz von Matthes und
Kohring (Kapitel 4) mit ersterem beschäftigt, möchte ich den inhaltlichen Schwerpunkt auf die
Frame-Identifizierung legen:
In der Linguistik wird die Existenz von Frames über mehrdeutige Texte nachgewiesen. So
werden etwa die Sätze „Peter rief den Kellner. Er bestellt sich Wein.“ von den meisten Lesern so
verstanden, dass Peter den Wein bestellt. Das Schema ‘Restaurant‘ legt uns nahe, dass Peter als Gast
Getränke beordert und der Kellner diese Bestellungen entgegennimmt. Tatsächlich wird aus den
Sätzen nicht ersichtlich, wer von beiden nach Wein verlangt.79 Neben Interviews mit Medienakteuren
bildet die Inhaltsanalyse der Medienberichterstattung (engl. Content Analysis) derzeit die Grundlage
zur empirischen Frame-Identifikation.80 Auf dieser Basis wird zwischen verschiedenen Ansätzen
unterschieden: Während Dahinden drei nennt (induktiv-qualitativ, deduktiv-quantitativ und induktiv-
quantitativ), differenziert Matthes vier Methoden (qualitativ, manuell-holistisch, manuell-
dimensionsreduzierend, computerbasiert).81 Nachfolgend möchte ich die verschiedenen Frame-
Identifikationen kurz schildern:
74 Bonfadelli / Friemel 2015, S. 202 75 Vgl. Gamson 1989, S. 15 76 Tankard 2001, S. 98 77 Vgl. Matthes 2014, S. 38ff 78 Vgl. Dahinden 2006, S. 310, ebenso wie Matthes 2014, S. 36 79 Vgl. Bonfadelli / Friemel 2015, S. 198 80 Vgl. Matthes 2014, S. 37f 81 Vgl. Matthes / Kohring 2004
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Die am häufigsten anzutreffende Methode ist bislang die Induktiv-Qualtitative.82 Frames
werden quasi vom Forscher aus dem Medientext ‘herausgelesen‘. Das bietet zwar den Vorteil direkt
am Forschungsmaterial zu arbeiten. Allerdings basiert die Frame-Erfassung im Grunde auf der
subjektiven Vorstellung und der Intuition des Forschenden. Auf standardisierte Kriterien zur
Qualitätsbeurteilung der gefundenen Frames wird weitgehend verzichtet.83 Ähnlich verhält es sich mit
dem deduktiv-quantitativen Ansatz: Hierbei werden die zu untersuchenden Frames vordefiniert und
erst anschließend anhand der Medientexte überprüft. Selbstverständlich können bei diesem Verfahren
nur die Frames identifiziert werden, die vom Forschenden zuvor festgelegt wurden. Anderweitige
Frames können nicht empirisch überprüft werden.84
Mittlerweile haben sich auch zahlreiche induktiv-quantitative Methoden herausgebildet. Sie
versuchen anhand vordefinierter Kriterien Frames aus Medientexten herauszufiltern.
„Die Grundidee ist folgende: Wenn man ein Frame als bestimmtes, unverwechselbares Muster eines Textes versteht, das sich aus mehreren, von Journalisten selektiv ausgewählten und von Rezipienten beobachtbaren Elementen zusammensetzt, dann kann man dieses Muster auch empirisch bestimmen.“85
Hierunter zähle ich das von Matthes angesprochene manuell-holistische, manuell-
dimensionsreduzierende und computerbasierte Verfahren. Sie alle versuchen über (meist deduktiv
bestimmte Variablen) Identifikationskriterien festzulegen, über die sich eine unbestimmte Zahl von
Frames aus der jeweiligen Berichterstattung erfassen lässt. Diese vordefinierten Variablen für die
Inhaltsanalyse werden auch Kodierungsanweisungen genannt.86
Untersucht man Medientexte auf zuvor kodierte Framedefinitionen, spricht Matthes von der
manuell-holistischen Identifizierungsmethode.87 Sie besitzt den Vorteil einer schnellen Analyse,
gleicht jedoch sehr dem deduktiven Verfahren. Außerdem fallen die Kodierungen oftmals abstrakt aus
und erschweren damit klare Frame-Zuweisungen. Das manuell-dimensionsreduzierende Verfahren
geht stattdessen von der Entman’schen These aus, dass Frames aus vier Frame-Elemtenten bestehen.
Nicht die Frames werden kodiert, sondern konkretere Frame-Teile (wie Problemdefinition,
Ursachenzuschreibung, moralische Bewertung und Handlungsempfehlung).
„Zeigen sich bestimmte Muster von Variablenausprägungen über mehrere Texte und sind diese Muster interpretierbar, kann man die Frames benennen.“88
Somit wird das Identifikationsverfahren in zwei Teilschritte gegliedert: Im ersten werden vordefinierte
Frame-Elemente aus den jeweiligen Medientexten gefiltert. Im zweiten werden diese Elemente über
Cluster in Beziehung gesetzt und als Frames interpretiert. Vorteil dieser Methode liegt in der präzisen
Operationalisierung. Allerdings ist sie mit großem Zeitaufwand und statistischen Auswertungs-
82 Vgl. Dahinden 2006, S. 310 83 Vgl. Matthes 2014, S. 39 84 Vgl. Dahinden 2006, S. 311f 85 Matthes 2014, S. 42 86 Vgl. Dahinden 2006, S. 311f und Matthes 2014, S. 40f 87 Eine Beispieltabelle zur manuell-holistischen Frame-Analyse findet sich im Anhang, S. 25 88 Matthes 2014, S. 44
11
prozessen verbunden.89 Zu guter Letzt nutzt die computerbasierte Frame-Analyse eine Methode die
auch ‘Frame-Mapping‘ genannt wird. Hier liegt die Grundprämisse darin, dass sich Frames auch über
Wortgruppen erkennen lassen.90 Schlüsselbegriffe werden mit Hilfe von Computeralgorithmen in den
zu Medientexten ausgemacht und vernetzt (daher der Begriff ‘mapping‘). Problematisch an diesem
Verfahren bleibt, dass es sich bei den extrahierten Wortclustern häufig eher um Themenkomplexe statt
Frames handelt.91 Außerdem besitzen Wörter kontextabhängige Bedeutungen und können auch ohne
häufige Erwähnung in der Berichterstattung zentrale Hinweise auf Frames liefern.92
Empirische Studien zu Frame-Wirkungen beschäftigen sich mit der Frage, wie Medien-Frames
Rezipienten-Frames beeinflussen (Frame-Setting).93
„In zeitlicher Hinsicht wird vermutet, dass wenn ein Rezipient kumulativ mit konsonanten Medien-Frames konfrontiert wird, die Wahrscheinlichkeit steigen müsste, dass diese Frames Wirkungen auf die Einstellungen haben werden.“94
Somit werden Fragen aufgegriffen, die u.a. für die Erforschung politischer Kommunikation und die
Kampagnenforschung relevant sind.95 Die Frame-Wirkungsforschung unterscheidet nach Betram
Scheufele vier Typen von Frame-Effekten, die im Prozess des Frame-Settings auftreten können:
Entweder werden bestehende Rezipienten-Frames verändert (Schema-Transformation) oder die
Verknüpfungen bestehender Schemata. Frame-Setting kann außerdem zur Etablierung neuer Frames
führen oder (viertens) zu einer Verhaltensänderung der Rezipienten.96
Studien, die diese Effekte untersuchen, nutzen in der Regel das ‘klassische Methoden-
Repertoire‘ der Kommunikationswissenschaft: Qualitative Wirkungsstudien führen in der Regel
Leitfadeninterviews durch, Befragungsstudien benutzen Fragebögen in Kombination mit
Inhaltsanalysen. Ferner gibt es experimentelle Studien, die Frame-Wirkungen unter Laborbedingungen
nachweisen: Hierbei werden mindestens zwei Versuchsgruppen verschiedene Medientexte vorgeführt
und mögliche Störvariablen auf ein Minimum reduziert. Das Ziel besteht meist darin, über ermittelte
Einstellungs- oder Verhaltensänderungen der Testpersonen auf mögliche (lang- oder kurzfristige)
Framing-Effekte zu schließen.97
89 Vgl. Matthes 2014, S. 42ff, ebenso wie Kapitel 4.3 90 Vgl. Miller / Reichert 2001, S. 63 91 Vgl. Matthes 2014, S. 44f 92 Vgl. Hertog / McLeod 2001, S. 152 93 Vgl. Bonfadelli / Friemel 2015, S. 204 94 Matthes 2007, S. 105ff 95 Vgl. Bonfadelli / Friemel 2015, S. 201 96 Vgl. Scheufele 2003 97 Vgl. Matthes 2014, S. 46
12
3.5 Einflüsse der Framing-Forschung
Es würde den Rahmen dieser Hausarbeit sprengen auf sämtliche wegweisende Studien zu verweisen,
die bisher in der Framing-Forschung publiziert wurden. Aus diesem Grund beschränke ich mich auf
drei einflussreiche Beispiele, die Einblicke in die anwendungsbezogene Framing-Forschung liefern.
Beim ersten handelt es sich um eine Studie von Amos Tversky und Daniel Kahneman aus dem
Jahr 1981, die unter dem Stichwort ‘Asiatisches Krankheitsproblem‘ berühmt geworden ist. Die
Forscher belegten experimentell, dass Informationen, die in verschiedenen Kontexten (bzw. Frames)
gerahmt sind, zu unterschiedlichen Entscheidungen führen. Die Versuchsgruppen wurden mit einer
fiktiven Entscheidungssituation konfrontiert: Eine Seuche ist ausgebrochen und es drohen 600
Menschen zu sterben, wenn keine entsprechende Maßnahme ergriffen wird. Maßnahme A rettet 200
sicher das Leben, Maßnahme B zu einer Wahrscheinlichkeit von einem Drittel 600 Menschen zu zwei
Drittel keinen. Bei Maßnahme C werden 400 sicher sterben und im Falle von D wird zu einem Drittel
niemand sterben – zu zwei Drittel alle. Die ersten Versuchsgruppen mussten zwischen A und B, die
zweiten zwischen C und D wählen. Obwohl A identisch mit C und B identisch mit D ist, entschieden
sich die Testpersonen im AB-Dilemma zu 72 Prozent für A und die CD-Kandidaten zu 78 Prozent für
D. Tversky und Kahneman erklärten sich dieses Verhalten über die Existenz zweier Frames, die
Sachverhalte zwar logisch äquivalent jedoch sprachlich unterschiedlich einordnen:98 Ein Gain-Frame
(Gewinnperspektive) und ein Loss-Frame (Verlustperspektive).99 Hieraus entwickelten sie die
sogenannte ‘Prospect Theory‘.100 „Nach der Prospekt-Theorie verhalten sich Menschen bei
potenziellen Gewinnen risikoversiv [indem sie statt B Maßnahme A wählen] und bei potentiellen
Verlusten risikosuchend [indem sie sich statt C für D entscheiden].“101 Die Prospekt-Theorie findet
u.a. Anwendung in Gesundheitskampagnen. So besagt sie, dass bei Werbung von Medikamenten zu
risikoarmen Krankheiten eher Gain-Frames Anwendung finden (Darstellung der positiven Folgen nach
der Einnahme). Bei Medikamenten zu risikoreichen bzw. letalen Krankheiten nutzt man hingegen
Loss-Frames(, die die Konsequenz der Einnahmeverweigerung verdeutlichen).102
Als zweites Beispiel möchte ich als Student der Johannes Gutenberg-Universität auf einen
Mainzer Beitrag zur Framing-Forschung verweisen. Immerhin haben bedeutende Frame-Theoretiker
wie Dietram Scheufele am Institut für Publizistik studiert.103 Eine entscheidende Forschungsarbeit zur
Weiterentwicklung des Framing-Konzeptes stammt von Hans-Bernd Brosius und Peter Eps. Sie
konnten nachweisen, dass sich die Themenauswahl bei außergewöhnlichen Nachrichten-Ereignissen
(wie dem Reaktorunfall von Tschernobyl, dem 11. September oder Tsunami-Katastrophen) nicht mehr
über die Nachrichtenwert-Theorie erklären lässt. Stattdessen werden diese ‘Schlüsselereignisse‘ je
nach Phase der Berichterstattung unterschiedlich kontextualisiert bzw. ‘geframet‘: In der ersten Phase 98 Vgl. Matthes 2014, S. 25ff 99 Vgl. Bonfadelli / Friemel 2015, S. 205 100 Vgl. Tversky / Kahneman 1981 101 Matthes 2014, S. 26 102 Vgl. Bonfadelli / Friemel 2015, S. 205ff 103 Vgl. Matthes 2014, S. 16
13
werden Informationen zum eigentlichen Geschehen sowie Ursachen in den Fokus gerückt. Schließlich
folgt eine historische Rahmung, indem Bezüge zur vergangenen Ereignissen hergestellt werden. In
einer dritten Welle folgen medialisierte Ereignisse (Politiker-Statements, Talkshows), bis das Thema
schließlich in einer Lawine aus Pseudo-Ereignissen (weitere Pressekonferenzen, Appelle) verebbt.104
Drittens möchte ich auf den Einfluss von Framing im praktischen Journalismus eingehen: Der
Ansatz verdeutlich vor allem wie sehr Medieninhalte durch gesellschaftliche Akteure gerahmt werden.
Gerade was den Prozess des Nachrichten-Frame-Buildings betrifft, kommt dem einzelnen Journalisten
eine entscheidende Rolle zu. Schließlich entspricht das Filtern und Aufbereiten von Informationen
einem Großteil der täglichen Arbeit.105 Zuschauer und Leser rezipieren Nachrichten, um sich über
komplexe Themen Orientierung zu verschaffen (Kontroll-Motiv). Medien-Frames, die von
Journalisten gebraucht werden, tragen daher entscheidend zur Bewertung von Ereignissen und
Sachverhalten bei.106 Somit ist es für Journalisten umso wichtiger, Themen nicht ‘einseitig-gerahmt‘
zu vermitteln. Ein zweiter Imperativ für die journalistische Berufspraxis ergibt sich aus dem
Bewusstsein der Frame-Setting-Prozesse: Rezipienten verarbeiten Nachrichten stets schemagesteuert.
Ein bewussterer Umgang mit der Informationsverarbeitung, kann dabei helfen Medientexte zu
formulieren, die effektiver im Gedächtnis haften bleiben.107 In jedem Fall appelliert die Framing-
Theorie für einen verantwortungsbewussteren Umgang mit Nachrichten- und Zuschauer-Perspektiven.
3.6 Kritik und Zukunftsaussichten
Wie lässt sich die Framing-Forschung nach derzeitigem Stand einschätzen? Wie lassen sich ihre
Grundlagen, Methoden und Erkenntnisse bewerten und welche Zukunftsaussichten könnte man
aufstellen? Um diesen kleinen Streifzug durch die Framing-Forschung abzurunden, möchte ich zum
Schluss nochmal Vor- und Nachteile des Ansatzes veranschaulichen, die wissenschaftliche Qualität
der Theorie überprüfen und Zukunftsprognosen diskutieren.
Das Potenzial des Framing-Ansatzes zeigt sich vor allem in seiner breiten Anwendbarkeit für
qualitative und quantitative Studien. Die Theorie ermöglicht in der Kommunikationswissenschaft
nicht nur eine umfangreiches Verständnis massenmedialer Prozesse108 und damit unterschiedliche
Teilbereiche der Wirkungsforschung zu verbinden (Brückenkonzept) – auch in anderen Disziplinen
wie der Psychologie, Linguistik, Informatik, Soziologie, Politikwissenschaft und Ökonomie hilft sie
zur Erläuterung verschiedenster Phänomene. Ferner stellt der Framing-Ansatz die
Informationsverarbeitung von Rezipienten nicht als passiven Selektionsprozess dar, sondern als
Mechanismus aktiver Sinnkonstruktion.109 Die interdisziplinäre Anwendung der Theorie führt
gleichzeitig zu einigen Nachteilen: So mangelt es nach wie vor an Integration und Kumulation
104 Vgl. Brosius / Eps 1993, 1995 und Brosius 2005, S. 235f 105 Vgl. Schenk 2002, S. 488 und Dahinden 2006, S. 20 106 Vgl. Donsbach 2009, S. 127 107 Vgl. Schenk 2002, S. 304 108 Vgl. Dahinden 2006, S. 19 109 Vgl. Bonfadelli / Friemel 2015, S. 200
14
verschiedener Forschungserkenntnisse.110 Häufig vernachlässigen Studien explizite Frame-
Definitionen, sodass auf Ebene der Theorie und Terminologie verschiedenste Ansichten
koexistieren.111 Die unklaren Definitionen erschweren zugleich die empirische Überprüfung, sodass
ein großer Reflexionsbedarf der Methoden verschiedener Studien notwendig ist, um ihren
wissenschaftlichen Gehalt zu überprüfen. Kritiker betonen außerdem, dass sich das Konzept nur
geringfügig von der Agenda-Setting, Priming und Einstellungs-Theorie unterscheidet. Außerdem
bleibe unklar, welche Einflüsse Medien-Frames auf Rezipienten-Frames bzw. umgekehrt ausüben.112
Ein Großteil aktueller Studien zur Framewirkung beschäftigt sich überwiegend mit dem Frame-
Setting-Prozess, sodass stimulus- im Gegensatz zu rezipientenorientierten Perspektiven dominieren.113
Robert Entman warf in seinem Aufsatz 1993 mitunter die Frage auf, welche Bedeutung der
Framing-Ansatz für die Kommunikationswissenschaft besitzt. Er selbst sprach von einem Paradigma,
sodass bis heute darüber diskutiert wird, ob es sich beim Framing um eine einflussreiche Theorie
handelt oder eher um eine Metatheorie, die zu einem grundlegenden Neuverständnis
kommunikationswissenschaftlicher Phänomene geführt hat.114 Bislang gab es noch keinen
nennenswerten Paradigmenwechsel, der von der Sozial- und Kommunikationswissenschaft ausging,
sodass die Existenz eine immense Bedeutung für die Fachgeschichte darstellen würde.115 Der
Paradigma-Begriff geht auf Thomas S. Kuhn zurück, der mitunter Bedeutungsmaßstäbe für
wissenschaftliche Theorien formulierte. Kuhn gab fünf qualitative Werte an, mit denen sich der Gehalt
wissenschaftlicher Theorien bewerten lässt: Tatsachenkonformität (empirischer Gehalt),
Widerspruchsfreiheit in Bezug auf bereits etablierte Theorien), Reichweite (der zu erklärenden
Phänomene), Einfachheit (um komplexe Sachverhalte zu ordnen) und Fruchtbarkeit (bezüglich neuer
Forschungserkenntnisse).116 Anhand dieser Kriterien betrachtet Dahinden den Framing-Ansatz als
widerspruchsfrei bezüglich verwandter Theorien (Agenda, Priming, Einstellung), fruchtbar in
Relation zur Anzahl bisheriger Publikationen und weitreichend, was die Bandbreite zu erklärender
Phänomene betrifft. Allerdings sei das heterogene Begriffsverständnis alles andere als einfach. Auch
was empirische Identifikationskriterien betrifft, gibt sich die Framing-Forschung nicht immer
tatsachenkonform.117
Daher ist es wohl verfrüht von einem Paradigma zu sprechen. Außerdem vermuten viele
Wissenschaftler, dass die Framing- und Schema-Forschung bislang nicht ihren Höhepunkt erreicht
hat.118 Ob Framing demnach als ‘wissenschaftliche Modeerscheinung‘ verkümmern wird oder den
110 Vgl. Dahinden 2006, S. 21 111 Vgl. Ebd., S. 21 112 Vgl. Bonfadelli / Friemel 2015, S. 200, 204 113 Vgl. Matthes 2007 114 Vgl. Entman 1993 115 Vgl. Potthoff 2012, S. 79f 116 Vgl. Kuhn 1977, S. 422f 117 Vgl. Dahinden 2006, S. 317f 118 Vgl. Van Gorp 2001, S. 27, ebenso wie Fiske / Linville 1980, S. 553
15
Stellenwert einer Metatheorie erlangt, hängt vor allem von der Verständigung auf gemeinsame
theoretische und methodische Grundlagen ab.119
„Ohne harten Kern, also ohne Konsens, was genau ein Frame ist, greift das Integrationspotenzial des Ansatzes ins Leere. […] [Ansonsten] haben wir das Problem, dass die verschiedenen Arbeiten innerhalb eines Framing-‘Paradigmas‘ nicht mehr das Gleiche untersuchen, sondern sich nur der Worthülse ‘Frame‘ bzw. ‘Framing‘ bedienen. Unterscheiden sich Studien in ihrer Grundauffassung von Frames, so unterscheiden sie sich auch in ihrem harten Kern.“120
Allerdings erscheint es zum jetzigen Zeitpunkt utopisch, das expandierende Netz wissenschaftlicher
Arbeiten auf eine gemeinsame Basis herunterzubrechen.
4. Aufsatz: The Content Analysis of Media Frames: Towards Improving Reliability and Validity
4.1 Begründung der Auswahl
Nach diesem allgemeinen Überblick möchte ich nun einen exemplarischen Einblick in die Framing-
Forschung liefern. Die nachfolgenden drei Kapitel beschäftigen sich mit dem Aufsatz The Content
Analysis of Media Frames: Towards Improving Reliability and Validity. Er erschien im Jahr 2008 im
Journal of Communication und wurde von Matthias Kohring (Universität Münster) und Jörg Matthes
(Universität Wien) verfasst.121 Ich habe mich aus mehreren Gründen für diesen Aufsatz entschieden:
Zunächst war es mir wichtig, eine empirische Studie zu finden, die noch weitgehend aktuell (also nicht
älter als zehn Jahre) ist. Außerdem gilt Jörg Matthes als einer der führenden Framing-Forscher im
deutschsprachigen Raum, der in zahlreichen kommunikationswissenschaftlichen Arbeiten zu Framing
erwähnt wird. Zudem versucht der Aufsatz ein Problem zu lösen, mit dem die empirische
Wirkungsforschung seit jeher zu kämpfen hat: Der Operationalisierung abstrakter theoretischer
Begriffe (wie zum Beispiel ‘Frame‘). Matthes und Kohring befassen sich intensiv mit der in Kapitel
3.4 angesprochenen Problematik der Frame-Identifikation. Ihr vorgestelltes manuell-
dimensionsreduzierendes Verfahren betrachte ich als wertvollen, innovativen Beitrag zur
methodologischen Weiterentwicklung innerhalb der Framing-Forschung. Außerdem veranschaulicht
die Studie, wie die Selbstreflexion empirischer Methoden zur Herausbildung neuer
Erkenntniswerkzeuge führen kann. Vermutlich ist das auch ein Grund, weshalb der Aufsatz von der
Communication Theory & Methodology Devision mit einem Preis nominiert wurde.122
119 Vgl. Dahinden 2006, S. 320f 120 Matthes 2014, S. 88 121 Der vollständige Aufsatz wurde im Anhang beigefügt. 122 Vgl. Matthes / Kohring 2008, S. 276
16
4.2 Aufbau des Aufsatzes und Vorgehen der Studie
Bereits der Titel der Arbeit verweist auf die Forschungsleistung, die sie erbringen möchte: Nämlich
die Reliabilität und Validität in der Framing-Forschung zu verbessern. Reliabilität (Zuverlässigkeit)
umfasst die Genauigkeit wissenschaftlicher Messungen. Sie bietet die Voraussetzungen für die
Validität, sprich: Die Gültigkeit von Annahmen, die sich aus den Messungen schlussfolgern lassen.
Beide gelten zusammen mit der Objektivität als drei Wertmaßstäbe zuverlässiger empirischer
Forschung. Um den Inhalt des Aufsatzes nicht nur wiederzugeben, möchte ich ihn zunächst über seine
Fragestellung innerhalb der Framing-Forschung einordnen, auf Problemdefinitionen, Thesen und
Lösungsvorschläge eingehen und den formalen Aufbau skizzieren.
Wie bereits im Kapitel 3.4 angesprochen, lässt sich die empirische Framing-Forschung in zwei
Richtungen unterteilen: Fragestellungen zur Frame-Wirkung und zur Frame-Identifikation. Bei der
vorliegenden Studie haben wir es also mit Letzterem zu tun. Hier geht es jedoch weniger um die
identifizierten Frames selbst, sondern Methoden zu ihrer Ermittlung. Der Aufsatz ist Teil einer Reihe
von Forschungsarbeiten, die von Matthes und Kohring zu diesem Schwerpunkt durchgeführt
wurden.123 Über die Veröffentlichung in der Fachzeitschrift Journal of Communication zielten die
beiden deutschsprachigen Forscher darauf ab, ihren manuell-dimensionsreduzierenden Ansatz
international publik zu machen. Bereits 2002 hatten sie Medienframes zum Thema Gentechnologie
untersucht – ebenfalls über zwei Phasen (damals 1992 – 1996 und 1997 – 1999) und unter
Verwendung identischer Methoden. Nur wurden in der 2008-Studie nicht Zeitungsartikel aus der faz,
taz und dem Spiegel sondern der New York Times ausgewertet.124
Mit ihren Untersuchungen greifen sie die Kritik von Hertog, McLeod, Tankard, Gamson und
Van Gorp auf.125 Diese kritisieren, dass es sich bei Frames um relativ abstrakte Begriffe handelt, die
schwer zu operationalisieren sind (Problem der Reliabilität). Insbesondere bei qualitativen Studien
werden Frame-Kodierungen unterschlagen (methodologische Black Box), sodass Gefahr besteht,
keine Medien-Frames sondern subjektive ‘Forscher-Frames‘ zu extrahieren.126 Als Lösungsvorschlag
dieser mangelnden ‘Reliabilität und Validität‘ entwickelten Matthes und Kohring eine neue Methode,
die Matthes 2014 als ‘manuell-dimensionsreduzierendes Verfahren‘ bezeichnet. Grundsätzlich basiert
sie auf einer Methode der Inhaltsanalyse, die hierarchische Cluster in Medientexten ermittelt.
Gleichzeitig bildet das Verfahren eine Synthese aus dem manuell-holistischen und dem
computerbasierten Ansatz.127 Die Grundprämisse lautet, dass abstrakte Frames aus konkreten Frame-
Elementen bestehen. Diese werden als Variablen zur Kodierung festlegt, die es ermöglichen Frames
induktiv-quantitativ in Medientexten zu identifizieren. Als größten Vorteil betrachten Kohring und
Matthes, dass sich dadurch unbekannte Frames oder Frame-Veränderungen innerhalb der
123 Vgl. Matthes / Kohring 2002 und 2004 124 Vgl. Matthes / Kohring 2002, ebenso wie Dahinden 2006, S. 122ff 125 Vgl. Hertog / McLeod 2001, Tankard 2001, Gamson 1989 und Van Gorp 2001 126 Vgl. Kapitel 3.4, S. 9 – 11 127 Vgl. Matthes / Kohring 2008, S. 269, 275
17
Berichterstattung nachweisen lassen.128
Der Artikels folgt dem grundlegenden Aufbau publizistischer Aufsätze. Das wissenschaftliche
Vorgehen und die eigentlichen Ergebnisse werden in einer Art ‘Sechs-Akt-Struktur‘ wiedergegeben:
Ausgehend von der Einleitung, die auf das zu behandelnde Forschungsproblem und die
Lösungsansätze verweisen, folgt eine Übersicht über das Forschungsfeld (bisherige Methoden zur
Frame-Identifikation), gefolgt von grundlegenden theoretischen Vorüberlegungen, die die Basis für
das Methodische Vorgehen liefern. Abschließend werden die Ergebnisse der extrahierten
Informationen interpretiert und zur Diskussion für zukünftige Forschungen angeregt. Neben dieser
Strukturierung auf der Makroebene folgen die einzelnen Kapitel auf der Mikroebene ebenfalls klaren
kausalen Mustern.
Der Abstrakt zu Beginn fungiert als Übersicht und wurde außerdem im Anhang in fünf
Sprachen übersetzt. Auf Stichworte bzw. Schlüsselbegriffe, die zur Einordnung, Archivierung oder für
Suchmaschinen dienen, wird verzichtet. Die Einleitung verortet den Text im Kontext der Framing-
Forschung, definiert die bereits genannte Problematik, legt die Zielsetzung fest und gibt die
Gliederung des Aufsatzes wieder.
In der anschließenden Kontextverortung werden fünf empirische Vorgehensweisen zur Frame-
Identifikation geschildert und jeweils Vor- und Nachteile aufgelistet. Der Hermeneutic Approach kann
synonym verstanden werden mit dem im Kapitel 3.4 besprochenen induktiv-qualitativen Vorgehen.
Ebenfalls erwähnt wird die manuell-holistische, die deduktiv-quantitative Methode und Millers
Frame-Mapping (Computer-Assisted Approach).129 Der einzige Unterschied zur Methoden-Typologie
in Kapitel 3.4 ist der Linguistic Approach. Er geht ebenfalls wie das computerbasierte Verfahren
davon aus, dass Wortgruppen in Medientexten als Indikatoren für Frames dienen können. Die Analyse
erfolgt hier ‘von Hand‘ und nicht über Computeralgorithmen.130
Auf dieser Basis formulieren Matthes und Kohring ihre manuell-dimensionsreduzierende
Methode. Die Operationalisierung erfolgt ausgehend von Robert Entmans Frame-Definition (1993).
Die abgeleiteten vier Frame-Elemente (Problemdefinition, Ursachenzuschreibung, Bewertung und
Handlungsanweisung) werden definiert und in einzelne Variablen ausdifferenziert (Topic, Actor,
Benefit and Risk Attribution, Moral Benefits and Risks, Positive and Negative Judgment).131 Tauchen
bestimmte Variablen in unterschiedlichen Medientexten als gemeinsame Cluster auf, kann hieraus auf
ein Frame geschlossen werden.
Im Abschnitt Methodologie (Kapitel: ‘The framing of biotechnology‘ und ‘method‘) wird
versucht diese grundlagenorientierte Überlegung in die anwendungsbezogene Forschungspraxis zu
überführen. Ausgangsmaterial bilden Artikel aus der New York Times zum Thema Gentechnologie.
Diese wurden in zwei zeitliche Phasen unterteilt: Von 1992 bis 1996 und von 1997 bis 2001. Der
128 Vgl. Matthes / Kohring 2008, S. 264f 129 Vgl. Miller 2001 130 Vgl. Matthes / Kohring 2008, S. 260f 131 Vgl. Ebd., S. 264, 267
18
Februar 1997 wurde als ‘Bruch in der Berichterstattung‘ definiert. Hier gelang es Schottischen
Wissenschaftlern erstmals ein Schaf zu klonen (Dolly). Anhand dieses Schlüsselereignisses
postulieren die beiden Wissenschaftler eine veränderte Berichterstattung und Medien-Wirkung
(Hypothese). Ihre Untersuchung verfolgt daher drei Ziele. Erstens: Eine überschaubare Anzahl von
Medien-Frames in dem angegebenen Material zu identifizieren. Zweitens: Über die beiden Perioden
Veränderungen im Frame-Building-Prozess nachzuweisen. Und Drittens (als übergeordnetes Ziel):
Den Gehalt der eigenen Methode exemplarisch zu bestätigen.132 Das Forschungsmaterial stammt aus
dem internationalen Recherche-Netzwerk Life Licenses in European Society: Towards the 21st
Century. Jeweils 100 Artikel pro Jahr wurden über die Stichworte ‘biotech‘, ‘genetic‘, ‘genome‘ und
‘DNA‘ zusammengetragen.133 Zwei unabhängige Kodierer werteten das Material aus. Besonders
interessant ist die Zusammenstellung der Kodierungsanweisungen.134 So wurden die themenbezogenen
Frame-Variablen deduktiv ermittelt. Sie stützen sich weitgehend auf „earlier codebooks about
biotechnology“,135 von denen Matthes und Kohring ‘glauben‘, dass sie die gesamte Debatte über
Gentechnologie zuverlässig abbilden. Zur besseren Interpretierbarkeit wurden die Variablen auf ein
Minimum reduziert: Aus ursprünglich 39 ‘Topics‘ wurden neun und aus 41 ‘Actors‘ wurden vier.
Ferner wurde die Messgenauigkeit (Reliabilität) dieser ausgewählten Variablen an exemplarischen
Texten überprüft. Matthes und Kohring gehen davon aus, dass diese vordefinierten Frame-Elemente
über die Jahre 1992 bis 2001 unverändert blieben.136
Im Abschnitt Results zeigt sich das Problem, die mögliche Zahl an extrahierten Clustern auf
ein interpretierbares Maß zu beschränken. In der Periode 1992 bis 1996 entschied man sich für drei,
im Zeitraum 1997 bis 2001 für sechs Cluster (und somit Frames). Anhand der Tabellen dieser
Clusteranalysen137 lässt sich über die dominanten Variablen das jeweilige Frame interpretieren. In der
ersten Periode analysierten die beiden die Frames Economic Prospect (Betonung der wirtschaftlichen
Chancen), Genetic Identity (Betonung der politischen Regulierung der neuen Technologie) und
Research Benefits (Betonung der innovativen Möglichkeiten). Für die zweite Periode wurden diese
drei Frames ebenfalls identifiziert – nur haben sie sich ausdifferenziert bzw. hat sich das Verhältnis
ihres Auftretens verändert. Somit sei Economic Prospects wesentlich seltener aufgetreten. Hinzu
kommen drei neue Frames: Biomedical Prospects (Betonung der biomedizinischen Chancen),
Biomedical Research (Betonung der innovativen Möglichkeiten in der Biomedizin) und Agri-Food
(Betonung der Vor- und Nachteile von genmanipulierten Lebensmitteln). Besonders bei Letzterem sei
zum ersten Mal ein Frame aufgetreten, das die Gentechnologie-Thematik negativ rahmen würde. Das
Fazit der Untersuchung ergibt somit eine wesentliche Ausdifferenzierung der Frames in der zweiten
132 Vgl. Matthes / Kohring 2008, S. 265 133 Vgl. Ebd., S. 266 134 Vgl. Tabelle in Ebd., S. 267 135 Ebd., S. 266 136 Vgl. Ebd., S. 268f 137 Vgl. Ebd., S. 270, 272f
19
Phase.138 Interessant ist, dass Matthes und Kohring in ihrer Untersuchung der faz, taz und Spiegel-
Artikel (2002) nahezu identische Frames extrahierten.139
Unter Discussions betonen die Framing-Forscher erneut die Vor- und Nachteile ihrer
Methode. Durch die Ausdifferenzierung der Frames in verschiedene Variablen konnte die Reliabilität
deutlich verbessert und das Auftreten von ‘Forscher Frames‘ verringert werden. Im Gegensatz zum
rein computerbasierten Verfahren wird betont, dass es menschlichen Kodierern möglich ist Subtexte
und Konnotationen zu erkennen.140 Die Selbstkritik des Aufsatzes beschränkt sich hauptsächlich auf
die Anwendbarkeit der Methode. So ist das Verfahren bisher auf Zeitungsartikel beschränkt und über
die komplexe Auswertung verschiedenster Variablen mit einem hohen Aufwand verbunden.141 Auf
eine selbstreflexive Darstellung der eigenen theoretischen Grundlagen und des statistischen Vorgehens
wird verzichtet.
4.3 Bewertung der Untersuchung
Wie lässt sich das Vorgehen von Matthes und Kohring bewerten? Provokant ließe sich behaupten, es
geht beiden Forschern neben der Publikation neuer Erkenntnisse um die Vermarktung einer als
‘innovativ‘ gerahmten Methode. Man könnte meinen: Die Frames im Discussion-Kapitel grenzen
wesentliche Kritikpunkte aus, die ich an dieser Stelle nachholen möchte: Meine Kritik fokussiert sich
dabei auf vier verschiedene Aspekte: Die theoretischen Grundlagen, die Methodologie, die statistische
Auswertung und die Anwendbarkeit des aufgestellten Verfahrens.
Selbstverständlich führt bei der der Operationalisierung kein Weg daran vorbei, Frames in
empirisch-messbare Indikatoren zu übersetzen. Ob dies bestimmte Wortgruppen sind oder abstrakte
Elemente bleibt der jeweiligen Frame-Definition überlassen. Die von Kohring und Matthes
aufgestellte Methode eignet sich insbesondere zur Erfassung themenabhängiger Frames. Bei ihren
analysierten Frames scheint es sich überwiegend um Unterthemen zu handeln (wie genmanipulierte
Lebensmittel oder Biomedizin), die innerhalb des übergeordneten Themas (Gentechnologie) mal mehr
oder weniger hervorgehoben werden. Allerdings können Frames Themen auch in metaphorische
Kontexte stellen: Gentechnologie könnte etwa als ‘Heiliger Gral‘ gerahmt werden oder als
‘Wissenschaftliche Hybris‘ (vgl. Frankenstein-Metapher). Derartige themenunabhängige Frames
lassen sich jedoch keineswegs über die manuell-dimensionsreduzierende Methode ermitteln.
Weitere Schwierigkeiten werden bei näherer Betrachtung der Methodik deutlich: Natürlich ist
das Verfahren transparenter und damit nachvollziehbarer als vergleichsweise qualitative Studien.
Dennoch wurde das Problem subjektiver Festlegungen im Grunde von den Frames auf die Frame-
Elemente verlagert. „Input-Variablen [werden] in aller Regel deduktiv festgelegt, womit der Offenheit
138 Vgl. Matthes / Kohring 2008, S. 269ff 139 Vgl. Frame Tabelle im Anhang, ebenso wie Matthes / Kohring 2002, S. 148 – 151, Dahinden 2006, S. 122ff 140 Vgl. Matthes / Kohring 2008, S. 275 141 Vgl. Ebd., S. 276
20
systematisch Grenzen gesetzt sind.“142 Somit besteht immer die Gefahr, dass bestimmte Frame-
Elemente gar nicht erst erfasst werden.143 Matthes und Kohring geben zu, dass sie sich aus Gründen
der Übersicht und Interpretierbarkeit auf bestimmte Variablen beschränken mussten.144 Unklarheit
besteht ebenfalls über die verwendeten ‘Codebooks‘ auf die man sich zur Festlegung der Frame-
Variablen stützt.145 Es bleibt anzuzweifeln, dass von 1992 bis 2001 die Frame-Variablen konstant
blieben und Frames hingegen variierten. Als Grund, weshalb man sich in der ersten Phase für drei und
in der zweiten für sechs Cluster entschieden hat, wird ebenfalls nur die ‘Interpretierbarkeit der
Messergebnisse‘ genannt.146 In Anbetracht der nahezu identischen Frames mit der 2002-Studie liegt
der Verdacht nahe, dass die Forscher die Clusterkategorien explizit auswählten, um sich in ihren
früheren Messungen nicht zu widersprechen. Als Fazit bleibt es daher anzuzweifeln, ob es zu einer
Ausdifferenzierung der Gentechnologie-Frames kam.147 Erstens basiert die Feststellung einzig auf der
Kategorisierung der Messergebnisse (die Forscher hätten genauso gut nur drei Cluster in der zweiten
Phase auswerten können). Zweitens ist die Unterteilung in zwei Phasen durch das Schlüsseljahr 1997
ebenfalls vordefiniert. Es ist empirisch nicht nachgewiesen, ob es in diesem Jahr tatsächlich zu einer
massiven Veränderung innerhalb der Berichterstattung kam.
Statistisch gesehen lässt sich der Gehalt der Messungen ebenfalls über die gewählte
Stichprobe überprüfen. Mit 100 Artikeln pro Messungsjahr fällt diese relativ hoch aus. Allerdings
sollte vor Augen geführt werden, dass die Vorauswahl über eine Suchmaschine mit lediglich vier
Stichworten stattfand. Gut möglich, dass bedeutsame Artikel zur Gentechnologie vorweg ausschieden,
die diese Schlüsselbegriffe nicht enthalten. Dadurch, dass die Artikel ausschließlich aus der New York
Times stammen, ist die Stichprobe auch nicht repräsentativ für die gesamte amerikanische
Berichterstattung. Zeitungen sind immer politisch geprägt und verwenden dementsprechend bestimmte
Frames weniger oder häufiger. Über die streitbare Klassifizierung der Frames durch 28 Variablen
wurde bereits ausführlich diskutiert. Die Auswahl der Variablen bleibt überwiegend unklar: Weshalb
wurden etwa dem Frame-Element Handlungsanweisungen die Kategorien Negative und Positive
Beurteilung zugewiesen? Immerhin handelt es sich bei einer Anweisung (Imperativ) weniger um eine
Bewertung.148 Auch die Standardabweichungen der dominanten Variablen innerhalb der ermittelten
hierarchischen Cluster-Tabellen fallen erstaunlich hoch aus. Allein für das Economic-Prospect-Frame
in der ersten Messperiode liegen die Abweichungen zum Durchschnittswert der dominanten Variablen
wie Topic: Economics bei 0.41, für Benefits: Business actors bei 0.44, für Economic benefits bei 0.49
und für Positive Judgment bei 0.46.149 Diese Abweichungen werden in der Korrelationsanalyse nicht
weiter angesprochen. Auch die Varianz der Messergebnisse wird lediglich durch einen zweiten
142 Vgl. Dahinden 2006, S. 312 143 Vgl. Ebd., S. 125 144 Vgl. Matthes / Kohring 2008, S. 275 145 Vgl. Ebd., S. 266 146 Vgl. Ebd., S. 271 147 Vgl. Ebd., S. 274 148 Vgl. Ebd., S. 268 149 Vgl. Ebd., S. 270
21
Kodierer überprüft. Um Messfehler zu mindern, wäre es vielleicht ratsam gewesen, eine zweite
Referenz-Stichprobe für dieselben Messperioden durchzuführen. Fehlerquellen würden außerdem
durch zusätzliche Kodierer verringert werden.
Abschließend sei nochmal auf die Anwendbarkeit der Methode verwiesen: Über die
Festlegung auf bestimmte Variablen, manuelle Kodierung und statistische Clusterauswertungen bleibt
das Verfahren relativ komplex und arbeitsintensiv. Erweitert man die Inhaltsanalyse auf audiovisuelle
Beiträge, dürfte die Erfassung eindeutiger Frame-Variablen noch schwieriger ausfallen. Die Frame-
Indikatoren müssen zusätzlich auf mehreren Wahrnehmungsebenen (visuell und auditiv) festgestellt
werden. Außerdem lässt sich das Verfahren nicht auf beliebig große Stichproben anwenden. „The
unreliability of manual coding will always remain a problem.“150 Eine weitere Schwierigkeit bleibt
nach wie vor, die komplexen Messergebnisse auf eine überschaubare Zahl an interpretierbaren
Clustern zu reduzieren. Hierfür gibt es keine standardisierten Kriterien – die Interpretation der
Messergebnisse bleibt einzig dem Forscher überlassen.
Fest steht also: Das Verfahren von Matthes und Kohring ist zweifelsohne ein Schritt, um die
Reliabilität und Validität in der empirischen Framing-Forschung zu verbessern. Gleichzeitig
verkompliziert die Methode die Frame-Identifikation. Es bleibt daher fragwürdig, ob sich das
komplexe Verfahren in der Framing-Forschung langfristig durchsetzen wird.
Philipp Neuweiler, September 2015
150 Matthes / Kohring 2008, S. 276
22
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6. Anhang
Kodierungsanweisung bei der manuell-holistischen Frame-Analyse zum Thema Gentechnologie151
Frame Beschreibung Fortschritt Artikel erwähnt neue Entwicklungen, Durchbrüche oder geschichtliche
Ereignisse; Konflikt zwischen Forschritt oder Rückschritt Wirtschaftliche Chancen
Artikel fokussiert wirtschaftliche Chancen und Potenziale
Ethik Es werden ethische Prinzipien in den Vordergrund gestellt und Grenzen genannt
Pandora’s Box Artikel betrachtet Gentechnologie als unbekanntes Risiko, Katastrophe oder Bedrohung
Runaway Artikel vermittelt einen nach einem Ereignis auftretenden Fatalismus; keine Konstrolle mehr über zukünftige Folgen und Entwicklungen
Nature / Nurture Artikel diskutiert Umwelteinfluss versus genetische Determination; Vererbung und Genetik
Öffentliche Verantwortung
Es steht der Aufruf nach öffentlicher Kontrolle, Partizipation und Regulation im Vordergrund; private versus öffentliche Interessen
Globalisierung Es wird eine globale Perspektive eingefordert vs. nationale Regelungen
151 Matthes 2014, S. 40
26
Medienframes zu Gentechnologie152
Frame-Name (1992 – 1996)
Wandel des Frames in anschließender Phase (1997 – 1999)
Beschreibung Vergleichbarer Basisframe
Pro und Kontra Landwirtschaft und Lebensmittel
Fokussierung auf die Regulierung von Landwirtschaft und Lebensmittel
Vor- und Nachteil der Anwendung von Gentechnologie im landwirtschafts- und Lebensmittelbereich werden diskutiert
Wirtschaftlichkeit
Biomedizinische Forschung
Aufteilung in zwei unterschiedliche Frames: Biomedizinische Forschung als positiver Wert für Grundlagenforschung Gesundheitsförderung
Wissenschaftler skizzieren die Chance, welche die Biomedizinische Forschung bietet.
Fortschritt
Biomedizin als moralisches Risiko
Fokussierung auf eine bestimmte gentechnologische Anwendung (Klonen)
Soziale Bewegungen warnen vor den moralischen Risiken beim Einsatz von Gentechnologie in der Biomedizin
Moral
Profitmöglichkeiten der Biomedizin
Fehlt in dieser Phase Unternehmensvertreter betonen die ökonomischen Chancen, welche biomedizinische Anwendungen der Gentechnologie bieten
Wirtschaftlichkeit
Regulierung für die Wirtschaft
Kein Wandel des Frames
Politiker diskutieren die Regulierung von Gentechnologie, mit deren Hilfe ökonomische Chancen realisiert werden können
Konflikt: Öffentliche verantwortung
Ökonomische Chancen Nur in dieser Phase vorhanden
Unternehmensvertreter betonen die ökonomischen Chancen der Gentechnologie ganz allgemein
Wirtschaftlichkeit
152 Matthes / Kohring 2002, S. 148 – 151
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