Magisterarbeit im Fach Politikwissenschaft
Eliten und Demokratie
in Namibia und den Philippinen
Mai 2013
Kristina Fallis Poststraße 1 54673 Neuerburg Matrikelnummer: 894333
Erstgutachter: Prof. Dr. Sebastian Heilmann
Danksagung
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen, Familie und Freunden, die mich beim Verfassen
dieser Arbeit unterstützt haben, ganz herzlich bedanken – eure Hilfe und euer Rat waren in
dieser Zeit sehr wichtig für mich. Und ohne die Ablenkung und Aufmunterungen, die mir von
euch zuteil wurden, hätte ich an manchen Tagen das Ziel aus den Augen verlieren können.
Meinem Bruder Toni danke ich für seine wertvollen Hinweise zum Inhalt – so manche Fakten
wären ohne dich untergegangen!
Vielen Dank an Iris, die sich in stunden- und nächtelanger Kleinarbeit mit den sprachlichen
Feinheiten der Arbeit auseinandergesetzt hat.
Meinem Bruder Patrick danke ich für seinen ‘technischen Support‘, durch den die Einzelteile
in einen druckreifen Text verwandelt wurden.
Doch insbesondere will ich meinen Eltern Karin und Lothar danken, ohne deren Ratschläge,
unermüdliche Unterstützung und stete Ermutigungen weder diese Arbeit, noch mein Studium
möglich gewesen wären.
Euch allen bin ich für eure Geduld, und die Zeit, die ihr geopfert habt, unendlich dankbar!
I
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ...................................................................................................... 1
2 Theoretische Überlegungen zur Fragestellung .......................................... 7
2.1 Elitentheorien ............................................................................................................... 7
2.2 Eliten und Demokratie ............................................................................................... 13
2.3 Empirische Elitenforschung ...................................................................................... 23
2.4 Forschungsansatz ....................................................................................................... 24
3 Eliten in Namibia ........................................................................................ 28
3.1 Das politische System Namibias ............................................................................... 28
3.2 Auswirkungen der Elite auf die Demokratie in Namibia .......................................... 29
3.2.1 Repräsentation .................................................................................................... 29
3.2.1.1 Identifikation der Regierungselite .................................................................. 29
3.2.1.2 Zirkulation und Rekrutierung ......................................................................... 32
3.2.1.3 Doppelte Elitenintegration .............................................................................. 42
3.2.2 Freie, faire Wahlen mit aktivem und passivem Wahlrecht ................................ 50
3.2.3 Kontrollierbarkeit ............................................................................................... 57
4 Eliten auf den Philippinen ......................................................................... 67
4.1 Das politische System der Philippinen ...................................................................... 67
4.2 Auswirkungen der Elite auf die Demokratie auf den Philippinen ............................. 68
4.2.1 Repräsentation .................................................................................................... 68
4.2.1.1 Identifikation der Regierungselite .................................................................. 68
4.2.1.2 Zirkulation und Rekrutierung ......................................................................... 71
4.2.1.3 Doppelte Elitenintegration .............................................................................. 84
4.2.2 Freie, faire Wahlen mit aktivem und passivem Wahlrecht ................................ 91
4.2.3 Kontrollierbarkeit ............................................................................................... 96
5 Gegenüberstellung und Schlussfolgerungen .......................................... 109
6 Fazit und Ausblick .................................................................................... 120
II
Literaturverzeichnis ........................................................................................ 126
Literaturangaben zu den Anhängen .............................................................. 140
Anhänge ............................................................................................................ 147
Erklärung zur schriftlichen Prüfungsarbeit ................................................. 202
III
Verzeichnis der Anhänge
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Modell der ‗Embedded democracy‗ ................................................................. 147
Abbildung 2: Modell der Doppelten Elitenintegration .......................................................... 147
Abbildung 3: Modell der Elitenzirkulation ............................................................................ 148
Abbildung 4: Modell zur Untersuchung der Auswirkungen von Eliten auf Demokratie ...... 148
Abbildung 5: Untersuchungsebenen zu den Exekutiveliten .................................................. 149
Abbildung 6: Wahlergebnisse von 1989-1999 für die größeren Parteien .............................. 149
Abbildung 7: Corruption Perception Index von Transparency International, Namibia ......... 150
Abbildung 8: Wahrnehmung von Korruption in verschiedenen Regierungsbereichen, Namibia
................................................................................................................................................ 150
Abbildung 9: Corruption Perception Index von Transparency International, Philippinen .... 151
Abbildung 10: Zusammenfassung: Unterstützung für Demokratie in Namibia .................... 151
Abbildung 11: Zusammenfassung: Zufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie in
Namibia .................................................................................................................................. 152
Abbildung 12: Zusammenfassung: Unterstützung für Demokratie und Zufriedenheit mit dem
Funktionieren der Demokratie in den Philippinen ................................................................. 152
Abbildung 13: Auswirkungen der Elitenstruktur und des Elitenverhaltens auf bestimmte
Ebenen der Demokratie in Namibia und auf den Philippinen ................................................ 153
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Exekutivelite Namibia ........................................................................................... 154
Tabelle 2: Kernelite Namibia ................................................................................................. 159
Tabelle 3: Exekutivelite Philippinen ...................................................................................... 166
Tabelle 4: Kernelite Philippinen ............................................................................................ 175
Tabelle 5: Politische Familien in der Exekutive Philippinen ................................................. 188
Biographienverzeichnis
Biographie 1: Kernelite Namibia ........................................................................................... 190
Biographie 2: Kernelite Philippinen ....................................................................................... 196
IV
Abkürzungsverzeichnis
BTI Bertelsmann Transformations Index
CA Constituent Assembly
CIA Central Intelligence Agency
CoD Congress of Democrats
COMELEC Commission on Elections
CPI Corruption Perception Index
DTA Democratic Turnhalle Alliance
ECN Electoral Commission of Namibia
EDSA Epifano de los Santos
GMA Gloria Macapagal-Arroyo
HoR House of Representatives
IPPR Institute for Public Policy Research
KAS Konrad Adenauer Stiftung
LAMMP Laban ng Makabayang Masang Pilipino
LDP Laban ng Demokratikong Pilipino
LP Liberal Party
NA National Assembly
NAD Namibian Dollar
NAMFREL National Movement for Free Elections
NC National Council
NGO Non-governmental organisations
NUNW National Union of Namibian Workers
OPO Ovamboland People‘s Organisation
PAGC Presidential Anti-Graft Commission
PCIJ Philippine Center for Investigative Journalism
PHP Philippine Peso
PLAN People's Liberation Army of Namibia
RDP Rally for Democracy and Progress
SC Supreme Court
SPYL SWAPO-Party-Youth-League
SWANU South West Africa National Union
SWAPO South-West Africa People's Organisation
Trapo Traditional politician
UDF United Democratic Front
UNO United Nations Organization
USA United States of America
Umrechnungskurse:
1€ = 12,152 Namibian Dollar (NAD)
1€ = 53,831 Philippine Peso (PHP)
Quelle: Bundesverband deutscher Banken. 21.04.2013.
1. Einleitung
Seite 1
1 Einleitung
„Politische Verantwortung verlangt die Existenz von Eliten―1 - so stellte es schon der Philo-
soph Hans Jonas fest. Dies gilt für ihn auch für die Demokratie, in welcher diese Gruppen die
„große Bürde demokratischer Selbstbestimmung auf sich nehmen.―2 In diesem Sinne betont
auch Politikwissenschaftler Wilfried Röhrich, dass Eliten „ein Faktum auch in der Demokra-
tie―3 sind.
Die Beschäftigung mit Politik führte zu jeder Zeit zu der Frage, wer mit der Ausübung von
Herrschaft betraut werden sollte und auf welche Art und Weise die Staatsgewalt auszuüben sei.
Die Herrschenden können die Besten des Volkes wie bei Platon, ein einzelner Machtpolitiker
wie bei Machiavelli oder vom Volk gewählte Repräsentanten wie in späteren, liberalen Denk-
weisen gefordert, sein - gemeinsam ist den Autoren der Versuch, den Zusammenhang zwischen
Herrschern und Beherrschten zu beschreiben und Grundlagen der Herrschaft zu klären.4 Wenn
auch nicht unter den Begriff der Elitetheorie gefasst, so beeinflussten die Erkenntnisse dieser
frühen Schriften die Werke späterer Autoren, die sich explizit mit dem Thema Eliten auseinan-
dersetzten. So wurden beispielsweise die Italiener Mosca und Pareto als zwei der ersten Eliten-
theoretiker beim Entwurf ihrer Konzeptionen stark von Machiavellis Ausführungen geprägt.
Auch unterschiedlichen Denkrichtungen im Laufe der Zeit, das Aufkommen von liberalen
Prinzipien sowie das der ersten demokratisch verfassten Staaten und manche Stränge der Ethik
und Moral, hatten Einfluss auf die Frage nach dem Verhältnis von Herrschenden und Be-
herrschten. Am Beispiel Paretos zeigt sich jedoch auch die Bedeutung der Forschung der Eli-
tentheoretiker, da man ihm im Hinblick auf die Machtergreifung Mussolinis nachträglich vor-
werfen kann, durch seinen „Hinweis auf die Bedeutung politischer Macht und seine Empfeh-
lung, von der Gewalt – wenn nötig – bedingungslos Gebrauch zu machen, (…) zur Entstehung
des neuen Regimes beigetragen―5 zu haben. In kritischer Auseinandersetzung mit den Klassi-
kern der Elitensoziologie und v.a. nach den Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus waren es
besonders deutsche und US-amerikanische Autoren wie Mannheim, Stammer, Dahrendorf,
Lasswell, Dahl und Keller, um nur einige zu nennen, die den pluralistischen Ansatz der Funk-
tionseliten prägten. Die etwas später einsetzende kritische Elitenforschung, als deren wichtigste
Vertreter Mills und Bourdieu gelten, beanstandete jedoch das hier beschriebene Verhältnis
zwischen Eliten und Masse und zeichneten eher das Bild einer ‚herrschenden Klasse‗. Gute
1 Jonas ,Hans, zitiert nach: Röhrich 1991, S. 9.
2 Ebenda.
3 Röhrich 1991, S. 22.
4 Vgl.: Kapitel 2.
5 Röhrich 1991, S. 67.
1. Einleitung
Seite 2
Überblickswerke zu den verschiedenen Elitentheoretikern bieten v.a. Wilfried Röhrich6 und,
mit einem der aktuellsten, Michael Hartmann.7
An diesen drei großen Strängen der Elitentheorie, v.a. aber an den beiden aktuelleren, hat sich
die praktische Forschung seitdem orientiert. Die Entwicklung etwa verschiedener Methoden
zur Identifizierung ermöglichten Feldstudien zu den Führungspersonen eines Landes. So wur-
den im Rahmen der Mannheimer und Potsdamer Elitenstudien Befragungen der deutschen
Eliten vorgenommen, um Aufschluss z.B. über ihre Rekrutierung und Werte zu erhalten.8 Ähn-
liche Arbeiten existieren zu einer Reihe von westlichen Ländern (z.B. Frankreich, USA) und
werden zur Untersuchung von Einzelaspekten im Rahmen vergleichender Analysen genutzt.9
Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion traten besonders diese neu entstehenden Staaten in
den Blick der Elitenforscher. So untersuchten Higley und Lengyel Eliten nach dem Staatssozia-
lismus in verschiedenen osteuropäischen Ländern, und dies besonders unter dem Aspekt des
Wandels.10
Teile der Demokratieforschung beschäftigen sich im Rahmen von Untersuchungen zur Transi-
tion oder Konsolidierung mit der Entwicklung verschiedener Staaten hin zur oder weg von
Demokratie,11
wobei auch die Bedeutung von Eliten in die Betrachtung miteinfließt. So stellt
Larry Diamond fest, dass Eliten nicht nur aufgrund ihres enormen direkten Einflusses auf poli-
tische Ereignisse eine entscheidende Rolle für Konsolidierung und Stabilität junger Demokra-
tien spielen, sondern auch aufgrund ihrer Fähigkeit, die politische Kultur der Bevölkerung zu
beeinflussen.12
Besonders in solchen Staaten, in denen nach einer längeren Phase nichtdemo-
kratischer Herrschaft eine Verfassung erarbeitet und so formal eine Demokratie installiert wur-
de, jedoch die nötigen Einstellungsmuster innerhalb der Bevölkerung nicht als gegeben und
verinnerlicht angenommen werden können, ist das politische Führungspersonal von größter
Wichtigkeit für den Erhalt des neuen Systems.
Dies trifft insbesondere auf Staaten wie Namibia und die Philippinen zu, die beide in ihrer Ge-
schichte lange Phasen unter Kolonialsystemen sowie undemokratische Herrschaftsformen, die
erst vor ca. 25 Jahren endeten, aufweisen können.
Namibia war als ‗Deutsch-Südwestafrika‗ ab 1884 eine Kolonie des deutschen Kaiserreichs,
welche im Verlauf des ersten Weltkriegs an das Apartheidregime in Südafrika fiel.13
1959
gründete sich in Gegnerschaft hierzu die ‗Ovamboland People‘s Organisation‗ (OPO), nannte
6 Vgl.: Röhrich 1975a; Röhrich 1991.
7 Vgl.: Hartmann 2004.
8 Vgl.: Kaina 2004, S. 9.
9 Vgl.: Eulau und Czudnowski 1976.
10 Vgl.: Higley und Lengyyel 2000.
11 Vgl.: zum Beispiel: Huntington 1991.
12 Diamond 1999, S. 66.
13 Vgl.: Katjavivi 1990, c1988, S. 7, 13.
1. Einleitung
Seite 3
sich 1960 in ‗South-West Africa People's Organisation‗ (SWAPO) um14
und begann einen
‗Border War‗ (1966-1989)15
gegen das Apartheidsregime. Die Unabhängigkeit Angolas 1974
veränderte die Situation zunehmend, da sie der SWAPO Möglichkeiten zur Weiterbildung im
Exil in akademischer, militärischer oder beruflicher Hinsicht gab, z.B. in der Sowjetunion und
den USA. Dadurch konnte vor allem der militärischen Arm der Partei, die ‗People's Liberation
Army of Namibia‗ (PLAN), ausgebaut werden.16
In diplomatischer Hinsicht wurde 1976 die
SWAPO von der ‗United Nations Organization‗ (UNO) als einzige und authentische Repräsen-
tation der namibischen Bevölkerung anerkannt.17
1978 wurde dann vom Sicherheitsrat die Re-
solution 435 verabschiedet, welche u.a. Vorschläge zur Wahl einer verfassungsgebenden Ver-
sammlung unter Aufsicht der UNO vorsah. Doch erst im März 1988 erklärte sich Pretoria be-
reit, Namibias Unabhängigkeit gemäß Resolution 435 zu gewähren.18
Dies führte dazu, dass
sich der Weg für die Unabhängigkeit Namibias 1990 öffnete.19
Ebenso erlebten auch die Philippinen eine lange Zeit der Fremdbeherrschung, seit die Spanier
ab 1565 das Land kolonialisierten und nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg 1898 im
Friedensvertrag von Paris an die ‗United States of America‗ (USA) verkauften.20
Die neue Ko-
lonialmacht begann verstärkt Filipinos in die Verwaltung miteinzubeziehen sowie auch eine
philippinische Versammlung als Legislative wählen zu lassen. Diese Personen zogen Vorteile
für sich und ihre Verwandten aus den neuen Machtpositionen21
und bildeten die erste herr-
schende Klasse oder nationale Elite. Am 4. Juli 1946 erklärte US-Präsident Harry Truman
schließlich die Unabhängigkeit der Philippinen und Manuel Roxas wurde zum ersten Präsiden-
ten gewählt. Der seit 1965 das Amt des Präsidenten innehabende Ferdinand Marcos nutzte je-
doch Moro-Aufstände in Mindanao, um am 21.09.1972 das Kriegsrecht auszurufen, welches
faktisch bis 1986 galt. Gestützt auf das Militär, Günstlinge und Technokraten gelang es ihm,
die öffentliche Gewalt zu monopolisieren, auch gegen Widerstand seiner Gegner innerhalb der
Elite. So begannen, neben muslimischen Befreiungsbewegungen auch von Marcos nicht be-
rücksichtigte bürgerliche und oligarchische Gruppen sich zu widersetzen. Als Benigno Aquino
jr., Marcos‗ stärkster politischer Gegner, 1983 bei seiner Rückkehr aus dem Exil auf dem
Flughafen Manila erschossen wurde, begannen Massenproteste, die neben Linken auch von
Vertretern der katholischen Hierarchie sowie der Geschäftswelt getragen wurden. Unter zu-
nehmenden Druck setzte Marcos für Februar 1986 Präsidentschaftswahlen an, deren Ergebnis
14 Vgl.: Hopwood 2007, S. 8.
15 Vgl.: Wingrin.
16 Vgl.: SWAPO, S. 6 ff..
17 Vgl.: Hopwood 2007, S. 8.
18 Vgl.: Brittain 1988, S. 120 ff..
19 Vgl.: United Nations Organization.
20 Vgl.: Oldenburg und Reese 2006, S. 19, 22 f..
21 Vgl.: Abinales und Amoroso 2005, S. 119f., 125 ff., 137, 141.
1. Einleitung
Seite 4
aber nicht anerkannt wurde. Daraufhin rief der Erzbischof von Manila, Kardinal Sin, zu friedli-
chen Protesten auf, denen sich auch Vizegeneralstabschef Fidel Ramos sowie Verteidigungs-
minister Juan Ponce Enrile anschlossen. Besonders auf der Verkehrsader Metro Manilas, der
‗Epifano de los Santos‗ (EDSA), fanden Kundgebungen und Proteste statt. Am 25.02.1986
verließ Marcos die Philippinen und ermöglichte so die Gründung der fünften Republik.22
Von den jeweiligen neuen Machthabern wurden als sehr modern eingestufte Verfassungen
(Philippinen 1987, Namibia 1990) erlassen. Diese charakterisieren sowohl Namibia als auch
die Philippinen als Präsidialrepubliken nach Lijphart. Er kennzeichnet diese anhand von drei
Kriterien, nämlich dass a.) der Präsident, wie die Legislative, vom Volk gewählt wird, b.) der
Präsident nicht aufgrund eines politischen Misstrauensvotums, sondern nur durch ein Amts-
enthebungsverfahren abgesetzt werden kann sowie c.) eine non-kollegiale Exekutive vor-
herrscht.23
Die Tatsache, dass in Namibia Mitglieder der Exekutive, jedoch nicht der Präsident,
durch ein Misstrauensvotum des Parlaments abberufen werden können, Minister auch zeit-
gleich ein Mandat in der Legislative innehaben sowie das Amt des Premierministers, als Führer
der Regierungsarbeit im Parlament24
, zusätzlich zu dem des Präsidenten existiert, sind als klei-
nere Abweichungen von weitreichenderen Definitionen (z.B. der elf Kriterien umfassenden
von Douglas V. Verney) zu sehen.25
Zum Zeitpunkt der (Neu-) Gründung der Demokratie galten beide Länder als große Hoffnungs-
träger in Bezug auf ihre zukünftige Entwicklung.26
Betrachtet man jedoch heutzutage den
‗Democracy Status‗ des ‗Bertelsmann Transformations Index‗ (BTI), der anhand von fünf Kri-
terien jedem Land einen Wert von eins bis zehn zuordnet, so entsprechen sowohl Namibia mit
einem Wert von 7,7 als auch die Philippinen mit 6,4 im Jahr 2012 nur dem Status ‗defective
democracy‗, im Gegensatz zu z.B. Taiwan und Mauritius, die im jeweiligen regionalen Ver-
gleich als beste abschneiden und den Status einer ‗democracy in consolidation‗ erhalten.27
So sieht man, dass, abgesehen von diesen strukturellen und formalen Gemeinsamkeiten, in
beiden Ländern kein fließender Übergang zur Demokratie stattfand, sondern jeweils die alten
Machthaber nachgaben und sich zurückzogen. Weiterhin waren in keinem lange demokratische
Traditionen v.a. innerhalb der Bevölkerung vorhanden, auf die man 1986 bzw. 1990 aufbauen
konnte. Auch deutet der BTI an, dass beide ca. 25 Jahre nach Einführung der Demokratie mit
22 Vgl.: Oldenburg und Reese 2006, S. 23 - 27.
23 Vgl.: Lijphart 1992, S. 2-6.
24 Vgl.: Hopwood 2007, S. 17.
25 Vgl.: Lijphart 1992, S. 2, 4 f..
26 Vgl.: Katjavivi 2010, S. iii; Reese 2006, S. 221.
27 Vgl.: Bertelsmann Stiftung 2012b. Interaktiver Transformations Atlas 2012. Datenauswahl zu Namibia und den
Philippinen unter Anwendung des ‗Democracy Status 2012‗ Indikators.
1. Einleitung
Seite 5
einigen ernstzunehmenden Problemen im politischen Bereich kämpfen und sich die Frage
stellt, ob diese in einem Zusammenhang zu den politischen Eliten stehen.
Die einschlägige Literatur zu beiden Ländern enthält bereits einige Hinweise auf diesen Sach-
verhalt. Für Namibia wird von vielen Autoren, wie Melber und Diescho, das Verhalten der
neuen Machthaber, Mitglieder der Regierungspartei SWAPO, kritisiert und Bedenken hinsicht-
lich des Einflusses auf die Demokratie geäußert.28
Auch nationale Forschungsinstitute wie das
‗Institute for Public Policy Research‗ (IPPR) widmen sich in vielen Publikationen speziell die-
ser neuen Elite. Im Falle der Philippinen existieren auch Untersuchungen, die sich mit den
Strukturen von Familienclans, die in besonderem Maße die politische und wirtschaftliche Elite
stellen, schon vor der Marcos-Ära beschäftigen. Diese Forschungstradition wurde auch für die
seit dem bestehende Fünfte Republik wieder aufgegriffen. Besonders zu nennen sind hier Un-
tersuchungen von Alfred McCoy und Sheila Coronel, die speziell den Einfluss mächtiger Fa-
milien auf Gesellschaft und Politik verdeutlichen.29
Auch von zivilgesellschaftlichen Organisa-
tionen und Medien wird dieser Problembereich, besonders vor Wahlen, oft thematisiert.30
Die genannten strukturellen Gemeinsamkeiten Namibias und der Philippinen was das politi-
sche System, die Phasen der Fremdherrschaft sowie den Zeitpunkt der Demokratisierung be-
trifft, macht sie zu sehr geeignete Fallbeispiele für eine vergleichende Analyse. Auch die Tat-
sache, dass somit eine Gegenüberstellung von zwei Ländern aus unterschiedlichen Weltregio-
nen durchgeführt wird, die in diesem Bereich so noch nicht behandelt wurden, erhöht die Rele-
vanz des Themas. Selbst die offensichtlichen Unterschiede, die in Bezug auf regionalen Kon-
text, Kultur, Bevölkerungszahl und -dichte, Wirtschaftsleistung etc. bestehen, erweisen sich
hier als nützlich, da sie eine Abstraktion von gesellschaftlichen Gegebenheiten und so eine
Konzentration auf die politischen Eliten ermöglichen.
Somit soll im Rahmen dieser Arbeit die Frage beantwortet werden, wie sich die Struktur der
Eliten und deren Verhalten auf die Demokratie in Namibia und auf den Philippinen auswirken.
Die Beantwortung dieser Fragestellung macht jedoch eine Betrachtung der Eliten an sich erfor-
derlich, ohne sie direkt in den Rahmen einer Gesellschaftstheorie einzubetten, die viele weitere
Akteure untersucht. Trotzdem werden diese Führungspersonen in Demokratietheorien meist
nur im Rahmen der Gesellschaft als Ganzes betrachtet oder werden, wie bei den Markttheorien
der Politik von Schumpeter und Downs31
, als Zentrum eines Modells gesehen, in dem die De-
mokratie nur eine Methode der Herrschaftsbestellung darstellt, nicht aber einen Wert an sich.
Beide Herangehensweisen erscheinen deshalb im Rahmen einer Untersuchung von Eliten in
28 Vgl.: Diescho 2009; Melber 2007.
29 Vgl.: McCoy 1993; Coronel 2007c.
30 Vgl.: Mata 2012.
31 Vgl.: Kapitel 2.
1. Einleitung
Seite 6
zwei sehr jungen Staaten nicht angemessen. Aus diesem Grund ist es erforderlich, einen beste-
henden Ansatz zur Untersuchung von Demokratien für den speziellen Bereich der Elitenfor-
schung weiterzuentwickeln und nutzbar zu machen und um eigene Kriterien zu ergänzen.
Zu diesem Zweck werden zunächst im theoretischen Teil der Arbeit verschiedene Stränge der
Elitentheorien vorgestellt, um im Kapitel 2.2 mit den Erkenntnissen verschiedener Demokratie-
theorien verbunden zu werden. Schließlich wird das Konzept der ‗embedded democracy‗ vor-
gestellt, welches verschiedene Kriterien zur Bewertung und Kategorisierung von Demokratien
beinhaltet. In einem weiteren Schritt wird dieses Konzept anhand eigener Kriterien, die aus der
Betrachtung des Zusammenspiels von Eliten und Demokratie gewonnen werden, weiterentwi-
ckelt und als Grundlage der weiteren Untersuchung verwendet. Auch werden hier einige Kon-
zepte und Überlegungen zur Untersuchung wichtiger Aspekte der Elitenstruktur vorgestellt, die
im Verlauf der Arbeit angewendet werden. Die Betrachtung der empirischen Elitenforschung
ermöglicht es, in Kapitel 2.4 einen eigenen Forschungsansatz zur Beantwortung der Fragestel-
lung vorzustellen. Die empirische Untersuchung zu beiden Fallbeispielen findet in den Kapi-
teln drei und vier statt, die zunächst mit einer genaueren Vorstellung des politischen Systems
beginnen, um anschließend drei der Kriterien des abgewandelten Modells der ‗embedded de-
mocracy‗ zu untersuchen. Hier wird zunächst ein Teil der politischen Elite, nämlich jene inner-
halb der Exekutive, beider Länder identifiziert. Zu diesem Zweck wurde eine selbstständige
Datenerhebung anhand einer umfassenden Literaturrecherche und Nutzbarmachung verschie-
dener Quellen durchgeführt. Diese dient als Grundlage der Analyse in verschiedenen Teilberei-
chen der Kriterien, um grundlegende Tendenzen der Elitenstruktur erfassen zu können. Diese
aus den eigenen Daten gewonnenen Erkenntnisse werden in einem weiteren Schritt um Ergeb-
nisse aus der einschlägigen Forschungsliteratur, insbesondere zu den Mitgliedern politischen
Elite der Legislative, ergänzt. Die Schlussfolgerungen der einzelnen Teilbereiche werden im
fünften Kapitel aufeinander bezogen und für beide Länder vergleichend gegenübergestellt, um
so auch die Frage nach demokratischen Elitenverhalten zu beantworten und zu einer abschlie-
ßenden Bewertung zu kommen. Ein Ausblick auf mögliche weitere Entwicklungen folgt im
Fazit.
2. Theoretische Überlegungen zur Fragestellung
Seite 7
2 Theoretische Überlegungen zur Fragestellung
2.1 Elitentheorien
Eine der ersten ausführlichen Elitenkonzeptionen entwarf Gaetano Mosca, der bereits Ende des
19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts in verschiedenen Werken eine elitäre Gesellschaftsstruk-
tur entwarf. Seiner Ansicht nach gibt es in jeder Zivilisation die Herrschaft einer Minderheit
über eine Mehrheit, wobei diese Herrschaft sich unterschiedlich gestalten kann, was z.B. Legi-
timität oder Herrschaftspraxis betrifft.32
Dies ändere sich auch nicht durch das Aufkommen des
Parlamentarismus oder des Wahlrechts, denn auch hier sind die Gewählten „nicht die Vertreter
der Mehrheit, die nur ihre Macht für einen bestimmten Zeitraum an sie abtreten, sondern Teil
der herrschenden Minderheit. Von einer Regierung der Mehrheit könne daher keine Rede
sein.―33
Diese Herrschaft sei weiterhin unausweichlich, weil die Minderheit im Gegensatz zur
Mehrheit organisiert und dieser intellektuell und materiell überlegen sei. Veränderungen der
sozialen Strukturen führen jedoch auch zu einer veränderten Zusammensetzung der politischen
Klasse, was unweigerlich Konflikte um die Macht zur Folge hat. Sollten die gesellschaftlichen
Verhältnisse einigermaßen stabil sein, begünstige dies die Monopolisierungstendenzen und
Vererbung der politischen Macht durch die herrschende Minderheit. Die dadurch entstehende
Veränderung der herrschenden Klasse, welcher zunehmend tüchtige Charaktere fehlen, sowie
Aufstiegsbewegungen neuer Kräfte aus der Unterschicht führen auf lange Sicht zu einem Zu-
sammenbruch des politischen Regimes und einer Neuordnung der herrschenden Klasse.34
Auch
wenn Mosca den Sieg der Demokratie nicht von vorneherein ausschließt, so bedeutet sie für
ihn nicht „die Regierung der Mehrheit, sondern das Ende des Privilegs der Abstammung―35
.
Wie Mosca kritisiert auch Vilfredo Pareto die institutionalisierte liberale Demokratie. Beide
sind davon überzeugt, dass es auch in parlamentarischen Demokratien eine kleine herrschende
Klasse gibt und der Begriff der Volksvertretung eine Fiktion sei.36
Ihnen ist weiterhin gemein,
dass sie, in Abwandlung von Marx, den Klassenkonflikt als einen Interessenskonflikt darstellen
und der sozialstrukturelle Hintergrund von Personen an Bedeutung verliert.37
Vilfredo Pareto
beschreibt in seinem 1916 erschienen Hauptwerk ‗Trattato di sociologia generale‗ einen Eli-
tenkreislauf.38
Dieser verläuft in der Regel so, dass einzelne Mitglieder der herrschenden Elite
durch geeignetere aufsteigende Individuen aus der Unterschicht, welche die notwendigen
32 Vgl.: Röhrich 1975b, S. 3.
33 Hartmann 2004, S. 20.
34 Vgl.: Ebenda, S. 21-24.
35 Mosca 1975, S. 44.
36 Vgl.: Hartmann 2004, S. 26.
37 Vgl.: Stammer et al. 1972, S. 135-138.
38 Vgl.: Röhrich 1991 , S. 63, 61.
2. Theoretische Überlegungen zur Fragestellung
Seite 8
Merkmale, wie z.B. die Bereitschaft zur Gewaltanwendung, aufweisen, ersetzt werden. Wird
dieser Kreislauf hingegen verhindert, so dass sich in der Unterschicht zunehmend fähige, über-
legene Elemente ansammeln, kann es zu einem Umsturz kommen, in dessen Verlauf die ge-
samte herrschende Elite ausgetauscht wird.39
Weniger umfassend als diese beiden, jedoch oft in inhaltlicher Übereinstimmung, beschränkt
sich der dritte Klassiker der Elitensoziologie, Robert Michels, Anfang des 20. Jahrhunderts
weitgehend auf die Analyse von Parteien und innerparteilicher Demokratie am Beispiel der
SPD in Deutschland. Zunächst stellt er fest, dass Organisationen notwendig für die Demokratie
seien und im Falle dieser Partei den Arbeitern politische Widerstandskraft verleihen würden.
Gleichzeitig stellt das Prinzip der Organisation aber auch eine Gefahr dar, welche die Demo-
kratie entstellen könnte. Für Michels ist das Aufkommen einer Oligarchie eine unausweichli-
che Tendenz jeder Partei- oder Zweckorganisation. Durch verschiedene Verfahren, z.B. durch
Kooptation oder Amalgamierung aufkommender Opposition, gelingt es diesen Personen, ihre
Macht weithin zu sichern. Somit unterliegt jede Organisation einem ‗ehernen Gesetz der Oli-
garchie‗. Als allgemeine Schlussfolgerung über demokratische Herrschaft in einer Gesellschaft
sieht Michels, dass es notwendigerweise eine über die Masse herrschende Minderheit geben
muss.40
Trotzdem ist für ihn das Prinzip der Demokratie nicht grundsätzlich falsch, da er im
Gegensatz zu Pareto und Mosca glaubt, dass die Demokratie oligarchische Tendenzen durch
Möglichkeiten zur Kritik und Kontrolle zumindest abschwächen kann.41
Aufgrund der Erfahrungen mit dem Faschismus in Europa wurden die Elitentheorien der drei
dargestellten Autoren zunehmend kritisch betrachtet. Bei der Neubestimmung des Verhältnis-
ses von Masse und Elite wollte man nun vermeiden, wieder diese klassische Dichotomie an-
zuwenden.42
Karl Mannheim stellte schon 1935 in ‗Mensch und Gesellschaft im Zeitalter des Umbaus‗ drei
verschiedene Elitetypen fest, die alle für die Gesellschaft unverzichtbar sind: die politischen
und organisierenden Eliten, die intellektuellen und künstlerischen Eliten und die moralischen
und religiösen Eliten. Durch die prinzipiell offene Massengesellschaft und die Durchsetzung
des Leistungsprinzips für die Selektion nehmen nun Zahl und Umfang der Eliten zu sowie de-
ren Exklusivität ab, wobei beides problematisch gesehen wird, da langfristig eine Orientie-
rungslosigkeit der Eliten und fehlende Kontinuität zu befürchten sind.43
Harold D. Lasswell
und andere zeitgenössische Autoren in den USA gehen ebenfalls nicht mehr von einer einheit-
39 Vgl.: Hartmann 2004, S. 28 -31.
40 Vgl.: Ebenda, S. 32-36.
41 Vgl.: Röhrich 1991, S. 79.
42 Vgl.: Hartmann 2004, S. 43.
43 Vgl.: Ebenda, S. 44 ff..
2. Theoretische Überlegungen zur Fragestellung
Seite 9
lichen Elite aus, hegen gegenüber der Masse aber ein größeres Misstrauen und sehen als einzi-
ge Voraussetzungen für eine funktionierende Demokratie die Konkurrenz von Teileliten sowie
den prinzipiellen Zugang zu diesen von Seiten der Massen. Politische Gleichheit entspricht
demnach nicht der gleichen Verteilung, sondern dem gleichen Zugang zur Macht, also der
gleichen Wählbarkeit in Machtpositionen. Im Gegensatz zu diesen bewertet Robert Dahl die
tatsächlichen demokratischen Beteiligungsmöglichkeiten durchaus kritischer und fordert eine
reelle Chancengleichheit, u.a. bei der Rekrutierung. Jedoch herrscht insgesamt betrachtet bei
den US-amerikanischen Autoren eine positive Bewertung realer parlamentarischer Systeme
und ihrer Eliten vor.44
Die deutschen Elitenforscher der Nachkriegszeit teilen zwar einige dieser Auffassungen, im
Gegensatz zu den US-amerikanischen Autoren jedoch stellt der Zusammenhang zwischen So-
zialstruktur und Eliten eines ihrer Kerninteressen dar und es fehlt die negativ besetzte Grund-
einstellung den Massen gegenüber. Weiterhin bestreiten sie eine generelle Oligarchisierung der
Eliten zumindest für Demokratien, da es eine politische und soziale Konkurrenz gebe und man
sich vor dem Volk noch verantworten müsse.45
So versteht Otto Stammer unter Eliten in einer demokratischen Massengesellschaft „zum einen
soziale und politische Einflussgruppen aus den verschiedenen Bereichen, die sich aus der Be-
völkerung durch Delegation oder Konkurrenz herauslösten und im System eine bestimmte
Funktion wahrnähmen, zum anderen die Gruppen, die politische Führungsfunktionen über-
nähmen.―46
All diese Gruppen stehen in Konkurrenz zueinander und sollen eine Mittlerstellung
zwischen Staatsführung und Volk herstellen, damit die Massendemokratie funktionieren kann.
Diese Eliten sind für die Besetzung und Kontrolle der Spitzenpositionen in einem Staat sowie
die Vermittlung von Entscheidungen nach unten zuständig. Der Zugang zu den Eliten ist prin-
zipiell offen für jeden, der in der Lage ist, eine bestimmte Funktion innerhalb dieser Gruppen
zu übernehmen und Leistung zu erbringen. Durch diese Konkurrenzform ist die Funktionsfä-
higkeit der Eliten sowie des demokratischen Staates gesichert. Allerdings hängen, so Stammer,
Entstehen und Funktionieren der Eliten wesentlich von ihrer jeweiligen Sozialstruktur ab, da
diese die Koordinierung sowie sachliche Kooperation der Eliten beeinflusst.47
In ihrem 1963 erschienen Buch ‗Beyond the Ruling Class‗ versucht Suzanne Keller, bisher am
umfassendsten, Funktion und Stellung von Eliten zu analysieren. Diese Minderheiten sind laut
ihrer Definition verantwortlich für die Kontinuität der sozialen Ordnung sowie für die Realisie-
rung der wichtigsten gesellschaftlichen Ziele und sind bei der Verfolgung dieser Ziele auch
44 Vgl.: Ebenda, S. 48 ff..
45 Vgl.: Ebenda, S. 50-53.
46 Ebenda, S. 53.
47 Vgl.: Ebenda, S. 53 f..
2. Theoretische Überlegungen zur Fragestellung
Seite 10
effektiv. In diesem Kontext spricht Keller von den strategischen Eliten als neuem analytischem
Begriff. Diese sind nicht nur in ihrem jeweiligen Umfeld (z.B. Sportler) von Bedeutung, son-
dern für die Gesellschaft allgemein, da ihre Entscheidungen Folgen für die meisten ihrer Mit-
glieder haben.48
Außerdem werden die einzelnen funktionalen Eliten (z.B. politische, wirt-
schaftliche und religiöse) zunehmend unabhängiger voneinander. „An die Stelle einer einzigen
hierarchischen Pyramide mit einer Elite an der Spitze trete eine Vielzahl von parallelen Pyra-
miden und damit auch Eliten.―49
Aufgrund dieser funktionalen Spezialisierung sind die Eliten
in der heutigen Industriegesellschaft, in der sich der Zugang zu ihnen nicht länger durch Verer-
bung o.Ä., sondern Fähigkeiten und Anstrengung organisiert, in der Regel offener, kleiner, in
ihrer Autorität eingeschränkter und haben eine geringere Dauer.50
Als Probleme bezeichnet
Keller u.a. das Fehlen eines einheitlichen Wertekanons, was durch die relative Autonomie der
einzelnen strategischen Eliten verursacht wird. Dieser wird jedoch benötigt, um die Kommuni-
kation zwischen den Eliten als auch das Funktionieren der Gesamtgesellschaft zu gewährleis-
ten. Beides wird vereinfacht, wenn es Werte und Ziele gibt, die allen Eliten gemeinsam sind,
folglich auf eine gewisse soziale Homogenität zurückzuführen sind. Diese geht jedoch auf-
grund veränderter Rekrutierungsmuster in Richtung Leistungsprinzip immer mehr verloren,
was die soziale Erweiterung der Rekrutierungsbasis zur Folge hat. Der Trend geht allgemein in
Richtung soziale Öffnung und die Zirkulation der Elitemitglieder geht schneller vonstatten.
Dadurch wird die Entstehung einer herrschenden Klasse unmöglich.51
Der Amerikaner C. Wright Mills gilt als einer der wichtigen Vertreter der kritischen Elitenfor-
schung, die sich mit dem Ansatz der Funktionseliten auseinandersetzen und versuchen, „Eliten
aus deren Stellung gegenüber den anderen Klassen und Schichten der Gesellschaft zu erklä-
ren.―52
In den 1950er und 1960er Jahren entwickelte er, diesem gegenübergestellt, den Begriff
der Machtelite.53
Für ihn ist diese herrschende Klasse aus den Personen zusammengesetzt, die
Positionen innehaben, die es ihnen ermöglichen, wichtige Entscheidungen zu treffen. Dies trifft
auf die Spitzen der Organisationen in Politik, Wirtschaft und Militär zu, welche immense so-
wie dauerhafte Macht verleihen können und denen sich andere gesellschaftliche Institutionen
unterordnen müssen. Diese herrschende Klasse prägt entscheidend wichtige Entwicklungen
und verfügt über immer stärker verflochtene Strukturen, die ein hohes Maß an Koordination
und Kooperation erforderlich machen. Deswegen rücken, so Mills, die Führer jener drei Teil-
bereiche immer stärker zusammen und bilden z.B. in den USA die Machtelite eines Staates.
48 Vgl.: Ebenda, S. 60 f..
49 Ebenda, S. 61.
50 Vgl.: Ebenda, S. 62.
51 Vgl.: Ebenda, S. 63-66.
52 Ebenda, S. 76.
53 Vgl.: Mills 1975, S. 272.
2. Theoretische Überlegungen zur Fragestellung
Seite 11
Derartige Verflechtungen, die Identität der Interessen und ähnliche gesellschaftliche Kontexte,
verursachen das Aufkommen und die Dauerhaftigkeit dieser herrschenden Klasse. Neben der
Herkunft sind für Mills weiterhin die Rekrutierungs- wie auch die Wertmaßstäbe entscheidend
für die psychologischen und gesellschaftlichen Bindungen welche innerhalb der Machtelite für
Homogenität sorgen. Besonders die besitzende Klasse habe in den USA Zugang zu diesen Po-
sitionen gefunden, wobei jedoch stets Neureiche in die Oberschicht aufgenommen würden. Vor
allem in den Hochschulen werden gemeinsame Verhaltensrichtlinien vermittelt und so die
Oberschicht erneut vereinheitlicht.54
Weiterhin stellt Mills in den USA eine Dreiteilung der
Gesellschaft fest. Unter der Machtelite steht eine mittlere Ebene, die nicht mehr in der Lage ist,
die obere und die untere Ebene miteinander zu verbinden und keinen separaten Machtfaktor
darstellt, sowie eine zersplitterte untere Ebene. Letztere wird zu einer Massengesellschaft, wel-
che die gesellschaftlichen Zusammenhänge nicht mehr wahrnimmt, der es an Bildung, Infor-
mation usw. fehle und die zunehmend manipulierbar wird.55
Die an der Idee der Öffentlichkeit
und der öffentlichen Meinung orientierte Vorstellung von Demokratie, die in Amerika weiter-
hin als Rechtfertigung der Macht dient, entlarvt Mills in den USA als Märchen, wirklichkeits-
fern und nicht gegeben.56
Pierre Bourdieu als weiterer wichtiger Vertreter der kritischen Elitenforschung beschäftigt sich
seit den 1960er Jahren stärker als Mills mit den Reproduktionsmechanismen der Eliten. Als
Ausgangspunkt dienen die Annahmen, dass erstens die soziale Herkunft, also das ökonomische
und kulturelle Kapital der Familien, wesentlich den Verlauf der Bildungskarriere beeinflusst,
sowie zweitens Strukturwandel innerhalb der Wirtschaft Veränderungen in den Reproduktions-
strategien der Elite erforderlich machen würden, welche die Bedeutung von Bildungsabschlüs-
sen erheblich steigert. Da Führungspositionen nicht länger einfach weitervererbt werden kön-
nen, sondern eine entsprechende Ausbildung erfordern, wird das ökonomische Kapital teilwei-
se in institutionalisiertes kulturelles Kapital umgewandelt. Da aber die Eliten mithilfe ihres
ökonomischen Kapitals ihren Nachkommen einfacher den Zugang zu höheren Bildungsab-
schlüssen ermöglichen können, sichern sie sich weiterhin die Spitzenpositionen in den Unter-
nehmen.57
Im Verlaufe seiner Forschung beschäftigte sich Bourdieu vor allem mit der Rolle
der ‗Grandes Écoles‗ sowie der Bedeutung des klassenspezifischen Habitus. Letzteres bezeich-
net je nach sozialer Herkunft unterschiedliche verinnerlichte Dispositionen und Grundhaltun-
gen. Dadurch, dass es je nach Klasse (herrschende Klasse, Mittelklasse und untere Klasse) be-
stimmte Situationen gibt, mit denen sich Angehörige der einen Klasse mit sehr viel größerer
54 Vgl.: Hartmann 2004, S. 76-79.
55 Vgl.: Ebenda, S. 81-84.
56 Vgl.: Mills 1975, S. 282-285.
57 Vgl.: Hartmann 2004, S. 85-88.
2. Theoretische Überlegungen zur Fragestellung
Seite 12
Wahrscheinlichkeit auseinandersetzen werden als die einer anderen, entsteht ein klassenspezi-
fischer Habitus. Ein natürliches Verhalten innerhalb der herrschenden Klasse entstehe dadurch,
dass ihre Mitglieder aufgrund der Homogenität der Existenzbedingung auch über einen homo-
genisierten Klassenhabitus verfügen. Verändern sich nun die gesellschaftlichen Situationen
zunehmend von jener weg, in welcher der Habitus geformt worden ist, erhöht sich das Risiko,
sich diesen neuen Situationen gegenüber nicht richtig zu verhalten und macht so Anpassungen
des Habitus nötig. Dies gelingt in der Regel aufgrund einer gewissen Offenheit gegenüber neu-
en Erfahrungen. Eine besonders wichtige Rolle für die Reproduktionsstrategien und deren Ver-
änderungen spielt heutzutage das Bildungswesen, welches jedoch besonders in den höheren
Institutionen weiterhin den Habitus der herrschenden Klasse fördere bzw. zum Teil aufgrund
von sozialer Selektivität auch erfordere.58
So verschleiern diese neuen, nicht auf Vererbung
basierenden Reproduktionsstrategien die realen Machtmechanismen, die immer noch die obere
Klasse bevorzugen.59
Sowohl Mills als auch Bourdieu gehen folglich nicht von mehreren unterschiedlichen Teileli-
ten, sondern einer einzigen Machtelite aus, die zwar intern differenziert ist, allerdings einen
enormen Zusammenhalt aufweist und besonders von der herrschenden, über ökonomisches
Kapital verfügenden Fraktion beherrscht wird. Dadurch, dass beide die Grundlage dafür in ei-
ner ähnlichen Herkunft bzw. Sozialisation sehen, widersprechen sie der Annahme der funktio-
nalistischen Elitentheorie, der Zugang zur Elite sei sozial offen und würde durch das Leis-
tungsprinzip bestimmt.60
Allgemeine Definitionen zu den verschiedenen Elitetypen finden sich beispielsweise im ‗Wör-
terbuch zur Politik‗. So zeichnet sich die Wertelite durch „besondere geistige Fähigkeiten und
charakterliche Vorzüge― aus. Die Funktions- oder Leistungselite herrscht besonders in libera-
len Demokratien vor, und der zufolge „Elitepositionen (…) wesentlich bestimmt sind durch
fachliche Leistung und Befähigung im Gegensatz zu der durch materiellen Besitz, Zugehörig-
keit zu bestimmten Familien oder Gesinnungsgemeinschaften gekennzeichneten E. vordemo-
kratischer Gesellschaften.―61
Die Machtelite hingegen steht für eine „fest gefügte Koalition
politischer, militärischer und wirtschaftlicher Eliten, die durch ähnliche Bildungskarrieren
und Lebensstile geprägt und durch Tendenzen der >>sozialen Schließung<< (M. Weber) nach
außen abgegrenzt sind.―62
Hier gilt die faktische Machtkonzentration und nicht ein Pluralismus
von Eliten als kennzeichnend.
58 Vgl.: Ebenda, S. 88 ff., 92 ff..
59 Vgl.: Ebenda, S. 96 f..
60 Vgl.: Ebenda, S. 98.
61 Schmidt 2004: Elite, S. 188.
62 Ebenda: Machtelite, S. 425.
2. Theoretische Überlegungen zur Fragestellung
Seite 13
2.2 Eliten und Demokratie
Schon frühe Denker beschäftigten sich mit der Art und Weise, wie und durch wen die Staats-
gewalt ausgeübt werden solle. Bei Platon wurde diese Verantwortung nicht in demokratischer
Hinsicht von allen Betroffenen ausgeübt, sondern in aristokratischer Weise von den Besten des
Volkes, den Philosophen.63
Für ihn war die Demokratie, die verantwortungslose Herrschaft der
Vielen, das vorletzte Stadium des Verfalls der Staatsformen. Und auch Aristoteles, der eine
ungezügelte Herrschaft des Volkes ablehnt, empfiehlt, die beiden häufigsten griechischen
Staatsformen in ihrer mildesten Form miteinander zu mischen, um die relativ beste zu erhalten:
die Demokratie und die Oligarchie - je nachdem, wohin sie stärker tendiert als Politie oder
Aristokratie bezeichnet.64
In Niccolò Machiavellis Denken, dominiert bereits die Machtpolitik,
Moral und Politik sind nicht länger aufeinander bezogen. Es kommt allein auf den Willen zur
Macht sowie die faktische Fähigkeit, diese auszuüben, an. Die Herrschaft eines Einzelnen
(bzw. einer Minderheit) wird in dieser Vorstellung zur Norm erklärt.65
In den bald entstehenden Demokratien zu Beginn der Moderne wurde zwar das Prinzip der
Herrschaft des Volkes gefordert und dem entgegenstehende Hindernisse allmählich ausge-
räumt, jedoch galten über einen langen Zeitraum trotzdem für die meisten Menschen Ein-
schränkungen in den liberalen Prinzipien. Diese auf Freiheit bedachten Verfassungen hatten
doch meist nur Eigentümer zum Subjekt und schlossen in der Realität die Besitzlosen aus, was
besonders im ungleichen Wahlrecht vieler Staaten zum Ausdruck kam. Da so die Parlamente
meist aus Mitgliedern des Landadels und Bürgern zusammengesetzt waren, bestand in den li-
beralen Demokratien des 19. Jahrhunderts zwischen den Abgeordneten eine weitgehende Inter-
essenshomogenität und kulturelle Gemeinsamkeit. Das Aufkommen der industrialisierten Ge-
sellschaft jedoch führte dazu, dass sich die Demokratie mit ihren Grundprinzipien der Volks-
souveränität, der Rechtsstaatlichkeit und der Gewaltenteilung herausbildete.66
In diesem Wan-
del veränderten sich auch die Eliten und es verschwanden langsam die Honoratioreneliten des
18. und 19. Jahrhunderts in den neuen konstitutionellen repräsentativen Demokratien, in denen
nun v.a. Parteien an Bedeutung gewannen.
Auch im Rahmen des Forschungszweiges der Demokratietheorien wurde die Frage nach den
Eliten als ein Teil des Gesellschaftssystems oft behandelt. So gehen beispielsweise identitäre
Demokratietheorien, wie jene von Rousseau, von einer radikalen Volkssouveränität aus, die
dazu führt, dass sowohl die Verfassung der Oberhoheit des Volkes unterliegt als auch dazu,
dass die Delegation des Volkswillens und der Macht auf einen Herrscher oder auf Repräsentan-
63 Vgl.: Röhrich 1991, S. 95.
64 Vgl.: Schmidt 2000, S. 41 ff..
65 Vgl.: Röhrich 1991, S. 24 ff..
66 Vgl.: Ebenda, S. 38 ff..
2. Theoretische Überlegungen zur Fragestellung
Seite 14
ten strikt abgelehnt wird. Daher wären moderne Demokratien für Rousseau eher Oligarchien
mit gewählter politischer Führung. Die Gesetzgebung, welche den Kern der Souveränität dar-
stellt, obliegt in einer solchen radikal direktdemokratischen Regierungsform allein dem Volk
und die Regierung ist als Vollzugsorgan nur zuständig für die Ausführung von Gesetzen und
jederzeit rechenschaftspflichtig. Aus diesem Grund bezeichnet man Rousseaus Demokratie-
konzeption heutzutage oft als Identitätstheorie, bei der möglichst umfassend die Beherrschten
zeitgleich auch die Herrschenden darstellen.67
Da aber diese Vorstellung von Rousseau, ebenso
wie die jener Demokratietheorien, welche die Abschaffung von Herrschaft insgesamt zur
Grundlage haben, in ihren Konzepten die Existenz von Eliten grundsätzlich ablehnen, eignen
sie sich nicht für die in dieser Arbeit vorhandene Zielsetzung, die Auswirkungen von Eliten-
struktur und Elitenhandeln auf Demokratiequalität zu untersuchen.68
Weiterhin können Demokratietheorien, die vorwiegend normativ angelegt sind, für diese Ar-
beit außer Acht gelassen werden. Dazu zählt beispielsweise die normative Schule der partizipa-
torischen Demokratietheorien, für welche stellvertretend hier Jürgen Habermas Konzept der
Deliberativen Demokratie dargestellt werden soll. Laut diesem Konzept des kommunikativen
Handelns geht es bei demokratischen Entscheidungsverfahren vor allem auch um die vorgela-
gerten Kommunikationsprozesse, in denen Meinungen verbalisiert werden und die den Aus-
tausch von Argumenten sowie Aussprache und Überzeugungsarbeit ermöglichen. Solche Bera-
tungen sollen öffentlich stattfinden, alle Beteiligungsberechtigten einschließen bzw. sollte jeder
prinzipiell die gleichen Zugangsmöglichkeiten besitzen.69
Außerdem sollten sie durch Zwang-
losigkeit, Symmetrie und Chancengleichheit geprägt sein. Die dafür notwendige ethisch-
politische Emanzipation, die Karl-Otto Apel in diesem Zusammenhang forderte, wird laut die-
sem von Eliten mitgetragen. Beim ersten notwendigen Schritt, in dem die jetzige Situation so
verändert werden soll, dass der herrschaftsfreie Diskurs ermöglicht wird, sind diese in Gestalt
der Funktionseliten unersetzbar – jedoch sollen bei dem angestrebten Idealzustand die mündi-
gen Bürger ohne diese auskommen.70
Dies und die Tatsache, dass derart angelegte Demokratie-
theorien vor allem eine funktionierende Zivilgesellschaft erfordern, auf der der Fokus dieser
Theorien liegt,71
führen dazu, dass solche Konzepte nicht als Grundlage für diese Arbeit ge-
nutzt werden können.
Eine andere Strömung der Demokratietheorien findet sich bei den Autoren Joseph Schumpeter
und Anthony Downs. Beide vertreten eine Markttheorie der Politik, in welcher die Demokratie
67 Vgl.: Schmidt 2000, S. 95 ff., 98.
68 Vgl.: Hoffmann-Lange 1992, S. 25.
69 Vgl.: Schmidt 2000, S. 252 f., 259 f..
70 Vgl.: Röhrich 1991, S. 123, 121 f..
71 Vgl.: Schmidt 2000, S. 259 ff..
2. Theoretische Überlegungen zur Fragestellung
Seite 15
nur eine Herrschaftstechnik und Methode darstellt. Diese geht mit einer pluralistischen Eliten-
theorie einher. Inhalte der Politik und eine Definition dessen, was als demokratisch gelten
kann, werden bei Schumpeter grundsätzlich ausgeschlossen. Stattdessen wird die Demokratie
als formales Verfahren der Führerbestellung durch Wahlen angesehen, in welchem (Partei-)
Eliten miteinander um Macht wettstreiten. Weitere politische Tätigkeiten der Bürger sind nicht
vorgesehen, sondern sie befinden sich nach der Wahl vollständig in der Hand der Gewählten.72
So kann er Demokratie auch wie folgt definieren: „Die demokratische Methode ist diejenige
Ordnung der Institutionen zur Erreichung politischer Entscheidungen, bei welcher einzelne die
Entscheidungsbefugnis vermittels eines Konkurrenzkampfes um die Stimmen des Volkes er-
werben.―73
Weiterhin ist eine Grundannahme Schumpeters, dass die Wähler nur geringfügig
rational agieren würden und im Bereich der Politik auch zur Regression neigten. Im Zentrum
steht das politische Führungspersonal und der von diesen betriebene Stimmenerwerb, nicht die
Legitimität oder das Gemeinwohl, welches seiner Meinung nach auch nicht existiert. Folglich
sind Regierungen besonders an selbstsüchtigen Anliegen interessiert, wie z.B. dem Machter-
halt. Auch der Volkswille existiert für ihn nicht a priori, sondern ist abhängig vom politischen
Prozess.74
Durch die von ihm beschriebene Arbeitsteilung zwischen Wählern und gewählten
Eliten verfällt er jener dichotomen Sichtweise des Elite-Masse-Syndroms, die Masse und Elite
klar voneinander trennt und die er in der Politik analog zu den Konsumenten und Produzenten
in der Wirtschaft begreift.75
Anders als die Demokratietheorien nach Rousseau und Habermas, bei denen Eliten eher als
abhängige Variable von jener der unabhängigen der Demokratie bzw. Gesellschaft gesehen
werden, würden Konzepte wie Schumpeters an sich gute Ansätze bieten, andersherum den Ein-
fluss der vorhandenen Elitenstruktur und des Elitenhandelns auf die Demokratie hin zu unter-
suchen. Jedoch sind diese nicht ausreichend für den hier verfolgten Zweck. Auch wenn
Schumpeter den Eliten in seinem Demokratiekonzept eine führende Rolle zuweist, so bedient
er sich vieler Grundannahmen, v.a. über die Fähigkeiten und das Verhalten der Masse, die hier
nicht untersucht werden sollen und die auch nicht geteilt werden. Auch die Tatsache, dass De-
mokratie nur eine Methode darstellt, macht Schumpeters Theorie für die Zwecke dieser Arbeit
unbrauchbar.
Robert Dahl hingegen prägte 1971 den für ihn präziseren Begriff der Polyarchie anstelle der
Demokratie. Diese zeichnet sich durch zwei demokratische Dimensionen aus: die des politi-
schen Wettbewerbs und die der politischen Partizipation (‗contestation‗ und ‗participation‗). Ist
72 Vgl.: Röhrich 1991, S. 42 f..
73 Schumpeter, Joseph, zitiert nach: Schmidt 2000, S. 201.
74 Vgl.: Schmidt 2000, S. 198, 201 ff..
75 Vgl.: Röhrich 1991, S. 44 f..
2. Theoretische Überlegungen zur Fragestellung
Seite 16
ein Staat folglich dadurch geprägt, dass Wettbewerb stattfindet und dieser auch inklusiv ist,
d.h. möglichst viele auch an diesem teilnehmen und politisch partizipieren können, spricht
Dahl von einer Polyarchie.76
So nennt er zwar wichtige Minimalbedingungen, um Polyarchien
von Autokratien abzugrenzen. Allerdings fehlt eine weitere Grundbedingung der liberalen De-
mokratie, und zwar die der „Einhegung politischer Herrschaft durch institutionelle Mechanis-
men der Gewaltenteilung und Gewaltenhemmung.―77
Somit wird sein Demokratiebegriff von
manchen Autoren der Transitionsforschung wie Aurel Croissant und Peter Thiery als eindi-
mensional zurückgewiesen, da er nur die vertikale Kontrolle und Legitimation politischer Herr-
schaft miteinschließt.78
Merkel, Croissant et al. entwickelten mit ihrem Konzept der ‗embedded democracy‗ einen Al-
ternativvorschlag v.a. zu Dahl, welcher ein liberales Demokratiekonzept rechtfertigt sowie so-
wohl die Bildung von Subtypen als auch die Unterscheidung Demokratie-Autokratie ermög-
licht. Auch hier wird die Volkssouveränität und somit die Verantwortlichkeit politischer Herr-
schaft gegenüber den Bürgern als Kernprinzip der Demokratie festgestellt. Trotz der strittigen
Frage nach dem Ausmaß an Partizipation bedeutet repräsentative Demokratie, dass das Volk
die höchste Legitimationsquelle politischer Herrschaft darstellt. Mit dem Prinzip der Volks-
souveränität ist auch weiterhin immer verbunden, dass die Wahl zwischen Alternativen besteht,
und diejenige sich durchsetzt, die am meisten favorisiert wird. Damit verknüpft ist die politi-
sche Gleichheit, die ein allgemeines und gleiches Wahlrecht erfordert. Auch die politische
Freiheit, welche die Selbstbestimmung des Individuums beinhaltet, ist ein notwendiger Be-
standteil der Demokratie, da eine uneingeschränkt herrschende Staatsgewalt zusammen mit der
Freiheit auch die Gleichheit zerstören würde. Weiterhin fordert ihr Konzept die Aufrechterhal-
tung von Konstitutionalismus und Rechtsstaatlichkeit. Ersterer soll Mechanismen, Verfahren
sowie die politischen Grundstrukturen festlegen, die den Einzelnen vor staatlicher und gesell-
schaftlicher Willkür schützen. Der Rechtsstaat wiederum sichert die Ausübung von politischer
Herrschaft im Rahmen des Rechts. Dieser legt als Konsequenz u.a. die funktionale und organi-
satorische Gewaltenteilung, die Bindung der Rechtsprechung an den Allgemeinheitsgrundsatz,
die Beachtung von Grundrechten sowie den Rechtsschutz der Bürger fest.79
Aufbauend auf den
so ermittelten Grundlagen wird ein mehrdimensionales Konzept entwickelt, welches in Abbil-
dung 1 dargestellt ist.80
76 Vgl.: Dahl 1971, S. 3-7.
77 Croissant und Thiery 2000/2001, S. 18.
78 Vgl.: Ebenda, S. 20.
79 Vgl.: Croissant 2002, S. 25-30.
80 Vgl.: Anhang: Abbildung 1.
2. Theoretische Überlegungen zur Fragestellung
Seite 17
Diese Dimensionen, Teilregime und Kriterien bilden das Konzept der ‗embedded democracy‗
und erlauben sowohl die Klassifizierung eines politischen Regimes als Demokratie als auch, je
nach beschädigter Dimension, die Einordnung in die demokratischen Subtypen ‗Exklusive
Demokratie‗ (Dimension I.), ‗Enklavendemokratie‗ (II.), ‗Delegative Demokratie‗ (III.D) so-
wie ‗Illiberale Demokratie‗ (III.E).81
Im weiteren Verlauf dieser Arbeit soll, angelehnt an dieses mehrdimensionale Konzept, als
Demokratie der liberal-demokratische Verfassungsstaat verstanden werden, wie er soeben
skizziert wurde. Im Folgenden wird das Konzept der ‗embedded democracy‗ dahingehend ab-
geändert und ergänzt, dass es für das konkrete Vorhaben, die Auswirkungen von Elitenhandeln
auf Demokratie zu untersuchen, geeignet ist.
In repräsentativen konstitutionellen Demokratien gilt vor allem das Prinzip der Volkssouverä-
nität, welches verschiedene Elemente beinhaltet. Schon Abraham Lincoln berief sich in seiner
‗Gettysburg Address‗ am 19.11.1863 auf ein „government of the people, by the people, for the
people‖82
. Jedoch wird, wie schon oben angedeutet, in repräsentativen Demokratien nicht wie
bei Rousseau die Identität der Herrschenden mit den Beherrschten angestrebt, sondern die
Herrschaft repräsentativer Minderheiten. Dementsprechend wurde Lincolns berühmte Aussage
abgewandelt in ein „government of the people, for the people, with, but not by the people.―83
Diese realistischere Auffassung von Volksherrschaft ist mit den Anforderungen moderner
Massendemokratien eher vereinbar und stellt das Mittel der Wahl in den Fokus, in welcher
souveräne Bürger sich zwischen alternativen Parteien und Personen entscheiden, wer sie reprä-
sentieren soll. An die so herrschenden Minderheiten werden allerdings verschiedene Anforde-
rungen gestellt. So sollen sie repräsentativ sein, demokratischen Kontrollen unterliegen und
eine Rechenschaftspflicht gegenüber dem Volk erfüllen. Ihre Legitimität erhalten sie durch das
Volk, welches ihnen zubilligt, Entscheidungen eigenverantwortlich zu treffen, jedoch zugleich
einfordert, weiterhin eine Rückkopplung an die Wähler aufrechtzuerhalten.84
Somit ist Demo-
kratie „Herrschaft im Auftrag, unter Zustimmung und unter Kontrolle des Volkes.―85
Diese
Kontrollfunktion tritt am deutlichsten bei Wahlen zutage, weswegen diesen sowohl besondere
Aufmerksamkeit gewidmet als auch die Einhaltung der Wahlprinzipien unbedingt gefordert
werden muss. Jedoch sollte sich die Partizipation der Bürger nicht bloß auf Wahlen beschrän-
ken, da sonst die Gefahr besteht, dass diese sich zu bloßen Personalplebisziten entwickeln und
die Eliten im Zeitraum zwischen den Abstimmungen nahezu vollkommene Handlungsfreiheit
81 Vgl.: Croissant 2002. S. 33.
82 Lincoln 1863.
83 Amery, Leopold Stennett, zitiert nach: Röhrich 1991, S. 14.
84 Vgl.: Röhrich 1991, S. 13 ff..
85 Ebenda, S. 15.
2. Theoretische Überlegungen zur Fragestellung
Seite 18
genießen. So würde man sich Schumpeters Vorstellung von der Demokratie als Methode annä-
hern.86
Folglich ist es notwendig, von gewählten politischen Eliten zu fordern, dass sie auch
zwischen den Wahlen eine transparente Amtsführung praktizieren, damit der Zusammenhang
zwischen Wahlentscheidung und Regierungstätigkeit nachvollziehbar, hinterfragbar und
kritisierbar bleibt.87
Eine entscheidende Rolle spielen hierbei Organisationen, die nicht direkt
mit dem Staat zusammenhängen, wie z.B. Medien, Forschungseinrichtungen sowie Organisati-
onen der Zivilgesellschaft. Eliten sind verpflichtet, solche Partizipationsversuche des Volkes
zumindest nicht zu behindern. Dies beinhaltet unter anderem, dass von diesen sowohl andere
Parteien, Gruppierungen u.Ä. akzeptiert werden, als auch dass diese im Konkurrenzkampf frei-
en Wettbewerb und auch eine gewisse Chancengleichheit genießen. Weiterhin betreffen die
Begriffe der Partizipation und Transparenz auch beispielsweise innerparteiliche Möglichkeiten
des Aufstiegs, die Offenlegung von Interessenseinflüssen sowie die Existenz freier Medien und
politischer Organisationen.88
Nur dadurch ist es dem Volk auch möglich, seine gewählten Ver-
treter zu bewerten und zu kontrollieren.
Eine solche Kontrolle muss auch durch andere Institutionen möglich bleiben, um dem Prinzip
der Gewaltenteilung zu genügen. Weiterhin wird von den gewählten Eliten verlangt, transpa-
rent Rechenschaft abzulegen und somit Verantwortung zu übernehmen.89
Politische Eliten sind
folglich laut Röhrich an das Ethos der Repräsentation gebundene Beauftragte auf Zeit, die sich
ihrer demokratischen Gesamtverantwortung stets bewusst und als intermediäre Gruppe als
Vermittler tätig sein sollen. Auch hier ist der Begriff der Verantwortung von Bedeutung, da das
Handeln der Elite großen Einfluss auf das der Bevölkerung hat. Der einzelne Politiker soll im-
mer die Rolle des Vertreters von Einzelinteressen sowie die des Repräsentanten der demokrati-
schen Ordnung einnehmen.90
Wie bereits erwähnt, betont auch Diamond die Bedeutung von
Eliten und deren Einfluss auf das Volk. Diesen üben sie einerseits durch ihre Wertmaßstäbe
und Überzeugungen aus, aber vor allem auch durch ihr Verhalten. „Elites lead partly by exam-
ple (good or bad); when they are contemptuous of the rules and norms of democracy, their fol-
lowers or audiences are more likely to be as well.‖91
Dies schließt jedoch nicht aus, dass die
Bevölkerung den Eliten nicht auch voraus sein kann. Zu dieser demokratischen Elitenkultur
und dem Elitenhandeln zählt unter anderem, dass Eliten die Regeln des Systems und auch die
Legitimität von politischen Gegnern akzeptieren, aber es betrifft auch die Fähigkeit, ihre Mög-
86 Vgl.: Ebenda, S. 42.
87 Vgl.: Ebenda, S. 49 f..
88 Vgl.: Ebenda, S. 48 ff..
89 Vgl.: Ebenda , S. 110,
90 Vgl.: Ebenda, S. 127, 132.
91 Diamond 1999, S. 66.
2. Theoretische Überlegungen zur Fragestellung
Seite 19
lichkeiten praktisch und effizient zu nutzen (z.B. Koalitionsbildung, Mobilisierung, Verhand-
lungen).92
Solche Eliten, wie sie hier als für ein demokratisches Regime notwendig befunden werden,
sollten aufgrund der eben genannten Argumente für ein demokratisches Elitenhandeln keine
undemokratischen Verhaltensweisen praktizieren. Zu diesen zählen u.a. Korruption und Nepo-
tismus, die neben der Transparenz auch der Rechtsstaatsdimension widersprechen würden.
Eng verbunden mit dem Konzept der Repräsentation ist das Problem der doppelten Eliteninteg-
ration, welches zwei miteinander im Konflikt stehende Annahmen thematisiert. Da das Han-
deln der Eliten immer eine Legitimitätsgrundlage benötigt, sind sie verpflichtet, dieses sowohl
an ihre gesellschaftlichen Wurzeln rückzubinden, als auch deren Forderungen in ihre politi-
schen Entscheidungen aufzunehmen. Dies wird als vertikale Elitenintegration bezeichnet. Da
aber auch davon ausgegangen werden kann, dass Elitenkooperation positive Auswirkungen auf
das Funktionieren und die Stabilität von Demokratien hat, wird eine solche Kooperationsfähig-
keit als horizontale Elitenintegration gefordert. Diese wird beeinflusst durch Rekrutierungswe-
ge und Karrieremuster, ideologische Vorstellungen und institutionelle Rahmenbedingungen.
Kooperationschancen gelten hierbei als größer, je mehr der Gebrauch von gewaltfreien Mitteln
des Konfliktaustrags verinnerlicht ist.93
So betrifft die vertikale Elitenintegration, von Hoff-
mann-Lange als Repräsentation bezeichnet, den Umfang, in dem Eliten die Nicht-Eliten und
deren Forderungen repräsentieren, wohingegen die (horizontale) Elitenintegration das Ausmaß
an Kooperation unter den Eliten bezeichnet. Sowohl die Tendenz der Eliten, sich von ihrer Ba-
sis zu lösen um möglichst freie Entscheidungsoptionen zu erhalten, als auch eine zu enge
Rückbindung an die gesellschaftlichen Interessen, die verhindert, dass sich ihre Fähigkeit zur
Kooperation und Konsensbildung mit anderen Elitemitgliedern voll entfaltet, werden als Prob-
lem gesehen. So entstehen gegenläufige Imperative an die Eliten, die in einem Spannungsver-
hältnis, dem Problem der doppelten Elitenintegration münden. In Abbildung 2 sind die mögli-
chen Elitenkonfigurationen von Hoffmann-Lange, die eher als Tendenzen denn als Realtypen
zu verstehen sind,94
grafisch dargestellt.95
Dieses Spannungsverhältnis eröffnet den Blick auf verschiedene Bestandteile der jeweiligen
Elitenintegration. Im Zusammenhang der vertikalen Elitenintegration muss man besonders
auch die Rekrutierungsmuster der Elite betrachten. Hier ist zunächst die Vorstellung von Wert-
eliten abzulehnen. Otto Stammer verweist darauf, dass diese, bestimmten weltanschaulichen
Sichtweisen zufolge, einzig aufgrund ihrer moralischen, geistigen oder gesellschaftlich-
92 Vgl.: Ebenda, S. 173, 219.
93 Vgl.: Kaina 2003, S. 3 f..
94 Vgl.: Hoffmann-Lange 1992, S. 35 ff..
95 Vgl.: Anhang Abbildung 2.
2. Theoretische Überlegungen zur Fragestellung
Seite 20
ständischen Eigenschaften und Überlegenheit zur Herrschaft aufgefordert sind. Diese Art der
auf Selbstauslese und Privilegierung beruhenden Führungsbestellung und Herrschaftsbegrün-
dung widerspricht jedoch dem demokratischen Prinzip der Volkssouveränität und ist häufig in
despotischen oder totalitären Regimen zu finden. In Demokratien ist die Herrschaft nur über
den Weg der Delegation und Konkurrenz zu erreichen.96
Am ehesten entspricht die Vorstellung
von Funktions-/Leistungseliten den Anforderungen pluralistischer Demokratien, da hier die
Mitglieder der verschiedenen Teileliten aufgrund ihrer Leistung ausgewählt werden. So soll
ermöglicht werden, dass die verschiedenen Funktionen, die für die Effizienz und Effektivität
einer Demokratie nötig sind, von den fähigsten Personen ausgeübt werden. Beim Vorhanden-
sein einer Machtelite spielen andere Faktoren wie Herkunft etc. eine Rolle. Folglich ist die
Frage nach den Rekrutierungswegen der politischen Elite wichtig für die Einschätzung, wie
offen und demokratisch das Führungspersonal ausgewählt wird – und vor allem auch von wem.
Ralf Dahrendorf benennt drei Problembereiche, in welchen, besonders im Hinblick auf das
Vorhandensein von Machteliten, die Elitenmitglieder untersucht werden können: Zirkulation,
soziale Herkunft sowie Gesellschaftsbilder der Eliten. Die beiden letztgenannten wurden hier
schon mehrfach thematisiert, wobei die Gesellschaftsbilder oft für die Forschung nur schwer
zugänglich sind und deswegen vor allem aus deren jeweiligen Verhalten geschlossen werden
müssen. Die Zirkulation beinhaltet die Elemente Fluktuation, Dauer der Amtszeiten sowie den
Wechsel der Personen, welche die Elite als starr oder flexibel kennzeichnen. Durch Zirkulation
der Führungsgruppen kann eine Gesellschaft laut Dahrendorf positiv beeinflusst werden
kann.97
Genau wie für die Rekrutierung gilt auch bei der Zirkulation, dass die Eliten in diesem
Bereich offen sein sollen. Beides soll auch im Hinblick auf die Sozialstruktur der Bevölkerung
betrachtet werden, um einen Eindruck davon zu gewinnen, ob auch z.B. untere Schichten im
Sinne der Chancengleichheit durch die Eliten repräsentiert und an der Herrschaft beteiligt sind
bzw. ob ihnen ein Aufstieg in diese möglich ist. Bei der Frage nach dem Wandel innerhalb
einer Elite, kann man zwischen personeller und sozialer Zirkulation unterscheiden. Ersteres
bezeichnet einen bloßen Wechsel der Personen in Elitepositionen, letzteres beinhaltet auch
einen Wandel der sozialen Herkunft. So werden Aussagen über den Zusammenhang von Sozi-
alstruktur und Eliten möglich, wohingegen personelle Zirkulation Aufschlüsse über Selektions-
formen gibt.98
John Higley und Györg Lengyel entwerfen in ihrem 2000 erschienen Buch ‗Elites after State
Socialism‗ ein Modell für Zirkulation, welches Ausmaß und Modus als entscheidende Faktoren
96 Vgl.: Stammer 1965, S. 71.
97 Vgl.: Dahrendorf 1975, S. 312 f..
98 Vgl.: Stammer et al. 1972, S. 148 f..
2. Theoretische Überlegungen zur Fragestellung
Seite 21
betrachtet. Ersteres umfasst den Umfang an Positionen, in denen sie stattfindet als auch die
soziale Tiefe, d.h. den gesellschaftlichen Hintergrund der Personen, die in diese Elitenpositio-
nen vorrücken. Letzteres beschreibt Art und Weise sowie die Geschwindigkeit, in der Wechsel
erfolgen.99
Abbildung 3 fasst dies grafisch zusammen.100
Zur Anwendbarkeit ihres Modells betonen Higley und Lengyel die Probleme der Zuordnung
einer real existierenden Elite zu einer bestimmten Konfiguration, da die genaue, vergleichende
Messbarkeit dieser Elemente und Aussagen auch aufgrund noch fehlenden Datenmaterials
meist nicht zu bewerkstelligen ist. So sind „informed judgments of individual cases, using
available research findings, (…) the best one can do in applying the model―101
. Dies kann als
allgemein gültig für Modelle zu Elitenkonfigurationen angesehen werden.
Auch Eva Etzioni-Halevy beschäftigt sich in ihrem Buch ‗The Elite Connection‗ mit der Be-
ziehung zwischen Eliten und Teileliten. Sie betont, dass die relative Autonomie der Eliten un-
tereinander und auch vom Staat grundlegend für das Ent- und Bestehen der Demokratieprinzi-
pien ist. Doch weist auch sie auf das Problem hin, das durch die gleichzeitige Notwendigkeit
von Kooperation für die Demokratie entsteht. Allerdings ist nach ihrer Sichtweise nur ein mi-
nimaler Elitenkonsens erforderlich, der sich auf die Wertschätzung und Aufrechterhaltung der
Demokratie und ihrer Prinzipien bezieht, nicht jedoch auf die konkrete Ausgestaltung, die wei-
terhin kontrovers bleiben kann.102
Im Zusammenhang mit der horizontalen Elitenintegration steht neben der Frage nach der Ho-
mogenität der Eliten, also der „Einheitlichkeit ihrer sozialen Rekrutierung und die
sektorübergreifende Mobilität untereinander―103
, die nach der Kohäsion oder ‗cohesion‗. Eine
solche Geschlossenheit der Elite zielt v.a. auf die sie verbindenden Gemeinsamkeiten sowie die
gemeinsame Mentalität, welche sich besonders auf ihr politisches Handeln und Verhalten be-
zieht. Auch hier taucht das Problem der doppelten Elitenintegration erneut auf. Zwischen der
Auffassung, dass ein moralischer Konsensus zwischen den Eliten eine Bestandsvoraussetzung
der Gesellschaft und eine Barriere gegen Machtmissbrauch einzelner Personen bildet und der
Vorstellung, dass das Erfordernis der Repräsentativität der Eliten mit einer solchen Kohäsion
schwer vereinbar ist, besteht ein offensichtliches Spannungsverhältnis. Auch Mills sieht in der
Geschlossenheit einer durch Herkunft, Interessen usw. verbundenen Machtelite langfristig eine
Gefahr für die Demokratie. Bei der Betrachtung der Kohäsion muss jedoch darauf geachtet
werden, dass man meist nur indirekt aus der sozialen Herkunft o.Ä. auf die Mentalitäten
99 Vgl.: Higley und Lengyyel 2000, S. 4ff..
100 Vgl.: Anhang Abbildung 3.
101 Higley und Lengyyel 2000, S. 6.
102 Vgl.: Etzioni-Halevy 1993, S. 97f., 103 f., 109 f., 113.
103 Hartmann 2007, S. 214.
2. Theoretische Überlegungen zur Fragestellung
Seite 22
schließen kann, diese jedoch direkt nur schwer zugänglich sind, weswegen man Überinterpre-
tationen vermeiden sollte.104
In seiner Arbeit über die Chancen von Demokratisierung und dem Zusammenbruch von Auto-
ritarismus in sechs post-sowjetischen Staaten, beschäftigt sich Lucan Way auch mit der Kohä-
sion der Partei und des Staates als Quelle für Regimestabilität. Dabei bezieht er die ‗cohesion‗
innerhalb beider Bereiche auf das Maß an Übereinstimmung, Folgsamkeit und Kooperation
untereinander. Dies kann durch verschiedene Elemente, die materielle Entlohnungen und Pat-
ronage ergänzen, erzeugt werden: persönliche Beziehungen, geteilte Volkszugehörigkeit, ge-
teilte Ideologien sowie die Solidarität durch geteilte Erfahrung von militärischen Kämpfen.
Besonders in der Zeit, in der die Gründergeneration noch Einfluss besitzt, tendieren die Partei-
en, die aus einer erfolgreichen Befreiungsbewegung hervorgegangen sind, dazu, extrem kohä-
rent zu sein.105
Jene Kriterien bieten einen guten Einblick, ob zwischen einzelnen Personen und
Personengruppen ein durch diese erzeugter ‚natürlicher Zusammenhalt‗ besteht. Das bedeutet
jedoch nicht, dass ein solcher nicht auch anhand anderer, ergänzender Aspekte hergestellt oder
ersetzt werden kann. Auch wenn sich Way in diesem Beitrag konkret mit nicht demokratischen
Systemen beschäftigt, so sind die genannten Kriterien nicht zwangsläufig auf solche be-
schränkt. Da sie sich auf das Verhältnis von einzelnen Personen und Personengruppen zuei-
nander beziehen, besteht kein Grund, warum man nicht annehmen kann, dass sie auch in De-
mokratien zu Kohäsion zwischen diesen führen können. Jedoch sollten Demokratien immer
Mittel und Wege besitzen, auf andere Weise als durch die hier genannten Kriterien Kohäsion
oder (Eliten-) Kooperation herzustellen, z.B. durch das Teilen gemeinsamer demokratischer
Überzeugungen oder Möglichkeiten (und Bereitschaft hierzu) der Konsens- und Kompromiss-
findung.
Die Rolle der Partei zur Aufrechterhaltung des Status Quo wurde v.a. für autoritäre Regime
untersucht. So stellt auch Jason Brownlee fest, dass die regierende Partei besonders in solchen
Systemen enorm wichtig ist, da deren Stabilität von der Regime-Kohäsion abhängt. Ist sie nicht
in der Lage, die Interaktionen zwischen Eliten zu regulieren, steigt die Wahrscheinlichkeit von
Intra-Eliten Rivalität und so auch von Konkurrenz zwischen den verschiedenen Fraktionen.
Dieser zentripetale Einfluss der Partei auf ihre Mitglieder hat auch zum Ziel, dass Loyalität
gefördert und Abtrünnigkeit und Überlaufen (‗elite defection‗) verhindert werden. Diese Vor-
kommnisse können für solche Regime besonders gefährlich werden, da sie die Unstimmigkei-
ten und Konflikte nun auch für die Öffentlichkeit sichtbar machen und im Falle von vorhande-
nen Alternativen auch zum Sturz des Amtsinhabers beitragen können. So erklärt Brownlee,
104 Vgl.: Stammer et al. 1972, S. 149 f..
105 Vgl.: Way 2006, S. 12 f., 17 f..
2. Theoretische Überlegungen zur Fragestellung
Seite 23
dass z.B. der Umsturz auf den Philippinen 1986 damit zu erklären ist, dass intra-elitäre Kon-
flikte nicht gelöst wurden und somit die Kohäsion der Elite verloren ging, was schlussendlich
zu einem Verlust der Regimestabilität führte. 106
Innerhalb dieses Kapitels wurde folglich der liberale, demokratische Rechts- und Verfassungs-
staat der ‗embedded democracy‗ als Grundlage für eine Demokratie formuliert und die Kriteri-
en des Modells durch weitere Aspekte aus dem Feld Eliten und Demokratie ergänzt, so dass
ein modifiziertes Modell, wie in Abbildung 4 dargestellt, entsteht.107
Wie man erkennen kann, wurde die Dimension der Agendakontrolle in dieser Betrachtung in
den Bereich der vertikalen Herrschaftslegitimation verschoben, da falls eine andere gesell-
schaftliche (z.B. militärische oder ökonomische) Teilelite die effektive Regierungsgewalt der
politischen untergräbt, daraus folgt, dass die vertikale Kontrolle durch das Volk beschädigt
wird. Weiterhin wurde die Dimension des liberalen Rechts- und Verfassungsstaates aufgeteilt,
wodurch das Kriterium der horizontalen Verantwortlichkeit eine eigene Ebene erhält. Doch
besonders wurde die vertikale Dimension um ein entscheidendes Kriterium mitsamt Unter-
punkten ergänzt, die sich mit dem Verhältnis der politischen Elite zum Volk befassen. Somit
ist dieses Demokratiekonzept dahingehend verändert worden, dass alle Demokratiedimensio-
nen mit Unterpunkten unter dem Gesichtspunkt des Einflusses der politischen Elite, die hier im
Mittelpunkt des Interesses steht, zu betrachten sind. Weiterhin wird es aber auch ermöglicht,
die Zusammenhänge zwischen dieser und anderen Teileliten oder gesellschaftlichen Gruppen
zu untersuchen. Derart abgewandelt erhält man nun ein Modell, welches auch mit den von Otto
Stammer zusammengefassten Voraussetzungen jeder demokratischen Herrschaft überein-
stimmt: das Prinzip der Volkssouveränität, das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit sowie das Prin-
zip der Gewaltenteilung.108
2.3 Empirische Elitenforschung
Die empirische Eliteforschung kann, je nach Forschungsinteresse, unterschiedliche Zugänge
zum Untersuchungsobjekt Elite einnehmen sowie verschiedenen theoretischen Fragestellungen
folgen.109
Die erhobenen deskriptiven Informationen dienen dazu, theoretische Annahmen über
Eliten empirisch und exemplarisch zu erproben. Weiterhin können so Antworten auf Fragen
nach Rekrutierungswegen, Aufstiegsmöglichkeiten sowie personellen Wandel innerhalb der
Elite gegeben werden.
106 Vgl.: Brownlee 2004, S. 5 ff., 9 f..
107 Vgl.: Anhang Abbildung 4.
108 Vgl.: Stammer et al. 1972, S. 88.
109 Vgl.: Hoffmann-Lange 1992, S. 39.
2. Theoretische Überlegungen zur Fragestellung
Seite 24
Jedoch muss zunächst das Problem der Identifizierung der Eliten gelöst werden. Hierzu gibt es
drei methodische Ansätze. Der ‗positional approach‗ oder Positionsansatz sieht all jene Perso-
nen, die Spitzenpositionen innerhalb von (gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen)
Institutionen, Gruppen oder Organisationen innehaben als Mitglieder der Elite an. Dies sind
diejenigen, die innerhalb ihres Kompetenzbereichs formal die größten Entscheidungsbefugnis-
se besitzen. Der ‗reputational approach‗ oder Reputationsansatz ermittelt die Elitepositionen
durch Befragungen und Beurteilung von Experten, welche Persönlichkeiten für bedeutsam und
einflussreich gehalten werden. Der dritte ist der ‗decision-making approach‗ oder Entschei-
dungsprozessansatz, der die Elitemitglieder anhand von Analysen politischer Entscheidungs-
prozesse lokalisiert und dabei jene auswählt, die an diesen teilnehmen bzw. Entscheidungen
prägen, durchsetzen oder verhindern.110
Jeder der Ansätzen hat seine spezifischen Vor- und
Nachteile. Bei dem Positionsansatz muss man sich bewusst sein, dass man formelle mit fakti-
scher Macht von vorneherein gleichsetzt und so schon theoretisch die Erforschung informeller
Machtstrukturen ausschließt. Weiterhin besteht die Annahme, dass man aus dem Wissen über
die Hintergründe der Inhaber der Machtpositionen auf ihre Mentalität und Interessen Folgerun-
gen ziehen könne. Der Entscheidungsprozessansatz beinhaltet hingegen das Problem, dass eben
jene Prozesse der Forschung oft nur schwer oder gar nicht zugänglich und nicht einfach zu
rekonstruieren sind.111
Weiterhin ist man bei der Bestimmung nationaler Eliten aufgrund der
Vielzahl und Heterogenität gesellschaftlich bedeutender Entscheidungen dazu gezwungen, dass
man aus einer begrenzten empirischen Basis auf die Gesamtheit der Entscheidungsprozesse
schließen muss, weswegen er oft nur für die Identifizierung lokaler Eliten genutzt wird. Der
Reputationsansatz hingegen greift nur auf subjektive Meinungen der Befragten zurück und gibt
somit oft ebenfalls ein Abbild ihres Gesellschaftsbildes. Teilweise beruhen die Urteile über die
Identität der Mächtigen auch nur auf indirekten Informationen, weswegen vermehrt Mitglieder
der Elite selbst nach ihren Einschätzungen gefragt werden.112
So wurden beispielsweise sowohl
bei den Mannheimer Elitestudien (1968, 1972 und 1981) als auch bei der Potsdamer Elitestudie
1995 die deutschen Positionseliten zu Rekrutierungsmerkmalen, Kommunikationsmustern und
Wertorientierung befragt.113
2.4 Forschungsansatz
Im weiteren Verlauf dieser Arbeit soll der Begriff Elite für die Personen verwendet werden, die
„als Inhaber strategischer Positionen in mächtigen Organisationen direkt und regelmäßig Ein-
110 Vgl.: Stammer et al. 1972, S. 146; Schmidt 2004: Elite, S. 189.
111 Vgl.: Ebenda, S. 146 ff..
112 Vgl.: Hoffmann-Lange 1992, S. 356 f..
113 Vgl.: Kaina 2004, S. 9.
2. Theoretische Überlegungen zur Fragestellung
Seite 25
fluss auf gesellschaftlich bedeutsame Entscheidungen ausüben.―114
Weiterhin ist der Elitenbe-
griff grob an die Vorstellung von Mills angelehnt, nach dem der Personenkreis zur Elite zu
zählen ist, dessen Positionen ihm die Möglichkeit geben, „Entscheidungen von nationaler und
internationaler Reichweite zu treffen―115
und v.a. jene, die die Macht über einen längeren Zeit-
raum innehaben. Dies soll nicht aussagen, dass hier das komplette Konzept der Machteliten zur
Grundlage der Elitendefinition erklärt werden soll. Der Beantwortung der Frage, wie sich die
Eliten rekrutieren (ob nach Leistung oder Herkunft), die zentral für die Entscheidung für oder
gegen eines der Elitenkonzepte ist, soll hier noch nicht vorweggegriffen werden.
Außerdem soll, wie in der Mannheimer und Potsdamer Elitestudie, davon ausgegangen wer-
den, „dass Macht in pluralistisch verfassten Demokratien in der Regel an Führungspositionen
geknüpft ist―116
. Deswegen werden auch hier die Eliten analog zum Positionsansatz anhand
von vorher bestimmten zentralen Führungspositionen ermittelt. Folglich kann man an dieser
Stelle am ehesten von einer Positionselite ausgehen.
Zunächst wird festgehalten, dass es nicht Ziel dieser Arbeit ist, den Zusammenhang von ver-
schiedenen Teileliten oder ihren Einfluss aufeinander zu untersuchen. Stattdessen wird nur die
politische (Teil-) Elite betrachtet, da diese als einzige durch Wahlen als demokratisch legiti-
miert gelten kann. Um die Repräsentation in beiden Staaten zu beurteilen, ist es zunächst von-
nöten, eine Möglichkeit zu finden, die politische Elite für die Analyse greifbar zu machen. Für
die Ziele und den Umfang dieser Arbeit ginge es zu weit, alle politischen Ämter, die mithilfe
des Positionsansatzes gefunden werden könnten, in die Untersuchung miteinzubeziehen, wes-
wegen sich für diesen Punkt zunächst auf die Regierungs-/ Exekutivelite beschränkt wird. Da
hier innerhalb einer Amtszeit im Vergleich z.B. zum Parlament weniger Personen vorhanden
sind, ist es einfacher, sie für die Analyse zu identifizieren und zu erfassen. Trotzdem ist ihre
Anzahl nach ca. 25 Jahren hinreichend groß, um exemplarisch gedeutet und interpretiert zu
werden und lässt so verallgemeinernde Aussagen hinsichtlich Tendenzen von Repräsentation
zu. Außerdem besteht an ihnen ein besonderes Interesse, da sie als Kabinettsmitglieder, die ein
Ministerium leiten, eine maßgebende Machtfunktion innerhalb der Gesellschaft einnehmen und
als verantwortlich für Entscheidungen gelten. Somit ist die Frage hinsichtlich ihrer Struktur
und Repräsentativität von besonderer Bedeutung. Nachdem diese Ämter erkannt worden sind,
wird ermittelt, wie viele formale Positionen es in den verschiedenen Kabinetten zusammenge-
nommen zu besetzen gab. Daran schließt sich die Klärung der Frage an, wie viele Personen
mehr als ein Amt bzw. eine Position besetzten. Der so ermittelte Personenkreis kann als innerer
114 Kaina 2003, S. 8.
115 Mills 1975, S. 272.
116 Kaina 2003, S. 8.
2. Theoretische Überlegungen zur Fragestellung
Seite 26
Führungszirkel des jeweiligen Landes angesehen werden und bildet hier die politische Kerneli-
te des Landes. Diese Amtsinhaber werden um mögliche Posten in der Legislative oder Parteien
ergänzt. Anhand so gewonnener Informationen soll die Struktur der Eliten ermittelt werden
und mithilfe von Beispielen Fragen geklärt werden, wie sie schon im Theorieteil angesprochen
wurden, u.a. die nach Herkunft, Rekrutierung, Zirkulation und Kohäsion.
In einem nächsten Schritt wird die Elitenstruktur genauer analysiert und kategorisiert sowie mit
dem Thema Demokratie in Verbindung gebracht und interpretiert.
Anschließend werden die Auswirkungen des jeweiligen Verhaltens der Eliten sowie von deren
Struktur auf die Demokratie in den beiden Ländern untersucht. Dies wird in einigen der im
vorherigen Kapitel dargestellten, von der ‗embedded democracy‗ ableitbaren, Ebenen unter-
sucht. Jedoch ist dieses Modell für den Rahmen dieser Arbeit, in der die Eliten zweier Staaten
betrachtet werden sollen, zu umfassend. Außerdem wurde herausgestellt, dass der Fokus der
meisten Autoren auf der Betrachtung des Verhältnisses zwischen Elite und Volk liegt. Dem
wird sich folglich in dieser Arbeit angeschlossen. Deswegen soll hier der Schwerpunkt auf die
vertikale Dimension I der Herrschaftslegitimation und -kontrolle gelegt und somit folgende
Kriterien betrachtet werden:
1. Repräsentation
Zur besseren Operationalisierung wird hier zunächst die Exekutivelite identifiziert und an-
hand dieser verschiedene Aspekte exemplarisch verdeutlicht. In einem weiteren Schritt
wird die Untersuchung auf die Legislativelite ausgedehnt. Die zu untersuchenden Elemente
der Repräsentation beinhalten die Zirkulation, Rekrutierung sowie die Kohäsion und somit
die doppelte Elitenintegration. In Bezug auf die Repräsentativität wird meist nur eine struk-
turelle Analyse, z.B. anhand der Merkmale der betroffenen Personen, vorgenommen, da die
Frage nach der programmatischen Repräsentativität v.a. mit der Frage nach der Rechen-
schaftspflicht verbunden ist und somit zum Teil ‚Kontrollierbarkeit‗ gehört.
2. Freie, faire Wahlen mit aktivem und passivem Wahlrecht
Unter diesem Punkt werden die Präsidentschaftswahlen sowie nationale Wahlen zur Legis-
lative betrachtet. Unabhängig davon stattfindende, nicht synchronisierte (Philippinen)
oder reine lokale Wahlen sind nicht Teil der Untersuchung.
3. Kontrollierbarkeit
Da innerhalb dieser Arbeit wenn möglich die gesamte politische Elite untersucht werden
soll, stellt die Untersuchung des Verhältnisses der Regierung zum vom Volk gewählten
Parlament (Verhältnis von Exekutiv- zu Legislativelite) einen Punkt der Kontrollierbarkeit
der Eliten dar. Weiterhin soll die Frage nach der Rechenschaftspflicht der politischen Elite
und deren Adressat untersucht werden. Im Rahmen der allgemeinen Transparenz ist außer-
2. Theoretische Überlegungen zur Fragestellung
Seite 27
dem die Frage des Ausmaßes von Korruption von Bedeutung. Aufgrund der sehr vielen
Aspekte, die unter dem Begriff der Kontrollierbarkeit subsumiert werden können, kann in
diesem Kapitel nur eine Auswahl betrachtet und anhand einiger exemplarischer Fälle be-
leuchtet werden. Diese richtet sich primär nach den im Kapitel 3.2 herausgearbeiteten
Merkmalen, die den Zusammenhang von Eliten und Volk in den Mittelpunkt stellen.
In einem vergleichenden Kapitel werden anschließend diese Ebenen im Zusammenhang be-
trachtet und Zuordnungen und Bewertungen überprüft und erweitert.
3. Eliten in Namibia
Seite 28
3 Eliten in Namibia
3.1 Das politische System Namibias
Die Verfassung Namibias, die nach der Apartheidszeit am 09.02.1990 von der ‗Constituent
Assembly‗ (CA) einstimmig verabschiedet wurde und somit den Beginn der Unabhängigkeit
des Staates markiert, kennzeichnet das Land als einen ―sovereign, secular, democratic and
unitary State founded upon the principles of democracy, the rule of law and justice for all.―117
Sie gilt als eine der liberalsten Afrikas und enthält einen umfangreichen Menschenrechtskata-
log,118
der im dritten Kapitel behandelt wird und die fundamentalen Rechte abdeckt.119
Weiterhin ist die Gewaltenteilung als Prinzip festgeschrieben, welche die Regierung in Exeku-
tive, Legislative und Judikative unterteilt. Die unabhängige Judikative besteht aus ‗Supreme
Court‗ (SC), ‗High Court‗ und den ‗Lower Courts‗. Die Richter werden vom Präsidenten auf
Vorschlag der ‗Judicial Service Commission‗ ernannt. 120
Die Legislative beinhaltet die ‗National Assembly‗ (NA) sowie den ‗National Council‗ (NC).
Die NA besteht aus 72 Abgeordneten, die alle 5 Jahre gewählt werden sowie sechs zusätzlich
vom Präsidenten ernannten Mitgliedern. Letztere sollen aufgrund ihrer besonderen Fähigkeiten
o.Ä. bestimmt werden, besitzen aber keine Abstimmungsrechte.121
Der NC besteht aus 26 Mit-
gliedern, von denen jeweils zwei aus den alle sechs Jahre gewählten Mitgliedern der 13 ‗Regi-
onal Councils‗ ausgewählt werden. Die NA als Hauptautorität der Legislative hat laut Verfas-
sung u.a. folgende Aufgaben und Funktionen: Genehmigung des Haushalts, Steuererhebung,
Rezeption von Berichten der Exekutive und ‗parastatals‗ (halbstaatliche Unternehmen) sowie
generell die Verteidigung der Verfassung Namibias.122
Der NC prüft von der NA verabschiede-
te Gesetze und macht ihr Gesetzgebungsvorschläge zu regionalen Themen,123
ist also vor allem
für die Repräsentation regionaler Interessen zuständig. Sollte der NC ein Gesetz ablehnen,
muss die NA mit 2/3 Mehrheit anstatt einfacher Mehrheit dafür stimmen, damit es in Kraft
tritt.124
Jedes Gesetz benötigt die Unterschrift des Präsidenten. Wenn es durch eine 2/3 Mehr-
heit der NA beschlossen und vom NC bestätigt wurde, ist dieser hierzu auch verpflichtet.125
Die Exekutive besteht aus dem Präsidenten und dem Kabinett. Ersterer ist gleichzeitig Staats-
oberhaupt und Regierungschef sowie Oberbefehlshaber der Armee und wird direkt vom Volk
117 Constituent Assembly Namibia 09.02.1990, S. 2.
118 Vgl.: Krennerich 1999, S. 661.
119 Vgl.: Constituent Assembly Namibia 09.02.1990, Kapitel 3, S. 7-17.
120 Vgl.: Hopwood 2007, S. 42, 16-19.
121 Vgl.: Ebenda, S. 19, 21, 24.
122 Vgl.: Constituent Assembly Namibia 09.02.1990, S. 35 f..
123 Vgl.: Ebenda, S. 38 f..
124 Vgl.: Hopwood 2007, S. 22 f..
125 Vgl.: Constituent Assembly Namibia 09.02.1990, S. 32.
3. Eliten in Namibia
Seite 29
auf fünf Jahre gewählt. Jeder Präsident darf sich einmal zur Wiederwahl für eine zweite Amts-
zeit stellen (Ausnahme: Sam Nujoma als ‗Founding President‗).126
Eine Abwahl ist nur als
‗impeachment‗-Verfahren möglich, wenn 2/3 der NA und des NCs dafür stimmen.127
Der Prä-
sident hat u.a. das Recht, das Kriegsrecht auszurufen, Ministerien zu schaffen oder aufzulösen,
ein Gesetzesvorhaben zu initiieren sowie verschiedene Ämter zu besetzen, wie neben den bis-
her genannten u.a. den Premierminister, ‗Director-General of Planning‗, den Ombudsmann,
sowie ‗Chief of Defence Force‗.128
Das Kabinett besteht aus dem Präsidenten, dem Premierminister und den anderen vom Präsi-
denten ernannten Ministern und soll die Tätigkeiten der Ministerien und Regierungsabteilun-
gen (z.B. ‗parastatals‗) überwachen und der NA Gesetze zur Vorlage unterbreiten. Die Mit-
glieder müssen aus den Reihen der NA, Stellvertreter auch aus denen des NCs, ausgewählt
werden. Der Präsident soll im Einvernehmen mit dem Kabinett handeln, der Premierminister
stellt den Leiter der Regierungsangelegenheiten im Parlament dar, koordiniert die Arbeit des
Kabinetts und berät den Präsidenten.129
Falls die NA einem Mitglied des Kabinetts durch
Mehrheit ihrer Mitglieder das Misstrauen aussprechen, muss der Präsident dieses entlassen.130
Das Wahlrecht Namibias ist allgemein, gleich, direkt und geheim und gilt für jeden Bürger ab
18 Jahren. Der Präsident wird durch Mehrheitswahlrecht ermittelt, wobei ein Kandidat mehr
als 50% der Stimmen erhalten muss. Das Parlament wird auf Landesebene durch pures Ver-
hältniswahlrecht mit Listensystem und wie der Präsident für fünf Jahre gewählt, jedoch mit
unbegrenzter Möglichkeit zur Wiederwahl.131
Die Wahlen zur NA und die Präsidentschafts-
wahlen finden zeitgleich statt.
3.2 Auswirkungen der Elite auf die Demokratie in Namibia
3.2.1 Repräsentation
3.2.1.1 Identifikation der Regierungselite
Zur Identifizierung der Regierungselite wurde dem Positionsansatz folgend zunächst die auf
der Homepage der ‗Central Intelligence Agency‗ (CIA) vorhandene Rubrik ‗World Leaders‗
genutzt, um eine Aufstellung aller Regierungsämter zu erhalten, von welchen angenommen
werden kann, dass mit ihnen politische Macht verknüpft ist. Hier wurden alle verfügbaren Jah-
126 Vgl.: Hopwood 2007, S. 17.
127 Vgl.: Constituent Assembly Namibia 09.02.1990, S. 19 f..
128 Vgl.: Ebenda, S. 22 f..
129 Vgl.: Hopwood 2007, S. 17 f..
130 Vgl.: Constituent Assembly Namibia 09.02.1990, S. 26.
131 Vgl.: Krennerich 1999, S. 662 f..
3. Eliten in Namibia
Seite 30
re (2001-heute)132
jeweils zu zwei Zeitpunkten ausgewertet (Januar und Juli) um einen mög-
lichst detaillierten Überblick über Beständigkeit und Wechsel zu erhalten. Für die fehlenden
Jahre wurden Namen, die man aus z.T. wenig zuverlässigen Quellen (z.B. Wikipedia) erhalten
hat, durch gezielte Suchen im Internet sowie vor allem durch die im Buch ‗Guide to Namibian
Politics‗ von Hopwood erhaltenen Biographien namibischer Politiker kontrolliert und ergänzt.
All diese Informationen wurden nun innerhalb einer Überblickstabelle zu den Kabinettsmit-
gliedern Namibias zusammengefasst.133
Innerhalb dieser Tabelle wurden ähnliche Ministerien, die nur eine Namensänderung erfahren
haben, so weit wie möglich zusammengefasst sowie in der Darstellung mit entsprechenden
Daten ihres Bestehens versehen. Von den bei der CIA angegebenen Positionen wurden der
‗Attorney General‗, der ‗Governor of the Central Bank‗, ‗Deputy Minister‗ aller Art sowie die
Ämter, die USA oder UNO betreffen, in der Betrachtung nicht beachtet, da diese im engeren
Sinne nicht zur Regierung gezählt werden können bzw. nicht vergleichbare Kompetenzen be-
sitzen. Beibehalten wurden die ‗Minister without Portfolio‗.
Anhand der erhobenen Daten konnte ermittelt werden, welche Personen im Zeitraum der Un-
tersuchung mehr als eine Position innehatten. Diese Charakterisierung trifft auf 37 Personen
zu, welche in einer zweiten Tabelle erfasst wurden. Nach den im Theorieteil getroffenen Ent-
scheidungen, wird diese Gruppe im Folgenden als Kernelite Namibias betrachtet.134
Anschließend wurde sich am Vorgehen Katja Fettelschoß‗ orientiert, die innerhalb solcher Da-
ten zwischen Portfolios, Positionen und Personen unterscheidet. Dies bezieht sich darauf, dass
innerhalb eines Landes eine gewisse Anzahl an Ministerien (Portfolios) existiert, innerhalb
eines Kabinetts jedoch ein Ministerposten durch Wechsel mehrmals vergeben werden kann. Ob
diese durch Rotation bestehender Kabinettsmitglieder oder durch Neurekrutierung besetzt wer-
den, beeinflusst die Anzahl an Personen, die innerhalb einer Periode der Regierung angehört
haben.135
Die in Abbildung 5 dargestellte umgekehrte Pyramide verdeutlicht, dass dem Land
als Basis die Regierungen zugeordnet werden. Dass hier ein Gleichstand auftritt kommt nur
sehr selten vor. Weiterhin übersteigt die Zahl der Regierungen nie die der Portfolios oder Per-
sonen, da jedes Ministerium mit jedem neuen Kabinett als neuer Fall gezählt wird. Das Ver-
hältnis von Portfolios und Personen jedoch ist theoretisch offen, da verschiedene Möglichkei-
ten denkbar sind. Wird ein Ministerium während einer Regierung mehrmals vergeben, über-
steigt die Personenzahl die der Portfolios. Hält jedoch ein Minister über mehrere Kabinette
132 Vgl.: Central Intelligence Agency 2001b-heute.
133 Vgl.: Tabelle 1: Exekutivelite NamibiaTabelle 1: Exekutivelite Namibia
134 Vgl.: Tabelle 2: Kernelite Namibia.
135 Vgl.: Anhang Abbildung 5.
3. Eliten in Namibia
Seite 31
seinen Posten, ist das Verhältnis umgekehrt. Die größte Fallzahl ergibt sich hingegen bei den
Positionen, zumindest kann es nie mehr Portfolios oder Personen geben als Positionen zu be-
setzen sind.136
Dem entspricht im Falle Namibias Land=1 und Regierungen=5, da bisher fünf Kabinette gebil-
det wurden. Als Ergebnis lässt sich festhalten, dass die Anzahl an Portfolios seit 1995 relativ
konstant bei ca. 26 liegt und Schwankungen besonders innerhalb des dritten Kabinetts (2000-
2005) vorgekommen sind, in welchem auch neue Ämter hinzukamen, die später jedoch wieder
wegfielen. Zu Zeiten beider Präsidenten, Nujomas und Pohambas, übersteigt die Anzahl der
Positionen immer die der Portfolios und Personen. Weiterhin kommt es oft dazu, dass manche
Personen mehr als eine Position während eines Kabinettes innehaben bzw. Mitglieder z.T.
während der Amtsperiode ausscheiden. Hier lässt sich weiterhin feststellen, dass die Anzahl
der Personen, die mehr als eine Position innehatten, immer größer war als die der Aussteiger
und es von diesen stets auch nur sehr wenige gibt.
Für die Regierungen lässt sich auch festhalten, dass die Anzahl der Personen, die durchschnitt-
lich in einem Kabinett vertreten waren, die der Portfolios übersteigt, jedoch beide von der
Menge der Positionen übertroffen werden. Dies äußert sich auch bei den durchschnittlichen
Werten aller Kabinette: Portfolios – 25,2; Positionen – 36,4; Personen – 27,4.
Seit 1990 gab es insgesamt 126 Portfolios und 182 vergebene Positionen. Die Gesamtzahl der
Personen lässt sich allerdings nicht analog ermitteln, indem man die Personenzahlen der ein-
zelnen Kabinette addiert, da so mit der Zahl 137 nicht beachtet würde, dass verschiedene Per-
sönlichkeiten in mehreren Regierungen vertreten waren. Die tatsächliche Anzahl erhält man,
wenn man von der Anzahl der ‗Positionen insgesamt‗ die Anzahl ‗mehrfachen Positionen‗ ab-
zieht, die in der Tabelle zur Kernelite zu ermitteln sind. Folglich kommt man zu der Rechnung
182-125 = 57. Dies ist nun die Anzahl der verschiedenen Individuen, die innerhalb der letzten
22 Jahre ein Regierungsamt innehatten.
Weiterhin lässt sich auch das Verhältnis zwischen den verschiedenen Ebenen beziffern137
:
Portfolio/(verschiedene) Personen: 2,21
Positionen/(verschiedene) Personen: 3,19
Positionen/Portfolios: 1,44
Diese Zahlen verdeutlichen, dass in jedem Portfolio durchschnittlich 1,44 Positionen vergeben
wurden und jeder Amtsinhaber (durchschnittlich) in 2,21 Portfolios beschäftigt war und 3,19
verschiedene Positionen besetzte. Doch lediglich 20 von diesen 57 Personen hatten nur eine
Position inne. Dies erlaubt Rückschlüsse darüber, wie viele Positionen von der Kernelite gehal-
136 Vgl.: Fettelschoß 2009, S. 80 f..
137 Vgl.: Ebenda, S. 111 ff..
3. Eliten in Namibia
Seite 32
ten wurden und man kommt zu dem Ergebnis, dass diese 37 Personen 162 der 182 Positionen
zusammen innehatten.138
Dem entspricht ein Wert von 4,38 Positionen, die durchschnittlich auf
ein Mitglied der Kernelite entfallen.
3.2.1.2 Zirkulation und Rekrutierung
Anhand dieser Zahlen wird nun zunächst die Art und das Ausmaß der Zirkulation betrachtet,
d.h. ob diese starr oder flexibel ist. Dies beinhaltet die Aspekte Fluktuation, Dauer der Amts-
zeiten sowie personellen Wechsel. Die Frage, ob sie personell oder sozial vonstattengeht wird
in einem späteren Teil dieses Kapitels analysiert. Die im Folgenden wiedergegebenen Daten
entstammen alle, wenn nicht ausdrücklich eine andere Quelle angegeben wird, den Tabellen zu
der Exekutivelite sowie der zur Kernelite, welche sich im Anhang befinden.
Die Anzahl der Personen, die nur eine Position insgesamt innehatten, ist mit 20 relativ gering
und weiterhin sind diese relativ gleichmäßig über die fünf Kabinette verteilt:
Kabinett I: 6 Personen (Von Wietersheim, Mweshihange, Bessinger, Herrigel, Witbooi,
Ngavirue)
Kabinett II: 3 Personen (Garoëb, Shaetonhodi, Plichta)
Kabinett III: 3 Personen (Amweelo, Gaoseb, Hishoono)
Kabinett IV: 2 Personen (Pandeni, Katjavivi)
Kabinett V: 6 Personen (Herunga, Esau, Katali, Schlettwein, Kazenambo, Alweendo).139
Dies zeigt, dass der Wechsel an Personen bisher sehr moderat verlief, was durch die Tatsache,
dass 162 der 182 Positionen von den 37 Mitgliedern der Kernelite gehalten wurden, bestätigt
wird. Fettelschoß hält weiterhin fest, dass in stabilen Regierungen die Anzahl der Ministerien
sich jener der Positionen angleicht140
, was mit einem Wert von 1,44 Positionen pro Portfolio in
Namibia der Fall ist (182 Positionen, 126 Portfolios) - vor allem, wenn man die Zahl 3,19 Posi-
tionen pro Personen zusätzlich betrachtet. Dieser relativ hohe Wert zeigt, dass, wenn es zu
Fluktuationen (und so zu zusätzlichen Positionen) kommt, diese vor allem durch Positionsrota-
tionen innerhalb der Elitemitglieder zu erklären sind und nicht nur durch Hinzukommen neuer
Personen, was auf eine größere Instabilität der Regierung und Zirkulation der Exekutivelite
hindeuten würde.
Auch die Anzahl der Aussteiger ist ein die Fluktuation betreffender Aspekt. Insgesamt gab es
nur elf verschiedene, durchschnittlich pro Kabinett nur 2,4 Minister, die während der Amtspe-
138 Erläuterung: 162=182-20 (182: Positionen insgesamt; 20: Anzahl Personen mit nur 1 Position [Personen insge-
samt minus Anzahl Personen mit mehr als einer Position 57-37= 20; 37: Personenanzahl aus Kerneliten-
Tabelle mit mehr als einer Position] 162: Positionen insgesamt minus Anzahl Personen mit nur 1 Position
182- 20 = 162). 139
Vgl.:Tabelle 1: Exekutivelite Namibia. 140
Vgl.: Fettelschoß 2009, S. 80 f..
3. Eliten in Namibia
Seite 33
riode aus der Regierung ausschieden und in keinem waren es mehr als drei. Sechs von diesen
sind auch Personen, die nur eine Position innehatten. Somit kommt es sehr selten vor, dass
Mitglieder der Exekutivelite während der Amtsperiode aus der Regierung austreten. Bei vielen
ist dies mit Krankheit oder Tod zu begründen, nur auf wenige trifft, wie später gezeigt wird,
das Phänomen der ‗elite defection‗, wie es im Theorieteil vorgestellt wurde, zu.
Weiterhin ist von Interesse, in wie vielen Amtsperioden die 37 Mitglieder der Kernelite im
Kabinett vertreten waren bzw. sind. Hier ergibt sich folgende Verteilung:
1 Amtsperiode: 3 Personen (Konjore, U. Nujoma, Sioka)
2 Amtsperioden: 9 Personen (B. Amathila, Kamwi, Kapelwa-Kabajani, Malima,
Mungunda, Namoloh, Naruseb, Nghidinwa, Nyamu)
3 Amtsperioden: 10 Personen (L. Amathila, Gurirab, Hamutenya, Hanekom, Kaapanda,
Kawana, Ngatjizeko, Nghimtina, S. Nujoma, Toivo Ya Toivo)
4 Amtsperioden: 10 Personen (H. Angula, Ekandjo, Hausiku, Iivula-Ithana, A. Iyambo,
Kuugongelwa-Amathila, Mutorwa, Nandi-Ndaithwa, Tjiriange, Tsheehama)
5 Amtsperioden: 5 Personen (N. Angula, Geingob, N. Iyambo, Mbumba, Pohamba).141
Somit gab es nur 12 Personen, die in < 3 Kabinetten, und 15, die in >3 Kabinetten vertreten
waren sowie 10, die dreimal Mitglied der Regierung waren. Nur 17 Personen, und damit weni-
ger als die Hälfte aller Angehörigen der Kernelite, sind nicht mehr in der aktuellen Regierung
vertreten, die anderen 20 haben weiterhin einen Kabinettsposten inne und es ist nicht absehbar,
wer 2015 aus diesem Personenpool erneut Mitglied der Exekutive wird. Dies betrifft die Frage
nach der Dauer der Amtszeiten und auch hier deutet sich an, dass Minister, sind sie einmal Teil
des Kabinetts, über mehrere Amtsperioden in der Regierung bleiben.
Man kann also feststellen, dass nur wenige Mitglieder der Exekutive während der fünf bisheri-
gen Kabinette nur eine Position innehatten (20) und noch weniger die Exekutive während ihrer
Amtszeit verließen (11). Mit 37 Personen hatte mehr als die Hälfte (ca. 65%) der Kabinettsmit-
glieder mehr als eine Position inne. Diese Zahlen deuten auf eine sehr starre Struktur der Exe-
kutive Namibias hin, in der es zu nur sehr wenig Zirkulation kommt, was Fluktuation, Dauer
der Amtszeiten und personellen Wechsel angeht.
Für die verschiedenen Kabinette wurde weiterhin ermittelt, wie viele und welche Personen
mehr als eine Position während einer Amtsperiode besetzt haben.142
In drei Kabinetten betraf
dies zehn Personen, in einem acht und im ersten Kabinett fünf. Abgesehen von Marco Hausiku
in Kabinett III, der innerhalb dieser fünf Jahre in drei unterschiedlichen Portfolios beschäftigt
war, standen alle anderen höchstens zwei verschiedenen Ministerien pro Amtsperiode vor. Da
141 Vgl.: Tabelle 2: Kernelite Namibia.
142 Vgl.: Tabelle 1: Exekutivelite Namibia.
3. Eliten in Namibia
Seite 34
es während der fünf Kabinette 126 Portfolios zu besetzen galt, ist dies auch die Mindestanzahl
für Positionen, wobei die Frage nach der Personenzahl in der Theorie offen ist. Die Tatsache,
dass es in Namibia in dieser Zeit 182 Positionen und 57 verschiedene Personen gab, zeigt, dass
es weniger Minister als zu vergebene Portfolios gab, d.h. dass viele Personen ihren Kabinetts-
posten über mehrere Amtsperioden gehalten haben. Jedoch wurden an diese vergleichsweise
eine etwas größere Anzahl an Positionen vergeben als Portfolios vorhanden waren, was zeigt,
dass die Minister, obwohl sie ihre Stellung in der Regierung in mehreren Kabinetten halten
konnten, nicht im gleichen Ministerium (Portfolio) blieben, sondern es zur Ämterrotation kam,
ohne dass einzelne Personen notwendigerweise aus dem Kabinett austreten. Abgesehen von
Richard Kamwi, dem ‗Minister of Health and Social Service‗, war keiner der 37 Angehörigen
der exekutiven Kernelite nur in einem Portfolio vertreten, wobei Saara Kuugongelwa-
Amadhila und besonders Peter Tsheehama ein Ministeramt übernahmen, welches ihrer vorhe-
rigen Position sehr nahe kam.
An diese Aspekte der Zirkulation anschließend ergibt sich die Frage, wie die Mitglieder der
Regierung in Namibia rekrutiert werden. Zunächst bleibt festzuhalten, dass der Präsident die
Minister auswählt,143
dieser also seine Favoriten auswählen kann. Hierbei ist er relativ frei, da
die NA nicht um Zustimmung zu den einzelnen Personen gefragt wird, sondern nur und aus
eigenem Antrieb aktiv wird, wenn sie jemanden konkret ablehnt. Folglich könnte er theoretisch
auch Oppositionskandidaten in seine Regierung berufen. Zunächst ist zu betrachten, wie die
Mitglieder für die NA ausgewählt werden, da die Mitgliedschaft in dieser ja Voraussetzung für
die Kabinettszugehörigkeit darstellt. Da bisher nur die SWAPO in der Lage war, den Präsiden-
ten zu stellen, werden hier die Prozesse dieser Partei untersucht.
Die einzige Möglichkeit, ins Parlament und somit eventuell auch ins Kabinett zu gelangen,
besteht darin, einen guten Platz auf der Parteiliste zu erhalten144
oder einer der sechs Kandida-
ten zu sein, die der Präsident als Abgeordnete ernennt. Jede Partei, die zur Wahl antritt muss
24, höchstens 72, Kandidaten zur Wahl für die NA aufstellen. In der SWAPO hatte Nujoma
vor allem in der Anfangszeit auf die Auswahl der Personen und deren Reihenfolge auf der Lis-
te enormen Einfluss: 1994 suchte er die ersten 32, 1999 immer noch 30 Kandidaten aus. Ob-
wohl er 2004 nur noch zehn Kandidaten bestimmen durfte, wurde kritisiert, dass die Unterstüt-
zer Hidipo Hamutenyas, der versuchte, sich gegen den von Nujoma favorisierten Pohamba als
Bewerber für das Präsidentenamt durchzusetzen, anscheinend auf einer ‗schwarzen Liste‗ wie-
derfanden, die Delegierte dazu bewegen sollte, nicht für diese zu stimmen. Solche Praktiken
bei der Listenaufstellung und deren Auswirkungen verschlechtert die Bewertung der innerpar-
143 Vgl.: Constituent Assembly Namibia 09.02.1990, S. 25 f..
144 Vgl.: Tötemeyer 2007, S. 9.
3. Eliten in Namibia
Seite 35
teilichen Demokratie innerhalb der SWAPO, da zentrale Partizipationskanäle der Parteimit-
glieder durch die Einflussmöglichkeiten des Parteipräsidenten umgangen werden. Dies führt
ebenso zu einem Legitimationsdefizit innerhalb der Partei und erweckt den Eindruck eines au-
toritären Politikstils.145
Daraus folgt, dass, selbst wenn formell die Möglichkeiten der Einflussname des Parteipräsiden-
ten eingeschränkt werden, dieser innerhalb der SWAPO trotzdem über einen enormen infor-
mellen Einfluss verfügt. Dieses Amt hatte bis 2007 Sam Nujoma inne, seitdem Präsident
Hifikepunye Pohamba. Folglich wurden die meiste Zeit die Ämter des Staats- und Parteipräsi-
denten gleichzeitig in Personalunion ausgeübt, was die Macht dieser Person sowohl in der Par-
tei als auch im Staat und somit der Regierung noch steigert und absichert. Somit wird deutlich,
dass für die Rekrutierung des Regierungspersonals der Präsident nicht nur ein gewichtiges Mit-
spracherecht besitzt, sondern diese Entscheidung von Anfang an mit ihm als Person äußerst
eng verknüpft ist und er extrem große Freiräume besitzt, die er nutzen kann. Auch die NA
brauchte er bisher nicht zu fürchten, da die SWAPO hier bisher immer über eine Mehrheit ver-
fügte146
, die ihn absicherte. Für diese Legislativelite deutet sich, was die Zirkulation betrifft,
ein anderer Befund an als für die Kabinettsmitglieder. So verloren beispielsweise 1999 vor den
Wahlen 40% der SWAPO-Abgeordneten ihren Sitz an nachrückende Kandidaten ihrer Partei.
Dies als demokratisches Element und als Offenheit der Parteielite zu interpretieren, greift je-
doch aufgrund der Einflussmöglichkeiten des Parteipräsidenten bei der Personalpolitik zu kurz.
Die durch solch nicht freiwilliges Ausscheiden einzelner Personen entstehende Konkurrenz
innerhalb der Partei ist von der Parteiführung gesteuert und gewollt. Aufstrebende, jüngere
Parteimitglieder können so an der alten Parteielite vorbei Aufstiegsmöglichkeiten erhalten,
jedoch um den Preis, dass ihre Karriere vom Parteipräsidenten abhängig bleibt. So erhält sich
dieser aufgrund der Unsicherheit, die ein solches Abhängigkeitsverhältnis mit sich bringt, Lo-
yalität im Parlament.147
Die geringe Fluktuation innerhalb der Regierung deutet allerdings da-
rauf hin, dass es bisher selten dazu gekommen ist, dass diese Aufstiegswege sich bis dorthin
fortgesetzt hätten. Solange folglich der Präsident innerhalb der Partei Einfluss und Macht
aufrechterhält, gibt es keine Instanz, die ihn bei der Rekrutierung des Regierungspersonals v.a.
in der Praxis überstimmen oder ernsthaft behindern kann.
Die sich hier andeutende Bedeutung der Partei weist auf einen für den weiteren Verlauf der
Arbeit sehr wichtigen Punkt hin, nämlich der untrennbar scheinende Zusammenhang zwischen
SWAPO und Staat. Joseph Diescho betont vor allem für den afrikanischen Kontext das Prob-
145 Vgl.: Emminghaus 2003, S. 209 ff..
146 Vgl.: Hopwood 2007, S. 42 ff..
147 Vgl.: Emminghaus 2003, S. 222 f..
3. Eliten in Namibia
Seite 36
lem, „dass die politische Elite vollkommen unfähig (ist), zwischen der Regierungspartei, der
Regierung und dem Staat zu differenzieren.―148
Somit wird nicht mehr wahrgenommen, dass
der Staat als Organisation die drei Gewalten, den Privatsektor, politische Parteien und Nichtre-
gierungsorganisationen umfasst sowie Staat und Regierung voneinander zu trennen sind. Die-
ses hier beschriebene Problem trifft auch in starkem Maße auf Namibia zu. Die durch Wahler-
gebnisse immer wieder bestätigte Dominanz der SWAPO, bis hin zu Tendenzen zu einem
‗dominant party system‗, in dem sich bisher keine numerisch bedeutende Opposition(-spartei)
etablieren konnte, welche die politische Hegemonie der früheren Befreiungsbewegung anfech-
ten könnte149
, sowie die daraus folgende ständige Kontrolle der Exekutive und Legislative lässt
den Eindruck eben jener Untrennbarkeit von Staat und Partei entstehen. Bei den Partei- und
somit gleichzeitig oft auch Regierungseliten besteht die Fehleinschätzung, dass „the
government is supposed to serve the party and that the state is the property of the
government―.150
Kritiker werfen der Regierungspartei vor, dass ihr altes Motto ‗SWAPO is the
people‗ heutzutage umgeformt wurde in ‗SWAPO is the government and the government is the
state‗. So wird Loyalität mit Namibia mit Loyalität für SWAPO und besonderes für deren Prä-
sident gleichgesetzt, alles andere gilt als unpatriotisch.151
Als bezeichnend kann der Titel eines
in der staatseigenen Zeitung ‗New Era‗ und auf der SWAPO-Homepage erschienener Artikel
nach der Wahl 2009 gelten, der heißt: „Namibia, Swapo Party and Sam Nujoma are one!―152
In
diesem Sinne forderte auch der Präsident der ‗SWAPO-Party-Youth-League‗ (SPYL) 2008,
dass alle höheren Positionen im Staatsapparat und den staatseigenen Unternehmen ausschließ-
lich mit SWAPO-Mitgliedern besetzt werden sollten.153
Tatsächlich waren alle Personen, die bisher im Kabinett vertreten waren, SWAPO-Mitglieder.
Die einzige Ausnahme bildet Zed Ngavirue, der ‗Director General of the National Planning
Commission‗ im ersten Kabinett Nujomas, der der ‗South West Africa National Union‗
(SWANU) angehörte.154
Somit stellt die Mitgliedschaft in der Regierungspartei ein unerlässli-
ches Kriterium für die Rekrutierung in die Exekutivelite dar.
Um herauszufinden, welche weiteren Merkmale bisher für die Rekrutierung eine Rolle gespielt
haben, werden nun die Mitglieder der Kabinette und v.a. der Kernelite genauer betrachtet. Da
letztere fast 65% der Kabinettsmitglieder insgesamt ausmachen (37 von 57), können sie allein
aufgrund ihrer Anzahl als repräsentativ angesehen werden. Dem liegt weiterhin die Annahme
148 Diescho 2009, S. 107.
149 Vgl.: Melber 2009a, S. 199 f..
150 Melber 2007, S. 67.
151 Vgl.: Ebenda, S.68, 71.
152 Froese 2009.
153 Vgl.: Melber 2009a, S. 207.
154 Vgl.: Sellström 2002, S. 92.
3. Eliten in Namibia
Seite 37
zugrunde, dass Personen, die mehrere Positionen innehatten bzw. in mehr als einem Kabinett
vertreten waren, mehr Macht und Einfluss innerhalb der Exekutive zugesprochen werden kann
als einem Minister, auf den dies nicht zutrifft.
Aus den 37 Personen der Kernelite wurde anschließend eine Stichprobe von elf Mitgliedern
ausgewählt, anhand deren Biographien weitere Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede erkannt
werden sollen, die für die Rekrutierungswege als auch für die Repräsentation von Bedeutung
sind. Diese elf Mitglieder wurden so ausgesucht, dass sie u.a. die bisherigen Präsidenten (Nu-
joma, Pohamba) sowie zwei Frauen (Iivula-Ithana, Nghidinwa) miteinschließen. Weiterhin
wurde bei der Auswahl versucht, hinsichtlich der Länge der Regierungstätigkeiten sowie der
Kabinette, in denen man vertreten war, eine annähernd gleichmäßige Verteilung zu erreichen:
1 Amtsperiode: U. Nujoma
2 Amtsperioden: B. Amathila, Kamwi, Namoloh, Nghidinwa
3 Amtsperioden: S. Nujoma
4 Amtsperioden: Ekandjo, Iivula-Ithana
5 Amtsperioden: Geingob, Mbumba, Pohamba
Die Amtszeiten dieser Personen verteilen sich wie folgt auf die unterschiedlichen Kabinette:
Kabinett I: 6 Personen
Kabinett II: 7 Personen
Kabinett III: 5 Personen
Kabinett IV: 8 Personen
Kabinett V: 9 Personen
Für diese ausgesuchten Personen wurden Biographien155
erstellt, mit deren Hilfe sich im Hin-
blick auf verschiedene Eigenschaften Gemeinsamkeiten feststellen lassen können. Zunächst
wäre hier das Alter zu betrachten. Sam Nujoma ist als Jahrgang 1929 (83 Jahre) der Älteste,
sein Sohn Utoni, Iivula-Ithana und Nghidinwa stellen als im Jahr 1952 Geborene (60 Jahre) die
Jüngsten dar. Der Altersdurchschnitt aller zusammen beträgt 67,9 Jahre. Selbst wenn man die
von diesen elf einzigen beiden Personen, welche nicht mehr in der Regierung vertreten sind,
nämlich B. Amathila und S. Nujoma, aus dieser Berechnung ausnimmt, erhält man immer noch
einen Durchschnitt von 65,6 Jahren. Jedoch beträgt das Durchschnittsalter in Namibia nur 20,7
Jahre156
, insgesamt sind nur 9% der ca. 2.1 Millionen Namibier über 55 Jahre alt157
, wohinge-
gen dies auf 100% der repräsentativ ausgewählten Mitglieder der Kernelite zutrifft. Die Ver-
fassung Namibias legt fest, dass jeder Bürger ab 18 Jahren das aktive, ab 21 das passive Wahl-
155 Vgl.: Biographie 1: Kernelite Namibia.
156 Vgl.: Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. (Auslandsbüro Namibia) 2011, S. 20.
157 Vgl.: Central Intelligence Agency 2013b.
3. Eliten in Namibia
Seite 38
recht besitzt.158
Dies schließt ca. 56,5% der Bevölkerung (0-24 Jährige) als mögliche Amtsin-
haber aus, jedoch sind weiterhin die 34,6% der 25 – 54 Jährigen nicht repräsentiert.159
Nur drei
von allen 37 Mitgliedern der Kernelite sind jünger als 55, und zwar Abraham Iyambo (1961),
Doreen Sioka (1960) und, mit 45 Jahren als Jüngste, Saara Kuugongelwa-Amadhila (1967).160
Ein weiterer Aspekt, der hier betrachtet werden soll, ist der nach der regionalen Herkunft der
Elitemitglieder. In den vier nördlichen Provinzen Oshana, Oshikoto, Omusati und Ohangwena
leben zusammen 844.500 Menschen der 2.104.900 Namibier,161
was 40% der Gesamtbevölke-
rung ausmacht. Diese auch als ‗four Os‗ bekannten Regionen beinhalten das frühere
Ovamboland, Heimat der größten Volksgruppe Namibias, der Owambo, weswegen diese auch
von großer Bedeutung sind.162
Die Frage, welche Ethnien Namibias durch die Regierung reprä-
sentiert werden, ist schwierig zu beantworten, da in Biographien solche Angaben fehlen, und
nur aus der Herkunft darauf zu schließen, kann ebenfalls zu falschen Schlüssen verleiten. Je-
doch ist festzuhalten, dass von den elf Ministern fünf (u.a. beide bisherigen Präsidenten) in
einer zum früheren Ovamboland gehörenden Provinzen geboren wurden sowie zwei weitere
ebenfalls aus den nördlichen Provinzen Kavango und Caprivi stammen. Mit der Bevölkerung
dieser beiden zusammen (1.157.100)163
werden ca. 55% der Bevölkerung von 63,6% (7 von
11) der hier betrachteten Abgeordneten der Kernelite repräsentiert, was eine leichte Überrep-
räsentation dieser Regionen darstellt. Betrachtet man die gesamte Kernelite (hier nur 33, da
über Hanekom, Kaapanda und Malima keine diesbezüglichen Informationen erhältlich sind), so
wird dieses Bild weiter bestärkt:
‗Four Os‗: 16 Personen
Kavango / Caprivi: 7 Personen
Andere: 10 Personen.164
So zeigt sich, dass mit 16 Personen 48,5% aus den ‗four Os‗, zusammen mit Kavango und
Caprivi insgesamt 69,7% aus den nördlichen Provinzen stammen. Nur 30% der Mitglieder der
Kernelite stammen aus den restlichen Teilen des Landes bzw. stehen repräsentativ für die rest-
lichen 947.800 Menschen oder 45% der Bevölkerung. Dieses Ergebnis der regionalen Vertei-
lung in Hinblick auf Stammeszugehörigkeiten zu interpretieren liegt nahe, ist jedoch an sich zu
vage. Allerdings kann man es um andere Berichte ergänzen, die besagen, dass die meisten Ka-
158 Vgl.: Constituent Assembly Namibia 09.02.1990, S. 11.
159 Vgl.: Central Intelligence Agency 2013b.
160 Vgl.: Hopwood 2007, S. 158 f., 193, 261.
161 Vgl.: National Planning Commission Namibia 2012, S. 59.
162 Vgl.: Grobler 2012.
163 Vgl.: National Planning Commission Namibia 2012, S. 59.
164 Vgl.: Hopwood 2007, S. 109 f., 115 ff., 131, 138, 143, 146, 149, 156, 159 f., 168, 186, 192 f., 200, 210, 214,
221 ff., 228 ff., 240 f., 244, 261, 269, 272, 275; Sasman 2010; Rally for Democracy and Progress (a).
3. Eliten in Namibia
Seite 39
binettsmitglieder unter Pohamba der Sprachfamilie der Oshiwambo angehören.165
Insgesamt
wurde festgestellt, dass sich die SWAPO (und auch die ‗Rally for Democracy and Progress‘
(RDP)) vor allem aus Oshiwambo-Sprechern zusammensetzt und sich erheblich auf deren Un-
terstützung verlässt, während andere Parteien versuchen, die restlichen Stämme bzw. Sprach-
gruppen zu vertreten. Phil Ya Nangoloh beklagt in einem 2012 erschienenen Bericht, dass zu
wenig für die Versöhnung der Völker Namibias und das Entstehen einer Loyalität gegenüber
dem Staat getan wurde. Dies hängt seiner Ansicht besonders auch damit zusammen, dass Poli-
tikern und der Regierung der Wille und die Bereitschaft dazu fehlt, Barrieren zwischen den
verschiedenen Gruppen abzubauen sowie integrative, viele Ethnien umfassende Bewegungen
und Organisationen zu unterstützen.166
Diese Einschätzung lässt sich allerdings nicht auf die
personellen Verhältnisse in der NA übertragen. Im Gegensatz zur Exekutivelite sind hier, abge-
sehen von Oshikoto, die Provinzen der ‗four Os‗ im Verhältnis zu ihrer Bevölkerungszahl un-
terrepräsentiert und auch die SWAPO ist um eine regionale Ausgewogenheit bemüht. Weiter-
hin kommt dieser v.a. bei Wahlen zugute, dass sie nicht nur als Repräsentantin des politischen
und v.a. gesellschaftlichen Zentrums, sprich der Mehrheitsethnie, wahrgenommen wird, son-
dern dank ihrer Rolle im Befreiungskampf auch bei anderen ethnischen Gruppen z.T. noch
über großes Ansehen verfügt.167
Weiterhin lässt sich feststellen, dass sich unter den Mitgliedern der Kernelite mit Gerd
Hanekom nur ein Weißer (2,7%) befindet, obwohl die weiße Bevölkerungsminderheit in Na-
mibia 6% ausmacht.168
Abgesehen von dieser personellen Unterrepräsentation ergab eine etwas
ältere Untersuchung von Emminghaus, dass trotz des Anspruches der Regierungspartei, auch
die Interessen der weißen Namibier zu vertreten, dies in der Realität auf wenige Projekte und
Vorzeigepersonen beschränkt ist. Der Einfluss der weißen Minister war i.d.R. beschränkt und
aufgrund fehlender Unterstützer in der Partei stark an die Person des Präsidenten geknüpft.169
Diese Bevölkerungsgruppe im politischen Bereich so unterzurepräsentieren und so wenig
miteinzubeziehen ist sehr bedenklich, besonders im Hinblick auf das immer noch bestehende
wirtschaftliche Ungleichgewicht zugunsten der weißen Bevölkerung170
als auch was die Aus-
söhnung zwischen den Ethnien betrifft.
Weiterhin sind von den 37 Angehörigen der Kernelite bzw. von den 57 Kabinettsmitgliedern
insgesamt nur 7 Frauen, dem entspricht 12,28% der Minister. Innerhalb der Gesamtbevölke-
165 Vgl.: Grobler 2012.
166 Vgl.: Ya Nangoloh 2012, S. 119.
167 Vgl.: Emminghaus 2003, S. 227 ff., 168 f..
168 Vgl.: Central Intelligence Agency 2013b.
169 Vgl.: Emminghaus 2003, S. 169.
170 Vgl.: Ehlers 2010, S. 1.
3. Eliten in Namibia
Seite 40
rung machen Frauen jedoch etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus.171
Frauen sind
somit sogar erheblich unterrepräsentiert. Dies trifft auch auf die NA zu, allerdings ist der Frau-
enanteil von 7% im Jahr 1989 auf 24% im Jahr 2009 angestiegen. Jedoch gibt es Anzeichen
dafür, dass die weiblichen Abgeordneten die damit verbundenen Möglichkeiten nicht zur Gän-
ze nutzen. Das IPPR untersuchte zu zwei verschiedenen Zeitpunkten die Leistung der Abge-
ordneten der NA anhand von Beiträgen zum Hansard des Parlaments. Im zweiten dieser Be-
richte, der die ersten Monate des Jahres 2011 untersuchte, wurde festgestellt, dass von den ins-
gesamt 20 weiblichen Abgeordneten nur zwei zu den besten 20 gerechnet werden können. Bei-
de (Nandi-Ndaitwah, Kuungelwa-Amathila) haben Ministerposten inne. Jedoch fanden sich
unter den sieben schlechtesten gleich zwei Frauen, beides SWAPO Hinterbänkler. Insgesamt
konnten Frauen anhand ihrer Beiträge zu Debatten, von wenigen Ausnahmen abgesehen, dem
Mittelfeld sowie der unteren Hälfte der Abgeordneten zugeordnet werden.172
Schon bei der
ersten Untersuchung 2009 wurde festgestellt, dass weibliche Abgeordnete verstärkt in der unte-
ren Hälfte der Leistungstabelle auftauchen, folglich ist dies schon eine längere Tendenz.173
Somit sind Frauen nicht nur zahlenmäßig (im Kabinett wie der NA) unzureichend repräsentiert,
sondern ihre Stimme verliert durch mangelnde Leistung z.B. der weiblichen Abgeordneten
zusätzlich an Gewicht innerhalb der politischen Elite.
Die bisherigen Erkenntnisse was Alter, Herkunft und Geschlecht der Kernelite angeht, werden
durch zusätzliche Gemeinsamkeiten weiter unterstrichen. Alle der exemplarisch dargestellten
Minister waren schon vor 1990 SWAPO-Mitglieder, einige sogar schon in der OPO. Somit
waren alle im Befreiungskampf gegen das Apartheidsregime aktiv. Weiterhin waren zehn der
elf (alle außer Nghidinwa) vor der Unabhängigkeit im Ausland, z.T. im Exil oder Gefängnis
und viele sogar als Kämpfer der PLAN oder als Diplomaten aktiv. Die Art und/oder der Ort der
Ausbildung stellen jedoch keine grundlegende Gemeinsamkeit der Kernelitemitglieder dar,
abgesehen davon, dass sie meist in irgendeiner Form durch die Exilsituation geprägt war: ent-
weder, die Ausbildung hörte auf (B. Amathila, Ekandjo), oder man begann z.B. ein Studium
o.Ä. im Ausland (Geingob, Kamwi, Mbumba, U. Nujoma, Pohamba, Namoloh), oder man
setzte die Bildungskarriere nach der Unabhängigkeit fort (Nghidinwa, Iivula-Ithana, S. Nujo-
ma). Jedenfalls kann man feststellen, dass dies nicht der normalen namibischen Realität ent-
spricht, in welcher zwar eine 88% Alphabetisierungsquote174
ein positives Zeichen ist, jedoch
2007/08, trotz steigender Tendenz, nur ca. 64% der Namibier Einrichtungen der sekundären
171 Vgl.: National Planning Commission Namibia 2012, S. 41.
172 Vgl.: Tjirera et al. 2011, S. 4.
173 Vgl.: Tjirera und Hopwood 2009, S. 6.
174 Vgl.: Central Intelligence Agency 2013b.
3. Eliten in Namibia
Seite 41
und nur 9% solche der tertiären Bildung besuchten.175
Von den Mitgliedern der Stichprobe
besuchten 100% Sekundärbildungseinrichtungen und 90,9% (zehn von elf) Institute der tertiä-
ren Bildung (Hochschulen, Colleges und Militärakademien). Als einziger beendete Ekandjo
seine Bildungskarriere mit der ‗secondary school‗, die er jedoch auch aus politischen Gründen
abbrechen musste. Somit sind die Regierungseliten auch in diesem Aspekt nicht repräsentativ
für die Bevölkerung, wobei sich allerdings die höheren Bildungsabschlüsse natürlich auch aus
den Anforderungen ihrer Ämter heraus erklären ließe. Ebenso kann man die Tatsache, dass die
meisten ihre Ausbildung im Ausland absolvierten, als Folge der gemeinsamen Zeit im Exil
während des Unabhängigkeitskampfes verstehen.
Es zeigt sich also, dass die hier dargestellte Exekutivelite von ihren persönlichen Merkmalen
die Bevölkerung Namibias wenig repräsentiert. Kommt es zur Zirkulation, die bisher als starr
definiert wurde, so werden entweder aus Kontrollgründen die Positionen unter den bestehenden
Ministern neu vergeben oder es werden nur einige wenige Personen ausgetauscht. Daraus folg-
te jedoch bisher kein (umfassender) Wandel der sozialen Herkunft innerhalb des Kabinetts. Oft
sind die neuen Mitglieder weiterhin ehemalige Teilnehmer des Befreiungskampfs, wie Utoni
Nujoma und auch Kazenambo Kazenambo,176
was bisher auch eine weitgehende Verjüngung
verhinderte. Somit kann die Zirkulation insgesamt als starr und personell im Gegensatz zu fle-
xibel und sozial beschrieben werden. Auch deuten die Methode der Rekrutierung der Exeku-
tivelite sowie die doch recht große Homogenität im Hinblick auf die Amtsinhaber prägenden
Merkmale (Alter, regionale Herkunft, Teilnahme am Befreiungskampf…) im Zusammenhang
mit der hier festgestellten Art der Zirkulation auf eine soziale Schließung und evtl. Monopoli-
sierung der Machtpositionen durch bestimmte Bevölkerungsschichten (die der ‗alten Garde‗
der ehemaligen Befreiungsbewegung) hin. Dies soll jedoch nicht zu der Überinterpretation
verleiten, dass jene Personen für ihre Aufgaben nicht trotzdem qualifiziert seien. Es besagt nur,
dass bei der Rekrutierung in führende Positionen das Leistungsprinzip, wenn überhaupt, nur
eine untergeordnete Rolle spielt, sondern eher die enge Verbundenheit mit dem Staatsober-
haupt bzw. dessen Kalkül was den Machterhalt in Partei und Staat angeht. Der Sichtweise, dass
die Amtsinhaber sich durch ihre langen Amtszeiten und die starre Zirkulation nachträglich für
diese Funktionen qualifiziert haben, widerspricht das zur Kontrolle angewendete Rotations-
prinzip innerhalb der Exekutive, welches eine Spezialisierung oder Professionalisierung in ei-
nem Bereich verhindert. Außerdem spricht auch die Entlassung sehr fähiger und hoch gebilde-
ter Personen vorrangig aufgrund persönlicher Differenzen, wie im Folgenden näher betrachtet
wird, gegen das Ziel gut ausgebildeter, professionalisierter Minister. Somit entspricht die Form
175 Vgl.: Index Mundi o.J.a.
176 Vgl.: Hopwood 2007, S. 187.
3. Eliten in Namibia
Seite 42
der Rekrutierung, wie sie in Namibia betrieben wird, eher der im Theorieteil erläuterten Macht-
als der der Funktionselite.
3.2.1.3 Doppelte Elitenintegration
Nun soll sich dem Problem der Elitenintegration, also der Spannung zwischen vertikaler Integ-
rationsleistungen der Elite (Repräsentation) sowie der Kooperationsfähigkeit unter den Eliten
(horizontale Elitenintegration) gewidmet werden.177
Letzteres betrifft das Phänomen der Kohä-
sion von Eliten. Zu diesem Thema stellt Way fest, dass abgesehen von materieller Entlohnung
weitere Aspekte notwendig sind, um die Kohäsion der Elite zu vergrößern: Persönliche Bezie-
hungen; geteilte Ethnie bzw. Volkszugehörigkeit; geteilte (oft nationalistische oder revolutio-
näre) Ideologie; Solidaritätsbeziehung, die oft zu Zeiten eines gemeinsamen militärischen
Kampfes entstehen.178
Wie schon mehrfach erwähnt wurde, trifft der vierte der hier genannten Punkte zu, da viele
Elitemitglieder vor der Unabhängigkeit im Zuge des Befreiungskampfes nicht nur im Exil wa-
ren, sondern sich auch am bewaffneten Kampf teilgenommen haben.
Unter erstens fasst Way vor allem familiäre Bindungen oder solche von ‗cronies‗ (Klüngel,
Kumpanen, Anhänger). Unter allen Kabinettsmitgliedern gibt es nur zwei Familien, die mehr
als ein Mitglied innerhalb der Regierungselite stellen, und zwar Amathila und Nujoma, und
beide betreffen jeweils nur zwei Personen. Somit kann man bei einer so geringen Anzahl nicht
davon sprechen, dass es sich um politische Familien handeln würde. Jedoch zeigt die Tatsache,
dass die Exekutivelite nur eine geringe Anzahl an Personen umfasst und diese eine starre Zir-
kulation aufweisen, dass persönliche Bindungen zwischen den einzelnen Kabinettsmitgliedern
vorhanden sind. Besonders die Tatsachen, dass alle Kabinettsmitglieder schon vor der Unab-
hängigkeit der SWAPO beitraten und dass Nujoma als SWAPO-Präsident ab 1960 deren Ge-
schicke leitete, sowie viele als enge Vertraute von ihm gelten, lassen darauf schließen, dass
zumindest zwischen diesen und dem ‗founding father‗ schon bei Beginn der Unabhängigkeit
persönliche Beziehungen bestanden, wenn nicht sogar zwischen dem Großteil der Mitglieder
der Exekutivelite. Auch allgemein wurde festgestellt, dass der Präsident „retained most of the
pre-independence SWAPO leadership in key cabinet posts.―179
Somit ist diesem Punkt von
Way zuzustimmen.
Auf den zweiten Punkt der ‗shared ethnicity‗ wurde auch bereits eingegangen und zu dem Er-
gebnis gekommen, dass man davon ausgehen kann, dass die meisten Kabinettsmitglieder aus
dem Norden stammen und viele der Mehrheitsethnie der Owambo angehören. Diesem Punkt ist
177 Vgl.: Kapitel 2.2.
178 Vgl.: Way 2006, S. 13.
179 van Cranenburgh 2006, S. 596.
3. Eliten in Namibia
Seite 43
für Namibia, wenn auch unter demselben Vorbehalt wie im letzten Kapitel zur regionalen Her-
kunft, ebenfalls zuzustimmen.
Im Hinblick auf die Frage, ob die Kabinettsmitglieder eine gemeinsame Ideologie haben, kriti-
siert Tötemeyer, dass besonders die SWAPO ihre Einstellungen stärker verdeutlichen muss,
damit mehr Klarheit über ihre Ziele und Ideologie herrschen kann. „Marxism it was during
independence struggle. What is it today, social democracy, neo-liberalism or democratic social-
ism? Or is ideology not any longer at stake but instead certain values? Which ones?‖180
Somit
ist nicht klar, welche konkrete (inhaltliche) Ideologie die Regierungspartei verfolgt und wie die
Mitglieder dazu stehen. Doch vor allem die unbedingte Loyalität zur SWAPO und zu deren
Präsidenten, wie sie in diesem Kapitel bereits beschrieben wurde, deuten darauf hin, dass von
den Mitgliedern zumindest eine gewisse Konformität mit der Partei sowie der Nation und dem
Staat Namibia erwartet wird und sie somit eine Art von gemeinsamer nationalistischer Ideolo-
gie und geteilte Werte aufweisen, die sie verbinden – auch wenn nicht ganz klar ist, für welche
Ideologie SWAPO eigentlich heutzutage steht.181
Aufgrund dieser Tatsache als auch aus der Dauer der Verbundenheit der Elitenmitglieder, der
nur geringen Zirkulation sowie den weiteren bisher herausgefundenen Gemeinsamkeiten und
vor allem der gleichen Parteizugehörigkeit, die sich bei vielen auch in der Übernahme von Par-
teiämtern manifestiert, lässt sich vermuten, dass es sich bei dieser Kernelite um eine demokra-
tisch legitimierte, in ihrer Struktur aber einer vordemokratisch ähnelnden ‗Gesinnungsgemein-
schaft‗182
handeln kann. Wolfgang Ludwig Schneider beschäftigt sich mit diesem Phänomen
im Rahmen sozialer Beobachtungs- und Interpretationsschemata der soziologischen Theorie-
diskussion und beschreibt als maßgeblich für das Modell der Gesinnungsgemeinschaft die For-
derung nach Konformität der Überzeugungen der Mitglieder. „Abweichende Meinungsäuße-
rungen werden vor diesem Hintergrund als Ausscheren aus dem als verbindlich geltenden
Gruppenkonsens wahrgenommen, mit dem jemand bekundet, daß er sein eigenes Urteil über
das der Partei bzw. des Kollektivs stellt―183
. Im Hinblick darauf stellt sich die Frage, wie inner-
halb der SWAPO mit abweichenden Meinungen von Mitgliedern des engeren Kreises umge-
gangen wird. Dies bezieht sich vor allem auf das Phänomen der ‗elite defection‗ aus politi-
schen Gründen und betrifft nicht Mitglieder der Exekutive, die aus gesundheitli-
chen/persönlichen Gründen austreten oder während ihrer Amtszeit versterben.
Einer der berühmtesten Fälle betrifft Hage Geingob, den voraussichtlich dritten Präsidenten
Namibias. Nach 12 Jahren als ‗Prime Minister‗ versuchte Nujoma 2002 ihn zum ‗Minister of
180 Tötemeyer 2007, S. 6.
181 Vgl.: Ebenda.
182 Vgl.: Schmidt 2004, 188.
183 Schneider 2004, S. 281.
3. Eliten in Namibia
Seite 44
Regional, Local Govt., & Housing‗ zu ernennen. Als er dies ablehnte, wurde er entlassen. Die
genauen Hintergründe sind weitgehend unbekannt, es wird jedoch vermutet, dass es Nujoma
ärgerte, dass Geingob versuchte, sich für die Wahl zu dessen Nachfolge zu positionieren.184
Für die SWAPO die wohl folgenreichsten Fälle von ‗elite defection betreffen Ben Ulenga und
Hidipo Hamutenya. Ulenga, ein hochrangiges SWAPO Mitglied noch aus den Zeiten des Be-
freiungskampfes, legte 1998 seinen Posten als ‗High Commissioner‗ in Großbritannien auf-
grund von Unstimmigkeiten mit der SWAPO Führung nieder. Diese betrafen u.a. die Verfas-
sungsänderung, um eine dritte Amtszeit Nujomas zu ermöglichen, sowie die Verwicklung Na-
mibias in den Krieg im Kongo. Anschließend wurde er aus dem Zentralkomitee der Partei aus-
geschlossen, woraufhin er im März 1999 ganz aus der SWAPO austrat und eine neue Partei
gründete, den ‗Congress of Democrats‗ (CoD). Im Anschluss wurde er von vielen SWAPO-
Führern als Verräter und Spion beschimpft, worauf an einer späteren Stelle dieser Arbeit noch
genauer eingegangen werden wird.185
Auf der anderen Seite wurde Hamutenya bereits im Vor-
feld der Präsidentschaftswahlen 2004 als ‗Minister of Foreign Affairs‗ entlassen, um seine Po-
sition auf dem bevorstehenden Parteikongress zu schwächen, wo er dann auch gegen Nujomas
Kandidat Pohamba verlor. Nujoma begründete seine Entlassung damit, dass Hamutenya Unei-
nigkeit innerhalb der Partei verbreiten wolle. Da er bei den anschließenden Wahlen zur Partei-
liste nur auf Platz 57 kam, verlor er auch seinen Sitz in der NA.186
2007 trat er auch aus der
Partei aus und gründete daraufhin eine neue Partei, die RDP, die heute die größte Oppositions-
partei darstellt und deren Parteipräsident er ist.187
Auch zwei weitere hochrangige Mitglieder
der RDP gehörten früher der SWAPO an, unter ihnen der frühere ‗Minister of Agriculture,
Water, & Rural Development‗, Anton von Wietersheim, der 1993 aufgrund eines Konflikts mit
Nujoma des Amtes enthoben wurde188
, sowie Jesaya Nyamu. Dieser war vorher u.a. ‗Minister
of Trade and Industry‗. Als 2005 Ideen Nyamus über die Möglichkeiten, eine neue Partei zu
gründen, bekannt wurden, wurde er der Parteimitgliedschaft aufgrund der Missachtung der
SWAPO-Satzung, des Faktionalismus und der Verbreitung von Uneinigkeit als nicht mehr
würdig erklärt und ‗exkommuniziert‗.189
Von den vier Ministern, die während ihrer Amtszeit unter Pohamba ausschieden, waren zwei
krank oder verstorben (Pandeni, Tsheehama190
) und einer (Mbumba) gab seinen Posten zu-
gunsten eines hochrangigen Parteiamts auf. Der einzige diskussionswürdige Fall unter
184 Vgl.: Hopwood 2007, S. 137 f..
185 Vgl.: Ebenda, S. 279 f..
186 Vgl.: Ebenda, S. 145 f..
187 Vgl.: Rally for Democracy and Progress (a).
188 Vgl.: Rally for Democracy and Progress (b).
189 Vgl.: Kangueehi 2005.
190 Vgl.: Kapitako 2012; Shigwedha 2010.
3. Eliten in Namibia
Seite 45
Pohamba betrifft Kazenambo Kazenambo. Nach dem letzten Parteikongress verlor er seine
Position als Minister und es wurde vermutet, es sei aufgrund von Ausfällen gegenüber Journa-
listen sowie Konflikten mit der SPYL. Er selbst betonte jedoch seine Erleichterung darüber,
nun den Rat seiner Ärzte befolgen zu können.191
Folglich kann er nicht als Beispiel für ‗elite
defection‗ gewertet werden, auch wenn die Vermutung bleibt, dass es weitere Hintergründe für
seine nicht erneuerte Ernennung gab.
Somit waren von den wenigen Personen, die als Aussteiger zu zählen sind, relativ viele Fälle
von ‗elite defection‗. Weiterhin passierten all diese innerhalb der ersten drei Kabinette und nur
unter Präsident Nujoma und gingen meistens auf dessen Initiative zurück. Die davon Betroffe-
nen wählten nach ihrem Ausschluss meist zwischen nur zwei Alternativen: entweder abwarten
und hoffen, später wieder mit Positionen bedacht zu werden (Geingob), oder eine neue Partei
zu gründen bzw. sich einer anderen anzuschließen (Ulenga, Hamutenya, Nyamu, von
Wietersheim). An diesen Beispielen zeigt sich auch, dass oft hochrangige Mitglieder der Re-
gierungs- und Parteielite sowie langjährige Weggefährten Nujomas betroffen waren.
Dies lässt darauf schließen, dass man bei der Elite Namibias durchaus von einer Gesinnungs-
gemeinschaft sprechen kann, in der vom Gruppenkonsens abweichende Meinungen und Vor-
haben hier sogar als Gefahr bewertet werden, auf die oft sehr heftig reagiert wird. Gleichzeitig
zeigt sich erneut die enorme Macht des Parteipräsidenten, hier vorrangig Nujomas, der Ent-
scheidungen fällt, denen die restlichen Elitemitglieder dann folgen. Somit scheint es, dass er
diesen Gruppenkonsens diktieren kann. Emminghaus attestiert besonders für die Anfangsjahre
des neuen Staates, dass die parteiinterne Elitenkonkurrenz, die v.a. vor Personalentscheidungen
die Partei in verschiedene Faktionen zu teilen drohte, nur dank Nujoma, der als Integrationsfi-
gur wirkte, überwunden wurde. Jedoch sind die Auswirkungen seines autoritären Politikstils192
sowie der Abhängigkeit vieler Mitglieder von ihm auf die Konformität der Mehrheit der Par-
teimitglieder nicht zu unterschätzen.
Die Tatsache, dass es unter Pohamba bisher noch nicht zu solchen Fällen von ‗elite defection‗
kam, kann man entweder als einen etwas weniger autoritären Führungsstil im Vergleich zu
seinem Vorgänger deuten, oder aber als noch größere Konformität der Elitemitglieder interpre-
tieren, aus deren Reihen die selbstbewussten Querdenker bereits ausgeschieden sind. Jedoch
hat Pohamba die Praxis der Ämterrotation von seinem Vorgänger übernommen. Schon zu Zei-
ten Nujomas wurde erkannt, dass diese Methode das Ziel verfolgt, politische Rivalen in Schach
zu halten und folglich die Exekutivelite Namibias zu kontrollieren.193
191 Vgl.: Shipanga und Immanuel 2012.
192 Vgl.: Emminghaus 2003, S. 208, 210.
193 Vgl.: van Cranenburgh 2006, S. 596.
3. Eliten in Namibia
Seite 46
Insgesamt lässt sich anhand der Merkmale von Way für die Exekutivelite Namibias eine große
Kohäsion feststellen, die anscheinend unter Pohamba sogar noch zugenommen hat, da er, ab-
gesehen von der Ämterrotation als Kontrollinstrument, nicht mehr auf Entlassungen von Mi-
nistern zurückgreifen musste.
Betrachtet man die vertikale Achse der Elitenintegration (Repräsentation), so wurde bisher
festgestellt, dass die Exekutivelite aufgrund ihrer persönlichen Merkmale als nur beschränkt
repräsentativ für die Bevölkerung und inklusiv angesehen werden kann. Nun stellt sich die
Frage, ob es der SWAPO trotzdem gelingt, die verschiedenen Strömungen der Bevölkerung
aufzunehmen und somit integrierend zu wirken. Natürlich kann nicht von einer einzelnen Par-
tei erwartet werden, dass diese alle Bevölkerungssegmente personell repräsentiert und/oder
programmatisch integriert - dies sollte ein Parteiensystem als Ganzes zu leisten im Stande sein.
Aber in einem Land mit Dominanz einer Partei ist die Frage, welche Teile der Bevölkerung in
die Politik (nicht) miteinbezogen werden, von besonderer Bedeutung, da die SWAPO die bis-
her einzige Regierungspartei darstellt und somit Meinungen, die sie nicht integriert, insgesamt
in der Politik nicht oder nur unzureichend repräsentiert werden.
Zunächst betrifft dies die Frage, ob und wie es der Regierungspartei gelingt, verschiedene In-
teressensgruppen zu integrieren. Ein inklusives Vorgehen in diesem Bereich fördert die Stabili-
tät des politischen Systems und erhöht durch die Miteinbeziehung verschiedener Informations-
und Beratungsmöglichkeiten dessen Qualität. Solche Gruppen sind in Namibia in großer An-
zahl vorhanden. Aufgrund der Tatsache, dass 90% der Bevölkerung dem christlichen Glauben
angehören, stellt der ‗Council of Churches‗ einen theoretisch sehr einflussreichen Akteur dar.
Die Kirchen zogen es bisher jedoch vor, sich den politischen Gegebenheiten anzupassen. Ähn-
lich wurde auch der Dachverband der Arbeiterbewegung ‗National Union of Namibian
Workers‗ (NUNW) durch die politische Führung kooptiert,194
weswegen einflussreiche Ge-
werkschaften als sehr stark mit der Regierungspartei verbunden gelten. Innerhalb der SWAPO
Parteistrukturen sind weiterhin verschiedene Räte vorgesehen, die bestimmten Teilen der Be-
völkerung ein Repräsentationsorgan in der Partei geben sollen. Dazu zählen der ‗Elders Coun-
cil‗, der ‗Women Council‗ sowie die SPYL, doch auch diese befolgen meist strikt die Parteili-
nien. Ansonsten werden keine bestimmten sozio-ökonomischen Gruppen explizit durch die
SWAPO repräsentiert. So fühlen sich beispielsweise die aufstrebenden schwarzen Mittel-
schichten sowie die Geschäftselite von der Regierungspartei entfremdet und schlecht repräsen-
tiert, was die Gefahr beinhaltet, dass diese sich entweder von der Politik abwenden, oder dass
sie ihre ökonomische Macht nur für sich selbst und nicht im politischen Bereich einsetzen.
194 Vgl.: Melber 2009a, S. 205, 204,
3. Eliten in Namibia
Seite 47
Tötemeyer weist auch darauf hin, dass seit 2008 langsam eine nach dem Unabhängigkeits-
kampf geborene Generation bei Wahlen ihre Stimme abgeben darf. Für diese könnten Hinwei-
se auf die erfolgreiche Befreiungsbewegung nicht mehr lange ausreichen, sondern andere, v.a.
wirtschaftliche Themen wie Arbeitslosigkeit und Korruption wären von Bedeutung.195
Hier
deuten sich schwerwiegende Probleme für die politische Situation Namibias in Zukunft an.
Wie bereits gezeigt sind 34,6% der Bevölkerung zwischen 25 und 54 Jahren alt, weitere 56,6%
sogar noch jünger. Gelingt es der SWAPO nicht, diese Gruppen auch personell stärker zu in-
tegrieren, wird es ihr langfristig nicht möglich sein, glaubhaft zu vermitteln, sie durch ihre Po-
litik zu repräsentieren.
Einen weiteren Punkt, den es für die Regierungspartei zu verhindern gilt, ist das Aufkommen
von Spannungen zwischen den Stämmen und Ethnien Namibias. Auch wenn die Owambos die
Bevölkerungsmehrheit Namibias darstellen, wäre es sehr gefährlich für diese junge Demokra-
tie, sich nur auf diese zu verlassen. Die Tendenz, sich als Repräsentationsorgan für eine spezi-
elle ethnische Gruppe zu verstehen, ist stark ausgeprägt im gesamten Parteiensystem. Die ‗Uni-
ted Democratic Front‗ (UDF) gilt speziell als Vertretung für die Damara, die ‗Democratic
Turnhalle Alliance‗ (DTA) vor allem für die Herero. Auch ihre jeweilige Wählerschaft be-
trachtet sich eindeutig als Zugehörige der Peripherie der Gesellschaft Namibias und nimmt
diese Parteien auch als Vertretung für diese an.196
Die Regierungspartei, die versuchen sollte
und laut ihrem Anspruch auch versucht, die gesamte namibische Nation zu repräsentieren, soll-
te bemüht sein, innerhalb ihrer eigenen Strukturen diese Tendenzen zu überwinden. In der NA
scheint ihr dies personell zu gelingen, im Kabinett bestehen hier erhebliche Zweifel. Wenn
auch nicht personell, so sollte die SWAPO dennoch versuchen, die Oshiwambo-Sprecher in-
nerhalb der Bevölkerung nicht zu bevorzugen. Jedoch beklagen viele Bürger, die einem ande-
ren Stamm angehören, dass die Stadtentwicklung in den ‗four Os‗ sehr schnell vonstattengeht,
während die meisten Städte im Süden und Osten verwahrlosen und unentwickelt bleiben.197
So
führte vor allem die Frage, wer Pohambas Nachfolge als Präsidentschaftskandidat bei den
nächsten Wahlen antreten sollte, zu erheblichen Spannungen innerhalb des Landes und der
Partei. Von den beiden Kandidaten für diesen Posten bestand mit Hage Geingob als Damara im
Gegensatz zu seiner Kontrahentin, Pendukeni Iivula-Ithana, die Aussicht auf den ersten Präsi-
denten, der nicht den Owambos angehört. Im Vorfeld dieser Entscheidung wurde allgemein
beklagt, dass die meisten Spitzenpositionen der Regierung und der Regierungspartei haupt-
sächlich von derselben Ethnie besetzt würden. Auch Minister Kazenambo Kazenambo, selbst
195 Vgl.: Tötemeyer 2007, S. 4 ff..
196 Vgl.: Emminghaus 2003, S. 169, 186 f..
197 Vgl.: Grobler 2012.
3. Eliten in Namibia
Seite 48
ein Herero, hatte die Debatte um Tribalismus weiter angeheizt.198
In einem Interview be-
schimpfte er sogar andere Kabinettsmitglieder als „―stupid Owambos‖ and said that Owambo
people ―are just like the Boers, worse because you are hungry and stupid‖‖.199
Sollten sich sol-
che Vorkommnisse weiter häufen, könnte die schon bestehende Zersplitterung des Parteiensys-
tems in Repräsentationsorgane verschiedener Ethnien weiter zunehmen und zu Konflikten in-
nerhalb der Gesellschaft führen, die ohne einen Ausgleichsmechanismus bzw. ohne integrativ
wirkende Institutionen nicht lösbar sind. Die SWAPO stellt die einzige Organisation dar, die
theoretisch und realistisch in der Lage dazu wäre, integrierend zu wirken, da nur sie über eine
sehr große Anhängerschaft verfügt. Außerdem ist sie auch als alleinige Regierungspartei ohne
z.B. einen Koalitionspartner, der andere Segmente der Bevölkerung vertritt, zumindest in der
moralischen Pflicht, die inner-namibischen und inter-ethnischen Konflikte zu entspannen und
sich um Ausgleich zu bemühen. Gelingt ihr dies nicht, stellt dieser Bereich eine der größten
Gefahren für die Demokratie dar.
Ähnliches gilt auch für die weiße Bevölkerung, die ebenfalls verstärkt in die Regierungsarbeit
eingebunden werden sollte, auch in verantwortlichen Positionen. Die Tatsache, dass seit 2012
Calle Schlettwein, ein deutschstämmiger Namibier, den einflussreichen Posten des ‗Minister of
Trade & Industry‗ von Hage Geingob200
übernommen hat, lässt darauf hoffen, dass die
SWAPO auch in Zukunft um Ausgleich bemüht ist. Dies wäre nicht nur als Zeichen für die
Versöhnung und Einheit Namibias von Bedeutung, sondern könnte auch dazu beitragen, (Zu-
kunfts-) Ängste dieser wirtschaftlich starken Minderheit abzubauen sowie deren Abkehr vom
Politischen zu verhindern. In diesem Sinne kommt es besonders auch auf ein glaubhaftes Auf-
treten der politischen Elite an, die Verfassung und Versöhnung ernst zu nehmen. Ähnliches gilt
für die schwarze Mittelschicht, die man nicht durch Korruption, Vetternwirtschaft u.Ä. von
Seiten der Politik abschrecken und sich entfremden sollte.
Solche Befürchtungen werden jedoch zu oft durch Vorfälle bestätigt, die Zweifel an den Priori-
täten der SWAPO aufkommen lassen. So gab Ngarikutuke Tjiriange 2003 seinen Posten als
‗Minister of Justice‗ auf, um sich auf sein neues Amt als SWAPO ‗Secretary General‗ zu kon-
zentrieren. Trotzdem wurde ihm die Position ‗Minister without Portfolio‗ zugesprochen, damit
er weiter ein volles Ministergehalt beziehen konnte. Pohamba erneuerte 2005 trotz Protesten
von Seiten der Opposition dessen ministeriellen Status, bis er 2006 den Posten des Ministers
im neugeschaffenen ‗Ministry for Veterans Affairs‗ übernahm. Dieses wurde neugegründet
aufgrund von Protesten ehemaliger Kämpfer des Unabhängigkeitskrieges, die Kompensationen
198 Vgl.: Kamwanyah 2012.
199 Kazenambo, Kazenambo, zitiert nach Smit 2012a.
200 Vgl.: Shipanga und Immanuel 2012.
3. Eliten in Namibia
Seite 49
für ihren Einsatz für die Befreiung Namibias verlangten.201
So wurde Angehörigen beispiels-
weise 2012 Mittel zur Ausbildungsförderung zur Verfügung gestellt und Stipendien bewilligt.
Bereits 2011 zahlte das Ministerium etwa NAD 800.000.000 als Pauschale an 16.000 ehemali-
ge Kämpfer (NAD 50.000 pro Person) und schuf eine neue Kategorie von ‗special veterans‗,
der 37 Personen angehörten, von der jeder NAD 200.000 als Pauschale erhielt. Die meisten
von diesen waren hochrangige Politiker.202
Beispiele wie diese erwecken den Eindruck, als würde die Regierungselite sich vor allem da-
rum kümmern, dass ihr nahestehende Gruppen und vor allem sie selbst versorgt sind. Solche
Tendenzen enthalten immer den Anschein von Günstlingswirtschaft und Bevorzugung und
zeigen, dass sich bestätigt, was sich schon durch die persönlichen Merkmale der Kernelite an-
gedeutet hat, nämlich die starke Verbindung zu manchen Segmenten der Bevölkerung – hier
den Teilnehmern des Befreiungskampfes. Ein solches Vorgehen widerspricht den Aussagen
der SWAPO, denen zufolge sie den nationalen Anspruch hat, „the authentic representative of
the broad mass of the Namibian people―203
zu sein. Auf Dauer führen solche Formen von Be-
vorzugung in einem Land, welches seit der Unabhängigkeit nur von einer Partei und innerhalb
dieser von den gleichen oder (biographisch) ähnlichen Personen regiert wurde, zu erheblichen
Problemen für die Demokratie und die Stabilität des politischen Systems.
Bezieht man die bisherigen Ergebnisse auf das im Theorieteil vorgestellte Problem der doppel-
ten Elitenintegration, so lässt sich feststellen, dass die politische Exekutivelite aufgrund der
starken Kohäsion eine sehr hohe horizontale Elitenintegration aufweist. Viele der hier weiter
geäußerten Aspekte, wie z.B. der Umgang mit Andersdenkenden, deuten weiterhin auf ein rela-
tiv schwaches Ausmaß an demokratischen Methoden wie z.B. Kompromissbereitschaft und
Konsensfindung hin. Aufgrund ihrer biographischen Merkmale, eingeschränkter Rekrutie-
rungswege sowie mangelnder (inhaltlicher, programmatischer) Repräsentation der Bevölke-
rung besitzen sie weiterhin eine eher schwache vertikale Elitenintegration (Repräsentation) und
entsprechen somit am ehesten der theoretischen Elitenkonfiguration der Machtelite nach Hoff-
mann-Lange.
Nun stellt sich die Frage, ob diese doch für die Bevölkerung nur unzureichend repräsentative
politische Elite überhaupt legal bzw. legitim diese Posten besetzt oder sich z.B. durch Wahlfäl-
schung an der Macht hält.
201 Vgl.: Hopwood 2007, S. 268.
202 Vgl.: Smit 2012b.
203 SWAPO Election Manifesto 1999, zitiert nach: Emminghaus 2003, S. 168.
3. Eliten in Namibia
Seite 50
3.2.2 Freie, faire Wahlen mit aktivem und passivem Wahlrecht
Die Wahlergebnisse zur CA im November 1989 dominierte die SWAPO mit 57,3% der Stim-
men und somit 41 von 72 Sitzen, eine 2/3 Mehrheit blieb ihr aber verwehrt.204
In den darauf-
folgenden Wahlen zur NA sowie zum Präsidentenamt konnte die SWAPO ihre Dominanz hal-
ten bzw. ausbauen. So gewann Sam Nujoma 1994 die Wahlen mit 74,46% und 1999 mit
76,84%. Sein Nachfolger Hifikepunye Pohamba wurde 2004 mit 76,45% zum Präsidenten ge-
wählt205
und 2009 mit 75,25% in seinem Amt bestätigt.206
In der NA verfügt SWAPO seit 1994
de facto über eine 2/3 Mehrheit (1994: 53 Sitze)207
, die auch 2009 mit 74,29% und 54 Sitzen
von 72 erhalten blieb.208
Genaue Wahlergebnisse findet man in Abbildung 6.209
Die Parteienlandschaft hat sich seit den ersten freien Wahlen zwar verändert, jedoch änderte
dies nichts an dem hohen Stimmenanteil der Regierungspartei. So ist zunächst festzuhalten,
dass die stärkste Oppositionspartei DTA, die 1989 noch 21 Sitze besetzte, 2004 nur noch
vier210
und 2009 mit 3,13% nur noch zwei Mandate erringen konnte.211
Gründungen neuer Par-
teien wie 1999 dem CoD, von dem man sich erhoffte, die 2/3 Mehrheit der SWAPO zu bedro-
hen, führten eher dazu, die Stimmen der Oppositionsparteien weiter aufzuteilen.212
Obwohl die
2007 gegründete RDP, der große Chancen bei den Wahlen 2009 eingeräumt wurden213
, konnte
die Dominanz der Regierungspartei nicht brechen, auch wenn sie mit 11,16% der Stimmen die
stärkste Oppositionspartei darstellt.214
Die Ergebnisse der unter UN-Beobachtung stattgefundenen Wahl von 1989 wurden von allen
Parteien akzeptiert und die Verfassung „in a spirit of compromise and within a matter of
weeks―215
verhandelt und ausgearbeitet. Jedoch wird kritisiert, dass die teilnehmenden Parteien
keineswegs dieselben Voraussetzungen hatten. Die SWAPO hatte den Vorteil, seit langem als
einzige Vertretung Namibias international anerkannt zu sein, während einige andere Gruppen
massiv von Südafrika unterstützt wurden. Andere Kräfte als diese erhielten keine bis wenig
Hilfe.216
Doch schon die nächsten nationalen Wahlen 1994 zur NA und zum Präsidenten wurden kriti-
siert, da in einigen nördlichen Wahlkreisen, welche die SWAPO klar gewann, eine Wahlbetei-
204 Vgl.: Krennerich 1999, S. 667.
205 Vgl.: Hopwood 2007, S. 42 ff..
206 Vgl.: Melber 2010, S. 209.
207 Vgl.: Hopwood 2007, S. 42.
208 Vgl.: Melber 2010, S. 207.
209 Vgl.: Anhang Abbildung 6.
210 Vgl.: Hopwood 2007, S. 42 f..
211 Vgl.: Melber 2010, S. 207.
212 Vgl.: Melber 2007, S. 66.
213 Vgl.: Melber 2009a, S. 206.
214 Vgl.: Melber 2010,S. 207.
215 Hopwood 2011, S. 39.
216 Vgl.: Melber 2007, S. 63.
3. Eliten in Namibia
Seite 51
ligung von über 100% festgestellt wurde. Folglich zweifelte die DTA vor Gericht das Ergebnis
an, jedoch verlief diese Aktion einige Monate nach den Wahlen im Sande.
Ähnlich wie 5 Jahre vorher wurde auch bei den nationalen Wahlen 1999 die Korrektheit des
Wählerverzeichnisses stark angezweifelt, da oft mehrfache Einträge festgestellt wurden. Wei-
terhin war das Klima vor den Wahlen durch erbitterte Kampagnen sowie extreme Rhetorik, vor
allem von Seiten der SWAPO gegen den CoD, geprägt. So veröffentlichte die SWAPO ein
halbes Jahr vor der Wahl ein Grundsatzpapier, in welchem sie Oppositionsparteien und beson-
ders den CoD als Splittergruppen bezeichneten, den Überläufern bloße persönliche Ambitionen
unterstellten und sie als Querulanten betitelten.217
Weiterhin wurde beispielsweise Ben Ulenga,
der Präsident des CoD, von führenden SWAPO-Mitgliedern als Verräter und südafrikanischer
Spion beschimpft. So verglich z.B. Jerry Ekandjo, damaliger ‗Minister of Home Affairs‗ den
CoD mit den Buren und schürte die Ängste der Bevölkerung, dass diese Partei die Felder der
Menschen zerstören sowie alte Leute in ihren Häusern töten wolle.218
Lokale Beobachter be-
zeichneten die Wahlen aufgrund solcher Äußerungen, weiteren Einschüchterungen und Hass-
reden zwar als frei, allerdings nicht als fair.219
Melber äußert eine ähnliche Einschätzung und
bezeichnet die Stimmung während des Wahlkampfes als zunehmend repressiv.220
Bei den darauffolgenden Wahlen 2004 und 2009 wurden dann sogar auch die Ergebnisse von
einigen Oppositionsparteien gerichtlich angefochten. 2004 wurde der Prozess der Stimmenaus-
zählung in Frage gestellt, da erst fünf Tage nach der Wahl ein Ergebnis bekanntgegeben wurde
und Zweifel hinsichtlich gewisser Irregularitäten bestanden, weswegen u.a. der CoD und die
‗Republican Party of Namibia‗ klagten. Der ‗High Court‗ fand keine Beweise für eine Ver-
schwörung, die das Wahlergebnis ungültig gemacht hätte, stimmte aber einer Nachzählung
aufgrund von genügend bewiesener Fehler zu. Jedoch kam man zu einem ähnlichen Ergebnis
und die Sitzverteilung in der NA blieb unverändert. Dennoch wurde auch die Art der Nachzäh-
lung von den Klägern in Frage gestellt.221
Vor allem wurde die ‗Electoral Commission of Na-
mibia‗ (ECN) sowie später der Einfluss von SWAPO-Funktionären auf den Nachzählprozess
kritisiert. Trotzdem wurden die Mitglieder der ECN 2005 in ihrem Amt bestätigt. Weiterhin
wurde Mitgliedern der Regierungspartei vorgeworfen, sie hätten ihre Rolle als Staatsdiener
genutzt, um ihren Zugang zu staatlichen Mitteln zu Kampagnezwecken zu missbrauchen.222
Beispielsweise wurden staatliche Kommunikations- und Transportmittel für Parteipropaganda
genutzt. Außerdem berichtete die staatliche Sendeanstalt ‗Namibian Broadcasting Corporation‗
217 Vgl.: Emminghaus 2003, S. 213.
218 Vgl.: The Namibian, 07.05.1999, zitiert nach:Hopwood 2007, S. 131.
219 Vgl.: Hopwood 2007, S. 39 f., 277.
220 Vgl.: Melber 2007, S. 66 f..
221 Vgl.: Hopwood 2011, S. 41.
222 Vgl.: Melber 2007, S. 69-71.
3. Eliten in Namibia
Seite 52
unverhältnismäßig lange und vorteilhaft in Fernsehen und Radio über Aktivitäten der
SWAPO.223
Im Vorfeld der Wahlen 2009 stand besonders die Gründung der RDP als einer neuen Partei im
Mittelpunkt des Interesses, welche 2007 von der ECN registriert wurde. Ähnlich, jedoch um-
fassender als der CoD, gründete auch diese sich aus ehemaligen Mitgliedern der SWAPO, viele
sogar aus dem inneren Zirkel (Hamutenya, Nyamu).224
Dass die SWAPO die RDP durchaus als
Konkurrenz wahrnimmt, zeigt sich an manchen Reaktionen auf die neue Partei. RDP-
Mitglieder wurden als Verräter und als Agenten des Imperialismus beschimpft, die Reaktionen
sowohl „from both higher party levels as well as from local grassroot activists were heavy
handed and contributed to a climate of repression hitherto unknown.―225
So verhinderte die
Regierungspartei 2008, dass die RDP ein legales politisches Treffen in Katutura, einem
Township in Windhoek, veranstaltete. Als Begründung für den Abbruch, welcher fast in einem
Gewaltausbruch endete, gaben regionale SWAPO-Führer an, dass die RDP die Menschen ge-
ködert hätte, indem der Anschein erweckt wurde, es handle sich um eine gemeindliche Zu-
sammenkunft. Ziel sei es gewesen, öffentlich Zorn gegen die SWAPO zu wecken. Der damali-
ge ‗Minister of Education‗, Nangolo Mbumba, erklärte später, dass die RDP andere Plätze hät-
te aufsuchen sollen226
und deklarierte somit manche Gebiete für Oppositionsparteien als ‗no-go
areas‗, die nur der SWAPO gehörten.227
Solche Störungen kamen im Verlauf der Vorwahlpha-
se vor allem im Norden des Landes immer häufiger vor und waren auch oft gewaltsam. Meist
handelte es sich um jugendliche SWAPO-Anhänger, die Versammlungen der RDP verhindern
wollten. Auch wurde dieser oft kurzfristig die Erlaubnis für die Nutzung öffentlicher Plätze
entzogen und es kam zu Einschüchterungsversuchen.228
Nach den Wahlen bezeichnete Hage
Geingob, zu dieser Zeit ‗Minister of Trade‗, die Oppositionsparteien allgemein als Schwindel,
attestierte ihren Führern, unter dem Savimbi-Syndrom zu leiden und fügte hinzu, dass es in
Angola seit Savimbis Tod Frieden gebe. Abschließend riet er den Unterstützern von Oppositi-
onsparteien, in Zukunft keine „votes on losers―229
mehr zu verschwenden.
Aufgrund des sehr engen personellen Zusammenhangs zwischen Regierungspartei und den
Staatsämtern kann man annehmen, dass die Handlungen der Partei auch als solche der politi-
sche (Regierungs-) Elite angesehen werden können. Wenn sich großflächig Mitglieder der
223 Vgl.: Melber 2009a, S. 201.
224 Vgl.: Ebenda, S. 206.
225 Melber 2010, S. 205.
226 Vgl.: Maletsky 2008a.
227 Vgl.: Melber 2009a, S. 207.
228 Vgl.: Bösl 2010, S. 48 f..
229Cloete 2009.
3. Eliten in Namibia
Seite 53
SWAPO gegen z.B. eine neue Partei wenden, kann man davon ausgehen, dass dies auch die
Haltung der Parteielite sowie der politischen (Regierungs-) Elite ist.230
Solche Vorkommnisse, wie sie hier beschrieben wurden, hielten sich allerdings insgesamt in
Grenzen und man kann davon ausgehen, dass sie die Ergebnisse nicht ausschlaggebend beein-
flussten, so dass von weitgehend freien Wahlen gesprochen werden kann. Jedoch waren sie
manchen Beobachtern wie Anton Bösl, damaliger Leiter des Büros der ‗Konrad Adenauer Stif-
tung‗ (KAS) in Windhoek, zufolge keineswegs fair, was u.a. an der finanziellen Privilegierung
der SWAPO sowie deren Nutzung staatlicher Ressourcen für den Wahlkampf liegt. So reisten
2009 sowohl der Präsident als auch viele seiner Minister mithilfe steuerlicher Gelder für Wahl-
kampfzwecke ihrer Partei durchs Land. Weiterhin wurden Gehaltserhöhungen im öffentlichen
Dienst rechtzeitig vor den Wahlen ausbezahlt, Geländewagen an traditionelle Führer ver-
schenkt sowie Rentenzahlungen und Lebensmittelhilfen in ländlichen Gebieten als Geschenke
der SWAPO, nicht des Staates, deklariert. Außerdem wurde, wie auch 2004, die Regierungs-
partei in Radio und Fernsehen bevorzugt. Wohingegen die Printmedien nahezu ausgewogen
berichteten, kamen 70-83% der elektronischen Berichterstattung in den Wochen vor der Wahl
der SWAPO zugute.231
Weiterhin beklagten Oppositionsparteien und Zivilgesellschaft schon
vor den Wahlen, dass das Wählerregister inkorrekt und eventuell manipuliert sei, da die ECN
innerhalb kurzer Zeit unterschiedliche Wählerzahlen bekanntgab. Auch die Möglichkeit der
Briefwahl bzw. der Stimmabgabe im gesamten Land führte zu Komplikationen, da ein Ab-
gleich mit dem Wählerregister nur der ECN möglich ist und somit Wahlbeobachter diese
Stimmen nicht beurteilen konnten. So kam es im SWAPO-dominierten Norden, v.a. im Ver-
gleich zu anderen Landesteilen, zu extrem hohen Wahlbeteiligungen (in Gesamt-Namibia zu
einem Wert von 98,77%), was als Hinweis auf Manipulation gewertet werden kann. Auch die
Einführung eines zweiten Wahltages benachteiligte die Oppositionsparteien (und Wahlbe-
obachter), da diese aufgrund geringer Ressourcen nur schwer beide Male Stimmabgabe sowie
–auszählung beobachten konnten. Weiterhin wurde beanstandet, dass ca. 300.000 Personen
ohne Ausweispapiere, sondern nur aufgrund von Bürgschaften anderer, wählen durften und
dass bei der nächtlichen Aufbewahrung der Urnen Ungereimtheiten auftraten. An manchen
Wahlstationen wurde ‗Party Agents‗ der Oppositionsparteien der Zutritt verboten und an fast
allen Wahlstationen ihr Recht auf Gegenzeichnung der Ergebnisse, welches eine neue Wahl-
rechtsänderung vorsah, verweigert. Auch die gesetzlich geforderte öffentliche Bekanntgabe der
Ergebnisse am jeweiligen Wahlort wurde in der Regel nicht befolgt.232
Außerdem wurde kriti-
230 Vgl.: Biographie 1: Kernelite Namibia.
231 Vgl.: Bösl 2010, S. 49.
232 Vgl.: Ebenda, S. 50 f..
3. Eliten in Namibia
Seite 54
siert, dass viele Wahlbeobachter systematisch aus dem erstmals so praktizierten ‗verification
process‗ ausgeschlossen wurden und dieser insgesamt wenig transparent gewesen sei. Weiter-
hin kam es wieder zu einer Verspätung bei der Bekanntgabe der Wahlergebnisse durch die
ECN, was Zweifel an der Unabhängigkeit dieser Institution aufkommen lässt. Diese und ande-
re Ungereimtheiten waren Grund für die Klage gegen die Wahlergebnisse 2009 von neun Op-
positionsparteien. Die ECN verzögerte jedoch die Herausgabe der Wahldokumente an die Op-
positionsparteien, was die Bedingungen für die Klage erschwerte und weitere Zweifel an der
Richtigkeit der Wahlergebnisse hervorruft.233
Somit kommt Anton Bösl zu der Einschätzung, dass die unterschiedlichen, vermehrt positiven
Bewertungen internationaler Wahlbeobachter teilweise auf verfrühte, weil vor Bekanntgabe
des Wahlergebnisses, sowie etwas getrübte Schlussfolgerungen zurückzuführen sind. Für ihn
hat die „namibische Demokratie durch die Durchführung der jüngsten Wahlen weiterhin an
Reputation verloren (…) (sowie) deren Fassade zusätzliche Risse bekommen―.234
Als Reaktion auf Kritik wie diese forderte z.B. Evilastus Kaaronda, der ‗Secretary General‗ der
NUNW, die KAS und Bösl sollten „―pack up and go‖ and that Germans should ―go to
hell‖‖235
. Auch der ‗Prime Minister‘ Nahas Angula bezeichnete Bösl als Bedrohung für Nami-
bias Frieden und Stabilität und unterstellte ihm und der KAS, sie würden einen Regimewandel
anstreben.236
Die Klage der Oppositionsparteien gegen die ECN und die SWAPO wurde im Oktober 2012
endgültig vom ‗Supreme Court‗ mit u.a. der Begründung abgelehnt, dass es zwar zu Fehlern
gekommen sei, aber nicht in dem Ausmaß, dass das Wahlergebnis davon beeinflusst worden
wäre. Jedoch zeigte sich das Gericht unzufrieden mit der Art, wie die ECN die Wahlen durch-
geführt hatte, was sich darin äußerte, dass diese, anders als die beklagte SWAPO, ihre Prozess-
kosten nicht zurück erhielt.237
Im Allgemeinen hat sich in Namibia gezeigt, dass die Recht-
sprechung und die Gerichte unabhängig und unparteiisch sind,238
weswegen angenommen
werden kann, dass auch dieses Urteil unbeeinflusst von der Regierung bzw. der SWAPO ist.
Allgemein lässt sich feststellen, dass Wahlen in Namibia als frei bezeichnet werden können
und das (aktive und passive) Wahlrecht nicht eingeschränkt wird. Weiterhin sind andere Par-
teien vorhanden und stehen den Wählern prinzipiell als Alternativen zur SWAPO zur Verfü-
gung. Auch kommt es abgesehen von verbaler Gewalt in der Regel nicht zu gewaltsamen Aus-
einandersetzungen. Allerdings warnt Melber, dass aufgrund der Zusammenstöße vor den letz-
233 Vgl.: Ebenda, S. 52.
234 Ebenda, S.53 f.; 56.
235 Kaaronda, Evilastus, zitiert nach Weidlich 2010.
236 Vgl.: Weidlich 2010.
237 Vgl.: Menges 2012.
238 Vgl.: Bösl 2010, S. 53.
3. Eliten in Namibia
Seite 55
ten Wahlen zwischen SWAPO und RDP zum ersten Mal seit der Unabhängigkeit die friedliche
Konkurrenz und Konfliktlösung politischer Art in Gefahr geraten sei und die politischen Ver-
antwortlichen nun dafür Sorge tragen müssen, dass Frieden und Stabilität erhalten bleiben.239
Ein weiteres Problem stellt, wie aufgezeigt wurde, die ECN dar. Diese 1992 entstandene Insti-
tution hat u.a. zur Aufgabe, Wahlen unparteiisch und fair durchzuführen, diese zu überwachen,
politische Parteien und Wähler zu registrieren, diese Verzeichnisse zu veröffentlichen sowie
Wählererziehung zu fördern.240
Dies ist ihr insbesondere bei den letzten beiden Wahlen nicht
gelungen, da es zu gerichtlichen Auseinandersetzungen kam, weil die Oppositionsparteien sich
benachteiligt fühlten. Für die Handlungen bzw. Versäumnisse und Fehler kann man jedoch
nicht direkt die Regierungselite oder allgemein die politische Elite Namibias verantwortlich
machen, da die Leiter der Wahlbehörde nicht Teil des Kabinetts sind. Allerdings werden die
vier ‗Commissioners‗ und die ‗Chairperson‗ der ECN vom Präsidenten ernannt, der sie aus
einer von der ‗Selection Commission‗ aufgestellten Liste auswählt. Mitglieder der ECN kön-
nen aufgrund von Unfähigkeit oder Fehlverhalten vom Präsidenten ihres Postens enthoben
werden.241
Dies lässt zumindest die Frage zu, wie unabhängig vom Präsidenten und der Regie-
rungspartei diese Amtsinhaber tatsächlich sind. Nach einem kritischen Artikel im Jahr 2005
über die Bestätigung der Mitglieder der ECN nach den Wahlen 2004 reagierte der ‗Chief Exe-
cutive Officer‗ der Behörde ungehalten und warf den Herausgebern des Artikels einen unpatri-
otischen Geist vor. Diese Äußerung lässt an der Professionalität und Neutralität der für die
Durchführung der Wahlen zuständigen Beamten zweifeln, da sie an Wortwahl und Verhalten
aus den Zeiten des Befreiungskampfes erinnert.242
Die genannten Ungereimtheiten bestärken die Bewertung der Wahlen als oft nicht fair. Opposi-
tionsparteien werden in vielerlei Hinsicht benachteiligt, z.T. diffamiert, behindert und auch
ausgegrenzt (z.B. aus manchen Medien). Da Namibia laut Verfassung kein Einparteienstaat ist,
sondern viele Parteien zur Wahl antreten können, ist die Konkurrenz zwischen diesen vorhan-
den und wird formal nicht eingeschränkt. Durch die hier erwähnten, von der SWAPO genutz-
ten Mittel, wurde allerdings ein ‗uneven playing field‗ geschaffen, welches im Konzept des
‗competitive authoritarianism‗243
von Levitsky und Way thematisiert wird. Ohne eine derartige
Einordnung vornehmen oder näher auf dieses Konzept eingehen zu wollen, sei hier nur gesagt,
dass sich ein solches System dadurch auszeichnet, dass die Elemente einer Demokratie zwar
vorhanden sind, jedoch in der Praxis der Amtsinhaber durch ein solches ‗uneven playing field‗
239 Vgl.: Melber 2010, S. 210 f..
240 Vgl.: Electoral Commission of Namibia 2011.
241 Vgl.: Ebenda.
242 Vgl.: Melber 2007, S. 71.
243 Vgl.: Levitsky und Way, S. 1.
3. Eliten in Namibia
Seite 56
bevorzugt wird. So gelten z.B. Wahlen bei ihnen als fair, wenn Oppositionsparteien nicht nur
sich ungehindert zur Wahl stellen können, sondern dies auch auf ungefähr gleicher Ebene tun.
In den Regimen, die sie dem ‗competitive authoritarianism‗ zurechnen, kommt es jedoch zu-
mindest zu etwas Wahlbetrug, Einschüchterungen, ungleicher Medienaufmerksamkeit, Miss-
brauch von Staatsressourcen sowie der Errichtung von ‗no-go-areas‗.244
All dies trifft, wenn
auch nicht übermäßig stark ausgeprägt, auf die Wahlen Namibias zu, was das Land zumindest
in diesem einen der hier betrachteten Punkte mit dem Konzept des ‗competitive
authoritarianism‗ übereinstimmen lässt. Hier sollte bei den kommenden Wahlen folglich darauf
geachtet werden, ob sich diese Tendenzen abschwächen oder schlimmstenfalls durch die Elite
sogar verstärkt werden.
Die Frage, ob die hier zu untersuchenden politischen (Regierungs-) Eliten für die bei Wahlen
bestehenden Probleme verantwortlich zu machen sind, ist nicht einfach zu beantworten. Es
wurden Beispiele von Wortäußerungen dargestellt, die eindeutig darauf abzielen, die Oppositi-
on, oder z.B. eine kritische politische Stiftung anzugreifen und z.T. auch zu diffamieren. Selbst
die UNO kritisierte 2008 in einem ihrer Berichte über die ‗Convention on the Elimination of all
Forms of Racial Discrimination‗, dass es inakzeptabel viele Hassreden gebe, vor allem von
Politikern.245
Solche diffamierenden Äußerungen werden in Namibia, wie hier gezeigt wurde,
auch von Ministern (und sogar dem Premierminister) getätigt. Diese können als Beleg für be-
stimmte Strömungen und Geisteshaltungen innerhalb der (Regierungs-) Elite gesehen werden,
vor allem auch deswegen, weil die betreffenden Personen dafür weder abberufen noch bestraft
oder zumindest abgemahnt worden sind. Im Gegenteil: Angula, Ekandjo, Geingob und
Mbumba haben bis auf letzteren immer noch Ministerposten inne. Mbumba konzentriert sich
seit Dezember 2012 ganz auf sein neues Amt: das einflussreiche des ‗SWAPO Secretary Gene-
ral‗. Hage Geingob wurde zur selben Zeit ebenfalls in seinem Parteiamt bestätigt, nämlich in
dem des SWAPO ‗Vice-President‗. Damit ist er der Präsidentschaftskandidat der SWAPO bei
den kommenden Wahlen 2014 und somit voraussichtlich der nächste Präsident Namibias.
Durch viele der in diesem Kapitel thematisierten Probleme, vor allem was die Nutzung von
Staatsressourcen zu Parteizwecken angeht, wurde auch bestätigt, dass zwischen Partei- und
politischer (Regierungs-) Elite kaum unterschieden werden kann. Deswegen können die Vor-
würfe, die der SWAPO hier im Zusammenhang mit Wahlen gemacht wurden, nicht von der
politischen Elite getrennt werden. Somit beschädigen sie diese Ebene der Demokratie.
Jedoch ist festzuhalten, dass, auch wenn es in Vor- oder Nachwahlphase zu Problemen kommt,
die Wahlergebnisse grundsätzlich nicht angezweifelt werden können. Somit ist die politische
244 Vgl.: Ebenda, S. 1, 7 f..
245 Vgl.: Maletsky 2008b.
3. Eliten in Namibia
Seite 57
(Regierungs-) Elite Namibias demokratisch legitimiert. Fraglich ist allerdings, wie diese mit
einer theoretischen zukünftigen Wahlniederlage umgehen würde und ob sie den wichtigen
Schritt des demokratischen Regierungswechsels zur Konsolidierung der Demokratie Namibias
behindern oder akzeptieren würde.246
3.2.3 Kontrollierbarkeit
Im vorigen Kapitel wurde betrachtet, inwiefern es dem Volk möglich ist, in Wahlen seine Prä-
ferenzen frei zu äußern und so über das Mittel der Abwahl bzw. Bestätigung im Amt die politi-
schen Eliten zu kontrollieren. Ziel dieses Kapitels soll es sein, weitere Aspekte der Kontrollier-
barkeit der Eliten neben dieser elektoralen Ebene zu untersuchen.
Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, kann die NA in Namibia nur mit der Mehrheit ihrer Ab-
geordneten einem Kabinettsmitglied ihr Misstrauen aussprechen,247
ansonsten werden diese
vom Präsidenten ernannt.248
Deswegen soll zunächst das Verhältnis zwischen der (ernannten)
Regierung und der (vom Volk gewählten) NA betrachtet werden, um auch hier zu untersuchen,
inwiefern eine Form der Kontrollierbarkeit zwischen verschiedenen Teilen der politischen Elite
gegeben ist.
Bisher waren in jeder Legislaturperiode durchschnittlich 25,2 Minister (durchschnittliche An-
zahl der Portfolios)249
auch Teil der NA, wobei hier die ‗Deputy Minister‗ nicht mitgezählt
sind. Weiterhin darf der Präsident zusätzlich zu den 72 gewählten Mitgliedern der NA weitere
6 (nicht stimmberechtigte) Abgeordnete ernennen. Von diesen sind im aktuellen Parlament
zwei gleichzeitig ‗Deputy Minister‗ (Schlettwein, Simataa), die anderen vier nur Abgeordne-
te.250
Am Beispiel der jetzigen NA lässt sich zeigen, dass 42 Personen (somit > 50%) das Amt
eines Ministers oder ‗Deputy Ministers‗ innehatten.251
Somit kann man feststellen, dass von
den 78 Mitgliedern der NA weniger als die Hälfte, nämlich nur 30, einfache Abgeordnete dar-
stellen, die weder ernannt wurden noch ein weiteres exekutives Amt ausüben. Von diesen ge-
hören nur 18 Oppositionsparteien an.252
In der vorherigen Legislaturperiode war dies ähnlich:
38 Abgeordnete hatten einen Posten innerhalb der Exekutive inne, 17 gehörten der Opposition
an.253
In den bereits erwähnten Berichten des IPPR zu den Leistungen von Abgeordneten der NA
wurde festgestellt, dass zwischen September 2005 bis Oktober 2007 unter den ‚besten 10‗ MPs
246 Vgl.: Huntington 1991, S. 266 f..
247 Vgl.: Constituent Assembly Namibia 09.02.1990, S. 26.
248 Vgl.: Hopwood 2007, S. 17 f..
249 Vgl.: Tabelle 1: Exekutivelite Namibia.
250 Vgl.: Tjirera et al. 2011, S. 2.
251 Vgl.: Parliament of Namibia.
252 Vgl.: Ebenda.
253 Vgl.: Tjirera und Hopwood 2009, S. 5f..
3. Eliten in Namibia
Seite 58
nur zwei SWAPO Mitglieder waren, die ‚schlechtesten 10‗ jedoch alle der Regierungspartei
angehörten. Letzteren gehörte nur ein Minister an, Immanuel Ngatjizeko, während beide
SWAPO-Mitglieder der besten zehn Abgeordneten zu dieser Zeit Kabinettsmitglieder waren,
nämlich Kazenambo Kazenambo und Nahas Angula. Und das, obwohl ministerielle Erklärun-
gen und Antworten in der Untersuchung nicht mitgezählt wurden.254
2011 wiederholte das
IPPR diese Untersuchung und stellte fest, dass nun unter den besten zehn Abgeordneten nur
noch zwei der Opposition angehörten, wohingegen von den acht SWAPO-Mitgliedern sieben
gleichzeitig Minister und einer ‗Deputy-Minister‗ waren. Unter den schlechtesten zehn befin-
den sich nur noch sieben SWAPO-Mitglieder, davon zwei zu dieser Zeit Minister (Hage
Geingob, Bernd Esau) und ein ‗Deputy Minister‗ (Uahekua Herunga).255
Anhand dieser Zahlen wird deutlich, dass Kabinettsmitglieder aufgrund ihrer bloßen Anzahl
schon einen großen Einfluss auf die Entscheidungen des Parlaments nehmen können. Nur 36
Abgeordnete verbleiben, die nur in der NA vertreten sind und somit die ursprünglichen Aufga-
ben des Parlaments wahrnehmen sollen, wozu die Arbeit in Komitees sowie natürlich die Kon-
trolle der Regierung zählt. Beides wird durch die personelle Unterbesetzung von einfachen
Abgeordneten erschwert. Dies gilt jedoch insbesondere für die Kontrolle der Exekutive, da
theoretisch deren 42 im aktuellen Parlament vertretene Mitglieder alle anderen überstimmen
und somit auch eine theoretische Abwahl eines Kabinettsmitglieds durch die NA verhindern
könnten. Dies wird verstärkt durch die Tatsache, dass von den restlichen 36 Abgeordneten nur
18 Oppositionsparteien, die anderen 18 ebenfalls der SWAPO angehören. Da die Regierungs-
mitglieder gleichzeitig in der Partei ebenfalls meist hohe Positionen einnehmen, kann hier von
großen Einflussmöglichkeiten auf diese SWAPO-Hinterbänkler ausgegangen werden. Dies
wird besonders durch deren bereits erwähnte Abhängigkeit von v.a. dem Präsidenten noch ver-
stärkt.
Die hier dargelegten Zahlen belegen, dass das gewählte Parlament schon allein aufgrund seiner
personell-parteilichen Zusammensetzung sowie der Machtposition der SWAPO und ihrer ho-
hen Amtsträger in der Praxis nicht dazu in der Lage ist, die ernannte Regierung angemessen
und notfalls gegen deren Widerstand zu kontrollieren. Zusätzlich lassen die schlechten Leis-
tungen der SWAPO-Hinterbänkler in der NA im Vergleich zu den Mitgliedern der Regierung
daran zweifeln, dass sie ihre legislativen Verpflichtungen genügend ernst nehmen. Melber fasst
dies wie folgt zusammen: „Furthermore, the appointment of more than half of the party‘s par-
254 Vgl.: Ebenda, S. 3 f..
255 Vgl.: Tjirera et al. 2011, S. 3.
3. Eliten in Namibia
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liamentarians as ministers or deputy ministers degraded the parliament to a rubber stamping
institution, which hardly ever tried to control the executive―.256
Somit führt die konkrete Ausgestaltung der verfassungsmäßig gegebenen Vorschriften durch
die Eliten in der Praxis zu einer beginnenden Aushöhlung des Prinzips der Gewaltenteilung
zwischen Exekutive und Legislative.
Damit sich dies ändert, ist entweder eine Verfassungsänderung notwendig, so dass die gleich-
zeitige Ausübung von Minister- und Abgeordnetenamt verhindert wird, oder eine Emanzipie-
rung der restlichen SWAPO-Abgeordneten, oder ein verändertes Wahlverhalten der Bevölke-
rung, damit Oppositionsparteien mehr Mitglieder ins Parlament entsenden können. Allerdings
müssten diese die damit einhergehenden Aufgaben auch angemessen erfüllen. Jedoch deuten
die Untersuchungen durch das IPPR darauf hin, dass dies, zumindest momentan, nicht der Fall
ist. Auch bieten sie selten wirklich alternative Sichtweisen innerhalb ihrer Parteiprogrammatik,
die sie von der Regierungspartei abheben und unterscheidbar machen.257
Ein weiterer Punkt der Kontrollierbarkeit bezieht sich auf die Rechenschaftspflicht, d.h. wie
die Eliten diese wahrnehmen und wem gegenüber sie sich verantwortlich fühlen. Einen ersten
Anhaltspunkt hierfür bietet der letzte SWAPO Parteitag am 4. Dezember 2012. Während dieses
Kongresses wurden einige Schlüsselpositionen innerhalb der Partei neu gewählt, so z.B. die
Wahl Hage Geingobs zum Vizepräsidenten der Partei. Zwei Tage später stellte Präsident
Pohamba sein Kabinett um, was zu Veränderungen in 12 von 24 Portfolios führte. Diesen
Schritt begründete Pohamba mit der Aussage, der „outcome of the congress has necessitated
the redeployment of some of the political personnel as well as to bring in new ones‖.258
Hier
deutet sich an, dass Änderungen der Regierungselite, die Teil des Staates ist, aufgrund von
parteiinternen Ursachen durchgeführt wurden. Dies stellt erneut ein Beispiel dafür da, wie
selbstverständlich parteiliche Entscheidungen staatliche beeinflussen.
So stellt sich auch hier vehement die Frage, wem sich die staatlichen Eliten tatsächlich verant-
wortlich fühlen: dem Volk oder der SWAPO. Diescho beantwortet diese Frage, indem er zu-
nächst feststellt, dass der Präsident mithilfe von Günstlingswirtschaft regiert und sowohl exe-
kutive wie legislative Positionen mit Personen besetzt, die keinen eigenen Führungsanspruch
besitzen – ob sie die nötigen Qualifikationen besitzen oder nicht. Folglich sind diese in hohem
Maße abhängig vom Wohlwollen des Präsidenten und nur diesem verpflichtet. „Ihre Pflicht
gegenüber den Menschen, die sie zu führen behaupten, ist gleich null.―259
Dies wurde beson-
ders unter Nujoma deutlich. 1998 gelang es ihm dank der Mehrheit seiner Partei in der NA
256 Melber 2007, S. 67.
257 Vgl.: Melber 2009a, S. 203 f..
258 Pohamba, Hifikepunye, zitiert nach: Paulus 2012.
259 Diescho 2009, S.104.
3. Eliten in Namibia
Seite 60
nicht nur eine Verfassungsänderung zu erwirken, die ihm als ‗founding president‗ eine dritte
Amtszeit ermöglichte, sondern auch in den Krieg im Kongo einzutreten. Diese Intervention
setzte er als Staatsoberhaupt mittels eines Ausnahmezustands ohne vorherige Konsultationen
mit dem Kabinett oder dem Parlament durch. Kritiker dieser Handlungen galten als unpatrio-
tisch, da Loyalität gegenüber Namibia besonders die Loyalität gegenüber dem SWAPO-
Parteipräsidenten miteinschließt.260
Dies wird noch zusätzlich durch das Wahlsystem, welches
die Mitglieder der NA durch Verhältniswahlrecht und geschlossene Parteilisten wählt, ver-
stärkt. Das führt auch dazu, dass Abgeordnete der NA nicht einem bestimmten Wahlkreis ge-
genüber verantwortlich sind, da sie auf Landeseben gewählt werden. Somit ist es nicht
möglich, „to gauge their performance on the basis of their responsiveness to constituents.―261
Solche Konsequenzen verstärken die allgemeine Kritik an Listensystemen zur Wahl, nämlich,
dass diese die Kandidaten eher der Partei als dem Volk verantwortlich machen sowie der Par-
teizentrale zu viel Macht verleihen und somit verhindern, dass die Kandidaten eventuell auch
kontroverse Sichtweisen einnehmen, anstatt die Parteilinie jeder Zeit aufrecht zu erhalten.262
Neben der Frage, wem gegenüber sich die politischen Eliten verantwortlich fühlen, interessiert
auch die Art und Weise, ob und wie sie diese Informationen über ihre Arbeit und Pflichterfül-
lung sowie ihr Selbstbild, z.B. die Parteiideologie, zugänglich machen, so dass eine Überprü-
fung und somit Kontrollierbarkeit durch die Öffentlichkeit ermöglicht wird. In diesem Zusam-
menhang ist auch von Bedeutung, wie mit gesellschaftlichen Institutionen wie ‗Non-
governmental organisations‗ (NGOs) und Medien umgegangen wird. Deswegen wird im Fol-
genden die Transparenz der Arbeit der politischen Eliten betrachtet.
Vor den Wahlen 2004 wurden Vertreter aller Parteien zu ihren Sichtweisen und Zielen in der
Wirtschaftspolitik befragt. Die SWAPO jedoch weigerte sich, Aussagen abzugeben, mit der
Begründung, diese Fragen dienten dazu, den Oppositionsparteien zu helfen. Melber interpre-
tiert dies so, dass die SWAPO sich nicht mit anderen Parteien vergleichen lassen will und nach
deren Logik zufolge alle Informationen über andere Parteien eine Einmischung in die Staatsan-
gelegenheiten darstellt.263
Um argumentative, themenbezogene Auseinandersetzungen zu ver-
meiden, werden zum Teil Andersdenkende stattdessen mit Beschimpfungen durch die parteiin-
terne Zeitung ‗Namibia Today‗ bedacht.264
Solche Vermeidungsstrategien erhöhen die ideolo-
gische Vagheit der SWAPO jedoch noch weiter. Daraus folgt, dass besonders die Regierungs-
partei nicht transparent macht, welche Einstellungen und Ideologie ihrem Programm und ihren
260 Vgl.: Melber 2007, S. 67 f..
261 Vgl.: Tjirera und Hopwood 2009, S. 2.
262 Vgl.: Hopwood 2007, S. 34 f..
263 Vgl.: Melber 2009a, S. 201.
264 Vgl.: Melber 2007, S. 68.
3. Eliten in Namibia
Seite 61
Zielen zugrunde liegen. Langfristig stellt das besonders in einem so dynamischen Kontext wie
Namibia, in welchem der gesellschaftliche und politische Wandel noch nicht abgeschlossen ist,
ein großes Problem dar.
Dies wird auch erschwert durch fehlende Veröffentlichungen. So kritisiert das IPPR im Zuge
ihrer Untersuchungen zur Leistung der Parlamentsabgeordneten von 2009, dass sie gerne den
kompletten Zeitraum 2005 bis Mitte 2009 miteinbezogen hätten, was aber nicht möglich war,
da der Hansard ab Oktober 2007 nicht verfügbar war.265
Im Zuge einer anderen Forschung im
Jahr 2011 zum Thema Interessenskonflikte beklagte das Institut, dass die Abgeordneten (und
somit auch Kabinettsmitglieder) ihr Vermögen und ihre Interessen nicht offenlegten. Dies sei
jedoch nötig, um eine Kultur der Transparenz und des ethischen Verhalten zu erreichen. Eine
Veröffentlichung eines ‗Register of Member‘s Interests‗ fand bisher allerdings nur 2003 und
2009 statt, war jedoch beide Male aufgrund fehlender, unvollständiger oder falscher Angaben
nicht zufriedenstellend. Das IPPR fragt in diesem Zusammenhang, wieso ein solches Register
nicht jährlich aktualisiert wird und warum keine Mechanismen existieren, die Aussagen der
Abgeordneten zu überprüfen. Diese Missstände führen zu einem Misstrauen gegenüber der
NA, deren Mitgliedern und Politikern insgesamt. Weiterhin existieren zwei Versionen dieses
Registers, wobei die ausführlichere Version nur dem Sekretariat der NA zugänglich ist, wäh-
rend die öffentliche Variante gewissermaßen einer Auflistung entspricht, die lediglich be-
schränkte Informationen über die Interessen der Mitglieder enthält. Und selbst dieses öffentli-
che Register ist nur schwer zugänglich, da man erst eine Erlaubnis einholen muss und weder
Kopien machen noch das Verzeichnis ausleihen darf, was erhebliche Zweifel an der tatsächli-
chen ‚Öffentlichkeit‗ dieses Dokuments erweckt. Weiterhin wird kritisiert, dass insbesondere
Parteien, die das Personal für die politischen Eliten bereitstellen, extrem unreguliert und nie-
mandem gegenüber dazu verpflichtet sind, ihre Vermögen oder Interessen preiszugeben - trotz
der Tatsache, dass sie erhebliche Summen vom Staat erhalten. Diese Probleme beziehen die
Autoren der Untersuchung auf die politische Kultur Namibias, welche die Rechenschaftspflicht
nicht als Bestandteil von Legitimität wahrzunehmen scheint. Deswegen wird empfohlen, dass
ein solches Register angelegt und der öffentliche Zugang zu solchen Informationen per Gesetz
gestattet wird.266
Weiteren Zweifel an der Bereitschaft der politischen Eliten, der Öffentlichkeit gegenüber
Transparenz zu wahren, erweckt das Verhalten mancher Minister v.a. den Medien gegenüber.
Nachdem Kazenambo Kazenambo mit einer großen Delegation nach Deutschland gereist war,
um die Rückführung von Schädeln aus Zeiten der deutschen Kolonialzeit zu begleiten, erschien
265 Vgl.: Tjirera und Hopwood 2009, S. 1, 9.
266 Vgl.: Tjirera und Links 2011, S. 4 f., 1.
3. Eliten in Namibia
Seite 62
ein Artikel dazu in der ‗Namibian Sun‗. Dieser berief sich auf ein Dokument des Kabinetts, in
dem Kazenambo zugab, dass sich die Ausgaben von einer Millionen namibischer Dollar auf
NAD 1,7 Millionen erhöht hätten.267
Die Reaktion des betroffenen Ministers bei einer Presse-
konferenz fiel so aus, dass er das Dargestellte als Lüge und Manipulation abtat, dem Autoren
Poolman vorwarf, unsensibel gewesen zu sein als er diese Ausgaben überhaupt in Frage stellte
und den Journalisten persönlich zusätzlich aufs Schlimmste als arrogant, geldgierig und als
‗bloody Boer‗ und ‗Koevoet‗268
beschimpfte. Weiße, warnte er, sollten die Aussöhnung nicht
als selbstverständlich ansehen und dass man, sollten diese zu weit gehen, die Verfassung bei-
seite räumen und Farmen an sich reißen würde. Weiterhin beschuldigte er ihn, das Regierungs-
dokument gestohlen zu haben und nun Misstrauen innerhalb der Regierung zu säen sowie die
Sicherheit zu gefährden. Die ‗Sun‗ sei voll von Dieben und Journalisten müssten wissen, wann
sie zu weit gehen.269
Dies stellt natürlich ein extremes Beispiel dar, aber die Tatsache, dass er
nicht abgestraft wurde, wirft auf die gesamte Regierung und vor allem auf Präsident Pohamba
kein gutes Licht, besonders was die Versöhnung zwischen den verschiedenen Völkern Nami-
bias und die Stellung der Verfassung, auf die Minister einen Eid schwören und die Kazenambo
drohte beiseite zu räumen, betrifft. Außerdem beleuchtet dieser Vorfall das allgemein oft
schwierige Verhältnis von Namibias politischer Elite zu kritischem Journalismus insgesamt.
Bereits 2001 initiierte die Regierung einen wirtschaftlichen Boykott der Zeitung ‗The
Namibian‗ mit der Begründung, sie sei zu regierungskritisch.270
Dieser Bann endete erst nach
zehn Jahren im August 2011 und wurde weithin als wirtschaftliche Sanktion und v.a. als An-
liegen Nujomas betrachtet.271
Trotzdem wird Namibia ein relativ hohes Maß an Pressefreiheit, v.a. im Printsektor, zugespro-
chen, und selbst die regierungseigene Zeitung ‗New Era‗ bietet Platz für kritische Berichter-
stattung. Melber kritisiert in diesem Zusammenhang jedoch, dass diese Möglichkeiten weder
von Oppositionsparteien noch von anderen zivilgesellschaftlichen Gruppen angemessen ge-
nutzt würden, um abweichende Meinungen zu veröffentlichen. Vor allem zivilgesellschaftliche
Organisationen, Forschungsinstitute, z.B. das IPPR, und andere NGOs haben die Aufgabe
übernommen, Initiative zu ergreifen und kritisch zu hinterfragen. Andere Parteien, Kirchen, der
Privatsektor sowie Arbeiterbewegungen hingegen verhalten sich zu zurückhaltend, meiden
Konfrontationen und öffentliche Diskussionen und entziehen sich ihrer gesellschaftlichen Ver-
267 Vgl.: Poolman 2011.
268 Anmerkung: Beides Begriffe aus der Zeit der Apartheid um die (südafrikanische) weiße Herrscherschicht zu
bezeichnen (Boer = Buren; Koevoet = Brecheisen Bezeichnung einer Spezialeinheit der südafrikanischen Poli-
zei). 269
Vgl.: Sasman 2011. 270
Vgl.: van Cranenburgh 2006, S. 600. 271
Vgl.: Staff Reporter 2011.
3. Eliten in Namibia
Seite 63
antwortung. Die Kirchen weigerten sich sogar, Opfer von Menschenrechtsverletzungen, die im
Exil durch die SWAPO begangen wurden, zu unterstützen und zogen es vor, sich den politi-
schen Gegebenheiten anzupassen. Ähnlich gab auch der Dachverband der Arbeiterbewegung
NUNW de facto seine autonome Verhandlungsposition auf, um Zugang zur politischen Macht
zu erhalten.272
So gelingt es der Regierung, der NUNW ihre Vorstellung vom nationalen Inte-
resse aufzudrängen und schließt diese in der Praxis oft aus Verhandlungen aus um allein Ent-
scheidungen treffen zu können. Diese Vorgehensweise der Regierung verhindert Kompromiss-
lösungen273
und entmachtet so einen in anderen Ländern wichtigen Verhandlungspartner und
Interessensvermittler, demgegenüber man nun auch keine gesonderte Rechenschaftspflicht
mehr hat. Die Frage, warum so wenige Akteure an öffentlichen Debatten teilnehmen, obwohl
verfassungsmäßig das Recht dazu besteht und auch in der Praxis Möglichkeiten vorhanden
sind, beantwortet Melber mit dem Hinweis darauf, dass viele Menschen beim Staat oder einer
von der politischen Elite beeinflussten oder kontrollierten Institution angestellt sind. Die Folge
davon ist, dass „there is sufficient arena for articulating dissent views – although at times with
great personal risks if not for physical then at least material security.―274
Auch die Reaktionen
auf den Bericht von Anton Bösl weisen in diese Richtung.275
Diese Verhaltensweisen der poli-
tischen Elite widersprechen dem Bild einer transparent agierenden, einfach kritisier- und kon-
trollierbaren politischen Führung zunehmend.
„No matter how overt and obvious its consequences are for society, corruption is a crime that
prefers to remain covert and concealed.‖276
Aus diesem Grund ist das Ausmaß an Korruption
und Nepotismus ein weiterer Bestandteil der Untersuchung, da es hier um Verletzungen eben
jener Transparenz und Offenheit geht, die die Grundlagen für Kontrollierbarkeit darstellen.
Allerdings muss vorab verdeutlicht werden, dass es nicht möglich ist, in diesem Feld eindeuti-
ge Beweise oder absolut sichere Indikatoren zu verwenden, da Korruption nur annäherungs-
weise gemessen, bestimmt und bewertet werden kann.
Um sich dieser Thematik zu nähern wird zunächst der ‗Corruption Perception Index‗ (CPI) von
‗Transparency International‗ betrachtet, der seit 1995 veröffentlicht wird (Namibia seit 1998
eingeschlossen). Dieser verwendet verschiedene Indikatoren, um das Ausmaß an Korruption in
einem Staat zu messen und ordnet diesem Werte zwischen 0 und 10 zu (0 = sehr korrupt)277
.
Um die Entwicklung Namibias im Laufe der Zeit und je nach Präsident nachzuverfolgen, wer-
272 Vgl.: Melber 2009a, S. 205, 204.
273 Vgl.: van Cranenburgh 2006, S. 597.
274 Melber 2009a, S. 205.
275 Vgl.: Kapitel 3.2.2.
276 Transparency International.
277 Vgl.: Transparency International 2012b.
3. Eliten in Namibia
Seite 64
den in Abbildung 7 im Anhang278
die Jahre 1998, 2004, 2009 und 2011 dargestellt.279
Diese
Zahlen, die sich auf Korruption im öffentlichen Sektor beziehen, belegen, dass es in Namibia
mit einem Wert von meist unter 5 ein ernstes Problem mit Korruption gibt. Der seit 2004 nahe-
zu als Stillstand zu beschreibende Zustand lässt außerdem den Schluss zu, dass sich im Bereich
der Korruptionsbekämpfung in Namibia innerhalb der letzten Jahre wenig bewegt. Da es sich
hier um ein Problem handelt, das nur im Falle von Skandalen o.Ä. bewiesen werden kann,
handelt es sich bei dem CPI um Eindrücke, Einschätzungen basierend auf Analysen und Daten
von Landesexperten. Da ausdrücklich nur Korruption im öffentlichen Sektor, also im administ-
rativen und politischen Bereich, gemessen werden soll280
, lässt es Rückschlüsse auf das Ver-
halten von politischen Eliten zu, wie sie hier untersucht werden. Die Ergebnisse werden auch
durch das Afrobarometer bestätigt. Die befragten Personen gaben 2008 bei der Frage nach Kor-
ruption in den verschiedenen Regierungsbereichen die in Abbildung 8 dargestellten Antwor-
ten.281
Diese Zahlen verdeutlichen, dass innerhalb der Bevölkerung zum Thema Korruption das Miss-
trauen gegenüber den politischen Eliten recht ausgeprägt ist, besonders gegenüber der Regie-
rung. Ein weiteres interessantes Ergebnis der Umfrage ist, dass 90% der Namibier angaben,
noch nie Bestechungsgeld gezahlt zu haben.282
Dies zeigt, dass die Einschätzungen, was Kor-
ruption betrifft, und das Misstrauen gegenüber der politischen Elite, nicht aus einem Alltags-
empfinden und persönlichen Erfahrungen der Befragten heraus entstanden sein kann. Der CPI
und die Auswertungen des Afrobarometers stimmen insofern überein, dass beide darauf hin-
deuten, dass Korruption im politischen Bereich Namibias, und somit im Bereich der hier zu
untersuchenden Eliten, ein nicht zu unterschätzendes Problem darstellt, da es direkt mit der
Frage nach deren Rechenschaftspflicht und Transparenz verbunden ist.
Länderexperten weisen darauf hin, dass diese Situation auch auf Schwächen in den gesetzli-
chen Rahmenbedingungen und fehlenden Möglichkeiten der Erfolgsmessung zu suchen sind,
wobei besonders das ‗Tender Board‗ (Ausschreibungsbehörde) und im Allgemeinen das Sys-
tem des Ausschreibungsprozesses von Regierungsaufträgen kritisiert wird. Im Verlaufe der
Jahre wurden viele der Entscheidungen, an wen und wie manche Ausschreibungen der Regie-
rung vergeben wurden, gerichtlich angezweifelt und auch innerhalb der NA heftig kritisiert, da
es bei der Vergabe anscheinend zu Irregularitäten sowie illegalen Handlungen gekommen sei.
Besonders da viele Aufträge an ausländische, oft chinesische Firmen gehen, beklagen sich ein-
278 Vgl.: Anhang Abbildung 7.
279 Da Transparency International die Methodik für die Erhebung 2012 geändert hat, ist dieser Wert nur noch
eingeschränkt mit den vorherigen vergleichbar, weswegen hier stattdessen das Jahr 2011 aufgeführt ist. 280
Vgl.: Transparency International 2012a. 281
Vgl.: Anhang Abbildung 8. 282
Vgl.: Lindeke 2009, S. 2 -5.
3. Eliten in Namibia
Seite 65
heimische Unternehmer, dass die gesamte namibische Regierung durch das ‗Tender Board‗,
welches im Finanzministerium ansässig ist, dazu übergegangen sei, die eigenen Gesetze zu
brechen. In vielen Fällen ist dies allerdings schwer nachweisbar, da nur erfolgreiche Anbieter
veröffentlicht werden und alle anderen Angebote sowie Gründe für Entscheidungen geheim
bleiben. Dies widersprecht dem eigenen Anspruch und den Prinzipien des ‗Tender Board‗, in
denen sie sich zu Transparenz und den Veröffentlichung von Ergebnissen verpflichten. Jedoch
besteht für die Zivilgesellschaft und Betroffene kein Zugang zu weiterführenden Informatio-
nen.283
Das IPPR kommt insgesamt zu dem Schluss, dass in Namibia Möglichkeiten, Korruption zu
bekämpfen, zwar durchaus vorhanden sind, jedoch in vielen Schlüsselbereichen willkürlich,
unzureichend und ohne dahinterstehende nationale Strategie seien. Obwohl seit 2000 viele
Fortschritte bei der Anti-Korruptionsgesetzgebung gemacht wurden, sind viele Schlupflöcher
bei der Durchführung vorhanden, die vor allem durch sich überschneidende Kompetenzen zwi-
schen der ‗Anti Corruption Commission‗, der Polizei und dem ‗Prosecutor General‗ entstehen.
Auch behindern gesetzliche Lücken nicht nur die Verfolgung von Korruption, sondern verfüh-
ren geradezu dazu, solchen Praktiken nachzugehen. In dieser Beziehung fehlt es allgemein an
einem Gesetz, welches den öffentlichen Zugang zu Informationen regelt. Dies wird auch da-
durch illustriert, dass viele Ergebnisse von präsidentiellen Kommissionen, die Korruption in-
nerhalb der ‗parastatals‗ untersuchen, seit über einem Jahrzehnt von der Regierung zurückge-
halten werden.284
Somit scheint die Vermutung angebracht, dass relevante Stellen kein Interes-
se daran haben, gesetzliche Maßnahmen zu ergreifen, die den öffentlichen Zugang zu solchen
Dokumenten und Informationen regeln und Verpflichtungen für die Verantwortlichen schaffen,
diese auch zu veröffentlichen. Dies beträfe auch die ‗Public Service Commission‗, die geschaf-
fen wurde, um das Verhalten und die Handlungen von Angestellten im öffentlichen Dienst zu
überwachen und zu regulieren, die aber selbst in Korruptionsskandale verwickelt war.285
Weiterhin kann neben Korruption auch ein Missbrauch von Staatsgeldern festgestellt werden.
Bei der Analyse der Wahlkämpfe in Namibia wurden hierzu schon einige Beispiele genannt,
doch nicht nur in dieser Hinsicht kommen Zweifel an der Verwendung staatlicher Ressourcen
durch die Eliten auf. Ein weiteres Feld stellen die ‗Subsistence and Travel Allowances‗ dar, bei
denen es regelmäßig zu Missbrauch dieser Gelder durch Politiker und Beamte kommt. Dieses
Problem wird durch die ‗Public Service Commission‗ verstärkt, deren Verfahren einen festen
Betrag an solchen Mitteln vorsieht, jedoch für die Ausgaben keine Belege verlangt. So wird
283 Vgl.: Links 2010, S. 1-5.
284 Vgl.: Daniels und Links 2011, S. 1, 3, 10.
285 Vgl.: Tjirera und Links 2011, S. 2.
3. Eliten in Namibia
Seite 66
verhindert, dass man Funktionäre zur Rechenschaft ziehen kann und vermehrt dadurch diese
Praktiken der Verschwendung von Steuergeldern.286
Somit wurde aufgezeigt, dass Korruption und auch Missbrauch von staatlichen Geldern in Na-
mibia erhebliche Probleme darstellen, v.a. im administrativen und politischen Bereich, weniger
im Alltagsleben der meisten Namibier. Auch wenn hier nicht nachgewiesen werden kann, dass
hochrangige Mitglieder der politischen Elite in diese Praktiken verwickelt sind, so deutet vieles
darauf hin. Der Missbrauch von staatlichen Ressourcen, der hier anhand einiger Beispiele vor-
gestellt wurde, ist zu flächendeckend, um nur von niederen Beamten begangen zu werden, v.a.
ohne Kenntnisse bzw. ohne Stillschweigen oder sogar Beteiligung auf höheren Ebenen. Die
Tatsache, dass die Gesetzgebung in vielen Bereichen hinterherhinkt zeigt ebenfalls, dass die
politischen Eliten kein Interesse daran haben, dies zu ändern oder auch die Umsetzung beste-
hender Gesetze zu verbessern.
Folglich bestätigt sich bei der Betrachtung der Korruptionsproblematik das Bild, das sich schon
vorher im Hinblick auf Transparenz und Rechenschaftspflicht der Eliten abgezeichnet hat, v.a.
was die Offenlegung politischer Prozesse und Ergebnisse gegenüber der Zivilgesellschaft be-
trifft. Melber bewertet die Situation in Namibia äußerst skeptisch und beklagt, dass diese
―strategy guided by material self-interest of the new elite are doing anything but consolidating
a culture of transparency and accountability and hence also undermining the democratic
process and its consolidation.‖287
286 Vgl.: Shejavali 2009.
287 Melber 2007, S. 68 f..
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 67
4 Eliten auf den Philippinen
4.1 Das politische System der Philippinen
Die Verfassung der Philippinen, die nach der Diktatur von Ferdinand Marcos von der ‗Consti-
tutional Commission‗ am 12.10.1986 verabschiedet wurde und am 11.02.1987 in Kraft trat288
, kenn-
zeichnet die Philippinen als „a democratic and republican State. Sovereignty resides in the people
and all government authority emanates from them.‖289
Der im dritten Artikel formulierte Men-
schenrechtskatalog beinhaltet die allgemeinen Freiheits- und Gleichheitsrechte sowie das Prin-
zip der Rechtsstaatlichkeit.290
Die Judikative besteht aus dem ‗Supreme Court‗ (SC) und weiteren unter seiner Aufsicht ste-
henden ‗Lower Courts‗. Ersterer verfügt über einen ‗Chief Justice‗ und vierzehn ‗Associate
Justices‗ und genießt fiskalische Unabhängigkeit. Das ‗Judicial and Bar Council‗ ist dafür zu-
ständig, mögliche Angestellte vorzuschlagen, und besteht aus unterschiedlichen politischen,
juristischen und gesellschaftlichen Mitgliedern. Der Präsident wählt aus einer Liste mit zumin-
dest drei Nominierten, die vom ‗Judicial and Bar Council‗ bevorzugt werden, die Mitglieder
des SC sowie Richter der ‗Lower Courts‗ aus, ohne dass diese bestätigt werden müssten.291
Die Legislativgewalt liegt beim Kongress, der aus dem ‗House of Representatives‗ (HoR) so-
wie dem Senat besteht. Letzterer besteht aus 24 Senatoren, das HoR aus nicht mehr als 250
Mitgliedern, wobei niemand gleichzeitig ein Amt in der Regierung innehaben darf. Senatoren
werden für sechs Jahre gewählt, wobei nur eine einmalige Wiederwahl möglich ist, Abgeord-
nete des HoR auf drei Jahre, mit Möglichkeit zur zweimaligen Wiederwahl. Die ‗Commission
on Appointments‗ soll aus dem Senatspräsidenten sowie je zwölf Mitgliedern des HoRs und
des Senats bestehen, die jeweils repräsentativ aus den politischen Parteien bestimmt werden
sollen. Jeder Gesetzesentwurf muss vom Präsidenten unterschrieben werden bevor er in Kraft
tritt. Ansonsten sendet er ihn mit seinen Vorbehalten in das entsprechende Haus zurück. Sollte
der Entwurf dort mit 2/3 Mehrheit beschlossen werden, wird er mit den Einwänden an das an-
dere Haus geschickt. Wird er auch dort mit 2/3 Mehrheit verabschiedet, tritt er in Kraft.292
Die Exekutive besteht aus dem Präsidenten. Im Fall des Todes, Rücktritts o.Ä. des Präsidenten,
soll der Vizepräsident für die restliche Amtszeit zum Präsidenten ernannt werden. Kein Mit-
glied der Exekutive darf während seiner Amtszeit ein anderes Amt bekleiden oder einen Beruf
o.Ä. ausüben. Der Präsident ist auch der Oberste Befehlshaber der Philippinen und darf, wenn
288 Vgl.: The Official Gazette (Government of the Philippines).
289 Constitutional Commission Philippines 11.02.1987, Article II, Section 1.
290 Vgl.: Ebenda, Article III.
291 Vgl.: Ebenda, Article VIII.
292 Vgl.: Ebenda, Article VI.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 68
nötig, die Armee einsetzen um z.B. Rebellionen zu unterdrücken, sowie das ‗Habeas Corpus‗
für höchstens 60 Tage außer Kraft setzen oder das Land unter Kriegsrecht stellen. Weiterhin
hat er die Kontrolle über alle Ministerien (‗executive departments‗). Abgesehen von den Minis-
tern ernennt er ebenfalls Botschafter, Offiziere der Streitkräfte sowie weitere Regierungsmitar-
beiter, sofern sie nicht vom Gesetz her anderweitig besetzt werden. Jedoch darf der Präsident
zwei Monate vor den nächsten Wahlen keine dauerhaften Ernennungen mehr durchführen.293
Der Präsident sowie u.a. der Vizepräsident und Mitglieder des SC können nur durch ein
‗Impeachment‗-Verfahren des Amtes enthoben werden. Dieses kann nur vom HoR initiiert
werden. Sollte 1/3 der Mitglieder einer solchen Resolution zustimmen, ist es der Senat, der die
alleinige Befugnis hat, Entscheidungen über eine Amtsenthebung zu treffen. Sollten 2/3 der
Senatoren dafür stimmen, wird der Betroffene verurteilt.294
Das Wahlrecht der Philippinen ermöglicht es jedem Bürger ab 18 Jahren zu wählen. Präsident
und Vizepräsident werden landesweit, durch einfache Mehrheit, getrennt sowie über direkte
Wahl vom Volk gewählt und haben eine Amtszeit von 6 Jahren, wobei der Vizepräsident ein-
mal, der Präsident jedoch keinmal wiedergewählt werden kann. Jeweils die Hälfte aller Senato-
ren werden alle sechs Jahre in einem landesweiten Wahlkreis durch einfaches Mehrheitswahl-
recht bestimmt. Somit werden die Hälfte der Mitglieder alle drei Jahre ausgetauscht. Die Mit-
glieder des HoR werden alle drei Jahre durch Mehrheitswahlrecht in Einerwahlkreisen (‗single
member districts‗) gewählt, wobei das Wahlsystem hier um ein ‗party list system‗ ergänzt
wird, wodurch ein Teil der Sitze (20%) durch Verhältniswahlrecht vergeben wird. Allerdings
muss eine Parteiliste eine 2%-Hürde übersteigen und kann nicht mehr als 3 Sitze insgesamt
gewinnen, was dazu führen kann, dass nicht alle der für das ‗party list system‗ vorgesehenen
Sitze vergeben werden können. Beaufsichtigt werden die Wahlen durch die ‗Commission on
Elections‗ (COMELEC).295
4.2 Auswirkungen der Elite auf die Demokratie auf den Philippinen
4.2.1 Repräsentation
4.2.1.1 Identifikation der Regierungselite
Zur Identifizierung der Regierungselite der Philippinen wurde zunächst dasselbe Vorgehen
angewandt wie bereits im Kapitel 3.2.1 zu Namibia beschrieben. Ausgangspunkt war auch hier
die auf der Homepage der CIA vorhandene Rubrik ‗World Leaders‗, durch welche eine Auf-
stellung aller Regierungsämter erhalten wurde. Wie auch im Falle Namibias wurden diese Da-
293 Vgl.: Ebenda, Article VII.
294 Vgl.: Ebenda, Article XI, Section 2 f..
295 Vgl.: Teehankee 2002 S. 162, 149; sowie: International Foundation for Electoral Systems (IFES) 2010.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 69
ten zu den Zeitpunkten Januar und Juli aller Jahre von 2001 bis heute ausgewertet.296
Zur Kon-
trolle der so gefundenen Informationen als auch zur Vervollständigung der fehlenden Jahre
1986-2000 wurde auf die Website der ‗The Presidential Museum and Library‗ zurückgegriffen,
auf der Aufstellungen über alle Kabinettsmitglieder der jeweiligen Präsidenten vorhanden
sind.297
Weiterhin wurden die Homepages der Ministerien hinzugezogen, bei denen Aufstel-
lungen über vergangene Amtsinhaber vorhanden waren. Diese waren: ‗Department of Agricul-
ture‘, ‗Department of Energy‘, ‗Department of Foreign Affairs‘, ‗Department of Justice‘, ‗De-
partment of National Defense‘ und ‗Department of Public Works & Highways‘. Die aus diesen
drei verschiedenen Quellen gewonnenen Daten wurden miteinander verglichen und zusam-
mengeführt. Fehlte beispielsweise ein ‗Department‗ unter einer Präsidentschaft, wohingegen
eine andere Quelle für genau diese Zeitspanne ‗Secretaries‗ nennt, wurden diese ergänzt (so
geschehen z.B. unter Corazon Aquino mit dem ‗Department of Energy‗). Unterschieden sich
die Angaben was Zeitspannen oder Personen anging, wurde versucht, so weit wie möglich
durch z.B. biographische Recherchen zu der betreffenden Person eine Version abzusichern. All
diese Informationen wurden nun innerhalb einer Überblickstabelle zu den Kabinettsmitgliedern
der Philippinen zusammengefasst.298
Dieser Überblick unterteilt die Daten in sechs Kabinette, obwohl nur fünf Wahlen stattfanden.
Diese Notwendigkeit entstand aufgrund der Amtsenthebung Joseph ‗Erap‗ Estradas zur Mitte
seiner Amtszeit 2001, woraufhin die Vizepräsidentin, Gloria Macapagal-Arroyo (GMA), sein
Amt übernahm. Außerdem kam es im Zuge dessen auch zu Kabinettsneubildungen, die eine
analytische Unterscheidung dieser beiden Regierungen erforderlich machen. Mit der Wahl
GMAs zur Präsidentin 2004 beginnt jedoch auch nominell eine neue Untersuchungseinheit, da
zum einen auch jemand anderes hätte gewählt werden können, GMA das Amt also nicht auto-
matisch weiterführte und dies somit ihre zweite Amtszeit als Präsidentin, ihre erste als gewähl-
te Amtsinhaberin, darstellt, und zum anderen auch hier personelle Wechsel innerhalb der Re-
gierungsmitglieder stattfanden. Somit kann man auch die Kabinette 2001-2004 und 2004-2010
nicht zu einem einzigen zusammenfassen.
Innerhalb dieser Tabelle wurden weiterhin ähnliche Ministerien, die nur eine Namensänderung
erfahren haben, so weit wie möglich zusammengefasst sowie in der Darstellung mit entspre-
chenden Daten ihres Bestehens versehen. Dies betraf aber nur die Zeit der Präsidentschaft Co-
razon ‗Cory‗ Aquinos, da die ‗Departments‗ danach keine (namentliche) Veränderung mehr
erfuhren. Von allen so ermittelten Ämtern wurde allerdings nur eine Auswahl aufgenommen.
296 Vgl.: Central Intelligence Agency 2001a-heute.
297 Vgl.: The Presidential Museum and Library.
298 Vgl.: Tabelle 3: Exekutivelite Philippinen.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 70
Von den bei der CIA und/oder dem ‗The Presidential Museum and Library‗ angegebenen Äm-
tern wurde der ‗Governor of the Central Bank‗ sowie die Ämter, welche die USA oder die UN
betreffen, weggelassen. Weiterhin wurde auf Positionen verzichtet, die größtenteils bürokrati-
sche Aufgaben erfüllen, speziell dem Präsidenten zuarbeiten oder nicht den Status eines ‗De-
partments‗ innehatten. Dies betraf u.a. den ‗Chief of Staff‘, ‗Press Secretary‘, ‗Presidential
Spokesperson‘, ‗Commission of Higher Education‘ sowie den ‗Lead Convenor of the National
Anti-Poverty Commission‘. Im Gegensatz dazu erfüllen der ‗Director General of National
Economic Development Authority‗ sowie der ‗Director General of Office of the National Secu-
rity Adviser‗ Aufgaben, die durch kein anderes ‗Department‘ abgedeckt werden und haben
mehr als eine nur den Präsidenten beratende Funktion, weswegen beide Positionen Teil dieser
Betrachtung sind.
Anhand dieser Daten konnte ermittelt werden, welche Personen mehr als eine Position inner-
halb eines Kabinetts innehatten sowie welche Personen innerhalb mehrerer Kabinette vertreten
waren. So wurde festgestellt, dass diese Charakterisierungen auf 58 Personen zutreffen. Nach
den im Theorieteil getroffenen Entscheidungen, kann diese Gruppe im Folgenden als Kern der
Regierungselite der Philippinen betrachtet werden, wobei zu ihnen die beiden Präsidenten hin-
zukommen, für die dieses Amt das erste und einzige in einer Regierung war bzw. ist: Corazon
und Benigno ‗Noynoy‗ Aquino III. Somit besteht die (erweiterte) Kernelite aus 60 Personen.299
Anschließend wurde sich, wie auch bei der Regierungselite Namibias, am Vorgehen Katja
Fettelschoß‗ orientiert und zwischen Portfolios (Ministerien), Positionen und Personen unter-
schieden. In den Philippinen entspricht Land=1 und Regierungen=6.
Als Ergebnis lässt sich festhalten, dass die Anzahl an Portfolios insgesamt sehr konstant bei ca.
24 liegt. Für alle Regierungen lässt sich auch feststellen, dass die Anzahl der Personen die der
Portfolios übersteigt, jedoch beide von jener der Positionen übertroffen werden. Dies wird bei
den durchschnittlichen Werten aller Kabinette deutlich: Portfolios – 23,83; Positionen – 55,17;
Personen - 39,67.
Seit 1986 gab es insgesamt 143 Portfolios und 331 vergebene Positionen. Auch hier wäre die
nur addierte Anzahl der Personen von 291 zu viel, da manche ‗Secretaries‗ in mehreren Kabi-
netten vertreten waren. Deswegen wird, wie schon bei Namibia, von der Anzahl der ‗Positio-
nen insgesamt‗ die Anzahl der ‗mehrfachen Positionen‗ abgezogen, die in der Tabelle zur
Kernelite aufgeführt sind (Anzahl der ‗zusätzlichen Positionen‗). Folglich kommt man zu der
Rechnung 331-93 = 238. Das ist nun die Anzahl der verschiedenen Individuen, die innerhalb
der letzten 26 Jahre ein Regierungsamt innehatten. Diese übertrifft, anders als in Namibia, die
299 Vgl.: Tabelle 4: Kernelite Philippinen.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 71
Anzahl der gesamten Portfolios mit 143.Nun lassen sich für die Philippinen die Relationen
zwischen den einzelnen Ebenen angeben:300
Portfolio/ (verschiedene) Personen: 0,6
Positionen/ (verschiedene) Personen: 1,39
Positionen/ Portfolios: 2,31
Diese Werte zeigen, dass in jedem Portfolio (Ministerium) durchschnittlich 2,31 Positionen
vergeben wurden sowie dass auf jeden Amtsinhaber durchschnittlich 0,6 Portfolios kamen (es
also mehr Personen als Portfolios gab), und sie 1,39 Positionen innehatten. Von den 238 Per-
sonen hatten 180 nur eine Position inne. Das erlaubt Rückschlüsse darüber, wie viele Positio-
nen von der Kernelite gehalten wurden und man kommt zu dem Ergebnis, dass diese 58 Perso-
nen 151 der 331 Positionen zusammen innehatten.301
Bei der Analyse der Elitenstruktur der Philippinen wird etwas von dem detaillierten Vorgehen
abgewichen, wie es für Namibia angewandt wurde, da es sich in den verschiedenen Kategorien
hier meist um doppelt bis zu neunmal so viele Personen handelt wie für Namibia. Von daher ist
es nur schlecht möglich und wenig sinnvoll, hier alle namentlich aufzuführen.
4.2.1.2 Zirkulation und Rekrutierung
Nun sollen die verschiedenen Aspekte der Zirkulation untersucht werden, nämlich Fluktuation,
Dauer der Amtszeiten und personeller Wechsel. Die 180 Personen, die nur eine Position inne-
hatten sind wie folgt über die verschiedenen Kabinette verteilt:
Kabinett I: 43 Personen
Kabinett II: 43 Personen
Kabinett III: 19 Personen
Kabinett IV: 16 Personen
Kabinett V: 36 Personen
Kabinett VI: 23 Personen
Im ersten und im letzten Kabinett schließen diese Zahlen die Präsidenten C. und B. Aquino mit
ein, da auch sie, abgesehen von ihrem Präsidentenamt, keine andere Position in der Exekutive
innehatten. Die im Vergleich zu den anderen sehr niedrigen Werte für die Kabinette III, IV und
VI sind so zu erklären, dass keines davon die normalen sechs Jahre andauerte. Insgesamt lässt
sich somit feststellen, dass die Anzahl an Personen, die nur eine Position innehatten, relativ
gleichmäßig über die verschiedenen Regierungen verteilt sind und diese mit 180 Personen sehr
300 Vgl.: Fettelschoß 2009, S. 111 ff..
301 Erläuterung: 151 = 331-180 (331: Positionen insgesamt; 180: Anzahl Personen mit nur 1 Position [Personen
insgesamt minus Anzahl Personen mit mehr als einer Position --> 238-58= 180; 58: Personenanzahl aus Kernel-
iten-Tabelle mit mehr als einer Position] 151: Positionen insgesamt minus Anzahl Personen mit nur 1 Position
331 - 180 = 151).
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 72
viele Mitglieder der Regierungselite betrifft, v.a. im Vergleich zu den 58 Personen der Kerneli-
te. Hier entsteht der Eindruck, dass es eher üblich ist, nur für einen relativ kurzen Zeitraum
Mitglied der Exekutive zu sein und eher selten, mehr als eine Amtsperiode bzw. in mehr als
einem Portfolio tätig zu sein. Da von den insgesamt 238 Personen, die bisher in der Regierung
vertreten waren, 75,63% (180 Personen) nur in einer Position tätig waren, wohingegen nur
24,37% (58 Personen) mehrere Positionen besetzten, deutet sich hier bereits eine relativ hohe
Fluktuation an.
Diese ist weiterhin auch von der Anzahl der Aussteiger betroffen, d.h. von den ‗Secretaries‗,
die während der Amtsperiode ihr Amt verließen. Insgesamt gab es 148 Personen, auf die dies
zutrifft, die sich wie folgt über die verschiedenen Kabinette verteilen:
Kabinett I: 39 Personen
Kabinett II: 36 Personen
Kabinett III: 7 Personen
Kabinett IV: 22 Personen
Kabinett V: 38 Personen
Kabinett VI: 6 Personen
Da man wiederum die Kabinette III, IV und VI etwas gesondert betrachten sollte, zeigt sich
auch hier eine relative Konstanz was die Anzahl der Aussteiger angeht, da sie für die restlichen
Kabinette zwischen 36 und 39 liegt. Trotz allem erscheint die Anzahl der Aussteiger unter Est-
rada für drei Jahre Regierung sehr gering sowie die für das erste Kabinett von GMA mit 22
recht hoch. Man könnte annehmen, dass dies dadurch zustande kam, da sie einige von Estradas
‗Secretaries‗ durch ihre eigenen ersetzte. Betrachtet man die Daten, so fällt auf, dass es selten
zu solchen Überschneidungen kam. Insgesamt gab es nur vier Personen, die sie von Estrada
übernahm und abgesehen von Manuel Roxas, der sein Amt auch bis 2004 ausübte, wurden die
anderen drei (Morales, Mercado, Rivera) noch im Jahr 2001 ersetzt. Das bedeutet, dass ihr
Wert von 19 für drei Jahre durchaus im Rahmen der philippinischen Verhältnisse liegt. Insge-
samt betrachtet liegen jedoch die durchschnittlichen Werte von 29,6 Aussteigern pro Amtspe-
riode und 24,67 pro Kabinett sehr hoch. Für die Kabinette I, II und V, die als einzige die vollen
sechs Jahre andauerten, liegt dieser Wert sogar bei 37,67. Dies sind mehr Personen als in der
Regel ‗Departments‗ vorhanden sind, d.h. es gibt durchschnittlich ca. 1,5x so viele Aussteiger
während der Amtszeit als innerhalb dieser Portfolios zu besetzen sind. Die Tatsache, dass 148
von 238 Personen, und somit 62,18% aller Mitglieder der Regierungselite, schon vor Ende ih-
rer Amtszeit aus der Regierung ausschieden, verstärkt den Eindruck der hohen Fluktuation auf
den Philippinen. Die Frage, warum so viele der 238 Kabinettsmitglieder ausscheiden, wird im
weiteren Verlauf dieses Kapitels geklärt.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 73
Weiterhin kann man festhalten, dass die Zahl der Aussteiger immer die der Personen übertrifft,
welche 2 Ämter innerhalb einer Regierung innehatten. Meistens sind es nur zwei Positionen
pro Amtszeit, Ausnahmen kamen nur in den Kabinetten von GMA vor. Hier hatte sie in Kabi-
nett IV selbst vier verschiedene Positionen inne, und in Kabinett V kam es zu vier Personen
mit drei Positionen sowie einer mit vier verschiedenen Posten während einer Amtszeit.302
Ins-
gesamt ergibt sich ein Verhältnis von 331 Positionen zu 143 Portfolios, somit wurden also in
jedem Ministerium durchschnittlich 2,31 Positionen vergeben. Der Wert von 1,39 Positionen
pro Person ist um einiges geringer als die Anzahl der Positionen pro Ministerium, was durch
die hohe Anzahl an (verschiedenen) Personen zustande kommt. Dies trägt so dazu bei, dass nur
einige Wenige mehrere Positionen besetzen. Dass durchschnittlich nur 0,6 Portfolios auf eine
Person entfallen deutet darauf hin, dass diese Situation nicht wie in Namibia durch Rotationen
innerhalb einer festen Regierungselite entsteht, die innerhalb ihrer eigenen Reihen die Ministe-
rien tauschen, aber nicht aus der Regierung ausscheiden, sondern die Amtszeiten tatsächlich
enden und nicht in einem anderen Portfolio fortgesetzt werden. Somit wird deutlich, dass man
es auf den Philippinen mit einer hohen Fluktuation und größeren Instabilität der Regierungen
zu tun hat.303
Nun stellt sich die Frage, ob diese Erkenntnisse auch auf die 58 Mitglieder der
Kernelite (ohne B. und C. Aquino) übertragbar sind. Die Dauer ihrer Amtszeiten verteilt sich
wie folgt:
1 Amtsperiode: 14 Personen
2 Amtsperioden: 36 Personen
3 Amtsperioden: 7 Personen
4 Amtsperioden: 1 Personen
5 Amtsperioden: 0 Personen
6 Amtsperioden: 0 Personen304
Diese Verteilung zeigt, dass selbst von den Mitgliedern der Kernelite keiner in allen, sondern
mit Alberto Romulo nur eine Person in höchstens vier verschiedenen Kabinetten, der Großteil
der Personen (50) mit 86,2% allerdings war nur in < 3 Regierungen vertreten. Anders als in
Namibia gibt es also keine feste Regierungselite, die langfristig in der Exekutive oder z.T. so-
gar in allen Kabinetten Positionen besetzt. Wie der Tabelle zur Kernelite der Philippinen zu
entnehmen ist, haben auch hier die wenigsten eine volle Amtszeit über sechs Jahre absolviert
bzw. im Falle der Kabinette III, IV und VI so lange wie möglich ihre Position gehalten. Aus-
302 Vgl.: Tabelle 3: Exekutivelite Philippinen.
303 Vgl.: Fettelschoß 2009, S. 80 f..
304 Vgl.: Tabelle 4: Kernelite Philippinen.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 74
nahmen bilden die Präsidenten (wobei Estrada, der durch eine Volksbewegung gestürzt wurde,
hier nicht mitzuzählen ist) sowie folgende Personen:
Kabinett I: 1 Person (Laurel)
Kabinett II: 1 Person (Estrada)
Kabinett III: 7 Personen (Aguirre, GMA, Mercado, Morales, Rivera, Siazon, Vigilar)
Kabinett IV: 6 Personen (Boncodin, Dayrit, Guingona, Roxas, Santo Thomas, Soliman)
Kabinett V: 1 Person (Alabastro)
Kabinett VI: 3 Personen (Abad, Purisima, Soliman).305
Somit können für die Kernelite im Speziellen sowie für die Regierungselite im Allgemeinen
eine hohe Fluktuationsrate sowie eine geringe Dauer der Amtszeit (in einem Portfolio) als auch
der Dauer des Verbleibs in der Regierung (in einem Kabinett, unabhängig von Portfolio) fest-
gestellt werden.
Im Folgenden wird untersucht, welche Aspekte für die Rekrutierung des Regierungspersonals
von Bedeutung sind bzw. sein können. Das Parteiensystem spielt aufgrund einiger seiner
Merkmale im Falle der Rekrutierung eine zu vernachlässigende Rolle. Aurel Croissant stellte
für dieses eine zunehmende Asymmetrie des Parteienwettbewerbs sowie eine auf hohem Ni-
veau liegende Fragmentierung fest, da sich die im Parlament vertretenen Parteien deutlich
vermehrt haben: Zwischen 2004 und 2007 saßen, u.a. aufgrund des ‘Party-List-Systems‘, 33
verschiedene Gruppierungen im Repräsentantenhaus. Auch fehlt ein festes Dominanzverhält-
nis, was zu einem durch enge Mehrheitsverhältnisse geprägten Parteiensystem führt.306
Außer-
dem ist es durch organisatorische Instabilität der Parteien, volatilen Wählerzuspruch sowie
schwach ausgeprägte gesellschaftliche Verankerung charakterisiert, denn nur 2% der Bürger
sind Parteimitglieder. Das politische Führungspersonal rekrutiert sich größtenteils nicht aus
diesen Reihen, sondern durch nachträgliche Hinzuwahl neuer Mitglieder aus kleineren Parteien
sowie durch Kooptation von Mandatsträgern anderer Parteien und aus Seiteneinsteigern.307
Zwischen den Wahlen sind Parteiapparate kaum aktiv, Koalitionen werden kurzfristig gebildet,
Parteien lösen sich auf oder gründen sich kurz vor Wahlen neu, bilden neue Fraktionen aus und
Mitgliedschaften wechseln häufig. Letzteres wird noch dadurch verstärkt, dass es Parteien
möglich ist, Kandidaten aufzustellen, die nicht zu ihren Mitgliedern gehören.308
Die Diskonti-
nuität des Parteiensystems wird noch dadurch verdeutlicht, dass alle Präsidenten unterschiedli-
chen Parteien angehörten.309
Insgesamt zeichnet sich das philippinische Parteiensystem durch
305 Vgl.: Tabelle 4: Kernelite Philippinen.
306 Vgl.: Croissant 2008, S. 107, 109.
307 Vgl.: Ebenda, S. 111.
308 Vgl.: Ufen 2006, S. 56.
309 Vgl.: Rebullida 2006, S. 184-189.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 75
eine schwach ausgeprägte Parteidisziplin, kaum vorhandenes politisches Repräsentationsbe-
wusstsein310
sowie eine äußerst geringe Institutionalisierung aus. Es kann als rudimentär und
seine Strukturen als instabil bezeichnet werden, was allerdings kein Anzeichen von Destabili-
sierung ist, sondern von fortgesetzter Nicht-Konsolidierung.311
Somit kommt den Parteien als
Organisationen keine tragende Rolle für Sozialisation, Rekrutierung, Aufstieg oder Zirkulation
von Eliten zu.
Die Verfassung der Philippinen bietet nur wenige Anhaltspunkte dafür, wie die Mitglieder des
Kabinetts rekrutiert werden sollen, abgesehen vom Verbot, zeitgleich Ämter in Exekutive und
Legislative zu halten. Weiterhin heißt es, dass der „President shall nominate and, with the con-
sent of the Commission on Appointments, appoint the heads of the executive departments (…).
The President shall have control of all the executive departments, bureaus, and offices.‖312
Folglich ist es v.a. eine persönliche Entscheidung des Präsidenten, wen er in sein Kabinett be-
ruft, die ‗Commission on Appointments‗, wird nur um Zustimmung gefragt. Von diesem Mit-
spracherecht hat sie in der Vergangenheit schon mehrfach Gebrauch gemacht, um bestimmte
Personen als Minister zu verhindern, wie an späterer Stelle näher ausgeführt wird. Zusammen
mit den in der Verfassung angelegten Befugnissen des Präsidenten, wie bereits unter 4.1 vorge-
stellt, verstärkt dies dennoch dessen Machtposition als „(m)ächtigster Patron des Landes―313
im
präsidentiellen politischen System der Philippinen noch weiter.
Somit stellt sich die Frage, ob die Mitglieder der Regierung bestimmte gemeinsame Merkmale
aufweisen, die auf ein Rekrutierungsmuster hindeuten. Um dies zu untersuchen, wurde wie bei
Namibia versucht, aus den 60 Mitgliedern der Kernelite eine Stichprobe von elf Personen zu
ziehen, anhand derer Gemeinsamkeiten der Exekutivelitemitglieder mithilfe von Biographien
untersucht werden. Dazu gehören alle bisherigen fünf Präsidenten sowie insgesamt drei Frauen
(C. Aquino, GMA, Boncodin). Es wurde versucht, die Personen so auszuwählen, dass mög-
lichst für jedes Kabinett ungefähr gleichviele Vertreter vorhanden sind sowie sich auch hin-
sichtlich der Amtszeiten eine möglichst gleichmäßige Verteilung ergibt:
Kabinett I: 5 Personen (C. Aquino, Ramos, Abad, Romulo, De Villa)
Kabinett II: 4 Personen (Ramos, Estrada, Boncodin, De Villa)
Kabinett III: 4 Personen (Estrada, GMA, Mercado, Roxas)
Kabinett IV: 6 Personen (GMA, Romulo, Boncodin, Mercado, Roxas, De Villa)
Kabinett V: 4 Personen (GMA, Abad, Romulo, Boncodin)
Kabinett VI: 4 Personen (B. Aquino, Abad, Romulo, Roxas)
310 Vgl.: Schuck 2006, S. 75.
311 Vgl.: Croissant 2008, S. 112, 114.
312 Constitutional Commission Philippines 11.02.1987, Article VII, Section 16, 17.
313 Reese 2006, S. 229.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 76
Die Amtszeiten verteilen sich wie folgt über die verschiedenen Kabinette:
1 Amtsperiode: 2 Personen (C. Aquinio, B. Aquino)
2 Amtsperioden: 3 Personen (Ramos, Estrada, Mercado)
3 Amtsperioden: 5 Personen (GMA, Abad, Boncodin, De Villa, Roxas)
4 Amtsperioden: 1 Person (Romulo)
5 Amtsperioden: 0 Personen
6 Amtsperioden: 0 Personen
Bei den Biographien314
ist allerdings darauf hinzuweisen, dass es keine einheitliche Quelle gab,
auf die sich für alle berufen werden konnte. Für die Präsidenten wurde u.a. die Website ‗The
Presidential Museum and Library‗ genutzt, sowie für einige die über den Internetauftritt des
Senats zu erhaltenden Biographien. So ist es zu erklären, dass die Menge und die Qualität der
verschiedenen Lebensläufe sowie die dort enthaltenen Informationen sich z.T. unterscheiden.
Trotzdem wurde versucht, diese soweit wie möglich zu vereinheitlichen.
Zunächst wird hier das Alter dieser elf Personen betrachtet. Im Durchschnitt erhält man ein
Alter von 68,4 Jahren, mit Fidel Ramos als Jahrgang 1928 (85 Jahre) als Ältestem und Noynoy
als Jahrgang 1960 (53 Jahre) als Jüngstem. Allerdings muss man diese Zahl genauer betrach-
ten, da man es auf den Philippinen nicht mit einer festen bzw. starren Elitenkonfiguration zu
tun hat und somit bedenken muss, dass viele der Personen, die hier als Stichprobe ausgewählt
wurden, z.T. schon länger nicht mehr in der Politik aktiv sind. Deswegen sollen nur die Perso-
nen betrachtet werden, die nach der Amtszeit GMAs noch in der Exekutive oder Legislative
vertreten sind. Dies betrifft GMA, Präsident B. Aquino, Abad, Romulo und Roxas. Weiterhin
ist auch Estrada hinzuzurechnen, obwohl er momentan kein politisches Amt inne hat, da er
2010 erneut um das Amt des Präsidenten kandidierte und folglich seine politischen Ambitionen
noch nicht aufgegeben hat. Betrachtet man nur diese sechs Personen erhält man immer noch
ein Durchschnittsalter von 65,2 Jahren (ohne Estrada: 63 Jahre). Auf den Philippinen sind je-
doch nur 4,3% der Bevölkerung älter als 65, insgesamt nur ca. 10% älter als 55. Über die Hälf-
te der Bevölkerung (53,4%) ist unter 25 und somit größtenteils nicht wahlberechtigt, jedoch
sind auch die 36,6% zwischen 25-54 Jahren315
durch die hier dargestellten Personen im Hin-
blick auf das Alter nicht ausreichend repräsentiert. Nur drei der noch aktiven Politiker (B.
Aquino, Abad, Roxas) sind unter 60, jedoch auch keiner jünger als 50.
Trotz allem sollte man dieses Ergebnis mit Vorsicht betrachten, da, wie bereits erwähnt, es sich
bei den hier betrachteten Personen nur um eine Stichprobe handelt und weder die Gesamtheit
der Kernelite noch die aller Kabinettsmitglieder betrachtet werden können. Weiterhin sind Be-
314 Vgl.: Biographie 2: Kernelite Philippinen.
315 Vgl.: Central Intelligence Agency 2013a.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 77
grenzungen für das passive Wahlrecht in die Überlegung miteinzubeziehen. Dieses beträgt für
Senatoren 35 Jahre, für das HoR 25 sowie für das Präsidenten- und Vizepräsidentenamt 40
Jahre.316
Jedoch gibt es kein verfassungsmäßig vorgesehenes Mindestalter für Mitglieder des
Kabinetts, welche folglich auch jünger sein könnten. Trotzdem ist anzumerken, dass von den
elf betrachteten Personen fünf das Präsidentenamt inne hatten oder noch haben, was die Alters-
bestimmung nach oben korrigiert. Somit sind die aufgrund der Daten und der Stichprobe erhal-
tenen Werte nur begrenzt aussagekräftig und lassen keine definitiven Feststellungen in Hin-
sicht auf die altersbezogene Repräsentativität der Regierungselite zu. Jedoch kann man anneh-
men, dass auch hier die Tendenz besteht, dass die Exekutivelite altersmäßig für die Bevölke-
rung nur wenig repräsentativ ist.
Betrachtet man die regionale Verteilung dieser Stichprobe, so stellt man fest, dass der Großteil
(45,5%) aus Manila, sowie weitere 27,3% aus Tarlac stammen. Die anderen drei Personen
stammen aus weiteren Regionen der Hauptinsel. Somit kommen 100% der hier betrachteten elf
Personen von derselben Insel, nämlich Luzon, wenn auch aus unterschiedlichen Teilen. Die
Philippinen bestehen jedoch aus 7107 Inseln unterschiedlicher Größe und Einwohnerzahl, die
sich in die drei Großregionen Luzon, die Visayas und Mindanao unterteilen lassen. Von den
insgesamt im Zensus 2010 festgestellten 92.337.852 Einwohnern der Philippinen leben mit
52.362.999 über die Hälfte (56,7%) innerhalb der acht Regierungsbezirke Luzons.317
Somit
sind trotzdem ca. 43,3% der Bevölkerung der Philippinen, die in einer der beiden anderen In-
selregionen leben, durch diese Mitglieder der Regierungselite, die zu 100% aus Luzon stam-
men, nicht repräsentiert. Da diese Regionen z.T. auch mit sozialen, politischen, linguistischen
und im Falle Mindanaos auch religiösen Unterschieden innerhalb der Bevölkerung überein-
stimmen, ist dies besonders kritisch zu sehen.318
Von den sechzig Personen der Kernelite sind 18,33% Frauen (elf Personen)319
, jedoch sind
49,6% der Bevölkerung weiblich,320
was auch hier erneut auf eine Unterrepräsentation dieser
gesellschaftlichen Gruppe innerhalb der Regierung hinweist. Allerdings sollte man nicht über-
sehen, dass zwei der fünf Präsidenten seit 1986 Frauen waren. Vor allem Corazon Aquino ist
hier besonders herauszustellen, da sie nicht nur die erste Frau war, die das Präsidentenamt in
den Philippinen bekleidete, sondern v.a. auch die erste Präsidentin der Nach-Marcos-Ära.
GMA war mit zehn Jahren die am längsten amtierende Person in diesem Amt. Somit waren
316 Vgl.: Constitutional Commission Philippines 11.02.1987, Article VI, Section 3, 6; Article VII, Section 2.
317 Vgl.: National Statistics Office 2012.
318 Vgl.: Abinales und Amoroso 2005, S. 10 f..
319 Vgl.: Tabelle 4: Kernelite Philippinen (Alabastro, Amatong, C. Aquino, Boncodin, Cabral, Gutierrez, Lim,
GMA, Pantig, Santo Thomas, Soliman). 320
Vgl.: Philippine Commission on Women 2012.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 78
40% der Präsidenten weiblich, und sie haben zusammen 57,7% der Zeit (15 von 26 Jahren) das
Land regiert, was die Unterrepräsentation von Frauen wieder relativiert.
Hinsichtlich der Ausbildung lässt sich für diese elf Personen feststellen, dass alle einen (oder
mehrere) universitären Titel führen, auch wenn Estrada beide Doktortitel nur honoris causa
besitzt und ansonsten keine weiterführende Schulausbildung beendete. Abgesehen von ihm,
Manuel Roxas und Renato de Villa, die nur Universitäten auf den Philippinen besuchten, stu-
dierten alle anderen und somit 72,72% dieser elf Personen zusätzlich auch im Ausland. Wei-
terhin sind zwei Personen, Ramos und de Villa, Absolventen einer Militärakademie. Besonders
auffällig oft taucht die Privatuniversität Ateneo de Manila auf, insgesamt sechs Personen und
somit 54,5% der Stichprobe besuchten diese Universität. Im Vergleich dazu besuchten 2010 in
den Philippinen 82% der Bevölkerung eine Einrichtung der sekundären Schulbildung, davon
nur 19.84% eine private Institution (2009), und 2008 nur 28.89% eine der tertiären.321
Somit ist
die Regierungselite im Vergleich zur übrigen Bevölkerung erheblich besser ausgebildet, was
sich jedoch v.a. durch Anforderungen des Amtes erklären lässt. Allerdings besuchten die meis-
ten von ihnen dieselbe Privatuniversität und fast 2/3 studierten zusätzlich noch im Ausland.
Dies deutet auf prinzipiell andere Lebensumstände und familiäre Hintergründe dieser Elitemit-
glieder hin, als sie für den Großteil der Filipinos üblich sind.
Bei den Studiengängen dieser elf Personen fällt auf, dass relativ viele Jura oder ein ökonomi-
sches/finanzwissenschaftliches Fach studierten. Außer de Villa, der nach einem abgebrochenen
Ingenieursstudium eine militärische Ausbildung begann, Estrada und Roxas, der Kommunika-
tions- und Politikwissenschaften studierte, fallen alle anderen in diese Gruppe. Bei vielen passt
auch das ‗Department‗, dem sie als ‗Secretary‗ vorstanden, zu ihrem vorher gewählten Studi-
engang, was z.B. bei de Villa (u.a. ‗Department of National Defence‘) und Boncodin (‗De-
partment of Budget and Management‘) der Fall ist. Dies deutet darauf hin, dass oft der berufli-
che Hintergrund der Person für die Entscheidung bei der Besetzung eines Ministeriums von
Bedeutung ist. In diesen verschiedenen Bereichen verliefen auch bei den meisten ihre berufli-
chen Karrieren. Ausnahmen bilden C. Aquino, die trotz Studiums als Tätigkeit Hausfrau an-
gab, sowie Abad und Romulo. Letztere waren fast im kompletten Untersuchungszeitraum in
einem politischen Amt in Exekutive oder auch Legislative tätig (Ausnahme Romulo ca. 1998-
2001; Abad ca.1989-1995) und scheinen von Beruf Politiker zu sein.
Diese Tatsache weist auch auf eine erste Antwort auf die Frage nach der äußerst hohen Zahl an
Aussteigern aus dem Kabinett hin. Da es sehr viele dieser Fälle gibt, sollen hier nur exempla-
risch einige mit deren Hintergründen aufgezeigt werden. In den Philippinen gab es bisher erst
321 Vgl.: Index Mundi o.J.b.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 79
unter drei Präsidenten Fälle von typischer ‗elite defection‗, bei denen Mitglieder des Kabinetts
aus politischen Gründen ausgeschlossen wurden bzw. freiwillig austraten. Zunächst kam es
unter Präsidentin Corazon Aquino, im Verlauf mehrerer Sturzversuche in der Anfangszeit der
neuen Republik, wiederholt zu Kabinettsumbildungen. Insgesamt gab es sechs solcher versuch-
ten Coups, die bereits im Juli 1986 begannen. Im November entließ sie den Verteidigungsmi-
nister Juan Ponce Enrile, der dieses Amt bereits unter Marcos innehatte, u.a. weil er mit einem
Umsturzplan in Verbindung gebracht wurde. Außerdem erklärten einen Monat nach einem
Coupversuch der Armee unter Gregorio Honasan im August 1987322
einige Mitglieder der Re-
gierung in einer Notfallsitzung ihren Rücktritt.323
Nach einem wiederholten Umsturzversuch
1989 entließ Aquino in der größten Kabinettsumstellung ihrer Amtszeit sieben ‗Secretaries‗
und versetzte weitere in andere Portfolios.324
Nachdem die Vorwürfe gegen Estrada, in Spiel-
skandale verwickelt zu sein, immer lauter wurden und die öffentlichen Protestaktionen zunah-
men, traten auch aus seinem Kabinett Minister zurück.325
Unter GMA kam es 2005 im Zuge
des Protestes über den ‗Hello Garci‗-Skandal, auf den im nächsten Kapitel näher eingegangen
wird, ebenfalls zu Rücktritten von u.a. acht Kabinettsmitgliedern, die aufgrund des Ortes der
Bekanntgabe als ‗Hyatt 10‗ Gruppe bekannt wurden. Zu ihnen gehörten u.a. die Kernelitemit-
glieder Abad, Boncodin, Purisima und Soliman sowie Juan Santos und Rene Villa.326
Von die-
sen sind einige mittlerweile im Kabinett von Benigno Aquino vertreten, u.a. Abad, Soliman
und Purisima.327
Neben diesen Fällen von ‗elite defection‗, die auf politische Uneinigkeiten zurückzuführen
sind, sieht man ebenfalls die Tendenz, seinen Kabinettsposten aufzugeben, um für ein Senats-
oder Abgeordnetenmandat zu kandidieren.328
Hier sollen für diese Praxis einige Beispiele aus
den Mitgliedern der Kernelite gewählt werden.
So begann Manuel ‗Mar‗ Roxas II, Enkel des früheren Präsidenten Roxas, seine politische Kar-
riere 1993 im HoR, bis er seine Amtszeit dort im Jahr 2000 abbrach, als er von Estrada zum
Minister ernannt wurde. Während EDSA II trat er von diesem Posten zurück, wurde aber von
GMA wieder eingesetzt. Anschließend „(h)e resigend again to run for a Senate seat in the 2004
Philippine election‖329
, wie er in seiner Biographie angibt. Franklin Drilon, der bereits im Ka-
binett unter C. Aquino im Kabinett vertreten war, erhielt 1992 auch eine Position unter Ramos.
Allerdings gab er diese 1995 auf, um an der Senatswahl teilzunehmen, da „Drilon‘s ascent to
322 Vgl.: o.A. 2009.
323 Vgl.: Suarez 10.09.1987.
324 Vgl.: Drogin 1990.
325 Vgl.: Caoili 2006, S. 310.
326 Vgl.: o.A. 2007a.
327 Vgl.: Sisante und Dedace 2010.
328 Vgl.: Tabelle 4: Kernelite Philippinen.
329 Mar Roxas 2012.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 80
greater prominence could no longer be denied.―330
In diesem war er dann auch die Höchstzahl
von 12 Jahren von 1995-2007 vertreten, um 2010 erneut in den 15. Kongress als Senator ein-
zuziehen.331
Ähnlich wie diese bewarben sich auch Heherson Alvarez und Teofisto Guingona
um eine Position im Parlament, als sie aus dem Kabinett ausschieden. Auch Edgardo Angara
begann seine politische Karriere in der neuen Republik in der Legislative, wo er den am längs-
ten amtierenden Senator in der Nach-EDSA Zeit darstellt. Abgesehen von einer verpflichteten
Unterbrechung wurde er für vier komplette Amtszeiten von je sechs Jahren gewählt (1987-98;
2001-). Diese drei Jahre von 1998-2001 überbrückte er durch Positionen innerhalb des Kabi-
netts von Estrada, bevor er 2001 wieder in den Senat zurückkehrte.332
Wie Angara nahmen
auch andere Mitglieder der Kernelite genau dann Posten in der Exekutive an, wenn sie sich
aufgrund der verfassungsmäßigen Regelungen nicht direkt wiederwählen lassen durften, wie
beispielsweise Abad im Jahr 2004, Datumanong 2001 und Mercado 1998.333
Diese Personen
zeigen auf, dass einige der Fälle von Aussteigern aus der Regierung mit der engen Verknüp-
fung von Legislative und Exekutive begründet sind und nicht durch Elitenkonkurrenz oder Un-
einigkeit motiviert sind.
Auch deuten sie auf die verbreitete Tendenz einiger Kabinettsmitglieder hin, sich als Berufspo-
litiker zu betrachten. Abgesehen von diesen Beispielen hatte insgesamt ein Großteil der Mit-
glieder der Kernelite neben den exekutiven Positionen auch eine oder mehrere Amtszeiten als
Mitglied im HoR und/oder im Senat inne. Allein von den 60 hier aufgeführten Personen waren
19 Abgeordnete in der Legislative, 15 von diesen mehr als eine Legislaturperiode lang. Alle 19
zusammengenommen verbrachten 66 Amtszeiten à 3 Jahren im Kongress, einige von ihnen
waren dort länger als in der Regierung vertreten. Bei manchen löste die Karriere in einem Be-
reich die im anderen ab (z.B. B. Aquino, Ermita, Estrada) und viele wechseln zwischen diesen
beiden Gewalten hin und her (z.B. Abad, Alvarez, Guingona, GMA, Ople, Puno, Roxas).334
Dies zeigt eine äußerst enge Verbindung zwischen den beiden eigentlich getrennten Gewalten,
obwohl die Verfassung, die nur die gleichzeitige Ausübung von Ämtern in beiden Bereichen
des Staates verbietet, nicht gebrochen wird. Wenn auch nicht gleichzeitig, so überschneiden
sich die politischen Eliten beider Gewalten aufgrund dieser ‚Wechsler‗ trotzdem personell sehr
stark und lassen die Unterscheidung zwischen beiden verschwimmen.
Durch die Beschäftigung mit dem Kongress entdeckt man auch weitere Besonderheiten der
philippinischen politischen Elite. In ihrem 2007 erschienenen Buch ‗The Rulemakers‗ beschäf-
330 Senate of the Philippines o.J.b.
331 Vgl.: Tabelle 4: Kernelite Philippinen.
332 Vgl.: Senate of the Philippines o.J.a.
333 Vgl.: Tabelle 4: Kernelite Philippinen.
334 Vgl.: Ebenda.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 81
tigt sich Sheila Coronel ausgiebig damit, wie und welche gesellschaftliche Eliten seit geraumer
Zeit die Legislative der Philippinen beherrschen. So stellt sie zunächst fest, dass der Kongress
weder vor noch nach der Marcos-Ära repräsentativ für die Bevölkerung stand. Jedoch hat sich
aufgrund ökonomischer Veränderungen auch die personelle Zusammensetzung beider Häuser
gewandelt. Neben der alten landbesitzenden Elite sind dies heutzutage verstärkt Unternehmer,
Mitglieder der gehobenen Mittelklasse, Bürokraten, Prominente sowie Abgeordnete der Partei-
listen (im HoR). Jedoch ist die Offenheit dieser Eliten meist auf den kleinen Teil der Vermö-
genden innerhalb der philippinischen Gesellschaft begrenzt, für Arme und Machtlose bleibt der
Zugang weiterhin verschlossen. Selbst bei Abgeordneten der Parteilisten wird bezweifelt, dass
diese wirklich die benachteiligten Bevölkerungsgruppen repräsentieren, da auch diese oft von
Mitgliedern der politischen Elite gegründet werden, um ihren Einfluss zu erhöhen. Somit sind
die Mitglieder, ähnlich wie beim Kabinett, in der Regel zum Großteil männlich, von höherem
Alter, reicher sowie besser ausgebildet als der Rest der Gesellschaft.335
Eine weitere Tendenz, die sich im Kongress seit Jahren erhält, ist die der langen Amtszeiten.
Im zwölften HoR (2001-04) befanden sich nur 42%, für welche dies die erste Amtszeit dar-
stellte, für 46% die zweite oder dritte und für ca. 13% war es die vierte bis siebte Legislatur-
periode. Weiterhin gibt es zusätzlich die Besonderheit der ‚Vererbbarkeit‗ von öffentlichen
Ämtern. Von den Personen, die 1998-01 zum ersten Mal Mitglied im HoR waren, waren nur
42%, die als tatsächliche Neuzugänge gezählt werden konnten, alle anderen waren mit vorheri-
gen (z.T. noch aktiven) Abgeordneten verwandt oder Mitglieder eines politischen Clans.336
Obwohl schon durch die Verfassung 1987, in der es heißt, „(t)he State shall (…) prohibit poli-
tical dynasties as may be defined by law‖337
auf dieses Problem hingewiesen wurde, waren in
der Post-Marcos Ära stets mehr als 60% des HoR Mitglieder aus politischen Familien, von
denen ca. 70% die zweite oder dritte Generation an Politikern innerhalb ihrer Clans darstellen.
Politiker aus einem Clan werden von Coronel als solche Abgeordneten definiert, die mindes-
tens einen Verwandten haben, der bereits in ein Amt gewählt wurde. Machen die Angehörigen
zu bestehenden politischen Clans innerhalb des HoR fast 2/3 der Abgeordneten aus, so trifft
dies nur auf die Hälfte der Senatoren zu, wo sich Tendenzen zur Modernisierung zeigen. Je-
doch ebnen viele von diesen ‚Nicht-Clan-Mitgliedern‗ nun ihrerseits für ihre Verwandten den
Weg in Politik und Wirtschaft. Außerdem geben sie diesen auch durch die Bekanntheit ihres
Namens die Möglichkeit, in der Politik erfolgreich zu sein und bilden z.B. ‗showbiz dynasties‗.
Das Phänomen der politischen Familien gibt es zum Teil schon seit der amerikanischen Kolo-
335 Vgl.: Coronel 2007b, S. 4, 7 f., 11, 14, 25.
336 Vgl.: Ebenda, S. 16 f., 19.
337Constitutional Commission Philippines 11.02.1987, Article II, Section 26.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 82
nialzeit. Als frühere Landbesitzer, die ihre Regionen u.a. politisch kontrollierten, haben viele
auch bis heute bestimmte Sitze in der Legislative, die auf Distriktebene vergeben werden, mo-
nopolisiert. Jedoch ist es heutzutage schwierig, diese Dynastien allgemein zu klassifizieren, da
es auch zwischen ihnen erhebliche Unterschiede gibt was gesellschaftlichen Status, Vermögen
(-sgrundlage), Methoden des Machterhalts sowie Dauer des Bestehens angeht. Jedoch verfügen
viele Clans vor allem noch in den lokalen Ebenen über erheblichen politischen Einfluss. Wei-
terhin stellt Coronel fest, dass Familien und nicht etwa Parteien, das beständigste Charakteris-
tikum der philippinischen Legislative darstellen.338
So ist es auch möglich, verschiedenen Par-
teien bestimmte Familien zuzuordnen, wie z.B. die Abads und Aquinos zur ‗Liberal Party‘
(LP). Allerdings haben sie selten ein Interesse daran, stabile Parteien aufzubauen, sondern be-
nötigen eher politische Maschinerien, die ihnen Wahlsiege und somit politische Ämter sichern.
Auch wenn ein Abgeordneter sich nicht wiederwählen lassen darf, ist es selten eine politische
Partei, die versucht das Amt innerhalb ihrer Reihen neu zu vergeben, sondern die Familie, die
einen Verwandten als Stellvertreter einsetzen will, um das Mandat nicht an z.B. einen anderen
Clan zu verlieren. So wurden beispielsweise im elften HoR (1998-2001) 44% der Personen, die
ausscheiden mussten, durch Verwandte und 26% durch andere politische Familien ersetzt.339
So überrascht es nicht, dass „the building blocks for parties are families. Without the clans, the
parties are empty shells.―340
Diese Erkenntnisse sind nach wie vor aktuell. So wurde bei den Wahlen 2007 zum 14. HoR
festgestellt, dass immer noch 76% (166 Personen) der neu dazu Gewählten aus politischen Dy-
nastien stammen. Letztere bestehen zu 91% aus Personen, die wieder gewählt wurden. Weiter-
hin gaben 33 Abgeordnete ihren Sitz an einen Verwandten weiter.341
Und auch zu den Senats-
wahlen 2013, bei denen 12 der 24 Senatoren neu gewählt werden sollten, waren unter den 20
Kandidaten 12 aus politischen Familien.342
Somit lässt sich feststellen, dass die eng mit der
Exekutive verbundene Legislative äußerst stark von politischen Clans dominiert wird.
Deswegen werden diese Ergebnisse der auf die Legislative beschränkten Untersuchungen nun
auf die hier identifizierte Exekutivelite angewendet. Zunächst wurden Quellen zu den ver-
schiedenen in den Philippinen ansässigen politischen Clans zusammengeführt, um eine mög-
lichst umfassende Aufstellung zu erhalten. Diese wurde anschließend mit den bereits identifi-
zierten Kabinettsmitgliedern abgeglichen. Dabei muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass
nicht alle Personen mit Sicherheit eindeutig einem bestimmten Clan zugeordnet werden konn-
338 Vgl.: Coronel 2007a, S. 34 f., 47 f., 74, 90.
339 Vgl.: Ebenda, S. 64 f., 67, 101 f., 109.
340 Ebenda, S. 61.
341 Vgl.: Tiongson-Mayrina und Vallarta 2007.
342 Vgl.: Tan 2012.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 83
ten, da auch hier die Quellenlage sowohl zu den Familienmitgliedern der Dynastien als auch zu
Biographien einzelner Politiker nicht ausreicht, um dies für jeden Einzelfall zweifelsfrei nach-
vollziehen zu können.
Es wurde festgestellt, dass 23 der 60 Mitglieder der Kernelite einem politischen Familienclan
zugeordnet werden können (38,33 %), unter welchen sich auch alle bisherigen Präsidenten be-
finden. Diese wurden innerhalb der Tabelle mit ‚KE‗ gekennzeichnet. Weiterhin wurde her-
ausgefunden, dass von insgesamt 60 politischen Familien ein oder mehrere Mitglieder ein Amt
innerhalb der Regierung innehatten. Von allen 238 bisherigen Kabinettsmitgliedern können ca.
84 einer Dynastie zugeordnet werden (35,29 %). Dies sind wie bei der Kernelite mehr als 1/3
der Mitglieder, bei den Präsidenten sogar 100%.343
Die Zugehörigkeit zu einer (verbündeten) politischen Familie oder allgemein die Verbunden-
heit mit dem eigenen Clan scheint für die Rekrutierung in ein Kabinett folglich eine Rolle zu
spielen, allerdings ist es nur ein Aspekt unter mehreren. Dies zeigt sich auch am Beispiel des
momentanen Kabinetts von Benigno Aquino. Viele der Personen sind persönlich mit dem
Aquino-Clan oder seinen Eltern verbunden (z.B. Abad, Ochoa, Gazmin, Romulo, Singson,),
einige mit Benigno persönlich (Ochoa, Almendras), mit anderen verbinden ihn politische An-
sichten, d.h. z.B. die Gegnerschaft zu GMA (‗Hyatt 10‗ Gruppe), die Partei LP, oder spezieller
seine Kampagne (Abad, Soliman, Purisima, Lim, Domingo), und manche hatten beruflich mit
ihm Kontakt bzw. wurden aufgrund ihrer beruflichen Kompetenz empfohlen oder ausgesucht
(De Jesus, De Lima, Domingo). Zusätzlich können einige bereits Erfahrungen in der Exekutive
vorweisen.344
Besonders die Praxis, Unterstützer mit politischen Ämtern o.Ä. zu bedenken, ist
durchaus üblich, vor allem da der Präsident ca. 10.000 Positionen frei besetzen kann. So erhielt
Antonio Cerilles das ‗Department of Environment and National Ressources‗ von Estrada v.a.
aus dem Grund, weil er seine Präsidentschaftskandidatur massiv unterstütz hatte.345
Aus diesen Ergebnissen lassen sich verschiedene Schlussfolgerungen ziehen. Die Exekutivelite
der Philippinen ist eng verbunden mit den bestehenden politischen Clans. Und da meist auch
viele Mitglieder dieser Clans ein Amt innerhalb der Legislative innehaben oder –hatten, ver-
stärkt sich auch die Verschränkung zwischen den beiden Gewalten noch weiter, da sich so
noch zusätzliche Verbindungen durch Verwandtschaftsbeziehungen ergeben. Oft kommt es
vor, dass zeitgleich Mitglieder derselben Familie ein Abgeordnetenamt sowie eine Position
innerhalb des Kabinetts bekleiden. Als Beispiel sei hier der Aquino/Cojuangco Clan genannt,
343 Vgl.: Tabelle 5: Politische Familien in der Exekutive Philippinen.
344 Vgl.: Sisante und Dedace 2010.
345 Vgl.: Coronel 2007a, S. 95 f..
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 84
dessen Mitglieder abgesehen vom Präsidenten auch drei Mitglieder im aktuellen HoR stellen
(Enrique und Kimi Cojuangco, Jose Aquino).346
Ein weiterer Eindruck, der durch diese Ausführungen entsteht, ist, dass für die politischen
Clans die Legislative von größerer Bedeutung ist als die Exekutive und sie somit als eigentli-
cher Ort der politischen Elite angenommen werden kann. Das wird auch bestärkt durch die
bisherigen Ergebnisse dieser Arbeit, in der für die Kabinette (im Gegensatz zum Kongress)
insgesamt eine flexible Zirkulation mit starker Fluktuation, häufige personelle Wechsel sowie
meist kurzen Amtszeiten der Mitglieder festgestellt wurde. Auch kann die Zirkulation eher als
personell denn sozial beschrieben werden, da sich einerseits bisher alle Präsidenten massiv auf
politische Clans stützten, somit in diesem Bereich keine andere soziale Gesellschaftsschicht der
Philippinen deren Bedeutung eingenommen hat, andererseits auch, weil sich Biographien sehr
stark ähneln. Da die Rekrutierung v.a. durch den Präsidenten erfolgt, werden Minister nicht
notwendigerweise nach dem Leistungsprinzip ausgewählt. Das bedeutet jedoch nicht zwangs-
läufig, dass diese Personen nicht trotzdem in der Lage sind, die Anforderungen ihres Postens
zu erfüllen – vor allem ihre durchweg sehr hohe Bildung deutet darauf hin. Oft scheint es je-
doch, dass die Präsidenten vor allem Wert auf familiäre oder persönliche Beziehungen legen
sowie Unterstützer und Günstlinge in Ministerämter berufen. Die Tatsache, dass besonders im
Bereich der Exekutive eine Zirkulation vorherrscht, die als flexibel und personell beschrieben
werden kann, bestärkt die Feststellung, dass die Kabinettsmitglieder sich nicht speziell als Mi-
nister professionalisieren. Allerdings haben viele Elitemitglieder aufgrund vorheriger oder zu-
künftiger politischer Ämter, z.B. in der Legislative, die Möglichkeit, sich im Sinne einer Karri-
ere als Berufspolitiker zu entwickeln. Auch im Kongress scheinen andere Merkmale, als die für
die Amtsausübung nötigen, von Bedeutung zu sein, z.B. die Zugehörigkeit zu einem Clan. In
beiden Fällen widerspricht die Rekrutierung in der Praxis der für Funktionseliten geforderten
Auswahl nach Leistung, da vorrangig andere Selektionsmechanismen bedeutend erscheinen.
Auch die soziale Abschottung nach unten sowie die große Homogenität, was biographische
Merkmale der Elite betrifft, verstärken eher den Eindruck einer Machtelite.
4.2.1.3 Doppelte Elitenintegration
Aus den bisherigen Ausführungen lässt sich schließen, dass innerhalb der Regierung bislang
keine Abschottung eines bestimmten, in sich geschlossenen Personenkreises stattgefunden hat
und somit keine feste politische Exekutiv-Elite gebildet wurde. Lange Amtszeiten bzw. Mono-
polisierung von Mandaten und Ämtern von bestimmten Familien ist eher in der Legislative der
Fall. In beiden Fällen kam es zwar zu einer sozialen Abschottung, nicht jedoch zu einer perso-
346 Vgl.: House of Representatives of the Philippines o.J..
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 85
nellen. Dies bestätigt sich, wenn man die Elite im Hinblick auf vertikale Elitenintegration mit-
hilfe der vier Kriterien für Kohäsion von Way347
hin überprüft.
Für die einzelnen Kabinette kann man davon ausgehen, dass persönliche Beziehungen zumin-
dest zwischen dem Präsidenten und den von ihm ernannten Ministern bestehen. Am Beispiel
von einigen Mitgliedern von B. Aquinos Kabinett wurde aufgezeigt, dass viele von diesen mit
seiner Familie verbunden sind, jedoch wenige ihm persönlich durch z.B. lange Freundschaft.
Auch zeigen die Beispiele von ‗elite defection‗ unter seiner Mutter Cory und GMA, dass selbst
die Kabinette nicht unbedingt so stabil sein müssen, wie man aufgrund der Tatsache, dass der
Präsident über die Besetzung der Ministerposten entscheidet, vermuten würde. Wie intensiv die
persönlichen Beziehungen innerhalb der einzelnen Kabinette zwischen den verschiedenen Mi-
nistern sind, bleibt ebenfalls unklar. Zumindest scheint es zweifelhaft, dass innerhalb eines
Kabinetts von durchschnittlich 39,67 Personen besonders enge Beziehungen aufgrund persön-
licher Kontakte o.Ä. zwischen diesen bestehen. Betrachtet man alle Kabinette gemeinsam, so
stellt man fest, dass aufgrund der hohen Personenzahl, der meist kurzen Amtszeiten sowie all-
gemein hohen Zirkulation und Fluktuation nicht von persönlichen Beziehungen zwischen den
Mitgliedern der Exekutivelite ausgegangen werden kann. Eine ähnliche Begründung gilt auch
für die Mitglieder des HoR, bei dem allein aufgrund seiner großen Personenzahl nicht ange-
nommen werden kann, dass ein großer Teil der Personen persönlich miteinander verbunden ist.
Auch die Tatsache, dass vielen gemeinsam ist, aus einem politischen Clan zu stammen, ändert
wenig an dieser Einschätzung. Einerseits trifft dies immer noch auf einen genügend großen
Anteil der Abgeordneten nicht zu, andererseits handelt es sich um eine große Vielzahl ver-
schiedener Clans (Coronel identifizierte 2007 134 verschiedene parlamentarische, eine Studie
des GMA News Research sogar insgesamt 219 politische Clans 348
), die sich auch untereinan-
der z.T. stark unterscheiden.
Im Sinne der geteilten Ethnizität oder Volkszugehörigkeit fällt es schwer, eine Aussage zu tref-
fen. Zwar konnte festgestellt werden, dass 100% der Stichprobe der Kernelite aus Luzon
stammt, jedoch ist diese Hauptinsel allein aufgrund ihrer immensen Einwohnerzahl schon als
sehr divers einzuschätzen. Außerdem kann, wie schon angemerkt, basierend auf dieser Stich-
probe, weder auf die Gesamtheit der 238 Kabinettsmitglieder geschlossen werden, noch auf die
Legislativelite, da z.B. die Mitglieder für den HoR als Repräsentanten in regionalen Wahlkrei-
sen gewählt werden. Außerdem können politische Familien für die meisten Teile der Philippi-
347 Vgl.: Way 2006, S. 13.
348 Vgl.: Coronel 2007c, Appendix 2, S. 256-260; Eder und Vallarta 2007.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 86
nen festgestellt werden, was ebenfalls der Annahme widerspricht, die Eliten würden alle oder
zum Großteil derselben Region entstammen oder derselben Ethnie angehören.349
Allein aufgrund der sehr hohen Personenzahl kann auch dem dritten Kriterium Ways wider-
sprochen werden, da diese selbst für das Kabinett die Vermutung, es könnte eine allen gemein-
same Ideologie vorherrschen, sehr unwahrscheinlich macht. Erweitert man auch hier die Be-
trachtungsweise auf die gesamte politische Elite, ergänzt also die Legislativelite, so bestärkt
sich diese Ansicht. Trotzdem ist das allein noch nicht ausreichend, diesen Punkt direkt zu ver-
werfen, da eine gemeinsame, verbindende Weltanschauung trotzdem zumindest möglich wäre.
Nötig wäre hierzu allerdings ein die Eliten, bzw. einen Großteil hiervon, vereinender Faktor
oder gemeinsames Interesse. Da die Philippinen jedoch nicht über ein festes Parteiensystem
verfügen, welches verschiedene gesellschaftliche Konfliktlinien bzw. bestimmte gesellschaftli-
che Gruppen repräsentiert oder bestimmte Ideologien vertritt, fallen diese als einigende Kraft,
die eine der Elite gemeinsame Ideologie transportieren könnten, weg. Auch die Familienclans
können hier diese Aufgabe nicht erfüllen. Einerseits widerspricht dem, dass zu viele verschie-
dene Dynastien existieren, als dass sie einen gemeinsamen Standpunkt einnehmen bzw. zu-
sammen aufgrund eines sie einigenden Interesses handeln könnten. Andererseits gibt es trotz
mancher Allianzen zwischen bestimmten Clans350
, doch allgemein zu viele Konflikte zwischen
ihnen, um eine die meisten Familien einigende Ideologie annehmen zu können. Solche be-
schränken sich nicht nur auf Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Familien, sondern
betreffen auch die Familienmitglieder untereinander. 2010 kandidierten in 134 politischen
Clans Mitglieder derselben Familie um die gleichen zur Wahl stehenden Positionen.351
Trotz-
dem kann man zumindest für einige politische Dynastien so weit gehen, dass man ihnen eine
gemeinsame Denkweise oder Weltanschauung unterstellen kann, die auch über ähnliche Bil-
dungskarrieren (z.T. sogar dieselben Bildungseinrichtungen) reproduziert wird. Da diese je-
doch primär auf den Erhalt oder Ausbau der persönlichen oder familiären Macht (oft politisch
wie ökonomisch) ausgelegt zu sein scheinen, entspricht auch dies keinem die Eliten vereinen-
den Element, da ein solcher Egoismus eher die Konflikte zwischen den Clans verursacht als sie
löst.
Da die Philippinen den Sturz eines Diktators erlebt haben, ist es möglich, dass die Eliten durch
einen gemeinsamen Befreiungskampf geeint sind. Brownlee stellt in seiner Untersuchung zur
Beständigkeit von Autoritarismus für die Philippinen unter Marcos fest, dass dieser die mit ihm
verbündeten Eliten nicht dauerhaft binden konnte, da ihr Elitenstatus und Einfluss meist nur
349 Vgl.: Coronel 2007a, S. 81.
350 Vgl.: Ebenda, S. 95.
351 Vgl.: Tiongson-Mayrina und Vallarta 2010.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 87
auf informellen oder persönlichen Beziehungen beruhte. Somit kam es zu Unstimmigkeiten
zwischen den Elitemitgliedern und der Angst, ausgeschlossen zu werden, und somit auch mate-
rielle Einbußen hinnehmen zu müssen. Dies resultierte zunehmend in ‗elite defection‗ und Un-
terstützung von Oppositionsbewegungen durch Teile der früheren Eliten.352
So zeigt sich, dass
die Gegnerschaft mancher vorher mit Marcos verbündeter Eliten weniger auf der mit den regu-
lären Regimegegnern geteilten Ablehnung der politischen und sozialen Situation beruhte, als
auf egoistischen, materiellen Interessen, die der Diktator nicht mehr sichern konnte. Viele der
heutigen Elitemitglieder haben die Marcos-Ära erlebt und waren aufgrund ihrer Ablehnung
dieses System 1986 Verbündete. Somit kann man positiv vermerken, dass die gemeinsame
Erfahrung der Diktatur zumindest dazu beigetragen hat, dass sie einige Merkmale der Demo-
kratie, etwa Wahlen, schätzen gelernt haben und diese Wertschätzung teilen.353
Jedoch wurden
die Proteste nicht von der einen Befreiungsbewegung, sondern von verschiedenen gesellschaft-
lichen Gruppen getragen, die nicht homogen und somit als langfristig gemeinschaftsstiftend
anzusehen sind. Auch wird deutlich, dass es nicht zu einem über Jahre dauernden, wie auch
immer gearteten, Befreiungskampf gegen das Regime gekommen war, der z.B. mit dem einer
Unabhängigkeitsbewegung in einem Kolonialsystem, wie der SWAPO in Namibia, vergleich-
bar wäre. Mit den Namen Aquino, Ramos und Enrile waren auch Mitglieder der (auch späte-
ren) politischen Elite beteiligt, allerdings kann man von ihnen nicht auf die Gesamtheit schlie-
ßen. Weiterhin zeigt das Beispiel Enriles, dass diese Erfahrung keineswegs zu Solidarität in-
nerhalb der Elite beitragen musste. Auch Boudreau stellt fest, dass die Allianz der Marcos-
Gegner sehr schnell wieder zerfiel und der Konkurrenz der Eliten wich.354
Somit kann man
auch diesen Punkt für die politische Elite der Philippinen allgemein verneinen, auch wenn man
an der Besetzung Gazmins in Noynoys Kabinett sieht, dass manche hier gemachte Erfahrungen
über Generationen hinweg Einfluss haben.355
Folglich kann man feststellen, dass keines der vier Kriterien von Way, die Kohäsion innerhalb
der Elite vergrößern können, auf die politische Elite der Philippinen zutrifft. In ihrer Gesamt-
heit (Exekutive und Legislative) umfasst sie zu viele Personen die z.T. sehr unterschiedliche
Hintergründe aufweisen (z.B. regionale Herkunft durch Wahlmodus für das HoR), als dass die
Kohäsion über geteilte Erfahrungen, Ideologie, Ethnie bzw. Herkunft oder persönliche Verbin-
dungen hergestellt werden könnte. Auch fehlt ein organisatorischer Rahmen, wie eine stabile,
einflussreiche Regierungspartei, die innerhalb ihrer Organisationsstrukturen diese Kohäsion
352 Vgl.: Brownlee 2004, S. 25 f..
353 Vgl.: Velasco 2006, S. 109.
354 Vgl.: Boudreau 2009, S. 247.
355 Gazmin war zuständig in dem Lager, in welchem Noynoys Vater in Einzelhaft gehalten wurde, und war Kom-
mandant der ‗Presidential Security Group‗ zu Amtszeiten seiner Mutter. Vgl.: Sisante und Dedace 2010.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 88
herstellen könnte. Obwohl Coronel für die Legislative aufgrund der starken Uniformität einiger
Merkmale der Mitglieder die Existenz einer politischen Kaste attestiert356
, so stimmen diese
meist nur im Hinblick auf Aspekte wie Ausbildung, Beruf und Vermögen überein. Allerdings
wird allein über diese noch kein Zusammenhalt zwischen Elitemitgliedern hergestellt. Auch die
Familienclans können eine solche Funktion nicht übernehmen, da sie, auch wenn sie den Kon-
gress dominieren und auch in der Exekutive über erheblichen Einfluss verfügen, dort zumin-
dest nicht der alleinige Machtfaktor bzw. Rekrutierungsgrund zu sein scheinen. Außerdem gibt
es zu viele inter- und intra-Clan Konflikte, als dass diese einen allgemeinen Zusammenhalt der
politische Eliten auch über familiäre Grenzen hinweg zu leisten im Stande wären. Die Tatsa-
che, dass selbst enge Verwandte C. Aquinos im Kongress manche ihrer Vorhaben sogar behin-
derten, zeigt die Unzuverlässigkeit solcher Unterstützung und verdeutlicht die Zerstrittenheit
der Eliten.357
Betrachtet man nur die Elitemitglieder innerhalb der Regierung (alle Kabinetts-
mitglieder zusammengenommen), so ergibt sich hinsichtlich der Personenanzahl ein ähnliches
Bild. Weiterhin scheint hier der Einfluss der Clans auch geringer als innerhalb der Legislative.
Etwas höher sind allerdings evtl. Gemeinsamkeiten was persönliche Beziehungen (z.B. durch
dieselbe Universität) oder regionale Herkunft angeht, einzuschätzen. Jedoch kann nicht ange-
nommen werden, dass ihr Einfluss groß genug ist, um über Kabinettsgrenzen hinaus Zusam-
menhalt erzeugende Wirkung in signifikantem Ausmaß herzustellen. Für die einzelnen Kabi-
nette an sich dürfte dieser Effekt um einiges größer sein, da allein die Anzahl der Personen dies
zulassen würde sowie evtl. über die Person des Präsidenten, der jedes Mitglied ausgesucht hat,
die Gemeinsamkeit hergestellt werden könnte.
Somit trifft auf die Philippinen keiner dieser Punkte per se zu, selbst innerhalb der Regierungs-
elite ist die Kohäsion sehr stark von der Person des Präsidenten abhängig. Die Frage, ob diese
Personen aufgrund einer eventuellen gemeinsamen Wertschätzung für demokratische Werte
und Prinzipien, trotz fehlendem Zusammenhalt, zu einer Form der Elitenkooperation gefunden
haben oder sich andere (nicht demokratische) Mechanismen ausgeformt haben, wird im weite-
ren Verlauf der Arbeit herausgearbeitet.
Zur zweiten Dimension der doppelten Elitenintegration, der Repräsentation, hat Coronel, zu-
sammenfassend für die Repräsentativität philippinischer Politiker in der Legislative, auf
Merkmale wie Bildung, Einkommen, Alter, Karriere und familiären Hintergrund bezogen,
festgestellt, dass zwischen diesen und den normalen Filipinos „(the) demographic profiles
couldn‘t be more unmatched.‖358
Dies stimmt mit den Ergebnissen dieser Untersuchung zu den
356 Vgl.: Coronel 2007b, S. 10.
357 Vgl.: Caoili 2006, S. 323.
358 Coronel 2007b, S. 4.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 89
Kabinettsmitgliedern weitestgehend überein. An dieser Stelle soll nicht weiter darauf einge-
gangen werden, welche Teile der Gesellschaft von dieser politischen Elite programmatisch
(nicht) repräsentiert werden, da dies im Rahmen der Transparenz und der Rechenschaftspflicht
z.T. im Kapitel zur Kontrollierbarkeit dargestellt wird. Es sei nur hier bereits darauf verwiesen,
dass Aussagen zu dieser Form der Repräsentation im Falle der Philippinen sehr schwierig sind,
da es sich nicht um eine zusammenhängende Elite handelt und selten bestimmte ideologische
Richtungen vertreten werden. Auch die Tatsache, dass Personen (und deren Clans) in vielen
Bereichen ausschlaggebender sind als Organisationen (z.B. Parteien) macht verallgemeinernde
Aussagen und Feststellungen fast unmöglich. Jedoch kann man aus den bisherigen Aussagen
schließen, dass die politischen Eliten sich von einer gesellschaftlichen Basis weitestgehend
emanzipiert und verselbstständigt haben.
Aus diesen Gründen kann man für die politische Elite der Philippinen als Ganzes analog zu
Hoffmann-Langes Konzept der doppelten Elitenintegration feststellen,359
dass sie dem Typus
der desintegrierten Elite am ehesten entspricht. Die beiden konstitutiven Bereiche der Reprä-
sentation als auch der Elitenintegration im Hinblick auf Kohäsion und Kooperation sind als
niedrig einzustufen. Allerdings stellt die Autorin für diesen Elitetypus fest, dass er eher der
Vollständigkeit halber eingeführt worden ist und „allenfalls in Zeiten eines rapiden gesell-
schaftlichen Umbruchs zu erwarten (ist), in denen die traditionellen Mechanismen sowohl der
Interessensartikulation als auch der Elitenkooperation zusammengebrochen sind.―360
Dies er-
scheint, besonders in Bezug auf den Fokus dieser Arbeit auf zwei junge Demokratien, etwas zu
anspruchsvoll und soll an dieser Stelle weniger streng und starr betrachtet werden, so dass hier
nicht nur Umbruchsgesellschaften unter diesen Typus fallen. Unter desintegrierter Elite wird
hier eine Elitenstruktur verstanden, die sowohl die Bevölkerung unzureichend repräsentiert als
auch im Bereich der Kohäsion und der Elitenkooperation keine als stabil und dauerhaft gelten-
den Mechanismen (formell oder informell), die auf Beziehungen zwischen den Elitemitglie-
dern beruhen, ausgebildet und vor allem konsolidiert hat.
Deswegen stellt sich die Frage, ob dieser nicht natürlich vorhandene Zusammenhalt der Eliten
auf eine andere Weise hergestellt und somit Elitenkooperation zwischen eigentlich egoisti-
schen, nicht verbundenen Eliten ermöglicht wird. Einen ersten Anhaltspunkt erhält man, wenn
man ein weiteres Phänomen politischer Überläufer betrachtet. Im Parlament kommt es häufig
vor, dass Abgeordnete ihre Parteizugehörigkeit ändern, oft betrifft dies Mitglieder der Opposi-
tionsparteien.361
Dies kann man vor allem mit dem ‗pork barrel‗ begründen. Darunter versteht
359 Vgl.: Hoffmann-Lange 1992, S. 35 ff..
360 Ebenda, S. 37.
361 Vgl.: Kasuya 2005, S. 526.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 90
man Gelder und Zuweisungen mit wechselnden offiziellen Bezeichnungen, die Abgeordnete
zur Verwendung für ihren Distrikt erhalten. Anders jedoch als bei anderen Budgetausgaben,
deren Verteilung auf Finanzberichten basiert, geschieht dies beim ‗pork barrel‗ aufgrund von
Lobbying der Kongressmitgliedern. Der Einflussreichste erhält so den größten Teil. Zu Beginn
der fünften Republik erhielten alle Abgeordneten zunächst denselben Betrag aus den
‗Countrywide Development Fund‗. Doch schon Ramos als Minderheitspräsident begann, diese
Gelder um weitere Fonds, z.B. die ‗Congressional Initiative Allocation‗, zu ergänzen, um sich
so die Unterstützung im Kongress zu sichern. Deswegen waren die Mitglieder der Legislative
bei der Verteilung der Gelder der Exekutive und hier speziell dem Präsidenten ausgeliefert.362
Somit kann die Regierung die Auszahlung dieser Gelder notfalls zurückhalten, um Abgeordne-
te unter Druck zu setzen und zu kontrollieren,363
was einen Versuch darstellt, zwischen Präsi-
dent und Legislative Patron-Klient-Beziehungen herzustellen, der auch oft gelingt. Dies ist eine
Ursache für das Phänomen des ‗turncoatism‗, des Wechselns der Parteizugehörigkeit. Als bei-
spielsweise Estrada gewählt wurde, gab es zunächst nur 65 Mitglieder seiner Partei ‗Laban ng
Makabayang Masang Pilipino‗ (LAMMP) im HoR, jedoch liefen weitere 83 bereits gewählte
Abgeordnete nach den Wahlen zu ihm über und verschafften ihm mit 148 Unterstützern eine
Mehrheit. Somit stützen diese durch ihre Abtrünnigkeit einen Präsidenten, der aufgrund der
Wahlen zum Parlament dort keine eigene Mehrheit gehabt hätte.364
Solche als ‗traditional
politicians‗ (Trapos) bezeichneten Personen, die den Staat als Quelle für die eigene Bereiche-
rung ansehen, stellen ein großes Problem innerhalb der Philippinen dar.365
Folglich lässt sich feststellen, dass fehlender Zusammenhalt und Kooperationsbereitschaft der
gesamten philippinischen Elite, v.a. innerhalb der exekutiv – legislativ - Beziehungen, oft
durch Verteilung der Gelder des ‗pork barrel‗ erkauft wird und somit nicht als stabil angesehen
werden kann. So wird die fehlende vertikale Elitenintegration durch Geldzuweisungen etwas
abgemildert. Im Hinblick auf die von Hoffmann-Lange beschriebenen Typen von Eliten
schwächt sich so die Zuordnung zur desintegrierten Elite etwas ab, auch wenn die Grundten-
denz, diesem Typus zugeordnet zu werden, für die philippinische politische Elite bestehen
bleibt – besonders da anzunehmen ist, dass sich, weder auf der vertikalen noch auf der horizon-
talen Ebene, durch solche Formen der Patronage die fehlenden Integrationsleistungen ausrei-
chend und v.a. stabil ersetzen lassen, um dauerhaft einem anderen Elitetypus zugeordnet wer-
den zu können. Eher scheinen die philippinischen politischen Eliten diese, durch fehlende na-
türliche Integrationsmechanismen entstehende Instabilität, die mit desintegrierten Eliten ein-
362 Vgl.: Chua und Cruz 2007, 175 f., 178-181.
363 Vgl.: Ebenda, S. 185 f..
364 Vgl.: Kasuya 2005, S. 530.
365 Vgl.: Abinales und Amoroso 2005, S. 2.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 91
hergeht, durch materielle Entlohnungen in überall gegenwärtigen Patron-Klient-Beziehungen
auszugleichen. Auch die Familienclans und die schon beschriebenen Allianzen zwischen ver-
schiedenen Dynastien können diese Instabilität zumindest in Teilen kompensieren, so dass we-
nigstens zwischen einigen wenigen bestimmten Personen ein starker Zusammenhalt anzuneh-
men ist. Jedoch gründen sich beide Aspekte, Patronage und Familienclans, auf bestimmte For-
men von (z.T. nicht demokratischen) Abhängigkeiten und gelten weder für die politische Elite
als Ganzes bzw. für einen Großteil, noch kann man davon ausgehen, dass solche Beziehungen
notwendigerweise dauerhaft und stabil sind. Was an dieser Stelle allerdings nicht oder nur an-
gedeutet in die Betrachtung miteinfließt, ist die Frage nach der Kohäsion zwischen den ver-
schiedenen Ebenen der politischen Eliten (lokal-national) sowie den unterschiedlichen gesell-
schaftlichen Teileliten, z.B. der politischen und der ökonomischen. So könnte sich für die ge-
samte gesellschaftliche Elitenstruktur der Philippinen ein anderes Urteil ergeben. Jedoch bleibt
für die nationale politische Elite größtenteils das Bild einer desintegrierten Elite. Diese zeich-
net sich dadurch aus, dass sie in Anbetracht der Gesamtelite innerhalb der Politik im Zeitver-
lauf keinen stabilen Zusammenhalt und wenig demokratische Kooperationsmuster und Mecha-
nismen zur Konsensbildung neben denen von Patronage und Bestechung ausgebildet hat.
Im folgenden Kapitel soll der Frage nachgegangen werden, ob diese Mitglieder der politischen
Elite durch freie, faire Wahlen ihre Position erhielten und demokratisch legitimiert sind, oder
ihren Machterhalt auf andere Art sichern, und somit der Möglichkeit der Abberufbarkeit entge-
hen.
4.2.2 Freie, faire Wahlen mit aktivem und passivem Wahlrecht
Hier sollen im Folgenden nur die synchronisierten, allgemeinen Wahlen betrachtet werden. Da
die einzige Wahl, die Corazon Aquino gewonnen hat, die Neuwahl 1986 gegen Marcos, noch
in der Zeit des Kriegsrechts stattfand und sie sich, abgesehen von diesem Ergebnis, während
ihrer Präsidentschaft nur auf ihre Legitimität, die sie aus der EDSA-Revolution gewonnen hat-
te, berief,366
kam es zum ersten Mal 1992 zu einer Präsidentschafts- und Kongresswahl in der
neuen philippinischen Demokratie.367
Weiterhin kam es innerhalb der fünften Republik zu zwei
weiteren Volksbewegungen gegen einen Präsidenten. So wurde Estrada im Zuge der EDSA-II-
Proteste 2001 des Amtes enthoben, seine Nachfolge übernahm Vizepräsidentin GMA. Bereits
im April desselben Jahres kam es erneut zu Protesten, diesmal von Estrada-Anhängern, die
seine Rückkehr forderten. Im Gegensatz zu den vorherigen Demonstrationen war EDSA III
jedoch erfolglos und GMA konnte sich 2004 erneut zur Wahl stellen.368
366 Vgl.: Rebullida 2006, S. 180.
367 Vgl.: Velasco 2006, S. 100.
368 Vgl.: Oldenburg und Reese 2006, S. 28 f..
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 92
Die Wahlen 1992, die Ramos (ca. 24%) nur mit einem sehr geringen Vorsprung auf die zweit-
platzierte Miriam Defensor-Santiago (20%) gewann, hatten mit 75% eine hohe Wahlbeteili-
gung. Es galt insgesamt ca. 17.000 Positionen auf nationaler, provinzieller und lokaler Ebene
zu besetzen, um die ca. 88.000 Bewerber konkurrierten. Für philippinische Verhältnisse gilt
diese Wahl als vergleichsweise friedlich mit 105 Verwundeten, 104 Toten sowie ein paar ge-
kidnappten Personen.369
Andere Quellen sprechen, die verschiedenen Phasen der Wahl (Vor-
wahl- und Wahlkampfphase, Wahltag und Auszählung/Prüfung sowie Proklamation) zusam-
mengenommen, von 157 Zwischenfällen und 89 Toten.370
Weiterhin kam es häufig zu Wahl-
manipulationen sowie Stimmenkauf und die finanzielle Situation der Kandidaten war entschei-
dend für deren Chancen. Einige Beobachter verglichen die Situation mit der vor der Marcos-
Ära, nämlich als lokale Landlords alle, die in einem Abhängigkeitsverhältnis zu ihnen standen,
mobilisierten und in ihrer Wahlentscheidung beeinflussten und oft auch ihre eigenen Privatar-
meen unterhielten. Dies galt z.T. noch stärker für die Wahlen, die lokal ausgetragen wurden.371
Defensor-Santiago versuchte nach den Wahlen gegen diese zu protestieren, beklagte massiven
Wahlbetrug und bezweifelte die Richtigkeit sowie Legitimität von Ramos‗ Wahlsieg.372
Insge-
samt kann als Ergebnis dieser ersten synchronisierten Wahlen der Fünften Republik festgehal-
ten werden, dass mit 24% der Stimmen zwar ein demokratisch legitimierter, aber dennoch ein
Minderheitspräsident373
das höchste Amt im Staat übernahm. Dieser verdankte vermutlich sei-
nen Wahlerfolg einerseits der Unterstützung durch Aquino374
, andererseits der gleichzeitigen
Teilnahme und somit Stimmenteilung von zwei Angehörigen aus dem Kreise Marcos‗, nämlich
Eduardo Cojuangco (18%) und Imelda Marcos (10%).375
Die Wahlen 1998 waren die ersten, bei denen das das neue ‗party list system‗ angewendet
wurde. Da die Wahlbeteiligung jedoch aufgrund der Neuartigkeit des Verfahrens gering war,
gelang es nur 13 von 123 Parteien, 2% der Stimmen zu erhalten.376
Insgesamt kandidierten
64.000 Personen um 17.510 zu vergebene Ämter auf nationaler und lokaler Ebene. Ramos ver-
suchte im Vorfeld, den Sprecher des Repräsentantenhauses, Jose de Venecia, zu seinem Nach-
folger aufzubauen. Dieser war jedoch aufgrund von Patronagevorwürfen wenig beliebt, wes-
wegen Ramos, Beobachtern zufolge, einige Beamte bei COMELEC eingesetzt haben soll, von
denen man annehmen konnte, dass sie zu de Venecias Gunsten viele Ungereimtheiten tolerie-
ren würden. Dazu zählten u.a. die Weigerung, alte Wählerlisten zu aktualisieren, was ‗flying
369 Vgl.: Törnquist 1993, S. 486 f..
370 Vgl.: Patino und Velasco 2004.
371 Vgl.: Törnquist 1993, S. 486 ff..
372 Vgl.: Hedman 2010, S. 106 f..
373 Vgl.: Rebullida 2006, S. 185.
374 Vgl.: Hedman 2010, 107.
375 Vgl.: Törnquist 1993, S. 487 f..
376 Vgl.: Patino und Velasco 2004.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 93
voters‗ ermöglichte mehrfach zu wählen sowie Streitigkeiten mit dem ‗National Movement for
Free Elections‗ (NAMFREL), als diese Schnellzählungen durchführen wollten. Außerdem be-
schuldigte Ramos seinen Vizepräsidenten Joseph Estrada, den härtesten Konkurrenten de
Venecias, des mehrfachen Versuches ihn zu ermorden. Trotzdem waren die Ergebnisse, die
COMELEC nach einem sehr langen Auszählprozess bekanntgab, denen von unabhängigen
Beobachterorganisationen wie NAMFREL sehr ähnlich, was auf einen Rückgang des Wahlbe-
trugs, zumindest bei den Präsidentschaftswahlen, hindeutete. Der hohe Prozentsatz der Stim-
men aber, die Estrada gewann, lässt vermuten, dass jeder Versuch, de Venecia zum Sieger zu
‚fälschen‗ so auffällig gewesen wäre, dass Ramos davon absah. Dies und die Zweifel an der
Unabhängigkeit von COMELEC relativieren die vergleichsweise positive Einschätzung, wel-
che die Feststellung des relativ geringen Wahlbetrugs sonst hinterlassen könnte.377
Doch nicht
nur Ramos versuchte, eine Wahl Estradas zu verhindern, sondern ein Großteil der philippini-
schen Eliten und Mittelschichten war gegen ihn und startete Gegenkampagnen.378
Die politi-
sche Gewalt während dieser Wahlen gilt, verglichen mit philippinischen Verhältnissen, erneut
als relativ gering, mit 322 Zwischenfällen und 77 Toten (alle Phasen zusammengezählt).379
Jedoch wurden im Vorfeld rund 562 Privatarmeen mit 24.000 Mann festgestellt, die nicht ent-
waffnet wurden. Diese Zahlen waren immer noch inakzeptabel hoch. Zu den weiteren berichte-
ten Vorkommnissen zählen Einschüchterungen und Bedrohungen von Wählern, Stromausfälle
um Wahlstimmenprüfung zu stören oder deren Ergebnisse zu zerstören, Blockade von Wahllo-
kalen sowie das Stehlen von Stimmzetteln. Auch wird das vermehrte Vorkommen von Auf-
ständen (z.B. durch kommunistische und muslimische Gruppen) als ein zusätzlicher Grund für
die anhaltende Gewalt genannt.380
Bei den Wahlen 2004 stellte sich mit GMA eine amtierende Präsidentin zur Wahl. Auch war es
zum ersten Mal ‗oversea workers‗ erlaubt zu wählen. Schon vor dem Wahltag kündigte Schau-
spieler Fernando Poe an, im Falle seiner Niederlage das Ergebnis anzufechten und Massenpro-
teste zu organisieren. GMA profitierte vor allem davon, dass sich im Vorfeld der Wahlen die
‗Laban ng Demokratikong Pilipino‗ (LDP) (und somit die größte Oppositionskoalition
‗Coalition for National Unity‗) spaltete und zwei Präsidentschaftskandidaten aufstellte. Wei-
terhin konnte sie sich der Unterstützung der katholischen Kirche sicher sein, verfügte über
weitläufige Kontakte und Netzwerke und konnte u.a. dank staatlicher Mittel eine gut finanzier-
te Wahlkampfkampagne führen.381
So setzte sie diese Ressourcen zur Patronage ein, v.a. bei
377 Vgl.: Case 1999, S. 471 f., 474 ff..
378 Vgl.: Frehner und Meyer 1999, S. 23.
379 Vgl.: Patino und Velasco 2004.
380 Vgl.: Linantud 1998, S. 298 ff., 306,
381 Vgl.: Loewen 2004, S. 88-91.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 94
Lokalpolitikern, was auch viele Anschuldigungen zur Folge hatte, dass öffentliche Fonds miss-
bräuchlich eingesetzt und Regierungsprogramme manipuliert würden sowie dass die Stimm-
auszählung beeinflusst würde.382
So wurden gegen sie auch neun Disqualifikationsklagen ein-
gereicht, die COMELEC aber alle zurückwies. Die Wahlkampfperiode war wiederum von poli-
tischer Gewalt geprägt, vor allem auf lokaler Ebene. So wurden ca. 150 Kandidaten und Unter-
stützer ermordet und diese Wahlen gelten als die „blutigsten Wahlen seit der
Redemokratisierung.―383
Hutchcroft kritisiert an diesen Wahlen auch die Rolle der nationalen
Polizei sowie die des Militärs, die z.T. auch ihre Möglichkeiten nutzten, um für einen bestimm-
ten Kandidaten Partei zu ergreifen. Außerdem bemühte sich die kommunistische ‗National
People‘s Army‗, ihre linken Rivalen einzuschüchtern und stellte sich auch z.T. zur Verfügung,
politische Morde innerhalb eines intraelitären Konflikts auszuführen. Ebenso wurde festge-
stellt, dass Kandidaten, im Bemühen Gelder aufzutreiben, sich auch an Drogenbarone und
Glücksspielsyndikate gewandt und zukünftige Gefallen versprochen haben.384
Ein Jahr später, im Juni 2005, wurde ein Abhörband bekannt, auf dem ein Gespräch aus der
Zeit der Wahlen 2004 zwischen GMA und einem Abgeordneten von COMELEC, Virgilio
Garcillano, mitgeschnitten worden war, aus dem hervorging, dass die Präsidentin versuchte,
das Wahlergebnis zu beeinflussen. Auf ihre Frage hin, ob eine Million Stimmen Vorsprung
zum Sieg reichen würden, versprach die Männerstimme, „to work things out.―385
Erst zwei
Wochen später nahm GMA dazu Stellung und gab zu, dass es sich um ihre Stimme handle,
verweigerte aber die Nennung des Namens des Gesprächspartners und leugnete, einen Wahlbe-
trug begangen zu haben. Im Folgenden kam es zum Rücktritt der ‗Hyatt 10‗ Gruppe, die ihr
denselben Schritt nahe legten. Selbst Corazon Aquino und die mit GMA verbündete LP forder-
ten diese Konsequenz. Sie weigerte sich jedoch und überstand anschließend auch mehrere
Amtsenthebungsverfahren, so dass sie das Präsidentenamt bis 2010 innehatte.386
Die Zeit vor den Wahlen 2010 war zunächst durch den Tod der früheren Präsidentin Corazon
Aquino geprägt. Dies führte dazu, dass sich ihre Reputation auf ihren Sohn Benigno Aquino
übertrug und dieser als Kandidat bei den Präsidentschaftswahlen 2010 für die LP antrat. Ande-
rerseits ging der Abstimmung auch das Maguindanao-Massaker 2009 voraus, bei dem 57 Men-
schen ermordet wurden. Dies kann als Fall von wahlbezogener Gewalt gesehen werden, da es
sich bei den Opfern um einen Gouverneurskandidaten, dessen Verwandte und Unterstützer
sowie Journalisten handelte. Scheinbar ist dafür die Privatarmee des amtierenden Gouverneurs
382 Vgl.: Hutchcroft 2008, S. 145.
383 Martin 2004, S. 5.
384 Vgl.: Hutchcroft 2008, S. 145, 150 f..
385 Ebenda, S. 145.
386 Vgl.: Schuck 2006, S. 77 f..
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 95
und GMA Verbündeten, Andal Ampatuan Sr., verantwortlich zu machen. Dessen Clan wird
auch nachgesagt, bei den vergangenen Wahlen Stimmen für die Präsidentin beschafft zu haben.
Ein Vorfall wie dieser weist erneut auf den Einfluss hin, den Privatarmeen bedeutender Fami-
lien besonders auf lokaler Ebene haben. Die Schuld für deren Zunahme gibt ‗Human Rights
Watch‗ der Regierung, die unter GMA zunehmend die Kontrolle über diese verloren habe und
die Täter auch nicht angemessen verfolge.387
Bei diesen Wahlen, bei denen 85.000 Kandidaten antraten um 17.500 Positionen zu besetzen,
wurden zum ersten Mal Wahlautomaten eingesetzt. Bei allen vorherigen Wahlen mussten die
Wähler von Hand die Namen der Kandidaten, die sie wählen wollten, auf den Wahlzettel ein-
tragen. Dies konnten im Falle solcher synchronisierten Wahlen bis zu 35 sein. Diese Praxis
wurde stark kritisiert, da sie Wahlbetrug und –manipulationen aufgrund der manuellen Auszäh-
lungen ermöglichte sowie auch für die langen Phasen bis zur Verkündigung des Wahlergebnis-
ses verantwortlich war. Vor den Wahlen 2010 waren die neuen Maschinen jedoch stark in die
Kritik geraten, da man u.a. an ihrer Zuverlässigkeit zweifelte. Jedoch kam man im Nachhinein
zu dem Ergebnis, dass die Automaten gut und zuverlässig funktioniert hätten. Weiterhin waren
die Wahlen mit offiziell 120 Toten seit Beginn des Wahlkampfes weniger von Gewalt betrof-
fen als vorherige Abstimmungen, wobei diese Gewalt wieder vorrangig auf lokaler Ebene statt-
fand.388
Rechnet man allerdings alle Toten von Januar 2009 bis Juni 2010 zusammen, kommt
man auf eine Gesamtzahl von 211.389
Insgesamt lässt sich für philippinische Wahlen feststellen, dass die Verfassung ein freies und
allgemeines aktives sowie passives Wahlrecht beinhaltet. Da die Regierung keine finanzielle
Unterstützung für Parteien oder Kandidaten vorsieht, wird das passive Wahlrecht in der Praxis
schon dadurch eingeschränkt, dass sich nur Wohlhabende und Mitglieder der Elite einen teuren
Wahlkampf leisten können und somit ein Großteil der Bevölkerung hier von vorneherein aus-
scheidet. Dies wird noch dadurch verstärkt, dass Machthaber auch auf Staatsressourcen zu-
rückgreifen, um ihre Kampagnen zu finanzieren.390
2004 kostete ein Wahlkampf für einen Sitz
im Repräsentantenhaus zwischen 200.000 und 500.000 US-Dollar. Eine andere Möglichkeit,
sich den Wahlkampf finanzieren zu können ohne Teil eines Clans zu sein oder eigenes Vermö-
gen zu besitzen, ist durch Beziehungen zu ebendiesen Familien oder anderen Geldgebern, wie
sie hier schon erwähnt wurden (Drogenbarone, Glücksspielsyndikate). Doch auch Beamte, die
sich erst durch ihre öffentlichen Ämter ein Geschäft aufbauen konnten, sowie Gewaltunter-
nehmer haben die Möglichkeit und die Mittel, zu kandidieren. Durch Patronage z.B. des Präsi-
387 Vgl.: Quimpo 2011, S. 2, 6.
388 Vgl.: Korte 2010, S. 3f., 5.
389 Vgl.: Quimpo 2011, S. 3.
390 Vgl.: Ebenda, S. 3.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 96
denten, der ca. 10.000 öffentliche Positionen besetzen kann, ist ein weiterer Aufstiegskanal
gegeben.391
Jedoch kann man diese Möglichkeiten, an öffentliche Positionen zu gelangen bzw.
für solche zu kandidieren, kaum mit der Vorstellung eines frei auszuübenden passiven Wahl-
rechts in Einklang bringen.
Doch auch das aktive Wahlrecht leidet allein schon darunter, dass philippinische Wahlen zu
den gewaltsamsten der ganzen Welt gezählt werden,392
besonders was die Regionen angeht.
Hier gilt verstärkt das Prinzip der ‗guns, goons and gold‗. Da in solchen Wahlkreisen jedoch
auch nationale Eliten gewählt werden, wie z.B. Vertreter für das HoR, müssen sie zumindest
unter diesem Blickpunkt in die Betrachtung aufgenommen werden. Die Aspiranten für politi-
sche Ämter dieser Art entstammen auch häufig den lokalen Eliten und sichern sich oft über
Patronage ihre Stimmen. Außerdem gelten auch Bürgermeister und Gouverneure, wie am Bei-
spiel der Ampatuans gezeigt, als Stimmenbeschaffer für Präsidentschafts- oder Senatskandida-
ten.393
Weiterhin ist besonders für arme Wähler von Bedeutung, dass Kandidaten ihnen z.B.
Geschenke, wie Reis oder Geld, zukommen lassen. Zu diesem Zweck machen Politiker auch
immer stark darauf aufmerksam, was sie für die Menschen (auch zwischen den Wahlen) getan
haben und verstärken so den Klientelismus, der sie als „Quelle sozialer Dienstleistungen und
(als) das Zentrum der Gemeinde―394
wirken lässt. So wird vor allem auch Positives mit den
Namen der Politiker verbunden, was die Entstehung von Dynastien erleichtert. Reichen diese
Mittel nicht aus, so wird auch nicht davor zurückgeschreckt, Gewalt anzuwenden.395
Unter diesen Umständen kann nicht davon gesprochen werden, dass ein Großteil der Menschen
frei über das aktive Wahlrecht verfügen kann. Auch wenn die politischen Eliten größtenteils
Wahlen allgemein als Mittel der Vergabe von politischen Ämtern akzeptieren, so bedeutet dies
nicht, dass diese bei der Durchführung alle demokratischen Spielregeln einhalten, worunter
auch die Fairness leidet.
4.2.3 Kontrollierbarkeit
Zu Beginn dieses Kapitels wird betrachtet, über welche verfassungsmäßigen Kontrollrechte das
vom Volk gewählte Parlament gegenüber den größtenteils ernannten Regierungseliten verfügt.
Daran schließt sich die Frage an, wie die Beziehung von ersterem zu dem ebenfalls direkt legi-
timierten Präsidenten als Leiter der Exekutive in der Verfassung ausgestaltet ist.
Einerseits ist es dem Parlament möglich, über die ‗Commission on Appointments‗ einen ge-
wissen Einfluss zumindest auf die Auswahl der Minister auszuüben. Von dieser Kontrollfunk-
391 Vgl.: Reese 2006, S. 223 ff..
392 Vgl.: Quimpo 2011, S. 3.
393 Vgl.: Reese 2006, S. 226 f..
394 Reese 2006, S. 228.
395 Vgl.: Reese 2006, S. 229, 231 f..
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 97
tion wurde auch bereits Gebrauch gemacht, so dass sowohl Corazon Aquino, Ramos als auch
GMA gezwungen waren, neue Personen für Ministerämter vorzuschlagen. Außerdem kann
jedes Haus des Kongresses Mitglieder der Exekutive auffordern, zu einer dieses ‗department‗
betreffenden Angelegenheit Stellung zu nehmen. Auch obliegt es dem Kongress, der Regie-
rung Gelder zur Verwendung zuzuweisen sowie zu Beginn jeder Sitzungsperiode dem Budget
von Ausgaben und Kosten, welches der Präsident vorlegt, zuzustimmen und es bereitzustellen.
Eine weitere Kontrollfunktion des Kongresses dem Präsidenten gegenüber besteht darin, von
ihm angeordnete Aufhebungen des ‗Habeas Corpus‗ sowie die Ausrufung des Kriegsrechts mit
Mehrheit seiner Mitglieder zu widerrufen (oder aber auch zu verlängern). Ein solches Votum
kann auch der Präsident nicht überstimmen. Außerdem besitzt der Kongress mit dem Instru-
ment des ‗impeachments‗ eine Möglichkeit, u.a. den Präsidenten seines Amtes zu entheben.
Gründe hierfür können Verfassungsverletzungen, Bestechung, Korruption sowie Vertrauens-
bruch der Bevölkerung darstellen.396
Auch wenn nur ein Mitglied des Kongresses ein Gesetz
einbringen kann, so können sie doch auch z.B. im Büro des Präsidenten oder anderen Regie-
rungsbehörden entstehen. Der Präsident hat nur in zwei Fällen das Initiativrecht: bei der Vorla-
ge des Budgets und bei Gesetzesvorhaben, die aufgrund eines Notstandes als dringlich dekla-
riert werden. Jedes Gesetz muss vom Präsidenten bestätigt werden, jedoch kann er auch ein
Veto einlegen. In diesem Fall muss es im Kongress überarbeitet werden, kann jedoch mit
Zweidrittelmehrheit in beiden Häusern trotz präsidialem Veto in Kraft treten. Somit erfordert
der Gesetzgebungsprozess stets die Zusammenarbeit von Kongress und Präsident. Als solcher
ist er auch beeinflusst von den politischen Charakteristika der Philippinen, wie dem schwachen
Parteiensystem, wechselnden Parteizugehörigkeiten und Allianzen der Mitglieder des Kongres-
ses sowie der Dominanz bestimmter Familien. Besonders wenn einem Präsident der Rückhalt
in der Legislative fehlt, benötigt er weitere Mechanismen, um seine gesetzgeberischen Pläne
umzusetzen. Ramos und GMA bedienten sich hierzu des ‗Legislative-Executive Development
Council‗, während Estrada sich neben diesem eher auf persönliche und parteipolitische Bezie-
hungen verließ.397
Zum Thema der exekutiv – legislativ Beziehungen auf den Philippinen stellte Aurel Croissant
zum Jahreswechsel 2000/2001 fest, dass in den Philippinen die Gewaltenbalance weitgehend
intakt sei, da die Kompetenzfülle des Präsidenten, v.a. im Gesetzgebungsverfahren und bei
Notstandsrechten, als moderat einzuschätzen sei. Außerdem existiere mit dem Senat, als relativ
unabhängiger zweiter am Gesetzgebungsprozess beteiligter Kammer, ein bedeutender Veto-
spieler zur Exekutive. Auch der hohe Grad an interner Heterogenität und Parteizersplitterung
396 Vgl.: Caoili 2006, S. 306-311.
397 Vgl.: Ebenda, S. 318 f., 321-324.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 98
habe bisher bewirkt, dass keine Entscheidungskohäsion parteipolitischer Vetospieler entstan-
den sei. Somit ist es dem Präsidenten bzw. der Exekutive zwar nicht möglich, die Gewaltentei-
lung durch Dominanz der Legislative zu ihren Gunsten zu verändern, jedoch führt auch gerade
die Konstellation oft fehlender Mehrheiten des Präsidenten im Kongress dazu, dass die negati-
ven Effekte des ‗institutional gridlock‗, die in vielen präsidentiellen Systemen vorkommen,
aufgrund eines ‗clientelist gridlock‗ trotzdem auftreten.398
Die Amtszeiten der Präsidenten Estrada und GMA bieten (unterschiedliche) Einblicke in die
Praxis des ‗impeachments‗ und die Effizienz der Patronage zwischen den beiden Gewalten.
So wie Estrada 2001 wurde auch GMA mehrfach Amtsverletzung sowie u.a. Wahlbetrug, Kor-
ruption und Nepotismus vorgeworfen und eine Amtsenthebungsklage angestrebt, allerdings
ohne Erfolg. Kasuya begründet den unterschiedlichen Ausgang der Anstrengungen trotz ähnli-
cher Vorwürfe mit der Art der Patron-Klient Beziehung zwischen Präsident und seinen Ge-
folgsleuten im HoR. Estradas Partei LAMMP und seine Unterstützer besaßen kurz vor den
Anschuldigungen eine Mehrheit von 155 Abgeordneten im HoR, so dass es eigentlich unwahr-
scheinlich war, dass von den 220 Abgeordneten die nötigen 73 Personen den Antrag unterstüt-
zen. Am Ende unterschrieben jedoch 87, da viele LAMMP-Mitglieder zur Opposition überlie-
fen. Dies gilt als Ausnahmefall, in dem Patronage nicht erfolgreich war. Estrada versuchte
zwar, den ‗pork barrel‗ zu nutzen, um die Klage abzuwehren, jedoch waren unter seinen Unter-
stützern einige Personen, die erst nach der Wahl 1998 zu ihm übergelaufen waren, folglich
noch nicht ausreichend Patronage erhalten hatten, um ihm auch in dieser Situation, in der be-
reits von Teilen des Volkes sein Rücktritt gefordert wurde, um jeden Preis treu zu sein.399
Denn
nur 65 Abgeordnete waren auch für LAMMP zur Wahl angetreten. Weiterhin standen bei den
‗mid-term elections‗ 2001 viele der Personen, die den Antrag unterstützten, vor dem vorge-
schriebenen Ende ihrer Amtszeit und waren so nicht länger von zukünftiger Patronage des Prä-
sidenten abhängig. Somit war die Abwägung von vergangener (erhaltener) Patronage sowie
zukünftiger (zu erwartender) Patronage entscheidend für die Unterstützung der Abwahl
Estradas.400
Seit des ‗Hello Garci‗-Skandals wurde auch mehrfach versucht, GMA des Amtes
zu entheben, jedoch gelang es ihr, „durch eine Mischung aus Zugeständnissen an die Mitglie-
der des Repräsentantenhauses und Repression das Impeachment-Verfahren zu unterdrü-
cken.―401
Somit waren ihre Patronageversprechen für ihre Unterstützer ausschlaggebender als
bei Estrada. Weiterhin hatte sie bei allen Versuchen (2005, 2006, 2007) neben Ramos vor al-
lem auch den Sprecher des HoR, Jose de Venecia, hinter sich, der verhinderte, dass sich dort
398 Vgl.: Croissant 2000/2001, S. 124, 137 ff..
399 Vgl.: Kasuya 2005, S. 524 ff., 527ff..
400 Vgl.: Ebenda, S. 530 f., 535.
401 Ziegenhain 2009, S. 192.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 99
ein Drittel der Abgeordneten für die Amtsenthebung aussprechen würde.402
Dies gelang ihr u.a
mithilfe des ‗pork barrels‘, der „enables presidents to make or break the speaker, who in turn
must deliver the loyalty of the overwhelming majority of the House.―403
Case nennt noch wei-
tere Gründe für ihren Erfolg, den Klagen zu entgehen sowie für Estradas Niederlage. So betont
er, dass v.a. die bürokratischen und militärischen Eliten sich von Estradas Strategie des Popu-
lismus und der Vetternwirtschaft herausgefordert fühlten und sich deshalb den EDSA-II-
Protesten nicht in den Weg stellten. Dass dies wenig mit der Förderung der Demokratie zu-
sammenhing, zeigt sich daran, dass die Korruption der Eliten unter GMA ein neues Niveau
erreichte. Vor allem die Tatsache, dass sie mehr Personen, z.B. Bürokraten, Abgeordnete, Kir-
chenbeamte, Generäle usw. an den Patronagemitteln des Staates beteiligte404
, dürfte ihr den
nötigen Rückhalt gesichert haben. Auch sieht man, dass eine Person wie Estrada, als ehemali-
ger Schauspieler, von manchen (v.a. alteingesessenen) Teilen der philippinischen Elite nicht
anerkannt wurde und viele sich, nach einem „winnowing of populist figures from their
ranks―405
, mit der Situation unter GMA eher arrangieren können.
Diese Beispiele relativieren die Aussage Croissants von der Gewaltenbalance und bestätigen
stattdessen das Bild, was sich innerhalb des Kapitels zur Repräsentation abgezeichnet hat, näm-
lich dass der Zusammenhalt der Eliten erkauft werden kann und so die Unabhängigkeit der
Legislative und deren Kontrollfunktion aufgegeben wird. Selbst das Beispiel Estradas betont
die Bedeutung der Patronage, auch wenn dies zunächst widersprüchlich erscheint. In seinem
Fall war nicht das Problem, dass Patronage an sich kein Mittel zur Erreichung von Gefolg-
schaft ist, sondern dass es für ihn zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt notwendig war, eine
nur künstlich bestehende Mehrheit im HoR trotz gesellschaftlicher Proteste zusammenzuhalten.
Besonders der Vergleich zu GMA zeigt, wie der Präsident als einflussreichster Patron sich
auch in der Legislative Zusammenhalt und Unterstützung erkaufen kann. Dies gilt jedoch auf-
grund des höheren Vermögens der meisten Senatoren sowie der Tatsache, dass diese aufgrund
der Wahl in einem nationalen Wahlkreis keiner bestimmten regionalen Wählerschaft verant-
wortlich und somit nicht vom ‗pork barrel‗ abhängig sind, nur eingeschränkt für die zweite
Kammer.
Um sich dieser Thematik weiter zu nähern, wird ebenfalls zunächst der CPI von ‗Transparency
International‗ genutzt, der sich auf Korruption im öffentlichen Sektor bezieht. Um die Entwick-
lung der Philippinen im Laufe der Zeit und je nach Präsidentschaft nachzuvollziehen, werden
402 Vgl.: Hutchcroft 2008, S. 141, 146.
403 Ebenda, S. 146.
404 Vgl.: Case 2009, S. 257 f..
405 Ebenda, S.258.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 100
in Abbildung 9 die Jahre 1996, 2000, 2004, 2009 und 2012 dargestellt.406
Diese Zahlen zur
Korruption im öffentlichen Sektor belegen, dass sich die Philippinen immer unter den Schluss-
lichtern der betrachteten Länder befinden. Auch sieht man eine negative Tendenz vom Ende
von Ramos Amtszeit über Estrada bis hin zum Tiefpunkt unter GMA im Jahr 2009 mit einem
Wert von nur noch 2,4. Erst mit Beginn von B. Aquinos Amtszeit ist eine Verbesserung zu
erkennen. 2011 stellt eines der wenigen Jahre (mit 2004) dar, in denen sich die Philippinen
nicht unter den letzten 25% der betrachteten Länder befinden.
Diese Einschätzung der Verbesserung der Situation wird auch durch eine Untersuchung der
Philippinen durch die ‗Social Weather Stations‗ von 2012 unterstützt, in der Geschäftsführer
von Unternehmen zu Korruption in den Philippinen befragt wurden. Im Vergleich zu den Ein-
schätzungen der letzten Studie von 2009 wurde festgestellt, dass Korruption im öffentlichen
Sektor innerhalb dieser drei Jahre von 64% auf 42% gesunken sei. Die Bevölkerung sah dies in
einer Umfrage im Mai 2012 mit 64%, die weniger Korruption wahrnehmen, ähnlich.407
Als
bisher einziger Präsident der fünften Republik gelang es Estrada, einen Platz unter den zehn
korruptesten Politikern der Welt zu erlangen. Mit ca. 80.000.000 USD an unterschlagenen
Geldern gelangt er auf Platz zehn, Diktator Ferdinand Marcos mit 5-10 Milliarden USD befin-
det sich auf Platz zwei. Diese Aufstellung basiert auf dem ‗Transparency International Global
Corruption Report 2004 – Political Corruption‗,408
dem bisher letzten zu diesem Teilaspekt.
Eine Umfrage in den Philippinen hat jedoch 2007 ergeben, dass die Bevölkerung GMA für die
korrupteste Präsidentin hält, Marcos belegt vor Estrada nur den zweiten Platz.409
Nun ergibt sich die Frage, welche Mechanismen formal existieren, um Korruption zu begegnen
und wie diese bewertet werden.
Die Verfassung der Philippinen legt bereits in Artikel II fest, dass es Aufgabe des Staates ist,
gegen Korruption und Bestechung vorzugehen.410
Zur Bekämpfung dieser Phänomene ist so-
wohl das Amt des Ombudsmanns, des Tanodbayan, vorgesehen, als auch das eines speziellen
Gerichts, des Sandiganbayan, welches für Korruptionsklagen zuständig ist.411
Als solches hat
es v.a. die Aufgabe, öffentliche Amtsträger dem Volk gegenüber verantwortlich zu halten und
genießt so (in der Regel) die Rechtshoheit über Korruptionsklagen im öffentlichen Bereich.412
Der Ombudsmann soll im Allgemeinen eine Überwachungsfunktion gegenüber den öffentli-
chen Ämtern erfüllen. Seine Amtszeit ist auf sieben Jahre beschränkt, er kann nur durch
406 Vgl.: Anhang Abbildung 9.
407 Vgl.: Social Weather Stations Philippines 2012a.
408 Vgl.: Transparency International 2004, S. 13.
409 Vgl.: o.A. 2007c.
410 Vgl.: Constitutional Commission Philippines 11.02.1987, Articel II, Section 27; Article XI, Section 2.
411 Vgl.: Ebenda, Article XI, Section 4 f..
412 Vgl.: Sandiganbayan Philippines 2010.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 101
‗impeachment‗ seines Amtes enthoben werden und seine Behörde ist finanziell unabhängig
von anderen Regierungsbehörden.413
Seine Ernennung verläuft wie beim Sandiganbayan durch
den Präsidenten und benötigt keine Zustimmung des Kongresses.414
Seit 1950 haben insgesamt ca. zwanzig verschiedene mit der Bekämpfung von Korruption be-
traute Organisationen existiert. Abgesehen von den genannten, zählen dazu auch die ‗Civil
Service Commission‗ sowie der SC und die ‗Presidential Anti-Graft Commission‗ (PAGC).
Auch wurden seit 1940 mehr als vierzig Anti-Korruption Gesetze verabschiedet.415
Jedoch
wird oft kritisiert, dass die Bemühungen meist unkoordiniert sind, was vor allem daran liegt,
dass es viele Lücken und auch Überschneidungen zwischen den verschiedenen Institutionen
und Bereichen gibt. Außerdem gibt es wenig bis keine einheitlichen Systeme, die es ermögli-
chen, Ergebnisse hinsichtlich der Zielerreichung vorher gefasster Absichten zu bewerten.416
Weiterhin stellen einerseits die Umsetzung, andererseits die oft schwierige Koordination und
Aufgabenteilung zwischen den verschiedenen Organisationen ein Problem dar. Somit erscheint
es sinnvoll, die Verantwortung und die Befugnisse auf eine Institution zu übertragen. In diesem
Rahmen wird auch vorgeschlagen, die Position des Ombudsmannes zu stärken und um weitere
institutionelle Kompetenzen im Bereich der Ermittlungen und Strafverfolgung zu ergänzen.417
In der Praxis wurden selbst bestehende Mechanismen und Institutionen v.a. von GMA unter-
graben. So gewährte sie trotz Protesten dem vom Sandiganbayan zu 40 Jahren Haft verurteilten
Estrada 2007 ‗executive clemancy‗.418
Weiterhin wurde gegen die von ihr ernannte Ombuds-
frau, ihre vorherige Justizministerin Merceditas Gutierrez, mehrfach versucht, ein
‗impeachment‗-Verfahren einzuleiten. Als dies 2011 an den Senat zur Verhandlung weiterge-
leitet werden sollte, trat sie kurz vor dem anberaumten Termin von ihrem Amt zurück. Ihr
wurde vorgeworfen, GMA persönlich sowie Mitglieder ihrer Regierung, Familie und Unter-
stützer v.a. durch Inaktivität zu schützen. Als Begründung für den Rücktritt wurde u.a. vermu-
tet, dass ein erfolgreiches ‗impeachment‗ den Verlust ihrer Pensionsbezüge bedeutet hätte so-
wie ihr jede Möglichkeit verwehrt hätte, wieder ein öffentliches Amt zu bekleiden.419
Präsident Aquino, der mit weitreichenden Versprechen, die Korruption zu bekämpfen, kandi-
dierte, löste bereits 2010 die PAGC, welche GMA 2001 eingeführt hatte, wieder auf und über-
trug dessen Funktionen z.T. auf das ‗Office of the Deputy Secretary for Legal Affairs‘ „to
enable the Office of the President to directly investigate graft and corrupt cases of presidential
413 Vgl.: Constitutional Commission Philippines 11.02.1987, Article XI, Section 2, 9, 11, 14.
414 Vgl.: Office of the Ombudsman Philippines.
415 Vgl.: Brilliantes und Fernandez Maricel T. 2011.
416 Vgl.: ADB/OECD Anti-Corruption Initiative for Asia and the Pacific 2006.
417 Vgl.: Brilliantes und Fernandez Maricel T. 2011.
418 Vgl.: o.A. 2007b.
419 Vgl.: Tan 2011.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 102
appointees in the executive department‖420
. So sollen Parallelstrukturen abgebaut und mehr
Effizienz erreicht werden. Weiterhin wurden die exekutiven Ausgaben eingeschränkt, (zu) gro-
ße Gehälter z.B. in Staatsbetrieben ausgesetzt und unangemessene oder nicht sinnvolle Staats-
subventionen überprüft und neu ausgerichtet.421
Außerdem wurden im ‗General Appropriation Act‗ von 2012, aufbauend auf früheren Bestim-
mungen, Kriterien festgelegt, die von staatlichen Institutionen eingehalten werden müssen, um
ein ‗Transparency Seal‗ zu erhalten. Dieses soll dazu beitragen, die Partizipation der Bevölke-
rung dadurch zu verbessern, dass besonders durch das Medium Internet eine bessere Transpa-
renz und Zugänglichkeit von Informationen hergestellt wird. Betroffen sind die meisten staatli-
chen Institutionen wie der Kongress, Ministerien, Staatsunternehmen aber auch Bildungsein-
richtungen. Durch dieses Siegel sollen der Öffentlichkeit Informationen zugänglich gemacht
werden, z.B. Rechenschaftsberichte, genehmigte Budgets und Zielvorhaben, Projekte ein-
schließlich deren Begünstigte und Evaluation sowie jährliche Ausschreibungsvorhaben. Wer-
den diese Anforderungen erfüllt, erhält die Einrichtung das Siegel, welches sie öffentlich auf
ihrer Internetseite präsentiert und über das die entsprechenden Dokumente abgerufen werden
können.422
Die Tatsache, dass seit B. Aquinios Amtszeit Korruptionsskandale innerhalb des Militärs große
Aufmerksamkeit erhielten, erweckt den Eindruck, dass Amtsmissbrauch von der neuen Admi-
nistration stärker verfolgt werden wird. Weiterhin plante Noynoy, eine ‗Truth Commission‗
einzusetzen, welche die Korruptionsvorwürfe gegen die Regierung Arroyos untersuchen sollte,
was allerdings vom SC für verfassungswidrig erklärt wurde. Dies wird v.a. damit erklärt, dass
vierzehn der fünfzehn Richter, u.a. auch der ‗chief justice‗ Renato Corona, von GMA einge-
setzt wurden, einige auch als ‗midnight appointees‗ kurz vor Ende ihrer Amtszeit.423
Auf diese
Art wird mit dem SC ein weiterer Akteur im Kampf gegen die Korruption sowie ein Kontrol-
leur der politischen Elite dem Vorwurf, das Ergebnis von Günstlingswirtschaft zu sein und
dem der Parteilichkeit, ausgesetzt.
Solche Abhängigkeitsverhältnisse zwischen Mitgliedern der politischen Elite bzw. zwischen
diesen und verschiedenen bedeutenden Personen, die man zur gesellschaftlichen Elite zählen
kann, sind in den Philippinen sehr häufig anzutreffen. Auch zwischen nationalen Politikern und
lokalen Eliten entstehen diese v.a. über den ‗pork barrel‗. Jedes Jahr kann ein Abgeordneter bis
zu ca. PHP 65 Millionen an diesen Geldern erhalten.424
Die so verteilten Gelder sollen dazu
420 Sisante 2010.
421 Vgl.: Bertelsmann Stiftung 2012a, S. 26.
422 Vgl.: Department of Budget and Management Philippines 29.08.2012, S. 1-3.
423 Vgl.: Bertelsmann Stiftung 2012a, S. 11 f..
424 Vgl.: Coronel und Chua 2007, S. 163.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 103
genutzt werden, lokale Projekte zu finanzieren und so die Entwicklung der Regionen zu för-
dern. Dies ist auch nach Meinung verschiedener Akteure oft der Fall, vor allem da ein Mini-
mum an jeden Distrikt vergeben wird, selbst wenn dessen Abgeordneter kein Unterstützer der
Regierung ist. Die jeweiligen Regionen profitieren Studien zufolge tatsächlich von den Zu-
wendungen, z.B. NGOs, Studenten sowie Bedürftige. Allerdings gilt die Verteilung des ‗pork
barrels‗ primär als Technik zum Stimmenkauf und sein Hauptzweck ist meist politische Patro-
nage. Dies betrifft auch das Verhältnis zwischen Abgeordneten und Personen, die innerhalb
ihres Wahlkreises von Bedeutung sind. Denn je weniger Gelder sie für ihren Wahlkreis oder
ihre Patrone erhalten, desto mehr sinkt ihre Chance auf Wiederwahl. Somit wird ihre Fähigkeit,
Mittel für lokale Projekte zu beschaffen, wichtiger als ihre gesetzgeberischen Kompetenzen.
Da jeder Repräsentant selbst dafür verantwortlich ist, Projekte zu finden, die durch diese Gel-
der gefördert werden können, führt dies oft dazu, dass er sogar u.a. die Vertragspartner hierfür
bestimmt. Auf diese Weise wird der Politiker auch zu einer Quelle für Arbeitsplätze in seinem
Wahlkreis - wobei dieses Bild oft in eine allgemeine ‚Versorger‗-Rolle mündet, in deren Rah-
men er auch persönlich in private Angelegenheiten involviert wird. So entsteht oft eine ‗utang
na loob‗ (Verpflichtung aus Dankbarkeit) bei seinen Wählern.425
Doch das Geld wird nicht nur
über Projekte zu Patronagezwecken verwendet, sondern wird oft gespart und zurückgehalten
und kurz vor Wahlen direkt ausgezahlt. So wird die weitverbreitete Armut nicht nur zu Wahl-
zwecken genutzt, sondern auch verschlimmert, da Teile des Geldes für z.B. Infrastrukturpro-
jekte fehlen. Ein weiterer Kritikpunkt besteht darin, dass die Projekte, die weiterhin gefördert
werden, meist in Städten oder Regionen durchgeführt werden, die in der Hand von Verwandten
des Abgeordneten sind. Abgesehen von solchen Maßnahmen zur Unterstützung politischer
Aspirationen von Verwandten, werden die Gelder jedoch auch z.T. direkt im Rahmen eigener
Geschäftsinteressen verwendet.426
Selbst die Kandidaten, die nicht aus einer politischen Fami-
lie stammen, sind trotzdem auf lokale Netzwerke angewiesen, die oft von diesen Clans domi-
niert werden. Auch benötigen sie oft Stimmenbeschaffer und evtl. Geldgeber. Diese mit Pro-
jektgeldern zu unterstützen stellt eine weitere Ebene der Patron-Klient-Beziehungen dar.427
Auf der einen Seite verlagern diese Praktiken der Selbstbereicherung, des Nepotismus und
Klientelismus die Rechenschaftspflicht, die Abgeordnete ihren Wählern gegenüber ablegen
sollten, auf ihre Patrone und Familien, auf der anderen Seite verändert es deren Aufgaben, in-
dem weniger die Kompetenz, den Wahlkreis gut im HoR zu vertreten, entscheidend ist, son-
dern die Fähigkeit, Gelder für regionale Projekte und zur direkten Verteilung zu akquirieren.
425 Vgl.: Chua und Cruz 2007, S. 176, 184-187.
426 Vgl.: Ebenda, S. 189 ff..
427 Vgl.: Reese 2006, S. 226.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 104
Somit wird das zu repräsentierende Volk nicht als Legitimationsgrundlage politischer Macht
und eigentlicher ‚Auftraggeber‗ gesehen, sondern als Mehrheitsbeschaffer, dessen Unterstüt-
zung nicht durch Kompetenz und Argumente erworben wird, sondern auch erkauft werden
kann. Besteht die Rechenschaftspflicht dem Volk gegenüber hauptsächlich darin, wie viel Geld
man dem Distrikt oder ihnen persönlich zukommen lässt, werden auch deren Kontrollmöglich-
keiten ausgehöhlt und beschädigt.
Daran schließt sich die Frage an, ob das Volk generell die Möglichkeit besitzt, objektive Wahl-
entscheidungen zu treffen. Denn es muss in Demokratien den Wählern möglich sein, ihre Ent-
scheidung aufgrund von fundierten Informationen zu den verschiedenen Alternativen zu tref-
fen. Nur wenn die politischen Eliten transparent machen, wofür sie stehen, wäre dem Volk
schon früh die Möglichkeit gegeben, diese zu kontrollieren, indem es sie an ihren eigenen Aus-
sagen misst. Jedoch wird besonders kritisiert, dass von den Parteien meist sich sehr ähnelnde
Standpunkte, Positionen und Interessen der Mitte, also des ‚mainstream‗, vertreten werden.428
Weiterhin drückt sich erneut die Schwäche des Parteiensystems darin aus, dass Parteien in der
Regel kein Parteiprogramm besitzen und sich in ihrer Selbstdarstellung stark ähneln. Die Tat-
sache, dass Politiker je nach (Macht-)Konstellation ihre Parteizugehörigkeit wechseln sowie
sich Parteien auf die Persönlichkeiten der Kandidaten oder Familienclans gründen, verstärkt
die Intransparenz für die Bevölkerung noch weiter. Während des Wahlkampfes 2004 wurde
außerdem beklagt, dass zentrale Themen aus der öffentlichen Diskussion verschwunden seien.
Der Wahlkampf wird oft als u.a. Unterhaltungsshow beschrieben, in denen Kandidaten zwi-
schen verschiedenartigen (z.B. Gesangs-/Tanz-) Darbietungen, unterstützt von Medienstars, ab
und zu inhaltsarme Bemerkungen äußern und T-Shirts verteilen. Besonders Estrada, selbst
Schauspieler, vermochte es, sich durch vorwiegend symbolische Akte als einfachen Mann des
Volkes zu präsentieren.429
Allgemein kann zwar festgestellt werden, dass kein öffentlicher
Auftritt „ohne die pathetische Beschwörung sozialer Gerechtigkeit, die Verurteilung der Kor-
ruption und die Anrufung des Bürgersinns auskommt―430
, jedoch verkommen diese Ziele zu
Plattitüden.
Das Maß an Politikverdrossenheit mit den traditionellen, oft auf Landbesitz beruhenden, Eliten
äußert sich dahingehend, dass der Berühmtheitsfaktor der Kandidaten immer wichtiger wird.
Prominente oder mit diesen Verheiratete haben seit Jahren steigende Chancen bei Wahlen. Für
die Bevölkerung sind sie vertraut, sprechen ihre Sprache und scheinen Interesse an ihr zu zei-
428 Vgl.: Velasco 2006, S. 109.
429 Vgl.: Reese 2006, S. 226 ff..
430 Ebenda, S. 222.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 105
gen.431
Doch auch diese neue Fokussierung auf Bekanntheit und Popularität der Kandidaten
ändert wenig daran, dass Wahlkämpfe weiterhin v.a. inhaltsleere Veranstaltungen darstellen, in
denen wenig bezüglich der Ziele der Politiker geäußert wird. Somit ist weiterhin weder Trans-
parenz noch Kontrollierbarkeit gegeben. Auch wenn sich so v.a. im Senat die Dominanz der
traditionellen Eliten abschwächt, so sind auch diese Neulinge keineswegs als Aufsteiger aus
sozial schwachen Schichten zu verstehen, sondern verfügen selbst über große Vermögen. Diese
betrugen im Durchschnitt im zwölften Kongress PHP 21.994.669 im HoR sowie PHP
59.358.557 im Senat. Jedoch beruhen diese Zahlen auf von den Kongressmitgliedern veröffent-
lichten Angaben, die meist zu niedrig angegeben werden und somit weitere Zweifel an der
Transparenz der Gesetzgeber aufkommen lassen. Außerdem bedeutet dies, dass ein Kongress,
der aus Millionären besteht, Gesetze für ein armes Land machen soll. Dass sich von diesen
viele ihren Wählern weniger verpflichtet fühlen als sich selbst, zeigt die Tatsache, dass Kon-
gressmitglieder mit steigender Dauer im Kongress immer vermögender werden.432
Betrachtet
man die Bereiche, in denen sie gewerbliche Eigentumsrechte halten, fällt auf, dass diese sehr
vielfältig ausfallen, von Landwirtschaft über Finanzwesen und Handel bis hin zum Energiesek-
tor, wobei der Immobiliensektor in beiden Häusern den größten Teil ausmacht. Diese große
Vielfalt an ökonomischen Interessen verhindert nach Ansicht der Kongressmitglieder, dass ein
bestimmter Bereich die Gesetzgebung dominieren könnte. Jedoch folgt daraus, wie auch Abad
anmerkt, dass jeder einzelne versucht, die Richtung hin zu seinem eigenen Clan, seinem Unter-
nehmen oder seiner Region zu lenken.433
Einem geschickten Gesetzgeber kann es gelingen,
seinen Sitz in der Legislative dazu zu nutzen, seine eigenen Unternehmen durch z.B. Steuer-
vergünstigungen, staatliche Fördermittel, Lizenzen und Konzessionen zu bevorzugen. Auch
wenn die Legislative durchaus in der Lage dazu ist, fortschrittliche Gesetze zu erlassen,434
so
wird die gesetzgeberische Tätigkeit vor allem „used by representatives for their presonal and
family gain.―435
Auch dies stellt einen weiteren sehr negativen Aspekt im Hinblick auf die Fra-
ge nach der Rechenschaftspflicht eines Teils der politischen Elite gegenüber dem Volk dar, da
sie staatliche Ressourcen zum eigenen Vorteil ausbeuten.
Somit ist es nötig, um die kritische Gesamtsituation zu verändern, dass einerseits mehr fort-
schrittlich denkende Personen in den Kongress gewählt werden, die keine oder zumindest we-
niger persönliche ökonomische Ziele verfolgen und somit zur Kontrollsituation innerhalb des
Parlaments beitragen, und dass andererseits durchgesetzt wird, dass die Angehörigen der bei-
431 Vgl.: Ebenda, S. 230.
432 Vgl.: Coronel 2007b, S. 23, 26, 32.
433 Vgl.: Ebenda, S. 34, 37ff..
434 Vgl.: Caoili 2006, S. 328.
435 Coronel 2007b, S. 40.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 106
den Kammern ihr Vermögen und ihre Geschäftsinteressen korrekt und vollständig offenlegen,
und mögliche Zuwiderhandlungen bestrafen. Auf diese Art könnte der Gesetzgebungsprozess
transparenter und verantwortlicher werden.
Ein weiterer Punkt, der zu diesem Ziel betragen kann, wird am Beispiel von Pantaleon Alvarez
deutlich, ein ‗Secretary of Transport and Communication‗ von GMA. Er wurde beschuldigt, als
Abgeordneter für das Unternehmen seiner Frau vorteilhafte Verträge erwirkt zu haben. Als dies
öffentlich bekannt und von den Medien verbreitet wurde, entstand ein Skandal, der ihn dazu
zwang, seinen Posten aufzugeben. Wie dieser sind einige Fälle bekannt, in denen die Herstel-
lung von Öffentlichkeit sowie die Wachsamkeit der Medien dazu beigetragen haben, auf Skan-
dale aufmerksam zu machen.436
Auf diese Weise kann die Transparenz und somit die Kontrol-
lierbarkeit der politischen Eliten erhöht werden.
Es stellt sich folglich die Frage, wie die Beziehung zu Medien bzw. zivilgesellschaftlichen Or-
ganisationen ausgestaltet ist. Zunächst ist von Bedeutung, dass in der philippinischen Verfas-
sung sowohl Meinungs- als auch Pressefreiheit sowie der Zugang zu Informationen garantiert
sind und diese auch eine lange Tradition innerhalb des Landes haben. Ferner existieren Geset-
ze, die Reporter davor schützen sollen, dazu gezwungen zu werden, ihre Quellen offenzulegen.
Jedoch wurden Vorschläge, diese auf z.B. Online-Medien weiter auszuweiten, immer noch
nicht umgesetzt. Dies macht deutlich, dass generell die Notwendigkeit und Dringlichkeit sol-
cher Reformen von den politischen Eliten nicht erkannt wird. Auch ist es in der Praxis für
Journalisten und andere politisch aktive und interessierte Personen schwierig, Zugang zu finan-
ziellen Berichten und anderen Regierungsdokumenten von Politikern und Regierungsagenturen
zu erhalten. Die Verabschiedung des ‗Freedom of Information Act‗ im Kongress wäre ein
wichtiger Schritt, um diese Situation zu verbessern.437
Mit dem bereits erwähnten
‗Transparency Seal‗ hat die Administration unter Aquino bereits einen Beitrag dazu geleistet,
jedoch sollten weitere gesetzliche Regelungen zum Schutz der Rechte der Medien und der Ge-
sellschaft folgen.
Die Medienlandschaft der Philippinen ist sehr divers, jedoch sind einige Angebote aufgrund
des Preises für viele Filipinos nicht bezahlbar. Auch hat die Regierung bisher keine Anstren-
gungen unternommen, die regionale Abdeckung der Printmedien zu verbessern. Klagen wegen
Beleidigung oder Aufwiegelung verkleinern die freie Ausübung der Meinungsfreiheit – auch
wenn diese Fälle bisher wenig Aufmerksamkeit der Medien oder Öffentlichkeit erhalten haben.
Vor allem aber gilt das Land laut ‗Committee to Protect Journalists‗ als einer der gefährlichsten
Arbeitsplätze für Journalisten. Besonders lokale ‗warloards‗ tragen zur Einschüchterung bei,
436 Vgl.: Ebenda, S. 43.
437 Vgl.: Asian media barometer 2011, S. 5.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 107
wie am Ampatuan-Massaker 2009 zu sehen ist. Da viele solcher Verbrechen ungeahndet blei-
ben, kommt es häufig zu einer Selbstzensur der Presse.438
Auch wenn man der Regierung nicht
unterstellen kann, an den Ermordungen von Journalisten beteiligt zu sein, so liegt es doch in
ihrer Verantwortung, solche Vorfälle zu untersuchen und die Verantwortlichen zu bestrafen
und so die Journalisten, somit auch die Pressefreiheit, zu schützen.
Neben diesen sind auch andere Aktivisten (z.B. von Gewerkschaften, NGOs) von Gewalt be-
troffen. So wurden innerhalb der ersten neun Monate von B. Aquinos Präsidentschaft 20 Mit-
glieder solcher Institutionen ermordet. Im Hinblick auf die Zivilgesellschaft wird weiterhin
kritisiert, dass sie zu oft aus Entscheidungsprozessen ausgeschlossen wird. Auch wird bei eini-
gen Organisationen vermutet, dass sie von den traditionellen politischen Eliten kontrolliert
werden. Trotzdem gilt das Umfeld der zivilgesellschaftlichen Bewegungen in den Philippinen
als eines der dynamischsten innerhalb der gesamten Region.439
So existieren geschätzte
116.000 Organisationen der Zivilgesellschaft. Diese Organisationen haben eine lange Tradition
und verfügen über „effective mobilization and organizational capacities, a long-term record of civic
engagement, and a deep reservoir of social capital.‖440
Vor allem im Internet sind viele Gruppen
präsent, die als ‗watchdogs‗ fungieren, z.B. die ‗Social Weather Station‗, das ‗Transparency &
Accountability Network‗ oder das ‗Philippine Center for Investigative Journalism‗ (PCIJ). So
kommt es oft zu Fällen, in denen es solchen Organisationen gelingt, Reformvorhaben der Re-
gierung, die nachteilig für die Bevölkerung wären, zu erschweren, so dass diese zumindest auf-
geschoben werden. Aufgrund ihrer Unterstützung für Noynoy wird erwartet, dass sich ihre Be-
deutung für die politische Partizipation weiter steigern wird.441
Kritisch zu sehen ist der Ein-
fluss, den zivilgesellschaftliche Organisationen ausüben können, jedoch im Hinblick auf die
effektive Staatsgewalt und Vorherrschaft der Verfassung. Durch die drei EDSA-Bewegungen,
von denen zwei erfolgreich waren, wurde deutlich, dass Teile des Volkes der Philippinen not-
falls zu nicht konstitutionellen Maßnahmen greifen, um die politische Situation zu verändern.
Hier muss besonders darauf geachtet werden, dass die Mobilisierung des Volkes nicht auf-
grund von sich gegenüberstehen Organisationen der polarisierten Zivilgesellschaft ausgenutzt
wird.442
B. Aquino scheint seit Beginn seiner Amtszeit zu versuchen, seine Wahlversprechen in die Tat
umzusetzen, besonders im Bereich Budget und Korruption. Die im März/ April 2013 im Zuge
der ‗offshore leaks‗-Enthüllungen erhobenen Anschuldigungen gegen Imee Marcos, Tochter
438 Vgl.: Ebenda, S. 6 ff..
439 Vgl.: Bertelsmann Stiftung 2012a, S. 10 f., 24 f..
440 Ebenda, S. 24.
441 Vgl.: Ebenda, S. 28 f..
442 Vgl.: Ebenda, S. 25.
4. Eliten auf den Philippinen
Seite 108
des ehemaligen Diktators, erhalten innerhalb der Philippinen nicht nur vom PCIJ, sondern auch
von der ‗Presidential Commission on Good Government‗ größte Aufmerksamkeit. So bleibt zu
hoffen, dass zumindest Teile des unrechtmäßig angeeigneten Vermögens von Marcos zurück in
die Philippinen fließen.443
Noch ist es zu früh, um qualifizierte Bewertungen zu den Erfolgs-
aussichten seiner Reformen abgeben zu können, jedoch weisen Tendenzen in die richtige Rich-
tung – insbesondere im Vergleich zu seiner Vorgängerin. Die Aspekte Transparenz, Unbe-
stechlichkeit und Rechenschaftspflicht gegenüber dem Volk wurden jedoch nicht nur von ihr,
sondern von den politischen Eliten insgesamt verletzt. Somit werden die Kontrollmöglichkei-
ten der Bevölkerung systematisch ausgehöhlt. Dies geschieht nicht nur in einem bestimmten
Bereich, sondern scheinbar systemimmanent auf allen Ebenen des politischen Systems. Des-
wegen ist es notwendig, dass die Eliten einerseits weitere Kanäle schaffen, die die Bevölkerung
nutzen kann, um ihre Interessen zu artikulieren, andererseits sich im Hinblick auf Zugang zu
Informationen und Transparenz so weit zu öffnen, dass eine Kontrollierbarkeit durch das Volk
ermöglicht wird. Nur so kann man auch diesen versichern, dass sich die politische Elite nicht
abgeschottet hat, sondern bereit ist, ihnen gegenüber jederzeit Rechenschaft abzulegen. Gelingt
dies nicht, bleiben dem Unmut der Gesellschaft wenig andere Ventile als der Gang auf die
Straße.
443 Vgl.: Landingin und Ilagan 2013.
5. Gegenüberstellung und Schlussfolgerung
Seite109
5 Gegenüberstellung und Schlussfolgerungen
In diesem Kapitel sollen nun die Erkenntnisse aus den einzelnen inhaltlichen Teilen aufeinan-
der bezogen und für beide Länder vergleichend gegenübergestellt werden, um zu einer ab-
schließenden Beantwortung der Forschungsfrage zu kommen.
Zusammenfassend lässt sich für beide hier betrachteten Länder feststellen, dass die Elitenkon-
figuration in Bezug auf die doppelte Elitenintegration in keinem der beiden Ländern der für
demokratische Staaten als ideal erachteten etabliert-demokratischen Elite nach Hoffmann-
Lange entspricht. In Namibia hat sich eine stabile Machtelite herausgebildet, in den Philippinen
eine desintegrierte Elite im weiteren Sinne. Gemeinsam ist beiden das schwache Ausmaß an
vertikaler Elitenintegration, sprich der Repräsentation des Volkes. Die Merkmale der Positi-
onsinhaber, welche anhand einer Stichprobe der exekutiven Kernelite herausgearbeitet wurden,
entsprechen nur in geringem Maße dem gesellschaftlichen Durchschnitt. Auch wenn ange-
nommen wird, dass keine politische Elite als vollkommen repräsentativ angesehen werden
kann, so geben ihre Merkmale dennoch wichtige Auskünfte darüber, wie politische Macht in
einem Land verteilt ist, auf wen sie entfällt und warum man sie erhält.444
In Namibia zeichnen
sich für die Funktion des Amtes eher unerhebliche Aspekte als bedeutend für die Rekrutierung
ab, wie etwa die Nähe zur Person des Präsidenten, eine hohe Parteiposition sowie eine lange,
mit anderen Elitemitgliedern gemeinsame Vergangenheit innerhalb der SWAPO und des Be-
freiungskampfes. Diese innerparteilichen Rekrutierungsmuster, die v.a. vom Präsidenten ge-
prägt werden, können weder als transparent noch als demokratisch bezeichnet werden. In den
Philippinen scheinen andere Merkmale von Bedeutung zu sein. Es fällt auf, dass viele in ihrem
beruflichen Werdegang Kompetenzen zur Erfüllung ihrer Ämter erworben haben. Trotzdem
erscheinen auch hier andere als nur die zur effektiven Amtsführung nötigen Aspekte eine be-
deutende Rolle zu spielen, wie die persönliche Beziehung zum Präsidenten oder dessen Fami-
lie, sowie allgemein die Zugehörigkeit zu einem (verbündeten) Clan. Somit zeigt sich, dass die
fehlende Repräsentativität nicht nur zugunsten einer verbesserten Amtsausübungskompetenz
aufgegeben wird, sondern andere Kriterien von Bedeutung sind. In beiden Ländern spielt das
Leistungsprinzip, welches die Rekrutierung von Funktionseliten prägt, keine oder nur eine ge-
ringe Rolle. Eher sind Aspekte wie soziale und regionale Herkunft, wie sie von der kritischen
Elitenforschung für Machteliten herausgearbeitet wurden, von Bedeutung. Das hat auch die
soziale Abschottung der politischen Elite zur Folge.
444 Vgl.: Coronel 2007b, S. 4.
5. Gegenüberstellung und Schlussfolgerung
Seite110
Diese Erkenntnisse gelten in beiden Ländern größtenteils auch für die Legislative. In Namibia
ist sie geprägt durch die Überschneidungen aufgrund der verfassungsgemäßen Verpflichtung
der doppelten Mitgliedschaft von Ministern in beiden Gewalten. Es ist aus demokratischer Per-
spektive sehr kritisch zu sehen, dass diese exekutiven Eliten mehr als die Hälfte der Abgeord-
neten stellen und so ihre eigenen Hinterbänkler in der Regierungspartei, mehr jedoch die weni-
gen Oppositionsmitglieder, fast unbedeutend werden lassen. Auch in den Philippinen lässt sich
eine erhebliche Überschneidung zwischen beiden Gewalten feststellen. Auch wenn diese nicht
durch die zeitgleiche Ausübung von legislativen und exekutiven Ämtern entsteht, so ist sie
dennoch durch die sehr häufigen Wechsel sowie durch familiäre Verbindungen zwischen die-
sen gegeben. Untersuchungen zu den Mitgliedern des Kongresses ergeben auch für diesen eine
sehr niedrige Repräsentationsleistung. Somit sind in beiden Ländern Defizite in der Kontrol-
lierbarkeit im Hinblick auf die Kontrollfunktion des Parlaments gegenüber der Exekutive fest-
zustellen.
Auch hat sich in beiden Ländern mittlerweile der Typus des Berufspolitikers herausgebildet. In
Namibia betrifft dies jedoch, auch aufgrund der im Vergleich zu den Philippinen sehr viel nied-
rigeren Einwohner- und somit Politikerzahl, nur eine kleine Gruppe. Diese jedoch hält seit der
Unabhängigkeit nahezu ohne Unterbrechungen die wichtigsten politischen Positionen. Infolge
der Dominanz der SWAPO ist es hier einer Parteielite möglich, den Staat seit 20 Jahren unan-
gefochten zu kontrollieren und zu vereinnahmen. Viele Mitglieder der ehemaligen Befreiungs-
bewegung sind seit 1990 in der Politik tätig und bestimmen auch heute noch die innerparteili-
chen Rekrutierungsmuster. Die sehr hohe Dauer der Amtszeiten sowie die geringe Fluktuation
und wenigen personellen Wechsel klassifizieren die Elitenstruktur als äußerst stabil, auch über
Kabinettsgrenzen und Präsidentenwechsel hinweg.
Das Gegenteil ist auf den Philippinen der Fall. Die Abwesenheit einer früheren einheitlichen
Befreiungsbewegung sowie ein Parteiensystem, das als äußert instabil und volatil einzuschät-
zen ist, haben keine dominanten politischen Kräfte hervorgebracht, welche die Rekrutierung
institutionalisiert haben oder die Regierungsverantwortung stabil und längerfristig innehaben.
Stattdessen wurde dies insbesondere von Familienclans übernommen, die das politische Leben
bestimmen. Da diese jedoch untereinander große Rivalitäten aufweisen und sich trotz einiger
Allianzen keine herausragenden, über die Jahre stabilen (wenigen) Blöcke gebildet haben, wel-
che die Macht monopolisieren konnten, ist die Struktur der Eliten äußerst instabil. Durch das
flächendeckend festzustellende Problem der Patronage wird dies weiter verstärkt, da Loyalität
von Politikern, insbesondere die von Kongressmitgliedern durch den Präsidenten, durchaus
erkauft werden kann und Wechsel der Loyalität durchaus üblich sind. Die Legislative scheint
das Zentrum der politischen Eliten darzustellen, da man hier eher als in der Exekutive von rela-
5. Gegenüberstellung und Schlussfolgerung
Seite111
tiv (!) stabilen personellen Verhältnissen sprechen kann. In dieser Hinsicht ist sie durch eine
stärkere Kontinuität geprägt als die Exekutive, die sowohl innerhalb einer Amtsperiode viele
Ausstiege verzeichnet, als auch für die Kabinette übergreifend nur relativ wenige Personen
beinhaltet, die ihre Amtszeit beenden, mehrmals in der Regierung vertreten waren oder insge-
samt vergleichbar lange Amtszeiten aufweisen wie in Namibia. Im philippinischen Kongress,
besonders im HoR, wird eine große Kontinuität allein dadurch hergestellt, dass die Abgeordne-
ten auf Distriktebenen gewählt werden, wo z.T. seit mehreren Dekaden bestimmte Clans die
Macht monopolisiert haben. Die Beständigkeit im Kongress wird ebenfalls durch die Möglich-
keit zur Wiederwahl erzeugt und somit für die politischen Elitemitglieder die Bedeutung der
Legislative erhöht, da sie nur hier die Möglichkeit haben, ihre Macht dauerhaft zu festigen.
Trotzdem verbessert selbst die lokale Verwurzelung der politischen Elite nicht die Repräsenta-
tion der Bevölkerung. Denn die Möglichkeit, Personen aus den Distrikten zu bestellen, führt
weniger dazu, deren Interessen auf nationaler Ebene Gehör zu verschaffen oder besonders ge-
eigneten Vertretern den Zugang zur Politik zu ermöglichen. Viel eher wird die schon bestehen-
de Dominanz (wirtschaftlich mächtiger) Eliten verstärkt. Caoili stellt hierzu fest, dass „the
wide gap (…) tends to limit the ability of legislators to genuinely empathize with the real needs
and demands of the majority of the Filipinos. Moreover, conflicts of interest are likely to occur
and those in power are likely to maintain the status quo. (…) The underlying inequalities con-
tinue to plague the country. What effectively exists is elite democracy.‖445
Aufgrund der Verwendung des ‗pork barrels‗ zum Machterhalt des Abgeordneten, sind sie ih-
ren Patronen mehr verpflichtet als dem Volk, das sie gewählt hat und vertreten im Parlament
auch verstärkt ihre eigenen persönlichen Interessen. Diese fehlende Repräsentationskraft der
Eliten versuchen diese entweder durch materielle Zuwendungen (z.B. an Bedürftige) zu erkau-
fen, vor Wahlen durch aufwändige Polit-Theater zu verschleiern oder schlichtweg durch z.B.
Einschüchterung und Gewalt zu unterdrücken. In Namibia ist die Vertretung lokaler Interessen
aufgrund des Wahlrechts zur NA nicht gegeben, sondern nur durch den NC. Infolge dessen
geringer Kompetenzen sind diese regionalen Belange jedoch stark vernachlässigt und der NC
wurde deshalb nicht in die Betrachtung miteinbezogen.
Verbindet man nun den Modus, durch den die Zirkulation bestimmt wird, mit dem in den Kapi-
teln zur Repräsentation untersuchten Ausmaß an betroffenen Positionen, so ist es an dieser
Stelle möglich, eine Einordnung in das vorgestellte Modell nach Higley/ Lengyel vorzuneh-
men. In Namibia wurde eine starre Zirkulation zusammen mit wenigen Aussteigern und perso-
nellen Wechseln erkannt. Weiterhin kann als Ergebnis des Kapitels zu den Wahlen festgestellt
445 Caoili 2006, S. 329.
5. Gegenüberstellung und Schlussfolgerung
Seite112
werden, dass diese das einzige Mittel zur Elitenbestellung darstellen und allgemein als frei und
fair betrachtet werden können, auch wenn bei letzterem Punkt Abstriche gemacht werden müs-
sen. Jedenfalls kam es noch zu keinem (revolutionären) gewaltsamen Austausch der gesamten
Elite oder eines Teils davon. Somit entspricht dies dem Muster der in Kapitel 2.2. vorgestellten
‗Reproduction Circulation‗. Dieses ist dadurch geprägt, dass Mitglieder der dominanten Elite
vor allem Positionen tauschen, so ihren Elitenstatus und ihre Macht erhalten und dass keine
großen Veränderungen in der Sozialstruktur entstehen. Sollten diese Bemühungen jedoch zu-
nehmend gesetzeswidrig oder überstürzt durchgeführt werden, kann dies zur Elitenfragmentie-
rung beitragen. In Namibia ist dies allgemein nicht der Fall, auch wenn die vorgestellten Fälle
von ‗elite defection‗, insbesondere der von Hamutenya, auf bestehende Spannungen innerhalb
der Regierungspartei hindeuten. Bisher wurden diese jedoch v.a. durch die Person Nujomas
und den durch ihn legitimierten Nachfolger Pohamba erfolgreich unterdrückt und ein Ausei-
nanderbrechen verhindert. Im Falle der Philippinen fällt eine Zuordnung schwerer. Am ehesten
kann für die politische Elite als Ganzes das Ausmaß ‗narrow & shallow‗ angenommen werden,
obwohl v.a. in der Exekutive die Zirkulation viel flexibler und von mehr Wechseln geprägt ist
als in Namibia. Jedoch kann sie in beiden Häusern des Kongresses aus bereits genannten
Gründen, wie der v.a. bei Senatoren sehr langen Amtszeit, als weitaus stabiler angenommen
werden. Außerdem ist die Zirkulation insgesamt auch nicht von Änderungen in der Sozial-
struktur der Eliten geprägt. So ist dem zweiten Charakteristikum zuzustimmen, wohingegen
man bei ersterem Abstriche machen muss. Weiterhin sind die Wahlen durch ein hohes Maß an
Zwang und Gewalt geprägt. Auch wenn sie allgemein als das Mittel der Elitenbestellung aner-
kannt sind, so hat sich in der relativ kurzen Zeitspanne der fünften Republik gezeigt, dass sie
nicht das einzige darstellen. Abgesehen von den (wahlunabhängigen) Möglichkeiten, die
Amtsenthebungsverfahren eröffnen, hat sich durch die z.T. erfolgreichen EDSA-Proteste ge-
zeigt, dass durchaus auch außer-verfassungsmäßige Mittel erfolgreich sind.446
Somit stehen die
Philippinen in der Bewertung zwischen der bereits für Namibia festgestellten ‗Reproduction
Circulation‗ und einer ‗Quasi-Replacement Circulation‗. Letztere ist dadurch gekennzeichnet,
dass sie vorrangig bei in sich gespaltenen Eliten auftritt, bei der verschiedene politische Cli-
quen (z.B. in Form von Palastrevolutionen) versuchen, eine andere innerhalb der Machtstruktu-
ren abzulösen und zu ersetzen. Dies beinhaltet jedoch keine grundlegende Veränderung der
Politik, „which remains poisonous and violent.―447
Vor allem im Hinblick auf die Exekutive
trifft dies eher zu, als das für Namibia festgestellte Zirkulationsmodell, insbesondere aufgrund
der vorherrschenden enormen Elitenrivalität und –konkurrenz, auch wenn die philippinische
446 Vgl.: Bertelsmann Stiftung 2012a, S. 28.
447 Higley und Lengyyel 2000, S. 6.
5. Gegenüberstellung und Schlussfolgerung
Seite113
Politik nicht grundsätzlich und jederzeit von innerelitärer Gewalt geprägt ist, wie es hier impli-
ziert wird. Weiterhin wird oft nicht die komplette gegnerische Clique ausgetauscht, sondern
v.a. im Kongress von der neuen Mehrheit kooptiert. Jedoch belegt vor allem der Einsatz von
Privatarmeen während der Wahlkämpfe eine sehr hohe Gewaltbereitschaft, besonders zwischen
rivalisierenden Dynastien, sowie komplett undemokratische Methoden des Machterhalts auf
lokaler Ebene.
In Namibia hat sich folglich die Dominanz der ehemaligen Befreiungsbewegung institutionali-
siert, andere politische Kräfte sind nicht als ernsthafte Konkurrenten zu sehen und somit wenig
in der Lage, auch in Anbetracht ihrer eingeschränkten Möglichkeit, effektive Oppositionspoli-
tik zu betreiben und befinden sich deswegen momentan am Rande der Bedeutungslosigkeit. Im
Gegensatz dazu haben sich die politischen Elitemitglieder sowohl als Parteielite als auch als
Staatselite nach innen gefestigt. Diese Situation kann aus demokratietechnischer Perspektive
als äußerst bedenklich eingeschätzt werden und wird verstärkt durch die Erkenntnisse zur z.T.
autoritären Machtfülle des Partei- und Staatspräsidenten, der durch die enorme Kohäsion der
politischen Elite, insbesondere der Exekutive, gestützt wird. Die namibische Elite erfüllt alle
Kriterien von Way, was dazu führt, dass man bei ihr von einer Gesinnungsgemeinschaft spre-
chen kann. Die Frage stellt sich nur, ob sie auch über andere, demokratische Mittel verfügt, die
den bestehenden Zusammenhalt ergänzen, um so Elitenkooperation aufzubauen. Innerhalb der
politischen Elite Namibias kann man daran zweifeln. Demokratiedefizite, die besonders durch
den Umgang mit Andersdenkenden zum Ausdruck kommen, verdeutlichen, dass hier wenig
Mechanismen vorhanden sind, um neben den, durch die Kohäsion natürlich gegebenen über-
einstimmenden Werten und Überzeugungen, andere davon abweichende zuzulassen und so
Kooperation trotz unterschiedlicher Meinungen zu ermöglichen. Dies betrifft sowohl die im
Rahmen der ‗elite defection‗ erwähnten innerparteilichen Abweichler als auch den Umgang
mit Oppositionsgruppen sowie mit manchen Medien und NGOs. Besonders die von vielen Sei-
ten stark kritisierten ‗hate speeches‗ auch hochrangiger SWAPO-Politiker verdeutlichen diesen
Punkt, auch wenn unbedingt festgehalten werden muss, dass es noch nicht zu Formen repressi-
ver Gewalt durch die Regierung(spartei) gekommen ist. Aufgrund der seit der Unabhängigkeit
andauernden Mehrheit der SWAPO, die sie durch freie Wahlen erlangt, scheint es an sich un-
nötig, andere Bewerber um politische Positionen auf diese Art zu diskreditieren und so das
Urteil über die Fairness der Wahlen zu schmälern. Besonders extrem für namibische Verhält-
nisse scheint das Vorgehen gegen die RDP, was verdeutlicht, dass diese durchaus als Rivale,
v.a. um Stimmen der Bevölkerungsgruppe der Owambo, wahrgenommen wurde. Solche Fälle
belegen, dass die SWAPO neben sich keine politische Konkurrenz duldet. Ob dies nach dem
enttäuschenden Abschneiden der RDP 2009 bei den kommenden Wahlen erneut der Fall sein
5. Gegenüberstellung und Schlussfolgerung
Seite114
wird, bleibt abzuwarten. Fraglich ist auch, wie die jetzige Regierungspartei mit einer echten
Konkurrenzsituation umgehen würde und ob sie eine Wahlniederlage, auch wenn sie nur den
Zwang zur Koalitionsbildung nach sich zöge, akzeptieren würde. Denn bis es nicht zu einem
gewaltfreien Machtwechsel gekommen ist, kann die Demokratie nicht als konsolidiert betrach-
tet werden. Die momentan vorherrschende Elitenkultur, die in der Aussage ‚SWAPO is the
nation and the nation is SWAPO‗ zum Ausdruck kommt, lässt erhebliche Zweifel daran entste-
hen, dass diese tatsächlich demokratischer Natur ist und eine Niederlage an der Wahlurne an-
erkennen würde.
Anders ist die Situation auf den Philippinen, wo es schon mehrfach zu Machtwechseln durch
Wahlen kam, die alle, wenn überhaupt, nur gerichtlich angefochten wurden. Trotzdem kom-
men wie im Falle Namibias besonders in diesem Bereich die Defizite der Elitenstruktur und
des Elitenverhaltens zum Vorschein. Hier brechen die innerelitären Konflikte in manchen Tei-
len des Landes offen aus. Dies ist zum einen durch die hohe Bedeutung der politischen Posten
für ihre Amtsinhaber zu erklären, andererseits auch durch die fehlende innerelitäre Kohäsion.
Aufgrund der hohen Wahlkampfkosten konkurriert hier eine vom Rest der Bevölkerung abge-
kapselte politische Elite, v.a. mit Verbindungen zu ökonomisch bedeutenden Familienclans,
um diese öffentlichen Positionen. Auch wenn sie sich sozial nach unten abschotten, kommt es
innerhalb der politischen Elite mitunter zu starker personeller Zirkulation, v.a. in der Exekuti-
ve. Doch auch in der vergleichsweise personell stabileren Legislative besteht keine respektive
nur eine sehr schwache natürliche Kohäsion im Sinne Ways, welche die Elitemitglieder mitei-
nander verbindet und Kooperation zwischen ihnen sichert. Diese wird auch nicht, wie in ande-
ren Demokratien, durch ein stabiles Parteiensystem oder andere institutionalisierte ‚Allianzen‗
gewährleistet. Anhand der Tätigkeiten des Kongresses wurde gezeigt, dass zwischen den Wah-
len durchaus Kooperation zwischen den Elitemitgliedern möglich und so im Normalfall das
formelle Funktionieren des Staates gesichert ist. Doch auch hier wird, wie nachgewiesen, die
fehlende Kohäsion zu oft durch das Verteilen materieller Ressourcen ausgeglichen und so Un-
terstützung gekauft. Auch die Aquino-Administration ist weiterhin gezwungen, sich auf den
‗pork barrel‗ zu verlassen, um die notwendige Unterstützung innerhalb der Legislative zu er-
langen.448
Dies entspricht keiner demokratischen Kompensation der fehlenden Elitenkooperati-
on, sondern einer in vielen Bereichen institutionalisierten Ausbeutung von Staatsressourcen.
Bei Wahlkämpfen jedoch tritt neben diesen materiellen Aspekt der Patronage und den be-
schriebenen Nepotismus jener der Gewalt, um innerelitäre Verteilungskonflikte (hier die Ver-
teilung politischer Positionen) zu lösen. Insgesamt kann man festhalten, dass es auf den Philip-
448 Vgl.: Bertelsmann Stiftung 2012a, S. 13.
5. Gegenüberstellung und Schlussfolgerung
Seite115
pinen nur unzureichende stabile demokratische Möglichkeiten gibt, welche die Kooperation
zwischen den Eliten auch bei innerelitären Konflikten sichern.
Dies zeigt, dass in beiden Ländern ihr spezifisches Maß an Kohäsion ein Problem für die De-
mokratie darstellt. Das Modell der doppelten Elitenintegration weist darauf hin, dass ein
Gleichgewicht zwischen vertikalem und horizontalem Bereich für eine Demokratie am erstre-
benswertesten ist. Dadurch, dass keiner der beiden hier betrachteten Staaten in vertikaler Hin-
sicht eine ausreichende Repräsentation gewährleistet, ist das Ideal der etabliert-demokratischen
Elite nicht zu erreichen. In Namibia geschieht dies zugunsten einer sehr starken horizontalen
Elitenintegration, durch welche die nötige Elitenkooperation aufgrund einer enormen Gleich-
förmigkeit und Kohäsion der beteiligten Personen gewährleistet wird. Innerelitäre Konflikte –
sollten sie überhaupt auftreten – können innerhalb dieser Elitekonfiguration der Machtelite nur
schwer durch demokratische Kompromisse im Rahmen einer innerparteilichen Demokratie
gelöst werden und führen so meist zur Spaltung bzw. Ausweisung dieser Personen. Die Philip-
pinen auf der anderen Seite können die vertikale Elitenkooperation nicht durch ein hohes Maß
an Kohäsion herstellen, sondern bedienen sich hierzu zunehmend undemokratischer Methoden.
So attestiert auch Case ein vergleichsweise niedriges Ausmaß von Elitenübereinkunft (‗level of
accomodation‗). Sind gemeinsame Interessen bedroht, wie beispielsweise durch die Landre-
form von C. Aquino, oder wenn sie ihren Machtanspruch vor neuen Herausforderern ‚von un-
ten‗ schützen wollen, ist jedoch zumindest ein gewisses Maß an Kooperation möglich. Dies
sieht man ebenfalls an der Amtsenthebung Estradas, der als Schauspieler zur neuen Form der
‗showbiz dynasties‗ und nicht zu den alten Eliten gehörte. Auf diese Weise herausgefordert
vereinten sich einige Teile der Eliten, als sich die Gelegenheit ergab, um Estrada zu verdrängen
bzw. verweigerten ihm die für seinen Amtserhalt nötige Unterstützung.449
Die innerelitären
Konflikte um Positionen, die sich innerhalb dieser Konfiguration ergeben, haben jedoch keinen
bzw. wenig Raum, in welchem sie demokratisch gelöst werden können. Somit ist sowohl eine
zu schwach als auch eine zu stark ausgeprägte Kohäsion von politischen Eliten abträglich für
das politische System eines Staates. Folglich besteht hier ein Zusammenhang zwischen einer
gegebenen und sich in mancher Hinsicht selbst reproduzierenden Elitenstruktur und dem Eli-
tenverhalten. Geteilte demokratische Werte, wie die Akzeptanz politischer Gegner und der
Regeln des Systems sowie die Bereitschaft zu Verhandlungen und Kompromissfindung, kön-
nen auch von der Kohäsion ungünstig beeinflusste Elitenkonfigurationen kompensieren. Die
Bereitschaft hierzu scheint jedoch in keinem der beiden Länder bei den bestehenden Eliten
vorhanden zu sein.
449 Vgl.: Case 2009, S. 257 f..
5. Gegenüberstellung und Schlussfolgerung
Seite116
Wie Diamond feststellt, spielen Eliten durch ihr Vorbild und Verhalten eine entscheidende
Rolle dabei, die politische Kultur der Bevölkerung zu beeinflussen. Nun stellt sich die Frage,
wie die Einstellungen der Bevölkerung zur Demokratie ausgeprägt sind und ob sie sich im
Laufe der Jahre verändert haben. Die Umfragen zum Afrobarometer ergeben zum Teil beunru-
higende Ergebnisse für Namibia. Im Jahr 2008 gaben 39% der Befragten an, dass ein Mehrpar-
teiensystem unnötig sei, da dieses Verwirrung und Uneinigkeit erzeugt, und nur 32% denken,
Oppositionsparteien sollten die Handlungen der Regierung prüfen und kritisieren. 49% befür-
worten, dass der Präsident Gesetze ohne Rücksicht auf das Parlament verabschieden sollte und
56%, dass er seine Zeit damit verbringen sollte, das Land zu entwickeln, anstatt vor dem Par-
lament seine Handlungen zu rechtfertigen.450
Sowohl der Präsident (60%), die NA (39%) so-
wie die SWAPO (41%) genießen viel Vertrauen bei den Befragten, die Oppositionsparteien
haben nur einen Wert von 16%. Jedoch gaben von den Befragten zusammen 41% an, dass sie
gar nicht oder nur wenig an öffentlichen Angelegenheiten interessiert seien, nur 29% sind sehr
interessiert.451
Die vorläufig veröffentlichten Ergebnisse von 2012 deuten weiterhin darauf hin,
dass sich v.a. die Jugendlichen immer weniger für Politik und Wahlen interessieren.452
Für die Philippinen zeigen Umfragen, dass sich die Zufriedenheit des Volkes mit den politi-
schen Institutionen unter B. Aquino generell erhöht bzw. stabilisiert hat, jedoch sind diese
Werte dennoch vergleichsweise niedrig. Umfragen der ‗Social Weather Station‗ von 2012 zu-
folge erreichten jeweils das Kabinett, das HoR und der Senat mit 33%, 42% und 67% die
höchsten Zufriedenheitsraten, die in der Zeitspanne 1988-2012 (bzw. für das Kabinett von
1990-2012) je gemessen wurden.453
Dies trifft auch auf die allgemeine Zufriedenheit mit der
Leistung der nationalen Regierung zu, die im Oktober 2012 mit 62% um ca. 25% höher liegt
als der höchste Wert unter einem anderen Präsidenten.454
Hieran zeigt sich, dass die weitver-
breitete Skepsis den Institutionen gegenüber zumindest für den Moment etwas abgenommen
hat. Allgemein wird ein starker Konsens bei Volk und Eliten attestiert, dass die Demokratie die
einzig praxistaugliche Wahl für die Philippinen darstellt.455
So erhöhte sich der Anteil der Be-
völkerung, die angaben, dass die Demokratie immer anderen Staatsformen vorzuziehen sei,
von 49% in 2006 auf 56% im September 2010. Jedoch gaben weiterhin 27% an, dass unter
manchen Umständen eine autoritäre Regierung besser wäre. Bei dieser Umfrage gab auch fast
ein Rekordhoch von 69% der Befragten an, sie seien zufrieden mit der Art, wie die Demokratie
funktioniert. Die höchsten Werte auf diese Frage gab es mit je 70% in 1992 und 1998, und ei-
450 Vgl.: Afrobarometer 2009, S. 6 ff..
451 Vgl.: Afrobarometer 2008, S. 9, 24 f..
452 Vgl.: Afrobarometer 2013, S. 5.
453 Vgl.: Social Weather Stations Philippines 2012b.
454 Vgl.: Social Weather Stations Philippines 2012c.
455 Vgl.: Bertelsmann Stiftung 2012a, S. 13.
5. Gegenüberstellung und Schlussfolgerung
Seite117
nen sehr niedrigen von 44% in 2004, worin der starke Einfluss der Präsidentschaftswahlen zum
Ausdruck kommt.456
Vergleichend gegenübergestellt kommt man in beiden Ländern in den wichtigsten Kategorien
die Demokratie betreffend im Zeitverlauf zu den in den Abbildungen 10, 11 und 12 dargestell-
ten Ergebnissen.457
Abbildung 12 verdeutlicht, dass die Werte, die allgemein Aufschluss über
die generellen Ansichten der Filipinos zur Demokratie an sich als auch der speziellen Ausprä-
gung in ihrem Land geben, starken Schwankungen unterliegen, wohingegen die zur autoritären
Regierungsform relativ konstant um die 20% schwanken. Weiterhin lässt sich feststellen, dass
besonders die Zustimmungsrate zur Demokratie allgemein nie besonders hoch ist und um die
60% liegt. Die Zufriedenheit mit der spezifischen Ausprägung der Demokratie in den Philippi-
nen liegt meist unter der Unterstützungsrate der Demokratie im Allgemeinen und oft weisen
beide Graphen in dieselbe Richtung. So zeigt sich einerseits, dass v.a. die spezifische Form der
Demokratie das größere Problem darstellt, andererseits, dass diese die allgemeine Unterstüt-
zung für die Demokratie beeinflusst.
In Namibia belegen die Werte eine sehr ähnlich niedrige allgemeine Unterstützung der Demo-
kratie an sich, die zwischen 54% und 64% pendelt. Jedoch sind die Zahlen für die Zufrieden-
heit mit der eigenen Demokratie höher als die allgemeine Zustimmung zu dieser, und liegen
seit 10 Jahren relativ konstant bei ca. 70%. Damit sind diese Werte auch höher als jene auf den
Philippinen. Bei den stärker schwankenden Ablehnungsraten zu Militär- (Durchschnitt:
56,2%), Ein-Parteien- (63,6%) sowie Alleinherrschaft (60,2%) erscheint überraschend, dass
von allen drei Formen die Ein-Parteienherrschaft im Durchschnitt am meisten abgelehnt wird,
da aufgrund der konstant hohen Unterstützungsraten der SWAPO bei Wahlen auch ein anderes
Ergebnis vorstellbar gewesen wäre. Betrachtet man die relativ geringe Unterstützung der De-
mokratie im allgemeinen zusammen mit der starken Abnahme der Werte zur Geduld mit die-
ser, welche von 63% in 2002 auf 42% in 2008 gefallen sind, verstärkt sich der Eindruck, dass
die namibische Bevölkerung ihre Staatsform nicht aufgrund einer grundlegenden positiven
Bewertung der Demokratie als erhaltenswertes Gut an sich beurteilt. Die hohe Zufriedenheit
mit der spezifischen Ausformung korreliert mit den hohen Wahlergebnissen der SWAPO, die
von einem Großteil der Bevölkerung v.a. aufgrund ihrer Leistung im Befreiungskampf ge-
schätzt wird. Diese stabil hohen Zustimmungswerte sind somit auch ein Erklärungsgrund für
die Stabilität des politischen Systems, die auch eine Starre der Elitenkonfiguration ermögli-
chen. Christiaan Keulder bezeichnete Namibia 2005 im Hinblick auf solche Ergebnisse dem-
entsprechend als eine Demokratie ohne Demokraten. Denn nur eine geringe Mehrheit der Be-
456 Vgl.: Social Weather Stations Philippines 2010.
457 Vgl.: Anhang Abbildung 10, 11, 12.
5. Gegenüberstellung und Schlussfolgerung
Seite118
völkerung bevorzugt die Demokratie, und hier meist nur einzelne Elemente davon. Auch
scheint die hohe Zufriedenheit mit dem jetzigen System zu großen Teilen aus der Ablehnung
des vorherigen Kolonialsystems zu stammen und deutet somit auf ein hohes Maß an Opportu-
nismus hin. Die meisten Wähler werden immer noch durch ihre Parteizugehörigkeit oder Nähe
zu dieser mobilisiert und stabilisieren somit (zumindest noch im Moment) das ‗dominant party
system‗. Keulder stellt fest, dass die Namibier mehr Demokratie erhalten als sie eigentlich ver-
langen, was dazu führt, dass die Weiterentwicklung dieser eher von den politischen Eliten ab-
hängt als vom Volk. Darin liegt jedoch die Gefahr, dass dieser Prozess wegen fehlenden
Drucks aus der Gesellschaft stagniert und der Status Quo erhalten bleibt oder sich schlimms-
tenfalls zurückentwickelt.458
Die Mehrheit der Bevölkerung ist zumindest nach dieser Ein-
schätzung ihren politischen Führern gegenüber so ehrerbietig, dass aus dieser Richtung wenig
Widerstand zu erwarten sein dürfte.459
Solche Einstellung innerhalb der Bevölkerung stützen
das z.T. undemokratische Verhalten besonders der Exekutive gegenüber der Legislative und
den Oppositionsparteien sowie die autoritären Tendenzen innerhalb der Regierungspartei. Ent-
wickelt sich die politische Elitenkultur nicht hin zu mehr demokratischen Werten, ist zumin-
dest mittelfristig keine Verbesserung der Einstellung der Bevölkerung hin zu mehr Wertschät-
zung der Demokratie abzusehen. Dies legt jedoch nahe, besonders im Hinblick auf die Bedeu-
tung der Jugend bei den zukünftigen Wahlen und deren zunehmend apolitische Einstellungen,
dass die Demokratie in Namibia einer starken Bedrohung entgegensieht. Gelingt es den Eliten
nicht, politische Ergebnisse vorzuweisen, ist abzusehen, dass sowohl die Zufriedenheit mit
dem Funktionieren des Staates mittelfristig sinken wird, als auch die Unterstützung der Demo-
kratie weiter abfällt. Dies wird auch die bisherige Stabilität des politischen Systems gefährden,
wobei ebenjene Starre auch als eine Ursache für die Probleme zu werten ist.
Auf den Philippinen, wo diese grundsätzliche Unterstützung der politischen Elite nicht vorhan-
den ist, ist folglich auch die Zufriedenheit mit der Arbeitsweise und den Leistungen nicht so
stark ausgeprägt und je nach Präsident und politischer Situation stärkeren Schwankungen un-
terworfen. Der Zusammenhang zwischen dieser und der allgemeinen Unterstützung der Demo-
kratie weckt jedoch die Hoffnung, dass, sollte sich die Zufriedenheit der Bevölkerung steigern,
sich ebenso die Zustimmungswerte zur Demokratie im Allgemeinen verbessern.
Trotz der Unterschiede, die allgemein zwischen Namibia und den Philippinen bestehen, ist
ihnen gemeinsam, dass ein Zusammenhang zwischen den spezifischen Eliten, ihrer Struktur
sowie ihrem Verhalten auf der einen Seite und den politischen Wertschätzungsmustern des
Volkes auf der anderen Seite besteht. Denn die mangelnde demokratische Elitenkultur in bei-
458 Vgl.: Keulder und Wiese 2005, S. 9 f., 26 f..
459 Vgl.: Melber 2009b.
5. Gegenüberstellung und Schlussfolgerung
Seite119
den Ländern hat – wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise - bereits die Einstellung der
Bevölkerung negativ beeinflusst bzw. nicht dazu geführt, dass sich diese verbessert. Nach den
großen Erwartungen, die durch das Ende der Marcos-Ära auf den Philippinen und das Ende des
Apartheidregimes in Namibia geweckt wurden, wäre es wünschenswert gewesen, wenn die
neuen Machthaber durch ihr positives Beispiel und demokratisches Verhalten die Wertschät-
zung für die Demokratie auch in der jeweiligen Bevölkerung gefördert und entwickelt hätten.
Jedoch haben die politischen Eliten in beiden Staaten dies bisher nicht nur versäumt, sondern
im Gegenteil Enttäuschung v.a. mit der Demokratie an sich hervorgerufen. Die Ergebnisse die-
ser Arbeit sind abschließend und vergleichend in Abbildung 13 zusammengefasst und bewer-
tet.460
460 Vgl.: Anhang Abbildung 13.
6. Fazit und Ausblick
Seite120
6 Fazit und Ausblick
Bei der Bewertung dieser Ergebnisse zu dem Einfluss der politischen Eliten auf die Demokra-
tie in diesen beiden Länder sollte immer berücksichtigt werden, dass eine abschließende Beur-
teilung der Demokratiequalität eines Staates natürlich nicht nur aufgrund der Analyse der
Struktur und des Verhaltens der politischen Elite vorgenommen werden kann, sondern eine
weitreichendere Betrachtung der gesamten gesellschaftlichen Strukturen voraussetzen würde.
Auch wäre eine komplette Anwendung des abgewandelten Modells der ‗embedded democracy‗
vonnöten, um eine endgültige, vollständige Beurteilung vorzunehmen. Dies konnte im Rahmen
dieser Arbeit jedoch nicht geleistet werden.
Auch konnten die hier im Fokus stehenden Mitglieder der politischen Elite als Abstraktum und
nicht bzw. nur in exemplarischen Einzelfällen als Personen betrachtet werden, was immer eine
Interpretation und Verallgemeinerung aus Verhaltensweisen Einzelner auf eine Gesamtheit
beinhaltet. Somit wäre an dieser Stelle eine Untersuchung zu den spezifischen Wertemustern
und Einstellungen der Führungspersonen vielversprechend, die z.B. anhand qualitativer Inter-
views gewonnen werden können. Solche können auch im Zusammenhang einer größer ange-
legten Netzwerkanalyse im Rahmen des Reputationsansatzes, wie bei den Mannheimer und
Potsdamer Elitenstudien, genutzt und erweitert werden. Auf diese Weise könnte man vor allem
ein genaueres Bild zur politischen Kultur der Eliten gewinnen sowie Verbindungen zu Mitglie-
dern anderer Teileliten feststellen. Besonders die Beziehungen zwischen den hier ermittelten
politischen Eliten zu solchen aus z.B. Wirtschaft und Militär, könnte die hier gewonnenen Ein-
sichten zu Kohäsion, Kooperation und somit Elitenintegration entscheidend ergänzen. Weiter-
hin würde dies die Möglichkeit eröffnen, weitere Problembereiche sichtbar zu machen, sollte
z.B. die neue politische Elite Namibias ihre Positionen zunehmend nutzen, um wirtschaftliche
Macht zu erlangen. Besonders hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung dieser beiden Staaten
bietet diese Analyse einige wichtige Anhaltspunkte, auf die bei Bewertungen und Empfehlun-
gen zurückgegriffen werden kann. Im Rahmen der Elitenforschung sollte an der Weiterent-
wicklung bestehender Modelle gearbeitet werden, die v.a. auch gesonderte Bewertungen ein-
zelner Teileliten ermöglichen, da besonders am Beispiel der Philippinen festgestellt wurde,
dass die Zuordnung zu bestimmten Elitenkonfigurationen oft problematisch war.
Anschließend an diese eher negativen Ergebnisse die politischen Eliten betreffend, stellt sich
die Frage, wie sich die Situation in beiden Ländern wahrscheinlich innerhalb der nächsten Jah-
re entwickeln wird und welche Möglichkeiten es gibt, die Demokratie zu festigen.
Auf den Philippinen gibt der Fortschritt in vielen Bereichen seit der Wahl Aquinos 2010 Hoff-
nung auf eine zukünftige positive Entwicklung des Landes. Es scheint, als würde Noynoy tat-
6. Fazit und Ausblick
Seite121
sächlich versuchen, einige seiner Wahlkampfversprechen in die Tat umzusetzen. Jedoch sollte
man sich trotzdem mit übermäßiger Euphorie zurückhalten. Einerseits besteht z.B. im Hinblick
auf den Schutz von Menschenrechten weiterhin eine Diskrepanz zwischen seinen Aussagen
und Handlungen461
, andererseits ist auch er Mitglied eines Familienclans und unterliegt vielen
Zwängen des gegebenen politischen Systems. Besonders letzteres so zu erneuern, dass es
grundlegende Verbesserungen enthält, ist aufgrund der begrenzten Amtszeit des Präsidenten
schwierig und wird durch Widerstände in anderen Institutionen verstärkt. So kann z.B. im Be-
reich der Korruptionskontrolle oder bei Maßnahmen zur Erhöhung der Transparenz mit erheb-
lichem Widerstand der Elite gerechnet werden, v.a. aus den Reihen der ehemaligen Präsidentin.
Besonders die von ihr durchgeführten personellen Besetzungen, z.B. von Richtern des Supre-
me Court, sind nicht zu unterschätzen, da sie weitreichende Reformen des neuen Präsidenten
oder anderer reformorientierter Personen verhindern können. So hat dieses Gericht erst im
März 2013 eine Anfrage abgelehnt, in deren Rahmen beantragt wurde, den Kongress dazu zu
zwingen ein Gesetz gegen politische Dynastien zu verabschieden, welches dieser durch jahre-
lange Inaktivität bisher verhinderte.462
Die Notwendigkeit, in den Philippinen ein stabiles Parteiensystem aufzubauen, das ein Gegen-
gewicht zu den politischen Familien darstellen könnte, scheitert einerseits an den durch die
Verfassung zu schwach gestalteten Möglichkeiten der Parteilisten, die die Inklusivität erhöhen
und das soziale Profil des HoR verbreitern sollten, andererseits am Reformunwillen der Elite.
Seit dem 12. Kongress wird versucht, dem ‘Medium-Term Philippine Development Plan‘, der
Parteireformen als eine der Hauptmaßnahmen bezeichnet um ‘good governance‘ zu erreichen,
entsprechende Gesetze zu erlassen. Insgesamt wurden elf Entwürfe eingereicht und diskutiert,
aber bisher kein Gesetzt verabschiedet.463
Auch wenn sich das Parteiensystem allmählich um
die vier großen Parteien zu stabilisieren scheint, so ist deren Institutionalisierung und gesell-
schaftliche Verankerung weiterhin zu schwach sowie der Einfluss der Familienclans zu
stark464
, um eine Stütze der Demokratie darzustellen.
Weiterhin zeigen die beiden bisher erfolgreichen EDSA-Bewegungen 1986 und 2001, dass
eine Veränderung der politischen Situation von unten zwar in dem Sinne erfolgreich sein kann,
dass einzelne Politiker und Cliquen aus dem Amt entfernt werden können, jedoch die dahinter-
stehenden, grundlegenden Probleme erhalten bleiben. Wie in dieser Arbeit aufgezeigt, ist dies
vor allem die Vereinnahmung des Staates durch die politischen Familien. Um an dieser Situa-
tion etwas zu verändern, ist es nötig, einen anderen Politikertypus als den der ‗Trapos‗ zu för-
461 Vgl.: Bertelsmann Stiftung 2012a, S. 12.
462 Vgl.: Meruenas 2013.
463 Vgl.: Encinas-Franco 2009, S. 46.
464 Vgl.: Bertelsmann Stiftung 2012a, S. 13 f..
6. Fazit und Ausblick
Seite122
dern. Aufgrund der momentanen Gegebenheiten, besonders was die Kosten für Wahlkämpfe
angeht, ist dies jedoch kaum möglich. Somit müssen zunächst Strukturen geschaffen werden,
die auf die Elitenkonfiguration Einfluss haben. Hierzu zählen die bereits viel diskutierten Vor-
schläge einer Änderung des Wahlrechts hin zum Verhältniswahlrecht, sowie des Wechsels vom
Präsidentialismus zum Parlamentarismus innerhalb der ‗Charter-Change‗- Reformdebatte.465
Einige Aspekte dieser Reformen erscheinen tatsächlich für die Philippinen passender zu sein
als das jetzige System, allerdings ist im Hinblick auf die Struktur der politischen Eliten v.a. der
Vorschlag, die bisher sechsjährige Amtszeit des Präsidenten auf vier Jahre zu verkürzen und
ihm im Gegenzug eine Wiederwahl zu ermöglichen, interessant. Dies würde einerseits die An-
reize zur guten Regierungsführung erhöhen und könnte die Eliten innerhalb der Exekutive sta-
bilisieren. Weiterhin hätte ein fortschrittsorientierter Politiker mehr Zeit, seine Vorhaben auch
umzusetzen und könnte diese Reformen durch eine Wiederwahl zusätzlich legitimieren. Wird
hingegen ein korrupter Politiker zum Präsident gewählt, hat man nach kürzerer Zeit die Mög-
lichkeit, ihn abzustrafen. Außerdem erscheint durch den möglichen längeren Zeitraum der Prä-
sidentschaft auch die Bildung längerfristiger Allianzen sinnvoll und erstrebenswerter für die
gesamte politische Elite und könnte zur Stabilisierung des Parteiensystems beitragen. Aller-
dings besteht hier die Gefahr, nur die bisherigen von Clans dominierten Großparteien zu för-
dern und die Gruppierungen der Parteilisten weiter zu marginalisieren, sollten sie nicht durch
eine andere Reform gestützt werden. Auch wenn so eine größere Stabilität und evtl. auch ver-
besserte Kooperation unter den Eliten erreicht würde, bedeutet das jedoch nicht, dass man da-
durch automatisch auch die soziale Struktur der politischen Elite ändern und somit ihre Reprä-
sentationsleistung verbessern würde. Dies kann nur geschehen, wenn die bestehenden Formen
der Patronage und Abhängigkeiten aufgebrochen werden. Das betrifft einerseits die der Legis-
lative vom Präsidenten, aber v.a. andererseits die der Wähler von den lokalen Familienclans.
Letztere lassen sich langfristig nicht durch ein Gesetz zum Verbot politischer Dynastien verän-
dern, sondern nur durch eine Emanzipation der Bevölkerung von ihren Patronen. Hierzu wäre
eine Verbesserung ihrer Situation v.a. in ökonomischer Hinsicht und im Bildungsbereich nötig.
Jedoch sind all diese Reformen abhängig von den bestehenden politischen Eliten, und es ist
nicht im Interesse der meisten ihrer Mitglieder, solche zu unterstützen. Auch fällt es in einem
Land wie den Philippinen schwer, diese zu einem demokratischeren Verhalten, insbesondere
was Transparenz und Rechenschaftspflicht betrifft, zu zwingen, da viele institutionelle Kont-
rollmechanismen systematisch ausgehebelt oder entscheidende Positionen mit Günstlingen
besetzt werden. Somit ist es eher eine persönliche Entscheidung jedes einzelnen Elitemitglieds,
465 Vgl.: Aceron 2009, S. 13 f.; Rüland 2003.
6. Fazit und Ausblick
Seite123
ob eine demokratische Elitenkultur befolgt wird oder nicht. Wenn sich langfristig etwas verän-
dern soll, muss eine Person zum Präsidenten gewählt werden, die ein solches demokratisches
Verhalten besitzt und dieses auch von den anderen Elitemitgliedern einfordert. Noynoy hat
noch bis 2016 Zeit, zu zeigen, ob er ein solches Staatsoberhaupt ist und seine Versprechen hal-
ten kann. Sollte dies nicht der Fall sein, ist besonders aufgrund der enormen Hoffnungen, die in
ihn gesetzt werden, zu erwarten, dass die Zustimmung der Filipinos zur Demokratie weiter
absinkt. Doch selbst wenn ihm das gelingt, ist nicht sicher, ob seine Linie von dem nächsten
Amtsinhaber fortgeführt wird. Aus diesem Grund erscheint es sinnvoll, dass sich Noynoy
schon früh einen Nachfolger aufbaut, der seine Ziele weiter verfolgt. Hier könnte man in einem
solchen Fall zwar Vorwürfe erheben, er würde einen Thronfolger installieren, jedoch erscheint
diese Variante, solange sie relativ offen und transparent geschieht und durch freie und faire
Wahlen legitimiert wird, aus heutiger Perspektive für die Demokratie auf den Philippinen die
aussichtsreichste Alternative zu sein.
Anders als auf den Philippinen, ist in Namibia mittelfristig kein Veränderungsdruck von Seiten
der Bevölkerung auf die Eliten abzusehen. Wahrscheinlicher scheint es, v.a. seit die SWAPO
den Nachfolger Pohambas ohne größere offen zutage getretene innerelitäre Konflikte bestimmt
hat, dass sich bis zu den kommenden Wahlen 2014 wenig verändert. Ebenfalls sicher kann der
erneute Sieg der Regierungspartei mit über 50% der Stimmen angenommen werden. Denn we-
der hat sich eine neue Partei gebildet, die eine Konkurrenz darstellen könnte, noch kann davon
ausgegangen werden, dass die Oppositionsparteien ihre Stimmanteile erheblich verbessern
werden. Eher könnte die Tatsache, dass mit Hage Geingob ein Mitglied der Damara und somit
zum ersten Mal kein Owambo den SWAPO-Präsidentschaftskandidaten stellt, dazu führen,
dass die Regierungspartei auch Stimmen von Wählern erhält, die ansonsten eine ihren Stamm
repräsentierende Oppositionspartei gewählt haben. Auch ist kein nennenswerter Einbruch des
Stimmanteils vonseiten der Mehrheitsethnie zu erwarten, da viele Mitglieder von dieser mit der
SWAPO schon seit den Tagen des Befreiungskampfes loyal verbunden sind. Wäre es so ein-
fach, diese Beziehung aufzubrechen, hätte dies schon der RDP bei den letzten Wahlen gelingen
können.
Geingob selbst stellt ein Zeichen der Kontinuität der ehemaligen Befreiungsbewegung dar, da
er von den meisten seiner biographischen Merkmalen her genau mit denen der anderen Mit-
glieder übereinstimmt. Von Interesse ist allerdings, mit welchen Personen der neue Präsident
sein Kabinett besetzt. Übernimmt er die meisten Mitglieder der alten Regierung, wie es bisher
üblich war, bleibt der namibische Staat weiterhin in der Hand der ‚alten Männer‗ einer ehema-
ligen Befreiungsbewegung und es wäre zweifelhaft, dass diese den Problemen einer sich ver-
ändernden Gesellschaft gerecht werden. Besetzt er jedoch Ämter durch Mitglieder anderer
6. Fazit und Ausblick
Seite124
Stämme und evtl. sogar durch mehr weiße Namibier, ist es möglich, dass sich diese vorher z.T.
ausgeschlossenen Segmente der Bevölkerung wieder mehr dem Staat zuwenden und ihn unter-
stützen und sich so die Repräsentationsleistung der SWAPO erhöht. Andererseits könnte auch
eine Entfremdung radikalerer Fraktionen innerhalb des Volkes, aber v.a. der Regierungspartei,
die Folge sein. Kommt er diesen, insbesondere der in der letzten Zeit innerparteilich etwas zu-
rückgedrängten SPYL, entgegen, könnten eine leichte Radikalisierung und Rückschritte beim
Versöhnungsprozess die Folge sein. Kazenambo Kazenambo, der trotz oder wegen seiner Äu-
ßerungen gegen weiße Namibier in vielen Schichten der jungen Bevölkerung Anhänger besitzt,
ist ein gutes Beispiel für diese Einstellungsmuster.
Abgesehen von den ethnischen Merkmalen der zukünftigen Minister wäre für eine Verbesse-
rung der Elitenstruktur Namibias insgesamt wünschenswert, wenn ein Teil der Posten mit jun-
gen, aufstrebenden Personen besetzt würde, die nicht schon im Befreiungskampf mitgewirkt
haben, sondern sich stattdessen mit den neuen Problemen des Landes befassen können und
wollen, und die größtenteils innerhalb eines demokratischen Systems aufgewachsen und sozia-
lisiert worden sind. Denn auch wenn die Demokratie Namibias einige ernstzunehmende Män-
gel aufweist, so kann man trotzdem hoffen, dass ambitionierte junge Politiker nicht die alten,
zu Zeiten des Befreiungskampfes üblichen, Rekrutierungswege und Autoritätsstrukturen in der
Partei blind akzeptieren, sondern andere Legitimationsquellen einfordern. Durch solche wäre
es v.a. auch möglich, dass nicht vornehmlich gestandene Parteikader Führungspositionen über-
nehmen, sondern das Leistungsprinzip für die Selektion entscheidend wird. Nur so könnten
sich langsam Funktionseliten etablieren. Dazu ist es weiterhin erforderlich, dass Geingob vom
Mittel der Ämterrotation zu Kontrollzwecken seiner eigenen Minister weitgehend absehen
würde, damit diese sich auch im Sinne der Professionalisierung innerhalb ihres Ministeriums
festigen können. Ohne die ständige Sorge um den Erhalt der Machtposition könnte sich auch
ein größeres Selbstbewusstsein der Minister entwickeln, was zu einer größeren Meinungsviel-
falt innerhalb der Partei beitragen könnte. Nur auf diese Art kann das politische System die
Leistungen erbringen, die die Bevölkerung immer stärker einfordert. Sollte dies nicht gesche-
hen, stellt sich die Frage, wie lang die eigentlich größtenteils sehr loyale Bevölkerung eine
stagnierende Demokratie noch trägt und unterstützt.
Für Namibia erscheint es insgesamt erstrebenswert, im politischen Bereich inklusiver zu wer-
den. Dies betrifft in erster Linie die Oppositionsparteien, die ihre eigenen Strukturen und An-
gebote so stärken und weiterentwickeln müssen, dass sie eine ernstzunehmende Alternative zur
SWAPO darstellen. Hierzu wäre besonders eine stärkere Ausrichtung auf Themen und weniger
auf Ethnien wünschenswert. 2011 begannen die Bestrebungen, ein ‗Electoral Law Reform Pro-
ject‗ zu initiieren. Dieser Prozess, der auch Vorschläge der politischen Parteien, NGOs sowie
6. Fazit und Ausblick
Seite125
der Zivilgesellschaft miteinschließen sollte, hat zum Ziel, den ‗Electoral Act‗ von 1992 zu re-
formieren.466
Somit besteht die Hoffnung, dass auch Oppositionsparteien durch ihre Vorschlä-
ge Verbesserungen für sich erzielen können.
Da jedoch in den kommenden Jahren keine Abnahme der Dominanz der Regierungspartei zu
erwarten ist, richtet sich diese Forderung nach mehr Inklusivität v.a. an die SWAPO. Abgese-
hen von der Bekämpfung der sich verschlimmernden Korruption sowie der Verbesserung der
innerparteilichen Demokratie, stellt die Öffnung hin zur weißen Minderheit, doch v.a. zur auf-
strebenden schwarzen Mittelschicht sowie der zunehmend apolitischen Jugend, zukünftig die
wichtigste Aufgabe dieser Partei dar. Besonders letztere müssen von den politischen Eliten
allein aufgrund ihres hohen Anteils an der Bevölkerung integriert werden. Sollte die Jugend
von der älteren Generation nicht die Legitimationsfunktion der Regierungspartei bei Wahlen
übernehmen, stellt sich die Frage, wie die momentanen Eliten und ihre politischen Konkurren-
ten mit dieser Situation umgehen werden. Ignorieren sie eine solche Entwicklung, birgt dies die
Gefahr einer zunehmend unzufriedenen, jedoch nicht repräsentierten Gruppe, die nicht nur das
bloße Funktionieren des Staates, sondern auch die Demokratie gefährdet.
Die politischen Eliten in beiden hier betrachteten Staaten müssen akzeptieren, dass es nicht
Priorität sein kann, ihre sozial abgeschottete Elitenkonfiguration zu erhalten, sondern dass die
Demokratie an sich den wichtigsten zu schützenden Wert darstellt – auch um den Preis der
Aufgabe der eigenen Dominanz.
466 Vgl.: Institute for Public Policy Research (IPPR) 2012.
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The Presidential Museum and Library: Gloria Macapagal-Arroyo - Biography. Philippine Pres-
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prüft am 26.02.2013.
Anhang - Abbildungen
Seite 147
Anhänge
Abbildung 1: Modell der ‘Embedded democracy‘
I. Vertikale Dimension der Herrschaftslegitimation und -kontrolle
A. Wahlregime
1. Aktives Wahlrecht
2. Passives Wahlrecht
3. Freie und faire Wahlen
4. Gewählte Mandatsträger
B. Rechte politischer Organisation und Kommunikation (öffentliche Arena)
5. Meinungs-, Presse- und Informationsfreiheit
6. Assoziationsfreiheit
II. Dimension der Agendakontrolle
C. Gewählte Machtträger mit realer Gestaltungsmacht
7. Effektive Regierungsgewalt
III. Dimension des liberalen Rechts- und Verfassungsstaates D. Horizontale Verantwortlichkeit
8. horizontale Verantwortlichkeit (Gewaltenteilung)
E. Bürgerliche Freiheitsrechte
9. Individuelle Schutzrechte gegen staatliche und private Akteure
10. Recht auf (gleichen) Zugang zum Recht und Gleichbehandlung
vor dem Gesetz
Quelle: Croissant und Thiery 2000/2001, S. 22.
Abbildung 2: Modell der Doppelten Elitenintegration
Elitenintegration
Hoch Niedrig
Repräsentation
Hoch Etabliert-demokratische
Elite
Pluralistische Elite
Niedrig Machtelite Desintegrierte Elite
Quelle: Hoffmann-Lange 1992, S. 37.
Anhang - Abbildungen
Seite 148
Abbildung 3: Modell der Elitenzirkulation
Scope
Wide & Deep Narrow & Shallow
Mode
Gradual &Peaceful Classic Circulation Reproduction
Circulation
Sudden & Coerced Replacement
Circulation
Quasi-Replacement
Circulation
Quelle: Higley und Lengyyel 2000, S. 5.
Abbildung 4: Modell zur Untersuchung der Auswirkungen von Eliten auf Demokratie
I. Vertikale Dimension der Herrschaftslegitimation und –kontrolle
A. Wahlregime
1. Freie, faire Wahlen mit aktivem und passivem Wahlrecht
B. Elite-Volk
2. Repräsentation
3. Kontrollierbarkeit
C. Gewählte Machtträger mit realer Gestaltungsmacht
II. Dimension des liberalen Rechts- und Verfassungsstaates
C. Horizontale Verantwortlichkeit
5. horizontale Verantwortlichkeit (Gewaltenteilung)
III. Dimension des liberalen Rechts- und Verfassungsstaates
D. Bürgerliche Freiheitsrechte
6. Individuelle Schutzrechte gegen staatliche und private Akteure
7. Recht auf (gleichen) Zugang zum Recht und Gleichbehandlung
vor dem Gesetz
E. Rechte politischer Organisation und Kommunikation (öffentliche Arena)
8. Meinungs-, Presse- und Informationsfreiheit
9. Assoziationsfreiheit
Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an: Croissant und Thiery 2000/2001, S. 22.
Anhang - Abbildungen
Seite 149
Abbildung 5: Untersuchungsebenen zu den Exekutiveliten
Quelle: Fettelschoß 2009, S.80.
Abbildung 6: Wahlergebnisse von 1989-1999 für die größeren Parteien
Quelle: Melber 2007, S. 65.
Anhang - Abbildungen
Seite 150
Abbildung 7: Corruption Perception Index von Transparency International, Namibia
Jahr Rang (Anzahl teilnehmender
Staaten)
Wert Präsident
1998 467
29 (85) 5,3 Nujoma
2004 468
54 (146) 4,1 Nujoma
2009 469
56 (180) 4,5 Pohamba
2011 470
57 (183) 4,4 Pohamba
Quelle: Eigene Zusammenfassung.
Abbildung 8: Wahrnehmung von Korruption in verschiedenen Regierungsbereichen,
Namibia
Präsident und dessen
Büro
NA Regierung
(-sbeamte)
Government officials
Keiner 29 % 20 % 8 %
Manche 38 % 46 % 38 %
Die Meisten 11 % 15 % 37 %
Alle 5 % 4 % 12 %
Weiß nicht 18 % 15 % 5 %
Quelle: Eigene Darstellung nach Afrobarometer 2008, S. 26, 28.
467 Vgl.: Transparency International 1998.
468 Vgl.: Transparency International 2004.
469 Vgl.: Transparency International 2009.
470 Vgl.: Transparency International 2011.
Anhang - Abbildungen
Seite 151
Abbildung 9: Corruption Perception Index von Transparency International, Philippinen
Jahr Rang (Anzahl teil-
nehmender Staaten)
Wert Präsident
1997 471
40 (52) 3,05 Ramos
2000472
69 (90) 2,8 Estrada
2004 473
102 (146) 2,6 GMA
2009 474
139 (180) 2,4 GMA
2011 475
129 (183) 2,6 B. Aquino
Quelle: Eigene Zusammenfassung.
Abbildung 10: Zusammenfassung: Unterstützung für Demokratie in Namibia
Quelle: Afrobarometer 2009, S. 4.
471 Vgl.: Transparency International 1997.
472 Vgl.: Transparency International 2000.
473 Vgl.: Transparency International 2004.
474 Vgl.: Transparency International 2009.
475 Vgl.: Transparency International 2011.
Anhang - Abbildungen
Seite 152
Abbildung 11: Zusammenfassung: Zufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie
in Namibia
Quelle: Afrobarometer 2009, S. 9.
Abbildung 12: Zusammenfassung: Unterstützung für Demokratie und Zufriedenheit mit
dem Funktionieren der Demokratie in den Philippinen
Quelle: Social Weather Stations Philippines 2010.
Anhang - Abbildungen
Seite 153
Abbildung 13: Auswirkungen der Elitenstruktur und des Elitenverhaltens auf bestimmte
Ebenen der Demokratie in Namibia und auf den Philippinen
Ebene Bestandteile Namibia Philippinen
Repräsentation
Zirkulation Exekutive
Starr, personell; ‗Re-
production Circulation‗
(--)
Flexibel, personell; ‗Qua-
si-Replacement Circula-
tion‗ (-)
Zirkulation Legislative
Starr, personell; ‗Re-
production Circulation‗
(--)
Flexibel, personell; z.T.
‗Reproduction Circula-
tion‗ (-)
Rekrutierung Exekutive
Eingeschränkter Eli-
tenzugang (Präsident,
Partei): geprägt v.a.
von über mehrere Ka-
binette hinweg langfris-
tig stabilen, persönli-
chen Bekanntschaften;
keine Leistungsorien-
tierung (--)
Eingeschränkter Eliten-
zugang (Präsident, CoA):
geprägt v.a. von familiä-
ren/persönlichen Be-
kanntschaften und politi-
schen Allianzen v.a. der
Familienclans; geringe
Leistungsorientierung (-)
Rekrutierung Legislative
Eingeschränkter Eli-
tenzugang: Parteilisten;
ähnlich Kabinett (--)
Eingeschränkter Eliten-
zugang: gesellschaftliche
Barrieren, Familienclans,
Vermögen, Patron-
Klient-Beziehungen;
keine Leistungsorientie-
rung (--)
Kohäsion politische Elite Hoch Niedrig
Demokratische Mittel der
Elitenkooperation
- --
Repräsentationsleistung Niedrig Niedrig
Doppelte Elitenintegrati-
on
Machtelite (--) Desintegrierte Elite im
weiteren Sinne (--)
Gesamtbewertung -- --
Wahlregime
Verfassung: aktiv, passiv ++ ++
Praxis: aktiv, passiv + 0
Frei + -
Fair - --
Gesamtbewertung + -
Kontrollierbarkeit
Exekutiv - legislativ-
Beziehung: Praxis - -
Korruption - --
Transparenz - -
Rechenschaftspflicht - --
Gesamtbewertung - -/--
Gesamtbewertung
Demokratische
Eliten
Nein
-
Nein
--
Quelle: Eigene Darstellung basierend auf eigener Bewertung von -- bis ++; 0 = neutral
Tabelle 1: Exekutivelite Namibia
Kabinett I (Nujoma, 1990-1995)
Kabinett II (Nujoma, 1995-2000)
Kabinett III (Nujoma, 2000-2005)
Kabinett IV (Pohamba, 2005-2010)
Kabinett V (Pohamba, 2010-)
Seite 154
Tabelle 1: Exekutivelite Namibia
President Sam NUJOMA Sam NUJOMA Sam NUJOMA
Hifikepunye POHAMBA
Hifikepunye POHAMBA
Prime Minister Hage GEINGOB Hage GEINGOB
Hage GEINGOB; Theo-Ben GURIRAB (2002)
Nahas ANGULA Nahas ANGULA; Hage GEINGOB (2012-)
Min. of Agriculture, Water, & Rural Development/Min. of Agriculture, Water, & Forestry (2005-)
Gerd HANEKOM; An-ton VON WIETERSHEIM (1992-1993); Nangolo MBUMBA (1993)
Nangolo MBUMBA; Helmut ANGULA (1996)
Helmut ANGULA Nickey IYAMBO; John MUTORWA (2008)
John MUTORWA
Min. of Basic Education, Sport, & Culture (1995-2005)
/ Johannes MUTORWA Johannes MUTORWA / /
Min. of Defense Peter MWESHIHANGE
Philemon MALIMA; Erkki NGHMTINA (1997)
Erkki NGHMTINA Charles NAMOLOH, Maj. Gen.
Charles NAMOLOH, Maj. Gen.; Nahas ANGULA (2012-)
Min. of Education (1990-1995; 2005-)
Nahas ANGULA / / Nangolo MBUMBA Abraham IYAMBO
Min. of Environment & Tourism Niko BESSINGER
Gerd HANEKOM; Phi-lemon MALIMA (1997)
Philemon MALIMA Willem KONJORE; Netumbo NANDI-NDAITWAH (2008)
Netumbo NANDI-NDAITWAH; Uahekua HERUNGA (2012-)
Min. of Finance Otto HERRIGEL; Gerd HANEKOM (1992)
Helmut ANGULA; Nangolo MBUMBA (1996)
Nangolo MBUMBA; Saara KUUGONGELWA-AMADHILA (2003)
Saara KUUGONGELWA-AMADHILA
Saara KUUGONGELWA-AMADHILA
Min. of Fisheries & Marine Resources
(1990-1991 part of min. of agriculture) Helmut ANGULA
Hifikepunye POHAMBA; Abraham IYAMBO (1997)
Abraham IYAMBO Abraham IYAMBO Bernd ESAU
Tabelle 1: Exekutivelite Namibia
Kabinett I (Nujoma, 1990-1995)
Kabinett II (Nujoma, 1995-2000)
Kabinett III (Nujoma, 2000-2005)
Kabinett IV (Pohamba, 2005-2010)
Kabinett V (Pohamba, 2010-)
Seite 155
Min. of Foreign Affairs, Information, & Broadcasting/ Min. of Foreign Affairs (2005-)
Theo-Ben GURIRAB Theo-Ben GURIRAB
Theo-Ben GURIRAB; Hidipo HAMUTENYA (2003-2004); Marco HAUSIKU (2004)
Marco HAUSIKU Utoni NUJOMA; Netumbo NANDI-NDAITWAH (2012-)
Min. of Women Affairs & Child Welfare (2000-2005)/ Min. of Gender Equality & Child Welfare (2005) /
Netumbo NDAITWAH (Ministerial status as Director General of Women Affairs in the Office of the Presi-dent since 1996-(-2000) )
Netumbo NDAITWAH Marlene MUNGUNDA Doreen SIOKA; Rosalia NGHIDINWA (2012-)
Min. of Health & Social Services
Nickey IYAMBO Nickey IYAMBO; Libertine AMATHILA
Libertine AMATHILA Richard KAMWI Richard KAMWI
Min. of Higher Education, Training, & Employment Creation (1995-2005)
/ Nahas ANGULA Nahas ANGULA / /
Min. of Home Affairs/Min. of Home Affairs & Immigration (2005-)
Hifikepunye POHAMBA Sam NUJOMA; Jerry EKANDJO (1995)
Jerry EKANDJO Rosalia NGHIDINWA Rosalia NGHIDINWA; Pendukeni IIVULA-ITHANA (2012-)
Min. of Information & Broadcasting/Min. of Information and Communi-cation Technology (2008-)
Hidipo HAMUTENYA; Ben AMATHILA (1993)
Ben AMATHILA Nangolo MBUMBA (2003)
Netumbo NANDI-NDAITWAH; Joel KAAPANDA (2008)
Joel KAAPANDA
Min. of Justice Ngarikutuke TJIRIANGE
Ngarikutuke TJIRIANGE
Ngarikutuke TJIRIANGE; Albert KAWANA (2003)
Pendukeni IIVULA-ITHANA
Pendukeni IIVULA-ITHANA; Utoni NU-JOMA (2012-)
Tabelle 1: Exekutivelite Namibia
Kabinett I (Nujoma, 1990-1995)
Kabinett II (Nujoma, 1995-2000)
Kabinett III (Nujoma, 2000-2005)
Kabinett IV (Pohamba, 2005-2010)
Kabinett V (Pohamba, 2010-)
Seite 156
Min. of Labour/ Min. of Labour & Social Welfare (2005-) Hendrik WITBOOI (jr?)
Moses GAROЁB; John SHAETONHODI (Act-ing) (1997); Andimba TOIVO YA TOIVO(1999)
Andimba TOIVO YA TOIVO; Marco HAUSIKU (2003-2005); Marlene MUNGUNDA (2005)
Alpheus NARUSEB; Immanuel NGATJIZEKO (2008)
Immanuel NGATJIZEKO; Doreen SIOKA (2012)
Min. of Lands, Resettlement, & Rehabilita-tion/Min. of Lands, Resettlement (2005-)
Marco HAUSIKU; Ri-chard KAPELWA-KABAJANI (1992)
Richard KAPELWA-KABAJANI; Pendukeni ITHANA (1996)
Hifikepunye POHAMBA (2001)
Jerry EKANDJO; Alpheus NARUSEB (2008)
Alpheus NARUSEB
Min. of Mines & Energy Andimba TOIVO YA TOIVO
Andimba TOIVO YA TOIVO; Jessaya NYAMU (1999)
Jesaya NYAMU; Nickey IYAMBO (2003)
Erkki NGHMTINA Isak KATALI
Min. of Presidential Affairs (2005-)
/ / / Albert KAWANA Albert KAWANA
Min. of Prisons & Correctional Services (1995-2005)
/ Marco HAUSIKU Marco HAUSIKU; Andimba TOIVO YA TOIVO (2003)
/ /
Min. of Regional, Local Govt., & Housing/Min. of Regional & Local Govt., Housing & Rural Development (2005-)
Libertine AMATHILA Libertine AMATHILA; Nickey IYAMBO (1996)
Nickey IYAMBO; Joel KAAPANDA (2002)
John PANDENI; Jerry EKANDJO (2008)
Jerry EKANDJO; Charles NAMOLOH, Maj. Gen. (2012)
Min. of Safety & Security (2005-) / / /
Peter TSHEEHAMA; Nickey IYAMBO (2008)
Nangolo MBUMBA; Immanuel NGATJIZEKO (2012)
Min. of Trade & Industry Ben AMATHILA; Hidipo HAMUTENYA (1993)
Hidipo HAMUTENYA Hidipo HAMUTENYA; Jesaya NYAMU (2003)
Immanuel NGATJIZEKO; Hage GEINGOB (2008)
Hage GEINGOB; Calle SCHLETTWEIN (2012)
Tabelle 1: Exekutivelite Namibia
Kabinett I (Nujoma, 1990-1995)
Kabinett II (Nujoma, 1995-2000)
Kabinett III (Nujoma, 2000-2005)
Kabinett IV (Pohamba, 2005-2010)
Kabinett V (Pohamba, 2010-)
Seite 157
Min. of Veterans Affairs (2006-)
/ / / NgarikutukeTJIRIANGE (2006)
Nickey IYAMBO
Min. of Works, Transport, & Communications/Min. of Works & Transport (2008-)
Richard KAPELWA-KABAJANI; Marco HAUSIKU (1992)
Oskar PLICHTA Moses AMWEELO Joel KAAPANDA; Helmut ANGULA (2008)
Errki NGHMTINA
Min. of Youth & National Service, Sport, & Culture
(1990-1991 part of min. of education) Pendukeni ITHANA
Pendukeni ITHANA; Richard KAPELWA-KABAJANI (1996)
John MUTORWA; Wil-lem KONJORE (2008)
Kazenambo KAZENAMBO; Jerry EKANDJO (2012-)
Dir Gen., National Planning Commission Zed NGAVIRUE
(SWANU) Saara KUUGONGELWA
Saara KUUGONGELWA; Im-manuel NGATJIZEKO (2003)
Helmut ANGULA; Pe-ter KATJAVIVI (2008)
Tom ALWEENDO
Special Advisor on Economics / /
Gert HANEKOM; Godfrey GAOSEB (2003)
/ /
Special Advisor on Political Matters
/ / Kanana HISHOONO / /
Special Advisor on Security Peter TSHEEHAMA (1994-1999)
Peter TSHEEHAMA (1994-1999)
Peter TSHEEHAMA / /
Minister without Portfolio
Hifikepunye POHAMBA (1998)
NgarikutukeTJIRIANGE (2003)
NgarikutukeTJIRIANGE (2005/2006)
Portfolios (Ministerien) 22 26 27 26 25
Positionen 29 39 40 37 37
(Verschiedene) Personen 24 29 30 27 27
Tabelle 1: Exekutivelite Namibia
Kabinett I (Nujoma, 1990-1995)
Kabinett II (Nujoma, 1995-2000)
Kabinett III (Nujoma, 2000-2005)
Kabinett IV (Pohamba, 2005-2010)
Kabinett V (Pohamba, 2010-)
Seite 158
Mehr als 1 Position während Kabinett
5 (Hanekom, Hamutenya, Hausiku, B. Amathila, Kapelwa-Kabajani: 2 Positionen)
10 (Nujoma, Mbumba, H. Angula, Malima, Pohamba, N. Iyambo, L. Amathila, Toivo ya Toivo, Kapelwa-Kabajani, Iivula-Ithana: 2 Positionen)
8 (Gurirab, Mbumba, Kuungelwa-Amadhila, Hamutenya, Tjiriange, Toivo ya Toivo, Nyamu, N. Iyambo: 2 Positionen); +1 (Hausiku: 3 Positionen)
10 (N. Iyambo, Mutorwa, Nandi-Ndaitwah, Konjore, Kaapanda, Naruseb, Ngatjizeko, Ekandjo, H. Angula: 2 Positionen)
10 (N. Angula, Geingob, Namaoloh, Nandi-Ndaitwah, U. Nujoma, Sioka, Nghidinwa, Iivula-Ithana, Ngatjizeko, Ekandjo: 2 Positionen)
Ausgeschieden/Tod… während Kabinett
2 (Wietersheim, Herrigel)
3 (Hanekom, Garoëb, Shaetonhodi)
3 (Geingob, Hamutenya, Hanekom)
2 (Pandeni, Tsheehama)
2 (Kazenambo; Mbumba)
Portfolios gesamt 126
Positionen gesamt 182
Personen gesamt (verschiedene innerhalb aller Kabinette)
57
Portfolios/Regierung 25,2
Positionen/Regierung 36,4
Personen (verschiedene)/Regierung
11,4
Portfolios/Personen (verschiedene)
2,21
Positionen/Personen (verschiedene)
3,19
Positionen/Portfolio 1,44
Tabelle 2: Kernelite Namibia
Kabinett I (Nujoma, 1990-1995)
Kabinett II (Nujoma, 1995-2000)
Kabinett III (Nujoma, 2000-2005)
Kabinett IV (Pohamba, 2005-2010)
Kabinett V (Pohamba, 2010-)
Seite 159
Tabelle 2: Kernelite Namibia
1. Amathila, Ben Min. of Trade and In-dustry (1990-93); Min. of Information and Broadcasting (1993-95)
Min. of Information and Broadcasting (1995-00)
Swapo Chief Whip in National Assembly (2000-2007)
Swapo Chief Whip in National Assembly (2000-2007)
2. Amathila, Libertine Min. of Regional and Local Government and Housing (1990-96)
Min. of Regional and Local Government and Housing (1990-96); Min. of Health and Social Services (1996-00)
Min. of Health and Social Services
3. Angula, Helmut Min. of Fisheries and Marine Resources (1991-95)
Min. of Finance (1995-96); Min. of Regional and Local Government and Housing (1990-96);; Min. of Agricul-ture, Water and Rural Development (1996-00)
Min. of Agriculture, Water and Rural De-velopment
Director-General of the National Planning Commission; Min. Works & Transport (2008)
4. Angula, Nahas Min. of Education, Cul-ture, Youth and Sport (1990-91); Min. of Education and Culture (1992-1995)
Min. of Higher Educa-tion, Vocational Train-ing, Science and Technology
Min. of Higher Educa-tion, Training and Em-ployment Creation
Prime Minister Prime Minister; Min. of Defense (2012-)
5. Ekandjo, Jerry Min. of Home Affairs (1995-00)
Min. of Home Affairs Min. of Lands and Re-settlement; Min. of Regional & Local Govt. & Housing & Rural De-velopment (2008-10)
Min. of Regional & Local Govt. & Housing & Rural Development; Min. of Youth & Na-tional Service, Sport &
Tabelle 2: Kernelite Namibia
Kabinett I (Nujoma, 1990-1995)
Kabinett II (Nujoma, 1995-2000)
Kabinett III (Nujoma, 2000-2005)
Kabinett IV (Pohamba, 2005-2010)
Kabinett V (Pohamba, 2010-)
Seite 160
Culture (2012)
6. Geingob, Hage Prime Minister Prime Minister Prime Minister (1990-2002)
Min. of Trade & Indus-try (2008-10); Swapo Chief Whip in National Assembly (2007-2008); Swapo Vice President (2007-)
Min. of Trade & Indus-try; Prime Min. (2012-); Swapo Vice President (2007-)
7. Gurirab, Theo-Ben Min. of Foreign Affairs Min. of Foreign Affairs Min. of Foreign Affairs (2000-2002); Prime Minister (2002-05)
8. Hamutenya, Hidipo Min. of Information and Broadcasting (1990-93); Min. of Trade and Industry (1993-95)
Min. of Trade and In-dustry
Min. of Trade and In-dustry (2000-02); Min. of Foreign Affairs (2002-04)
9. Hanekom, Gerd Min. of Agriculture, Water, & Rural Devel-opment (1990-92); Min. of Finance (1992-95)
Min. of Environment & Tourism (1995-97)
Special Advisor on Economics (2000-03)
10. Hausiku, Marco Min. of Lands, Reset-tlement and Rehabili-tation (1990-92); Min. of Works, Transport and Communication (1992-95)
Min. of Prisons and Correctional Services
Min. of Prisons and Correctional Services (2000-02); Min. of La-bour (2002-2004); Min. of Foreign Affairs (2004-05)
Min. of Foreign Affairs
Tabelle 2: Kernelite Namibia
Kabinett I (Nujoma, 1990-1995)
Kabinett II (Nujoma, 1995-2000)
Kabinett III (Nujoma, 2000-2005)
Kabinett IV (Pohamba, 2005-2010)
Kabinett V (Pohamba, 2010-)
Seite 161
11. (Iivula-) Ithana, Pendukeni
Min. of Youth and Sport (1991)
Min. of Youth and Sport (1995-96); Min. of Lands, Resettlement and Rehabilitation (1996-00)
Attorney General (2001-05)
Min. of Justice; Attor-ney General; SWAPO Secretary General (2007-2012)
Min. of Justice; Min. of Home Affairs and Im-migration (2012-); SWAPO Secretary General (2007-2012)
12. Iyambo, Abraham Min. of Fisheries and Marine Resources (1997-00)
Min. of Fisheries and Marine Resources
Min. of Fisheries and Marine Resources
Min. of Education
13. Iyambo, Nickey Min. of Health and Social Services
Min. of Health and Social Services (1995-96); Min. of Regional and Local Government and Housing (1996-00)
Min. of Regional and Local Government and Housing (2000-02); Min. of Mines and En-ergy (2002-2005)
Min. of Agriculture, Water, & Forestry; Min. of Safety and Se-curity (2008-10)
Min. of Veterans Affairs
14. Kaapanda, Joel Min. of Regional and Local Government and Housing (2002-05)
Min. of Works, Trans-port and Communica-tion; Min. of Informa-tion and Communica-tion Technology (2008-10)
Min. of Information and Communication Technology
15. Kamwi, Richard Min. of Health and Social Services
Min. of Health and Social Services
16. Kapelwa-Kabajani, Richard
Min. of Works, Trans-port, & Communica-tions (1990-92); Min. of Lands, Resettle-ment, & Rehabilitation (1992-95)
Min. of Lands, Reset-tlement, & Rehabilita-tion (1995-96); Min. of Youth & National Service, Sport, & Culture (1996-00)
Tabelle 2: Kernelite Namibia
Kabinett I (Nujoma, 1990-1995)
Kabinett II (Nujoma, 1995-2000)
Kabinett III (Nujoma, 2000-2005)
Kabinett IV (Pohamba, 2005-2010)
Kabinett V (Pohamba, 2010-)
Seite 162
17. Kawana, Albert Min. of Justice (2003-05)
Min. for Presidential Affairs
Min. for Presidential Affairs
18. Konjore, Willem Min. Environment & Tourism; Min. of Youth & National Service, Sport & Culture (2008-10)
19. Kuugongelwa-Amadhila, Saara
Director General of the National Planning Commission (1995-03)
Min. of Finance Min. of Finance Min. of Finance
20. Malima, Philemon Min. of Defense (1995-97); Min. of Environ-ment & Tourism (1997-00)
Min. of Environment & Tourism
21. Mbumba, Nangolo Min. of Agriculture, Water and Rural De-velopment (1993-95)
Min. of Agriculture, Water and Rural De-velopment (1995-96); Min. of Finance (1996-00)
Min. of Finance (2000-03); Min. of Informa-tion and Broadcasting (2003-05)
Min. of Education Min. of Safety & Secu-rity (2010-2012); SWAPO Secreatary General (2012-)
22. Mungunda, Marle-ne
Min. of Labour (2004-05)
Min. of Gender Equal-ity and Child Welfare
23. Mutorwa, Johannes Min. of Basic Educa-tion, Sport, & Culture
Min. of Basic Educa-tion, Sport, & Culture
Min. of Youth, National Service, Sport and Cul-ture; Min. of Agricul-ture, Water, & Forestry (2008-10)
Min. of Agriculture, Water, & Forestry
Tabelle 2: Kernelite Namibia
Kabinett I (Nujoma, 1990-1995)
Kabinett II (Nujoma, 1995-2000)
Kabinett III (Nujoma, 2000-2005)
Kabinett IV (Pohamba, 2005-2010)
Kabinett V (Pohamba, 2010-)
Seite 163
24. Namoloh, Charles Min. of Defense Min. of Defense; Min. of Regional & Local Govt., Housing & Rural Development (2012-)
25. (!)Naruseb, Alpheus Min. of Labour and Social Welfare; Min. of Lands & Resettlement (2008-10)
Min. of Lands & Resettlement
26. Nandi-Ndaitwah, Netumbo
Ministerial status as Director General of Women Affairs in the Office of the President since 1996-(-2000)
Min. of Gender Equal-ity and Child Welfare
Min. of Information & Broadcasting; Min. of Environment & Tourism (2008-10)
Min. of Environment & Tourism; Min. of Foreign Affairs (2012-)
27. Ngatjizeko, Immanuel
Dir Gen., National Planning Commission (2003-05)
Min. of Trade and In-dustry; Min. of Labour & Social Welfare (2008-10)
Min. of Labour & Social Welfare; Min. of Safety and Security (2012-)
28. Nghimtina, Erkki Min. of Defense (1997-00)
Min. of Defense Min. of Mines & Energy
29. Nghidinwa, Rosalia Min. of Home Affairs and Immigration
Min. of Home Affairs and Immigration; Min. of Gender Equality and Child Welfare (2012-)
30. Nujoma, Sam President; SWAPO President (1960-2007)
President; Min. of Home Affairs (1995); SWAPO President (1960-2007)
President; SWAPO President (1960-2007)
SWAPO President (1960-2007)
Tabelle 2: Kernelite Namibia
Kabinett I (Nujoma, 1990-1995)
Kabinett II (Nujoma, 1995-2000)
Kabinett III (Nujoma, 2000-2005)
Kabinett IV (Pohamba, 2005-2010)
Kabinett V (Pohamba, 2010-)
Seite 164
31. Nujoma, Utoni Min. of Foreign Affairs; Min. of Justice (2012)
32. Nyamu, Jessaya Min. of Mines & Energy (1999-00)
Min. of Mines & En-ergy (2000-03); Min. of Trade & Industry (2003-05)
33. Pohamba, Hifikepunye
Min. of Home Affairs (1990-95)
Min. of Fisheries and Marine Resources (1995-98); Min. without Portfolio (1998-00); SWAPO Secretary General (1997-2002)
Min. of Lands, Reset-tlement and Rehabilitation (2001-05); SWAPO Secretary General (1997-2002); SWAPO Vice President (2002-2007)
President; SWAPO Vice President (2002-2007); SWAPO President (2007-)
President
34. Sioka, Doreen Min. of Gender Equal-ity & Child Welfare; Min. of Labour (2012-)
35. Tjiriange, Ngarikutuke
Min. of Justice Min. of Justice Min. of Justice (2000-03); Min. without portfolio (2003-05); Attorney general (2000-01); SWAPO Secretary General (2002-2007)
Min. without portfolio (2005-06); Min. of Vet-erans Affairs (2006-10); SWAPO Secretary General (2002-2007)
36. Toivo Ya Toivo, Andimba
Min. of Mines and Energy
Min. of Mines and En-ergy (1990-99); Min. of Labour (1999-00)
Min. of Labour (2000-02); Min. of Prisons and Correctional Services (2002-05)
Tabelle 2: Kernelite Namibia
Kabinett I (Nujoma, 1990-1995)
Kabinett II (Nujoma, 1995-2000)
Kabinett III (Nujoma, 2000-2005)
Kabinett IV (Pohamba, 2005-2010)
Kabinett V (Pohamba, 2010-)
Seite 165
37. Tsheehama, Peter Special Advisor on Na-tional Security (1994-95)
Special Advisor on Na-tional Security (1994-99)
Special Advisor on Security
Min. of Safety and Security; 2005-08)
Positionen der Kernelite insgesamt
162
Anzahl der mehrfachen Positionen
125 (= 162-37)
Positionen/Mitlgied Kernelite
4,38
Tabelle 3: Exekutivelite Philippinen
Kabinett C. Aquino (1986-1992)
Kabinett Ramos (1992-1998)
Kabinett Estrada (1998-2001)
Kabinett Macapagal-Arroyo I
(2001-2004)
Kabinett Macapagal-Arroyo
II (2004-2010)
Kabinett B. Aquino (2010-2016)
Seite 166
Tabelle 3: Exe kutivel ite Philippine n
President Corazon AQUINO Fidel V RAMOS Joseph ESTRADA Gloria MACAPAGAL-ARROYO
Gloria MACAPAGAL-ARROYO
Benigno AQUINO III
Vice President Salvador LAUREL Joseph ESTRADA Gloria MACAPAGAL-ARROYO
Teofisto GUINGONA
Manuel DE CASTRO Jejomar Cabaiatam BINAY
Executive Secretary Joker ARROYO; Catalino MACARAIG, Jr. (1987); Oscar ORBOS (1990); Franklin DRILON (1991)
Peter GARRUCHO; Edelmiro AMANTE (1992); Teofisto GUINGONA, Jr. (1993); Ruben TORRES (1995); Alejander AGUIRRE (1998)
Ronaldo ZAMORA; Edgardo ANGARA (2001)
Renato DE VILLA; Alberto ROMULO (2001)
Alberto ROMULO (2001); Eduardo ERMITA (2004); Leandro MENDOZA (2010)
Paquito OCHOA, Jr.
Sec. of Agrarian Reform (1987-)
Heherson ALVAREZ (Sec. Of Land Re-form (1986-1987)); Philip JUCIO (1987); Miriam DEFENSOR-SANTIAGO (1989); Florencio B. ABAD (1990); Benjamin LEONG (1990)
Ernesto D. GARILAO Horacio MORALES Horacio MORALES; Hernani BRAGANZA (2001); Roberto PAGDANGANAN (2003)
Jose Mari PONCE (2004); Rene VILLA (2004); Nasser PANGANDAMAN (2005)
Virgilio DE LOS REYES
Sec. of Agriculture Ramon MITRA, jr.; Carlos DOMINGUEZ (1987-1990); Senen BACANI (1990)
Roberto SEBAS-TIAN; Salvador ES-CUDERO III (1996)
William DAR; Ed-gardo ANGARA (1999);
Domingo PAN-GANIBAN; Leo-nardo MONTE-MAYOR (2001); Luis
Arthur Cua YAP (2004); Domingo PANGANIBAN (2005); Arthur YAP
Proceso ALCALA
Tabelle 3: Exekutivelite Philippinen
Kabinett C. Aquino (1986-1992)
Kabinett Ramos (1992-1998)
Kabinett Estrada (1998-2001)
Kabinett Macapagal-Arroyo I
(2001-2004)
Kabinett Macapagal-Arroyo
II (2004-2010)
Kabinett B. Aquino (2010-2016)
Seite 167
LORENZO jr. (2002) (2006); Bernie FONDEVILLA (2010)
Sec. of the Budget & Management (1987-)
Alberto G. ROMULO (Minister of Budget & Management (1986-87)); Gui-llermo CARAGUE (1987); Salvador ENRIQUEZ (Act-ing)(1992-93)
Salvador ENRIQUEZ, Jr. (Act-ing); Emilia BONCODIN (Acting)(1998)
Benjamin DIOKNO Emilia BONCODIN Emilia BONCODIN (2001); Romulo NERI (2005); Ro-lando ANDAYA (In-terim) (2006); Joa-quin LAGONERA (Interim, Acting) (2010)
Florencio ABAD
Sec. of Education, Culture, & Sports
Lourdes QUISUMBING ; Isidro CARIÑO (1990)
Armand FABELLA; Ricardo GLORIA (1994); Erlinda PEFIANCE (1998)
Andrew GONZALES, Brother
Raul ROCO; Edil-berto DE JESUS (2002)
Edilberto DE JESUS (2002); Florencio ABAD (Acting) (2004-05); Ramon BACANI (OIC) (2005); Fe HIDALGO (OIC) (2005); Jesli LAPUS (2006); Mona VALISNO (2010)
Armin LUISTRO, Brother
Sec. of Energy Geronimo Z. VELASCO; Wenceslao R. DE LA PAZ (1987)
Delfin LAZARO; Francisco VIRAY (1994)
Mario TIAOQUI Jose Isidro N. CAMACHO; Vicente PEREZ, jr. (2001)
Vicente PEREZ, jr. (2001); Raphael LOTILLA (2005); Angelo REYES (2007); Jose C. IBAZETA (2010)
Jose Rene D. AL-MENDRAS; Carlos Jericho L. PETILLA (2012)
Tabelle 3: Exekutivelite Philippinen
Kabinett C. Aquino (1986-1992)
Kabinett Ramos (1992-1998)
Kabinett Estrada (1998-2001)
Kabinett Macapagal-Arroyo I
(2001-2004)
Kabinett Macapagal-Arroyo
II (2004-2010)
Kabinett B. Aquino (2010-2016)
Seite 168
Sec. of Environment & Natural Resources (1987-)
Ernesto M. MA-CEDA; Carlos G. DOMINGUEZ (Min-ister of Natural Re-sources (1986-87)); Fulgenico S. FACTORAN
Angel ALCALA; Vic-tor O. RAMOS (1995)
Antonio CERILLES Joemarie D. GERO-CHI (OIC); Heherson ALVAREZ (2001); Elisea GOZUN (2003)
Michael DEFENSOR (2004); Angelo REYES (2006); Jose Livioko ATIENZA, Jr. (2007); Eleazar P. QUINTO (2010); Horacio C. RAMOS (2010)
Ramon PAJE
Sec. of Finance Jaime V. ONGPIN; Vicente JAYME (1987); Jesus ES-TANISLAO (1990)
Ramon DEL ROSARIO; Ernest LEUNG (1993); Roberto DE OCAMPO (1994); Salvador ENRIQUEZ (1998)
Edgardo ESPIRITU; Jose PARDO (2000)
Alberto G. ROM-ULO; Jose CAMACHO (2001); Juanita AMATONG (2003)
Juanita AMATONG (2003); Cesar PURI-SIMA (2005); Mar-garito Gary TEVES (2005)
Cesar PURISIMA
Sec. of Foreign Affairs
Salvador LAUREL; Raul MANGLAPUS (1987)
Roberto ROMULO; Domingo SIAZON, Jr. (1995)
Domingo SIAZON, Jr.
Teofisto GUIN-GONA; Gloria MACAPAGAL-ARROYO (2002); Blas OPLE (2002); Gloria MACAPA-GAL-ARROYO (2003); Delia DO-MINGO-ALBERT (2003)
Alberto ROMULO (2004)
Alberto Gatmaitan ROMULO; Albert DEL ROSARIO (2011)
Tabelle 3: Exekutivelite Philippinen
Kabinett C. Aquino (1986-1992)
Kabinett Ramos (1992-1998)
Kabinett Estrada (1998-2001)
Kabinett Macapagal-Arroyo I
(2001-2004)
Kabinett Macapagal-Arroyo
II (2004-2010)
Kabinett B. Aquino (2010-2016)
Seite 169
Sec. of Health Alfredo BENGZON; Antonio PERIQUET (1992)
Juan FLAVIER; Jaime Galvez Z. TAN (1995); Hilarion RAMIRO, Jr. (1995); Carmencita REODICA (1996)
Felipe A. ESTRELLA, jr. Dr.; Alberto G. ROMUALDEZ, Dr. (1998)
Manuel DAYRIT, M.D.
Manuel DAYRIT, M.D. (2001); Fran-cisco DUQUE III (2005); Esperanza I. CABRAL (2010)
Enrique ONA, Dr.
Sec. of Interior & Local Govt. (1991-)
Aquilino PIMENTEL, jr.; Jaime N. FERRER (Minister of Local Government and Community Devel-opment (1986-1987)); Lito Monico C. LORENZANA; Luis T. SANTOS (1987) (Sec. Of Local Government (1987-1991)); Cesar N. SARINO (1991-92)
Raul ALUNAN III; Robert Z. BARBERS ( 1996); Epimaco VELASCO (1998); Nelson COLLANTES (1998)
Joseph Ejercito ESTRADA; Ronaldo PUNO (1999); Al-fredo S. LIM (2000)
Anselmo AVELINO; Jose LINA (2001)
Angelo REYES (2004); Ronaldo PUNO (2006)
Jesse ROBREDO; Manuel ROXAS II (2012)
Sec. of Justice (1987-)
Neptali GONZALES (Minister of Justice (1986-87)); Sedfrey ORDOÑEZ (1987); Franklin DRILON (1990); Silvestre BELLO III (1991); Eduardo MONTE-
Franklin M. DRILON; Demetrio G. DEMETRIA (1995); Teofisto T. GUINGONA, Jr. (1995); Silvestre H. BELLO III (1998)
Serafin CUEVAS; Artemio TUQUERO (2000)
Hernando PEREZ; Maria Merciditas N. GUTIERREZ (Acting) (2002); Simeon DA-TUMANONG (2003); Merceditas GUTIERREZ (2003)
Raul GONZALEZ (2004); Agnes VST DEVANADERA (2009); Alberto AGRA (Acting) (2010)
Leila DE LIMA
Tabelle 3: Exekutivelite Philippinen
Kabinett C. Aquino (1986-1992)
Kabinett Ramos (1992-1998)
Kabinett Estrada (1998-2001)
Kabinett Macapagal-Arroyo I
(2001-2004)
Kabinett Macapagal-Arroyo
II (2004-2010)
Kabinett B. Aquino (2010-2016)
Seite 170
NEGRO (1992)
Sec. of Labor & Employment (1986-)
Blas OPLE (Minister of Labor and Em-ployment (1978-86)); Augusto SANCHEZ (1986)
Ma. Nieves CON-FESSOR; Jose S. BRILLIANTES (Act-ing) (1996); Leonardo A. QURSUMBING (1996); Cresenciano B. TRAJANO (1998)
Bienvenido LAGUESMA
Patricia SANTO THOMAS
Patricia SANTO THOMAS (2001); Arturo BRION (2006); Marianito D. ROQUE (2008)
Rosalinda DIMAPILIS-BALDOZ
Sec. of National Defense
Juan Ponce ENRILE; Rafael ILETO (1986); Fidel RAMOS (1988); Renato DE VILLA (1991)
Renato DE VILLA; Fortunato ABAT (1997)
Orlando MERCADO Orlando MERCADO; Angelo REYES, Gen. (Ret.) (2001); Gloria MACAPAGAL-ARROYO (2003); Eduardo ERMITA (2003)
Avelino CRUZ, Jr. (2004); Gloria MACAPAGAL-ARROYO (2006); Hermogenes EB-DANE, Jr. (2007); Norberto B. GON-ZALES (2007); Gil-berto TEODORO, Jr. (2007); Norberto B. GONZALES (Acting) (2009)
Voltaire GAZMIN
Tabelle 3: Exekutivelite Philippinen
Kabinett C. Aquino (1986-1992)
Kabinett Ramos (1992-1998)
Kabinett Estrada (1998-2001)
Kabinett Macapagal-Arroyo I
(2001-2004)
Kabinett Macapagal-Arroyo
II (2004-2010)
Kabinett B. Aquino (2010-2016)
Seite 171
Sec. of Public Works & Highways
Rogaciano MERCADO; Vicente JAYME (1986) ; Jua-nito FERRER (1987); Fiorello ESTUAR (1988); Jose P. DE JESUS (1991)
Jose DE JESUS; Edmundo V. MIR (Acting) (1993); Gregorio VIGILAR (1993)
Gregorio VIGILAR Simeon DATUMA-NONG; Bayani FER-NANDO (2003); Florante SORIQUEZ (Acting) (2003)
Florante SORIQUEZ (Acting) (2003); Hermogenes EB-DANE, Jr. (2005); Manuel BONOAN (OIC) (2007); Her-mogenes EBDANE, Jr. (2007); Victor A. DOMINGO (Acting)(2009)
Rogelio L. SINGSON
Sec. of Science & Technology
Antonio V. ARIZA-BAL; Ceferino L. FOLLOSCO (1989)
Ricardo GLORIA; William PADOLINA (1994)
William PADOLINA; Filemon URIARTE (1999)
Rogelio A. PANLASIGUI (Act-ing); Estrella ALA-BASTRO (2001)
Estrella ALABASTRO Mario MONTEJO, Dr.
Sec. of Social Welfare & Development
Mita PARDO DE TAVERA
Corazon Alma DE LEON; Lilian LAIGO (1995)
Gloria MACAPA-GAL-ARROYO; Dulce Q. SASUIN-SAG (2000)
Corazon SOLIMAN Corazon SOLIMAN (2001); Luwalhati F. PABLO (OIC) (2005); Esperanza CABRAL (2006); Celia YANGCO (Acting) (2010)
Corazon SOLIMAN
Sec. of Tourism Jose Antonio GON-ZALES; Narzalina LIM (Acting) (1989) Peter GARRUCHO (1989); Rafael ALUNAN III (1991);
Narzalina Z. LIM; Vicente CARLOS (1992); Eduardo P. PILAPIL (1995); Evelyn T. PANTIG (Acting) (1996);
Gemma CRUZ ARANETA
Richard GORDON; Robert D. BARBERS (OIC) (2004)
Roberto PAGDANGANAN (2004); Evelyn B. PANTIG (OIC) (2004); Joseph DURANO (2004)
Alberto LIM; Ramon Reyes JIMENEZ, Jr. (2011)
Tabelle 3: Exekutivelite Philippinen
Kabinett C. Aquino (1986-1992)
Kabinett Ramos (1992-1998)
Kabinett Estrada (1998-2001)
Kabinett Macapagal-Arroyo I
(2001-2004)
Kabinett Macapagal-Arroyo
II (2004-2010)
Kabinett B. Aquino (2010-2016)
Seite 172
Narzalina LIM (1992)
Guillermina T. GABOR (1996)
Sec. of Trade & Industry
Jose CONCEPTION, jr.: Peter GAR-RUCHO (1991)
Rizalino S. NAVARRO; Cesar B. BAUTISTA (1996)
Jose PRADO; Manuel ROXAS II (1999)
Manuel ROXAS II Cesar PURISIMA (2004); Juan SAN-TOS (2005); Peter FAVILA (2005)
Gregory DOMINGO
Sec. of Transportation & Communications
Hernando PEREZ; Rainerio O. REYES (1987); Oscar OR-BOS (1990); Arturo C. CORONA (1991); Pete Nicomedes PRADO (1991)
Jesus B. GARCIA, Jr.; Amado S. LAGDAMEO, jr. (1996); Arturo T. ENRILE (1997); Josefina T. LICHAUCO (Acting) (1998)
Vicente RIVERA, Jr. Vicente RIVERA, Jr.; Panteleon ALVAREZ (2001); Leandro MENDOZA (2001)
Leandro MENDOZA (2001); Anneli LONTOC (2010)
Jose DE JESUS; Manuel ROXAS II (2011); Joseph Emilio A. ABAYA (2012)
Director General of National Economic Development Authority
Solita MONSOD; Jesus ESTANISLAO (1989); Cayetano PADERANGA, Jr. (1990)
Cielito HABITO (1992-98)
Felipe MEDALLA (1998-01)
Dante CANLAS; Romulo NERI (2002)
Romulo NERI (2002); Augusto Tito SANTOS (2005); Romulo NERI (2006); Augusto SANTOS (Acting) (2007); Ralph RECTO (2008); Augusto SANTOS (Acting) (2009)
Cayetano PADERANGA; Arsenio M. BALISACAN (2012)
Tabelle 3: Exekutivelite Philippinen
Kabinett C. Aquino (1986-1992)
Kabinett Ramos (1992-1998)
Kabinett Estrada (1998-2001)
Kabinett Macapagal-Arroyo I
(2001-2004)
Kabinett Macapagal-Arroyo
II (2004-2010)
Kabinett B. Aquino (2010-2016)
Seite 173
Director General of Office of the National Security Adviser
/
Jose T. ALMONTE (1992-98)
Alexander P. AGUIRRE (1998-01)
Roilo S. GOLEZ; Norberto B. GON-ZALES (2004)
Hermogenes E. EBDANE, jr. (2004); Norberto B. GONZALES (2005); Milos S. IBRADO, jr. (Acting) (2009)
Cesar P. GARCIA, jr.
Portfolios (Ministerien)
23 24 24 24 24 24
Positionen
70 63 34 54 79 31
(Verschiedene) Personen
62 60 31 46 62 30
Mehr als 1 Position während Kabinett
8 (Laurel, Orbos, Drilon, Dominguez, Jayme, Estanislao, Garrucho, N. Lim: 2 Positionen)
3 ( Guingona, Enriquez, R. Gloria: 2 Positionen)
3 (Estrada, Macapagal-Arroyo, Angara: 2 Positionen)
5 (Guingona, A. Romulo, Camacho, Gutierrez, Datumanong: 2 Positionen); 1 (Macapagal-Arroyo: 4 Positionen)
6 (Macapagal-Arroyo, A. Romulo, Mendoza, Yap, Purisima, Cabral: 2 Positionen); 4 (Ne-ri,N. Gonzales, Reyes, A. Santos: 3 Positionen); 1 (Ebdane: 4 Positio-nen)
1 (Roxas: 2 Positio-nen)
Ausgeschie-den/Tod… während Kabinett
39 36 7 22 38 6
Tabelle 3: Exekutivelite Philippinen
Kabinett C. Aquino (1986-1992)
Kabinett Ramos (1992-1998)
Kabinett Estrada (1998-2001)
Kabinett Macapagal-Arroyo I
(2001-2004)
Kabinett Macapagal-Arroyo
II (2004-2010)
Kabinett B. Aquino (2010-2016)
Seite 174
Portfolios gesamt
143
Positionen gesamt
331
Personen gesamt (verschiedene innerhalb aller Kabinette)
238
Portfolios/ Regierung
23,83
Positionen/ Regierung
55, 17
Personen (verschiedene) /Regierung
39,67
Portfolios/Personen (verschiedene)
0,6
Positionen/ Personen (verschiedene)
1,39
Positionen/ Portfolio
2,31
Tabelle 4: Kernelite Philippinen
Kabinett C. Aquino (1986-1992)
Kabinett Ramos (1992-1998)
Kabinett Estrada (1998-2001)
Kabinett Macapagal-Arroyo I
(2001-2004)
Kabinett Macapagal-Arroyo
II (2004-2010)
Kabinett B. Aquino (2010-2016)
Seite 175
Tabelle 4: Kernelite P hil ippinen
1. Abad, Florencio Sec. of Agrarian Reform (1990-90); 8th Congress of the Republic, Batanes (Lone District), 1987-1989
10th Congress of the Republic, Batanes (Lone Dis-trict), 1995-1998
11th Congress of the Republic, Batanes (Lone District), 1998-2001
12th Congress of the Republic, Batanes (Lone District), 2001-2004
Sec. of Education, Culture, & Sports (Acting) (2004-05)
Sec. of the Budget & Management
2. Aguirre, Alexander (Alejander)
Executive Secretary (1998-98)
Director General of Office of the National Security Adviser
3. Alabastro, Estrella
Sec. of Science & Technology (2001)
Sec. of Science & Technology
4. Alvarez, Heherson
Sec. Of Land Reform (1986-1987); 8th Congress Senate of the Philippines 1987-1992
9th Congress Senate of the Phil-ippines 1992-1995;10th Congress Senate of the Philippines 1995-1998
11th Congress of the Republic, Isabela (4th District), 1998-2001
Sec. of Environment & Natural Resources (2001-03)
5. Amatong, Juanita
Sec. of Finance (2003)
Sec. of Finance (2004-05)
Tabelle 4: Kernelite Philippinen
Kabinett C. Aquino (1986-1992)
Kabinett Ramos (1992-1998)
Kabinett Estrada (1998-2001)
Kabinett Macapagal-Arroyo I
(2001-2004)
Kabinett Macapagal-Arroyo
II (2004-2010)
Kabinett B. Aquino (2010-2016)
Seite 176
6. Angara, Edgardo 8th Congress Senate of the Philippines 1987-1992
9th Congress Senate of the Philippines 1992-1995 (President 1993-95); 10th Congress Senate of the Philippines 1995-1998
Sec. of Agriculture (1999-01); Executive Secretary (2001-01)
12th Congress Senate of the Philippines 2001-2004
13th Congress Senate of the Philippines 2004-2007; 14th Congress Senate of the Philippines 2007-2010
15th Congress Senate of the Philippines 2010-2013
7. Aquino, Benigno 11th Congress of the Republic, Tarlac (2nd District), 1998-2001
12th Congress of the Republic, Tarlac (2nd District), 2001-2004
13th Congress of the Republic, Tarlac (2nd District), 2004-2007; 14th Con-gress Senate of the Philippines 2007-2010
President
8. Aquino, Corazon President
9. Bello III, Silvestre
Sec. of Justice (1991-92)
Sec. of Justice (1998)
10. Boncodin, Emilia
Sec. of the Budget & Management (Acting 1998-98)
Sec. of the Budget & Management
Sec. of the Budget & Management (2004-05)
Tabelle 4: Kernelite Philippinen
Kabinett C. Aquino (1986-1992)
Kabinett Ramos (1992-1998)
Kabinett Estrada (1998-2001)
Kabinett Macapagal-Arroyo I
(2001-2004)
Kabinett Macapagal-Arroyo
II (2004-2010)
Kabinett B. Aquino (2010-2016)
Seite 177
11. Cabral, Esperanza I.
Sec. of Social Welfare & Development (2006-10); Sec. of Health (2010)
12. Camacho, Jose Isidro
Sec. of Energy (2001-01); Sec. of Finance (2001-03)
13. Datumanong, Simeon
9th Congress of the Republic, Maguindanao (2nd District), 1992-1995; 10th Con-gress of the Republic, Maguin-danao (2nd District), 1995-1998
11th Congress of the Republic, Maguindanao (2nd District), 1998-2001
Sec. of Public Works & Highways (2001-03); Sec. of Justice (2003-03)
13th Congress of the Republic, Maguindanao (2nd District), 2004-2007; 14th Congress of the Republic, Maguindanao (2nd District), 2007-2010
15th Congress of the Republic, Maguindanao (2nd District), 2010-2013
14. Dayrit, M.D., Manuel
Sec. of Health Sec. of Health (2004-05)
15. De Jesus, Edilberto
Sec. of Education, Culture, & Sports (2002)
Sec. of Education, Culture, & Sports (2004-05)
16. De Jesus, Jose Sec. of Public Works & Highways (1991)
Sec. of Public Works & Highways (1992-93)
Sec. of Transportation & Communications (2010-11)
Tabelle 4: Kernelite Philippinen
Kabinett C. Aquino (1986-1992)
Kabinett Ramos (1992-1998)
Kabinett Estrada (1998-2001)
Kabinett Macapagal-Arroyo I
(2001-2004)
Kabinett Macapagal-Arroyo
II (2004-2010)
Kabinett B. Aquino (2010-2016)
Seite 178
17. De Villa, Renato
Sec. of National Defense (1991)
Sec. of National Defense (1992-1997)
Executive Secretary (2001-01)
18. Dominguez, Carlos
Minister of Natural Resources (1986-87); Sec. of Agricul-ture (1987-90)
19. Drilon, Franklin Executive Secretary (1991-1992); Sec. of Justice (1990-91);
Sec. of Justice (1992-95); 10th Congress Senate of the Philippines 1995-1998
11th Congress Senate of the Phil-ippines 1998-2001 (President 2000)
12th Congress Senate of the Philippines 2001-2004 (President 2001-04)
13th Congress Senate of the Phil-ippines 2004-2007 (President 2004-06)
15th Congress Senate of the Philippines 2010-2013
20. Ebdane, Hermogenes
Director General of Office of the National Security Adviser (2004-05); Sec. of Public Works & Highways (2005-07); Sec. of National Defense (2007-07); Sec. of Public Works & Highways (2007-09)
Tabelle 4: Kernelite Philippinen
Kabinett C. Aquino (1986-1992)
Kabinett Ramos (1992-1998)
Kabinett Estrada (1998-2001)
Kabinett Macapagal-Arroyo I
(2001-2004)
Kabinett Macapagal-Arroyo
II (2004-2010)
Kabinett B. Aquino (2010-2016)
Seite 179
21. Enriquez jr., Salvador
Sec. of the Budget & Management (Acting 1992)
Sec. of the Budget & Management (1992-98); Sec. of Finance (1998)
22. Ermita, Eduardo
9th Congress of the Republic, Batangas (1st District), 1992-1995; 10th Congress of the Republic, Batangas (1st District), 1995-1998
11th Congress of the Republic, Batangas (1st District), 1998-2001
Sec. of National Defense (2003)
Executive Secretary (2004-10)
23. Estanislao, Jesus
Director General of National Economic Development Authority (1989-90); Sec. of Finance (1990-92)
24. Estrada, Joseph
8th Congress Sen-ate of the Philippines 1987-1992
Vice President President; Sec. of Interior & Local Govt. (1998-99)
25. Garrucho, Peter
Sec. of Tourism (1989-91); Sec. of Trade & Industry (1991)
Executive Secretary (1992-92)
Tabelle 4: Kernelite Philippinen
Kabinett C. Aquino (1986-1992)
Kabinett Ramos (1992-1998)
Kabinett Estrada (1998-2001)
Kabinett Macapagal-Arroyo I
(2001-2004)
Kabinett Macapagal-Arroyo
II (2004-2010)
Kabinett B. Aquino (2010-2016)
Seite 180
26. Gloria, Ricardo Sec. of Science & Technology (1992-94); Sec. of Education, Culture, & Sports (1994-98)
27. Gonzales, Norberto
Director General of Office of the National Security Adviser (2004)
Director General of Office of the National Security Adviser (2005-09); Sec. of National Defense (2007 07) (Acting 2009)
28. Guingona, Teofisto
8th Congress Senate of the Philippines 1987-1992
9th Congress Senate of the Philippines 1992-1993; Executive Secretary (1993-95); Sec. of Justice (1995-98)
11th Congress Senate of the Philippines 1998-2001
Vice President; Sec. of Foreign Affairs (2001-02)
13th Congress of the Republic, Bukidnon (2nd Dis-trict), 2004-2007; 14th Congress of the Republic, Bukidnon (2nd Dis-trict), 2007-2010
15th Congress Senate of the Philippines 2010-2013
29. Gutierrez, Merceditas
Sec. of Justice (Acting 2002-03) (2003)
30. Jayme, Vicente Sec. of Public Works & Highways (1986-87); Sec. of Finance
Tabelle 4: Kernelite Philippinen
Kabinett C. Aquino (1986-1992)
Kabinett Ramos (1992-1998)
Kabinett Estrada (1998-2001)
Kabinett Macapagal-Arroyo I
(2001-2004)
Kabinett Macapagal-Arroyo
II (2004-2010)
Kabinett B. Aquino (2010-2016)
Seite 181
(1987-90)
31. Laurel, Salvador
Vice President; Sec. of Foreign Affairs (1986-87)
32. Lim, Narzalina Sec. of Tourism (1992-92) (Acting 1989-89)
Sec. of Tourism (1992-92)
33. Macapagal-Arroyo, Gloria
9th Congress Senate of the Phil-ippines 1992-1995; 10th Congress Senate of the Phil-ippines 1995-1998
Vice President; Sec. of Social Welfare & Development (1998-00)
President; Sec. of Foreign Affairs (2002-02, 2003-03); Sec. of National Defense (2003-03)
President; Sec. of National Defense (2006-07)
15th Congress of the Republic, Pam-panga (2nd District), 2010-2013
34. Mendoza, Leandro
Sec. of Transporta-tion & Communica-tions (2001)
Sec. of Transporta-tion & Communications (2004-10); Executive Secretary (2010)
Tabelle 4: Kernelite Philippinen
Kabinett C. Aquino (1986-1992)
Kabinett Ramos (1992-1998)
Kabinett Estrada (1998-2001)
Kabinett Macapagal-Arroyo I
(2001-2004)
Kabinett Macapagal-Arroyo
II (2004-2010)
Kabinett B. Aquino (2010-2016)
Seite 182
35. Mercado, Orlando
8th Congress Senate of the Philippines 1987-1992
9th Congress Senate of the Philippines 1992-1995; 10th Congress Senate of the Philippines 1995-1998
Sec. of National Defense
Sec. of National Defense (2001-01)
36. Morales, Hora-cio
Sec. of Agrarian Reform
Sec. of Agrarian Reform (2001-01)
37. Neri, Romulo Director General of National Economic Development Au-thority (2002)
Director General of National Economic Development Au-thority (2004-05); Sec. of the Budget & Management (2005-06); Director General of National Economic Devel-opment Authority (2006-07)
Tabelle 4: Kernelite Philippinen
Kabinett C. Aquino (1986-1992)
Kabinett Ramos (1992-1998)
Kabinett Estrada (1998-2001)
Kabinett Macapagal-Arroyo I
(2001-2004)
Kabinett Macapagal-Arroyo
II (2004-2010)
Kabinett B. Aquino (2010-2016)
Seite 183
38. Ople, Blas Minister Of Labor & Employment (1986-86)
9th Congress Senate of the Philippines 1992-1995; 10th Congress Senate of the Philippines 1995-1998
11th Congress Senate of the Philippines 1998-2001 (President (1999-00)
12th Congress Senate of the Philippines 2001-2002; Sec. of Foreign Affairs (2002-03)
39. Orbos, Oscar 8th Congress of the Republic, Pangasi-nan (1st District), 1987-1990; Executive Secretary (1991); Sec. of Transportation & Communications (1990-91)
9th Congress of the Republic, Pangasi-nan (1st District), 1992-1995
40. Paderanga jr., Cayetano
Director General of National Economic Development Authority (1990-92)
Director General of National Economic Development Authority (2010-12)
41. Padolina, William
Sec. of Science & Technology (1994)
Sec. of Science & Technology (1998-99)
42. Pagdanganan, Roberto
Sec. of Agrarian Reform (2003)
Sec. of Tourism (2004-04)
Tabelle 4: Kernelite Philippinen
Kabinett C. Aquino (1986-1992)
Kabinett Ramos (1992-1998)
Kabinett Estrada (1998-2001)
Kabinett Macapagal-Arroyo I
(2001-2004)
Kabinett Macapagal-Arroyo
II (2004-2010)
Kabinett B. Aquino (2010-2016)
Seite 184
43. Panganiban, Domingo
Sec. of Agriculture (2001-01)
Sec. of Agriculture (2005-06)
44. Pantig, Evelyn Sec. of Tourism (Acting 1996-96)
Sec. of Tourism (OIC 2004-04)
45. Perez, Hernando
Sec. of Transportation & Communications (1986-87); 8th Con-gress of the Republic, Batangas (2nd District), 1987-1992
9th Congress of the Republic, Batangas (2nd District), 1992-1995; 10th Congress of the Republic, Batangas (2nd District), 1995-1998
Sec. of Justice (2001-02)
46. Perez, Vincente
Sec. of Energy (2001)
Sec. of Energy (2004-05)
47. Puno, Ronaldo
Sec. of Interior & Local Govt. (1999-00)
13th Congress of the Republic, Antipolo City (1st District), 2004-2006; Sec. of Interior & Local Govt. (2006-10)
48. Purisima, Cesar
Sec. of Trade & Industry (2004-05); Sec. of Finance (2005-05)
Sec. of Finance
49. Ramos, Fidel V. Sec. of National Defense (1988-91)
President
Tabelle 4: Kernelite Philippinen
Kabinett C. Aquino (1986-1992)
Kabinett Ramos (1992-1998)
Kabinett Estrada (1998-2001)
Kabinett Macapagal-Arroyo I
(2001-2004)
Kabinett Macapagal-Arroyo
II (2004-2010)
Kabinett B. Aquino (2010-2016)
Seite 185
50. Reyes, Angelo Sec. of National Defense (2001-03)
Sec. of Interior & Local Govt. (2004-06); Sec. of Environment & Natural Resources (2006-07); Sec. of Energy (2007-10)
51. Rivera, Vicente jr.
8th Congress of the Republic, Bulacan (2nd District), 1987-1992
Sec. of Transportation & Communications
Sec. of Transportation & Communications (2001-01)
52. Romulo, Alberto
Minister of Budget & Management (1986-87); 8th Congress Senate of the Philippines 1987-1992
9th Congress Senate of the Philippines 1992-1995; 10th Congress Senate of the Philippines 1995-1998
Executive Secretary (2001-04); Sec. of Finance (2001-01)
Executive Secretary (2004-04); Sec. of Foreign Affairs
Sec. of Foreign Affairs (2010-11)
53. Roxas II, Manuel
9th Congress of the Republic, Capiz (1st District), 1993-1995; 10th Congress of the Republic, Capiz (1st District), 1995-1998
11th Congress of the Republic, Capiz (1st District), 1998-2000; Sec. of Trade & Industry (2000)
Sec. of Trade & Industry
13th Congress Senate of the Philippines 2004-2007; 14th Congress Senate of the Philippines 2007-2010
Sec. of Transporta-tion & Communications (2011-12); Sec. of Interior & Local Govt. (2012-)
Tabelle 4: Kernelite Philippinen
Kabinett C. Aquino (1986-1992)
Kabinett Ramos (1992-1998)
Kabinett Estrada (1998-2001)
Kabinett Macapagal-Arroyo I
(2001-2004)
Kabinett Macapagal-Arroyo
II (2004-2010)
Kabinett B. Aquino (2010-2016)
Seite 186
54. Santos, Augusto Tito
Director General of National Economic Development Authority (2005-06); (Acting: 2007-08; 2009-10)
55. Santo Thomas, Patricia
Sec. of Labor & Employment
Sec. of Labor & Employment (2004-06)
56. Siazon jr, Domingo
Sec. of Foreign Affairs (1995-98)
Sec. of Foreign Affairs
57. Soliman, Corazon
Sec. of Social Welfare & Development
Sec. of Social Wel-fare & Development (2004-05)
Sec. of Social Welfare & Development
58. Soriquez, Florante
Sec. of Public Works & Highways (Acting 2003)
Sec. of Public Works & Highways (Acting 2004-05)
59. Vigilar, Gregorio
Sec. of Public Works & Highways (1993)
Sec. of Public Works & Highways
60. Yap, Arthur Sec. of Agriculture (2004-05, 2006-10)
15th Congress of the Republic, Bohol (3rd District), 2010-2013
Tabelle 4: Kernelite Philippinen
Kabinett C. Aquino (1986-1992)
Kabinett Ramos (1992-1998)
Kabinett Estrada (1998-2001)
Kabinett Macapagal-Arroyo I
(2001-2004)
Kabinett Macapagal-Arroyo
II (2004-2010)
Kabinett B. Aquino (2010-2016)
Seite 187
Positionen der Kernelite insgesamt 151
Anzahl der mehrfachen Positi-onen
93 (= 151-58)
Positionen/Mitlgied Kernelite
2,6
Tabelle 5: Politische Familien in der Exekutive Philippinen
Seite 188
Tabelle 5: Politische Familien in der Exekutive Philippinen
1. Abad (Batanes) Florencio Abad (KE)
2. Abaya (Cavite) Joseph Emilio Abaya
3. Almendras/Cagas (Cebu/Davao del Sur) Jose Almendras
4. Alvarez (Negros Occ.) Heherson Alvarez (KE); Panteleon Alvarez 5. Amante (Agusan Del Norte) Edelmiro Amante
6. Amatong (Zambo del Sur/Compostela Valley) Juanita Amatong (KE)
7. Ampatuan (Maguindanao) Simeon Datumanong (KE)
8. Andaya (Camarines Sur) Rolando Andaya 9. Angara (Aurora) Edgardo Angara (KE)
10. Aquino/Cojuangco (Tarlac) Corazon Aquino (KE); Benigno Aquino (KE); Jesli Lapus; Gilberto Teodoro
11. Atienza (Manila) Livoko Atienza
12. Barbers (Surigao del Norte) Robert Z. Barbers; Robert D. Barbers
13. Bautista (Davao del Sur) Cesar Bautista
14. Binay (Makati City) Jejomar Cabaiatam Binay
15. Braganza/Ramos (Pangasinan) Hernani Braganza; Fidel Ramos (KE); Horacio Ramos; Victor Ramos
16. Cari/Loreto (Iloilo/Leyte) Carlos Petilla
17. Cayetano (Taguig) Roberto Sebastian
18. Cerilles (Zambo del Sur) Antonio Cerilles
19. Conception (Nueva Ecija) Jose Conception
20. Defensor (Iloilo/ Quezon City) Michael Defensor; Miriam Defensor-Santiago 21. De Venecia (Pangasinan) Ernesto Maceda (Schwager von Jose de Venecia) 22. Del Rosario/Garcia (Davao del Norte/Davao City)
Albert del Rosario; Ramon del Rosario
23. Dominguez (Mt. Province) Carlos Dominguez
24. Durano/Calderon (Cebu) Joseph Durano
25. Enrile (Cagayan) Juan Ponce Enrile; Arturo Enrile; Salvador Enriquez jr. (KE)
26. Ermita (Batangas) Eduardo Ermita
27. Escudero (Sorsogon) Salvador Escudero
28. Estrella (/) Alberto Romulo (KE); Felipe Estrella; Roberto Romulo
29. Estrada (San Juan City) Joseph Estrada (KE)
30. Fernando (Marikina) Bayani Fernando
31. Garcia (Davao City/Davao del Norte) Cesar Garcia; Jesus Garcia 32. Golez (Parañaque) Roilo Golez
33. Gonzales (Rizal/Mandaluyong) Neptali Gonzales; Norberto Gonzales (KE); Jose Gonzales
34. Gonzalez (Iloilo City ) Raul Gonzalez
35. Gordon (Olongapo City, Zambales) Richard Gordon; Virgilio de los Reyes
36. Lagdameo (Davao del Norte) Amado Lagdameo
37. Laurel (Batangas) Salvador Laurel (KE)
38. Lazaro (Laguna) Delfin Lazaro
Tabelle 5: Politische Familien in der Exekutive Philippinen
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39. Lim/Siojo, Mendiola, Mercado (Bulacan, Manila, Pampanga, Mindoro and Samar)
Narzalina Lim (KE); Alfredo Lim; Alberto Lim; Or-lando Mercado (KE); Rogacino Mercado; Horacio Morales (KE)
40. Lina (Laguna) Jose Lina
41. Lobregat/Lorenzo (Zamboanga City/Mindanao & Sulu)
Luis Lorenzo
42. Macapagal (Pampanga) Gloria Macapagal-Arroyo (KE)
43. Marcos/Romualdez/ Lopez (Ilocos Norte/Leyte)
Alberto Romualdez
44. Mendoza (Batangas) Leandro Mendoza (KE)
45. Mitra (Mt. Province/Palawan) Ramon Mitra
46. Montejo (Leyte) Mario Montejo
47. Navarro (Sungao del Norte) Rizalino Navarro
48. Ocampo (Manila) Roberto de Ocampo
49. Perez (Batangas) Hernando Perez (KE); Vicente Perez
50. Puno (Antipolo City) Ronaldo Puno (KE)
51. Purisima (Ilocos Sur) Cesar Purisima (KE)
52. Ramiro (Misamis Occ.) Hilarion Ramiro
53. Recto (Batangas) Ralph Recto
54. Reyes (/) Angelo Reyes; Rainerio Reyes
55. Roco (Camarines Sur) Raul Roco
56. Roxas (Capiz) Manuel Roxas (KE)
57. Singson (Ilocos Sur) Rogelio Singson
58. Teves (Negros Oriental/Batangas) Margarito Teves
59. Ty (/) Aquilino Pimentel
60. Yap (Sarangani) Arthur Cua Yap (KE)
Biographien der Kernelite Namibia
Seite 190
Biographie 1: Kernelite Namibia
Nujoma, Sam (SWAPO)
Personal:
- Born on May 12, 1929 at Etunda in the Omusati region; Lives in Windhoek
Education:
- Okahao Finnish Mission School (1939-45)
- St Barnabas night school, Old Location, Windhoek (1949-54)
- Trans Africa Correspondence College, South Africa (late 1950s)
- Enrolled to do a Master‘s degree in Geology at University of Namibia (University of
Namibia ) (2005)
- Honorary doctorates from various universities
Career (Selection):
- Leader of OPO (1959-60)
- Executive committee of the South West Africa National Union (SWANU) (1959)
- President of SWAPO (1960-2007)
- Exile (1960-1989)
- President of Namibia (1990-2005)
- Official title ‗Founding Father of the Namibian Nation‘ (2005)
Miscellaneous :
- Joined War in Congo for defence of Laurent Kabila (1998-); close relationship with
Robert Mugabe; Belief in pan-Africanism, quest against imperialism
- No tolerance for disloyalty (towards SWAPO, Namibia, or Africa)
- Regular lambasts against ‗homosexuals‘, ‗Boers‘, and ‗imperialists‘
- Various retirement benefits, like three vehicles, a personal staff, and a fully equipped
office in Windhoek
Pohamba, Hifikepunye (SWAPO) Personal:
- Born on August 18, 1935 at Okanghudi in the Ohangwena region; Lives in Windhoek.
Education:
- Holy Cross Mission, Onamunama (1947-54)
- Diploma from Social and Political Studies course in the Soviet Union (1981-82)
Career (Selection):
- Worked in the TCL mine at Tsumeb (1956-60)
- Founding Member of SWAPO; Several times in exile
- SWAPO Chief Representative in East Africa (1973-77)
- Head of SWAPO operations in Zambia (1978-1981)
- SWAPO Secretary General (1997-2002)
- SWAPO Vice President (2002-2007)
- SWAPO President (2007-)
- Member of Constituent Assembly (1989-90)
- Minister in various Portfolios
- President of Namibia since 2005
Miscellaneous :
- Sam Nujoma‘s most trusted confidant during the liberation struggle
Biographien der Kernelite Namibia
Seite 191
- Longstanding member of the party‘s Central Committee and Politburo
- Ministerial career seen as workmanlike, unspectacular
- Predictions existed that he would be controlled by Nujoma, but he struck a different
note – being more collegial and consultative in his approach to ruling
- Shows himself to be a consensus builder; not classified as initiator of policy
Geingob, Hage (SWAPO)
Personal:
- Born on August 3, 1941 at Otjiwarongo in the Otjozondjupa region
Education:
- Teaching diploma, Augustineum Training College at Okahandja (1961)
- Temple University, Philadelphia, USA (1964-65)
- BA (Political Science), Fordham University, New York (1965-70)
- MA (Political Science), New School of Social Research, New York (1974)
- PhD, University of Leeds, UK (2004)
Career (Selection):
- Entry to SWAPO (1961)
- Exile (1962-)
- Assistant SWAPO Representative in Botswana (1963-62)
- SWAPO petitioner to the UN (1964-71)
- Member of the SWAPO Politburo (1975-2002)
- Prime Minister (1990-2002)
- Executive Secretary, Global Coalition for Africa, Washington DC, USA (2003-2005)
- SWAPO Vice President (2007, re-elected 2012)
- SWAPO Chief Whip (2007-2008)
- Minister of Trade and Industry (2008-2012); Prime Minister (2012-)
Miscellaneous :
- Since 1960s entrusted with key responsibilities by Nujoma
- Key role in the drafting of Namibia‘s Constitution
- Sudden departure from government in 2002 ; not re-elected to the Politburo in 2002
- Left on the backbenches in March 2005
- Presumably SWAPO‘s future Presidential Candidate 2014
Iivula-Ithana, Pendukeni (SWAPO)
Personal:
- Born on October 11, 1952 at Uukwandongo in the Omusati region; Lives in Windhoek
Education:
- Diploma, Public Administration and Management, UN Institute of Namibia, Zambia
(1979)
- B Iuris degree, University of Namibia , (1998)
- Bachelor of Laws degree (LLB), University of Namibia (1999)
Career (Selection):
- Exile from 1974, Fighter in the People‘s Liberation Army of Namibia (PLAN)
- Secretary for SWAPO Women‘s Council (1980-1991)
- Member of the Constituent Assembly (1989-90)
- Minister in various Portfolios since 1991
- Attorney General (2001-2010)
Biographien der Kernelite Namibia
Seite 192
- Secretary-General of SWAPO (2007-2012)
Miscellaneous :
- One of the first women fighters in the People‘s Liberation Army of Namibia (PLAN)
- One of Namibia‘s most prominent women politicians; first female Attorney General
- With her husband Joseph Ithana (former chairman of the Public Service Commission)
she owns Ha-Na-He cc, which runs a butchery at Omuthiya in the Oshikoto region
- Competitor of Hage Geingob for Pohamba‘s succession
Ekandjo, Jerry (SWAPO) Personal:
- Born on March 17, 1947 in Windhoek; Lives in Windhoek
Education:
- Rhenish Missionary Primary School, Okahandja (1955-62)
- Rhenish Missionary Herero School, Windhoek (1963)
- Augustineum Secondary School, Okahandja, Grade 8-10 (1964-68); expelled for politi-
cal reasons
Career (Selection):
- Entry to SWAPO (1969)
- Leading SWAPO activist inside Namibia (1969-73)
- Imprisoned on Robben Island (1974-81)
- Member of Constituent Assembly (1989-90)
- Minister in various Portfolios since 1995
Miscellaneous :
- Elected to the Politburo in 1997
- One of the most popular figures within SWAPO
- Regular verbal attacks on homosexuals (also as Home Affairs Minister)
- Threatened to kick foreign judges out of the country by cancelling their work permits
- Lost against Geingob in December 2012 at election for SWAPO vice president
Mbumba, Nangolo (SWAPO)
Personal:
- Born on August 15, 1941 at Olukonda in the Oshikoto region; Lives in Windhoek
Education:
- BSc, Southern Connecticut State College, USA (1971)
- MSc (Biology), University of Connecticut, USA (1973)
Career (Selection):
- Science and mathematics teacher, New York, USA (1975-78)
- School Principal, Namibia Education Centre, Angola (1980-85)
- Minister in various Portfolios since 1993
- SWAPO Secretary General since December 2012
Miscellaneous :
- One of SWAPO‘s most trusted administrators, has been assigned several key jobs,
- As Minister of Finance he was praised for his calm head, sticking to market-oriented
policies
- His departure in May 2003 for the Information portfolio was seen as a demotion
- Mbumba has written and edited several books
Biographien der Kernelite Namibia
Seite 193
- Running mate of Hage Geingob at SWAPO Congress in 2012
Namoloh, Charles (SWAPO)
Personal:
- Born on February 28, 1950 at Odibo in the Ohangwena Region
Education:
- Completed Detachment Commander Course in Moscow, USSR (1974-75)
- Graduated as a Motorised Infantry Brigade Commander at the Vrystel Field Military
Academy in Moscow, USSR (1982)
- Studied at Defense Resources Management Institute at the Naval Post Graduate School
in Monterey, California, USA (1993)
- African Strategic Studies course at Nasser High Military Academy, Cairo, Egypt (1994)
Career (Selection):
- PLAN Chief of Staff (1979-89) - since 1990 with the rank of Major General in the
Nambia Defence Force
- Ambassador to Angola (1995-2003)
- Minister of Defence (2005-2012)
- Minister of Regional & Local Govt., Housing & Rural Development since 2012
Miscellaneous :
- Early years as a SWAPO Youth League activist
- Temporary exile in southern Angola in 1972, 1974
- Several months in prison after being arrested twice in 1973
- One of Pohamba‘s six choices as non-voting members of the National Assembly
- Supporter of Hage Geingob at SWAPO Congress in 2012
Nghidinwa, Rosalia (SWAPO)
Personal:
- Born on October 26, 1952 at Nkurenkuru in the Kavango region; Lives in Windhoek
Education:
- Trained as an enrolled nurse, Onandjokwe (1969-72)
- Diploma in General Nursing Science, Oshakati (1973-78)
- Diploma in Midwifery, Windhoek (1978)
- Diploma in Community Nursing, Windhoek (1980)
- Certificate in Unit Management, University of Namibia (1993)
- Diploma in Human Resources, Business Management College, South Africa (2002)
Career (Selection):
- Entry to SWAPO in 1974
- Chief Registered Nurse in the Kavango region (1981-2000)
- Deputy Minister of Labour (2000-2005)
- Minister of Home Affairs and Immigration (2005-2012)
- Minister of Gender Equality and Child Welfare since 2012
Miscellaneous :
- In 2003 she was awarded the Most Excellent Order of the Eagle by President Nujoma
- Incumbent as SWAPO‘s Deputy Secretary for Finance and a member of the SWAPO
Party Women‘s Council executive
Biographien der Kernelite Namibia
Seite 194
Kamwi, Richard (SWAPO)
Personal:
- Born on June 3, 1950 at Ioma in the Caprivi region; Lives at Ioma, Caprivi
Education:
- Matriculation, Kizito High School, Caprivi (1976)
- National Diploma in Public Health, Technikon Mmadikoti, Pietersburg, South Africa
(1980)
- MSc, University of Liverpool, UK (1991-94)
- PhD, Faculty of Science, University of Namibia
Career (Selection):
- Entry into SWAPO (1975)
- SWAPO organiser (1975-85); Joined PLAN in exile (1986)
- Chief Health Inspector (1990-94)
- Deputy Minister of Health and Social Services (2000-2005)
- Minister of Health and Social Services since 2005
Miscellaneous :
- First black health inspector at Katima Mulilo
- South African security forces arrested him in 1985; tortured during imprisonment
- In January 1986 he escaped from captivity and walked 100 kilometres to Botswana
- Served in PLAN until he was repatriated in 1989
- Voted on to the Central Committee at the SWAPO Congress in 2002
Nujoma, Utoni (SWAPO)
Personal:
- Born on September 9, 1952 in Windhoek; Oldest child of Sam Nujoma
Education:
- Augustineum Secondary School (1968-72)
- Diploma in law, Henley College, Coventry, UK (1987-88)
- LLB Honours, University of Warwick, UK (1991)
- LLM degree (Public International Law), Lund University, Sweden (1995)
Career (Selection):
- Exile (1974)
- PLAN combatant (1974-87)
- Deputy Minister of Justice (2005-2010)
- Minister of Foreign Affairs (2010-2012); Minister of Justice since 2012
Miscellaneous :
- Voted on to the SWAPO Central Committee in 2002
- Number 10 at party‘s candidate list for the 2004 National Assembly (NA) elections
- Until he joined parliament he was a director on the boards of several companies, includ-
ing Ondjupa Group of Companies, Namibia Grape Company, Etosha Transport, Nami-
bia Institute of Pathology, Guinas Investment, and Blue Sea fishing company
Amathila, Ben (SWAPO)
Personal:
- Born on October 1, 1938 at Walvis Bay, Erongo region; Married to Libertina Amathila
Biographien der Kernelite Namibia
Seite 195
Education:
- Rhenish Mission School, Tsumeb (1954)
- Augustineum Training College, Okahandja (1954-58)
Career (Selection):
- Member of Ovamboland People‘s Organisation (OPO) in Walvis Bay in 1959
- Exile (1966)
- SWAPO Representative to Scandanavia, West Germany and Austria (1971-76)
- Member of Constituent Assembly (1989-90)
- Minister of Trade and Industry (1990-93)
- Minister of Information and Broadcasting (1993-2000)
- SWAPO Chief Whip in National Assembly (2000-2007)
Miscellaneous :
- Resigned as a member of the National Assembly and as the party‘s Chief Whip 2007
- President Sam Nujoma did not reappoint the SWAPO veteran in 2000
- Amathila is one of only a handful of ministers to be dropped from Cabinet since inde-
pendence and the only one to remain an MP for a considerable time afterwards
- Despite his demotion from Cabinet he has remained popular within the party
- He came eighth in the voting for the Central Committee at the 2002 SWAPO Congress
- President Hifikepunye Pohamba re-appointed Amathila as SWAPO‘s Chief Whip in the
NA in March 2005
- Owner of a farm near Omaruru in the Erongo region; he has a 40 percent shareholding
in Atlan Fishing, which, through the ATAB Fisheries Consortium, is a shareholder in
Blue Ocean Products
Biographien der Kernelite Philippinen
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Biographie 2: Kernelite Philippinen
Corazon Aquino
Personal:
- Born on January 25, 1933 in Paniqui, Tarlac, died on August 1, 2009
- Wife/Widow of Benigno S. Aquino, Jr.; Mother of current President Benigno S. Aqui-
no III
Education:
- Major in French, Minor in Mathematics, College of Mount St. Vincent, Riverdale, New
York(1953);
- Law School, Far Eastern University, Philippines (Attended one year, 1953)
Career (Selection):
- Successor of Ferdinand Marcos
- Eleventh President of the Philippines (Second and Last President of the Fourth Repub-
lic; First President of the Fifth Republic) 1986-1992
Miscellanous:
- No other previous (political) positions
- Occupation: Housewife
Fidel Ramos
Personal:
- Born on March 18, 1928 in Lingayen, Pangasinan
Education:
- U.S. Military Academy, West Point (1950)
- MS Civil Engineering, University of Illinois at Champaign-Urbana (1951)
- Master in National Security Administration, National Defense College of the Philip-
pines(1969)
- Master in Business Administration, Ateneo De Manila University (1980)
Career (Selection):
- Chief of Staff of the Armed Forces
- Cabinet: Secretary of National Defense (1988–1991)
- Twelfth President of the Philippines (Second President of the Fifth Republic) 1992-
1998
- Member of the National Security Council (Estrada, Arroyo, and Aquino administra-
tions)
- Member of the Council of State (Arroyo administration)
- Senior Adviser (Estrada administration)
- Ambassador–at–large (Arroyo administration)
Miscellaneous:
- Chairman, Ramos Peace and Development Foundation
- Occupation: Civil engineer, Soldier
Joseph Estrada
Personal:
- Born April 19, 1937 in Tondo, Manila
Education:
- Ateneo de Manila High School (did not finish)
Biographien der Kernelite Philippinen
Seite 197
- Mapua Institute of Technology (did not finish)
- Doctor of Humanities, Honoris Causa by the Bicol University in April 1997, and the
University of Pangasinan in 1990
Career (Selection):
- Local: Mayor, Municipality of San Juan (1969–1986)
- Upper House: Senator (1987–1992);
- Vice President of the Philippines (1992–1998)
- Thirteenth President of the Philippines (Third President of the Fifth Republic) 1998-
2001
Miscellaneous:
- Occupation: Actor
- He became a movie actor in his early twenties and established himself as a living le-
gend in local filmdom
- on February 2002, he was overthrowned by EDSA II Revolution
Gloria Macapagal-Arroyo
Personal:
- Born on April 5, 1947 in San Juan, Manila
Education:
- Studies in International Trade, Georgetown University (1966)
- BA Economics, Assumption College (1968)
- MA Economics, Ateneo de Manila University (1978)
- PhD Economics, University of the Philippines (1985)
Career (Selection):
- Undersecretary, Department of Trade and Industry (1989-1992)
- Upper House: Senator (1992-1995; 1995-1998)
- Secretary of Social Welfare and Development (1998-2001)
- Vice President of the Philippines(1998-2001)
- Fourteenth President of the Philippines (Fourth President of the Fifth Republic) 2001-
2004; 2004-2010
- Lower House: Representative of the Second District of Pampanga (2010-present)
Miscellaneous:
- Daughter of former President Diosdado Macapagal and Dr. Evangelina Macaraeg Ma-
capagal
- She is married to lawyer-businessman Jose Miguel Tuazon Arroyo
- Occupation: Professor
- Assistant professor at Ateneo de Manila University from 1977 to 1987 and professor at
UP School of Economics in those same years
Benigno Aquino
Personal:
- Born on February 8, 1960 in Tarlac
Education:
- Bachelor of Arts, Major in Economics, Ateneo de Manila University (1981)
Career (Selection):
Biographien der Kernelite Philippinen
Seite 198
- Lower House: Representative of the Second District of Tarlac (1998–2007)
- Upper House: Senator (2007–2010)
- Fifteenth President of the Philippines (Fifth President of the Fifth Republic) 2010-
Miscellaneous:
- Son of former President Corazon C. Aquino and Senator Benigno S. Aquino, Jr.
- Vice Chairman, Liberal Party of the Philippines
- Secretary General, Liberal Party of the Philippines
- Occupation: Vice President, Intra-Strata Assurance Corporation
Assistant Retail Sales Supervisor and Assistant Promotions Manager, Nike Philippines,
Inc.
Florencio Abad
Personal:
- Born on July 13, 1954 in Sampaloc, Manila
Education:
- B.Sc., Business Management, and Bachelor of Laws, Ateneo de Manila University
- Passed the Bar Examination (1985)
- Fellow, Edward Mason Program in Public Policy and Management, Kennedy School of
Government, Harvard University, Cambridge, Massachusetts, USA
Career (Selection):
- House of Representatives, Lone District of Batanes (1987-1989) 1995, 1998 and 2001)
- Secretary of Agrarian Reform (1990-1990)
- House of Representatives, Lone District of Batanes (1995-1998; 1998-2001, 2001-
2004)
- Secretary, Department of Education, Culture and Sports (2004-2005)
- Secretary, Department of Budget and Management (2010-)
Miscellaneous:
- Resigned from Cabinet in 2005 because of the ‗Hello Garci Scandal‘
- His parents were the late Jorge Abad, five times Liberal Congressman and Secretary of
the Department of Public Works, Transportation and Communications during the ad-
ministration or President Diosdado Macapagal, and Aurora Abad, former Representa-
tive (1964–1968) and OIC Governor of Batanes.
- Married to Henedina V. Razon, Director of the Ateneo School of Government and Rep-
resentative of Batanes
- He has four children: Julia Andrea, who is the head of Presidential Management Staff,
Pio Emmanuel, Luis Andres, who is the chief-of-staff of Finance Secretary Cesar Puri-
sima and Cecilia Paz
Orlando Mercado
Personal:
- Born on April 26, 1946
- He grew up (in the depressed area of Fabie Street) in Paco, Manila
Education:
- Celedonio Salvador Elementary School
- Graduation with honors at the Manuel A. Roxas High School
- Bachelor of Arts in Political Science, and later Master of Arts in Communications from
the University of the Philippines
Biographien der Kernelite Philippinen
Seite 199
Career (Selection):
- Member of Opposition in Parliament at the First Regular Batasang Pambansa in Que-
zon City in 1984
- During his first term he was Majority Floorleader
- member of various commitees and commissions, including the Commission on Ap-
pointments
- Upper House Member (Senate): 1987-1992, 1992-1995 and 1995-1998
- Secretary of the Department of National Defense and Security (1998-2001)
Miscellaneous:
- Orly got his first break as broadcaster when he landed a job as radio-TV announcer of
the Republic Broadcasting System while taking his Political Science course at the State
University
- Orly produced and hosted the popular Kapwa Ko, Mahal Ko, a public service program
helping the indigents and the needy from different parts of the country
- He was detained in Fort Bonifacio for almost ten months after martial law was declared
- As an educator, Orly was associate professor and head of the Communication Arts De-
partment of Miriam College and University of Santo Tomas
Alberto Gatmaitan Romulo
Personal:
- Born on August 7, 1933 in Camiling, Tarlac Province
Education:
- Bachelor of Science, Commerce, De La Salle University, Manila
- Bachelor of Laws, University of Madrid
- Doctor of Laws, University of Madrid
Career (Selection):
- Elected as member of the Regular Batasang Pambansa representing Quezon City in
1984
- Secretary of Budget and Management (1986-1987)
- Upper House (Senate): 1987-1992; 1992-1995; 1995-1998
- Secretary, Department of Finance (2001-2001)
- Executive Secretary (2001-2004)
- Secretary, Department of Foreign Affairs 2004-2010 and 2010-2011
Miscellaneous:
- Recipient of the Gintong Ama Award
- During his time as Senator he served as Majority Leader for five years
Manuel Roxas
Personal:
- Born on May 13, 1957 in Manila
Education:
- Graduation from the Ateneo de Manila University in 1974
- Graduation from the Wharton School of Economics at the University of Pennsylvania
in 1979
Career (Selection):
- Lower House (HoR) as representative for the 1st District of Capiz: 1993-1995; 1995-
1998; 1998-2000
Biographien der Kernelite Philippinen
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- Secretary, Department of Trade and Industry 1999-2004
- Upper House (Senate): 2004-2007; 2007-2010
- Secretary, Department of Transport and Communication (2011-2012)
- Secretary, Department of Interior and Local Government (2012-)
Miscellaneous:
- Son of the Senator Gerry Roxas, and the grandson of President Manuel Roxas
- worked as an investment banker
- During his time in the HoR he served as Majority Leader
Emilia Boncodin
Personal:
- Born in 1954 in Iriga City, Camarines Sur; Died on March 15, 2010
Education:
- Graduate, Business Administration and Accountancy, University of the Philippines
(1975)
- Passed the Certified Public Accountant Board Examination (1975)
- Master's Degree, Public Administration, Kennedy School of Government, Harvard
University (1986) and a Ph.D. in Fiscal Policy
Career (Selection):
- Undersecretary and Chief of Staff, Department of Budget and Management (1991-
1998)
- Secretary, Department of Budget and Management (1998-1998; 2001-2004; 2004-
2005)
Miscellaneous:
- Former member of the Committee of Experts in Public Administration in United Na-
tions New York
- After Cabinet post under Estrada she worked as UP professor with expertise in public
finance, budgeting, financial management, public administration and civil service or-
ganizations, and economic development
- In 2005 Boncodin resigned at the height of the ‗Hello Garci scandal‘
- In February 2005, Boncodin underwent a kidney transplant
- Before her death, President Benigno S. Aquino III had been considering Secretary
Boncodin as one of his first choices to be a member of his Cabinet
Renato de Villa
Personal:
- Born on July 20 1935 in San Juan, Batangas
Education:
- San Juan Elementary School
- Secondary Education at Batangas Eastern Academy, San Juan
- Enrolled for a year at the University of Santo Tomas, taking up Engineering before he
took and passed the entrance tests at PMA.
- Philippine Military Academy (PMA) in 1953, Graduation in 1957
- Masters Degree in Business Management from the Asia Institute of Management
Career (Selection):
- Military Service in the Armed Forces of the Philippines (AFP) 1953-1991
Biographien der Kernelite Philippinen
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- Provincial Commander/Police Superintendent of the Negros Occidental PC/INP Com-
mand
- Regional commander, PC/INP Regional Command 5 (Bicol Region)
- Secretary, Department of National Defense 1991; 1991-1997
- Executive Secretary 2001-2001
Miscellaneous:
- A veteran of the Vietnam War and various military campaigns in the Philippine, his ca-
reer in the military service earned him numerous medals and awards
- Chairman of the National Disaster Coordinating Council (NDCC)
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Erklärung zur schriftlichen Prüfungsarbeit
Hiermit erkläre ich, dass ich diese Magisterarbeit selbstständig verfasst und keine anderen als
die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt und die aus fremden Quellen direkt oder indi-
rekt übernommenen Gedanken als solche kenntlich gemacht habe.
Die Magisterarbeit habe ich bisher keinem anderen Prüfungsamt in gleicher oder vergleichba-
rer Form vorgelegt. Sie wurde bisher auch nicht veröffentlicht.
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Ort, Datum Unterschrift
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