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CHRISTINE LANG 670854

Zugang U5

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CHRISTINE LANG 670854

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ZWIE ist das Ergebnis der frei gewählten Diplomaufgabe "Zweifel".

Ziel dieser Aufgabe war die Beschäftigung mit den Inhalten dersogenannten "Schlossplatzdebatte" und eine aus den Erkenntnissen folgende Positionierung gegenüber der gefundenen Problematik.

Die "Schlossplatzdebatte" als Presse-Synonym für den umfangreichen Diskurs um die bauliche Neuformulierungdes ehemaligen Marx-Engels-Platzes in Berlin-Mitte, dauert nun seit 1991 an.

Durch eine Untersuchung der gegenwärtigen städtebaulichen Strukturenist der Grundproblematik der Debatte nicht beizukommen.Die letzten "städtebaulich" zu nennenden Situationen waren dieder Standzeit des Palastes der Republik und die der Zeit vor Beginn des 2. Weltkrieges.

Die Betrachtung erstgenannter erweist sich wegen der 2008 abschließend erfolgtenEntfernung des überirdischen Gebäudekomplexes als obsolet und wird erst wiederbezüglich der in dieser Phase vorherrschenden Nutzung herangezogen werden.

Um jedoch die Bedeutung des Schlossbezirkes und seiner Bebauungerfassen zu können, wird versucht, seine städtebauliche Entwicklung in Zusammenhang mit der jeweils gegebenen gesellschaftlichen Situation chronologisch zu betrachten und zu deuten.

Die Deutungen, Schlussfolgerungen und Konsequenzen für Hintergründe,Programmatik und Konzept der Lösung "Zwie" beziehen sich dabei unter anderem auf Untersuchungen der Architektur bezüglich ihrer politischen Semiotik von Gottschall in "Politische Architektur. Begriffliche Bausteine zur soziologischen Analyse der Architektur des Staates" .

Gottschall kommt in seinem Werk zu dem einleuchtenden Schluss, Architektur sei eine materialisierte Form von Gesellschaft, was aber auch bedeutet,dass Architektur das „Ergebnis sozialer Strategien“ sein muss – und somit immer auch mit Macht verbunden ist.

Diese Grundlage erfordert die differenzierte Betrachtung und Bewertungeiner Schlossrekonstruktion und hat darauf reagierende bauliche Maßnahmen inihrer direkten Umgebung zur Folge, die ihre politische Bedeutung sinnfälligbezüglich unserer Vorstellung der heutigen Gesellschaft ergänzt und wenn nötigrelativiert.

Zeitleiste Bauten Pictogramme 1_10 000

Nach dem Fall der Mauer, der Unterzeichnung des Einigungsvertragesim Palast der Republik, wird das ideologisch belasteteBauwerk wegen erheblicher Asbestbelastung noch 1990 geschlossen.

Man entscheidet sich trotz wirtschaftlicher Faktoren gegen eine Umnutzungund beginnt die radikale Asbestsanierung mit der Entfernung allerEinbauten.

Ob die 1993 vom Befürworter der Schlossrekonstruktion Wilhelm von Boddienerrichtete Schloss-Attrappe auf dem Marx-Engels-Platz im Massstab 1:1 das Ergebnis des städtebaulichen Ideenwettbewerbs von 1994 maßgeblich beeinflusste, bleibt dahingestellt.

Das Ergebnis des städtebaulichen Wettbewerbes von 1994 sieht die Verdichtung der Mitte am Vorbild des historischen Stadtgrundrisses und damit einen Bau in Schlosskubatur vor.

Die Diskussion um Neubau oder Schlossrekonstruktion beginnt und wird Teilder Abrissdebatte um den Palast.

2002 ergeht ein Beschluss des Bundestages über die Rekonstruktion der Schlosskubatur mit den nachempfundenen Süd-,West- und Nordfassaden, sowie dem Schlüter'schen Innenhof.

Unter erheblichen Anstrengungen erreicht eine engagierte Initiativedie Zwischennutzung des verwahrlosten Palastes unter dem Titel "Volkspalast".Die Veranstaltungen sind beliebt und sorgen für breites Interesseam alten Palast auch über die Landesgrenzen hinaus.Mit zunehmender Akzeptanz des Gebäudes in der vor allem jüngeren Bevölkerungwird auch die Abrissentscheidung des Bundes immer konkreter.

Von 2006 bis 2008 verschwindet der Palast langsam.Die Betonwanne wird mit Sand und Wasser gegen Auftrieb gesichert und in einevon Landschaftsarchitekten entworfene Grünanlage integriert, die bis zum Baubeginn des Stadtschlosses / Humboldt-Forum bestehen bleiben wird.

Die durch die Zwischennutzung "Volkspalast" auf dem Schlossareal etablierte Kunstszene erhält die profane temporäre Kunsthalle "Cube" auf der Schlossfreiheit.

Das ehemalige Nationaldenkmal für Wilhelm I. sollte zum 20. Jahrestag des Mauerfallsmit einem Einheitsdenkmal bekrönt werden, der dafür ausgelobte Wettbewerbblieb jedoch ohne Ergebnis.

RECHNUNG

sanfte Sanierung mitsofortiger, anschließender Nutzung 51 Mio.€

radikale Sanierung mitanschließendemAbrissmit Betonwanne 75 Mio.€ohne Betonwanne 64 Mio.€

Neubau in Schlosskubatur 552 Mio.€Rek. Fassaden 80 Mio.€

Heutige PlanungGesamtkosten 696 Mio.€

"DER UNBEWUSSTE ZWANG,VERDRÄNGTE VERLETZUNGENZU RÄCHEN, IST STÄRKER ALS JEDE VERNUNFT"

Alice Miller, "Abbruch der Schweigemauer"

"JA, ALLE REDEN VOM SCHLOSS,DABEI SIND'S DIE HÄUSER"

Julius Posener, 1994

War es ein Fehler der DDR, die Reste des Stadtschlosses zu demolieren?Aus Sicht der damaligen Ideologie nicht. War es ein Fehler, den Palast der Republik abzureißen?Auf jeden Fall. Eine andauernde Zwischennutzung hätte ein lebendiges Signal gesetzt. Mit merkwürdigen Argumenten siegte die Rekonstruktion: "Erst das Ensemble kann eine Vorstellung von dem letztlich fatalen imperialen Auftreten Deutschlands in der Welt vermitteln", bekannte sich selbst Werner Spies in einem Interview dazu. Nicht der einstigen Größe Preußens, seines fatalen Schattens sollte also gedacht werden. Das bewältigt der Siegerentwurf hervorragend. Es war eine einstimmige Entscheidung der Jury. Damit hat niemand gerechnet, nicht einmal der Sieger Franco Stella aus Vicenza. Noch kennt man ihn nicht, nicht seine Bauten. Man sieht nur, dass er auf hohem Niveau dem italienischen Razionalismo von Aldo Rossi verpflichtet ist. Stellas architektonische Sprache kondensiert die Regeln des Baus, bringt deren Essenz zur Wirkung. Jeder freche Kontrapunkt wäre ein zeitgeistiger Witz geblieben. Stellas Projekt hat Würde und Gelassenheit, auch magisch erhabene Räume. Ein Musterbeispiel dafür, wie heutige Architektur mit der Geschichte ins Gespräch kommt. Mögen die Nutzungen der Idee folgen.

Dietmar Steiner, Direktor des Architekturzentrums Wien

ABRISS PALAST DER REPUBLIK = POLITISCHE ENTSCHEIDUNGREKONSTRUKTION STADTSCHLOSS = POLITISCHE ENTSCHEIDUNG

MÖGLICHE POLITISCHE MOTIVATION ?

MÖGLICHE RELATIVIERUNG EINES POLITISCHEN BAUSMIT WISSENSCHAFTLICHEN INHALTEN ?

WAS BEDEUTET VERMITTELTES WISSEN, UNTERGEBRACHTIN EINEM SCHLOSS ?

Gegenüberstellung eines Baus, der das Schloss kontrastiert,Fragen weckt und den kritischen Umgang mit der baulichen Formulierungunserer Umwelt herausfordert, im Sinne ihrer Bedeutung, ihres Maßstabs und ihresInhaltes. Gleichzeitig jedoch dient er zweckmäßig als experimentelle Architekturder Berliner Kunstszene und ihren Themenzweigen, um ihr einenHandlungsraum an prominenter Stelle zu sichern.

MY HOME IS MY CASTLE

vermitteltesWISSEN

MACHTdamals

heute

MACHTWISSEN = = WISSEN

HINTERFRAGEN der Macht

damals

heute HINTERFRAGEN des vermittelten Wissens

FAZIT - PROGRAMMATIK - KONZEPT - ZWIE

WIE KANN DAS WESEN DER ZWISCHENNUTZUNG "VOLKSPALAST"LEBENDIG GEHALTEN UND ERINNERT WERDEN?

PROGRAMMATIK

ORT

FAZIT

KONZEPT"Die Kunst ist ein Spiegel der Natur,aber kein mechanischer, kein unbegingt objektiver.

Sie ist ein Spiegel, dessen Aufgabe es keineswegs ist,das, was schon existiert, mit der Kälte objektiver Richtigkeit wiederzugeben.Es ist vielmehr ein Spiegel mit ganz bestimmtem Zweck,nämlich dem eines Hilfsmittels, um sich in der Natur zurechtzufinden.Die zunächst dumpfen, von den Natureindrücken hervorgerufenenGefühle sollen je nach den Sinnesorganen des Menschen eine feste Form erhalten.

Die Form muss möglichst viel an Assoziationen in sich zusammenhalten und tut es umso mehr, je einfacher sie ist.

DAS SYMBOL IST EINE DIESER FORMEN."

Bruno Taut, "Architekturlehre"

"Die SCHLOSSFREIHEIT versinnbildlicht anschaulich den städtischenWerdegang Berlins;

AN IHR LASSEN SICH DIE ARCHITEKTONISCHEN PLAUNGENUND GESELLSCHAFTLICHEN VERÄNDERUNGEN DESSTADTBILDES WIE IN EINEM PRISMA ABLESEN "

Dietmar und Ingmar Arnold, "Schlossfreiheit", 1998

1688

Zu Beginn der Amtszeit von Kurfürst Friedrich Wilhelm I.ist das Land durch den dreißigjährigen Krieg verwüstet.Das Schloss steht recht einsam am Rand des noch sumpfigen, nördlichen Spreeinselteiles.

Um die Ödnis um das Schloss,bisher nur von Künstlern des Hofes als Grundstück für ihre Ateliers genutzt, für seine Frau ansehnlicher zu gestalten, erlaubte der Kurfürst die Bebauung der Schlossfreiheit, der "Keimzelle bürgerlicher Freiheiten".

Damit wächst die Cöllnische Altstadt entlang desSchlossbezirkes und beginnt ihn zu rahmen.Zwischen kurfürstlicher Residenz und Bürgerhäusern stehen der Münzturm und das ehemalige Dominikanerkloster.

1400

1600

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2000

1448

1738

Nach dem Tod Friedrichs I. im Jahr 1713 beginnt der Umbaudes Schlosses und seines Gartens zum Zentrumder Militärmacht Preußen durch Friedrich Wilhelm I.

Der neue "Soldatenkönig" nutzt die Räume des vor seiner Zeit vergrößerten Schlosskomplexes zur einheitlichen staatlichen Organisation durch das Generaldirektorium. Seine Politik bewirkt eine starke Militarisierung des Lebens, aber auch die wirtschaftliche und finanzielle Festigung des Landes.

Der ehemals idyllische Garten des Schlosses wird Exerzierplatz,Schlossfreiheit und "militarisiertes" Schloss stehen sich direkt gegenüber, zwischen ihnen wird es eng, der Bereich nördlich des Schlosses wirkt abgetrennt vom bürgerlichen Stadtleben.

Die Schlossfreiheit wird später auch "Ile de France" genannt; die Häuser beherbergen Läden und Wohnungen vermögenderGlaubensflüchtlinge aus Frankreich.

Einer der Läden, eine Buchhandlung, versteckt die Geheim-bibliothek des literarisch-musisch ambitionierten Kronprinzen Friedrich II. vor dem praktisch und sparsam veranlagten Vater.

Die Schlossfreiheit, behaftet mit einem Hauch des Subversiven.

1862

1862 ist das Jahr der Berufung Otto von Bismarcks alsMinisterpräsident durch König Wilhelm I.als Reaktion auf den Verfassungskonfliktzwischen König und liberaler Mehrheit des PreußischenLandtages.

Die Politik der Krone mit ihrer Abneigung gegen Demokratie,Liberalismus und die Einigung Deutschlands befindet sich weiterhin (Märzrevolution 1848) in ernster Kritik seitens des Volkes.

Während Bismarck die Einigungen mit Dänemark,Österreich und Frankreich kriegerisch zugunstender Macht Preußens erreicht,entsteht auf der Nordseite des Schlosses, abgewandtvom bürgerlichen öffentlichen Leben die"Freistätte für Kunst und Wissenschaft" mit demLustgarten als Staatsforum.

Die Einheit aus Krone, Religion (neuer Dom), Bildung (Altes Museum) und Armee (Zeughaus, heute DHM)bildet sich als architektonische Manifestation (Schinkels "Spreeathen")

1875

Nach dem Sieg im Einigungskrieg gegen Frankreichdurch Bismarcks Engagement wird Wilhelm I.1871 zum Deutschen Kaiser proklamiert.Die städtebauliche Machtsymbolik Frankreichshat Eindruck hinterlassen und wird als Vorlage, die es im Kaiserreich zu übertreffen gilt angesehen.

Die Anlehnung an den Stil des Barock führt zur Überformung des Schlosses und der "Magistrale" Unter den Linden.Die einstmals romantische Allee wird zur Prachtstrasseausgebaut und über die Spree als direkter Zugang zu Alt-Berlinverlängert.Der vormals hofartige Nordteil der Spreeinsel wird zur kaiserlichen Verklammerung von Ost- und Weststadt.

Der Kaiserhof ist nun nicht mehr durch den selbstgeschaffenen Engpass zwischenSchloss und Freiheit von der eigentlichen Altstadt getrennt,sondern hat sich selbst ohne Rücksicht auf Verluste eine breite Prachtstrasse vorbei an der Bürgerschaft geschlagen.

1893

Die Magistrale Unter den Linden ist noch nicht genug Machtsymbolik für die Kaiserkrone, das Schloss, in früheren Zeiten nach Osten hin zur Spree orientiert, wird mit seinem Hauptportal an der Westseite von den bürgerlichen Häusern der Schlossfreiheit verdeckt, lediglich Balustrade, Kuppel und verschattete Nordfassade sind von der Magistrale aus sichtbar.

Die Politik Wilhelms II. führt zur außenpolitischen Destabilisierung des Reiches, das die öffentliche Meinung beherrschende Bürgertum empfindet er als größte Gefahr für seine Machtposition.

Um die Bürger mit neuer Zuversicht und Vertrauen zu füllen,entscheidet man sich zur Errichtung eines Nationaldenkmales für Kaiser Wilhelm I., das die Größe des Vittorio-Emmanuele-Denkmales in Rom zu übertreffen hatte. Kaiser Wilhelm II. setzt sich eigenmächtig über das für ihn unbefriedigende Wettbewerbsergebnis hinweg, indem er den zweiten Wettbewerb mit der Vorgabe des Standortes (Schlossfreiheit) und der zur Teilnahme zugelassenen Künstler belegt.

Der Kaiser lässt also noch im gleichen Jahr (1893) die Bürgerhäuser der Schlossfreiheit abbrechen und entscheidet im Alleingang mit dem Künstler Reinhold Begas über das Erscheinungsbild des Denkmals.

Noch zur Zeit Wilhelms II., die rückblickendals "Wilhelminische Epoche" bezeichnet wird,entsteht der neobarocke Dom Julius Raschdorfs anstelledes von Stüler geplanten und begonnenen, jedochwährend der Märzrevolution 1848 gestoppten Baus.

Der neue wilhelminische Dom reiht sich mit seiner prunkvollenAusführung ein in die Reihe der zahlreichen großen Bauten, die der Kaiser zur Betonung seiner Rolle alsFörderer der Künste und Wissenschaften auf dernördlichen Spreeinsel errichten ließ.

Südlich des Schlosses fallen dem neuen MarstallBürgerhäuser der Altstadt zum Opfer.

Die Ställe im Süden, Kunst und Kultur im Norden.

Zur Zeit der Weimarer Republik ist das Schlossungenutzt.

1940

1951

Nach dem zweiten Weltkrieg liegt die gesamteStadt in Schutt und Asche, so auch die Bautender Spreeinsel.

Zwar hielten die massigen Mauernder mächtigen Gebäude in großen Teilen stand,ihr Inneres aber war wie die Bürgerhäuser derCöllner Altstadt ausgebrannt und meist zusammengebrochen,auch die repräsentativen Museen waren zu 70% zerstört worden.

Man begann vornehmlich rationell Wohnraum herzustellen,das Geld war denkbar knapp, an den Wiederaufbaualter Gebäude, die nicht Verwaltungs- oder Wohnzweckendienten, war anfangs nicht zu denken.

Trotz seines ruinösen Zustandes wies man dem Schloss noch zwei Funktionen zu, bevor es 1951 gesprengt wurde, um Platz für die Staatsmitte nach Moskauer Vorbild zu schaffen:1946 beherbergte es in den wenigen annähernd nutzbar gebliebenen Räumen die erste große Kunstausstellung der Berliner Nachkriegszeit und diente weiter als kleines Schlossmuseum.

Die Aufbauten des Nationaldenkmales waren 1949 angeblichwegen Mangels an Buntmetallen abgebaut worden.

1989

1989 - 2009

Die DDR Staatsführung hatte seit der Sprengung des Stadtschlosses die Überlegungen für eine Staatsmitte nach Moskauer Vorbild stetig weitergeführt, war jedoch trotz verschiedener Architekturwettbewerbe und Entwürfe zahlreicher Architekten für ein hochhaussartiges Bauwerk nicht zu einer Lösung gekommen.

Schließlich entschied man sich in den 70er Jahren für die Errichtung eines Volkshauses, das sich entgegen der bisherigen Planungideen nicht in die machtsymbolische Höhe, sondern horizontal ausgebildet an der zeitgenössischen Architektursprache orientierte.

Man versuchte mit dem Bauwerk die Annäherung an den Westenund die eigene Fortschrittlichkeit zu unterstreichen, ein neuer Palast der politischen Macht war an die Stelle des Schlosses getreten.

Die einstmalig politische Nord-Süd Problematik war der Ost-West Problematik gewichen.

Der "Palast der Republik" wurde nach nur 32 Monaten Bauzeit 1976 fertiggestellt und vereinte unter seinem formal durch das üppig beleuchtete Foyer -"Erichs Lampenladen"- geteilten Dach Versammlungsräume der Politik und Kultureinrichtungen für das Volk.

Der Palast avancierte zu einer regelrechten Pilgerstätte zur Vergnügung und war Schauplatz mancher Veranstaltung mit "West-Künstlern".

Stadtschloss

Palast der Republik / VolkspalastHäuserkette der Schlossfreiheit

Temporäre Kunsthalle "CUBE"Nationaldenkmal Kaiser Wilhelm I.

2016

Die Untersuchung der historischen Stadtentwicklungim Bereich des Schlossareales mit seiner direkten Umgebungzeigt deutlich die politische Symbolhaftigkeit derstädtebaulichen Strukturen und ihre unveränderte Wirkkraft.

Dies schließt die Möglichkeit einer nicht politisch deutbaren,baulichen Neuformulierung des Schlossareales aus.

Einzig Christoph Ingenhovens Vorschlag aus dem Jahr 2000, der die vollständige Umformung des ca. 20 ha messenden Grundstückes zum "Central Park" Berlins vorsah, wird bis heute gern als die einzige Lösung zitiert, die die Allgemeinheit hätte befrieden können. Doch auch dieser Vorschlag fand nicht durch die Politik in die Realität.

Aus diesen und weiteren Gründen muss im Rahmen der Untersuchung die Planung des Humboldt-Forums/ des Stadtschlosses als Realität werdend akzeptiert und der Fokus auf die hierdurch entstehenden Konsequenzen für die Wahrnehmung des Areales, sowie eventuell nötige Ergänzungen im näheren Stadtraum gelenkt werden.

Durch die Nutzung des zukünftigen Stadtschlosses als Ergänzung der Gebäude der Museumsinsel mit Zeugnissen der außereuropäischen Künste und Kulturen aus den Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin, Wissen aus den Büchern und modernen Medien der Zentral- und Landesbibliothek Berlin und durch die Wissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin kann es als territoriale Ausbreitung der durch die Politik als repräsentatives Statussymbol der BRD vereinnahmten Museumsinsel verstanden werden.

Die "Insel" mutet aus einer anderen Perspektive betrachtet als Feste an, als das eigentliche Schloss, die Schatzkammer des Staates, angefüllt mit Kulturzeugnissen, die Außenräume - die echten öffentlichen Flächen bleiben immernoch eher verlassen als gepflegt.Der Wind pfeift über weite Flächen und durch monumentale Achsen, Aufenthaltsqualität ohne Eintrittsschranke sucht man vergebens.

Auch die Höfe des neuen Schlosses werden diesen Bedarf nicht mindern können:Der Eosanderhof überdacht und zum Foyer degradiert, statt die projektierte Agora zu bilden,der Schlüter'sche Hof in der aktuellen Planung nur über eine enge Passage mit Zugangskontrolle erreichbar.

Die mit Interesse und Neugierde belebte Zwischen-Nutzung des heute abgerissenen Palastes der Republik darf dagegen rückwärtig als zeitkritisch, reflektierend und lebendig betrachtet werden und sollte dringend als Anstoßgeber für eine kritikfähige Bildungsgesellschaft in eine dauerhafte Nutzung überführt werden.

Dies wird im Rahmen des Humboldt-Forum nicht vorgesehen.Die Zwischenlösung der temporären Kunsthalle und die geplante Agora im Forum können nicht als räumlicheVerschiebung des diskursiven Charakters von "Volkspalast" verstanden werden.

Der Berliner Unwille 1440-1448

versuchte die Autonomie der Stadt mit 8.000 Einwohnern gegen die Entscheidungsbefugnis der Landesherren zu verteidigen, unter anderem wurde die Baugrube der Burg, der Keimzelle des späteren Stadtschlosses, von den Bürgern unter Wasser gesetzt.

1500

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ZWIE arbeitet mit als Symbol verwendbaren Elementen, um Assoziationen mit dem Ort anzuregen.

So sollen die neuen Häuser der Schlossfreiheit als Projektionsfläche für Gefühle, Erinnerungen und Identitäten den einzelnen Benutzer, Betrachter und Besucher in seiner eigenen Realität rückverankern.

Die monumentale Macht des Schlosses mit seiner immensen Größe im Stadtraum, die Intention des Barock, den Bürger als Staffage für seine überbordende Machtsymbolik zu verwenden, soll durch die Gegenüberstellung von Bauten, die den Menschen als Maßstabdeutlich zeigen, dramatisch erkennbar gemacht werden.

Die Treppe bildet Schwelle, Sockel und Trennung.

Die Häuser dienen verschiedenen Nutzungszwecken und machen einen Teil der Gewölbe des Denkmales nutzbar.Ihre Fassadenhaut aus Kunststoff karikiert Kommandantur, Bauakademie und Stadtschloss.

Die Farben der Häuser lehnen sich an die Spektralfarben an, den möglichen visuellen Wahrnehmungsbereich des menschlichen Auges.

Die Stelen markieren den Verlauf der alten Häuserzeile auf der Schlossfreiheit vor ihrem Abriss und bilden durchschreitbaren und gefühlten Schutz bietenden Raum,der als Stelenallee die achsiale Ausrichtung der Uferkante am Lustgarten und damit die archäologische Promenade der Museumsinsel verlängert.

Der Turm als Markierung überragt als Höhepunkt der Anlage die Schlosstraufe nur um wenige Zentimeter. Über Stufen wird die Höhe begreifbar, es bieten sich Aussichten auf die Umgebung, man bekommt den Überblick.

Das Wasser wird durch die Ufergestaltung erlebbar und zum Spiegel und Belichter des schwarzen Hauses.

Das schwarze Haus bietet Raum zurinneren Einkehr, seine massiven Wände unddie Haut aus schwarzem Glas umschließenden durch Wasserreflexion und Lichtkanonendiffus erhellten Raum.

Der weisse Turm aus poliertemBeton markiert den Ort in seiner Umgebungund erinnert die Macht der Kunst.

Das violette Haus beherbergt dasCafé am Wasser.

Das grüne Haus stellt mitdem Aufzug die barrierefreieErschließung von Café, Grill,Schwarzem Haus und dem Gewölbesicher.

Das gelbe Haus dient alsnotwendiger Fluchtweg fürdie unterirdischen Veranstaltungsräumeoder als alternativer Zugang bei Einzelveranstaltungen.

Wie das gelbe Haus dient das türkisfarbene als notwendiger Fluchtweg für die unterirdischen Veranstaltungsräume.

Das pinkfarbene HausRaum genug für einenCurry-Imbiss oder Kiosk.

Das orangefarbene Hausdient als fester Grillplatzam Wasser.

Das blaue Hausist als Unterstand undSitzplatz für die Angler (!)vorgesehen.