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Andrea Strutz
Flucht, Vertreibung und Erinnerung: Intergenerationelles Gedächtnis in Familien
österreichisch-jüdischer Vertriebener
Als tausende Österreicherinnen und Österreicher am 12. März 1938 am Wiener Heldenplatz
den „Anschluss“ an das nationalsozialistische Deutschland bejubelten und Adolf Hitler einen
begeisterten Empfang bereiteten, begann für die jüdische Bevölkerung Österreichs der
Anfang vom Ende. Der nationalsozialistische Terror, der in seiner Intensität nicht
vorhersehbar war, brach über Nacht über sie herein und bedeutete für die Mehrheit der
jüdischen Bevölkerung einen traumatischen Schock, der im Novemberpogrom 1938 seinen
vorläufigen Höhenpunkt erreichte. 1 Der zentrale Stellenwert des Antisemitismus in der
Ideologie der Nationalsozialisten führte ebenso wie in Deutschland auch in Österreich dazu,
dass rasch Repressions- und Vernichtungsmaßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung
vorgenommen und diese in Gesetze gegossen wurden. 2 Grundlage dafür waren die
Nürnberger Gesetze (1935),3 die im Mai 1938 in der „Ostmark“ – so die Bezeichnung
Österreichs nach dem „Anschluss“ an das Deutsche Reich – übernommen wurden. Damit
wurde eine gesetzliche Basis für die radikale und brutale Ausgrenzung, die Entrechtung und
für die systematische Verfolgung der jüdischen Bevölkerung in der „Ostmark“ geschaffen.
Auf dem Gebiet des ehemaligen Österreich galten im Jahr 1938 schätzungsweise 206.000
Personen als Juden im Sinne der Nürnberger Gesetze. 4 Nach der Klassifizierung des
Nationalsozialisten umfasste dies sogenannte „Volljuden“ und Mitglieder der jüdischen
Religionsgemeinschaft („Glaubensjuden“) sowie Personen, die mindestens einen jüdischen
Vorfahren in der Generation der Großeltern aufwiesen. Hatten Betroffene zwei jüdische
Großeltern, so wurden sie als „Mischlinge 1. Grades“ bezeichnet und Personen mit einem
jüdischen Großelternteil klassifizierten die Nationalsozialisten als „Mischlinge 2. Grades“.
Von den rund 206.000 Personen, die als Juden galten, wurden etwa 130.000 aus Österreich
vertrieben und mindestens 65.500 Menschen wurden von den Nationalsozialisten ermordet.
Verfolgung der jüdischen Bevölkerung in Österreich und Nationalsozialistischer
Terror
Nach Übernahme der „Nürnberger Rassengesetze“ wurde in Österreich eine Flut von
diskriminierenden Gesetzen erlassen, um die jüdische Bevölkerung zu isolieren und
vollständig aus dem öffentlichen und wirtschaftlichen Leben in Österreich zu entfernen.
Beginnend mit Ende Mai 1938 wurden Berufsverbote für verschiedene Berufsgruppen wie
2
Rechtsanwälte, Ärzte oder Apotheker ausgesprochen sowie jüdische Beamte und
Angestellte aus ihren Arbeitsstellen entlassen.5 In den Schulen wurden nichtjüdische von
jüdischen Kindern getrennt; jüdische Kinder wurden „ausgeschult“ und mussten danach
eigens errichtete Sammelschulen besuchen. 6 Jüdische Studenten wurden von den
österreichischen Universitäten, an denen der Antisemitismus schon vor 1938 besonders
stark spürbar war, verwiesen. Ebenso wurden jüdischen Professoren und Gelehrte aus dem
Lehrkörper entfernt.
Auch der Lebensraum der jüdischen Bevölkerung wurde immer stärker eingeschränkt, so
mussten Juden ab dem Herbst 1938 in sogenannte Sammelwohnungen ziehen. Es gab
Ausgehverbote und strenge Einschränkungen beispielsweise für den Kleider- und
Lebensmittelkauf, bei der medizinischen Versorgung und für die Nutzung des öffentlichen
Verkehrs. Bald durften Juden auch keine Parkanlagen, Schwimmbäder oder Kinos mehr
besuchen.7
Die jüdische Bevölkerung wurde von den Nationalsozialisten ausgeplündert und beraubt:
Vermögen, Grundstücke und Wohnungen wurden entzogen, jüdische Betriebe und
Geschäfte wurden enteignet und liquidiert bzw. „arisiert“. Einen Höhepunkt der
Radikalisierung gegen die jüdische Bevölkerung in Österreich stellt das Pogrom am 9.
November 1938 dar. Angehörige der SS und der SA plünderten und zerstörten tausende
Wohnungen und noch nicht „arisierte“ jüdische Geschäfte. In Wien und in den
österreichischen Bundesländern wurden Synagogen und Bethäuser in Brand gesetzt und
alle bis auf wenige Ausnahmen vollkommen zerstört.8 Durch die systematische Verfolgung
der Juden wurden die wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen und religiösen Strukturen der
jüdischen Gemeinden in Österreich für immer zerstört. Binnen weniger Monate nach dem
„Anschluss“ hatte die jüdische Bevölkerung ihre ökonomische Existenz und alle bürgerlichen
Rechte verloren.
Nationalsozialistische Vertreibungspolitik bis 1941
Antijüdische Maßnahmen wurden in Österreich in den anderthalb Jahren bis zum Ausbruch
des Zweiten Weltkrieges wesentlich schneller und brutaler durchgeführt als Maßnahmen seit
der Machtübernahme Hitlers 1933 im „Altreich“. 9 Eine zentrale Rolle spielte in diesem
Zusammenhang die „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“, die unter der Leitung von
Adolf Eichmann stand. Die „Zentralstelle“ war im August 1938 in Wien geschaffen worden,
um besonders Tempo und Zahl der Vertreibung zu steigern.10 Funktionäre der jüdischen
Gemeinde und anderer jüdischer Organisationen wurden gezwungen, sich administrativ und
finanziell am Massenexodus zu beteiligen. Auf sie wurde unerträglicherer Druck ausgeübt,
3
„um immer größere Auswanderungskontingente in immer kürzeren Zeiträumen zu
erzielen.“11
Der Terror des Novemberpogroms 1938 erhöhte den ohnedies schon sehr großen Druck auf
die jüdische Bevölkerung, Österreich so schnell wie möglich zu verlassen. Es wurde sehr
deutlich, dass für Juden ein Leben in Österreich unter NS-Herrschaft nicht mehr möglich war.
Doch eine „Auswanderung“ aus Österreich war sehr schwierig zu organisieren, denn es gab
kaum Staaten, die bereit waren, jüdische Flüchtlinge ohne weitere Bedingungen bei sich
aufzunehmen.12 Die internationale Flüchtlingskonferenz im französischen Evian unter dem
Vorsitz von Franklin D. Roosevelt im Juli 1938 widmete sich dieser Frage, denn man wollte
die chaotischen und wilden Fluchtbewegungen aus NS-Deutschland in einen geordneten
Auswanderungsprozess überführen. 13 Doch die Verhandlungen der Vertreter aus 32
Ländern scheiterten, da die Regierungen der einzelnen Länder– sei es in Europa oder in
Übersee – kaum Bereitschaft zeigten, den hunderttausenden NS-Flüchtlingen sofort und
unkompliziert Schutz und Aufnahme zu bieten. 14 Dadurch fiel es Juden zunehmend
schwerer, die notwendigen Visa für eine Ausreise aus Österreich zu beschaffen, da
„sämtliche Länder bereits ihre Grenzen für jüdische Flüchtlinge geschlossen bzw. deren
Aufnahme mit einem Quotensystem limitiert hatten“.15 Manche Menschen kauften in ihrer
großen Verzweiflung daher auch gefälschte Einwanderungspapiere für exotische Länder
und manche versuchten ihr Leben durch illegale Grenzübertritte beispielsweise nach
Jugoslawien oder in die Schweiz zu retten.
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im September 1939 reduzierten sich die ohnehin
schon geringen Möglichkeiten zur Ausreise aus Österreich noch stärker; eine der letzten
Möglichkeiten sein Leben durch eine Flucht zu retten, bestand bis längstens Mitte 1941 in
einer Flucht nach Shanghai in das weit entfernte China.
Fokussierte die NS-Politik zunächst auf Beraubung und rasche Vertreibung der Juden aus
dem Deutschen Reich, so veränderte sich die nationalsozialistische
„Judenpolitik“ spätestens ab dem Jahr 1941 und zielte unter Schaffung von
Vernichtungslagern auf die systematische Ermordung und den Genozid an der jüdischen
Bevölkerung ab. Durch den im Oktober 1941 verhängten Auswanderungsstopp aus dem
„Dritten Reich“ 16 verschwand aber jede Möglichkeit zur Flucht und die noch im Land
befindliche jüdische Bevölkerung wurde deportiert.17 Bis zu diesem Zeitpunkt konnten zwei
Drittel der jüdischen Bevölkerung, das waren rund 130.000 Personen, aus Österreich
fliehen.18
4
Zentrale Zufluchtsländer
Ein besonders wichtiges Zufluchtsland war Großbritannien, dort fanden rund 31.000 NS-
Flüchtlinge aus Österreich Aufnahme. 19 Viele von ihnen erhielten ein Visum aufgrund
spezieller Einwanderungskontingente und reisten z.B. als Dienstmädchen, Hauspersonal
oder Krankenpflegepersonal ein. Auch viele Kinder und Jugendliche entkamen nach
Großbritannien, ein großer Teil von ihnen erreichte die britische Insel mit
Kindertransporten.20 Zwischen Dezember 1938 und August 1939 verließen 2.262 Kinder
Wien mit Transporten, die die Jüdische Kultusgemeinde organisiert hatte; in diesem
Zeitraum wurden 23 Bahntransporte von Wien nach Großbritannien durchgeführt. 21
Insgesamt wurden rund 10.000 Kinder aus Deutschland, Österreich und der
Tschechoslowakei mit Kindertransporten nach Großbritannien gebracht und auf diese Weise
gerettet.22
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges endete jedoch die Möglichkeit zu Flucht nach
Großbritannien, denn die Insel wurde für eine weitere Einwanderung gesperrt. Personen, die
sich in Großbritannien aufhielten und aus den Gebieten des Deutschen Reichs stammten,
wurden von der Churchill-Regierung zu „feindlichen Ausländern“ erklärt; das betraf auch
jüdische Flüchtlinge.23 Im Verlauf des Krieges wurde aus Angst vor einer deutschen Invasion
im Jahr 1940 sogar ein Teil der NS-Flüchtlinge aus Österreich und Deutschland
vorübergehend (z.B. auf der Isle of Man) interniert.24
Auch Palästina war ein wichtiges Zufluchtsland, denn dorthin konnten sich rund 15.200
Österreicherinnen und Österreicher retten. Weitere 7.200 Menschen flüchteten nach Asien.
Der Großteil von ihnen, 6.220 Personen, ging in die fernöstliche Hafenstadt Shanghai, wohin
man bis August 1939 ohne Visum oder andere Beschränkungen einwandern konnte. 25
Knapp 7.000 Österreicherinnen und Österreichern gelang eine Flucht nach Lateinamerika
(v.a. nach Argentinien und Bolivien). Weitere 1.125 Österreicher verschlug es in afrikanische
Länder (v.a. Südafrika) und etwas über eintausend Personen fanden Aufnahme in Australien
bzw. in Neuseeland.26
Die Vereinigten Staaten von Amerika waren ebenfalls ein bevorzugtes Asylland für jüdische
Flüchtlinge aus Österreich. Allerdings bestanden verschiedene formale Hürden für eine
Einreise. Ungeachtet der Lebensgefahr hielten die USA an dem 1924 geschaffenen
Quotensystem für die europäische Einwanderung fest. Dieses „orientierte sich aber nicht an
der Staatsbürgerschaft der Einreisewilligen, sondern an deren Geburtsort. Es konnte also
sein, daß eine Familie dadurch gespalten wurde, weil die jüngere Generation bereits in
Österreich geboren wurde und somit auf die großzügigere deutsche Quote – sie betrug
27370 Personen pro Jahr – fiel, während Angehörige der älteren Generation noch in einem
der Kronländer geboren worden waren und damit auf eine Warteliste gerieten.“ 27 Die
5
jahrelangen Wartezeiten aufgrund der extrem niedrigen Einreisequoten für Polen, Ungarn,
Böhmen, Mähren und Rumänien bedeuten in vielen Fällen aber den sicheren Tod, sofern die
Betroffenen nicht doch Zuflucht in einem anderen Land finden hatten können.28 Aber selbst
bei rechtzeitiger Zuteilung einer Quotennummer konnte die Rettung in die USA immer noch
scheitern. Denn die Amerikaner verlangten für die Aufnahme eines Flüchtlings zusätzlich
noch ein „Affidavit“, also eine Bürgschaft eines amerikanischen Staatsbürgers, für den
Lebensunterhalt der betreffenden Person aufzukommen, um den Staat finanziell nicht zu
belasten.
Trotz dieser restriktiven Einwanderungspolitik wurde die USA zum bedeutendsten Asylland
für Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich und nahm zwischen 1938 und dem Kriegseintritt
1941 schätzungsweise 110.000 Personen auf.29 Nach den Berechnungen von Jonny Moser
befanden sich darunter 29.860 Österreicherinnen und Österreicher, die in diesem Zeitraum
die Flucht über den Atlantik schafften.30
Weiterleben in New York – Metropole des deutschsprachigen Exils
Viele NS-Vertriebene aus Österreich ließen sich bevorzugt in den urbanen Räumen der Ost
und Westküste der USA nieder. New York wurde zur Metropole des Exils, in das nach 1933
bzw. nach 1938 rund 70.000 deutschsprachige Flüchtlinge zumindest für einige Jahre
Zuflucht fanden. Auf Manhattan entwickelte sich der Stadtteil Washington Heights, der
nördlich der 155. Straße liegt, durch den Zuzug von „Hitlerflüchtlingen“ zur größten
deutschsprachigen jüdischen Ansiedlung der USA.31 Als ironische Anspielung auf das „Dritte
Reich“ nannten manche der Flüchtlinge den Stadtteil auch das „Vierte Reich“, andere
sprachen auch von „Frankfurt on the Hudson“.32
Die Integration in das neue Leben in Amerika bewältigten die Jüngeren unter den
österreichischen Flüchtlingen wesentlich leichter. Sie kamen mit den ungewohnten
sprachlichen, beruflichen und kulturellen Gegebenheiten oftmals besser zurecht als die
Älteren, bei denen der verfolgungsbedingte Verlust des sozialen, kulturellen und beruflichen
Bezugssystems häufig in Form von starken Existenzängsten bzw. Identitätsverlusten in der
Emigration nachwirkte. Dies zeigen auch die Ergebnisse der Studie „Emigration. Austria -
New York“, in der Erfahrungen und Erinnerungen von 23 österreichisch-jüdischen
Vertriebenen in New York mithilfe von Video-Interviews eingehend analysiert wurden.33 Der
Hinauswurf aus der Heimat stellt bei den befragten ehemaligen Österreichern einen
irreversiblen Einschnitt in ihren Biografien dar. Die traumatischen Erfahrungen der
Ermordung von Familienmitgliedern und Freunden im Holocaust, die erlittenen
Demütigungen und Beraubungen durch das NS-Regime, aber auch die länger währende
6
Unsicherheit über das eigene Überleben bzw. die kulturelle, sprachliche und soziale
Entwurzelung blieben lebenslang wirksam.34
Doch neben den Berichten über traumatische Erfahrungen eröffnete sich in den Interviews
auch ein überraschend nostalgisches Bild von Österreich, insbesondere von Wien. Es zeigte
sich, dass für viele Befragte Österreich in kulturellen Belangen, vor allem in Hinsicht auf
klassische Musik, Literatur oder bildende Kunst, immer noch ein wichtiger Ankerpunkt war.
So bezogen sich viele der vorgebrachten Erinnerungen auf die Wiener Oper, in der manche
der Gesprächspartner in jungen Jahren zahlreiche Vorstellungen, oftmals am Stehplatz,
gesehen hatte. Auch die landschaftliche Schönheit Österreichs, vor allem die Bergwelt, hatte
sich im Gedächtnis der Vertriebenen tief eingeschrieben. Auf dieser Ebene produzierte das
Gedächtnis ein schönes, „heiles“ Bild von Österreich, denn es handelte sich zumeist um
Erinnerungen aus glücklichen Tagen in einer frühen Phase ihres Lebens in Österreich. Das
waren vor allem Kindheitserinnerungen an das Schilaufen in den Bergen, meist am
Semmering, der Rax oder am Schneeberg bzw. Erinnerungen an die Sommerfrische mit den
Eltern z.B. im Ausseerland in der Steiermark, in Tirol und an Familienausflüge im
Wienerwald.
Auch in den New Yorker Wohnungen der ehemaligen Flüchtlinge war eine gewisse
Beziehung mit dem Geburtsland erkennbar: An den Wänden hingen viele Zeichnungen,
Bilder und Fotos, die vor allem Wien und die österreichischen Landschaften zeigten, in den
Bücherregalen standen Werke (manchmal auch Erstausgaben) maßgeblicher
österreichischer Schriftsteller der Moderne, es gab Nippes und Kaffeetassen mit Österreich-
Bildern, und in einigen Küchen fanden sich sogar Jahreskalender aus Österreich. Auch die
Beibehaltung bestimmter Alltagsgewohnheiten verweist auf eine nachhaltige Verbindung mit
dem Geburtsland, denn fast alle Interviewpartnerinnen und -partner bewahrten sich in der
Emigration eine große Vorliebe für die österreichische Kochkunst bzw. die Wiener Küche.
Solche Facetten österreichischer Alltagskultur in New York spielten in der Weitergabe von
Erinnerungen an nachgeborene Generationen eine zentrale Rolle.
Erinnerungen aus der Ferne: Bilder und Erzählungen über Österreich im
Familiengedächtnis
Das Projekt „Erinnerungen aus der Ferne“35 beschäftigte sich mit Bildern und Narrativen, die
in Familien jüdischer Vertriebener in New York von der Generation der Flüchtlinge an ihre
Kinder und Enkelkinder weitergegeben wurden. In der Analyse sollen die Unterschiede in der
Rezeption des heutigen Österreich und des Österreich der Großeltern in den Erinnerungen
und Wahrnehmungen der zweiten und vor allem dritten Generation deutlich gemacht werden.
7
Es sollte herausgefiltert werden, welche Erinnerungen an Österreich Eingang in das
Familiengedächtnis gefunden haben. Dafür wurden in den Gesprächen u.a. die Beziehung
der Generationen untereinander sowie das vorhandene Wissen und die Anteilnahme am
Schicksal der aus Österreich vertriebenen Eltern und Großeltern erörtert. Es war auch von
Interesse, ob und wie Herkunft und Schicksal der Großeltern bzw. Eltern für die zweite und
dritte Generation identitätsprägend wirkte.
Die ausgewählten Gesprächspartner, drei Frauen und drei Männer, waren zum Zeitpunkt der
Befragung zwischen 28 und 50 Jahre alt und waren im Großraum New York aufgewachsen.
In einem Fall stammte nur die Großmutter aus Wien, bei allen anderen waren beide
Großeltern und teilweise auch die Eltern aus Österreich, genauer aus Wien.36 Folgende
Personen haben an der Untersuchung teilgenommen und das Projekt durch ihre Interviews
wesentlich unterstützt: Jerry Elmer (geb. 1951, Jurist), Catherine Lederer-Plaskett (geb. 1955,
politisches Engagement im Sozialbereich), Jonathan Spira (geb. 1961, Historiker,
Technologieforschung), Willy Wiener (geb. 1965, Psychologe), Michelle Butterfass (geb.
1970, Pädagogin), Lisa Mehl (geb. 1973, Lehrerin).
An dieser Stelle wird angemerkt, dass in der Generationszuordnung der Gesprächspartner
(Zugehörigkeit zur zweiten oder dritten Generation) eine gewisse Schwierigkeit bestand. Der
Umstand, dass bei vier Interviewpartnern sowohl Eltern als auch Großeltern der direkten
Emigrantengeneration angehörten, führte dazu, dass sich die Fäden der Überlieferung in der
Familie nicht immer eindeutig zuordnen ließen (bei Jonathan Spira, Jerry Elmer, Catherine
Lederer-Plaskett und Willy Wiener). Nur bei Michelle Butterfass und Lisa Mehl war es
eindeutig, dass sie der Enkelgeneration angehörten.
In den Familiengeschichten und bei Familientreffen – so die Erinnerung der zweiten und
dritten Generation –, spielte das Thema „Österreich“ zwar eine wesentliche Rolle, stand aber
nicht immer im Vordergrund. Trotzdem war in den geführten Gesprächen bei allen Befragten
die allererste Assoziation mit „Österreich“ ident: Österreich ist als jenes Land im
Familiengedächtnis eingeschrieben, aus dem die Vorfahren vertrieben und Angehörige im
Holocaust ermordet wurden. Lisa Mehl, die jüngste Gesprächspartnerin und zur
Enkelgeneration zugehörig, beschrieb dies folgendermaßen: „Austria is topic as far as the
Holocaust is involved; it is a very emotional topic for my grandparents, approached often.
They speak about it like it was yesterday [...] it is important for the family tradition.”37
Die Aussagen der nachgeborenen Generationen verwiesen auch darauf, dass sie aufgrund
ihres Wissens über die NS-Verfolgung und die erzwungene Flucht ihrer Großeltern und
Eltern auch selbst starke Verlustgefühle empfanden; sie fühlten sich ihrer Geschichte und
ihrer Wurzeln beraubt. Dieses Gefühl drückte Willy Wiener folgendermaßen aus:
8
„Sadness and fear, I sort of think of my history being gone. My family had significant roots there, had a nice big apartment and a business and dance teachers and music teachers, a real community that they had known. I feel kind of ripped off, sad that I never got a part of it. The pictures look wonderful. Yes, sadness and a bit of anger I guess are the first thing I think
of.”38 Diese ersten Assoziationen mit Österreich, also Verfolgung, Beraubung, Vertreibung und
Holocaust, entsprachen ganz den Vorannahmen im Projekt. Doch zeigte sich im Zuge der
Gespräche, dass diese Themen in den weitergegebenen Erinnerungen zwar sehr präsent,
aber nicht die dominierenden Elemente im Familiengedächtnis waren. Ein wenig
überraschend spielten sich in den Gesprächen nämlich spezielle alltagskulturelle
Phänomene in den Vordergrund, auf die im Verlauf des Artikels noch näher eingegangen
wird.
Die Intensität der Auseinandersetzung mit Österreich variierte stark in der zweiten und dritten
Generation und auch die persönlichen Erfahrungen im Land unterschieden sich stark. Sie
reichten von einmaligen, oftmals touristischen Besuchen in Österreich, über längere
Aufenthalte in Wien im Rahmen eines internationalen Studienprogramms bis hin zu
regelmäßigen Sommeraufhalten. Beispielsweise waren Reisen nach Österreich für Jonathan
Spira ein selbstverständlicher Teil seiner Lebenswelt. Als Kind verbrachte er beinahe jeden
Sommer in Österreich, um in Wien noch lebende Verwandte und Freunde zu besuchen.
„We went to Austria almost once a year. Some people in this country go to the mountains. We had gone to Austria. In my case Austria was so embedded in our live. It just sort of happened [...]. In London we were visitors. My father did not consider us visitors when we were in Vienna. Trips to Vienna was more a family visit. By the time I was ten, I knew where my father fell when he was five [...], I have spent enough time in Austria to not have the
picture of the van Trapp family.”39
Ebenso unterschiedlich waren die Deutschkenntnisse in der Gruppe, sie reichten vom
Verstehen einiger Worte hin bis zur Zweisprachigkeit, die sich durch das Zusammenleben
mehrerer Generationen in einem Haushalt in New York entwickelt hatte. Deutsch, genauer
noch das „Wienerische“, war beim Aufwachsen aller Gesprächspartner aber sehr präsent:
„I heard an awful lot of German. My mother always spoke to my grandmother in German. Whenever the phone rang, they spoke in German. I took it briefly for like one semester and I have an ear for it. But I never followed it up [...], I had no great use for it [...] but I can
understand a decent amount of German.”40
Lisa Mehl erinnert sich: „I did not learn German. But I say you this: growing up we used to speak German in the house. I did, to count, things like that, eins, zwei, drei [...], my father speaks a little bit and understands everything. As we go as a family it was English, Viennese, German. English, but the grandkids always said speak English, speak English. My parents grew up in a household that was bilingual. For us it was different. The language was just part of us growing up. Even now my grandmother will talk to me Viennese just like in the middle of the sentence. And I know what she is saying and she not realizing it.”41
9
Bei Jonathan Spira bildete sich aufgrund der familiären Situation und der vielen
Sommeraufenthalte in Österreich eine sehr hohe Sprachkompetenz aus. Und im
Familienalltag vermischte sich der Gebrauch des Deutschen und Englischen sogar:
„My father and I were the best for Dschinglish. We would throw words, whatever the easiest word was. [...] I didn’t get taught, it was spoken [...], it was spoken to me and when I was hungry and wanted Palatschinken, I guess I realized, it was smarter to say: Ich bin hungrig, würdest du [...]. I used German especially when I wanted to get good food from my grandmother. It is so engrained, it is hard to separate [...], occasionally I find words I know in
German and not in English.”42
Einige in der Gruppe erfuhren durch noch in Österreich erlernte Verhaltensweisen, die bei
der Großeltern- bzw. Elterngeneration noch nicht durch amerikanisches Alltagswissen
ersetzt worden waren, beim Aufwachsen in New York auch kulturelle Differenz. Teilweise
wurden sie etwas „anders“ erzogen als Kinder, deren Eltern und Großeltern schon in den
USA geboren und aufgewachsen waren. Vor allem die älteren Gesprächspartner erinnerten
sich daran, dass die ersten Kinderlieder, die sie erlernten bzw. die Gutenacht-Geschichten,
die sie von Eltern oder Großeltern hörten, auf Deutsch waren. Jerry Elmer berichtete: „I
certainly knew ‘Hänschen Klein’ as a child [...]. My parents read to me from children books -
Erich Kästner, which they only had in German.”43
Auch Jonathan Spiras Sozialisation erfolgte in seinen ersten Lebensjahren in New York
hauptsächlich auf Deutsch:
„Even my toys and my music box, they played Austrian and German stuff. I have no idea where they came from. I don’t know. There must have been some secret Austrian supply store [...] when I grew up the record albums I had, were in German. The children’s songs. When you get to an American kindergarten how far can you go with ‘Kommt ein Vogel geflogen’? Kids can be mean. However it is. My upbringing was so different that whomever I meet is proclaiming I cannot be from here. I am not even sure why.”44
Diese spürbare kulturelle Differenz im Vergleich zur vorherrschenden amerikanischen Kultur
und Lebenswelt erzeugte bei Willy Wiener aber auch Konflikte mit seiner Mutter während
seines Aufwachsens in New York. Nicht immer, so erinnerte er sich im Gespräch, wollte er
der deutschsprachigen Emigrantenkultur angehören. Als Jugendlicher war er manchmal über
das Anderssein seiner Familie und den unüberhörbaren deutschen Akzent der Mutter
beschämt:
„At night when my mother puts me to sleep the songs would be in German. And to this day she calls me Hasi. She has all these names that used to embarrass me. I used to get very angry because she would call me in all that weird German names in front of my friends. So we had a lot of conflicts about that, but she couldn’t help herself about that I guess. Schmitzig, Hasi, mein goldenes Kind […] my mother‘s and my grandmother’s differentness was kind a problem to me […]. I wanted to be like the other kids. I remember as a child her accent kind of embarrassed me. My friends would make fun of it.” 45
10
Ein alltagskulturelles Phänomen: Die österreichische Küche als transgenerationaler
Gedächtnisort
Doch trotz der individuell unterschiedlich intensiven Auseinandersetzung mit Österreich trat
im Lauf der Gespräche eine unerwartete Gemeinsamkeit in der Gruppe deutlich zu Tage:
Kinder wie Enkelkinder beschrieben eine intensive und emotionale Verbindung zu Österreich
über die Essenskultur. Die österreichische Küche erwies sich als elementarer Gedächtnisort.
Über die Jahre des Zusammenlebens der verschiedenen Generationen haben sich
offensichtlich alltägliche Handlungen und Routinen aus der Herkunftskultur von Eltern und
Großeltern eindringlich im Familiengedächtnis verankert. In den Erzählungen der zweiten
und dritten Generation waren Wiener Schnitzel, Gulasch, Apfelstrudel, Sachertorte,
Salzburger Nockerl, Marillenknödel und Zwetschenknödel überaus präsent. Sie waren
zugleich auch die definitiven Lieblingsspeisen der befragten zweiten und dritten Generation.
In dieser Hinsicht gab es trotz großen Altersspanne bei den Interviewpartnern
erstaunlicherweise keine Vermischung oder Fusion mit der Vielfalt an kulinarischen
Angeboten im multikulturellen New York.
„I love Wiener Schnitzel. My grandmother makes the best. My mother made it; my mother learned a lot of recipes from my grandmother. Wiener Schnitzel and spinach. I am serious. That’s what we wanted [...] Wiener Schnitzel, on the bone or without the bone, with potatoes and with spinach for me, for her Lisi. I wanted spinach, creamed spinach of course.”46
Leidenschaftlich erzählten die Gesprächspartner, dass Kochrezepte aus Wien in der Familie
als Schätze gehütet und als Besonderheit, teils handgeschrieben, an die jeweils nächste
Generation weitergegeben wurden. Durch die Weitergabe der Kochrezepte und der
Kochbücher wurde in der Emigration eine neue Familientradition begründet; die Kenntnisse
über die österreichische Küche und über Essgewohnheiten wurden zu einem essentiellen
und positiv besetztem Bestandteil des Familiengedächtnisses.
„The Austrian habit – if you want to say habit – I have taken over, is culinary, is that I cook. And you know, much of what I cook, are Viennese recipes from my grandmother. And the cookbook on my shelf is the Heß cookbook. My kids are used to Apfelkuchen mit Mürbeteig und Linzertorte, Strudel. You know, my son who is born in June, knows that for his birthday he gets Marillenknödel. And for my birthday it is August, so we get Zwetschkenknödel. I mean the habit that I have taken over from my grandparents is in the food area. (…) So I still have my grandmothers’ cookbook, with her fathers’ handwritten pages and hand binding in it. But you know, also her handwritten recipes and in fact, what my oldest son wanted for his graduation present from me, (…) was, he wanted me, to give him all of those family recipes in his own cook book. So I went to the store and for one dollar bought a blank notebook and
copied all of my Oma’s recipes into the cookbook for him. So he has them all.”47
In der Familie von Catherine Lederer-Plaskett dienten die österreichische Küche und die
traditionellen österreichischen Essgewohnheiten aber auch als signifikantes kulturelles
Unterscheidungsmerkmal gegenüber den amerikanischen Nachbarn. Sie erinnerte sich im
Interview bewundernd daran, welche kulinarischen Genüsse ihre Großmutter trotz
11
Berufstätigkeit für die Familie zaubern konnte. Zugleich verweist ihr Statement aber auch auf
die große psychische Belastung, die für sie damit einherging. Als junge Frau kämpfte sie
viele Jahre gegen Essstörungen an. Eine Ursache dafür sieht sie in der übergroßen
Wichtigkeit und Bedeutung, die das österreichische Essen und die gemeinsamen Mahlzeiten
ihrer Familie einnahm.
„We had very much Austrian cooking and my grandmother used to make Apfelstrudel on the table upstairs and she had a plastic covering and she would role out the dough paper thin. My mother, something I have said to her repeatedly, I don’t know how she would work all day and come home and make the food she would make. (…) I am talking about the sauces, the Paprikahendl, and all the different things that she could get on the table and all the vegetables. What I did think about when I would go to my friends’ houses? My god how boring their food is. It is just broiled meat. They would have a vegetable, a potato and some broiled meat and I would think how not dinner that is. It is nothing here, just a non-event. Food was very much part of our lives [...] it was such an important part and that was when family sat down, it was very much the centre of Sunday dinners.”48
Diese Passagen verdeutlichen, dass der emotionale Wert der österreichischen Küche in der
Emigration für die Generation der Flüchtlinge in New York besonders groß gewesen sein
muss. Die Alltagshandlung des Kochens (des Kümmerns um die Familie) schuf offenbar die
Möglichkeit, trotz des erlittenen Traumas der Vertreibung aus Österreich und der kulturellen
Entwurzelung, mit der ehemaligen Heimat auch in einem positiven Sinn verbunden zu
bleiben. Dieser große emotionale Wert wurde im Alltag an die zweite und dritte Generation
weitergegeben.
Identitätszuschreibungen in der zweiten und dritten Generation
In Hinsicht darauf, welche Faktoren (z.B. Herkunft, Religion, kulturelle Facetten) die
Nachkommen von jüdischen Vertriebenen beim Aufwachsen in New York geprägt hatten,
stachen zwei Zuschreibungen in der Gruppe der Gesprächspartner besonders hervor. Der
erste wichtige Faktor war die kulturelle und teilweise auch die religiöse Zugehörigkeit zum
Judentum. Zum zweiten war es die Tatsache, dass sie Nachkommen jüdischer Vertriebener
waren; dies betonten vor allem die vier älteren Gesprächspartnerinnen. Darauf verweist auch
Willy Wiener in seiner Beschreibung der prägenden kulturellen Facetten seiner Lebenswelt:
“I see myself in one way as first generation survivor of the holocaust. [… and] see myself in part as European. I carry this name almost by accident, Wiener, but I have a mother with a German accent, so I see myself with a little bit of an Austrian spin sprinkled in there. And
Jewish. An American Jew. It is tough to put that all together.”49
Jerry Elmer definierte sich eindeutig als Amerikaner und betonte, die Wichtigkeit für ihn, der
Sohn jüdischer Flüchtlinge zu sein:
12
„Yes, I am an American. I was born here and I went to school here and I know the idiom. But it is an important part of my identity that I am the son of Jewish refugees. But my construction
of that would be my family is Jewish, not my family is Austrian.”50
Einzig bei Jonathan Spira waren die österreichischen Wurzeln der Familie beim Aufwachsen
in New York tatsächlich stark identitätsprägend; nur er berichtete, dass er sich selbst auch
als Österreicher begreift.
„My identity is probably heritage and culturally Austrian. Religiously Jewish. Culturally gay too. Citizenship American. Wohnort New York […]. I look at Austria in different pieces. Politically different than socially and culturally […], I feel that Austria is one of my homes. […] It is a very special country. I consider myself Austrian. There is no question. I was brought up
with enough cultural identification to identify in both directions.” 51
Resumee
In der Auseinandersetzung mit Gedächtnisformen tritt Harald Welzer dafür ein, auch die
Formen der nicht-intentionalen Weitergabe von Erinnerung zu berücksichtigen. Eine
absichtslose Weitergabe der eigenen Vergangenheit an die Nachkommen erfolgt
beispielsweise durch soziale Interaktion und gemeinsames Erinnern bei Familientreffen bzw.
durch das Erzählen von persönlichen Geschichten, über unterschiedliche Medien wie Fotos,
Magazine, Filme, Kunstwerke oder über Aufzeichnungen (z.B. Briefe), die ursprünglich nicht
zum Zweck der historischen Vergegenwärtigung angefertigt wurden. Diesen Vorgang
bezeichnet Welzer als „soziales Gedächtnis“ bzw. als eine „Vergangenheitsbildung en
passant“. 52 Untersuchungen verweisen auch darauf, dass sich das Familiengedächtnis
zumeist nicht aus den großen Narrationen, sondern vielmehr aus kleinen, gewöhnlichen,
oftmals fragmentarischen Geschichten bildet.53
In Erzählprozessen nimmt die emotionale Färbung eine bedeutende Rolle ein. Laut Welzer
muss deshalb „der emotionalen Qualität von Erinnerungen besondere Aufmerksamkeit
gewidmet werden, da diese nicht nur die Grundierung für die Bedeutsamkeit und
Dauerhaftigkeit von Erinnerungen liefert, sondern auch im Prozess der Tradierung eine
enorm große Rolle spielt.“54
Die Auswertung der durchgeführten Interviews im Projekt „Erinnerung aus der Ferne“ zeigt,
dass der emotionale Wert der österreichischen bzw. Wiener Küche trotz des erlittenen
Traumas des Hinauswurfs aus der Heimat und der Erfahrung der Entwurzelung für die
Generation der Emigranten im New Yorker Alltag beträchtlich gewesen sein muss.55 Diesen
Wert gaben sie durch soziale Interaktionen auch an die nachkommenden Generationen
weiter, der von diesen angenommen wurde. Die Weitergabe von Kochrezepten und
Kochbüchern, die größtenteils aus Wien in die Emigration mitgenommen wurden,
begründete in etlichen Familien sogar eine neue Tradition.
13
Eine wesentliche Rolle in diesem Prozess scheint die intensive Beziehung der
Gesprächspartner speziell zu den Großmüttern gespielt zu haben. 56 Durch alltägliche
Handlungen wie das Kochen, das Vorsingen von österreichischen Kinderliedern, das
Sprechen über Erlebnisse und Erfahrungen in Wien und in anderen Teilen Österreichs vor
dem „Anschluss“ sowie über die erlittene Verfolgung, Beraubung und über den Hinauswurf
aus Österreich, gaben Eltern und Großeltern nicht nur persönliche Erinnerungen und Bilder
über Österreich an ihre Nachkommen weiter, sondern sie schufen im Zuge dieser
unbewussten sozialen Praxis auch Zonen von „Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, die
Menschen zu ‚geschichtlichen Wesen‘ macht.“57
Literaturliste
Anderl, Gabriele, Dirk Rupnow, Die Zentralstelle für jüdische Auswanderung als Beraubungsinstitution (= Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission 20/1. Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945), Wien, München 2004.
Anderl, Gabriele, Emigration und Vertreibung, in: Erika Weinzierl, Otto Kulka (Hg.), Vertreibung und Neubeginn. Israelische Bürger österreichischer Herkunft. Für Teddy Kollek, Bürgermeister von Jerusalem, Wien, Köln, Weimar 1992, S. 161-337.
Anderl, Gabriele, Flucht und Vertreibung 1938–1945, in: Traude Horvath, Gerda Neyer (Hg.), Auswanderungen aus Österreich. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, Wien, Köln, Weimar 1996, S. 235-275.
Bader Whiteman, Dorit, The Uprooted: A Hitler Legacy: Voices of Those Who Escaped before the „Final Solution“, New York 2003.
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.), Österreicher im Exil. Großbritannien 1938–1945. Eine Dokumentation, Einleitung, Auswahl und Bearbeitung: Wolfgang Muchitsch, Wien 1992.
Embacher, Helga, „Plötzlich war man vogelfrei“. Flucht und Vertreibung europäischer Juden, in: Sylvia Hahn, Andrea Komlosy, Ilse Reiter (Hg.), Ausweisung – Abschiebung – Vertreibung in Europa 16.–20. Jahrhundert (Querschnitte 20), Innsbruck, Wien, Bozen 2006, S. 219-240.
Embacher, Helga, Die USA als Aufnahmeland von jüdischen Verfolgten des NS-Regimes und Holocaustüberlebenden, in: Ulla Kriebernegg et al. (Hg.), „Nach Amerika nämlich!“ Jüdische Migrationen in die Amerikas im 19. und 20. Jahrhundert, Göttingen 2012, S. 111-134.
Eppel, Peter, Österreicher in der Emigration und im Exil 1938 bis 1945, in: Friedrich Stadler (Hg.), Vertriebene Vernunft II. Emigration und Exil österreichischer Wissenschaft, Wien, München 1988, S. 69-81.
14
Exenberger, Herbert, 16. Mai 1938 – „Ausschulung“ jüdischer Kinder aus Wiener Pflichtschulen, in: Die Gemeinde. Offizielles Organ der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, 621/Mai 2008/Ijar 5768, S. 29-31.
Freund, Florian, Hans Safrian, Die Verfolgung der österreichischen Juden 1938–1945. Vertreibung und Deportation, in: Emmerich Tálos et al. (Hg), NS-Herrschaft in Österreich. Ein Handbuch, Wien 2000, S. 767-794.
Gudehus, Christian, Eichenberg, Ariane; Welzer, Harald (Hg.), Gedächtnis und Erinnerung. Ein interdisziplinäres Handbuch, Stuttgart 2010.
Halbmayr, Brigitte, Emigration – Flucht – Vertreibung. Migrationsbewegungen österreichischer Jüdinnen und Juden nach Palästina 1934–1938, in: Angelika Hagen, Joanna Nittenberg (Hg.), Flucht in die Freiheit. Österreichische Juden in Palästina und Israel, Wien 2006, S. 29-98.
Halbrainer, Heimo, Gerald Lamprecht, Ursula Mindler, unsichtbar. NS-Herrschaft: Widerstand und Verfolgung in der Steiermark (Ausstellungskatalog), Graz 2008.
Hochstadt, Steve, Shanghai-Geschichten. Die jüdische Flucht nach China, Berlin 2007.
Laqueur, Walter, Gesichter des Antisemitismus, Berlin 2008.
Lichtblau, Albert, Integration, Vernichtungsversuch und Neubeginn, in: Eveline Brugger et al. (Hg.), Geschichte der Juden in Österreich (= Österreichische Geschichte 15), Wien 2006, S. 447-641.
Lichtblau, Albert, Österreich nach 1918, in: Elke-Vera Kotowski, Julius H. Schoeps, Hiltrud Wallenborn (Hg.), Handbuch zur Geschichte der Juden in Europa, Bd. 1, Länder und Regionen, Darmstadt 2001, S. 135-142.
Mejstrik, Alexander et al., Berufsschädigungen in der nationalsozialistischen Neuordnung der Arbeit. Vom österreichischen Berufsleben 1934 zum völkischen Schaffen 1938–1940 (= Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission 16. Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945 in Österreich), Wien, München 2004.
Moser, Jonny, Demographie der jüdischen Bevölkerung Österreichs 1938–1945 (= Schriftenreihe des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes zu Geschichte der NS-Gewaltverbrechen 5), Wien 1999.
Rosenkranz, Herbert, Verfolgung und Selbstbehauptung. Die Juden in Österreich 1938–1945, Wien, München 1978.
Strutz, Andrea, Geteilte Leben. Erinnerungen jüdischer Vertriebener in den USA an NS-Verfolgung, Krieg und Österreich, in: Siegfried Mattl et al. (Hg.), Krieg. Erinnerung. Geschichtswissenschaft, Wien 2009, S. 111–141.
Welzer, Harald, Das soziale Gedächtnis, in: Harald Welzer (Hg. ), Das soziale Gedächtnis. Geschichte, Tradition, Erinnerung. Hamburg 2001, 9-24.
Welzer, Harald, Erinnern und weitergeben. Überlegungen zur kommunikativen Tradierung von Geschichte, in: BIOS 11 (1998) 2, S. 155-170.
Winkler, Michael, Metropole New York, in: Exilforschung. Ein Internationales Jahrbuch, 20 (2002): Metropolen des Exils, S. 178-198.
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1 Vgl. Brigitte Halbmayr, Emigration – Flucht – Vertreibung. Migrationsbewegungen österreichischer
Jüdinnen und Juden nach Palästina 1934–1938, in: Angelika Hagen, Joanna Nittenberg (Hg.), Flucht in die Freiheit. Österreichische Juden in Palästina und Israel, Wien 2006, S. 45. 2 Vgl. Heimo Halbrainer, Gerald Lamprecht, Ursula Mindler, unsichtbar. NS-Herrschaft: Widerstand und Verfolgung in der Steiermark (Ausstellungskatalog), Graz 2008, S. 130. 3 Vgl. Reichsgesetzblatt I 1935, 1146. Zu den Nürnberger Gesetzen zählt das „Gesetz zum Schutze
des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“, das eine juristische Grundlage für die antisemitische Ideologie der Nationalsozialisten bildete. Mit dem Gesetz wurden die Eheschließung zwischen Nichtjuden und Juden verboten bzw. der außereheliche Geschlechtsverkehr zwischen ihnen. Verstöße dagegen, die sogenannte „Rassenschande“, wurden streng bestraft. Zu den Nürnberger Gesetzen zählt auch das „Reichsbürgergesetz“, mit dem nichtarische Bevölkerungsteile zu Menschen mit eingeschränkten politischen Rechten degradiert wurden und festgelegt wurde, wer als Jude galt. 4 Vgl. Jonny Moser, Demographie der jüdischen Bevölkerung Österreichs 1938–1945 (= Schriftenreihe
des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes zu Geschichte der NS-Gewaltverbrechen 5), Wien 1999, S. 17. 5 Jüdische Beamte (und auch politische Gegner der Nationalsozialismus) wurden ab Ende Mai 1938
aus dem öffentlichen Dienst entlassen bzw. zwangspensioniert; vgl. Verordnung zur Neuordnung des österreichischen Berufsbeamtentums, 31. Mai 1938, RGBl. I, Gesetzblatt für das Land Österreich GBl. Nr. 160/1938. 6 Vgl. Herbert Exenberger, 16. Mai 1938 – „Ausschulung“ jüdischer Kinder aus Wiener Pflichtschulen, in: Die Gemeinde. Offizielles Organ der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, 621/Mai 2008/Ijar 5768, S. 29. 7 Vgl. Albert Lichtblau, Integration, Vernichtungsversuch und Neubeginn, in: Eveline Brugger et al.
(Hg.), Geschichte der Juden in Österreich (= Österreichische Geschichte 15), Wien 2006, S. 528. 8 Zur Verfolgung der Juden und dem nationalsozialistischen Terror, vgl. ebda., S. 520-524. 9 Vgl. Walter Laqueur, Gesichter des Antisemitismus, Berlin 2008, S. 135-136. 10 Vgl. dazu Gabriele Anderl, Dirk Rupnow, Die Zentralstelle für jüdische Auswanderung als
Beraubungsinstitution (= Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission 20/1. Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945), Wien, München 2004, S. 109-154. Die „Zentralstelle“ war in Wien im arisierten Palais Rothschild in der Prinz-Eugen-Straße 22 untergebracht. Da dort alle für die „Auswanderung“ relevanten Behörden (z.B. Steuer-, Polizei- und Meldebehörden, Passamt, Vermögensverkehrsstelle, Jüdische Gemeinde, Palästina-Amt) untergebracht waren, erreichten die Nationalsozialisten eine enorme Beschleunigung des Auswanderungsvorganges. 11 Gabriele Anderl, Emigration und Vertreibung, in: Erika Weinzierl, Otto Kulka (Hg.), Vertreibung und
Neubeginn. Israelische Bürger österreichischer Herkunft. Für Teddy Kollek, Bürgermeister von Jerusalem, Wien, Köln, Weimar 1992, S. 181. 12 Bis Dezember 1938 konnte nur etwa ein Drittel der jüdischen Bevölkerung Österreich fliehen (ca. 67.000 Personen); vgl. Jonny Moser, Demographie der jüdischen Bevölkerung Österreichs 1938–1945, S. 27. 13 Die Flüchtlingskonferenz fand vom 6. bis 15. Juli 1938 im französischen Evian-les-Bains am Genfer See statt. 14 Vgl. Gabriele Anderl, Flucht und Vertreibung 1938–1945, in: Traude Horvath, Gerda Neyer (Hg.),
Auswanderungen aus Österreich. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, Wien, Köln, Weimar 1996, S. 238. 15 Helga Embacher, „Plötzlich war man vogelfrei“. Flucht und Vertreibung europäischer Juden, in: Sylvia Hahn, Andrea Komlosy, Ilse Reiter (Hg.), Ausweisung – Abschiebung – Vertreibung in Europa 16.-20. Jahrhundert (= Querschnitte 20), Innsbruck, Wien, Bozen 2006, S. 225. 16 Mit Wirkung von 23. Oktober 1941 wurde allen Juden generell die Auswanderung für die Dauer des
Krieges aus NS-Deutschland untersagt; vgl. Herbert Rosenkranz, Verfolgung und Selbstbehauptung. Die Juden in Österreich 1938–1945, Wien, München 1978, S. 284. 17 Beginnend mit dem Frühjahr 1941 wurden etwa 48.000 Menschen von Wien in verschiedene
Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager im Osten v.a. nach Nisko, Litzmannstadt, Riga, Minsk, Sobibor, Theresienstadt und Auschwitz deportiert; vgl. Moser Demographie der jüdischen Bevölkerung Österreichs 1938–1945; Florian Freund, Hans Safrian, Die Verfolgung der
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österreichischen Juden 1938–1945. Vertreibung und Deportation, in: Emmerich Tálos et al. (Hg), NS-Herrschaft in Österreich. Ein Handbuch, Wien 2000, S. 767-770. 18 Vgl. Moser, Demographie der jüdischen Bevölkerung Österreichs 1938–1945, S. 28. 19 Vgl. Peter Eppel, Österreicher in der Emigration und im Exil 1938 bis 1945, in: Friedrich Stadler (Hg.), Vertriebene Vernunft II. Emigration und Exil österreichischer Wissenschaft, Wien, München 1988, S. 70. 20 Vgl. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.), Österreicher im Exil.
Großbritannien 1938–1945. Eine Dokumentation, Einleitung, Auswahl und Bearbeitung: Wolfgang Muchitsch, Wien 1992, S. 8. 21 Vgl. ebda., S. 11-12; Dorit Bader Whiteman, The Uprooted: a Hitler Legacy: voices of Those Who
Escaped before the „Final Solution“, New York 2003, S. 139-155. 22 Vgl. Embacher, „Plötzlich war man vogelfrei“, S. 226. 23 Vgl. Anderl, Flucht und Vertreibung 1938–1945, S. 245. 24 Das betraf rund 27.000 deutschsprachige Personen, wovon etwa 14.000 aus Österreich stammten; vgl. Österreicher im Exil. Großbritannien 1938–1945, S. 53-61. 25 Shanghai in China war seit 1937 von Japan besetzt. Ursprünglich unterstützte Japan die anti-
jüdische Politik Deutschlands trotz der Allianz nicht und gewährte europäischen Juden Aufnahme in der Stadt. Im Februar 1943 veränderte sich die Lage und im Stadtteil Hongkou wurde ein ausgewiesener Bereich eingerichtet, in den alle jüdischen Flüchtlinge, die nach 1937 nach Shanghai gekommen waren, übersiedeln mussten (Ghetto Hongkou). Damit verschlechterten sich allerdings die ohnedies schon schwierigen Lebensbedingungen der zumeist verarmten jüdischen Flüchtlinge in Shanghai. Das Ghetto Hongkou bestand bis Anfang September 1945. Vgl. Steve Hochstadt, Shanghai-Geschichten. Die jüdische Flucht nach China, Berlin 2007, S. 110-114. 26 Zu den Emigrationsdaten vgl. Moser, Demographie der jüdischen Bevölkerung Österreichs 1938–
1945, S. 64-71. 27 Lichtblau, Integration, Vernichtungsversuch und Neubeginn, 526-527. 28 Vgl. Anderl, Flucht und Vertreibung 1938–1945 S. 266. 29 Vgl. Embacher, „Plötzlich war man vogelfrei“, S. 226. 30 Vgl. Moser, Demographie der jüdischen Bevölkerung Österreichs 1938–1945, S. 71. 31 Vgl. Michael Winkler, Metropole New York, in: Exilforschung. Ein Internationales Jahrbuch, 20 (2002): Metropolen des Exils, S. 179. 32 Vgl. Helga Embacher, Die USA als Aufnahmeland von jüdischen Verfolgten des NS-Regimes und Holocaustüberlebenden, in: Ulla Kriebernegg et al. (Hg.), „Nach Amerika nämlich!“ Jüdische Migrationen in die Amerikas im 19. und 20. Jahrhundert, Göttingen 2012, S. 125. 33 Das Forschungsprojekt „Emigration. Austria – New York“ verfolgte das Ziel, Erfahrungen, Erinnerungen, Stimmungsbilder und Lebensgeschichten von jüdischen Vertriebenen, die1938/39 aus Österreich in die USA flohen, mittels audiovisueller Interviews aufzuzeichnen und wissenschaftlich auszuwerten. Insgesamt wurden 23 Lebensgeschichten untersucht. 34 Vgl. dazu u.a. Andrea Strutz, Geteilte Leben. Erinnerungen jüdischer Vertriebener in den USA an NS-Verfolgung, Krieg und Österreich, in: Siegfried Mattl et al. (Hg.), Krieg. Erinnerung. Geschichtswissenschaft, Wien 2009, S. 133-141. 35 Das kulturwissenschaftliche Projekt basiert u.a. auf audiovisuellen Interviews mit Nachkommen
österreichisch-jüdischer Vertriebener im Großraum New York (Interviewerhebung und Auswertung: 2000 bis 2002). 36 Die Interviewpartner sollten über 18 Jahre alt sein und mindestens einen jüdischen Großelternteil aufweisen, der 1938/39 aus Österreich geflohen war. Die Kontaktaufnahme erfolgte über unterschiedliche Kanäle z.B über das Jewish Welcome Service Vienna, über Kontakte mit Emigranten in New York, über den Gedenkdienst am Leo Baeck Institute New York, mittels Inseraten im „Kinderlink“ und über Aushänge an der New York University. Die ausgewählten sechs Personen erfüllten alle erforderlichen Voraussetzungen und waren einverstanden, dass beim Interview gefilmt wird. Weitere Personen waren zwar an unserem Projekt interessiert, wollten jedoch beim Interview nicht gefilmt werden. 37 Interview Lisa Mehl (geb. 1973), 25. Mai 2001, New York City. 38 Interview mit Willy Wiener (geb. 1965), 6. Juni 2001, New York City.
17
39 Interview mit Jonathan Spira (geb. 1961), 24. Mai 2001, New York City. 40 Interview mit Willy Wiener. 41 Interview mit Lisa Mehl. 42 Interview mit Jonathan Spira. 43 Interview mit Jerry Elmer (geb. 1951), 17. Juni 2001, New York City. 44 Interview mit Jonathan Spira. 45 Interview mit Willy Wiener. 46 Interview mit Lisa Mehl. 47 Interview mit Jerry Elmer. 48 Interview mit Catherine Lederer-Plaskett (geb. 1955), 22. Juni 2001, Hartsdale, NY. 49 Interview mit Willy Wiener. 50 Interview mit Jerry Elmer. 51 Interview mit Jonathan Spira. 52 Siehe Harald Welzer, Das soziale Gedächtnis, in: Harald Welzer (Hg.), Das soziale Gedächtnis. Geschichte, Tradition, Erinnerung, Hamburg 2001, S. 17. 53 Harald Welzer, Erinnern und weitergeben. Überlegungen zur kommunikativen Tradierung von
Geschichte, in: BIOS 11 (1998) 2, S. 163. 54 Welzer, Das soziale Gedächtnis, S. 20. 55 Dieser auffällige Stellenwert der österreichischen Kochkunst im Familiengedächtnis konnte bisher nur bei Familien österreichisch-jüdischer Vertriebener in New York beobachtet werden. Als Metropole des deutschsprachigen Exils gab es in New York eine entsprechende Versorgungsstruktur, wodurch die Zubereitung von Speisen nach österreichischer Tradition leichter als anderswo geschehen konnte. 56 Die Rolle der Großväter konnte nicht näher untersucht werden, da viele bereits früh verstorben
waren. 57 Welzer, Das soziale Gedächtnis, S. 16.
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