Gewaltprävention in der Schule – aber wie?
A. Englbrecht, Dipl.Psych., Staatl. Schulpsychologe, Staatliches Schulamt Straubing
In jedemIn jedem
MenschenMenschen ist etwasist etwas Kostbares, Kostbares, das in keinemdas in keinem
anderen ist.anderen ist.
Martin BuberMartin Buber
Schul- Szenarien
Regensburg 2000
München 2002
Hildesheim 2004
Undorf b. Regensburg 2003
Weiden 2000
Schul- Szenarien
Bayreuth 2005
Erding 1999
Freudenberg Opf. 2003
Landau 2007
Nürnberg 2007
Neue Dimensionen von Gewalt
Stalking Cyber - Stalking Happy Slapping Mädchenbanden Cyber - Mobbing
Was nicht hilft
Nachsichtige Gewalttoleranz. Beschaffung von Arbeitsplätzen
(s. Sherman Report 1997). Soziale Projekte - ohne Berücksichtigung der
Normen von Subkulturen und deren Denk- und Verhaltensmustern (s. Sanford 1965).
Vier wesentliche
Erklärungsmomente Gewalttätige Kognitionen (stehen an erster Stelle
der Gewaltursachen, s. Lösel und Bliesener 2003). Imaginationen Impulsiver Lebensstil (Leben über den
Verhältnissen, unreflektiertes Geldausgeben, keine Ersparnisse, Schulden, ...) ist ein weiterer wesentlicher Faktor.
Mangelnde soziale Fähigkeiten.
Die systematische Bekräftigung von Gewalt
Täter werden durch Lernen am Erfolg gewalttätiger.
Duldung von Gewalt fördert Gewalt.
Nichts wirkt so erfolgreich wie der Erfolg!(Gewaltausübung verschafft unmittelbare
Befriedigung)
Gewalt darf sich nicht auszahlen!
Gewalt tritt verstärkt auf, wenn Erzieher passiv zusehen, statt einzugreifen (Tausch/Tausch 1970).
Fehlende gesellschaftliche Reaktionen in den 70-er-Jahren
Gewalt wird nicht als etwas angesehen, was man unbedingt vermeiden muss.
Die materiellen und psychischen Konsequenzen für die Opfer werden kaum oder gar nicht betrachtet.
Täter werden sogar als Opfer (sozialer oder anderer äußerer Umstände) betrachtet. Damit wird die Notwendigkeit der Selbststeuerung negiert.
Realitäten (z.B. Gewalteskalationen an Schulen) werden bagatellisiert oder nicht zur Kenntnis genommen.
Füllgrabe 2007/16
Fehlende gesellschaftliche Reaktionen in den 70-er-Jahren
und heute ... ?
Vier Paradigmen
Das moralische Modell Person wird sowohl für die Entstehung als auch für die Lösung seines Problems
verantwortlich gesehen.
Das kompensatorische Modell Person wird nicht für seine Probleme verantwortlich gemacht, jedoch für die Lösung seiner
Probleme.
Das medizinische Modell Person ist weder für seine Probleme noch für deren Lösung verantwortlich.
Das Erleuchtungsmodell Person wird für sein Problem, nicht jedoch für dessen Lösung verantwortlich gemacht.
(nach Coates, Renzaglia u. Ebree, 1983, zitiert in Füllgrabe 2007/18)
„Das Einzige, was zum Triumph des Bösen notwendig ist, besteht darin, dass gute Menschen nichts tun.“
Edmund Burke
Leitlinie
Auf Gewalt und Kriminalität muss sofort und konsequent reagiert werden!
Weg von der Laissez faire - Haltung
Prävention ist wirksam!
Präventionsmaßnahmen zeigen Generalisie-rungseffekte, z.B. Videoüberwachung, Magnet-streifen in Büchern von Bibliotheken, Polizeipräsenz, Präsenz von Lehrkräften vor dem Unterricht und in den Pausen.
Kriminalität als Teil eines Problemsyndroms
Familienprobleme
Aggressivität
Schlechte Beziehungen zu Gleichaltrigen
Probleme bei der Anpassung in der Schule
Schlechte Schul-Leistungen
Rönka u. Pulkinnen 1995, zit. in Füllgrabe 2007/23
Was wirkt gewaltfördernd?
Impulsiver Lebensstil „Delinquent way of life“ (West und Farrington 1977) Suche nach dem „Kick“ Mangelnde soziale Fähigkeiten Mangelnde Ärgerkontrolle Unzureichende Life Skills
Wirksame Prävention
Ärgerpräventionsprogramme für impulsive Jugendliche (s. Sherman Report)
Selbstwertstärkung der Kinder und Jugendlichen Stressbewältigungstrainings für Schüler Einwirkung auf die Kindererziehung Unterstützung von Eltern Optimierung der Interaktion von Betreuern mit
Problemfamilien (Sherman 1977)
Schulische Maßnahmen im Sinne von Nachhaltigkeit
KonstrukivesKonstrukives
soziales Miteinandersoziales Miteinander
InteraktionsspielInteraktionsspiele, - übungen und e, - übungen und – ex-perimente– ex-perimente
KommunikaKommunika--
tionstrainintionstrainingg
Teament-Teament-wicklungwicklung
Klassenge-Klassenge-sprächskreissprächskreis
ee
Mediatoren-Mediatoren-trainingtraining
Projekte (z.B. Klas-Projekte (z.B. Klas-senrat, Trainings- senrat, Trainings-
raum, Lions raum, Lions Quest, ...)Quest, ...) (vgl. Englbrecht 2002/31ff)
Sozialwirksame Schule
Pädagogisches Konzept: Autoritative ErziehungPädagogische Leitidee:
Verantwortliches Urteilen und Handeln
Regeln für soziales Verhalten ElternarbeitOrientierung, Konsequenzen, Information, Erziehungskonferenz, Ordnungsrahmen, Projekttage, Integration, Interkulturelle Aktivitäten,Peer-Mediation, Schulversammlungen
Schulebene
KlassenebeneSoziale Lerneinheiten Kritische Medienerziehung
Interkulturelles Lernen
IndividualebeneEinzelfallberatung/ Vernetzung
Krisenintervention
Konzept: Dr. W. Hopf, Staatlicher Schulpsychologe, München
Konflikt – KulturSoziale Kompetenz und Gewaltprävention
Konflikte in der Schule
zwischen Einzelnen in der Klasse
beidseitig einseitig zwischen unter verursacht und verursacht Lehrkräften Schülern Lösungsbereitschaft und Schüler/inne/n
sich konstruktiv sich konstruktiv Werte und soziale streiten wehren Arbeitshaltungen Spielregeln
„Wenn zwei sich „Das machst du „Das erwarte ich „ Bei STOPP
streiten, hilft einDritter!“ wieder gut!“ ich von dir!“ ist Schluss!“
Mediation/ Täter-Opfer- Regeln des Regeln des Streitschlichtung- Ausgleich Zusammenarbeitens Zusammenlebens
Quelle: Durach, Grüner & Napast, (2002). Das mach ich wieder gut! AOL
Das Trainingsraum Modell zum eigenverantwortlichen Denken
Was dazu notwendig ist
Personelle Ressourcen. Materielle Ressourcen. Fachliche Kompetenz (Fortbildung!). Vernetzung und Austausch. Zeit für die Umsetzung der Maßnahmen. Prioritätensetzung auf die Entwicklung sozialer
Kompetenzen. Einbindung der Eltern. Nachhaltige Unterstützung durch Bildungspolitiker.
Vernetzung und Austausch
Polizei
Arbeitsamt
Eltern
Beratungsstellen
Mob. Sonderpäd.Dienst
Jugendamt Sozialpädagogen
Schulamt
(Fach-)Ärzte
Beratungslehrkräfte
Lehrkräfte
Schulleiter
Schulpsychologe
Zimbardo 1970
„Der Mensch hat die Wahl zwischen Individuation, Vernunft und Ordnung oder Deindividuatioin, Impuls und Chaos.“
Literatur
• Balke, S. (2001). Die Spielregeln im Klassenzimmer. Bielefeld: Karoi Verlag. www.trainingsraum.de
• Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus. Gewaltpräventionsportal: www.stmuk.bayern.de/km/aufgaben/gewaltpraevention
• Bründel, H., Simon, E. (2003). Die Trainingsraum - Methode. Weinheim u. Basel: Beltz.
• Durach, B., Grüner. S., Napast, T. (2002). Das mach ich wieder gut! Lichtenau-Scherzheim:AOL
• Englbrecht, A. (2002). Bausteine konstruktiver Konfliktlösung. In: Schulverwaltung spezial. Nr. 1/2002. Kronach: Carl Link
• Füllgrabe, U. (2007). Gewaltförderung durch falsche Paradigmen. In: Report Psychologie 1/2007. Bonn: Dt. Psychologen Verlag.
• Hopf, W. (2001). Sozialwirksame Schule. Ein systemischer Ansatz. In: Hanckel, C., Jötten, B., Seifried, K. (Hg). Schule zwischen Realität und Vision. Kongressbericht der 14. Bundeskonferenz für Schulpsychologie. Bonn: DPV.
• Hurrelmann, K., Bründel, H. (2007). Gewalt an Schulen. Pädagogische Antworten auf eine soziale Krise. Weinheim und Basel: Beltz.
• Lösel, F., Bliesener, T. (2003). Aggression und Delinquenz unter Jugendlichen. München: Luchterhand.
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