Hamburg, 24. September 2015
Dokumentation der Sessions
Erfolg von MINT-Netzwerken messbar machen
Anna Moros und Heinz Stöckemann von der Matrix GmbH & Co. KG beim MINT:Barcamp am 24. September 2015 in Hamburg
Um Erfolge von MINT-Netzwerken in Nordrhein-Westfalen messbar zu machen, hat das zdi in NRW
ein Qualitätssiegel entwickelt. In der Session entstand eine lebhafte Diskussion über gemeinsame
Qualitätsstandards für MINT-Initiativen.
Das zdi wurde vor zehn Jahren ins Leben gerufen, um MINT-Bildung in NRW zu fördern. Dies hat die
Gemeinschaftsoffensive, welche unter der Schirmherrschaft des Wissenschaftsministeriums in NRW
agiert, geschafft. Insgesamt 43 MINT-Netzwerken und mehr als 3.000 Partner zählen dazu. Auf
Initiative der zdi-Netzwerke hat die Geschäftsstelle ein Qualitätssiegel entwickelt, welches erstmalig
bei der Gründung eines Netzwerks vergeben wird und jährlich überprüft wird. Es beschreibt anhand
einer Reihe von Kriterien die Wirksamkeit der zdi-Netzwerke. Die Herausforderung: Jedes Netzwerk,
seine Angebote und die Träger, sind anders und damit müssen auch die Qualitätsstandards eine
gewisse Flexibilität besitzen. Dennoch hat es das zdi geschafft, durch einen Leitfragenkatalog, der 53
Fragen umfasst, den verschiedenen Anforderungen gerecht zu werden und so den Erfolg der
einzelnen MINT-Netzwerke messbar zu machen. Neben dem jährlichen Audit führt das zdi im Rahmen der eigenen Akademie verschiedene Schulungen durch, um die Arbeit der Netzwerke und
der Partner zu verbessern. Kurz: Es ist eine erfolgreiche Struktur entstanden, die im Prinzip auch auf
andere Bundesländer übertragen werden könnte.
Die Sache mit der Übertragbarkeit Die Schwierigkeit: Der Fragenkatalog sei bislang nicht offen einsehbar und sei auch nur in
Teilaspekten auf andere Bundesländer übertragbar, da er in vielen Punkten speziell auf die
Gegebenheiten in NRW ausgerichtet sei. Dennoch wünschten sich die Teilnehmenden mehr
Austausch, denn – darüber waren sich alle einig – auch kleine Netzwerke müssten dokumentierte
Standards besitzen, sonst könne man seinen Mehrwert nicht herausarbeiten und die eigene Wirkung nicht darstellen. Und dies sei wichtig, um Partner und Förderer zu gewinnen. Nicht nur regional,
sondern auch bundesweit sollten MINT-Netzwerke zusammenarbeiten und sich austauschen. Daher
solle man auch gemeinsame Standards entwickeln. Um das Rad nicht neu zu erfinden, wäre es
deshalb wünschenswert, die Erfahrungen des zdi zu nutzen. Matthias Mayer, Körber Stiftung und AG-
Leiter im Nationalen MINT Forum, schlug vor, im Rahmen des Forums einen Leitfaden für
Qualitätsstandards zu entwickeln. Dies stieß auf große Zustimmung. Was das Forum allerdings nicht
wolle, so Matthias Mayer, sei eine Art Siegel zu vergeben, wie es das zdi tut.
Wie misst man eigentlich Qualität? Des Weiteren wurde diskutiert, welche Effekte und welche Erfolge sichtbar gemacht werden sollten.
Aufgrund unterschiedlicher Prioritäten der Partner sei es nicht einfach, diese Frage zu beantworten.
Vor dieser Herausforderung stand auch das zdi bei der Entwicklung seines Qualitätssiegels. Neben den quantitativen Indikatoren sollte es außerdem verschiedene qualitative Indikatoren geben. Denn:
Ein Mehr an Studierenden sei nicht gleich ein Mehr an qualifizierten Fachkräften. Allerding sei es
schwieriger, diese Indikatoren zu erfassen. Dafür sei die Gründung von Netzwerken gut. Denn nur
indem man spricht, kann man erkennen, wo das Problem liegt und wo Lücken klaffen – und eben
auch, wo man hin möchte.
Hacker School: Inspiring over teaching David Cummins und Timm Peters von der Hacker School beim MINT:Barcamp am 24. September 2015 in Hamburg Was bei einer Flasche Bier als klassische Schnapsidee begann, hat schnell Flügel bekommen: Die
Hacker School ist mit ihren Programmier-Workshops inzwischen in mehreren Städten Deutschlands
vertreten. Und das soll erst der Anfang sein.
In ihrer Session präsentierten David Cummins und Timm Peters von der Hacker School Hamburg ihr
Projekt als best practice und diskutierten die zentrale Frage, wie man eigentlich Schülerinnen und
Schüler für das Angebot gewinnt.
Aus der Not geboren Nachdem in Hamburg das Pflichtfach Informatik in der Schule abgeschafft wurde, ist den beiden
Agenturleitern buchstäblich die Hutschnur geplatzt. Allein bei der Betrachtung ihres eigenen
Berufsumfeldes lag es für die Unternehmer auf der Hand, dass Informatik und insbesondere
Programmierkenntnisse heute zu den Grundqualifikationen gehören. Ein nicht zu unterschätzender
Fachkräftemangel sei jetzt schon Ergebnis der behördlichen Weichenstellungen. Die Lösung: Eine Summer School, die zusammen mit freiwillig Engagierten ausgerichtet wird (sogenannte „Inspirer“),
um junge Menschen für das Programmieren zu begeistern.
Die Umsetzung dieser Idee ist jetzt schon eine Erfolgsgeschichte. Mit 50-80 Anmeldungen pro
Summer School und einer großen Anzahl freiwillig Engagierter wird das Programm gut angenommen.
So gut, dass die Idee inzwischen ihren Weg in mehrere deutsche Städte wie Berlin, Bremen oder
Friedrichshafen gefunden hat.
Wo findet man Schülerinnen und Schüler? Trotz des Erfolgs gerade aufseiten der Engagierten und Unternehmen, die sich für das Projekt
starkmachen, stellt sich für die beiden Sessiongeber immer wieder die Frage, wie man noch
effektiver Schülerinnen und Schüler für die Idee gewinnen kann. Die Sessionteilnehmenden hatten da
ein paar Ideen:
-Über die Lehrer: Lehrer, eigentlich die Schnittstelle zwischen Projekt und Schülerinnen und
Schülern, können nur schwer erreicht werden, da das Fach Informatik nicht mehr im früheren
Umfang angeboten wird und die Hacker School keinen direkten Mehrwert oder Entlastung für den Lehrer bedeutet.
-Über die Eltern: Eine weitere Möglichkeit wäre die Akquise über die Eltern. Diese würden bei einem
attraktiven Projekt schnell zu begeistern sein. -Über die Schülerinnen und Schüler: Die die schon einmal an der Hacker School teilgenommen
haben, sollen andere über das Angebot informieren. Sie können so als Botschafter der Hacker School
fungieren. -Über die Schule: Mithilfe der Ranzenpost könnte man die Idee an die Eltern bringen. Hier ist es aber
besonders wichtig, dies mit der Schulleitung abzustimmen. Allerdings stehe die Rechtsform der
Organisation (UG) einer direkten Kommunikation mit Schulen im Wege. -Über alternative Institutionen: Bildungsbüros und Lehrerkonferenzen: Hier kann man eventuell das Projekt präsentieren. -Über Netzwerke: „Jugend forscht“, Fachtagungen und Netzwerktagungen sollten besucht werden.
Hier findet man Lehrerinnen und Lehrer, über die man direkt an interessierte Schülerinnen und
Schüler gelangen kann. -Über das zdi-Netzwerk: Dieses koordiniert oder matcht Organisationen. Ein Vertreter des
Netzwerkes hat sich angeboten, direkt unterstützend tätig zu werden.
Präsentation der Session zum Download http://www.slideshare.net/MINTBarcamp/hacker-school-mint-barcamp
Integration durch Technik – MINT-Begeisterung ohne gemeinsame Sprache wecken
Klaus Trimborn, Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen und Landeskoordinator zdi.NRW, beim MINT:Barcamp am 24. September 2015 in Hamburg
In dem Modellprojekt des zdi.NRW erhalten Kinder und Jugendliche mit wenigen oder gar keinen
Deutschkenntnissen Technikunterricht – mit frappierenden Ergebnissen, die weit über die eigentliche
MINT-Bildung hinausgehen.
Die Idee zum Projekt „Integration durch Technik“ entstand bereits vor einem Jahr, also vor dem
massiven Ansteigen der Flüchtlingszahlen. Aktuell wird es an Schulen in Bochum und Recklinghausen
– mit großem Erfolg – in fünf Kursen erprobt. Diese finden in sogenannten internationalen Klassen im
Zeitrahmen von zwei Wochenstunden statt.
Der Grundgedanke: Bei technischer Projektarbeit ist Lernen durch Nachmachen möglich –
Sprachkenntnisse sind keine Voraussetzung; der Spracherwerb erfolgt quasi „nebenbei“.
Ziele des Projekts sind daher: -Erfolgserlebnisse ohne Sprachkenntnisse
-Unterstützung des Spracherwerbs
-Identifizierung von MINT-Talenten
-soziale Integration durch technische Projektarbeit
Die ersten Ergebnisse der jetzigen Kurse sind sehr viel versprechend. Auch ohne eine gemeinsame
Sprache funktioniert die Kommunikation. Die Kinder und Jugendlichen haben Erfolgserlebnisse und
unterstützen sich gegenseitig. Die Teilnehmenden kommen gerne und regelmäßig zu dem
Technikunterricht.
Als besonders geeignet hat sich laut Klaus Trimborn das UMT-Werkzeugsystem erwiesen. Die
Handhabung ist einfach und frei von Sicherheitsrisiken. Es ist mobil und kann auch von fachfremden
Lehrkräften nach kurzer Einweisung eingesetzt werden. (Nähere Infos gibt es unter www.umt-in-der-
schule.de und www.smart-education-solutions.de)
Zu den aktuellen Herausforderungen zählen:
-begleitende Spracherwerbsmedien entwickeln
-Lehrkräfte und externe Kursbetreuer qualifizieren
-Fördermittel für Projektangebote organisieren (z.B. von der Arbeitsagentur für Berufsorientierung oder auch vom BAMF)
Ideen aus der Diskussion:
-Möglicherweise würde technische Projektarbeit in gemischten Gruppen (muttersprachliche SuS und
Migranten-/Flüchtlingsjugendliche) noch besser funktionieren
-Prinzip Peer-to-peer-learning ins Konzept aufnehmen
-Könnten auch Azubis die Technik-Workshops durchführen?
-Erarbeiten von weiterführenden Angeboten für Jugendliche, die sich in den Kursen als besonders
MINT/Technik-talentiert erweisen
Präsentation der Session zum Download http://www.slideshare.net/MINTBarcamp/zdi-netzwerk-ist-bochum-mintbarcamp-2015
Kommunikation im Klassenraum Barbara Schneider von der Stiftung NiedersachsenMetall und Alexander Nietsch von der Hochschule Hannover beim MINT:Barcamp am 24. September 2015 Lebenslanges Lernen ist gerade im Lehrberuf ein wichtiges Thema. Fortbildungen für Lehrer sind
daher dringend notwendig, auch und vor allem in den MINT-Fächern. Hier können junge Menschen
frühzeitig Zugänge bekommen – wenn es Lehrerinnen und Lehrer richtig anstellen.
Die große Herausforderung, der sich viele Organisationen im Bereich der MINT-Förderung stellen
müssen, ist die Frage, wie der Unterricht so gestaltet werden kann, dass sich die Schülerinnen und
Schüler beginnen, für diesen Bereich zu interessieren. Die richtige Kommunikation von Anfang an ist
der Schlüssel dazu. Und damit ist nicht nur die Kommunikation mit den Schülerinnen und Schülern
gemeint, sondern vor allem die Kommunikation in Richtung der Lehrerinnen und Lehrer. In der
Session „Kommunikation im Klassenraum“ drehte sich daher alles um die Frage, wie man
miteinander kommunizieren sollte, um die Begeisterung für MINT-Fächer in die Schülerschaft zu
transferieren. Die Diskussion der Teilnehmenden wurde dabei von den
kommunikationswissenschaftlichen Erkenntnissen, die Alexander Nietsch beisteuerte, und den
Erfahrungen im Bereich Lehrerweiterbildungen von Barbara Schneider strukturiert. Vermeiden negativer Assoziationsketten Woran liegt es, dass Technik und Wissenschaft nicht ausreichend attraktiv bewertet werden? Und
was kann ich dem kommunikativ entgegensetzen? Die Wissenschaft bietet dafür eine Erklärung: Der
Mensch ist ein kommunikatives Wesen und filtert die Welt mithilfe von Assoziationsketten. Gerade
solche negativen Assoziationsketten, die bei Begriffen wie Physik und Mathematik aktiviert werden,
lassen ein negatives Image erst entstehen. Ziel muss es also sein, diese zu umgehen. Diese Theorie
konnte durch die Praxiserfahrungen der Teilnehmenden bestätigt werden. Gerade das Einräumen
von Freiheiten sei besonders wichtig, um junge Menschen für MINT-Fächer zu interessieren. Man müsse Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit bieten, sich selbst zu entwickeln und sie „machen
lassen“. Ein weiteres Beispiel ist die Wahl der Begrifflichkeiten. Schon hier ist auf negativen
Assoziationen zu verzichten. Begriffe wie „außerschulische Lernorte“ führten zu Demotivation, nicht
zu Motivation aufseiten der Schülerinnen und Schüler.
Die Schnittstelle Lehrer Es zeigte sich jedoch, dass die größte Herausforderung darin liegt, Lehrerinnen und Lehrer für die
gemeinsame Sache zu gewinnen. Diese sind die entscheidende Schnittstelle zur Schülerschaft. Nur wenn diese für die MINT-Fächer begeistert werden können, kann diese Begeisterung auch
weitergetragen werden. Dass dies jedoch nicht so leicht zu erreichen ist, zeigen verschiedene
Herausforderungen, die sich im Laufe der Diskussion herauskristallisierten:
-Angebotsvielfalt: Lehrerinnen und Lehrer verlieren den Überblick bei der unübersichtlichen Zahl an
verschiedenen Angeboten, nicht nur im Bereich MINT.
-Interne Kommunikation: Die Kommunikation zwischen den Lehrerinnen und Lehrern ist enorm
schwer. Jemand muss Initiative zeigen.
-Ansprechpartner: Der erste Kontakt ist wichtig. Wie komme ich an den richtigen Ansprechpartner
ran? Inzwischen gibt es in einigen Schulen MINT-Koordinatoren, an die man sich wenden kann.
Will man sich diesen Herausforderungen stellen, gibt es einige Erfolgsfaktoren: -Ein gutes Netzwerk an Lehrerinnen und Lehrern, die schon einmal an einem Programm
teilgenommen haben.
-Ein gutes Timing, um Lehrerinnen und Lehrer zu erreichen. Die Zeitfenster sind hier relativ knapp,
und kulturelle Angebote an Schulen finden größere Akzeptanz. Fortbildungen werden von den
Schulleitern häufig nicht an den Mann gebracht.
-Der erste Eindruck. Um auf sein Gegenüber zu wirken, ist der erste Moment entscheidend. Hier
kann beispielsweise mit Körpersprache viel erreicht werden.
-Die richtige Ansprache. Nur wenn ich Lehrerinnen und Lehrer begeistern kann, kann dieser diese
Begeisterung auch auf Schülerinnen und Schüler übertragen. Der Lehrer muss einen Mehrwert erkennen und keine zusätzliche Belastung.
Bildungsmonitoring – Vorgehen, best practise, Herausforderungen
Thomas Nachtwey, Landkreis Osnabrück, beim MINT:Barcamp am 24. September 2015 in Berlin
In der Session skizzierte Thomas Nachtwey den Rahmen für Einführung eines Bildungsmonitorings,
stellte Erfolgsfaktoren aus seinem Landkreis vor und diskutierte mit den Teilnehmenden
Herausforderungen.
Definition Bildungsmonitoring: Systematische Datenerfassung, um Bildungsangebote, Bildungserträge und Einflussfaktoren der
Bildungsteilhabe dauerhaft zu beobachten, darzustellen und zu analysieren mit dem Ziel,
Entwicklungen und Handlungsbedarfe rechtzeitig zu erkennen
Praktische Vorgehensweise:
-Fragen formulieren: Was wollen wir genau wissen?
-Übersicht gewinnen: Welche Daten liegen wo vor?
-Bestehende Datenquellen nutzen und zusammenführen.
-Strategische Handlungsfelder definieren und analysieren.
-Für Nachhaltigkeit sorgen: die systematische Erfassung und Analyse der Daten aus ganz unterschiedlichen Quellen fest etablieren.
Daten ersetzen keine politischen Entscheidungen, sie können und sollten aber als sachliche
Grundlage für politische Aushandlungsprozesse dienen.
Im Landkreis Osnabrück gelingt das mittlerweile gut. Gelingensfaktoren:
-bildungsaffiner Landrat, dadurch politischer Rückhalt von oben
-eigene Koordinierungsgruppe Bildung, die dem Landrat direkt zugeordnet ist, in der alle Fachdienste vertreten sind und die überbehördlich agieren kann
-Transparenz über Ziele der Datensammlung und Kommunikation mit allen Beteiligten über die
fachlichen und kommunalen Grenzen hinweg: Dialog mit den Fachdiensten sowie den einzelnen
Kommunen („Bürgermeisterkonferenz“)
-Mehrwert muss deutlich werden. Die Beteiligten müssen erkennen können, dass sie etwas davon
haben. Bildungsmonitoring sollte als Dienstleistung und nicht als Bedrohung oder Belastung
wahrgenommen werden.
Herausforderungen:
-Aufwand und Ertrag von Datensammlung in der Balance halten (Gefahr der „Sammelwut“) -Umgang mit Datenschutzbestimmungen
-schwache Datenlage z.B. zum Handlungsfeld MINT in der Schule -> im Zweifelsfall ist doch eigene
Datenerhebung erforderlich
Praxistipps
-Im Rahmen des Bundesprogramms Lernen vor Ort sind hilfreiche Publikationen zum Thema
Bildungsmonitoring erschienen.
http://www.lernen-vor-ort.info/de/803.php
-Die neu auf Länderebene eingerichteten Transferagenturen Lernen vor Ort beraten und
unterstützen interessierte Kommunen bei der Implementierung. http://www.transferagenturen.de/46.php
-Bis zum 31.10. können sich Kommunen im Rahmen des Bundesprogramms „Bildung integriert“ um
Mitarbeiterinnenstellen für Bildungsmanagement und Bildungsmonitoring bewerben.
http://www.bmbf.de/foerderungen/25864.php
-Das Rahmenkonzept für Bildungsregionen in Niedersachsen sieht vor, dass alle kreisfreien Städte
und Landkreise Bildungskoordinatoren (0,5 Stelle für drei Jahre mit Option auf Verlängerung)
einstellen können.
http://www.mk.niedersachsen.de/download/93621
NwT Bildungshaus Göppingen – MINT Angebote unter einem Dach Christiane Huber von SCHULEWIRTSCHAFT und Prof. Dr. Ing. Wolfgang Coenning von der Hochschule Esslingen beim MINT:Barcamp am 24. September 2015 in Hamburg In Göppingen entsteht ein Haus, in dem Bildungsangebote entlang der Bildungsbiografie an einem Ort
abgebildet werden. Dass ein solches Vorhaben die Initiatoren vor große Herausforderungen stellt,
liegt auf der Hand. Zusammen mit den Teilnehmenden wurden diese diskutiert.
In ihrer Session stellten Christiane Huber und Prof. Dr. Ing. Wolfgang Coenning das Projekt NwT
Bildungshaus Göppingen vor. Hier sollen mit verschiedenen Angeboten und Konzepten Kinder,
Jugendliche und Erwachsene langfristig für Technik begeistert werden. Insbesondere die Ausbildung
von Lehrkräften soll eine wichtige Aufgabe sein. Dabei ist es den Initiatoren wichtig, das Rad nicht
neu zu erfinden, sondern die schon vorhandenen Projekte und Programme zu integrieren. Die
Botschaft für die Zielgruppe ist dabei klar: Technik ist nichts Langweiliges; Technik macht sogar richtig
Spaß. Um diese Botschaft zu transportieren, sind gerade die Lehrkräfte von zentraler Bedeutung.
Denn nur „wer selbst brennt, kann andere entzünden“, so Coenning.
Große Projekte verlangen nach großen Lösungen Ein solch großes Projekt zu verwirklichen, stellt die Macher vor zahlreiche Herausforderungen. Die
größten Schwierigkeiten waren dabei neben der Akquise von Lehrerinnen und Lehrern die
Ausstattung des Bildungshauses und die Frage nach einer nachhaltigen Finanzierung des Projekts. So ist die Frage, wie es nach der Anschubfinanzierung weitergeht, noch nicht abschließend geklärt.
Offensichtlich ist jedoch, dass das ehrenamtliche Engagement, das das Projekt derzeit trägt, nicht im
jetzigen Umfang fortgeführt werden kann. Um eine finanzielle Absicherung zu gewährleisten, wurden
unterschiedliche Vorschläge gemacht:
-Zertifikate bzw. Selbstkostenbeitrag: Warum nicht die Teilnehmenden einen kleinen
Unkostenbeitrag bezahlen lassen? Ein solches Vorgehen ist auch den meisten Teilnehmenden
bekannt und funktioniert recht gut. Gerade in Kombination mit Zertifikaten für Lernbegleiterinnen
und -begleiter kann hier schnell Akzeptanz geschaffen werden.
-Viele kleine Unternehmen mit ins Boot holen. In der MINT-Förderung ist die Nähe zur Wirtschaft
wichtig. Durch eine Förderung über verschiedene kleine und mittelständische Unternehmen, die in
der Größenordnungen von 6.000 € pro Jahr Förderbeiträge leisten, wäre eine nachhaltige
Finanzierung gesichert. Durch die große Anzahl unterschiedlicher Förderer ist auch ein gewisser Grad
an Unabhängigkeit gewährleistet und man ist nicht von wenigen großen Organisationen abhängig.
Eine weitere Herausforderung ist die Akquise von Lernbegleiterinnen und -begleitern. Eine
Möglichkeit, gerade jüngere Menschen zu erreichen, ist das Peer-to-peer-learning. So können zum
Beispiel Studierende von Hochschulen im Kindergarten Jungen und Mädchen an
naturwissenschaftliche Themen heranführen und auf diese Weise Punkte für ihr Studium sammeln.
Einfach machen lassen Und natürlich stellt sich die Frage, wie man an die Lehrerinnen und Lehrer herantritt, von denen es
im Bereich Naturwissenschaft & Technik ohnehin zuwenige in Baden-Württemberg gibt. Eine
Weiterbildung der Lehrkräfte ist also unbedingt notwendig. Langfristig gesehen sollte man auch hier, wie z.B. in NRW, eine Zertifizierung dieser Weiterbildung anstreben.
Und zu guter Letzt sind es natürlich die jungen Menschen, die man mit seinem Angebot erreichen
will. Damit das Angebot angenommen wird, ist es wichtig, dieses am Nachmittag stattfinden zu
lassen und der Zielgruppe die Möglichkeit zu geben, ihre Lernumgebung selbst zu gestalten. Die
jungen Menschen sollen Verantwortung für das Material übernehmen, das sie für ihre Arbeit
verwenden. Dies hat viel mit Freiräumen zu tun. Einfach einmal machen lassen, ohne klare Anleitung
– das ist das Erfolgsrezept. So schafft man Raum für Begeisterung und weckt das Interesse der jungen
Menschen.
Präsentation der Session zum Download http://www.slideshare.net/MINTBarcamp/schulewirtschaft-und-sdwestmetall-mintbarcamp-2015
Peer-to-peer-learning - MINT lernen mal anders
Martina Forstreuter-Klug vom natec Landesverband Baden-Württemberg beim MINT:Barcamp am 24. September 2015 in Hamburg
Wie kann ich junge Menschen für MINT-Themen begeistern und gleichzeitig ihre sozialen
Kompetenzen stärken? Martina Forstreuter-Klug berichtete von ihren Erfahrungen mit einem Peer-to-
peer-Projekt in Baden-Württemberg, das auf Nachahmer in anderen Bundesländern wartet.
Jugendliche frühzeitig für Technik begeistern – dafür engagiert sich Martina Forstreuter-Klug seit
vielen Jahren: Mit einem Verein entwickelte sie Technik-Workshops, danach entstand der „Tech
Club“ für Kinder von 7 bis 12 Jahren, und seit vier Jahren betreut sie ein Mentorenprogramm, das ein
größeres Netzwerk aufbauen und eine nachhaltigere Projektstruktur entwickeln will, die auch Teenager anspricht. Ansatz der „Mobilen Jugend-Technik-Akademie“ ist es, dass Jugendliche andere
Jugendliche für MINT-Themen begeistern. So werden gleichzeitig ältere und jüngere Jugendliche
angesprochen.
Teilnehmende der Session bestätigten den Erfolg von Peer-to-peer-Projekten. Genannt wurden z.B.
Bildungspatenschaften von Gymnasiasten für Grundschüler oder ein Projekt, bei dem Azubis als
Mentoren an Schulen über Ausbildungsberufe informieren.
Raus aus der Schule Wichtiger Anreiz für das Mentorenprogramm sind die außerschulischen Lernorte. Über maximal ein
Jahr nehmen 10-20 Jugendliche verschiedener Schulen an regelmäßigen Workshops teil. Diese können in Technikschulen, Museen, Betrieben oder dem Experimenta Science Center stattfinden.
Hier geht es weg vom Frontalunterricht, hin zu ganz praktischen Übungen. Es formiert sich eine
Lerngruppe, die unabhängig von Lehrern und einer Klassenstruktur ist. Am Ende des Programms
steht ein Zertifikat, dass das Kultusministerium ausstellt und für den weiteren (beruflichen)
Werdegang nützlich ist.
Pädagogische und technische Schiene zusammenbringen Inhalte der Workshops sind einerseits die technischen und naturwissenschaftlichen Themen.
Daneben ist aber die didaktische und kommunikative Ausbildung ein wichtiger Bestandteil des
Programms. Wie kann ich meine Kenntnisse an andere weitergeben? Wie baue ich einen Workshop
auf? Mithilfe von Kommunikationstrainings, Rollenspielen und Stärkenseminaren werden die Soft
Skills der Jugendlichen geschult, was deren Selbstbewusstsein stärkt und auch bei der beruflichen
Orientierung hilft. Der Spaß an der Wissensweitergabe und -vermittlung motiviert die Jugendlichen stark und trägt so
wesentlich zum Erfolg des Projekts bei. Viele entdecken den Spaß am Lehren. Sie bekommen von
ihren „Schülern“ positives Feedback und sind stolz auf ihre Fähigkeiten. Aus dem Programm heraus
entstehen dann z.B. Technik-AGs an den Schulen, die auch nach Abschluss der Mentorenausbildung
weitergeführt werden.
Eine große Motivation für die Projektmacher macht die Begeisterung der teilnehmenden
Jugendlichen aus. Auf diese Weise ist das Projekt schnell zu einem Selbstläufer geworden. Und die
Begeisterung der Jugendlichen hat auch einen positiven Effekt auf deren Schulen. Die Teilnehmenden
stecken nicht nur andere Jugendliche an, sondern üben so auch einen sanften Druck auf die
Lehrerinnen und Lehrer sowie die Schulleitung aus. Denn die Zeitknappheit der Lehrer ist – wie in vielen anderen Projekten auch – ein Problem des Mentorenprogramms.
Wie weiter? Aus dem Mentorenprogramm ist die Idee für ein neues Projekt entstanden, das die Schülerinnen und
Schüler auch nach dem Programm einbinden will. Bereits fertige Mentoren können zu „MINT-
Botschaftern“ an ihrer Schule werden.
Ein weiterer Wunsch für die Zukunft ist die Verbreitung des Projekts. Gerne soll das Konzept, das in
Baden-Württemberg sehr gut angelaufen ist, in anderen Bundesländern übernommen werden. Denn,
so Frau Forstreuter-Klug zum Abschluss: MINT-Bildung heißt netzwerken!
Weitere Informationen zum Mentorenprogramm des natec Landesverbandes Baden-Württemberg
http://www.forscherland-bw.de/natec/jugend-technik-akademie/
Pusten von zwei Seiten? Wie generiert man Rückenwind für MINT-Regionen?
Matthias Mayer, Körber-Stiftung und AG-Leiter im Nationalen MINT Forum, beim MINT:Barcamp am 24. September 2015 in Hamburg
Wie soll sich die MINT-Landschaft organisieren? Und welche Unterstützung braucht es vonseiten der
Politik? Um diese Fragen ging es bei der Session von Matthias Mayer. Von den Teilnehmenden wollte
er wissen, welche Erwartungen sie an das Forum haben.
Grundlage der Diskussion waren Empfehlungen zur Förderung regionaler Netzwerke für die MINT-
Bildung, die das Nationale MINT Forum entwickelt hat. Unter anderem soll die Vernetzung
untereinander befördert, Wissen gebündelt und Transfer organisiert werden. Ein Vorschlag ist die
Einrichtung von Servicestellen in den MINT-Regionen, um den Austausch von Best-practice-
Beispielen zu fördern und die Entwicklung von Qualitätsstandards in den regionalen Netzwerken zu unterstützen. Des Weiteren, so die Empfehlung des MINT Forums, müssten bereits etablierte MINT
Regionen langfristig gesichert und die Gründung neuer Regionen vorangetrieben werden. Um dies zu
erreichen, brauche es die finanzielle und ideelle Unterstützung der Politik. So müssten zum Beispiel
Stellen für „Kümmerer“, also Personen, die regionale Netzwerkarbeit betreiben, geschaffen werden
oder an bestehende Akteure angedockt werden. In jedem Falle entstehen hier Overheadkosten, die
finanziert werden müssen. Für Matthias Mayer stehen hier in erster Linie die Länder oder Regionen
in der Bringschuld. Denn ein Bundesprogramm werde es wohl nicht geben, da es kein Ministerium
gebe, welches länderübergreifend für die MINT-Themen zuständig ist. Außerdem hätten Initiativen,
auch wenn sie außerschulisch arbeiten, doch im Schwerpunkt mit Bildung zu tun und seien somit Ländersache. Dennoch sollte von oben ein gewisser Druck auf die Länder ausgeübt werden, hier tätig
zu werden – sei es durch den Bund oder durch „sanfte Ermunterungen“, zum Beispiel durch die
Landkarte, auf der das Nationale MINT Forum Standorte markiert. Diese sehen auch die
Landesminister und Regionalpolitiker und fragen sich, warum es in ihrem Bundesland bzw. in ihrer
Region so wenige Initiativen gibt.
Einen DFB für den MINT-Bereich Neben der Unterstützung der Politik stand vor allem die Frage im Vordergrund, wie die Initiativen
regional organisiert sein sollen? Mit einem reinen „Basar“ komme man nicht mehr weiter, denn
mittlerweile wisse niemand mehr so recht, welche Aufstellung eigentlich funktioniert und welche
nicht. Schulen fragen sich, welche Initiativen sie übernehmen und Förderer, was sie fördern sollen.
Aufgrund der föderalen Struktur sei jedoch auch ein „Kathedralen-System“ wenig sinnvoll, bei dem
sich alle Akteure zusammentun und mit einer Stimme sprechen. Von einer Teilnehmerin kam der
Vorschlag, dass es für jedes Land einen Verband geben sollte. Dieser könne zum einen Sprachrohr gegenüber der Landesregierung und zum anderen Ansprechpartner für andere Regionen sein, um so
den Austausch von übertragbaren Ideen und Instrumenten zu vereinfachen. Doch das Problem
bleibt: mit welcher Stimme spricht der Landesverband? Die Interessen der Akteure – Arbeitgeber,
Schulen, Kammern, Arbeitsministerium etc. – variieren oftmals stark. Eigentlich bräuchte es eine Art
DFB für MINT, war man sich einig. Ein Verband, der im übertragenden Sinne vom Bolzplatz über
Breitensport, Talentförderung bis hin zur Weltmeisterschaft ganz unterschiedliche Bereiche fördert.
Vor diesem Hintergrund sei die Arbeit des Nationalen MINT Forums, in dem sich über 30 bundesweit
tätige Organisationen zusammengeschlossen haben, um der MINT-Bildung in Deutschland eine
Stimme zu verleihen, so wichtig.
Kommunikationswege: Akquise für Mädchen zielgruppenspezifisch gestalten, aber wie?
Dr. Doris Schmidt von der Hochschule Hannover auf dem MINT:Barcamp am 24. September in Hamburg
Für das neue Schülerlabor der Hochschule Hannover sollen speziell Mädchen angesprochen werden.
Aber wie gelingt das? Dr. Doris Schmidt stellte die aktuellen Herausforderungen ihres Projektes zur
Diskussion.
Als MINT-Koordinatorin für die Verbindung von Schule und Hochschule war Dr. Doris Schmidt an der
Hochschule Hannover tätig. Jetzt ist ihr Ziel, dort ein Schülerlabor aufzubauen, das gezielt Mädchen
adressiert. Hierbei stellt sich für sie die Frage: Wie erreichen wir die Schülerinnen? Welche
Kommunikationswege sollten wir wählen und wie kommunizieren? Schmidt berichtete von den Schwierigkeiten, mit den eigenen Angeboten bei Schülerinnen
anzukommen. Die Ansprache über die Lehrkräfte funktioniere oft nicht, da diese mit Angeboten
überfrachtet würden. Der Weg über Flyer und Plakate, die Mädchen direkt anzusprechen, sei auch
nicht erfolgreich gewesen. Eine Umfrage unter den bisherigen Teilnehmerinnen habe ergeben, dass
fast alle durch persönliche Ansprache aus dem Bekanntenkreis von dem Angebot erfahren hätten.
Ansprachewege: Lehrer, Eltern und Idole Von der WFG Rhein-Kreis Neuss berichtet Frank Heidemann, dass die Installation ihres Projektes
„Roberta“ (Roboterkurs für Mädchen) mithilfe einer externen Kraft und eines engagierten Lehrers
funktioniert habe. Dieses persönliche Engagement und die persönlichen Kontakte seien seiner Erfahrung nach für eine erfolgreiche Ansprache unerlässlich.
Neben den Lehrerinnen und Lehrern wurden die Eltern als wichtiger Weg der Ansprache genannt.
Hier zeigte die Erfahrung aber, dass die Erfolge sehr stark von der Schulform abhängen. Eltern von
Gymnasiastinnen und Gymnasiasten seien viel leichter für die Sache zu gewinnen als Eltern von Real-
und Hauptschülerinnen und -schülern. So entstehe über die Ansprache der Eltern ein soziales Gefälle,
was mit bedacht werden müsse. Als Kanäle, um Eltern zu erreichen, wurden Presse-Artikel, Anzeigen,
Plakate und Informationsabende genannt.
Die Sache mit den Idolen Auch Vorbilder oder role models können eine motivierende Wirkung haben. Als Beispiel wurde von
einer Ausstellung mit Fotos und Geschichten lokaler Vorbilder (Frauen in technischen Berufen u.ä.)
berichtet, die an Schulen gezeigt wurde. Es sei entscheidend, ein gutes Image von Technikerinnen
und Handwerkerinnen zu fördern, damit dem klassischen Rollenbild von Mädchen und Frauen etwas
entgegengesetzt werde und Mädchen die Möglichkeit zur Identifikation bekämen.
Eine weitere Anregung war, Schülerinnen durch eine praktische Vorführung zu begeistern,
beispielsweise ein Schnupper-Angebot des Labors an der Schule vorzustellen. Auch das Alter der Zielgruppe habe großen Einfluss auf die Wahl der Ansprache. Schülerinnen der 5.-
7. Klasse würden am stärksten über die Schule erreicht sowie über die Eltern. Für andere
Altersklassen könnten andere Orte interessant sein, die von Jugendlichen genutzt werden, z. B.
Bibliotheken, Musikschulen oder auch die Schulbusse.
Viele Wege statt Einbahnstraße Einig waren sich alle MINT-Aktiven darin, dass es keinen Königsweg für die Kommunikation gebe.
Vielmehr sollten viele Wege genutzt werden: Eltern, persönliche Kontakte, Presse, Plakate, Spots im
lokalen Kino oder Radio… Weiter wurden schulische E-Mail-Verteiler und die Sozialen Medien
genannt. Bei Facebook sei es aber wichtig, mit genügend Zeit und mit guten Inhalten zu punkten. Auf Youtube könnten Ergebnisse von Experimenten oder Wettbewerben präsentiert werden.
Auch Veranstaltungen können der Akquise von Projektteilnehmerinnen dienen. Das können
Fachvorträge an Hochschulen sein, die offen für alle sind und damit auch dazu beitragen, das MINT-
Thema insgesamt populärer zu machen. An der Hochschule Fulda findet regelmäßig ein Science Slam
statt. Hier werden wissenschaftliche Themen in unterhaltsamen Kurzvorträgen vermittelt. Bemängelt
wurde aber, dass der Frauenanteil bei derartigen Veranstaltungen meistens gering sei.
Attraktiv könne ein Projekt durch eine Verknüpfung mit anderen Bereichen werden, z. B. mit Kultur
oder speziellen Hobbies. So könnten Mädchen über Alltagserfahrungen angesprochen werden, z.B.
mit einem Workshop zur Frage „Wie kommt der Klingelton aufs Handy?“ Hier müsse aber immer
beachtet werden, in der Bezugnahme auf die Lebenswelten von Mädchen keine Geschlechter-Klischees zu reproduzieren.
Bereich „MINT und Schule“ der Hochschule Hannover
http://www.hs-hannover.de/gb/mint-schule/index.html
KMU (kleine und mittelständische Unternehmen) erfolgreich in die Netzwerkarbeit einbinden
Frank Heidemann, Projektleiter des zdi-Netzwerks Rhein-Kreis Neuss, auf dem MINT:Barcamp am 24. September in Hamburg
In einem Flächenlandkreis als Netzwerk sichtbar und in der Breite gut verankert zu sein, ist nicht
immer leicht. Das zdi-Netzwerk Rhein-Kreis Neuss hat daher ein Projekt zur Einbindung kleiner und
mittelständischer Unternehmen gestartet, das gleichzeitig der Strukturförderung dient.
zdi – Zukunft durch Innovation – so nennt sich das Netzwerk, das in NRW eine
Gemeinschaftsoffensive für den MINT-Nachwuchs gestartet hat. Frank Heidemann ist in diesem
Netzwerk für den Rhein-Kreis Neuss zuständig. Da es sich hierbei um einen Flächenlandkreis handelt,
in dem der Anteil der KMU an den Unternehmen 99,8 Prozent beträgt, wurde ein neues Projekt
entwickelt. Es dient der Einbindung von KMU in die Arbeit und Finanzierung des zdi-Netzwerkes RKN.
Ausgangsüberlegung des Projektes ist, dass bei KMU ein Fachkräftemangel zu beobachten ist. Viele
der KMU sind zudem bei potenziellen Azubis unbekannt und verfügen nicht über strukturelle oder
personelle Ressourcen, um Nachwuchs zu generieren.
Das Projekt hat daher verschiedene Schritte zur Lösung erarbeitet:
-den Aufbau branchenspezifischer MINT-Lernorte
-KMU-Verbundmaßnahmen am Lernort
-das Ausloben eines MINT-Wettbewerbs für Schülerinnen und Schüler und das Vorstellen der
Projekte auf einem MINT-Tag (als Begegnungsplattform für Schülerinnen/Schüler und KMUs)
Angedacht sind drei Lernorte: Neuss für den Bereich Elektrotechnik, Grevenbroich für
Medizin/Gesundheit und Dormagen für Chemie. Angesprochen werden sollen Schülerinnen und
Schüler aller weiterführenden Schulen.
Da dieses Projekt noch ganz am Anfang steht, fragte Frank Heidemann nach der Einschätzung der Teilnehmenden und nach deren Erfahrungen in der Netzwerk-Arbeit mit KMU.
Anreize für die KMU schaffen! Deutlich wurde in der Diskussion, dass die zentrale Frage für das geplante Projekt ist, wie man die
KMU überhaupt erreicht und wie sie konkret eingebunden werden. Welche Bedarfe haben die KMU
und was kann ihnen das Projekt in dieser Hinsicht „bieten“?
Ein Anreiz für die KMU kann es sein, durch das Projekt Azubis zu finden. Die Unternehmen könnten
frühzeitig interessierte und MINT-affine Schülerinnen und Schüler kennenlernen und qualifizierte
Kandidaten für ein Praktikum oder einen Ausbildungsplatz gewinnen. Dadurch sparen sie ein langes
und aufwändiges Bewerbungsverfahren. Außerdem hätten die KMU die Chance, den Schülerinnen und Schülern einen authentischen Ausbildungsbereich zu zeigen. Dadurch könnten die Schüler besser
einschätzen, welcher Bereich sie am meisten interessiert, und die KMU vermeiden gleichzeitig, dass
sie einen Azubi einstellen, der keinen Bezug zum Betrieb und den Tätigkeiten hat und womöglich die
Ausbildung abbricht.
Das Projekt bietet den KMU außerdem die Möglichkeit, sich exklusiv bei potenziellen Azubis
vorzustellen, ohne Konkurrenz fürchten zu müssen. Eine Teilnehmerin aus dem zdi-Netzwerk
Steinfurt berichtete von einem Format, bei dem sich KMU an Schulen vor ausgewählten Kleingruppen
präsentieren können. Jedes der KMU bekommt einen Klassenraum, in dem es sein Unternehmen und
dessen Ausbildungsberufe vorstellen kann. Die Schülerinnen und Schüler des 8. Jahrgangs wählen
nach einer eigenen Recherche Unternehmen aus, die sie kennenlernen möchten. Dadurch kommen
nur die wirklich interessierten Schülerinnen und Schüler zur Präsentation des KMU.
Standortförderung und passende Lernorte Für KMU, die gar nicht ausbilden, fällt das Ziel, Azubis zu gewinnen, allerdings weg. Hier könnte das
Projekt damit werben, dass die teilnehmenden KMU einen Beitrag zur langfristigen und strukturellen
Förderung der Region leisten. Die Standortsicherung liegt bei den KMU ja auch im eigenen Interesse.
Und sie können auf diese Weise zeigen, dass sie Verantwortung für ihren Standort übernehmen und
damit etwas für ihr Firmen-Image tun.
Eine weitere Herausforderung für das Projekt: Wie findet man passende Lernorte? Diese können in
einem Betrieb oder im Berufskolleg angesiedelt sein. Im Fall von Betriebsgeländen seien aber die
Sicherheitsvorschriften häufig ein Problem. Eine gute Möglichkeit wäre es, an bestehende Orte (Technologiezentren, Gründerzentren o.ä.) anzudocken – davon gebe es in dem Landkreis aber
wenige. Daher wurde die Idee von mobilen Lernorten wie Bussen eingebracht, die in einem
Flächenlandkreis praktisch wären, ins Spiel gebracht.
Zur Webseite des zdi-Netzwerk Rhein-Kreis Neuss http://www.mint-machen.de/
Präsentation der Session zum Download http://www.slideshare.net/MINTBarcamp/zdi-netzwerk-rhein-kreis-neuss-mintbarcamp-2015
Die 10 goldenen Regeln des Projekttransfers Julia Meuter, Stiftung Bürgermut, auf dem MINT:Barcamp am 24. September 2015 in Hamburg Beim MINT:Barcamp kamen hervorragende regionale MINT-Initiativen zusammen. Wie man diese
erfolgreich in die Fläche bringen kann, diskutierte die Transfer-Beraterin Julia Meuter mit den
Teilnehmenden ihrer Session.
Zwei Dinge wurden gleich zu Anfang deutlich: Erstens, es gibt hervorragende regionale Initiativen für
die MINT-Förderung. Zweitens, die regionalen Anforderungen und Gegebenheiten sind sehr unterschiedlich. Aufgrund einer Vielzahl von Partnern vor Ort – von der Schule bis hin zum
Ministerium – ist eine Übertragung von Initiativen auf andere Regionen oftmals schwierig. Dass der
Transfer auch im MINT-Bereich dennoch höchst erfolgreich funktionieren kann, zeigen Initiativen wie
„Science-Lab“ oder „Haus der kleinen Forscher“, die beide auf unterschiedliche Weise Kindern MINT-
Themen vermitteln. Meint man es mit der Skalierung ernst, sollte man gewisse Regeln beachten.
Diese stellte Julia Meuter von der Stiftung Bürgermut in ihrer Session vor.
1. Die Grundprinzipien des Projekts, das verbreitet werden soll, müssen übertragbar sein, also
unabhängig von lokalen Gegebenheiten funktionieren.
2. Das Projekt muss nicht 1:1 übertragen werden. Es geht darum, die Elemente zu identifizieren, die
notwendig sind, um die gewünschte Wirkung zu erreichen. Das können Prozesse oder es kann auch
einfach nur eine Idee sein. Beim „Haus der kleinen Forscher“ gibt es standardisierte Materialien und
ein pädagogisches Konzept. Doch die eigentliche Verbreitung tragen Partner vor Ort. Diesen kann
nicht sinnvollerweise vorgeschrieben werden, wie schnell sie wachsen und wie viele Kinder erreicht
werden sollen.
3. Die Entwicklung einer Verbreitungsstrategie braucht Zeit und Ressourcen. Diese sollte man sich
nehmen, auch wenn potenzielle Projektnehmer schon an die Tür klopfen. Von den Teilnehmenden
kam die Anmerkung, dass das Vorhaben, ein Projekt zu verbreiten, auch immer von allen Mitgliedern
der Organisation mitgetragen werden muss. An dieser Stelle ist es häufig notwendig,
Überzeugungsarbeit zu leisten.
4. Ein offener Austausch darüber, was gut funktioniert, aber auch was weniger gut geklappt hat, ist
wichtig. Auch aus Fehlern kann man lernen!
5. Damit ein Projekt an anderen Standorten funktioniert, müssen die Gegebenheiten vor Ort bekannt
sein. Es sollte also entweder von lokalen Organisationen oder gemeinsam mit Partnern vor Ort
umgesetzt werden.
6. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, ein Projekt zu verbreiten – von der offenen Verbreitung über
Social Franchising bis hin zur Eröffnung von unselbstständigen Standorten. Damit Transfer gelingt,
sollte man die individuell passende Methode erarbeiten.
7. Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser? Wenn man sich auf gemeinsame Qualitätsstandards
geeinigt hat, muss deren Einhaltung überprüft werden. Dennoch, durch eine vertrauensvolle
Partnerschaft kann gemeinsam viel mehr erreicht werden. Das „Haus der kleinen Forscher“ hat zwar
Zielvorgaben, aber die Organisation arbeitet dennoch mit ihren Partnern auf Augenhöhe. So erläutert
sie zum Beispiel jede Weiterentwicklung, die am Programm vorgenommen wird. Eine andere Teilnehmerin merkte an, dass eine genaue Absprache vorab essenziell sei. Man sollte sich Zeit
nehmen und mit den Kooperationspartnern klären, ob die Chemie stimmt und die Erwartungen die
gleichen sind.
8. Ein Businessplan hilft, Meilensteine zu identifizieren und zu sehen, wo das Vorhaben hakt und ob
die Organisation das Vorhaben stemmen kann. Außerdem ist ein solcher Plan für (potenzielle)
Förderer interessant.
9. Für den Transfer bedarf es oft anderer Fähigkeiten als bei der lokalen Projektarbeit. Hier stehen
vor allem die Koordinierung eines Netzwerkes und Management-Aufgaben im Vordergrund.
10. Die Formel für erfolgreichen Projekttransfer: planen – pilotieren – nachjustieren. Neben der
genauen Planung, sollte das Transferkonzept zunächst an ein oder zwei Standorten pilotiert werden.
Das Konzept ist aber nicht statisch, sondern sollte regelmäßig angepasst werden.
Die Vertreter vom „Haus der kleinen Forscher“ merkten zum Schluss an, dass es natürlich auch
Risiken gebe. Wenn man unter einem Namen agiert, müssten alle an einem Strang ziehen. Außerdem
bedeutet Transfer auch, bis zu einem gewissen Grad Autonomie abzugeben.
Alle Teilnehmenden waren sich einig, dass das Rad nicht immer wieder neu erfunden werden dürfe.
Doch oftmals liegt dies auch daran, dass man nicht genug voneinander weiß. Hier würden
regelmäßige Treffen und die Etablierung eines Verbandes, der mit einer Stimme spricht, helfen.
Zur Webseite von openTransfer www.opentransfer.de
Das MINT:Barcamp ist eine Veranstaltung der
Im Rahmen des
Unterstützt von
Alle Fotos: Andi Weiland | www.andiweiland.de
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