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29. April 2014

Wege zu mehr Effizienz, Qualität und Humanität in einem solidarischen Gesundheitswesen

Stuttgart 29.4.2014

Wie geht es uns morgen?

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Gesundheitspolitische Kommission

• März 2012 Einberufung einer Kommission unter der Überschrift „Mehr Gesundheitseffizienz: Von der Kranken- zur Gesundheitsversicherung – neue Anreiz- und Steuerungsstrukturen im Gesundheitswesen“

• Zentrale Fragestellung: Welche Reformschritte sind erforderlich, um ein Gesundheitssystem zu entwickeln, in dem Versorgungseinrichtungen, Krankenkassen und auch Versicherte dazu bewegt werden, sich aus eigenem Antrieb am Nutzen für die Versicherten und an Gesundheitszielen auszurichten?

• Febr. 2013: Vorstellung und Diskussion der Arbeitsergebnisse

• August 2013: Finaler Ergebnisbericht

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• Bei der Zusammenstellung der Mitglieder wurde auf einen

breiten Erfahrungshorizont Wert gelegt:

Andreas Brandhorst + Helmut Hildebrandt (Co-Vorsitzende)

Ulrike Hauffe

Univ.-Prof. Dr. Jürgen Wasem

FotoFür Peter Sellin

Dr. Christina Tophoven

Dr. Ilona Köster-Steinebach

Manfred Rompf

Dr. Bernd Köppl Prof. Dr. Jonas Schreyögg

Prof. Dr. med. Andrea Morgner

Dr. Almut Satrapa-Schill

Dr. med. Johannes Thormählen Peter Sellin

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Der Arbeitsprozess

• Die Kommission hat innerhalb des vereinbarten Zeitraums von knapp einem Jahr zahlreiche halbtägige und z.T. ganztägige Klausuren durchgeführt, umfangreich Literatur gesichtet und eine Vielzahl von Gesprächen mit externen Sachverständigen geführt und durch diese wichtige Anregungen erhalten.

• An einer eigenen Online-Befragung zu Anreizen und Fehlanreizen im deutschen Gesundheitswesen haben sich insgesamt 267 Personen aus den verschiedensten Bereichen des Gesundheitswesens sowie aus der Politik und der Wissenschaft beteiligt. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken.

• Die folgenden Diskussionsergebnisse sind vielfach einstimmig zustande gekommen, z.T. zeigen sie aber auch Mehrheitspositionen der Kommission. Einzelne Aspekte tragen einzelne Mitglieder nur zum Teil mit bzw. haben ihre Vorbehalte und Kritik deutlich gemacht. Die redaktionelle Letztverantwortung wurde in die Hände der beiden Co-Vorsitzenden Andreas Brandhorst und Helmut Hildebrandt gelegt.

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Gesundheitspolitische Fragen der letzten Zeit

• Ärzteschaft – öffentlich der Bestech-lichkeit bzw. der Geldmacherei durch unnötige Leistungen angeklagt

• Ober- und Chefärzte (Klinikgeschäfts-führer) – öffentlich angeklagt bzgl. operativer Eingriffe ohne Indikation

• Krankenkassen – öffentlich angeklagt Versicherten den Wechsel zu empfehlen

• Versorgungsunsicherheit in wirtschaftlich schwächeren Regionen

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Gibt es eine gemeinsame Ursache für diese Probleme?

• Wir sagen: Ja, es gibt eine gemeinsame Ursache

• Das gesamte Organisations- und Vergütungsmodell im Gesundheitswesen folgt einem veralteten Muster

Infektionszentriert statt chronisch, Vernachlässigung der Aktivierung und Einbeziehung der Patienten

Krankheits- statt gesundheitsorientiert, falsche Vergütung

Ständisch statt qualifikationszentriert

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Option 1 : Staatliche Interventionen durch immer tiefer greifende Gesetze + Vorgaben

Das Problem: Überschätzung der Detailregulierungsmög-lichkeiten + jedes neue Gesetz läuft immer Gefahr, dass die neuen Möglichkeiten von den „Early Adopters“ zum eigenen Vorteil schnell ergriffen werden.Das Gesundheitssystem funktioniert nicht als Marionettenspiel !

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Option 2 : „Restaurierung der Moral: Wir sind alle wieder moralischer“

Das Problem: Solange die wirtschaftlichen Incentives in die eine Richtung weisen und die Ethik & Moral in die andere, ist die Moral immer gefährdet.

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Das „Produkt“ des Gesundheitssystems: Gesund-heitsergebnis – Gesundheitseffizienz – erlebbare Qualität/Humanität

• Die Kommission sieht das Gesundheitssystem als einen sehr besonderen „Markt“, in dem Effizienz nicht von dem Produkt getrennt diskutiert werden kann.

• Eine dreifache Zieletrias muss dabei verfolgt werden – wobei wir uns der Definition des Institute of Healthcare Improvement anschließen, die maßgeblich die Reform des US-Systems unter der Obama-Administration mit beeinflusst hat

• Die Gesundheitsdiskussion verbindet sich damit mit der Umweltdiskussion: Prävention, kulturelle Einbindung und Effizienz sind zentrale Bestandteile

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Triple Aim - better health, better health care and lower health care costs © Hildebrandt 2012, in Anlehnung an Berwick DM, Nolan TW, Whittington J. (2008), The triple aim: care, health, and cost. Health Affairs 2008 May/June;27(3): 759-69.

Zieletrias eines verantwortlichen

Gesundheitssystems

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Energieeffizienz … analog zu GesundheitseffizienzEnergieeinsparung … Vermeidung unnötiger Krankheitsfolgen

Unter Smart Grids verstehen wir die intelligente Integration der wesentlichen Komponenten der Energieinfrastruktur, wie der Erzeugung, der Übertragungs- und Verteilnetze, der Speicher und der Konsumenten und Prosumenten. Die Integration erfolgt über alle Energieträger und Akteure hinweg. …

Smart Grids tragen auch dazu bei, die bisher schon bestehende hohe Versorgungssicherheit zu erhalten. Denn Smart Grids erlauben es, Probleme auf der Netzebene zu lösen, auf der sie am besten gelöst werden können...

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Unsere Lösung dafür: Mit einer klugen Rahmenregulation die heutige moralische Überforderung der Agierenden verringern

• Durch eine auf Nachhaltigkeit orientierte Wettbewerbsordnung sollen Gesundheit stiftende Leistungen belohnt und ökonomische Fehlanreize zur Leistungs- und Mengenausweitung wie auch zur Leistungsverweigerung auf der anderen Seite für Krankenkassen wie für die Praxen, Einrichtungen und Berufsgruppen minimiert werden.

• Das Leitbild der Kommission ist das einer verantwortlichen Steuerung eines Marktgeschehens über Anreize und die Setzung eines Ordnungsrahmens, in der die Verfolgung einzelwirtschaftlicher Interessen und eine effiziente Versorgung und ein optimales Gesundheitsergebnis der Bevölkerung nicht zu Zielkonflikten bei allen Beteiligten führen.

• Ziel: Freiheitlicher Wettbewerb um das bessere Gesundheitsergebnis

„Value“ statt „Volume“ = Qualität und Nutzen statt Quantität

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Qualitätsmodell der Empfehlungen der Gesundheits-politischen Kommission (in Anlehnung an das EFQM-Modell für Business Excellence)

Bessere Gesund-heitser-

gebnisse

Befähiger Ergebnisse

Organi-sation

+ Trans-parenz

Kranken-versicherun

g

Leistungs-erbringer

Versicherte/Patienten

Kranken-versicherung

Leistungs-erbringer

Versicherte/Patienten

Ökono-mischer Rahmen

+ Einfluss-optionen

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Krankenkassen = maßgebliche Einflussnehmer

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Leistungserbringer = auf Outcome umorientieren

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Versicherte/Patienten = Einfluss + Verantwortung erhöhen

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Organisation des Gesundheitswesens neu aufstellen

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Transparenz erhöhen / Wahl nach Outcome ermöglichen

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Im Ergebnis – bessere Gesundheitsergebnisse für die Patienten, für die Gesellschaft und bessere (und erfolgreichere) Arbeitsergebnisse für die Berufsgruppen

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Unsere Lösung: Systemisch miteinander verbundene Interventionen

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Krankenkassen auf Ergebnisse ausgerichtet

Vertragsverhältnisse zu Versorgern optimiert

Regionale Versorger multi-professionell und

intersektoral

Prävention angereizt durch Ergebnisbezug

Gebietskörperschaften und Patientenvertretung

gestärkt

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Ein Beispiel systemischer Intervention:

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Krankenkassen können auf ihr Outcome

verglichen werden

Versicherte können KK nach Beitragssatz, nach

Leistung + nach Outcome wählen

Krankenkassen müssen sich vestärkt für ihr

Outcome engagieren

Sie werden vermehrt Verträge und

Vertragspartner nach Outcome auswählen

Die „besseren“ Vertragspartner erhalten

eher Verträge / die „besseren“ KK mehr

Versicherte

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• Nutzung der für den Morbi-RSA ohnehin verwendeten Daten + Erweiterung Aufgabenbestimmung + Regionalkennzeichen

• Ermittlung der altersadjustierten Durchschnittsmorbidität aller Versicherten pro Kasse im Jahr -1 und Vergleich derselben Kohorte zum lfd. Jahr der Datenauswertung pro Region + Score-Wert

• Ergebnis: Vergleichstabelle mit mehr Information als heute

Beurteilung von Krankenkassen nach Outcome: Wie könnte es gehen?

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Kommen wir noch einmal zum Vergleich mit der Energiediskussion

Auch im Gesundheitswesen brauchen wir „die intelligente Integration“ von Konsumenten und „Prosumenten“, von Mitwirkenden der unterschiedlichen Professionen wie von den kommunalpolitisch Verantwortlichen, der Zivilgesellschaft und den Kostenträgern. …

Neue regionale Gesundheitsnetzwerke, teilhabeorientiert und ökonomisch ausgerichtet auf Gesundheitseffizienz und unter lokaler wie überregionaler vergleichender Kontrolle bzgl. ihrer Qualität und ihrer Ergebnisse könnten die „Smart Grids der zukünftigen Gesundheitsversorgung“ darstellen. Probleme können „dann auf der Netzebene gelöst werden, auf der sie am besten gelöst werden können“...

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Wie geht es weiter?

• Eine Reihe unserer Empfehlungen sind von der Großen Koalition schon aufgenommen worden (zumindest anteilig)– Innovationsfonds– Verpflichtung der KVen für Qualitätsanteil für Netze– Verfeinerung des Morbi-RSA– Erleichterung des Abschlusses von Selektivverträgen– Überlegungen zur qualitätsorientierten Differenzierung der Vergütung für

Krankenhäuser

• Ansonsten: Demografie + Kostenentwicklung + die fortbestehenden Fehlanreize werden weiter Lösungen entlang unserer Vorschläge erzwingen ….. die Diskussionen gehen weiter

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„Wie geht es uns morgen?“ Wege zu mehr Effizienz, Qualität und Humanität in einem solidarischen Gesundheitswesen Bericht der Gesundheitspolitischen Kommission der Heinrich-Böll-StiftungHerausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung Berlin, August 2013, 60 SeitenISBN 978-3-86928-108-7

Download unter: www.boell.de/de/content/wie-geht-es-uns-morgen

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Helmut Hildebrandt