Führende technische Fachzeitschrift für Verpackungsdruck, Weiterverarbeitung und Sonderanwendungen
Offizielles Organ der DFTA Flexodruck Fachverband e.V.
12044 · 27. Jahrgang · Juli · 4-2016
HerausforderungBahnspannung auf Digital-Druckmaschinen von HP
Industrie 4.0 Integration und Automation von Druckprozessen
Druckabwicklung Ein wenig beachtetes Problem im Flexodruck
Spannwelle und CFK-Adapter Regelmäßige Wartung vermeidet Druckfehler
Druckmaschinen Viele Detailverbesserungen steigern die Effizienz
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14 Flexo+Tief-Druck 4-2016
Produkte
Das Unternehmen PrintsPaul GmbH & Co. KG führt im fir-
meneigenen Schulungszentrum in Eschweiler regelmäßig praxisorien-tierte Workshops zum Thema „Di-gitaldruck“ durch und ist mit kun-denseitigen Anforderungen, insbe-sondere für HP Indigo Rollen-druckmaschinen vom Typ ws4000, 4050, 4500 und 4600 bestens ver-traut (Flexo+Tief-Druck 3-2016 (Digital Printing today), Seite 34).
In der Praxis zeigt sich, dass ein großer Informationsbedarf bei den Anwendern besteht – nicht nur was die Produktionsmöglichkeiten auf
einem konkreten Maschinentyp an-geht, sondern auch welche ver-schiedenen Techniken integriert werden können und insbesondere, welche Modifikationsmöglichkeiten bei der jeweils eingesetzten Digital-druckmaschine bestehen. Durch funktionale Anpassungen von HP-Digitaldruckmaschinen ist eine deutlich erweiterte Substratpalette einsetzbar. Im folgenden Beispiel wird deutlich, wie sogar neue Märk-te erschlossen werden können.
Die HP Indigos der 4000er-Serie sind standardmäßig mit zwei soge-nannten „Vakuum-Boxen“ ausge-
rüstet, welche die Bahnspannung per Unterdruck erzeugen. Eine Box befindet sich im Abwickler, eine weitere hinter den Druckwerken. Mit Hilfe von diversen Sensoren wird die Bahnspannung geregelt und damit die Bahnführung kont-rolliert.
Nachteile der Standardausrüstung
Bereits bei standardmäßig einge-setzten, wenig dehnbaren Substra-ten wie Papier- oder Verbundmate-rialien kann es durch die konventi-onelle Steuerung der Bahnführung bei den oben genannten Modellen zu systembedingten Problemen kommen. Die Bahn wird bei Ver-wendung des Vakuum-Boxen-Sys-tems konstruktionsbedingt aus-schließlich zentriert auf die Wal-zenmitte ausgerichtet. Die bahnbe-grenzenden Elemente müssen dazu manuell justiert werden und führen nicht selten zu einer Beschädigung der Bahnkanten.
Darüber hinaus kommt es durch ungleichmäßige Spannung zu ei-nem „Weglaufen“ der Bahn – häu-fige Abrisse sind die Folge. Der ent-sprechende Aufwand für das Wie-dereinziehen der Bahn zieht unwei-gerlich einen Maschinenstillstand nach sich und verursacht unnötige Kosten für anfallende Makulatur.
Dieter Finna
Der Digitaldruck stößt bei der Bedruckung flexibler Verpackungssubst-rate immer wieder an seine technischen Grenzen und muss dafür Lö-sungen finden. Oftmals werden diese von versierten Anwendern entwi-ckelt. Die Redaktion von Flexo+Tief-Druck stellt solche Lösungen in einer neuen Artikel-Serie vor. Diese Ausgabe befasst sich mit der Ver-besserung der Bahnführung von HP Indigo Maschinen der 4000er Serie, mit dem Zusatznutzen, auch dehnbare Substrate auf diesen Di-gitaldruckmaschinen störungsfrei bedrucken zu können.
Modifizierte Bahnführung für digitale HP Indigo Rollendruckmaschinen der 4000er Serie
Orange hervorgehoben ist das Tänzerwalzen-System in der Abwickeleinheit (rechts)und direkt hinter dem Druck-werk (links) Q
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Flexo+Tief-Druck 4-2016 15
Produkte
Zu den weiteren Nachteilen der Standard-Ausrüstung gehören mangelnder Bedienungskomfort bei der Bahnspannungssteuerung, ein sehr hoher Geräuschpegel, ein erhöhter Energiebedarf der Vaku-um-Pumpen sowie der umfangrei-che Platzbedarf von Schlauch- und Elektrozuleitungen auf dem Hal-lenboden.
Vorteile der Neuentwicklung
Der Einsatz eines von PrintsPaul neu entwickelten Tänzerwalzen-Systems beseitigt die oben aufge-führten Nachteile nahezu vollstän-dig. Dazu werden zwei pneuma-tisch gesteuerte Gruppen von Tän-zerwalzen platziert, eine in der Ab-wickeleinheit und eine weitere di-rekt hinter dem Druckwerk. Das System ermöglicht aufgrund eines deutlich verlängerten Bahnweges einen ausgleichenden Spannungs-puffer.
Die gesamte Gruppe aller für die Bahnführung verantwortlichen Komponenten wird zentral gesteu-ert und verhindert damit die zuvor durch ruckhafte Bahnbewegungen verursachten Bahnrisse. Auch die im Abwickler zentrierte Führung ist nicht mehr zwingend vorgege-ben – das Druckbild kann beliebig, zum Beispiel seitlich versetzt, plat-ziert werden.
Option generiert Mehrwert
Durch die Bahnspannungsregelung mittels Tänzerwalzen ergibt sich ein signifikanter Vorteil, der nicht nur in der Verbesserung der Bahn-führung und Störungsvermeidung liegt. Durch den Spannungspuffer können auch Materialien einge-setzt werden, die mit der werkssei-tig installierten Bahnführung bis-her als nicht führ- und bedruckbar galten.
So können beispielsweise außer-gewöhnlich dünne Materialien, aber auch stärker dehnbare Folien eingesetzt werden. Das erweiterte Spektrum umfasst nun Bedruck-stoffe in Materialstärken zwischen 15 µm und 450 µm, wie dehnbare Substrate (z.B. Monofolien aus BOPP, PE und PET oder Verbundfo-lien aus PP/PE) sowie Schrumpf-schläuche und Haushaltsrollenpa-piere.
Umbau
Der Einbau beider Tänzerwalzen-Systeme dauert einen Arbeitstag. Die neuen Einheiten benötigen kei-ne eigenen elektrischen Anschlüsse und können ohne umfangreiche Modifikationen der Original-Konfi-guration installiert werden. Die Lö-sung ist reversibel, alle vorhande-nen Elemente der originalen Vaku-um-Boxen verbleiben im System und lassen sich gegebenenfalls wieder aktivieren. Alle Maschinen
der 4000er-Serie sind potentiell umrüstbar. Von PrintsPaul wurde bereits eine Reihe von HP-Digital-Rollendruckmaschinen mit den Tänzerwalzen-Systemen ausgerüs-tet, zuletzt eine HP Indigo ws4050 bei der Firma Thiekötter in Müns-ter. Auch im Schulungszentrum in Eschweiler sind mehrere umgerüs-tete Rollendruckmaschinen instal-liert. Mit eigenen Daten und Subst-raten können sich Interessenten von den zahlreichen Vorzügen der Lösung vor Ort überzeugen.
Innenansicht des Tänzerwal-zen-Systems der Abwickelein-heit
Tänzerwalzen-System nach dem Druckwerk
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