Jahrbuch2003Die deutsche Versicherungswirtschaft
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.
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Bildnachweis:Frieder Blickle, Hamburg
ISSN-0722-1118
Redaktion: Hans Geldmacher und Stephan GelhausenRedaktionsschluss: 24.Oktober 2003
Jahrbuch2003Die deutsche Versicherungswirtschaft
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.
Versicherungswirtschaft 2003 auf einen Blick
Versicherungswirtschaft 2003 auf einen Blick
Angaben für 2003 geschätzt; Vorjahr in Klammern, teilweise vorläufig
Beitragsaufkommen1) GDV-Mitglieder 146,9 (141,3) Milliarden Euro
Beitragszunahme 3,9 (4,4) Prozent
Beiträge1) je Einwohner 1 779 (1 712) Euro
Beiträge der Privathaushalte 110,2 (106,0) Milliarden Euro
Beitragszahlung je Haushalt 2 846 (2 738) Euro
Beitragszahlung je Einwohner 1 334 (1 284) Euro
Versicherungsleistungen (GDV-Mitglieder) 143,1 (144,8) Milliarden Euro
Lebensversicherung 75,4 (74,8) Milliarden Euro
Private Krankenversicherung 25,5 (25,2) Milliarden Euro
Kraftfahrtversicherung 20,0 (20,4) Milliarden Euro
Versicherungsfälle rund 50 Millionen
Versicherungsverträge und -risiken etwa 482 Millionen
Arbeitnehmer2) einschl. Auszubildende 302 800
bei Versicherungsunternehmen 248 100
im Versicherungsvermittlergewerbe3) 54 700
Selbstständiger Versicherungsaußendienst 407 000
selbstständige hauptberufliche Vertreter 79 000
nebenberufliche Vertreter 320 000
Versicherungsmakler 8 000
Kapitalanlagebestand4) 980 (929) Milliarden Euro
Größte Versicherungszweige nach dem gebuchten Beitragsaufkommen (GDV-Mitgliedsunternehmen)
Lebensversicherung 67,3 (65,06) Milliarden Euro
Private Krankenversicherung 24,7 (23,08) Milliarden Euro
Kraftfahrtversicherung 22,5 (21,97) Milliarden Euro
Allgemeine Haftpflichtversicherung 6,3 (6,15) Milliarden Euro
Private Unfallversicherung 5,7 (5,60) Milliarden Euro
Wohngebäudeversicherung 3,7 (3,62) Milliarden Euro
Rechtsschutzversicherung 2,8 (2,73) Milliarden Euro
Industrielle Feuerversicherung5) 2,8 (2,30) Milliarden Euro
Hausratversicherung 2,4 (2,44) Milliarden Euro
Transportversicherung 1,9 (1,79) Milliarden Euro
1) gebuchte Brutto-Beiträge der GDV-Mitglieder (ohne Auslands- und in Rückdeckung übernommenes Geschäft, aber einschl. gewerb-liches Geschäft, ohne Einmalbeiträge aus der RfB bei der Lebens- und Krankenversicherung), entspricht 97 Prozent des Gesamtmarktes,2) 2000, 3) geschätzt, 4) einschl. Rückversicherer (jeweils Vorjahreswerte) sowie Pensions- und Sterbekassen, 5) mit Feuer-Betriebsunter-brechung, Extended Coverage, All Risk.
2
Inhalt
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Ein Wort zuvor
Standpunkte
Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld der Versicherungswirtschaft
Versicherungszweige und -arten
Lebensversicherung
Private Krankenversicherung
Schaden- und Unfallversicherung
Kraftfahrtversicherung
Allgemeine Haftpflichtversicherung
Private Unfallversicherung
Rechtsschutzversicherung
Schutzbriefversicherung
Sachversicherung
Transportversicherung
Kreditversicherung
Luft- und Raumfahrtversicherung
Nuklearversicherung
Insolvenzsicherung
Rückversicherung
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaft als Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Tabellen und Grafiken (Verzeichnis S. 4 und 5)
3
Versicherungswirtschaft insgesamtVersicherungswirtschaft 2003 auf einen BlickVersicherung in der GesamtwirtschaftBeitragseinnahmen der VersicherungswirtschaftLeistungen der VersicherungswirtschaftGeldvermögensbildung der privaten Haushalte nach AnlageartenVersicherungsschutz der Haushalte 2002/2003 (Grafik)Geldvermögen der privaten Haushalte nach AnlageartenAnzahl der Versicherungsunternehmen nach SpartenVersicherungsbestände zum Jahresende
LebensversicherungVersicherungsleistungen der LebensversicherungWie die Bürger ihr Leben versichern (Grafik)Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung, Ersparnis und Sparquote der privaten HaushalteAnzahl der Verträge des eingelösten Neuzugangs in der LebensversicherungGliederung der Beitragseinnahmen in der LebensversicherungLebensversicherungssummen (Grafik)Versicherungssumme des eingelösten Neuzugangs in der LebensversicherungEntwicklung der DirektversicherungAn Versicherungsnehmer ausgezahlte VersicherungsleistungenKostenquote in der Lebensversicherung
Private KrankenversicherungAnzahl der privat KrankenversichertenEntlastung im Alter (Grafik)Wechsel der KassenGliederung der Gesamtaufwendungen in der privaten KrankenversicherungBeitragseinnahmen in der privaten Krankenversicherung
Schaden- und Unfallversicherung insgesamtVersicherungsfälle in der Schaden- und Unfallversicherung
KraftfahrtversicherungBeitragseinnahmen und Schadenaufwand in der KraftfahrtversicherungSchadenquoten in der Kfz-VersicherungWas Autounfälle im Schnitt kosten (Grafik)Kfz-Haftpflichtversicherung in ZahlenStraßenverkehrsunfälle in DeutschlandWie lange unfallfrei?Vollkasko in ZahlenTeilkasko in ZahlenDiebstahl versicherter Kraftfahrzeuge nach Zahl und SchadenaufwandDiebstahl versicherter Pkw nach AutofabrikatenDiebstahl versicherter Pkw nach BundesländernEntwicklung des Kraftfahrzeug-Bestandes
25455566263646668
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77787980818283
8485868687
89
899091929293949495959697
Verzeichnis der Tabellen und Grafiken4
Haftpflicht-, Unfall-, Rechtsschutz- und SchutzbriefversicherungBeiträge und Leistungen in der Allgemeinen HaftpflichtversicherungBeiträge und Leistungen in der Privaten UnfallversicherungBeitragseinnahmen, Risiken und Schäden in der RechtsschutzversicherungBeitragseinnahmen, Verträge und Schäden in der Schutzbriefversicherung
SachversicherungBeitragseinnahmen in den SachversicherungszweigenSchadenaufwand und Schadenquoten in den SachversicherungszweigenSpannweite der Schadenquoten (Grafik)Schäden je Gefahr in der Verbundenen Hausrat- und WohngebäudeversicherungGroßschäden in der Industriellen Sachversicherung
TransportversicherungTransportversicherung in Zahlen
Kredit-, Luftfahrt- und NuklearversicherungKreditversicherung und Insolvenzen in ZahlenLuft- und Raumfahrtversicherung in ZahlenNuklearversicherung in ZahlenPensions-Sicherungs-Verein in Zahlen
RückversicherungSchäden und Betriebskosten in der RückversicherungDie größten Zweige der Rückversicherung
Kapitalanlagen und KapitalmärkteKapitalmarktdatenLaufende Erträge aus KapitalanlagenKapitalanlagebestand nach AnlageartenKapitalanlagebestand nach VersicherungszweigenBrutto-Neuanlage nach Anlagearten
Die Versicherungswirtschaft als ArbeitgeberBeschäftigte in Versicherungsunternehmen nach ArbeitsbereichenIm Dienst der Sicherheit (Grafik)
Der GDV und seine MitgliederOrganigramm des GDV (Grafik)
98100101102
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152
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Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, wie schicksalhaft die Versicherungswirtschaft mitexternen Faktoren verknüpft ist, dann wäre er in diesem Jahr erbracht worden. Nach Jahren der Blütehaben die Kapitalmärkte Einbrüche in krisenhaftem Ausmaß erlitten. Trotz der gesetzlich vorge-schriebenen vorsichtigen Kapitalanlagestrategie der Lebensversicherung in Deutschland haben dieUnternehmen erhebliche Verluste aus ihren Aktienengagements hinnehmen und dem langfristigsinkenden Zinsniveau Tribut zollen müssen. Nach Jahrzehnten hoher Zuweisungen an ihre Kundenhaben sie – wenn auch unterschiedlich hoch – die Überschussbeteiligung gekürzt. Die Kapital-marktkrise hat das bis dahin undenkbare Scheitern eines kleineren Lebensversicherers herbeige-führt.
Die Versicherungswirtschaft ist sich der Verantwortung bewusst, in dieser Situation das Vertrauenihrer Kunden nicht zu enttäuschen. Aus eigener Kraft, mit Unterstützung der Aufsicht und verant-wortungsvollem Handeln der Regierung konnte die Ansteckungsgefahr der existenziellen Krise derKapitalmärkte auf die Versicherungswirtschaft abgewendet werden, auch wenn die Situationimmer noch angespannt ist: Der Finanzplatz Deutschland hat seine Bewährungsprobe bestanden;kein Versicherungsnehmer Geld verloren. Und die Auffanggesellschaft Protektor, als freiwilligeSchutzeinrichtung der Branche für Kunden in Not geratener Lebensversicherer gegründet, hat imersten Jahr ihres Bestehens die Bewährungsprobe bestanden. Die Bestände des gescheitertenUnternehmens werden von Protektor fortgeführt und die eingegangenen Verpflichtungen gegen-über den Kunden erfüllt.
Die Kapitalmarktkrise hat aber zugleich auch den Glauben an den kontinuierlichen Wertzuwachsvon Aktien erschüttert und damit die Bedeutung einer garantierten Verzinsung in der Altersvorsorgewieder deutlich gemacht. Dem Produkt Lebensversicherung gebührt daher ein entscheidender Platzin einer Rentenreform. Umso unverständlicher ist der Plan der Bundesregierung, Kapitallebensversi-cherungen zu besteuern. Bereits heute zeichnet sich ab, dass ein Ergebnis der anstehenden Renten-reform langfristig die deutliche Absenkung des Versorgungsniveaus der gesetzlichen Rente ist. Umsogrößere Bedeutung kommt der privaten Altersvorsorge zu. Dies setzt die Akzeptanz der angebote-nen Produkte bei der Bevölkerung voraus. Während die Riester-Rente in der Beliebtheit Schlusslichtist, nimmt die Kapitallebensversicherung einen Spitzenplatz ein. Auch eine Pflichtversicherungkönnte das Akzeptanzproblem der Riester-Rente nicht lösen. Die Politik wäre gut beraten, auf dieKapitallebensversicherung als funktionierende Vorsorgeform zu setzen und diese weiterhin zufördern, zumindest solange, bis ein soziales Klima entstanden ist, in dem Altersvorsorgesparen zueinem dominanten sozialen Trend geworden ist.
Generell ist zu wünschen, dass bei der begrüßenswerten Entschlossenheit dieser Bundesregierungzur Auflösung des Reformstaus in Deutschland die Reformansätze nicht vorschnell und frei vonideologischen Scheuklappen sind. Die Reformen benötigen das Vertrauen der Bevölkerung, siedürfen funktionierende Systeme nicht zerstören und müssen hinreichend nachhaltig sein. Dazugehört auch, die private Krankenversicherung bei den nächsten Schritten einer Gesundheitsreformnicht aus dem Gesundheitssystem auszugrenzen.
Dr. Bernd Michaels Dr. Frank von Fürstenwerth
Präsident Hauptgeschäftsführer
Ein Wort zuvor 7
Im dritten Jahr der wirtschaftlichen Lähmung
und dem vorläufigen Ende aller Aktien-Euphorie
sind in den führenden Industrieländern erst
wenige Anzeichen für eine konjunkturelle Bes-
serung auszumachen. Die politischen Unwäg-
barkeiten und das allgemeine Stimmungstief
im Gefolge des 11. September haben sich auch
nach dem raschen Ende des Irak-Krieges kaum
verflüchtigt. Die Gefahren des globalen Terroris-
mus begleiten uns weiter. Die Rückschläge an
den Aktienmärkten sind in ihren Auswirkungen
noch nicht überwunden.
In diesem schwierigen weltwirtschaftlichen
Umfeld durchlebt Deutschland die ausgepräg-
teste Schwächephase seit über 50 Jahren. Zu-
dem verzögern zahlreiche hausgemachte Prob-
leme den ersehnten Aufschwung der deut-
schen Volkswirtschaft. Die Investitionen sind
eingebrochen. Die schwache Wirtschaftsent-
wicklung, Ängste um den eigenen Arbeitsplatz,
Einkommenskürzungen im öffentlichen Dienst
und möglicherweise bei Rentnern sowie die Ver-
luste an den Aktienmärkten lasten schwer auf
dem Konsum. Für das Jahr 2004 kann allenfalls
ein schwacher Aufschwung erhofft werden.
Nach Berechnungen der Deutschen Bundes-
bank hatten die privaten Haushalte allein in
2001 und 2002 am Aktienmarkt bewertungsbe-
dingte Verluste von über 200 Milliarden Euro
hinzunehmen. Erstmals seit 50 Jahren ist 2002
das Geldvermögen der privaten Haushalte trotz
erheblicher Sparanstrengungen um 15 Milliar-
den Euro gesunken. Der über mehrere Jahre zu
beobachtende Rückgang der Sparquote ist wie-
der einer zunehmenden Sparneigung gewichen.
Einige Beobachter sehen in Deutschland bereits
das „nächste Japan“. So sind viele Strukturprob-
8 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
leme, die in Japan seit mehr als einem Jahrzehnt
deflationäre Verhältnisse herrschen lassen, auch
in Deutschland anzutreffen.
Zudem steht die Wirtschaftspolitik hierzulande
selbst in der Gefahr, durch einen Glaubwürdig-
keitsverlust negative Rückwirkungen auf Wirt-
schaftsklima und Wirtschaftsentwicklung zu
verursachen. Zu lange hat die Politik eindringli-
che Reformvorschläge etwa des Sachverständi-
genrats zur Begutachtung der gesamtwirt-
schaftlichen Entwicklung oder auch der Deut-
schen Bundesbank allenfalls zur Kenntnis ge-
nommen. Allzu spät wurden erste Maßnahmen
zum Abbau des großen Reformstaus ergriffen.
Jetzt gilt es, entschlossen dem eingeschlagenen
Weg zu folgen und auftretenden Fehlentwick-
lungen in den Reformansätzen frühzeitig ent-
gegenzusteuern.
Vor dem Hintergrund der aktuellen wirt-
schaftlichen Schwäche und der enor-
men strukturellen Probleme bietet sich
die Assekuranz als ein stabilisierender
Faktor in Wirtschaft und Gesellschaft
an. Trotz anhaltender Konjunkturflaute ist die
Nachfrage nach Versicherungsprodukten unge-
brochen. Die Versicherungsunternehmen in
Deutschland haben sich angesichts der schwe-
ren Rückschläge an den Finanzmärkten als ro-
bust erwiesen. Zudem hat die Branche im Ein-
vernehmen mit der Aufsichtsbehörde ein weite-
res Sicherheitsnetz geknüpft, das die Kunden
auch in unruhigen Zeiten vor dem Verlust von
Leistungen aus ihren Lebensversicherungen be-
wahrt – die Protektor Lebensversicherungs-AG.
Das im November 2002 gegründete Unterneh-
men ist nicht aktiv am Markt tätig, sondern ist
eine Auffanggesellschaft mit dem Zweck, Versi-
cherungsbestände Not leidender Lebensversi-
cherer zu sanieren und dann zu verkaufen. Gerät
ein Lebensversicherungsunternehmen in eine
Notlage, übernimmt Protektor dessen Versiche-
rungsverträge mit der Konsequenz, dass die Ver-
sicherungsverhältnisse unverändert fortgesetzt
werden. Damit ist sichergestellt, dass den Versi-
cherten im Falle von Schieflagen eines Unter-
nehmens keine Nachteile hinsichtlich der ver-
traglich zugesagten Versicherungsleistungen
entstehen.
Diese zusätzliche Sicherheit, dass eine Branche
im Extremfall für die Verpflichtungen eines Le-
bensversicherers einsteht, sichert das Vertrauen
der Kunden in die Beständigkeit ihrer privaten
Altersvorsorge in unruhigen Kapitalmarktzeiten.
Dem Kundenschutz dient auch die besonders
strenge Finanzaufsicht, der die deutschen Le-
bensversicherungsunternehmen unterliegen. Sie
hat das Ziel, Insolvenzen zu verhindern. Mit der
Protektor Lebensversicherungs-AG wurde jetzt
eine weitere Lösung gefunden, die zwar nicht
das Unternehmen vor einer Insolvenz schützt,
aber die negativen Folgen wirtschaftlicher Fehl-
entscheidungen auf den Bestand und die Wert-
haltigkeit von Versicherungsverträgen abwehrt.
Seine Handlungsfähigkeit konnte Protektor be-
reits beweisen. Im Oktober 2003 hat Protektor
den ersten Versicherungsbestand übernommen.
10 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Assekuranz –
ein stabilisierender
Faktor in unruhigen
Zeiten
Ungeachtet eines nicht nur in Deutsch-
land dicht geknüpften Sicherheitsnetzes
für Versicherungskunden wird auf euro-
päischer Ebene das Thema „Konkurs-
sicherungsfonds“ weiterhin intensiv
diskutiert. So hat die EU-Kommission diese Prob-
lematik wiederholt auf die Tagesordnung des
Versicherungsausschusses gesetzt und damit
ihren Willen, in dieser Richtung aktiv zu werden,
sehr deutlich gemacht. Und dies, obwohl ge-
wichtige Gründe gegen die Einführung derarti-
ger Fonds sprechen:
■ So stehen die Versicherungsnehmer im Insol-
venzfall keineswegs schutzlos da. In Deutsch-
land steht ihnen mit dem Deckungsstock
(demnächst Sicherungsvermögen) bereits
eine Vermögensmasse zur Verfügung, auf die
kein anderer Unternehmensgläubiger Zugriff
hat, auch nicht im Insolvenzfall. Durch Um-
setzung der Zwangsliquidationsrichtlinie wird
dieses System sogar von der Lebens- auch auf
die Schadenversicherung ausgedehnt.
■ Konkurssicherungsfonds wirken wettbe-
werbsverzerrend zu Lasten der wirtschaftlich
verantwortungsvoll kalkulierenden Unter-
nehmen. Ihnen ist eine Tendenz zur Vergesell-
schaftung von unternehmerischen Verlusten
immanent.
■ Insolvenzsicherungsfonds entlasten den Ver-
sicherungsnehmer von einer selbst verant-
worteten Auswahlentscheidung für ein solide
wirtschaftendes Unternehmen, weil er den
Verlust seiner Ansprüche nicht mehr befürch-
ten muss. Das leistet Entscheidungen, die sich
ausschließlich am Preis orientieren, Vorschub.
Damit wird grundsätzlich ein tendenziell Sys-
tem destabilisierendes Verhalten der Verbrau-
cher gefördert.
Sollte die EU-Kommission trotz aller Einwände
dennoch staatliche Konkurssicherungsfonds
zwingend vorschreiben wollen, wird sie auf je-
den Fall bereits geschaffene Sicherungseinrich-
tungen auf nationaler Ebene zu berücksichtigen
haben. Ein eventuelles Rechtsinstrument der
Kommission wird für Einrichtungen wie die der
Protektor Lebensversicherungs-AG in Deutsch-
land einen entsprechenden Freistellungstat-
bestand schaffen müssen. Es ist auf jeden Fall
sicherzustellen, dass sich Versicherungsunter-
nehmen alternativ zu einem staatlich initiierten
Konkurssicherungsfonds einer freiwilligen Selbst-
hilfeeinrichtung anschließen können.
Neben dem Kursverfall auf den internationalen
Kapitalmärkten und der damit verbundenen
Diskussion um die Sicherheit der Verträge haben
auch Terroranschläge und Naturkatastrophen
privaten Haushalten und Unternehmen im Jahr
2003 deutlich vor Augen geführt, wie elementar
ein ausreichender Versicherungsschutz im Rah-
men der eigenen wirtschaftlichen Dispositionen
ist. Wo Staat und öffentliche Sicherungssysteme
in ihren Leistungen überfordert sind, präsentiert
sich das Versicherungsprinzip als ein gültiges
Lösungsmodell, und wenn sich für die private
Versicherungswirtschaft durch extrem verän-
derte Risikolagen die Frage nach der Grenze der
Versicherbarkeit stellt, wie zum Beispiel bei der
Absicherung von Terrorrisiken, kann eine ge-
meinsame Anstrengung von Staat und Indivi-
dualversicherung durchaus funktionieren.
11
Beim Kundenschutz
lieber freiwillige
Selbsthilfe als
staatlicher Zwang
Im Bereich der Steuerpolitik fielen die
Signale für Unternehmen und Verbrau-
cher recht unterschiedlich aus. So muss-
ten und müssen (Groß-)Unternehmen
zusätzliche Belastungen verkraften. Dies liegt
unter anderem an der auf 2003 befristeten
Anhebung des Körperschaftsteuersatzes und
der verzögerten Geltendmachung der Körper-
schaft-Steuerguthaben aus der Zeit des Anrech-
nungsverfahrens. Hinzu kommen Verschärfun-
gen beim Betriebsausgabenabzug, bei der sog.
Gesellschafter-Fremdfinanzierung, im Außen-
steuerrecht und bei der Gewerbesteuer. Im Er-
gebnis wird dadurch die allgemeine Entlastung
durch die Unternehmens-Steuerreform wieder
zurückgenommen.
Für die Bürger sollen sich dagegen durch das Vor-
ziehen der letzten Entlastungsstufe der Steuer-
reform auf 2004 Entlastungen ergeben, soweit
sie nicht gleichzeitig durch den Abbau der Eigen-
heimzulage und die Verringerung der sog. Pend-
lerpauschale teilweise wieder gegenfinanziert
werden. Die Steuersenkungen eröffnen den Ver-
brauchern zusätzliche finanzielle Spielräume
und stärken somit ihre Vorsorgefähigkeit. Ange-
sichts der demographischen Entwicklung das
richtige Signal.
Im Zuge des demographischen Wandels
stehen die Altersvorsorge und das
Gesundheitssystem in Deutschland vor
besonderen Herausforderungen. Dass das
Umlagesystem, bei dem die Einnahmen den
Ausgaben zu jedem Zeitpunkt entsprechen
müssen, demographisch instabil ist, ist inzwi-
schen allgemein akzeptiert. Eindeutig zurückzu-
weisen ist dagegen die bisweilen auch vertre-
tene These, dass das Kapitaldeckungsverfahren
in der Altersvorsorge gleichermaßen „demogra-
phieanfällig“ sei und somit ebenso wenig vor
den Verwerfungen des demographischen Wan-
dels schützen könne. Angesichts der absehbaren
Versorgungslücke und der Notwendigkeit priva-
ter kapitalgedeckter Vorsorge steht die Versiche-
rungswirtschaft bereit, um den Bürgern mit
ihren Produkten im Bereich der Lebensversiche-
rung und der privaten Krankenversicherung
sinnvolle Alternativen zu bieten.
Auch die Verantwortlichen in der Wirtschafts-
und Sozialpolitik sollten ihren Beitrag zu einem
nachhaltigen Bewusstseinswandel zugunsten
der kapitalgedeckten Altersvorsorge leisten:
durch die Fortentwicklung der gesetzlichen
Rahmenbedingungen, mehr Verlässlichkeit bei
staatlichen Zielen und Instrumenten im Bereich
der Altersvorsorgepolitik und nicht zuletzt durch
eine schonungslose Aufklärung der Bevölke-
rung. Dann kann ein Stimmungsumschwung
zugunsten einer privaten kapitalgedeckten Zu-
satzvorsorge auch in ein soziales Klima einmün-
den, in dem Altersvorsorgesparen zu einer uni-
versell akzeptierten Verhaltensweise, zu einem
dominanten sozialen Trend wird. Bis heute ist
dieser Paradigmenwechsel zur Teilkapitalde-
ckung in Deutschland noch nicht wirklich voll-
zogen.
Reform der Alterssicherung
Die Alterung unserer Gesellschaft ist heute mit
großer Verlässlichkeit prognostizierbar. So wird
sich nach neuesten Berechnungen des Statisti-
schen Bundesamtes der Alterungsprozess zwi-
schen 2010 und 2030, wenn die geburtenstar-
ken Jahrgänge der 50er und 60er Jahre in eine
12 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Chancen für nach-
haltige Sozialpolitik
Unterschiedliche
Signale der
Steuerpolitik
höhere Altersgruppe hineinwachsen, drama-
tisch beschleunigen. Der Altenquotient, die An-
zahl der mindestens 60-Jährigen auf hundert
20- bis 59-Jährige, der sich zwischen 2001 und
2010 lediglich von 44 auf 46 erhöhen wird,
dürfte zwischen 2010 und 2020 um 9 und zwi-
schen 2020 und 2030 um weitere 16 Personen
steigen. Bereits vorher kommt es zu einer erheb-
lichen Verschiebung in der Stärke der einzelnen
Altersgruppen. Ungebrochen ist dabei der Trend
zu Ein-Personen-Haushalten und zur Kinder-
losigkeit.
Die Auswirkungen der Alterung zwingen dazu,
die umlagefinanzierten Systeme der sozialen
Sicherung zurückzuschrauben – auch die gesetz-
liche Rente. Geschähe dies nicht, würden künf-
tige Generationen von Beitragszahlern überfor-
dert. Dass kleine Korrekturen hier nicht reichen,
zeigte sich bereits im ersten Jahr nach den Ries-
ter-Reformen. Schneller als politisch erwartet
wurde deutlich, dass die Eingriffe weit davon
entfernt waren, die gesetzliche Rentenversiche-
rung nachhaltig zu gestalten.
Umso wichtiger, dass sich die Regierung klar zur
stärkeren Kapitaldeckung der Alterssicherung
bekannt hat: Wenn die Alterseinkommen künf-
tiger Rentner insgesamt ein angemessenes
Niveau erreichen sollen, dann müssen die Men-
schen deutlich mehr kapitalgedeckt vorsorgen.
Das Kapitaldeckungsverfahren ist das einzige
Finanzierungsverfahren für Alterseinkommen,
mit dem die Ansprüche künftiger Rentner vorfi-
nanziert werden können. Eine solche Reform
kann aber nur gelingen, wenn sie konsequent
angegangen wird und die Funktionsvorausset-
zungen des Kapitaldeckungsverfahrens beach-
tet werden.
Bereits in seinem Jahrbuch 2001 hatte
der GDV vor Illusionen gewarnt, mit
dem Altersvermögensgesetz sei der
große Wurf gelungen und ein perfektes
Gesetz geschaffen worden. Der Ansatz wurde
für gut, in weiten Teilen aber nachbesserungs-
bedürftig befunden. Zwei Jahre später bestätigt
sich, dass die wichtigste sozialpolitische Inno-
vation der vergangenen Legislaturperiode, die
„Riester-Rente“, weit hinter den hohen Erwar-
tungen zurückgeblieben ist. Ihre Verbreitung
stagniert; die Gründe dafür sind vielfältig:
■ Die Erkenntnis, dass das Leistungsniveau der
gesetzlichen Rentenversicherung nicht mehr
aufrecht zu erhalten ist, hat sich zwar auf
breiter Front durchgesetzt. Gleichwohl ist
eine große Unkenntnis über die konkreten
Folgen im Rentenrecht zu konstatieren. Die
Renteninformation der gesetzlichen Renten-
versicherungsträger, die auf unrealistischen
Annahmen aufbaut, hat da kaum zur Auf-
klärung beigetragen.
■ Eine stagnierende Wirtschaft, hohe Arbeits-
losigkeit, sinkende Realeinkommen sowie die
außerordentlich schlechte Lage auf den Kapi-
talmärkten überschattet die Bereitschaft der
Menschen, sich langfristig für die Altersvor-
sorge zu binden.
■ Die Details der Förderung kapitalgedeckter
Altersversorgung wurden und werden von
weiten Kreisen der Bevölkerung nur unzurei-
chend verstanden; die neuen Möglichkeiten
der betrieblichen Altersversorgung sind noch
weniger bekannt.
13
„Riester-Rente“
hinter Erwartungen
zurückgeblieben
■ Förderverfahren und Regulierung machen die
Riester-Rente komplexer und beratungsinten-
siver als sonstige Vorsorgeprodukte. Überdies
wird hier eine angemessene Vergütung des
Vertriebs für seine Beratungsleistung verhin-
dert. So sind die Anbieter gezwungen, ihre
Abschlusskosten, also das Honorar für die
geleistete Beratung, über einen Zeitraum von
zehn Jahren zu verteilen. Angesichts dieser
unattraktiven Bedingungen für eine erfolg-
reiche Markterschließung haben nicht alle
Anbietergruppen eigene Riester-Produkte
entwickelt und angeboten.
■ Politik, Verbraucherschützer und Gewerk-
schaften haben bis in den Spätsommer 2002
nachdrücklich geraten, mit dem Abschluss
von Riester-Verträgen so lange zu warten, bis
alle Angebote auf dem Markt sind. Zusätzlich
wurde die Intransparenz der Produkte be-
klagt. Diese Kampagne schreckte nicht nur die
Verbraucher vor notwendigen Vertragsab-
schlüssen ab, sondern wirkt sich darüber
hinaus bis heute negativ auf das Image der
Riester-Rente aus. Erst nachdem der Verbrau-
cherschutz im Oktober 2002 die verschie-
densten Riester-Angebote getestet hatte,
wird der notwendige Ausbau kapitalgedeck-
ter Altersversorgung dagegen nicht mehr in
Frage gestellt, jedoch weiterhin ein Mangel an
Produkttransparenz beklagt. Von Seiten der
Politik findet die Riester-Rente dagegen bis
heute kaum öffentliche Unterstützung.
Gemessen an diesen Umständen sind die Ergeb-
nisse der Riester-Rente achtbar. Vor allem gibt
die Entwicklung der betrieblichen Altersversor-
gung seit dem Herbst 2002 Anlass zur Hoffnung,
auch wenn mancher Arbeitnehmer aus Sorge
um den Arbeitsplatz wenig Bereitschaft zeigt,
seine Altersvorsorge an den Arbeitgeber zu
binden.
Grundsätzlich besteht die ernste Gefahr, dass
der so dringend notwendige Übergang zu mehr
eigenverantwortlicher kapitalgedeckter Alters-
versorgung nicht in der erforderlichen Breite ge-
lingt. Das „Zeitfenster“ für Kapitaldeckung ist
schon eng und schließt sich immer weiter. Einen
zweiten Versuch für eine grundlegende Renten-
reform wird Deutschland nicht haben. Kapital-
deckung braucht Vorlauf, damit der Zinseszins-
effekt seine volle Wirkung entfalten kann.
Dass in dieser Situation in den verschiedensten
Expertenkreisen über notwendige Veränderun-
gen nachgedacht wird, ist sinnvoll und richtig.
Dabei darf der Änderungsbedarf aber nicht nur
erkannt, sondern die entsprechenden Ände-
rungsvorschläge müssen auch konsequent poli-
tisch gegen tradierte Besitzstände umgesetzt
werden.
Angesichts der demographischen Ent-
wicklung ist eine weitere Rückführung
der umlagefinanzierten staatlichen Ab-
sicherung notwendig. Um das Ziel eines
Beitragssatzes von maximal 22 Prozent
bis zum Jahr 2030 erreichen zu können, spricht
sich die von der Regierung Ende 2002 ins Leben
gerufene Kommission für die Nachhaltigkeit in
der Finanzierung der Sozialen Sicherungssys-
teme (Rürup-II-Kommission) unter anderem für
eine Anhebung der Regelaltersgrenze und für
eine geringere künftige Rentenanpassung aus:
14 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Rückführung der
umlagefinanzierten
GRV zwingend
notwendig
■ So soll die gesetzliche Regelaltersgrenze ab
dem Jahr 2011 stufenweise von 65 auf 67
Jahre angehoben werden. Die Möglichkeiten
eines vorgezogenen Rentenbezugs sollen er-
halten bleiben. Gehen Arbeitnehmer aber vor-
zeitig in Rente, müssen sie für jedes Jahr vor
der gesetzlichen Altersgrenze auf 3,6 Prozent
ihrer Bezüge verzichten.
■ Auch die Altersbezüge sollen langsamer stei-
gen, wenn die Zahl der Beitragszahler im Ver-
hältnis zur Zahl der Rentner sinkt. Dazu wird
die Rentenanpassungsformel unter anderem
um einen Nachhaltigkeitsfaktor ergänzt, der
sowohl die steigende Lebenserwartung als
auch den Geburten- bzw. Erwerbstätigen-
rückgang berücksichtigt.
Während eine Altersgrenzenanhebung die künf-
tigen Rentnergenerationen trifft, die auch von
der verlängerten Lebenserwartung profitieren,
trifft eine veränderte Rentenanpassung sowohl
den Rentenzugang als auch den Rentenbestand.
Beide Maßnahmen tragen dazu bei, die finan-
ziellen Belastungen durch die sich verändernde
Altersstruktur zu bewältigen.
Als Alternative zu diesen Einschnitten
kommt immer wieder die Diskussion
um eine Bürgerversicherung auf. Dahin-
ter steckt die Hoffnung, die finanziellen Schwie-
rigkeiten der umlagefinanzierten Systeme durch
Einbeziehung weiterer Personen und weiterer
Einkommensarten lösen zu können. Dabei wird
jedoch übersehen, dass mehr Beitragszahler auf
der einen Seite zwangsläufig auch mehr Leis-
tungsempfänger auf der anderen Seite gene-
rieren. Dies wiederum erschwert eine nachhaltig
finanzierte Absicherung, wenn es sie nicht gar
unmöglich macht. Die Rürup-II-Kommission hat
deutlich gemacht, dass unter dem Gesichts-
punkt der finanziellen Nachhaltigkeit auf die-
sem Weg nichts zu gewinnen ist.
Ziel muss sein, die kapitalgedeckte Altersversor-
gung auszubauen. Damit der Ausbau auch ge-
lingt, spricht sich die Rürup-II-Kommission dafür
aus,
■ die förderfähigen Höchstbeiträge zur Riester-
Rente auf 4 Prozent der Beitragsbemessungs-
grenze der gesetzlichen Rentenversicherung
sofort anzuheben, um den Ausbau der Ries-
ter-Rente zu beschleunigen und langfristig ihr
Förderniveau aufrecht zu erhalten,
■ den förderberechtigten Personenkreis der
Riester-Rente auf alle Steuerpflichtigen aus-
zuweiten, da auch für geringverdienende
Selbstständige und geringfügig Beschäftigte
die Gefahr der Inanspruchnahme der Leistun-
gen der Grundsicherung besteht und die
komplizierte Prüfung der Förderberechtigung
entfällt,
■ das Zulagenverfahren zu vereinfachen. Die
Kommission schlägt vor, dass der Kunde den
vollen Betrag auf seinen Altersvorsorgever-
trag einzahlt und die Zulage künftig erst
nachträglich durch das Finanzamt bzw. bei
Personen, die keine Einkommensteuererklä-
rung abgeben, auf das Privatkonto erstattet
wird („Bruttoverfahren“). Der Mindesteigen-
beitrag soll pauschaliert werden, so dass die
15
Keine Alternativen zu
Renteneinschnitten
bisherige komplizierte Berechnung des Min-
desteigenbeitrags obsolet wird. Der Sockel-
betrag könnte damit entfallen. Grund- und
Kinderzulagen sollen vereinheitlicht werden.
Diese Vorschläge verbessern die Verständlichkeit
der Riester-Rente und geben den Bürgern einen
Motivationsschub.
Zu hoffen bleibt, dass die Bundesregie-
rung diese große Chance für die Hin-
wendung der Bürger zur Eigenvorsorge
nutzt und die Vorschläge unge-
schmälert durchsetzt. Ob sie dabei frei
von ideologischen Vorlieben für Kollek-
tivlösungen entscheidet, ist nicht absehbar.
Noch ist in ihrer Agenda 2010 die kollektive
betriebliche Altersversorgung über Tarifverträge
als Leitbild der kapitalgedeckten Altersvorsorge
genannt. Und dies vor allem deshalb, weil dort
die risikoadäquate Kalkulation missachtet und
statt dessen Unisex-Tarife angeboten werden
könnten.
Bei der Entscheidungsfindung des Einzelnen
müssen jedoch die spezifischen Stärken und
Schwächen der betrieblichen und privaten Vor-
sorgekonzepte die Hauptrolle spielen – und
nicht die jeweilige steuerliche Bevorzugung.
Dazu gehören Kriterien, wie die Möglichkeit der
individuellen Produktgestaltung, die Höhe der
Kosten oder die Möglichkeit der Fortführung der
Altersvorsorge bei Arbeitgeberwechsel. Nur
wenn der Einzelne zwischen der privaten und
der betrieblichen Altersversorgung ohne staat-
liche Gängelung, allein ausgerichtet an seinem
Versorgungsbedarf, frei wählen kann, erhält die
kapitalgedeckte Zusatzversorgung in der Bevöl-
kerung die notwendige Akzeptanz. Dafür müs-
sen beide Säulen aber in einem fairen Leistungs-
wettbewerb zueinander stehen.
Dabei ist es unerlässlich, bei einer zunehmenden
Privatisierung der bisherigen Leistungen der so-
zialen Sicherungssysteme auch die Funktions-
mechanismen der Privatwirtschaft zu akzeptie-
ren. Dazu gehört die risikoadäquate Kalkulation
von Versicherungsprodukten. Wer in einem pri-
vatwirtschaftlichen System auf höhere Regulie-
rungsintensität und gesetzlichen Zwang setzt,
macht jeden Privatisierungsvorteil zunichte.
Insbesondere an der Riester-Rente und an der
betrieblichen Altersversorgung wird kritisiert,
dass Frauen bei gleichen Beiträgen niedrigere
monatliche Rentenleistungen erhalten als
Männer. Um eine derartige „Diskriminierung“ zu
vermeiden, werden aus der Politik daher gleiche
Rentenleistungen für Männer und Frauen ge-
fordert. Diese Forderung läuft auf eine Umver-
teilung zwischen den Geschlechtern hinaus und
verkennt, dass bei geschlechtsspezifischer Kal-
kulation privater Rentenversicherungen gerade
keine ungerechtfertigte Schlechterstellung von
Frauen vorliegt. Vielmehr stellt die Differenzie-
rung zwischen Männern und Frauen bei den
Beiträgen einen Ausgleich für die unterschiedli-
che Lebenserwartung dar. Die Lebenserwartung
ist relevant für die jeweils bei Männern und
Frauen zu erwartende Rentenbezugszeit, die
wiederum die Kosten je Rentenversicherungs-
vertrag maßgebend bestimmt. In einem Wett-
bewerbsmarkt ist das Verbot kostenabhängiger
Preiskalkulation systemfremd und hätte erheb-
liche Wettbewerbsverzerrungen zur Folge.
16 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Betriebliche
Altersversorgung
nur über Tarifvertrag
taugt nicht zum
alleinigen Leitbild
Die Vorgaben der Rentenreform zur
Angemessenheit der Entlohnung des
Vertriebs der Riester-Rente dienen als
warnendes Beispiel. Wer zehn Jahre lang
auf die Begleichung seines limitierten
Honorars warten muss, lässt in seiner Tätigkeit
das entscheidende Engagement vermissen.
Manch einer der Vorschläge, die derzeit in den
verschiedenen Kommissionen und Institutionen
zur Weiterentwicklung der kapitalgedeckten
Altersvorsorge gemacht werden, folgt dem fun-
damentalen Fehlschluss, dass die Fehlregulie-
rung der Riester-Rente ein zu Wenig an Regulie-
rung darstellt. Regulierungen jedoch, die zwar
aus guten Absichten gefordert werden, aber im
Ergebnis gegen die Anbieter laufen, werden zu
keiner Verbreitung der Riester-Rente beitragen.
Zum Teil wird auch eine Verschärfung der Infor-
mationspflichten für die Anbieter gefordert. So
spricht sich die Rürup-II-Kommission dafür aus,
die bei Riester-Renten vorgesehenen vorvertrag-
lichen und laufenden Informationspflichten zu
erweitern. Davon abgesehen, dass die miss-
glückten Informationspflichten nur von unter-
geordneter Bedeutung für den schleppenden
Absatz der Riester-Produkte sind, sollten die ver-
fehlenden Informationspflichten des AltZertG
durch transparentere Regelungen ersetzt wer-
den – statt sie noch weiter auszudehnen. An-
zustreben ist ein sinnvoller Preis-Leistungs-Ver-
gleich, der durch Rendite-Risiko-Betrachtungen
ergänzt werden kann.
Immer wieder wird auch die Idee diskutiert, ein-
fach auf die ganze Komplexität im Bereich der
kapitalgedeckten Altersvorsorge zu verzichten
und statt dessen steuerlich geförderte indivi-
duelle Altersvorsorgekonten einzuführen. Diese
Altersvorsorgekonten böten den Bürgern weit-
aus mehr Flexibilität als die „Riester-Rente“. Hin-
ter diesem Ansatz steckt die Forderung, auf die
Kriterien „lebenslange Leistungen“ und „Kapital-
erhalt“ zu Gunsten reiner Vermögensbildung zu
verzichten. Doch kapitalgedeckte Altersversor-
gung – betrieblich wie privat – lässt sich nicht
auf den Aufbau von Vermögen reduzieren. Sie ist
weit mehr als ein reiner Sparprozess: Sie soll
auch Schutz gegen wesentliche Lebensrisiken
bieten.
Die Rürup-Kommission sympathisiert mit der
Einführung eines anbieterübergreifenden risiko-
armen „Riester-Standardprodukts“, das der Staat
einführen sollte. Dabei wird übersehen, dass
Standardprodukte dem Wettbewerbsgedanken
zuwiderlaufen, dem die private Wirtschaft ver-
schrieben ist. Im Übrigen ist zu beachten, dass
die Anbieter an einen auch europarechtlich un-
terschiedlich ausgestalteten Rechtsrahmen ge-
bunden sind, der standardisierte Produkte kaum
erlauben dürfte.
Um der Riester-Rente auf die Beine zu helfen,
wird häufig auch einer obligatorischen Ausge-
staltung das Wort geredet. Dieser Vorschlag ist
schon aus ordnungspolitischen Gründen abzu-
lehnen. Um hier die Nachfrage zu stimulieren,
sollte der Gesetzgeber vielmehr die Förderung,
wie von der Rürup-II-Kommission vorgeschla-
gen, einfacher und attraktiver gestalten. Kaum
besser ist die Idee, Arbeitnehmer beim Ab-
schluss eines Arbeitsvertrags automatisch in die
betriebliche Altersvorsorge einzubeziehen, wo-
17
Viele Vorschläge
für Entwicklung
der kapitalgedeckten
Altersvorsorge
bei automatisch Teile des Gehalts in Versor-
gungslohn umgewandelt würden, es sei denn,
dass der Arbeitnehmer ausdrücklich wider-
spricht.
Psychologisch setzt dieser Vorschlag des „auto-
matic enrollment“ auf die Bequemlichkeit der
Menschen statt auf die Erkenntnis der Not-
wendigkeit, sich mit Art und Höhe der eigenen
Altersvorsorge auseinanderzusetzen. Wird ein-
fach die vom Arbeitgeber gewählte Standard-
lösung übernommen, bleibt eine bedarfsge-
rechte Absicherung aus. Den Arbeitgebern
würden zusätzliche Kosten und Risiken aufge-
zwungen. Auch sind Übertragungsfragen bei
Arbeitgeberwechsel weitgehend ungelöst. Ein
„automatischer Einbezug“ – auch mit „Opting-
out“-Möglichkeit der Arbeitnehmer – hätte zu-
dem eine erhebliche, Wettbewerbs beschrän-
kende Lenkung zugunsten der betrieblichen
Altersversorgung zur Folge. Damit verbunden
wäre die Gefahr von Machtkonzentration und
Ineffizienz in der Altersvorsorge, die letztlich zu
Lasten der Arbeitnehmer ginge. Ein „automati-
scher Einbezug“ mit „Opting-out“ ist keinesfalls
eine liberale Alternative zum Obligatorium.
Regulierungsintensität und Wettbewerbsbe-
schränkung sind vergleichbar.
Wenn der kapitalgedeckten Altersversorgung
zum Erfolg verholfen werden soll, dann müssen
die Ursachen angegangen werden, die bislang
zur unbefriedigenden Verbreitung der Riester-
Rente beigetragen haben. Insbesondere müssen
die entsprechenden, auch von der Rürup-Kom-
mission vorgeschlagenen Systemkorrekturen
und Gesetzesänderungen durchgeführt werden.
Dem politischen Ziel, Vorsorgefähigkeit
und -bereitschaft der Menschen für das
Alter zu stärken, läuft die immer schär-
fer werdende Vermögensanrechnung
bei der Arbeitslosenhilfe entgegen: Durch das
Hartz-I-Gesetz wurde die Vermögensanrech-
nung bei der Arbeitslosenhilfe erneut deutlich
verschärft, und zwar mit erheblichen Folgen für
die kapitalgedeckte Altersversorgung von Lang-
zeitarbeitslosen. So wird seit dem 1. Januar 2003
beispielsweise einem alleinstehenden Arbeits-
losen im Alter von 50 Jahren nur noch ein
anrechnungsfreies Altersversorgungsvermögen
bei der Arbeitslosenhilfe in Höhe von 10 000
Euro zugestanden und damit in der Regel die
vorzeitige Verwertung der über Jahrzehnte auf-
gebauten privaten Altersversorgung erzwun-
gen.
Angesichts des dringend notwendigen Umbaus
unserer Alterssicherung darf die Politik die Men-
schen nicht demotivieren, stärker eigenverant-
wortlich und kapitalgedeckt vorzusorgen. Umso
schlimmer ist es, wenn gerade diejenigen Men-
schen, die weitsichtig waren und schon vor
Jahren und Jahrzehnten mit der Vorsorge für ihr
Alter begonnen haben, nun gezwungen werden,
ihr Vorsorgevermögen vorzeitig zu verwerten.
Dabei strebten Gesetz- bzw. Verordnungsgeber
und die Sozialgerichte in den letzten Jahren
„auseinander“: Die Sozialgerichte haben deut-
lich höhere Grenzen für das Schonvermögen
gelten lassen. Das künftige Hartz-IV-Gesetz, das
die Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und
Sozialhilfe beinhaltet, sollte daher eine Regelung
vorsehen, wodurch angemessene Rücklagen zur
Altersversorgung bei der künftigen Grundsiche-
rung für Arbeitssuchende nicht angerechnet
werden, allein schon deshalb, um für den betrof-
18 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Fehlanzeige für
Altersversorgung
vermeiden
fenen Personenkreis eine spätere Altersarmut
mit entsprechender Fürsorgepflicht des Staates
zu vermeiden.
Am 11. März 2003 hat die von der
Bundesregierung eingesetzte „Sachver-
ständigenkommission zur Neuordnung
der steuerlichen Behandlung von Alters-
vorsorgeaufwendungen und Altersbezügen“
ihren Abschlussbericht vorgelegt. Anlass für die
Arbeit der Kommission war das Urteil des Bun-
desverfassungsgerichts vom 6. März 2002, wo-
nach die unterschiedliche Behandlung von Ren-
ten aus der gesetzlichen Rentenversicherung
und Beamtenpensionen verfassungswidrig sei.
In dem Urteil wurde der Gesetzgeber verpflich-
tet, bis spätestens 1. Januar 2005 eine verfas-
sungskonforme Regelung zu schaffen.
In ihrem Abschlussbericht spricht sich die Kom-
mission dafür aus, bei der steuerlichen Behand-
lung von Altersvorsorgeaufwendungen/Bezü-
gen künftig durchgängig zur nachgelagerten Be-
steuerung überzugehen. Dies soll aber nur dann
gelten, wenn es sich um Produkte der sog.
„Basisversorgung“ oder aber um Produkte der
„kapitalgedeckten Zusatzversorgung“ handelt.
Kapitallebensversicherungen sollen nach Mehr-
heitsmeinung der Kommission hingegen nicht
mehr steuerlich gefördert werden.
Die Basisversorgung soll Leistungen aus der
gesetzlichen Rentenversicherung sowie aus ver-
gleichbaren neu zu entwickelnden privaten kapi-
talgedeckten Leibrentenversicherungen umfas-
sen. Entsprechend dem Modell der nachgelager-
ten Besteuerung ist vorgesehen, die Renten aus
der Basisversorgung auf Grund der steuerlichen
Abziehbarkeit der Beiträge voll zu versteuern.
Mangels sofortiger finanzpolitischer Umsetz-
barkeit regt die Kommission allerdings eine
langfristige Übergangsregelung für den Bereich
der Basisversorgung an.
Die für den Bereich der gesetzlichen
Rentenversicherung vorgeschlagene
„nachgelagerte“ Besteuerung ist grund-
sätzlich verfassungskonform und ziel-
führend. Durch diesen Systemwechsel
werden größere finanzielle Spielräume für den
notwendigen Auf- und Ausbau der kapitalge-
deckten Altersversorgung geschaffen und ein
stärkerer Ausgleich der Belastung zwischen älte-
ren und jüngeren Generationen bewirkt. Die von
der Kommission vorgeschlagene Einrichtung
einer „neuen kapitalgedeckten Leibrentenversi-
cherung“ bietet insbesondere Selbstständigen
die Möglichkeit, einen gewissen Grundbedarf an
Altersversorgung zu decken. Dieser Ansatz ist
einer Einbeziehung der Selbstständigen in die
umlagefinanzierte gesetzliche Rentenversiche-
rung deutlich überlegen. Wenig überzeugend ist
jedoch die Absicht, die vorgesehene Übergangs-
regelung auch auf die neue förderfähige kapital-
gedeckte Leibrentenversicherung anwenden zu
wollen. Im Übrigen verstößt die vorgeschlagene
Beschränkung der Abzugsfähigkeit der Beiträge
in der Übergangszeit 2005 bis 2025 bei voller
Besteuerung der Leistung ab dem Jahre 2040
gegen das Verbot der Zweifachbesteuerung.
Neben der Basisversorgung soll sich nach An-
sicht der Kommission die Altersversorgung in
Deutschland künftig zusätzlich nur noch über
den Bereich einer steuerlich begünstigten kapi-
19
Gleichbehandlung
von Renten
und Pensionen
Konzept der
„nachgelagerten“
Besteuerung
verfassungskonform
talgedeckten Zusatzversorgung definieren. Die
steuerliche Förderung der „kapitalgedeckten
Zusatzversorgung“ umfasst grundsätzlich die
bereits bestehenden Instrumente der „Riester-
Förderung“ (Sonderausgabenabzug und Zulage)
sowie die Steuerfreistellung nach §3 Nr. 63 EStG
im Bereich der betrieblichen Altersversorgung.
Innerhalb dieses Rahmens ist unter anderem
vorgesehen, das Volumen der durch Sonderaus-
gabenabzug geförderten Beiträge auf 4 Prozent
der Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen
Rentenversicherung anzuheben, um damit ins-
besondere auch die bisher nur gestuften Förder-
möglichkeiten zu beseitigen. Damit ginge eine
Harmonisierung der Fördervolumina im Bereich
der privaten und betrieblichen Altersversorgung
einher. Die geplante Ausdehnung der Riester-
Förderung auf alle unbeschränkt Steuerpflich-
tigen ist ebenfalls begrüßenswert und bietet
insbesondere Selbstständigen die Möglichkeit,
ihre private Altersversorgung auszubauen.
Für den Bereich der betrieblichen Altersversor-
gung sieht die Kommission die Einbeziehung der
Direktversicherung in die steuerliche Förderung
des §3 Nr. 63 EStG vor. Dieser Vorschlag ist sach-
gerecht und beseitigt die nicht zu rechtferti-
gende Ungleichbehandlung der Direktversiche-
rung gegenüber den Durchführungswegen
Pensionskasse und Pensionsfonds, die bereits
Gegenstand eines Verfahrens vor dem Bundes-
verfassungsgericht ist.
Will der Staat die Menschen darin bestärken, in
höherem Maße eigenverantwortlich vorzusor-
gen, ist die gleichzeitige vorgeschlagene Ab-
schaffung der Lohnsteuerpauschalierung nach
§40b EStG allerdings der falsche Weg. Der ge-
rade erst erweiterte Förderrahmen in der be-
trieblichen Altersversorgung würde dadurch
wieder eingeengt. Im Übrigen ist es inkonsis-
tent, den umlagefinanzierten Zusatzversor-
gungskassen des öffentlichen Dienstes diese
Variante der vorgelagerten Besteuerung zu er-
halten.
Würde der Gesetzgeber die Vorschläge
der Sachverständigenkommission um-
setzen, hätte dies insbesondere für die
steuerliche Behandlung der Kapitalle-
bensversicherung erhebliche Konsequenzen.
Nach überwiegender Ansicht der Kommission
gilt die Kapitallebensversicherung nicht als rei-
nes Altersvorsorgeprodukt, und soll daher den
steuerlich nicht geförderten Kapitalanlagepro-
dukten zugeordnet werden. Dementsprechend
entfiele für Kapitallebensversicherungen nicht
nur die Möglichkeit des Sonderausgabenabzugs
für Versicherungsbeiträge in der Ansparphase,
sondern es wären auch sämtliche Erträge im
Zeitpunkt einer Kapitalauszahlung voll zu ver-
steuern. Dies ist nach Auffassung des GDV ver-
fehlt und nicht hinnehmbar:
Kapitallebensversicherungen erfüllen den Vor-
sorgecharakter, sie gehören zur Altersvorsorge.
Entscheidend dafür ist, dass mindestens ein
biometrisches Risiko abgesichert ist. So kombi-
nieren Lebensversicherungen seit mehr als 150
Jahren den Hinterbliebenenschutz mit dem Auf-
bau von Vorsorgekapital. Auch der besonders
wichtige Schutz Berufsunfähigkeit wird in
20 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Steuerpläne für
Lebensversicherung
nicht hinnehmbar
Deutschland häufig mit einer Lebensversiche-
rung verbunden. Renten als alleinige Auszah-
lungsform der Altersvorsorge anzusehen, spie-
gelt eine verengte Sicht wider und behindert
den erforderlichen Ausbau der kapitalgedeckten
Vorsorge.
Der Ausschluss von Kapitalleistungen aus dem
Begriff der Altersvorsorge wird vom Großteil der
Bevölkerung nicht akzeptiert. Die meisten Bür-
ger wollen im Bereich der ergänzenden Alters-
vorsorge ein Mindestmaß an Flexibilität, wenn
sie sich für einen langfristigen Vorsorgevertrag
entscheiden. Denn Kapitalzahlungen dienen
vielfältigen Motiven individueller Altersvor-
sorge: der altersgerechte Umbau der Wohnung,
der Deckung von unvorhergesehenen Krank-
heits- oder Pflegeaufwendungen, aber auch der
Einkauf in ein Alters- oder Pflegeheim. Die Op-
tion, sich möglicherweise erst im Alter für eine
Verrentung zu entscheiden, erleichtert den Ab-
schluss langfristiger Verträge und damit die
Bereitschaft zu entsprechender Vorsorge und
Konsumverzicht.
In einer Zeit, in der die gesetzliche Rentenver-
sicherung vor gewaltigen demographischen
Herausforderungen steht, kann nur mehr Viel-
falt an geförderten Altersvorsorgeinstrumenten
die Bürger zu notwendigem Konsumverzicht be-
wegen. Die von der Kommission vorgeschlagene
Besteuerung der Lebensversicherung konter-
kariert das beliebteste und vielfältig genutzte
Instrument eigenverantwortlicher Vorsorge.
70 Prozent der Arbeitnehmerhaushalte in
Deutschland ergänzen durch eine Lebensversi-
cherung ihre Ansprüche aus der gesetzlichen
Rentenversicherung. Dieser Anteil muss wach-
sen und nicht schrumpfen.
Der GDV setzt sich mit Nachdruck dafür ein, dass
die Lebensversicherung nicht besteuert wird,
sondern weiterhin als ein zentrales Altersvor-
sorgeinstrument Anerkennung findet. Es bleibt
allerdings abzuwarten, inwieweit die Bundes-
regierung die umfassenden Vorschläge zur Neu-
ordnung der steuerrechtlichen Behandlung von
Altersvorsorgeaufwendungen und Altersbezü-
gen in einen entsprechenden Gesetzentwurf
übernehmen wird.
Das im Zuge der Reform des Körper-
schaftsteuersystems im Jahr 2000 ein-
geführte Halbeinkünfteverfahren hat
für Lebens- und Krankenversicherungen
bei negativer Börsenentwicklung fatale steuer-
liche Folgen. Denn seither bleiben nicht nur Divi-
dendenerträge und Veräußerungsgewinne, son-
dern auch Abschreibungen und Veräußerungs-
verluste steuerlich ohne Auswirkung. Die Regeln
über die Bildung von Rückstellungen für Bei-
tragsrückerstattung wurden durch die Reform
dagegen nicht verändert. Kombiniert führt bei-
des dazu, dass Lebens- und Krankenversiche-
rungsunternehmen in Zeiten einer krisenhaften
Börsenentwicklung massiv mehr Steuern zahlen
müssen als zu Hausse-Zeiten. Für die Versiche-
rungswirtschaft ist das nicht tragbar, wird doch
dadurch das allgemein anerkannte Prinzip der
Besteuerung nach der Leistungsfähigkeit ver-
letzt.
Die Versicherungswirtschaft hat dem Gesetz-
geber Vorschläge zur Lösung dieser Problematik
unterbreitet, die jedoch von der Politik bisher
leider noch nicht aufgegriffen wurden. Dies ist
21
Halbeinkünfte-
verfahren mit fatalen
Folgen für Versicherer
insbesondere deshalb unverständlich, weil sich
für den Fiskus in Zeiten positiver Börsenentwick-
lung sogar ein deutliches Steuermehraufkom-
men ergibt. Der GDV und seine Gremien werden
hier weiterhin um eine Lösung bemüht sein.
In diesem Zusammenhang sollte auch
das sog. Organschaftsverbot aufgeho-
ben werden. Den Lebens- und Kranken-
versicherungsunternehmen die Möglichkeit zum
Gewinn- und Verlustausgleich im Konzern zu
nehmen, ist nicht akzeptabel. Denn dadurch
wird eine einzige Branche benachteiligt, was
dem verfassungsrechtlichen Gleichheitsgebot
widerspricht. Darüber hinaus wird auch der Sinn
der Spartentrennung verkannt: Der Grundsatz,
wonach Lebens- und Krankenversicherungsun-
ternehmen die Bildung eines Einheitsunterneh-
mens verboten ist, dient allein dem Schutz der
Versicherungskunden.
Nicht akzeptabel ist schließlich, wenn der Ge-
setzgeber rückwirkend verschärfend in die Be-
steuerung eingreifen will. Deshalb müssen Ab-
schreibungen, die die Versicherungsunterneh-
men auf ihre Investmentfondsanteile mit Aktien
vorgenommen haben, für die Vergangenheit
steuerlich anerkannt werden. Der Gesetzgeber
muss sich insoweit an das halten, was er gesetz-
lich geregelt hat. Untergesetzliche Anweisungen
können den Gesetzestext nur auslegen, nicht
aber verschärfen. Insoweit dürfen Abschreibun-
gen auf Aktien wegen des Kursverfalls an den
Börsen nicht grundsätzlich durch eine Verwal-
tungsanweisung verboten werden.
Gesundheitsreform und PKV
Nicht nur die Altersvorsorge, auch die Gesund-
heitspolitik befindet sich am Scheideweg. Hier
geht es vor allem darum, ob es bei einem
Kostendämpfungsgesetz früherer Prägung mit
kurzfristig gesetzten Sparzielen bleibt oder ob
der große Wurf gewagt wird, der die Strukturen
direkt angeht. Hauptproblem für die nächsten
Jahrzehnte ist auch hier der demographische
Wandel. Schon heute verursacht die Behand-
lung älterer Menschen in der gesetzlichen Kran-
kenversicherung ein jährliches Defizit von über
30 Milliarden Euro. Da ältere Menschen mehr
Gesundheitsleistungen als junge Menschen
benötigen und im Rentenalter weniger Beiträge
als Erwerbstätige zahlen, wird dieses Defizit in
den nächsten Jahren und Jahrzehnten rasant
steigen.
Anders die kapitalgedeckte private Krankenver-
sicherung (PKV). Hier bildet jede Generation
selber für ihre mit dem Alter steigende Inan-
spruchnahme von Gesundheitsleistungen Vor-
sorgekapital. Nachwachsende Generationen
werden in keinem Fall mit zusätzlichen Finanzie-
rungskosten belastet. Das Prinzip der Kapital-
deckung in der PKV hat mittlerweile dazu ge-
führt, dass ein Rücklagenpolster von über 76 Mil-
liarden Euro zur Verfügung steht. Die zehnmal so
große gesetzliche Krankenversicherung (GKV)
verfügt demgegenüber nicht über einen einzi-
gen Euro an Rücklagen für die Zukunft. Die feh-
lende Vorsorge für die Zukunft führt dazu, dass
hier eine riesige Hypothek zulasten der nach-
wachsenden Generationen aufgetürmt wird.
Die demographische Herausforderung, aber
auch so wichtige Grundsätze wie Nachhaltigkeit
und Generationengerechtigkeit, verlangen auch
22 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Organschaftsverbot
muss fallen
in der Gesundheitspolitik eine neue Gewichtung
– weniger Umlage, mehr der Kapitaldeckung.
Nachdem mit der Riester-Rente im Bereich der
Rentenversicherung ein erster Schritt auf die-
sem Weg gemacht wurde und nachdem für die
Pflegeversicherung ähnliches zur Diskussion
steht, gilt es jetzt, diese strukturelle Aufgabe
auch für die Krankenversicherung zu lösen.
Das zum 1. Januar 2003 in Kraft getretene Bei-
tragssatzsicherungsgesetz war in dieser Bezie-
hung eine Enttäuschung. In der Absicht, den
gesetzlichen Krankenkassen eine solidere Finan-
zierungsgrundlage zu schaffen, wurden 750 000
Arbeitnehmern durch eine Anhebung der Ver-
sicherungspflichtgrenze die Wahlfreiheit zwi-
schen gesetzlicher und privater Krankenversi-
cherung genommen. Die Ausweitung des versi-
cherungspflichtigen Personenkreises hat sich als
untaugliches Mittel zur Lösung der Finanzprob-
leme der Kassen erwiesen. Der Beitragssatz-
anstieg in der gesetzlichen Krankenversicherung
konnte bislang nicht gestoppt werden. Gleich-
zeitig wurde aber vielen Versicherten die Option
verwehrt, eigenverantwortlich vorzusorgen.
Ein wichtiger Punkt bei der jetzigen Gesund-
heitsreform ist die Ausgliederung bestimmter
Leistungen aus der gesetzlichen Krankenversi-
cherung. Die Regierungskoalition hatte hierzu
einen ersten Vorstoß beim Krankengeld ge-
macht. Diese Idee wurde allerdings schnell
fallengelassen. Jetzt soll das Krankengeld bei
gleichzeitiger Änderung der Finanzierungspa-
rität in der gesetzlichen Krankenkasse belassen
werden. Durch diese Maßnahme verschiebt sich
zwar die Belastung zwischen Arbeitgebern und
Arbeitnehmern durch Senkung der Lohnneben-
kosten. Allerdings wird dadurch kein Beitrag zur
stärkeren Zukunftsvorsorge geleistet. Die
Chance einer vernünftigen Ausgliederung des
Zahnersatzes aus der GKV wurde ebenfalls ver-
tan. Zwar entlastet auch der Sonderbeitrag für
Zahnersatz die Arbeitgeber. Der zukunftswei-
sende Schritt zu mehr Generationengerechtig-
keit und Eigenverantwortung blieb jedoch aus.
Auch weitere Leistungen wie private
Unfälle ließen sich privat absichern. In
allen diesen Fällen hatte die PKV sich
bereit erklärt, ein sozialpolitisch flan-
kiertes, für alle offenes Tarifangebot zur Ver-
fügung zu stellen. Dabei sollte auf Risiko-
prüfungen verzichtet und altersunabhängige
Beiträge zugrunde gelegt werden. Damit be-
stand die ernsthafte Möglichkeit, das Verhältnis
zwischen umlagefinanzierter GKV und kapital-
gedeckter PKV neu zu gewichten. Daraus ist erst
einmal nichts geworden. Dennoch darf diese
Chance nicht ad acta gelegt werden, sondern
sollte bei künftigen Reformen von der Politik
genutzt werden.
Wenig verständlich ist da die von manchen
Kreisen propagierte Bürgerversicherung, mit der
die gesamte Bevölkerung zwangsweise in die
GKV einbezogen und somit voll dem Demogra-
phierisiko ausgesetzt wird. Hier bleibt Kapital-
deckung zugunsten der Umlagefinanzierung
auf der Strecke. Es gibt zwar Berechnungen, dass
die Bürgerversicherung kurzfristig zu mehr Ein-
nahmen führt. Das wäre dann der Fall, wenn
man – wie vorgeschlagen – die Bemessungs-
grenze von heute 3 450 auf 5 100 Euro anheben
würde. Nur müssten dann die Betroffenen bis zu
48 Prozent mehr an Beiträgen aufbringen als
heute.
23
Keine Fortschritte bei
Ausgliederung
gesetzlicher Leistungen
Dass man durch schlichte Beitragsanhebungen
die Finanzsituation der GKV kurzfristig verbes-
sern kann, ist keine neue Erkenntnis. Nur an den
maßgeblichen Strukturproblemen würde das
nichts ändern. Im Gegenteil: Das Demographie-
problem wäre sogar noch größer als heute.
Zudem ist die Bürgerversicherung letztlich der
Einstieg in die Staatsmedizin oder in die Zwei-
Klassen-Medizin, wie sich in anderen europäi-
schen Ländern deutlich zeigt. Nicht wesentlich
besser schneidet im Übrigen das Kopfpauscha-
lenmodell ab. Solange hier ebenfalls keine Alte-
rungsrückstellung vorgesehen ist, kann dieses
Modell nicht zur Stärkung der Generationen-
gerechtigkeit beitragen.
Die derzeitige Diskussion vermittelt bisweilen
den Eindruck, als gäbe es nur zwei Reformalter-
nativen: entweder die Bürgerversicherung oder
die Kopfpauschalen. So argumentieren jeden-
falls die Vertreter der Rürup-Kommission. Tat-
sächlich jedoch liegt hierin eine unzulässige Ver-
kürzung des wirklichen Alternativenspektrums.
Schon jedes Modell, das eine stärkere Berück-
sichtigung der Kapitaldeckung vorsieht, ist nicht
nur eine weitere Alternative, es ist auch die bes-
sere Alternative. Denn es gibt keinen anderen
Weg, die nachwachsenden Generationen vor
einer Überforderung zu schützen.
Schaden- und Unfallversicherung
Erstmals seit vielen Jahren dürfen die Schaden-
und Unfallversicherer 2003 wieder auf ein aus-
geglichenes Ergebnis hoffen – einen normalen
Schadenverlauf im Jahresrest unterstellt. Den-
noch steht die Branche weiterhin vor großen
Herausforderungen. So reicht im größten Zweig
der Schadenversicherung, der Kraftfahrtversi-
cherung, das Tarifniveau nach wie vor nicht aus.
In der Sach- und Haftpflichtsparte nehmen die
Geschäftsdaten im Firmen- und Privatkunden-
segment langsam besorgniserregende Dimen-
sionen an. Darüber hinaus machen die abseh-
baren Veränderungen der rechtlichen und politi-
schen Rahmenbedingungen zu schaffen.
Erhebliche Sorgen bereitet die zunehmende
Verschärfung des europäischen und deutschen
Haftungsrechts. Hier werden die Haftungstat-
bestände beständig ausgeweitet, werden die
Schadenersatz- und Schmerzensgeldansprüche
weiter ausgedehnt, hier kommt es zu teilweise
sprunghaft gestiegenen Haftungssummen und
ausufernden Kostenbelastungen. Dies gilt ins-
besondere für die Überlegungen der EU-Kom-
mission im Bereich Umwelt- und Produkthaf-
tung und bei der 5. KH-Richtlinie. Auf nationaler
Ebene sind in diesem Zusammenhang die Scha-
denersatznovelle aus dem Jahr 2002 sowie die
aktuellen Überlegungen zur Einführung einer
Pflichtversicherung gegen Elementarrisiken in
der Sachversicherung zu nennen.
Für die von Naturkatastrophen gebeutelten
Schaden- und Unfallversicherer war 2002 versi-
cherungstechnisch gesehen eines der schlimms-
ten Geschäftsjahre überhaupt. Die Schaden-
und Kostenquote nach Abwicklung (combined
ratio) stieg auf 104 Prozent. Allein die europa-
24 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
weiten volkswirtschaftlichen Schäden in den
überfluteten Gebieten an Elbe, Moldau, Donau
und Nebenflüssen betrugen rund 19 Milliarden
Euro, wovon 3 Milliarden Euro versichert waren.
Fast 40 Menschen fielen den Fluten zum Opfer.
Die Hauptlast fiel mit einem Gesamtschaden
von 9,2 Milliarden Euro auf Deutschland. Hier
betrug der versicherte Schaden etwa 1,8 Mil-
liarden Euro. Damit bescherte die schlimmste
Naturkatastrophe der bundesdeutschen Ge-
schichte der deutschen Assekuranz den größten
Versicherungsfall aller Zeiten.
Größte betroffene Einzelpolice mit einer Versi-
cherungssumme von 150 Millionen Euro war die
eines Verkehrsunternehmens, obwohl auch dies
nur zur Kompensation eines Bruchteils der
tatsächlich entstandenen Schäden ausreichte.
Eine weitere Rekordmarke wurde im Kellerge-
schoss eines neuen Krankenhauses in Sachsen
aufgestellt, als durch Überflutung der gesamten
Technik ein Elektronikversicherungsschaden in
Höhe von 12 Millionen Euro entstand. Dies war
der größte Einzelschaden in der Geschichte der
relativ jungen Versicherungssparte.
Die mittlerweile gesicherten Prognosen zur
weltweiten Klimaänderung und die Wetterkap-
riolen des Jahres 2002 zeigen, dass sich Politik
und Gesellschaft künftig auf ganz neue Scha-
dendimensionen einstellen müssen. Innenpoli-
tisch entstand angesichts der Flutschäden star-
ker Handlungsdruck für die Bundesregierung,
Vorbeugemaßnahmen bei künftigen Naturkata-
strophen zu entwickeln. Zu klären ist auch, wie
die extremen finanziellen Belastungen für die
Bürger, für Länder und Kommunen und insbe-
sondere für den Bundeshaushalt tragbar und
planbar gestaltet werden können.
Die Analyse der bisherigen Situation
zeigt, dass nur etwa jeder zehnte Bun-
desbürger seinen Hausrat und gar nur
jeder 25. sein Wohnhaus gegen Elemen-
tarrisiken versichert hat. Bei dieser ge-
ringen Versicherungsdichte ist versicherungs-
technisch ein Risikoausgleich nicht herzustellen.
Selbst wenn sich alle Bundesbürger in den ge-
fährdeten Gebieten versichern wollten, wären
die Prämien aufgrund der negativen Risikoaus-
lese nicht bezahlbar. Auch eine höhere Nach-
frage bei zeichnungsfähigen Einzelrisiken würde
das Problem nicht lösen: Aufgrund der drohen-
den Kumulschäden bei Ereignissen, die statis-
tisch gesehen beispielsweise alle 200 Jahre ein-
mal auftreten, könnte kein lückenloser Versiche-
rungsschutz angeboten werden. Allein für pri-
vate und kleingewerbliche Gebäude wäre mit
Kumulschäden in einer Größenordnung von bis
zu 15 Milliarden Euro zu rechnen. Die maximal
verfügbare Versicherungskapazität von ge-
schätzten 6 Milliarden Euro reicht da bei weitem
nicht aus. Nur auf privatwirtschaftlicher Basis
kann folglich eine umfassende Elementarscha-
denversicherung in Deutschland nicht angebo-
ten werden. Hier wäre eine Lösung allenfalls im
gesamtgesellschaftlichen Konsens aller betrof-
fenen Seiten denkbar.
Nachdem die Finanzminister der Länder im Juni
2003 die Einführung einer Elementarschaden-
versicherung gefordert hatten, beschlossen die
Ministerpräsidenten, sich auf ihrer nächsten Sit-
zung im November 2003 mit einem bis dahin zu
erarbeitenden Pflichtversicherungsmodell zu
befassen. Die unter Federführung des BMJ mit
25
Umfassender
Elementarschutz nur
im gesellschaftlichen
Konsens
dieser Thematik befasste Bund-Länder-Kommis-
sion hat sich in ihrem Zwischenbericht ebenfalls
für eine Fortsetzung der Arbeiten ausgespro-
chen.
Angesichts dieser Entwicklung auf der politi-
schen Ebene hat der GDV seine Bereitschaft be-
kräftigt, die Entscheidungsfindung der Politik
konstruktiv zu begleiten. Dementsprechend
wurden von Verbandsseite denn auch wesentli-
che und unverzichtbare Eckpunkte formuliert,
die weiteren Gesprächen mit der Politik als
Grundlage dienen können. Hierzu gehört, dass
für die Branche auch im Rahmen eines Pflicht-
versicherungsmodells die Möglichkeit bestehen
muss, ihren Kapitaleinsatz angemessen zu ver-
zinsen und Erträge zu erzielen. Bei private Kapa-
zitäten übersteigenden Schadenszenarien ist
eine staatliche finanzielle Garantie notwendig,
die sowohl der Höhe nach als auch zeitlich in
ausreichendem Umfang zur Verfügung stehen
muss. Marktwirtschaftlich funktionierende Be-
reiche, wie beispielsweise die Sturmversiche-
rung, sollen über die Versicherungspflicht nicht
in eine staatliche Rückversicherung einbezogen
werden. Zur Erarbeitung der Einzelheiten wurde
ein GDV-internes Projekt eingerichtet.
Im Kontext zur Pflichtversicherungsdiskussion
verfolgt die Versicherungswirtschaft auch die
gesetzgeberischen Initiativen der Bundesregie-
rung zur Verbesserung der Hochwasser-Scha-
denprävention sehr aufmerksam. Mit den
zunächst als Eckpunktepapier und dann am
7. August 2003 als Gesetzentwurf vom BMU
vorgeschlagenen Regelungen sollen unter an-
derem erstmals bundesweit einheitliche Ge-
fährdungszonen und überschwemmungs-
gefährdete Gebiete festgeschrieben werden.
Darin werden deutliche Nutzungseinschränkun-
gen ausgewiesen und einheitliche Schadenver-
hütungsgrundsätze formuliert.
Der GDV wird sich in das Gesetzgebungsverfah-
ren einbringen und auf eine rasche Umsetzung
der damit verbundenen Gesetzesänderungen
unter anderem im Wasserhaushaltsgesetz, im
Baugesetzbuch und im Raumordnungsgesetz
drängen. Mit diesem Gesetz würden sich
langjährige Forderungen der Versicherer nach
einer Verringerung des Schadenpotenzials in
hochgefährdeten Gebieten verwirklichen.
Mit größter Sorge beobachten die Haft-
pflichtversicherer den anhaltenden Trend
zur Einführung weiterer Pflichtversiche-
rungen. Hinter diesen Bestrebungen steht ne-
ben einem oftmals übersteigerten Verbraucher-
schutzgedanken auch der Wunsch, kaum noch
beherrschbare und abgrenzbare Schadenpoten-
ziale haftungsrechtlich zu erfassen. Der Grund-
satz der Vertragsfreiheit wird demgegenüber
mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt.
Fragen der Praktikabilität, der Kosten und Not-
wendigkeit von Pflichtversicherungslösungen
werden dabei nicht gesehen oder ausgeblendet.
Nicht immer haben Pflichtversicherungen näm-
lich eine risikomindernde Wirkung im Sinne
eines hohen Schutzniveaus.
Ein Beispiel aus jüngster Zeit ist die auf EU-
Ebene geplante Pflichtversicherung für Futter-
mittelunternehmer. Sie soll alle Tätigkeiten im
Zusammenhang mit Futtermitteln umfassen
und eine Abdeckung sämtlicher mit einem Rück-
26 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Pflichtversicherung
oft nur Scheinlösung
ruf verbundenen Kosten sicherstellen. Der An-
wendungsbereich dieses Vorschlags ist versiche-
rungstechnisch kaum darstellbar, trifft er doch
zehntausende Betriebe und Landwirte mit ex-
trem unterschiedlichen Schadeneintrittswahr-
scheinlichkeiten. Die vorgesehene Verpflichtung
zum Abschluss einer Rückrufkostenversicherung
soll losgelöst von der gesetzlichen Rückrufver-
pflichtung bei unmittelbarer Gefahr eines Perso-
nenschadens im deutschen Recht gelten. Darü-
ber hinaus geht sie weit über die gegenwärtig
am Markt angebotenen Rückrufdeckungen hin-
aus und dürfte manchen erfassten Betrieb fi-
nanziell überfordern.
In die gleiche Richtung geht der EU-Richtlinien-
vorschlag zur Umwelthaftung, der nach zähem
politischen Ringen noch dieses Jahr verabschie-
det werden dürfte. Der Richtlinienentwurf be-
trifft die öffentlich-rechtliche Kostentragungs-
pflicht der Verursacher von Umweltschäden bei
der Vermeidung und Sanierung von Bodenkon-
taminationen, Gewässerverunreinigungen und
Schäden an der biologischen Vielfalt. Dabei hat
der für den Schaden verantwortliche Betreiber
die Sanierungs- und Vermeidungskosten zu tra-
gen. Von den bestehenden Umwelthaftpflicht-
und Bodenkaskoversicherungen werden derar-
tige Risiken jedoch nur in sehr eingeschränktem
Umfang gedeckt. Für Schäden an der biologi-
schen Vielfalt, wie natürlichen Lebensräumen in
Naturschutzgebieten oder geschützten Arten,
bestehen in Europa bisher keine funktionsfähi-
gen Deckungskonzepte.
Dem Versicherungsmarkt muss Zeit gegeben
werden, die erforderlichen Lösungen zu ent-
wickeln. Die Einführung der noch vom Europäi-
schen Parlament favorisierten Pflichtversiche-
rung würde zu unlösbaren Schwierigkeiten
führen und die Entwicklung neuer Deckungs-
konzepte behindern. Zwar hat sich letztlich der
Rat gegen eine europäische Deckungsvorsorge-
verpflichtung ausgesprochen, aber das Problem
einer unausgereiften und unklaren Haftungs-
grundlage bleibt. So werden Art und Umfang der
behördlich geforderten Sanierung sowie der Be-
griff der biologischen Vielfalt nicht hinreichend
konkretisiert. Da es an anerkannten und prakti-
kablen Bewertungskriterien fehlt, können Schä-
den an der biologischen Vielfalt weder haftungs-
rechtlich noch versicherungstechnisch kalkuliert
werden.
Grundsätzlich gilt, dass Haftungsregeln eindeu-
tig, dass Schadenbilder klar definierbar und be-
zahlbar sein müssen. Mit dieser Forderung hat
sich der GDV in die Diskussion um diese Rechts-
setzungsprozesse eingebracht. Auch künftig
wird die Versicherungswirtschaft in diesem
Sinne konstruktiv an Lösungsmodellen mitar-
beiten.
In den USA hat sich das Asbestrisiko zu
einer kaum noch beherrschbaren Ge-
fahr entwickelt. Die Haftungsproblema-
tik besteht hier in erster Linie in einer sehr langen
Latenzzeit zu Lungenkrebs oder der Asbestose.
Auch in Europa gibt es mittlerweile erste Urteile
zu Asbestschäden, die in Anzahl und Höhe der
Entschädigungssummen allerdings nicht mit
der Situation in den USA vergleichbar sind. In der
Hauptsache handelt es sich um Klagen von Ar-
beitnehmern, die beruflich einer Asbestbelas-
tung ausgesetzt waren. Dennoch dürfte sich das
27
Asbestrisiko kaum
beherrschbar
Asbestrisiko auch in Europa zu einem ernsten
Schadenszenario für die Haftpflichtversicherer
entwickeln. Schätzungen gehen davon aus, dass
die Gesamtaufwendungen für asbestbedingte
Berufskrankheiten bis zum Jahr 2020 wahr-
scheinlich über 10 Milliarden Euro betragen
werden. Entsprechende Reaktionen im Markt
bleiben da nicht aus. Einzelne Erst- und Rückver-
sicherer haben bereits Ausschlüsse für asbest-
bedingte Schäden in ihren Verträgen vereinbart.
Durch die im August 2002 in Kraft ge-
tretene Schadenersatznovelle wurden
auch im Bereich der Gefährdungshaf-
tung Schmerzensgeldansprüche einge-
führt. Dies ließ die Haftpflichtversicherer be-
fürchten, dass bei Störfällen in Industrieanlagen,
zum Beispiel durch Freisetzung chemischer
Stoffe, eine Vielzahl von Ansprüchen der betrof-
fenen Menschen begründet werden könnte.
Diese Befürchtungen haben sich nicht erfüllt.
Dennoch kann bereits jetzt festgestellt werden,
dass die in der Novelle vorgesehenen Maß-
nahmen zur Kompensation der Ausweitung des
Schmerzensgeldanspruchs nicht ausreichend
sind. In der Kraftfahrthaftpflicht-Versicherung
führt die Schadenersatznovelle zu einer Zusatz-
belastung von geschätzten 50 Millionen Euro.
Die Zusatzbelastungen ergeben sich dabei vor
allem aus den erhöhten Haftungssummen, dem
erweiterten Schmerzensgeldanspruch in der
Gefährdungshaftung sowie dem verbesserten
Schutz schwächerer Verkehrsteilnehmer.
Die Schadenersatznovelle wird inzwischen weit-
gehend reibungslos in der Schadenregulierung
der Kraftfahrtversicherer umgesetzt. Probleme
haben sich jedoch bei der fiktiven Abrechnung
des Ersatzes für total beschädigte Fahrzeuge
ergeben. Hier wird weder das beschädigte Auto
repariert noch ein Ersatzauto angeschafft. Der
Geschädigte hat einen Anspruch auf Erstattung
des vom Gutachter auszuweisenden Netto-Wie-
derbeschaffungswertes abzüglich des Restwer-
tes des Fahrzeugs. Umsatzsteuer muss nach der
Neuregelung vom Versicherer erstattet werden,
soweit sie tatsächlich angefallen ist.
Die Schwierigkeiten resultierten daraus, dass
viele Gutachten von Sachverständigen bisher
keine differenzierten Angaben zum Brutto- und
Netto-Wiederbeschaffungswert enthielten. Seit
Sommer 2003 sind der Schwacke-Liste auch
Werte zur Regel- und Differenzbesteuerung für
Pkw, Geländewagen und Transporter zu entneh-
men, so dass den Sachverständigen aussage-
kräftige Angaben zu Brutto- und Netto-Wieder-
beschaffungswert möglich sind. Damit dürfte
sich das Konfliktpotenzial bei der fiktiven Ab-
rechnung entscheidend vermindert haben.
Die 4. KH-Richtlinie, die Verkehrsopfern
bei Unfällen im Ausland einen raschen
und reibungslosen Weg zum Schaden-
ersatz ebnen soll, ist in Deutschland
fristgerecht zum 1. Januar 2003 umgesetzt wor-
den. Die deutschen Kraftfahrtversicherer haben
in sämtlichen EWR-Ländern Schadenregulie-
rungsbeauftragte benannt, die den Bürgern vor
Ort als Anlaufstelle dienen. Die deutsche Ent-
schädigungsstelle, die Verkehrsopferhilfe e.V.,
und die nationale Auskunftsstelle, der Zentralruf
28 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Schadenersatznovelle
kommt
teuer zu stehen
4. KH-Richtlinie
kommt in Europa nur
langsam voran
der Autoversicherer (GDV Dienstleistungs-
GmbH & Co. KG) haben ihren Betrieb termin-
gerecht aufgenommen.
Die zögerliche Umsetzung der Brüsseler Richt-
linie in anderen EU-Mitgliedsstaaten behindert
jedoch bislang noch einen effizienten Schutz
der Verkehrsopfer im Ausland. Gegen säumige
Mitgliedsstaaten hat die EU-Kommission im
April 2003 Vertragsverletzungsverfahren wegen
Nicht- oder nicht vollständiger Umsetzung der
Richtlinie eingeleitet. In Frankreich, Italien, den
Niederlanden und Luxemburg haben die Versi-
cherer im Vorgriff auf die nationale Regelung be-
reits gehandelt. Die Probleme im Bereich der
Umsetzung haben leider dazu geführt, dass
nicht in allen Fällen den Anfragenden ihr Scha-
denregulierungsbeauftragter sofort benannt
werden kann.
Die 4. KH-Richtlinie enthält keine Regelung für
gerichtliche Auseinandersetzungen mit den
Schadenregulierungsbeauftragten. Über eine
entsprechende Ergänzung wird derzeit jedoch
diskutiert. Eine Zuständigkeit deutscher Ge-
richte für Prozesse gegen ausländische Schaden-
regulierungsbeauftragte würde sowohl diese
selbst als auch die Rechtsanwälte vor Probleme
stellen. Beide Seiten müssten sich dann auch vor
dem deutschen Gericht mit ausländischem
Schadenersatzrecht auseinandersetzen. Aus
dem Europäischen Parlament stammt der Vor-
schlag, bei Auslandsunfällen den ausländischen
Versicherer auch am Wohnsitz des Geschädig-
ten verklagen zu können. Der GDV befürwortet
diesen Ansatz. Für den Geschädigten, der bisher
vor einem ausländischen Gericht klagen musste,
wäre eine solche Regelung eine große Erleichte-
rung bei der Durchsetzung seiner Ansprüche.
Die Frage nach dem Gerichtsstand und dem
anwendbaren Recht bei Verkehrsunfällen mit
Auslandsbezug steht auch auf der Agenda der
4. Europäischen Verkehrsrechtstage in Trier.
Bei der 5. KH-Richtlinie steht die Verab-
schiedung Ende 2003 ins Haus, so dass
deren Regeln frühestens Mitte 2005 an-
zuwenden wären. Im Mittelpunkt der Richtlinie
steht die Festlegung der neuen Mindest-
deckungssummen. Die Vorschläge für Personen-
schäden reichen von 1 Million Euro pro Person
bis 10 Millionen Euro pro Unfall, unabhängig
von der Zahl der Geschädigten. Auch die Versi-
cherer fordern eine Deckelung durch eine Min-
destdeckungssumme pro Unfall unabhängig
von der Zahl der Geschädigten. Andernfalls
käme es faktisch zu einer unbegrenzten
Deckung für Personenschäden, obwohl die Rück-
versicherer derartige unbegrenzte Risiken nur
noch in einzelnen Ländern abdecken. Selbst eine
Deckelung bei 10 Millionen Euro wäre für die
Versicherer in den EU-Beitrittsländern zurzeit
nicht darstellbar. Weiter wird in der Richtlinie
vorgeschlagen, die in Deutschland bereits gel-
tenden Regelung, wonach Rechtsverfolgungs-
kosten als Schaden abzurechnen sind, europa-
weit zu verankern.
Noch nicht abschließend geklärt sind die Grund-
satzfrage der Deckungserweiterung und weitere
Details hinsichtlich des geschützten Personen-
kreis, des Verschuldens und der Kausalität. Diese
Fragen sollten einer späteren Regelung vorbe-
halten bleiben, die sich als mögliche 6. KH-Richt-
linie bereits abzeichnet. Hier könnte die Diskus-
29
5. und 6. KH-Richtlinie
ante portas
sion zu einer europaweiten Einführung der Ge-
fährdungshaftung führen, die es in Deutschland
bereits gibt. Auch die Vereinheitlichung des
Schadenersatzes bei immateriellen Personen-
schäden auf der Basis objektiver und einheitli-
cher Methoden („Europäische Schmerzensgeld-
tabelle“) ist im Gespräch.
Gemäß der Vereinbarung im Koalitions-
vertrag vom September 2002 hat die
Bundesregierung im Mai 2003 die An-
passung des Rechtsberatungsgesetzes
an die gesellschaftlichen Bedürfnisse in
Angriff genommen. Zahlreiche Wirtschafts- und
Sozialverbände wurden zu einer ersten Stellung-
nahme aufgefordert. Die Versicherungswirt-
schaft hat sich für eine Liberalisierung des
Rechtsberatungsgesetzes ausgesprochen. So
sollten auch die Rechtsschutzversicherer die
Möglichkeit haben, ihren Kunden neben der
Übernahme der Rechtsverfolgungskosten künf-
tig auch Rechtsdienstleistungen anbieten zu
können. Um Qualitätsstandards nicht zu gefähr-
den, sollte allerdings die Öffnung des Rechts-
beratungsmarktes nicht grenzenlos sein. Das
Angebot von Rechtsdienstleistungen kann nur
solchen Personen vorbehalten sein, die die erfor-
derliche fachliche Qualifikation, Zuverlässigkeit
und Erfahrung nachweisen können.
Die Auswirkungen des 11. September
2001 lasten bis heute auf den Versiche-
rungsmärkten. Nach enormen Kapa-
zitätsschwankungen am internationa-
len Rückversicherungs- und Retrozessionsmarkt
haben sich die Rückdeckungsangebote zwi-
schenzeitlich auf hohem preislichen Niveau ein-
gependelt. Die Regulierung aller Schäden ist
noch nicht abgeschlossen und gestaltet sich
sehr schwierig. Zahlreiche weitere politisch mo-
tivierte Anschläge machen die Bedrohung durch
den Terror zu einer anhaltenden Gefahr. Die ver-
sicherungstechnische Bewältigung des Terror-
risikos führte in verschiedenen Ländern zu den
unterschiedlichsten Angeboten. Die deutsche
Antwort war die Gründung der EXTREMUS Ver-
sicherungs-AG am 3. September 2002.
Mit dieser von 16 im deutschen Markt engagier-
ten Versicherungsgruppen geschaffenen natio-
nalen Lösung konnte der bestehende Deckungs-
notstand für Großrisiken beseitigt werden. Die
EXTREMUS bietet für alle in Deutschland belege-
nen Risiken mit einer Versicherungssumme von
mehr als 25 Millionen Euro Deckungsschutz bei
Terroranschlägen für Sachschäden an Gebäuden
und betrieblichen Einrichtungen sowie für sich
daraus ergebende Betriebsunterbrechungsschä-
den. 1,5 Milliarden Euro Deckungskapazität brin-
gen die in Deutschland tätigen Versicherungs-
unternehmen auf. Weitere 1,5 Milliarden Euro
stellt der internationale Rückversicherungs-
markt. Bei Schäden jenseits der 3 Milliarden Euro
privatwirtschaftlich abgedeckter Versicherungs-
kapazität greift die staatliche Gewährleistung
über 10 Milliarden Euro. Seit Aufnahme der Ge-
schäftstätigkeit am 1. November 2002 hat der
Bestand der EXTREMUS Versicherungs-AG be-
reits jetzt den Betrag von 100 Millionen Euro
überschritten.
30 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Auch der Rechts-
beratungsmarkt
bedarf einer
Liberalisierung
EXTREMUS beseitigt
Deckungsnotstand für
Terrorrisiken
Die Gründung des Spezialversicherers wurde
von Seiten der Politik konstruktiv begleitet. Auf
Initiative des GDV haben die zuständigen Minis-
terien mit Zustimmung des Bundesrates die
Verordnung über die Rechnungslegung von Ver-
sicherungsunternehmen im Mai 2003 geändert.
In Anlehnung an die Regelungen für Pharma-
und Atomanlagenrisiken kann jetzt auch für die
Versicherung von Terrorrisiken eine Großrisiken-
rückstellung gebildet werden.
Leider ist die Frage noch nicht geklärt, ob die
Beiträge zur Terrorversicherung neben der Versi-
cherungsteuer zusätzlich noch der Feuerschutz-
steuer unterliegen. Bund und Länder tragen hier
auf dem Rücken des Unternehmens einen Streit
um das Aufkommen aus. Die bestehenden Diffe-
renzen sollten möglichst rasch zugunsten einer
pragmatischen Lösung beigelegt werden. Dabei
wäre zu berücksichtigen, dass es sich bei der
Terrorversicherung um eine Versicherung gegen
die neue Gefahr „Terrorakt“ handelt, wie die
BaFin zutreffend festgestellt hat.
Die europäische Steuerpolitik versucht
verstärkt, Gemeinschaftsunternehmen
eine Steuerstruktur ähnlich der für rein
nationale Unternehmen und Konzerne
zu verschaffen. Dadurch sollen steuerliche Hin-
dernisse für die grenzüberschreitende Wirt-
schaftstätigkeit im Binnenmarkt schrittweise
abgebaut werden. In der Mitteilung „Ein Binnen-
markt ohne steuerliche Hindernisse“ aus dem
Jahr 2001 hat die EU-Kommission ihre Vorstel-
lungen dargelegt, wie dieses Ziel mittelfristig
durch eine Verbesserung der entsprechenden
Richtlinien und langfristig durch die Schaffung
einer einheitlichen konsolidierten Körperschaft-
Steuerbemessungsgrundlage zu erreichen wäre.
In diesem Sinne hat die Kommission im Juli 2003
eine begrüßenswerte Änderung der Mutter-
Tochter-Richtlinie vorgeschlagen, wonach eine
Doppelbesteuerung von Gewinnen vermieden
wird, die von einer Tochtergesellschaft an ihre
ebenfalls in der EU ansässige Muttergesellschaft
ausgeschüttet werden. Nach der Vorstellung der
Kommission soll unter anderem künftig auch
der Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit in
den Anwendungsbereich der Richtlinie fallen
und die Anwendung des Schachtelprivilegs be-
reits bei einer Beteiligung von 10 Prozent zu-
lässig sein.
Vor dem Hintergrund der ab 2005 geltenden
Pflicht, alle kapitalmarktorientierten Konzern-
abschlüsse auf der Grundlage der International
Accounting Standards (IAS) zu erstellen, hat die
Kommission unter anderem in Konsultations-
papieren die Frage aufgeworfen, ob die IAS als
Rechnungslegungssystem zur Ermittlung der
gemeinsamen Körperschaft-Steuerbemessungs-
grundlage dienen könnten. Die Erkenntnisse der
Konsultationen und die künftige Strategie wird
in eine neue Mitteilung der Kommission einge-
hen. Die Schaffung einer einheitlichen konsoli-
dierten Körperschaft-Steuerbemessungsgrund-
lage ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aller-
dings sind die IAS durch ihre Ausrichtung auf den
Kapitalmarktinvestor und die Wiedergabe von
Ertragspotenzialen als Basis für die Ermittlung
der Besteuerungsgrundlage weniger geeignet.
31
Binnenmarkt
ohne steuerliche
Hindernisse
Fragen der Versicherungsaufsicht,
Rechnungslegung und Solvabilität
Eine Reihe deutscher Versicherungskonzerne
erstellt und publiziert ihre Abschlüsse und Be-
richte bereits nach den international anerkann-
ten Rechnungslegungsstandards IAS (Inter-
national Accounting Standards) und US-GAAP
(US-amerikanische Generally Accepted Account-
ing Principles), obwohl sie nach §290 HGB le-
diglich zu einem Konzernabschluss und -lage-
bericht nach deutschem Bilanzrecht verpflichtet
wären. Dieses Vorgehen wird durch die in §292a
HGB niedergelegte sog. „Öffnungsklausel“ mög-
lich.
Dadurch bietet sich für die deutsche Versiche-
rungswirtschaft die Gelegenheit, sich schritt-
weise mit den Prinzipien einer stärker angel-
sächsisch ausgerichteten Rechnungslegung ver-
traut zu machen. Auch wenn die Abkehr von den
bewährten Prinzipien der deutschen Bilanzie-
rung bisweilen kontrovers diskutiert wird, haben
die IAS mittlerweile international wie national
zunehmend Anerkennung erfahren. So sollen
diese Regelungen im Vergleich zu den geltenden
HGB-Vorschriften transparentere und vergleich-
barere Abschlüsse ermöglichen und sich besser
für die unternehmensinterne Steuerung und
Kontrolle eignen. Dementsprechend haben sich
denn auch die angelsächsisch geprägten Stan-
dards international durchgesetzt. Jetzt ist es von
entscheidender Bedeutung, die weitere Ent-
wicklung der IAS mitzugestalten. Denn wer
seine Abschlüsse nicht nach IAS erstellt, läuft
Gefahr, im internationalen Wettbewerb zurück-
zufallen.
Es trägt zum Ansehen des Finanzplatzes
Deutschland bei, wenn auch deutsche Versiche-
rungskonzerne die international anerkannten
Standards bereits beachten. Die dadurch ge-
wonnene Reputation stärkt die Position der
deutschen Wirtschaft bei der Fortentwicklung
der IAS in den internationalen Gremien wie dem
International Accounting Standards Board
(IASB). Wer hier mitreden will, muss auf eigene
Erfahrungen verweisen können.
Wie Unternehmen anderer Branchen
müssen auch Versicherungsunterneh-
men, die schon nach IAS/IFRS bilanzie-
ren, die am Bilanzstichtag der jeweiligen Be-
richtsperiode gültigen IAS bzw. IFRS (Internatio-
nal Financial Reporting Standards) anwenden.
Für die Rechnungslegung von Versicherungs-
unternehmen ist eine Vielzahl von IAS/IFRS rele-
vant.
Gegenwärtig werden bestehende IAS zum Teil
grundlegend überarbeitet und bestimmte Sach-
verhalte erstmalig in den IAS/IFRS geregelt. Hier-
von ist die Versicherungswirtschaft besonders
betroffen, weil die bestehenden Regelungen
keine Vorschriften zur Behandlung von Versiche-
rungsverträgen beinhalten.
Die Aktivseite der Versicherungsbilanz kann im
Wesentlichen mit bestehenden IAS/IFRS abge-
bildet werden. Dies gilt jedoch nicht für die Ver-
sicherungstechnik, insbesondere nicht für die
versicherungstechnischen Rückstellungen (Pas-
sivseite der Bilanz). Ebenso fehlen bislang für die
Abschlusskosten und für die versicherungstech-
nischen Aufwendungen sowie Erträge adäquate
Abbildungsmöglichkeiten in den IAS/IFRS.
32 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
IAS/IFRS mit Lücken
für Versicherer
Deutsche kapitalmarktorientierte Versicherungs-
unternehmen müssen deshalb gegenwärtig
ihren Konzernabschluss grundsätzlich nach den
Regeln der IAS/IFRS aufstellen und für die Ab-
bildung versicherungstechnischer Posten beste-
hende Lücken in den IAS/IFRS in der Regel mit
US-GAAP schließen. Ab 2005 wird ein Standard
des IASB anzuwenden sein, der bestimmte Über-
gangsregeln (Phase I) bis zum Vorliegen eines
umfassenden Standards für Versicherungsver-
träge (Phase II) vorsehen wird.
Im Rahmen der Phase I ist vom IASB vorgeschla-
gen worden, für die Bilanzierung der Versiche-
rungstechnik im Wesentlichen an nationalen
Vorschriften festzuhalten. Bestimmte Praktiken,
die nach Auffassung des IASB nicht im Einklang
mit dem Rahmenwerk stehen, werden jedoch
ausdrücklich ausgeschlossen. Zu solchen elimi-
nierungspflichtigen Praktiken zählt das IASB den
Ansatz von Großrisiken- und Schwankungsrück-
stellungen. Der Schwerpunkt der Änderungen
liegt in den umfangreichen Anhangangaben.
Neben einer Vielzahl anderer Informationen ist
die Angabe der Fair Values für die aus Versi-
cherungsverträgen resultierenden Vermögens-
werte und Schulden erstmalig zum 31. Dezem-
ber 2006 vorgesehen. Wie ein Fair Value ermit-
telt werden muss, ist Gegenstand der Phase II
und bislang keinesfalls geklärt. Im IASB wird un-
terstellt, dass bis zur erstmaligen Angabepflicht
die Frage der Ermittlung des Fair Values gelöst
sein wird.
Für Versicherungsunternehmen und die
Anwendung der IAS/IFRS ist entschei-
dend, wie ein künftiger IFRS „Versiche-
rungsverträge“ (Phase II) ausgestaltet
sein wird. Mit diesem Standard ist das Kern-
geschäft von Versicherungsunternehmen abzu-
bilden. In der Versicherungswirtschaft gibt es
starke Vorbehalte gegen eine vom IASB ange-
dachte Bilanzierung, die künftig selbst dann
nach Zeitwerten („Fair value“) vorzunehmen ist,
wenn für die zu bilanzierenden Vermögensge-
genstände oder Schuldposten keine Märkte be-
stehen. Wie soll man beispielsweise Zeitwerte
für Schadenreserven ermitteln, wenn Schaden-
reserven normalerweise auf keinem Markt ge-
handelt werden? Zur Lösung dieser und anderer
Fragen bleibt die deutsche Versicherungswirt-
schaft im Dialog mit dem IASB. Es muss darum
gehen, einen zielführenden und praktikablen
IFRS zu erarbeiten.
Schließlich müssen die Arbeitsergebnisse den
Annahme-Mechanismus (Endorsement) durch-
laufen und der Prüfung durch die Europäische
Kommission und der in den Endorsement-
prozess einbezogenen Gremien standhalten.
Gemäß EG-IAS-Verordnung können die IAS nur
in das europäische Recht übernommen werden,
wenn sie dem Prinzip des „true and fair view“
nicht zuwiderlaufen. Sie müssen dem europäi-
schen öffentlichen Interesse entsprechen und
den Kriterien der Verständlichkeit, Erheblichkeit,
Verlässlichkeit und Vergleichbarkeit genügen.
Die Finanzinformationen sind zu erfüllen, um
wirtschaftliche Entscheidungen und die Bewer-
tung der Leistung einer Unternehmensleitung
zu ermöglichen.
33
Versicherungs-
unternehmen brauchen
praktikables IFRS
Die voraussichtliche Nichtübernahme des IAS 32
und des IAS 39 in das europäische Recht ist
sicherlich auch als politisches Zeichen der Euro-
päischen Kommission gegenüber dem IASB zu
werten. Die Europäische Kommission macht mit
ihrer vorläufigen Entscheidung deutlich, dass sie
die IAS nicht lediglich formal, sondern auch in-
haltlich prüft.
Es ist notwendig, dass die in der EU-IAS-
Verordnung enthaltenen Mitgliedsstaa-
tenwahlrechte zukunftsgerichtet aus-
übt werden. Nicht nur kapitalmarktori-
entierten, sondern allen Mutterunter-
nehmen sollte gestattet sein, ihren Konzernab-
schluss nach IAS aufzustellen. Auch (Versiche-
rungs-)Unternehmen ohne internationalen Be-
zug sollte hinsichtlich der Anwendung der IAS
ein entsprechendes Unternehmenswahlrecht
eingeräumt werden. Dies gilt in gleicher Weise
für das Wahlrecht, bei ihrem Einzelabschluss den
IAS zu folgen.
Der Gebrauch der IAS über ein Unternehmens-
wahlrecht wird allerdings entwertet, wenn die
damit verbundenen organisatorischen Hürden
zu hoch sind. Die Möglichkeit, einen Jahresab-
schluss nach den IAS erstellen zu können, muss
sowohl für den Konzernabschluss als auch für
den Einzelabschluss von der Verpflichtung zur
Aufstellung eines entsprechenden HGB-Ab-
schlusses befreien. Hier sei auf die vorstehenden
Ausführungen zur Befreiungsregel des §292a
HGB verwiesen. Für steuerliche oder gesell-
schaftsrechtliche Zwecke ergänzende Anforde-
rungen für die Unternehmen müssen auf eine
Mindestmaß reduziert sein.
Im Zuge der pressewirksamen Bilanz-
skandale nationaler und internationaler
Unternehmen und der sich daran an-
schließenden Debatte wurde schnell der Ruf
nach einer „Börsenpolizei“ laut. Damit ist die
Einrichtung einer unabhängigen Institution zur
Überwachung der Rechtmäßigkeit von Unter-
nehmensabschlüssen (sog. „Enforcement“) ge-
meint. Konkret geht es um eine die Funktion des
gesetzlichen Abschlussprüfers ergänzende Stelle
zur Qualitätssicherung der Rechnungslegung.
Auch die deutsche Bundesregierung sieht die
Notwendigkeit einer derartigen Institution. In ei-
nem zehn Punkte umfassenden Maßnahmenka-
talog zur Stärkung der Unternehmensintegrität
und des Anlegerschutzes vom 25. Februar 2003
ist ein Punkt dem Enforcement gewidmet. Die
Überlegungen der Regierung sollen noch im
Herbst 2003 in einen ersten Gesetzentwurf
münden.
Der Anwendungsbereich des Maßnahmenkata-
logs ist zunächst auf kapitalmarktorientierte
Unternehmen eingeschränkt. Sie sollen auf ei-
ner ersten Stufe von einem privatrechtlichen
Gremium unter staatlicher Aufsicht überwacht
werden. Vorbild ist hier das Deutsche Rech-
nungslegungs Standards Committee (DRSC).
Auf einer zweiten Stufe kann die BaFin als öf-
fentlich-rechtliche Einrichtung das Tätigwerden
der ersten Stufe beantragen. Die BaFin soll da-
durch eine Vollzugsfunktion sowie darüber hin-
aus weitere umfassende Eingriffsmöglichkeiten
erhalten.
Grundsätzlich unterstützt die deutsche Versi-
cherungswirtschaft die Einrichtung einer natio-
nalen Enforcement-Stelle mit privatrechtlichem
34 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Wahlrechte der
EU-IAS-Verordnung
zukunftsgerichtet
ausüben
„Börsenpolizei“ für
korrekte Abschlüsse
Charakter. Weitergehende Überlegungen, das
nationale Enforcement auf die europäische
Ebene zu übertragen, erscheinen dagegen ver-
früht. Allein durch die Tatsache, dass sich die
Abschlüsse europäischer Unternehmen zur Zeit
erheblich voneinander unterscheiden, geriete
ein europäisches Enforcement schnell an die
Grenzen des Möglichen. Hier sollte der erste
Schritt – die Einrichtung einer nationalen Über-
wachungsstelle – vor dem zweiten Schritt –
Überlegungen betreffend die Einführung eines
europäischen Enforcement – getan werden.
Versicherungsunternehmen sind ge-
setzlich verpflichtet, über eine ange-
messene Kapitalausstattung (Solvabi-
lität) zu verfügen. Diese Verpflichtung
unterscheidet Versicherungsunterneh-
men von den Unternehmen anderer Branchen.
Dabei beruhen die geltenden Solo-Solvabilitäts-
vorschriften auf Richtlinien der Europäischen
Gemeinschaft aus dem Jahr 1973 (Schaden/
Unfall) und dem Jahr 1979 (Leben).
Diese Regelwerke wurden in der Zwischenzeit
zwar modifiziert; ihr Grundaufbau wurde je-
doch beibehalten. Im April 1997 erstellte die
Konferenz der Versicherungsaufsichtsbehörden
der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union
einen Bericht über die Solvabilität der Versiche-
rungsunternehmen. Die Verfasser des Berichts
(unter dem Vorsitz des ehemaligen BAV-Präsi-
denten, Dr. Helmut Müller) kommen darin zu
dem Schluss, dass sich das bisherige Solvabi-
litätssystem im Kern bewährt habe. Gleichwohl
werden Verbesserungsvorschläge dargelegt.
Die Europäische Kommission nahm die Vor-
schläge aus dem „Müller-Bericht“ zum Anlass,
Richtlinien zur Änderung der bestehenden
Solvabilitäts-Richtlinien zu verabschieden. Die
Änderungsrichtlinien sind ab dem Jahr 2004
anzuwenden. Sie dienen innerhalb der Europäi-
schen Union als Instrument zur Förderung der
Mindestharmonisierung. Dies bedeutet, dass
die Mitgliedsstaaten die Richtlinien verschärft in
nationales Recht umsetzen können.
Aus Sicht der deutschen Versicherungswirt-
schaft sollte sich die Umsetzung und somit das
neue Solvabilitätsregelwerk an folgenden Krite-
rien messen lassen:
■ Wahrung der Belange der Versicherungsneh-
mer sowie
■ Berücksichtigung des Faktors „Eigenkapital“
im internationalen Wettbewerb zwischen
Unternehmen.
Primäres Ziel der Beaufsichtigung einer ange-
messenen Kapitalausstattung von Versiche-
rungsunternehmen ist es, die dauernde Erfüll-
barkeit der Verträge sicherzustellen. Dies bedeu-
tet im Hinblick auf die Solvabilität der Unterneh-
men, dass eine adäquate Kapitalausstattung
gewährleistet sein muss. Die Forderung nach
einer angemessenen Kapitalausstattung sollte
allerdings auch der Bedeutung des Eigenkapitals
im Kontext des internationalen Wettbewerbs
Rechnung tragen.
Mit den Europäischen Richtlinien werden die
geforderte Solvabilität erhöht und der Katalog
an Eigenmitteln eingegrenzt. Die geänderten
Vorschriften wirken sich also unmittelbar auf die
Stellung der Versicherungsunternehmen nicht
35
Neue Solvabilitäts-
regeln müssen den
Faktor „Eigenkapital“
berücksichtigen
nur an den Kapitalmärkten aus. Wenn nun die
Europäischen Richtlinien verschärft in nationa-
les Recht umgesetzt werden, sind deutsche Un-
ternehmen im Vergleich zu ihren europäischen
Konkurrenten möglicherweise benachteiligt.
Ihre Wettbewerbsfähigkeit wird eingeschränkt.
Demzufolge spricht sich die deutsche Versiche-
rungswirtschaft gegen jeglichen verschärfen-
den Eingriff des deutschen Gesetzgebers in den
Prozess der Umsetzung der Richtlinien in natio-
nales Recht aus. Ein derartiger Eingriff wäre
gerade in Anbetracht der Schaffung eines sog.
„Level-playing field“ eine Maßnahme mit uner-
wünschten Effekten. Bei einer Verschärfung
wären weder die Belange der Versicherten stär-
ker gewahrt, noch würde der Bedeutung des
Faktors „Eigenkapital“ ausreichend Rechnung
getragen.
Der durch den dramatischen Kursverfall
an den internationalen Kapitalmärkten
aufgebaute Verkaufsdruck von Aktien
zum Zweck der bilanziellen Vorsorge
konnte 2002 mit der Änderung des
§341b HGB von den Versicherern genommen
werden. Sie haben jetzt ein Wahlrecht, bei einer
lediglich vorübergehenden Wertminderung von
Wertpapieren Abschreibungen vorzunehmen.
Konkretisierende Anmerkungen sowie Hinweise
zur Anwendung der geänderten Vorschrift hat
das Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) veröf-
fentlicht. Darin werden unter anderem Anhalts-
punkte für das Vorliegen einer voraussichtlich
dauernden Wertminderung dargelegt und Kri-
terien zur Bemessung außerplanmäßiger Ab-
schreibungen aufgestellt.
Grundsätzlich, so das IDW, müsse auf den Stich-
tagskurs abgeschrieben werden. Nur in dem Fall,
dass der Stichtagskurs in Teilen auf einer nur
vorübergehenden Wertminderung beruht, sind
Abschreibungen lediglich auf denjenigen Wert
vorzunehmen, der als voraussichtlich dauerhaft
angesehen wird. Die Unternehmen hätten eine
Nachweispflicht, weshalb für den nicht abzu-
schreibenden Betrag eine voraussichtlich nur
vorübergehende Wertminderung angenommen
wird. Als Nachweise könnten etwa Analysen der
Kursverläufe von Wertpapieren herangezogen
werden.
Auf dieser Grundlage wurden im abgelaufenen
Geschäftsjahr Pauschalverfahren zur Ermittlung
des den Wertpapieren beizulegenden Wertes
angewandt. Aus Sicht der Versicherungswirt-
schaft ist es allerdings dringend geboten, ein für
die Versicherungsbranche allgemein gültiges
Verfahren zu entwickeln. Die Verständigung auf
ein derartiges Verfahren trägt nicht zuletzt zur
Transparenz der Branche bei und erhöht so die
Akzeptanz der Unternehmen an den Kapital-
märkten. Das Pauschalverfahren sollte die vier
Kriterien erfüllen:
■ Bezugnahme auf Erkenntnisse aus der
Kapitalmarkttheorie,
■ Berücksichtigung versicherungsspezifischer
Merkmale,
■ Prognosebezug sowie
■ Transparenz.
36 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
§341b HGB
Versicherungswirtschaft
braucht praktikables
Verfahren
Innerhalb der Europäischen Union steht
bei der Gesetzgebung im Bereich der
Finanzdienstleistungen die Steigerung
der Geschwindigkeit und der Effizienz im Mittel-
punkt. Hierfür ist eine Übertragung des sog.
Lamfalussy-Verfahrens auch auf den Versiche-
rungssektor geplant. Innerhalb dieses mehr-
stufigen Verfahrens sollen Parlament und Rat
künftig lediglich Rahmenrichtlinien erlassen,
während Detailregelungen im Wege nachgela-
gerter Gesetzgebung im Ausschuss-/Komito-
logieverfahren erfolgen sollen. Das Lamfalussy-
Verfahren gilt bislang nur für den Bereich der
Wertpapiergesetzgebung und soll nach Be-
schluss des Ministerrates jetzt auch auf den
Versicherungssektor ausgedehnt werden. Zu
diesem Zweck wurde bereits das European In-
surance and Occupational Pension Committee
(EIOPC) sowie das Committee of European In-
surance and Occupational Pension Supervisors
(CEIOPS) gegründet.
Diesen beiden „Committees” wird erstmals in-
nerhalb des Solvency II Projektes eine zentrale
Rolle zukommen. Um diese nachgelagerte Ge-
setzgebung zu legitimieren, könnte – nach ers-
ten Vorschlägen des Europäischen Konventes –
das Europäische Parlament ein Widerrufsrecht
erhalten. Aus Sicht der deutschen Versiche-
rungswirtschaft ist gerade diese demokratische
Kontrolle besonders wichtig, um in Zukunft im
Bereich der nachgelagerten Gesetzgebung der
Europäischen Union einen transparenten Pro-
zess zu schaffen, in den die Versicherungswirt-
schaft durch offene Konsultationen einbezogen
wird.
Seit 1999 hat sich die Europäische Kommission
mit dem Projekt „Solvency II“ der Reform des be-
stehenden Aufsichtssystems angenommen. Die
erste Phase des Projekts ist im Herbst 2003 ab-
geschlossen worden. Die fachliche Ausrichtung
und weitere Konkretisierung dieser risikoorien-
tierten Solvabilitätsbeaufsichtigung decken sich
mit den Erwartungen der Versicherungswirt-
schaft und sind mit dem vom GDV entwickelten
Aufsichtsmodell konform.
Grundlage des künftigen Aufsichtssys-
tems ist ein auf der Gesamtsolvabilität
aufbauendes Risikoverständnis. Dabei
soll analog zu Basel II eine 3-Säulen-Struktur ein-
geführt werden. In Säule I werden quantitative
Mindestkapitalanforderungen festgeschrieben.
Neben diese Regelungen werden die qualitati-
ven Bestimmungen der Säule II gestellt, die das
aufsichtsrechtliche Überprüfungsverfahren kon-
kretisieren. Verstärkte Publizitätsanforderungen
in Säule III sollen die Markttransparenz und da-
mit die Marktdisziplin erhöhen.
Der GDV begrüßt diese grundlegende und weit
reichende Reform der Versicherungsaufsicht in
Anlehnung an die neuen Regelungen im Ban-
kenbereich, setzt sich aber dafür ein, dass die
Bestimmungen von Basel II nicht unkritisch
übernommen werden. Das neue Aufsichtssys-
tem muss den besonderen Merkmalen des Ver-
sicherungsgeschäfts, besonders der Risikositua-
tion, gerecht werden.
37
„Solvency II“ als
Testfall für Lamfalussy
„Solvency III“
mit 3-Säulen-Struktur
Die Eigenmittelanforderungen in Säule I werden
künftig zwischen einem ökonomischen Kapital
(target capital) und einem Mindestkapital (ab-
solute minimum level) unterscheiden. Die abso-
lute Mindestspanne ist den bestehenden Rege-
lungen, die wünschenswerte Kapitalausstat-
tung dem ökonomischen Kapital vergleichbar.
Bei dem Unterschreiten der „wünschenswerten
Kapitalausstattung“ ist ein abgestufter Maß-
nahmenkatalog bis zum aktiven Eingreifen der
Aufsicht in die Unternehmensführung vorgese-
hen. Dieses Vorgehen entspricht dem Verständ-
nis des GDV. Wichtig ist es zu betonen, dass nicht
mehr Eigenkapital gehalten werden muss als
risikotheoretisch notwendig ist.
Hinsichtlich der Erfüllung der aufsichtsrechtli-
chen Anforderungen bei Säule I sehen die Pläne
einen Nachweis auf zwei Wegen vor: Zum Einen
soll ein risikobasierter Standardansatz konzi-
piert werden. Andererseits können Unterneh-
men mit einem entwickelten Risikomanage-
ment ihre internen Modelle von der Aufsicht
anerkennen lassen. Der GDV begrüßt beide
Ansätze, da kleine Unternehmen hinsichtlich
Komplexität des Modells und Kapitalanforde-
rungen nicht überfordert werden und gleichzei-
tig ein aktives Risikomanagement als bester
Insolvenzschutz gefördert wird. Nach Meinung
des GDV wird mit der Zulassung interner Mo-
delle außerdem am Zusammenwachsen von
internem und externem Risikomanagement ge-
arbeitet. Die Entwicklung von internen Modellen
sollte aus Sicht des GDV durch erleichterte
Eigenmittelanforderungen gefördert werden.
Die Kommission wird sich hinsichtlich des Stan-
dardmodells voraussichtlich an dem Ansatz der
IAA, der internationalen Vereinigung der Aktu-
are, orientieren. In diesem risikobasierten Modell
wird wie im GDV-Modell für jedes quantifizier-
bare Risiko einzeln das zu hinterlegende Risiko-
kapital berechnet. Unter Beachtung der jeweili-
gen Korrelationen schließt sich daran auf Unter-
nehmensebene die Berechnung der insgesamt
notwendigen Eigenmittel an. Im Hinblick auf die
künftigen Bestimmungen zu Säule III beabsich-
tigt die EU-Kommission, sich intensiv mit den
diesbezüglichen Regelungen des IASB abzustim-
men.
Die EU-Kommission führte bisher noch nicht
detailliert aus, wie das Standardmodell und die
Anforderungen an interne Modelle in Säule I
aussehen sollen. Auch für die Säulen II und III
liegen noch keine konkreten Regelungen vor.
Nachdem die Grundlagen des künftigen Auf-
sichtsmodells feststehen, wird die EU-Kommis-
sion nun an einer Konkretisierung und Spezifi-
zierung der skizzierten Rahmenbedingungen
arbeiten. Hier werden unter anderem Simulatio-
nen und Berechnungen durchgeführt werden.
Die weltweite Vereinigung der Versiche-
rungsaufseher, die IAIS, arbeitet gegen-
wärtig an ihrem Diskussionsbeitrag zu
den künftigen Bestimmungen in Säule II.
In dem Papier äußert sich die IAIS zum
möglichen unternehmensspezifischen Aufbau,
zur Funktion und zum Nutzen von Stress-Tests.
Die IAIS macht deutlich, dass solche Tests künftig
in holistischen internen Risikomanagementsys-
temen von Versicherungsunternehmen eine
wichtige Rolle spielen werden. Das IAIS-Papier
arbeitet mit einem deutlich umfassenderen
38 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Stress-Tests als
Komponenten eines
integrierten Risiko-
managementsystems
Stress-Test-Begriff als die BaFin. Danach sind
nicht nur die Auswirkungen bestimmter Szena-
rien auf die Kapitalanlagen zu betrachten, viel-
mehr sollen auch die Einflüsse auf andere Bi-
lanzpositionen modelliert werden. Das Anliegen
der IAIS, Stress-Tests als Komponenten eines
integrierten Risikomanagementsystems zu för-
dern, findet auch beim GDV Unterstützung.
Schon jetzt ist absehbar, dass sich die deutsche
Versicherungswirtschaft auf tiefgreifende Ver-
änderungen einstellen muss. Statt quantitativer
Kapitalanlagegrenzen und den traditionellen
Solvabilitätsregelungen sind künftig die ver-
schiedenen Risiken adäquat mit Eigenkapital zu
unterlegen. Ein effektives internes Risikomana-
gementsystem wird damit in zunehmendem
Maße zum Wettbewerbsfaktor. Die Branche
kann sich jetzt schon auf den sich abzeichnen-
den fundamentalen Wandel vorbereiten, auch
wenn viele Punkte im künftigen Aufsichtssys-
tems noch nicht abschließend geregelt sind. Bei-
spielsweise lassen sich schon jetzt Beispielrech-
nungen bezüglich risikoorientierter Eigenmittel-
belastungen mit dem GDV-Modell Stufe I durch-
führen. Außerdem erleichtern unter anderm
auch eine verbesserte Integration des Risiko-
managements in die Unternehmenssteuerung,
der Aufbau eines qualitativen Risikomanage-
ments und eine verstärkte Hinwendung zu Ri-
siko ertragsorientierter Steuerung den späteren
Übergang. Insgesamt begrüßt die deutsche
Versicherungswirtschaft den Wandel in der
europäischen Versicherungsaufsicht, wonach
Versicherungsunternehmen künftig stärker an
ihrem individuellen Risikoprofil gemessen wer-
den und ein aktives Risikomanagement stärker
als bisher honoriert wird.
Die Versicherungsunternehmen haben im Jahr
2003 erstmals Stress-Tests im Rahmen der quali-
tativ ausgerichteten Aufsicht durchgeführt. Bei
Stress-Tests handelt es sich zwar um ein wichti-
ges internes Aufsichtsinstrument, doch dürfen
gleichwohl dessen Ergebnisse nicht überinter-
pretiert werden. Stress-Tests sind als Frühwarn-
system konzipiert, das eine krisenhafte Kapital-
marktveränderung und dessen Auswirkung auf
die nächste Bilanz des Versicherungsunterneh-
mens simuliert. Dabei werden extrem harte
Szenarien unterstellt, deren Eintrittswahr-
scheinlichkeit sehr unwahrscheinlich ist. Das
Nichtbestehen des Stress-Tests lässt schon aus
diesem Grund in keiner Weise den Schluss zu,
dass ein Versicherungsunternehmen nicht mehr
in der Lage sein wird, seinen Verpflichtungen
nachzukommen. Zudem bleiben im Modell
aufgrund einer einheitlichen, einfachen Hand-
habung diverse Einflussmöglichkeiten unbe-
rücksichtigt, wie zum Beispiel Absicherungs-
strategien oder Bewertungsreserven in anderen
Kapitalanlagen. Im Rahmen des internen Dia-
logs mit der BaFin über die Stress-Test-Ergeb-
nisse werden diese Punkte aber sehr wohl
berücksichtigt. Das Ziel von Stress-Tests ist es, als
Frühwarnsystem Versicherungsunternehmen
rechtzeitig auf eine gesunkene Risikotragfähig-
keit aufmerksam zu machen. Den Unternehmen
soll damit ausreichend Zeit gewährt werden,
Maßnahmen zur Stärkung der Risikotragfähig-
keit vorzunehmen, um auch gegen etwaige kri-
senhafte Kapitalmarktveränderungen gewapp-
net zu sein.
39
Der von der Bundesregierung im Au-
gust verabschiedete Entwurf eines
Investment-Modernisierungsgesetzes
stellt einen wichtigen Schritt zur För-
derung des deutschen Finanzmarktes
dar. Ausdrücklich zu begrüßen ist unter anderem
die vorgesehene aufsichtsrechtliche Veranke-
rung von Hedge-Fonds, einer Asset-Klasse, die
auch für Versicherungsunternehmen an Bedeu-
tung gewinnt. Die Änderung der investment-
rechtlichen Regelungen wird auch zu einer
Modifizierung der am 1. Januar 2002 in Kraft ge-
tretenen Anlageverordnung führen, da dort die
aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen für
die Anlage von Versicherungsunternehmen in
Investmentfonds geregelt sind. Aus Sicht der
Versicherungswirtschaft ist es daher wichtig,
dass das bisherige Regelungswerk an die modifi-
zierten investmentrechtlichen Regelungen an-
gepasst und den Versicherungsunternehmen
ein angemessener Anlagespielraum eröffnet
wird. In diesem Zusammenhang muss auch
für Anlagen in Hedge-Fonds ein verlässlicher
aufsichtsrechtlicher Rahmen in der Anlage-
verordnung geschaffen werden. Dabei dürfen
einerseits die Anlagemöglichkeiten nicht unan-
gemessen eingeschränkt werden, andererseits
muss aber auch dem Risikogehalt dieser Asset
Klasse angemessen Rechnung getragen werden.
Hedge-Fonds nach dem Investmentgesetz soll-
ten dabei ein wichtiges, aber nicht das einzige
Instrument sein, über das Hedge-Fonds-Invest-
ments getätigt werden können.
Anfang 2003 ist die EU-Richtlinie über
die zusätzliche Beaufsichtigung von Fi-
nanzkonglomeraten in Kraft getreten.
Als Finanzkonglomerate definiert die
EU-Richtlinie eine Gruppe von Unter-
nehmen, die hauptsächlich Finanzdienstleistun-
gen in verschiedenen Sektoren (Versicherungen,
Banken, Wertpapierfirmen) anbieten. Es ist aus-
drücklich zu begrüßen, dass die Richtlinie zwar
einen branchenübergreifenden Ansatz zur Be-
aufsichtigung von Finanzkonglomeraten ent-
hält, hierbei jedoch die individuellen Besonder-
heiten der verschiedenen Branchen berücksich-
tigt werden, indem die sektoralen Aufsichtssys-
teme unangetastet bleiben. Problematisch ist
allerdings, dass die Richtlinie hinsichtlich der
Bestimmung von Finanzkonglomeraten und be-
züglich der Regelungen über die erforderliche
Eigenmittelausstattung zahlreiche Zweifelsfra-
gen aufwirft. Dies öffnet dem nationalen Ge-
setzgeber und den nationalen Aufsichtsbehör-
den einen weiten Spielraum.
Aus Sicht der deutschen Versicherungswirt-
schaft muss daher sichergestellt werden, dass es
bei der derzeit erfolgenden Umsetzung der
Richtlinie in nationales Recht und der künftigen
Aufsichtspraxis nicht zu Wettbewerbsnachtei-
len deutscher Unternehmen kommt. Eine unan-
gemessene zusätzliche Eigenmittelbelastung
deutscher Unternehmen ist unbedingt zu ver-
meiden. Aber auch der Kreis der in die zusätz-
liche Aufsicht einbezogenen Unternehmen darf
im Hinblick auf die Stabilisierung der Finanz-
märkte nicht zu weit gezogen werden. Die Versi-
cherungswirtschaft begrüßt dabei ausdrücklich,
dass bereits frühzeitig ein enger Dialog zwischen
Investment-
modernisierungsgesetz
stärkt deutschen
Finanzmarkt
Beaufsichtigung von
Finanzkonglomeraten
– noch Fragen bei
Eigenmittelausstattung
40 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Aufsicht, Bundesfinanzministerium sowie Versi-
cherungs- und Kreditwirtschaft zur Umsetzung
der Richtlinie in Gang gesetzt worden ist.
Das Interesse von internationalen Orga-
nisationen wie dem Financial Stability
Forum, der IAIS und der EG-Kommission
an der Rolle der Rückversicherung auf
den Finanzmärkten ist ungebrochen.
Zahlreiche Maßnahmen zur Beaufsichtigung
von Rückversicherungsunternehmen sind initi-
iert worden. Während die Arbeit der EG-Kom-
mission von dem Gedanken der Schaffung eines
einheitlichen Binnenmarktes für Rückversiche-
rungsunternehmen geprägt ist, haben die Arbei-
ten der Versicherungsaufseher den präventiven
Schutz von Erstversicherern und deren Kunden
sowie die Stabilität der Finanzmärkte zum Ziel.
Der aktuelle Entwurf eines EG-Richtlinienvor-
schlags über die Rückversicherung sieht eine un-
angemessen hohe Solvabilitätsmarge vor, die in
keiner Weise begründet ist und die möglichen
negativen Auswirkungen auf die Wettbewerbs-
situation der in Europa ansässigen Rückversiche-
rungsunternehmen, darunter fünf der weltwei-
ten „TOP Ten“ in Deutschland, unberücksichtigt
lässt. Solche Vorschläge sind für die betroffenen
Rückversicherer nicht annehmbar.
In den IAIS-Grundsätzen und Standards zur
Rückversicherung und bei der Einrichtung einer
Rückversicherungsdatenbank sind übermäßige
Berichts- und Offenlegungspflichten zu vermei-
den. Der GDV erwartet von allen beteiligten
Institutionen, dass sie dem wirtschaftlichen
Umfeld, dem sich global agierende Rückversi-
cherungsunternehmen stellen müssen, ausrei-
chend Rechnung tragen.
Liberalisierung der Versicherungsmärkte/
Wettbewerbspolitik
Für die Auslandstätigkeit von Erst- und Rückver-
sicherern sind markttaugliche rechtliche Rah-
menbedingungen für einen fairen Wettbewerb
unabdingbar. Freier Marktzugang über Nieder-
lassungen im Ausland unter inländeräquivalen-
ten Bedingungen muss in jedem Staat erlaubt
sein. Daneben sind insbesondere international
ausgerichtete Rück- und Transportversicherer
auf direkte grenzüberschreitende (cross border)
Aktivitäten angewiesen. Die in zahlreichen Staa-
ten noch bestehenden Regelungen, die einen
Marktzutritt von ausländischen Versicherern
verhindern oder übermäßig erschweren, müs-
sen aufgehoben werden.
Der GDV begrüßt daher sehr, dass die zuständi-
gen nationalen Ministerien der EU-Mitglieds-
staaten sowie die EU-Kommission als Verhand-
lungsführer in Handelsfragen die Vorschläge der
Versicherer für den Abbau von Tätigkeitshinder-
nissen im Ausland bei den laufenden WTO-Ver-
handlungen einbringen.
Da die 5. WTO-Ministerkonferenz Mitte Septem-
ber 2003 nicht die erwarteten Kompromisse
gebracht hat und insbesondere an der Öffnung
der US- und EU-Agrarmärkte für Entwicklungs-
länder gescheitert ist, sind die Liberalisierungs-
verhandlungen im Dienstleistungssektor weiter-
hin blockiert. Der GDV erwartet, dass die WTO-
Staaten ungeachtet des Scheiterns des Minister-
treffens alles unternehmen, um eine erfolgrei-
che Fortsetzung der Liberalisierungsverhandlun-
gen im Versicherungssektor zu ermöglichen.
Hohe
Solvabilitätsmarge
für Rückversicherer
nicht annehmbar
41
Für den Abbau bestehender aufsichtsrechtlicher
Barrieren ist insbesondere die Intensivierung des
Dialogs der für die Handelsliberalisierung ver-
antwortlichen Regierungsstellen mit den für die
Versicherungsaufsicht zuständigen Behörden
und Ministerien erforderlich. Für eine langfris-
tige Annäherung der verschiedenen internatio-
nalen Aufsichtssysteme können die Standards
IAIS als Grundlage dienen.
Am 16. April 2003 sind in Athen die
Verträge über den Beitritt der mittel-
europäischen Länder Polen, Tsche-
chien, Slowakien, Ungarn, Estland,
Lettland, Litauen und Slowenien sowie
von Malta und Zypern zur Europäi-
schen Union unterzeichnet worden. Der Beitritt
dieser Länder ist für den 1. Mai 2004 geplant.
Dann gehören diese Länder uneingeschränkt
zum Binnenmarkt der Versicherungen, mit allen
entsprechenden Rechten und Pflichten. Anders
als in manchen anderen Wirtschaftsfeldern sind
für den Versicherungsbereich keinerlei Über-
gangsregelungen vereinbart worden. Der Aquis
Communautaire gilt damit unmittelbar nach
dem Beitritt. Damit gewinnen die Versiche-
rungsunternehmen aus den „alten“ EU-Ländern
einen leichteren Zutritt zu den Versicherungs-
märkten dieser Länder. Umgekehrt können die
Unternehmen von dort im Rahmen der Dienst-
leistungsfreiheit aber auch in den bisherigen
Mitgliedsstaaten tätig werden.
Der GDV hat seit Beginn der Transformations-
prozesse in den Beitrittsländern den Prozess der
Entwicklung der rechtlichen und organisatori-
schen Strukturen moderner marktwirtschaftli-
cher Versicherungsmärkte durch Ausbildungs-
und Beratungshilfen sowie durch eine enge und
vertrauensvolle Kooperation mit den Partnern,
insbesondere mit den Versicherungsverbänden,
begleitet. Die deutschen Erst- und Rückversiche-
rungsunternehmen haben eine führende Po-
sition unter den dort tätigen ausländischen
Unternehmen.
Der Anpassungsprozess der Versicherungs-
märkte in den Beitrittsländern ist mit der Unter-
zeichnung der Beitrittsverträge aber noch lange
nicht zum Abschluss gekommen. Der GDV führt
daher seine Zusammenarbeit mit den Partner-
verbänden in diesen Ländern mit dem Ziel einer
weiteren Heranführung an die Standards im EU-
Binnenmarkt fort. Hier ist das Interesse sowohl
der Kollegen in Mittel- und Osteuropa als auch
bei den an den dortigen Märkten interessierten
Mitgliedsunternehmen des GDV weiterhin groß.
Finanziell gefördert werden diese Beratungen
insbesondere durch Mittel der Bundesregierung,
aber auch der Europäischen Kommission.
Die Marktöffnung und die Verbesserung der
rechtlichen und organisatorischen Rahmenbe-
dingungen in Russland und der Ukraine macht
Fortschritte. Außerdem verhandeln beide Länder
über den Beitritt zur WTO. Daher sind in den
nächsten Jahren weitere Liberalisierungsschritte
zu erwarten. In Abstimmung mit der Bundes-
regierung und der EU-Kommission engagiert
sich der GDV in diesen Ländern weiterhin für
eine Verbesserung der rechtlichen und organisa-
torischen Rahmenbedingungen, die Qualifizie-
rung der Versicherungsmitarbeiter und insbe-
sondere für die konsequente Öffnung der Versi-
cherungsmärkte für ausländische Investoren
und für die Freiheit der internationalen Rück-
versicherung.
Ab 1. Mai 2004
Binnenmarkt der
Versicherungen
mit zehn neuen
Mitgliedern
42 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
In China ist 2003 der Startschuss für ein von der
Europäischen Union finanziertes groß angeleg-
tes Beratungsprojekt zur Weiterentwicklung des
Finanzdienstleistungsmarktes gefallen, in des-
sen Rahmen der GDV für Beratungs- und Ausbil-
dungsmaßnahmen im Versicherungsbereich zu-
ständig ist. Das Projekt zielt darauf ab, in Zusam-
menarbeit mit den am Markt interessierten
deutschen Versicherern die rechtlichen und or-
ganisatorischen Rahmenbedingungen für die
weitere Entwicklung des dortigen Versiche-
rungsmarktes zu verbessern und bei der Organi-
sation von Ausbildungsmaßnahmen für die sich
rasch entwickelnde chinesische Versicherungs-
wirtschaft behilflich zu sein. Auch die Kontakte
mit anderen, sich langsam liberalisierenden
Märkten in Asien, wie die Japans, Koreas und In-
diens, intensivieren sich. Im Mittelpunkt stehen
hier Fragen der Deregulierung.
Die EU-Kommission hat auf Grundlage
der Ergebnisse der von ihr eingesetzten
Expertenkommission einen Aktionsplan
zur Modernisierung des Europäischen
Gesellschaftsrechts und zur Verbesse-
rung der Corporate Governance vorgelegt. In
dem Aktionsplan, der derzeit unter Berücksichti-
gung eingegangener Stellungnahmen noch
überarbeitet wird, legt die Kommission die Maß-
nahmen und Prioritäten im Bereich des Gesell-
schaftsrechts und der Corporate Governance
fest.
Die Versicherungswirtschaft begrüßt die Akti-
vitäten der EU-Kommission, das europäische Ge-
sellschaftsrecht systematisch zu überarbeiten,
ohne dabei die Unternehmen in ihrer Flexibilität
einzuschränken. Grenzüberschreitende Aspekte
im Gesellschaftsrecht sind vorrangig zu regeln,
alle die Unternehmen einengenden Maßnah-
men sind abzulehnen. Dies gilt auch für eine
Offenlegungspflicht institutioneller Anleger hin-
sichtlich ihrer Anlagestrategie und ihrer Stimm-
rechtsausübung. Solche Sonderregelungen sind
auf Grund des Gebots der Gleichbehandlung
aller Aktionäre problematisch.
Wenig sinnvoll erscheint auch die Absicht, so ge-
nannte Unternehmenspyramiden sanktionieren
zu wollen, indem man Holdinggesellschaften,
die lediglich Beteiligungen an Tochter- und Enkel-
gesellschaften halten, die Börsenzulassung ent-
zieht. Unternehmenspyramiden sind im Bereich
der Versicherungswirtschaft allein schon Folge
des im Aufsichtsrecht verankerten Spartentren-
nungsgrundsatzes. Der Entzug der Börsenzulas-
sung hätte allenfalls eine Abwanderung der
Holdinggesellschaften an Börsen außerhalb der
EU und damit eine massive Schädigung europäi-
scher Finanzplätze zur Folge.
Am 8. Oktober 2004 wird die Verord-
nung über das Statut der Europäischen
Aktiengesellschaft (SE) in Kraft treten.
An den notwendigen, die Verordnung
ergänzenden nationalen Regelungen
wird derzeit gearbeitet. Somit haben Aktienge-
sellschaften in Europa in Kürze die Möglichkeit,
eine Rechtsform zu wählen, die durch Fusion von
Aktiengesellschaften aus verschiedenen Mit-
gliedsstaaten, durch Gründung einer Holding-
SE, Gründung von Tochter-SE oder durch Um-
wandlung nationaler Aktiengesellschaften zu-
stande gekommen ist.
Versicherungs-
wirtschaft begrüßt
EU-Aktionsplan zum
Gesellschaftsrecht
Für Europäische
Gegenseitigkeits-
gesellschaft wird
die Zeit knapp
43
Das Statut sollte, so die ursprüngliche Intention,
Pilotcharakter für weitere europäische Rechts-
formen haben, deren Rechtsgrundlagen vom
Ministerrat lange Zeit mit Hinweis auf die un-
gelösten Probleme bei der SE nicht weiter bear-
beitet wurden. Für die europäische Genossen-
schaft zeichnet sich immerhin ab, dass diese
Blockade mittlerweile gelöst ist. Hier werden die
Arbeiten fortgesetzt. Umso bedauerlicher ist es,
dass das ebenfalls seit Ende der 80er Jahre in der
Diskussion befindliche Statut für eine europäi-
sche Gegenseitigkeitsgesellschaft (ME), durch
das auch den Versicherungsvereinen auf Gegen-
seitigkeit eine europäische Rechtsform zur Ver-
fügung gestellt würde, nach wie vor von der
Kommission nicht wieder aufgegriffen wurde.
Die Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit
stehen in scharfem Wettbewerb zu den Versi-
cherungs-Aktiengesellschaften. Sie sind darauf
angewiesen, auch in gesellschaftsrechtlicher
Hinsicht vergleichbare Möglichkeiten auf euro-
päischer Ebene zu haben. Jedes weitere Zuwar-
ten gefährdet das Ziel, auch den Versicherungs-
vereinen auf Gegenseitigkeit möglichst zum
Zeitpunkt des Inkrafttretens des SE-Statuts eine
gleichwertige, rechtsformspezifische europäi-
sche Regelung zur Verfügung zu stellen. EU-
Kommission, Ministerrat, Europäisches Parla-
ment und die nationalen Regierungen sind
daher aufgerufen, die Arbeiten unverzüglich
wieder aufzunehmen und zu einem schnellen
Abschluss zu bringen.
Seit Jahren ist man auf europäischer
Ebene bemüht, eine 13. gesellschafts-
rechtliche Richtlinie über Übernahme-
angebote zu schaffen. Nachdem ein er-
ster Vorschlag 2001 im Europäischen Parlament
gescheitert war, kann sich jetzt der Europäische
Ministerrat nicht auf einen gemeinsamen Vor-
schlag einigen. So behindern in verschiedenen
EU-Mitgliedsstaaten Sonderregelungen wie
Mehrfachstimmrechte, Goldene Aktien oder
Stimmrechtsbeschränkungen eine Übernahme.
Eine Einigung auf der Grundlage des Grund-
satzes „one share one vote“ ist daher dringend
geboten, damit beispielsweise nicht ein deut-
sches Unternehmen, dem entsprechende Ab-
wehrmöglichkeiten fehlen, nicht zur leichten
Beute eines anderen werden kann, das sich
seinerseits gegen eine Übernahme zur Wehr
setzen kann.
Der derzeit diskutierte Vorschlag, den Unterneh-
men selbst die Einstufung zu überlassen, ob sie
kapitalmarktorientiert sind oder sich im Falle ei-
nes Übernahmeangebots solcher Abwehrmittel
bedienen wollen, kann ein erster Schritt in die
richtige Richtung sein. Auf Dauer bedarf es aber
einer einheitlichen Regelung auf europäischer
Ebene. Zudem dürfen Abwehrmöglichkeiten
gegenüber außereuropäischen Unternehmen,
die selbst über Abwehrmöglichkeiten verfügen,
nicht eingeschränkt werden.
Mit der Verordnung 1/2003 wurde das
Kartellverfahrensrecht auf europäischer
Ebene zum 1. Mai 2004 geändert. Da-
nach müssen Vereinbarungen, die zwar unter
das Kartellverbot fallen, zugleich aber für den
Verbraucher nützlich sind, künftig nicht mehr
bei der Europäischen Kommission angemeldet
Übernahmerichtlinie
nach dem Grundsatz
„one share one vote“
7. GWB-Novelle muss
neu justiert werden
44 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
und freigestellt werden. Vielmehr sollen die be-
teiligten Unternehmen selbst überprüfen, ob die
Freistellungsvoraussetzungen des Art. 81 Abs. 3
EG-Vertrag vorliegen. Zugleich erhalten auch die
nationalen Kartellbehörden und Gerichte das
Recht, den Art. 81 EG-Vertrag vollständig anzu-
wenden.
Die Verordnung hat zur Folge, dass auch das
nationale Kartellrecht zumindest in Teilberei-
chen neu justiert werden muss. Dabei sollte das
materielle deutsche Kartellrecht vollständig an
das europäische Kartellrecht angepasst werden.
Es macht keinen Sinn, wenn durch die jetzt von
der Bundesregierung angestrebte 7. GWB-No-
velle rein national zu beurteilende Fälle anders,
das heißt strenger zu behandeln wären, als dies
im europäischem Recht vorgesehen ist. Gerade
im Hinblick auf das Mitversicherungsgeschäft ist
auf einen Gleichlauf des europäischen und des
nationalen Kartellrechts zu achten, so dass auch
nach nationalem Recht Mitversicherungen von
Einzelrisiken weiterhin nicht dem Kartellverbot
unterfallen. §29 Abs. 2 GWB sollte daher bei-
behalten werden. Hinsichtlich des Kartellverfah-
rensrechts gehört die Anmeldepflicht wie im
europäischen Recht dagegen abgeschafft. Je-
doch müssen Unternehmen die Möglichkeit er-
halten, vom Bundeskartellamt eine Auskunft zu
bekommen, deren Wirkung zumindest in einer
Selbstbindung des Bundeskartellamtes besteht.
Derzeit zeichnet sich ab, dass die Akti-
vitäten der EU-Kommission auf eine
Harmonisierung des europäischen
Schuldvertragsrechts hinauslaufen, auch
wenn etwa das Europäische Parlament
von einem solch ehrgeizigen Vorhaben
abgeraten hatte. Die deutsche Versicherungs-
wirtschaft erkennt dabei durchaus die immen-
sen Schwierigkeiten, die eine Harmonisierung
des europäischen Schuldvertragsrechts zu über-
winden hätte. Hier geht es an den Kernbereich
identitätsstiftender, nationaler Gesetzgebungs-
werke, die mit einer Harmonisierung des euro-
päischen Vertragsrechts, zumindest in Teilen,
obsolet würden.
Dies darf jedoch nicht den Blick für die großen
Chancen verstellen, die ein solches Vorhaben
birgt: Statt vieler unterschiedlicher nationaler
Schuldrechte würde erstmalig im Bereich des
Schuldvertragsrechts ein einheitlicher europäi-
scher Rechtsraum entstehen, der gewährleistet,
dass Schuldverträge und damit auch Versiche-
rungsverträge überall nach den gleichen Rechts-
regeln zu beurteilen sind. Produkte, die wie Ver-
sicherungsverträge im Wesentlichen aus Rechts-
konstruktionen bestehen, wären dann erstmalig
ohne wesentliche Adaptionen in allen Mitglieds-
staaten in gleicher Form anbietbar. Eine zum
gegenwärtigen Zeitpunkt nahezu unvorstell-
bare Möglichkeit. Schwierige kollisionsrechtliche
Fragen, die Notwendigkeit, sich in einer Vielzahl
von Vertragsrechten auszukennen, würden
schlagartig entfallen.
Damit eine solche Vision Wahrheit werden kann,
darf das Projekt jedoch in der entscheidenden
Phase, die jetzt erreicht ist, nicht aufs falsche
Gleis gesetzt werden. Es ist der Wirtschaft allge-
Chance für
Harmonisierung des
europäischen
Schuldvertragsrecht
muss genutzt werden
45
mein und der deutschen Versicherungswirt-
schaft im Besonderen nicht damit gedient,
wenn bei den Arbeiten der EU lediglich ein
zusätzliches Schuldvertragsrecht herauskommt,
dass die Parteien anstelle eines an sich anwend-
baren nationalen Rechts wählen können. Damit
würde die derzeit bestehende babylonische Ge-
setzesverwirrung im Raum der EU nicht besei-
tigt, sondern noch verschlimmert.
Für die Versicherungswirtschaft ist es von ent-
scheidender Bedeutung, dass nicht eine Ent-
kopplung der Harmonisierung des allgemeinen
Schuldvertragsrechts und der Harmonisierung
des Versicherungsvertragsrechts stattfindet.
Sollte es dazu kommen, dass das Schuldver-
tragsrecht zwar harmonisiert wird, nicht aber
gleichzeitig das Versicherungsvertragsrecht,
wäre mit ganz erheblichen Verwerfungen zu
rechnen. Denn das Versicherungsvertragsrecht
ist als ein Teil des besonderen Schuldrechts im
hohen Maße auf eine Ergänzung durch die allge-
meinen Regeln des Schuldrechts angewiesen.
Diese Symbiose darf nicht dadurch gestört wer-
den, dass womöglich der eine Teil ohne den
anderen harmonisiert wird.
Bei der Harmonisierung des europäi-
schen Schuldvertragsrechts steht auch
die inhaltliche Ausgestaltung des Kol-
lisionsrechts, also der Normen zur
Klärung der Rechtslage bei grenzüberschreiten-
den Streitigkeiten, zumindest in Teilen zur Dis-
kussion. Hier stellt sich für die Assekuranz die
entscheidende Frage, auf die auch die Kommis-
sion in ihrem Grünbuch ausdrücklich hingewie-
sen hat, ob es für Versicherungsverträge beim
überkommenen Kollisionsrecht der Zweiten
Richtliniengeneration bleiben soll, oder ob Ver-
sicherungsverträge in das allgemeine Kollisions-
rechtssystem des Europäischen Schuldvertrags-
rechts-Übereinkommens mit einbezogen wer-
den können. Es liegt auf der Hand, dass für die
Versicherungswirtschaft nur die zweite Option
sinnvoll ist.
Das zurzeit geltende Versicherungsvertrags-Kol-
lisionsrecht ist kompliziert, weicht über weite
Strecken von den allgemeinen Regeln ab und ist
selbst Experten oft wenig geläufig. Darüber hin-
aus gibt es im Bereich der Versicherungsverträge
keine grundsätzlichen Besonderheiten gegen-
über den übrigen Schuldverträgen. Dies zeigt
sich bereits daran, dass der deutsche Gesetz-
geber für den nicht Richtlinien gebundenen
Bereich der Rückversicherung oder der Versi-
cherungsverträge mit Risikobelegenheit außer-
halb der EU ohnehin das Kollisionsrechtssystem
des Europäischen Schuldvertragsrechts-Über-
einkommens anwendet. Probleme sind hierbei
nicht bekannt geworden.
Eine Einbeziehung der Versicherungsverträge in
das allgemeine System hat den Vorteil, dass die
Dualität der Kollisionsrechtsregeln zwischen Fäl-
len mit Risikobelegenheit innerhalb der EU und
außerhalb der EU bzw. bei Rückversicherungs-
verträgen entfällt, dass das allgemeine System
deutlich einfacher ist und dass versicherungs-
spezifische Besonderheiten wegen der Flexibi-
lität des allgemeinen System im Rahmen der An-
knüpfung nach dem engsten Sachzusammen-
hang durchaus berücksichtigt werden könnten.
Versicherer
brauchen modernes
Kollisionsrecht
46 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Verbraucherschutz, IT-Sicherheit und
Vertriebsfragen
Im September 2002 hat die EU-Kommission
einen Vorschlag für eine neue Verbraucher-
kreditrichtlinie vorgelegt, der die Verbraucher-
kreditrichtlinie von 1987 grundlegend reformie-
ren und das europäische Verbraucherkreditrecht
erheblich verschärfen soll. Ein für die Versiche-
rungswirtschaft wesentliches Kernelement die-
ses Vorschlags ist die erhebliche Ausweitung des
Geltungsbereichs der Richtlinie. So sollen künftig
auch Immobiliendarlehen erfasst sein, die nicht
ausschließlich dem Erwerb von Grundeigentum
dienen. Die Ausweitung der Richtlinie auf einen
Teilbereich der Immobiliendarlehen wird aller-
dings seitens des GDV und der anderen kredit-
wirtschaftlichen Verbände massiv kritisiert.
Denn hierdurch wird der unter großem Aufwand
eingeführte Europäische Verhaltenskodex für
wohnungswirtschaftliche Kredite, der mittels
einer Selbstverpflichtungserklärung die vorver-
traglichen Informations- und Aufklärungspflich-
ten der Kreditgeber regelt, unterminiert und ins-
besondere bei Mischfinanzierungen (Kredite, die
teilweise dem Erwerb von Grundeigentum und
teilweise Konsumzwecken dienen) eine erheb-
liche Rechtsunsicherheit geschaffen.
Grundlegende Bedenken bestehen aber auch
gegen das Gesamtkonzept des Richtlinienent-
wurfs. So soll in einer zentralen Norm ein neu-
artiges Verbraucherschutzkonzept einer „eigen-
verantwortlichen Kreditvergabe“ eingeführt
werden, das die Verantwortlichkeit für die Kre-
ditaufnahme weitgehend einseitig vom Kredit-
nehmer auf den Kreditgeber verlagern würde.
Besonders problematisch ist zudem, dass die
Vergabe klassischer Lebensversicherungsdarle-
hen durch den Richtlinienentwurf faktisch kaum
noch möglich wäre, da diese Darlehen nur noch
auf der garantierten Versicherungsleistung ba-
sieren könnten, was zu einer erheblichen Ver-
teuerung dieser klassischen Finanzierungsform
führen würde. Der GDV hat sich daher gemein-
sam mit den kreditwirtschaftlichen Verbänden
für grundlegende Änderungen des Richtlinien-
vorschlags ausgesprochen.
Mit dem Grünbuch zum Verbraucherschutz in
der Europäischen Union hatte die EU-Kommis-
sion 2001 erstmals die Argumente für eine Re-
form des EU-Verbraucherschutzrechts beschrie-
ben. Im Mittelpunkt stand die Überwindung von
Hemmnissen für den grenzüberschreitenden
Verkehr von Waren und Dienstleistungen für
den privaten Verbrauch. Die sich hieran an-
schließende Diskussion sowie die im Dezember
2002 von der Kommission vorgelegte verbrau-
cherpolitische Strategie für die Jahre 2002 bis
2006 mündeten im Juni 2003 in einen Vorschlag
der EU-Kommission für eine Richtlinie über un-
lautere Geschäftspraktiken im Binnenmarkt in-
ternen Geschäftsverkehr zwischen Unterneh-
men und Verbrauchern.
Der GDV teilt die in dem Richtlinienvorschlag
zum Ausdruck gebrachte Ansicht der Kommis-
sion, dass ein auf der ganzen Linie funktionie-
render Binnenmarkt für Verbraucher wesentlich
zur Realisierung der Zielsetzungen der EU bei-
tragen könnte. Der Entwurf sieht vor, dass sich
Gewerbetreibende lediglich an die in ihrem
Herkunftsland geltenden Vorschriften zu halten
haben. Andere Mitgliedsstaaten dürfen in dem
47
durch die Richtlinie koordinierten Bereich keine
zusätzlichen Anforderungen an Gewerbetrei-
bende aus anderen EU-Mitgliedsstaaten stellen.
Der GDV begrüßt diesen Ansatz. Diese Regelung
macht den grenzüberschreitenden Vertrieb
auch für kleine und mittlere Unternehmen
wesentlich leichter und damit attraktiver.
Auch die Bundesregierung hat im
Frühjahr 2003 einen Aktionsplan Ver-
braucherschutz vorgestellt. Propagier-
tes Ziel ist die systematische Einbin-
dung verbraucherpolitischer Aspekte
in alle Politikbereiche bei Stärkung der Eigenver-
antwortung. Dieses Vorhaben verdient grund-
sätzlich Unterstützung. Allerdings darf bei Um-
setzung des Plans der Verbraucherschutz nicht
isoliert, sondern immer im Wege eines gerech-
ten und fairen Interessenausgleichs mit anderen
Zielen gesehen werden. Dies gilt insbesondere
für die Kosten, die letztlich der Verbraucher trägt.
Sie müssen für ihn in einem vernünftigen Ver-
hältnis zu seinem Nutzen stehen.
Die Bundesregierung sollte jedoch auf alle im
Aktionsplan vorgesehenen Maßnahmen ver-
zichten, die zu klar erkennbaren Nachteilen bei
der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unterneh-
men führen würden. Dies gilt vor allem dann,
wenn über die angestrebte Harmonisierung auf
EU-Ebene hinaus für Deutschland ergänzende
oder weiter gehende Regelungen beabsichtigt
werden.
Parallel zum Aktionsplan der Bundesregierung
hat das Verbraucherschutzministerium ein Dis-
kussionspapier seines wissenschaftlichen Bei-
rats vorgelegt, worin strategische Grundsätze
und Leitlinien einer neuen Verbraucherschutz-
politik formuliert werden. Dass hier auch von
Verbraucherschutzseite der informierte Ver-
braucher propagiert wird, kann nur begrüßt
werden. Auch die Versicherungswirtschaft fühlt
sich diesem Leitbild verpflichtet. Die Forderung
nach transparenten Verbraucherinformationen
ist seit langem erkannt und wird von der Bran-
che auch umgesetzt. Allerdings findet die Aus-
weitung von Informations- und Publizitäts-
pflichten spätestens dort ihre Grenze, wo die
Vertraulichkeit von Geschäftsinformationen zu
wahren ist.
Die Forderung nach mehr Information
und Transparenz steht auch bei der
Modernisierung des deutschen Daten-
schutzrechts Pate. Auch hier unterstützt
der GDV alle Bemühungen der Bundesregie-
rung, in dieser Richtung aktiv zu werden. Das
deutsche Datenschutzrecht bedarf dringend
einer Vereinfachung und Entschlackung. Bei der
durch europäische Richtlinien notwendig ge-
wordenen Novellierung des Telekommunika-
tions-, des Teledienste- und des Teledienste-
Datenschutzgesetzes hat der Gesetzgeber je-
doch die Chance zur Modernisierung, insbeson-
dere zur Vereinfachung, vertan. Es wird weiter-
hin parallele unterschiedliche Datenschutzrege-
lungen in allen drei Gesetzen geben.
Ein erster Schritt auf dem Weg zu einer Moder-
nisierung des Datenschutzrechts soll nach dem
Willen der Bundesregierung ein Auditgesetz in
Ausführung von §9a Bundesdatenschutzgesetz
„Aktionsplan
Verbraucherschutz“
an EU-Vorgaben
ausrichten
Mehr Information
und Transparenz beim
Datenschutz
48 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
(BDSG) sein. Ziel ist die Verbesserung des Daten-
schutzes und der Datensicherheit. Bei der Audi-
tierung handelt es sich, ähnlich wie beim Um-
weltaudit, um ein auf Freiwilligkeit und damit
auf Selbstregulierung basierendes Angebot. Al-
lerdings erscheint der Nutzen einer Auditierung
von Unternehmen und Unternehmensteilen
sehr gering; er stünde in keinem Verhältnis zu
den Kosten. Bereits heute erfolgt eine Kontrolle
der Datenverarbeitung in den Unternehmen
durch den betrieblichen Datenschutzbeauftrag-
ten, durch die Datenschutzaufsichtsbehörden
und nicht zuletzt durch die Wirtschaftsprüfer.
Im Gegensatz zur Auditierung von Unterneh-
men und Unternehmensteilen könnte sich aller-
dings im Bereich von Soft- und Hardwareproduk-
ten sowie bei Datenverarbeitungs-Dienstleis-
tungsunternehmen anderes ergeben. Für diese
Anbieter wäre eine Auditierung wettbewerbs-
relevant, für die Kunden ergäbe sich mehr Trans-
parenz. Allerdings darf es nicht bei den zu re-
gelnden Verfahrens-, Prüfungs- und Bewer-
tungsfragen zu einer Festschreibung zusätz-
licher datenschutzrechtlicher Anforderungen
kommen. Bei Auswahl und Zulassung der Gut-
achter ist der Aufbau einer kostenträchtigen
Bürokratie unbedingt zu vermeiden.
Im Bereich des elektronischen Ge-
schäftsverkehrs ist mittlerweile auf eu-
ropäischer wie auf nationaler Ebene ein
umfassender Rechtsrahmen geschaffen
worden. Dennoch kann von einem wirtschaftli-
chen Erfolg der neuen Technik noch nicht ge-
sprochen werden. Vor allem hapert es hier am
mangelnden Vertrauen der Nutzer in die Sicher-
heit der modernen Informations- und Kommu-
nikationsdienste. Dem könnten elektronische
Signaturen entgegenwirken, lassen sich doch
hiermit der Urheber einer Erklärung und die In-
tegrität der Daten im elektronischen Rechts- und
Geschäftsverkehr sicher feststellen.
Der rechtliche und technische Rahmen für elek-
tronische Signaturen ist inzwischen geschaffen
worden. Was jetzt noch fehlt, sind entspre-
chende wirtschaftliche Bedingungen. Für die
Verbraucher, für die Unternehmen und für die
Anbieter der Signaturen müsste die Nutzung
finanziell attraktiver sein. Nur dann werden alle
Betroffenen entsprechend investieren.
Um die Verbreitung und Anwendung dieser
Technik zu forcieren, hat die Bundesregierung
der Wirtschaft, den Ländern und Kommunen ein
„Signaturbündnis“ angeboten. Ziel ist die Schaf-
fung einer stabilen Grundlage für die Anwen-
dung elektronischer Signaturen durch eine insti-
tutions- und branchenübergreifende Koopera-
tion. Auch der GDV ist hier beteiligt. So weisen
das Signaturbündnis wie auch andere wichtige
Initiativen im Rahmen von E-Goverment grund-
sätzlich in die richtige Richtung. Allerdings sollte
auch überlegt werden, inwieweit elektronische
Signaturen von öffentlicher Seite in Umlauf ge-
bracht werden können.
Noch kein Durchbruch
beim elektronischen
Geschäftsverkehr
49
Die Informations- und Kommunikati-
onstechnologie und damit der ge-
samte Bereich „IT-Sicherheit“ zählt zu
den existenzbedrohenden Risiken und
ist somit ein zentraler Aspekt des Risiko-
managements in Versicherungsunternehmen.
Der schnelle Wandel von Technologien und das
Entstehen neuer Bedrohungsszenarien erhöhen
dieses Gefährdungspotenzial für die Unter-
nehmen erheblich.
Mit zunehmenden Nutzerzahlen und Zugriffs-
wegen auf die internen Ressourcen eines Versi-
cherungsunternehmens steigen auch Möglich-
keit und Wahrscheinlichkeit von Missbrauchs-
attacken zum Schaden des Unternehmens. Der
Einsatz der Internet-Technologie und die allge-
meine Entwicklung in Richtung e-Business ver-
größert die Angriffsflächen über die betriebliche
IT-Infrastruktur. Dabei sind häufig auch Proto-
kolle und Dienste im Einsatz, die nicht auf
Sicherheit und Abwehr dieser Bedrohungen
ausgelegt sind.
Diese Situation ist für Versicherungen besonders
kritisch, da sie im Bewusstsein der Kunden als
Synonym für Sicherheit und Absicherung ste-
hen. Als Unternehmen, die ein immaterielles
Wirtschaftsgut produzieren, ist der mit einem
erfolgreichen Angriff oder einer missbräuchli-
cher Verwendung einhergehende Vertrauens-
und Imageverlust in der Öffentlichkeit für sie
besonders virulent.
Die deutsche Versicherungswirtschaft hat diese
Problematik erkannt. Neben zahlreichen unter-
nehmensindividuellen Aktivitäten in diesem Be-
reich beschäftigt sich auch eine eigens einge-
richtete Expertengruppe beim GDV umfassend
mit dem Thema IT-Sicherheit in Versicherungs-
unternehmen. Die dort erarbeiteten Sicherheits-
konzepte finden auch auf politischer Ebene An-
erkennung.
Nach Verabschiedung der Richtlinie
über die Versicherungsvermittlung wird
es in Deutschland spätestens ab Januar
2005 erstmals gesetzliche Bestimmun-
gen über die Aufnahme und Ausübung der Tätig-
keit von Versicherungsvermittlern geben. Dann
werden die Vermittler grundsätzlich eine Erlaub-
nis für die Ausübung ihres Gewerbes benötigen
und sind in ein Register einzutragen. Die Ge-
werbeerlaubnis setzt neben dem Abschluss
einer Berufshaftpflichtversicherung auch die
Zuverlässigkeit und die dauerhafte Qualifikation
des Vermittlers voraus. Ist er vertraglich gebun-
den, kann er von der Erlaubnis befreit werden,
sofern der Auftrag gebende Versicherer die
Haftung für das Handeln seines Vermittlers
übernimmt, seine Zuverlässigkeit überprüft und
für eine angemessene Qualifizierung sorgt.
Diese neuen Regelungen sind auch im Sinne der
Versicherungswirtschaft. Das gilt auch für die
Absicht des Gesetzgebers, eine Qualifikation für
hauptberufliche Versicherungsvermittler auf
dem Niveau der Ausbildung zum Versicherungs-
fachmann/-frau (BWV) einzuführen. Diese Aus-
bildungsmöglichkeit hatte die deutsche Versi-
cherungswirtschaft bereits vor elf Jahren in
Ermangelung gesetzlich vorgeschriebener Qua-
lifikationen eingeführt. Seither machen alle Ver-
„IT-Sicherheit“ ist
ein zentraler Aspekt des
Risikomanagements
Ab Januar 2005
Gewerbeerlaubnis für
Vermittler
50 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
sicherer eine Zusammenarbeit mit Versiche-
rungsvertretern vom erfolgreichen Abschluss
dieser Ausbildung abhängig. Bis heute hat das
Berufsbildungswerk der Deutschen Versiche-
rungswirtschaft (BWV) mehr als 100 000 Prü-
fungen abgenommen.
Neben diesem Ausbildungsgang muss der Ge-
setzgeber jedoch auch andere Ausbildungswege
und Qualifikationen anerkennen, die in Verbin-
dung mit einer Zusatzausbildung im Bereich
der Versicherungsvermittlung oder einer mehr-
jährigen Berufserfahrung als gleichwertig anzu-
sehen sind. Nur so können traditionelle Ver-
triebswege, wie zum Beispiel Kreditinstitute,
Kraftfahrzeughandel und nebenberufliche Ver-
sicherungsvertreter angemessen berücksichtigt
werden. Hierfür lässt die Richtlinie den Gesetz-
gebern genügend Spielräume, so dass klassische
Vertriebswege den Anforderungen der Richtlinie
nicht zum Opfer fallen brauchen.
Obwohl der europäische Gesetzgeber
mit der Richtlinie über Versicherungs-
vermittlung von dem Leitbild des selbst-
ständigen Versicherungsvermittlers aus-
geht, halten die Diskussionen zur Frage
der wirtschaftlichen Abhängigkeit an. Dabei
geht es im Kern um die Erweiterung von Schutz-
rechten und um die Einführung einer neuen
Kategorie von Arbeitskräften jenseits der her-
kömmlichen Begrifflichkeiten von Beschäfti-
gung und Selbstständigkeit. Hiervon wären
auch Einfirmen-Versicherungsvertreter betrof-
fen, die wegen ihrer Bindung an nur einen Auf-
traggeber als wirtschaftlich abhängig anzu-
sehen sind.
Die deutsche Versicherungswirtschaft erteilt
allen derzeit laufenden oder künftig geplanten
Bestrebungen auf europäischer Ebene in dieser
Richtung eine klare Absage. Einem solchen Vor-
haben stehen erhebliche Hindernisse entgegen.
Schon die diskutierte Option einer Erweiterung
der Schutzrechte wirtschaftlich Abhängiger
führt in den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten mit
ihren unterschiedlichen sozialen Sicherungssys-
temen zwangsläufig zu den unterschiedlichsten
Rechtsfolgen. Die Angleichung der sozialen Si-
cherungssysteme müsste zwingend einer Erwei-
terung von Schutzrechten auch im Sinne der
grenzüberschreitenden Wettbewerbsfähigkeit
vorausgehen.
Vor dem Hintergrund angespannter EU-Arbeits-
märkte mit rückläufigen Beschäftigungsquoten
sind die europäischen Volkswirtschaften mehr
denn je auf Bürger angewiesen, die das Risiko
der Selbstständigkeit eingehen. Gerade diese
Personen können den Arbeitsmarkt auf Dauer
wirkungsvoll entlasten und bieten darüber hin-
aus die Chance, selber Arbeitgeber zu werden. Es
wäre volkswirtschaftlich kontraproduktiv, An-
reize für die Gründung selbstständiger Existen-
zen unter anderem durch Erweiterung von ver-
meintlichen Schutzrechten zu verringern. Auch
mit Blick auf die derzeit vom Bundesministe-
rium für Wirtschaft und Arbeit forcierten
Anstrengungen zur Schaffung selbstständiger
Existenzen erscheinen derartige Bestrebungen
wenig hilfreich. Die Bundesregierung sollte da-
her derartigen Tendenzen auf europäischer Ebene
frühzeitig entgegentreten. Der europäische Ge-
setzgeber sollte zur der Einsicht gelangen, dass
sich der in Rede stehende Personenkreis bewusst
für die Selbstständigkeit und gegen eine abhän-
gige Beschäftigung entschieden hat.
Keine Erweiterung
von Schutzrechten
zulasten der
Selbstständigkeit
51
52 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Geschäftsverlauf, Leistung und
Umfeld der Versicherungswirtschaft
Während sich die weltwirtschaftliche Groß-
wetterlage langsam aufhellt, verharrt die deut-
sche Volkswirtschaft auch im Jahr 2003 weiter in
Stagnation. Ob Auftragseingang, Produktion
oder Beschäftigung – die aktuellen Eckdaten zu
den Konjunkturaussichten lassen noch keine
Wende zum Besseren erkennen. Allenfalls bricht
sich im Vorgriff auf 2004 langsam ein moderater
Optimismus Bahn, dass sich auch unsere Wirt-
schaft allmählich aus ihrer seit Herbst 2000 an-
dauernden Lethargie lösen könnte. Die derzei-
tige Situation lässt jedenfalls für die Nachfrage
nach Versicherungsprodukten noch keine nen-
nenswerten gesamtwirtschaftlichen Impulse
erkennen.
Doch trotz widriger Umstände in ihrem wirt-
schaftlichen Umfeld bleibt die deutsche Versi-
cherungswirtschaft auch im Jahr 2003 auf Kurs:
So rechnen die Mitgliedsunternehmen des Ge-
samtverbands der Deutschen Versicherungswirt-
schaft (GDV) – sie repräsentieren ein Marktvolu-
men von mehr als 97 Prozent – mit einem Bei-
tragswachstum von 3,9 (Vorjahr: 4,4) Prozent
auf knapp 147 (Vorjahr: 141,3) Milliarden Euro.
Maßgeblich für das robuste Wachstum ist ein-
mal mehr die Entwicklung in der privaten Kran-
kenversicherung, die mit einem erwarteten Plus
von 7 (2002: 6,3) Prozent für einen zusätzlichen
Umsatzschub sorgt. Daneben leisten auch die
Sachversicherer mit einem beachtlichen Zu-
wachs von voraussichtlich 4,5 (2002: 5,9) Prozent
abermals ihren Beitrag zur erfreulichen Umsatz-
entwicklung. Die Lebensversicherung hat dage-
gen mit einem Wachstum von 3,5 (2002: 4,3)
leicht an Boden verloren. Das Gleiche gilt für die
Kraftfahrtversicherung, deren Beitragsplus mit
2,6 (2002: 2,9) Prozent auch etwas bescheidener
53
ausfallen dürfte. Den gesamten Einnahmen
über alle Zweige und Sparten in Höhe von fast
147 Milliarden Euro stehen voraussichtlich Leis-
tungen bzw. Aufwendungen für Schadenfälle
von gut 143 (Vorjahr: 144,8) Milliarden Euro ge-
genüber; das wären 1,2 (2002: minus 3,0) Pro-
zent weniger als im Jahr zuvor.
Der Geschäftsverlauf in der Lebensversicherung
unterliegt immer wieder dem Einfluss von Son-
derfaktoren, die von der Steuer- und Sozialge-
setzgebung ausgehen können, aber auch von
Entwicklungen an den Kapitalmärkten. Zwar
ist angesichts der Probleme der gesetzlichen
Rentenversicherung der Bedarf an mehr eigen-
verantwortlicher Altersvorsorge unverkennbar.
Allerdings ist es bisher noch nicht zu einem
echten Stimmungsumschwung zugunsten der
ersetzenden kapitalgedeckten Altersvorsorge
gekommen. Die Abdeckung des an sich durch-
aus erkannten Vorsorgebedarfs stößt zudem an-
gesichts mäßiger Einkommenszuwächse, weiter
steigender Arbeitslosigkeit und einer hohen
Steuer- und Abgabenbelastung auch an finan-
zielle Schranken.
Für das Geschäftsjahr 2003 lassen sich die
Trends in der Lebensversicherung wie folgt zu-
sammenfassen:
■ Bei den Beiträgen aus dem Neugeschäft ist
ein deutlicher Zuwachs zu erwarten, wobei
die Einmalbeiträge mit 9,7 Prozent auf 8,1
Milliarden Euro stärker steigen dürften als die
laufenden Beiträge (plus 3,2 Prozent auf 7,3
Milliarden Euro).
■ Laut Hochrechnung werden über das Jahr
rund 8,0 Millionen Lebensversicherungsver-
träge neu abgeschlossen. Damit ist die Zahl
der neu abgeschlossenen Verträge gegenüber
dem Spitzenwert des vergangenen Jahres
rückläufig (minus 22,0 Prozent).
■ Positiv dürften sich die gebuchten Brutto-
Beiträge entwickeln. So werden die Bundes-
bürger voraussichtlich Beiträge in Höhe von
67,3 Milliarden Euro aufbringen. Dies wären
3,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
■ Die Leistungsauszahlungen an die Lebensver-
sicherungskunden steigen voraussichtlich um
14,4 Prozent auf etwa 64,4 Milliarden Euro.
Zusammen mit den für die Kunden gebilde-
ten Leistungsreserven in Höhe von ca. 11,0
Standpunkte54 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
1980 621 5,09 7,801985 874 5,71 8,901990 1161 5,97 9,471992 1130 5,66 8,801993 1232 6,06 9,301994 1334 6,28 9,861995 1414 6,41 10,121996 1452 6,49 10,201997 1485 6,50 10,241998 1513 6,41 10,131999 1593 6,59 10,442000 1628 6,59 10,222001 1710 6,80 10,372002 1783 6,97 10,78
Jahr Versicherungs- Versicherungs- Vorsorge-dichte durchdringung quote
EUR1) in Prozent2) in Prozent3)
Versicherung in der GesamtwirtschaftInländische Versicherungsbeiträge je Einwohner sowie in Relation zumSozialprodukt und Einkommen; ab 1991 einschließlich neue Bundesländer
1) Brutto-Beiträge s.a.G. der Erstversicherer einschl. Pensions- und Sterbekassen in Relation zu den Ein-wohnern, 2) Brutto-Beiträge s.a.G. der Erstversicherer einschl. Pensions- und Sterbekassen in Relationzum BIP (in Prozent), 3) Brutto-Beiträge s.a.G. der Erstversicherer einschl. Pensions- und Sterbekassen inRelation zum verfügbaren Einkommen der Privathaushalte (in Prozent) – Quelle: StatistischesBundesamt, eigene Berechnungen.
Milliarden Euro würden die Gesamtleistun-
gen, definiert als ausgezahlte plus zurück-
gestellte Leistungen, ein Volumen von etwa
75,4 Milliarden Euro erreichen.
In der privaten Krankenversicherung (PKV) sind
die Beitragseinnahmen in den letzten Jahren be-
trächtlich gewachsen. Dazu haben nicht zuletzt
auch steigende Versichertenzahlen beigetragen.
Sowohl in der privaten Krankheitskostenvollver-
sicherung als auch bei der Zusatzversicherung
war ein nennenswerter Bestandszuwachs fest-
zustellen. Die hohe Attraktivität der privaten
Krankenversicherung spiegelt sich darin ebenso
wider wie der Umstand, dass auch im Kranken-
versicherungsbereich ein Mehr an Eigenvorsorge
unerlässlich geworden ist.
Für 2003 rechnen die privaten Krankenversiche-
rer mit Beitragseinnahmen von insgesamt 24,7
Milliarden Euro, davon entfallen auf die Kran-
kenversicherung voraussichtlich 22,8 und auf die
Pflegepflichtversicherung 1,9 Milliarden Euro.
Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Steigerung
von 7,0 Prozent (Krankenversicherung plus 8,1
und Pflegepflichtversicherung minus 4,3 Pro-
zent). Dem stehen auf der Leistungsseite voraus-
sichtlich um 5,8 Prozent gestiegene Auszahlun-
55
Lebensversicherung1)
Private Krankenversicherung2)
Voll- und ZusatzversicherungPrivate Pflegepflichtversicherung
Schaden- und Unfallversicherung3)
Kraftfahrtversicherung5)
Allgemeine HaftpflichtversicherungUnfallversicherungRechtsschutzversicherungSachversicherung
Industrielle SachversicherungGewerbliche SachversicherungLandwirtschaftliche SachversicherungPrivate Sachversicherung
davon Wohngebäudeversicherungdavon Hausratversicherung
TransportversicherungKredit-, Luftfahrt-, Nuklearversicherung4)
GDV insgesamt
67,3 3,5 65,06 4,3 62,3924,7 7,0 23,08 6,3 21,7222,8 8,1 18,88 4,5 19,76
1,9 – 4,3 1,99 1,5 1,9653,1 3,1 51,48 3,6 49,7422,5 2,6 21,97 2,9 21,34
6,3 3,0 6,15 3,8 5,925,7 2,0 5,60 2,2 5,492,8 3,0 2,73 0,7 2,71
13,7 4,5 13,11 5,9 12,384,1 13,8 3,63 18,1 3,072,5 3,0 2,43 2,8 2,360,5 – 1,0 0,51 – 2,0 0,526,6 0,5 6,55 1,9 6,433,7 1,0 3,62 2,5 3,532,4 0,0 2,44 0,9 2,421,9 3,5 1,79 2,7 1,751,8 7,0 1,72 8,9 1,58
146,9 3,9 141,34 4,4 135,39
2003*) 2002 2001
Veränderung VeränderungMrd. EUR in Prozent Mrd. EUR in Prozent Mrd. EUR
Versicherungszweige
Beitragseinnahmen der VersicherungswirtschaftGebuchte Brutto-Beitragseinnahmen deutsches Direktgeschäft
*) Hochrechnung auf Datengrundlage von Meldungen bis Juni 2003, 1) Mitgliedsunternehmen ohne Beiträge aus der Rückstellung für Beitragsrückerstattung, 2) einschl.Nebenleistungen, aber ohne die aus der Rückstellung für erfolgsabhängige Beitragsrückerstattung (RfB) entnommenen Beiträge, 3) ohne Kredit-, Luftfahrt- und Nuklear-, Luft-und Raumfahrzeughaftpflicht- und Vermögensschadenhaftpflichtversicherung, inklusive Schutzbriefversicherung, 4) Kreditversicherung ohne Prüfungsgebühren; direktesund indirektes Geschäft einschl. Vertrauensschadenversicherung, 5) Kfz-Haftpflicht, Vollkasko, Teilkasko, Insassen-Unfall – Quelle: GDV; PKV-Verband.
gen (einschließlich Schadenregulierungskosten)
in Höhe von rund 16,1 Milliarden Euro gegen-
über, wovon 15,6 Milliarden Euro auf die
Kranken- und 0,5 Milliarden Euro auf die Pflege-
pflichtversicherung entfallen dürften. Die Ge-
samtaufwendungen für die Versicherten, also
die Aufwendungen für Versicherungsfälle zu-
züglich der Zuführung zur Alterungsrückstel-
lung sowie zur Rückstellung für Beitragsrück-
erstattung, werden 2003 voraussichtlich 25,5
Milliarden Euro betragen (plus 1,2 Prozent).
In Bereich der Schaden- und Unfallversicherung
konnten seit dem Jahr 2000 wieder positive Bei-
tragszuwächse verbucht werden, nachdem das
Geschäftsvolumen zwischen 1995 und 1999
kontinuierlich geschrumpft war. Nach Bewälti-
gung der außergewöhnlich hohen Elementar-
schadenlast im Vorjahr, als die Branche eines der
schlechtesten Ergebnisse der letzten Jahrzehnte
hinzunehmen hatte, steht 2003 jetzt ganz im
Zeichen der Normalisierung. So erwarten die
Schaden- und Unfallversicherer basierend auf
Standpunkte56 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Lebensversicherung1)
ausgezahlte LeistungenZuwachs Leistungsverpflichtungen
Private Krankenversicherung2)
ausgezahlte LeistungenKrankheitskostenPflegepflichtversicherung
Schaden- und Unfallversicherung3)
KraftfahrtversicherungHaftpflichtversicherungUnfallversicherungRechtsschutzversicherungSachversicherung
Industrielle SachversicherungGewerbliche SachversicherungLandwirtschaftliche SachversicherungPrivate Sachversicherung
davon Verbundene Wohngebäudedavon Verbundene Hausrat
TransportversicherungKredit-, Luftfahrt-, Nuklearversicherung4)
GDV insgesamt
75,4 0,8 74,8 – 8,9 82,164,4 14,4 56,3 7,5 52,311,0 – 40,6 18,5 – 37,8 29,825,5 1,2 25,2 – 2,1 25,716,1 5,8 15,2 5,5 14,415,6 6,0 14,7 5,7 13,9
0,5 2,0 0,5 2,2 0,541,0 – 5,4 43,4 7,8 40,220,0 – 1,6 20,4 1,1 20,2
4,8 2,5 4,6 – 7,9 5,12,4 1,0 2,4 – 2,4 2,52,1 3,5 2,0 3,9 2,0
10,1 – 18,4 12,4 39,9 8,93,5 – 8,1 3,8 21,9 3,11,8 – 20,0 2,3 42,5 1,60,4 – 1,0 0,4 25,4 0,34,4 – 25,0 5,9 51,4 3,92,7 – 35,0 4,2 71,9 2,41,4 – 5,0 1,5 18,9 1,21,5 – 1,0 1,5 – 8,5 1,61,2 – 14,1 1,4 7,5 1,3
143,1 – 1,2 144,8 – 3,0 149,3
2003*) 2002 2001
Veränderung VeränderungMrd. EUR in Prozent Mrd. EUR in Prozent Mrd. EUR
Versicherungszweige
Leistungen der VersicherungswirtschaftVersicherungsleistungen der Erstversicherer im GDV
*) Hochrechnung auf Datengrundlage von Meldungen bis Juni 2003, 1) jährlich erbrachte Leistungen (ausgezahlte bzw. den Leistungsreserven zugeführte Beträge), 2) Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle, Aufwendungen für RfB und Zuführung zur Alterungsrückstellung, 3) deutsches Direktgeschäft; ohne Kredit-, Luftfahrt- und Nuklear-,Luft- und Raumfahrzeughaftpflicht- und Vermögensschadenhaftpflichtversicherung, inklusive Schutzbriefversicherung; Summe aus HUKR und Sach, 4) direktes und in-direktes Geschäft einschließlich Vertrauensschadenversicherung; teilweise geschätzt, einschl. Schadenregulierungskosten – Quelle: GDV; PKV-Verband.
den Ergebnissen des ersten Halbjahres 2003
einen Anstieg der Beitragseinnahmen um die
3 Prozent. Die Schadenaufwendungen haben
sich bereits im ersten Halbjahr gegenüber 2002
deutlich ermäßigt. Hier hat sich sicher auch die
schwache Konjunktur beruhigend auf das allge-
meine Schadengeschehen ausgewirkt. Im zwei-
ten Halbjahr 2003 ist vor dem Hintergrund des
kräftigen Anstiegs der Elementarschadenlast im
Vorjahreszeitraum mit einer weiteren Entlas-
tung auf der Schadenseite zu rechnen. Auf Basis
der vorliegenden Datenlage darf von einem
Rückgang des Schadenaufwands um gut 5 Pro-
zent ausgegangen werden. Dadurch könnte die
combined ratio (Schaden- und Kostenquote
nach Abwicklung) erstmals seit 1998 wieder die
100-Prozent-Marke unterschreiten.
Nach den vorläufigen Hochrechnungen hält die
positive Entwicklung in der Kraftfahrtversiche-
rung im Jahr 2003 an. Erstmals seit 1996 wird
wieder ein versicherungstechnischer Ertrag er-
wartet, der rund 300 Millionen Euro betragen
könnte. Das positive Gesamtergebnis resultiert
allein aus der erfreulichen Ertragssituation in
der Kraftfahrt-Haftpflichtsparte, für die ein ver-
sicherungstechnischer Ertrag von annähernd
500 Millionen Euro erwartet wird. Diese Ent-
wicklung wird von einem anhaltendem Rück-
gang der Schadenanzahl gestützt, die sich im
laufenden Jahr um ca. 3 Prozent mindern dürfte.
In der Kaskoversicherung muss dagegen mit
einem Verlust von über 200 Millionen Euro ge-
rechnet werden. Und dies, obwohl die Schaden-
aufwendungen wegen rückläufiger Unwetter-
ereignisse unter denen des Vorjahres liegen
könnten. Von einem ausgewogenem Ergebnis
kann deshalb in der Autoversicherung noch
nicht gesprochen werden.
Auch für die Sachversicherungen weisen die
Hochrechnungen und unterjährigen Verbands-
statistiken aufgrund der bislang erfreulichen
Schadenentwicklung eine im Vergleich zum Vor-
jahr insgesamt positive Entwicklung aus. Hin-
sichtlich der Beitragseinnahmen ist für die In-
dustriellen Feuersparten bei einem Plus von 20
(2002: 31,1) Prozent auf etwa 2,8 Milliarden Euro
ein abflachendes Beitragswachstum zu kon-
statieren. Für die Technischen Versicherungen
ergibt sich dagegen nur ein geringes Wachstum
von 3 (2002: 0,7) Prozent auf 1,4 Milliarden DM.
In den Allgemeinen Sachsparten ist weiterhin
eine stagnierende und unterdurchschnittliche
Marktentwicklung zu beobachten. Hier wird mit
einer Beitragszunahme von 1,1 (2002: 1,9) Pro-
zent auf etwa 9,6 Milliarden Euro gerechnet.
Insgesamt ergibt die Hochrechnung bei Ausblei-
ben ungewöhnlicher Schadenereignisse im letz-
ten Quartal 2003 eine erhebliche Verbesserung
des Geschäftsergebnisses in der Sachversiche-
rung. Erstmals seit vielen Jahren sind die
Schadenaufwendungen in allen Sach-Teilspar-
ten geringer als die Beitragseinnahmen. Die sich
daraus errechnenden Schadenquoten vor Ab-
wicklung liegen deutlich unter der 100 Prozent-
Marke. Die Schaden-Kostenquote (combined
ratio) nach Abwicklung stellt sich laut Hochrech-
nung im Industriegeschäft auf 100 Prozent, im
übrigen Sachgeschäft auf 101 Prozent (Stand
Mitte September 2003).
Für das Geschäftsjahr 2003 ist in der Allgemei-
nen Haftpflichtversicherung mit einem Wachs-
tum der Beitragseinnahmen in einer Größenord-
nung von etwa 3,0 (2002: 3,8) Prozent auf rund
57
6,3 Milliarden Euro zu rechnen. Dabei ist bereits
berücksichtigt, dass nach den Feststellungen des
unabhängigen Treuhänders ab 1. Juli 2002 und
damit im dritten Jahr hintereinander erneut
keine Beitragsangleichung zulässig ist. Die Auf-
wendungen für Geschäftsjahresschäden dürf-
ten um ca. 2,5 Prozent ansteigen, nachdem sie in
2002 noch um 7,9 (2001: plus 8,2) Prozent zu-
rückgegangen waren. Die Geschäftsjahresscha-
denquote wird mit voraussichtlich rund 75 Pro-
zent im Wesentlichen der Quote von 2002 (75,3
Prozent) entsprechen. Gleiches gilt für die
combined ratio nach Abwicklung, die wie im
Vorjahr ungefähr 96 Prozent betragen dürfte.
Die privaten Unfallversicherer rechnen zum Jah-
resende mit einem leicht rückläufigen Beitrags-
wachstum von etwa 2 (2002: 2,2) Prozent auf
5,7 Milliarden Euro. Der Aufwand für Geschäfts-
jahresschäden wird voraussichtlich nur leicht
um etwa 1 (2002: minus 2,4) Prozent auf 2,4 Mil-
liarden Euro steigen. Sowohl die Geschäfts-
jahresschadenquote als auch die combined ratio
werden voraussichtlich mit 52 bzw. 83 Prozent
stabil bleiben.
In der Rechtsschutzversicherung wird zum Jah-
resende 2003 mit einem Beitragszuwachs von
etwa 3 (2002: 0,7) Prozent auf 2,8 Milliarden
Euro gerechnet. Diese Steigerung ist zum über-
wiegenden Teil auf die nach dem Treuhänder-
bericht 2002 zulässigen Beitragsanpassungen
für fast alle Vertragsarten zurückzuführen. Der
Schadenaufwand dürfte um etwa 3,5 (2002: 3,9)
Prozent auf 2,1 Milliarden Euro steigen. Die
Schadenquote entspricht laut Hochrechnung
vom September 2003 mit 75 Prozent in etwa der
des Vorjahres, die combined ratio dürfte danach
bei 99 Prozent liegen.
Für die Transportversicherung zeichnet sich eine
Beitragszunahme von 3,5 (2002: 2,7) Prozent auf
etwa 1,9 Milliarden Euro ab. Auf der Schaden-
seite erscheint ein kleiner Rückgang beim Scha-
denaufwand von 1 (2002: minus 8,5) Prozent auf
rund 1,5 Milliarden Euro möglich, so dass sich
auch die Geschäftsjahresschadenquote leicht
von 70 auf 67 Prozent verbessern könnte.
Die Ausführungen zum Geschäftsverlauf sowie
die Zahlenangaben im Text und in den Tabellen
beziehen sich auf die Mitgliedsunternehmen
des Gesamtverbands der Deutschen Versiche-
rungswirtschaft und des PKV-Verbands. Sie re-
präsentieren ein Marktvolumen von rund 97 Pro-
zent. Ihr Marktanteil liegt sogar bei über 98 Pro-
zent, wenn die Pensions- und Sterbekassen aus-
geklammert werden, die nicht dem Gesamtver-
band angehören. Die GDV-Statistik enthält im
Übrigen auch das Geschäft der ausländischen
Niederlassungen in Deutschland.
Assekuranz im Rahmen der Gesamtwirtschaft
Als Risikoträger für Unternehmen und Haus-
halte ist die Versicherungswirtschaft mit der
gesamten Volkswirtschaft eng verflochten. Das
gesamtwirtschaftliche Umfeld setzt dement-
sprechend entscheidende Rahmendaten für die
Assekuranz. So ist der aktuelle Geschäftsverlauf
der Branche immer auch vor dem Hintergrund
der allgemeinen Konjunkturentwicklung zu
sehen:
■ Seit drei Jahren befindet sich die deutsche
Volkswirtschaft nahezu in der Stagnation. Im
Jahr 2003 könnte das reale Bruttoinlandspro-
dukt sogar leicht schrumpfen, nachdem es
schon in den beiden Vorjahren kaum noch zu-
genommen hatte. Während der Export vor
Standpunkte58 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
dem Hintergrund einer schwachen Weltwirt-
schaft zusätzlich mit der Euro-Aufwertung zu
kämpfen hatte, wurde die Binnennachfrage
durch einen Einbruch bei den Investitionen
bei nur mäßig ausgeweitetem privatem Ver-
brauch belastet. Erst im kommenden Jahr
könnte es zu einer leichten Aufhellung der ge-
samtwirtschaftlichen Lage kommen.
■ Die Arbeitslosenzahl wird angesichts der kon-
junkturellen Entwicklung im Jahresdurch-
schnitt 2003 auf etwa 4,5 Millionen steigen.
Das ist noch einmal eine halbe Million mehr
als im Vorjahr. Im Winterhalbjahr 2003/2004
scheint eine Arbeitslosenzahl von über 5 Mil-
lionen nicht mehr auszuschließen. Besonders
schwierig ist die Arbeitsmarktlage nach wie
vor in Ostdeutschland. Die Arbeitslosenquote
ist dort noch immer etwa doppelt so hoch wie
in den alten Bundesländern.
■ Die konjunkturelle Schwäche hat auch zu
einer weiteren Dämpfung des Preisauftriebs
geführt. Im Ergebnis dürfte der Anstieg der
Lebenshaltungskosten in 2003 bei knapp
1 Prozent liegen, nachdem er bereits im Vor-
jahr lediglich knapp 1 Prozent betragen hatte.
Von einer Deflation, also einem länger anhal-
tenden Rückgang des Preisniveaus, kann aller-
dings bislang nicht die Rede sein.
Niveau der privaten Vorsorge in Deutschland
Obwohl die Assekuranz zum insgesamt überpro-
portional expandierenden Dienstleistungssektor
der Volkswirtschaft zählt, sind ihre Wachstums-
spielräume offenkundig zuletzt enger gewor-
den. Der früher fast immer zu verzeichnende
Wachstumsvorsprung der Branche gegenüber
der Gesamtwirtschaft ist keine Selbstverständ-
lichkeit mehr. Dies kommt etwa darin zum Aus-
druck, dass die Relation von Prämienaufkom-
men zu Bruttoinlandsprodukt, die sogenannte
„Versicherungsdurchdringung“, in den 90er Jah-
ren zeitweilig nicht mehr weiter angestiegen ist.
Gleichwohl lag die Versicherungsdurchdringung
zuletzt mit fast 7 Prozent (2002) deutlich etwa
über historischen Werten. Anfang der 60er Jahre
haben die Beitragseinnahmen so erst 3 Prozent
des Bruttoinlandsprodukts ausgemacht.
Im internationalen Vergleich ist die in Deutsch-
land festzustellende Versicherungsdurchdrin-
gung dennoch allenfalls als durchschnittlich ein-
zustufen. In der Schweiz, in Großbritannien und
in Japan liegt die Versicherungsdurchdringung
teilweise sogar deutlich über 10 Prozent, in den
Niederlanden, Frankreich und den USA liegt sie
nur wenig unter diesem Wert. Ursächlich für die
höhere Versicherungsdurchdringung in anderen
Ländern ist teilweise auch das wesentlich
größere Gewicht, das dort der Lebensversiche-
rung für die Altersvorsorge und im Rahmen der
Geldvermögensbildung zukommt.
Auch bei der sogenannten Versicherungsdichte,
also den Prämien pro Einwohner, nimmt
Deutschland mit einem Wert von knapp 1 800
Euro pro Jahr (2002) keinen Spitzenplatz ein. So
geben beispielsweise die Schweizer pro Kopf fast
dreimal soviel für Versicherungen aus wie die
Deutschen. Auch in vielen anderen europäi-
schen Nachbarstaaten (wie Frankreich, den Nie-
derlanden und Großbritannien) sowie in den
USA und in Japan ist die Versicherungsdichte –
spiegelbildlich zum dort geringeren Gewicht der
staatlichen Sicherungssysteme – höher als in
Deutschland.
59
Auch wenn die Wachstumsdynamik des Versi-
cherungssektors über die Jahrzehnte gesehen
nachgelassen hat, dürften die weiteren Perspek-
tiven günstig sein. Privater Versicherungsschutz
ist zweifellos auch weiterhin zu jenen Produkten
zu zählen, die bei steigendem Wohlstands-
niveau (sei es eines einzelnen Haushalts, sei es
einer ganzen Volkswirtschaft) stärker nachge-
fragt werden. Wer mehr besitzt, der hat mehr zu
verlieren bzw. mehr zu versichern. Überdies wird
immer mehr Bürgern und Unternehmen ange-
sichts der derzeitigen wirtschaftlichen und ge-
sellschaftlichen Herausforderungen wieder in
stärkerem Maße bewusst, wie hoch der Wert
einer Absicherung von wirtschaftlichen Risiken
einzuschätzen ist.
Privatschutz und Sozialversicherung
In der Sozialen Marktwirtschaft ist die Daseins-
vorsorge teilweise über öffentliche Sozialsys-
teme organisiert, teilweise erfolgt sie auf der
Grundlage privatwirtschaftlicher Wahlentschei-
dungen im Rahmen der Individualversicherung.
In Deutschland ist der Sozialstaat über die Jahr-
zehnte hinweg immer weiter ausgebaut wor-
den, auch wenn steigender Wohlstand und die
an sich zunehmenden Möglichkeiten zur Eigen-
vorsorge eigentlich einen geringeren Leistungs-
bedarf im Bereich der sozialen Systeme mit sich
bringen müssten. Nach wie vor dominiert auch
heute die kollektive Vorsorge eindeutig gegen-
über der individuellen Vorsorge. Allein die Bei-
tragszahlungen zu den verschiedenen Zweigen
der Sozialversicherung sind mehr als dreimal so
hoch wie die Beitragseinnahmen der Individual-
versicherung. Hinzu kommt, dass zur Finanzie-
rung sozialstaatlicher Leistungen in erhebli-
chem Umfang auch allgemeine Steuermittel
herangezogen werden.
Die Beitragssätze zur Sozialversicherung sum-
mierten sich 2003 für Arbeitnehmer in den alten
Bundesländern (Arbeitnehmer- und Arbeitgeber-
anteil) auf bis zu 42,1 Prozent des Bruttolohns
(gesetzliche Rentenversicherung: 19,5 Prozent,
gesetzliche Krankenversicherung: 14,4 Prozent,
gesetzliche Pflegeversicherung: 1,7 Prozent, Ar-
beitslosenversicherung: 6,5 Prozent). Die Höchst-
beiträge zu den einzelnen Sozialversicherungs-
zweigen addierten sich dabei in den alten Bun-
desländern auf 1 660 Euro pro Monat. Das Ziel,
die sozialen Sicherungssysteme für Arbeitneh-
mer wie Arbeitgeber wieder finanzierbar zu
machen, liegt damit nach wie vor in weiter
Ferne. Schwerwiegende gesamtwirtschaftliche
Folgen, etwa auf dem Arbeitsmarkt, resultieren
hieraus ebenso wie eine gravierende Diskrepanz
zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-
(netto)lohn, die letztlich auch Leistungsanreize
und Motivation untergräbt.
Auch auf der Ausgaben- und Leistungsseite zeigt
sich das Übergewicht des Staates nur zu deut-
lich. Die Summe aller Sozialausgaben macht
selbst dann, wenn eine durchaus enge Abgren-
zung des Begriffs von Sozialleistungen zugrun-
degelegt wird, nicht weniger als ein gutes Drittel
des Bruttoinlandsprodukts aus. Die Leistungen
der Individualversicherung (Auszahlungen an
die Kunden und Rückstellungen für eingetretene
und künftige Versicherungsfälle sowie Beitrags-
rückerstattungen) entsprechen dagegen nur
rund 7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Standpunkte60 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Die steigende Belastung mit Sozialausgaben ist
maßgeblich auch darauf zurückzuführen, dass
sich die Sozialsysteme von ihrer ursprünglichen
Schutzfunktion für einen kleinen Kreis sozial Be-
dürftiger immer weiter entfernt haben. Nicht
zuletzt die absehbare demographische Entwick-
lung lässt seit längerem eine grundlegende Re-
form des Sozialstaats überfällig erscheinen.
Nach ersten Ansätzen sind jetzt deutlichere
Schritte in diese Richtung erforderlich. An prakti-
kablen Vorschlägen fehlt es in diesem Bereich
längst nicht mehr, die Politik ist jetzt gefordert.
Auch angesichts des Übergewichts der Sozial-
versicherung gilt freilich, dass die Individual-
versicherung in Deutschland ebenfalls eine tra-
gende Säule im Gesamtsystem der Vorsorge
bildet. Dabei ist auch zu bedenken, dass die So-
zialversicherung durch die gesetzliche Renten-,
Kranken-, Unfall-, Arbeitslosen- und Pflegeversi-
cherung nur wenige, wenn auch wichtige Berei-
che der Daseinsvorsorge erfasst, während die
Individualversicherung für ein breites Spektrum
ganz unterschiedlicher Risiken Schutz bietet.
Geldvermögensbildung der privaten Haushalte
Ein erhebliches Gewicht kommt der Individual-
versicherung auch im Rahmen der Geldvermö-
gensbildung der privaten Haushalte zu. Vor al-
lem in der Lebensversicherung geht die eigen-
verantwortliche Risikovorsorge mit einem Pro-
zess der Ansammlung und Anlage von Kapital
einher.
Im Jahr 2002 belief sich die Geldvermögensbil-
dung der privaten Haushalte nach Berechnun-
gen der Deutschen Bundesbank auf 133,3 Milli-
arden Euro (ohne Eigenheimfinanzierung). Dies
waren 12,1 Milliarden Euro mehr als im Jahr
2001. Trotz dieser leicht expansiven Entwicklung
lag die Geldvermögensbildung damit im Jahr
2002 immer noch deutlich unter dem Durch-
schnitt der 90er Jahre. Die Anlagen der privaten
Haushalte bei Versicherungen (einschließlich
Pensionskassen) betrugen dabei über 65 Milliar-
den Euro. Davon entfielen etwa drei Viertel auf
die Lebensversicherung. Die Anlagen bei Versi-
cherungen insgesamt entsprachen damit fast
der Hälfte der gesamten privaten Geldvermö-
gensbildung. Die große Bedeutung, die Anlagen
bei Versicherungen für die privaten Haushalte
haben, wurde damit abermals deutlich.
Die Geldvermögensbildung bei Versicherungen
hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten aller-
dings durchaus unterschiedlich entwickelt. Zu
Beginn der 80er Jahre überschritt der Anteil der
Versicherungen an der Geldvermögensbildung
erstmals die Marke von 20 Prozent und stieg be-
reits 1985 auf 30 Prozent. Anfang der 90er Jahre
ging dieser Wert dann – bedingt auch durch die
Effekte der Wiedervereinigung – wieder bis auf
20 Prozent zurück, ehe er erneut deutlich an-
stieg. Die Schwankungen erklären sich dabei
auch aus der Fluktuation der Geldvermögens-
bildung insgesamt, während das Mittelaufkom-
men bei den Versicherungen etwa aufgrund zu-
meist langfristiger (Lebensversicherungs-)Ver-
träge einen stetigen Verlauf aufweist.
Das hohe Gewicht, das den Versicherungen im
letzten Jahr im Rahmen der Geldvermögensbil-
dung der privaten Haushalte zugekommen ist,
muss dementsprechend auch vor dem Hinter-
grund der Entwicklung der gesamtwirtschaftli-
chen Finanzierungsströme insgesamt gesehen
werden. Vor allem ist der Trend zum Aktien-
erwerb durch die privaten Haushalte seit 2001
jäh abgebrochen.
61
Anders als die Geldvermögensbildung wird die
Entwicklung der Geldvermögensbestände neben
Zu- und Abflüssen auch durch Bewertungsände-
rungen beeinflusst. Vor dem Hintergrund der
Talfahrt an den Aktienmärkten ist das Geldver-
mögen der privaten Haushalte bewertungsbe-
dingt im Jahr 2002 erstmals seit 50 Jahren ge-
sunken. Nachdem im Jahr 2001 die Kursverluste
rund 60 Prozent der Geldvermögensbildung auf-
gezehrt hatten, haben im Jahr 2002 die bewer-
tungsbedingten Verluste die Geldvermögensbil-
dung sogar übertroffen. Nimmt man 2001 und
2002 zusammen, so stand einer Ersparnis von
gut 250 Milliarden Euro nur ein Geldvermögens-
zuwachs in Höhe von 35 Milliarden Euro ge-
genüber. Innerhalb von zwei Jahren hatten die
privaten Haushalte in Deutschland am Aktien-
markt bewertungsbedingte Verluste von über
200 Milliarden Euro zu verzeichnen.
Das gesamte Geldvermögen der privaten Haus-
halte belief sich Ende 2002 auf 3 658 Milliarden
Euro. Davon entfielen 994 Milliarden Euro oder
27,2 Prozent auf die Geldanlage bei Versicherun-
gen (2001: 25,3 Prozent). Zum Vergleich: Der
Anteil des Geldvermögens bei Banken lag Ende
2002 bei 36,7 Prozent (2001: 34,4 Prozent) und
der Anteil der Wertpapiere am Geldvermögen
der privaten Haushalte bei 30,9 Prozent (2001:
35,4 Prozent).
In längerfristiger Perspektive spiegelt sich in der
Entwicklung des Geldvermögens und der daraus
fließenden Einkommen nicht zuletzt der Um-
stand wider, dass heute wieder Generationen
leben, die über Jahrzehnte hinweg Ersparnisse
kumulieren konnten, ohne dass diese wie in
früheren Zeiten durch Krieg und Inflation beein-
trächtigt wurden. Die Folge ist auch, dass in den
nächsten Jahren in bisher kaum gekanntem
Maße finanzielle Vermögen in Deutschland in
breiten Schichten zur Erbschaft anstehen.
Standpunkte62 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Bei Bankendavon Spareinlagen
Bei Versicherungen1)
In Wertpapierendavon in Rentenwertendavon in Aktien
Ansprüche aus betrieblichen Pensionsrückstellungeninsgesamt
34,5 28,6 45,8 – 31,1 26,7 78,854,8 24,1 16,2 – 39,7 2,5 0,953,0 60,4 62,9 57,9 62,5 65,637,2 33,8 29,2 85,0 26,3 0,423,8 6,0 – 11,5 9,5 1,6 – 21,6– 1,7 4,1 4,1 18,4 – 28,7 – 61,0
7,9 4,2 5,3 5,4 5,3 10,5132,6 127,0 143,2 117,2 120,9 133,3
1995 1997 1998 2000 2001 2002
Geldvermögensbildung der privaten Haushalte nach Anlageartenin Mrd. EUR
1) einschl. Pensions- und Sterbekassen sowie berufsständische Versorgungswerke und Zusatzversorgungseinrichtungen und sonstige Forderungen – Quelle: DeutscheBundesbank.
Versicherungsschutz der Haushalte 2002/2003
*Neue Erhebungsform; mit Werten aus Vorjahren nicht vergleichbar
Quelle: Allensbacher Werbeträger-Analyse 2003© GDV-Jahrbuch 2003
Prozentangaben repräsentativ Befragter
über das Vorhandensein einzelner
Versicherungen im Haushalt
nur Private Krankenversicherung11,8
Deutschland gesamt
13,6
Westdeutschland
4,8
Ostdeutschland
Vollkaskoversicherung34,7
34,535,7
Private Unfallversicherung42,5
40,649,9
Versicherung gegen Berufs- und Erwerbsunfähigkeit 22,2
22,521,1
Lebensversicherung(ohne Sterbegeld) 48,5*
49,544,6
Privathaftpflichtversicherung67,6
66,970,1
Hausratversicherung77,1
75,583,3
Pkw-Haftpflichtversicherung80,9
81,777,8
Private Rentenversicherung17,3
17,616,4
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
63
Unternehmen und Versicherung
Der technische Fortschritt, aber auch politische,
wirtschaftliche und gesellschaftliche Verände-
rungen bringen es mit sich, dass sich mehr noch
als der einzelne Bürger die Unternehmen mit
immer größeren Risiken konfrontiert sehen.
Unternehmerische Tätigkeit setzt aber die Mög-
lichkeit voraus, auch neue Risikosituationen be-
wältigen zu können. Dementsprechend geht mit
steigender Risikoexponierung ein erhöhter Ri-
sikominderungsbedarf bei den Unternehmen
einher. Adäquatem Versicherungsschutz kommt
bei der Deckung dieses Bedarfs eine Schlüssel-
rolle zu.
Indem Versicherungsschutz es ermöglicht, dass
unternehmerische Risiken (zum Beispiel bei der
Einführung neuer, noch unerprobter Technolo-
gien) überhaupt eingegangen werden können,
trägt die Assekuranz in nicht geringem Maße zur
Erhöhung der Leistungsfähigkeit einer Volks-
wirtschaft bei. Denn einzelne Unternehmen
würden rasch an die Grenzen ihrer Fähigkeit
stoßen, Risiken selbst zu tragen. Durch Versiche-
rungsschutz werden diese Grenzen dagegen
weiter hinausgeschoben. Unternehmerisches
Potenzial wird so freigesetzt.
Wie es ohne Versicherungen aussähe, hat Prof.
Hans-Werner Sinn, einer der bekanntesten deut-
schen Volkswirte, einmal so beschrieben: „Statt
wagemutiger Unternehmer, die bereit sind, ris-
kante, aber ertragreiche Investitionschancen zu
nutzen, hätten wir allerorten Sicherheitsfana-
tiker mit Beamtenmentalität, die jedweden Ex-
perimenten abhold sind und sich darauf be-
schränken, bestehende Strukturen zu verwalten
und zu bewahren .. . Keiner würde es wagen,
nach Öl oder anderen Bodenschätzen zu
suchen .. . Natürlich wäre auch Amerika nicht
entdeckt und der Weltraum nicht betreten wor-
den .. . Ein Strukturwandel fände nicht statt. Es
wäre eine schlimme Welt, eine Welt in Armut
und Elend, der die Segnungen unserer Industrie-
zivilisation vorenthalten sind.“
Standpunkte64 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Bei BankenBei Versicherungen1)
In Wertpapierendavon in Rentenwertendavon in Aktien
Aus Pensionsrückstellungeninsgesamt
1 089 1 128 1 210 1 266 1 235 1 262 1 341479 573 684 805 868 930 994714 849 1 020 1 316 1 350 1 266 1 130307 365 361 364 370 358 394172 187 294 461 433 337 166138 152 168 184 190 195 193
2 420 2 701 3 082 3 571 3 642 3 653 3 658
1993 1995 1997 1999 2000 2001 2002
Geldvermögen der privaten Haushalte nach Anlagearten – Bestand am Jahresendein Mrd. EUR
1) einschl. Pensions- und Sterbekassen sowie berufsständische Versorgungswerke und Zusatzversorgungseinrichtungen und sonstige Forderungen – Quelle: DeutscheBundesbank.
Die Versicherer bemühen sich ihrerseits, ihre
Deckungskonzepte für die Wirtschaft kontinu-
ierlich fortzuentwickeln. Neben verbesserten
Risikomodellen und verfeinerten Kalkulations-
techniken geht es hierbei auch um den Einsatz
der modernen Techniken des Risk Management
in ihrer ganzen Breite. Ereignisse wie der 11. Sep-
tember 2001 zeigen aber immer wieder auch die
Grenzen auf, an die quantitative Szenarien und
probabilistisches Denken stoßen. Die Versiche-
rungswirtschaft, zumal die globale Rückversi-
cherung, hat aber gleichzeitig selbst angesichts
solcher Ereignisse ihre Fähigkeit unter Beweis
gestellt, auch diese größten und komplexesten
Risiken zumindest bis zu einem gewissen Grad
abzudecken. Gleichzeitig sind aber auch die
Grenzen der Versicherbarkeit gerade im Bereich
terroristischer Risiken wieder besonders deutlich
geworden.
Konzentration in der Versicherungswirtschaft
In den letzten Jahren haben sich die Rahmenbe-
dingungen für die deutsche Versicherungswirt-
schaft – gemessen an früheren Jahrzehnten –
nachhaltig verändert. Zwar sind die Auswirkun-
gen der Schaffung eines europäischen Binnen-
markts für Versicherungen begrenzt geblieben.
Die Versicherungsmärkte in Deutschland wur-
den aber dereguliert, und Tarife und Preise sind
in Bewegung geraten. Auch das Verhältnis zwi-
schen Versicherern und anderen Finanzdienst-
leistern hat sich geändert.
Enger gewordene Wachstumsspielräume und
weiter steigender Druck auf die Ertragsmargen
haben viele Versicherer zudem veranlasst, ihre
Positionierung am Markt neu zu bestimmen.
Dabei gelangten sie vielfach zu einer veränder-
ten Einschätzung der für sie optimalen Unter-
nehmensgröße. In der Folge ist es zu zahlreichen
Konzernneu- und -umgründungen gekommen.
Die Zahl der Unternehmensübernahmen, Fusio-
nen und Kooperationen hat sich erhöht.
Der Konzentrationsgrad in der deutschen Asse-
kuranz ist gleichwohl nach wie vor nicht beson-
ders hoch. Im Vergleich zu anderen europäischen
Versicherungsmärkten und zu anderen Sach-
güter- und Dienstleistungsmärkten fallen die für
den deutschen Versicherungsmarkt ermittelten
Konzentrationsgrade keineswegs aus dem Rah-
men. Auch die Monopolkommission hat in
ihrem jüngsten Hauptgutachten, das im Som-
mer 2002 vorgelegt wurde, keinen Anlass ge-
sehen, negative Schlussfolgerungen von der
Konzentration in der deutschen Versicherungs-
wirtschaft auf das Wettbewerbsgeschehen in
diesem Bereich zu ziehen.
Nach Angaben der Bundesanstalt für Finanz-
dienstleistungsaufsicht betrug der Marktanteil
der zehn größten Anbieter im Jahr 2001 in der
Lebensversicherung 46,2 Prozent, in der Privaten
Krankenversicherung 71,6 Prozent und in der
Schaden- und Unfallversicherung 39,4 Prozent.
Gegenüber dem Beginn der 90er Jahre sind die
entsprechenden Anteilswerte in der Lebensver-
sicherung (1990: 47,5 Prozent) und in der Priva-
ten Krankenversicherung (1990: 72,9 Prozent)
damit sogar etwas zurückgegangen, aber auch
in der Schaden- und Unfallversicherung (1990:
35,4 Prozent) ist der Konzentrationsgrad seither
nur leicht gestiegen.
65
Neben einem relativ niedrigen Grad der Markt-
konzentration bei vergleichsweise großer An-
bieterzahl wird die Intensität des Wettbewerbs
in der Versicherungswirtschaft auch dadurch
unterstrichen, dass die Marktanteile der einzel-
nen Anbieter erheblichen Veränderungen unter-
liegen. Anbietern mit mehr oder minder beacht-
lichen Marktanteilsgewinnen stehen solche mit
teilweise nicht unbeträchtlichen Marktanteils-
verlusten gegenüber. Diese Marktdynamik ist
ein weiterer Beleg für ein funktionierendes und
überaus intensives Wettbewerbsgeschehen auf
dem deutschen Versicherungsmarkt.
Internationale Verflechtung der Assekuranz
Die Globalisierung der Güter-, Finanz- und
Dienstleistungsmärkte, die Schaffung des euro-
päischen Binnenmarktes und die Einführung
des Euro haben ebenso wie die Verbreitung
moderner Informations- und Kommunikations-
technologien Veränderungen in der strategi-
schen Ausrichtung vieler Versicherungsunter-
nehmen bewirkt. Bei nicht wenigen Versiche-
rungsunternehmen kam es auch zu einer Ver-
stärkung der europäischen bzw. internationalen
Ausrichtung. Im kommenden Jahr wird diese
Entwicklung durch die Erweiterung der Europäi-
schen Union um 10 auf dann insgesamt 25 Mit-
glieder abermals neue Impulse erhalten. Deut-
sche Versicherer interessieren sich in den letzten
Jahren zunehmend für Geschäftsmöglichkeiten
im Ausland, während umgekehrt nicht auszu-
schließen ist, dass sich auch am deutschen
Markt die Präsenz ausländischer Versicherer in
nächster Zeit weiter erhöhen könnte.
Insbesondere durch den europäischen Binnen-
markt könnten sich auch für die deutschen Ver-
sicherungsunternehmen neue Chancen bieten.
Dabei sind Kooperationen, Niederlassungen, Be-
teiligungen und Tochtergesellschaften nach wie
vor die dominierende Form des Engagements.
Auf vielen europäischen Versicherungsmärkten
hat sich der Umfang des Geschäfts, das von Ver-
sicherungsunternehmen mit Sitz in einem ande-
ren Mitgliedsland kontrolliert wird, erhöht.
Durch den Binnenmarkt wurde auch die Mög-
lichkeit des freien Dienstleistungsverkehrs ge-
schaffen, also die grenzüberschreitende Versor-
gung eines Marktes mit Versicherungsproduk-
ten vom Herkunftsland aus. Der freie Dienst-
leistungsverkehr spielt bisher insgesamt jedoch
nur eine geringe Rolle. Nur im Bereich der in-
dustriellen und gewerblichen Großrisiken wird
die Möglichkeit intensiver genutzt, während sie
im Privatkundengeschäft weiterhin nur margi-
nale Bedeutung hat. Dass europaweit angebo-
tene Produkte im Massengeschäft nach wie vor
die Ausnahme bilden, hat unterschiedliche Ur-
sachen. Natürliche Gegebenheiten, wie Unter-
schiede in Sprache und Kultur, aber auch der
Standpunkte66 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
19902) 785 122 229 57 346 31 2 6591995 718 132 207 59 281 39 2 1571997 715 131 203 59 281 41 2 0851998 719 132 202 60 275 50 2 0371999 725 138 201 59 280 47 1 9832000 706 134 197 56 271 48 1 8822001 690 133 190 56 265 46 1 82520023) 703 132 207 55 261 48 1 779
Jahres-ende
Anzahl der Versicherungsunternehmen nach Sparten
Anzahl VU1)
VU Lebens- Pensions- Kranken- Schaden-/ Rück-insgesamt VU und VU Unfall-VU VU
Sterbe-kassen
Bundes-und
Landes-aufsicht
VUinsgesamt
1) Versicherungsunternehmen unter Bundesaufsicht mit und ohne Geschäftstätigkeit, 2) die Angabenschließen ab 1990 das Geschäft in den neuen Bundesländern ein, 3) davon 46 VU ohne Geschäftstätig-keit – Quelle: BaFin.
Umstand, dass die Märkte für bestimmte Fi-
nanzdienstleistungen – etwa im Verhältnis zum
Endverbraucher – eher als regionale oder lokale
Märkte einzustufen sind, spielen dabei ebenso
eine Rolle wie noch bestehende nationale Unter-
schiede in der Besteuerung, im Verbraucher-
schutz, in der Finanzdienstleistungsaufsicht
oder in den Sozialsystemen und im Zivilrecht
(zum Beispiel im Haftungsrecht).
Ausländische Versicherer waren auf dem deut-
schen Markt bereits seit Jahrzehnten in beacht-
lichem Ausmaß vertreten. Durch den Binnen-
markt haben diese Aktivitäten allenfalls neue
Impulse erhalten. Einer Studie des Instituts für
Versicherungswissenschaft an der Universität
Köln zufolge ergibt sich nach 1994 kein wirklich
signifikanter Zusammenhang der „Ausländer-
anteile“ am deutschen Markt mit der Vollen-
dung des europäischen Binnenmarktes. Die
meisten ausländischen Versicherer waren auch
vor 1994 am deutschen Markt präsent. Allein
aus den Staaten der Europäischen Union (EU)
bzw. des Europäischen Wirtschaftsraumes
(EWR) sind gleichwohl derzeit viele hundert Ver-
sicherer in Deutschland tätig bzw. für das freie
Dienstleistungsgeschäft angemeldet.
Um die Marktstellung der ausländischen Versi-
cherungsunternehmen voll zu erfassen, ist ne-
ben dem Niederlassungs- und Dienstleistungs-
geschäft zudem auch das Geschäft deutscher
Versicherer in ausländischem Mehrheitsbesitz
zu berücksichtigen. So betrachten die großen
Versicherungsgruppen in Europa den europäi-
schen Markt zunehmend als ihren eigentlichen
„Heimatmarkt“. In nahezu allen nationalen
Märkten gehören sie heute zu den marktführen-
den Anbietern. Allerdings wurden Marktanteile
dabei in der Regel weniger durch internes
Wachstum erzielt, sondern vor allem durch den
Zukauf von Unternehmen.
Auch über die EU hinaus steht die Versiche-
rungswirtschaft zunehmend im Zeichen der
Globalisierung. Die international tätigen Erstver-
sicherer haben in den zurückliegenden Jahren
ihr Engagement in den sogenannten Emerging
Markets in Mittel- und Osteuropa, Lateiname-
rika und Südostasien massiv ausgeweitet. Trotz
Rückschlägen wie der Asienkrise Ende der 90er
Jahre bieten die aufstrebenden Märkte für aus-
ländische Versicherer nach wie vor ein hohes
Wachstumspotenzial. Für die Emerging Markets
selbst bedeutet das Engagement globaler Versi-
cherer einen Kapital- und Know-How-Transfer,
der die Entwicklung effizienter Versicherungs-
märkte und damit weitere Fortschritte in dem
Aufholprozess zu mehr Wachstum und Wohl-
stand nur erleichtern kann.
Rückblick auf 2002
Die anhaltende Stagnation in der Wirtschaft, die
Langzeitkrise an den Finanzmärkten, die völlig
neue Bedrohungslage durch den internationa-
len Terrorismus sowie zahlreiche Naturkatastro-
phen und Großschadenereignisse kennzeich-
neten ein außergewöhnlich schwieriges Ge-
schäftsjahr für die Versicherungswirtschaft.
Dennoch konnte die Branche auch 2002 mit
einem Plus von 4,4 Prozent ihren Wachstums-
kurs halten: Insgesamt beliefen sich die Bei-
tragseinnahmen auf rund 141,3 (2001: 135,4)
Milliarden Euro. Die von den GDV-Mitgliedern
erbrachten Versicherungsleistungen bzw. Auf-
wendungen für Schadenfälle minderten sich
um 3,0 (2001: minus 2,4) Prozent auf rund 144,8
Milliarden Euro.
67
Lebensversicherung
2002 war für die deutschen Lebensversicherer
ein ganz besonderes Jahr: Zum 1. Januar trat die
neue Förderung kapitalgedeckter Altersversor-
gung in Kraft. Die „Riester-Rente“, die wichtigste
sozialpolitische Innovation der letzten Legislatur-
periode, ging offiziell an den Start. Gleichzeitig
erhielt auch die betriebliche Altersversorgung
kräftigen Aufwind. So trat das Recht auf Entgelt-
umwandlung in Kraft und der Pensionsfonds
wurde geschaffen. Und dies in einem Umfeld,
das geprägt war von Kriegsangst, steigender
Arbeitslosigkeit, Wachstumsschwäche und an-
haltend schlechter Verfassung der Kapital-
märkte mit Börsenbaisse und Zinstief.
Vor diesem Hintergrund war das Geschäftsjahr
2002 für die deutschen Lebensversicherer ein
erfolgreiches Jahr, auch wenn es hinter den
hohen Erwartungen zurückblieb. Insgesamt
stiegen die gebuchten Bruttobeiträge um 4,3
Prozent auf 65,06 (Vorjahr: 62,39) Milliarden
Euro. Die zugunsten der Versicherungsnehmer
erbrachten Versicherungsleistungen (ausge-
zahlte Leistungen sowie für künftige Auszahlun-
gen zurückgestellte Beträge) beliefen sich auf
74,82 (Vorjahr: 82,13) Milliarden Euro. Dies be-
deutet gegenüber dem Vorjahr ein Minus von
8,9 Prozent. Dabei wuchsen die ausgezahlten
Leistungen um 7,5 Prozent auf 56,29 Milliarden
Euro.
Das Neugeschäft legte im Vergleich zum Vorjahr
deutlich zu. So wurden 10,22 Millionen Verträge
neu abgeschlossen wurden, was einem Plus von
20,4 Prozent entspricht. Die versicherte Summe
erhöhte sich dabei um 0,5 Prozent von 243,95
auf 245,04 Milliarden Euro. Die Beiträge aus dem
Neuzugang vermehrten sich um 7,0 Prozent von
13,47 auf 14,41 Milliarden Euro. An sogenann-
ten „Riester-Verträgen“ wurden im Jahr 2002
insgesamt 2,57 Millionen Verträge neu abge-
Standpunkte68 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
LebensversicherungPrivate Krankenversicherung2)
Schaden- und Unfallversicherung3)
Kraftfahrtversicherung4)
Sachversicherungszweige5), 6)
Allgemeine HaftpflichtversicherungRechtsschutzversicherungPrivate Unfallversicherung7)
insgesamt
65,75 72,38 81,13 87,62 88,63 91,13 2,8 %24,10 32,74 51,97 47,75 49,85 46,96 0,2 %
164,61 207,31 250,83 261,97 265,61 269,56 1,4 %63,00 75,54 92,13 97,21 97,59 97,75 0,2 %47,71 57,84 66,15 67,11 67,31 67,15 – 0,2 %21,90 27,99 34,95 37,81 38,55 40,42 4,8 %17,20 24,46 29,44 28,94 29,01 29,00 0,0%14,80 21,48 28,16 29,06 29,21 29,48 0,3 %
238,86 291,49 383,93 395,25 404,21 410,65 1,6 %
1980 19901) 1995 2000 2001 2002 2002/2001
Versicherungsbestände zum JahresendeVersicherungsverträge bzw. -risiken in Millionen (Jahresendbestand); privates und gewerbliches Geschäft der GDV-Mitglieder
1) die Angaben schließen ab 1990 das Geschäft in den neuen Bundesländern ein, 2) bis 1994 Tarifversicherte (geschätzt); ab 1995 Risiken einschl. Pflegepflichtversicherung,Auslandsreisekrankenversicherung u. a., ab 1996 neue Zählung (veränderte Abgrenzungen); nicht mit dem Vorjahr vergleichbar, 3) ohne Auslandsgeschäft, Kredit-, Luftfahrt-, Nuklearversicherung, Luft- u. Raumfahrzeughaftpflicht- sowie sonstige Sachversicherungen (Tierversicherung u. a.), 4) umfasst Kraftfahrzeughaftpflicht, Vollkasko,Teilkasko und Insassen-Unfall; ab 1990 einschl. neue Bundesländer, 5) Hausrat-, Gebäude-, Feuer-, Einbruchdiebstahl-, Leitungswasser-, Glas-, Sturmversicherung, TechnischeVersicherungen u. a.; Beteiligungsgeschäft mitgezählt, 6) ab 1996 nur Alleinzeichnungs- und Führungsgeschäft, ohne Beteiligungsgeschäft, 7) Verträge, nicht identisch mitZahl der Versicherten – Quelle: GDV; PKV-Verband.
schlossen. Der laufende Beitrag für ein Jahr be-
trug 421 Millionen Euro. Der „Riester-Bestand“
betrug zum 31. Dezember 2002 rd. 2,93 Millio-
nen Verträge mit einem laufenden Beitrag von
488 Millionen Euro. Insgesamt stieg der Lebens-
versicherungsbestand um 2,8 Prozent auf 91,13
(Vorjahr: 88,63) Millionen Verträgen mit einer
versicherten Summe von 2067,91 (Vorjahr:
1977,50) Milliarden Euro (plus 4,6 Prozent).
Private Krankenversicherung
In der privaten Kranken- und Pflegeversicherung
lagen die Beitragseinnahmen in Höhe von 23,1
Milliarden Euro mit einem Plus von 6,3 (2001:
4,9) Prozent wieder deutlich über dem Bran-
chenschnitt. Dabei ist der Anteil der Vollversiche-
rung an den Gesamtbeitragseinnahmen mit
68,8 (2001: 67,6) Prozent weiter zu Lasten der
Zusatzversicherung gewachsen, auf die nur
noch 13,0 (2001: 13,4) Prozent entfielen. Die Er-
höhung der Beitragseinnahmen in der Kranken-
versicherung um 6,7 Prozent auf 21,10 Milliar-
den Euro (einschließlich Nebenleistungen, aber
ohne Einmalbeiträge aus der Rückstellung für
Beitragsrückerstattung) resultierte in erster Linie
aus dem Anstieg der Versicherten in der Vollver-
sicherung sowie aus Beitragsanpassungen. In
der Pflegepflichtversicherung stiegen die Ein-
nahmen um 1,54 Prozent auf 1,99 Milliarden
Euro.
Auf der Leistungsseite fiel der Ausgabenanstieg
mit 3,6 (2001: 4,5) Prozent je Versicherten etwas
geringer aus als im Vorjahr. Die Leistungsaus-
gaben erhöhten sich insgesamt um 5,6 Prozent
auf rund 15,2 Milliarden Euro. Diese Erhöhung
beruht vor allem auf Kostensteigerungen, weni-
ger auf dem Bestandszuwachs. Die Leistungs-
ausgaben in der Pflegepflichtversicherung stie-
gen um 2,2 Prozent auf 496,9 Millionen Euro. Die
Gesamtleistungen der PKV, das sind die Aufwen-
dungen für Versicherungsfälle zuzüglich der Zu-
führung zur Alterungsrückstellung sowie zur
Rückstellung zur Beitragsrückerstattung, sanken
um rund 550 000 Euro auf 25,2 Milliarden Euro.
Die Zahl der vollversicherten Personen stieg
2002 auf 7,924 Millionen, der Nettozugang be-
trug 213 600 (2001: 216 400) Personen. Hinzu
kommen etwa 7,7 Millionen gesetzlich Versi-
cherte, die über eine private Zusatzversicherung
verfügen.
Schaden- und Unfallversicherung
Mit einem versicherungstechnischen Verlust
von über 2 Milliarden Euro, verursacht insbe-
sondere durch eine außergewöhnlich hohe Ele-
mentarschadenlast, war das Jahr 2002 für die
Schaden- und Unfallversicherer eines der
schlechtesten Geschäftsjahre der letzten Jahr-
zehnte. Daran konnte auch ein kräftiges Bei-
tragsplus von 3,6 (2001: 2,7) Prozent auf
51,5 Milliarden Euro nichts ändern. Der Auf-
wand für Geschäftsjahresschäden legte um 7,8
(2001: 0,9) Prozent auf 43,4 Milliarden DM zu.
Die combined ratio (Schaden- und Kostenquote
nach Abwicklung) verschlechterte sich von 100,7
auf 104,1 Prozent.
Kraftfahrtversicherung
Trotz der vor allem im Kaskobereich bremsend
wirkenden Wetterereignisse konnte die Kraft-
fahrtversicherung den positiven Trend aus dem
Jahr 2001 fortführen. Der im Vergleich zum Vor-
jahr auf 340 Millionen Euro verringerte Verlust
resultierte in erster Linie aus der im Jahr 2000
einsetzenden erfreulichen Beitragsentwicklung.
Dadurch konnten die Schadenaufwendungen
69
trotz der Unwetterschäden wieder angemes-
sener kompensiert werden. Insgesamt erzielten
die Autoversicherer bei einem Plus von 2,9
(2001: 4,8) Prozent Beitragseinnahmen von
knapp 22 Milliarden Euro. Dem standen Scha-
denaufwendungen in Höhe von 20,4 Miliarden
Euro gegenüber.
Die von Wetterkapriolen weitgehend unabhän-
gige Kraftfahrt-Haftpflichtversicherung erwies
sich 2002 als großer Kompensationsfaktor inner-
halb der Autosparten. Die Beiträge stiegen um
3,0 (2001: 4,7) Prozent auf rund 13,6 Milliarden
Euro. Der Aufwand für Geschäftsjahresschäden
minderte sich um 2,5 (2001: minus 1,2) Prozent
auf 13,2 Milliarden Euro. Im Ergebnis schmolz
der versicherungstechnische Verlust der Sparte
gegenüber dem Vorjahr von 629 auf 52 Millio-
nen Euro. Zwar konnte auch in Vollkasko mit ei-
nem Plus von 4,3 (2001: 7,4) Prozent auf 6,4 Mil-
liarden Euro noch ein spürbarer Beitragsanstieg
erzielt werden. Der mit 6,6 Prozent noch deutli-
chere Zuwachs bei den Schadenaufwendungen
brachte hier jedoch eine Verdopplung des ver-
sicherungstechnischen Verlusts (minus 256 Mil-
lionen Euro). In Teilkasko führten weiter sin-
kende Einnahmen (minus 1,1 Prozent nach
minus 0,9 Prozent in 2001) und ein durch me-
teorologische Einflüsse erhöhter Schadendruck
erstmals seit längerem wieder in die roten Zah-
len (minus 56 Millionen Euro).
Sachversicherung
Für die Sachversicherer fielen die Geschäftser-
gebnisse in 2002 äußerst differenziert aus. Ins-
gesamt ergab sich für den nach Kraftfahrt zweit-
größten Schadenzweig eine Beitragswachstum
von 5,9 Prozent auf 13,1 Milliarden Euro. Auf
der Leistungsseite beherrschten die extremen
Sturm- und Überschwemmungsereignisse des
Katastrophenjahres 2002 die Statistik. Im Ergeb-
nis führten die versicherten Schäden aus dem
Augusthochwasser in Höhe von 1,8 Milliarden
Euro zum größten Schadenfall der deutschen
Versicherungsgeschichte und zu den schlechtes-
ten versicherungstechnischen Ergebnissen der
Sachversicherer seit über 20 Jahren.
In der Industriellen Feuerversicherung lagen die
Beitragseinnahmen mit einem Plus von 18,1
(2001: 1,4) Prozent weit über dem Branchen-
durchschnitt, wobei hier die Feuersparten
(Feuer-Industrie, Feuer-Betriebsunterbrechung,
Extended Coverage und All-Risks) sogar um 31,1
(2001: 2,4) Prozent auf 2,3 Milliarden Euro zuleg-
ten. Das überaus starke Wachstum der Feuer-
sparten relativiert sich allerdings durch die
Tatsache, dass das Beitragsvolumen in diesem
Bereich seit Mitte der 90er Jahre wettbewerbs-
bedingt stark zusammengeschmolzen war und
angesichts der aufgelaufenen Milliardenver-
luste bis heute kein auskömmliches Industrie-
geschäft ermöglicht. Die seit mehreren Jahren
eher unauffällig verlaufenden Technischen Ver-
sicherungen erreichten abermals nur ein Mini-
malwachstum von 0,7 (2001: 0,1) Prozent auf
1,3 Milliarden Euro. Der Schadenaufwand legte
im gesamten Industriesegment um 21,9 Prozent
auf 3,8 Milliarden Euro zu.
Die Allgemeinen Sachversicherungssparten ent-
wickelten sich mit einem Prämienzuwachs von
1,9 (2001: 0,4) Prozent auf 9,5 Milliarden Euro
eher unterdurchschnittlich. Leicht ansteigende
Beitragseinnahmen erzielten die Gewerblichen
Sachversicherungen (2,8 Prozent). Um 2 Prozent
unter das Vorjahresniveau rutschten die Land-
wirtschaftlichen Sachsparten. Im Privatgeschäft
Standpunkte70 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
verzeichnete die Wohngebäudeversicherung ei-
nen Prämienanstieg um 2,5 Prozent, die Haus-
ratversicherung um 0,9 Prozent. Dem bescheide-
nen Wachstum der Allgemeinen Sachsparten
stand ein um 47,6 (2001: minus 2,9) Prozent
hochschnellender Schadenaufwand gegenüber.
Besonders betroffen waren die Wohngebäude-
versicherung mit einer Schadensteigerung von
71,9 Prozent und die Gewerbeversicherung mit
einem Schadenplus von 42,5 Prozent! Es folgen
der Landwirtschaftsbereich und die Hausratver-
sicherung mit 25,4 bzw. 18,9 Prozent Schaden-
mehraufwand. In den Geschäftsegmenten In-
dustrie und Allgemeine Sach waren combined
ratio-Werte nach Abwicklung von 118,4 Prozent
bzw. 122,0 Prozent hinzunehmen, wobei die Ge-
werbeversicherung mit 124,1 Prozent, die In-
dustriellen Feuersparten mit 125 Prozent und
die Wohngebäudeversicherung mit 144 Prozent
die Schlusslichter bildeten.
Haftpflicht / Unfall / Rechtsschutz / Transport
Die gebuchten Bruttobeitragseinnahmen in der
Allgemeinen Haftpflichtversicherung stiegen im
Jahr 2002 noch um 3,8 Prozent auf rund 6,1
(2001: 5,9) Milliarden Euro. Die Schadenaufwen-
dungen minderten sich gegenüber dem Vorjahr
deutlich um 7,9 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro.
Dieser Rückgang wird allerdings durch die Tat-
sache relativiert, dass diese Aufwendungen im
Jahr 2001 noch um beachtliche 8,2 Prozent an-
gestiegen waren. Die Ursache dieser Entwick-
lung lag vor allem in Schadenrückstellungen, die
durch Größtschäden, insbesondere im Pharma-
bereich, erforderlich wurden.
Im Bereich der privaten Unfallversicherung stie-
gen die Brutto-Beitragseinnahmen deutlicher
als ursprünglich erwartet um 2,2 (2001: 1,5) Pro-
zent auf 5,6 Milliarden Euro. Gleichzeitig sank
der Aufwand für Geschäftsjahresschäden um
2,4 (2001: minus 0,4) Prozent auf knapp 2,4 Mil-
liarden Euro. Dadurch minderte sich die Ge-
schäftsjahresschadenquote sowie die combined
ratio nach Abwicklung leicht auf 52,4 bzw.
82,5 Prozent.
Der Geschäftsverlauf der Rechtsschutzversiche-
rung war im Jahr 2002 von bescheidenem Bei-
tragswachstum bei erhöhtem Schadendruck ge-
prägt. Die Brutto-Beitragseinnahmen stiegen le-
diglich um 0,7 Prozent auf 2,73 Milliarden Euro.
Die Entwicklung der Schadenseite verlief deut-
lich ungünstiger als im Vorjahr. Während die
Zahl der Schäden um 4,2 (2001: minus 0,2) Pro-
zent auf rund 3,6 Millionen zunahm, stieg der
Schadenaufwand für Geschäftsjahresschäden
um 3,9 (2001: 2,3) Prozent auf rund 2 Milliarden
Euro.
In der Transportversicherung erreichten die ge-
buchten Brutto-Beitragseinnahmen in 2002 ein
Volumen von rund 1,8 Milliarden Euro oder eine
Steigerung um 2,7 Prozent. Dies ist gegenüber
einem Plus von 6,7 Prozent in 2001 zwar ein
Rückgang, aber unter Berücksichtigung der all-
gemeinen Wirtschaftslage ein noch vorzeigba-
res Ergebnis. Für die zusammengefassten klassi-
schen Transportzweige Ware, Verkehrshaftung
und Kasko konnte für das Zeichnungsjahr eine
Schadenquote nach 12 Monaten von 89,73 Pro-
zent ermittelt werden. Dies ist gegenüber den
Vorjahren (2001: 104; 2000: 102 Prozent und
1999: 103 Prozent) eine erfreuliche Verbesse-
rung. Endgültig kann diese Entwicklung aber
erst nach Abwicklung beurteilt werden.
71
72 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Versicherungszweige und -arten
Wie sich das Geschäft in den einzelnen Versiche-
rungszweigen und -arten im Jahr 2003 ent-
wickelt und welche Trends sich abzeichnen,
zeigt das folgende Kapitel auf. Berichte mit den
endgültigen Zahlen für das zurückliegende Jahr
2002 schließen sich an die einzelnen aktuellen
Spartenbilder unmittelbar an. Der Reihe nach
werden betrachtet: die Lebensversicherung, die
private Krankenversicherung (PKV), die Scha-
denversicherung (Kraftfahrt, Allgemeine Haft-
pflicht, Unfall, Rechtsschutz, Sach, Transport
u.a.) und die Kreditversicherung sowie Versiche-
rungszweige, für die es im GDV keine eigenen
Fachgruppen gibt (Luft- und Raumfahrtversiche-
rung, Nuklearversicherung, Insolvenzsicherung
durch den Pensions-Sicherungs-Verein und die
Rückversicherung).
Lebensversicherung
Der eher zögerliche Umbau der Alterssicherung
in Deutschland spiegelt sich in den Geschäfts-
ergebnissen der Lebensversicherer wider.
Die Trends des Jahres 2003 lassen sich wie folgt
zusammenfassen:
■ deutlicher Zuwachs der Beiträge aus dem
Neugeschäft, wobei die Einmalbeiträge
stärker steigen als die laufenden Beiträge,
■ Rückgang der Zahl neu abgeschlossener
Verträge,
■ Wachstum bei den gebuchten Beiträgen,
■ steigende Leistungsauszahlungen.
73
Neugeschäft
Im ersten Halbjahr 2003 wurden 3,83 Millionen
Verträge über eine versicherte Summe von
119,26 Milliarden Euro neu abgeschlossen. Dies
bedeutet bei den Verträgen ein Minus von
29,9 Prozent und bei der Versicherungssumme
einen Anstieg von 3,6 Prozent gegenüber den
entsprechenden Werten des ersten Halbjahres
2002. Bei der Interpretation dieser Zahlen ist zu
beachten, dass in den Vergleichswerten zum
Vorjahr eine hohe Zahl von Riester-Verträgen
enthalten ist.
Nach einer Hochrechnung werden 2003 rund
8,0 Millionen Lebensversicherungsverträge neu
abgeschlossen (minus 22,0 Prozent).
Die Einmalbeiträge stiegen im ersten Halbjahr
2003 um 10,5 Prozent auf 3,94 Milliarden Euro;
sie stammen überwiegend aus privaten Renten-
versicherungen. Hingegen lagen die laufenden
Beiträge mit 3,57 Milliarden Euro um 5,4 Prozent
über dem Wert des ersten Halbjahres 2002. Da-
mit stiegen die gesamten Beiträge aus dem Neu-
zugang um 8,0 Prozent gegenüber dem 1. Halb-
jahr 2002.
Für das Gesamtjahr werden Einmalbeiträge von
rund 8,1 Milliarden Euro ( plus 9,7 Prozent) und
laufende Beiträge von 7,3 Milliarden Euro (plus
3,2 Prozent) erwartet.
Die Struktur des Neugeschäfts zeigt deutliche
Unterschiede zwischen den Versicherungsarten.
Von Januar bis Juni 2003 fiel die Zahl der Neu-
abschlüsse von privaten Renten- und Pensions-
versicherungen um 62,1 Prozent auf rund
0,82 Millionen Verträge. Gemessen an der kapi-
talisierten Jahresrente verringerte sie sich auf
18,92 Milliarden Euro (minus 2,3 Prozent). Der
Anteil der Einzelrentenversicherung beträgt am
Gesamtzugang 21,4 Prozent bei den Verträgen
und 15,9 Prozent bei der Versicherungssumme.
Darin spiegelt sich der Absatz von Riester-Ver-
trägen wider, der hinter den Erwartungen zu-
rückblieb: Im ersten Halbjahr wurden 243 300
der insgesamt 333 700 Riester-Verträge als
Einzelrentenversicherungen abgeschlossen. Im
gleichen Vorjahreszeitraum waren es noch
1 635 000 von 1 918 000 Riester-Renten.
74 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
1980 5,788 22,3 9,369 15,157 –1985 11,295 43,4 13,887 25,182 9,91990 17,888 68,8 17,021 34,909 2,91995 30,817 118,5 30,926 61,743 12,21997*) 36,960 142,2 34,174 71,134 *)
1998 40,226 154,7 36,609 76,835 8,01999 44,442 170,9 39,608 84,050 9,42000 49,405 190,0 38,675 88,080 4,82001 52,340 201,3 29,790 82,130 – 6,72002 56,290 216,5 18,531 74,821 – 8,92003p) 64,400 247,7 11,000 75,400 0,8
Jahr
Versicherungsleistungen der LebensversicherungMitgliedsunternehmen
zugunsten der Versiche-rungsnehmer erbrachteLeistungen insgesamt
Zuwachs der
Leistungs-verpflich-tungen1)
ausgezahlteLeistungen
arbeits- Veränderungtäglich2) gegen
VorjahrMrd. EUR Mio. EUR Mrd. EUR Mrd. EUR in Prozent
*) zum 1.1.1998 fand eine größere Bestandsübertragung von einem Nicht-Mitgliedsunternehmen aufein Mitgliedsunternehmen statt. Die 1997er Vergleichswerte wurden entsprechend angepasst, derVergleich mit dem Vorjahreswert ist daher nicht aussagekräftig, 1) Rückstellungen und Überschussgut-haben für künftige Leistungsauszahlungen an die Kunden, 2) durchschnittlich 260 Tage, p) geschätzt.
Durchschnittliche Versicherungssumme
bei Neuabschlüssen in EUR
0 25 000 50 000 75 000 100 000 125 000
Einzel-Kapital1) 14 100
20 100
27 400
25 450
24 650
1980
1990
2000
2001
2002
Einzel-Renten2) 21 950
31 050
30 500
19 800
12 500
Einzel-Risiko3) 7 800
16 250
69 200
61 100
61 300
Einzel-Berufsunfähigkeitsversicherung
61 500
76 050
119 350
104 950
116 650
1) einschließlich Fondsgebundene Lebensversicherung2) Renten-, Pensions- und Pflegerentenversicherungen3) ab 1995 ohne Restschuldversicherungen
© GDV-Jahrbuch 2003
Wie die Bürger ihr Leben versichern 75
Die Einzelkapitalversicherung stieg auf 671 300
neue Verträge (plus 5,2 Prozent) und bei der
versicherten Summe um 19,7 Prozent auf
21,87 Milliarden Euro. Der Anteil der Einzel-
kapitalversicherung beträgt am Gesamtzugang
17,5 Prozent bei den Verträgen und 18,3 Prozent
bei der Versicherungssumme.
Mit knapp 141 700 Verträgen wurden 3,9 Pro-
zent weniger Berufsunfähigkeitsverträge im
ersten Halbjahr abgeschlossen, entsprechend
sank die versicherte Summe auf 17,09 Milliar-
den Euro (minus 2,5 Prozent).
Die Fondsgebundene Lebensversicherung wurde
mit knapp 526 600 Verträgen im 1. Halbjahr
2003 und somit mit einer Minderung von 35,8
Prozent gegenüber dem Vorjahr abgeschlossen.
Diese Gesamtzahl teilt sich mit 242 900 Verträ-
gen auf die Position Fondsgebundene Kapital-
versicherung und mit 283 700 Verträgen auf die
Fondsgebundene Rentenversicherung auf.
Wachsende Beitragseinnahme und
hoher Bestand
Positiv entwickeln sich die gebuchten Brutto-
Beiträge. Im ersten Halbjahr 2003 hatte das Bei-
tragsplus nach der Verbandsstatistik 4,7 Prozent
betragen. Für das Gesamtjahr werden die Bun-
desbürger voraussichtlich Beiträge in Höhe von
67,3 Milliarden Euro (plus 3,5 Prozent) für ihren
Lebensversicherungsschutz aufbringen.
Der Versicherungsbestand wird voraussichtlich
zum Jahresende 2003 bei gleichbleibend 91,1
Millionen Hauptversicherungen liegen.
Auszahlungen und Leistungsreserven
Wie in den Jahren zuvor werden sich auch 2003
die Auszahlungen an die Lebensversicherungs-
kunden erhöhen. Im ersten Halbjahr stiegen sie
um 16,4 Prozent auf 29,73 (1. Halbjahr 2002:
25,55) Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr wird
mit einer Auszahlungssumme von etwa 64,4 Mil-
liarden Euro (plus 14,4 Prozent) an Versiche-
rungsnehmer oder deren Hinterbliebene ge-
rechnet. Pro Arbeitstag wären dies rund 248 Mil-
lionen Euro.
Wichtig sind – neben den Auszahlungen – die
Leistungsreserven, die Jahr für Jahr zu Gunsten
der Kunden gebildet werden. Diese Rückstellun-
gen und Überschussguthaben für künftige Leis-
76 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
1980 13,215 8,8 70,6 14,21985 18,385 6,1 77,5 12,81990 27,403 9,5 110,9 13,91995 45,201 6,6 128,9 11,21997*) 50,500 *) 125,1 10,41998 52,505 4,0 127,7 10,31999 58,749 11,9 125,1 9,82000 61,225 4,2 129,5 9,82001 62,387 1,9 138,1 10,12002 65,058 4,3 144,2 10,42003p) 67,300 3,5 **) **)
Jahr
Beitragseinnahmen in der Lebensversicherung, Ersparnis und Sparquoteder privaten HaushalteAb 1991 Gesamtdeutschland
PrivateErsparnis2)
Mrd. EUR
SparquotePrivate
Haushalte3)
in Prozent
Beitragsaufkommen1)
ZuwachsMrd. EUR in Prozent
*) zum 1.1.1998 fand eine größere Bestandsübertragung von einem Nicht-Mitgliedsunternehmen zueinem Mitgliedsunternehmen statt. Die 1997er Vergleichswerte wurden entsprechend angepasst,daher ist der Vergleich mit den 1996er Werten nicht aussagekräftig, **) die Zahlen der Deutschen Bun-desbank werden umgestellt auf die neue Systematik der Europäischen Zentralbank. Schätzwerte liegen2003 erst gegen Jahresende vor. Die Werte unterscheiden sich inhaltlich von den Vorjahreszahlen, 1) gebuchte Brutto-Beiträge der Mitgliedsunternehmen, ohne die als Versicherungsbeitrag verwende-ten Überschussanteile, 2) einschl. Ansprüche gegenüber betrieblichen Pensionsfonds, 3) Ersparnis inProzent des verfügbaren Einkommens, VGR, p) eigene Schätzung – Quelle: GDV, Deutsche Bundesbank.
tungsauszahlungen werden 2003 ca. 11,0 Milli-
arden Euro erreichen (Vorjahr: 18,53 Milliarden
Euro). In dem Rückgang spiegelt sich die Ent-
wicklung der Kapitalmärkte wider. Anders als
die gesetzliche Rentenversicherung nutzen die
Lebensversicherer das Kapitaldeckungsverfah-
ren, um die Leistungen für ihre Kunden zu er-
bringen. Sinkende Zinsen und die extremen
Kursrückschläge der vergangenen Jahre führen
dazu, dass die Lebensversicherer weniger Mittel
für ihre Kunden zurückstellen können als zuvor.
Die Lebensversicherer haben die Überschussbe-
teiligung an diese Entwicklung angepasst; der
garantierte Teil der Leistung bleibt hiervon aber
unberührt.
Die Gesamtleistungen der deutschen Lebensver-
sicherer, definiert als ausgezahlte plus zurück-
gestellte Leistungen, würde dann ein Volumen
von etwa 75,4 Milliarden Euro im Jahr 2003 er-
reichen.
Versorgungsanteil von 33 Prozent
Die Bedeutung der Lebensversicherung als Teil
der Sicherung für das Alter, den Invaliditätsfall
und die Hinterbliebenen nimmt seit Jahren
stetig zu. Ein Vergleich der ausgezahlten Lebens-
versicherungsleistungen mit den Rentenausga-
ben der Arbeiterrenten- und Angestelltenversi-
cherung für Gesamtdeutschland macht dies
deutlich.
Beliefen sich die Auszahlungen aller Lebensver-
sicherer 1992 auf 18,5 Prozent der Rentenaus-
gaben, so wird für 2003 sogar mit einem Ver-
hältnis von 33,0 Prozent gerechnet. Die Renten-
ausgaben der Arbeiterrenten- und Angestellten-
versicherung werden schätzungsweise auf rund
195 Milliarden Euro steigen.
77
Einzel-Kapital1)
Vermögensbildende LVEinzel-Risiko2)
Einzel-Renten3)
Gruppen-/Kollektivversicherung4)
Gesamtstückzahl
2,935 56,4 4,864 62,5 2,661 36,4 2,893 34,0 2,840 27,80,161 3,1 0,227 2,9 0,114 1,6 0,098 1,2 0,086 0,81,271 24,5 1,456 18,8 0,649 8,9 0,737 8,7 0,722 7,10,065 1,3 0,193 2,5 1,146 15,7 1,930 22,7 3,601 35,20,765 14,7 1,033 13,3 2,732 37,4 2,830 33,4 2,970 29,15,197 100,0 7,773 100,0 7,302 100,0 8,488 100,0 10,219 100,0
1980 1990 2000 2001 2002
Mio. Stück v.H. Mio. Stück v.H. Mio. Stück v.H. Mio. Stück v.H. Mio. Stück v.H.
Anzahl der Verträge des eingelösten Neuzugangs in der LebensversicherungMitgliedsunternehmen
1) einschl. Fondsgebundene Lebensversicherungen (FLV), ab 1995 einschl. sonstiger, aber ohne rabattierte Einzelversicherungen, 2) bis 1994 einschl. Restschuldversicherung,3) einschl. Einzel-SBV (Selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung), Pensions- und – ab 1987 – einschl. Pflegerentenversicherungen, 4) umfasst Kapital-, Bausparrisiko-,sonstige Risiko-, Renten- und Pflegerentenversicherungen sowie seit 1995 Restschuld- und rabattierte Einzelversicherungen.
Rückblick auf 2002
Im Jahr 2002 brachten die Bundesbürger insge-
samt 65,06 (2001: 62,39) Milliarden Euro an
Beiträgen für Lebensversicherungen auf. Dies
waren 4,3 Prozent mehr als im Jahr 2001.
Neuzugang gestiegen
Mit 10,22 (2001: 8,49) Millionen Verträgen hatte
sich der Neuzugang 2002 deutlich gegenüber
dem Vorjahr erhöht (plus 20,4 Prozent). Die Ein-
zel-Kapitalversicherung ging auf 1,42 Millionen
Verträge (2001: 1,44) zurück. Die Einzel-Renten-
und Pensionsversicherung kam auf rund 3,28 Mil-
lionen Verträge – das waren 125,1 Prozent mehr
als 2001. Der Anteil der privaten Rentenversiche-
rungen am Neuzugang belief sich somit auf
32,1 Prozent – gegenüber erst 2,1 Prozent im
Jahre 1990. Knapp 722 000 Verträge (minus 2,0
Prozent) entfielen im Neuzugang auf die Einzel-
Risikoversicherung.
Die Anzahl der Kollektivversicherungen stieg um
4,9 Prozent auf 2,97 Millionen Verträge. Dabei
handelt es sich um Kapital-, Bausparrisiko-, Rest-
schuld- sowie sonstige Risiko- und Rentenversi-
cherungen.
Die versicherte Summe des gesamten Neuzu-
gangs stieg um 0,5 Prozent auf 245,04 (2001:
243,95) Milliarden Euro. Davon entfielen 16,2
(2001: 16,1) Prozent auf die Einzel-Kapitalversi-
cherung, 18,1 (2001: 18,4) Prozent auf die Einzel-
Risikoversicherung und 16,6 (2001: 11,8) Prozent
auf die Einzel-Renten- und Pensionsversiche-
rung.
Bezogen auf den Beitrag stieg der Neuzugang
um 7,0 Prozent auf 14,41 (2001: 13,47) Milliar-
den Euro. Davon stammten 7,05 Milliarden Euro
(plus 4,8 Prozent) aus Lebensversicherungen mit
laufender Beitragszahlung und 7,37 Milliarden
Euro (plus 9,2 Prozent) aus Lebensversicherun-
gen gegen Einmalbeitrag.
Die laufende Beitragszahlung für Neuverträge in
Höhe von 7,05 Milliarden Euro verteilte sich mit
6,06 Milliarden Euro auf eingelöste Versiche-
rungsscheine und mit 0,99 Milliarden Euro auf
Summenerhöhungen. Letztere resultierten zu
0,81 Milliarden Euro aus Anpassungserhöhun-
gen.
Unterscheidet man nach Versicherungsarten, so
verteilte sich der laufende Beitrag aus den ein-
gelösten Versicherungsscheinen auf die Einzel-
Renten- und Pensionsversicherung mit einem
78 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
1980 12,617 0,5981985 17,413 0,9721990 25,914 1,4891995 42,829 2,3721996 44,993 2,5011997*) 47,779 2,7211998 49,615 2,8901999 55,560 3,1892000 57,839 3,3862001 58,554 3,8332002 60,751 4,307
Jahr
Gliederung der Beitragseinnahmen in der LebensversicherungMitgliedsunternehmen
Beiträge1) aus
Hauptversicherungen2) Zusatzversicherungen3)
Mrd. EUR Mrd. EUR
*) zum 1.1.1998 fand eine größere Bestandsübertragung von einem Nicht-Mitgliedsunternehmen zueinem Mitgliedsunternehmen statt; die 1997er Vergleichswerte wurden entsprechend angepasst, 1) ohne die als Versicherungsbeitrag verwendeten Überschussanteile, 2) Kapital-Einzelversicherungeneinschließlich Risiko- und Fondsgebundene Lebensversicherungen; Vermögensbildende Lebensver-sicherungen; Renten-Einzelversicherungen; Gruppenversicherungen nach Sondertarifen, 3) Unfall-Zusatzversicherung, Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung, sonstige Zusatzversicherungen.
Lebensversicherungssummen
Versicherungssummen (Bestand)
je Einwohner für Lebensversicherungen
insgesamt und für kapitalbildende Policen;
ab 1990 Gesamtdeutschland
0 5000 10 000 15 000 20 000 25 000
79
19805 310
alle Lebensversicherungen1)
Bestandszahlen in EUR
6 520
kapitalbildende Versicherungen2)
1985 9 350
7 520
1990 11 290
10 150
1995 16 600
11 130
2000 22 790
12 180
2001 23 990
11 950
2002 25 080
11 730
1) Kapital-, Risiko-, private Renten-, SelbstständigeBerufsunfähigkeitsversicherung u.a.
2) ohne Renten- und Zusatzversicherungen; vor 1990 einschließlich Fondsgebundene Lebensversicherungund vor 1995 einschließlich Gruppenversicherungenzu Sondertarifen.
© GDV-Jahrbuch 2003
Anteil von 35,6 Prozent, gefolgt von der Einzel-
Kapitalversicherung mit 23,0 Prozent und der
Fondsgebundenen Lebensversicherung mit 20,0
Prozent.
91,13 Millionen Hauptversicherungen
Die Lebensversicherung besitzt als Instrument
zur Alters- und Hinterbliebenenvorsorge heraus-
ragende Bedeutung. Dies wird auch durch die
Zahl von 91,13 (2001: 88,63) Millionen Lebens-
versicherungsverträgen untermauert, die zum
31. Dezember 2002 bestanden. Es handelt sich
dabei um Hauptversicherungen mit einer versi-
cherten Summe von 2 067,91 (2001: 1 977,50)
Milliarden Euro.
Viele Hauptversicherungen (42,5 Prozent) waren
2002 mit Zusatzversicherungen ausgestattet.
Der Bestand an Zusatzversicherungen belief sich
auf 38,76 Millionen Verträge; ihre versicherte
Summe bzw. kapitalisierte Jahresrente betrug
1 274,66 (2001: 1 222,30) Milliarden Euro. Von
diesen Zusatzpolicen waren 18,62 Millionen
Unfalltod-Zusatzversicherungen und 14,16 Mil-
lionen Berufsunfähigkeits- bzw. Invaliditäts-Zu-
satzversicherungen.
80 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
1980 64,400 41,425 64,3 1,208 1,9 9,927 15,4 1,794 2,8 10,045 15,61985 77,062 46,181 60,0 3,841 5,0 14,585 18,9 2,784 3,6 9,672 12,51990 144,408 97,711 67,7 2,355 1,6 23,674 16,4 6,991 4,9 13,678 9,41991 181,780 118,452 65,2 2,719 1,5 31,266 17,2 13,285 7,3 16,059 8,81992 173,721 101,025 58,1 2,530 1,5 35,907 20,7 16,635 9,6 17,624 10,11993 179,568 97,660 54,4 2,434 1,4 39,978 22,2 22,519 12,6 16,978 9,41994 190,170 100,986 53,2 2,431 1,3 44,349 23,3 26,659 14,0 15,744 8,21995 168,477 76,283 45,3 2,649 1,6 31,607 18,8 25,084 14,8 32,853 19,51996 183,049 80,454 44,0 2,280 1,2 34,953 19,1 27,870 15,2 37,491 20,51997*) 190,468 79,700 41,8 2,234 1,2 37,780 19,8 32,671 17,2 38,083 20,01998 202,662 76,571 37,9 1,920 0,9 41,741 20,6 40,257 19,8 42,172 20,81999 295,117 125,076 42,4 1,871 0,6 45,432 15,4 72,897 24,7 49,842 16,92000 213,465 72,841 34,2 1,022 0,5 44,946 21,0 51,365 24,0 43,291 20,32001 243,945 73,569 30,1 0,829 0,3 45,028 18,5 78,517 32,2 46,002 18,92002 245,045 70,026 28,6 0,740 0,3 44,262 18,1 78,422 32,0 51,595 21,0
davon
Einzel- Anteil Vermögens- Anteil Einzel- Anteil Einzel- Anteil Gruppen- AnteilKapitalvers.1) bild. LV Risiko2) Renten3) Kollektiv4)
Mrd. EUR Prozent Mrd. EUR Prozent Mrd. EUR Prozent Mrd. EUR Prozent Mrd. EUR Prozent
Jahr
Versicherungssumme des eingelösten Neuzugangs in der LebensversicherungMitgliedsunternehmen
*) zum 1.1.1998 fand eine größere Bestandsübertragung von einem Nicht-Mitgliedsunternehmen zu einem Mitgliedsunternehmen statt; die 1997er Vergleichswerte wurdenentsprechend angepasst, 1) einschl. Fondsgebundene Lebensversicherungen (FLV), ab 1995 einschl. sonstiger, aber ohne rabattierte Einzelversicherungen, 2) bis 1994 einschl.Restschuldversicherungen, 3) einschl. Einzel-SBV (Selbstständige Berufsunfähigkeitsversicherung), Pensions- und Pflegerentenversicherungen, 4) umfasst Kapital-, Bauspar-risiko-, sonstige Risiko-, Renten- und Pflegerentenversicherungen sowie seit 1995 Restschuld- und rabattierte Einzelversicherungen.
Versicherungs-summe
insgesamt
Mrd. EUR
Hinsichtlich der Bestandsstruktur, gemessen am
laufenden Beitrag, lag die Einzel-Kapitalversi-
cherung auch 2002 weit vorn. Ihr Anteil betrug
55,0 (2001: 58,3) Prozent. Es folgten die Einzel-
Rentenversicherung mit 19,6 (2001: 18,1) Pro-
zent des Gesamtbestandes vor der Fondsgebun-
denen Lebensversicherung mit 10,4 (2001: 9,4)
Prozent und der Kollektivversicherung mit 9,8
(2001: 9,4) .
Die Stornoquote stieg auf 4,91 (2001: 4,61) Pro-
zent; sie wird am laufenden Beitrag gemessen.
5,92 Millionen Direkt- und 1,84 Millionen
Rückdeckungsversicherungen
Nach wie vor spielt die Lebensversicherung in
der betrieblichen Altersversorgung eine bedeu-
tende Rolle. Dabei ist nicht nur an die Direktver-
sicherung zu denken. Die Lebensversicherer en-
gagieren sich auch über die Rückdeckung von
Pensionszusagen und Unterstützungskassen in
der betrieblichen Altersversorgung. Zudem wur-
den im Jahr 2002 Pensionsfonds und Pensions-
kassen gegründet oder geöffnet.
Seit Inkrafttreten des Gesetzes zur Verbesserung
der betrieblichen Altersversorgung (BetrAVG)
1974 hat sich der Bestand an Direktversicherun-
gen mehr als vervierfacht; er stieg von 1,34 auf
5,92 Millionen Verträge Ende 2002. Noch ein-
drucksvoller ist das Wachstum der versicherten
Summe – sie stieg im gleichen Zeitraum von 7,13
auf 155,64 Milliarden Euro.
Zum Jahresende 2002 bestanden rund 1,84 Mil-
lionen Rückdeckungsversicherungen mit einer
versicherten Summe bzw. kapitalisierten Jahres-
rente von 88,47 Milliarden Euro.
Die dem GDV verbundenen Pensionskassen
haben zum Ende des Jahres 2002 rund 490 000
Menschen gesichert; der laufende Beitrag für ein
Jahr aus diesem Bestand beträgt rund 330 Mil-
lionen Euro. Bei den Pensionsfonds belief sich die
Zahl der gesicherten Personen auf rund 21 000
Personen und der laufende Beitrag für ein Jahr
erreichte 14,4 Millionen Euro.
Rund 75 Milliarden Euro Versicherungsleistungen
Die Lebensversicherer erbrachten 2002 zuguns-
ten der Versicherungsnehmer Gesamtleistun-
gen von 74,82 (2001: 82,13) Milliarden Euro.
Dabei handelt es sich sowohl um direkte Aus-
zahlungen als auch um für künftige Auszahlun-
gen zurückgestellte Beträge. Diese Gesamtleis-
tungen gingen um 8,9 Prozent gegenüber dem
Vorjahr zurück, was auf das Sinken der für
zukünftige Leistungen zurückgestellten Beträge
zurückzuführen ist.
81
19741) 1,34 7,11980 2,41 27,91990 3,83 67,91995 4,68 104,61996 5,12 117,71997 5,26 122,61998 5,39 129,71999 5,73 143,32000 5,80 148,02001 5,90 151,52002 5,92 155,6
Jahresende
Entwicklung der DirektversicherungBestände am Jahresende
Anzahl der Verträge Versicherungssumme
Mio. Mrd. EUR
1) Inkrafttreten des Gesetzes zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung.
Die ausgezahlten Leistungen an Versicherungs-
nehmer und Hinterbliebene für Versicherungs-
fälle und Rückkäufe summierten sich auf 56,29
(2001: 52,34) Milliarden Euro. Dies entspricht
einem Plus von 7,5 Prozent. Damit wurden pro
Arbeitstag durchschnittlich 217 (2001: 201) Mil-
lionen Euro aus Haupt- und Zusatzversicherun-
gen an die Versicherten und Hinterbliebenen
ausgezahlt.
Für die meisten Versicherungsnehmer ist die
Lebensversicherung eine „Erlebensversicherung“:
Unter den Kapitalleistungen von 33,63 (2001:
31,05) Milliarden Euro dominierten die Leistun-
gen bei Ablauf oder Erlebensfall mit 29,86 (2001:
27,42) Milliarden Euro. Die Auszahlungen auf
Grund von Invalidität, Heirat und anderer Ereig-
nisse betrugen 0,13 (2001: 0,11) Milliarden Euro.
Die Leistungen für Todesfälle an die Hinterblie-
benen 2002 beliefen sich auf 3,64 (2001: 3,52)
Milliarden Euro und waren somit leicht steigend
zum Vorjahr (plus 3,3 Prozent) doch ihr Anteil an
den Auszahlungen von rund 56,29 Milliarden
Euro betrug lediglich 6,5 (2001: 6,7) Prozent, wo-
bei Zusatzversicherungen nicht mitgerechnet
wurden.
Stärker als die Kapitalleistungen wuchsen er-
neut die Rentenleistungen aus Haupt- und Zu-
satzversicherungen. Das Auszahlungsvolumen
erreichte 4,61 (2001: 4,08) Milliarden Euro. Dabei
stiegen die Rentenbeträge aus Hauptversiche-
rungen um 13,5 Prozent auf 3,11 Milliarden Euro
und die Rentenbeträge aus Zusatzversicherun-
gen um 12,7 Prozent auf 1,50 Milliarden Euro.
Die ausgezahlten Überschussguthaben – unter
82 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Aufwendungen für Versicherungsfälle insgesamtdavon:Kapitalbeträge aus Hauptversicherungen
davon fällig durchTod Invalidität, Heirat oder andere Ursachen Ablauf oder Erleben
Rentenbeträge aus HauptversicherungenKapitalbeträge aus Zusatzversicherungen Rentenbeträge aus Zusatzversicherungen Sonstige Leistungen
Vorzeitige LeistungenAusgezahlte Überschussguthaben1)
An Versicherungsnehmer ausgezahlte Leistungen insgesamt
35 393,5 67,6 38 535,7 68,4 8,9
31 051,0 59,3 33 631,2 59,7 8,3
3 524,1 11,3 3 641,9 10,8 3,3110,2 0,4 129,9 0,4 17,8
27 416,7 88,3 29 859,4 88,8 8,92 745,0 5,3 3 115,3 5,5 13,5
219,8 0,4 197,7 0,3 – 10,11 330,9 2,5 1 499,6 2,7 12,7
46,8 0,1 91,9 0,2 96,48 692,6 16,6 9 159,2 16,3 5,48 253,7 15,8 8 595,2 15,3 4,1
52 339,8 100,0 56 290,1 100,0 7,5
2001 2002 Veränderunggegen
Vorjahrin Prozent
Anteile Anteile
Mio. EUR in Prozent Mio. EUR in Prozent
Gliederung der Versicherungsleistungen
An Versicherungsnehmer ausgezahlte Versicherungsleistungen
1) ausgezahlte Überschussguthaben, Schlussüberschussanteile, Todesfallmehrleistungen und ähnliche Leistungsbestandteile, soweit sie nicht – z.B. bei Verwendung derÜberschussanteile zur Erhöhung der Versicherungssumme – bereits in den vorgenannten Leistungspositionen enthalten sind – Quelle: GDV.
anderem aus verzinslicher Ansammlung,
Schlussüberschussanteilen – zogen um 4,1 Pro-
zent auf 8,60 Milliarden Euro an. An „vorzeitigen
Leistungen“ wurden 9,16 Milliarden Euro fällig,
gegenüber 8,69 Milliarden Euro (plus 5,4 Pro-
zent) im Jahre 2001. Der jährliche Zuwachs an
Leistungsverpflichtungen gegenüber Versiche-
rungsnehmern – im Wesentlichen Veränderung
der Deckungsrückstellungen, Rückstellungen für
Beitragsrückerstattung, Überschussguthaben –
fiel mit 18,53 (2001: 29,79) Milliarden Euro um
37,8 Prozent niedriger aus als 2001. Dabei er-
reichte der Zuwachs der Deckungsrückstellun-
gen 25,77 (2001: 30,26) Milliarden Euro, die Ver-
änderung der Rückstellung für Beitragsrücker-
stattung (RfB) minus 8,66 (2001: minus 2,46)
Milliarden Euro und der Zuwachs der Überschuss-
guthaben 1,42 (2001: 1,99) Milliarden Euro.
Verwaltungskostenquote
gleichbleibend bei 3,5 Prozent
Mit 2,26 Milliarden Euro lagen die Verwaltungs-
kosten 2002 geringfügig über dem Vorjahres-
wert von 2,19 Milliarden Euro. Gemessen an den
gebuchten Brutto-Beiträgen beliefen sie sich
wie im Vorjahr auf 3,5 Prozent. 1980 hatte die
Kostenquote knapp 7 Prozent betragen.
Die Abschlussaufwendungen stiegen gering-
fügig von 7,83 Milliarden Euro im Jahre 2001 auf
7,84 Milliarden Euro. Der Abschlusskostensatz,
die gesamten Abschlusskosten in Prozent der
Beitragssumme des Neugeschäfts, lag mit 5,4
(2001: 5,5) Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Steigende Kapitalanlagen
Der Kapitalanlagenbestand der Lebensversiche-
rer nahm 2002 nach der Verbandsstatistik um
3,3 Prozent auf 582,01 (2001: 563,30) Milliarden
Euro zu (ohne Depotforderungen, Festgelder,
Termingelder und Spareinlagen bei Kreditinsti-
tuten). Diese Kapitalanlagen der Lebensversiche-
rungsunternehmen sind der Garant für beste-
hende und künftige Leistungsansprüche der
Versicherungskunden. Ihr Volumen wird in ers-
ter Linie durch die Anlage der aus den Beitrags-
einnahmen stammenden Mitteln bestimmt.
Jahr für Jahr stellt die Lebensversicherung somit
dem Kapitalmarkt Mittel zur Verfügung, die von
der Wirtschaft und vom Staat für Investitionen
langfristig benötigt werden. (Einzelheiten siehe
Kapitel „Kapitalanlagen und Kapitalmärkte“.)
83
1980 0,918 7,01985 1,115 6,11990 1,479 5,41995 1,875 4,21996 1,889 4,01997*) 1,918 3,81998 1,941 3,71999 2,017 3,42000 2,143 3,52001 2,190 3,52002 2,265 3,5
Jahr laufende in ProzentVerwaltungskosten der gebuchten
Mrd. EUR Brutto-Beiträge
*) zum 1.1.1998 fand eine größere Bestandsübertragung voneinem Nicht-Mitgliedsunternehmen zu einem Mitgliedsunter-nehmen statt. Die 1997er Vergleichswerte wurden entsprechendangepasst.
Kostenquote in der LebensversicherungLaufende Verwaltungsaufwendungen der Lebensversicherer
Private Krankenversicherung
Im ersten Halbjahr 2003 verzeichneten die pri-
vaten Krankenversicherungsunternehmen einen
Nettoneuzugang von 82 400 Personen. Damit
hatten insgesamt über 8 Millionen Personen
eine Krankheitsvollversicherung abgeschlossen.
Nach einer Hochrechnung der Werte aus dem
Mikrozensus wird die Zahl der Zusatzversicher-
ten Ende 2003 bei 7,8 Millionen Personen liegen.
Für 2003 rechnen die privaten Krankenversi-
cherer mit Beitragseinnahmen von insgesamt
24,7 Milliarden Euro, davon entfallen auf die
Krankenversicherung 22,8 und auf die Pflege-
pflichtversicherung 1,9 Milliarden Euro. Gegen-
über dem Vorjahr ist das eine Steigerung von
7,0 Prozent (Krankenversicherung plus 8,1 und
Pflegepflichtversicherung minus 4,3 Prozent).
Die Beitragseinnahmen einschließlich der Ne-
benleistungen betrugen im ersten Halbjahr
2003 etwa 12,35 Milliarden Euro. Davon entfie-
len auf die Krankheitsvollversicherung 8,8 Milli-
arden Euro und auf die private Pflegepflichtver-
sicherung 930 Millionen Euro. In der Selbststän-
digen Krankenhaustagegeldversicherung be-
trug das Beitragsvolumen 380 Millionen Euro, in
der Sonstigen Selbstständigen Teilversicherung
(Krankenhauszusatzversicherung, Ergänzungs-
tarife, Pflegekrankenversicherung, Pflegezusatz-
versicherung und andere) 1,6 Milliarden Euro.
Bis Ende des Jahres 2003 wird mit ausgezahlten
Versicherungsleistungen (einschl. Schadenre-
gulierungskosten) in Höhe von rund 16,1 Milli-
arden Euro gerechnet (davon Krankenversiche-
rung 15,6 und Pflegepflichtversicherung 0,5 Mil-
liarden Euro). Die Zunahme wird mit 5,8 Prozent
(Kranken- und Pflegepflichtversicherung) vor-
aussichtlich unter der Steigerung der Beitrags-
einnahmen liegen. Die Gesamtaufwendungen
für die Versicherten, also die Aufwendungen für
Versicherungsfälle zuzüglich der Zuführung zur
Alterungsrückstellung sowie zur Rückstellung
für Beitragsrückerstattung, werden 2003 vor-
aussichtlich 25,5 Milliarden Euro betragen.
Im ersten Halbjahr 2003 erhielten die Versicher-
ten rund 8,0 Milliarden Euro an Versicherungs-
leistungen (einschließlich der Schadenregulie-
rungskosten), ohne Pflegepflichtversicherung
waren es fast 7,8 Milliarden Euro.
Rückblick auf 2002
Die Beitragseinnahmen in der privaten Kranken-
und Pflegeversicherung stiegen 2002 um 6,3
(2001: 4,9) Prozent auf 23,1 Milliarden Euro.
Dabei ist der Anteil der Vollversicherung an den
84 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Vollversichertemit Krankenhauswahlleistungenmit Krankentagegeld
ZusatzversicherungenKrankenhaustagegeldPflegezusatzversicherungKrankenhauswahlleistungen2)
ambulante und Zahnleistungen2)
Krankentagegeld2)
Versicherungen gegen EinmalbeitragAuslandsreise-KrankenversicherungRestschuldversicherungPflegepflichtversicherung
2000 2001 2002
Anzahl der privat KrankenversichertenZahl der Personen (Doppelzählungen möglich), jeweils Jahresende1)
7 493 800 7 710 200 7 923 8006 516 300 6 746 700 6 967 8001 702 700 1 792 900 1 898 400
13 892 000 14 073 000 14 161 0008 935 600 8 888 200 8 789 900
605 100 655 700 690 0004 394 400 4 452 700 4 472 9004 416 100 4 608 100 4 792 600
920 300 988 600 1 043 80025 656 100 27 371 200 26 967 90025 424 600 27 145 500 26 824 000
231 500 225 700 143 9008 364 500 8 619 4003) 8 827 100
1) ab 1996 neue Zählung (veränderte Abgrenzungen); nicht mit dem Vorjahr vergleichbar; 1995 Zahl derPersonen bzw. Risiken, 2) nur gesetzlich Krankenversicherte, 3) Umstellung der Zählweise, Veränderunggegenüber dem Vorjahr: +202 500.
Entlastung im Alter
Entwicklung der Zahl der Vollversicherten
in der privaten Krankenversicherung in Mio.
sowie Alterungsrückstellung in Mrd. EUR
0 10 20 30 40 50 60 70 80 Mrd.
85
Vollversicherte Alterungsrückstellung
1991 6,4 17,2
1992 6,7 19,2
1993 6,9 21,6
1994 7,0 24,6
1995 7,0 28,4
1996 7,0 33,3
1997 7,1 38,7
1998 7,2 44,6
1999 7,4 52,1
2000 7,5 59,6
2001 7,7 68,2
2002 7,9 76,3
0 10 Mio.© GDV-Jahrbuch 2003
Gesamtbeitragseinnahmen mit 68,8 (2001:
67,6) Prozent weiter zu Lasten der Zusatzversi-
cherung gewachsen, auf die nur noch 13,0
(2001: 13,4) Prozent entfielen. Die Erhöhung der
Beitragseinnahmen in der Krankenversicherung
auf 21,10 Milliarden Euro (einschließlich Neben-
leistungen, aber ohne Einmalbeiträge aus der
Rückstellung für Beitragsrückerstattung) ist zum
einen auf den Anstieg der Versicherten in der
Vollversicherung und zum anderen auf Beitrags-
anpassungen zurückzuführen. In der Pflege-
pflichtversicherung stiegen die Einnahmen um
1,54 Prozent auf 1,99 Milliarden Euro.
Die Zahl der vollversicherten Personen stieg auf
7,924 Millionen, der Nettozugang betrug
213 600 (2001: 216 400) Personen. 6,968 (2001:
6,785) Millionen Vollversicherte hatten eine
Versicherung für die Wahlleistungen Ein- oder
Zweibettzimmer und Chefarztbehandlung im
Krankenhaus abgeschlossen. In der Pflege-
pflichtversicherung waren zum 31. Dezember
2002 insgesamt 8,827 (2001: 8,619) Millionen
Personen versichert (der Vorjahreswert musste
gegenüber dem letztjährigen Bericht korrigiert
werden, da die Zählung auf die Regeln umge-
stellt wurde, die für alle übrigen Personenzäh-
lungen gelten).
Rund 7,7 Millionen gesetzlich Versicherte verfüg-
ten über eine private Zusatzversicherung. Dabei
ist allerdings zu berücksichtigen, dass dieser Per-
sonenkreis nicht exakt ermittelt werden kann,
da auch solche Versicherte mitgezählt werden,
die ihren Grundschutz in der PKV bei einem an-
deren Unternehmen oder in der
Gruppenversicherung abgeschlossen haben.
86 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
1980 3,681 0,277 0,608 4,5671985 4,835 0,846 1,025 6,7061990 7,324 0,584 1,595 9,5031995 10,981 2,038 3,785 16,8041996 11,309 2,888 4,906 19,1031997 12,098 2,847 5,407 20,3521998 12,546 3,236 5,932 21,7141999 13,075 3,296 7,525 23,8952000 13,815 2,861 7,410 24,0872001 14,770 2,305 8,669 25,7442002 15,449 1,660 8,082 25,191
Jahr Aufwendungen Aufwendungen Zuführungen Gesamtauf-für Versiche- für Beitrags- zur Alterungs- wendungen3)
rungsfälle1) rückerstattung2) rückstellung
Mrd. EUR Mrd. EUR Mrd. EUR Mrd. EUR
1) einschl. Schadenregulierungsaufwendungen und Zuführung zur Schadenrückstellung, 2) Zuführun-gen zu den Rückstellungen für erfolgsabhängige und erfolgsunabhängige Beitragsrückerstattung, 3) selbst abgeschlossenes deutsches Geschäft; abgegrenzte Werte.
Gliederung der Gesamtaufwendungen in der privaten KrankenversicherungAb 1995 einschließlich Pflegepflichtversicherung (Bruttobetrag)
1970 130 226 – 961975 170 152 181980 217 109 1081985 243 98 1451989 664 149 5151990 310 112 1981991 356 125 2311992 483 154 3291993 307 175 1321994 195 103 921995 271 186 851996 247 181 661997 316 144 1721998 328 155 1731999 325 149 1762000 325 149 1762001 361 148 2132002 362 130 232
Jahr Übertritte Abgänge Differenzzur PKV zur GKV
1000 1000 1000
Wechsel der KassenPersonenwechsel zwischen privater Krankenversicherung und gesetzlicher Krankenversicherung
Quelle: PKV-Verband.
Der Bestand in der Pflegezusatzversicherung
stieg um 34 300 auf 690 000 Personen. Ebenfalls
erhöht hat sich die Zahl der gesetzlich Versicher-
ten, die bei der PKV die Wahlleistungen Ein- oder
Zweitbettzimmer und Chefarztbehandlung im
Krankenhaus versichert haben: 2002 waren es
bei einem Bestand in Höhe von 4,473 Millionen
20 200 Personen mehr als im Vorjahr. In der am-
bulanten Zusatzversicherung wurden 4,793 Mil-
lionen Personen gezählt, was einer Bestandszu-
nahme von 184 500 Personen gegenüber 2001
entspricht. Erhöht hatte sich mit 160 700 Per-
sonen auf 2,942 Millionen auch der Bestand in
der Krankentagegeldversicherung. Die Zahl der
Personen, die sich für eine Auslandsreisekran-
kenversicherung entschieden hatten, sank um
321 500 auf 26,824 Millionen Personen.
Im Jahr 2002 fiel der Ausgabenanstieg in der
privaten Krankenversicherung mit 3,6 Prozent je
Versicherten geringer aus als im Vorjahr (4,5 Pro-
zent). Die Leistungen erhöhten sich insgesamt
um 5,6 Prozent auf rund 15,2 Milliarden Euro.
Diese Erhöhung beruht vor allem auf Kostenstei-
gerungen, weniger auf dem Bestandszuwachs.
In den einzelnen Leistungsbereichen betrug sie
je Versicherten:
Arztkosten ambulant + 3,7 Prozent
Zahnbehandlung und -ersatz + 0,8 Prozent
Krankenhäuser + 3,1 Prozent
davon
allg. Krankenhausleistungen + 9,1 Prozent
Wahlleistung Unterbringung – 21,5 Prozent
Wahlleistung Chefarzt + 3,0 Prozent
Arzneien und Verbandsmittel + 9,4 Prozent
Heil- und Hilfsmittel + 4,2 Prozent
Auffällig sind wie in den vergangenen Jahren vor
allem die Kostensteigerungen im Bereich der
Arznei- und Verbandsmittel. Zudem sind die
Ausgaben für allgemeine Krankenhausleistun-
gen außerordentlich gestiegen. Noch im Jahr
2001 lag hier die Steigerung bei lediglich 0,6 Pro-
zent. Erfreulich ist hingegen die drastische
Senkung der Ausgaben für die Wahlleistung
Unterbringung. Deutlich geringer als im Vorjahr
fiel auch der Kostenanstieg für ambulante
Behandlung sowie für Zahnbehandlung und
Zahnersatz aus.
87
Krankheitskostenversicherung1)
Selbstständige Krankenhaustagegeldversicherung2)
Sonstige selbstständige Teilversicherung3)
Krankentagegeldversicherung4)
PflegepflichtversicherungBesondere Versicherungsarten5)
PKV insgesamt
3,161 62,8 6,435 67,4 13,722 66,2 14,682 67,6 15,891 68,80,534 10,6 0,767 8,0 0,779 3,8 0,768 3,6 0,755 3,30,932 18,5 1,619 17,0 2,858 13,8 2,914 13,4 2,989 13,00,406 8,1 0,725 7,6 0,896 4,3 0,936 4,3 0,977 4,2– – – – 2,009 9,7 1,955 9,0 1,985 8,6– – – – 0,449 2,2 0,463 2,1 0,485 2,14,830 100,0 9,546 100,0 20,712 100,0 21,718 100,0 23,082 100,0
1980 1990 2000 2001 2002Versicherungsarten
Mrd. Mrd. Mrd. Mrd. Mrd.EUR v.H. EUR v.H. EUR v.H. EUR v.H. EUR v.H.
Beitragseinnahmen in der privaten KrankenversicherungBeitragseinnahmen nach Versicherungsarten in Mrd. Euro sowie Anteile in Prozent; ab 1995 einschl. neue Bundesländer
1) Vollversicherung, 2) Krankenhaustagegeldversicherung, 3) Krankenhaus-Zusatzversicherung, Ergänzungstarife, Pflegekranken-Zusatzversicherung u. a., 4) Verdienst-ausfallversicherung, 5) Restschuld-/Lohnfortzahlungsversicherung.
Die Leistungsausgaben in der Pflegepflichtver-
sicherung stiegen 2002 um 2,2 Prozent auf
496,9 Millionen Euro.
Zusätzlich zu den Versicherungsleistungen er-
hielten die Versicherten Beitragsrückerstattun-
gen in Höhe von 863 (2001: 728) Millionen Euro.
Die Beträge, die zur Abmilderung von Beitrags-
anpassungen verrechnet wurden, betrugen in
der Krankenversicherung 1,14 (2001: 2,07) Mil-
liarden Euro.
Die Gesamtaufwendungen für die Versicherten
sanken in der Pflege- und Krankenversicherung
um rund 550 000 Euro auf fast 25,2 Milliar-
den Euro. Die Gesamtaufwendungen umfassen
die ausgezahlten Versicherungsleistungen ein-
schließlich der Schadenregulierungskosten, die
Veränderungen der Schadenrückstellungen, die
Zuführungen zur Rückstellung für Beitragser-
stattung und die Zuführungen zur Alterungs-
rückstellung.
Schaden- und Unfallversicherung
Das Geschäftsjahr 2003 steht für die Schaden-
und Unfallversicherer ganz im Zeichen der Nor-
malität. Noch vor Jahresfrist hatte eine außer-
gewöhnlich hohe Elementarschadenlast der
Branche eines der schlechtesten Ergebnisse
überhaupt beschert. Und dies, obgleich die
Beitragseinnahmen kräftig um 3,6 Prozent an-
gezogen waren.
2003 schwächt sich das Beitragswachstum in
der Schaden- und Unfallversicherung insgesamt
ab. Insbesondere in der Industriellen Sachversi-
cherung lassen sich die Beitragszuwächse in der
Größenordnung des Vorjahres nicht wieder-
holen. Die Zuwachsraten bewegen sich hier
allerdings immer noch in einem zweistelligen
Bereich. Von der Kraftfahrtversicherung, die mit
einem Beitragsanteil von knapp 43 Prozent den
mit Abstand größten Versicherungszweig in der
Schaden- und Unfallversicherung darstellt, ge-
hen auf der Einnahmenseite keine Wachstums-
impulse mehr aus. Gleichwohl bleibt dieser
Zweig auch bei nachlassendem Prämienzu-
wachs noch eine Wachstumsstütze.
Basierend auf den Ergebnissen des ersten Halb-
jahres 2003 erwarten die Schaden- und Unfall-
versicherer einen Anstieg der Beitragseinnah-
men zwischen 2,5 und 3 Prozent. Dem steht eine
erfreuliche Entwicklung auf der Schadenseite
gegenüber. Bereits im ersten Halbjahr haben
sich die Schadenaufwendungen gegenüber
dem Vorjahr deutlich ermäßigt. Hier hat sich
sicher auch die schwache Konjunktur beruhi-
gend auf das allgemeine Schadengeschehen
ausgewirkt. Im zweiten Halbjahr 2003 ist auf-
grund des kräftigen Anstiegs der Elementar-
88 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
schadenlast im Vorjahreszeitraum mit einer
weiteren Entlastung auf der Schadenseite zu
rechnen. Auf Basis der vorliegenden Datenlage
darf in der Schaden- und Unfallversicherung von
einem Rückgang des Schadenaufwands um
gut 5 Prozent ausgegangen werden. Dadurch
konnte die combined ratio (Schaden- und Kos-
tenquote nach Abwicklung) erstmals seit 1998
wieder die 100-Prozent-Marke unterschreiten.
Kraftfahrtversicherung
Nach den vorläufigen Hochrechnungen für das
Geschäftsjahr 2003 hält die positive Entwick-
lung in der Kraftfahrtsparte an. Erstmals seit
1996 wird wieder ein versicherungstechnischer
Ertrag erwartet, der nach derzeitiger Einschät-
zung rund 300 Millionen Euro betragen könnte.
Das positive Gesamtergebnis ist allerdings allein
der erfreulichen Ertragssituation in der Kraft-
fahrt-Haftpflichtsparte geschuldet. In der Kasko-
versicherung muss dagegen mit einem Verlust
von über 200 Millionen Euro gerechnet werden.
Und dies, obwohl die Schadenaufwendungen
wegen rückläufiger Unwetterereignisse unter
denen des Vorjahres liegen könnten. Von einem
ausgewogenem Ergebnis kann deshalb in der
Autoversicherung nicht gesprochen werden.
89
Beitragseinnahmen insgesamtKfz-HaftpflichtVollkaskoTeilkaskoInsassen-Unfall
Schadenaufwand insgesamt
1990 1995 2000 2001 2002 2003p)Versicherungszweig
Verän- Verän- Verän- Verän-Mrd. Mrd. Mrd. derung Mrd. derung Mrd. derung Mrd. derungEUR EUR EUR in v.H. EUR in v.H. EUR in v.H. EUR in v.H.
Beitragseinnahmen und Schadenaufwand in der KraftfahrtversicherungGebuchte Brutto-Prämien sowie Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle des Geschäftsjahres; direktes Geschäft der Mitgliedsunternehmen in Gesamtdeutschland
p) geschätzt.
14,346 22,555 20,358 2,9 21,341 4,8 21,968 2,9 22,5 2,69,371 13,610 12,628 3,8 13,224 4,7 13,624 3,0 13,9 2,03,528 6,558 5,748 3,3 6,171 7,4 6,436 4,3 6,7 4,51,047 2,021 1,740 – 2,4 1,725 – 0,9 1,705 – 1,1 1,7 1,50,399 0,366 0,242 – 8,3 0,221 – 8,9 0,202 – 8,5 0,2 – 8,0
12,847 19,449 20,355 – 2,0 20,145 – 1,0 20,358 1,1 20,0 – 1,6
Kraftfahrt2)
Haftpflicht, Unfall, RechtsschutzSachversicherungen3)
HausratWohngebäudeTechnische Zweige4)
GlasFeuer5)
Einbruchdiebstahl6)
Sturm7)
insgesamt1)
6,60 8,50 9,12 8,85 9,325,60 7,10 8,14 8,12 8,424,84 7,16 5,80 4,85 7,152,39 1,61 1,54 1,38 1,750,62 3,02 1,87 1,48 3,090,52 0,46 0,62 0,57 0,500,27 0,76 0,71 0,68 0,720,18 0,17 0,10 0,09 0,110,14 0,14 0,13 0,11 0,110,03 0,31 0,09 0,04 0,19
17,00 22,80 23,06 21,82 24,89
Versicherungszweige 1980 1990 2000 2001 2002Mio. Mio. Mio. Mio. Mio.
Versicherungsfälle in der Schaden- und Unfallversicherung des deutschen Direktgeschäfts1)
1) ohne Transport- (Waren-, Kasko-, Reisegepäckversicherung u.a.), Kredit-, Luftfahrt-, Nuklear- undVermögensschadenhaftpflichtversicherung, 2) Kraftfahrzeug-Haftpflicht, Vollkasko, Teilkasko, Insassen-Unfall; ab 1990 Tarifgebiet West und Ost, 3) Beteiligungsgeschäft bis 1995; ab 1996 nur Alleinzeich-nungs- und Führungsgeschäft mitgezählt, 4) ab 1996 ohne TV-Betriebsunterbrechung; nicht vergleich-bar mit dem Vorjahr, 5) ab 1996 ohne Betriebsunterbrechungsversicherungen; nicht vergleichbar mitdem Vorjahr, 6) gewerbliches, nicht Privatkunden-Geschäft, 7) ohne Versicherungsfälle aus Kombi-nierten Versicherungen.
Kfz-Haftpflichtversicherung
Die Kfz-Haftpflichtversicherung hat eine lange
Durststrecke hinter sich gebracht. Für 2003 wird
ein versicherungstechnischer Ertrag von an-
nähernd 500 Millionen Euro erwartet. Dieses
erfreuliche Ergebnis wird von dem sich abzeich-
nenden Rückgang der Schadenanzahl um ca.
3 Prozent gestützt. Diese Entwicklung ist u. a.
auf die Einflüsse der schwachen Konjunktur
zurückzuführen. Sollte sich die wirtschaftliche
Lage in Deutschland wieder verbessern, ist
gleichzeitig mit einem Anstieg der Schadenfälle
zu rechnen, da auch die Nutzungshäufigkeit der
Fahrzeuge wieder ansteigen wird. Der positive
Trend in der Schadenentwicklung dürfte daher
nicht von Dauer sein.
Vollkaskoversicherung
In der Vollkaskoversicherung ist für das laufende
Jahr mit einem Anstieg der Beiträge um 4,5 Pro-
zent auf rund 6,7 Milliarden Euro zu rechnen. Die
Steigerung auf der Beitragsseite wird jedoch
durch den gleichzeitig erwarteten Anstieg der
Schadenaufwendungen um ca. 2 Prozent relati-
viert. Demzufolge ist lediglich von einer Minde-
rung der Verluste um rund 70 Millionen auf etwa
190 Millionen Euro auszugehen. Damit werden
sich die seit 1999 in dieser Sparte generierten
versicherungstechnischen Verluste fortsetzen.
Das Negativergebnis könnte sich verstärken,
sollte die deutsche Versicherungswirtschaft
auch noch in diesem Jahr von den Auswirkungen
schwerer Unwetter getroffen werden.
Teilkaskoversicherung
In Teilkasko wird sich gegenüber dem Vorjahr
trotz günstigerer Unwetterlage wieder ein versi-
cherungstechnischer Verlust ergeben. Er dürfte
bei rund 20 Millionen Euro liegen. Bei tendenziell
abnehmendem Risikobestand, ansteigendem
Schadendurchschnitt und einem erwarteten
Durchschnittsbeitragsniveau in der Größenord-
nung des Jahres 1998 erweist sich die Teilkasko-
versicherung für größere Elementarereignisse
besonders anfällig.
Insassenunfallversicherung
In der Insassenunfallversicherung hat sich der
seit Jahren anhaltende Bestandsrückgang noch
etwas beschleunigt. Die Zahl der Risiken dürfte
dieses Jahr erstmals unter die 5-Millionen-
Marke fallen. Das würde einen Rückgang um
10 Prozent gegenüber 2002 bedeuten. Auch die
90 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
1980 99,2 94,2 79,71985 95,0 86,6 80,21990 93,5 92,7 90,01991 94,9 98,9 86,41992 98,4 105,6 95,31993 97,9 100,1 100,11994 95,3 82,0 76,51995 96,7 75,6 68,71996 100,6 77,2 65,51997 106,8 77,8 62,31998 112,8 86,0 65,61999 115,8 94,9 72,32000 108,4 93,3 70,02001 102,5 87,7 66,12002 97,0 89,6 78,8
Jahr Schadenquoten1) in Prozent
Kfz- Voll- Teil-Haftpflicht kasko kasko
Schadenquoten in der Kfz-Versicherung
1) Anteil der Brutto-Schadenaufwendungen für Versicherungsfälle des Geschäftsjahres an den ver-dienten Beiträgen.
Was Autounfälle im Schnitt kosten
Schadenaufwand je Pkw-Unfall
in der Kraftfahrzeughaftpflicht-,
Vollkasko- und Teilkaskoversicherung;
ab 1995 Gesamtdeutschland
0 500 1 000 1 500 2 000 2 500 3 000 3 500 4 000
91
1 747850232
Kraftfahrzeughaftpflicht
Schadendurchschnitt in Euro
Vollkasko
Teilkasko
1 9521 154
525
2 3331 214
656
3 1081 498
690
3 3451 559
725
3 4391 548
728
3 5071 584
718
© GDV-Jahrbuch 2003
1980
1985
1990
1995
1999
2000
2001
3 4881 551
758
2002
Beitragseinnahmen fallen voraussichtlich um
8 Prozent. Der versicherungstechnische Gewinn
wird bei rund 24 Millionen Euro stagnieren.
Rückblick auf 2002
Trotz der vor allem im Kaskobereich bremsend
wirkenden Wetterereignisse konnte die Kraft-
fahrtversicherung im vergangenen Jahr den
positiven Trend aus dem Vorjahr fortführen. Der
technische Verlust minderte sich auf 340 Millio-
nen Euro. Mit einem Prämienvolumen von fast
22 Milliarden Euro konnten die Schadenauf-
wendungen trotz der Unwetterereignisse wie-
der besser aufgefangen werden.
92 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
1980 26,964 19,980 3,331 2,505 5,499 4,377 124 125 1 651 1 7471985 30,013 22,746 3,542 2,737 6,639 5,343 118 120 1 874 1 9521990 34,368 26,851 3,756 2,903 8,362 6,772 109 108 2 226 2 3331991 35,505 27,692 3,729 2,844 8,789 7,025 105 103 2 357 2 4711992 36,421 28,289 3,739 2,861 9,399 7,502 103 101 2 514 2 6221993 45,246 34,619 4,412 3,432 11,734 9,425 98 99 2 659 2 7461994 45,822 34,915 4,288 3,310 12,347 9,769 94 95 2 879 2 9621995 46,794 35,382 4,256 3,270 12,816 10,162 91 92 3 011 3 1081996 47,422 35,646 4,059 3,119 12,792 10,163 86 88 3 152 3 2581997 48,142 35,895 3,972 3,050 13,045 10,349 83 85 3 285 3 3931998 48,805 36,155 4,054 3,096 13,404 10,572 83 86 3 307 3 4141999 49,683 36,767 4,199 3,177 13,655 10,626 85 86 3 252 3 3452000 50,634 37,372 3,974 3,000 13,261 10,317 78 80 3 337 3 4392001 51,143 37,698 3,819 2,918 13,016 10,232 75 77 3 408 3 5072002 51,620 37,986 3,740 2,882 12,716 10,051 72 76 3 400 3 488
Fahrzeuge1) Schadenfälle Schadenaufwand2) Schadenhäufigkeit3) Schadendurchschnitt4)
Mio. Mio. Mrd. EUR EUR
insgesamt5) davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw
Melde-jahr
Kfz-Haftpflichtversicherung in ZahlenRisiken, Schadenzahl, Schadenaufwand, Schadenhäufigkeit und Schadendurchschnitt, ab 1993 Gesamtdeutschland
1) Jahreseinheiten: unterjährige Verträge sind aufaddiert, 2) Versicherungsleistungen, gemeldete Schäden, 3) Zahl der Schäden je 1000 Fahrzeuge, 4) Schadenaufwand durchAnzahl der Schäden, 5) Pkw, Lkw, Motorräder, Mopeds usw.
Unfälle mit Personenschadenschwerwiegende Unfälle nur mit Sachschaden
Alkoholunfälle1)
sonstige2)
übrige SachschadenunfälleinsgesamtVerunglückte insgesamt
GetöteteVerletzte
375 345 362 054 – 3,5134 823 129 797 – 3,7
24 220 23 206 – 4,2110 603 106 591 – 3,6
1 863 388 1 797 623 – 3,52 373 556 2 289 474 – 3,5
501 752 483 255 – 3,76 977 6 842 – 1,9
494 775 476 413 – 3,7
2001 2002 Verän-derung
in Prozent
Straßenverkehrsunfälle in Deutschland
1) alle Fahrzeuge waren fahrbereit, 2) mindestens ein Kfz nicht fahrbereit sowie Vorliegen eines Straf-tatbestandes oder einer Ordnungswidrigkeit (Bußgeld) – Quelle: Statistisches Bundesamt.
Kfz-Haftpflichtversicherung
Die von Unwetterereignissen weitgehend unab-
hängige Kraftfahrt-Haftpflichtversicherung er-
wies sich in 2002 als Kompensationsfaktor in der
Kraftfahrtsparte. Die Beiträge stiegen bei nur
leichtem Bestandswachstum um 0,9 Prozent
auf rund 13,6 Milliarden Euro. Das entspricht
einem Zuwachs um 3 (2001: 4,7) Prozent. Die
Schadenhäufigkeit sank, wohl auch bedingt
durch das Abflauen der allgemeinen Konjunktur,
nochmals um 2 Prozentpunkte auf 72,4 Pro-
mille. Daraus ergab sich insgesamt eine beacht-
liche Verminderung des versicherungstechni-
schen Verlusts von im Vorjahr 629 auf 52 Millio-
nen Euro.
Kfz-Kaskoversicherung /
Insassenunfallversicherung
In der Vollkaskoversicherung war zwar immer
noch ein spürbarer Beitragsanstieg um 4,3 Pro-
zent auf rund 6,4 Milliarden Euro zu verzeichnen,
doch lag dieser Zuwachs 2,8 Prozentpunkte
unter dem Niveau von 2001. Der deutliche
Zuwachs bei den Schadenaufwendungen um
6,6 Prozent führte dazu, dass sich der versiche-
rungstechnische Verlust auf 256 Millionen Euro
erhöhte und damit gegenüber dem Vorjahr
mehr als verdoppelte.
In der Teilkaskoversicherung konnte es ange-
sichts der meteorologischen Einflüsse nicht
überraschen, dass nach dem befriedigenden
Vorjahresergebnis diesmal mit 56 Millionen Euro
Verlust erstmals seit längerem wieder rote
Zahlen geschrieben wurden. Die Schadenanzahl
nahm um 12,4 Prozent auf rund 1,6 Millionen zu.
Die Schadenaufwendungen stiegen um 17,9 Pro-
zent an und erreichten damit ein Rekordniveau
von rund 1,4 Milliarden Euro.
In der Insassenunfallversicherung wirkte sich
das beschleunigte Abschmelzen der Risiko-
bestände um 8,4 Prozent aus. Trotz des günsti-
gen Schadenverlaufs sank der versicherungs-
technische Gewinn gegenüber dem Vorjahr
deutlich um 12,7 Prozent. Er lag nur noch bei
24 Millionen Euro.
Schadenverhütung im GDV
Am 1. Mai 2003 wurden die Institute für Fahr-
zeugsicherheit, München (IFM), und für Straßen-
verkehr, Köln (ISK), als neues „Verkehrstechni-
sches Institut der Deutschen Versicherer“ (VTIV)
zusammengeführt und in die GDV-Abteilung
Kraftfahrt und Schadenverhütung integriert. Die
Kontinuität in der Schadenverhütungsarbeit
spiegelt sich in vier Aufgabenschwerpunkten:
93
1 und weniger 7,1 6,9 7,1 6,6 6,72 4,4 4,5 4,4 4,3 4,03 4,7 4,5 4,6 4,6 4,44 4,8 4,7 4,6 4,6 4,55 4,9 4,7 4,7 4,6 4,56 4,5 4,7 4,5 4,5 4,47 4,3 4,3 4,4 4,3 4,38 4,5 4,1 4,0 4,1 4,09 4,3 4,1 3,8 3,8 3,9
10 4,8 4,6 4,3 3,9 3,911 4,2 4,4 4,1 4,0 3,712 4,9 3,9 4,0 3,8 3,713 3,8 4,5 3,6 3,7 3,614 3,4 3,5 4,2 3,4 3,515 3,2 3,2 3,3 3,9 3,116 3,2 3,0 3,0 3,1 3,717 3,5 3,0 2,8 2,8 2,918 und mehr 25,6 27,5 28,8 30,0 31,2
Schadenfreie Jahre 1998 1999 2000 2001 2002
Wie lange unfallfrei?Prozentualer Anteil der Pkw-Fahrer in den Schadenfreiheitsklassen der Kfz-Haftpflichtversicherung
94 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
1980 5,276 – 1,307 – 1,184 – 248 – 907 –1985 6,833 – 1,340 – 1,681 – 205 – 1 201 –1989 9,678 – 2,143 – 2,613 – 221 – 1 219 –1990 10,428 – 2,374 – 3,029 – 228 – 1 276 –1991 11,659 – 2,579 – 3,584 – 221 – 1 390 –1992 12,544 – 2,938 – 4,289 – 234 – 1 460 –1993 15,570 – 3,501 – 5,438 – 225 – 1 553 –1994 15,234 13,781 3,259 2,932 5,097 4,409 214 213 1 564 1 5041995 14,834 13,392 2,944 2,632 4,601 3,944 198 197 1 564 1 4981996 15,339 13,874 2,617 2,332 4,471 3,816 171 168 1 708 1 6371997 16,009 14,517 2,504 2,232 4,194 3,562 156 154 1 675 1 5961998 16,947 15,380 2,630 2,342 4,454 3,787 155 151 1 693 1 6171999 18,125 16,416 2,984 2,643 4,918 4,122 165 161 1 648 1 5592000 19,216 17,344 3,086 2,713 5,029 4,199 161 156 1 629 1 5482001 19,831 17,879 3,042 2,668 5,045 4,227 153 149 1 659 1 5842002 20,396 18,413 3,344 2,963 5,436 4,597 164 161 1 626 1 551
Fahrzeuge1) Schadenfälle Schadenaufwand2) Schadenhäufigkeit3) Schadendurchschnitt4)
Mio. Mio. Mrd. EUR EUR
insgesamt5) davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw
Melde-jahr
Vollkasko in ZahlenRisiken, Schadenzahl, Schadenaufwand, Schadenhäufigkeit und Schadendurchschnitt, ab 1993 Gesamtdeutschland
1) Jahreseinheiten: unterjährige Verträge sind aufaddiert 2) Versicherungsleistungen, gemeldete Schäden, 3) Zahl der Schäden je 1000 Fahrzeuge, 4) Schadenaufwand durchAnzahl der Schäden, 5) Pkw, Lkw, Motorräder, Mopeds usw.
1980 18,164 – 1,773 – 0,457 – 98 – 258 –1985 18,080 – 1,621 – 0,645 – 90 – 398 –1989 17,876 – 1,729 – 0,742 – 97 – 429 –1990 18,051 – 1,934 – 0,923 – 107 – 477 –1991 17,884 – 1,738 – 0,873 – 97 – 502 –1992 17,702 – 1,845 – 1,092 – 104 – 592 –1993 19,103 – 1,949 – 1,255 – 102 – 644 –1994 19,710 15,466 1,929 1,725 1,344 1,159 98 111 697 6721995 20,092 15,676 1,812 1,613 1,302 1,114 90 103 722 6901996 20,249 15,651 1,724 1,535 1,296 1,103 85 98 752 7191997 20,079 15,294 1,598 1,408 1,179 0,986 80 92 738 7011998 19,699 14,772 1,545 1,356 1,177 0,977 78 92 762 7211999 19,320 14,338 1,586 1,393 1,228 1,009 82 97 774 7252000 18,979 13,957 1,523 1,333 1,183 0,971 80 95 776 7282001 18,556 13,561 1,397 1,221 1,083 0,877 75 90 775 7182002 18,205 13,252 1,558 1,363 1,277 1,034 86 103 819 758
Fahrzeuge1) Schadenfälle Schadenaufwand2) Schadenhäufigkeit3) Schadendurchschnitt4)
Mio. Mio. Mrd. EUR EUR
insgesamt5) davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw insgesamt davon Pkw
Melde-jahr
Teilkasko in ZahlenRisiken, Schadenzahl, Schadenaufwand, Schadenhäufigkeit und Schadendurchschnitt, ab 1993 Gesamtdeutschland
1) Jahreseinheiten: unterjährige Verträge sind aufaddiert 2) Versicherungsleistungen, gemeldete Schäden, 3) Zahl der Schäden je 1000 Fahrzeuge, 4) Schadenaufwand durchAnzahl der Schäden, 5) Pkw, Lkw, Motorräder, Mopeds usw.
„Straßen und Wege“, „Verkehrsverhalten und -re-
gelung“, „Unfallfolgen und Biomechanik“ sowie
„Fahrzeuge und Unfallentwicklung“ wider.
Mit der Zusammenführung soll unter anderem
die Interessenvertretung im Bereich Schaden-
verhütung, insbesondere auch auf europäischer
Ebene, gestärkt sowie die Öffentlichkeitsarbeit
weiter optimiert werden. Der Umzug des Insti-
tuts nach Berlin in das GDV-Verbandsgebäude
erfolgt zum 1. Januar 2004. Aus der aktuellen
Institutsarbeit in den Bereichen Straße und Fahr-
zeug werden nachfolgend einige wichtige Ergeb-
nisse erläutert.
Verkehrssicherheit in neuen Regelwerken
In immer stärkerem Maße tritt die Verkehrs-
sicherheit in den Focus der neuen Regelwerke
des gemeinnützigen technisch-wissenschaftli-
chen Vereins FGSV (Forschungsgesellschaft für
Straßen- und Verkehrwesen). So wurde im ver-
gangenen Jahr das „Sicherheitsaudit für Stra-
ßen“ – eine formalisierte Sicherheitsprüfung
von Plänen für neue Straßen – umgesetzt. Erste
Erfahrungen belegen, dass häufig sicherheits-
relevante Planungsfehler vorkommen. Unter-
suchungen des Verkehrstechnischen Instituts
haben gezeigt, dass die geltenden Vorschriften
zum Teil nicht mehr dem aktuellen Stand ent-
sprechen. Die Folge sind erhöhte Unfallgefahren
bis hin zu ausgesprochenen Unfallhäufungen
auf neuen Straßen
Forschung: Unfälle mit Todesfolge
Im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz unter-
suchte das Institut Hintergründe und Ursachen
aller Unfälle des Jahres 2000 in Rheinland-Pfalz,
bei denen Menschen getötet wurden. Ergebnis:
Etwa ein Drittel dieser Unfälle geschieht an
95
VolkswagenAudiMercedes-BenzOpelBMWFord EuropaFiatRenaultNissanMazdaToyotaSeatPeugeotHondaChryslerMitsubishiSkodaCitroënPorscheSuzuki
10 697 – 2,3 1,6 7 3095 580 – 4,0 2,8 11 1534 994 – 1,4 1,8 13 5423 195 – 19,0 0,6 2 9062 986 – 12,6 1,5 12 4191 555 – 14,6 0,5 3 430
784 – 4,2 0,7 4 719691 – 3,8 0,4 6 146474 – 20,6 0,6 4 959424 – 16,9 0,5 4 022380 – 13,8 0,5 9 629337 20,8 0,7 6 544298 – 10,8 0,4 4 564294 – 23,0 0,7 4 018225 – 16,0 1,6 9 962212 – 27,2 0,4 7 799186 17,7 0,6 11 515144 – 16,3 0,4 5 051137 9,6 1,8 25 498120 8,1 0,5 3 538
Marke/Hersteller
Diebstahl versicherter Pkw nach AutofabrikatenTotalentwendungen 2002 im Vergleich
Stückzahl je 1000 Durchschnitts-versicherter schadenFahrzeuge
EUR
absolut Veränderunggegenüber
Vorjahrin Prozent
1985 60 984 34 511 197 1531990 53 705 40 079 312 2611995 111 491 89 254 688 5891996 98 464 76 392 596 4971997 88 264 65 861 525 4271998 81 921 58 646 486 3781999 72 682 48 742 698 3332000 65 784 42 560 429 3162001 61 062 37 549 418 3082002 58 764 34 775 416 301
Meldejahr
Diebstahl versicherter Kraftfahrzeuge nach Zahl und SchadenaufwandTotalentwendungen kasko-versicherter Kraftfahrzeuge nach Zahl undSchadenaufwand1)
Anzahl Schadenaufwand in Mio. EUR
alle Kfz davon Pkw alle Kfz davon Pkw
1) ab 1991 Gesamtdeutschland.
Unfallschwerpunkten, an denen Verbesserungs-
maßnahmen durch die Unfallkommission ge-
troffen werden müssten. Ein weiteres Drittel der
Unfälle geschieht an Örtlichkeiten mit gravie-
renden technischen Mängeln im Straßenraum.
Solche Mängel müssten im Rahmen einer ord-
nungsgemäß durchgeführten Verkehrsschau
erkannt werden. Lediglich bei einem Drittel ist
keine unmittelbare Mitwirkung der Straße zu
erkennen. Für die ersten Fälle unterstützt das
Verkehrstechnische Institut die Straßenbauver-
waltung bei Verbesserungen.
Verantwortung und Amtshaftung
Im Rahmen eines Symposiums für Richter an der
Universität Regensburg haben Referenten des
Verkehrstechnischen Instituts auf die großen
Gefahren durch unterlassene Maßnahmen an
Unfallschwerpunkten hingewiesen. Die anwe-
senden Richter zahlreicher Land- und Ober-
landesgerichte und vom Bundesgerichtshof
wurden über die Zusammenhänge zwischen
den mitwirkenden Ursachen aus der Straße und
dem fehlerhaften Verhalten von Verkehrsteil-
nehmers informiert. Dabei wurden auch die
Einflussmöglichkeiten von Straßenbau- und
Verkehrsingenieuren auf die Sicherheit von
Verkehrsanlagen nach den seit vielen Jahren
bekannten Untersuchungen des Institutes er-
läutert.
Es wurde deutlich, dass im Einzelfall Gerichte
durchaus die Frage der Amtshaftung prüfen kön-
nen, wenn Unfallschwerpunkte nicht entschärft
werden. Es wird aber erforderlich sein, dass
solche Zusammenhänge vor Gericht auch zur
Sprache gebracht werden. Insofern müssen
auch Anwälte mit diesen Ergebnissen vertraut
gemacht und in Seminaren über geeignete Mög-
lichkeiten informiert werden, wie sie an diese
Informationen kommen und welche Folgerun-
gen daraus zu ziehen sind.
Aktive Sicherheit von Pkw
Das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) gilt
derzeit als Meilenstein im Bereich der Unfallver-
meidung. Zusammenfassend ist aus den bishe-
rigen Untersuchungen zum Thema ESP festzu-
stellen, dass rund 20 bis 25 Prozent der schweren
Pkw-Unfälle Schleuderunfälle sind, die durch
ESP gänzlich vermieden bzw. in ihren Auswir-
kungen gemildert werden können.
96 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Nordrhein-WestfalenBerlinNiedersachsenHessenBayernBaden-WürttembergHamburgBrandenburgSchleswig-HolsteinSachsenMecklenburg-VorpommernSachsen-AnhaltRheinland-PfalzThüringenBremenSaarlandBundesgebiet1)
8 882 8 942 – 0,7 1,3 1,33 571 3 946 – 9,5 4,2 4,63 177 3 601 – 11,8 1,0 1,12 531 2 704 – 6,4 1,0 1,12 514 2 889 – 13,0 0,5 0,62 361 2 553 – 7,5 0,6 0,61 969 2 138 – 7,9 3,6 3,91 772 1 843 – 3,9 2,0 2,01 551 1 579 – 1,8 1,3 1,41 548 1 776 – 12,8 1,0 1,21 226 1 330 – 7,8 2,2 2,31 108 1 427 – 22,4 1,3 1,71 068 1 104 – 3,3 0,6 0,6
607 772 – 21,4 0,7 1,0387 420 – 7,9 1,9 2,0296 278 6,5 0,7 0,6
34 775 37 549 – 7,4 1,1 1,2
Länder
Diebstahl versicherter Pkw nach Bundesländern
Versicherungsfälle absolut je 1000 PkwHäufigkeit
2002 2001 Verände- 2002 2001rung
in Prozent
1) hochgerechnet auf 100 Prozent Marktvolumen – Quelle: GDV.
ESP in Lastkraftwagen
Die erste Wirksamkeitsanalyse anhand von
realen Lkw-Unfällen zeigte, dass das ESP in Ver-
bindung mit einer Kippstabilisation für Lkw und
Lkw-Züge innerhalb der gegebenen physikali-
schen Grenzen ein erhebliches Potenzial zur
Erhöhung der Sicherheit aufweist. In Bezug auf
die Zahl schwerer Lkw-Unfälle kann eine Verrin-
gerung um bis zu 9 Prozent erwartet werden.
Verletzungsrisiken der Halswirbelsäule
bei Pkw-Unfällen
Noch immer sind bei den meisten Pkw-Her-
stellern Sitze und Kopfstützen nicht optimal.
Deutsche und schwedische Untersuchungen
bestätigen, dass insbesondere manche Markt-
führer unzureichende Sitz-/Kopfstützenkon-
struktionen aufweisen, wobei die Häufigkeit von
HWSD-Verletzungen bei neueren Modellreihen
97
darunter nachrichtlich
Personen- Lastkraftwagen Kraftfahrzeuge Neuzulassungen Besitz-und Kombinations- mit Versicherungs- (fabrikneuer Kfz) umschreibungen
kraftwagen kennzeichen1) (gebrauchter Kfz)
Jahr
Entwicklung des Kraftfahrzeug-Bestandes*)
*) Erfassungsstand im zentralen Fahrzeugregister (ZFZR), 1) zulassungsfreie Fahrzeuge mit Versicherungskennzeichen, 2) nachrichtlich: Bundesrepublik Deutschland nach dem Gebietsstand ab dem 3. Oktober 1990, Kfz-Bestand insgesamt 42,5 Mio., darunter Pkw 35,5 Mio. – Quelle: Kraftfahrt-Bundesamt.
Kraftfahrzeugeinsgesamt
in 10001950 2 021 540 384 – 513 3371980 26 938 23 192 1 277 2 110 2 791 5 51119902) 35 554 30 685 1 389 954 3 387 7 0341995 47 486 40 404 2 215 1 728 3 820 8 3371997 49 019 41 372 2 315 1 634 4 133 8 3421998 49 586 41 674 2 371 1 747 4 350 8 3721999 50 609 42 324 2 466 1 743 4 438 8 6462000 51 365 42 840 2 527 1 743 3 972 8 3632001 52 487 43 772 2 611 1 595 3 892 8 1702002 53 306 44 383 2 649 1 680 3 757 7 741
Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent1980 3,2 2,9 3,3 4,8 – 6,1 – 0,41990 3,1 3,1 3,3 0,3 8,1 – 2,31995 2,0 1,6 4,8 3,7 2,9 – 1,21997 1,4 0,9 1,8 – 2,0 2,2 – 1,21998 1,2 0,7 2,4 6,9 5,3 0,41999 2,1 1,6 4,0 – 0,2 2,0 3,32000 1,5 1,2 2,5 0,0 – 10,5 – 3,32001 2,2 2,2 3,3 – 8,5 – 2,0 – 2,32002 1,6 1,4 1,5 5,3 – 3,5 – 5,3
Jahresdurchschnittliche Veränderungsraten in Prozent1951–1960 14,8 24,0 5,9 ° 9,0 16,11961–1970 7,7 12,0 4,2 – 7,2 6,8 8,91971–1980 4,8 5,2 2,2 7,2 1,7 4,61981–1990 2,8 2,8 0,8 – 7,2 2,0 2,51991–2000 4,7 4,0 6,7 – 2,3 – 0,1 – 0,9
sogar noch zunimmt. In Zukunft sollen weitere
Vergleichstests mit aktuellen Pkw-Sitzen vorge-
nommen werden.
Verkehrssicherheitsarbeit mit der Polizei
Am 27. Juli 2002 startete die Münchner Ver-
kehrspolizei eine zweijährige Kampagne unter
dem Motto „Verkehr mit Sicherheit – mit Sicher-
heit nicht verkehrt“. In dieser Kampagne, an der
das Verkehrstechnische Institut beteiligt ist,
werden die Themen „Alkohol/Drogen/Medika-
mente“, „Witterung/Sicht“, „Vorfahrt/Vorrang“,
„Geschwindigkeit“ sowie „Ausrüstung und Ver-
halten nach dem Unfall“ angesprochen. In der
Auftaktveranstaltung hatte der Stand des Insti-
tuts hochrangigen Besuch von Staatsminister
Dr. Günther Beckstein, der sich vor Ort über die
Aktivitäten informierte.
Allgemeine Haftpflichtversicherung
Für das Geschäftsjahr 2003 ist in der Allgemei-
nen Haftpflichtversicherung mit einem Wachs-
tum der Beitragseinnahmen in einer Größenord-
nung von etwa 3,0 (2002: 3,8) Prozent auf rund
6,3 Milliarden Euro zu rechnen. Dabei ist bereits
berücksichtigt, dass nach den Feststellungen des
unabhängigen Treuhänders ab 1. Juli 2002 und
damit im dritten Jahr hintereinander erneut
keine Beitragsangleichung zulässig ist. Die
Aufwendungen für Geschäftsjahresschäden
dürften um ca. 2,5 Prozent ansteigen, nachdem
sie in 2002 noch um 7,9 (2001: plus 8,2) Prozent
zurückgegangen waren. Die Geschäftsjahres-
schadenquote wird mit voraussichtlich rund
75 Prozent im Wesentlichen der Quote von 2002
(75,3 Prozent) entsprechen. Gleiches gilt für die
combined ratio nach Abwicklung, die wie im
Vorjahr ungefähr 96 Prozent beträgt.
Die Beitragsentwicklung in den einzelnen Seg-
menten verläuft weiterhin uneinheitlich. So hat
sich zwar die Stabilisierung der Prämien im in-
dustriellen Haftpflichtgeschäft auf das Gesamt-
ergebnis positiv ausgewirkt. Demgegenüber
setzt sich jedoch im gewerblichen Breiten- sowie
im Privatgeschäft der Beitragsabrieb fort. Der
Wettbewerb in diesem Segment hat mittler-
weile ein Ausmaß angenommen, wonach selbst
bei günstigen Schadenverläufen die verein-
nahmten Beiträge unter Berücksichtigung der
bestehenden Kostenquote nicht mehr aus-
kömmlich sind.
98 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
1980 1,8699 1,4025 6,41985 2,5557 2,0168 11,01989 3,2961 2,5555 8,21990 3,5614 2,7007 5,71991 4,0409 3,0546 13,11992 4,3649 3,3224 8,81993 4,7581 3,5637 7,31994 5,17482) 3,9135 9,81995 5,4502 4,3322 10,71996 5,6287 4,5023 3,91997 5,7661 4,7439 5,41998 5,7780 4,7285 – 0,31999 5,8913 4,8828 3,32000 5,8767 4,6634 – 4,52001 5,9219 5,0461 8,22002 6,1484 4,6471 – 7,9
Jahr Beitrags-einnahmen
Mrd. EUR
Leistungen für Versicherungsfälle1)
VeränderungMrd. EUR in Prozent
Beiträge und Leistungen in der Allgemeinen Haftpflichtversicherung
1) Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle des Geschäftsjahres s.a.G., 2) beeinflusst durch neueVerbandsmitglieder.
Im Größtschadenbereich stehen weiterhin ins-
besondere US-Schadenfälle und Schadenfälle
aus der Kfz-Rückrufkostenversicherung im Vor-
dergrund. Hier zeigt sich der Zusammenhang
zwischen dem zunehmenden Kostendruck auf
die Zulieferer der Automobilindustrie und der
Zunahme der Schadenfälle. Kritisch ist darüber
hinaus die Situation bei den Pharmarisiken. De-
ren Risikoeinschätzung wird dadurch erschwert,
dass hier vielfach neue Wirkstoffe involviert sind,
deren Langzeitwirkungen noch weitestgehend
unbekannt sind. Hinzu kommen die Haftungs-
verschärfungen durch das im letzten Jahr verab-
schiedete Zweite Gesetz zur Änderung scha-
densersatzrechtlicher Vorschriften (Schadens-
ersatzrechts-Änderungsgesetz), mit denen eine
weitere Zunahme des Exposures im gesamten
Pharmabereich verbunden ist. Schließlich wird
der gleichfalls mit dem Schadensersatzrechts-
Änderungsgesetz eingeführte Schmerzensgeld-
anspruch für Fälle der Gefährdungshaftung so-
wie der Vertragshaftung künftig auch in vielen
anderen Bereichen der Allgemeinen Haftpflicht-
versicherung zu einem erhöhten Schadenauf-
wand führen.
Rückblick auf 2002
Die gebuchten Brutto-Beitragseinnahmen in der
Allgemeinen Haftpflichtversicherung stiegen im
Jahr 2002 noch um 3,8 Prozent auf rund 6,1
(2001: 5,9) Milliarden Euro. Im Gegensatz zum
Bereich des Industriegeschäfts haben die Bei-
träge im gewerblichen Breiten- sowie im Privat-
geschäft abgenommen. Die Gründe für den
problematischen Verlauf dieses Segments liegen
hauptsächlich in erheblichen Rabattierungen
und in der Entwicklung so genannter „Kombi-
produkte“ innerhalb der letzten Jahre.
Zwar minderten sich die Schadenaufwendun-
gen gegenüber dem Vorjahr deutlich um 7,9 Pro-
zent. Dieser Rückgang wird allerdings durch die
Tatsache relativiert, dass diese Aufwendungen
im Jahr 2001 noch um beachtliche 8,2 Prozent
angestiegen waren. Die Ursache dieser Entwick-
lung lag vor allem in Schadenrückstellungen, die
durch Größtschäden, insbesondere im Pharma-
bereich, erforderlich wurden.
Private Unfallversicherung
Die Unfallversicherer rechnen zum Jahresende
mit einem leicht rückläufigen Beitragswachs-
tum, einer minimalen Steigerung bei den Ver-
tragszahlen und mit einer insgesamt zufrieden-
stellenden Entwicklung im Schadenbereich. Die
Brutto-Beitragseinnahmen werden voraussicht-
lich um etwa 2 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro
steigen. Diese Entwicklung ist in erster Linie auf
die Anpassungen im Bereich der dynamischen
Verträge zum Beginn des Jahres zurückzuführen.
Bei der Zahl der Verträge wird trotz einer deutli-
cheren Steigerung der versicherten Risiken nur
ein kleines Plus erwartet. Die unterschiedliche
Entwicklung bei den Beiträgen und der Zahl der
versicherten Risiken einerseits und der Vertrags-
stückzahl andererseits ist in erster Linie der
steigenden Tendenz hin zu Gruppenverträgen
geschuldet.
Der Aufwand für Geschäftsjahresschäden wird
voraussichtlich nur leicht um etwa 1 Prozent auf
2,4 Milliarden Euro steigen. Sowohl die Ge-
schäftsjahresschadenquote (52 Prozent) als auch
die combined ratio (83 Prozent) werden voraus-
sichtlich stabil bleiben.
99
Rückblick auf 2002
Das Jahr 2002 war geprägt von einem deutlich
zunehmenden Beitragswachstum, nur leichten
Veränderungen bei der Zahl der Verträge und
insgesamt erfreulichen Entwicklungen im Scha-
denbereich. Die Brutto-Beitragseinnahmen stie-
gen deutlicher als ursprünglich erwartet um 2,2
(2001: 1,5) Prozent auf 5,6 Milliarden Euro. Die
Zahl der Verträge nahm dagegen auch im ver-
gangenen Jahr nur leicht um 0,3 Prozent auf
29,4 Millionen Stück zu.
Auch die Schadenseite entwickelte sich im ver-
gangenen Jahr insgesamt zufriedenstellend. Der
Aufwand für Geschäftsjahresschäden sank
deutlich um 2,4 Prozent auf knapp 2,4 Milliarden
Euro. Die Geschäftsjahresschadenquote min-
derte sich im Vergleich zum Vorjahr leicht auf
52,4 Prozent. Auch die combined ratio lag mit
82,5 Prozent leicht unter dem Vorjahreswert.
100 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Beiträge1) Leistungen2) Schadenquote3)
in Prozent
Veränderung Veränderunggegenüber gegenüber Vorjahr
Mio. EUR Vorjahr in Prozent Mio. EUR in Prozent
Jahr
Beiträge und Leistungen in der Privaten Unfallversicherung
1) gebuchte Brutto-Beiträge deutsches Direktgeschäft, 2) Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle des Geschäftsjahres s.a.G., 3) Brutto-Aufwendungen für Ver-sicherungsfälle s.a.G. in Relation zu den verdienten Bruttorisiko-Beiträgen s.a.G., 4) bereinigt – Quelle: GDV.
AnzahlVersicherungs-unternehmen
1950 63 29,3 13,7 ° ° °1960 91 124,2 12,2 62,2 11,7 57,31965 104 242,1 15,9 107,4 12,7 51,21970 99 456,4 16,5 213,9 20,3 54,81975 107 828,1 11,7 392,2 13,3 53,61980 125 1 471,4 12,0 691,4 12,1 53,81985 129 2 260,7 7,7 1 027,6 8,4 52,51990 147 3 139,8 7,3 1 419,8 6,1 52,61992 157 3 993,2 6,0 1 722,5 8,2 50,01993 156 4 165,3 4,3 1 848,6 7,3 51,019944) 161 4 417,1 6,0 1 996,0 8,0 52,21995 165 4 662,5 4,0 2 165,6 6,8 54,11996 161 4 824,8 3,5 2 285,7 5,5 55,519974) 162 4 986,9 3,4 2 388,5 4,5 56,61998 161 5 134,4 3,0 2 471,8 2,7 57,41999 156 5 300,2 3,2 2 509,8 1,5 57,02000 156 5 403,6 2,0 2 460,4 – 2,0 55,22001 157 5 484,7 1,5 2 451,6 – 0,4 54,42002 153 5 603,9 2,2 2 392,4 – 2,4 52,4
Rechtsschutzversicherung
In der Rechtsschutzversicherung wird zum Jahres-
ende 2003 mit einem Beitragszuwachs von etwa
3 (2002: 0,7) Prozent auf 2,8 Milliarden Euro ge-
rechnet. Diese Steigerung ist zum überwiegen-
den Teil auf die nach dem Treuhänderbericht
2002 zulässigen Beitragsanpassungen für fast
alle Vertragsarten zurückzuführen. Aufgrund der
Entwicklung des Schadenbedarfs in den Jahren
2002 und 2001 sind für fast alle Vertragsarten –
mit Ausnahme des Verkehrsrechtsschutzes –
auch im Jahr 2003 wieder Beitragsanpassungen
zwischen 5 und 12,5 Prozent möglich.
Die Zahl der Verträge wird sich gegenüber dem
Vorjahr nur geringfügig erhöhen. Der Schaden-
aufwand dürfte voraussichtlich um etwa 3,5
(2002: 3,9) Prozent auf gut 2 Milliarden Euro
steigen. Die Schadenquote wird nach der Hoch-
rechnung vom September 2003 mit 75 Prozent
in etwa der des Vorjahres entsprechen; die
combined ratio wird danach bei 99 Prozent
liegen.
Insgesamt ist wie bereits im Vorjahr eine leicht
abnehmende Versicherungsdichte zu beobach-
ten. Die deutlich gestiegenen Schadenzahlun-
gen haben vielfach Prämienanhebungen not-
wendig gemacht. Die Kostensteigerungen tragen
dazu bei, dass viele Haushalte auch angesichts
hoher Belastungen für die private Altersvorsorge
die Absicherung durch eine Rechtsschutzver-
sicherung überdenken. Die zu befürchtenden
deutlichen Kostensteigerungen aufgrund des
voraussichtlich zum 1. Juli 2004 in Kraft treten-
den Kostenrechts-Modernisierungsgesetzes, das
die Anhebung der Rechtsanwaltsgebühren und
der Gerichtskosten vorsieht, werden vermutlich
erheblich dazu beitragen, dass sich dieser Trend
weiter fortsetzt oder sogar beschleunigt.
Rückblick auf 2002
Der Geschäftsverlauf der Rechtsschutzversiche-
rung war im Jahr 2002 von nachlassendem
Beitragswachstum bei höherem Schadendruck
geprägt. Die Brutto-Beitragseinnahmen stiegen
lediglich um 0,7 Prozent auf 2,73 Milliarden Euro.
Die Verträge nahmen im selben Zeitraum leicht
um 0,8 (2001: 0,6) Prozent zu und erreichten
19,6 Millionen Stück. Die Zahl der versicherten
Risiken minderte sich minimal um 0,03 Prozent
(2001: plus 0,2 Prozent).
101
1980 0,840 17,204 2,230 0,5321985 1,209 20,562 2,710 0,8291990 1,631 24,457 2,990 1,1181994 2,099 30,0402) 3,499 1,6261995 2,216 29,437 3,534 1,7761996 2,332 29,509 3,555 1,8521997 2,467 29,301 3,601 1,9141998 2,605 28,813 3,573 1,9501999 2,635 28,575 3,584 1,9382000 2,690 28,942 3,475 1,9222001 2,707 29,010 3,469 1,9662002 2,727 29,002 3,616 2,042
Jahr Brutto-Beitrags- Anzahl Schadenfälle1) Versicherungs-einnahmen der Risiken leistungen1)
Mrd. EUR Mio. Mio. Mrd. EUR
Beitragseinnahmen, Risiken und Schäden in der Rechtsschutzversicherung
1) Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle des Geschäftsjahres s.a.G., 2) einschl. neue Verbands-mitglieder.
Die Entwicklung im Schadenbereich verlief deut-
lich ungünstiger als im Vorjahr. Während die
Zahl der Schäden um 4,2 (2001: minus 0,2) Pro-
zent auf rd. 3,6 Millionen zunahm, stieg der
Schadenaufwand für Geschäftsjahresschäden
um 3,9 (2001: 2,3) Prozent gegenüber dem Vor-
jahr und belief sich auf rund 2 Milliarden Euro.
Für Vorjahresschäden fiel die Zunahme mit 2,4
(2001: 3,5) Prozent auf 3,4 Milliarden Euro etwas
geringer aus als in den Vorjahren. Bei den Ge-
schäftsjahresschäden ist dies auf eine deutliche
Steigerung sowohl der Zahlungen (plus 3,24 Pro-
zent) als auch der Rückstellungen (plus 2,01 Pro-
zent) zurückzuführen. Grund für den leichten
Rückgang bei den Vorjahresschäden sind die
sinkenden Aufwendungen für Rückstellungen,
deren Anstieg mit 2,01 (2001: 5,3) Prozent unter
den Steigerungen der Vorjahre liegt. Der Scha-
dendurchschnitt hat nur geringfügig zugenom-
men und lag bei 564,59 Euro. Der Schadenbedarf
je Risiko ist dagegen deutlich um 3,75 (2001:
minus 0,8) Prozent gestiegen.
Schutzbriefversicherung
Der Verlauf in der Schutzbriefversicherung ist
auch in 2003 weiterhin von den 1998 eingeführ-
ten Produktkombinationen von Schutzbrief- mit
Kraftfahrtversicherungen geprägt: Während die
Zahl der Einzelschutzbriefe beständig sinkt,
bauen die Kraftfahrtversicherer ihren Bestand
an kombinierten Verträgen weiter aus. Aufgrund
dieser Entwicklung betrifft inzwischen das
größte Segment der Schutzbriefversicherung die
Pannen- und Unfalldeckungen der Kraftfahrtver-
sicherung.
Rückblick auf 2002
Während im Jahr 2002 die Zahl der Einzelver-
träge um 7,5 Prozent auf rund 1,8 Millionen wei-
ter gesunken ist, stieg die Zahl der kombinierten
Verträge um etwa 13 Prozent auf fast 13 Millio-
nen. Die Beitragseinnahmen bei den Produkt-
arten stiegen um gut 6 Prozent auf 138,1 Millio-
nen Euro. Die Schäden nahmen deutlich zu (plus
10,3 Prozent): von 338 000 im Jahr 2001 auf rund
373 000 in 2002.
102 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
1980 13,7 513 371 – 34 0791985 35,0 1 284 500 – 74 07019901) 66,9 2 197 785 – 129 1641995 87,1 2 726 054 – 164 2901996 88,2 2 742 376 – 173 74419972) 89,5 2 693 079 – 172 87819983) 107,9 2 660 105 3 551 402 202 0481999 119,6 2 449 595 7 260 614 291 2842000 126,2 2 212 069 9 016 867 305 2282001 130,4 1 976 814 11 263 939 337 84520024) 138,1 1 828 460 12 825 046 372 765
Jahr Brutto-Beitrags-einnahmen
Mio. EUR
Anzahl der Verträge (Jahrespolicen) Anzahl der Schäden
Einzelverträge Produkt-kombinationen
Beitragseinnahmen, Verträge und Schäden in der Schutzbriefversicherung
1) ab 1990 ohne Gruppenverträge, 2) ab 1997 werden Kurzläufer nicht mehr erfasst, daher sind sie nichtmehr dargestellt, 3) ab 1998 mit Produktkombinationen (PK), 4) mit geschätzten PK-Beitragseinnahmen.
Sachversicherung
Die für das Geschäftsjahr 2003 vorliegenden
Hochrechnungen und unterjährigen Verbands-
statistiken weisen für die Sachversicherung eine
im Vergleich zum Vorjahr insgesamt positive
Entwicklung aus, weil größere Elementarschä-
den bislang ausgeblieben sind. Hinsichtlich der
Beitragseinnahmen ist für die Industriellen
Feuersparten nach einem Plus von 31,1 Prozent
im Vorjahr mit 20 Prozent ein abflachendes Bei-
tragswachstum zu konstatieren. Für die Tech-
nischen Versicherungen ergibt sich danach ein
geringes Plus von 3 (2002: 0,7) Prozent, bei den
Allgemeinen Sachsparten ist weiterhin bei ei-
nem Minimalwachstum von 1,1 (2002: 1,9) Pro-
zent nur eine unterdurchschnittliche Marktent-
wicklung zu verzeichnen.
Bei Ausbleiben ungewöhnlicher Schadenereig-
nisse im letzten Quartal 2003 ergibt die Hoch-
rechnung für die Sachversicherungen insgesamt
eine erhebliche Verbesserung des Geschäfts-
ergebnisses. Erstmals seit vielen Jahren sind die
Schadenaufwendungen in allen Sach-Teilspar-
ten geringer als die Beitragseinnahmen. Die sich
daraus errechnenden Schadenquoten vor Ab-
wicklung liegen deutlich unter der 100- Prozent-
Marke. Die Schaden-Kostenquote (combined
ratio) nach Abwicklung stellt sich im Industrie-
geschäft auf 100, im übrigen Sachgeschäft auf
101 Prozent (Stand Mitte September 2003).
Netto-Tarifempfehlung Firmen
Die Sachversicherer haben 2003 die Arbeiten an
einer Neukonzeption der Risikostatistik abge-
schlossen und damit die Basis für eine aktuelle
unverbindliche Netto-Tarifempfehlung für die
Feuer-, die Betriebsunterbrechungs- und die wei-
teren Sachgefahren geschaffen. Die Segmente
der bisher getrennten Risikostatistiken für Ge-
werbe und Industrie wurden bis zu einer Versi-
cherungssumme von 50 Millionen Euro je Ver-
trag zum neuen Segment „Firmen“ zusammen-
gefasst. Für das darüber hinausgehende hoch-
summige Industriegeschäft wird es künftig
keine Risikostatistik und keine unverbindlichen
Netto-Tarifempfehlungen mehr geben. Ziel der
neuen Netto-Tarifempfehlung Firmen ist, den
Marktteilnehmern im Rahmen der kartellrecht-
lich freigestellten Möglichkeiten eine statistisch-
mathematisch begründete Ausgangsbasis zur
risikogerechten und individuellen Unterneh-
mens-Tarifierung zur Verfügung zu stellen. Nach
Abschluss aller fachlichen und rechtlichen Prü-
fungen wird das Werk zum Jahresende 2003
durch den GDV bekanntgegeben.
Erneuerbare Energien
Die Technischen Versicherer im GDV haben 2003
erstmals einen Gesamtüberblick aus Ver-
sicherersicht über den technologischen Entwick-
lungsstand und das technische Gefährdungs-
potenzial aller Arten erneuerbarer Energien vor-
gelegt. Die umfangreiche Broschüre, die auch
Gegenstand einer öffentlichen Verbandspräsen-
tation war und von der GDV-Homepage herun-
tergeladen werden kann, ist Teil der gesell-
schaftspolitischen Diskussion über die Möglich-
keiten und Risiken einer verstärkten Nutzung
alternativer Energiegewinnungs-Technologien.
Die Publikation hat branchenübergreifend Inter-
esse hervorgerufen und war bereits Gegenstand
zahlreicher Fachgespräche mit anderen betroffe-
nen Wirtschaftsverbänden.
103
Weitere Impulse erhielt das Thema durch die
vom Bundesumweltministerium im Herbst 2003
initiierte Novellierung des Erneuerbare-Ener-
gien-Gesetzes (EEG). Insbesondere die Wind-
energiegewinnung auf offenem Meer soll nach
Vorstellungen der Bundesregierung verstärkt
ausgebaut und gefördert werden. Bei Wind-
energieanlagen ist die Versicherungsbranche
schon heute vor große Herausforderungen ge-
stellt. Technisch zum Teil unausgereifte Anlagen
führen zu hohen Schadenbelastungen. Für die
zu realisierenden Offshore-Wind-Projekte in
Nord- und Ostsee bestehen deshalb noch keine
Versicherungsangebote am deutschen Markt.
Neues GDV-Musterbedingungswerk für
Gewerbe (VSG 2003)
Im Rahmen der kartellrechtlich freigestellten
Bedingungsarbeit haben die Sachversicherer
im GDV ein spezielles Musterbedingungswerk
für die Gewerbeversicherung entwickelt. Damit
wurde erstmals im gewerblichen Segment ein
104 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Beitragseinnahmen
1980 1985 2001 2002
Verände- Verände-rung rung Anteil
Mrd. EUR Mrd. EUR Mrd. EUR in Prozent Mrd. EUR in Prozent in Prozent
Versicherungszweige
Beitragseinnahmen in den SachversicherungszweigenGebuchte Brutto-Beiträge
1) 1980 und 1985 inkl. Feuer-Groß-BU. Nicht enthalten sind Feueranteile aus Verbundenen- und Kombinierten Versicherungen, 2) Maschinen-, Montage-, Elektronik-,Bauleistungsversicherungen, Haushaltgeräte und TV-Sonstiges, 1980 und 1985 inkl. TV-BU, 3) Extended Coverage, 4) u.a. All-Risks- und kombinierte Gewerbeversicherungen,5) in 1980 und 1985 u.a. auch die Elementarversicherung in den ehemaligen Pflicht- und Monopolgebieten.
Feuerversicherung insgesamt1)
Feuer-IndustrieFeuer-LandwirtschaftFeuer-Gewerbe/Sonstiges
Einbruchdiebstahl- und BeraubungsversicherungLeitungswasserversicherungSturmversicherungGlasversicherungVerbundene Hausratversicherung (VHV)Verbundene Wohngebäudeversicherung (VGV)Technische Versicherungen (TV)2)
TierversicherungHagelversicherungEinheitsversicherungElementar/GewerbeEC-Versicherung3)
BetriebsunterbrechungsversicherungFeuer-BetriebsunterbrechungsversicherungTV-Betriebsunterbrechungsversicherung
Sonstige Sachversicherung4) 5)
insgesamt
1,767 2,362 1,653 – 6,0 1,774 7,4 13,50,833 1,092 0,640 – 8,8 0,778 21,4 5,90,263 0,319 0,326 – 3,3 0,315 – 3,2 2,40,390 0,586 0,687 – 4,6 0,682 – 0,8 5,20,233 0,328 0,390 – 6,6 0,374 – 4,0 2,90,099 0,141 0,249 – 4,6 0,246 – 1,2 1,90,086 0,124 0,234 – 4,3 0,235 0,2 1,80,171 0,267 0,556 – 2,1 0,561 1,0 4,30,878 1,369 2,422 1,3 2,442 0,9 18,60,675 1,164 3,534 0,7 3,624 2,5 27,60,630 0,803 1,258 0,3 1,257 – 0,1 9,60,058 0,047 0,070 53,7 0,070 - 0,2 0,50,078 0,103 0,120 1,8 0,121 0,4 0,90,020 0,022 0,013 – 6,4 0,012 – 5,4 0,1– – 0,004 18,0 0,005 19,0 0,00,006 0,039 0,542 7,1 0,755 39,2 5,8– – 0,396 0,1 0,471 19,0 3,6– – 0,307 0,2 0,358 16,7 2,7– – 0,056 – 4,2 0,066 17,2 0,50,075 0,094 0,942 15,9 1,167 23,9 8,94,776 6,861 12,382 0,7 13,113 5,9 100,0
Gesamtkonzept als „verbundene“ Versiche-
rungslösung geschaffen, die es bisher nur im
Privatgeschäft, z. B. als Verbundene Gebäude-
versicherung gab. Jetzt können in einem durch-
geschriebenen Bedingungswerk Gefahren kom-
biniert werden, denen ein mittelständisches
Unternehmen im allgemeinen Geschäftsbetrieb
ausgesetzt ist. Neben den „klassischen“ Pro-
duktbestandteilen der Feuer-, Inhalts- und Be-
triebsunterbrechungsdeckung sind auch die
weiteren Elementargefahren, die EC-Gefahren,
Glasbruch (summenbasiert) sowie Gefahren der
Elektronik-, der Maschinen- und aus der Trans-
portversicherung (Werkverkehr) in das Konzept
integriert worden. „Sachfremde“ Gefahren kön-
nen bausteinartig ausgewählt werden. Die
unverbindlich bekannt gegebene „Verbundene
Sach-Gewerbeversicherung – VSG 2003“ be-
steht aus den Musterbedingungen, Muster-
klauseln, Musterpauschaldeklarationen und Er-
läuterungen zu den Musterklauseln.
Rückblick auf 2002
Die Geschäftsergebnisse fielen für die Sachversi-
cherung im Jahr 2002 äußerst differenziert aus.
Insgesamt ergab sich für den nach Kraftfahrt
zweitgrößten Schadenzweig ein Beitragswachs-
tum von 5,9 Prozent auf 13,1 Milliarden Euro.
Weit über dem Durchschnitt lagen mit 18,1 Pro-
zent die Zuwächse in der Industriellen Feuer-
versicherung. Hier dominierten mit einem Bei-
tragsplus von 31,1 Prozent auf 2,3 Milliarden
Euro die Feuersparten (Feuer-Industrie, Feuer-
Betriebsunterbrechung, Extended Coverage und
All-Risks). Dagegen erreichten die seit mehreren
Jahren eher unauffällig verlaufenden Techni-
schen Versicherungen lediglich ein Minimal-
wachstum von 0,7 Prozent auf 1,3 Milliarden
Euro.
Das starke Plus in den Feuersparten relativiert
sich durch der Tatsache, dass das Beitragsvolu-
men in diesem Bereich seit Mitte der 90er Jahre
wettbewerbsbedingt stark zusammenge-
schmolzen war und angesichts der aufgelau-
fenen Milliardenverluste bis heute kein aus-
kömmliches Industriegeschäft ermöglicht. Der
Schadenaufwand lag auch 2002 mit 3,8 Milliar-
den Euro deutlich über den erzielten Einnah-
men. Die Schadenquote betrug 105 Prozent.
Die Allgemeinen Sachversicherungssparten ent-
wickelten sich 2002 mit einem Prämienzuwachs
von 1,9 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro ebenfalls
unterdurchschnittlich. Leicht ansteigende Bei-
tragseinnahmen verzeichneten die Gewerbli-
chen Sachversicherungen (2,8 Prozent). Um
2 Prozent unter das Vorjahresniveau rutschten
die Landwirtschaftlichen Sachsparten. Im Privat-
geschäft verbuchten die Wohngebäudeversiche-
rer einen Prämienanstieg von 2,5, die Hausrat-
versicherer ein Plus von 0,9 Prozent.
Auf der Leistungsseite beherrschten die extre-
men Sturm- und Überschwemmungsereignisse
des Katastrophenjahres 2002 die Statistik. Im
Ergebnis führten die versicherten Schäden in
Höhe von 1,8 Milliarden Euro aus dem August-
Hochwasser 2002 zum größten Schadenfall der
deutschen Versicherungsgeschichte und zu den
schlechtesten versicherungstechnischen Ergeb-
nissen der Sachversicherer seit über 20 Jahren.
105
Der Schadenaufwand im Industriesegment
stieg um 21,9 Prozent, im übrigen Sachgeschäft
sogar um 47,6 Prozent! Besonders betroffen
waren die Wohngebäudeversicherung mit 71,9
Prozent Schadensteigerung und die Gewerbe-
versicherung mit 42,5 Prozent. Es folgten der
Landwirtschaftsbereich mit 25,4 Prozent und der
Hausratversicherung mit 18,9 Prozent Schaden-
mehraufwand. Die Geschäftsegmente Industrie
und Allgemeine Sach erzielten eine combined
ratio nach Abwicklung von 118,4 Prozent bzw.
122,0 Prozent, wobei die Wohngebäudeversi-
cherung mit 144 Prozent, die Industriellen Feuer-
sparten mit 125 Prozent und die Gewerbeversi-
cherung mit 124,1 Prozent combined ratio die
Schlusslichter bildeten.
106 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Schadenaufwand Schadenquote1)
2002 2001 Veränderung 2002 2001Mrd. EUR Mrd. EUR in Prozent in Prozent in Prozent
Versicherungszweige
Schadenaufwand und Schadenquoten in den SachversicherungszweigenBrutto-Schadenaufwand, deutsches Direktgeschäft
*) umfasst nur die Sparten F-Industrie, F-Landwirtschaft und F-Gewerbe/Sonstiges. Nicht enthalten sind Feueranteile aus Verbundenen und Kombinierten Versicherungen,1) Anteil des Schadenaufwands an den verdienten Beiträgen, 2) u.a. Maschinen-, Elektronik-, Montage-, Bauleistungsversicherungen, aber ohne TV-Betriebsunterbrechungs-versicherung, 3) Extended Coverage, 4) u.a. All-Risks- und kombinierte Gewerbeversicherungen.
Feuerversicherung insgesamt*)Feuer-IndustrieFeuer-LandwirtschaftFeuer-Gewerbe/Sonstiges
Einbruchdiebstahl- und BeraubungsversicherungLeitungswasserversicherungSturmversicherungGlasversicherungVerbundene Hausratversicherung (VHV)Verbundene Wohngebäudeversicherung (VGV)Technische Versicherungen (TV)2)
TierversicherungHagelversicherungEinheitsversicherungElementar/GewerbeEC-Versicherung3)
BetriebsunterbrechungsversicherungFeuer-BetriebsunterbrechungsversicherungTV-Betriebsunterbrechungsversicherung
Sonstige Sachversicherung4)
insgesamt
1,392 1,439 – 3,3 77,6 85,60,667 0,773 – 13,7 85,0 117,80,205 0,176 16,4 63,8 53,40,520 0,490 6,1 75,6 70,50,295 0,293 1,0 77,6 74,40,228 0,208 9,9 92,4 82,90,356 0,073 387,0 151,4 31,10,289 0,272 6,4 51,4 48,41,478 1,243 18,9 60,5 51,44,187 2,436 71,9 116,1 68,81,179 1,118 5,4 93,2 88,80,051 0,045 14,1 73,0 65,70,122 0,080 51,2 100,7 66,90,012 0,008 51,8 88,9 59,70,015 0,002 671,7 322,2 48,41,078 0,465 131,9 143,9 85,70,371 0,538 – 31,1 78,5 136,00,275 0,469 – 41,4 75,6 153,50,048 0,054 – 11,4 73,6 93,51,312 0,702 87,0 114,8 75,8
12,364 8,921 38,6 94,4 71,9
Anteil der Schadenaufwendungen
an den Brutto-Beiträgen 2002
in einzelnen Versicherungszweigen
0 20 40 60 80 100 120 140 160 Prozent
Glasversicherung 51,4
Beiträge 100 Prozent
Sturmversicherung 151,4
verbundene Hausratversicherung 60,5
Unfallversicherung 52,4
Feuerversicherung1) 77,6
verbundene Wohngebäudeversicherung 116,1
Rechtsschutzversicherung 74,8
Einbruchdiebstahlversicherung 77,6
Kfz-Haftpflichtversicherung 97,0
Tierversicherung 73,0
1) F.-Industrie, F.-Landwirtschaft, F.-Gewerbe ohne Betriebsunterbrechungsversicherung/EC-, All-Risks und kombiniertes Gewerbe
© GDV-Jahrbuch 2003
Spannweite der Schadenquoten 107
108 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
1980 0,64 278 2,311985 0,79 289 2,741990 0,85 289 2,951993 1,01 309 3,271994 1,19 246 4,831995 1,13 267 4,241996 0,99 227 4,361997 0,79 244 3,261998 1,10 222 4,971999 1,14 253 4,5220002) 0,88 199 4,432001 1,02 183 5,572002 0,55 160 3,46
Jahr Schaden- Anzahl Schaden-aufwand durchschnitt
Mrd. EUR Mio. EUR
Großschäden in der Industriellen Sachversicherung1)
Feuerschäden aus FI/FBU, EC und All-Risks (bis 1999 nur FI/FBU)
1) Schäden mit mindestens 500 000 EUR Schadenaufwand (bis 2001 1 Mio. DM), 2) ab 2000 inklusiveFeuerschäden EC (Extended Coverage) und All-Risks.
Transportversicherung
Die Transportversicherung hängt wie kein ande-
rer Versicherungszweig von der Entwicklung des
Welthandels ab. Nach dem Frühjahrsgutachten
der Wirtschaftsforschungsinstitute könnte der
Welthandel 2003 um 4,5 Prozent wachsen, der
deutsche Import um 4 Prozent und der Export
um 3 Prozent. Dies sieht auf den ersten Blick
recht positiv aus. Allerdings muss festgestellt
werden, dass besonders die Entwicklung der
stark exportorientierten Warenversicherung
über viele Jahre nicht genügend von diesen Zu-
wächsen profitiert hat. Trotzdem können diese
Zahlen für die Transportversicherung als opti-
mistische Zeichen gewertet werden.
In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass
sich der Warenverkehr der letzten 10 Jahre von
638 auf 1 180 Milliarden Euro nahezu verdop-
pelt hat, während die Warenprämie im selben
Verbundene Hausratversicherung (VHV) gesamt1)
Feuer2)
Einbruchdiebstahl2)
Leitungswasser2)
Sturm2)
Glas2)
Elementar2)
Verbundene Wohngebäudeversicherung(VGV) gesamt1)
Feuer2)
Leitungswasser2)
Sturm2)
Elementar2)
1 748 1 379 1 536 1 478 1 243 1 286 845 901 837750 540 670 590 460 520 780 860 783490 470 470 510 530 500 1 067 1 110 1 062260 250 240 230 210 190 867 804 755160 60 90 70 20 30 427 399 294
60 60 60 10 10 10 235 220 18620 <10 <10 60 10 <10 2 404 1 821 1 594
3 093 1 479 1 867 4 187 2 436 2 510 1 354 1 647 1 345210 170 170 720 640 630 3 488 3 788 3 518970 990 950 1 440 1 480 1 250 1 447 1 356 1 260
1 800 300 730 1 580 310 490 853 937 636100 <10 <10 400 <10 10 3 567 1 966 2 319
Zahl der Schäden in 1000 Schadenaufwand in Mio. EUR Schadendurchschnitt in EUR3)
2002 2001 2000 2002 2001 2000 2002 2001 2000
Schäden je Gefahr in der Verbundenen Hausrat- und Wohngebäudeversicherung
1) alle Versicherungsunternehmen, 2) Schätzung aufgrund von Teilbeständen (mit der Genauigkeit gerundet auf 10 000 Stück bzw. 10 Mio. EUR), 3) es wurden alle Unter-nehmen berücksichtigt, die beide der jeweiligen Kennzahl zugrunde liegenden Messzahlen auf die Untersparten aufgeteilt haben. Daraus wurde direkt (ohne Hochrechnung)der Schadendurchschnitt ermittelt.
Zeitraum nur um knapp 20 Prozent zulegte.
Dabei ist noch nicht berücksichtigt, wie sich in
diesem Zeitraum die Risiken verändert haben. So
sind zum Beispiel die Werte pro Transporteinheit
(Elektronik) ebenso wie die Menge der beförder-
ten Waren auf einem Transportmittel (steigende
Größe der Containerschiffe) erheblich gestiegen.
Erste Erkenntnisse aus 2003 zeigen, dass erneut
mit einem Wachstum gerechnet werden kann.
Dieses könnte bei 3,5 Prozent liegen. Auf der
Schadenseite zeichnet sich eine leichte Verbes-
serung der Schadenquoten ab.
Rückblick auf 2002
Die gebuchten Brutto-Beitragseinnahmen er-
reichten 2002 einen Betrag von rund 1,8 Milliar-
den Euro oder eine Steigerung um 2,7 Prozent.
Dies ist gegenüber der Steigerung von 6,72 Pro-
zent in 2001 zwar ein Rückgang, aber unter
Berücksichtigung der allgemeinen Wirtschafts-
lage ein noch vorzeigbares Ergebnis. Für die zu-
sammengefassten klassischen Transportzweige
Ware, Verkehrshaftung und Kasko konnte für das
Zeichnungsjahr eine Schadenquote nach 12 Mo-
naten von 89,73 Prozent ermittelt werden, die
gegenüber den Vorjahren eine erfreuliche Ver-
besserung darstellt, endgültig aber erst nach
Abwicklung beurteilt werden kann.
109
Kalenderjahr insgesamt1) darunter
Verände-rung
Mrd. EUR in Prozent
Warenversicherung2)
Anteil Mrd. EUR in Prozent
Verkehrs- Seekasko- Flusskasko- Neben-haftungs- versicherung4) versicherung5) zweige6)
versicherung3)
Mrd. EUR Mrd. EUR Mrd. EUR Mrd. EUR
Transportversicherung in ZahlenAufgliederung nach Brutto-Beitragseinnahmen in Mrd. Euro
1970 0,435 15,3 0,186 42,7 0,046 0,074 0,031 0,0631980 0,917 8,2 0,429 46,9 0,123 0,101 0,062 0,1781985 1,107 4,1 0,539 48,6 0,161 0,093 0,073 0,2171990 1,215 5,6 0,550 45,3 0,204 0,062 0,083 0,2981994 1,566 0,6 0,660 42,1 0,274 0,113 0,086 0,4011995 1,570 0,2 0,683 43,5 0,267 0,083 0,087 0,4171996 1,605 2,2 0,716 44,6 0,267 0,082 0,095 0,4321997 1,618 0,8 0,731 45,2 0,260 0,071 0,093 0,4421998 1,636 1,1 0,752 45,9 0,256 0,064 0,106 0,4431999 1,610 – 1,6 0,711 44,2 0,245 0,055 0,110 0,4692000 1,636 1,6 0,739 45,1 0,231 0,047 0,116 0,4852001 1,746 6,7 0,791 45,3 0,242 0,053 0,120 0,4912002 1,793 2,7 0,792 44,2 0,253 0,065 0,129 0,511
1) einschl. Kriegsprämie und Pauschalmeldungen, 2) ohne Kriegsprämie, 3) Versicherung gegen Beschädigung oder Verlust von Gütern, die durch Spediteure und Kraftwagen-unternehmen zur Beförderung übernommen werden, 4) einschl. Baurisikogeschäft, 5) einschl. Wassersportkaskoversicherung, ab 1998 einschl. übrige Kaskoversicherung, 6) Reisegepäck-, Valoren-, Ausstellungsversicherung u.a.
In den einzelnen klassischen Transportsparten
sieht das Bild sehr unterschiedlich aus:
In der nach wie vor größten Sparte, der Waren-
versicherung, konnte nach Beitragswachstum in
Höhe von 7,13 Prozent im Jahr 2001 im Vorjahr
nur noch minimales Plus von 0,08 Prozent
erreicht werden. Die Schadenquote lag bei 89
(Vorjahr: 107) Prozent. Damit wurde das Niveau
von 1998 erreicht.
Die Verkehrshaftungsversicherung verzeichnete
mit 4,41 Prozent einen Zuwachs in der Größen-
ordnung des Vorjahres (plus 4,96 Prozent). Die
Schadenquote hat sich auch hier mit 88 Prozent
nach 99, 105 und 102 Prozent in den Vorjahren
deutlich verbessert. Anders als in der Warenver-
sicherung kann in der Verkehrshaftung jedoch
nicht mit einer Verbesserung im Zuge der zu
erwartenden Abwicklung gerechnet werden. Im
Gegenteil: Seit 1998 führte die Abwicklung
sogar zu einer Verschlechterung zwischen 5 und
15 Prozentpunkten. Auswirkungen durch die
Änderungen der Geschäftsbedingungen der
Spediteure (ADSp) und der Versicherungsbedin-
gungen (beispielsweise durch die Verkehrshaf-
tungs-Versicherungsbedingungen des GDV –
DTV-VHV) konnten 2002 noch nicht greifen.
Die Seekaskoversicherung hat im Vergleich zum
Vorjahr ihren Zuwachs mit 23,18 Prozent fast
verdoppelt, während die Flusskaskoversicherung
lediglich eine Steigerung von 2,76 (Vorjahr: 9,23)
Prozent auswies. Für die Wassersportkaskover-
sicherung ergab sich gegenüber dem Vorjahres-
rückgang von minus 3,93 Prozent ein Beitrags-
plus von 10,75 Prozent.
Die Seekaskoversicherung blieb mit einer Scha-
denquote von 155 Prozent auf einem sehr
hohen Niveau und liegt damit weit über den
Vorjahren. Allerdings muss die Sparte unter
Berücksichtigung des sehr kleinen Volumens von
56 Millionen Euro und damit der Anfälligkeit für
Großschäden betrachtet werden. Allein der Ex-
plosionsschaden auf dem Containerschiff
„Hanjin Pennsylvania“ belastete die Statistik mit
23 Millionen Euro.
Auch in der Flusskaskoversicherung verschlech-
terten sich die Schadenquoten kontinuierlich
auf 107 Prozent in 2002. Auch hier muss mit
einer abermaligen Verschlechterung des Ergeb-
nisses durch die Abwicklung in Höhe von min-
destens 10 Prozentpunkten gerechnet werden.
Sorgen macht in diesem Bereich auch der An-
stieg der Großschäden, die nach zwei Jahren
einen Anteil am Gesamtschadenaufwand von
25–35 Prozent ausmachen.
In Wassersport zeichnet sich mit einer Schaden-
quote von 66 Prozent eine leichte Verbesserung
gegenüber der Vorjahre ab. Allerdings muss auch
hier von einer weiteren Verschlechterung des
Ergebnisses durch die Abwicklung in Höhe von
mindestens 10 Prozentpunkten ausgegangen
werden.
110 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Kreditversicherung
Im Zentrum der Kreditversicherung stehen die
Delkredereversicherung, die Kautionsversiche-
rung und die Vertrauensschadenversicherung.
Das klassische Geschäft der Sparte ist dabei das
der Delkredereversicherung. Diese bietet Schutz
vor Forderungsausfällen aus Warenlieferungen
und Dienstleistungen ins In- und Ausland für
große und mittlere Unternehmen (Warenkredit-
und Ausfuhrkreditversicherung). Des Weiteren
wird Schutz gewährt für Risiken, die aus Ver-
käufen von Maschinen und Anlagen im In- und
Ausland mit Kreditlaufzeiten von bis zu fünf
Jahren resultieren (Investitionsgüter-Kreditversi-
cherung). Mit der Delkredereversicherung wer-
den ca. 70 Prozent der Beitragseinnahmen er-
zielt.
In der Kautionsversicherung werden Bürgschaf-
ten, Garantien oder Bonds im Auftrag des Versi-
cherungsnehmers zugunsten der in- und aus-
ländischen Gläubiger zur Sicherung vertragli-
cher oder gesetzlicher Verpflichtungen, deren
Schuldner der Versicherungsnehmer ist, über-
nommen.
Schließlich bietet die Vertrauensschadenversi-
cherung dem Versicherungsnehmer Schutz vor
finanziellen Schäden aus unerlaubten Hand-
lungen wie Unterschlagung, Diebstahl, Verun-
treuung und Betrug einschließlich Computer-
missbrauch. Versichert sind Schäden durch
vorsätzliche Handlungen eigener Mitarbeiter,
von Fremdpersonal und Zeitarbeitskräften, von
Geschäftsführern und Vorständen sowie soge-
nannter Hacker.
Das wirtschaftliche Umfeld der Delkredere- und
der Kautionsversicherung in Deutschland ist von
der anhaltend schwachen Konjunktur und wei-
ter steigenden Insolvenzzahlen geprägt. Für das
laufende Jahr rechnen die Kreditversicherer mit
bis zu 44 000 Insolvenzen nach 32 278 im Jahr
2001 und 37 579 im Jahr 2002. Im Bereich der
Delkredereversicherung bedeutet die Insolvenz
eines Waren- oder Dienstleistungsabnehmers
für den Versicherer, dass er von seinem Versiche-
rungsnehmer in Anspruch genommen wird. Im
Bereich der Kautionsversicherung kann der Be-
günstigte den Versicherer in Anspruch nehmen,
wenn der Versicherungsnehmer insolvent wird.
Die Hochrechnung der Geschäftsentwicklung
der Kreditversicherungssparten für das Jahr
2003 beruht auf den Ergebnissen des ersten
Halbjahres 2003. Danach könnte sich für die
Delkredereversicherung eine Zunahme der
Brutto-Beitragseinnahmen um ca. 5 Prozent auf
rund 900 Millionen Euro ergeben. Der Schaden-
aufwand für Geschäftsjahresschäden wird sich
voraussichtlich auf etwa 700 Millionen Euro
verringern. Die Schadenquote dürfte dabei mit
78 Prozent jene des Vorjahres um 30 Prozent-
punkte unterschreiten. Diese erfreuliche Ent-
wicklung ist in erster Linie auf die gesteigerte
Rentabilität der Verträge und auf die bislang
günstige Großschadenentwicklung zurückzu-
führen. Die Belastung im Frequenzschadenbe-
reich ist allerdings in Anbetracht der Insolvenz-
entwicklung unverändert hoch.
111
In der Kautionsversicherung wird mit einer Zu-
nahme der Brutto-Beitragseinnahmen um etwa
10 Prozent auf rund 215 Millionen Euro gerech-
net. Auf der Schadenseite führt auch hier das
Ausbleiben von Großschäden zu einer um ganze
99 Prozentpunkte verbesserten Geschäftsjah-
resschadenquote von 30 Prozent. Der Schaden-
aufwand für Geschäftsjahresschäden wird vor-
aussichtlich rund 65 Millionen Euro erreichen.
Für die Vertrauensschadenversicherung werden
Brutto-Beitragseinnahmen in Höhe von etwa
185 Millionen Euro erwartet. Dies entspricht
einem Plus von rund 5 Prozent. Der Schadenauf-
wand wird voraussichtlich rund 138 Millionen
Euro betragen, die Geschäftsjahresschaden-
quote dürfte bei 75 Prozent liegen.
Rückblick auf 2002
Die Brutto-Beitragseinnahmen in der Delkre-
dereversicherung blieben im Jahr 2002 mit ca.
860 Millionen Euro auf dem Vorjahresniveau.
Der Schadenaufwand betrug rund 930 Millionen
Euro, so dass die Geschäftsjahresschadenquote
bei rund 108 Prozent lag. In der Kautionsver-
sicherung stiegen die Einnahmen auf rund
197 Millionen Euro. Der Schadenaufwand be-
trug rund 254 Millionen Euro, die Schadenquote
lag bei rund 129 Prozent. Die Beitragsvolumen in
der Vertrauensschadenversicherung minderte
sich leicht auf 176 Millionen Euro, während der
Schadenaufwand bei rund 131 Millionen Euro
ausmachte, und die Schadenquote bei rund
74 Prozent lag.
Luft- und Raumfahrtversicherung
Die überwiegende Anzahl der deutschen Erst-
und Rückversicherer sind im Deutschen Luftpool
(DLP) als Rückversicherungsgemeinschaft orga-
nisiert. Das Zeichnungsgebiet des DLP umfasst
seit 2002 nur noch Europa mit Schwerpunkt
Deutschland, Österreich und Schweiz. Die Ge-
schäftsbereiche, für die der DLP wesentliche
Kapazitäten bereitstellt, beinhalten die Sparten
Haftpflicht-, Kasko-, Unfall- und Lizenzverlust-
versicherung. Seit 1985 wurden internationale
Raumfahrtrisiken in einer separaten Poolklasse
zusätzlich versichert. Die weitere Zeichnung von
Raumfahrtrisiken wurde zum 31. Dezember
2002 eingestellt.
112 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
1980198519891990199119921993199419951996199719981999s)
200020012002
249460579626698748722833935
1 0081 1111 1531 1981 1841 2321 233
p)
q)
6 31513 625
9 5908 730
8 837 (392)10 920 (1 092)15 148 (2 327)18 824 (3 911)22 344 (5 874)25 530 (7 419)27 474 (8 126)27 828 (8 615)26 476 (7 567)28 235 (8 047)32 278 (8 506)37 579 (8 847)
Jahr Verdiente Bruttobeiträge1)2)
Mio. EUR
Unternehmens-Insolvenzen (neue Länder)
Kreditversicherung und Insolvenzen in ZahlenAb 1991 einschließlich neue Bundesländer
1) ab 1993 Prüfungsgebühren ausgegliedert, 2) direktes Geschäft der Spezialversicherer, Eigenschaden-versicherer der Sparkassen und Gemeinden, Vertrauensschadenversicherung sowie Kompositversi-cherer, p) ab 2001 Zahlen gem. GDV-Statistik, q) vorläufig, s) Insolvenzzahlen: Vergleichbarkeit gegen-über Vorjahreswerten aufgrund der ab 1.1.1999 gültigen InsO gestört. – Quelle Insolvenzzahlen ab1999: Statistisches Bundesamt.
Luftfahrtversicherung 2003
Die Luftfahrtversicherer konnten sich dank der
härteren Marktbedingungen von dem unter-
tarifierten Ratenniveau der Vorjahre lösen. Die
Kriegsprämien wurden, wenn auch mit Abschlä-
gen, in die Grundprämien integriert. Die in 2002
erzielten Sanierungserfolge sowie die Kriegs-
zuschläge haben sich als geeignet erwiesen, ein
auskömmliches Ratenniveau in 2003 zu erzielen.
Allerdings ist der von den Geschäftssegmenten
Airline und Industrie getragene Beitragszu-
wachs mittlerweile einer erheblichen Gegen-
bewegung ausgesetzt. Der Lufttransport- und
Luftfahrtindustriesektor musste sich nach dem
von wirtschaftlicher Stagnation geprägten Jahr
2002 leider auch in der ersten Jahreshälfte 2003
mit einer weiter schwierigen Lage auseinander-
setzen. Diese Krise wurde durch den Krieg im
Irak, der anhaltenden Terrorgefahr, hohe Treib-
stoffkosten und die SARS-Epidemie in China,
Südostasien und Kanada weiter verschärft. Dies
zwingt auch den Lufttransportsektor zu großen
Bemühungen, die Kostenseite in den Griff zu
bekommen, weshalb der Druck auf die Prämien-
raten für Versicherungsleistung erheblich zu-
nimmt.
Der Bereich der Allgemeinen Luftfahrt war, wie
auch in den Vorjahren, relativ stabil. Allerdings
wächst der Markt derzeit wegen der anhalten-
den konjunkturellen Flaute nicht. Die günstige
Entwicklung des Schadenverlaufes im Jahr
2002 hat sich glücklicherweise auch 2003 fort-
gesetzt. Bis Ende Juni 2003 haben sich weltweit
113
1980 47,37 38,44 13,95 11,84 12,65 22,14 14,151985 112,15 73,27 30,71 26,39 16,17 56,40 37,201990 98,71 63,03 19,04 25,63 18,37 47,70 23,161993 134,92 102,13 34,63 43,83 23,66 103,55 82,831994 171,62 117,59 42,95 49,57 25,06 111,37 60,381995 158,04 119,38 45,72 49,18 24,48 53,65 36,761996 187,69 129,58 45,27 57,39 26,92 70,83 46,011997 189,69 119,39 40,27 57,06 22,06 68,51 39,581998 164,40 110,10 35,63 52,19 22,27 111,42 71,781999 172,89 107,99 36,66 49,61 21,43 112,49 60,132000 201,10 120,20 40,50 58,20 21,45 143,90 82,302001 291,51 157,39 47,26 89,96 20,17 150,98 81,262002 452,60 3) 123,93 291,98 18,73 188,12 3)
Geschäftsjahr Brutto-Beitragsaufkommen Aufteilung direktes Luftfahrtgeschäft Schadenzahlungen2)
Mio. EUR Mio. EUR Mio. EUR
insgesamt1) direktes Kasko Haftpflicht Unfall insgesamt1) direktesLuftfahrt- Luftfahrt-geschäft geschäft
Luft- und Raumfahrtversicherung in ZahlenBeitragseinnahmen und Schadenzahlungen des Deutschen Luftpools
1) direktes und indirektes Luftfahrtgeschäft, ab 1985 einschl. Raumfahrtversicherung, 2) ohne Schadenreserven, 3) direktes und indirektes Geschäft werden für 2002 nichtmehr getrennt ausgewiesen.
in der kommerziellen Luftfahrt nur sieben Ab-
stürze mit insgesamt 209 Todesopfern ereignet.
Dies ist eine der niedrigsten Unfallzahlen für
Luftfahrzeuge in den letzten Jahren. Die Ge-
samtschadensumme bis Juli 2003 lag für Kasko
und Haftpflicht bei 311 Millionen US-Dollar.
Raumfahrtversicherung 2003
Die Startintensität in 2003 hat sich gegenüber
dem Vorjahr kaum verändert. Nach derzeitigen
Schätzungen ist in 2003 mit ca. 23 Starts in der
kommerziellen Raumfahrt zu rechnen. Die füh-
renden Raumfahrtnationen USA, Europa und
Russland haben einen ungefähr gleich großen
Marktanteil von ca. 30 Prozent. Bis zur Jahres-
mitte waren noch keine Großschäden aufge-
treten.
Weltweit hat sich bei der Raumfahrtversiche-
rung die Kapazität weiter auf 500 bis 550 Millio-
nen US-Dollar für Launch plus ein Jahr In-Orbit
Versicherung reduziert. Die Kapazität für In-
Orbit Risiken liegt weltweit bei nur noch 300 bis
350 Millionen US-Dollar. Derzeit herrscht am
Raumfahrtversicherungsmarkt ein nicht ge-
kannter Mangel an Kapital, da seit 1998 von den
49 Raumfahrtversicherern ca. 20 Gesellschaften
aus dem Markt ausgeschieden sind.
Auch der DLP hat seit dem 31. Dezember 2002
die Zeichnung von Raumfahrtrisiken eingestellt,
nachdem in den Jahren 2000 und 2001 deutli-
che versicherungstechnische Verluste in diesem
Bereich auftraten. Dementsprechend wird mit
einem stetig sinkenden Beitragsaufkommen in
den nächsten Jahren zu rechnen sein. Knapp die
Hälfte der vom DLP gezeichneten Raumfahrt-
risiken werden zum Ende des Jahres 2003 ausge-
laufen sein.
Rückblick auf 2002
Das Geschäftsjahr 2002 wurde im Bereich Luft-
fahrt durch die Nachwirkung der tragischen
Ereignisse des 11. Septembers 2001 sowie durch
einen weiteren konjunkturellen Abschwung ins-
besondere in Europa und Amerika geprägt.
Getragen von einer positiven Entwicklung im
asiatisch/pazifischen Raum stieg die Beförde-
rungsleistung im Lufttransportsektor wieder
leicht an. Die Gesamtzahl der beförderten Passa-
giere im weltweiten Linienflugnetz lag bei rund
1,6 Milliarden Personen. Dieses bedeutet ein
Wachstum der Luftfahrtindustrie von ca. einem
Prozent. Insgesamt liegen diese Werte immer
noch deutlich unter dem Niveau des Jahres
2000.
Der Deutsche Luftpool konnte seine Beitragsein-
nahmen im Geschäftsjahr 2002 um etwa 60 Pro-
zent steigern. Die gebuchten Bruttobeiträge von
439,4 Millionen Euro konnten den angefallenen
Schadenaufwand, trotz eines Anstiegs der Scha-
denszahlungen von 30,6 Prozent auf 183,82 Mil-
lionen Euro, kompensieren.
Die Zunahme der Beitragseinnahmen im ge-
samten Geschäft stützte sich im Wesentlichen
auf die Segmente der Haftpflicht- und Kaskover-
sicherung (plus 80 Prozent bzw. plus 30 Prozent).
Dieses gute Ergebnis wurde in erster Linie durch
die 2001 eingeleitete Sanierung der Raten und
die erhobenen Kriegszuschläge im Bereich der
Airline- und Industrierisiken erreicht.
114 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Erfreulich war auch die vergleichsweise niedrige
Unfallrate in der kommerziellen Passagierluft-
fahrt, welche abermals unter dem statistischen
Durchschnitt der letzten zehn Jahren lag. Nach
Angaben der Internationalen Zivilluftfahrtorga-
nisation (ICAO) gab es im kommerziellen Welt-
luftverkehr (scheduled/non-scheduled opera-
tions) 992 Opfer bei Flugzeugunglücken.
In Deutschland und dem benachbarten Ausland
ereigneten sich zwei schwere Unglücksfälle. So
kollidierten am 1. Juli 2002 ein Fracht- und ein
Passagierflugzeug nahe dem Bodenseeort Über-
lingen. Dabei waren 71 Opfer zu beklagen, dar-
unter viele Kinder. Das zweite Unglück geschah
am 6. November. Dabei stürzte ein Verkehrsflug-
zeug auf dem Weg von Berlin nach Luxemburg
kurz vor Erreichen des Flughafens ab. Hier waren
20 Opfer zu beklagen, zwei Personen überlebten
das Unglück. Das weltweit mit 225 Opfern
schwerste Unglück ereignete sich am 25. Mai
2002 über der Insel Penghu/Taiwan beim Ab-
sturz einer Boeing 747-200.
Die Schadenbelastung des DLP 2002 resultierte
fast zu gleichen Teilen aus den Bereichen Haft-
pflicht und Kasko, wobei die Kaskozahlungen
(plus 20,1 Prozent) im Vergleich zum Jahr 2001
erheblich zunahmen, während das Segment
Haftpflicht (plus 9,3 Prozent) einer geringeren
Steigerung unterlag.
Besondere Aufmerksamkeit kam im Jahr 2002
der Drittschadenshaftpflichtversicherung für
Terrorrisiken zu. In allen Staaten der Europäi-
schen Union liefen die Staatsgarantien für die
Terrordeckung in der Dritthaftpflicht zum Ende
des Jahres aus. Die europäischen Luftfahrtunter-
nehmen mussten sich seitdem auf dem freien
Versicherungsmarkt, auf dem derzeit drei Anbie-
ter auftreten, eindecken. Trotz des kommerziell
erhältlichen Versicherungsschutzes wird auf
amerikanischer Seite noch immer staatlicher-
seits Deckung gewährt oder ermöglicht.
Im Bereich Raumfahrt sind im Jahr 2002 die
weltweit erzielten Beitragseinnahmen gegen-
über dem Vorjahr um 61 Prozent von ca. 500
Millionen auf etwa 814 Millionen US-Dollar ge-
stiegen. Insgesamt gab es 30 versicherte Satelli-
tenstarts. Davon waren 28 erfolgreich, nur zwei
Starts scheiterten. Die Schadenaufwendungen
betrugen weltweit nur noch 340 Millionen US-
Dollar. Dies entspricht einem Rückgang von
70 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (1,1 Mrd.
US-Dollar).
Die Bruttoeinnahmen der separate Poolklasse
für Raumfahrt des DLP ging im Jahr 2002 um
21,5 Prozent auf 13,11 Millionen Euro zurück.
Der größte Teil der Einnahmen stammt aus dem
Segment der Launch-Versicherungen, welcher
sich um 20,6 Prozent auf 9,68 Millionen Euro ver-
ringerte. Die Einnahmen aus dem Segment der
In-Orbit Versicherungen minderten sich eben-
falls um 18,4 Prozent auf 3,42 Millionen Euro. Die
Schadenszahlungen sanken drastisch um 53,4
Prozent von 10,32 Millionen Euro in 2001 auf
4,8 Millionen Euro in 2002. Der prozentuale
Rückgang bei Launch-Versicherungen betrug
55,6 Prozent. Die Schadenszahlungen für In-
Orbit Versicherungen stellten weniger als 10
Prozent der Gesamtschadenzahlung dar.
115
Nuklearversicherung
Aufgaben der Nuklearversicherungs-Pools
Der 1957 gegründeten Deutschen Kernreaktor-
Versicherungsgemeinschaft (DKVG) gehören
derzeit 61 (Vorjahr: 69) in der Bundesrepublik
Deutschland zugelassene Versicherungsunter-
nehmen an, darunter alle maßgeblichen Scha-
den- und Unfall- sowie Rückversicherer. Der
Rückgang bei den Mitgliedern war im Wesent-
lichen durch Übernahmen oder Rückzug aus
dem industriellen Geschäft bedingt.
Die DKVG zeichnet weltweit Nuklearrisiken als
Rückversicherer für Rechnung der Mitgliedsun-
ternehmen. Für in der Bundesrepublik Deutsch-
land gelegene Risiken erfolgt die Erstversiche-
rung vorwiegend durch Mitgliedsunternehmen
in Mitversicherungskonsortien, die ihren Ge-
schäftsanteil jeweils vollständig in die DKVG ein-
bringen. Das Auslandsgeschäft erhält die DKVG
direkt von den jeweiligen nationalen Atompools.
Generell bietet die DKVG Versicherungsschutz
für:
Sachschäden (vor allem aus Kernenergie- und
Feuerrisiken) einschließlich der Kosten für Dekon-
tamination und Aufräumung sowie für Betriebs-
unterbrechungsschäden als Folge versicherter
Sachschäden von Anlagen des Kernbrennstoff-
kreislaufs (vor allem Kernkraftwerke) sowie von
Einrichtungen und Vorräten einschließlich der
Ausgangs- und Brennstoffe, die zu solchen An-
lagen gehören.
Haftpflichtschäden der gesetzlichen Haftpflicht
aus der Errichtung und dem Betrieb von Anlagen
des Kernbrennstoffkreislaufs sowie dem Trans-
port der damit verbundenen Kernbrennstoffe
und sonstigen radioaktiven Abfälle.
Beitrags- und Kapazitätsentwicklung 2003
Die DKVG erwartet für 2003 einen Anstieg ihres
Prämienaufkommens um brutto 4 Millionen auf
34 Millionen Euro und netto um 1 Million Euro
auf 30 Millionen Euro. Der Zuwachs resultiert
ausschließlich aus dem Haftpflichtgeschäft, das
brutto um 5 Millionen Euro und netto um ca. 2
Millionen Euro steigt. Das Sachgeschäft mindert
sich brutto und netto noch einmal um jeweils
rund 1 Million Euro. Maßgeblich für diese Ent-
116 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
1970 3,4 2,5 40 18 0,11980 30,8 21,0 138 75 11,61985 107,4 78,3 177 94 8,01990 100,4 75,7 264 94 2,21991 90,3 69,7 283 94 1,61992 89,7 69,1 301 94 6,61993 89,4 70,8 326 94 1,91994 90,1 74,9 344 96 9,71995 70,8 59,5 344 96 2,61996 66,8 56,5 374 96 1,01997 62,8 52,7 374 96 8,11998 59,5 49,4 374 96 21,01999 44,9 38,9 425 119 – 3,92000 46,1 40,2 414 117 0,02001 35,0 31,5 412 116 7,22002 30,2 29,0 394 125 – 1,02003 34,3p) 29,5p) 266 139 2,54)
Jahr Brutto- Netto-Beitrags- Beitrags-
einnahmen1) einnahmen2)
Mio. EUR Mio. EUR Sach Haftpflicht Mio. EUR
Nuklearversicherung in Zahlen
1) ausschließlich Prämien aus dem indirekten In- und Auslandsgeschäft, 2) Brutto-Prämieneinnahmenabzüglich Retrozessionen an ausländische Rückversicherer, 3) Nettokapazitäten für das Inland, 4) nachden bisher vorliegenden Schadenmeldungen (Stand: Ende August), p) geschätzt – Quelle: DeutscheKernreaktor-Versicherungsgemeinschaft (DKVG).
Netto-Versicherungs-
Kapazität3) Mio. EUR
Netto-Schaden-belastunginsgesamt
wicklung ist der Beitragszuwachs aus dem Haft-
pflichtgeschäft des Inlands und der USA.
Mit Inkrafttreten der neuen Atomgesetznovelle
ist die Deckungsvorsorge auf 2 500 Millionen
Euro erhöht worden. Davon übernimmt die
DKVG zusammen mit der internationalen Pool-
gemeinschaft seit dem 1. Januar 2003 rund
256 Millionen Euro (bisher 102 Millionen Euro).
Dadurch erhöhen sich die Brutto-Beitragseinnah-
men um 60 Prozent auf rund 9,5 Millionen Euro.
Dies führt aber nicht zu einer Netto-Prämien-
erhöhung der DKVG, weil sich der Eigenbehalt
von knapp 90 auf 50 Prozent verringert. Die ver-
bleibende Deckungsstrecke von 2 244 Millionen
Euro wird durch eine finanzielle Garantie aller
deutschen KKW-Betreiber abgesichert.
Die Mehrprämien aus dem US-Geschäft resultie-
ren zum einen aus einer Erhöhung der Versiche-
rungssumme von 200 Millionen auf 300 Millio-
nen US-Dollar, zum anderen aus einer Anhebung
der Beteiligung für die DKVG.
Die leichten Beitragseinbußen im Sachauslands-
geschäft sind auf Beteiligungsverzichte wegen
unzureichender Prämien bzw. technischer An-
lagendefizite (Korea, Kanada), Beteiligungsredu-
zierungen (wegen gesunkener Kapazitäten, un-
zureichender Prämienreziprozität) und Dollar-
schwäche zurückzuführen. Andererseits sind
auch Beitragssteigerungen zu verzeichnen. So
ergab sich neues Geschäft in China sowie ein
Wiedereinstieg in Spanien und Finnland, da die
Terrordeckung, an der sich die DKVG nicht betei-
ligt, nunmehr als Sonderdeckung platziert wird.
Die Kapazitätsentwicklung verlief für 2003 rück-
läufig. Vor allem bedingt durch das Ausscheiden
der Gesellschafter der AM Generali Gruppe so-
wie von Gerling Globale und GE-Frankona sank
die durchschnittliche Kapazität für die Sachver-
sicherung im In- und Ausland um 33 Prozent und
für die Haftpflichtversicherung um 12 Prozent.
Lediglich die Haftpflichtkapazität für das Inland
konnte um 12 Prozent auf 139 (Vorjahr: 125) Mil-
lionen Euro gesteigert werden. Mit Anhebung
der Deckungsvorsorge für deutsche KKW kam ab
2003 zusätzlicher Kapazitätsbedarf auf die Pool-
gemeinschaft zu, dem die Gesellschafter durch
eine deutliche Erhöhung ihrer Zeichnungssum-
men entsprochen haben. Dabei blieb eine Um-
schichtung von inländischer Sach- auf Haft-
pflichtkapazität die Ausnahme.
Entwicklungen im Ausland
■ Großbritannien: Infolge unbefriedigender Re-
ziprozität sowie gesunkener Kapazitäten sind
die RV-Anteile der DKVG am Sach- und Haft-
pflichtgeschäft um teilweise über 40 Prozent
reduziert worden.
■ Japan: Hier sind zur Zeit 4 KKW-Blöcke in Bau,
die in den nächsten Jahren in Betrieb gehen
werden.
■ Holland: Für den Einschluss von Terrorismus-
schäden wurde die Haftpflichtprämie um
25 Prozent erhöht. Durch die Inbetriebnahme
eines Zwischenlagers für hochradioaktive
Abfälle wird zusätzliche Prämie generiert.
■ Schweiz: Da für die Deckungsvorsorge von
1 Milliarde CHF keine ausreichende Haft-
pflichtkapazität ohne Terrorausschluss ver-
fügbar ist, hat der Schweizer Staat für die
Strecke CHF 500 Millionen XS 500 Millionen
CHF die Deckung übernommen.
117
■ Spanien: In der Erneuerung der Sachversiche-
rungen für 2003 konnte sich der spanische
Pool im Wettbewerb mit der Captive ONEIL
weitgehend behaupten. Allerdings sind die
beiden ältesten Kernkraftwerke (KKW) Santa
Maria de Garona und Zorita zu ONEIL ge-
wechselt. Gleichzeitig hat der spanische Pool
für diese Anlagen seine Haftpflichtversiche-
rung zurückgezogen.
Schadenentwicklung
In 2003 sind bisher 3 Schadenfälle gemeldet
worden, die das Geschäftsergebnis der belasten:
■ Ein Trafo-Schaden am Block 2 des mexikani-
schen KKW Laguna Verde, der abschließend
mit 1,3 Millionen US-Dollar reguliert wurde
(DKVG-Anteil 22,5 Prozent).
■ Ein Dampferzeuger-Rohrbruch im Block 4 des
koreanischen KKW Uljin, für den die Versi-
cherer 3,3 Millionen US-Dollar gezahlt haben
(DKVG-Anteil 7 Prozent).
■ Im ungarischen KKW Paks ist bei der che-
mischen Reinigung von korrodierten Brenn-
elementen aufgrund mangelhafter Kühlung
ein Überhitzungsschaden entstanden. Alle
30 Brennelemente sind in ihrer Struktur zer-
stört und werden hohe Bergungs- und Ent-
sorgungskosten verursachen. Auch der Reini-
gungstank ist unbrauchbar. Der Schaden ist
unter Berücksichtigung einer Abzugsfran-
chise mit 10 Millionen Euro reserviert (DKVG-
Anteil: 19,7 Prozent). Die DKVG ist als führen-
der Rückversicherer in die Schadenregulie-
rung eingebunden.
Rückblick auf 2002
Die DKVG buchte 2002 eine Brutto-Beitragsein-
nahme von 30,2 (Vorjahr: 35,0) Millionen Euro
und eine Beitragseinnahme für eigene Rech-
nung (f.e.R.) von 29,0 (Vorjahr: 31,5) Millionen
Euro.
Von der Einnahme f.e.R. entfielen:
■ auf das inländische Sachgeschäft
0 (Vorjahr: 3,0) Millionen Euro oder
0 (Vorjahr: 9,5) Prozent,
■ auf das inländische Haftpflichtgeschäft
5,9 (Vorjahr: 5,6) Millionen Euro oder
20,4 (Vorjahr: 17,8) Prozent,
■ auf das ausländische Sachgeschäft
14,1 (Vorjahr: 16,1) Millionen Euro oder
48,6 (Vorjahr: 51,1) Prozent,
■ auf das ausländische Haftpflichtgeschäft
9,0 (Vorjahr: 6,8) Millionen Euro oder
31,0 (Vorjahr: 21,6) Prozent.
In der Sachversicherung hat es 2002 erhebliche
Prämieneinbußen gegeben. Dies lag am Verlust
des noch verbliebenen Inlandsgeschäfts an die
Captives sowie der ausländischen Beteiligungen
in Finnland, Holland, Schweiz und Spanien.
Für den Verlust des Inlandsgeschäft war neben
der Aufkündigung der Deckung von Terrorrisiken
auch die angekündigte Prämienerhöhung um
25 Prozent maßgeblich. Die Captives bieten hier
einen prämienfreien Terroreinschluss sowie
deutlich günstigere Prämienraten. Der Verlust
der Auslandsbeteiligungen in den vorgenannten
118 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Ländern ist auf die strikte Haltung zurückzu-
führen, keine Terrorrisiken zu zeichnen.
Auf der Schadenseite waren für eigene Rech-
nung neben Geschäftjahresschäden von 0,77
(Vorjahr: 2,91) Millionen Euro Abwicklungsge-
winne von 2,12 (Vorjahr: minus 4,25) Millionen
Euro zu verzeichnen, so dass sich eine Schaden-
quote von minus 4,7 Prozent (Vorjahr: 22,8 Pro-
zent) ergab. Ohne das US-Haftpflichtgeschäft,
das einen Abwicklungsgewinn von 2,35 Millio-
nen Euro erbrachte, wäre das saldierte Abwick-
lungsergebnis geringfügig negativ ausgefallen.
Allerdings werden die Abwicklungsgewinne aus
dem US-Haftpflichtgeschäft durch eine Erhö-
hung der Rückstellungen für Beitragsrückerstat-
tung in gleicher Höhe kompensiert, so dass sie
ohne Auswirkungen auf das versicherungstech-
nische Ergebnis bleiben.
Die Aufwendungen für den Versicherungsbe-
trieb f.e.R. des Jahres 2002 summierten sich auf
3,7 (Vorjahr: 3,9) Millionen Euro. Davon entfielen
2,2 (Vorjahr: 2,4) Millionen Euro auf Provisionen
und 1,5 (Vorjahr: 1,5) Millionen Euro auf Verwal-
tungskosten der DKVG. Der Kostensatz betrug
12,8 (Vorjahr: 12,4) Prozent, von denen die inter-
nen Verwaltungskosten 5,2 (Vorjahr: 4,8) Pro-
zent verursachten. Die Zinserträge im allgemei-
nen Geschäft (ohne technische Zinserträge aus
dem US-Haftpflichtdepot) waren mit 0,4 (Vor-
jahr: 0,5) Millionen Euro leicht rückläufig. Im
Jahresabschluss 2002 wird ein Jahresüberschuss
von 30,7 Millionen (Vorjahr: 30,8) Millionen Euro
ausgewiesen.
Insolvenzsicherung
Aufgabe des Pensions-Sicherungs-Vereins (PSVaG)
ist es, Mitarbeitern und Rentnern von Unterneh-
men, über deren Vermögen oder Nachlass das
Insolvenzverfahren eröffnet worden ist, die ge-
setzlich unverfallbaren Anwartschaften und die
laufenden Renten zu sichern. Der PSVaG nahm
am 1. Januar 1975 die Geschäftstätigkeit auf.
Grundlage seiner Tätigkeit ist das Gesetz zur Ver-
besserung der betrieblichen Altersversorgung
(BetrAVG), wonach der PSVaG auch mit öffent-
lich-rechtlicher Beitragshoheit ausgestattet ist.
Die Versicherung springt nach Insolvenz des
Arbeitgebers ein, wenn Arbeitnehmer bereits
eine Betriebsrente beziehen oder eine gesetzlich
unverfallbare Anwartschaft darauf haben. Eine
gesetzlich unverfallbare Anwartschaft liegt nach
Änderung des Betriebsrentenrechts durch das
119
1993 38 115 467 328 704 62 1791994 38 179 363 348 425 39 9201995 38 573 427 386 489 34 8671996 39 045 481 404 724 71 6221997 39 233 483 406 423 27 8251998 39 737 224 399 388 27 7961999 39 774 530 394 611 46 7312000 39 778 440 442 548 33 3652001 39 893 546 448 614 35 3822002 40 643 1 017 643 1 481 92 907
1992–2002 – 4 978 4 198 6 408 472 594
Jahr Mitglieds- Beitrags- Sicherungs- Schaden- gemeldetefirmen volumen fälle volumen Versorgungs-
berechtigte1)
Anzahl31.Dezember Mio. EUR Anzahl Mio. EUR Anzahl
Pensions-Sicherungs-Verein in ZahlenGrunddaten zum Pensions-Sicherungs-Verein
1) im jeweiligen Jahr neu gemeldete Versorgungsempfänger und Anwärter mit unverfallbaren Anwart-schaften, für deren Betriebsrenten der PSVaG aufgrund der Insolvenz des Arbeitgebers ganz oder zumTeil aufkommen muss.
AVmG nun immer dann vor, wenn der Beschäf-
tigte eines Mitgliedsunternehmens über 30 Jahre
alt ist und ihm die betriebliche Versorgung
wenigstens fünf Jahre vorher zugesagt wurde.
Die Neuregelung gilt für Zusagen, die nach dem
31. Dezember 2000 erteilt wurden. Für die Un-
verfallbarkeit von Anwartschaften aus älteren
Zusagen gibt es Übergangsregelungen; diese
werden spätestens am 1. Januar 2006 unver-
fallbar.
Die Mittel für die Durchführung der Insolvenz-
sicherung werden auf Grund öffentlich-rechtli-
cher Verpflichtung durch Beiträge der versiche-
rungspflichtigen Arbeitgeber aufgebracht. Die
Beiträge müssen den Barwert der im laufenden
Kalenderjahr entstehenden Ansprüche auf Leis-
tungen der Insolvenzsicherung sowie die sonsti-
gen Kosten der Versicherung decken (Renten-
wert-Umlageverfahren).
Beitragssatz schwankt
In den bisher 28 Geschäftsjahren des PSVaG lag
der durchschnittliche Beitragssatz bei rund
2,2 Promille der Beitragsbemessungsgrundlagen.
2002 betrug er auf Grund einer steigenden
Schadenentwicklung 4,5 nach 2,5 Promille im
Jahr zuvor. Derzeit sind rund 40 600 Arbeitgeber
beim PSVaG beitragspflichtig. Monatlich werden
Renten in Höhe von rund 41,3 Millionen Euro an
rund 366 200 Rentenempfänger als betroffene
Versorgungsberechtigte aus knapp 8 700 Insol-
venzen seit 1975 ausgezahlt.
Insgesamt stehen rund 8,0 Millionen Versor-
gungsberechtigte, davon 3,7 Millionen Empfän-
ger von Betriebsrenten und 4,3 Millionen Arbeit-
nehmer mit unverfallbaren Anwartschaften,
unter Insolvenzschutz (2002). Der Kapitalwert
dieser Versorgungsverpflichtungen in Form der
Beitragsbemessungsgrundlage beläuft sich auf
rund 225 Milliarden Euro.
Bedeutung für Arbeitnehmer und Arbeitgeber
Die Insolvenzsicherung der betrieblichen Alters-
versorgung hat nicht nur für die betroffenen
Versorgungsberechtigten eine erhebliche Be-
deutung, sondern in finanzpolitischer Hinsicht
auch für die Unternehmen selbst. Nur durch die
Insolvenzsicherung konnte das historisch ge-
wachsene freiheitliche System der betrieblichen
Altersversorgung in Deutschland erhalten blei-
ben. Es ermöglicht dem Arbeitgeber, die für die
Erfüllung von Versorgungszusagen angesam-
melten Deckungskapitalien im eigenen Unter-
nehmen zu investieren.
In den letzten zehn Jahren, von 1993 bis ein-
schließlich 2002, wurden auf Grund von knapp
4 200 Sicherungsfällen (Insolvenzen) rund
472 600 versorgungsberechtigte Rentner und
Anwärter mit einer unverfallbaren Anwart-
schaft nach der Insolvenz ihrer Arbeitgeber vom
PSVaG gesichert. Das Schadenvolumen erreichte
in dieser Zeit rund 6,4 Milliarden Euro.
Seit dem 1. Januar 1992 ist der PSVaG auch in
den neuen Bundesländern für die Insolvenz-
sicherung der betrieblichen Altersversorgung
zuständig. Da das Gesetz zur Verbesserung der
betrieblichen Altersversorgung jedoch erst ab
diesem Zeitpunkt in den neuen Bundesländern
in Kraft getreten ist und es nach dem Wortlaut
des Einigungsvertrages in Ostdeutschland nur
auf nach dem 31. Dezember 1991 erteilte Zusa-
gen Anwendung findet, entwickeln sich hieraus
nur allmählich insolvenzsicherungspflichtige
Tatbestände mit entsprechender Melde- und
Beitragszahlungspflicht.
120 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Der PSVaG hat ab dem Jahr 2002 auch die
Insolvenzsicherung der betrieblichen Altersver-
sorgung im Großherzogtum Luxemburg über-
nommen. Diese Aufgabenerweiterung des
PSVaG basiert auf dem Abkommen zwischen der
Bundesrepublik Deutschland und dem Groß-
herzogtum Luxemburg über Zusammenarbeit
im Bereich der Insolvenzsicherung betrieblicher
Altersversorgung vom 22. September 2000
(BGBl. II 2001 S. 1258).
Rückblick auf 2002
Das Schadenvolumen belief sich im Jahr 2002
auf 1 481 Millionen Euro nach 614 Millionen
Euro im Vorjahr (plus 141,0 Prozent). Aus 643
(Vorjahr: 448) Insolvenzen waren 50 524 (Vor-
jahr: 17 298) Versorgungsempfänger mit einer
Durchschnittsrente von monatlich 173 (2001:
143) Euro sowie 42 383 (Vorjahr: 18 084) Arbeit-
nehmer mit unverfallbarer Anwartschaft zu si-
chern. Insgesamt handelte es sich um 92 907
(2001: 35 382) Versorgungsberechtigte.
Das Beitragsaufkommen des PSVaG stieg im
Jahr 2002 auf 1 017 (2001: 546) Millionen Euro
(plus 86,3 Prozent). Die erforderlichen Beiträge
waren zu beziehen auf die von den Mitgliedern
gemeldete Beitragsbemessungsgrundlage von
rund 225 (2001: 218) Milliarden Euro. Daraus er-
rechnete sich ein Beitragssatz von 4,5 (2001: 2,5)
Promille.
Rückversicherung
Vor dem Hintergrund einer geänderten Risiko-
situation und eines strukturell veränderten Kapi-
talmarktumfeldes muss sich der Trend zu adä-
quaten Preisen in der Schaden- und Unfallrück-
versicherung, der in der Vertragserneuerung für
2003 zu beobachten war, weiter fortsetzen. Ver-
sicherungstechnische Verluste können nicht
mehr durch Investmenterträge kompensiert
werden. Für die Schaden- und Unfallversiche-
rung ist deshalb zu erwarten, dass ihr Prämien-
volumen in Erst- und Rückversicherung stärker
wächst als die Gesamtwirtschaft.
Lebens- und Krankenrückversicherung wachsen
weiter stark. Auch langfristig werden sich die
Bevölkerungsentwicklung und die schwierige
Lage der Sozialversicherungssysteme positiv auf
das Wachstum dieser Versicherungssparten
auswirken. Insbesondere die in diesem Zusam-
menhang zu erwartende Zunahme des Neuge-
schäfts bei den Renten- und Invaliditätsversiche-
rungen, welche jeweils für den Erstversicherer
mit höheren Risiken verbunden sind, bietet für
Rückversicherer ein besonderes Wachstumsfeld.
Wenn sich die Kapitalmärkte anhaltend auch
nur seitwärts entwickeln, könnten sich die Kon-
solidierungstendenzen auf wichtigen Lebens-
versicherungsmärkten verstärken. Abzuwarten
bleibt, wie die notwendige Senkung der Über-
schussbeteiligung der Versicherungsnehmer –
zum Beispiel in Deutschland – die Nachfrage
nach Kapitallebensversicherungen beeinflusst.
Die demographischen Rahmenbedingungen
sowie der medizinische Fortschritt haben nen-
nenswerte Auswirkungen auf die finanzielle
121
Situation des deutschen Gesundheitssystems.
Die Leistungsausgaben der gesetzlichen Kran-
kenversicherungen steigen, während die Bei-
tragssätze und die Beitragsbemessungsgrenze
regelmäßig angehoben werden. Die aktuellen
Reformvorschläge zielen daher unter anderem
darauf ab, aus dem Leistungskatalog der gesetz-
lichen Kassen bestimmte Leistungen herauszu-
nehmen, welche anschließend bei privaten
Krankenversicherungsunternehmen abgesichert
werden müssen. Aufgrund ihres Kapitaldeckungs-
verfahrens und der Bildung von Alterungsrück-
stellungen sind die privaten Krankenversicherer
besser auf die demographische Entwicklung vor-
bereitet. Sollten derzeit noch gesetzliche Leis-
tungen privatisiert werden, wird auch das Kran-
kenrückversicherungsgeschäft davon profitieren.
Rückblick auf 2002
Im gesamten Jahr 2002 ist die Kapazität der
Rückversicherung merklich geschrumpft. Maß-
geblich für diese Entwicklung waren die spürba-
ren Folgen der Belastungen durch den 11. Sep-
tember, die Fluten in Mitteleuropa, die Folgen
der Bilanzskandale, eine Welle von Nachreservie-
rungen und nicht zuletzt die erhebliche Kapital-
vernichtung durch die weltweite Aktienbaisse
sowie Marktrückzüge auch bekannter und tradi-
tionsreicher Versicherer und Rückversicherer.
Demgegenüber fallen die Auswirkungen neu
aufgebauter Kapazität – zum Beispiel auf den
Bermudas – bislang kaum ins Gewicht. Die
Nachfrage nach einem wirksamen Risikoschutz
in der gesamten Gesellschaft hat wieder zuge-
nommen. Die Ereignisse der letzten beiden Jahre
haben jedermann vor Augen geführt, wie wich-
tig die Leistungen der Versicherungswirtschaft
sind. Sie haben auch die Bereitschaft erhöht, für
erstklassige Absicherung angemessen zu zah-
len. Dennoch haben die Raten für einige Märkte
und Sektoren noch immer nicht das Niveau er-
reicht, das den wachsenden Risiken angemessen
wäre. Dies gilt insbesondere für einige Bereiche
der Haftpflichtversicherung.
Ein Blick auf die Entwicklung anderer größerer
Rückversicherungsmärkte:
In den USA ist 2002 nach jahrelangem Preis-
kampf ein risikogerechteres Preisumfeld ent-
standen. Preise und Bedingungen haben sich
signifikant verbessert, wie zahlreiche Marktbaro-
meter bestätigen. In der Lebensrückversiche-
rung konsolidiert sich der amerikanische Markt
weiter. Größere und besser kapitalisierte Rück-
122 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
1987/1988 11,133 69,7 28,91988/1989 11,664 67,9 29,21989/1990 12,577 70,3 29,51990/1991 14,863 78,3 29,11991/1992 15,894 74,0 29,41992/1993 17,736 73,5 27,91993/1994 19,071 68,5 26,71994/1995 18,874 66,7 26,81995/1996 17,996 63,1 26,41996/1997 18,513 63,2 27,31997/1998 20,216 63,4 28,41998/1999 22,155 69,2 28,71999/2000 28,531 80,7 29,82000/2001 28,349 72,1 30,82001/2002 40,508 92,2 30,2
Jahr Brutto- Brutto- Betriebs-Schadenaufwand Schadenquote1) aufwendungs-
quote2)
Mrd. EUR in Prozent in Prozent
Schäden und Betriebskosten in der RückversicherungSchadenaufwand sowie Schaden- und Kostenquote der Rückversicherungsunternehmen
1) Anteil der Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle im Geschäftsjahr an den verdienten Brutto-Beiträgen einschließlich Nebenleistungen, 2) Anteil der Brutto-Aufwendungen für den Versicherungs-betrieb an den verdienten Brutto-Beiträgen – Quelle: BaFin.
versicherer erreichen immer höhere Markt-
anteile im Neugeschäft. Im traditionellen Ge-
schäft herrscht weiterhin ein beträchtlicher
Wettbewerb.
Der Bedarf an Kapazitäten, um die Gefahren aus
Naturkatastrophen abzudecken, bleibt in Japan
unverändert hoch. In Australien erreichten
Preise und Bedingungen in der Rückversiche-
rung weitgehend ein risikogemäßes Niveau.
Stärker als auf den etablierten Märkten ent-
wickelte sich das Wachstum – gemessen an der
Zuwachsrate des Prämienvolumens – erneut in
den aufstrebenden Volkswirtschaften. Gründe
dafür sind sowohl die größere gesamtwirt-
schaftliche Dynamik als auch die zunehmende
Versicherungsdichte. Auch 2002 wuchs der chi-
nesische Versicherungsmarkt sehr kräftig. Nach-
dem China 1991 noch den 25. Rang der globalen
Versicherungsmärkte belegte, nahm es wegen
seiner großen Dynamik 2001 bereits Platz 13 ein.
Die übrigen aufstrebenden asiatischen Versiche-
rungsmärkte verzeichneten zum Teil ebenfalls
deutliche Prämienzuwächse. Die mittel- und
osteuropäischen Versicherungsmärkte haben
insgesamt 2002 in den Sparten Leben und Nicht-
leben weiter aufgeholt.
Naturkatastrophen
Das Jahr 2002 war von zahlreichen großen Un-
wettern und Überschwemmungen geprägt. In
Europa ereignete sich eine Jahrtausendflut, wie
man sie seit dem Mittelalter nicht mehr erlebt
hat. Weltweit wurden bei zahlreichen Wetter-
ereignissen Rekorde gebrochen.
Die Anzahl der Naturkatastrophen lag mit etwa
700 erfassten Schadenereignissen wieder deut-
lich über dem langjährigen Mittel (650). Die
volkswirtschaftlichen Schäden beliefen sich auf
rund 55 (Vorjahr: 35) Milliarden US-Dollar; die
versicherten Schäden lagen bei knapp 13 (Vor-
jahr: 11,5) Milliarden US-Dollar. Die herausra-
genden Ereignisse waren im August die großen
Überschwemmungen an Elbe, Moldau, Donau
und ihren Nebenflüssen. Sie verursachten
europaweit volkswirtschaftliche Schäden von
18,5 Milliarden US-Dollar; über 3 Milliarden US-
Dollar davon waren versichert. Weitere bedeu-
tende Katastrophenereignisse waren unter
anderem die Tornadoserien (sog. Tornadoaus-
brüche) im April und November in den USA und
der Wintersturm Jeanett, der Ende Oktober ganz
West- und Mitteleuropa erfasste.
123
KraftfahrtversicherungLebensversicherungFeuerversicherungAllgemeine HaftpflichtversicherungTechnische VersicherungenUnfallversicherungTransportversicherungKreditversicherungKrankenversicherungWohngebäudeversicherungLuft- und RaumfahrtversicherungHausratversicherungSturmversicherungEinbruchdiebstahlversicherungSonstigeinsgesamt
7,772 17,7 79,2 – 2,49,956 22,7 49,0 0,46,927 15,8 146,9 – 75,14,032 9,2 107,2 – 38,21,951 4,4 86,3 – 21,91,507 3,4 41,8 4,12,050 4,7 123,5 – 48,61,443 3,3 77,3 – 17,01,685 3,8 83,5 – 7,70,904 2,1 58,4 5,61,139 2,6 210,3 – 125,80,471 1,1 45,7 4,30,606 1,4 78,1 2,00,234 0,5 60,4 0,73,235 7,4 – –
43,912 100,0 92,2 – 26,2
Brutto-Beiträge Schaden- Versiche-professioneller quote1) rungs-Rückversicherer ergebnis2)
2001/2002 Anteil 2001/2002Mrd. EUR in Prozent Brutto in Prozent
Die größten Zweige der RückversicherungVerdientes Beitragsaufkommen, Schadenquote und versicherungstechnisches Ergebnis 2001/2002
1) Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle im Geschäftsjahr in Relation zu den verdienten Brutto-Beiträgen, 2) versicherungstechnisches Brutto-Ergebnis in Relation zu den verdienten Brutto-Beiträgen– Quelle: BaFin.
124 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Kapitalanlagen der Versicherungsunterneh-
men stehen in einem engen Zusammenhang
mit der Bereitstellung von Versicherungsschutz.
Denn sie überbrücken den Zeitraum von der Bei-
tragszahlung bis zur Fälligkeit der Versiche-
rungsleistung. Volumen, Qualität und Struktur
der Anlagen sind der Garant für die Erfüllbarkeit
der Leistungsversprechen gegenüber den Versi-
cherungsnehmern. Das Kapitalanlagevermögen
entsteht vor allem aus der Investition der Bei-
tragseinnahmen sowie aus der Wiederanlage
der Gewinne. Der Erwerb von Kapitalanlagen ist
zwar nicht das eigentliche Ziel des Produktions-
prozesses bei Versicherungsunternehmen, er
stellt allerdings ein bedeutsames Element bei
der Erstellung der Leistung „Versicherungs-
schutz“ dar. Dank der Kapitalanlagen der Ver-
sicherungsunternehmen stehen Risikoschutz
sowie Alters- und Hinterbliebenenvorsorge auf
sicherem Fundament.
Anlagegrundsätze und Anlageziele
Die Kapitalanlagetätigkeit der Assekuranz unter-
liegt strengen gesetzlichen und aufsichtsbe-
hördlichen Bestimmungen, die vornehmlich aus
allgemeinen Anlagegrundsätzen (Sicherheit,
Rentabilität, Liquidität sowie Mischung und
Streuung), qualifizierten Anlagekategorien und
quantitativen Anlagebegrenzungen bestehen.
Unter Beachtung dieser aufsichtsrechtlichen
Rahmenbedingungen betreiben Versicherungs-
unternehmen als bedeutende institutionelle
Anleger ein professionelles Asset Management.
Dabei verfolgen sie insbesondere folgende Ziele:
■ Fristgerechte Bereitstellung von Kapital, da-
mit die gegenüber den Versicherungsneh-
mern bestehenden Verpflichtungen jederzeit
erfüllt werden können.
125
■ Erzielung einer möglichst hohen Rendite bei
größtmöglicher Sicherheit. Hohe Kapitalan-
lageerträge kommen den Lebensversicherten
in Form hoher Ablaufleistungen zugute, sie
erlauben aber auch preisgünstige Versiche-
rungsbeiträge bei Kranken- sowie Schaden-/
Unfallversicherungen.
■ Langfristig orientierte Anlagepolitik unter
Einsatz eines konsequenten Asset-Liability-
Managements.
Die aufsichtsrechtlichen Bestimmungen stellen
sicher, dass die Portfolios der Versicherungs-
unternehmen breit diversifiziert sind und quali-
tativ hochwertige Kapitalanlagen enthalten.
Versicherungsunternehmen setzen zur Steue-
rung ihrer Kapitalanlagen zudem verstärkt
Risikosteuerungssysteme ein und passen ihre
Portfoliostruktur der unternehmensindividu-
ellen Risikotragfähigkeit an. Aufgrund der im
Jahr 2002 in Kraft getretenen Anlageverordnung
sind Versicherungsunternehmen nunmehr auch
aufsichtsrechtlich ausdrücklich verpflichtet, die
Einhaltung der allgemeinen und besonderen
Anlagegrundsätze durch ein qualifiziertes An-
lagemanagement, geeignete interne Kapital-
anlagegrundsätze und Kontrollverfahren sowie
eine perspektivische Anlagepolitik sicherzu-
stellen.
Die dramatischen Kursrückgänge an den Aktien-
märkten hatten naturgemäß auch Auswirkun-
gen auf die Portfolios der Versicherungsunter-
nehmen. So haben die Lebensversicherungs-
unternehmen 2003 ihre Anlagen in Aktien als
Ergebnis einer an der unternehmensindividu-
ellen Risikotragfähigkeit orientierten Anlage-
politik weiter reduziert. Mitte des Jahres 2003
hatten die deutschen Lebensversicherer daher
direkt und über Fonds durchschnittlich nur noch
etwa 7 Prozent in Aktien investiert. Ein Teil dieser
Aktienanlagen war zudem über derivative Fi-
nanzinstrumente abgesichert. Über 80 Prozent
waren demgegenüber in festverzinslichen Anla-
gen investiert. Hierbei haben Anlagen in Unter-
nehmensanleihen erheblich an Bedeutung ge-
wonnen, wobei aufsichtsrechtlich grundsätzlich
nur Anleihen mit einem Investment-Grade-Ratig
Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
126
LebensversicherungKrankenversicherungSchaden- und UnfallversicherungErstversicherer insgesamtRückversicherer2)
6,555 18,731 36,228 33,709 32,0490,526 1,493 4,821 4,788 4,9791,879 3,627 6,511 7,974 7,1338,959 23,852 47,560 46,471 44,1610,537 1,888 7,962 8,613 –
Laufende Erträge aus Kapitalanlagen1)
1980 1990 2000 2001 2002*)
Mrd.EUR Mrd.EUR Mrd.EUR Mrd.EUR Mrd.EUR
*) Werte für 2002 vorläufig, 1) ab 1994 nach neuen Rechnungslegungsvorschriften, 2) Geschäftsjahrabweichend vom Kalenderjahr; größtenteils Vorjahreswerte – Quelle: BAFin, GDV.
1980 8,6 8,5 93,8 480,91985 6,9 6,9 105,5 1 366,21990 8,9 8,7 93,5 1 398,21994 6,7 6,7 99,9 2 106,61995 6,5 6,4 109,2 2 253,91996 5,6 5,6 110,4 2 888,71997 5,1 5,2 111,0 4 249,71998 4,5 4,6 118,2 5 002,41999 4,3 4,4 110,6 6 958,12000 5,4 5,5 112,5 6 433,62001 4,8 4,8 113,1 5 160,12002 4,7 4,7 117,6 2 892,620032) 3,8 4,0 117,6 3 484,6
Jahr Umlaufrendite Emissions-festverzinslicher rendite1)
Wertpapiere
in Prozent in Prozent
Deutscher Renten- Deutscher Aktien-index (REX) index (DAX)
Tages- Ende 1987 =durchschnittskurs 1000
Kapitalmarktdaten
1) Rendite der im Berichtsmonat erstmalig abgesetzten festverzinslichen Wertpapiere p.a., 2) Stand:Juli/August 2003 – Quelle: Deutsche Bundesbank, Kapitalmarktstatistik, Heft v. September 2003.
erworben werden dürfen. Aufgrund der posi-
tiven Entwicklung von Unternehmensanleihen
(Corporate Bonds) im Jahr 2003 konnten Ver-
sicherungsunternehmen die Rendite aus fest-
verzinslichen Anlagen spürbar verbessern. Aus
Sicht der Versicherungswirtschaft wäre es wün-
schenswert, wenn der europäische Corporate-
Bond Markt noch deutlich an Tiefe gewinnen
und zudem der aufsichtsrechtliche Spielraum
für Investitionen im High-Yield-Bereich erweitert
würde.
Umsetzung der neuen Anlageordnung
Nach eingehenden Erörterungen mit dem GDV
hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleis-
tungsaufsicht (BaFin) im Dezember 2002 ver-
schiedene Rundschreiben zur Umsetzung der
am 1. Januar 2002 in Kraft getretenen Anlage-
verordnung veröffentlicht. Im Einzelnen handelt
es sich um folgende Rundschreiben:
■ Hinweise zur Anlage des gebundenen
Vermögens von Versicherungsunternehmen
(R 29/2002)
127
1998 1999 2000 2001 20021)
Mrd. Anteil Mrd. Anteil Mrd. Anteil Mrd. Anteil Mrd. AnteilEUR in v.H. EUR in v.H. EUR in v.H. EUR in v.H. EUR in v.H.
Anlagearten
Kapitalanlagebestand nach Anlagearten*)
Bilanzwerte
*) Zusammensetzung der Kapitalanlagen für die Sparten Leben, Kranken, Schaden/Unfall und Rück, 1) vorläufige Zahlen für die Sparte Rück – Quelle: GDV, BaFin.
Grundstücke und grundstücksgleiche RechteKapitalanlagen in verbundenen Unternehmen und Beteiligungen:
Anteile an verbundenen UnternehmenAusleihungen an verbundene UnternehmenBeteiligungenAusleihungen an Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht
Sonstige Kapitalanlagen:AktienInvestmentanteileandere nicht festverzinsliche WertpapiereInhaberschuldverschreibungen und andere festverzinsliche WertpapiereHypotheken-, Grundschuld- und RentenschuldforderungenNamensschuldverschreibungenSchuldscheinforderungen und DarlehenDarlehen und Vorauszahlungen auf Versicherungsscheineübrige AusleihungenEinlagen bei Kreditinstituten
Andere Kapitalanlageninsgesamt
24,616 3,6 23,927 3,2 23,716 3,0 22,778 2,6 22,496 2,4
54,727 8,0 63,297 8,4 69,596 8,7 86,199 9,9 112,922 12,14,200 0,6 4,884 0,7 8,345 1,0 20,603 2,4 20,385 2,29,175 1,3 9,081 1,2 10,851 1,4 14,268 1,6 20,839 2,2
3,015 0,4 3,383 0,5 2,735 0,3 2,370 0,3 4,734 0,5
27,636 4,0 27,978 3,7 30,594 3,8 33,199 3,8 19,456 2,1113,978 16,6 146,064 19,5 172,367 21,5 187,917 21,6 200,527 21,6
4,655 0,7 4,725 0,6 4,811 0,6 4,768 0,5 4,817 0,5
78,919 11,5 70,968 9,5 63,425 7,9 69,166 7,9 73,925 8,0
61,236 8,9 63,757 8,5 64,714 8,1 66,479 7,6 68,929 7,4182,122 26,5 197,031 26,2 206,828 25,8 200,017 23,0 199,875 21,5104,540 15,2 114,710 15,3 121,122 15,1 132,367 15,2 145,707 15,7
5,058 0,7 4,898 0,7 5,061 0,6 5,340 0,6 5,444 0,63,492 0,5 5,001 0,7 6,602 0,8 7,256 0,8 8,010 0,97,338 1,1 8,273 1,1 8,363 1,0 13,934 1,6 17,145 1,82,163 0,3 2,767 0,4 3,486 0,4 3,763 0,4 4,203 0,5
686,871 100 750,745 100 802,618 100 870,424 100 929,414 100
■ Anzeige-, Berichts- und Mitteilungspflichten
(R 30/2002)
■ Deckungsstock (R 31/2002)
■ Treuhänder (R 32/2002)
Das sog. Anlagerundschreiben R 29/2002 inter-
pretiert umfassend die Anlageverordnung für
Versicherungsunternehmen. Die BaFin stellt in
dem Rundschreiben ausdrücklich klar, dass der
Grundsatz der Sicherheit oberste Priorität ge-
nießt. Hinsichtlich der Konkretisierung des
Grundsatzes der Sicherheit sind bei marktüblich
gerateten Vermögensanlagen (vor allem fest-
verzinslichen Wertpapieren) erstmals die Bewer-
tungen von anerkannten Ratingagenturen zu
berücksichtigen. Hinsichtlich der Rentabilität
weist die BaFin darauf hin, dass Vermögensanla-
gen keine bestimmte Mindestrendite aufweisen
müssen. Allerdings dürfen zum Beispiel struktu-
rierte Produkte mit geringer garantierter oder
gar keiner Basisverzinsung, deren Gesamtren-
dite beispielsweise aus einem Aktienportfolio
erwirtschaftet werden soll, nur in geringem
Umfang erworben werden. Besonders ausführ-
lich befasst sich das Rundschreiben schließlich
mit den Anforderungen an das unternehmens-
interne Risikomanagement.
Das Rundschreiben R 30/2002 zu Anzeige-, Be-
richts- und Mitteilungspflichten ersetzt das bis-
herige BAV-Rundschreiben 5/97 und begründet
neben erheblich erweiterten Berichtspflichten
über die Asset Allocation von Investmentfonds
unter anderem auch Verpflichtungen zur An-
gabe über die Zusammensetzung und die Zeit-
werte der Vermögensanlagen. Die erheblich
erweiterten Berichtspflichten sind Ausdruck
steigender Transparenzanforderungen und Ele-
ment einer zunehmend qualitativ ausgerichte-
ten Aufsicht. Die von der BaFin vorgenommenen
Änderungen in den Rundschreiben R 31/2002
(Deckungsstock) und R 32/2002 (Treuhänder)
sind zumeist redaktioneller Natur.
Stress-Tests
Versicherungsunternehmen haben im Jahr 2003
erstmals Stress-Tests im Rahmen der qualitativ
ausgerichteten Aufsicht durchgeführt. Mit ei-
nem Stress-Test wird überprüft, in welcher Risi-
kosituation sich ein Versicherungsunternehmen
bei einer simulierten Krisensituation auf dem
Kapitalmarkt befindet. Dabei umfasst das
Stress-Szenario einen gleichzeitigen „Crash“ auf
Aktien- und Rentenmarkt sowie Bonitätsrisiken.
Bei Stress-Tests handelt es sich um ein wichtiges
internes Aufsichtsinstrument. Seine Ergebnisse
dürfen gleichwohl nicht überinterpretiert wer-
den. Stress-Tests sind als Frühwarnsystem konzi-
piert, das mögliche Auswirkungen krisenhafter
Kapitalmarktveränderung auf die nächste Bilanz
des Versicherungsunternehmens simuliert. Da-
bei werden extrem harte Szenarien unterstellt,
deren Eintrittswahrscheinlichkeit sehr unwahr-
scheinlich ist. Das Nichtbestehen des Stress-
Tests lässt schon aus diesem Grund in keiner
Weise den Schluss zu, dass ein Versicherungs-
unternehmen nicht mehr in der Lage sein wird,
seine Verpflichtungen zu erfüllen. Zudem be-
rücksichtigt das Modell im Interesse einer ein-
heitlichen, einfachen Handhabung nicht un-
mittelbar diverse Einflussmöglichkeiten wie
zum Beispiel Absicherungsstrategien oder Be-
wertungsreserven in anderen Kapitalanlagen. In
den internen Dialogen der Unternehmen mit
der BaFin über die Stress-Test-Ergebnisse fließen
diese Punkte aber sehr wohl ein. Das Ziel von
Stress-Tests ist es vor allem, als Frühwarnsystem
Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
128
Versicherungsunternehmen rechtzeitig auf eine
gesunkene Risikotragfähigkeit aufmerksam zu
machen. Den Unternehmen soll damit ausrei-
chend Zeit gewährt werden, Maßnahmen zur
Stärkung der Risikotragfähigkeit vorzunehmen,
um auch gegen etwaige krisenhafte Kapital-
marktveränderungen gewappnet zu sein.
Modifizierung der Anlageverordnung
Zu Beginn des Jahres 2004 wird es voraussicht-
lich zu einer Modifizierung der Anlageverord-
nung kommen. Hintergrund dieser Modifizie-
rung ist zunächst das voraussichtlich zum
Januar 2004 in Kraft tretende Investment-
Modernisierungsgesetz, das auch Auswirkun-
gen auf die Anlagemöglichkeiten der Versiche-
rungsunternehmen in Investmentfonds hat. Der
GDV wird sich dafür einsetzen, dass Versiche-
rungsunternehmen bei ihren Fondsinvestments,
auf die deutlich über 20 Prozent aller Anlagen
entfallen, so weit wie möglich die Anlagemög-
lichkeiten nutzen können, die das neue Invest-
mentgesetz den Kapitalanlagegesellschaften
eröffnen wird. In diesem Zusammenhang wird
auch eine Entschlackung der Vorschriften über
die Anlage in Investmentfonds angestrebt.
Mit der Modifizierung der Anlageverordnung
wird voraussichtlich auch eine selbstständige
Anlagekategorie „Hedge-Fonds“ geschaffen.
Diese Erweiterung der Anlageverordnung ist
ausdrücklich zu begrüßen, da Hedge-Fonds als
Beimischung zu Zwecken der Optimierung des
Risiko-/Renditeprofils zunehmend an Bedeu-
tung gewinnen. Die neue selbständige Anlage-
kategorie „Hedge-Fonds“ dürfte sowohl Hedge-
Fonds nach dem neuen Investmentgesetz, als
auch Hedge-Fonds-Zertifikate oder sonstige
Hedge-Fonds-Strukturen umfassen. Nach den
bisherigen Gesprächen mit der BaFin ist davon
auszugehen, dass Hedge-Fonds-Investments auf
5 Prozent begrenzt werden und zusätzlich auf
die 35 Prozent-Risikokapitalquote angerechnet
werden. Um dem besonderen Risikogehalt von
Anlagen in Hedge-Fonds Rechnung zu tragen,
beabsichtigt die BaFin in Abstimmung mit dem
GDV, angemessene qualitative Anforderungen
hinsichtlich der Anlage in Hedge-Fonds in einem
gesonderten Rundschreiben zu konkretisieren.
Bilanzierung von Wertpapieren
nach § 341b HGB
Mit der Änderung des § 341b HGB im Jahr 2002
konnte der Druck von den Versicherern genom-
129
1998 1999 2000 2001 2002**)
Mrd. Anteil Mrd. Anteil Mrd. Anteil Mrd. Anteil Mrd. AnteilEUR in v.H. EUR in v.H. EUR in v.H. EUR in v.H. EUR in v.H.
Kapitalanlagebestand nach Versicherungszweigen*)
Bilanzwerte
LebensversicherungKrankenversicherungSchaden- und UnfallversicherungRückversicherunginsgesamt
463,398 67,5 505,946 67,4 541,636 67,5 569,567 65,4 589,877 63,557,153 8,3 65,172 8,7 72,686 9,1 80,953 9,3 88,740 9,591,032 13,3 94,397 12,6 96,125 12,0 99,467 11,4 104,301 11,275,289 11,0 85,229 11,4 92,050 11,5 120,437 13,8 146,496 15,8
686,872 100 750,744 100 802,497 100 870,424 100 929,414 100
*) Zusammensetzung der Kapitalanlagen für die Sparten Leben, Kranken, Schaden/Unfall und Rück, **) vorläufige Zahlen für die Sparte Rück – Quelle: BaFin, GDV.
men werden, aufgrund bilanzieller Vorsorge
Aktien zu verkaufen. Denn wie bereits bisher
Banken und andere Unternehmen haben Versi-
cherer nun bei einer lediglich vorübergehenden
Wertminderung von Wertpapieren ein Wahl-
recht, Abschreibungen vorzunehmen. Die Vor-
schrift des § 341b HGB trägt der langfristig
orientierten Kapitalanlagepolitik von Versiche-
rungsunternehmen Rechnung. Denn wegen der
an den Verpflichtungen orientierten langfristi-
gen Kapitalanlagestruktur von Versicherungs-
unternehmen sind kurzfristige Kapitalmarkt-
schwankungen für sie ohne Bedeutung. Eine
Bewertung von Wertpapieren nach den Vor-
schriften für das Anlagevermögen verhindert,
dass Versicherungsunternehmen in Zeiten
schwacher Kapitalmärkte Aktien und Invest-
mentanteile verkaufen müssen, um bilanzielle
Vorsorge zu treffen. Die Änderung der Bewer-
tungsvorschrift entbindet Versicherungsunter-
nehmen aber keinesfalls von ihrer Verantwor-
tung, Aktieninvestments nur im Rahmen ihrer
unternehmensindividuellen Risikotragfähigkeit
zu tätigen.
Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
130
1998 1999 2000 2001 20021)
Mrd. Anteil Mrd. Anteil Mrd. Anteil Mrd. Anteil Mrd. AnteilEUR in v.H. EUR in v.H. EUR in v.H. EUR in v.H. EUR in v.H.
Anlagearten
Brutto-Neuanlage nach Anlagearten*)
Bilanzwerte
*) Zusammensetzung der Kapitalanlagen für die Sparten Leben, Kranken, Schaden/Unfall und Rück, 1) vorläufige Zahlen für die Sparte Rück – Quelle: GDV, BaFin.
Grundstücke und grundstücksgleiche RechteKapitalanlagen in verbundenen Unternehmen und Beteiligungen:
Anteile an verbundenen UnternehmenAusleihungen an verbundene UnternehmenBeteiligungenAusleihungen an Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht
Sonstige Kapitalanlagen:AktienInvestmentanteileandere nicht festverzinsliche WertpapiereInhaberschuldverschreibungen und andere festverzinsliche WertpapiereHypotheken-, Grundschuld- und RentenschuldforderungenNamensschuldverschreibungenSchuldscheinforderungen und DarlehenDarlehen und Vorauszahlungen auf Versicherungsscheineübrige AusleihungenEinlagen bei Kreditinstituten
Andere Kapitalanlageninsgesamt
2,341 1,1 1,571 0,8 1,435 0,7 2,284 0,8 3,161 0,8
29,724 14,2 9,614 4,8 9,799 4,7 35,721 12,0 68,178 17,63,895 1,9 1,232 0,6 6,174 3,0 11,038 3,7 15,470 4,03,209 1,5 2,435 1,2 2,916 1,4 5,912 2,0 10,656 2,7
0,811 0,4 0,808 0,4 1,055 0,5 0,665 0,2 2,332 0,6
20,661 9,9 18,389 9,1 25,013 12,0 34,622 11,6 26,552 6,831,586 15,1 39,882 19,7 44,993 21,6 53,737 18,0 54,389 14,0
1,310 0,6 1,105 0,5 1,182 0,6 1,129 0,4 1,121 0,3
45,556 21,7 45,771 22,7 41,649 20,0 62,089 20,8 81,485 21,0
7,081 3,4 8,260 4,1 6,628 3,2 6,702 2,2 6,967 1,830,020 14,3 37,234 18,4 27,994 13,4 26,003 8,7 39,752 10,221,015 10,0 25,426 12,6 21,100 10,1 30,857 10,3 42,517 11,0
1,361 0,6 1,252 0,6 1,519 0,7 1,694 0,6 1,796 0,51,148 0,5 1,717 0,8 2,126 1,0 1,030 0,3 1,871 0,59,075 4,3 6,702 3,3 13,280 6,4 24,406 8,2 29,571 7,60,661 0,3 0,683 0,3 1,322 0,6 0,981 0,3 2,408 0,6
209,455 100 202,080 100 208,186 100 298,871 100 388,226 100
Die Änderung der Bewertungsvorschriften er-
weitert auch den Spielraum für Anlagen in
langlaufenden festverzinslichen Wertpapieren,
wie zum Beispiel 10- oder 30-jährigen Bundes-
anleihen. Langfristige Anlagen in Inhaberschuld-
verschreibungen sind unter dem Gesichtspunkt
eines Asset-Liability-Managements zweckmäßig,
wurden jedoch aufgrund des bisher ausnahms-
los geltenden strengen Niederstwertprinzips er-
schwert.
Konkretisierende Anmerkungen sowie Hinweise
zur Anwendung von § 341b HGB hat das Institut
der Wirtschaftsprüfer (IDW) veröffentlicht. Darin
werden unter anderem Anhaltspunkte für
das Vorliegen einer voraussichtlich dauernden
Wertminderung dargelegt und Kriterien zur Be-
messung außerplanmäßiger Abschreibungen
aufgestellt. Beruht der Stichtagskurs einer Aktie
in Teilen auf einer nur vorübergehenden Wert-
minderung, müssen Abschreibungen lediglich
auf denjenigen Wert vorgenommen werden, der
als voraussichtlich dauerhaft angesehen wird.
Die Unternehmen haben dabei eine Nachweis-
pflicht, weshalb für den nicht abzuschreibenden
Betrag eine voraussichtlich nur vorübergehende
Wertminderung angenommen wird. Als Nach-
weise könnten etwa Analysen der Kursverläufe
von Wertpapieren herangezogen werden.
Auf dieser Grundlage wurden bereits im abge-
laufenen Geschäftsjahr Pauschalverfahren zur
Ermittlung des den Wertpapieren beizulegen-
den Wertes von Aktien angewandt. Aus Sicht der
Versicherungswirtschaft ist ein Verfahren not-
wendig, das zur Bestimmung des nachhaltigen
Wertes einer Aktie unter Ausblendung kurzfris-
tiger Volatilitäten geeignet ist. Dabei ist zu
berücksichtigen, dass gerade bei einer langfris-
tigen Betrachtung Tendenzen erkennbar sind,
dass sich Unter- oder Überbewertungen nach
einer gewissen Zeit wieder abbauen. In der
Wissenschaft ist diese Erkenntnis als „Mean-
Reversion-Effekt“ bekannt. Darüber hinaus sollte
ein entsprechendes Verfahren den Unterneh-
men auch die nötige Planungssicherheit im Hin-
blick auf die Steuerung ihrer Aktienportfolios
eröffnen. Die Verständigung auf ein derartiges
Verfahren würde nicht zuletzt zur Transparenz
der Branche beitragen und die Akzeptanz der
Unternehmen an den Kapitalmärkten erhöhen.
Schleppende Konjunkturerholung
Die konjunkturelle Lage der Weltwirtschaft bie-
tet nunmehr seit drei Jahren in Folge ein düste-
res Bild. Allerdings könnte sich das Bild bis Ende
des Jahres 2003 aufhellen. Die eingeleiteten
geldpolitischen und fiskalischen Maßnahmen
zeigen – insbesondere in den USA und endlich
auch in Japan – eine stimulierende Wirkung.
Die schwache Entwicklung der deutschen Volks-
wirtschaft hat sich bis Mitte 2003 fortgesetzt.
Das Bruttoinlandsprodukt in 2003 wies im Ver-
gleich zu dem jeweiligen vorhergehenden Quar-
tal negative Wachstumsraten auf. Neben der
angespannten weltwirtschaftlichen Situation
sind dafür auch strukturelle Defizite Deutsch-
lands verantwortlich. Bei der Gegenüberstellung
volkswirtschaftlicher Eckdaten stechen dabei
insbesondere die hohe Arbeitslosigkeit und
Probleme im Gesundheitssektor in Deutschland
ins Auge. Allerdings erscheint ein Ende der Sta-
gnation absehbar. Erste Anzeichen bei den Kon-
junktur-Frühindikatoren sowie im Stimmungs-
bild deutscher Unternehmer deuten auf eine
konjunkturelle Belebung.
131
Für 2004 ist vor dem Hintergrund einer kom-
menden weltwirtschaftlichen Erholung mit ei-
nem gewissen konjunkturellen Aufschwung in
Deutschland zu rechnen. Das Expansionstempo
dürfte jedoch gering bleiben. Das Bruttoinlands-
produkt könnte in 2004 real zwischen 1 Prozent
und 2 Prozent wachsen. Höhere Wachstums-
raten dürften sich wohl erst nach effektiven Re-
formen in der Finanz- und Arbeitsmarktpolitik
einstellen.
Niedrige Leitzinsen
Vor dem Hintergrund der geschilderten welt-
wirtschaftlichen Situation haben die größten
Notenbanken der Welt ihre Niedrigzinspolitik
fortgesetzt. Während der japanische Diskont-
satz mit 0,1 Prozent ohnehin seit September
2001 auf historisch niedrigem Niveau verweilt,
wurden im Jahr 2003 in den USA sowie der Euro-
Zone weitere Zinssenkungen vorgenommen.
Die US-amerikanische Notenbank hat den Dis-
kontsatz im Juni 2003 auf 0,5 Prozent gesenkt.
Die Leitzinssätze der Europäischen Zentralbank
wurden ebenfalls im Juni 2003 um jeweils 50
Basispunkte reduziert. Vor dem Hintergrund der
nur schleppenden Konjunkturerholung ist nicht
davon auszugehen, dass die Notenbanken in
den nächsten Monaten die Leitzinsen erhöhen
werden.
Kapitalanlagenbestand und Brutto-Neuerwerb
Zum Jahresende 2002 betrug der Kapitalanla-
genbestand der Assekuranz (ohne Pensions- und
Sterbekassen) ca. 929 Milliarden Euro. Dies
entspricht einem nominellen Wachstum um
etwa 59 Milliarden Euro bzw. einer prozentualen
Steigerung von 6,8 Prozent gegenüber dem
Vorjahr. Im Jahr 1980 belief sich das Portefeuille
der Versicherungswirtschaft noch auf knapp
279 Milliarden Euro. Ende 2003 könnte sich das
Bestandsvolumen auf etwa 990 Milliarden Euro
erhöht haben.
Für Neuanlagen standen der Versicherungswirt-
schaft in 2002 brutto ca. 388 Milliarden Euro zur
Verfügung. Der größte Anteil mit 42,1 Prozent
(163,5 Milliarden Euro) entfiel wiederum auf die
Anlageart „Wertpapiere und Anteile“ (Aktien,
Investmentanteile, Inhaberschuldverschreibun-
gen und andere nicht festverzinsliche Wert-
papiere), während die Neuanlage in Namens-
schuldverschreibungen und Darlehen 21,2 Pro-
zent (82,3 Milliarden Euro) betrug. Die Vergabe
von Realkrediten (Hypotheken-, Grundschuld-
und Rentenschuldforderungen) belief sich in
2002 auf knapp 7,0 Milliarden Euro, in Grund-
stücke wurden 3,2 Milliarden Euro investiert.
Namenstitel bleiben im Bestand dominant
Namensschuldverschreibungen, Schuldschein-
forderungen und Darlehen bilden weiterhin den
Anlageschwerpunkt im Portefeuille der Versi-
cherer, obwohl sich der Bestand relativ leicht
rückläufig entwickelt hat. Auf sie entfielen 2002
fast 345 Milliarden Euro, was einem Anteil von
37,2 Prozent am gesamten Anlagebestand ent-
sprach.
Über 95 Prozent (ca. 331 Milliarden Euro) des
Bestandes an Namenstiteln war Ende 2002 bei
öffentlich-rechtlichen und privatrechtlichen Kre-
ditinstituten angelegt. Berücksichtigt man zu-
dem, dass darüber hinaus 17 Milliarden Euro in
Festgeldern, Termingeldern und Spareinlagen
investiert waren, so dokumentiert dies die Be-
deutung der Versicherungswirtschaft für die
Refinanzierung der Kreditwirtschaft.
Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
132
Aktien und Beteiligungen
Die Anlage in Aktien ist trotz des jüngsten Ab-
wärtstrends auf den Aktienmärkten weiterhin
unverzichtbarer Bestandteil der Kapitalanlage-
politik von Versicherungsunternehmen, wobei
die Anlagepolitik zunehmend global ausgerich-
tet ist. Der größte Teil der Aktieninvestitionen
erfolgt nach wie vor über Spezialfonds.
Als Gegengewicht zu den reinen Nominalanla-
gen und um die Mittel unabhängig von Markt-
schwankungen anzulegen, werden von den Ver-
sicherungsunternehmen auch weiterhin Beteili-
gungen erworben. Der Anteil der Beteiligungen
und Anteile an verbundenen Unternehmen
stieg im Jahr 2002 auf etwa 133,8 Milliarden
Euro an, was einem Zuwachs von 33 Prozent
gegenüber dem Vorjahr entspricht. Hierbei han-
delt es sich sowohl um direkte Beteiligungen als
auch um zwischengeschaltete Beteiligungs-
gesellschaften, die auch Engagements in nicht-
börsennotiertem Risikokapital, so genanntes
„Private Equity“, eingehen.
Entwicklung bei Spezialfonds stagnierend
Die Anlage der Versicherungsunternehmen in
Investmentzertifikaten, vor allem in Spezialfonds,
ist im Jahr 2002 kaum gestiegen. Das Anlagevo-
lumen in Investmentzertifikaten erreichte 2002
etwa 200,5 Milliarden Euro, was einem Anteil
von 21,6 Prozent am gesamten Anlagebestand
entsprach. Die Versicherungsunternehmen sind
damit für Kapitalanlagegesellschaften aber wei-
terhin die wichtigste Gruppe der Spezialfonds-
anleger. Bei einem Spezialfonds handelt es sich
um einen Investmentfonds nach den Vorschrif-
ten über Kapitalanlagegesellschaften mit der
Besonderheit, dass sämtliche Anteile einer be-
schränkten Anzahl von Anlegern vorbehalten
sind. Spezialfonds sind vornehmlich als reine
Rentenfonds, gemischte Aktien- und Renten-
fonds oder reine Aktienfonds ausgestaltet.
Weiterhin an Bedeutung gewonnen haben auch
Anlagen in Immobilien-Sondervermögen.
Der Aktienanteil in den Wertpapier-Spezialfonds
der Versicherungsunternehmen ist im Vergleich
zum Vorjahr deutlich zurückgegangen. Während
Ende 2001 der Anteil der Aktien in den Fonds-
vermögen deutlich über 40 Prozent ausgemacht
hat, dürfte der durchschnittliche Aktienanteil in
Spezialfonds Ende 2002 nur noch bei etwa
35 Prozent gelegen haben.
Spezialfonds werden in besonderem Maße zur
Diversifizierung und damit zu einer besseren
Mischung und Streuung der Portefeuilles einge-
setzt. Während die Direktanlage überwiegend
noch national beziehungsweise auf den Euro-
Raum ausgerichtet ist, verfolgen Spezialfonds
zunehmend eine internationale Anlagestrate-
gie. So dürften fast 20 Prozent der über Spezial-
fonds gehaltenen Aktien auf Nicht-EWR-Staaten
entfallen.
Bedeutung von Immobilienanlagen
Die Anlagekategorie „Grundstücke und grund-
stücksgleiche Rechte“ erscheint auf den ersten
Blick nur noch von untergeordneter Bedeutung.
Der Anlagebestand auf Buchwertbasis betrug
Ende des Jahres 2002 22,5 Milliarden Euro und
damit einem relativen Anteil von etwa 2,4 Pro-
zent. Diese Zahlen berücksichtigen jedoch nur
die direkten Immobilien-Investitionen. Ein etwas
verändertes Bild zeigt sich, wenn auch die zu-
nehmend an Bedeutung gewinnenden indi-
rekten Immobilienanlagen über Immobilien-
Spezialfonds und Grundstücksgesellschaften
einbezogen werden. Unter Berücksichtigung der
133
indirekten Immobilienanlagen dürfte der Anteil
der Immobilien-Anlagen etwa 4,0 Prozent an
den gesamten Kapitalanlagen betragen. Dabei
ist festzustellen, dass mittels indirekter Invest-
ments vor allem eine internationale Diversifizie-
rung der Immobilienportfolios erfolgt. Versiche-
rungsunternehmen investieren nicht nur ver-
stärkt im europäischen Ausland, sondern bei-
spielsweise auch in den USA oder in asiatischen
Wachstumsmärkten.
Verbraucherkreditrichtlinie
Im September 2002 hat die EU-Kommission
einen Vorschlag für eine neue Verbraucher-
kreditrichtlinie vorgelegt, der die Verbraucher-
kreditrichtlinie von 1987 grundlegend reformie-
ren und das europäische Verbraucherkreditrecht
erheblich verschärfen soll. Ein für die Versiche-
rungswirtschaft wesentliches Kernelement die-
ses Vorschlags ist die erhebliche Ausweitung des
Geltungsbereichs der Richtlinie. So sollen künftig
auch Immobiliendarlehen erfasst sein, die nicht
ausschließlich dem Erwerb von Grundeigentum
dienen. Die Ausweitung der Richtlinie auf einen
Teilbereich der Immobiliendarlehen wird aller-
dings seitens des GDV und der anderen kredit-
wirtschaftlichen Verbände abgelehnt. Denn
hierdurch wird insbesondere bei Mischfinanzie-
rungen (Kredite, die teilweise dem Erwerb von
Grundeigentum und teilweise Konsumzwecken
dienen) eine erhebliche Rechtsunsicherheit ge-
schaffen und der unter großem Aufwand einge-
führte Europäische Verhaltenskodex für woh-
nungswirtschaftliche Kredite, der mittels einer
Selbstverpflichtungserklärung die vorvertrag-
lichen Informations- und Aufklärungspflichten
der Kreditgeber regelt, unterminiert. Grundle-
gende Bedenken bestehen aber auch gegen das
Gesamtkonzept des Richtlinienentwurfs. So soll
in einer zentralen Norm ein neuartiges Ver-
braucherschutzkonzept einer „eigenverantwort-
lichen Kreditvergabe“ eingeführt werden, das
die Verantwortlichkeit für die Kreditaufnahme
weitgehend einseitig vom Kreditnehmer auf
den Kreditgeber verlagern würde. Besonders
problematisch ist zudem, dass die Vergabe klas-
sischer Lebensversicherungsdarlehen durch den
Richtlinienentwurf faktisch kaum noch möglich
wäre, da diese Darlehen nur noch auf der garan-
tierten Versicherungsleistung basieren könnten,
was zu einer erheblichen Verteuerung dieser
klassischen Finanzierungsform führen würde.
Der GDV hat sich daher gemeinsam mit den
kreditwirtschaftlichen Verbänden für grundle-
gende Änderungen des Richtlinienvorschlags
ausgesprochen.
Aufgrund der kontroversen Diskussion ist es bis-
her nicht absehbar, ob der Richtlinienvorschlag
in der vorliegenden Form überhaupt weiterdis-
kutiert werden wird. Eine Verabschiedung der
Richtlinie wird aber jedenfalls nicht vor Mitte
2004 erfolgen. Mit einer Umsetzung der Richt-
linie in nationales Recht ist demnach nicht vor
dem Jahr 2006 zu rechnen.
Entwurf einer Transparenzrichtlinie
grundsätzlich zu begrüßen
Die EU-Kommission hat im März 2003 einen Vor-
schlag einer Transparenzrichtlinie vorgelegt, der
börsennotierte Gesellschaften zur Offenlegung
umfangreicher Informationen verpflichten soll.
Von der geplanten Richtlinie erfasst werden alle
Gesellschaften, die auf regulierten Märkten no-
tiert sind. Diese sollen unter anderem verpflich-
tet werden, vierteljährliche Zwischenberichte zu
erstellen. Der Richtlinienvorschlag führt des
Weiteren erweiterte Mitteilungspflichten beim
Erwerb oder der Veräußerung von Wertpapieren
Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
134
ein. Die Schwellenwerte beziehen sich sowohl
auf Stimmrechte wie auf das Kapital.
Aus Sicht der Versicherungswirtschaft ist der
Entwurf der Transparenzrichtlinie im Interesse
einer erhöhten Transparenz an den Kapitalmärk-
ten grundsätzlich zu begrüßen. Die Frist für die
Vorlage des Jahresabschlusses sollte im Hinblick
auf die erforderliche Qualität der darin enthalte-
nen Informationen allerdings auf vier Monate
verlängert werden. Zudem sollten die Anforde-
rungen an den in Zusammenhang mit dem
Halbjahresbericht zu veröffentlichenden Lage-
bericht reduziert werden.
Ausblick
Die aufsichtsrechtlichen Rahmenbedingungen
für die Kapitalanlagepolitik unterliegen einem
stetigen Wandel. Mit der im Jahr 2002 in Kraft
getretenen Anlageverordnung ist der Übergang
zu einer qualitativ ausgerichteten Aufsicht ein-
geläutet worden. Dieser Prozess wird von der
Versicherungswirtschaft in einem engen Dialog
mit der BaFin aktiv begleitet und unterstützt.
Immer deutlicher aber zeichnet sich ein ganz
grundlegender Paradigmenwechsel des Versi-
cherungsaufsichtsrechts ab, der auf EU-Ebene
unter dem Schlagwort „Solvency II“ diskutiert
wird. Ziel dieses Prozesses ist es, das nach wie
vor durch quantitative Elemente geprägte Auf-
sichtssystem durch ein risikoadäquateres, pri-
mär qualitatives Aufsichtssystem zu ersetzen.
Solvency II wird Auswirkungen auf die gesamte
Tätigkeit eines Versicherungsunternehmens, vor
allem aber auch erhebliche Implikationen auf
die Kapitalanlagepolitik haben. Denn künftig
dürfte das Risikoprofil und die Steuerung des
Kapitalanlagenportfolios mittels unternehmens-
interner Risikosteuerungsmodelle unmittelbare
Auswirkungen auf die Eigenmittelanforderun-
gen eines Versicherungsunternehmens haben.
So könnten mittels eines Standardmodells
Risikogewichtungen für die Eigenmittelunterle-
gung einzelner Asset-Klassen – differenziert nach
Markt- und Kreditrisiken – verankert werden.
Wenn dabei auch gewisse Parallelen zum Ban-
kenbereich unverkennbar sind, so muss zwin-
gend berücksichtigt werden, dass das Kapital-
anlagegeschäft der Versicherungsunternehmen
kein Selbstzweck ist, sondern unmittelbar der
Erfüllung der langfristigen Versicherungsver-
träge dient. Es werden daher auch im Rahmen
eines Standardansatzes zum Beispiel risikomini-
mierende Effekte zu berücksichtigen sein, die
sich aus einem Asset-Liability-Matching er-
geben. Darüber hinaus muss den Versicherungs-
unternehmen die Möglichkeit eingeräumt wer-
den, für die Ermittlung der Mindestkapital-
ausstattung anstelle eines Standardansatzes
interne Risikomodelle zu verwenden, mittels
derer die Höhe der erforderlichen Kapitalaus-
stattung unternehmensspezifisch risikoadäquat
bestimmt werden kann.
Wenn auch mit einer EU-Richtlinie zu Solvency II
frühestens im Jahr 2005 zu rechnen ist, so
erscheint es schon heute geboten, langfristige
Kapitalanlageentscheidungen auch unter dem
Gesichtspunkt der künftigen, primär qualitati-
ven Aufsicht zu betrachten und frühzeitig Asset-
Liability-Managementsysteme auf- bzw. auszu-
bauen. Einem breit diversifizierten, unter Berück-
sichtigung der langfristigen Verbindlichkeiten
gesteuerten Portfolio wird künftig jedenfalls
eine noch größere Bedeutung im Rahmen der
Gesamt-Unternehmenssteuerung zukommen.
135
136 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Die Versicherungswirtschaft als Arbeitgeber
Trotz des wirtschaftlich schwierigen Umfelds
hat die deutsche Assekuranz auch im vergange-
nen Jahr Beschäftigung aufgebaut. Seit der
deutschen Wiedervereinigung ist die Versiche-
rungswirtschaft nun um etwa 37 000 ange-
stellte Mitarbeiter gewachsen. Mittlerweile
werden in ganz Deutschland 248 100 Arbeit-
nehmer auf den Gehaltslisten der Unternehmen
geführt. Rechnet man noch die Angestellten in
Versicherungsagenturen und -maklerfirmen hin-
zu, vor allem aber den selbstständigen haupt-
und nebenberuflichen Versicherungsaußen-
dienst, so kommt man auf mehr als 711 000
Menschen, die bundesweit im Versicherungs-
gewerbe tätig sind.
Die Versicherungswirtschaft ist damit auch in
einem gesamtwirtschaftlichen Umfeld mit
rückläufigen Erwerbstätigenzahlen und hoher
Arbeitslosigkeit immer noch ein zuverlässiger
Arbeitgeber. Trotz aller Wettbewerbs- und Ratio-
nalisierungszwänge liegt die Zahl der Mitarbei-
ter heute rund ein Fünftel höher als Ende der
80er-Jahre. Zugleich ist das Qualifikationsniveau
der Beschäftigten erheblich gestiegen. Immer
mehr wird die Qualität der Aus- und Weiter-
bildung zum entscheidenden Kriterium für die
Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen.
Erfreuliche Entwicklung der
Beschäftigtenzahlen
Nach der Personalstatistik des Arbeitgeber-
verbandes der Versicherungsunternehmen in
Deutschland (agv), München, entwickelte sich
die Zahl der Arbeitnehmer in der Versicherungs-
wirtschaft im Jahr 2002 erneut positiv. Im Zuge
der deutschen Wiedervereinigung hatte die
Branche zunächst im Jahr 1992 mit 259 000
Arbeitnehmern in Gesamtdeutschland ihren
137
„Beschäftigungsgipfel“ erreicht. In den folgen-
den Jahren fand naturgemäß ein leichter Rück-
gang statt, da nun auch in den neuen Bundes-
ländern eine moderne Infrastruktur aufgebaut
wurde. Diese notwendige Konsolidierung führte
zusammen mit dem wachsenden Konkurrenz-
druck aufgrund der Liberalisierung der Versiche-
rungsmärkte in Europa zwischen 1993 und 1998
zu einem Rückgang der Arbeitnehmerzahl um
insgesamt 7,8 Prozent auf 238 800.
Seit 1999 ist wiederum ein kontinuierlicher
Anstieg der Beschäftigung eingetreten. Dieser
positive Trend war vor allem in 2001 mit einer
Zunahme der Beschäftigung um 2,2 Prozent sig-
nifikant. Im Jahr 2002 hat er sich wieder leicht
abgeschwächt. Die Zahl der angestellten Mit-
arbeiter im Innen- und Außendienst erhöhte
sich von 245 400 um 1,1 Prozent auf 248 100.
Dabei stieg die Zahl der Außendienstangestell-
ten mit 1,9 Prozent stärker als die der angestell-
ten Innendienstmitarbeiter (plus 1,0 Prozent).
Die Zahl der Auszubildenden nahm um 1,3 Pro-
zent zu. Im Bereich der gewerblichen Arbeit-
nehmer erfolgte jedoch mit 11,1 Prozent ein
deutlicher Einbruch der Beschäftigung.
Berücksichtigt man neben den angestellten Mit-
arbeitern in Versicherungsunternehmen auch die-
jenigen in ausgegliederten Service-Gesellschaf-
ten, dann ergibt sich für das Jahr 2002 ein An-
stieg der Gesamtbeschäftigtenzahl um 1,3 (Vor-
jahr 2,3) Prozent. Aus bisherigen Angaben der
Gesellschaften lässt sich prognostizieren, dass im
Jahr 2003 mit einer Stagnation der Beschäftigten-
zahl, vielleicht sogar mit einem moderaten Ab-
bau um bis zu 1,0 Prozent gerechnet werden
muss. Einzelheiten zur Beschäftigungsentwick-
lung sind der Tabelle auf Seite 139 zu entnehmen.
Köln – München – Hamburg
Gemäß der jährlichen Erhebung des Statisti-
schen Bundesamtes gingen Mitte 2002 insge-
samt 312 340 Arbeitnehmer einer sozialversi-
cherungspflichtigen Tätigkeit bei Versicherungs-
unternehmen und -agenturen nach. Gegenüber
dem Vorjahr entspricht dies einer Steigerung
von 3,3 Prozent.
In Bezug auf die regionale Verteilung der sozial-
versicherungspflichtigen Arbeitnehmer wies
Nordrhein-Westfalen erneut die höchste Be-
schäftigungsdichte auf. Mit 80 230 sozialversi-
cherungspflichtigen Arbeitnehmern beschäf-
tigte das bevölkerungsreichste Bundesland rund
25,7 Prozent aller im Versicherungsgewerbe täti-
gen Arbeitnehmer. Mit einigem Abstand folgen
Bayern (58 410 Beschäftigte bzw. 18,7 Prozent),
Baden-Württemberg (39 070 Beschäftigte bzw.
12,5 Prozent) und Hessen (31 600 Beschäftigte
bzw. 10,1 Prozent).
Der größte Versicherungsplatz Deutschlands ist
erstmals Köln mit insgesamt 28 670 Arbeitneh-
mern im Versicherungsgewerbe. Durch einen
Zuwachs um mehr als 4 000 Mitarbeiter im Ver-
gleich zum Vorjahr konnte Köln damit München
den Rang ablaufen (28 430 Arbeitnehmer). Der
drittgrößte Versicherungsplatz ist mit 23 890
Arbeitnehmern, wie in den Vorjahren, Hamburg.
Es folgen mit einigem Abstand Stuttgart mit
16 170 und Berlin mit 13 000 Mitarbeitern.
Arbeit und Einkommen
für 710.000 Menschen
Im selbstständigen Versicherungsaußendienst
sind etwa 407 000 Mitarbeiter haupt- oder ne-
benberuflich tätig. Die Zahl der selbstständigen
hauptberuflichen Ausschließlichkeitsvertreter be-
Standpunkte138 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
läuft sich auf rund 79 000, hinzu kommen schät-
zungsweise 4 000 Mehrfachagenten. Auf rund
320 000 wird die Zahl der selbstständigen ne-
benberuflichen Vertreter geschätzt. Hinzu kom-
men rund 8 000 Versicherungsmakler. Einige
beschäftigen 600 und mehr Angestellte.
Rechnet man die Arbeitnehmer in Versiche-
rungsunternehmen und -agenturen sowie die
Selbstständigen im Vertrieb zusammen, so dürf-
ten sich 2002/2003 rund 710 000 Menschen für
die individuelle Vorsorge durch Versicherungen
in Deutschland einsetzen – von der Produktion
und Kundenberatung bis zur Schadenbearbei-
tung, von der Policierung bis zu Schadenverhü-
tung. Allerdings entfällt mehr als die Hälfte auf
nebenberuflich Tätige.
Hoher Bildungsstand
Insgesamt haben 73,9 Prozent der Arbeitneh-
mer in den Versicherungsunternehmen nach
den für Ende 2001 vorliegenden Zahlen eine
abgeschlossene Berufsausbildung. Abitur, den
Abschluss einer höheren Fachschule/Fachhoch-
schule oder gar Hochschulabschluss besaßen
39,7 Prozent der Angestellten, 1991 waren dies
noch 27,3 Prozent. Seit 1991 hat sich der Anteil
der Akademiker von 7,4 auf 11,5 Prozent der
Arbeitnehmer erhöht. Von diesen 28 200 Akade-
mikern stellen die Juristen mit 7 700 Personen
die größte Gruppe. Es folgen 6 600 Diplom-Kauf-
leute und Diplom-Volkswirte, 4 000 Mathema-
tiker und 2 000 Diplom-Ingenieure. Außerdem
arbeiteten insgesamt 7 900 Diplom-Informa-
tiker, Philologen, Diplom-Psychologen, Diplom-
Physiker und Mediziner sowie Akademiker an-
derer Fachrichtungen in der Assekuranz.
139
1970 126 200 66 000 8 700 6 700 11 200 5 600 43 400 900 189 5001980 140 200 73 500 11 900 6 600 10 500 4 700 39 700 1 200 202 3001985 141 900 71 500 5 100 2 400 13 200 5 500 37 100 700 197 3001990 162 500 84 200 4 700 2 100 15 900 6 800 50 100 3 100 233 2001994 176 500 97 100 4 000 1 800 14 800 7 100 54 700 6 100 250 0001995 175 500 96 300 3 700 1 700 13 300 6 200 53 100 6 100 245 6001996 174 100 94 700 3 400 1 600 12 200 5 500 52 000 6 100 241 7001997 171 900 94 200 3 300 1 400 12 700 5 700 51 400 6 500 239 3001998 171 500 94 200 3 100 1 400 13 900 6 300 50 300 7 000 238 8001999 171 000 93 700 3 000 1 400 14 800 6 900 50 800 7 500 239 6002000 171 500 95 000 2 800 1 300 15 400 7 300 50 500 8 100 240 2002001 175 500 – 2 700 – 15 900 – 51 300 – 245 4002002*) 177 300 – 2 400 – 16 100 – 52 300 – 248 100
Jahresende Innendienstangestellte Gewerbliches Personal Auszubildende1) Außendienstangestellte insgesamt
insgesamt davon insgesamt davon insgesamt davon insgesamt davonweiblich weiblich weiblich weiblich
Beschäftigte in Versicherungsunternehmen nach ArbeitsbereichenAb 1990 einschließlich neue Bundesländer
*) Umstellung der Erhebungsmethodik, Aktualisierung der Tabelle im Jahr 2003, 1) Versicherungskaufleute, allgemeine Büroberufe u.a. – Quelle: agv.
Diese Entwicklung ist in erster Linie durch die
wachsenden Anforderungen an die Mitarbeiter
begründet. Doch auch Änderungen des Bil-
dungssystems (steigende Zahlen von Abiturien-
ten- und Hochschulabsolventen) kommen hier
zum Ausdruck. Auf der einen Seite werden in der
Versicherungswirtschaft immer mehr Standard-
arbeiten maschinell erledigt, andererseits wer-
den die angebotenen Produkte komplizierter
und erklärungsbedürftiger. Somit hebt die
Assekuranz kontinuierlich das durchschnittliche
Qualifikationsniveau ihrer Mitarbeiter an.
Immer mehr Spezialisten erforderlich
Die ab Mitte der 70er-Jahre einsetzende breite
Rationalisierungswelle hat nicht zu dem von den
Gewerkschaften oftmals beschworenen Dequa-
lifizierungsprozess geführt. Im Gegenteil: Heute
sind hoch qualifizierte Experten mit starkem
Praxisbezug notwendig, um computergestützte
Arbeitsabläufe so zu entwickeln, dass problem-
gerechte, wirtschaftliche Lösungen und zugleich
mitarbeitergerechte Arbeitsplätze entstehen.
Auf der anderen Seite fallen einfachere Tätig-
keiten in erheblichem Umfang weg.
Wachsender Wettbewerb, wirtschaftlicher und
technologischer Strukturwandel, differenzierter
Versicherungsbedarf, besser aufgeklärte und kri-
tischere Kunden führen zu einer zunehmenden
Professionalisierung und damit zu einer höhe-
ren Anforderung an die Mitarbeiter der Versiche-
rungswirtschaft. Die Branche braucht immer
mehr Spezialisten zur Entwicklung, Steuerung,
Anwendung und Kontrolle der notwendigen
Systeme. Experten mit rechtlichem, wirtschaft-
lichem und technischem Wissen werden
benötigt, um den steigenden Beratungsbedarf
zu decken – sowohl im Versicherungsunterneh-
men selbst als auch bei den Vermittlern, Koope-
rationspartnern und Kunden. Auch hinsichtlich
der besonderen Bedürfnisse der verschiedenen
Kundengruppen benötigt die Versicherungs-
wirtschaft motivierte Mitarbeiter mit bran-
chenübergreifender Qualifikation.
Alter und Fluktuation
Im Schnitt sind die angestellten Mitarbeiter der
Versicherungsunternehmen 38,6 Jahre alt, wo-
bei die Männer 39,9 und die Frauen 37,0 Jahre
zählen. Im Vergleich zu den Vorjahren ist hier
keine signifikante Änderung zu beobachten. Die
durchschnittliche Betriebszugehörigkeit ist im
Vergleich zum Vorjahr von 12,3 Jahren auf 11,8
Jahre leicht zurückgegangen. Hier macht sich
u. a. die Möglichkeit der Inanspruchnahme der
Altersteilzeit bemerkbar.
Die relativ lange Betriebszugehörigkeit korres-
pondiert mit einer stark abnehmenden Fluktua-
tionsrate: Während 1980 im Schnitt 9,8 Prozent
der Innendienstmitarbeiter das Unternehmen
verließen, waren dies im Jahr 2002 nur noch
5,9 Prozent. Insbesondere die Kündigung durch
den Arbeitnehmer ist im Vergleich zum Vorjahr
um einen Prozentpunkt gesunken. Während
2001 noch 2,8 Prozent der Abgänge auf Kündi-
gung des Arbeitnehmers zurückzuführen waren,
sind es 2002 nur noch 1,8 Prozent. Der Anteil der
Kündigungen durch die Gesellschaft und der
einvernehmlichen Vertragsaufhebung schwankt
seit Jahren zwischen 0,5 Prozent und 0,7 Prozent.
Standpunkte140 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Im Dienst der Sicherheit 131Im Dienst der Sicherheit
Arbeitnehmer in der Assekuranz
sowie haupt- und nebenberufliche
selbstständige Versicherungsvermittlung
141
1990
0 200 000 400 000
40 740233 200273 940
davon im Vermittlergewerbe1)
davon in Versicherungsunternehmen
Arbeitnehmer in derVersicherungswirtschaft
1998284 000238 800
53 900
1999293 600239 600
54 000
davon Versicherungsmaklerdavon hauptberuflicher Außendienst2)
davon nebenberuflicher Außendienst
Selbstständige Versicherungs-vermittlung insgesamt
79 0008 000
320 000407 000
2000299 400245 400
54 000
2001299 400245 400
54 000
2002302 800248 100
54 700
0 200 000 400 0001) einschließlich Beschäftigte bei Versicherungsmaklern2) Ausschließlichkeitsvertreter, Mehrfachagenten
© GDV-Jahrbuch 2003
Einkommen überdurchschnittlich
Innerhalb des Dienstleistungssektors erzielen
die Beschäftigten der Versicherungswirtschaft
nach wie vor die höchsten Einkommen. Bei den
Gehältern der Männer liegt die Versicherungs-
wirtschaft knapp hinter der Industrie, aber über
dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt und
über den anderen Dienstleistungsbereichen
Banken und Handel. Sowohl in den alten als
auch in den neuen Bundesländern liegt bei den
Gehältern der Frauen die Versicherungswirt-
schaft an der Spitze der verglichenen Wirt-
schaftsbereiche. So verdienten im April 2003
kaufmännische Angestellte nach der amtlichen
Statistik durchschnittlich 3 401 Euro in der deut-
schen Versicherungswirtschaft. In der Gesamt-
wirtschaft waren es 3 289 Euro, bei den Banken
3 176, im Großhandel 3 005 und im Einzelhandel
2 277 Euro.
Der jährliche Personalaufwand je Arbeitnehmer
(Direktentgelt plus Personalzusatzleistungen)
belief sich 2002 in der Assekuranz auf 65 440
(Vorjahr: 63 260) Euro. Bei den Banken waren es
61 450 Euro, in der Industrie 47 280, im Groß-
handel 41 920 und im Einzelhandel 33 690 Euro.
Dies hat eine Untersuchung des Instituts der
deutschen Wirtschaft (IW) ergeben.
Die Personalzusatzleistungen je Arbeitnehmer
lagen in der Versicherungswirtschaft 2002 mit
33 030 (Vorjahr: 31 910) Euro über dem Direkt-
entgelt von 32 410 Euro und deutlich vor allen
anderen vom Institut der deutschen Wirtschaft
verglichenen Wirtschaftsbereichen. Im Jahr
2002 machten die Zusatzkosten des Dienst-
leistungssektors 79,0 Prozent des Entgelts für
geleistete Arbeit aus. In der Versicherungswirt-
schaft lag mit 101,9 Prozent der Anteil der Zu-
satzkosten höher als das Direktentgelt und so-
mit deutlich über dem Durchschnitt des Dienst-
leistungssektors.
Aus- und Weiterbildung
Die Sicherung des qualifizierten Nachwuchses
ist für eine Dienstleistungsbranche wie die Asse-
kuranz stets von wichtiger Bedeutung. Insge-
samt wurden in der Branche im vergangenen
Jahr etwa 16 600 Personen ausgebildet. Dies
umfasst sowohl die Ausbildungsstellen zum/zur
Versicherungskaufmann/-kauffrau als auch alle
anderen Ausbildungsberufe (zum Beispiel Büro-
kaufleute). Ausgebildet wurde sowohl in den
Versicherungsunternehmen als auch in den Ver-
sicherungsvermittlungen. Der Anteil der Aus-
zubildenden an der Gesamtbeschäftigtenzahl
betrug im vergangenen Jahr unverändert 6,5
Prozent. Rechnet man für das Jahr 2002 noch die
rund 760 von den Versicherungsunternehmen in
Agenturen finanzierten Ausbildungsplätze hin-
zu, ergibt sich eine Ausbildungsquote von
6,7 Prozent. Insgesamt sind etwa 8 000 Ausbil-
der auf dem Gebiet der Aus- und Weiterbildung
in über 2 000 Betriebsstätten tätig.
Ausbildung zum/zur Versicherungskaufmann/
-kauffrau
Die Schulabgängerzahlen werden ab dem Jahr
2005 (neue Bundesländer) bzw. 2008 (alte Bun-
desländer) stark zurückgehen. Die Versiche-
rungswirtschaft trägt dieser Entwicklung schon
jetzt Rechnung und bietet trotz der wirtschaft-
lich schwierigen Lage unverändert viele Lehr-
stellen an. Dennoch konnte die Zahl der neu
abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Ver-
Standpunkte142 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
gleich zum Vorjahr nicht ganz gehalten werden.
Der Rückgang der neuen Ausbildungsverträge
auf 5 521 (2001: 5 773 Verträge) im Jahr 2002 ist
hauptsächlich auf zunehmende Schwierigkei-
ten bei der Rekrutierung geeigneter qualifizier-
ter Kandidaten aus dem Bewerberpool zurück-
zuführen. Dies zeigt sich auch darin, dass trotz
intensiver Werbemaßnahmen 166 Ausbildungs-
plätze zum/zur Versicherungskaufmann/-kauf-
frau im Jahr 2002 unbesetzt blieben.
Über alle drei Lehrjahre gesehen, gab es in ganz
Deutschland 15 351 junge Leute im Ausbildungs-
beruf des Versicherungskaufmanns. Im Ver-
gleich zum Vorjahr (15 194) stellt dies eine Stei-
gerung von rund 1 Prozent dar. Der Anteil der
weiblichen Auszubildenden hat sich von 50 Pro-
zent auf 52 Prozent erhöht. Im Jahr 2002 be-
standen 4 893 (2001: 4 951) Auszubildende ihre
Abschlussprüfung zum Versicherungskaufmann
vor der Industrie- und Handelskammer.
Betrachtet man die Entwicklung der Ausbil-
dungszahlen seit der Neuordnung des Berufs-
bildes Versicherungskaufmann im Jahr 1996,
ergibt sich ein äußerst erfreuliches Bild. Die Ver-
sicherungsbranche investiert nach wie vor viel in
die Ausbildung ihres Nachwuchses. Von 1996 bis
2002 hat sich die Zahl der Auszubildenden von
11 733 auf 15 351 erhöht. Dies entspricht einem
Zuwachs von rund 30 Prozent. Betrachtet man
neben den Versicherungskaufleuten auch noch
andere Berufsbilder in den Versicherungsunter-
nehmen, lässt sich im gleichen Zeitraum sogar
eine Steigerung von 32 Prozent feststellen. Diese
Entwicklung muss insbesondere vor dem Hinter-
grund gesehen werden, dass im gleichen Zeit-
raum die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbil-
dungsverträge in der Gesamtwirtschaft um
1 Prozent rückläufig war. Die tariflichen Vergü-
tungen der Auszubildenden sind im Vergleich zu
anderen Wirtschaftszweigen hoch: Sie betragen
aktuell 711 Euro im ersten, 783 Euro im zweiten
und 854 Euro im dritten Ausbildungsjahr.
Seit Januar 2003 können sich Schulabgänger,
Auszubildende, Ausbilder und Berufsschullehrer
unter www.azubi-welt.de online über das
Thema Erstausbildung in der Versicherungs-
wirtschaft informieren. Das Internet-Portal bie-
tet neben Informationen zum Berufsbild des
Versicherungskaufmanns unter anderem auch
Adressen ausbildender Unternehmen, Hinweise
zu Unterrichtsmaterialien oder Probeprüfungs-
aufgaben. Ein Forum für Auszubildende und
Ausbildungsinteressierte fördert den Erfahrungs-
austausch. Ausbildern und Berufsschullehrern
steht ein geschlossenes Forum zur Verfügung,
um der engen Verzahnung von betrieblicher und
schulischer Ausbildung gerecht zu werden. Die
Seiten des Portals werden regelmäßig aktuali-
siert und erweitert.
Geprüfte/r Versicherungsfachwirt/-in (IHK)
Die Weiterbildungsbereitschaft der Mitarbeiter
von Versicherungsunternehmen ist kontinuier-
lich hoch. Die berufsbegleitende Weiterbildung
zum/zur Geprüften Versicherungsfachwirt/Ge-
prüften Versicherungsfachwirtin (IHK) bietet
dabei nach wie vor die ideale Möglichkeit, sich
branchenspezifisches Wissen anzueignen. Im
Jahr 2002 haben 1 472 Absolventen das zwei-
jährige Studium erfolgreich abgeschlossen. Seit
Einführung dieses Weiterbildungsweges haben
damit mehr als 30 000 Studenten den Abschluss
geschafft.
143
Seit Februar 2002 wird die Weiterbildung von
der Deutschen Versicherungsakademie (DVA)
auch als online-gestütztes Fernstudium zum/
zur Geprüften Versicherungsfachwirt/-fachwir-
tin (IHK) angeboten. Der Fernunterricht wendet
sich insbesondere an Berufspendler, Außen-
dienstmitarbeiter, Erziehungsurlauber oder Mit-
arbeiter, die überwiegend zu Hause lernen
möchten. Der Studienverlauf findet im Wechsel
zwischen Präsenzphasen und Selbstlernphasen
zu Hause statt. Von diesem Angebot haben im
Jahr 2002 bereits 40 Personen Gebrauch ge-
macht. Im Februar 2003 lagen schon 50 Neuan-
meldungen vor. Der erste Studiengang wird im
Jahr 2004 seinen Abschluss machen.
Studium zum/zur
Versicherungsbetriebswirt/-in (DVA)
Das Studium zum/zur Versicherungsbetriebs-
wirt/in (DVA) stellt den abschließenden Bau-
stein der brancheninternen Aus- und Weiterbil-
dung dar. Dieser wirtschaftswissenschaftlich
ausgerichtete Studiengang hat sich als eine
geschätzte Alternative zum Vollzeitstudium an
einer Universität oder Fachhochschule etabliert.
Er baut auf der Weiterbildung zum/zur Geprüf-
ten Versicherungsfachwirt/-fachwirtin (IHK) auf
und setzt mehrjährige Berufspraxis voraus. Das
Studium gliedert sich in zwei Studienabschnitte.
Nach dem ersten Abschnitt erfolgt als Zulas-
sungsvoraussetzung für den nächsten Studien-
abschnitt eine Zwischenprüfung. Im Rahmen
des zweiten Studienabschnitts wird eine wis-
senschaftliche Abschlussarbeit erstellt, die ca. 40
Seiten und einen Bearbeitungszeitraum von drei
Monaten umfasst. Außerdem werden schrift-
liche und mündliche Abschlussprüfungen in
sechs Unterrichtsfächern abgelegt. Seit Beginn
der Weiterbildungsmaßnahme im Jahr 1974
haben 2 540 Absolventen den Studiengang an
acht Studienzentren erfolgreich abgeschlossen.
Allein im Jahr 2002 waren es 160 Absolventen.
Versicherungsbetriebswirte (DVA) mit einer
guten Abschlussnote haben darüber hinaus die
Möglichkeit, sich durch ein stark vereinfachtes
Verfahren den international anerkannten Titel
„Fellow of the Chartered Insurance Institute
(FCII)“ zu erwerben. Hierfür ist die erfolgreiche
Teilnahme am englischsprachigen Weiterbil-
dungsmodul der DVA zum britischen Versiche-
rungsvertrags- und Aufsichtsrecht Vorausset-
zung. In einem ähnlichen Verfahren können sich
Absolventen auch den höchsten berufsbeglei-
tenden Abschluss der schweizerischen Versiche-
rungswirtschaft anerkennen lassen, den Diplo-
mierten Versicherungsfachexperten (mit eid-
genössischem Diplom).
Versicherungsfachmann /-fachfrau (BWV)
Die Anfang 1991 eingeführte Prüfung „Versi-
cherungsfachmann/-fachfrau (BWV)“ ist eine
brancheninterne Berufsqualifikation. Sie ist un-
verzichtbar für hauptberufliche Vermittler, vor
allem, wenn diese ursprünglich aus anderen
Berufen kommen und in der Versicherungswirt-
schaft eine neue berufliche Heimat gefunden
haben. Seit der Anlaufphase 1991/1992 hat sich
die Vermittlerqualifizierung Schritt für Schritt
quantitativ und qualitativ weiter entwickelt.
Standpunkte144 Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Bis Juni 2003 haben insgesamt 110 307 Teil-
nehmer inklusive der Wiederholer die erforder-
lichen Prüfungen absolviert. 85 562 Kandidaten
haben die Prüfung bestanden. Die Erfolgsquote
liegt damit durchschnittlich bei 77,6 Prozent.
Die Qualifizierungsmaßnahme ist ungebrochen
attraktiv: Im Jahr 2002 haben 7 584 Personen an
den Prüfungen teilgenommen, 8,4 Prozent mehr
als im Vorjahr.
Durch das Angebot einzelner Zusatzmodule
kann die Basisqualifikation „Versicherungsfach-
mann/-fachfrau (BWV)“ noch aufgewertet wer-
den. So können sich die Vermittler im Zusatz-
modul „Bausparen und Investment“ und seit
September 2002 in den Zusatzmodulen „Ge-
werbekundengeschäft – Sach- und Vermögens-
versicherung“ und „Gewerbekundengeschäft –
Personenversicherung“ prüfen und separat zer-
tifizieren lassen. Für das seit September 2000
geprüfte Zusatzmodul „Bausparen und Invest-
ment“ ergaben sich bislang 7 136 Teilnahmen
(inklusive der Wiederholer). Mit 87,4 Prozent
liegt die Erfolgsquote höher als bei der Basis-
qualifikation „Versicherungsfachmann/-fachfrau“.
Die Zusatzmodule stehen auch Versicherungs-
kaufleuten und Versicherungsfachwirten offen.
Servicefachmann/-fachfrau Versicherungen
(BWV)
Die Arbeitsbereiche Service Center und Agentur
haben als Schnittstellen zwischen Versiche-
rungsunternehmen und Kunden immer mehr
an Bedeutung gewonnen. Daher wurde unter
der Leitung des Berufsbildungswerks (BWV) die
neue überbetriebliche Branchenqualifikation
zum/zur „Servicefachmann/-fachfrau Versiche-
rungen (BWV)“ entwickelt. Diese Qualifikation
richtet sich sowohl an berufsfremde „Branchen-
neulinge“ als auch an Personen mit Versiche-
rungsabschlüssen, die in den Unternehmen
nach neuen Perspektiven suchen. Sie wendet
sich in der Anfangsphase auch an die Mitarbei-
ter, die bereits ohne einen anerkannten Ab-
schluss ihren Aufgaben in Service Centern und
Agenturen nachgehen.
Seit Anfang 2003 haben die Teilnehmer nun die
Möglichkeit, in insgesamt 240 Unterrichtsstun-
den, die in drei unterschiedlichen Modulen zu-
sammengefasst sind, die erforderlichen Kompe-
tenzen zu erwerben. Das erste Modul lehrt die
versicherungsfachliche Kompetenz, das zweite
Modul die Fachkompetenz in der Agentur bzw.
im Service Center und das dritte Modul die
praxisorientierte Verhaltenskompetenz. Die ers-
ten Prüfungen werden im November 2003 star-
ten. Je nach Ausbildungsschwerpunkt erhält der
Absolvent den Titel „Servicefachmann/-fachfrau
Versicherungen (BWV) Agentur“ oder „Service-
fachmann/-fachfrau Versicherungen (BWV)
Service Center“.
145
146 Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
Der GDV und seine Mitglieder
Der Gesamtverband der Deutschen Versiche-
rungswirtschaft e.V. (GDV) wurde 1948 in Köln
gegründet. Seit Februar 1998 hat der GDV sei-
nen Sitz in Berlin. Dem Verband gehören heute
455 Versicherungsunternehmen an, darunter
43 Zweigniederlassungen ausländischer Versi-
cherungsunternehmen und 6 Unternehmen mit
Sitz im Ausland.
Die Aufgaben
Der GDV vertritt die Interessen der deutschen
Versicherungswirtschaft. Er führt den Dialog
mit der Bundesregierung, den Mitgliedern des
Deutschen Bundestages und Parlamentariern
auf Landesebene und in den Landesregierungen.
Er sucht und pflegt das Gespräch mit den politi-
schen Parteien und anderen gesellschaftlichen
Gruppen, mit den Gremien der Europäischen
Union sowie zahlreichen nationalen und inter-
nationalen Institutionen und Organisationen.
Gleichzeitig ist der Verband kompetenter An-
sprechpartner für alle die Versicherungswirt-
schaft betreffenden Fachfragen. Er ist Dienst-
leister für seine Mitgliedsunternehmen.
Die Arbeit
Der GDV ist Schnittstelle zwischen der Versiche-
rungswirtschaft und der Politik. In zahlreichen
Ausschüssen des Verbandes bringen die Ver-
treter der Mitgliedsunternehmen ihren Sach-
verstand und ihr Praxiswissen ein. Zwei Haupt-
ausschüsse befassen sich mit den grundsätzli-
chen Themen ihrer Zweige: der Hauptausschuss
Lebensversicherung und der Hauptausschuss
Schadenversicherung. In einer Vielzahl von
Ausschüssen werden spartenspezifische und
spartenübergreifende Einzelfragen behandelt.
147
Das Fachwissen all dieser Gremien fließt in Vor-
schläge, Stellungnahmen, Eingaben oder Inter-
ventionen gegenüber der Politik ein. Viele
Berührungspunkte bestehen natürlich auch zu
den anderen Spitzenverbänden der deutschen
Wirtschaft, mit denen der Gesamtverband zu-
sammenarbeitet.
Mit seiner Öffentlichkeitsarbeit spricht der GDV
allgemein die verschiedenen Verbrauchergrup-
pen und gezielt die Meinungsbildner in Politik,
Wirtschaft und Gesellschaft an. Im Rahmen der
internen Kommunikation steht die kontinuier-
liche und umfassende Information der Mit-
gliedsunternehmen im Mittelpunkt der Arbeit.
Daneben wird natürlich auch der Dialog mit
ausländischen Verbänden gepflegt. Die Themen
Schadenverhütung und Schadenforschung sind
ebenfalls ein wichtiger Punkt der Verbands-
arbeit.
Neben dem Kölner GDV-Büro für Schadenver-
hütung befassten sich bis vor kurzem auch die
beiden GDV-Institute für Fahrzeugsicherheit
München (IFM) und für Straßenverkehr Köln
(ISK) jeweils gesondert in ihren Bereichen mit
Fragestellungen der Prävention. Am 1. Juni 2003
wurden IFM und ISK als neues „Verkehrstechni-
sches Institut der Deutschen Versicherer“ (VTIV)
zusammengeführt und in die Abteilung Kraft-
fahrt und Schadenverhütung integriert. Zum
1. Januar 2004 nimmt das neue Institut seine
Arbeit im GDV-Verbandsgebäude in Berlin auf.
Für Fragen, die die Versicherungswirtschaft in
ihrer Rolle als Arbeitgeber betreffen, ist der Ar-
beitgeberverband der Versicherungsunterneh-
men in Deutschland (agv) mit Sitz in München
zuständig. Die privaten Krankenversicherer sind
im Verband der privaten Krankenversicherung
(PKV) mit Sitz in Köln zusammengeschlossen.
Für den PKV-Verband ist der GDV Dachverband.
Die Vorsitzenden des PKV-Verbands und des
Arbeitgeberverbands sind kraft Amtes Mitglied
des GDV-Präsidiums.
Die Mitglieder
Dem GDV gehören neben dem PKV-Verband
455 Mitgliedsunternehmen an, davon 43 Zweig-
niederlassungen ausländischer Versicherungs-
unternehmen und 6 Versicherer mit Sitz im
Ausland. Von den 406 deutschen Mitglieds-
unternehmen sind 304 Aktiengesellschaften,
77 Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit,
22 Anstalten bzw. Körperschaften des öffent-
lichen Rechts, eine GmbH, ein eingetragener
Verein und der Verband öffentlicher Versicherer.
Der GDV ist mit dem agv Träger des Berufsbil-
dungswerks der Deutschen Versicherungswirt-
schaft e.V.
Der Markt
Die im GDV zusammengeschlossenen Erstversi-
cherer – sie repräsentieren über 97 Prozent des
inländischen Brutto-Beitragsaufkommens – er-
wirtschafteten 2002 rund 141 Milliarden Euro.
Im laufenden Jahr wird das Brutto-Beitrags-
aufkommen der GDV-Mitglieder voraussichtlich
knapp 147 Milliarden Euro erreichen.
Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
148
Die Unternehmen der Individualversicherung
beschäftigen im vereinten Deutschland etwa
248 100 Angestellte im Innen- und Außendienst,
darunter 16 100 auszubildende Versicherungs-
und Bürokaufleute u. a. Außerdem gibt es rund
75 000 selbstständige hauptberufliche Einfir-
menvertreter, ca. 4 000 Mehrfachagenten und
etwa 320 000 nebenberufliche Versicherungs-
vertreter.
Zur Sicherstellung der Funktionsfähigkeit der
Versicherungswirtschaft im gesamtwirtschaft-
lichen Interesse und zum Schutz der Verbraucher
wird die gesamte Geschäftstätigkeit der Versi-
cherungsunternehmen von der Bundesanstalt
für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in Bonn
und gegebenenfalls von den Aufsichtsbehörden
der Bundesländer kontrolliert. Neben einer all-
gemeinen rechtlichen Aufsicht hat die BaFin
auch die Finanzaufsicht über die Versicherer.
Damit unterliegt die Assekuranz auch nach Voll-
endung des Binnenmarkts wie keine andere
Branche der staatlichen Überwachung.
Die Organe
Die Organe des Verbandes, der die Rechtsform
eines eingetragenen Vereins hat, sind die Mit-
gliederversammlung, der Präsidialausschuss und
das Präsidium. Der Geschäftsführung obliegt die
Umsetzung der Verbandsziele. Sie bereitet die
Organ- und Ausschussbeschlüsse vor und setzt
sie um.
Die Mitgliederversammlung besteht aus den
Vertretern der Mitgliedsunternehmen. Sie ist das
Parlament des Verbands. Die Unternehmens-
vertreter wählen die Mitglieder des Präsidiums,
des Präsidialausschusses und der Hauptaus-
schüsse. Ihnen obliegt u. a. auch die Genehmi-
gung der Jahresrechnung, die Feststellung des
Wirtschaftsplans und die Änderung der Satzung.
Das Präsidium ist der Vorstand des GDV. Ihm
gehören bis zu zehn Wahlmitglieder und Mit-
glieder von Amts wegen an. Das sind die
Hauptausschussvorsitzenden, der stellvertre-
tende Vorsitzende des Hauptausschusses Scha-
den, die Vorsitzenden des Arbeitgeberverbandes
und des PKV-Verbandes sowie der Hauptge-
schäftsführer des GDV. Das oberste Führungs-
gremium setzt sich bei Redaktionsschluss wie
folgt zusammen:
149
– Dr. Bernd Michaels (Präsident), Düsseldorf
– Dr. Claus-Michael Dill, Köln
– Dr. Jürgen Förterer, Wiesbaden
– Dr. Jörg Frank von Fürstenwerth, Berlin
– Dr. Reiner Hagemann, München
– Rolf-Peter Hoenen, Coburg
– Dr. Joachim Lemppenau, Hamburg
– Dr. Lothar Meyer, Düsseldorf
– Dr. Robert Pohlhausen, Hannover
– Dr. Gerhard Rupprecht, Stuttgart
– Dr. Hans-Jürgen Schinzler, München
– Reinhold Schulte, Dortmund
– Dr. Edmund Schwake, Stuttgart
– Dr. Walter Thießen, Aachen
– Dr. Heiko Winkler, München
Der Präsidialausschuss stellt die Richtlinien für
die gesamte Verbandsarbeit auf, fasst Be-
schlüsse über die der Mitgliederversammlung
zu unterbreitenden Vorschläge, bildet Aus-
schüsse, überwacht die Rechnungsführung u. a.
Die Mitglieder des Präsidialausschusses – wie
auch des Präsidiums – kommen aus den Ver-
sicherungsunternehmen. Dadurch wird die
Praxisnähe der GDV-Beschlüsse gesichert.
Die Mitarbeiter der Geschäftsführung des Ge-
samtverbands vertreten die Interessen der Ver-
sicherungswirtschaft hauptberuflich. 195 der
341 Mitarbeiter sind in der Berliner GDV-
Zentrale beschäftigt. Daneben bestehen Außen-
stellen in Brüssel und Hamburg. Die folgenden
Abteilungen und Stabsstellen decken das breite
Aufgabengebiet des GDV ab:
Standpunkte Geschäftsverlauf, Leistung und Umfeld
Versicherungszweige und -arten
Kapitalanlagen und Kapitalmärkte
Die Versicherungswirtschaftals Arbeitgeber
Der GDV und seine Mitglieder
150
– Allgemeine Haftpflicht und
Kreditversicherung
– Betriebswirtschaft / Informationstechnologie
– Betriebswirtschaftliches Institut
– EDV
– Kapitalanlagen
– Kraftfahrt und Schadenverhütung
mit Verkehrstechnischem Institut der
Deutschen Versicherer (VTIV)
– Kriminalitätsbekämpfung / Geldwäsche
– Mathematik / Versicherungsmedizin /
Produktvergleiche
– Pensionsfonds
– Politik / Internationale Beziehungen
– Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
mit Informationszentrum
ZUKUNFT klipp + klar und
Dokumentation / Archiv
– Rechnungslegung / Solvabilität
– Recht / Unternehmensformen
– Recht der Lebensversicherung /
Pensionsfonds / Verbraucherschutz
– Rechtsschutz
– Sachversicherung und Schadenverhütung
– Sozialpolitik
– Statistik und Kraftfahrt-Technik
– Steuern
– Transport
– Unfall
– Vertretung bei der EU
– Vertrieb
– Volkswirtschaft
Europa
Der GDV unterhält ein Büro in Brüssel und ver-
tritt die deutsche Versicherungswirtschaft im
Comité Européen des Assurances (CEA), dem
europäischen Versicherungsverband, mit Sitz in
Paris.
Ausgegliederte Aktivitäten
Bestimmte wirtschaftliche Aktivitäten des GDV
sind auf die VdS-Schadenverhütung GmbH in
Köln und die GDV-Dienstleistungs-GmbH und
Co. KG in Hamburg ausgegliedert.
151
153
Recht der Lebensversicherung /Pensionsfonds / Verbraucherschutz
Dr. Peter Präve
Volkswirtschaft
Dr. Michael Wolgast
Transport
Dr. Jens Schildknecht
Sachversicherung und Schadenverhütung
Rainer Schönberger
Kriminalitätsbekämpfung / Geldwäsche
Detlev Burgartz
Recht / Unternehmensformen
Dr. Martin Fricke
Betriebswirtschaft / Informationstechnologie
Fred Chiachiarella
Personal / Verwaltung
Thomas Kräutter
Haushalt / Finanz- undRechnungswesen / Controlling
Karl Blanik
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.Friedrichstr. 191, 10117 BerlinTelefon: (030) 20 20 - 50 00Telefax: (030) 20 20 - 60 00E-Mail: [email protected]:http://www.gdv.de
Vertretung bei der EU60, Avenue de Cortenbergh, B-1000 BrüsselTelefon: (00 32-2) 2 82 47-30Telefax: (00 32-2) 2 82 47-39
EDVGlockengießerwall 1, 20095 HamburgTelefon: (040) 3 21 07 - 40 00Telefax: (040) 3 21 07 - 70 00
GDV Dienstleistungs GmbH & Co. KGGlockengießerwall 1, 20095 HamburgTelefon: (040) 3 34 49 - 0Telefax: (040) 3 34 49 - 70 50
VdS Schadenverhütung GmbHAmsterdamer Str. 174, 50735 KölnTelefon: (02 21) 77 66 - 0Telefax: (02 21) 77 66 - 341
InformationszentrumZUKUNFT klipp + klar
Heidemarie Orlob
Dokumentation / Archiv
Gloria Neuhaus
Rechtsschutz
Dr. Ulrike Hartmann
Unfall
Beate Körkel
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Organigramm des GDV (Stand 1. Oktober 2003)
Hauptgeschäftsführer
Dr. Jörg Freiherr Frank von Fürstenwerth
Politik /Internationale Beziehungen
Dr. Bernhard Gause
Geschäftsführer Lebens-versicherung / Pensionsfonds
Günter Bost
Mathematik / Versicherungs-medizin / Produktvergleiche
Dr. Herbert Schneidemann
Sozialpolitik
Peter Schwark
Pensionsfonds
Peter Schwark
GeschäftsführerQuerschnittsbereiche
Dr. Klaus-Wilhelm Knauth
GeschäftsführerSchaden-/Unfallversicherung
Stefan Richter
GDV Beteiligungsgesellschaft mbHGeschäftsführer
Volker SonnenburgHeiko Beermann
VdS Schadenverhütung GmbHGeschäftsführer
Gero F. PoppeHans Schüngel
Allgemeine Haftpflichtund Kreditversicherung
Nils Hellberg
Kraftfahrt und Schadenverhütung
Christian Kaffenberger
Statistik und Kraftfahrt-Technik
Dr. Jens Bartenwerfer
Vertrieb
Wolfgang Marzin
BetriebswirtschaftlichesInstitut
Dr. Thomas Schubert
Rechnungslegung / Solvabilität
Hans-Jürgen Säglitz
Kapitalanlagen
Dr. Ulrich Krüger
Steuern
Jürgen Wagner
GeschäftsführerinKommunikation
Gabriele Hoffmann
GeschäftsführerEuropa
Ulf Lemor
GeschäftsführerOrganisation
Thomas Kräutter
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Gabriele Hoffmann
Vertretung bei der EU
Ulf Lemor
EDV
Thomas Fischer
Verkehrstechn. Institutder Deutschen Versicherer
Prof. Dr. Volker Meewes
Kraftfahrt-Technik
Dr. Jürgen Redlich
Zeitgleich mit dem
„Jahrbuch 2003
Die deutsche Versicherungswirtschaft“
erscheint das
„Statistisches Taschenbuch
der Versicherungswirtschaft
2003“.
Beide Publikationen erscheinen auch als
englischsprachige Ausgabe.
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Tipps und Infos für Uni-Absolventen
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sind die unten aufgeführten Broschüren unter der Hotline 0800/7 42 43 75 zu bestellen.
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■ Sozial- und Individualversicherungen
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Die neue Rente und ihre Förderung
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Die betriebliche Altersversorgung
■ Individuelle Vorsorge richtig steuern
Steuern und Lebensversicherung
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Versicherungen für Selbstständige
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Versicherungen für Bauherren
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