Jahresbericht 2012
Generali ZukunftsfondsGesellschaftliches engagement der Generali Deutschland holding aG
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inhalt
inhalt
05 Editorial
68 Register
70 Impressum
71 Haus der Verantwortung
20 A. Policy
28 B. Infrastrukturförderung
34 C. Partner vor Ort
46 D. Corporate Volunteering
50 E. Generali Zukunftssymposium
08 Generali Altersstudie: Ein neues Bild vom Alter
12 Im TANDEM sicher durchs Studium
14 Die demografische Chance verstehen
15 Mitmacher vor Ort: „Wir brauchen Euch!“
16 Übersicht: Gemeinsam stärker. Vernetzungen mit Stiftungen
56 A. Preise und Wettbewerbe
60 B. Öffentliche Diskussion
64 C. Fokus 2013
66 D. Haushalt
06 i. GrundlaGen. forsCHunG und Wissen
54 iii. ÖffentliCHkeit. anerkennunG und diskussion
18 ii. aktiVitÄten. enGaGeMent und einsatZ
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Generali ZukunftsfonDs Jahresbericht 2012
dietMar Meister Vorstandsvorsitzender der Generali Deutschland holding aG
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EDitorial
Potenziale fördern, Wandel gestalten
unsere Gesellschaft navigiert durch Zeiten des umbruchs. Die auswirkungen des demografischen Wandels sind bereits jetzt deutlich spürbar – und werden künftig für noch größere Veränderungen sorgen. Wir sehen es als unsere Verpflichtung an, über unsere rolle als Versicherer und arbeitgeber hinaus, gemeinsam mit anderen gesellschaftlichen kräften lösungen für die Probleme zu finden, die mit dem strukturwandel der Gesellschaft auf uns zukommen. Denn sie betreffen jeden einzelnen von uns.
Mit dem Generali Zukunftsfonds hat die Generali Deutschland holding aG vor fünf Jahren ein wirkungs-volles instrument geschaffen. es knüpft bei den Älteren selbst und ihrem engagement an. so kann sinnvoll vernetzte und systematisch geförderte freiwilligenarbeit mehr lebensqualität, freiräume und sicherheit für uns alle erzeugen. Ziel des Generali Zukunftsfonds ist es, das bürgerschaftliche engage-ment der Älteren nachhaltig zu fördern und die dafür notwendigen rahmenbedingungen zu verbessern.
Dazu gehört ein grundlegender Perspektivenwechsel: Ältere sind vor allem auch deshalb eine wertvolle ressource der Gesellschaft, weil sie ihre lebenserfahrung und ihr engagement einbringen. Das aktuelle ausmaß ist bisher einmalig. Dafür gibt es nun auch einen eindrucksvollen wissenschaftlichen beleg: die 2012 veröffentlichte Generali alters studie. sie wurde vom institut für Demoskopie allensbach im auftrag des Zukunftsfonds durchgeführt und erfasst repräsentativ die Generation der 65- bis 85-Jährigen in Deutschland.
Die studie soll einen funktionstüchtigen kompass für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik liefern. ihr Wert liegt vor allem darin, dass sie mit dem bisherigen negativen altersbild auf empirischer basis aufräumt. Die nachgewiesene Zufriedenheit und Vielfalt der lebens stile, die dichte soziale Vernetzung, das enga - gement inner- und außerhalb der familie belegen eindrücklich, dass das bild der vereinsamten, kranken und hilfsbedürftigen alten nicht zeitgemäß ist – und dass die Gesellschaft gut daran tut, dieses Potenzial zur bewältigung des demografischen Wandels besser zu nutzen.
Das ist schon seit Jahren die arbeits hypothese des Generali Zukunftsfonds gewesen. in diesem sinne hat er auch 2012 mit seinen Projekten die unmittelbare einwirkung auf Gesellschaft und Politik verstärkt. es freut mich, dass er als institution die gesellschaftliche Verantwortung unseres unternehmens so deutlich und wirksam vertritt.
teilen sie unsere Vision – und begleiten sie uns auch weiterhin,
ihr
Dietmar Meister, Vorstandsvorsitzender
GrunDl aGen
forsCHunG und Wissen
I.
Höhepunkt der wissenschaftlichen Aktivitäten des Generali Zukunfts ‑ fonds 2012 war die Veröffentlichung der Generali Altersstudie. Diese Studie, deren Ergebnisse das Institut für Demoskopie Allensbach erhoben und dargestellt hat, widerlegt empirisch das herkömmliche negative Altersbild und schafft eine Grundlage für weitere Forschungen.
08 Generali Altersstudie: Ein neues Bild vom Alter
12 Im TANDEM sicher durchs Studium
14 Die demografische Chance verstehen
15 Mitmacher vor Ort: „Wir brauchen Euch!“
16 Übersicht: Gemeinsam stärker. Vernetzungen mit Stiftungen
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Generali ZukunftsfonDs Jahresbericht 2012
ein neues bilD VoM alter
Zum ersten Mal nimmt mit der Generali Altersstudie eine repräsentative
Erhebung die Generation der über 65‑Jährigen in Deutschland unter
die Lupe – mit einem klaren Ergebnis: Die Älteren fühlen sich durchschnittlich
zehn Jahre jünger als sie sind und beteiligen sich aktiv am so zialen Leben.
„Wir arbeiten aktiv daran, neue herangehensweisen für die herausforderungen des demografischen Wandels zu finden, auch über unsere aufgabe als Versicherer hinaus“, erklärt Dietmar Meister, Vorstandsvorsitzender der Generali Deutschland holding. „Der schlüssel liegt im engagement der Älteren, in ihrer erfahrung, ihrer Zeit und ihrer energie. ich bin mir sicher: Wenn es uns gelingt, sichtbar zu machen, wie sich diese Generation verändert und was sie bewegt, können wir damit wertvolle impulse für einen gesellschaft-lichen Wandel geben. unser Ziel ist es, zu einem neuen altersbild beizutragen.“ Dieses Ziel vor augen, gab der Generali Zukunftsfonds beim institut für Demoskopie (ifD) allensbach eine umfassende altersstudie in auftrag, die in dieser form und tiefe beispiellos ist.
Die Generali altersstudie zeichnet erstmals ein vollständi-ges bild der Generation der 65- bis 85-Jährigen in Deutsch-land. Das ifD allensbach befragte mehr als 4.000 65- bis 85-Jährige zu ihren lebensumständen und erwartungen. 20 tiefeninterviews geben darüber hinaus einblick in ein-zelne biografien. ein hochkarätiger Wissenschaftlicher bei-rat kommentierte die umfrageergebnisse. auf einer Pres-sekonferenz in berlin präsentierten am 28. november 2012 Dietmar Meister, die Geschäftsführerin des ifD allensbach, Prof. Dr. renate köcher, sowie Prof. Dr. andreas kruse,
Mitglied des Wissenschaftlichen beirats zur studie sowie mehrfacher Vorsitzender der altenberichtskommission der bundesregierung, die Generali altersstudie, die zugleich im fischer Verlag als taschenbuch erschienen ist.
VErantwortunG für GEsEllschaft lichE EntwicklunG übErnEhmEn
Zentrale ergebnisse der studie: Die Generation der 65- bis 85-Jährigen fühlt sich im Durchschnitt zehn Jahre jünger als sie ist und führt ein sehr aktives leben. Darin spielen familie, hobbys und bürgerschaftliches engagement eine große rolle. so waren 57 Prozent der befragten der Mei-nung, dass in erster linie die eigene Generation für die Gestaltung der Gesellschaft verantwortlich sei. Die unter-suchung belegt dabei nicht nur, dass die ältere Generation noch in hohem Maße bürgerschaftlich aktiv ist, sondern zeigt auch bemerkenswert große Potenziale für die aus-weitung dieses engagements: im Durchschnitt investieren die 65- bis 85-Jährigen vier stunden pro Woche in gesell-schaftliche aufgaben, das sind 200 stunden im Jahr – das engagement innerhalb der familie, zum beispiel für die betreuung der enkelkinder, nicht mitgerechnet. für knapp jeden fünften käme es sogar infrage, noch mehr zu tun. Die weitaus meisten möchten dabei selbst bestimmen, wann und in welchem umfang sie sich ehrenamtlich einsetzen.
VorurtEilE GrEifEn nicht – ÄltErE sinD aktiV, zufriEDEn unD EnGaGiErt
Die Vorstellung, Ältere seien einsam und isoliert, wird von der Generali altersstudie nicht bestätigt – im Gegenteil: Die Mehrheit hält engen kontakt zur familie und darüber hi naus auch zu freunden und bekannten. 73 Prozent der 65- bis 85-Jährigen mit kindern sehen diese mehrmals im Monat oder sogar mehrmals in der Woche. Zwei Drittel der befragten haben einen festen Partner. Über alle alters-
i. GrunDlaGEn forschunG unD wissEn
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gruppen hinweg gehen die Älteren häufig aus: Die 65- bis 69-Jährigen sind an durchschnittlich 5,2 tagen pro Woche unterwegs. Die 80- bis 85-Jährigen verlassen immer noch an durchschnittlich 4,2 tagen pro Woche das haus. Mit ihrer materiellen situation sind die über 65-Jährigen zufrie-dener als jede andere Generation vor ihnen. Das durch-schnittliche monatliche haushaltsnettoeinkommen liegt bei 2.200 euro, mehr als jeder Zweite wohnt in der eigenen immobilie. Dort will die überwältigende Mehrheit, 67 Pro-zent, auch bleiben, wenn die kräfte nachlassen und sich gesundheitliche Probleme einstellen. nach Dienstleistun-gen, die Ältere in ihrer selbstständigkeit unterstützen, besteht demnach eine anhaltend hohe nachfrage. bei den erwartungen an den staat spielt entsprechend die siche-rung einer qualifizierten Pflege eine große rolle.
DiE DEmoGrafischE EntwicklunG kompEnsiErEn
„Die Generali altersstudie zeigt: Wir brauchen ein neues bild vom alter. Während die Gesellschaft strukturell altert, hat sich die ältere Generation verjüngt und kompensiert so in teilen die auswirkungen der demografischen entwick-lung“, resümiert loring sittler, leiter des Generali Zukunfts-fonds. „Wir wissen nun: Die Älteren selbst müssen, können und wollen bei der bewältigung des demografischen Wan-dels eine wichtige rolle spielen!“
57 %der 65- bis 85-JÄHriGen sind Mit iHreM derZeitiGen leben
seHr Zufrieden. auf einer skala Von 1 bis 10 ordneten sie
iHre lebensZufriedenHeit bei eineM Wert Von 8 oder
MeHr ein.
45 %
59 %
betrÄGt die enGaGeMent-
quote der Älteren. sie
sind in Mindestens eineM
Von elf abGefraGten
GesellsCHaftliCHen bereiCHen aktiV, etWa kirCHe,
freiZeit und/oder sport.
der Älteren Wollen,
Wenn sie niCHt MeHr
alleine leben kÖnnen,
in der eiGenen WoHnunG
Mit unterstütZunG eines pfleGedienstes bleiben.
das starke streben naCH autonoMie ZeiGt siCH
auCH in anderen studienerGebnissen.
DER VOM GENERAlI ZukuNFTSFONDS HERAuSGEGEBENE
„MONITOR 03“ BIETET uNTER DEM TITEl „WIE älTERE
MENSCHEN lEBEN, DENkEN uND SICH ENGAGIEREN“ – DEM
uNTERTITEl DES BuCHS ZuR GENERAlI AlTERSSTuDIE –
EINE ÜBERSICHTlICHE ZuSAMMENFASSuNG DER
WICHTIGSTEN ERGEBNISSE. DIE AuSGABE „MONITOR 02“
ERSCHIEN IM APRIl 2012 ZuM THEMA „läNGER lEBEN –
läNGER ARBEITEN?“.
www.generali‑altersstudie.de
HoCHGereCHnet auf die 15,24 Millionen 65- bis 85-JÄHriGen in deutsCHland, uMfasst das bürGersCHaftliCHe enGaGeMent Älterer 1,48 Mrd. stunden pro JaHr – dies entspriCHt etWa VollZeit-
stellen.870.000
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Generali ZukunftsfonDs Jahresbericht 2012
„Sie fühlen sich nicht nur jünger, sie sind es tatsächlich“
IntErVIEW
Die Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, Prof. Dr. renate
Köcher, bewertet die wichtigsten Erkenntnisse der Generali Altersstudie. Sie ist Mitglied mehrerer Aufsichtsräte,
darunter BMW AG, Infineon technologies AG und robert Bosch GmbH.
Was macht die heutige ältere Generation ab 65 Jahren laut der Generali Altersstudie aus und wie unter-scheidet sie sich von den „Alten“ vor 20 oder 30 Jahren?
sie ist gesünder, vitaler, aktiver und kann sich auch mehr leisten, als die 65- bis 85-Jährigen es vor 20, 30 Jahren konnten. Die 65- bis 85-Jährigen sind heute mit ihrer materiellen lage zufriedener als jede andere Generation. Dabei ist allerdings im langzeittrend in dieser Generation wie auch in der bevölkerung insgesamt zu beobachten, dass sich die materielle lage der sozialen schichten deut-lich auseinanderentwickelt. Was die sozialen kontakte angeht, zeigt die studie sehr eindrucksvoll, dass die immer noch weitverbreitete assoziation von alter und ein-
samkeit für die meisten nicht zutrifft. Die überwältigende Mehrheit dieser Generation hat nicht nur enge familiäre bindungen, sondern auch einen intakten freundes- und bekanntenkreis.
Gibt es Umfrageergebnisse der Generali Altersstudie, die Sie überrascht haben?
sehr eindrucksvoll fand ich das starke unabhängigkeits-streben dieser Generation. Die erhaltung von Gesundheit und autonomie ist das zentrale thema − man will gesund bleiben, um unabhängig zu bleiben. Die große Mehrheit der Älteren möchte dabei nicht bei ihren kindern leben, son-dern ihr eigenes leben führen. besonders bemerkenswert finde ich auch die hohe Zufriedenheit dieser Generation, sei es mit ihrer materiellen lage, mit ihrer Wohnsituation oder ihren sozialen kontakten.
Ein Ergebnis der Studie ist, dass die Generation der 65- bis 85-Jährigen sich im Durchschnitt zehn Jahre jünger fühlt, als es dem eigentlichen Alter entspricht. Was sind die wesentlichen Treiber für diese Entwicklung?
sie fühlen sich nicht nur jünger, sie sind es tatsächlich. Die trendanalyse zeigt, dass sich die altersschwellen, ab denen sich die sozialen kontakte, aktivitäten und die offenheit für neues verringern, in den letzten zwei Jahrzehnten um rund zehn Jahre verschoben haben. Das ist vor allem auf den besseren Gesundheitszustand, den gestiegenen Wohl-stand, aber auch auf andere gesellschaftliche altersbilder und ein anderes selbstverständnis der älteren Generation zurückzuführen. so sind beeindruckende 45 Prozent dieser Generation ehrenamtlich aktiv, viele davon in mehreren bereichen, zum beispiel in sportvereinen, karitativen orga-nisationen, bei kulturellen und kirchlichen Gruppen.
i. GrunDlaGEn forschunG unD wissEn
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Generali altersstuDie: einZiGartiG in tiefe unD uMfanG
die studie ist als
tasCHenbuCH iM
buCHHandel erHÄltliCH
Generali Altersstudie 2013:
Wie ältere Menschen leben,
denken und sich engagieren.
Fischer Taschenbuch Verlag.
ISBN-10: 3596189357, ISBN-13:
978-3596189359. 19,99 Euro.
iM „Monitor 03“ sind die WiCHtiGsten erGebnisse
der Generali altersstudie ZusaMMenGefasst.
Ziel der Generali altersstudie ist es, ein realitätsgerechtes altersbild zu vermitteln. im auftrag des Generali Zukunfts-fonds befragte das institut für Demoskopie (ifD) allensbach mehr als 4.000 Personen im alter von 65 bis 85 Jahren bundesweit persönlich (face to face), davon jeweils rund 2.000 in den altersgruppen 65 bis 74 und 75 bis 85. Zudem
berichteten 20 Personen in leitfadengestützten tiefeninter-views über ihr leben, ihre erwartungen und einstellungen. Die Darstellung und bewertung der ergebnisse lagen in den händen des ifD allensbach (Prof. Dr. renate köcher, Dr. oliver bruttel, 3. v. r.). Vier renommierte altersforscher ordneten als Wissenschaftlicher beirat die befunde der studie in den gesellschaftlichen kontext ein:
Prof. Dr. rolf heinze (3. v. l.), lehrstuhlinhaber für allgemeine soziologie, arbeit und Wirtschaft, ruhr-universität bochum
Prof. Dr. thomas klein (2. v. r.), Max-Weber-institut für soziologie, universität heidelberg
Prof. Dr. Dr. h. c. andreas kruse (l.), Direktor des instituts für Gerontologie, universität heidelberg
Prof. Dr. Gerhard naegele (2. v. l.), Direktor des instituts für Gerontologie, tu Dortmund
Mit im bild: loring sittler (r.), leiter Generali Zukunftsfonds
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Generali ZukunftsfonDs Jahresbericht 2012
iM tanDeM sicher Durchs stuDiuM
Das Stipendienprogramm der Deutschen Universitätsstiftung basiert
auf gemischten und hoch effizienten teams: Ehrenamtlich begleiten
Hochschullehrer des Deutschen Hoch‑schulverbands Studierende
aus nichtakademischen Familien.
bildung ist in Deutschland nach wie vor oft eine frage der herkunft. Die Mehrheit der Jugendlichen aus einkommens-schwächeren Verhältnissen glaubt nicht, dass ihnen so- zialer aufstieg überhaupt noch gelingen könnte. Das geht aus einer im november 2012 vorgestellten allensbach-umfrage im auftrag des familienministeriums hervor. Mit 55 Prozent hält mehr als die hälfte der unter 30-jährigen einkommensschwachen Deutschen einen aufstieg aus einer einfachen sozialen schicht für nur sehr schwer möglich. laut der hochschul-informations-system Gmbh haben in Deutschland tatsächlich nur 31 Prozent der studierenden einen bildungsfernen hintergrund. Deutschland steht damit im europäischen Vergleich an vorletzter stelle. herkunfts-bedingt werden zudem für die sogenannten „studieren-den erster Generation“ auch noch immer höhere abbruch-quoten vermutet.
bilDunGsaufstiEGE möGlich machEn
auch in der studie „bildung auf einen blick 2012“ stellt die organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (oecD) fest, dass bildungsaufstiege in Deutschland deutlich selte-ner auftreten als im europäischen Durchschnitt. Praktisch nur jeder fünfte nimmt die chance auf ein studium wirklich wahr. oft sind die Gründe unzureichende informationen,
aber auch die befürchtung, heraus forderungen und kos-ten des studiums nicht bewältigen zu können. Zu oft fehlen studierenden ohne akademischen familienhintergrund die hilfe und die unterstützung, sich in der für sie fremden akademischen Welt zurechtzufinden.
Deshalb setzen stipendienprogramme heute schon vor der weiterführenden schule an. Ziel ist es, kinder und Jugend-liche aus einem nichtakademischen umfeld für ein hoch-schulstudium zu motivieren und vorzubereiten. Die so geförderten schülerstipendiaten werden oft zu studieren-den der ersten Generation und prägen damit auch ihr persönliches umfeld in ihrer herkunftsfamilie. Die Wahr-scheinlichkeit, dass im anschluss daran auch ihre jüngeren Geschwister oder nachkommen studieren, erhöht sich um ein Vielfaches.
mit 1:1-mEntorinG zum stuDiEnabschluss
seit september 2012 geht die Deutsche universitäts-stiftung (Dus) mit dem tanDeM-stipendienprogramm einen wichtigen schritt weiter. tanDeM bietet studieren-den aus nichtakademiker familien eine studienbegleitende betreuung durch einen fach- und studienortnahen hoch-schullehrer in form eines 1:1-Mentorings an. Der ausge-suchte Mentor nimmt seine aufgabe ehrenamtlich wahr und wird von der Deutschen universitätsstiftung vermittelt. Dabei werden tanDeM-stipendiaten bereits als schüler-stipendiaten durch die roland berger stiftung und das förderprogramm studienkompass bis zum abitur beglei-tet. Danach werden sie von tanDeM lückenlos weiter gefördert. Dieser collective-impact-ansatz im bildungs- bereich ist in Deutschland bisher neu. er stand auch beim Generali Zukunftssymposium 2012 im Mittelpunkt.
Während der studienzeit sind die Mentoren der Deutschen universitätsstiftung für die stipendiaten verlässliche an- sprechpartner für fachliche fragen wie für den universitären
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alltag. in verschiedenen Workshops werden themen wissenschaftlichen arbeitens besprochen, aber auch sogenannte „soft skills“ vermittelt – zwischenmenschliche fähigkeiten, die im berufsleben ebenso erwartet werden wie gute fachkenntnisse.
workshops zu fachwissEn unD soft skills
Die individuelle ausgestaltung des Mentorings wird durch die Deutsche universitätsstiftung, eine Mentoringverein-barung und das bereitstellen von hintergrundliteratur unterstützt. für die tanDeM-stipendiaten bietet die Dus zwei Präsenzveranstaltungen pro Jahr an, die aus jeweils einem Workshop zu wissenschaftlichen themen und zu soft skills sowie einer fachveranstaltung bestehen. Die Mentoren ermöglichen durch ein jährlich zugewiesenes budget ihren Mentees die teilnahme an besonderen Ver-anstaltungen ihres lehrstuhls oder den Zugang zu rele-vanten fachveranstaltungen.
Die tanDeM-stipendiaten werden über die kooperations-partner roland berger stiftung und den studienkompass, die stiftung der Deutschen Wirtschaft, ausgewählt. Über den deutschen hochschullehrerverband kann auf einen Pool mit bis zu 40.000 hochschuldozenten als potenzielle Mentoren zugegriffen werden.
hilfE für „first GEnEration stuDEnts“
Ziel der Dus ist es, den sogenannten „first Generation students“ alle erdenklichen hilfestellungen zu geben, damit diese ihr studium erfolgreich abschließen. Durch tanDeM möchte man im europäischen Vergleich den bildungsauf-stieg auch in Deutschland nachhaltig ermöglichen sowie intelligente, talentierte und ehrenamtlich engagierte junge Menschen darin unter stützen, die fähigkeiten, die in ihnen stecken, zu entfalten. Die Vision: diese chance so vielen jungen leuten zu geben, dass sie ihren beitrag für die Zukunft des standorts leisten können – trotz des demogra-fischen Wandels.
Der erste Jahrgang der tanDeM- stipendiaten kam im März 2013 bei der „Gala der Deutschen Wissenschaft“ des Deutschen hochschulverbandes erstmalig zu einem Work-shop und zur aufnahme in das Programm zusammen. tanDeM soll in Zukunft mit „arbeiterkind“ vernetzt wer-den. bei diesem Projekt helfen sich studenten gegenseitig, um abbruchquoten zu senken.
www.hochschulverband.de www.studienkompass.de
www.rolandbergerstiftung.org
tandeM
Durch Fundraising soll jedem der ersten 30 Stipendiaten
ein persönlicher Stipendien geber oder ein Förderer für
den Stipendienfonds zugewiesen werden können. Damit
wird gesichert, dass zum Wintersemester 2013/2014
erneut 30 Stipendiaten in das Programm aufgenommen
werden können. Der Generali Zukunftsfonds fördert das
TANDEM-Projekt mit insgesamt 168.000 Euro.
die deutsCHe uniVersitÄtsstiftunG
Die Deutsche universitätsstiftung (DuS) wurde 2009 vom
Deutschen Hochschulverband (DHV), der Berufsvertretung
von Wissenschaftlern in Deutschland, gegründet. Zu den
Zielen der DuS zählt es, Wissenschaftler individuell zu
fördern und Wissenschaft in der Mitte der Gesellschaft
zu verankern.
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Generali ZukunftsfonDs Jahresbericht 2012
Die DeMoGrafische chance Verstehen
Wie sich das Engagement Älterer auf Biografien und Gesellschaft auswirkt, ist nur eine der Fragen, die das Centrum für Soziale
Investi tionen und Innovationen (CSI) der Universität Heidelberg in mehrjährigen
Projekten untersucht. Ebenfalls im Fokus: wie wirksam politische Förder strategien sind.
freiwillige beiträge zum Gemeinwohl spielen in unserer Gesellschaft eine immer wichtigere rolle. trotzdem steht zu wenig wissenschaftlich gesichertes Wissen über freiwil-lige bürgerbeteiligung zur Verfügung, etwa über die bedeu-tung von engagement im lebenslauf oder über individuelle und gesellschaftliche engagement-effekte. kaum erforscht sind auch fragen der Vereinbarkeit von professionellem handeln (hauptamtliche) und freiwilligkeit in den organi-sationen des sektors, zur Wirksamkeit politischer förder-strategien oder zur rolle des engagements in den themen-bereichen Migration, bildung und Pflege.
Diese erkenntnis steht im Widerspruch zu der hohen gesellschaftlichen relevanz freiwilligen engagements: laut gegenwärtigem erkenntnisstand engagiert sich in der
bundesrepublik etwa ein Drittel der erwachsenen bevöl-kerung regelmäßig freiwillig. Die Älteren bekommen durch ihr historisch einzigartiges Wohlstandsniveau eine größere bedeutung: sie sind nicht nur materiell in der lage, sich für das Gemeinwesen zu engagieren, sondern auch immer länger aktiv. sie wollen verstärkt Mitverantwortung über-nehmen, ihr Wissen und ihre kompetenzen einbringen. Die befunde der Generali altersstudie 2013 haben dies ein-drucksvoll unterstrichen.
im rahmen des 2008 gestarteten forschungsprojektes „bürger unter nehmen Zukunft – bürgerschaftliches enga-gement von und für ältere Menschen“ verwirklicht das csi mit unterstützung des Generali Zukunftsfonds verschie dene forschungsvorhaben, die sich den offenen fragen widmen. Der fokus der akademischen unter suchung liegt auf dem engagement Älterer. forschungsthemen sind zum beispiel die Potenziale älterer Migranten in der integrationsarbeit, ältere Menschen als Mentoren in bildungspatenschaften sowie die rolle von Quartiersgestaltung und netzwerken in einer alternden Gesellschaft.
Mittelfristig erwartet man unter anderem ergebnisse zu den Möglichkeiten, Grenzen und neben effekten von engage-ment, zum rollenverständnis von professionellen haupt-amtlichen und freiwilligen helfern sowie zu rollenkonflikten.
untersucht werden die forschungsthemen ent weder aus der Perspektive einzelner engagierter, aus der sicht betei-ligter organisa tionen oder mit blick auf dringende gesell-schaftliche auf gaben – wie zum beispiel die bewältigung des demografischen Wandels. Die größtenteils qualitativ orientierten forschungsarbeiten sollen bis 2014 abgeschlos-sen und durch Veranstaltungen einer breiteren Öffentlich-keit zur Diskussion gestellt werden.
www.csi.uni‑heidelberg.de
das CentruM für soZiale inVestitionen
und innoVationen (Csi)
wurde im Juli 2006 als Zentralinstitut der universität
Heidelberg mit dem Ziel gegründet, die leistungsfähigkeit
von Non-Profit-Organisationen und Stiftungen zu erhöhen
und den Gemeinwohl- und Stiftungsgedanken zu för-
dern. Es versteht sich als interdisziplinäres Forschungs-,
Bildungs-, Beratungs- und Informationszentrum.
i. GrunDlaGEn forschunG unD wissEn
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www.wir‑brauchen‑euch.de
MitMacher Vor ort: „Wir brauchen euch!“
Der Generali Zukunftsfonds hat 2012 auf Einladung verschiedener zivilgesell‑
schaftlicher Partner öffentliche Vorträge zum demografischen Wandel ermöglicht,
meist verbunden mit einer Lesung aus dem Buch „Wir brauchen Euch!“.
„Wir“, das ist die Gesellschaft, und „ihr“, das sind die Älteren – im 2011 erschienenen buch „Wir brauchen euch!“ demonstrierten loring sittler, einer der leiter des Generali Zukunftsfonds, und roland krüger erstmals an zahlreichen beispielen, wie Ältere sich wirksam enga-gieren und warum das Gemeinwesen ganz besonders auf dieses Potenzial angewiesen ist. inzwischen hat sich aus „Wir brauchen euch!“ eine nachgefragte lesungs- und Vortragsreihe entwickelt: 2012 fanden bundesweit 20 Veran-staltungen statt, teils mit Partnern oder weiteren autoren.
im Zentrum der Vorträge steht eine skizze der aktuellen demografischen situation, inzwischen noch stärker gestützt durch die ergebnisse der Generali altersstudie. Während das altern der Gesellschaft immer noch viele ungelöste Probleme mit sich bringt, birgt die strukturelle Verjüngung auch viele chancen. sittler und krüger haben damit eine in den letzten Jahren vorherrschende Perspektive umgedreht: sie sehen Ältere als machtvolle ressource und nicht als bedrohung. für sie birgt die Generation 55+ ein großes ge- sellschaftliches Potenzial. Dieser ansatz verwischt die alte Grenze zwischen arbeit und rente. Durch den neuen blick- winkel lösen sich auch die herkömmlichen Grenzen zwischen erwerbs-, familien- und freiwilligenarbeit teilweise auf.
Die Veranstaltungen fanden zum teil mit Partnern statt wie Prof. andreas kruse, Direktor des instituts für Gerontologie
an der universität heidelberg, und henning von Vieregge, ehemaliger Manager und autor des buches „Der ruhe-stand kommt später“. ihre analysen kommen alle zu einem ähnlichen ergebnis: dass im bürgerschaftlichen engage-ment der Älteren großes Potenzial steckt. Die Veranstaltun-gen sollten auch die bereits engagierten weiter in ihrer arbeit bestärken. und dazu ermutigen, das eigene enga-gement offensiv als gesellschafts politische Gestaltungs-aufgabe zu verstehen. Der kreis der Gastgeber umfasste verschiedenste bereiche, darunter freiwilligenagenturen, buchläden, bürgerstiftun-gen, seniorenresidenzen, kommunen, rotary clubs, uni-versitäten, konferenzen und landesministerien. insgesamt wurden die Veranstaltungen von fast 1.300 interessierten an fol genden orten besucht: bochum, Potsdam, osnabrück, München, berlin, frankfurt am Main, rheine, offenbach, Wadersloh, neunkirchen, Meiningen, Überlingen, schwerin, kiel, kassel, Magdeburg, bad hersfeld.
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Generali ZukunftsfonDs Jahresbericht 2012
GeMeinsaM stÄrker
Bürgerstiftung Rheinviertel
Ehrenamtskoordinator
Projekt Bürgersinn
Beirat Initiative Bürgerstiftungen
Beirat Initiative Bürgerstiftungen
Breuninger Stiftung
Wiesbaden Stiftung
Stiftung der Deutschen Wirtschaft
Stiftung Partner für Schule, NRW
Oberfranken-stiftung
Bremer Heimstiftung
Stiftung Bürgermut
Bertelsmann Stiftung
Stiftung Bürger fürBürger
Stiftung Apfelbaum
ZEIT-Stiftung
Freudenberg Stiftung
Schweisfurth-Stiftung
Amadeu Antonio Stiftung
Stiftung Westfalen-Initiative
Friedrich Ebert Stiftung
Stiftung Zukunft Berlin
BMW Stiftung Herbert Quandt Robert Jungk
Stiftung
Herbert Quandt-Stiftung
Schulleitercoaching
Bildungsnetz Thüringen
Seniorengemeinschaft Kronach
www.weltbeweger.de
Marktplatz-Methode
„Gute Sache“
Forum Bürgergesellschaft
Enter Magazin
Generationenbrücke Beirat Initiative Bürgerstiftungen
Fördernetzwerk CommunityOrganizing
Robert Jungk Preis NRW
BAGFA Innovations- preis
GENIAL für Weinheim
Kolloquium Aktives Altern
Denkwerkstatt
Netz gegen Nazis, Silversurfer
Westfalenbeweger
Arbeitsgruppe Bürgergesellschaft und Aktivierender Staat
Deutsche Universitätsstiftung
Vernetzung Großelterndienste
ThüringerEhrenamtsstiftung
Studienkompass
TANDEM-Projekt
Roland Berger Stiftung
SONG Kooperation und Kongress
Sitftung Liebenau
i. GrunDlaGEn forschunG unD wissEn
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Community Organizing
Schader Stiftung
Körber-Stiftung
Deutsche TelekomStiftung
Otto Benecke Stiftung
Maecenata
Robert BoschStiftung
StiftungWohlfahrtspflege NRW
Brigitte Schröder-Stiftung
Stiftung trias
Initiative Zuhause in der Stadt
Kongress Neue Verantwortung
Beirat Bildung & Begabung
Forum Engagementförderung
Förderverein fürZivilgesellschaftsforschung
Symposium mit Migranten
Beirat Initiative Bürgerstiftungen
Attraktives Ehrenamt im Sport, DOSB
Wohnprojekttage
Bürgerstiftung Braunschweig
Bürgerstiftung Osnabrück
Bürgerstiftung Stuttgart
Bürgerstiftung Ehrenfeld
Bürgerstiftung Berlin
Initiative Bürgerstiftungenbeim BVDS
Pflegebegleiter
Qualifizierung Grüne Damen
Forum Seniorenarbeit
Stiftung ProAlter, Wettbewerb „Das hilfreiche Alter hilfreicher machen“
Beirat Zivilgesellschaft in Zahlen
KuratoriumDeutsche Altershilfe
Fritz Thyssen StiftungBundesverbandDeutscher Stiftungen
Vernetzungen mit Stiftungen.Ein wichtiges Anliegen des Generali Zukunftsfonds hat sich besonders im vergangenen Jahr herauskristallisiert: das Bekenntnis zum vernetzten Handeln. Dahinter steht die Überzeugung, dass die Hebelwirkung gesellschaftlichen Engagements sogar bei gleichbleibenden Ressourcen verstärkt werden kann, wenn verschiedenste Träger ihr Handeln eng miteinander abstimmen. Dazu müssen sie aus der Isolierung heraus. Ein Instrument für größere Wirkung ist für den Zukunftsfonds unter anderem die Vernetzung mit anderen Stiftungen. Die Zusammenarbeit geht bereits über gemeinsam geförderte Best-Practice-Modelle, Erfahrungsaustausch und gemeinsame Veranstaltungen hinaus. Gerade am Beispiel TANDEM (vgl. S. 12 f.) zeigt sich, wie Collective Impact über eine lückenlose Förderkette erzielt werden kann.
ak t iV itÄten
enGaGeMent und einsatZ
II.
Der Schwerpunkt des Generali Zukunftsfonds verschiebt sich allmäh‑lich. Während auch 2012 besonders wirksame Best‑Practice‑Initiativen gefördert wurden, soll zunehmend der Hebel für bürgerschaftliches Engagement verstärkt werden. Ein vielversprechender Ansatz hierfür sind Investitionen in die Infrastruktur von Freiwilligenarbeit. So können Initiativen besser vernetzt und Erfahrungen weitergegeben werden.
20 A. Policy
28 B. Infrastrukturförderung
34 C. Partner vor Ort
46 D. Corporate Volunteering
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Generali ZukunftsfonDs Jahresbericht 2012
poliCy
A.
Die Politik bestimmt die rahmenbedingungen für bürgerschaftliches Engagement. Für den Generali Zukunftsfonds ist diese Handlungs‑ebene entscheidend. Auf Bundes‑ und Landesebene haben wir uns eingeschaltet, um die themen Engagementpolitik und angemessene öffentliche Förderung von Initiativen und sozialen Innovatoren auf die tagesordnung zu bringen. Zudem konnten wir Weichen für mehrere Projekte stellen, die das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterstützt.
ii. aktiVitÄtEn EnGaGEmEnt unD Einsatz
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Chance zur Klarheit vergeben
StAnDPUnKt
Auszug aus dem Kommentar des Generali Zukunftsfonds zum Engagementbericht
der Bundesregierung, Fokus Unternehmens‑engagement. Der vollständige Artikel erschien Ende 2012 im newsletter des
Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Enga‑gement sowie im Magazin „Die Stiftung“.
Den kernaussagen des berichts stimmen wir vorbehaltlos zu, soweit sie die Ver ankerung bürgerschaftlichen enga-gements in der gesellschaft lichen architektur betreffen, zum beispiel Ziffer 1:
„Erst das ausgewogene, komplementäre Zusammen-wirken von Aktivitäten des Staates, der Bürger-gesellschaft und der Wirtschaft ermöglicht eine zeitgemäße Entwicklung des Gemeinwohls.“
Diese aussage verdeutlicht die wünschenswerte abkehr vom „Primat der Politik“ gegenüber den beiden anderen sektoren und könnte der anfang einer trisektoral zu ent-wickelnden Verantwortungsgemeinschaft auf augenhöhe werden. aber: Die Verfasser versäumen es in weiten teilen des fazits, das gesellschaftliche engagement von unter-nehmen hinreichend ethisch zu begründen. Das birgt Gefahren. so betonen die Verfasser (Ziffer 13):
„Faktische Verantwortungsübernahme durch Unter-nehmen zählt, nicht das Motiv. Bürgerschaftliches Engagement kann von originär unternehmerischen Zielen bestimmt sein.“
Problematisch an dieser formulierung ist, dass die bisher oft betriebene Verkürzung des gesellschaftlichen engage-ments von unternehmen auf reine Marketingmaßnahmen sowie die damit verbundene instrumentalisierung zivilge-sellschaftlicher Partner für kommerzielle Zwecke nicht kritisiert wird. anders ausgedrückt: einige schlüsselsätze lassen die wichtige abgrenzung des unternehmensen-gagements von Marketingzwecken vermissen. Das wäre nicht nur steuerrechtlich und betriebswirtschaftlich not-wendig, sondern auch moralisch geboten – und würde dazu bei tragen, Missverständnisse und Vorbehalte gegen-über dem gesellschaftlichen engagement von unternehmen zu beseitigen.
Der beitrag zur lösung eines gesellschaft lichen Problems ist für ein verantwortungsbewusstes unternehmen mora-lischer ausgangspunkt. ein Gewinn an reputation mag sich zusätzlich einstellen, kann aber kein entscheidendes Motiv sein.
Dies stellt der bericht nicht klar. bedauerlicherweise zieht sich dieses Defizit wie ein roter faden durch das fazit des berichts. Damit wurde die chance vertan, viele Missver-ständnisse und Vorbehalte gegenüber dem gesellschaft-lichen engagement von unternehmen zu beseitigen. Gewollt oder nicht, reduzieren die autoren die gesell-schaftliche Verantwortung auf ein instrument zur bekämp-fung von gerade aktuellen, wirtschaftlich schädlichen reputationszweifeln. sie stellen sie damit als eine art fort-setzung des Marketings mit anderen Mitteln dar statt als eine feste moralische norm unter nehmerischen handelns. Damit untergraben sie jene Glaubwürdigkeit, von der gesellschaftliches unternehmerisches engagement lebt. kurz: Der engagement bericht vergibt die chance, den begriff der unternehmerischen Verantwortung im Zusam-menhang mit gesellschaftlichem engagement zeitgemäß zu definieren.
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Generali ZukunftsfonDs Jahresbericht 2012
Die Antidiskriminierungsstelle berief eine Expertenkommission, um
Handlungsempfehlungen für Politik und Wirtschaft zu erstellen.
altersgrenzen im ehrenamt müssen abgebaut, tarifliche altersgrenzen überprüft und hinzuverdienstgrenzen bei frührenten vollständig abgeschafft werden. außerdem müssen ungleichbehandlungen im Pflegebereich abgebaut werden. Diese und andere handlungsempfehlungen legte die expertenkommission „Gemeinsam gegen Diskriminierung:
für eine gerechtere teilhabe jüngerer und älterer Menschen“ am 4. Dezember 2012 vor.
experten aus sozialverbänden, tarifparteien und Wissen-schaft erarbeiteten die empfehlungen unter dem Vorsitz des ehemaligen bremer bürgermeisters Dr. henning scherf und der wissenschaftlichen leitung des Professors für Gerontologie Dr. Gerhard naegele. Die antidiskriminierungs-stelle hatte die kommission zu beginn des themenjahres 2012 „im besten alter. immer.“ eingesetzt und dabei auch loring sittler, einen der leiter des Generali Zukunftsfonds, berufen.
„altersgrenzen halten ältere Menschen vom engagement für die Gesellschaft ab. Das ist schlicht dumm und gehört ab- geschafft“, sagte scherf bei der Vorstellung der handlungs-
so ÜberWinDen Wir Die altersDiskriMinierunG
„Im besten Alter. Immer.“ – so lautete das Themenjahr 2012 der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Im Zuge dessen wurden auch
Handlungsempfehlungen gegen Altersdiskriminierung erarbeitet.
ii. aktiVitÄtEn EnGaGEmEnt unD Einsatz
23
kurZfassunG der eMpfeHlunGen
1. Intensivierung der Bemühungen zum weiteren Auf- und Ausbau des betrieblichen Alters- und Alternsmanagements
mit dem Ziel, die Beschäftigungsfähigkeit alternder
Belegschaften zu erhalten
2. Ausbau der beruflichen Fort- und Weiterbildung sowie nachträgliche Anerkennung von Qualifikationen; Überprüfung
der geltenden Bestimmungen im Arbeitsförderungsrecht
3. Abbau der Regelungen im Arbeitsförderungsrecht, die einen Wiedereinstieg älterer Arbeitsloser erschweren
4. Überprüfung von Tarifverträgen hinsichtlich ihrer demografiepolitischen Sinnhaftigkeit; Flexibilisierung im
Übergang vom Beamtenverhältnis in den Ruhestand
5. Aufhebung, zumindest aber Anhebung der Hinzuver-dienstgrenzen für vorzeitige Altersrenten
6. Abschaffung von Altershöchstgrenzen
7. Zugang zu bedarfsgerechten leistungen im Gesundheits-system für ältere; Abbau struktureller Defizite in der geria -
trischen Rehabilitation; weitere Erforschung der indirekten
Altersdiskriminierung bei gesundheit licher Versorgung
8. Finanzierbares Gesamtkonzept für die Inklusion pflege-bedürftiger, behinderter und alter Menschen, das mehr an
der logik des SGB IX anknüpft als wie bisher beim SGB XI
9. Überarbeitung des leistungsrechts der Pflegeversiche-rung: Überwindung der Schnittstellenprobleme und falscher
leistungsanreize für den stationären Bereich; kooperation
mit leistungserbringern und kostenträgern, um fachlich
angemessenen Pflegebedarf und -aufwand abzubilden;
Reform der Pflegeausbildung; Prüfung der verstärkten
Zuwanderung von Fachkräften
empfehlungen in berlin. „Wir sollten ehrenamtliche tätigkeit honorieren. bürgerinnen und bürger sollten sich unabhän-gig von ihrem lebensalter frei entscheiden können, wann und wie lange sie sich engagieren möchten“, ergänzte naegele.
Vor dem hintergrund des demografischen Wandels stimmte die kommission insbesondere für neun empfehlungen. Diese sollen zum Ziel haben, mögliche benachteiligungen beziehungsweise ungleichbehandlungen aufgrund des alters abzubauen, wenn es um den Zugang zu selbstbe-stimmter teilhabe an bezahlter erwerbsarbeit geht. beson-dere anliegen sind der kommission die in der betrieblichen Praxis und in vielen tarifverträgen weitverbreitete koppelung der automatischen beendigung des arbeitsverhältnisses an das erreichen der regelaltersgrenze (renteneintrittsalter),
die Verbesserung der eingliederungschancen älterer arbeit-suchender sowie der abbau von beschäftigungsbarrieren insbesondere bei frühverrentung, die von den hinzuver-dienstgrenzen im rentenrecht ausgehen. Die kommission sprach sich weiterhin dafür aus, die negativen auswirkungen bestehender senioritätsregelungen auf die erwerbschancen zu überprüfen. Die kommission war der auffassung, dass Ältere verstärkt für aufgaben im ehrenamt und für bürger-schaftliches engagement motiviert werden sollten, das von vielen auch gewünscht wird.
www.antidiskriminierungsstelle.de
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Generali ZukunftsfonDs Jahresbericht 2012
Kanzlerin Angela Merkel hat den Zukunftsdialog initiiert: Von Mai bis Juli
2012 arbeiteten über 120 Experten in 18 Arbeitsgruppen an Zukunftsszenarien
und Handlungsempfehlungen.
Ziel der experten war es, eine kontroverse gesamtgesell-schaftliche Dis kussion über die nahe Zukunft unseres lan-des anzuregen. Dazu sollten themen identifiziert werden, die bereits heute von hoher gesellschaftlicher relevanz sind oder in den kommenden Jahren an bedeutung gewin-nen. als orientierung für die entwicklung von Zukunfts - s zenarien wurde das Jahr 2020 gewählt. Diese relativ kurz-fristige Zeitmarkierung sollte die expertengruppen dazu bringen, szenarien und handlungsvorschläge mit unmittel-barer politischer relevanz zu formulieren.
DrEi GrossE fraGEstEllunGEn stanDEn im mittElpunkt:
Wie wollen wir zusammenleben? Wovon wollen wir leben? Wie wollen wir lernen?
als einziger unternehmensvertreter arbeitete loring sittler im experten dialog mit. Die arbeitsgruppe „Zusammen-leben der Generationen“ befasste sich mit Generationen-beziehungen angesichts des demografischen Wandels. Zur arbeitsgruppe gehörten neben sittler: kernexperte Prof. Dr. Dr. h. c. andreas kruse, weiter Prof. Dr. rolf heinze, Prof. Dr. thomas klie, ton koper, Prof. Dr. Dres. h. c. ursula lehr, Prof. Dr. elisabeth Pott, Dr. almut satrapa-schill sowie Prof. Dr. Gabriela stoppe. Der akzent sollte dabei auf altern und alter liegen.
Wie in den anderen expertengruppen auch – insgesamt arbeiteten von Mai bis Juli 2012 mehr als 120 experten in 18 arbeitsgruppen –, sollten in dieser Gruppe die gesellschaft-lichen und individuellen Potenziale aufgezeigt werden. Die handlungsempfehlungen sollten dabei auf die bundes-ebene zielen; die jeweiligen Ministerien oder behörden sollten dabei ausdrücklich genannt werden. Der expertengruppe gehörten zehn Personen aus Wissenschaft, stiftungen und bundesbehörden an: so wurde der interdisziplinäre Diskurs gewährleistet, der mit blick auf fragen der Gestaltung des alterns und der Generationenbeziehungen un erlässlich ist.
Die experten haben einen abschlussbericht erstellt, den die bundeskanzlerin ende august 2012 bei einer abschluss-veranstaltung erhielt.
ZukunftsDialoG: MitreDen fÜr MorGen
www.dialog‑ueber‑deutschland.de
buCH ZuM ZukunftsdialoG
Der Journalist Christoph
Schlegel hat im Auftrag von
Bundeskanz lerin Angela Merkel
den Werdegang des Zukunfts-
dialoges festgehalten. Die
lebhafte Politik-Reportage
enthält Einschätzungen, Vor-
schläge und Strategien vieler
kluger köpfe. In einem Vorwort
bezieht die kanzlerin Stellung
zu den Herausforderungen der Zukunft.
Angela Merkel (Hg.) (2012): Dialog über Deutschlands
Zukunft. Hamburg: Murmann Verlag.
ii. aktiVitÄtEn EnGaGEmEnt unD Einsatz
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Was der Zukunftsdialog für Engagierte leisten kann
StAnDPUnKt
Prof. Dr. Dr. Andreas Kruse, Jahrgang 1955, leitete die Arbeitsgruppe
„Generationen beziehungen“ beim Zukunftsdialog von Bundeskanz lerin Angela Merkel. Er ist Direktor des
Instituts für Gerontologie der Universität Heidelberg und Vorsitzender
der Altenberichtskommission der Bundes regierung.
für das bürgerschaftliche engagement unmittelbar relevant sind die empfehlungen iii zur schaffung von rahmenbe-dingungen für den weiteren ausbau des bürgerschaft-lichen engagements und iV zur stärkung der kommunen im hinblick auf deren ressourcen zur Gestaltung des demografischen Wandels. Zu den in den handlungsemp-fehlungen genannten rahmenbedingungen für das bürger-schaftliche engagement gehören: (a) die gezielte anspra-che von unternehmen mit dem Ziel, deren beteiligung am ausbau des bürgerschaftlichen engagements vor ort deutlich zu stärken, und (b) die schaffung einer nationalen engagementstiftung, die die Vernetzung des auf regionaler
ebene stattfindenden engagements, dessen gezielte unter- stützung und den systematischen erfahrungsaustausch zur aufgabe hat.
Mit blick auf die stärkung der kommunen wurde unter anderem betont: Die kommunen sollen darin gestärkt wer-den, ihrerseits rahmenbedingungen für die entwicklung von „sorgenden Gemeinschaften“ (im sinne der geteilten Verantwortung zwischen Professionellen, familienange-hörigen, bürgerschaftlich engagierten) vor ort zu schaffen.
Die entwickelten Handlungsempfehlungen sind in weiten Teilen innovativ.
Die idee eines Zukunftsdialogs ist ausdrücklich zu begrüßen, die arbeit in der ex pertengruppe war sehr gewinn bringend und kreativ, die entwickelten handlungsempfehlungen sind in weiten teilen innovativ. Die bundeskanzlerin hat folgen-den handlungsempfehlungen besondere beachtung ge- schenkt: ii zur Vermittlung differenzierter alters bilder, auch durch nationale kampagnen, und Vii zur entwicklung einer nationalen Demenzstrategie mit dem Ziel, differenzierter und effektiver auf die Problemlagen demenzkranker Men-schen und ihrer angehörigen reagieren zu können. Zudem stießen bei ihr die Überlegungen zum ausbau „sorgender Gemeinschaften“ – in denen sich bürgerschaftliches enga-gement verwirklichen kann – auf großes interesse.
Was zu bedauern ist: Der Zukunfts dialog hat in der Öffent-lichkeit bei Weitem nicht jene aufmerksamkeit gefunden, die er von seiner Grundidee und deren umsetzung verdient hätte. Damit steht auch zu befürchten, dass die hand-lungsempfehlungen nur begrenzt einfluss auf Gesellschaft und Politik haben werden. auch für diese form der Politik-beratung gilt: es sollte noch sehr viel mehr Gewicht auf deren außenwirkung gelegt werden.
26
Generali ZukunftsfonDs Jahresbericht 2012
GeMeinsaM Wirken – Mehr erreichen
zEhn GEbotE, DrEi sEktorEn
Der Generali Zukunftsfonds hat einen kriterienkatalog für die fruchtbare, sektorenübergreifende Zusammenarbeit von Zivilgesellschaft, Wirtschaft und öffentlicher Verwal-tung aufgestellt. Das Manifest war arbeitsgrundlage für das 4. Generali Zukunftssymposium 2012, fachkonferenz für bürgerschaftliches engagement und demografischen Wandel (vgl. s. 50 f.). Zugleich ist es ein kompass für die arbeit des Generali Zukunftsfonds.
hauptthEsE
Die gesellschaftlichen und sozialen Probleme unserer Zeit können nur durch eine sektorübergreifende Zusammen-arbeit gelöst werden. Dazu braucht es eine erstarkte, fruchtbare und intensiv mit Wirtschaft und Politik vernetzte Zivilgesellschaft.
einZeltHesen
1. Der Demokratie vertrauen. Die legitimation der im demokratischen Rechtsstaat gewählten staatlichen Organe
ist vorbehaltlos anzuer kennen. Nur auf dieser Grundlage kön-
nen Verhandlungen geführt und Entscheidungen über andere
Formen der Partizipation getroffen werden.
2. Vorbehalte gegenüber „der Wirtschaft“ überwinden. Zum Wohlstand und Gemeinwohl in unserer Gesellschaft
trägt das unternehmerische Streben nach Gewinn maßgeb-
lich bei. kooperationen zwischen zivilgesellschaftlichen Or-
ganisationen und unternehmen sind grundsätzlich als Zei-
chen für gesellschaftlichen Zusammenhalt zu verstehen und
können zu einer kontinuierlichen Partnerschaft im gesell-
schaftlichen Engagement führen.
3. Die Kräfte Gleichgesinnter bündeln. Von der gemein-samen Arbeit an sachlichen lösungen profitieren zivilgesell-
schaftliche Organisationen mehr als von der konkurrenz um
knappe Mittel und öffentliches Interesse. um eine effektivere
Zusammenarbeit bislang segmentierter Organisationen zu errei-
chen, sollten „Organisationsegoismus“ und zivilgesellschaftli-
che Parallelstrukturen überwunden werden.
4. Den Willen zur Einmischung zeigen. Organisationen der Zivilgesellschaft sollten ihren Willen zur gesamtgesellschaft-
lichen (Mit-)Gestaltung deutlich erkennen lassen und sich nicht
von den beiden anderen Sektoren auf eine koproduzenten-
Funktion sozialer Dienstleistungen reduzieren lassen.
5. Der Projektitis abschwören. Die vorherrschende kurz- und mittelfristige Projektförderung der öffentlichen Hand, unter-
ii. aktiVitÄtEn EnGaGEmEnt unD Einsatz
27
nehmen und Stiftungen ist zu ergänzen durch eine langfristige
Förderung des bürgerschaftlichen Engagements. Eine neue En-
gagementkultur braucht eine nach haltige, strategische Engage-
mentpolitik, in der auch die Wirtschaft ihre gesellschaftliche
Verantwortung kontinuierlich wahrnimmt.
6. Öffnung vorantreiben. Die Wohlfahrtsverbände, die weit- gehend in Eigenregie die Antworten auf soziale Herausforderungen
prägen, sollen sich bei der Mittelvergabe, inhaltlich und organisa-
torisch mehr für die Zusammen arbeit mit anderen Trägern öffnen.
7. Engagement professionalisieren. Zivilgesellschaftliche Organisationen sollten sich aus der Fixierung auf das Hauptamt
lösen und mehr ehrenamtliche lösungen entwickeln. Dabei sind die
legitimen Interessen der Ehrenamtlichen an Autonomie, Mitgestal-
tung, Flexibilität und Aner kennung mehr als bisher zu (be-)achten.
8. Wirksamkeit fokussieren. Die Wirkung zivilgesell-schaftlichen Handelns muss stärker in den Fokus der Auf-
merksamkeit rücken. lernorientierte Feedbackverfahren und
nutzenorientierte Evaluation zur Steigerung der Wirksamkeit
sind zu fördern.
9. Zu Wirtschaftlichkeit ermutigen. Von zivilgesell-schaftlichen Organisationen ist ein sparsamer, wirksamer
und transparenter Mitteleinsatz zu erwarten. Gibt es effizien-
tere lösungen auf dem freien Markt, sind diese zu bevorzugen.
Es kann keine Bestandsgarantie geben.
10. Eigenverantwortung zulassen. Ziel aller Bemü-hungen der Zivilgesellschaft muss es sein, die Bürger aller
Altersgruppen zu Eigenverantwortung und Solidarität zu
motivieren und zu qualifizieren.
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Generali ZukunftsfonDs Jahresbericht 2012
infrastrukturfÖrderunG
B.
Statt für gleichbleibende Probleme immer neue Lösungen zu finden, setzen wir auf Infrastrukturförderung. Initiativen, die ihre Wirksamkeit bereits bewiesen haben, sollen sich über ihren lokalen Aktionsradius hinaus etablieren. Dazu brauchen wir einen besseren Wissenstransfer. Der Generali Zukunftsfonds investiert in die Verstetigung und Ver‑breitung sozialer Innovationen. Bill Clinton formulierte es so: “nearly every problem has been solved by someone, somewhere. the challenge is to find out what works and scale it up.”
ii. aktiVitÄtEn EnGaGEmEnt unD Einsatz
29
Perspektiven für das Engagement der Bürgerstiftungen
StAnDPUnKt
Die Initiative Bürgerstiftungen (IBS) muss sich verändern: Wenn sich die Bürgerstif‑tungen nicht stärker als gesellschaftliche treiber profilieren und auf Bundesebene stärker sichtbar machen, könnten sie ihre Wirkung ver fehlen. Auszüge aus einem
Strategiepapier des Generali Zukunftsfonds.
in den regionen und kommunen, in denen die bürgerstif-tungen zu hause sind, verschärfen und verdichten sich die gesamtgesellschaftlichen Probleme. einige beispiele:
hohe schulabbruchquoten, nicht nur bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund, Zunahme von lern- und Verhal-tensstörungen bei schülern
steigende Quote von Jugendlichen, die ihre ausbildung nicht ab schließen und/oder nicht dauerhaft beschäftigt werden und deshalb hartz iV beziehen (zurzeit bundesweit rund 300.000 fälle)
hochaltrige, die nicht ins heim wollen, aber deren Wohnungen oft nicht barriere- und versorgungsgerecht ausgestattet sind
Mit konventionellen Mitteln – dazu zählen auch die Wohl-fahrtsverbände – kommen die Gemeinden gegen diese herausforderungen nicht an. Zudem fehlen Mittel und neue ansätze. Zumeist gibt es vor ort keine strategie, die den mit dem demografischen Wandel weiter wachsenden Pro-blemen gerecht werden könnte.
hier stellt sich für die bürgerstiftungen eine große aufgabe: sie könnten das zivilgesellschaftliche engagementpotenzial heben und akteure vor ort besser miteinander vernetzen, um mit knapper werdenden Mitteln wirksamer umzugehen und neue Mittel zu akquirieren. eine Wiederbelebung der stadtgesellschaft aus sich selbst heraus steht an: Das ist die erste Verantwortung der bürgerstiftungen. und sie sind dafür bestens aufgestellt: keiner ist vor ort so unabhängig wie sie. sie müssen diesen Vorteil aber stärker als bisher einsetzen. Denn nur so können sie die akteure vor ort zusammenbringen und zu wichtigen gesellschaftlichen themen handlungsfähig bleiben. sie sollten die soziale innovation gemeinsam mit den akteuren aus den sek toren staat/kommune, Wirtschaft und Zivilgesellschaft syste-matisch vorantreiben, eine gemeinsame Wirkung erzielen und damit den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die lebensqualität vor ort verbessern.
Vor diesem hintergrund muss sich die Zielsetzung der bürgerstiftungen von einem eigenständigen Problemlöser für soziale einzelprobleme zu einem gesellschaftlichen treiber und Gestalter wandeln. sie sollten sich vorzugs-weise zu lebendigen Plattformen und/oder zu infrastruktur-schnittstellen weiterentwickeln.
Wesentlich am neuen bürgerschaftlichen aufbruch ist der berühmte „ausgang aus der selbstverschuldeten unmün-digkeit“ (immanuel kant), in die sich viele bürger stiftungen selbst manövriert haben: als eine der vielen sozial-karitati-ven feuerwehren der Zivilgesellschaft bei sozialen brenn-punkten. sie haben sich damit in vielen fällen selbst zur gesamtgesellschaftlichen unwirksamkeit vor ort und zur erfolg losigkeit im Zustiften und spenden verurteilt.
www.die‑deutschen‑buergerstiftungen.de
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Generali Zukunftsfonds Jahresbericht 2012
WeltbeWeger
Mehr als 1.000 kreative und erfolgreiche Beispiele bürger-
schaftlichen Handelns zum Mit- und Nachmachen: Das ist
„der Weltbeweger“. Die Plattform bietet alle Funktionen eines
modernen sozialen Netzwerks.
www.weltbeweger.de
eNter MAgAZIN
Progressiv und professionell gestaltet, kompakt und rasant
im Lesefluss, frech und meinungsstark – so kommt seit
Februar 2011 „Enter“ daher, das monatliche, preisgekrönte
Online-Magazin für Engagierte.
www.entermagazin.de
OpeNtrANsfer
Können Hunderte engagierte Menschen gemeinsam ein Buch
darüber schreiben, wie sich Ideen zu Bewegungen entwi-
ckeln? Wir werden sehen. OpenTransfer ist das neue Experi-
ment der Stiftung Bürgermut.
www.opentransfer.de
Die Stiftung Bürgermut ist einer der ersten Kooperationspartner des Generali Zukunftsfonds. Zu dessen
erstem Aus rufezeichen, dem Generali Enga gementatlas 2009, steuerte die Berliner Stiftung die Praxisbeispiele
herausragenden Bürger engagements bei.
Genau darauf ist das team um Vorstandsmitglied katarina Peranic spezialisiert. es spürt die kreativsten bürgerinnen und bürger deutschlands auf – nicht um sie auszuzeich-nen, sondern um ihr Wissen auch an anderer stelle wirk-sam werden zu lassen. „Wir wollen dazu beitragen, dass das rad nicht immer wieder neu erfunden wird. Wir wollen Mutbürger bei der Verbreitung ihrer erfolgsmodelle unter-stützen“, sagt stifter und kuratoriumsvor sitzender elmar Pieroth.
dazu nutzen die berliner transfer- spezialisten moderne kommunikationsmethoden. das online-netzwerk „Weltbe-
weger“ bringt erfahrene Praktiker mit Menschen und orga-nisationen zusammen, die nach einer passenden lösung für eine bestimmte gesellschaftliche herausforderung suchen. Parallel begleitet die stiftung transferprozesse und berät engagierte bei der Verbreitung ihrer konzepte. das von der stiftung herausgegebene online-Magazin „enter“ gilt als stimme des quergedachten bürgerengagements.
ein besonders ambitioniertes Vorhaben startete die stif-tung bürgermut im herbst 2012. unter dem titel „open-transfer“ hat das team gemeinsam mit der bertelsmann stiftung eine innovative Website und eine Veranstaltungs-reihe entwickelt. Ziel ist es, das Wissen erfolgreicher enga-gierter zum thema Projekttransfer in einem gemeinschaft-lich verfassten e-book zusammenzuführen.
längst hat sich eine enge Partnerschaft zwischen der stif-tung bürgermut und dem Generali Zukunftsfonds ent-wickelt – sei es im kollegialen austausch oder in verschie-denen kooperationsprojekten. diese Partnerschaft führte ende 2012 zu einer strategischen förderung der stiftung bürgermut durch den Generali Zukunftsfonds. bis ende 2015 hilft der Zukunftsfonds der stiftung finanziell beim aufbau einer nachhaltigen organisations- und finanzie- rungs struktur.
stiftunG bürGerMut: ideen Machen karriere
ii. aktiVitÄtEn EnGaGEmEnt unD Einsatz
31
„neue Herausforderungen erfordern neue Konzepte“
IntErVIEW
Prof. Dr. Annette Zimmer, Professorin für Sozialpolitik und Vergleichende Politik‑wissenschaft am Institut für Politikwissen‑
schaft der Westfälischen Wilhelms‑ Universität Münster, über Infrastruktur‑probleme, Vernetzung und neue Ansätze.
Was sind derzeit die Schwachpunkte lokalen bürgerschaftlichen Engagements?
Die landschaft der Vereine, initiativen und gemeinnützigen organisationen verändert sich im Moment drastisch. Vieles läuft nicht mehr so wie früher. Dies hat mit den gewachse-nen anforderungen an die organisationen und auch mit den knappen kassen und der zurückgehenden unterstützung seitens der kommunen zu tun. Probleme gibt es heute besonders bei der besetzung von leitungspositionen, ge- rade weil die anforderungen zunehmen und gleichzeitig die freie Zeit derer schrumpft, die Verantwortung übernehmen können. Der demografische Wandel verschärft die situa-tion: im Moment gibt es noch viele engagierte junge alte. Gleichzeitig ist das Zeitfenster der Älteren begrenzt; und es werden kaum Jüngere an die aufgaben herangeführt.
Wie wirkt sich das auf die Strukturen aus?
bisher noch sehr wenig! für viele gemeinnützige organi-sationen ist Personalentwicklung leider immer noch ein fremdwort. auch die einrichtungen vor ort, die sich um die förderung des engagements bemühen, haben sich dieses Problems noch nicht richtig angenommen. Das wäre auch etwas viel verlangt, da es zunächst darum ging, interes-sierte ins engagement zu vermitteln. Doch neue herausfor-derungen erfordern neue konzepte und ansätze.
Wie können Lösungen aussehen?
Zunächst muss klar werden, dass es sich nicht um ein Ver-mittlungsproblem handelt. Wer sich engagieren will, findet einen Weg. es sind die organisationen, die sich in schwie-rigkeiten befinden: personell und finanziell. hierauf müssen sich die einrichtungen einstellen. Wie kann eine niedrig-schwellige organisationsbefragung erfolgen? Wie kann hilfestellung geleistet werden bei der rekrutierung und Weiterbildung von führungspersonal? Wie können enga-gierte an verantwortungsvolle aufgaben herangeführt wer-den? es ist ein neues arbeitsfeld – aber ein ganz zentrales!
Und die Vernetzung untereinander?
eine stärkere Vernetzung untereinander ist dringend erfor-derlich. im hinblick darauf sollten die einrichtungen vor ort eng zusammenarbeiten. es ist sinnvoll, hier überregionale Zusammenschlüsse miteinzubeziehen. es sollten tools, in- strumente für beratung und unterstützung, entwickelt werden. Viele gute ansätze bekommen nicht die aufmerksamkeit, die ihnen gebührt. erst durch überregionale Vernetzung und Präsenz gerade auch im netz macht heute Gutes schule. hierbei sind die Dachorganisationen besonders gefordert.
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Generali ZukunftsfonDs Jahresbericht 2012
Das Bundesnetzwerk Bürger schaftliches Engagement (BBE) hat Impulse für eine
verstärkte sektorenübergreifende Zusammenarbeit formuliert – im Folgenden
werden Auszüge daraus vorgestellt.
„[…] bürgergesellschaft setzt staatliches handeln in der form des ermöglichenden staates voraus. Dabei hat die schaffung positiver rahmenbedingungen Vorrang vor staatlichen Vorgaben und strukturen. Der staat hat nur solche aufgaben wahrzunehmen, zu denen die akteure der bürgergesellschaft nicht selbst in der lage sind. […]
staatliches und bürgergesellschaft liches handeln ergänzen sich: Pflicht- und regelangebote von bund, ländern und kommunen können durch engagement nicht ersetzt, wohl aber ergänzt werden. engagement ist hierbei auch ein wichtiger faktor für die Weiterentwicklung und innovation von angeboten in den verschiedenen gesell-schaftlichen bereichen.
[…] engagementförderung durch die bürgergesell-schaft setzt einen Prozess der selbstvergewisserung über ein breit gefasstes Verständnis des bürgerschaftlichen engagements, der Mitverantwortlichkeit, der Gemeinnüt-zigkeit und subsidiarität voraus. Dabei muss das Vertrauen der bürgerinnen und bürger in ihre fähigkeit zur gemein-schaftlichen selbsthilfe, zur selbstorgani sation, zur bürger-gesellschaftlichen eigenverantwortung und zur selbstbe-wussten Wahrnehmung eigener handlungsspielräume bewusster gemacht und gestärkt werden. bürgerinnen und bürger betrachten ihr engagement sowohl als teil ihrer selbstverwirklichung als auch als wesentliches element der demokratischen Gesellschaft. ein solches engagement-verständnis ist sich der unterschiede zwischen erwerbs-
arbeit und engagement bewusst und lässt sich nicht als ausfallbürge für staat liche einsparungen missbrauchen.
[…] eine auf die Zukunft orientierte engagementpolitik macht eine neue gesellschaftliche Verantwortungsbalance erforderlich, die nur gelingen kann, wenn staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft bereit sind, die Perspektive der jeweils anderen sektoren zu respektieren, deren eigenlogik zu ver- stehen und deren Werte anzuerkennen. Dafür ist eine ge- sonderte betrachtung der jeweils eigenen beiträge von staat, Wirtschaft und bürgergesellschaft eine gute ausgangsbasis.
[…] Die organisationen der bürgergesellschaft befin-den sich angesichts zurückgehender eigenmittel und knapper öffentlicher haushalte in einer wachsenden kon-kurrenz um ressourcen – zu denen nicht zuletzt die enga-gierten zählen. Deshalb ist es wichtig, dass die kooperati-onskultur fortentwickelt, gemeinsame strukturbedarfe für engagement, bürgergesellschaft und Partizipation identifi-ziert und gemeinsam verfolgt werden.“
iMPulse fÜr Mehr kooPeration
die initiatiVe
Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement
(BBE) ist ein Zusammenschluss von über 240 Trägern
und Förderern des bürgerschaftlichen Engagements
aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Staat. Die von den
BBE-Gremien 2012 verabschiedeten engagement-
politischen Impulse sollen die Diskussion über künftige
Aufgaben der Engagementpolitik voranbringen. loring
Sittler war als gewähltes Mitglied des koordinierungs-
ausschusses an der Formulierung der Impulse beteiligt.
www.b‑b‑e.de
ii. aktiVitÄtEn EnGaGEmEnt unD Einsatz
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Das Berlin Civil Society Center macht große Hilfsorga ni sationen durch enge
Vernetzung auf Führungsebene effektiver in ihrer Arbeit. Die Strukturen wurden vom Generali Zukunftsfonds gefördert.
Die effizienz und effektivität internationaler organisationen der Zivilgesellschaft haben in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. Das berlin civil society center unterstützt organisiationen bei der erarbeitung von strate-gien, der optimierung von Governance-strukturen, der Verbesserung von Managementfunktionen und der umset-zung hoher transparenz- und rechenschafts-standards. ein wesentlicher schlüssel zum erfolg ist das systematische lernen der organisationen voneinander, von der Wirtschaft und von führenden experten. Das berlin civil society center hat sich in den letzten fünf Jahren zur führenden Plattform für diesen austausch entwickelt und wurde in der aufbau-phase vom Generali Zukunftsfonds unterstützt.
zu DEn projEktEn DEs jahrEs 2012 GEhörtEn:
Vision works 27 Geschäftsführer von 16 der größten Zivilgesellschaftsorganisationen entwickelten gemeinsam strategien zur effektivitätssteigerung.
Global pEErs 15 Geschäftsführer internationaler Zivil-gesellschaftsorganisationen trafen un-repräsentanten, um die rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit bei den Millennium-entwicklungszielen zu verbessern.
Global GoVErnancE experten der Zivilgesellschaft, Wis- senschaft und Wirtschaft erarbeiteten Vorschläge für globale Governance-strukturen von Zivilgesellschaftsorganisationen.
sEnior lEaDErs wEEk 40 erfahrene Manager zivilge-sellschaftlicher organisationen aus 19 ländern identifizierten künftige herausforderungen für führungskräfte in Zivilge-sellschaftsorganisationen und entwickelten lösungsansätze.
inGo accountabilitY chartEr seit 2010 führt das berlin civil society center die Geschäfte der inGo accoun-tability charter. Diese verpflichtet die Zivilgesellschaftsorga-nisationen zu transparenz- und rechenschafts-standards.
alle Grossen an einen tisch
die initiatiVe
Das Berlin Civil Society Center wurde 2007 von Peter
Eigen und Burkhard Gnärig mit dem Ziel gegründet,
die Effektivität der großen Hilfsorganisationen durch
bessere Vernetzung, kollektives Vorgehen und gemein-
sames lernen zu verstärken. Zu den Adressaten ge-
hören rund 30 der großen globalen Organisationen;
Anteilseigner sind unter anderen Amnesty International,
Oxfam, der WWF, SOS Children’s Villages, World Vision
und Transparency International.
www.berlin‑civil‑society‑center.org
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Generali ZukunftsfonDs Jahresbericht 2012
partner Vor ort
C.
Gemeinsames Wirken ist das zentrale Kriterium in der Förderstrategie des Generali Zukunftsfonds. Wir interessieren uns besonders für Organisationen, die von vornherein auf Zusammenarbeit mit anderen Akteuren aus Wirtschaft, Staat und Zivilgesellschaft setzen und deren Arbeitsergebnisse und Erfahrungen sich gut übertragen lassen. Denn nur so wird aus einer Idee eine Bewegung. Grundsätzlich unterstützen wir Vorhaben finanziell und ideell, an denen sich auch andere Insti‑tutionen und Förderer aktiv beteiligen.
ii. aktiVitÄtEn EnGaGEmEnt unD Einsatz
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Für Kinder ist der Übergang vom Kinder‑garten in die Grundschule oft schwierig. Für
Jugendliche kann der Wechsel von der Schule in den Beruf problematisch werden. Beide Phasen erfordern von Betreuern und
Lehrern mehr Aufmerksamkeit – die deswe‑gen größere Unterstützung benötigen.
Das Genial-Projekt in Weinheim will insbesondere chan-cenarme und bildungsferne kinder und Jugendliche unter-stützen, damit die bildungsbiografisch so wichtigen Über-
gänge gut gelingen. so qualifizieren und unterstützen zwei fachstellen für bürgerschaftliches engagement die arbeit von „Paten für kinder“. Diese freiwilligen „kita- und Grund-schul-Paten“ („55plus“) helfen und begleiten in mehreren Weinheimer kindergärten und Grundschulen kinder bei ihrem Übergang vom kindergarten in die Grundschule. hierfür benötigen sie erst einmal selbst fundiertes pädago-gisches Wissen, das in seminaren besprochen und einge-übt wird: Wie zum beispiel baue ich eine beziehung zu den kindern auf und was macht man bei unruhigen kindern?
Die fachliche und persönliche betreuung der freiwilligen Paten ist eine der leistungen der „Weinheimer bildungs-kette“. Dieser kommunale Verbund unterstützt kinder und Jugendliche vom Vorschulalter bis zur berufsorientierung. für junge Weinheimer wird vom krabbelalter bis zum
starthelfer aus WeinheiM
Bildungspaten brauchen mehr als guten Willen. GENIAl in Weinheim begleitet die älteren Engagierten fachlich und persönlich bei
ihrer wichtigen Aufgabe.
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Generali ZukunftsfonDs Jahresbericht 2012
berufseinstieg eine bildungsqualität angestrebt, die eine qualifizierte berufliche abschlussperspektive ermöglicht. als übergeordnetes fördernetzwerk unterstützt die Weinheimer bildungskette auch Jugendliche in ihrem Übergang von der schule in den beruf. Dabei erreichen die Paten jährlich zwi-schen 150 und 200 kinder und Jugendliche, davon 70 bis 80 durch individuelle begleitung in lese-, lern- und berufs-startpatenschaften.
Professionelle ansprechpartner für die kita- und Grund-schulpaten (kiG) und den Weinheimer unterstützerkreis berufsstart (Wub) werden vom Weinheimer lions club gestellt. Zusätzlich werden die ehrenamtlichen akteure der „Weinheimer bildungskette“ in ihrer arbeit von professio-nellen fachkräften begleitet und betreut. Dafür finanziert der Generali Zukunftsfonds zwei „fachstellen ehrenamt“.
insgesamt umfassen die leistungen der Weinheimer bil-dungskette eine frühe sprachförderung in den kindergärten, die individuelle lernförderung am Übergang zur schule, förderprogramme unter einbeziehung von eltern und elternbegleiterinnen, bildungspartnerschaften mit schulen, berufsorientierung und ein kommunal gesteuertes Ma -nagement für den Übergang von der schule ins berufs-leben. für diese förderarbeit setzt sich Weinheim mit rund 40 weiteren städten und Gemeinden bundesweit in einer „Weinheimer initiative“ ein.
massnahmEn unD ErfolGE im EinzElnEn
im Projektbereich kiG/kita-Grundschule arbeiten aktuell 15 Patinnen an drei Grundschulen und einer kindertagesstätte. sie lesen altersgerechte texte in klassen und Gruppen vor und fördern individuell die lese-, sprach- und rechtschreib-kompetenz einzelner kinder. Zusätzlich begleitet und fördert ein Pate einen schüler mit Migrationshintergrund am Über-gang von der Grundschule in die realschule. Der gesamte bereich konnte 2012 dank der kontinuierlichen arbeit der
fachstelle deutlich erweitert werden. Mehrere neue ehren-amtliche wurden akquiriert und qualifiziert. Die arbeit der kiG-Paten hat sich an den schulen und der kita gut etabliert.
im Projektbereich Wub, dem Weinheimer unterstützer-kreis berufsstart, arbeiten rund 40 Paten mit Jugendlichen an fünf Weinheimer schulen. sie unterstützen als lern-paten schulische und persönliche lernprozesse und als berufsstartpaten die berufsorientierung und berufswege-planung. 2012 konnten zahlreiche neue Mitarbeiter für den Wub gewonnen und in die ehrenamtliche arbeit ein geführt werden. Zur Qualifizierung der Wub-Paten dienen regel-mäßige einführungen und fortbildungen sowie kontinuier-licher erfahrungsaustausch in den schulteams. Zusätzlich wurde das neue, webbasierte Wub-Patenhandbuch zur Verfügung gestellt.
das proJekt
Das kürzel „GENIAl“ steht für: „Gesellschaftliches Enga-
gement im Alter für die Bildung von kindern und Jugend-
lichen in Weinheim“. Die besondere kultur der „kooperation
auf Augenhöhe“ zwischen Hauptamt und Ehrenamtlichen
ist in der „Weinheimer Bildungskette“ heute Standard.
Zurzeit sind in den beiden Projektteilen – den kita- und
Grundschulpaten (kiG) und dem Weinheimer unterstützer-
kreis Berufsstart – insgesamt 55 Ehrenamtliche aktiv.
www.jobcentral.de
ii. aktiVitÄtEn EnGaGEmEnt unD Einsatz
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Dörfer und regionen leeren sich, Geschäften und Betrieben fehlt es an
Kunden und inzwischen auch an Fachkräften. Doch das Leben auf dem
Dorf hat Zukunft, wenn Bürger sich intensiv um ihre Dörfer und Kommunen
kümmern. Das von iq consult entwickelte Modell „Dorfkümmerer“
zeigt Alternativen.
schon lange reicht im strukturschwachen ländlichen raum nordostbrandenburgs die leistung der Wirtschaft nicht aus, um genügend arbeits- und ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen. Viele pendeln mit erheblichen Zeit-verlusten zwischen dem Wohnort auf dem land und der arbeitsstelle in der stadt. Vor allem junge, gut qualifizierte bewohner verlassen die ländliche region und kehren nicht wieder. Zurück bleiben die Älteren und weniger gut Qualifi-zierten. besonders schwierig wird die situation in den ganz kleinen ortschaften, die vom busverkehr abgekoppelt wer-den und in denen kaum noch kinder aufwachsen.
aus spanien stammte die idee, in solchen besonders klei-nen kommunen einen geeigneten ansprechpartner für selbsthilfevereine, persönliche initiativen und kleinere unternehmen zu finden und diesen gezielt zu fördern. Was in spaniens Dörfern „scout“ genannt wird, ist in branden-burg seit 2012 der Dorfkümmerer.
seit Juli 2012 sind acht Dorfkümmerer in den brandenbur-ger landkreisen oberhavel, barnim und in der uckermark aktiv. Viele von ihnen waren bereits vorher engagiert – zum beispiel als ortsvorsteher in ihren Gemeinden. alle sind über 55 Jahre alt, in ihrer heimat und region verwurzelt
und in ihrer Gemeinde gut bekannt. Zu oft lohnt sich ein ehrenamt in allzu kleinen ortschaften nicht mehr. Zu selten gibt es positive rückmeldungen. Wer sich einbringen möchte, dem fehlt selbst oft das nötige kleingeld, zum bei-spiel für benzin oder kommunikationskosten. Was hier fehlt, sind Moderatoren und Motivatoren, die die Menschen zum Mitmachen bewegen. „Man könnte den Dorfkümmerer auch einen animateur nennen“, schreibt die berliner Zeitung.
ideen für Wandel im ländlichen raum gibt es viele: selbst verwaltete Dorfläden, alternative lieferservices, tausch-handel, regionalgeld – das sind nur einige der aktuellen trends. Der Dorfkümmerer klärt über diese Möglichkeiten auf, unterstützt und verbindet initiativen und schafft netz-werke. Manchmal bringt er damit – durchaus gewollt – auch ein wenig unruhe in den ort.
organisiert und entwickelt wurde das Projekt 2011 von norbert kunz, Geschäftsführer von iq consult, einer Pots-damer agentur, die sozialunternehmerische Projekte fördert und interessengemeinschaften berät. in einer zehntägigen Qualifizierungsphase im Juli 2012 wurden die acht ersten Dorfkümmerer brandenburgs von iq consult auf ihre neuen aufgaben vorbereitet. Gefördert wird das Ganze durch die
neues leben in alten DÖrfern
Sie haben den Überblick: Die Dorfkümmerer in Brandenburg
animieren und motivieren zu mehr Bürgerengagement.
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Generali ZukunftsfonDs Jahresbericht 2012
das proJekt
Das Modellprojekt Dorfkümmerer wurde 2011 von den
Social Entrepreneurs der Potsdamer Agentur iq consult
gestartet und wird seit 2012 vom Generali Zukunftsfonds
unterstützt. Mithilfe der Dorfkümmerer sollen sozialunter-
nehmerische und bürgerschaftliche Initiativen zur lösung
der wirtschaftlichen und demografischen Herausforderun-
gen im strukturschwachen ländlichen Raum Nordostbran-
denburgs angestoßen werden.
dorfküMMerer ...
identifizieren besondere Probleme in ihrem Dorf, etwa
fehlende Nahversorgung oder mangelhaften Nahverkehr
gewinnen Mitmenschen zur lösung dieser Probleme
unterstützen bei der Suche nach Fördermöglichkeiten
und Ansprechpartnern
organisieren Veranstaltungen und Aktivitäten
begeistern andere Einwohner dafür, die lebensqualität
in ihrem Dorf zu verbessern
Das vom Dorfkümmerer kurt Glowe begleitete Projekt
„lebens-Energie für das Dorf“ gehört zu den Gewinnern im
Wettbewerb „Neulandgewinner“ der Robert Bosch Stiftung.
europäische union, das land brandenburg und den Gene-rali Zukunftsfonds. im idealfall entwickeln sich die Dorf-kümmerer zu akteuren, die Veränderungsprozesse initiie-ren. Dabei werden sie von iq consult auch zu themen wie recht, steuern, finanzierung, Marketing und kommunika-
tion beraten. in ihren Dörfern führen sie mit den einwoh-nern bereits erste ideenwerkstätten durch, auf denen gemeinsam über Visionen, ideen, Meinungen und Wün-sche für die Zukunft der Dörfer diskutiert wird. auch die idee des sozialen unternehmertums wird bekannter gemacht.
wiE förDErt man EnGaGiErtE sozialE pioniErE bEi ihrEr arbEit?
Mehrere bürgerschaftliche und 15 sozialunternehmerische initiativen wurden bereits mithilfe von iq consult angesto-ßen. erste ideen: ein Jugendclub soll neu entstehen, ein supermarkt gemeinschaftlich revitalisiert, ein see zum naherholungsgebiet entwickelt werden. in einem kirch-turm wird ein Museum eröffnen, ein Dorf möchte energie-dorf werden. in einer anderen Gemeinde wird kümmerer hans-Jürgen bewer einen informationspunkt über das Weltnaturerbe Grumsiner Wald eröffnen, um mehr touris-ten in den ort zu holen. Jeder der Dorfkümmerer trägt mit eigenen themenschwerpunkten dazu bei, seinen ort
Herausforderungen begegnen, Chancen entdecken: Dorfkümme-
rer werden sorgfältig qualifiziert und geben ihr Wissen weiter.
ii. aktiVitÄtEn EnGaGEmEnt unD Einsatz
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attraktiver zu machen. auch liegen die verschiedenen Dörfer mit absicht relativ nahe beisammen, damit sich alle gegen-seitig unterstützen und erfahrungen austauschen können.
nach einer weiteren Zusatzausbildung werden die küm-merer auch zu fördermöglichkeiten beraten, um Zugang zu unterstützenden institutionen zu gewinnen. eine ihrer wichtigsten aufgaben wird es sein, wieder mehr zivil-gesellschaftliche aktivität in ihren Gemeinden zu ent-fachen. immerhin: Mithilfe des Projektes konnten zahl-reiche akteure aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissen- schaft und bürgerschaft für sozialunternehmerisches handeln in der region sensibilisiert werden. Mittlerweile sind bereits bundesweit die Medien auf die idee aufmerk-sam geworden. Die hochschule für nachhaltige entwick-lung (hne) in eberswalde plant, das Vorhaben wissen-schaftlich auszuwerten.
BARNIM
OSTPRIGNITZ-RUPPIN
PRIGNITZ
POTSDAM-MITTELMARK
HAVELLAND
ODER-SPREE
MÄRKISCH-ODERLAND
UCKERMARK
ELBE-ELSTER
Potsdam
BERLIN
OBER-HAVEL
TELTOW-FLÄMING
DAHME-SPREEWALD
OBERSPREEWALD-LAUSITZ
SPREE-NEISSE
Cottbus
Brandenburg an der Havel
Frankfurt (Oder)
unter -15
-15 bis unter -10
-10 bis unter -5
-5 bis unter 0
0 bis unter 5
5 bis unter 10
proGnostiZierte beVÖlkerunGsentWiCklunG in brandenburG und berlin 2008 bis 2025 in proZent
http://entersocial.de/dorfkuemmerer
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Generali ZukunftsfonDs Jahresbericht 2012
In Mülheim passt das CBE die Engagementstrukturen den
tatsächlichen Bedürfnissen an.
nie zuvor gab es so viele bürger, die sich so lange guter Gesundheit erfreuten und sich noch länger gemeinschaft-lich engagieren möchten. Vor allem in der lebensphase nach dem beruf suchen Menschen nach neuen Perspek-tiven im eigenen umfeld. eine befragung des cbe – des „centrums für bürgerliches engagement“ in Mülheim an der ruhr – zeigt, dass sich bürger als unterstützung hier-für eine offene organisation wünschen, eine kontaktstelle, in der man sich ohne langfristige Verpflichtungen einbrin-gen und untereinander abstimmen kann.
bereits vor einigen Jahren hatte die stadt Mülheim an der ruhr in verschiedenen stadtteilen das ,,netzwerk der Generationen“ ins leben gerufen. Durch das vom Generali Zukunftsfonds geförderte Projekt netzwerk speldorf baut das cbe nun gemeinsam mit der stadt auch im stadtteil speldorf ein eigenes bürger- und akteursnetzwerk auf.
im netzwerk speldorf wird auf stadtteilebene eine Platt-form geschaffen, auf der sich bürger mit unterstützung lokaler akteure ehrenamtlich für den stadtteil engagieren. eingebunden sind ortsansässige soziale einrichtungen und Dienstleister, Geschäftsleute der „interessengemeinschaft speldorf“, eine kirchengemeinde sowie der bürger- und kurverein des stadtteils. eines der hauptziele ist es, die lebenssituation älterer bewohner, die nicht mehr am öffentlichen leben teilnehmen, zu verbessern. erste Pro-jekte waren ein telefonkontaktkreis und die Verbesserung der einkaufssituation für Ältere. Das cbe soll jetzt gemein-sam mit den Projektkoordina toren der stadt den aufbau dieser netzwerkgruppe voran bringen.
Zu den entwickelten Zielen gehören neben Vorträgen auch einzelprojekte, an denen sich jeder im rahmen des netz-werks beteiligen kann. Zukünftig wird es alle zwei Monate bürgerversammlungen geben. neue Gruppen sollen ge - bildet, ehrenamtliche einsatzmöglichkeiten vorgestellt und informationen ausgetauscht werden. Dabei soll es mit der Zeit zu einer balance zwischen freien Wahlmöglichkeiten und verbindlichen Vereinbarungen kommen. Vor allem ent-steht ein netzwerk, in dem sich bürger kennenlernen, aus-tauschen und selbst organisierte aktivitäten umsetzen.
Über Presseberichte, regionale Wochenblätter, Publikatio-nen von beteiligten akteuren, Plakate und persönliche ansprache werden alle speldorfer bürger über 50 Jahre erreicht. ebenfalls unter beteiligung der Menschen im stadtteil wird ein flyer produziert, der die verschiedenen aktivitäten darstellt und das netzwerk als bestandteil des sozialen Gefüges „speldorf“ vorstellen wird.
ein besseres netZ
das proJekt
Im Netzwerk Speldorf sind zurzeit 56 Personen – sowohl
Multiplikatoren als auch Bürger – involviert. Träger ist das
Centrum für bürgerschaftliches Engagement e.V. (CBE)
mit Sitz in Mülheim an der Ruhr. Das Projekt wird über
die gesamte laufzeit von zwei Jahren vom Generali
Zukunftsfonds gefördert: vom 1. Januar 2012 bis zum
31. Dezember 2013.
www.cbe‑mh.de
ii. aktiVitÄtEn EnGaGEmEnt unD Einsatz
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Viel zu oft leben die Generationen voneinander getrennt. Die Folgen:
Vereinzelung, wichtige Impulse für Kinder entfallen, auch Jugendliche spüren, dass ihnen etwas Wichtiges entgeht. Und die
Älteren fühlen sich nicht mehr gebraucht.
Die organisation „Generationsbrücke Deutschland“ initi-iert, leitet und begleitet regelmäßige begegnungen zwi-schen bewohnern von altenpflegeheimen und kindern im (Vor-)schulalter. Ziel ist es, die lebensfreude aller beteilig-ten zu erhöhen. für alte und Pflegebedürftige bringt keine andere soziale aktivität so viel positive abwechslung und freude in den heimalltag wie der kontakt mit jungen besu-chern. Gleichzeitig werden sie stärker in die Gesellschaft integriert. Die kinder und Jugendlichen wiederum erleben Wertschätzung, herzenswärme und Zuneigung. sie profi-tieren von der lebensweisheit und erfahrung der alten und lernen frühzeitig, alterungsprozess, Pflegebedürftigkeit, Demenz und letztlich auch den tod als normale lebens-umstände zu erkennen. Gerade kinder und Jugendliche aus gestörten sozialmilieus können über das besuchspro-gramm ein neues selbstwertgefühl entwickeln.
„Generationsbrücke Deutschland“ arbeitet mit klaren strukturen und legt Wert auf die Vorbereitung und schu-lung der teilnehmer. Zweiwöchentlich oder monatlich besuchen Gruppen von acht bis zwölf schülern oder kin-dergartenkindern die bewohner einer altenpflegeeinrich-tung. Jedes kind erhält einen bewohner des heims als fes-ten ansprechpartner, damit ein vertrautes Verhältnis entstehen kann. Vorher werden die kinder in einer orientie-rungsveranstaltung über Pflegeheime, Pflegebedürftigkeit sowie praktische hilfestellungen informiert. beim besuch folgen auf eine rituelle begrüßung gemeinsame aktivitäten
wie spielen, lesen, Malen und singen. Die rituelle Verab-schiedung vermittelt beiden Generationen sicherheit, Ge- borgenheit und die aussicht auf ein baldiges Wiedersehen.
nEuE ziElE
nach erfolgreichem start in einzelnen regionen wird das Programm seit 2012 im ganzen land vorgestellt und das know-how bundesweit vermittelt. Dabei gibt es neue stra-tegische wie organisatorische aufgaben zu lösen. hierfür schufen der Generali Zukunftsfonds und die bMW stiftung herbert Quandt gemeinsam die neue Planstelle „Projekt-entwicklung“, die mit der ehemaligen bundeskoordinatorin von „wellcome“, franziska holfert, hervorragend besetzt wurde. ende 2012 war die „Generationsbrücke Deutsch-land“ bereits mit zwanzig kooperationspartnern in fünf bundesländern vertreten.
brÜckenbauer auf eXPansionskurs
das proJekt
Horst krumbach gründete die Initiative, die heute etwa
300 Menschen erreicht, 2009 in Aachen. Ziel ist es, „Freude
und Freunde“ zu stiften. Prominente unterstützer der
Generationsbrücke sind die Schirmherren: Tagesthemen-
Moderator Tom Buhrow und seine Frau Sabine Stamer.
Generationsbrücke wurde mehrfach ausgezeichnet, zum
Beispiel als Bundessieger von startsocial und als Gewinner
des Young leaders Award.
www.generationsbrücke‑deutschland.de
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Generali ZukunftsfonDs Jahresbericht 2012
Selbstbestimmt möglichst lange in vertrauter Umgebung leben – das ist für viele Ältere der wichtigste Wunsch. Eine
mögliche Lösung: nachbarschaftshilfe für Senioren von Senioren. In Kronach ist so ein vorbildliches Projekt entstanden.
in der oberfränkischen stadt kronach unterstützen sich mehr als 300 meist ältere Damen und herren aus 16 Ge-meinden in einer erfolgreichen seniorengemeinschaft, die bundesweit auf sich aufmerksam macht. ob fahrdienste, behördengänge, Garten- oder haustierpflege: Die kro-nacher verfügen über eine gut organisierte nachbar-schaftshilfe, bei der senioren und freiwillige Mitglieder überall zugleich im netzwerk helfen. Jedes Mitglied bezahlt pro stunde erhaltener hilfeleistung einen betrag, von dem drei Viertel der helfer, ein Viertel der Verein für laufende kosten erhält. erarbeitetes Guthaben kann angespart und später in die hilfestellung durch ein anderes Mitglied einge-tauscht werden. eine geringe jährliche Mitgliedsgebühr deckt die unfall-, haftpflicht- und kaskoversicherung für die einsätze ab. beim monatlichen Mitgliedertreffen sind Gäste willkommen. Generell ist es nicht wichtig, ob man aktiv mitarbeiten kann oder unterstützung in anspruch nehmen muss. bei den kronachern kann jeder Mitglied werden und tatsächlich sind auch viele Jüngere dabei.
neben dem freistaat bayern, der europäischen union und einer stiftung hat sich auch der Generali Zukunftsfonds an der finanzierung einer hauptamtlichen netzwerkmanagerin für den Verein beteiligt. Diese setzt sich im landkreis für die Gemeinschaft ein, beantwortet anfragen, nimmt haus-besuche vor, teilt die einsätze ein und betreibt Öffentlich-keitsarbeit. Mit ihren Maßnahmen fördert die seniorenge-meinschaft in der oberfränkischen region kronach den
sozialen Zusammenhalt zwischen Dorf und stadt und trägt das thema „selbstbestimmtes leben im alter in vertrauter umgebung“ in die Medien.
Die resonanz im landkreis auf das bemühen der kro-nacher senioren, neue Mitglieder gerade auch in den klei-neren Gemeinden zu gewinnen, war bislang sehr positiv. Das liegt vor allem daran, dass die Wohlfahrtsve
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