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Der Nasenkönig
Europas berühmtes-ter und schillerndster Schönheitschirurg lebt am Bodensee. Erstmals öffnet werner mang sein feudales Anwe-sen in der Schweiz. Und zeigt, was er sich mit dem Skalpell «erschnippelt» hat.
Text rené Haenig Fotos THomas BucHwalder
Werner Mang, 60, hat sich vor seiner imposanten Villa in Ror-schacherberg SG aufgebaut.
Vor ihm sein auf Hochglanz polierter schwarzer Rolls-Royce Corniche, Baujahr 1984 («mein Lieblings-Oldtimer, der Ers-te mit elektrischen Fensterhebern»). Man könnte Mang schnell für arrogant halten. Dabei hat sich der Schönheitschirurg viel-mehr das Kind im Manne bewahrt. Mang freut sich über seine Boliden (in der Gara-ge reihen sich Porsche 356 B neben Aston Martin, Lamborghini Gallardo sowie di-verse Ferraris) wie ein kleiner Junge über seine Carrera-Rennbahn (die hat er in sei-nem «Männerreich» unterm Dach aufge-baut). Der Wahlschweizer (er wurde vor zwei Jahren in Appenzell eingebürgert) ist stolz auf das, was er erreicht hat.
mang gilt als «König der nasen». Seine Medizinkarriere startete er vor über zwanzig Jahren als HNO-Arzt in seiner deutschen Heimatstadt Lindau. Mittler-weile haften dem Starchirurgen die Medien gern Superlative wie «King of Beauty» (RTL), «Schönheitspapst» («Neue Post»), «Der Michelangelo vom Boden-see» («Brigitte») oder «Falten terminator» («Der Spiegel») an. «Ist mir alles recht», sagt Professor Doktor Mang.
Jährlich operiert er 600 Nasen. Seit 35 Jahren. Macht unterm Strich 21 000 Nasen-OPs. Hinzu kommen unzählige weitere Schönheits-OPs, für die er auch schon mal nach Moskau oder Dubai ein-geflogen wird. «Mit vier Klinikbetten machte ich mich als 40-Jähriger selbst-ständig», erinnert er sich. Heute dirigiert der Starchirurg als Vorstandsvorsitzender
Luxuriös Star-Chirurg Werner Mang vor seiner Villa am Schweizer Bodenseeufer: elf Zimmer verteilt auf 700 Quadrat-meter Wohnfläche. Das Grundstück selbst erstreckt sich über 10 000 Quadratmeter.
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«Ich bin undiplomatisch, und ich polarisiere – obwohl mein Weg dadurch schwerer war» werner mang
Erfolgsgeheimnis Seit 25 Jahren ist Werner Mang mit Sybille verheiratet. «Ohne sie hätte ich es nie so weit gebracht.» Sie betreibt eine Galerie und sorgt für die Kunst im Haus.
Familienfirma Mangs Sohn Thomas studiert Architektur – und richtet schon die Häuser seines Vaters ein.
Heimatgefühl «Ich liebe den Bodensee, bin hier verwurzelt. Und: Welcher Arzt hat bei der Arbeit schon so einen Ausblick?»
und medizinischer Leiter der Klinikgrup-pe Mang Medical One zusammen mit dem ehemaligen Metro-Topmanager Erwin Conradi ein Schönheitsimperium mit zehn Kliniken von München bis Hamburg, 500 Beschäftigten und 15 000 Eingriffen jährlich.
mang hat den richtigen riecher. Hinzu kommt sein ausgeprägter Fleiss: «Ich bin ein Workaholic.» An diesem Samstagmorgen hat er in seiner direkt ne-ben der Villa gelegenen Swiss Klinik schon zwei Nasen verschönert. Des Geldes we-gen müsste er das längst nicht mehr tun. «Es macht mir Spass. Früher operierte ich sogar sonntags, aber meiner Frau zuliebe trete ich inzwischen etwas kürzer.»
Mit Sybille, 51, ist er seit 25 Jahren ver-heiratet, das Paar hat eine Tochter, Gloria, 23 (sie studierte Medizin, jetzt Kommuni-kationswissenschaften), und einen Sohn, Thomas, 21 (er studiert Architektur und
richtet jeweils die mangschen Häuser ein). «Ich höre oft: Werner, du bist so erfolg-reich, siehst gut aus, wieso hast du immer noch die gleiche Frau?» Was er dann ant-wortet? «Wie verlogen doch unsere Gesell-schaft ist, dass ich, der so lange mit Sybil-le verheiratet ist, als Exot gelte!»
Mang sagt (in seinem jüngsten Buch «Verlogene Schönheit – Vom falschen Glanz und eitlen Wahn» rechnet er scho-nungslos mit seiner eigenen Zunft ab), was er denkt – auch wenn er dadurch manchmal als Raubein dasteht. «Ich bin undiplomatisch», gibt er offen zu. Er schickt Patientinnen und Patienten auch ohne Skrupel heim, wenn die einfach nur wie Brad Pitt oder Angelina Jolie ausseh-en wollen. «Ich bin ehrlich und korrekt.» Was ihm selbst Kritiker ohne Wenn und Aber bescheinigen. Dass sich seine gleich-altrigen Freunde teilweise mit viel jünge-ren «Trophäenfrauen» schmücken, findet
er einfach lächerlich. «Sybille und ich bilden die ideale Symbiose. Sie bremst mein Temperament. Ohne sie wäre ich nie so erfolgreich.»
mang hat sich seinen reichtum erarbeitet. Sein Anwesen in der Schweiz. Die Villa in Lindau. Das Appartement im österreichischen Wintersportort Zürs, das Haus in Monaco. Und sonst? «Ich erfülle mir Träume, die Männer halt so haben», sagt er. Zwei Boote (darunter ein Boesch Acapulco deluxe mit einem 350-PS-Cor-vette-Motor) auf dem Bodensee – und seit Neustem besitzt er sogar seinen eigenen Helikopter («meine Mang-Air»), den er auch selbst steuert.
Werner Mang, der in einem streng bürgerlichen Elternhaus (sein Vater war Forstdirektor) aufwuchs, sagt: «Jeder kann Millionär werden, egal, was er macht – wenn er an sich glaubt, sozial kompetent sowie fleissig ist und sich durch Nieder-
lagen nicht entmutigen lässt.» Seine ers-te Million hat er übrigens mit 43 beisam-men gehabt. Trotzdem sei er auf dem Boden geblieben, sagt Mang. «Es ist nach wie vor so, dass ich lieber Kässpatzen esse und dazu ein Bier trinke, als Kaviar zu löf-feln und dabei am Champagner zu nippen – und ausser meiner Sammelleidenschaft für Oldtimer leiste ich mir keine irrsin-nigen Spielereien.»
es sind die Berühmten und Reichen dieser Welt, die ihr Gesicht dem Professor vom Bodensee anvertrauen und ihn damit selbst berühmt und reich gemacht haben. Wobei Mang relativiert. «Nur zehn Prozent meiner Klientel sind berühmt und kom-men aus der ganzen Welt, etwa ein Prozent davon sind in die Kategorie Mega-Promis einzuordnen.» Namen? «Ich bin diskret.»
star-rummel, rote Teppiche, Jetset-Leben – es gibt noch einen anderen Werner Mang jenseits des Glamours. Mit
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«Ich bin kein Halbgott in Weiss, sondern ein Workaholic, der von der Schönheitschirurgie fasziniert ist» werner mang
Männerträume? «Ich erfülle sie mir –
mit meinem Boot, meinem eigenen Heli
und meiner Oldtimer-Sammlung.
Das ist mein einziger Spleen.»
seiner nach ihm benannten Stiftung etwa hilft er unverschuldet in Not geratenen Kindern. Zudem operiert er Unfallopfer, teilweise ohne ein Honorar zu kassieren. Mang tut dies im Stillen. Eines der weni-gen Beispiele, die bekannt sind, ist das von Marc-David Jung. Als Vierjähriger wurde er 1988 bei der Flugshowkatastrophe von Rammstein schwer entstellt. Mang operierte ihn unzählige Male, «damit er heute ein menschenwürdiges Leben führen kann».
Auch in seiner deutschen Heimat schätzt man Mangs Engagement. Auf der Lindauer Insel kaufte er im Laufe der Jahre zahlreiche Häuser auf, sanierte sie – und vermietet zu sehr familien-freundlichen Preisen. Darüber spricht Mang nicht unbedingt von sich aus. Lieber erzählt er seine schöne Erfolgs- geschichte – vom alemannischen Jungen vom Bodensee, der heute als Schönheits-chirurg international bekannt ist. Es hätte auch anders kommen können. Mang: «Wäre ich Bäcker geworden, hätte ich heute sicher ein paar Hundert Filialen …»
Kleine Brötchen backen war eben noch nie das Ding von Werner Mang.
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