müsse wiederhergestellt werden, die auch gerne gewollt hätten. … · 2011. 12. 7. · 32...

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POLITIK 30 SCHWEIZER ILLUSTRIERTE Foto Marcel Nöcker Bär mit Hund Bruno Zuppiger spielt im Garten seines Hauses in Hinwil ZH mit seinem Berner Sennenhund Sämi. Mit Herz und Biss Die Konkordanz im Bundesrat müsse wiederhergestellt werden, verlangt die SVP. Und greift mit einem ZWEIERTICKET an. Die zwei Favoriten – und vier, die auch gerne gewollt hätten.

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    Bär mit Hund Bruno Zuppiger spielt im Garten seines Hauses in Hinwil ZH mit seinem Berner Sennenhund Sämi.

    Mit Herz und Biss

    Die Konkordanz im Bundesrat müsse wiederhergestellt werden, verlangt die SVP. Und greift mit einem Zweierticket an. Die zwei Favoriten – und vier, die auch gerne gewollt hätten.

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    uFür Menschen wie ihn wurden die Worte «gmögig» und «bhäbig» erfun-den. Bruno Zuppiger sagt ja selber, er habe es «gern gesellig und gemütlich». Bundespolitiker jeglicher Färbung nennen ihn einen fairen, gut vernetzten, umgänglichen und konsensfähigen Mann – und darum wählbar in den Bundesrat. Zuppiger betont, er wolle einfach endlich Ruhe in das politische System bringen; solange die Konkor-danz nicht wiederhergestellt sei, herr-sche ewig ein Gezänk. Bruno Zuppiger aus Hinwil ZH, 59, seit zwölf Jahren SVP-Nationalrat, ausgebil-deter Lehrer, heute Inhaber einer Firma für Wirtschafts- und Unternehmens-beratung und Präsident des Schweizeri-schen Gewerbeverbandes, ist nicht zu übersehen. Bruno bedeutet der Braune, also der Bär. Stimmt. Passt. Gross, stattlich, geerdet. Von so einem Kerl würde man meinen, dass er Probleme mit dem Zweihänder angeht, Zuppiger aber ist ein Meister der feinen Klinge, agiert mit taktischer Raffinesse, mit feinem Gespür, Instinkt, viel Sach- und noch mehr Menschenverstand. Und schlau ist der Bär wie ein Fuchs. Er kennt all die politischen Kniffe – und zwölf Gitarrengriffe, «das reicht, um Lieder zu begleiten!».Wenn immer über Zuppiger geschrieben wird, werden gern Anspielungen auf

    seine Postur gemacht. Er sei, heisst es dann etwa, «breit abgestützt», ein «politisches Schwergewicht». «Ja klar», sagt Zuppiger, «wahrscheinlich wäre ich der schwergewichtigste Bundesrat.» Er lacht und bebt und erklärt dann die Sache mit seiner Körpermasse. Bei der Rekrutenaushebung habe er als Hand-baller, Kugelstosser, Diskus- und Speer-werfer bereits 103 Kilo auf die Waage gebracht. Zugegeben, sagt er, damals sei die V-Form seines Körpers anmutiger gewesen. Heute wiegt der Bundesrats-kandidat 115 Kilo. Zuppiger hat grossen Respekt vor der Herausforderung, die auf ihn zukommen könnte. Er könne das nur, wenn er von Familie und Partei getragen werde. Die Familie – sie bedeutet ihm alles: Seine Frau Rösli und er haben fünf Kinder im Alter zwischen 16 und 37 Jahren und drei Enkelkinder. Und Sämi, den Berner Sennenhund. Der Berner Sämi … dieser Name … Es gibt Momente, da zeigt Zuppiger das Lachen eines ertappten Schlitzohrs. «Ja, Sämi. Natürlich ein absolut zufällig gewählter Name.» HWY

    entweder – oderu��Kino oder Oper? «Noch lieber Operette,

    und zwar in Wien.»u��Bratwurst oder Cervelat? «Bratwurst

    grilliert, Cervelat kalt.»u Bier oder Wein? «Wein.»

    Bruno Zuppiger, Zürich

    «Ich wäre der schwergewichtigste Bundesrat»

    Skitag 2011 Zuppiger mit seinen Söhnen Marcel (l.) sowie Sandro und dessen Freundin Rebecca.

    Ansteckender Politvirus Rimes Söhne Pierre (r.) und Jacques arbeiten im Betrieb mit und politisieren aktiv in der SVP.

    uMit einem militärgrünen Range Rover fährt Jean-François Rime über sein Firmengelände in Bulle FR. Die CD «Die schönsten Jägerlieder» bleibt mal wieder im Handschuhfach liegen, er nutzt seine knappe Zeit, um über die Freisprech-anlage ein paar Telefonate zu erledigen. «Beaucoup de travail, comme toujours», sagt er. Vor dem Hauptsitz muss sich selbst der Patron einen Parkplatz suchen. «Ich will keinen eigenen.»Bereits zum zweiten Mal kandidiert der Freiburger Nationalrat für den Bundes-

    rat. 2010 unterlag er gegen Schneider-Ammann und Sommaruga erst im letzten Wahlgang. Sollte der 61-Jährige am 14. Dezember gewählt werden, hätte er dennoch keine Antrittsrede im Archiv: «2010 hatte ich bloss einen Zettel mit zwei, drei Sätzen im Hosen-sack, man ist als Unternehmer ja immer auch auf den Notfall vorbereitet.» Neben seiner Arbeit als Nationalrat führt Rime in Bulle eine Sägerei, ein Garten - bau- und ein Stras sensicherheitsunter-nehmen. Zeit für Hobbys bleibt da

    wenig. Immerhin: «Am Wochenende gehe ich oft im Elsass auf die Wild-schweinjagd.» Und wie geht die Jagd nach dem Bundesratssitz aus? «Die Konkordanz siegt.» ver

    entweder – oderu��Bier oder Wein? «Wein.»u��Berge oder Meer? «Berge.»u��Raclette oder Fondue? «Als Freiburger:

    Fondue!» u��Auto oder ÖV? «Auto. Aber immerhin ist

    mein Range Rover grün lackiert.»

    Jean-François rime, FreiBurg

    Patron ohne eigenen Parkplatz

    Erfolgreicher Unternehmer Sein Sägewerk in Bulle FR setzt im Jahr 45 Millionen Franken um.

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    u«Non!» So lautete die Antwort von Guy Parmelin, als ihn seine Partei bestürmte, für die Nachfolge des Waadtländer SVP-Regierungsrats Jean- Claude Mermoud zu kandidieren. «Nein. Bern hat Vorrang, hier will ich politisieren.» Seit 2003 ist Parmelin Nationalrat – nun hat sich der 52-Jährige aus dem Wein-bauerndorf Bursins als Bundesrats- kandidat ins Spiel gebracht. Viel daheim sei er nicht gewesen in letzter Zeit, «fast jeden Tag war ich auf Wahlkampftour». Hier, nahe dem Genfersee, führt er mit Bruder Christophe einen Bauernbetrieb. 30 Hektaren Weizen, Mais und Raps, fünf Hektaren Reben, vor allem Weiss-wein der Appellation La Côte. Ehefrau Caroline, eine gebürtige Zürcherin, nickt. Sie mache zwar keine Politik, erzählt die 49-jährige Sekundarlehrerin, aber sie habe ihren Mann zu allen Wahl-veranstaltungen chauffiert. «Dort gabs ja überall ein Glas Wein.» In Bern gilt

    uWenigstens im Fussball liefs für ihn dieses Jahr wie gewünscht. Von einer «super Saison» spricht Hannes Ger-mann, 55, Ökonom, Schaffhauser SVP-Ständerat und Stürmer im FC National-rat. Wohl ein Dutzend Goals habe er

    Parmelin als geradliniger Politiker mit fun dierter Dossierkenntnis. Freundlich, nie aggressiv im Ton. Doch in der Sache folgt er stramm der Parteilinie, gehört dem Initiativkomitee «Gegen Massenein-wanderung» an, tritt für Ordnung und Sicherheit ein. «Die Schweiz muss der EU die Zähne zeigen.» TKU

    heuer beim «Tschüttele» für das Polit-team erzielt. Im Bundesratskandidaten-Cup hingegen ist er ausgeschieden, die SVP-Fraktion hat zwei seiner Parteikol-legen nominiert. Nicht zum ersten Mal: Bereits vor drei Jahren, es ging um

    Samuel Schmids Nachfolge, stellte sich Germann zur Verfügung, und auch damals schickte ihn die Fraktion nicht ins Finale. Enttäuscht? Germann spricht von einem weinenden und einem «gros-sen lachenden Auge». Das Bundesrats-amt sei kein Schleck, «der Preis ist hoch, ich sehe doch, wie Magistraten vor Amtsantritt ausschauen und wie danach». Nun hat er wieder mehr Zeit für seine Frau und die beiden, 12 und 15 Jahre alten, Kinder. Und für den Sport. Eben, «tschüttele» im FC Natio-nalrat und – wenns denn endlich schnei-en täte – Ski fahren. Und zwar gleich hinter seinem Haus im 140-Seelen-Dorf Opfertshofen; da steht der Stich, der nördlichste Skilift der Schweiz. HWY

    entweder – oderu��Cervelat oder Saucisson? «Saucisson!»u��Bier oder Wein? «Weisswein!»u��Auto oder ÖV? «Halbe-halbe.»u��Berge oder Meer? «Meer. Kürzlich mach-

    ten wir Dolcefarniente in der Toskana.»u��Kino oder Theater? «Dank Caroline

    bin ich zum Opernliebhaber geworden.»

    entweder – oderu��Wein oder Bier? «Wein.»u��Kino oder Oper? «Kino – am liebsten

    schaue ich etwas Lockeres.»u��Berge oder Meer? «Gern von

    beidem etwas: also Ferien am Bergsee.»

    u��Bratwurst oder Cervelat? «Bratwurst.»

    guy parmelin, waadt

    Nett, aber stramm

    hannes germann, schaFFhausen

    «Mit einem grossen lachenden Auge»

    Santé! Guy und Caroline Parmelin daheim mit einem Tropfen aus den eigenen Rebbergen.

    Mag es transparent Hannes Germann im Wintergarten seines Hauses in Opfertshofen SH.

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    uEin Schreibtisch, ein Sitzungstisch, ein Regal, ein Bild – das bescheidene Reich des Thurgauer Regierungsrats Jakob Stark, 53, im Verwaltungsgebäude in Frauenfeld. «Typisch Thurgauer, wir haben die zweittiefsten Staatsausgaben pro Kopf.» Auf das Rauchen im Büro verzichtet er, seit der Rauchmelder losheulte. So richtig durchlüftet wird seine Lunge beim Holzen im Wald oder beim Arbeiten im eigenen Weinberg. Und beim Joggen. Jedes Jahr startet Stark am Frauenfelder Militärwett-marsch. In der Ostschweiz kennt man «den Köbi». Schätzt die umgängliche Art des Bauernsohns. Aufgewachsen in Neukirch an der Thur, lebt er mit seiner Familie im Nachbardorf Buhwil. Nur fürs Studium in Zürich verliess er seine Heimat. Arbeitete danach als Journalist, wurde 1996 Gemeindeammann seines Wohnortes. Und wollte zehn Kinder! Zwei sinds geworden. Tochter Lisa ist

    uDer Morgen danach. Am Vorabend hat sich die SVP-Fraktion für zwei andere Bundesratskandidaten entschieden. Nicht für ihn. Heinz Tännler ist trotz-dem zufrieden, scherzt gar: Die Kuppel hier in der Zuger Baudirektion sei doch

    geistig behindert und weilt unter der Woche im Heim, Sohn Martin studiert in Zürich. Wäre Jakob Stark für das Bundes - rats ticket der SVP nominiert worden, hätte man ihn wohl auch nicht mehr so oft im Thurgau angetroffen. Aber beim Joggen erzielt man ja auch nicht schon beim ersten Lauf Bestzeit. HÜ

    mindestens so schön wie die im Bundes-haus. Er sei gestern Abend «erhobenen Hauptes aus Bundesbern heimgereist», meint der 51-Jährige. Der Grund: Als «unbekannter» Regierungsrat und ohne gross zu lobbyieren, sei er zum grössten

    Herausforderer von Favorit Bruno Zuppiger geworden. Tatsächlich – und das ist erstaunlich – erhielt Tännler im ersten Wahlgang der Fraktionssitzung noch am meisten Stimmen, bei der dritten und entscheidenden Abstim-mung hiess es schliesslich 32 Stimmen für Zuppiger, 24 für Tännler. Er werte das, sagt der Zuger Baudirektor, als Zeichen grosser Wertschätzung: «Das zeigt, dass ich hier im Kanton einen tollen Job mache.» Und ja, gibt Tännler unumwunden zu, so eine Kandidatur müsse keine einmalige Sache sein. Er sei parat. Sollte der Zeitpunkt für eine Bundesratskandidatur dereinst erneut kommen, «dann sage ich sicher nicht Nein». HWY

    entweder – oderu��See oder Berge? «Wandern in den Bergen.»u��Süssmost oder Wein? «Wein. Aber am

    liebsten habe ich sauren Most.»u��Bratwurst oder Züri-Geschnetzeltes?

    «Bratwurst = Olma = Ostschweiz.»u��Auto oder ÖV? «Auto mit tiefem Treibstoff-

    verbrauch. Meins hat Energieetikette A.»

    entweder – oderu��Kino oder Oper? «Kino.»u��Berge oder Meer? «Früher waren es eher

    die Berge, heute ist es das Meer.»u��Bratwurst oder Cervelat? «Bratwurst.»u�Zuger Kirschtorte oder Meringue?

    (Schaut etwas vorwurfsvoll) «Natürlich Zuger Kirschtorte!»

    JakoB stark, thurgau

    Sein erster Anlauf

    heinZ tännler, Zug

    Grosser Erfolg des «Unbekannten»

    Heimatverbunden Er raucht, joggt, holzt, hegt Reben und liebt seine Heimat: Jakob Stark.

    Mit Blick auf den Zugersee Heinz Tännler im Treppen-haus der Zuger Baudirektion.