Medienbegriff, Medienbegriff, Lernbegriff und Lernbegriff und
Geschichtslernen im Geschichtslernen im digitalen Zeitalterdigitalen Zeitalter
@lisarosaAndreas Pruestel via toonpool
CC_BY_NC_SA_penelopejonze
Meine PrämissenMeine Prämissen
Die Geschichtsdidaktik braucht keinen eigenen Medienbegriff – sie darf keinen eigenen Medienbegriff haben.
Sie braucht stattdessen denselben Medienbegriff wie alle – einen, der folgende Anforderungen erfüllt:
wissenschaftlich statt alltagsbegrifflich; in Kohärenz mit einem ebenso wissenschaftlichen
Gesellschafts- bzw. Kulturbegriff und Menschenbild; hinreichend komplex statt reduktionistisch
simplifizierend; historisch denkend die turbulente Gegenwart
konzeptualisierend, die – empirisch evident – im Zusammenhang mit der „neuen Technologie“ steht.
Medium
O S
Mittel
Medienbegriff IMedienbegriff I
Medien-konstellation
definiert voraussetzungsvoll den historisch spezifischen “Raum“ der kommunikativen Möglichkeiten;die Gesamtheit der potenziellen Formen, in denen (diese) Gesellschaft
sich vollzieht
Medienbegriff IIMedienbegriff II Geräte / devicesGeräte / devices(= (= physisch-materielle physisch-materielle Ebene – „Hardware“Ebene – „Hardware“))Stimmbänder, Papier, Stimmbänder, Papier, Druckmaschine, ComputerDruckmaschine, Computer
InstrumenteInstrumente / tools(= Medienformen, Medienformen, „Programme“„Programme“) Sprache strukturell,Essay, Blogpost
Herrn Lavendels ComputerproblemeHerrn Lavendels Computerprobleme
neue Software lernen
neues Lernkonzept lernen
Computerprobleme werden im Computer gelöst
Verstehen der Lern-Aufgabe durch historische Analogie
Foto: CC-BY-Charlotte Ségurel
Ab heute:Windows XP Windows 7
Begründung einer Begründung einer medienhistorischen medienhistorischen PeriodisierungPeriodisierung In Deutschland
gibt es keine Tradition, die Kulturgeschichte als
Geschichte der Informations- und Kommunikationsmedien zu
betrachten. Dabei schafft eine Dabei schafft eine solche Perspektive günstige solche Perspektive günstige
Bedingungen für das Bedingungen für das Verständnis unserer GegenwartVerständnis unserer Gegenwart, weil es viele Wiederholungen in der
Informationsgeschichte und strukturelle Ähnlichkeiten bei der
Durchsetzung alter und neuer Medien gibt.
Michael Giesecke (2002)Michael Giesecke (2002)Von den Mythen der Buchkultur Von den Mythen der Buchkultur zu den Visionen der zu den Visionen der InformationsgesellschaftInformationsgesellschaft
Konzept einer Periodisierung der Menschheitsgeschichte nach Leitmedien
Kritische Aufarbeitung der Geschichte der Buchkultur und v.a. ihrer Selbstbeschreibung
Empirisch-historische Forschung am vorigen Epochenwechsel (Buchdruck / Industriegesellschaft)
Konzept der Übergangsgesellschaft von einer Epoche in die nächste als besondere Zeit
Die mediale Konstruktion der WeltDie mediale Konstruktion der Welt
M. Giesecke, M. Giesecke, Innovations-Innovations-spiralespirale
Epochen – periodisiert nach LeitmedienEpochen – periodisiert nach Leitmedien
10
Höhepunkt
Phasen einer EpochePhasen einer Epoche
11
Höhepunkt
ÜbergangsphaseÜbergangsphase
12
Höhepunkt / KonsolidierungWende / Niedergang / VerfallAufstieg / Durchsetzung / Etablierung
Epoche 1
Epoche 2
WidersprücheSpannungen
Konflikte, KämpfeUngleichzeitigkeit
EpochenwechselEpochenwechsel
Horseless Carriage: Horseless Carriage: noch Kutsche oder schon Auto?noch Kutsche oder schon Auto?
Unterscheidung Wesen - Erscheinungsform
äußerlich sichtbares Designoder Betriebssystem?
Übergangskonzept: Gieseckes PhasenmodellÜbergangskonzept: Gieseckes Phasenmodell
1. Phase der AbhängigkeitAltes Paradigma gilt unangefochtenNeues Medium zur Optimierung der alten Praxis„Mehrwert“
2. Phase der GegenabhängigkeitErkenntnis der Schwächen des Alten und der Vorzüge
des Neuen; Betonung der AndersartigkeitZerstörungen und Innovation: „Anderswert“
3. Phase der Autonomie (angestrebt)Erkennen und Entwickeln der spezifischen
Leistungspotenziale; BalanceMultimediale Interdependenz statt Leitmedialisierung
„Wie können wir flächendeckend sicherstellen, dass eine neue
Technik sinnvoll eingesetzt wird? Bevor diese Technik in die
Klassenräume gelangt, muss erst einmal geklärt werden, ob ein
Nutzen erkennbar ist.“http://bildungsklick.de/a/90796/lernen-von-anderen-und-learning-by-doing/
Abhängigkeit Abhängigkeit vom alten vom alten ParadigmaParadigma
Etappen innerhalb der PhasenEtappen innerhalb der Phasen
1. Abhängigkeit1. Euphorische Überschätzung (Hype),
„Wunschmaschine“ – Gegenbewegung („Skepsis“)2. Tiefe Enttäuschung (Abkehr) 3. Vergesellschaftung des Mediums und Sozialisation
der Menschen und ihrer Gewohnheiten
11 Mythen der Buchkultur11 Mythen der Buchkultur
1. Mythos der zwei Kulturen
2. Mythos eines einheitlichen Ursprungs von Schrift und typographischer Buchkultur
3. Mystifikation der Erziehung und Bildung durch Bücher
4. Mystifikation der sichtbaren Welt
5. Mystifikation der synthetischen Buchwelt
6. Mystifikation rationaler sprachlicher Info-Verarbeitung
7. Mystifikation des Gedächtnisses
8. Mythos des (einen) Autors
9. Mystifikation der Technik als universellen Problemlöser
10. Mystifikation der Geschichte als Akkumulation
11. Mystifikation der Buchkultur als monomediales System
Die BuchkulturDie Buchkultur
prämiert und entwickeltprämiert und entwickelt Individuum, Institution,
Staat/Nation Bewusstsein, sprachliches
Wissen Hierarchische
Arbeitsorganisation Konsequenz und Rationalität
Ordnung Legitimation durch
allgemeingültige Verfahren Verträglichkeitsprüfung im
Hinblick auf das Individuum und die Nation
vernachlässigtvernachlässigt Gruppe, Team, Weltgesellschaft
Affekte, Intuition
Interaktive Netzwerke, Rückkopplung, Projektorganisation
Redundanz und Sowohl-als-auch-Denken
Chaos funktionale Ad-hoc-Lösungen
Verträglichkeitsprüfung im Hinblick auf die Menschheit und Umwelt (Globalisierung)
Wahrnehmung und Denken in der BuchkulturWahrnehmung und Denken in der Buchkultur
Leistung Vernachlässigunglinear netzförmig + mehrschichtig
mechanisch dialektisch (rückwirkend)
monokausal multikausal
monomedial (monosensuell) multimedial + multisensuell
objektiv
richtig – falsch
entweder–oder („ob“)
kontextneutral
intersubjektiv
multiperspektivisch; divers
sowohl-als auch und weder-noch („inwiefern“)
kontextbezogen
fixierte allgemeingültige Bedeutungen
persönliche Sinnbildung
allgemeiner gesellschaftlicher Trend zur allgemeiner gesellschaftlicher Trend zur Entwicklung neuer „mentaler Programme“ Entwicklung neuer „mentaler Programme“ und organisationaler/systemischer Konzepteund organisationaler/systemischer Konzepte
Offenen Offenen Selbstbestimmten Selbstbestimmten Personalisierten Personalisierten Kollaborativen Kollaborativen Multiperspektivischen Multiperspektivischen MehrwertigenMehrwertigenSystemischenSystemischenUniversellenUniversellen
vomvomzumzum
(Geschichts-)lernen – (Geschichts-)lernen – mit digitalen Geräten und Medienformenmit digitalen Geräten und Medienformen 1. Phase der Abhängigkeit
mit den neuen Technologien alte Gesellschaftsprobleme lösen, bzw. alte Unterrichtsziele besser erreichen wollen
2. Phase der Gegenabhängigkeitdie Andersartigkeit der neuen Technologien zum
Experimentieren nutzen und damit neuartige Probleme, Ziele, Lösungswege erkunden
die vernachlässigten Aspekte (wieder-) entdeckendie vernachlässigten Aspekte (wieder-) entdecken
3. Phase der Autonomie (als strategisches Ziel)neue Menschheitsaufgaben mit dem neuen Medium
identifizieren und bewältigen lernen
Geschichtslernen –Geschichtslernen –Lernprozess und Funktion des Lehrers Lernprozess und Funktion des Lehrers unter den Bedingungen der Digitalitätunter den Bedingungen der Digitalität
Begegnung mit historischen Gegenständen persönliche Beziehung bilden/ermöglichen echte eigene Fragen gebären/entbinden Austausch organisieren und moderieren Material, Expertenbegegnungen und Orte
organisieren Methoden empfehlen und zeigen Lernprozesse beraten, ermutigen, unterstützen
Neue Gegenstände des GUNeue Gegenstände des GU
Ganz sicher kann nicht mehr der chronologischen Durchgang durch das nationale bzw. eurozentrische Geschichtsnarrativ im Zentrum des GU stehen – erzählt aus der Perspektive des Bürgertums an der Macht.
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Geschichtslernen – Geschichtslernen – komplexe Gegenständekomplexe Gegenstände
Zusammenhangwissen (big-picture und cross-over) statt Einzelfakten und fachspezifische Archiv-Methodenkenntnisse– und zugleich personalisiert im Zugang;
Longitudinal-Studien zu:Verhältnis Individuum – Gesellschaft (Gattung) Verhältnis Mensch, Gesellschaft (Kultur) – NaturVerhältnis Mensch, Gesellschaft – Technologie
Konzepte des Geschichtsverständnisses:Akkumulation, Substitution, Reproduktion
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LiteraturLiteratur
Giesecke, M., Von den Mythen der Buchgesellschaft zu den Visionen der Informationsgesellschaft, FfM 2002
Giesecke, M., Die Entdeckung der kommunikativen Welt. Studien zur kulturvergleichenden Mediengeschichte, FfM 2007
Rückriem, G., Understanding Media Revolution. How Digitalization is to be Considered, 2010
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