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INSIDE: FENGSHUINET-BUSINESS, Montag 21. August Seite 71

Fernöstliche Tipps für gutes Büroklimawww.feng-shui.de Natürlich

braucht eine Unternehmensgrün-derin Glück. Zum Beispiel mitdem Vermieter. Wenn der längereZeit in Fernost gelebt hat, kann

man ihm leichter erklären, dass dieEingangstür auf keinen Fall demFahrstuhl gegenüber bleiben darf.Sie muss verlegt werden. Weil dasChi dann viel natürlicher ins Bürohineinströmen, sich in der Nord-Süd-Achse ausbreiten und denGeschäftserfolg fördern kann.

Das Chi ist die Leben spen-dende Energie nach der chinesi-schen Lehre Fengshui. Die Unter-nehmensgründerin heißt HejungIm, 40, von der Agentur Web-pool.de. Das Startup begann imAugust 98 mit 4 Mitarbeitern. In-zwischen sind es 30. Dieser Auf-wärtstrend soll nicht zuletzt durchFengshui beeinflusst worden sein.Davon ist Frau Im überzeugt. Dennerst nach dem Umbau des Ein-gangs trat ein finanzkräftiger Part-ner in die Firma ein. Seither gehtsWebpool.de immer besser. Wirk-lich wegen des neuen Eingangs?„Aber natürlich!“ Frau Im stammtaus Korea und ist Expertin.

Dass Fengshui ein proba-tes Mittel sei, um Be-triebsklima und Bilanzpositiv zu beeinflussen,ist in der Old Economylängst kein Geheimtippmehr. Immer mehrGeschäftsleute zahlenFengshui-Beratern Ta-geshonorare von bis zu2000 Mark plus Spesen, da-mit sie Büros, Bankfilia-len, Hotels oder Geschäf-te nach den Regeln der4000 Jahre alten chinesi-schen Lehre umgestalten.

Fengshui bedeutet wörtlichübersetzt Wind und Wasser. Es istein Synonym für den natürlichenEnergiestrom, der den Menschenumgeben soll. Dieser Energiestrom– angeblich sogar von der Quan-tenphysik nachgewiesen – wird derchinesischen Lehre zufolge von derUmgebung geformt, also in Räu-men von der Architektur und derEinrichtung. Und so wie die Aku-punktur bestimmte Punkte derHaut den Organen zuordnet, be-stehen nach Fengshui Korrelatio-nen zwischen Raum- und Lebens-bereichen des Menschen.

Die Lehre teilt jeden Grundrissin neun gleich große Teile, in de-nen jeder Lebensbereich seinenfesten Platz hat: Die Zone Reich-tum etwa liegt vom Eingang gese-hen immer hinten links, Partner-schaft hinten rechts. Wenn derEnergiestrom im Feld Partner-schaft von Gerümpel blockiert wird,schließt ein Fengshui-Berater aufungeordnete Verhältnisse zu Ge-schäftspartnern oder in der Ehe.

„Falls Sie vorhaben, neue ge-schäftliche Beziehungen mit ande-ren Menschen oder Unternehmeneinzugehen, sollten Sie in der rechten hinteren Ecke aller Räumebelastende Elemente entfernen“,rät Fengshui-Berater Günther Sator, 40, in seinem Buch „Die verborgene Kraft des Arbeits-

platzes“. Anschließend solle man „diese Zone mit gesunden, vor-zugsweise rot blühenden Zimmer-pflanzen oder mit frischen Schnitt-blumen“ dekorieren.

Der Verdacht, dies sei asiati-scher Hokuspokus und Autosug-gestion für ratlose Unternehmer,drängt sich geradezu auf. Die

Fengshui-Consultants MargritLipczinsky, 48, und HelmutBoerner, 48, widersprechennatürlich energisch. „Feng-shui hat eine enge Beziehungzur westlichen Tiefenpsycho-logie, wie C. G. Jung sie for-muliert hat. Die Psyche des

Menschen ist wie ein Eisberg:15 Prozent werden vom

Bewusstsein gesteu-ert, 85 Prozent vom

Unbewussten. DankFengshui haben wirdie Möglichkeit, die-ses Unbewusste positivzu beeinflussen.“ Ihr

wichtigstes Ziel: den gestresstenManager und seine geplagten Mit-arbeiter energetisch zu stärken.

In der Internetbranche bietetsich ihnen ein großes Arbeitsfeld.Computer und Kabelgewirr, Zei-tungsstapel und Berge vergilbterAusdrucke türmen sich nachFengshui wie Staudämme vor ei-nem harmonischen Energieflussauf. Kein Wunder, dass die Mitar-beiter so lange an ihren Compu-tern sitzen müssten, meint JürgenKunth, 45, Informatiker undFengshui-Berater. „Unter demChaos leidet die Produktivität.“

Computerarbeitsplätze seienaus energetischer Sicht ohnehinproblematisch. „Jeder Monitor istwie ein Berg auf dem Schreibtisch:Er verdeckt den Blick auf dieChancen der Zukunft.“ Kunth rätdaher zu Notebooks oder Flach-bildschirmen: Die behinderten denEnergiefluss deutlich weniger.

Auch die übliche Überbelegungvon Büros in Expansionsphasen seimehr als nur eine lässliche Sünde,findet Berater Günther Sator. „Dasist Käfighaltung von Arbeitneh-mern“, schimpft er. Die Dynamik inder Internetbranche werde schnellkippen, wenn ein Übermaß an Yang– Licht, Energie, Tempo, Lautstär-ke – nicht seinen Ausgleich finde imYin: Dunkelheit, Ruhe, Erholung.

Dass dem energetischen Burn-out vieler Mitarbeiter der Branche

derzeit nicht selten der finanziellefolgt, erklärt Sator nicht direkt mitdem schlechten Fengshui der Bü-ros. Aber ihn ver-blüfft diese Ent-wicklung nicht. „DieElite der Zukunftwerden Unterneh-men sein, die jetzterkennen, dass manden Mitarbeiternnicht nur Substanzabverlangen kann,sondern ihnen auchdie Möglichkeit ge-ben muss, sich zuregenerieren: in Bü-ros, die ihnen ent-sprechen. Und in-dem man sie nachintensiven Phasen heimschickt.“

Das ist erfahrungsgemäß nichtso einfach, weiß Kira Lemke, 26,

Mitarbeiterin der Agentur Craft.deund Chefredakteurin der Site Feng-Shui.de. Man überlässt den Leutendort immerhin die Entscheidung,zu welcher Tages- oder Nachtzeit siearbeiten, ob daheim oder im Büro.

Die Räume der Agentur sindnach einer Beratung durch den Fengshui-Consultant JürgenSchnitzler, 36, immer noch über-wiegend weiß gestrichen, aller-dings findet sich hier mal eineblaue Wand, dort mal ein gelberTeppich. Zudem schaffen Pflanzeneine angenehme Atmosphäre.Kanten oder Ecken, die unbewusstals Drohung empfunden werdenkönnen, sind entschärft, Ruhe-zonen laden zur Pause ein. Dasshier nach dem Zyklus der fünf Ele-mente Erde, Feuer, Wasser, Holzund Metall gestaltet wurde, mer-

ken allerdings nurEingeweihte.„Wenn neue Kun-den zu uns kom-men“, erzählt je-doch Lemke,„entspannen siesich schnell. Nichtnur wir empfindendas Klima unseresBüros offenbar alsangenehm.“

Allerdings ist diechinesische Ener-gielehre bei Craft.de keine Zwangs-beglückung. „Jeder

kann selbst entscheiden, wie er seinBüro einrichtet, ob Chaos ihn an-regt oder blockiert und ob er denSchreibtisch in der für ihn günsti-gen Richtung aufstellt“, sagt Lem-ke. „Alles andere ist mit jungen,kreativen Mitarbeitern nicht zumachen.“

Obwohl gerade die Position des Schreibtischs Fengshui zufolgedie Leistungsfähigkeit entschei-dend beeinflusst. „Wer mit demRücken zur Tür sitzt, ist wehrlosgegen Intrigen“, schreibt der inter-nationale Fengshui-Star LillianToo. „Vermeiden Sie es, zu nah amFenster zu sitzen oder es direkt imRücken zu haben“, rät der AutorBernd Nossack. Denn: „Mitarbei-tern, die man loswerden will, gibtman in Asien einen Fensterplatz.“

Sven Rohde

¸ www.webpool.de¸ www.craft.de

Auf Fengshui, die Lehre von der fließenden Energie in Räumen, haben bisher hauptsächlich Unternehmen der Old Economy gesetzt. Jetzt lassen auch Startups ihre Arbeitsplätze nach den altchinesischen Wohnregeln gestalten und hoffen auf gesteigerte Produktivität

Fengshui in Unternehmen

Das ideale Büro nach Fengshui

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4000 Jahre alt ist daschinesische Fengshui.Firmen wollen mit die-ser EnergiestromlehreEinrichtung und Archi-tektur ihrer Büros opti-mieren, um so Bilanzund Betriebsklima zuverbessern. Fengshui-Berater erhalten bis zu2000 Mark pro Tag

KOMPAKT

Fengshui-Berater testen Websites: Vertraute Symbole im virtuellen Raum www.schnitzler.feng-shui.de

Fengshui und Webdesign: Passtdas zusammen? Wir haben OliverViets, 28, Creativedirector bei derAgentur Elephant Seven, gebeten,seine Lieblingswebsites vorzustel-len, um sie von den Fengshui-Be-ratern Jürgen Kunth, 45, und Jür-gen Schnitzler, 36, bewerten zulassen. Schließlich ist der Monitorebenso eine Fläche wie der Grund-riss einer Wohnung und kann auf-geteilt werden. Aber fließt das Chi,die Leben spendende Energie, auchim Web? Zwischen den Ansichtender drei Experten liegen Welten. sr

¸ www.i-a-s-gmbh.de¸ www.e-7.com

Expertenurteile

INTERVIEW

„HimmelschreiendeDummheit“NET-BUSINESS: In der Trend-branche Internet ist Fengshuinoch nicht angekommen. Woranliegt das?Günther Sator: In dieser Bran-che arbeiten viele sehr jungeLeute, die sich mit all ihrer Lei-denschaft und Energie auf dieArbeit stürzen. Den Substanz-verlust, der damit einhergeht,spüren sie zunächst nicht. Ichhalte es für eine himmel-schreiende Dummheit, wennUnternehmensgründer dieseLeidensbereitschaft instrumen-talisieren und sich nicht um ei-nen Ausgleich kümmern. In derOld Economy machen immermehr Unternehmen die Erfah-rung, dass Fengshui ein vorzüg-liches Mittel ist, die Zufrieden-heit und Produktivität ihrerMitarbeiter zu steigern.NET-BUSINESS: Sind dieFengshui-Berater neueWunderheiler für gestresste Mitarbeiter?Sator: Nein, gewiss nicht!Fengshui ist keine Wunderhei-lung, sondern eine ganzheitlicheForm moderner Unternehmens-beratung. Es entspricht der Er-fahrung, dass der Erfolg einerFirma nicht nur von der Produkt-palette, dem Computersystemoder der Organisationsstrukturabhängt. Eine Vielzahl von Din-gen, die man nicht sehen, aberspüren kann, ist ebenso wichtig,das Betriebsklima etwa. Feng-shui ist ein System, mit demUnternehmen Energieströme er-fassen und steuern können –zum Wohl der Mitarbeiter undzur Förderung des Betriebs-ergebnisses.NET-BUSINESS: Spiegelt sichim Trend zu Fengshui die Rat-losigkeit mancher Firma vor ei-ner ungewissen Zukunft?Sator: Genau das Gegenteil istder Fall. Ich werde in aller Regelvon Unternehmern engagiert,deren Geschäfte sehr gut lau-fen. Sie sind offen für neueIdeen, sie sind neugierig, obsich mit Fengshui neue Möglich-keiten erschließen lassen, dieihnen einen Vorteil im Wettbe-werb bieten. Von Angst oder Rat-losigkeit ist da keine Spur. Die-sen Firmen wird die Zukunftgehören, weil sie ihren Mitarbei-tern das Recht zugestehen, sichmit ihrer Persönlichkeit in dieGestaltung der Firma einzubrin-gen. Die Qualität des Mensch-lichen ist in den vergangenenzehn Jahren in vielen Firmen ver-nachlässigt worden. Der Trendzu Fengshui kündigt einen Wer-tewandel an.NET-BUSINESS: Ist es nichtziemlich hoch gegriffen, neueFarbkonzepte für Büros als Boten einer neuen Menschlich-keit zu interpretieren?Sator: Das Farbkonzept ist nurder sichtbare Ausdruck einesSystems, das tief in die Psychedes Menschen hineinwirkt.Fengshui stellt den Einzelnen inden Mittelpunkt, fragt, wie seinoptimaler Arbeitsplatz ausse-hen könnte. Das geht natürlichnur, wenn es eine entsprechen-de Gesprächskultur und die Be-reitschaft gibt, die Individualitätjedes Kollegen als Wert an sichanzuerkennen. Wenn ich diePropagandisten der New Econo-my richtig verstanden habe, ver-folgen sie ähnliche Ziele. sro

Günther Sator, 40, Fengshui-Berater

www.volumeone.comViets: „Hier gehen Technik, Design und Literatur ständigneue Verbindungen ein. Es ist nicht so wichtig, dassman versteht, worum es geht.“Kunth: „Man wird von einem Blumensymbol begrüßt,das von einem Kreis geschützt ist. In diesem Unterneh-men wird schnellund freundlich ge-arbeitet.“Schnitzler: „Ichfinde die Site ab-schreckend, eineinziges Rate-spiel. Das istKunst, allerdings nicht verkaufsfördernd. AngewandtesFengshui ist Gebrauchskunst, die nicht in sich ihrenSinn hat, sondern einem bestimmten Zweck dient.“

www.gmunk.comViets: „Die Flashanimationen passen gut zum Sound –wie im Kino.“Kunth: „Diese Site hinterlässt einen düsteren Eindruck.Hier fehlen Freude, Glück, Erfolg.“Schnitzler: „Gute Farbkombination: Weiß für Ordnungund Dominanz, Schwarz als Ausdruck von Kommunika-tion. Die Site eines gewinnorientierten Unternehmens.“

Wellenförmige Umrisse suggerierenWendigkeit und Flexibilität

Empfangsbereich: Offen, elegantund Schutz für die Empfangsdame

Eine Vase mit frischen Blu-men regt die geistigen Kräftean. Auf Holztischen ist dabei Rotdie günstigste Farbe – es fördertdie Klarheit des Denkens. Zim-merpflanzen absorbieren Elektro-smog – als Faustregel gilt: einegroße Pflanze pro Elektrogerät

Günstig ist ein Briefbeschwe-rer aus Kristall – allerdings

sollte dieser wegen möglicher Störungen mindestens einen Meter von elektrischen Gerätenentfernt aufgestellt sein. Ebensovorteilhaft: ein Schreibtisch ausHolz mit geschwungenen Kanten

Der Schreibtisch sollte so aufge-stellt sein, dass der Benutzer mitdem Rücken zur Wand sitzt undTür und Fenster gut im Blick hat – das stärkt die Machtposition.Wer Mitarbeiter im Rücken hat,ist leicht irritiert – die Folgeist negative Energie

Ein Aquarium oder kleiner Zim-merspringbrunnen erfrischt unddeionisiert die Luft. Günstig kannsich auch ein kleines metallenesWindspiel in der Nähe der Büro-tür auswirken: Das fördertklares Denken und frischeChancen

Papiere in Stapelboxen aufbewah-ren, Regale nicht bis zum Berstenvoll packen, sondern stets Platzlassen für neues Material. Auchsollten Regale und Schränke nichtzu hoch sein – sonst bekommtman das Gefühl, alles stürzeauf einen nieder

DNS-Spirale: Inspiriertzu neuen Gedanken

www.vir2l.comViets: „Hier wird Grafik mit viel Ästhetik zum Leben erweckt.“ Kunth: „Die Elemente der Grafik sind zu spitz und aggressiv.Das symbolisiert die Verteidigung der Firma gegenüber denKunden.“Schnitzler: „Ein Software-Entwickler sollte eine metallischwirkende Oberfläche nutzen, die für Geradlinigkeit, Ordnung,Dominanz steht.“

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