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Positive Computing – Eine Systeminnovation ?
Zum Verhältnis von digitaler Transformation und „Wellbeing“
Vortrag anlässlich der Kickoff-Veranstaltung des Forschungsinstituts Positive Computing
am 08. Juni 2017 an der Hochschule Ruhr West
Prof. Dr. Joachim Hafkesbrink
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Gliederung
Was ist Positive Computing ?Warum Positive Computing ?Was sind Systeminnovationen?Systemische Handlungsfelder für Positive Computing
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Was ist Positive Computing?
Positive Computing …umfasst das Design, die Realisierung und Bewertung von Anwendungssystemen und deren Einflüsse mit der Zielsetzung, Lebensqualität und Wohlbefinden von Menschen zu verbessern und sie bei der Entfaltung ihrer Potenziale zu unterstützen.
(Quelle: Website Institut Positive Computing der Hochschule Ruhr-West).
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Gliederung
Was ist Positive Computing ?Warum Positive Computing ?Was sind Systeminnovationen?Systemische Handlungsfelder für Positive Computing
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Warum Positive Computing?Quelle: WHR 2017, S. 20
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Warum Positive Computing ?
Quelle: eigene Zusammenstellung auf Basis von WHR 2017 und imf 2017
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2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
Subjective Wellbeing and GDP of 16 Most Happy Countries
Subjective Wellbeing (average)
GDP (cum. in 10.000 billion US$)
Subjective Wellbeing: • GDP per capita, • Social support, • healthy life expectancy,• freedom to make life choices,• generosity • freedom from corruption
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Warum Positive Computing
Timeline Digital Experience
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Warum Positive Computing ?
Timeline Digital Experience
8- bis 12jährige Mädchen sind im Durchschnitt sieben Stunden täglich in Facebook unter-wegs und haben nur zwei Stunden täglich reale soziale Kontakte (Pea et al., 2012)
Zusammenhang zwischen Bildschirmmediennutzung und mangelnder Empathie gegenüber Eltern und Freunden (Richards et al., 2010)
Insbesondere sozial ängstliche (Rauch et al. 2013) oder zu Einsamkeit neigende Menschen werden durch die Möglichkeiten des Internet noch einsamer (Kim et al. 2009), und die Nutzung sozialer Netzwerke wie Facebook führt nicht zu weniger, sondern zu deutlich mehr Einsamkeit (Marche 2012).
Ausmaß der Nutzung des Smart-Phons steht mit Angst und diese wiederum mit mangelnder Lebenszufrieden-heit in Verbindung (Lepp et al. 2014).
Verdrängungshypothese : die mit digitalen Medien verbrachte Zeit reduziert das Zeitbudget für reale Begegnungen (Rehbein, 2011)
Es gibt ein 2,5-fach gesteigertes Risiko der Entwicklung einer Depression bei 13-18-jährigen Personen mit hoher Internetnutzung (Lam & Pen 2010)
Es besteht ein um 46% erhöhtes Risiko übergewichtig zu sein und ein 152% erhöhtes Risiko krankhaft übergewichtig zu sein (Fettleibigkeit) bei denjenigen Teilnehmern, die ihre Freizeit vor allem mit Internet und Computer verbrachten, im Vergleich zu denjenigen, die dies nicht taten (Vandelanotte et al. 2009).
„Children’s media consumption has been one of the most robust risk factors for childhood obesity“ (Tiberio et al. 2014, S. E1)
Medieneinsatz fördert Wissenserwerb, Problemlösefähigkeiten bzw. Transferfähigkeit
insbesondere dann, wenn:• Informationen als Text und Bild präsentiert werden,
als wenn sie nur als Text dargeboten werden,• Illustrationen zu einem Text als kommentierte Illustrationen
dargeboten werden, als wenn diese unkommentiert sind,• Informationen in Text und Bild integriert (in räumlicher Nahe
zueinander) präsentiert werden, als wenn zunächst der Text und anschließend die Illustrationen dargeboten werden (Levin, Anglin und Carney 1987; Mayer 1997)
Mit Laptop- bzw. Notebook- oder Tablet-Projekten lassen sich bei Schülern • motivationale Effekte (vgl. BITKOM 2011; Schaumburg, Tschakert und Blomeke 2007),
• stärkere Kooperation (vgl. Tutty/White 2006; Kolle/Singer 2008; Schaumburg/Issing 2002),• höhere Medienkompetenz (vgl. BITKOM 2011; Reinmann/Hauptle 2006),
• stärkere Selbststeuerung (vgl. Schulz-Zander 2005) oder• höhere kognitive Komplexitat (vgl. Grafe 2008) erzielen.
Quellen: Spitzer 2014; Herzig 2014
Mathematik-Software kann das Lernen verbessern, solange sie in den traditionellen Unterricht eingebettet ist (Scharnagl et al. 2014)
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Ansatzpunkte auf individueller Ebene
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Gliederung
Was ist Positive Computing ?Warum Positive Computing ?Was sind Systeminnovationen?Systemische Handlungsfelder für Positive Computing
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“System innovations involve changes in socio-technical systems beyond a change in (technical) components. It is associated with new linkages, new knowledge, different rules and roles, a new ‘logic of appropriateness’, and sometimes new organisations.” (Kemp, R./Loorbach, D. (2003), p. 15 )
“System innovations involve both a change in technology, products or services and changes in market-/actor configurations.” (Hafkesbrink (2007), p. 55)
Was sind Systeminnovationen ?
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Was sind Systeminnovationen ?
Innovationen - Landscape
Inkrementell ------ technologische Veränderung ----- Radikal
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Eher geringe Änderung in
Technologie und Businessmodell
große Änderung der Technologie im vorhandenen Businessmodell
große Änderung von Technologie
und Businessmodell
(System-innovationen)
Übergang auf ein neues
Businessmodell bei geringer
Änderung der Technologie
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Was sind Systeminnovationen ?
Innovationen - Landscape
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Eher geringe Änderung in Technologie
und Businessmodell
große Änderung der
Technologie im vorhandenen
Businessmodell
große Änderung von Technologie
und Businessmodell
(System-innovationen)
Übergang auf ein neues
Businessmodell bei geringer
Änderung der Technologie
Ökonomische Dividende
Ökologische Dividende
Soziale Dividende
Rolle von Positive Computing?
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Eher geringe Änderung in
Technologie und Geschäftsmodell
große Änderung der Technologie im vorhandenen Geschäftsmodell
große Änderung von Technologie
und Geschäftsmodell
Übergang auf ein neues
Geschäftsmodell bei geringer
Änderung der Technologie
Innovationen durch Digitalisierung - Landschaft
Social Media
Mobile Enter-prise Vernetzte
Robotik
M2M
Smart FactoryCyber
PhysicalSystems
CloudCompu-
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Internet of Things
Digitale Verede
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Digitale Service-Modelle
Digital Learning
Big DataeComme
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Inkrementell ------ technologische Veränderung ----- Radikal
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Social Media
Mobile Enter-prise Vernet-zte
Robotik
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Smart FactoryCyber
PhysicalSystems
CloudCompu-
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Internet of Things
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Digitale Service-Modelle
Digital Learning
Big DataeComme
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Social Media Recruiting
Verbesserung der Fachkräfteversorgung
Soziale Vernetzung
Fake News?Mobbing?
Innovationen durch Digitalisierung - Beispiele
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Innovationen durch Digitalisierung - Beispiele
Social Media
Mobile Enter-prise Vernetzte
Robotik
M2M
Smart FactoryCyber
PhysicalSystems
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Internet of Things
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Digitale Service-Modelle
Digital Learning
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Vernetzte und flexible ProduktionWelchen Platz nimmt der
Mensch ein?
Industrie 4.0
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Innovationen durch Digitalisierung - Beispiele
Social Media
Mobile Enter-prise Vernetzte
Robotik
M2M
Smart FactoryCyber
PhysicalSystems
CloudCompu-
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Internet of Things
Digitale Verede-
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Digitale Service-Modelle
Digital Learning
Big DataeCommerc
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Service-Innovationen Das weltgrößte Taxiunternehmen
besitzt keine Taxis (Uber). Das größte Beherbergungsunter-
nehmen besitzt keine Hotels (Airbnb).
Die größten Telefongesellschaften besitzen keine Telekommuni-kationsinfrastruktur (Skype, WeChat).
Der am höchsten bewertete Händler besitzt keine Vorräte (Alibaba).
Das populärste Medienhaus kreiert keinen eigenen Content (facebook).
Die am schnellsten wachsenden Banken haben keine wirklichen Geldmittel (SocietyOne).
Das weltgrößte Filmhaus besitzt keine Kinos (Netflix).
Die größten Software-Verkäufer schreiben keine eigenen Apps(Apple & Google).
Die Dienstleistung für den Menschen rückt in den
Vordergrund!Inkrementell --- technologische Veränderung --- Radikal
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Innovationen durch Digitalisierung - Beispiele
Social Media
Mobile Enter-prise Vernetzte
Robotik
M2M
Smart FactoryCyber
PhysicalSystems
CloudCompu-
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Internet of Things
Digitale Verede-
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Digitale Supportpro
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Digitale Service-Modelle
Digital Learn-ing
Big DataeCommerc
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Big Data
Verbesserung der Effizienz (Prozesse) und Effektivität (Produkte/Services)
Was ist mit Wohlbefinden (des Menschen)?
Effizientere Unternehmens-führung: Prognosen und Echtzeitanalysen ermöglichen optimierte Abläufe und dienen als Basis für effizientere Strukturen.
Massenindividualisierung: Systeme lernen die Bedürfnisse ihrer Nutzer kennen, so dass in Zukunft weit individuellere Services angeboten werden können.
Intelligentere Produkte: Maschinen mit Big-Data-Intelligenz verarbeiten und kommunizieren große Mengen an Sensordaten selbstständig.
Quelle: FhG-IAIS (2012)Inkrementell --- technologische Veränderung --- Radikal
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Was ist Positive Computing ?Warum Positive Computing ?Was sind Systeminnovationen?Systemische Handlungsfelder für Positive Computing
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Inkrementell -------------------------- Radikal
Sta
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Dis
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Eher geringe Änderung in Technologie
und Businessmodell
große Änderung der
Technologie im vorhandenen
Businessmodell
große Änderung von Technologie
und Businessmodell
(System-innovationen)
Übergang auf ein neues
Businessmodell bei geringer
Änderung der Technologie
Ökonomische Dividende
Ökologische Dividende
Soziale Dividende
Innovationen durch Digitalisierung – Handlungsfelder für positive Computing
GesundheitSicherheitMobilitätLernen, SpielenFreizeit, SportDemografischer WandelSharing EconomyInklusionIntegrationArbeits-/BerufszufriedenheitMotivationCommitmentKreativität, InnovativitätVertrauenetc.
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HERAUSFORDERUNG DEMOGRAFISCHER WANDEL
Beispiel:
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Transitionsarena am Beispiel demografischer Wandel
• Entwicklung eines Konzepts zur Gestaltung des demografischen Wandels in Regionen
• Steuerung eines gemeinsamen Übergangsprozesses durch die Kooperation vielfältiger Akteure
• Entwicklung gemeinsamer Innovationen zum demografischen Wandel in Regionen
• Unterstützung des Übergangsprozesses durch die Entwicklung von Schulungskonzepten und Handlungsleitfäden
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Empfehlungen des Projekts
• Neue Kooperationsstrukturen entwickeln (soziale Innovationen)
• Akteure verschiedener Ebenen aktivieren und für die Transitionsarenagewinnen
• Projekte und Experimente zur Entwicklung und Umsetzung von gemeinsamen Innovationen initiieren
• Gemeinsames Lernen in Regionen initiieren
• Zielerreichung evaluieren
Handlungsleitfaden und Schulungskonzept als zentrale Produkte für die praktische Umsetzung von Übergangsprozessen in Regionen
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Beispiel: Altersstrukturentwicklung im BMW-Werk Dingolfing
Source: BMW Group, 2011
Wie ändern sich dadurch die Arbeitsplatzanforderungen?Welchen Einfluss nimmt IT?
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Positive Computing?
Berücksichtigung des individuellenAlters am Arbeitsplatzsystem?
Was bedeutet das für das E-Learning?
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Haus der Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit
Quelle: Bökenheide et al. (2010): ZUKUNFT Pflegen: Grenzüberschreitendes Agemanagement in der Pflege
Hier setzt Positive Computing an
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Abteilung Eigenwerbung
Joachim Hafkesbrink / Michael Krause
Age Management - inkl. Arbeitshilfen onlineDen demografischen Wandel in Unternehmen gestalten
Haufe 2017
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IST POSITIVE COMPUTING NUN EINE SYSTEMINNOVATION?
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Digitale Transformation und Wellbeing
“System innovations involve both a change in technology, products or services and changes in market-/actor configurations.” (Hafkesbrink (2007), p. 55)
Wichtige Impulse: Schaffung einer Transitionsarena für…
„Design for Wellbeing“•Technologie•Produkte•Services
„Design for Social Systems Innovation“•Neue soziale Interaktions-/Businessmodelle (Sharing Economy)
„Design for Nudging“•Anreizsysteme im Sinne von Vernetzungen und Rückkopplungen, die das Verhalten des Einzelnen „validieren" (Thaler/Sunstein)
Interdisziplinäre Kooperation •IT•Soziologie•Psychologie•Verhaltensökonomie
Empowerment für Co-working, Co-ideation, Soziale Netzwerke, Cohousing etc.
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Transitionsarena Positive Computing
Forschungsinstitut Positive Computing als fokaler Akteur eines Netzwerks, welches• sich mit der Gestaltung von Prozessen im
Bereich der digitalen Transformation befasst,• die Kooperation vielfältiger Akteure aus
Wirtschaft und Wissenschaft befördert und• gemeinsam mit Ihnen Innovationen schafft,
sie kritisch evaluiert und Best Practice ableitet.
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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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