Präsident:Dr. Eckart John von FreyendDirektor:Professor Dr. Michael HütherMitglieder:Verbände und Unternehmenin Deutschland
Inhalt
Ausgabe 3026. 7. 201238. Jahrgang
iw-dienst Informationen aus demInstitut der deutschen Wirtschaft Kölnwww.iwkoeln.de
ISSN 0344-919X G 4120
Achtjähriges Gymnasium. Das Abitur nach acht Jahren weiterführender Schule ist immer noch umstritten. Doch die Bundesländer dürfen nicht der Versuchung erliegen, das Rad zurückzudrehen. Stattdessen sollten sie die Akzeptanz des achtjährigen Gymnasiums erhöhen, indem sie die Qualität der Schule verbessern.
durch das „Turbo-Abitur“. Die Po-litik reagiert hektisch: In Baden-Württemberg laufen Vorberei-tungen, Gymnasien die Rückkehr zur neunjährigen Gymnasialzeit zu ermöglichen; und auch Hessen will die G8-Reform zum Teil rückgängig machen, wohl nicht zuletzt wegen des Unmuts der Lehrer über ihre Unterrichtsbelastung (Grafik):
Im Durchschnitt unterrichten Leh-rer an hessischen Gymnasien formal gut 26 Stunden pro Woche – das sind rund 6 Stunden mehr als in Schleswig-Holstein und Thüringen.
Die Unzufriedenheit mit der G8-Regelung dürfte aber auch noch auf anderen Begleiterscheinungen der verkürzten Schulzeit beruhen. So wurde die dreijährige gymnasiale Oberstufe beibehalten. Daher müs-sen Schüler, die nach sechs Jahren Haupt- oder Realschule aufs Gym-nasium wechseln, dort die zehnte Klasse wiederholen. Derzeit dreht immerhin jeder siebte Schüler
Pkw-Markt. Die deutschen Au-tohersteller fahren ihren euro-päischen Konkurrenten davon. Die leiden unter der Schwäche ihrer Heimatmärkte und dem Wettbewerb aus Fernost. Seite 3
Bahnverkehr. Die Seidenstraße zwischen Europa und Asien soll als Schienenweg wiederbelebt werden. Denn mit der Bahn geht es schneller nach China als etwa mit dem Schiff. Seite 4-5
Warenkorb. Die Kaufkraft der Nettoverdienste ist in den ver-gangenen 20 Jahren zwar kaum gestiegen. Allerdings muss für viele Dinge heute weniger lange gearbeitet werden. Seite 6-7
Olympia. Die Kosten für die Olympischen Sommerspiele in London haben sich seit der Be-werbung im Jahr 2003 mehr als verdoppelt – Leidtragende sind die britischen Steuerzahler. Seite 8
Vor 15 Jahren beschlossen die Bundesländer, die Schüler an Gym-nasien in acht statt neun Jahren zum Abitur zu führen. Inzwischen ist die G8-Regelung überall umgesetzt wor-den und nur in drei Ländern sind die ersten G8-Jahrgänge noch nicht bis zum Abi vorgedrungen.
Doch Schüler, Eltern und Lehrer klagen vielerorts über zu viel Druck
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Unterrichtsstunden: auf Vollzeitstellen umgerechnet, einschließlich Abminderungsstunden (z.B. für die Betreuung der Schulbibliothek) und bezahlter MehrarbeitUrsprungsdaten: Kultusministerkonferenz
Das Pensum der Lehrer
Hessen
Bremen
Berlin
Brandenburg
Rheinland-Pfalz
Baden-Württemberg
Bayern
Niedersachsen
26,3
23,8
23,1
22,7
22,6
22,1
22,1
22,1
21,9
21,6
21,4
21,2
20,9
20,6
20,2
20,1
Nordrhein-Westfalen
Mecklenburg-Vorpommern
Hamburg
Saarland
Sachsen
Sachsen-Anhalt
Thüringen
Schleswig-Holstein
Wöchentliche
Unterrichtsstunden je Lehre
r
in der Sekundarstufe I
an Gymnasien im Jahr 2010
Qualität schafft Akzeptanz
iw-dienst | Nr. 30 | 26. Juli 2012 | Seite 2
eine kürzere Schulzeit gibt es gute Gründe, schließlich hatte Deutschland im internationalen Vergleich zuletzt die ältesten Abiturienten und Hochschulabsolventen (vgl. iwd 41/2010). Gerade angesichts der alternden Bevölkerung sollten junge Leute – bei gleicher Ausbildungsqualität – früher ins Berufsleben starten können. Damit kommt das erste Gehalt eher aufs Konto, und der Staat kann höhere Steuereinnahmen sowie zusätzliche Sozialversicherungsbeiträge verbuchen.
Folglich sollten die Kultusminister mehr tun, um die Akzeptanz der G8Regelung zu verbessern. Es kommt vor allem darauf an, dass die Qualität der Schulen und des Unterrichts stimmt.
Hier aber besteht Nachholbedarf. So haben Schulinspektionen in Hessen gezeigt, dass die verschiedenen Methoden, Wissen und Kompetenzen zu vermitteln, an den Gymnasien zu wenig genutzt werden – anderswo sind die Befunde ähnlich. Zudem kommt die individuelle Förderung besonders leistungsstarker und schwächerer Schüler zu kurz. Oft fehlt auch ein funktionierendes Qualitätsmanagement, welches erfordert, dass die Schule systematisch an der Verbesserung des Unterrichts arbeitet und den Erfolg der getroffenen Maßnahmen überprüft.
Vor diesem Hintergrund sollten die Bundesländer z.B. die Schulleitungen mit Personal und Budgetverantwortung ausstatten, sodass sie etwa Lehrer selbst einstellen und ggf. auch disziplinarische Maßnahmen ergreifen können, wenn das Lehrpersonal die Anforderungen der Schule an den Unterricht nicht erfüllt. Denn nur so könnten die Schulleitungen besser als bisher selbst für eine höhere Unterrichtsqualität sorgen.
Bayern und BadenWürttemberg. Trotzdem belegten die hessischen Gymnasiasten beim Deutschtest des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen zuletzt nur den zwölften Platz – Bayern und BadenWürttemberg kamen dagegen aufs Treppchen.
Zwar sind Schüler und Eltern meist zufriedener mit der Schule und akzeptieren die G8Reform eher, wenn es Ganztagsunterricht gibt. Doch der ist bundesweit erst an jedem zweiten Gymnasium Usus und oft nur freiwillig. Im Jahr 2010 waren zum Beispiel nur 1,7 Prozent der hessischen Gymnasien gebundene Ganztagsschulen, haben also ihre Schüler verpflichtet, an mindestens drei Wochentagen für jeweils mindestens sieben Zeitstunden am angebotenen Unterricht teilzunehmen.
Trotz aller Probleme ist eine generelle Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium nicht sinnvoll. Denn für
der Oberstufe eine solche unfreiwillige Extrarunde.
Vor allem aber haben alle Länder die wöchentliche Zahl der Unterrichtsstunden aufgestockt, damit der Lernstoff bewältigt werden kann. Die Unterschiede zwischen den Ländern sind allerdings groß (Grafik):
Während sich der wöchentliche Un-terricht für Berliner Gymnasiasten seit der G8-Einführung um 16 Pro-zent auf fast 44 Stunden verlängert hat, sitzen die Jugendlichen aus dem benachbarten Brandenburg mit knapp 37 Stunden nur 5 Prozent länger im Klassenraum als früher.
Das Überraschende: Mehr Unterricht führt nicht unbedingt zu besseren Ergebnissen. In Hessen zum Beispiel büffeln die Schüler mit gut 40 Stunden je Woche in der Sekundarstufe I überdurchschnittlich lange. Sie haben zudem in den Klassen fünf bis neun auch mehr Deutschunterricht als ihre Altersgenossen in
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Baden-Württemberg, Berlin: G8 nur zum Teil in den angegebenen Jahren eingeführt; Rheinland-Pfalz: G8-Regelung nur im Zusammenhang mit Ganztagsschulen eingeführt, achteinhalbjähriges Gymnasium besteht bereits; Sachsen und Thüringen: hatten bereits bei der Wiedervereinigung achtjährige Gymnasien; Veränderung der Wochenstundenzahl: Sachsen und Thüringen seit 2001Ursprungsdaten: Kultusministerkonferenz
Achtjähriges Gymnasium: Vollzeitjob SchuleEinführung des achtjährigen Gymnasiums (G8)
Durchschnittliche Zahl der Wochenstunden je Klasse in der Sekundarstufe I im Jahr 2010
Veränderung der Wochenstunden-zahl im Jahr 2010 gegenüber dem Jahr der G8-Einführung in Prozent
Baden-Württemberg
ab 2004
37,8
6,3
Bayern
2004
38,5
7,7
Berlin
ab 2006
43,6
15,7
Brandenburg
2006
36,8
4,7
Bremen
2004
36,7
14,2
Hamburg
2002/04
35,9
5,7
Hessen
2005
40,4
5,4
Mecklen- burg-
Vorpommern
2002
35,4
9,2
Nieder-sachsen
2004
35,5
6,8
Nordrhein-Westfalen
2005
35,1
11,6
Rheinland-Pfalz
2008/09
33,8
4,0
Saarland
2001
34,7
10,2
Sachsen
–
38,3
7,3
Sachsen-Anhalt
2003
36,7
5,2
Schleswig-Holstein
2008/09
33,7
17,3
Thüringen
–
34,6
2,4
Pkw-Markt. Die deutschen Autoher-steller fahren ihren europäischen Kon-kurrenten davon. Denn französische und italienische Autobauer leiden nicht nur unter der Schwäche ihrer Heimat-märkte. Sie werden auch von den ko-reanischen Herstellern ausgebremst, die ebenfalls Kleinwagen en masse produzieren.
Dieser Tage macht Opel einmal mehr Schlagzeilen. Von Werkschlie-ßungen in Deutschland ist die Rede. Ein Blick in die aktuelle Statistik der Neuzulassungen zeigt, warum das Thema gerade jetzt wieder hoch-kocht. Im ersten Halbjahr 2012 hat die Opel-Mutter General Motors (GM) in Europa fast 11 Prozent weniger Fahrzeuge verkauft als im Vorjahreszeitraum (Grafik).
Im Vergleich dazu sind die deut-schen Autohersteller weitgehend in der Spur geblieben. Daimler konnte bei den Zulassungen sogar leicht zulegen.
Dabei treffen BMW, Mercedes, Audi und VW nicht nur den Ge-schmack der europäischen Kunden. Auch jenseits der Ozeane kommt Vorsprung durch Technik offenbar gut an:
Weltweit trägt jeder fünfte Neuwa-gen das Logo einer deutschen Kon-zernmarke. Im Wachstumsmarkt China liegt Deutschlands Marktan-teil sogar noch etwas höher.
Den französischen und italie-nischen Herstellern, die vorwiegend Kleinwagen für die heimischen Käu-fer produzieren, brechen dagegen die Märkte weg:
Die Neuzulassungen sanken im ersten Halbjahr 2012 gegenüber dem
Vorjahr in Frankreich um 14,4 Pro-zent, in Italien um 19,7 Prozent und in Spanien um 8,2 Prozent.
In der Folge erlitten FIAT, PSA und die Renault-Gruppe starke Ab-satzeinbußen. Die Neuzulassungen der französischen Marken sanken um jeweils gut 13 Prozent – auch weil die Abwrackprämie 2011 in Frank-reich auslief. Italienische Marken wie FIAT schrumpften ebenfalls zweistellig. Sie spüren die durch die Staatsschuldenkrise gewachsene Zu-rückhaltung der Käufer.
Die Fokussierung der Franzosen und Italiener auf Kleinwagen und ihre Heimatmärkte rächt sich damit. Die Auslastung der Werke in Italien und Frankreich liegt einer aktuellen Studie zufolge nur bei 54 respektive 60 Prozent – zu wenig, um Gewinn zu machen. Damit fehlt Geld für Investitionen und die Entwicklung neuer Antriebskonzepte, die über die Zukunftsfähigkeit der Branche ent-scheiden.
Allein die deutsche Autoindustrie investiert pro Jahr 20 Milliarden Euro
in die Forschung und Entwicklung, davon 3 bis 4 Milliarden Euro in al-ternative Antriebssysteme.
Langfristig hat sich die Modell-politik der deutschen Autohersteller ausgezahlt:
In Deutschland wurden 2011 gut 5,9 Millionen Pkws gebaut, etwa 800.000 mehr als im Jahr 2000.
In Frankreich liefen 2011 nur noch 1,9 Millionen Fahrzeuge vom Band, eine Million weniger als 2000.
In Italien sank die Produktion sogar um zwei Drittel auf gut 500.000 Pkws.
Erschwert wird die Lage der süd-europäischen Hersteller aber auch durch den Erfolg der Koreaner, die sich ebenfalls auf preiswerte Model-le spezialisiert haben und so den europäischen Markt erobern.
Den Weg freigemacht für KIA und Co. hat nicht zuletzt Brüssel. Denn die Europäische Union hat im vergangenen Jahr ein Freihandels-abkommen mit Südkorea geschlos-sen, dass den Import von Pkws stark erleichtert.
Seite 3 | 26. Juli 2012 | Nr. 30 | iw-dienst
Konkurrenzabgehängt
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EU ohne Malta; Quelle: European Automobile Manufacturers‘ Association
Deutsche Autohersteller bleiben in der SpurPkw-Neuzulassungen in der EU, Island, Norwegen, Schweiz und Liechtenstein im ersten Halbjahr 2012
Alle Marken
darunter
FIAT-Gruppe
PSA
Renault/Nissan
GM-Gruppe
Ford
Toyota-Gruppe
Volkswagen-Gruppe
BMW-Gruppe
Daimler
Hyundai
KIA
6.896.348
456.191
827.524
821.749
573.384
532.819
294.593
1.660.168
420.820
349.312
232.454
173.232
-6,3
-16,5
-13,7
-13,3
-10,7
-9,9
-1,1
-0,8
-0,5
0,7
12,2
25,1
100
6,6
12,0
11,9
8,3
7,7
4,3
24,1
6,1
5,1
3,4
2,5
Veränderung gegenüber Vorjahreszeitraum in Prozent
Marktanteil in Prozent
iw-dienst | Nr. 30 | 26. Juli 2012 | Seite 4
ist Produktionszentrum und Han-delsknotenpunkt. Doch der Trans-port der Waren bis zum Hafen in Shanghai dauert drei Tage.
Genau deshalb rückt die alte Sei-denstraße wieder ins Blickfeld. Was zu Marco Polos Zeiten mit Kamelen erledigt wurde, macht heute die Bahn: Der Transport auf der Schie-ne ist zum einen schneller als der preisgünstigere Seetransport und zum anderen billiger als die schnel-lere Luftfracht.
Der Schienenweg nach China wird zunehmend genutzt – entweder über die Transsibirische Eisenbahn oder die südliche Route nach Zen-tralchina (Karte):
Hinzu kommt, dass in China vor allem die Küstenregionen boomen und die chinesische Regierung nun dafür sorgen will, dass das Binnen-land aufschließt. Durch die staatli-che Förderpolitik und gestiegene Lohnkosten in den Küstenregionen wandert die Produktion vermehrt in das chinesische Binnenland ab – der Transport muss also teilweise über Land gehen.
Eine besonders wichtige Rolle spielt dabei Chongqing im Süden des Landes: Die größte Stadt der Welt
Bahnverkehr. Die Seidenstraße zwischen Europa und Asien soll als Schienen-weg wiederbelebt werden. Denn die Bahn ist schneller als das Schiff in China und günstiger als das Flugzeug. Einige deutsche Firmen nutzen diesen Weg bereits, werden aber noch an den Grenzen ausgebremst.
Über Jahrhunderte war die Sei-denstraße die wichtigste Handels-route zwischen Europa und Asien (Kasten). Heute wird stattdessen meist der Seeweg genutzt. Allein im Hamburger Hafen werden auf der Nord-Ost-Asien-Route jedes Jahr fast vier Millionen Container umge-schlagen. Hamburg, Rotterdam, Antwerpen und all die anderen Hä-fen werden durch diese riesigen Mengen zum Nadelöhr, denn der Ausbau der Verbindungen ins Hin-terland kann mit dem steigenden Container-Aufkommen nicht mehr Schritt halten. In China gibt es ähn-liche Probleme.
Die eiserne Seidenstraße
Mongolei
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Stand: 2011/2012; Ursprungsdaten: Trans Eurasia Logistics
Viele Handelswege nach Asien
Seefracht
Strecke Hamburg – Chongqing
Bahnfracht Luftfracht
Preisniveau(Seefracht =100)
100
500
1.100
Lieferzeitin Tagen
30 bis 36
Zurückgelegte Streckein Kilometern
21 bis 23
1 bis 3
ca. 22.000
ca. 11.000
7.820
Dostyk/Alashankou
Zabalayask/Manshouli
Erlian/Zamyn Ude
RussischeFöderation
138
Weißrussland
121
Kasachstan
73
China
30
Polen
28
Brest/MalaszewiczeHamburg
Chongqing
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Spurwechsel- und Zollstationen
Zollstationen oder Haltepunkte
Diesen Platz belegten die einzelnen Länder beim Thema Zollabfertigung im Logistics Performance Index der Weltbank. Bei diesem bewerten Praktiker der Branche die Qualität von Logistikstandorten rund um die Welt. Im Jahr 2012 wurden 155 Länder erfasst. Ein Teilindikator ist die Zollabfertigung. Hierbei werden u.a. Geschwindigkeit und Qualität der Abfertigung bewertet. Länderauswahl; Quelle: Weltbank
Ursprungsdaten:Trans Eurasia Logistics
Mit d
er Bahn
von Wes
t nach Ost
Seite 5 | 26. Juli 2012 | Nr. 30 | iw-dienst
der Logistikstandorte bewertet und etwa deren Geschwindigkeit bei der Zollabfertigung untersucht (Grafik).
Auf dem Weg von Europa nach China fährt die Bahn durch Weißrussland, Russland, die Mongolei und Kasachstan – und muss damit durch einige der kritischsten Zollabfertigungen der Welt.
Hinzu kommt: Im Gebiet des alten Zarenreichs fährt die Bahn auf einer anderen Spurbreite als in Europa und China. Die Züge müssen mindestens zweimal umgesetzt werden, was Zeit und Geld kostet. Wenn aber die administrativen Hindernisse konsequent angegangen werden, etwa durch einen einheitlichen Frachtbrief, sollte die Reise in 12 bis 15 Tagen möglich sein. Das wäre doppelt so schnell wie mit dem Schiff.
Derzeit fährt täglich ein Güterzug mit Autoteilen von Leipzig ins 11.000 Kilometer entfernte Shenyang und ist für diese Strecke zwischen 21 und 23 Tage unterwegs. Auch die Strecke DuisburgChongqing wird regelmäßig bedient.
Der Schienenverkehr ist für einige Gütergruppen künftig eine echte Alternative im Asienhandel. Noch sind die Kapazitäten allerdings beschränkt: Ein Güterzug kann 200 Standardcontainer befördern, große Schiffe weit über 10.000.
Zudem ist der Weg über die eiserne Seidenstraße auch mit Problemen belastet. So müssen die Züge auf der Strecke mehrere Zollgrenzen überschreiten. Vor allem auf dem Weg nach China gibt es häufig Probleme, was auch der Logistics Performance Index der Weltbank zeigt,
Die SeidenstraßeIhren Namen erhielt die Seidenstraße zwar erst 1877 von dem Geografen Ferdinand Freiherr von Richthofen – ge-nutzt wurde die älteste Handelsroute der Welt aber schon um 100 v. Chr., als die ersten Karawanen von der damaligen chinesischen Hauptstadt Chang´an, dem heutigen Xi´an, in Rich-tung Mittelmeer starteten. Die Seiden-straße ist nicht nur eine Route, sondern ein Netz aus Handelswegen, und führt u.a. durch China, Indien, Pakistan, Us-bekistan und die Türkei. Die alte Seiden-straße – von Xi´an bis Rom – ist 10.000 Kilometer lang. Das gesamte Netz der Handelsroute misst 140.000 Kilometer. Mit Kamelen wurden neben Seide auch Jade, Keramik, Gewürze, Gold und Glas transportiert. Der verstärkte Seehandel machte die beschwerliche Reise über die Seidenstraße spätestens ab dem 15. Jahrhundert immer weniger notwendig. Erst in jüngster Zeit hat die alte Route wieder an Bedeutung gewonnen – zu-erst für den Tourismus, dann als Han-delsweg.
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Stand: 2011/2012; Ursprungsdaten: Trans Eurasia Logistics
Viele Handelswege nach Asien
Seefracht
Strecke Hamburg – Chongqing
Bahnfracht Luftfracht
Preisniveau(Seefracht =100)
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1.100
Lieferzeitin Tagen
30 bis 36
Zurückgelegte Streckein Kilometern
21 bis 23
1 bis 3
ca. 22.000
ca. 11.000
7.820
Dostyk/Alashankou
Zabalayask/Manshouli
Erlian/Zamyn Ude
RussischeFöderation
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Weißrussland
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Kasachstan
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Brest/MalaszewiczeHamburg
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Spurwechsel- und Zollstationen
Zollstationen oder Haltepunkte
Diesen Platz belegten die einzelnen Länder beim Thema Zollabfertigung im Logistics Performance Index der Weltbank. Bei diesem bewerten Praktiker der Branche die Qualität von Logistikstandorten rund um die Welt. Im Jahr 2012 wurden 155 Länder erfasst. Ein Teilindikator ist die Zollabfertigung. Hierbei werden u.a. Geschwindigkeit und Qualität der Abfertigung bewertet. Länderauswahl; Quelle: Weltbank
Ursprungsdaten:Trans Eurasia Logistics
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Warenkorb. Die Kaufkraft der Netto-verdienste ist in den zurückliegenden 20 Jahren zwar kaum gestiegen. Aller-dings müssen sowohl die Damen für ihre Schuhe als auch die Männer für ihr Technik-Spielzeug heute weniger lange arbeiten als früher.
Viele Bundesbürger nörgeln nicht zuletzt deshalb am Euro herum, weil angeblich zu D-Mark-Zeiten alles billiger war als heute. Auf den ersten Blick stimmt das, denn in West-deutschland sind die Preise in den vergangenen 20 Jahren um 43 Pro-zent gestiegen. Gleichzeitig wuchsen aber auch die Nettoeinkommen – um 45 Prozent. Unterm Strich können sich die Deutschen heute also sogar etwas mehr leisten als 1991.
Anders gerechnet: Um den glei-chen Warenkorb wie anno '91 zu erwerben, müssen die Bundesbürger heute im Schnitt nicht länger arbei-ten als früher (Kasten).Weil aber die Kaufgewohnheiten von Mensch zu Mensch genauso unterschiedlich sind wie die Preisentwicklung für einzelne Güter (Grafik), gibt es auch Zeitgenossen, die für ihren individu-ellen Warenkorb heute länger oder kürzer arbeiten müssen als vor 20 Jahren. Einige Beispiele:
Nahrungsmittel. Lebensmittel ha-ben sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten nur um knapp ein Drit-tel verteuert. Deshalb hat sich die Kaufkraft der Lohnminute bei den meisten Nahrungsmitteln positiv entwickelt. Ein Kotelett ist schon nach einer halben Stunde verdient, damals waren 36 Minuten nötig.
Bekleidung. Die Preise für Kla-motten und Schuhe sind seit 1991 ©
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Basis durchschnittliches Nettoentgelt je geleistete Arbeitsstunde: 1991 = 10,50 Euro, 2011 = 15,20 Euro (Schätzung); Haushaltsstrom: einschließlich Grundgebühr; Ursprungsdaten: IAB, Statistisches Bundesamt
Kaufkraft in Deutschland: Damals und heuteSo lange musste ein westdeutscher Arbeitnehmer im Schnitt für diese Güter arbeiten, in Stunden:Minuten
Lebensmittel Bekleidung, GebrauchsgüterKaufkraftgewinn Kaufkraftverlust
Energie Medien, Dienstleistungen
1991 20111l
Vollmilch
1991 2011
Zucker
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Marken-butter
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Eier
1kg 250g 10Stück
1991 20111kg
Mischbrot Speise-kartoffeln
1991 2011
Schweine-kotelett
1991 2011
Kabeljau
2,5kg 1kg 1kg
1991 20111Karte
Kino-besuch
1991 2011
Haare waschen und fönen für Damen
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Herrenschuhe besohlen
1991 2011
Abo Tages-zeitung
1-mal 1Paar 1Monat
1991 20111Stück
Kleider-schrank
1991 2011
Wasch-maschine
1991 2011
Fernseher
1991 2011
Damen-pumps
1Stück 1Stück 1Paar
1991 20111Stück
Herrenanzug
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Super-benzin
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Haushalts-strom
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Porto Standardbrief
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Männerspielzeug wurde billiger
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nur um 14 Prozent gestiegen. Da-menpumps sind demzufolge heute 1 Stunde und 45 Minuten schneller erarbeitet als vor 20 Jahren.
Elektronik. Artikel aus den Tech-nikabteilungen der Kaufhäuser sind in den vergangenen 20 Jahren erheb-lich billiger geworden. Der Arbeits-zeiteinsatz für einen Fernseher ist von über 76 auf nur noch 30 Stunden gesunken – obwohl man für den selben Preis heute ein Flachbildgerät mit Full-HD-Auflösung bekommt.
Energie. Die Preise für Öl und Strom haben sich in den vergange-nen 20 Jahren mehr als verdoppelt. Dementsprechend arbeitet man für eine Tankfüllung heute 5 Stunden – fast 2 Stunden länger als 1991.
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Basis durchschnittliches Nettoentgelt je geleistete Arbeitsstunde: 1991 = 10,50 Euro, 2011 = 15,20 Euro (Schätzung); Haushaltsstrom: einschließlich Grundgebühr; Ursprungsdaten: IAB, Statistisches Bundesamt
Kaufkraft in Deutschland: Damals und heuteSo lange musste ein westdeutscher Arbeitnehmer im Schnitt für diese Güter arbeiten, in Stunden:Minuten
Lebensmittel Bekleidung, GebrauchsgüterKaufkraftgewinn Kaufkraftverlust
Energie Medien, Dienstleistungen
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Marken-butter
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Mischbrot Speise-kartoffeln
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Schweine-kotelett
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Kabeljau
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Kino-besuch
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Haare waschen und fönen für Damen
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Herrenschuhe besohlen
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Abo Tages-zeitung
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Kleider-schrank
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Herrenanzug
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Haushalts-strom
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Information
Deutschlandin Zahlen 2012
Kostenpflichtiger Download unter:www.iwmedien.de/Bookshop
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (Hrsg.)
Berechnung der KaufkraftBasis für die Berechnung der Kaufkraft je Lohnminute sind die vom Statistischen Bundesamt erhobenen Preise ausgewählter Waren und Dienstleistungen. Veröffentlicht werden diese Durchschnittspreise aber nur für die alten Bundesländer. Die Nettolöhne je geleistete Stunde wurden aus den Angaben zur Nettolohn und gehaltssumme aller Arbeitnehmer und zu den von ihnen insgesamt geleisteten Arbeitsstunden (jeweils für Westdeutschland) errechnet.
Im Durchschnitt betrug der Nettolohn 2011 je Stunde 15,20 Euro. Dafür konnte sich ein Arbeitnehmer zum Beispiel genau 2 Kilo Kotelett kaufen. Das Berechnungsverfahren nennt sich Kaufkraft der Lohnminute.
Herausgeber:Institut der deutschen Wirtschaft Köln
Chefredakteur: Axel RheinStellvertreterin: Brigitte LauschRedaktion: Alexander Weber (verantwortlich), Andreas Wodok (Textchef), Jork Herrmann, Sylvia Miskowiec, Berit SchmiedendorfRedaktion Berlin: Klaus SchäferRedaktionsassistenz: Angelika GoldenbergGrafik: Michael Kaspers, Ralf Sassen Telefon: 0221 4981-523, Fax: 0221 4981-504E-Mail: [email protected]
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Dem iwd wird einmal monatlich(außer Januar und Dezember)„Wirtschaft und Unterricht“ beigelegt.
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Pecunia et circenses
Olympia. Wenn am 27. Juli in London die 30. Olympischen Spiele beginnen, steht ein Verlierer bereits fest: der bri-tische Steuerzahler. Denn die Kosten für das Großereignis haben sich seit der Bewerbung mehr als verdoppelt.
Olympische Spiele steigern das Renommee einer Stadt und machen sie weltweit für Touristen attraktiv. Verantwortlich dafür sind die vielen schönen Bilder, die über Millionen Bildschirme flimmern. Bereits 1988, als die Athleten in Seoul um Medail-len kämpften, wurden rund 2.500 Stunden Sendematerial produziert und in 160 Länder ausgestrahlt. In Peking 2008 waren es sogar 5.000 Stunden – und es gab kein einziges Land mehr, in das die Olympischen Spiele nicht übertragen wurden. Die Einnahmen aus den Übertragungs-rechten fließen an das Internationa-le Olympische Komitee (Grafik):
Zwischen den Olympischen Spie-len 1972 in München und Peking 2008
haben sich die Einnahmen aus den Rundfunkübertragungsrechten fast verhundertfacht.
Zudem kassiert das IOC Milliar-den von Großsponsoren, aus der Vergabe von Produktlizenzen sowie dem Verkauf von Eintrittskarten.
Für London und die englischen Steuerzahler sieht die Situation al-lerdings weniger rosig aus. Wurden in der Bewerbung aus dem Jahr 2003 noch Gesamtkosten von umgerech-net 5,25 Milliarden Euro angesetzt, wurde diese Schätzung inzwischen auf 11,6 Milliarden Euro korrigiert. Auch bei den Sommerspielen in Syd-ney und Athen lagen die tatsäch-lichen Kosten hinterher etwa dop-pelt so hoch wie ursprünglich veran-schlagt, in Barcelona sogar viermal.
Die Gründe dafür: Der Bau der Wettkampfstätten und der Infra-struktur wird hauptsächlich aus öf-fentlichen Mitteln, also Steuergel-dern, finanziert. Um keinen Unmut bei den Steuerzahlern zu wecken und um den Zuschlag zu bekommen, setzen die konkurrierenden Bewer-berstädte viel zu niedrige Kosten an.
Organisation und Durchführung der Spiele selbst übernimmt dann wieder das IOC – und das ist clever: Es hat sich vor der Vergabe der Spiele zusichern lassen, dass die aus-richtende Stadt und die dazugehö-rige öffentliche Hand anfallende
Kosten, die nicht in der Bewerbung standen, übernehmen. Dies ist mög-lich, da das IOC als monopolisti-scher Anbieter fungiert und die Ver-gabebedingungen diktiert. Deswe-gen kann es sich auch Mindesterlöse vertraglich festschreiben lassen.
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1.058,4
1.187,4
1.382,2Ursprungsdaten: Internatio-nales Olympisches Komitee
Geldmaschine Olympia Einnahmen des IOC aus Rundfunk-
übertragungsrechten, in Millionen Euro
Rom1,0
1960
Tokio1,3
1964
Mexiko7,8
1968 München14,1
1972
Montreal27,7
1976
Moskau69,9
1980
Los Angeles
228,0
1984
Seoul
320,0
1988
Barcelona
505,6
1992
Atlanta
714,01996
2000 Sydney
1.058,42004 Athen
1.187,42008 Peking
1.382,2
Dieser Ausgabe liegt unsere Veröffentlichung„Wirtschaft und Unterricht“ bei.
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