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Page 1: Samstag, 11. November 2017 23 Als „Spechtler“ auf der ... · gen. Auf einer Astrofarm will er dort, ohne große Lichtverschmut-zung, weitere Schätze für seine Sammlung aufnehmen.

LOKALESSamstag, 11. November 2017 TU Nummer 259 23

Von Annina Bolien

Altenmarkt. Das Dach einesHauses mit den Solarplatten unddem Kamin darauf ragen nurleicht über den unteren Bildrand.Der Rest ist gefüllt mit hellgrauemHimmel und hellen Strichen inunregelmäßigen Abständen, diewie eine Spirale auf einen Punktin der Mitte zulaufen. Es ist dasBild, das den Desktop-Hinter-grund von Stephan SchlaipfersComputerbildschirm schmückt.Daneben liegen verschiedene Ka-meras und unzählige Blätter mitTabellen und Prozentzahlen aufdem Holztisch. Der 50-Jährige Al-tenmarkter blickt stolz auf seineAufnahme und schmunzelt. „Mitder Seminararbeit meines Sohneshat alles angefangen.“ Für dieseentstand das faszinierende Bildvom Sternenhimmel. Und es be-deutet Stephan Schlaipfer viel,denn es ist nach einer langen Pau-se der Wiedereinstieg in sein Hob-by, die Astrofotografie, die er vorüber 30 Jahren für sich entdeckthat.

Seminararbeit des Sohneshat das Feuer neu entfacht

Die Seminararbeit, die seinjüngster Sohn Johannes (19) vorrund zwei Jahren für den Physik-Unterricht am Hertzhaimer-Gym-nasium Trostberg anfertigenmusste, hat das Feuer wieder ent-facht. „Wie entstehen Sterne?“lautete das Thema, und sein Sohnbenötigte dafür ein aussagekräfti-ges Foto.

Deshalb griff Stephan Schlaip-fer zur Spiegelreflexkamera undlichtete den Sternenhimmel perLangzeitbelichtung ab. „Die Ster-ne sind dann keine Punkte mehr,sondern Striche. Das liegt an derBewegung der Erde um die eigeneAchse.“ Auch, warum der Polar-stern in der Mitte kein Strich ist,sondern ein Fixpunkt, erklärt derAltenmarkter: „Auf der Nord-halbkugel, wo wir uns befinden,ist der Polarstern ein besondererAnhaltspunkt. Richtet man dieKamera auf diesen aus, bleibt erim Gegensatz zu den anderenSternen stehen, da er auf der Ver-längerung der Erdachse liegt.“

Das Desktopbild hat einen hel-len Schleier, vor allem im Bereichdes Horizonts. Schlaipfer erklärt,dass das an der hohen Lichtver-schmutzung durch die umliegen-den Städte liege. Auch das leichteBildgrieseln habe einen Grund.Eine einzige Aufnahme reiche oftnicht aus. Damit es weniger grob-körnig wird, müsse man mehrereBilder mit extremer Langzeitbe-lichtung übereinanderlegen.

Nachhelfen könne man immermit diversen Bildbearbeitungs-

programmen. „Die Natürlichkeitsoll dabei aber immer erhaltenbleiben“, betont der 50-Jährige.Da ist es hilfreich, Mitglied in ei-nem Verein zu sein, um sich überTipps und Tricks auszutauschen.Deshalb ist er vor einem Jahr demVerein „Astronomie im Chiem-gau“ (siehe auch Kasten) beigetre-ten. Um noch bessere Bilder zumachen, hat er sich ein Teleskopgekauft, mit dem er nun auch Pla-neten und planetarische Nebel fo-tografieren kann.

Es knarzt unter den schwarzenHausschlappen, als StephanSchlaipfer die Treppe in den ers-ten Stock hinaufsteigt. Dort stehtauf dem Parkettboden sein Tele-skop. Das Stativ aus Eisen trägtein massives weißes Fernrohr, andem die Kamera festgeschraubtist. Dadurch wird das Teleskop zueinem gigantischen Objektiv.

Schlaipfer nimmt die Schutz-kappen des Suchers ab und blickthinein. Durch die enorme Vergrö-ßerung kann man nur eine ver-schwommene Struktur erkennen.„Jetzt sind wir quasi ,Spechtler‘,also Sternenbeobachter.“

Um freien Blick auf den Him-mel zu haben, muss er das 40 Kilo-

Als „Spechtler“ auf der Suche nach dem Auge GottesHobby-Astrofotograf Stephan Schlaipfer aus Altenmarkt fängt mit Spiegelreflexkamera und Teleskop verborgene Ecken des Universums ein

gramm schwere Gerät nach untenin den Garten transportieren.Dort ist ein Stern aus Pflasterstei-nen der Fixpunkt, von dem aus erden Sternenhimmel einfängt. Je-des Mal, wenn er Bilder aufnimmt,baut er das Teleskop auseinanderund im Garten wieder auf.

Drei Dinge, so Schlaipfer, spie-len bei der Astrofotografie eine be-sonders wichtige Rolle: Ausrüs-

tung, Erfahrung und Zeit. „Das isteine ganz schöne Herumfieselei,bis das alles etwas wird.“ DasHobby könne man eben nur aus-üben, wenn der Himmel wolken-los ist. Die Fischer wünschen sich„Petri Heil!“, wir Astrofotografenwünschen uns „Klare Nächte!“.

Thomas Hilger, Vorsitzenderdes Vereins Astronomie imChiemgau, kann das nur bestäti-

gen. „Von den 20 Nächten im Jahr,in denen die Wetterverhältnissestimmen, hat man dann an fünfkeine Zeit und an weiteren fünfkeine Lust“, sagt er schmunzelnd.

Den Sonnen-Transitder ISS fotografiert

Das bis jetzt wohl überwälti-gendste Ereignis für Schlaipferwar ein Transit der InternationenRaumstation ISS vor der Sonne,den er am 7. Oktober nach dreiAnläufen festhalten konnte. Nurselten bewege sich die ISS so anMond oder Sonne vorbei, dassman ein Foto davon machenkann. Der Korridor zum Fotogra-fieren des Transits sei nur rund 14Kilometer breit, in seinem Fallwar das Schauspiel also etwa zwi-schen Altenmarkt und Kienbergzu beobachten.

Weil die Raumstation oft ihrenKurs korrigiert und der Vorbeiflugan der Sonne nur rund eine Se-kunde dauert, musste Schlaipfergenau im richtigen Moment ab-drücken. Dass ihm das mit einemSonnenfilter, viel Berechnungund Planung und ein wenig Glück

gelungen ist, darüber freut er sich„wie ein Schneekönig“.

Warum ihn die Astrofotografieso begeistert? „Der abenteuerli-che Gedanke, wie das Universumentstanden ist, ob es göttlich oderanderweitig geschaffen wurde, obes ein Ende hat oder nicht, das hatmich schon immer fasziniert.“ In-tensiv mit diesen Fragen möchtesich Schlaipfer auch einmal auf ei-ner Reise nach Namibia beschäfti-gen. Auf einer Astrofarm will erdort, ohne große Lichtverschmut-zung, weitere Schätze für seineSammlung aufnehmen.

Und einen weiteren Wunschhat der Altenmarkter: bis 6. Janu-ar hat er Zeit, den Helixnebel, dasso genannte Auge Gottes, aufzu-nehmen. Ein besonders spektaku-läres Weltraum-Phänomen: Dassatte Blau in der Mitte des plane-tarischen Nebels sieht aus wie ei-ne Pupille und eine Iris, die vonleuchtendem Orange und Rot wieein Auge umrandet werden.Schlaipfer möchte dafür mehrereNächte investieren und die Bilderam Ende übereinander legen. Undwenn alles klappt, dürfte das Er-gebnis auch ein würdiger neuerDesktop-Hintergrund sein.

Thomas Hilger, Vorsitzenderdes Vereins „Astronomie imChiemgau“, gibt den Hobby-und Profifotografen, den„Spechtlern“ und Quantenphy-sikern, eine gemeinsame Platt-form zum Informationsaus-tausch. Ein festes Programmgibt es nicht. Viel wichtiger sei-en die Vereinstreffen und Astro-Stammtische, bei denen sich je-der – vom Sterndlgucker biszum Astronom – einbringenkönne. „Jeder stellt seine ,Ver-brechen‘ vor, was er halt so ge-macht hat in der dunklen

Treff für Sterndlgucker und AstronomenNacht“, lacht Hilger. Fotos undaktuelle astronomische Ereig-nisse werden bei den Treffen be-sprochen. Auch Ausflüge zu an-deren Sternwarten, beispiels-weise ins Deutsche Museum,werden gerne unternommen.

In Oberreith bei Schnaitsee,neben dem Wildpark, befindetsich die Sternwarte des Vereins,in der auch Führungen fürSchulklassen und Interessierteangeboten werden. Die Kindersollen vor allem auch für dasThema Umwelt sensibilisiertwerden. − boa

Rabenden/Trostberg. Zum 61.Mal ermitteln die Schützen desAlzgaus Trostberg von Mittwoch,15. November, an ihre besten Luft-gewehr- und Luftpistolenschüt-zen. Erstmals in der langen Ge-schichte dieses Wettbewerbs hattesich kein Ausrichter gefunden, sodass die Gauvorstandschaft selbstdie Organisation der Veranstal-tung übernimmt. Die St. Wolfgan-ger Schützen stellen dafür ihrezwölf elektronischen Stände inRabenden zur Verfügung undkümmern sich um die Bewirtung.

Schießzeiten sind am Mitt-woch, Donnerstag und Freitag je-weils von 18 bis 22 Uhr, am Sams-tag, 18. November, von 14 bis 22Uhr und am Sonntag, 19. Novem-ber, von 10 bis 20 Uhr. Die Klasse-neinteilung richtet sich nach derneuesten Jahrgangstabelle desBayerischen Sportschützenbun-des. Wie Gauschützenmeister An-

ton Hochreiter mitteilt, werdendie Jahrgangsklassen getrenntnach Disziplin Luftgewehr undLuftpistole in drei Wertungsklas-sen eingeteilt. Klasse 1 sind Schü-ler, Jugendliche und Junioren B,Klasse 2 Schützen, Damen, Junio-ren A, Alters- und Seniorenklasse,Klasse 3 alle Auflageschützen.Geschossen wird nach der Ring-/Blattlwertung. Dabei gibt esGeldpreise, die sich nach den je-weiligen Einnahmen aus denSchießeinlagen richten. Die neu-en Gaukönige bekommen Silber-taler und Gutscheine zum An-bringen des Silbertalers an dieGaukette. Preise bekommen auchdie fünf Vereine mit den meistenTeilnehmern beim Gauschießen.

Die Proklamation der Schüt-zenkönige findet beim Gauschüt-zenball am Samstag, 25. Novem-ber, um 20 Uhr im Gasthaus „ZurPost“ in Altenmarkt statt. − ko

61. Gauschießen desAlzgaus Trostberg

Ab Mittwoch an den Ständen in St. WolfgangPalling. Der Zweckverband

zur Wasserversorgung Otting-Pal-linger-Gruppe hält seine öffentli-che Verbandsversammlung amMittwoch, 29. November, um 14Uhr im Gasthaus „Michlwirt“ ab.Die Tagesordnung umfasst nebender Genehmigung der Sitzungs-niederschrift, der Wahl des neuenstellvertretenden Verbandsvorsit-zenden und den Bekanntgabenauch die Geschäftsberichte überBilanz und Prüfungen zu den Ab-schlüssen von 2016 und die Ent-lastung für 2016.

Außerdem stehen die Bestel-lung des Abschlussprüfers für dasJahr 2018, der technische Jahres-bericht für das Jahr 2017 und dieBeratung und Beschlussfassungfür das Geschäftsjahr 2018 aufdem Programm. Zudem soll derstellvertretende Verbandsvorsit-zende, der ehemalige FeichtnerBürgermeister Johann Aicher, ver-abschiedet werden.

Versammlung desZweckverbands

Feuerwehr in Bozen und MeranPalling. Bozen in Südtirol war das Ziel des Vereinsausflugs der Feuerwehr Palling. Nachmittags be-

suchten die Ausflügler in Kaltern eine Wein- und Sektkellerei mit fachkundiger Führung. Anschließendgenossen die Oberbayern noch eine geführte Weinprobe. Abends ging’s in Kaltern in einem Törggelkel-ler zur Brotzeit mit Südtiroler Spezialitäten. Am Sonntagmorgen brachen die Reisenden auf in RichtungMeran. Von dort aus fuhren sie zum Dorf Tirol zu einer Auffangstation für verletzte Greifvögel und be-suchten die Flugvorführung. Anschließend wurde über den Jaufenpass die Heimreise auf der Route überSterzing angetreten und in Rettenbach eingekehrt. − cw/Foto: cw

Palling

Astrofotograf Stephan Schlaipfer auf dem Pflasterstern in seinem Garten in Altenmarkt – be-reit für die nächsten atemberaubenden Aufnahmen des Nachthimmels. − Fotos: sts

Der farbenprächtige Cirrusnebel ist nur einer von vielen planetarischen Nebeln, dieSchlaipfer als Hobby-Astronom aufgenommen hat.

Das Bild des Nachthimmels über Schlaipfers Haus ziert seinen Desktop-Bildschirm undist für ihn tägliche Motivation.