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fällt oft das Wort „Herrschaft“.Der Ausdruck ist nicht negativgemeint, wie er versichert. „Dasist eben Butlergenre.“

Jeder Wunsch wird erfülltVon Kampen hat schon in Öster-reich, der Schweiz, Dubai undEngland gearbeitet. Momentanarbeitet er dort, wo „er ge-braucht wird“. Probleme mit sei-nen Herrschaften gebe es fastnie. „Die Menschen lieben denService und den zuvorkommen-den Umgang“, sagt er. Seinen Ar-beitgebern erfüllt er jedenWunsch: „Ich fahre sie, wohinsie wollen, überrasche sie, binGesellschafter, Koch, Reisebe-gleiter und Krankenpfleger.“ Ge-

49-Jährige den Satz ausgespro-chen hat, fügt er schnell an: „Dasist jetzt nicht böse gemeint.“ DerBillerbecker will keinem Men-schen etwas Schlechtes undzieht aus allem einen positivenSchluss. Denn: In der Butler-schule hat er viel gelernt, wie ersagt. Silberpflege, perfektesTischdecken, gute Manieren,Diskretion und Loyalität gehö-ren dazu. „Auch Zeitungen bü-geln stand auf dem Programm“,sagt Konrad von Kampen. Zei-tung bügeln? „Damit die Herr-schaften keine Druckerschwärzean ihre Kleidung und Hände be-kommen“, fügt er hinzu.

Wenn der diplomierte Butlerüber seine Arbeitgeber spricht,

Aalen

Konrad von Kampen be-tritt die Redaktion undzieht alle Blicke aufsich: er hat einen auf-

rechten Gang, eine tiefe Stimme,Doppereiher-Sakko und glän-zende Lederschuhe. „Ich achtesehr auf mein Äußeres. Auf dieSchuhe schaut man zuerst, dahersind sie mir ziemlich wichtig“,sagt der 49-Jährige. Konrad vonKampen wohnt in Billerbeck, ei-nem Städtchen in Nordrhein-Westfalen. In Aalen ist er mo-mentan geschäftlich, denn er ar-beitet seit zehn Jahren als diplo-mierter Butler. Aber der Reihenach.

Bevor der 49-Jährige eineAusbildung an der InternationalButler-Academy in Zeist machte,

leistete er Zivildienst und arbei-tete als Gärtner und Erzieher.„Ich habe früh gemerkt, dass ichgut mit Menschen kann. Vor al-lem mit Senioren“, sagt der49-Jährige. Bei einem Persön-lichkeitsseminar kam der ent-scheidende Impuls: „Es stelltesich heraus, dass meine Top-Fä-higkeit das Dienen ist“, erinnertsich von Kampen. Butler wollteder Billerbecker trotzdem nichtwerden. „Den Beruf fand ichblöd.“ Doch er gab dem Job undsich eine Chance und machte einPraktikum.

Eine harte AusbildungEr fand Gefallen am Servieren,Bügeln, Organisieren und Mana-gen. Deswegen stellte er sich denharten Aufnahmekriterien derbesten Butlerschule in den Nie-derlanden, wie er sagt. „ZweiMonate kosteten 15 000 Euro.“Kampen: „Die Ausbildung warhart und mit dem Typ hatte iches nicht leicht.“ Nachdem der

Stets zu Ihren DienstenLeute heute Konrad von Kampen ist diplomierter Butler und arbeitet momentan in Aalen.Warum der 49-Jährige für seine Arbeitgeber Zeitungen bügelt. Von Marcia Rottler

treu dem Motto: „Rufe das Gutein die Welt hinein und es kommtzurück.“

Doch wie schafft es der49-Jährige, die Ruhe zu bewah-ren, wenn ihn seine Herrschafteinmal nervt? Er überlegt kurzund sagt dann: „Bei mir darf derMensch Mensch sein. Ich habeihn lieb, wie er ist.“ Noch einenTrick hat der 49-Jährige: „Ichnehme mich oft zurück und neh-me nichts persönlich.“

Auch Tina Turner und dieFußball-Mannschaften vonDortmund und Wolfsburg konn-ten den Butlerservice von Kon-rad Kampen schon genießen.„Ich liebe Fußball. Das war dasGrößte für mich.“

„MeineTop-Fähigkeit

ist Dienen.“Konrad von KampenDiplomierter Butler

Seit zehn Jahren arbeitet Konrad von Kampen als Butler. Durch das Bügeln der Zeitung kann die Dru-ckerschwärze nicht mehr auf Hände und Kleidung gelangen. Foto: Oliver Giers